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Wissenschaftlicher Jahresbericht des Österreichischen ...

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<strong>Wissenschaftlicher</strong> <strong>Jahresbericht</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Österreichischen</strong> Archäologischen Instituts<br />

2012


Das Österreichische Archäologische Institut ist eine Forschungseinrichtung <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong>ministeriums für Wissenschaft und Forschung<br />

Herausgeber<br />

Österreichisches Archäologisches Institut<br />

Franz Klein-Gasse 1<br />

A-1190 Wien<br />

www.oeai.at<br />

© 2013 ÖAI<br />

Für den Inhalt verantwortlich: Sabine Ladstätter<br />

Redaktion: Barbara Beck-Brandt<br />

Satz und grafische Gestaltung: Andrea Sulzgruber<br />

Druck: Schmidbauer GmbH, 7400 Oberwart<br />

Alle Abbildungen, sofern nicht anders angegeben: © Copyright by ÖAI.<br />

Die in den Texten verwendeten personenbezogenen Ausdrücke beziehen sich gleichermaßen auf Frauen<br />

und Männer.


Zentrale Wien<br />

Direktorin: Priv.-Doz. Mag. Dr. Sabine Ladstätter<br />

Stellvertretender Direktor: Univ.-Doz. Mag. Dr. Stefan Groh<br />

Verwaltungsleiterin: Ulrike Lang<br />

Wissenschaftliches Personal<br />

Dr. Maria Aurenhammer Mag. Dr. Ursula Quatember (FWF)<br />

Mag. Barbara Beck-Brandt Mag. Laura Rembart (FWF)<br />

Dr. Karl Herold Prof. Dr. Peter Scherrer (karenziert)<br />

Mag. Dr. Christoph Hinker Mag. Helmut Schwaiger (FWF)<br />

Mag. Dr. Barbara Horejs (ERC) Christoph Schwall, MA (ERC)<br />

Mag. Florian Jaksche Mag. Dr. Helga Sedlmayer<br />

Mag. Silvia Kalabis (TRF) Mag. Dr. Martin Seyer<br />

Mag. Denise Katzjäger (FWF) Priv.-Doz. Mag. Dr. Martin Steskal<br />

Priv.-Doz. Mag. Dr. Michael Kerschner DI Gilbert Wiplinger<br />

DI Dr. Michael Melcher (FWF) Dr. Gudrun Wlach (FWF)<br />

Felix Ostmann, BA (ERC) Mag. Banu Yener-Marksteiner (FWF)<br />

Mag. Gottfried Parrer, BSc (TRF) Mag. Lilli Zabrana, MSc<br />

Mag. Dr. Andrea Pülz (FWF)<br />

Wissenschaftliche Hilfskräfte<br />

Maximilian Bergner (FWF/ERC) Alarich Langendorf<br />

Stefan Grasböck (FWF/ERC) Johanna Traumüller (ERC)<br />

Kira Lappé<br />

Nichtwissenschaftliches Personal<br />

Mag. Dr. Isabella Benda-Weber Dipl.Ök. Gudrun Krakhofer<br />

Maria Bodzenta Filiz Öztürk, MA<br />

Mag. Katharina Hasitzka, MSc Cornelia Panzenböck, BA<br />

Michaela Hasler Mag. Astrid Pircher<br />

Angela Klees David Zänger<br />

Praktikant(inn)en<br />

Alexander Gorbach Florian Palek<br />

Mag. Martina Müller<br />

3


I. Forschungen In der TürkeI<br />

i.1 ephesos<br />

Die Grabungen in Ephesos fanden unter der Leitung von S. Ladstätter und der Stellvertretung<br />

durch Ö. Vapur von 23. Januar bis 8. Dezember 2012 statt. Vom türkischen<br />

Ministerium für Kultur und Tourismus wurden Y. Yılmazer und M. Sevim als<br />

Regierungsvertreter entsandt. E. Aydın war als Regierungsvertreterin für die Restaurierungsarbeiten<br />

in Ephesos zuständig. F. Öztürk war wie in den vergangenen<br />

Jahren für das Management der Grabung verantwortlich.<br />

Im angegebenen Zeitraum wurde mit unterschiedlichem Aufwand, teilweise gestaffelt<br />

und teilweise parallel, an zahlreichen Projekten gearbeitet, deren zeitlicher<br />

Rahmen sich vom späten Neolithikum bis in die Neuzeit erstreckte. Die insgesamt<br />

161 wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 18 Nationen widmeten<br />

sich unterschiedlichsten Aspekten der Grabung, wobei neben den Fachgebieten<br />

Prospektion, Ausgrabung, Bauforschung, Konservierung und Restaurierung auch<br />

die Bearbeitung zahlreicher Spezialforschungsbereiche erfolgte. Wie schon in den<br />

letzten Jahren wurden die geodätischen Arbeiten von C. Kurtze und die fotografischen<br />

Dokumentationen von N. Gail ausgeführt.<br />

I.1.1 Grabungen, Bauforschung und Aufarbeitung<br />

I.1.1.1 Çukuriçi Höyük<br />

Alle Arbeiten 2012 am und im Bereich <strong>des</strong> Çukuriçi Höyük wurden im Rahmen <strong>des</strong><br />

ERC-Projekts »Prehistoric Anatolia« und BEAN »Bridging European and Anatolian<br />

Neolithic« durchgeführt. Die Ausgrabungen hatten zum Ziel, ältere Siedlungsphasen<br />

<strong>des</strong> Neolithikums zu untersuchen, die Anlage <strong>des</strong> Grabens stratigrafisch und chronologisch<br />

zu klären sowie ein neues Siedlungsareal der Frühbronzezeit freizulegen.<br />

Dementsprechend wurden die Grabungen in den 2011 angelegten Schnitten N6 am<br />

Fuß <strong>des</strong> Hügels und Schnitt N7 fortgesetzt. Auf dem Tell wurde eine neue Grabungsfläche<br />

im Schnitt M1 angelegt. Insgesamt wurden rund 570 m² archäologisch<br />

untersucht. Die wichtigsten Ergebnisse lassen sich chronologisch und nach Grabungsschnitten<br />

gegliedert folgendermaßen zusammenfassen:<br />

Die gesamte Fläche N6 wurde weiter ausgegraben. Die 2011 bereits teilweise<br />

freigelegte Siedlungsphase ÇuHö IX lässt sich nun vervollständigen und gibt den<br />

Ausschnitt einer Siedlung, die älter als 6200 calBC datieren dürfte. Dieser spätneolithischen<br />

Phase können mehrere Gebäude und Aktivitätsareale zugeordnet werden,<br />

die als Komplexe definiert wurden. Die verschiedenen Po<strong>des</strong>te, Gruben und<br />

eine Herdstelle weisen auf unterschiedliche Tätigkeiten hin, die außerhalb der Häuser<br />

hier stattfanden. Stratigrafisch gleichzeitig wurden die Häuser der Komplexe 9<br />

(Mauerrest und Pflasterung, beide durch jüngeren Graben ›Komplex 5‹ gestört),<br />

7 (Mauer, Nutzungshorizont, Pfostengruben) und 6 (min<strong>des</strong>tens zwei Bauphasen<br />

mit Lehmstampfböden, Kalkpflasterung, Inneninstallationen, Pfosten u. Ä.) genutzt.<br />

Ebenfalls zur Siedlungsphase ÇuHö IX gehört die mächtige Steinsockelmauer mit<br />

Lehmstampfwandung, Pfostenstehern und mehreren Nutzungshorizonten von Komplex<br />

3. Die Mauer ist zwar durch eine rezente Störung abgerissen, lässt sich aber<br />

auch darüber hinaus in keine Richtung weiterverfolgen, sondern wird durch eine<br />

entsprechende Pfostengrube in ihrer Verlängerung ›abgeschlossen‹.<br />

5


Ephesos, Çukuriçi Höyük.<br />

Übersicht über die neolithischen<br />

Befunde<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

6<br />

Am Ende der Kampagne 2012<br />

sind weite Bereiche dieser Phase<br />

abgebaut worden, um die nächste<br />

Phase freizulegen, wobei einzelne<br />

Mauern stehen gelassen wurden.<br />

Die darunterliegende Siedlungsphase<br />

ÇuHö X wurde in einigen Bereichen<br />

bereits freigelegt. Sie ist durch<br />

einen Zerstörungshorizont zumin<strong>des</strong>t<br />

partiell gekennzeichnet, der die<br />

jüngsten Befunde dieser Bebauung<br />

überlagert.<br />

Aus den zahlreichen Detailergebnissen<br />

können nur einzelne<br />

Resultate herausgehoben werden.<br />

Festzuhalten ist, dass die beiden<br />

neolithischen Siedlungsreste gebaute<br />

Architektur mit Steinsockeln und<br />

Lehmstampfwänden sowie partiell<br />

gepflasterte massive Böden aus einer<br />

Art Kalkestrich aufweisen. Einzelne<br />

Fragmente von feinerem Putz lassen<br />

eine Innengestaltung der Wände<br />

oder Böden vermuten. Obwohl sehr<br />

viele Funde geborgen wurden, ist<br />

der Anteil gebrannter Gefäßkeramik<br />

relativ gering. Dazu gehören auch<br />

Rot-auf-Weiß bemalte Waren, wie<br />

sie aus den ältesten Siedlungen von<br />

Kappadokien bis zum Seengebiet<br />

(z. B. Haçılar) bekannt sind. Dagegen<br />

ist der Anteil an allen anderen<br />

Fundgattungen im Vergleich zu den<br />

jüngeren Schichten deutlich angestiegen,<br />

besonders das Spektrum an<br />

(besonderen) Kleinfunden, Werkzeugen<br />

und Geräten ist beeindruckend.<br />

Zu erwähnen sind die hohe Anzahl<br />

und Varianz an Schmuckperlen, qualitätsvolle<br />

Beile und Dechsel, Knochengeräte<br />

in einer Typenvielfalt, wie sie beispielsweise aus Çatal Hüyük bekannt<br />

ist, sowie zahlreiche Elemente einer lokalen Produktion wie Pfeilschaftglätter, Rohstoffknollen<br />

oder Produktionsabfälle. Dazu kommen mehrere besondere Depots<br />

aus der Phase ÇuHö X: zwei Schleudergeschossdepots mit je 19 und 49 Objekten,<br />

ein Werkzeugdepot mit massiven Werkzeugen aus unterschiedlichen Silexgesteinen<br />

und ein Obsidiandepot mit 19 sehr langen Klingen aus einem einzigen rekonstruierbaren<br />

Kern und einem dazugehörigen Pfeilschaftglätter. Schließlich wurde<br />

eine Tierfigurine aus gebranntem Ton geborgen, deren alt gebrochener Kopf fehlt.<br />

Im Bereich der Grabensohle, die in neolithische Strukturen eintieft, wurde ein tönerner<br />

Stempel geborgen, der die Darstellung einer (menschlichen?) Figur zeigt.<br />

Sofern diese vorläufige erste Einschätzung richtig ist, würde mit dem Stempel die<br />

älteste anthropomorphe Darstellung aus Ephesos vorliegen, was aber durch weitere<br />

Recherchen abzusichern ist.<br />

Der Profilschnitt N7 wurde in einigen Bereichen weiter untersucht, um die Konstruktion,<br />

Funktion und Aufgabe <strong>des</strong> Grabens ›Komplex 5‹ zu untersuchen. Der


Zentrale Wien<br />

Graben mit einer gerundeten U-förmigen Sohle tieft<br />

rund 2,5 m von einem vermutlich spätchalkolithischen<br />

Horizont ein und zerstört dabei darunterliegende<br />

neolithische bis frühchalkolithische Kontexte der<br />

Phasen ÇuHö (X?) IX–VIII. An seiner Oberkante war<br />

der Graben knapp 5 m breit, der dazugehörige Siedlungshorizont<br />

dürfte der Phase ÇuHö VII angehören,<br />

konnte bislang aber noch an keiner Stelle flächig untersucht<br />

und kann daher nur postuliert werden. Die<br />

dazugehörigen Radiokarbondaten aus der Anlage<br />

und Aufgabe <strong>des</strong> Grabens sowie das keramische<br />

Fundspektrum weisen aber eindeutig in das 4. Jahrtausend.<br />

Nach einer zunächst langsamen Verfüllung/<br />

Sedimentierung während der Nutzung wurde die An-<br />

Ephesos, Çukuriçi Höyük. Silices<br />

lage mit einer mächtigen Steinpackung aufgefüllt,<br />

nivelliert und überbaut.<br />

Der neu angelegte Schnitt M1 sollte zunächst die<br />

Untersuchung eines weiteren frühbronzezeitlichen<br />

Siedlungsviertels ermöglichen. Auf knapp 290 m²<br />

wurden Häuser entlang eines Ost-West verlaufenden<br />

befestigten Weges komplett freigelegt, die der<br />

Siedlungsphase ÇuHö IV entsprechen dürften. Die<br />

vorläufige Datierung weist in die FBZ 1 bzw. 2900–<br />

2750 v. Chr. Insgesamt 15 Räume/Häuser (R36–<br />

R50) entsprechen in Bauweise und Konstruktion<br />

dem gleichzeitigen Südviertel <strong>des</strong> Çukuriçi Höyük.<br />

Trotz rezenter Zerstörungen durch Planierarbeiten<br />

auf dem Tell sind die Befunde insgesamt sehr<br />

gut erhalten. Im nun neu freigelegten Nordviertel in<br />

Schnitt M1 sind viele Details der Bebauung (Türschwellen,<br />

Eingangsbereiche, Pfostenlöcher, Lehmverkleidungen)<br />

noch vorhanden, die einen Einblick<br />

Ephesos, Çukuriçi Höyük. Schmuckperlen<br />

in die frühbronzezeitliche Architektur erlauben. Min<strong>des</strong>tens<br />

acht Öfen lassen sich bereits in den obersten<br />

Nutzungshorizonten feststellen, die zusammen mit<br />

dem metallurgischen Fundspektrum auf ein weiteres<br />

Metallerviertel schließen lassen. Das Spektrum beinhaltet<br />

neben verschiedenen Dolchen, Meißel und<br />

anderen Endprodukten (Nadeln etc.) auch Gussformen,<br />

Schmelzabfall, Tiegel und Roherzfragmente.<br />

Exemplarisch wurde ein Ofen ausgegraben, um Aufbau<br />

und Funktion zu untersuchen, die den bekannten<br />

Metallgießeröfen <strong>des</strong> Südviertels entsprechen.<br />

Auch wenn wichtige Analysen noch ausstehen, zeigen<br />

diese Ergebnisse, dass das ursprünglich für das<br />

Südviertel postulierte Metallerzentrum noch wesentlich<br />

größer als bisher angenommen sein dürfte und<br />

zumin<strong>des</strong>t Süd- und Nordviertel <strong>des</strong> frühbronzezeit- Ephesos, Çukuriçi Höyük. Stempel aus Ton<br />

lichen Çukuriçi Höyük betrifft, wenn nicht sogar die<br />

gesamte Siedlungsfläche <strong>des</strong> Tells. Auch im neuen<br />

Areal wurden die Häuser gleichermaßen als Wohn- und Werkstätten genutzt, wo<br />

auch andere normale Haushaltstätigkeiten stattgefunden haben. Besonders hervorzuheben<br />

sind zwei Figurinen aus Marmor, wovon eine aus rezent gestörten<br />

Schichten, die zweite aus einem Kontext der Frühbronzezeit stammt. Diese Idole<br />

lassen kultische Handlungen erahnen, die auf dem Çukuriçi Höyük bislang nicht<br />

bekannt waren.<br />

7


Ephesos, Çukuriçi Höyük.<br />

Übersicht über die frühbronzezeitlichen<br />

Befunde<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

8<br />

Die Untersuchung potenzieller<br />

Lagerstätten verschiedener Rohstoffe<br />

wurde 2012 intensiv durchgeführt.<br />

Sowohl die nähere und<br />

direkte Umgebung <strong>des</strong> Tells sowie<br />

weiter entfernte Regionen wurden<br />

angefahren, begangen und in<br />

ihrem möglichen Rohstoffen beschrieben.<br />

Zahlreiche mögliche<br />

Erzlagerstätten wurden beprobt<br />

und zur Analyse vorbereitet. Abgeschlossen<br />

werden konnte die geologische<br />

Definition aller Gesteinsartefakte<br />

sowie <strong>des</strong> gesamten<br />

verbauten Materials in Architektur<br />

vom Çukuriçi Höyük und die daraufhin<br />

unternommene Begehung<br />

der wichtigsten Lagerstätten der<br />

genutzten Steine.<br />

Nach einer ersten Prospektion<br />

<strong>des</strong> Umlan<strong>des</strong> <strong>des</strong> prähistorischen<br />

Siedlungshügels ergaben sich konkrete<br />

Fragen zur holozänen Relief-<br />

und Bodenentwicklung. Die<br />

Oberböden der von Südwesten bis<br />

nach Norden den Hügel umschließenden<br />

Hänge sind heute fast vollständig<br />

erodiert und mit einer losen<br />

Macchienvegetation bedeckt. Die<br />

Hauptelemente der krüppelwüchsigen,<br />

wenige Dezimeter hohen<br />

Baumschicht stellen Pinien (Pinus<br />

pinea) und Kermeseichen (Quercus<br />

coccifera) dar. Im archäologischen<br />

Fundinventar <strong>des</strong> Çukuriçi<br />

Höyük wurden allerdings dicke Eichenstämme<br />

entdeckt, die darauf<br />

schließen lassen, dass zur Zeit der<br />

Besiedlung mächtigere Oberböden<br />

an den Hängen existiert haben<br />

müssen, die ein Aufwachsen hoher<br />

Kermeseichen ermöglichten.<br />

Im Rahmen geomorphologischer Analysen soll der Frage nachgegangen werden,<br />

wann und in welcher Intensität die Erosionsprozesse eingesetzt haben und inwieweit<br />

sie auf anthropogene Einflüsse zurückzuführen sind. Im Bereich <strong>des</strong> Tells<br />

wurden aus flächig verbreiteten Schuttschichten an unterschiedlichen Standorten<br />

Material- und Dichteproben entnommen, wie auch aus unterschiedlichen Bereichen<br />

<strong>des</strong> archäologischen Befun<strong>des</strong> (Grabenverfüllung, Öfen etc.) sowie von verbrannten<br />

Lehmziegeln.<br />

Die laufend ausgegrabenen Funde wurden ihren Kategorien entsprechend dokumentiert<br />

und soweit aufgenommen, dass zumin<strong>des</strong>t statistische Auswertungen<br />

möglich sind. Abschließende detaillierte Aufnahmen konnten aus zahlreichen Befunden<br />

der neolithischen Schichten in allen Kategorien durchgeführt werden. Die<br />

Veränderung <strong>des</strong> Fundspektrums in den älteren Siedlungshorizonten ist bemer-


Zentrale Wien<br />

kenswert, der Anteil von Gefäßkeramik ist bedeutend<br />

geringer als beispielsweise von Tierknochen<br />

und Mollusken. Auffallend ist auch der sehr hohe<br />

Anteil an Kleinfunden aller Art aus den neolithischen<br />

Schichten, die in dieser Varianz bisher vom Çukuriçi<br />

Höyük nicht bekannt waren.<br />

Alle bislang ausgegrabenen spätchalkolithischen<br />

Horizonte <strong>des</strong> Jahres 2011 wurden aufgenommen,<br />

in ihrer Gefäßtypologie und technologischen Gestaltung<br />

(Waren) untersucht und dokumentiert. Die vorliegende<br />

typologische Auswertung lässt zwar gewisse<br />

Verbindungen zu den wenigen anderen bekannten<br />

Fundorten <strong>des</strong> 4. Jahrtausends erkennen, zeigt aber<br />

auch deutliche Unterschiede, die wohl kulturell zu interpretieren<br />

sind.<br />

Insgesamt wurden 4.180 Knochen vor allem aus den Phasen IX und VII untersucht,<br />

die das bisherige Bild der zoologischen Analysen bestätigen und erweitern.<br />

Auch in den spätneolithischen Schichten sind nach wie vor alle Haustierarten vertreten,<br />

wenn auch in anderer prozentueller Verteilung und ergänzt durch Wildtiere.<br />

Rind und Schwein scheinen deutlich seltener als in den jüngeren Perioden<br />

verzehrt worden zu sein. Jagd spielte keine große Rolle, als Beute nachzuweisen<br />

sind Rothirsch (selten), Damwild, Hase, Wildschwein, Wildkatze, wahrscheinlich<br />

Iltis (?) und Reh. Die Fischerei wird durch weitere Nachweise verschiedener Arten<br />

bestätigt.<br />

Zahlreiche neue Funde aus dem Bereich der Metallurgie wurden dokumentiert<br />

und für weitere Analysen ihrer technologischen Beschaffenheit beprobt. Neben den<br />

bereits aus den Südschnitten bekannten Metallproduktionsgeräten und -objekten<br />

sind besonders zwei komplett erhaltene Dolche unterschiedlichen Typs sowie ein<br />

Barren zu erwähnen. Erstaunlicherweise passt der Barren exakt in eine der Gussformen<br />

und bietet dadurch wichtige Informationen zur Herstellung <strong>des</strong> Rohmetalls<br />

für den weiteren Austausch.<br />

Um zu klären, ob es sich tatsächlich um einen Siedlungshügel handelt, führten<br />

H. Brückner und sein Team im Areal <strong>des</strong> Arvalya Höyük eine Bohrung durch.<br />

Konkrete Aussagen zur Höhe der Ablagerungen und deren Datierung werden die<br />

paläogeografischen Auswertungen ergeben. Die begleitende Auswertung der archäologischen<br />

Oberflächenfunde lässt aber bereits einen neolithischen bis eventuell<br />

chalkolithischen Fundort annehmen. Das Fundspektrum beinhaltet den schon<br />

bekannten lokalen Feuerstein in Artefakten und Knollen, Obsidianklingen, neolithische<br />

Keramikscherben sowie Steinbeile, die mit den Funden vom Çukuriçi<br />

Höyük vergleichbar sind. Damit würde ein weitere prähistorischer Siedlungsplatz<br />

an ähnlicher Position zur Meeresküste im direkt benachbarten Tal definiert werden<br />

können.<br />

Projektleitung: B. Horejs; Mitarbeit: G. Borg, M. Börner, C. Britsch, S. Dreibrodt,<br />

E. Endarova, U. Ermiş, A. Galik, S. Grasböck, D. Gyurova, B. Lambrechts, C. Lubos,<br />

B. Milic, F. Ostmann, M. Renger, M. Röcklinger, B. Scheibe, S. Schilk, L. Schneider,<br />

C. Schwall, J. Traumüller, T. Urban, B. Weninger, D. Wolf, R. Yazıcı. Kooperationen:<br />

Veterinärmedizinische Universität Wien, Institut für Anatomie; Vienna Institute for<br />

Archaeological Science (VIAS), Universität Wien; Technische Universität Wien, Institute<br />

of Chemical Engineering; Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institute<br />

for Geosciences; Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt a. M., Archaeobotanic<br />

Studies und Institut für Physische Geografie; Curt­Engelhorn­Zentrum Mannheim<br />

und Universität Tübingen; T. Urban und Partner (Birkenwerder, D); Universität<br />

Köln, Radiocarbon Laboratory; Ausgrabungen Troja; Christian-Albrechts-Universität<br />

zu Kiel, Institut für Ökosystemforschung<br />

9<br />

Ephesos, Çukuriçi Höyük.<br />

Marmorfigurinen


Ephesos, Panayırdağ.<br />

Felsbettungen für den<br />

Westzug der klassischen<br />

Befestigungsmauer<br />

Ephesos, Artemision.<br />

Anhänger aus Bernstein<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

10<br />

I.1.1.2 Ephesos in vorhellenistischer<br />

Zeit<br />

Die klassische Befestigungs mau er<br />

auf der Nordostterrasse <strong>des</strong> Pa nayır<br />

dağ<br />

Im Sommer 2012 wurde die zeichnerische<br />

und fotografische Dokumentation<br />

der Befestigungsmauer,<br />

die die Siedlung auf der nordöstlichen<br />

Terrasse <strong>des</strong> Panayırdağ<br />

in klassischer Zeit umgab, abgeschlossen.<br />

Als letzter Abschnitt<br />

wurden die in Form von Felsbettungen<br />

erhaltenen Teile an der Westseite<br />

dokumentiert. An dieser Seite,<br />

die als einzige nicht durch natürliche<br />

Steilabfälle geschützt ist, wurde<br />

die Mauer stärker ausgebaut.<br />

Die schräge Felsfläche davor wurde als Glacis genutzt. Durch spätere Steinbrüche<br />

wurde der westliche Mauerzug über größere Strecken hin zerstört.<br />

Paläogeografische Bohrung im Hofaltar <strong>des</strong> Artemisions<br />

Im Rahmen <strong>des</strong> paläogeografischen Projekts wurde von F. Stock (Universität Köln)<br />

im klassischen Hofaltar <strong>des</strong> Artemisions eine Bohrung durchgeführt. Sie hatte das<br />

Ziel zu untersuchen, ob sich in jener Aussparung im Marmorpflaster an der Westseite,<br />

wo A. Bammer eine Quelle postuliert hatte, die seiner Meinung nach der Ursprung<br />

<strong>des</strong> Kults gewesen sei, tatsächlich eine Quelle befand. Die Bohrung ergab<br />

eine kontinuierliche Folge von Schichten ohne Hinweis auf eine Quellschüttung in<br />

diesem Bereich. Zuunterst lagen marine Sedimente, darüber grobe Flusssedimente<br />

aus dem Marnas-Tal, zuletzt feiner Schluff, der vom Kaystros angeschwemmt<br />

worden war. Ein weiteres wichtiges Ergebnis war, dass in der Bohrung keine ältere<br />

Kulturschicht angetroffen wurde. Der früheste Beleg für die Nutzung <strong>des</strong> Areals unter<br />

dem klassischen Hofaltar ist demnach die spätarchaische Anschüttung, die in<br />

den Grabungen 1965–1994 teilweise freigelegt wurde. Die ältere Theorie über den<br />

Ursprung <strong>des</strong> Kults an dieser Stelle ist damit widerlegt.<br />

Kleinfunde aus dem Artemision, Siedlung und Meterheiligtum auf der Nordostseite<br />

<strong>des</strong> Panayırdağ, archaische Siedlung unter der späteren Tetragonos<br />

Agora<br />

Im Sommer 2012 konnte die 2010 begonnene Bearbeitung der Bernsteinfunde<br />

aus den österreichischen Grabungen im Artemision abgeschlossen<br />

werden. Bei den insgesamt 537 Objekten handelt es sich zum größten Teil<br />

um Bestandteile von Ketten, gefolgt von Gewandappliken und Zierelementen<br />

von Fibeln. Daneben kommen Möbelintarsien und einige Figuren vor.<br />

31 Materialproben wurden zur Herkunftsbestimmung am Labor <strong>des</strong> Vassar<br />

College (NY, USA) analysiert. Darüber hinaus wurde die Bearbeitung der<br />

korinthischen Importkeramik fortgesetzt. Abgeschlossen wurde auch die<br />

Aufnahme der Terrakotten und der frühhellenistischen Keramikfunde von<br />

der 2009 ausgegrabenen obersten Terrasse <strong>des</strong> Meterheiligtums sowie der<br />

archaischen Keramikfunde aus der Siedlung unterhalb der späteren Tetragonos<br />

Agora.<br />

Projektleitung: M. Kerschner; Mitarbeit: F. Fichtinger, I. Kowalleck, A. v. Miller;<br />

Kooperationen: H. Brückner und F. Stock (Universität Köln), H. Bulut (Muğla Üniver-


Zentrale Wien<br />

sitesi) mit S. Demir (Edirne), M. Lawall (University of Manitoba, Winnipeg); A. Naso<br />

(Universtität Innsbruck) mit M. Ott, C. Posch (Innsbruck), S. Privitera (Pordenone);<br />

F. Özcan (Demirel-Üniversitesi Isparta)<br />

I.1.1.3 Villenbezirk am Panayırdağ<br />

Die im Jahr 2011 begonnenen Forschungen an der bereits 1929–1930 teilweise<br />

freigelegten Villa oberhalb <strong>des</strong> Theaters am Panayırdağ wurden 2012 fortgesetzt.<br />

Primäres Ziel der Untersuchungen ist das Verständnis der baugeschichtlichen Entwicklung<br />

der Villa, ihrer chronologischen Einordnung, ihrer baulichen Gestaltung sowie<br />

der Bauzusammenhänge ihrer einzelnen Raumgruppen.<br />

Im Zuge der Kampagne 2012 konnte zum einen die bereits 2011 begonnene<br />

Bestandsaufnahme an den freiliegenden Repräsentationsräumen im Süden der Villa<br />

fortgesetzt werden, zum anderen diente eine Sondage im Bereich <strong>des</strong> Peristylhofs<br />

im Norden der Villa der Untersuchung <strong>des</strong> ältesten Gebäudeteils. Zusätzlich konnte<br />

ein 2011 begonnener GPS-Vermessungssurvey östlich und südlich der Villa fortgeführt<br />

werden.<br />

Im Nordwesten <strong>des</strong> nördlichen Peristylhofs wurden in der 11,50 × 10,75 m messenden<br />

Sondage die Nordwestecke <strong>des</strong> Peristyls, die bereits im Zuge der Grabungen<br />

<strong>des</strong> Jahres 1930 teilweise freigelegt worden war, sowie die Westfassade <strong>des</strong><br />

Gebäu<strong>des</strong> untersucht. Dabei konnten Erkenntnisse zur architektonischen Gestaltung<br />

der Westfassade der Villa, zur Datierung der ersten Bauphase sowie zu einzelnen<br />

Nutzungsphasen und Umstrukturierungen im Bereich <strong>des</strong> Peristylhofs und seiner<br />

Nordhalle gewonnen werden. Im Bereich der Hoffläche im Südosten der Sondage<br />

wurden mehrere architektonische Strukturen freigelegt, die wohl sechs aufeinanderfolgenden<br />

Bauphasen angehören und die umfangreiche und komplexe Bau- und<br />

Nutzungsgeschichte <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> widerspiegeln. Die erhaltenen Befunde bezeugen<br />

nicht nur eine weit in die Spätantike reichende Nutzung <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong>, sondern<br />

auch mehrfache Umstrukturierungen im Nordwesten <strong>des</strong> Peristylhofs.<br />

Von der Architektur <strong>des</strong> Peristyls der ersten Bauphase haben sich über den<br />

Emplekton-Bruchstein-Fundamenten und dem Toichobat Reste <strong>des</strong> Stylobats sowie<br />

zwei Säulentrommeln der Nordhalle erhalten. In einer zweiten Bauphase wurden<br />

Mauern aus Bruchsteinen und Ziegeln zwischen die Säulen <strong>des</strong> Peristyls gesetzt.<br />

Zur Hoffläche hin waren sie dick mit opus signinum-Mörtel verputzt und mit Marmorplatten<br />

verkleidet. In einer dritten Bauphase wurde ein Hypokaustum eingebaut. Wie<br />

das Hypokaustum indiziert, ist spätestens mit seinem Einbau – wenn nicht bereits<br />

in Bauphase 2 – von der Existenz geschlossener Räume im Nordwesten <strong>des</strong> Peristylhofs<br />

auszugehen. Diese Umstrukturierung bedingt zugleich, dass der Hof seine<br />

ursprüngliche Funktion verloren hatte. Die Charakteristik der Strukturen aus den<br />

Bauphasen 2 und 3 könnte an eine kleine Badeanlage denken lassen, die im Laufe<br />

der Kaiserzeit in der nordwestlichen Ecke <strong>des</strong> Peristylhofs errichtet wurde. Eine exakte<br />

absolutchronologische Einordnung der fraglichen Phasen kann in Ermangelung<br />

aussagekräftiger Straten nicht vorgenommen werden.<br />

Zu einem späteren Zeitpunkt (Bauphase 4) wurde im Westen <strong>des</strong> hypokaustierten<br />

Raumes eine aus drei Stufen bestehende Treppe errichtet, welche das tiefer<br />

liegende Raumniveau mit der westlichen Säulenhalle verband. Schließlich wurde in<br />

einer letzten Bauphase 6 der hypokaustierte Raum im Nordwesten <strong>des</strong> Peristylhofs<br />

aufgegeben. Entlang seiner Ostmauer wurde ein Kanal errichtet, der in ein etwa<br />

2,20 × 0,55 m messen<strong>des</strong> Becken entwässerte, von wo aus das Wasser durch eine<br />

Tonrohrleitung hangabwärts geleitet wurde.<br />

Im Bereich der Nordhalle <strong>des</strong> Peristyls konnte im Gegensatz zum Hofbereich<br />

lediglich ein Bodenniveau dokumentiert werden. Unter dem rezenten Schutt der Altgrabungen<br />

und einem bis zu 0,60 m stark erhaltenen Stratum aus lehmig-erdigem<br />

Schutt haben sich die Reste eines Ziegelplattenbodens erhalten, der auf einem<br />

Lehm estrich verlegt und mit Kalkmörtel verfugt wurde.<br />

11


<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

Ephesos, Villenbezirk am Panayιrdağ. Untersuchungsbereiche 2012<br />

12


Zentrale Wien<br />

In jenem Bereich, in dem sich<br />

der jüngste Hallenboden aus Ziegelplatten<br />

nicht erhalten hatte, wurde<br />

eine Tiefsondage angelegt, um<br />

Anhaltspunkte zur chronologischen<br />

Einordnung der Nutzungsphasen<br />

sowie der ersten Bauphase zu gewinnen.<br />

Eine mit Schutt verfüllte<br />

Grube entlang der Nordmauer der<br />

Halle zeigt an, dass sämtliche älteren<br />

Böden vor Einbringung <strong>des</strong><br />

Ziegelplatten-Bodens ausgerissen<br />

worden oder im Zuge eines Zerstörungsereignisses<br />

nach Westen hin<br />

abgerissen und abgerutscht waren.<br />

Die Funde aus der Schuttplanie<br />

sowie aus dem Lehmestrich unter<br />

dem Ziegelboden weisen einer ersten<br />

Einschätzung zufolge in das 2.<br />

oder 3. Jahrhundert n. Chr. Unter den genannten Straten konnte die bauzeitliche Anschüttung<br />

zur Terrassierung <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> erreicht werden. Die spärlich zutage getretene<br />

Keramik aus dieser Bauplanie weist nach einer ersten groben Einschätzung<br />

in hellenistische Zeit, möglicherweise in das 2. Jahrhundert v. Chr. Damit scheint der<br />

bereits aus der Bauornamentik der sog. Exedra gewonnene Datierungsansatz für<br />

die erste Bauphase der Peristylvilla im Wesentlichen bestätigt.<br />

Ausgangspunkt der Untersuchungen an der Westfassade der Villa war die aufgrund<br />

der 2011 sichtbaren Befunde geäußerte Hypothese einer zur Stadt hin terrassierten<br />

Architektur auf unterschiedlichen Niveaus. Diese Vermutung ist durch die<br />

Ergebnisse der diesjährigen Untersuchungen zu revidieren. Maueransätze lassen<br />

bereits für die Bauzeit der Villa ein gekammertes Untergeschoss erschließen, das<br />

als Substruktion der westlichen Halle <strong>des</strong> Peristyls diente und die Villa imposant<br />

über das umgebende Stadtgebiet hob. Eine starke Neigung <strong>des</strong> Fundaments <strong>des</strong><br />

westlichen Peristyls nach Westen zeugt von statischen Problemen aufgrund starker<br />

Schubkräfte, die auf die Substruktion der hohen Terrasse wirkten.<br />

Zwei Bronzeprägungen <strong>des</strong> Anastasios I aus der Schuttverfüllung der Architektur<br />

an der Westfassade erlauben es, die Aufgabe der Räume im hier befindlichen Untergeschoss<br />

chronologisch einzuordnen. Die zwischen 512 und 518 n. Chr. geprägten<br />

Münzen belegen eine Nutzung dieses Gebäudeteils bis zumin<strong>des</strong>t in das erste Viertel<br />

<strong>des</strong> 6. Jahrhunderts n. Chr. hinein.<br />

Im Süden <strong>des</strong> Untersuchungsareals erfolgte eine gründliche Reinigung <strong>des</strong> großen<br />

Apsidensaals, der bereits im Zuge der alten Grabungen bis auf seinen Mosaikboden<br />

freigelegt worden war. Als derzeit einziger Datierungsanhalt für den spätantiken<br />

Umbau <strong>des</strong> kaiserzeitlichen Repräsentationskomplexes ist das Mosaik von<br />

großer Bedeutung. Parallelen hinsichtlich der Gesamtkomposition scheinen für das<br />

Mosaik entgegen der älteren Forschungsmeinung ein Entstehungsdatum bereits im<br />

4. oder frühen 5. Jahrhundert n. Chr. nahezulegen. Nach Abschluss der Reinigungsarbeiten<br />

konnte die 2011 begonnene Bauaufnahme <strong>des</strong> Saals und seiner Vorräume<br />

fortgesetzt werden. Neben der notwendigen Ergänzung <strong>des</strong> Grundrisses wurde die<br />

zeichnerische Aufnahme der monumentalen Architektur in Schnitten und Ansichten<br />

weitergeführt. Neue Erkenntnisse konnten dabei insbesondere zum chronologischen<br />

Verhältnis der Vorräume <strong>des</strong> Apsidensaals und <strong>des</strong> nach Süden hin anschließenden<br />

Peristylhofs gewonnen werden.<br />

Neben den genannten Arbeiten wurde ein begonnener GPS-Vermessungssurvey<br />

östlich und südlich der Villa fortgesetzt. Durch Kartierung oberflächig sichtbarer,<br />

noch nicht im Stadtplan verzeichneter Mauerzüge war es möglich, das Bild zur Bebauungsstruktur<br />

in der unmittelbaren Umgebung <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> und städtebaulichen<br />

Einbindung <strong>des</strong> Areals weiter zu verdichten.<br />

13<br />

Ephesos, Villenbezirk am<br />

Panayιrdağ. Überblick


<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

Eine Fortsetzung der westlichen Terrassenmauer <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> nach Süden<br />

sowie weitere Mauerzüge südlich <strong>des</strong> kaiserzeitlichen und spätantiken Repräsentationszentrums<br />

der Villa, die in ihren Verläufen der Ausrichtung der Villa entsprechen,<br />

indizieren, dass sich die kaiserzeitliche Villa noch weiter nach Süden erstreckte,<br />

möglicherweise bis in den Bereich eines mehrfach gekammerten, langrechteckigen<br />

Baus, der bislang meist als nicht näher spezifiziertes Versammlungsgebäude (Lesche)<br />

angesprochen wird.<br />

Von großem Interesse sind darüber hinaus zwei bislang nicht in den Stadtplan<br />

aufgenommene Ecken einer imposanten Quadermauer, die unmittelbar westlich der<br />

sog. Lesche dokumentiert werden konnten. Die Mauerecken zeigen den Verlauf einer<br />

mächtigen Mauer aus Kalksteinquadern an, die wohl die östlich davon gelegene<br />

Geländeterrasse stützte, auf der sich die im Laufe der Kaiserzeit errichtete sog.<br />

Lesche in übereinstimmender Ausrichtung erhob. Die Befunde könnten für die offene<br />

Diskussion um die Existenz eines Abschnitts der hellenistischen Stadtmauer am<br />

Südberg <strong>des</strong> Panayırdağ von Relevanz sein.<br />

Projektleitung: S. Ladstätter; wissenschaftliche Bearbeitung: C. Baier, Ö. Vapur<br />

(Universität Muğla); Mitarbeiter: J. Goischke, C. Kurtze, E. Vlcek<br />

I.1.1.4 Hanghaus 2<br />

Wohneinheit 7<br />

Aufarbeitung und Publikation der Wohneinheiten <strong>des</strong> Hanghauses 2 liegen in der<br />

Verantwortung <strong>des</strong> Instituts für Kulturgeschichte der Antike an der <strong>Österreichischen</strong><br />

Akademie der Wissenschaften.<br />

Bei Kontrollarbeiten am Baubefund der Wohneinheit 7 konnte festgestellt werden,<br />

dass die Säulen <strong>des</strong> Oststylobats, wie anzunehmen war, auf einem älteren Stylobat<br />

ruhen, <strong>des</strong>sen Oberkante um ca. 14 cm tiefer liegt als die Oberkante <strong>des</strong> heute<br />

sichtbaren Stylobats. Ferner wurde bei der Aufnahme der Architektur beobachtet,<br />

dass die Stylobatblöcke an den sichtbaren Stellen der Unterseite rote Farbe tragen.<br />

In dem bei der Freilegung in der Südostecke von Raum 45 belassenen Schutthaufen<br />

wurden neben Wandmalereifragmenten und Ziegeln auch viele Fensterglasfragmente<br />

gesichtet, die wohl zu einem oder mehreren Fenstern in der Nordmauer<br />

<strong>des</strong> Baderaumes 38h gehört haben dürften.<br />

Die Bauaufnahme der Räume 45, 45a, 45b und 45c auf der untersten Terrasse<br />

<strong>des</strong> Hanghauses 2 wurde überarbeitet. Außerdem erfolgte eine Bauaufnahme <strong>des</strong><br />

Untergeschossraumes unter Taberne IV, der auf Höhe der Kuretenstraße liegt. Dieser<br />

Gewölberaum ist mit Wandmalereien geschmückt, die der Bauphase IV (spätseverisch)<br />

zugewiesen werden. Der Raum dürfte wie die anschließenden Räume aber<br />

schon im späteren Hellenismus bestanden haben.<br />

Im Rahmen der Keramikbearbeitung wurden bereits dokumentierte Keramikfunde<br />

aus der Freilegungszeit der Wohneinheit 7 kontrolliert. Ferner wurden jene<br />

Schuttfunde, die im Jahr 2000 dokumentiert worden waren, bearbeitet. Es handelt<br />

sich um nahezu ausnahmslos zeitlich heterogene Fundkomplexe, bestehend aus<br />

kleinteilig gebrochenen Keramikfragmenten späthellenistischer bis spätkaiserzeitlicher<br />

Zeitstellung, vereinzelt fanden sich auch mittelalterliche Gefäßfragmente.<br />

Projektleitung: E. Rathmayr (ÖAW); Mitarbeit: D. Bozkurt, S. Demir, A. Leung,<br />

A. Waldner; Kooperation: G. Plattner (KHM), S. Wefers (RGZM)<br />

I.1.1.5 Serapeion<br />

In der Kampagne 2012 wurde die Baudokumentation <strong>des</strong> sog. Serapistempels in<br />

Ephesos fortgesetzt. Die Arbeiten werden von der Ephesus Foundation finanziert.<br />

Im Vorfeld der Bauuntersuchung wurden die Architekturelemente, die vor der Frei-<br />

14


Zentrale Wien<br />

treppe in der Schwemmerde lagen, mit einem entsprechend dimensionierten Kran<br />

auf den Platz vor dem Tempel sachgerecht versetzt.<br />

Auf der Basis dieser Vorarbeiten und <strong>des</strong> vorhandenen Laserscans der Sturzlage<br />

<strong>des</strong> Tempels wurden inzwischen 200 Architektur elemente in einer Datenbank mit<br />

Foto, Identifizierung und Angabe der Lage und Position inventarisiert. Davon wurden<br />

60 Architektur elemente verformungsgenau mit allen<br />

technischen Details und der Bauornamentik gezeichnet<br />

und in der Datenbank detailliert beschrieben. Die<br />

Blöcke wurden nach der Methode <strong>des</strong> sog. Handaufmaßes<br />

im M 1 : 10 gezeichnet, weil auf diese Weise<br />

alle auch für das Verständnis <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> und für<br />

die Rekonstruktion wichtigen Details erkannt und dokumentiert<br />

werden können. So wurden die Arbeiten<br />

<strong>des</strong> Jahres 2011 fortgesetzt und dabei alle im neu angelegten<br />

Steindepot vorhandenen Architekturelemente<br />

dokumentiert.<br />

Der Schwerpunkt der Bauforschung 2012 war die<br />

Gebälk- und Dachkonstruktion <strong>des</strong> Tempels. Auf der<br />

Rückseite der Friesblöcke sind insgesamt vier U-förmige<br />

Einarbeitungen erhalten, die in gleicher Weise<br />

dimensioniert sind. Sie bildeten den unteren Abschluss einer hölzernen Konstruktion,<br />

die über die gesamte Höhe von der Unterkante <strong>des</strong> Frieses bis zum Türschwellenniveau<br />

der Erscheinungsfenster auf der Oberkante <strong>des</strong> Horizontalgeisons reichte<br />

und damit insgesamt eine Höhe von 1,73 m einnahm. Diese Holzträger waren Teil<br />

eines hölzernen Flächentragwerks, welches über den Säulen <strong>des</strong> Pronaos, auf der<br />

Türwand und den Wänden der Cella angeordnet war. Auf diese Weise wurden der<br />

Pronaos und die 17,24 m auf 20,18 m große Cella frei überspannt. Zwischen den<br />

Holzträgern sind Kassetten zu rekonstruieren. Das hölzerne Flächentragwerk war<br />

in den 6,10 m starken Cellawände eingetieft, sodass auf diese Weise die Durchbiegung<br />

dieses mächtigen Tragwerks deutlich vermindert wurde.<br />

15<br />

Ephesos, ›Serapeion‹.<br />

Luftaufnahme 2012<br />

Ephesos, ›Serapeion‹.<br />

Friesfragment


<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

Auf der Rückseite der Schräggeisonblöcke mit angearbeitetem Zahnschnitt und<br />

Sima sind in regelmäßigen Abständen Auflager für die Pfetten der Dachkonstruktion<br />

eingearbeitet, die sicher mit der Gebälkkonstruktion im Verbund standen. Zwischen<br />

der Gebälk- und Dachkonstruktion ist ein komfortabel begehbarer Dachraum<br />

zu rekonstruieren, der über die beiden 88 cm breiten Treppen beiderseits der Apsis<br />

erschlossen wurde. Das Fußbodenniveau <strong>des</strong> Dachraumes lag auf der Höhe der<br />

Erscheinungsfenster. Die Dachdeckung bestand aus marmornen Stroteren und Kalypteren,<br />

die in zahlreichen Fragmenten erhalten sind.<br />

Das Tympanon war mit drei Erscheinungsfenstern ausgestattet, von denen bei<br />

der Bergung der Architekturelemente noch zahlreiche weitere Bauteile der Türlaibungen<br />

und Türsturze zutage kamen, die vollständig dokumentiert wurden. Bemerkenswert<br />

ist in diesem Zusammenhang ein Block <strong>des</strong> Horizontalgeisons, der aufgrund<br />

der Anordnung der Baudekoration über der Tempelmitte zu rekonstruieren<br />

ist und somit zugleich die Türschwelle <strong>des</strong> mittleren Erscheinungsfensters darstellt.<br />

Hier sind auf der Oberseite Abarbeitungen für den Bereich der beiden Türflügel <strong>des</strong><br />

Erscheinungsfensters und deren Riegelloch erhalten.<br />

Der Tempel ist einer der am besten erhaltenen Tempel Anatoliens und aufgrund<br />

der Dimensionierung der Bauteile ein für den kleinasiatischen Bereich ungewöhnlich<br />

monumentales Bauwerk, das vor allem mit dem Hauptportal, den drei Erscheinungsfenstern<br />

im Giebel und dem Dachraum mit dem einzigartigen Holztragwerk für die<br />

Architekturgeschichte von außerordentlicher Bedeutung ist.<br />

Projektleitung: T. Schulz-Brize (FH Regensburg); Astrid Pircher (Koordination);<br />

Mitarbeit: T. Bratschi, A. Fischer, S. İlhan, D. Musall, M. Salberg, B. Thuswaldner<br />

I.1.1.6 ›Tribüne‹ im Artemision<br />

Nachdem 2009–2011 intensive Feldarbeiten an der sog. Tribüne durchgeführt worden<br />

waren, lag der Schwerpunkt im Jahr 2012 ausschließlich auf der Aufarbeitung<br />

<strong>des</strong> geborgenen Fundmaterials in den Depots. Es wurden unterschiedliche Fundgattungen<br />

für die einzelnen Bearbeiter vorbereitet und aussortiert. Die Auswertung<br />

der Keramik wurde mit den feldarchäologischen Ergebnissen korreliert, um die Datierung<br />

der Bauzeit sowie Zerstörungshorizonte und Nachnutzungsphasen genauer<br />

fassen zu können. Neben keramischem Fundmaterial wurden Inschriften- und<br />

Skulpturenfragmente sowie Tierknochen untersucht.<br />

Projektleitung: S. Ladstätter; wissenschaftliche Bearbeitung: L. Zabrana; Mitarbeit:<br />

M. Aurenhammer (Skulptur), J. Struber­İlhan (Keramikauswertung). Kooperation:<br />

G. Forstenpointner (Archäozoologie; Veterinärmedizinische Universität Wien),<br />

H. Taeuber (Epigrafik; Universität Wien)<br />

I.1.1.7 Hafennekropole<br />

Im Rahmen <strong>des</strong> bis 31. Dezember 2013 genehmigten FWF-Projekts P22083-G19<br />

»Die Hafennekropole in Ephesos« wurden 2012 einerseits die geplanten Publikationsvorhaben<br />

vorangetrieben und andererseits vor Ort weitere Oberflächensurveys<br />

durchgeführt.<br />

Während <strong>des</strong> Aufenthalts in Ephesos wurden die 2010 und 2011 vorgenommenen<br />

Surveys im Bereich der Hafennekropole um weitere Bereiche östlich, nordöstlich<br />

und südöstlich der Stadt erweitert, um ein ganzheitliches Bild von der ephesischen<br />

Sepulkrallandschaft zu erhalten. Es wurden dabei der Bergrücken Sarıkaya<br />

sowie die Ringnekropole um den Panayırdağ intensiv prospektiert und sämtliche<br />

dort befindlichen Sepulkralbefunde, die bis dato noch nicht im Stadtplan von Ephesos<br />

eingetragen waren, aufgenommen.<br />

Im Bereich Sarıkaya wurden 74 Befunde erfasst, wobei es sich bei der weitaus<br />

größten Zahl um Grabhäuser aus Hausteinmauerwerk handelte. Die auf mehreren<br />

16


Zentrale Wien<br />

Terrassen angelegten Grabbauten, die den gesamten Bergrücken umschlossen,<br />

orientierten sich zur jeweils davorliegenden Ebene. Allesamt erwiesen sie sich als<br />

bereits beraubt. Typologisch sind die Grabhäuser dieser Nekropole, der sog. Südostnekropole,<br />

baugleich mit jenen in der Hafennekropole und stellen wohl einen kontemporären<br />

Befund dar. Für die Errichtung der Grabhäuser ist daher eine Datierung<br />

ab dem ausgehenden 1. Jahrhundert n. Chr. mit einem Schwerpunkt im 2. Jahrhundert<br />

zu postulieren. Die Nutzung wird nach Ausweis der wenigen erhaltenen Wandmalereien<br />

und Inschriften bis in die Spätantike gereicht haben.<br />

Die Ringnekropole um den Panayırdağ unterscheidet sich wesentlich von den<br />

Befunden in der Hafennekropole oder in der Südostnekropole. Bei den dort aufgenommenen<br />

98 Sepulkralbefunden handelte es sich zu einem guten Teil um Felsgräber,<br />

die zeitlich nur schwer einzuordnen sind. Die geringe Gruppe an Grabhäusern<br />

aus Hausteinmauerwerk fand sich primär an den Ausläufern der Hänge und<br />

in den anschließenden Ebenen. Mit den bereits zuvor bekannten Sepulkralbefunden<br />

im Bereich der Damianosstoa und dem Friedhof im Areal <strong>des</strong> Sieben-Schläfer-<br />

Zömeteriums ergibt sich ein sehr heterogenes Bild dieser Nekropole, die wohl als<br />

kaiserzeitlich-spätantik beschrieben werden kann. Deutlich älter könnten freilich die<br />

Felsgräber mit ihren Chamosorien sein, die aber aufgrund fehlender Funde nicht näher<br />

datiert werden können. Wiederum erwiesen sich die Gräber als bereits beraubt.<br />

Die Gräber am Sarıkaya und Panayırdağ wurden skizziert, typologisch bestimmt,<br />

beschrieben und vermessen. Zudem wurde eine ausführliche Fotodokumentation<br />

sämtlicher Architekturbefunde angefertigt.<br />

Im Zuge der Bearbeitung <strong>des</strong> Fundmaterials aus der Hafennekropole wurde die<br />

zeichnerische, <strong>des</strong>kriptive und statistische Aufnahme der 2008–2010 geborgenen<br />

Funde weitergeführt und vervollständigt. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Bearbeitung<br />

von Sigillaten, Amphoren, Objekten aus Glas und Schmuck. Für die geplante<br />

Publikation sind summarische Analysen geplant, eine gattungsspezifische Aufar-<br />

17<br />

Ephesos, Hafennekropole.<br />

Surveyareale 2012 (Grafik<br />

C. Kurtze, M. Steskal)


Ephesos, Bereich<br />

Sarıkaya. Grabhaus aus<br />

Hausteinmauerwerk (Foto<br />

L. Fliesser)<br />

Ephesos, Ringnekropole<br />

um den Panayırdağ. Felsgrab<br />

(Foto L. Fliesser)<br />

Ephesos, Hafennekropole.<br />

Glasbecher<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

18


Zentrale Wien<br />

beitung wird dagegen in Einzelstudien erfolgen. Der chronologische Schwerpunkt<br />

liegt zweifelsohne im 5.– 6. Jahrhundert, allerdings erstaunen Keramikfragmente<br />

aus dem späten 1. und dem frühen 2. Jahrhundert n. Chr. Sie weisen darauf hin,<br />

dass Ephesos bereits in der hohen römischen Kaiserzeit mittels eines Kanals mit<br />

dem Meer verbunden war. Auffallend ist zudem das Fehlen von mittel- und spätbyzantinischen<br />

Keramikfragmenten. Die im Zuge <strong>des</strong> Surveys 2012 gefundenen<br />

Inschriften wurden ebenso aufgenommen.<br />

Projektleitung: M. Steskal; Mitarbeit: M. Barış, E. Duruk, L. Fliesser, N. High­<br />

Steskal, H. Gonzáles, U. İnce, C. Kurtze, S. Ladstätter, P. Mayrhofer, R. Schachner,<br />

Ö. Vapur, J. Wurzer, R. Yazıcı, Z. Yılmaz. Kooperationen: G. Bjørnstad (Anthropologie;<br />

Universität Oslo), H. Brückner (Paläogeografie; Universität Köln), K. Scheelen<br />

und J. Nováček (Anthropologie; ℅ Universität Göttingen), S. S. Seren (Geophysik;<br />

ZAMG Wien), H. Taeuber (Epigrafik; Universität Wien), N. Zimmermann (Wandmalerei;<br />

ÖAW)<br />

I.1.1.8 Hadrianstempel<br />

Der sog. Hadrianstempel an der Kuretenstraße ist eines der bekanntesten Monumente<br />

<strong>des</strong> antiken Ephesos. Der kleine Tempel wurde kurz nach seiner Freilegung<br />

in den 1950er Jahren wieder aufgebaut und dominiert heute wie in der Antike mit<br />

seiner Fassade den westlichen Teil der Kuretenstraße, eine der Hauptstraßen der<br />

antiken Stadt.<br />

Der Ausgräber F. Miltner interpretierte das Gebäude – vermeintlich in Übereinstimmung<br />

mit der Bauinschrift – als Neokorietempel von Ephesos, den ›offiziellen‹<br />

Kaiserkulttempel für Hadrian, <strong>des</strong>sen Errichtung der Stadt vom Kaiser selbst<br />

132/133 n. Chr. gestattet worden war. Diese Deutung erntete Widerspruch; alternative<br />

Erklärungen konnten sich aber nicht etablieren. Bis zu Beginn <strong>des</strong> vom FWF<br />

finanzierten Projekts 20947­G02 waren Funktion und Deutung ebenso wenig geklärt<br />

wie die Baugeschichte und die definitive Rekonstruktion <strong>des</strong> Bauwerks.<br />

Das Projekt verfolgte einen kontextuellen Ansatz, in <strong>des</strong>sen Rahmen die Baugeschichte,<br />

die figürliche und ornamentale Dekoration sowie die Inschriften und<br />

Informationen zum Stifter ausgewertet wurden. Integraler Bestandteil <strong>des</strong> Projekts<br />

war darüber hinaus eine restauratorische und konservatorische Bestands- und Zustandsaufnahme<br />

einschließlich Probenanalysen.<br />

Grundlage der neuen Deutung war eine Auswertung der Architekturgeschichte,<br />

basierend auf einer Dokumentation, die mittels innovativer 3-D-Scanning-Methoden<br />

vorgenommen wurde. Daraus ergab sich, dass das Gebäude bereits in den Jahren<br />

117/118 n. Chr. an dieser Stelle errichtet worden war, gleichzeitig und gemeinsam<br />

mit der angrenzenden Badeanlage, dem sog. Variusbad. Stifter beider Bauwerke<br />

19<br />

Ephesos, Hadrianstempel.<br />

Aufnahme <strong>des</strong> Gebälks mit<br />

3-D-Scanning und erhaltene<br />

Reste der Bauinschrift<br />

(Aufnahme in Zusammenarbeit<br />

mit Breuckmann<br />

GmbH und R. Kalasek,<br />

Nachbearbeitung B. Thuswaldner)


Ephesos, Hadrianstempel.<br />

Rekonstruktion <strong>des</strong> Tempels<br />

in der römischen Kaiserzeit<br />

(B. Thuswaldner)<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

war der ephesische Bürger P. Quintilius Valens<br />

Varius gemeinsam mit seiner Gattin und<br />

seiner Tochter Varilla. Varius und seine Tochter<br />

übten Funktionen in Zusammenhang mit<br />

dem Artemisheiligtum aus, das bereits in der<br />

Antike zu einem der sieben Weltwunder gezählt<br />

wurde. Ein in den Wänden der Vorhalle<br />

angebrachter Relieffries, der bislang zumeist<br />

in die Spätantike datiert wurde, gehört ebenfalls<br />

zum ursprünglichen Bau und zeigt Szenen<br />

der Stadtgründung und aus der Frühzeit<br />

<strong>des</strong> Heiligtums. Auch andere figürliche Darstellungen<br />

am Tempel verweisen auf den Bereich<br />

der Artemis.<br />

Aus allen diesen Hinweisen ergibt sich,<br />

dass die Funktion <strong>des</strong> kleinen Bauwerks, das<br />

auch in seiner Bauinschrift als »Tempel« oder<br />

»Schrein« bezeichnet wird, höchstwahrscheinlich<br />

im Rahmen der feierlichen Prozessionen<br />

zu sehen ist, die vom Artemisheiligtum ausgehend durch das Stadtgebiet und über<br />

die Kuretenstraße wieder zurück an ihren Ausgangspunkt führten. Möglicherweise<br />

wurde dabei auch dem Kaiser Hadrian gehuldigt. Um seinen ›offiziellen‹ Kaiserkulttempel<br />

handelte es sich jedoch mit Sicherheit nicht.<br />

Die Ergebnisse <strong>des</strong> Projekts wurden in zahlreichen wissenschaftlichen Vorträgen<br />

und Artikeln ebenso wie in populärwissenschaftlichen Vorträgen präsentiert. Das<br />

Manuskript für die abschließende Publikation steht kurz vor seiner Fertigstellung.<br />

Projektleitung: U. Quatember; Mitarbeit: R. Kalasek und B. Thuswaldner (TU<br />

Wien), M. Pliessnig (Restaurierung). Kooperation: Breuckmann GmbH (Meersburg,<br />

D), W. Prochaska (Marmoruntersuchungen; Montanuniversität Leoben)<br />

I.1.1.9 Der Değirmendere-Aquädukt<br />

Nachdem 2011 im Rahmen <strong>des</strong> FWF-Projekts P20034-G02 die letzte Feldkampagne<br />

am Değirmendere­Aquädukt von Ephesos stattfand, zeigte sich bei der Ordnung<br />

und Auswertung der Datenmenge immer deutlicher, welch großer Einschnitt<br />

die Störungslinie ziemlich genau in der Mitte der Strecke <strong>des</strong> 37 km langen Aquädukts<br />

war. Bereits 30 – 40 Jahre nach Inbetriebnahme der Leitung wurde diese durch<br />

ein tektonisches Ereignis derart zerstört, dass zumin<strong>des</strong>t von der Störungslinie weg<br />

bis zur Bahçecikboğaz­Brücke ein neuer Kanal gebaut werden musste. Wie weit<br />

sich das Erdbeben von der Quelle bis zur Störungslinie auswirkte, kann nicht mehr<br />

nachvollzogen werden, da hier der Aquädukt nicht nur einen unterirdischen Verlauf<br />

nahm, sondern auch durch die Bebauung der Stadt Kuşadası fast zur Gänze zerstört<br />

wurde. Die drei Brücken, die für die Ausweitung der modernen Stadt noch nicht<br />

entfernt worden sind, die Zincirlikuyu­, die Kocakelle­ und die Sabancık­Brücke, sind<br />

aufgrund ihrer Bauweise und Mauerwerkstruktur als die originalen römischen Brücken<br />

zu betrachten.<br />

Bei dem Höhenprofil <strong>des</strong> Değirmendere­Aquädukts fällt auf, dass sich die gesamte<br />

Ebene der neogenen Schichten im Bereich nach dem Kalafat-Tunnel bis zur<br />

Störungslinie um maximal 8 m homogen gesenkt haben muss, ohne dass dabei die<br />

oben genannten Brücken ernsthaft beschädigt worden wären. An der Störungslinie<br />

selbst, also an der Grenze der neogenen Tonschichten zum Marmor, ist dabei der<br />

Bruch von 3 m entstanden.<br />

Die Rekonstruktion der zwei ge schossigen Mercankuyu-Aquä dukt brücke mit einem<br />

großen Tal durchlass und 14 Bögen im Ober geschoss brachte eine Überraschung:<br />

Wie bei der Arwalyaçeşme­Brücke wurde auch bei der Mercankuyu­Brücke der<br />

20


Zentrale Wien<br />

ältere Bau unverändert herangezogen, um die neue Leitung über diesen führen zu<br />

können. Allerdings musste der ursprünglich mit Platten abgedeckte, kleinere Querschnitt<br />

der älteren Leitung, der am Auslauf der Brücke noch mit den Abdeckplatten<br />

erhalten ist, umgebaut werden, damit die jüngere Leitung auf dem richtigen Niveau<br />

über die Brücke gezogen werden konnte. Dafür wurden die Abdeckplatten der älteren<br />

Leitung entfernt und die Wangen der älteren Leitung weiter aufgemauert und mit<br />

einem Gewölbe zu einem begehbaren Gang geschlossen.<br />

Am Auslauf der Brücke wurde 2011 die Zuleitung eines<br />

Nebenaquädukts erkannt, doch wurde nun klar, dass es<br />

sich bei dem hoch anstehenden Mauerblock um den Unterbau<br />

der jüngeren Leitung handelt. Heute wissen wir, dass<br />

bei der Aufmauerung der Wangen der älteren Leitung zum<br />

Gewölbegang unter der jüngeren Leitung zwischen einem<br />

bergseitigen Stützpfeiler und dem neuen Unterbau der jüngeren<br />

Leitung nach der Brücke ein Verbindungsgang unter<br />

der jüngeren Leitung freigelassen wurde, der einerseits in<br />

den Gewölbegang unter der neuen Leitung, andererseits<br />

aber auch eine kurze Verbindung zwischen Tal- und Bergseite<br />

der Brücke herstellte – bei der extremen Höhe von<br />

Gewölbegang und der darüberliegenden jüngeren Leitung<br />

und dem steilen Gelände ein nicht unwesentlicher Faktor<br />

für die Wartung von Brücke und Leitung.<br />

Ein weiteres großes Betätigungsfeld am Değirmendere­<br />

Aquädukt ist die Erstellung einer Typologie der Mauerwerkarten<br />

sowie die Dokumentation der ober- und unterhalb<br />

der Leitungstrasse liegenden Steinbrüche.<br />

Projektleitung: G. Wiplinger; Mitarbeit: N. Birkle, F. Fichtinger,<br />

G. Jansen, P. Kessener, R. Kreiner, C. Kurtze, A. Nießner,<br />

E. Unger. Kooperation: C. Passchier (Johannes-Gutenberg-Universität<br />

Mainz), M. Placidi (Centro Ricerche Speleo<br />

Archeologiche Sotteranei di Roma)<br />

Ephesos, Değirmendere­Aquädukt. Mercankuyu­<br />

Aquäduktbrücke: Auslauf mit älterer Leitung und zugeschwemmter<br />

Verbindungskorridor unter der hier nicht<br />

mehr erhaltenen jüngeren Leitung<br />

21<br />

Ephesos, Değirmendere­<br />

Aquädukt. Mercankuyu-<br />

Aquäduktbrücke: Ältere<br />

Leitung (vorn) mit Aufmauerung<br />

<strong>des</strong> Gewölbegangs<br />

als Auflager der darüberliegenden,<br />

an dieser Stelle<br />

nicht mehr erhaltenen<br />

jüngeren Leitung; links ein<br />

angesetzter Stützpfeiler


<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

I.1.1.10 Arkadiane<br />

Die Grabungen in der Arkadiane waren notwendig geworden, da seitens der türkischen<br />

Behörden eine Verlegung <strong>des</strong> Eingangs in die Hafengegend geplant ist.<br />

Die Arbeiten wurden dankenswerterweise von der Ephesus Foundation finanziell<br />

getragen. Insgesamt wurden im Bereich zwischen dem südlichen und dem mittleren<br />

Hafentor neun Grabungsschnitte angelegt; sechs dieser Schnitte lagen entlang der<br />

Straße, drei zwischen den beiden Toren.<br />

Bei den Ausgrabungen auf der<br />

Arkadiane zeigte sich, dass die<br />

gesamte Grabungsfläche bereits<br />

in den Jahren 1896–1906 archäologisch<br />

untersucht und das Gelände<br />

in den 1950er Jahren mit Grabungsschutt<br />

aufgefüllt worden war.<br />

Die außerordentlich große Menge<br />

an altem Schutt machte den Einsatz<br />

eines Baggers unvermeidbar.<br />

Mithilfe schweren Geräts konnte<br />

der Großteil <strong>des</strong> Materials zügig<br />

entfernt werden, die bodennahen<br />

Schichten wurden per Hand abgetragen.<br />

Eine vollständige Freilegung<br />

bis auf Straßenniveau war<br />

aufgrund <strong>des</strong> hohen Grundwasserspiegels<br />

nicht durchgehend<br />

Ephesos, Arkadiane. Zustand vor der Ausgrabung, Frühjahr 2012<br />

möglich.<br />

Besonders interessant waren<br />

die Ergebnisse in der nördlichen<br />

Säulenhalle der Arkadiane, wo<br />

zahlreiche spätantike Befunde aufgedeckt<br />

werden konnten. Durchgehend<br />

freigelegt wurden die Hallenrückwand<br />

sowie der Boden, den<br />

ursprünglich ein Mosaik zierte. Dieses<br />

war nur noch partiell erhalten,<br />

in vielen Bereichen konnte nur noch<br />

der Estrichunterboden oder die darunter<br />

aufgebrachte Rollierung bestehend<br />

aus Ziegelbruch dokumentiert<br />

werden. Als spätantiker Einbau<br />

ist auch ein niedriges, aus Spolien<br />

errichtetes Po<strong>des</strong>t anzusprechen,<br />

das in die Halle eingebaut wurde.<br />

Im Bereich zwischen dem mittleren<br />

und dem südlichen Hafentor<br />

Ephesos, Arkadiane. Spätantiker Einbau in der Halle und Überblick über die Straße sind kontinuierliche Nutzungsphasen<br />

von der römischen Kaiserzeit<br />

bis in die mittelbyzantinische Zeit zu beobachten. Es lassen sich Läden, Räume für<br />

Vorratshaltung sowie diverse handwerkliche Einrichtungen nachweisen, die immer<br />

wieder umgebaut worden waren. Die freigelegten Kanäle und Wasserspeicher belegen,<br />

dass das ephesische Abwasserkanalsystem im Bereich <strong>des</strong> südlichen Hafentors<br />

abgeleitet wurde.<br />

Projektleitung: S. Ladstätter; örtliche Leitung: N. Kul­Berndt; Mitarbeit: M. Barış,<br />

J. Struber­İlhan, R. Yazıcı<br />

22


Zentrale Wien<br />

I.1.1.11 Hafen und Hafenkanal<br />

Auf Wunsch der Generaldirektion für Altertümer wurde bereits im Januar 2012 mit<br />

den Arbeiten im Hafen und am Hafenkanal begonnen. Ziel der Unternehmung war,<br />

alle wissenschaftlichen Grundlagen zu liefern, die für das geplante Hafenprojekt (Öffnung<br />

<strong>des</strong> Hafenkanals sowie Teile <strong>des</strong> römischen Hafenbeckens) notwendig sind.<br />

In einem ersten Schritt wurden über die gesamte Länge <strong>des</strong> Hafenkanals sowie im<br />

Hafenbecken selbst paläogeografische Bohrungen durchgeführt, um entscheidende<br />

Aufschlüsse über die Entstehungsgeschichte<br />

<strong>des</strong> Kanals sowie über<br />

die Vegetationsgeschichte zu gewinnen.<br />

Nach der Reinigung <strong>des</strong><br />

gesamten Areals durch das Efes<br />

Müzesi Selçuk erfolgte die Einmessung<br />

und Kartierung aller sichtbaren<br />

Ruinen. Im Anschluss daran<br />

wurden an neuralgischen Stellen<br />

geophysikalische Untersuchungen<br />

eingeleitet. Mit Juni 2012 wurden<br />

den türkischen Behörden die Ergebnisse<br />

übergeben und somit die<br />

Basis für alle weiteren infrastrukturellen<br />

Schritte und Entscheidungen<br />

geschaffen. In einer Vermessungskampagne<br />

im September 2012<br />

folgte eine nähere Untersuchung<br />

<strong>des</strong> sog. Zollgebäu<strong>des</strong> in Pamu-<br />

Ephesos, Hafen und Hafenkanal<br />

cak. Dabei zeigte bereits ein oberflächiger<br />

Survey, dass es sich um<br />

ein komplexes Gebäude der römischen<br />

Kaiserzeit handelt, das in der<br />

Spätantike zu einer Kirche umfunktioniert<br />

worden war.<br />

Projektleitung: S. Ladstätter;<br />

Mitarbeit: C. Kurtze, R. Yazıcı. Kooperation:<br />

H. Brückner, F. Stock<br />

(Universität Köln); S. Seren (ZAMG)<br />

I.1.1.12 Spätantike Residenz in den<br />

Verulanushallen<br />

2011 wurde die Ausgrabung einer<br />

spätantiken Residenz südlich der<br />

Marienkirche in das Grabungsprogramm<br />

aufgenommen. Bereits in<br />

der ersten Grabungssaison, die als Ephesos, Pamucak. Zollgebäuder römischer Zeit<br />

Kooperationsprojekt zwischen der<br />

ÖAW und dem ÖAI stattfand, konnte die Chronologie <strong>des</strong> Baus grob geklärt werden.<br />

So dürfte die Bauzeit in das ausgehende 4. Jahrhundert oder das beginnende<br />

5. Jahrhundert zu setzen sein, zerstört wurde das Gebäude im fortgeschrittenen<br />

7. Jahrhundert. 2012 wurde das Grabungsprojekt vom ÖAI übernommen, um für die<br />

nächsten drei Jahre fortgesetzt zu werden.<br />

Ausgehend von der Interpretation der geophysikalischen Messdaten und den ersten<br />

Ergebnissen der Grabung 2011 galt es, vor allem Fragen hinsichtlich der Struktur<br />

und der zeitlichen Einordnung der Nachnutzung zu klären. Ein weiterer Schwerpunkt<br />

lag auf der großflächigen Freilegung <strong>des</strong> Südwestbereichs <strong>des</strong> Hauses, um genau-<br />

23


Ephesos, spätantike Residenz<br />

in den Verulanushallen.<br />

Grundriss<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

ere Informationen hinsichtlich der beweglichen und unbeweglichen Ausstattung zu<br />

erlangen und aufgrund deren chronologischer Einordnung Aufschlüsse über sich<br />

möglicherweise ändernde Gewohnheiten durch die einzelnen Nutzungsphasen hindurch<br />

zu erhalten. Andererseits sollten auch Spezifika <strong>des</strong> architektonischen Aufbaus<br />

und der Gliederung der einzelnen Raumeinheiten geklärt werden. Insgesamt<br />

wurden 311 m² ausgegraben.<br />

Der in 2011 angeschnittene Raum 2 wurde vollständig freigelegt: Es handelt<br />

sich um einen längsrechteckigen, 60 m² großen Raum, <strong>des</strong>sen Abschluss im Süden<br />

durch eine erhöht angelegte Apsis gebildet wird. Der Haupteingang befindet sich im<br />

Norden, der vom Hof (Raum 1) über mehrere Stufen hinunter in das Rauminnere<br />

führt. Ebenfalls über eine Stufe gelangt man durch eine Türöffnung im Nordwesten<br />

in den höher liegenden Raum 3, im Südwesten erreicht man durch eine Verbindungstür<br />

Raum 8. Die Apsis weist im Osten und Westen jeweils symmetrisch angelegte<br />

Türöffnungen auf, von denen aus zwei kleinere Raumeinheiten (Raum 7 und<br />

24


Zentrale Wien<br />

11) zu betreten waren. In der Nordwand<br />

finden sich zu beiden Seiten<br />

<strong>des</strong> Haupteingangs Nischen, deren<br />

Boden raumseitig wohl Holzbretter<br />

aufnahmen, worauf auch Aussparungen<br />

in den Gewänden hinweisen.<br />

Die aufwendige Bodendekoration<br />

besteht hauptsächlich aus<br />

opus sectile-Feldern. Die Wanddekoration<br />

wird in der untersten<br />

Zone durch einen Sockel von Marmor-<br />

und Schieferplatten gebildet.<br />

In dem darüberliegenden Bereich<br />

finden sich Reste von Wandmalereien,<br />

deren relativchronologische<br />

Einordnung in die erste Bauphase<br />

in gewissen Teilbereichen auszuschließen<br />

ist, in anderen hingegen<br />

möglich erscheint. Soweit gereinigt,<br />

scheint es sich hier um ein System zu handeln, das Marmorimitationen und rotgrundige<br />

Felder aufweist, die durch Rahmen gegliedert wurden. Der Raum selbst scheint<br />

aufgrund <strong>des</strong> Fundmaterials im Versturz, anders als die benachbarten Räume, kein<br />

Obergeschoss gehabt zu haben, d. h., seine Höhe wird über zwei Geschosse gereicht<br />

haben. Aufgrund der Lage innerhalb <strong>des</strong> Komplexes und seiner Ausstattung<br />

ist dieser Raum als repräsentativer Raum im Allgemeinen und aufgrund seiner architektonischen<br />

Ausgestaltung wohl genauer als Speise-/Bankettsaal zu interpretieren.<br />

Raum 3 mit 25 m² konnte ebenfalls zur Gänze freigelegt werden. Er weist einerseits<br />

einen Durchgang nach Osten zu Raum 2 auf, andererseits ist er auch von<br />

Raum 4 aus zu betreten. Aufgrund der Ausstattung, der Lage und den Türverbindungen<br />

handelt es sich wohl um einen Neben- oder Durchgangsraum, der repräsentative<br />

Bereiche <strong>des</strong> Hauses verbindet.<br />

Der annähernd quadratische, 50 m² große Raum 4 ist nun ebenfalls in seiner Gesamtheit<br />

zu fassen. Bereits in der Kampagne 2011 wurde ein Streifen seines Bodenmosaiks<br />

aufgedeckt, das nun komplett freigelegt ist. Nach einer partiellen Reinigung<br />

zeigen sich zwei umlaufende Randmuster mit geometrischer polychromer Gestaltung,<br />

die ein zentrales Feld einrahmen. Die originale Wandgestaltung ist – bedingt<br />

durch eine spätere Umgestaltung der in situ verbliebenen – nicht fassbar. Aus dem<br />

Versturz hingegen stammen unzählige Fragmente polychromer Malerei wie auch<br />

Reste von Stuckleisten, die einerseits den Wänden und andererseits der Decke zuzuordnen<br />

sind. Der Hauptzugang dieses repräsentativen Raumes ist im Norden und<br />

über Raum 5, einen Vorraum, zu betreten. Eine weitere Zugangsmöglichkeit war von<br />

Raum 3 und Raum 8 aus möglich. Nach Süden hin setzen zwei Zungenmauern und<br />

eine Stufe Raum 9 von ihm ab. Aus dem Versturz <strong>des</strong> Raumes 4 konnten mehrere<br />

Architekturglieder (2 Säulenstühle, 2 Säulen, 2 Kämpferkapitelle) geborgen werden,<br />

die im Verein mit den Resten eines sich ebenfalls im Versturz befindlichen Ziegelbogens<br />

wohl die Rekonstruktion einer aus drei Bogen bestehende Arkatur erlaubt. Da<br />

eine Zuweisung an eine bestimmte Mauerpartie nicht zweifelsfrei möglich ist, kann<br />

es sich dabei entweder um ein dreigliedriges Fenster in der Westmauer gehandelt<br />

haben – dafür spräche auch die Konzentration an Fensterglas im Versturz <strong>des</strong> Raumes<br />

–, oder diese Arkaden bildeten eine Galerie im oberen Bereich, denn aufgrund<br />

der Größe <strong>des</strong> Raumes ist wohl davon auszugehen, dass die Raumhöhe auch das<br />

Obergeschoss einbezog.<br />

Bei Raum 9 handelt es sich um eine querrechteckige, 22 m² große Einheit, die<br />

sich durch das um eine Stufe höhere Niveau von Raum 4 eindeutig absetzt, aber<br />

aufgrund <strong>des</strong> sehr breiten Durchgangs mit diesem im Zusammenhang zu sehen ist.<br />

Wenngleich der Boden sich hier in einem verhältnismäßig schlechtem Zustand be-<br />

25<br />

Ephesos, spätantike Residenz<br />

in den Verulanushallen.<br />

Grabung 2012


Ephesos, spätantike Residenz<br />

in den Verulanushallen.<br />

Mosaik in Raum 4<br />

Ephesos, spätantike Residenz<br />

in den Verulanushallen.<br />

Ortband aus Raum 4<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

findet, ist die Gestaltung dennoch<br />

nachvollziehbar: so wurde auch<br />

hier ein polychromes Mosaik verlegt,<br />

dass sich in drei quadratische<br />

Felder unterteilt. Die ursprüngliche<br />

Wanddekoration ist aufgrund der<br />

späteren Umgestaltung und <strong>des</strong><br />

schlechten Erhaltungszustan<strong>des</strong><br />

noch nicht zu fassen. Im Versturz<br />

haben sich in Raum 9 ebenso Reste<br />

der Deckenmalereien und der<br />

Stuckleisten erhalten, wodurch für<br />

ihn von einer normalen Geschosshöhe<br />

auszugehen ist.<br />

Die Räume 5, 4 und 9 (von Norden<br />

nach Süden) bilden eine repräsentative<br />

Einheit, der ein einheitliches<br />

Konzept zugrunde liegt. So<br />

betrat man vom Hof (Raum 1) aus<br />

den Vorraum (Raum 5), von dem man in einen großen Saal (Raum 4) gelangte. Von<br />

hier aus blickt man auf den baulich klar abgesetzten Raum 9, der möglicherweise<br />

dem Hausherrn als Empfangsraum gedient haben mag. Eine derartige Interpretation<br />

wird nicht nur durch den architektonischen Aufbau und die Bodendekoration gestützt,<br />

sondern auch durch das Fundmaterial, das aber zunächst wohl der letzten Ausstattungsphase<br />

zugewiesen werden muss. So fanden sich am Fuße der Mauer im Osten<br />

(südlich <strong>des</strong> Eingangs zu Raum 3) ein Schwert mit der Scheide zugehörigen<br />

Zierelementen. In unmittelbarere Nähe konnte auch eine Lanzenspitze<br />

geborgen werden, sodass ein Anbringungsort an dieser Wandpartie wohl<br />

naheliegt. Anscheinend handelt es sich hierbei um die Zurschaustellung<br />

von Insignien <strong>des</strong> Hausbesitzers, wie sie für eine Abfolge von Räumen<br />

mit einer derartigen Funktion nicht überrascht.<br />

Im westlichen Bereich von Raum 9 findet sich ein der ersten Bauphase<br />

zugehöriger Durchgang zu dem rechteckigen, 13 m² großen Raum 10,<br />

der jedoch keine Schwelle aufweist. In Raum 10 haben sich nur wenige<br />

Reste eines Ziegelplattenbodens und seines Unterbaus, an den Wänden<br />

keinerlei Verputz- oder Malereireste erhalten. Raum 10 darf als ein zu<br />

dem Repräsentationsteil gehöriger Nebenraum gelten.<br />

Raum 8 ist in seiner ursprünglichen Funktion ebenfalls diesem Repräsentationsbereich<br />

zuzurechnen, war dieser doch mit einem 26 m² großen<br />

opus sectile-Boden ausgestattet, der sich ebenfalls aus mehreren<br />

Feldern mit unterschiedlichen geometrischen Mustern zusammensetzte.<br />

Die Sockelzone der Wand dieser Ausstattungsphase kann aufgrund der<br />

noch erhaltenen Reste von opus signinum und der fassbaren Dübel in<br />

Analogie zu Raum 2 wohl ebenso als eine Abfolge von Marmor- und/<br />

oder Schieferplatten rekonstruiert werden. Ebenso bestand zwischen<br />

den Räumen 7 und 8 ein breiter Durchgang. Zudem stellten die Türen im<br />

Nordbereich <strong>des</strong> Raumes 8 eine Verbindung zwischen Raum 2 und 4 her.<br />

Raum 11 ist ein 5 m² großer Annexraum zur Apsis <strong>des</strong> Raumes 2 mit einem einfachen<br />

Ziegelplattenboden. Über die Funktion <strong>des</strong> Raumes selbst können nur bedingt<br />

Aussagen getätigt werden, zumal der Ostbereich noch nicht ergraben ist. Fest steht<br />

aber, dass sich in diesem Bereich ausweislich <strong>des</strong> hydraulischen Mörtels wohl eine<br />

wasserwirtschaftliche Installation befunden haben muss.<br />

In Raum 1 wurde im Bereich <strong>des</strong> Westumgangs ein Teil eines Kanals ausgegraben,<br />

in <strong>des</strong>sen Ostwange das Punktfundament für eine Säule <strong>des</strong> Hofs integriert war.<br />

Aufgrund der Befunde und der in den Räumen erhaltenen Funde ist von einer raschen<br />

Brandzerstörung auszugehen, die grob in das 7. Jahrhundert gesetzt werden<br />

26


Zentrale Wien<br />

kann. In Raum 2 dürfte das Mauerwerk <strong>des</strong> Apsidensaals nach der Zerstörung noch<br />

soweit aufgehend erhalten geblieben sein, dass dieses, nachdem das Gebäude nicht<br />

mehr in seiner ursprünglichen Form nutzbar war, auf höherem Niveau weiterverwendet<br />

wurde. Das bedeutet, dass die Mauersubstanz in die Nachfolgebebauung integriert<br />

wurde und diese wiederum das noch Vorhandene teilweise berücksichtigte. So<br />

wurde das Mauerwerk der Apsis im Scheitel mit einer runden Struktur überbaut, die<br />

vor allem aufgrund <strong>des</strong> verhältnismäßig aufwendig gestalteten Eingangs mit einer<br />

Kalktuffplatte und runden Hypokaustpfeilerziegel sowie dem sorgfältig verlegten Ziegelplattenboden<br />

hervorsticht. In denselben Horizont – unter der finalen Zerstörungsschicht<br />

– war eine Grube eingetieft, deren Verfüllung vor allem aus Amphoren und<br />

Tierknochen bestand, die grob dem 11. Jahrhundert zuzuweisen sind.<br />

Parallel zu den Ausgrabungsarbeiten wurde der archäologische Befund umgehend<br />

konserviert. So wurden die Mosaikböden partiell gereinigt und gefestigt, die<br />

Wandmalereien an den Wänden fixiert und die Mauern konsolidiert. Ferner erfolgte<br />

die sachgemäße Bergung von Wandmalerei-<br />

und Stuckresten im Versturz,<br />

von Artefakten in Fundlage sowie von<br />

geschnitzten Holzstücken, die wohl von<br />

Möbelstücken stammen.<br />

Projektleitung: S. Ladstätter; Leitung<br />

vor Ort: H. Schwaiger; Mitarbeit:<br />

H. Aydoğdu, M. Barış, E. Baudoin, M.<br />

Gürcan, J. van der Heijden, B. Kalfa,<br />

D. Preindl, S. Tatz, D. Uslu, J. Wurzer,<br />

S. İlhan (Konsolidierung), S. Kalabis,<br />

D. Oberndorfer, P. Papadopoulos (alle<br />

Konservierung)<br />

I.1.1.13 Türbe im Artemision<br />

In einer abschließenden Feldkampagne<br />

wurden 2012 im Befund erkennbare<br />

Gräber ausgegraben und somit die Forschungen<br />

im Friedhof um die Türbe im<br />

Artemision beendet. Die Bauaufnahme<br />

<strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> wurde fertig gestellt, kontrolliert<br />

und überarbeitet. Ferner erfolgten<br />

die Dokumentation der Artefakte und<br />

der Skelette sowie die Probenentnahme<br />

für 14 Ephesos, Türbe im Artemision. Steinplan<br />

C- sowie DNA-Analysen.<br />

Zudem konnte die Materialaufnahme abgeschlossen<br />

werden. Insgesamt wurden 150 Keramikfragmente, 91 Glasfragmente<br />

und 46 Kleinfunde für den Katalog vorbereitet.<br />

Das Münzmaterial der Türbe umfasst in Summe 63 Münzen<br />

der Grabungsjahre 2009–2012. Der Bestand der Türbe<br />

gliedert sich hauptsächlich in islamische Münzen (25 Stück)<br />

sowie antike und byzantinische Prägungen (21 Stück). Der<br />

Rest entfällt vorrangig auf moderne Münzen.<br />

Projektleitung: S. Ladstätter; Leitung vor Ort: G. Parrer;<br />

Mitarbeit: E. Baudouin, E. S. Bellibaş, F. Fichtinger,<br />

E. Fındık, C. Kurtze, U. Schachinger; Kooperationen:<br />

G. Forstenpointner (Veterinärmedizinische Universität<br />

Wien), M. Kürüm (Universität Aydın), J. Vroom (Universität<br />

Leiden)<br />

Ephesos, Türbe im Artemision. Keramik <strong>des</strong> 15. Jahrhunderts<br />

mit anthropomorpher Darstellung<br />

27


Ephesos, Hamam 4 von<br />

Westen (Foto L. Fliesser)<br />

Ephesos, Hamam 4.<br />

Schnitt 1/12 − Endzustand<br />

von Osten (Foto M. Steskal)<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

I.1.1.14 Hamam 4 in Selçuk (›Garden Camping Hamam‹)<br />

Zur Erstellung eines Restaurierungskonzepts für den nördlich der İsabey Moschee<br />

gelegenen Hamam 4 (sog. Garden-Hamam) wurden 2012 Sondagen und Reinigungsarbeiten<br />

innerhalb und außerhalb <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> durchgeführt.<br />

Sämtliche Räume (1−5) wurden von rezentem Schutt und modernen Deponierungen<br />

befreit und bis auf das ursprüngliche Bodenniveau wieder freigelegt. Diese<br />

Arbeiten dienten einerseits der für die Restaurierung notwendigen Vervollständigung<br />

der bereits vorhandenen Wandansichten mittels Fotogrammetrie, andererseits<br />

sollte der Erhaltungszustand der Böden festgestellt werden, um potenzielle zukünftige<br />

Sondagenflächen auszuloten. Von den ursprünglichen Marmorböden haben sich<br />

nur wenige Reste erhalten. Teilweise waren die Estriche noch intakt, in vielen Bereichen<br />

waren aber auch sie bereits in die unter den Böden befindlichen Hohlräume für<br />

das Heizungssystem eingebrochen.<br />

Um den Zustand <strong>des</strong> Fundaments feststellen<br />

und Datierungsansätze für das Hamam gewinnen<br />

zu können, wurde an der Westwand <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong>,<br />

südlich <strong>des</strong> Haupteingangs, eine Sondage<br />

angelegt.<br />

Die Stratigrafie von Schnitt 1/12 ließ sich in<br />

einen Nord- und einen Südbereich gliedern. Getrennt<br />

wurden diese beiden Bereiche von einer<br />

leicht schräg, Ost-West verlaufenden Mauer, die<br />

sekundär an die Hamam-Westmauer angesetzt<br />

worden war. Im Laufe der Grabung konnten sowohl<br />

hamamzeitliche als auch prä- und posthamamzeitliche<br />

Befunde aufgedeckt werden. Die<br />

Stratigrafie der Südseite ist charakterisiert von Abfolgen<br />

anthropogener Straten und natürlicher Ablagerungen<br />

durch Flugsande und Flugerde. Unter<br />

dem rezenten Horizont fand sich der Versturz der<br />

Ost-West-Mauer. Der Versturz war das Resultat<br />

einer Brandzerstörung <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong>, von der<br />

noch eine Brandschicht zeugt. Eine Schicht aus Flugsanden und Flugerde zeigte,<br />

dass das sekundäre Gebäude zum Zeitpunkt der Brandzerstörung schon längere<br />

Zeit verwaist gewesen sein musste. Fenster und Türen müssen zu diesem Zeitpunkt<br />

offen gestanden und Teile <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> bereits eingestürzt gewesen sein.<br />

28


Zentrale Wien<br />

Die Stratigrafie von Schnitt 2/12 ist geprägt<br />

von der Errichtung zweier zusätzlicher überkuppelter<br />

Räume, die südlich an den Hamam angeschlossen<br />

wurden. Als jüngstes Stratum fand sich<br />

der rezente Humushorizont, der die Sondage flächig<br />

bedeckte.<br />

Zunächst ließ sich die 1,53 m breite Baugrube<br />

für den sekundären Raum 4 an der Südostecke<br />

<strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> nachweisen. In diese Baugrube<br />

wurde das Fundament von Raum 4 gesetzt.<br />

Die unter der Baugrube liegende Schicht datierte<br />

bereits vor die Errichtung von Raum 4. Sie überlagerte<br />

den Versturz einer Südost-Nordwest verlaufenden<br />

Trockenmauer, die vor die Errichtung<br />

<strong>des</strong> sekundären Raumes 4 datiert und wohl in<br />

funktionalem Zusammenhang mit dem Kernbau<br />

zu sehen ist. Sie könnte als Böschung gedient<br />

haben, die Regenwasser, das vom westlichen Abhang<br />

<strong>des</strong> Ayasoluk abfloss, vom Fundament <strong>des</strong><br />

Kernbaus ableitete.<br />

Im Anschluss an die Errichtung von Raum 4 wurde als tertiäre Maßnahme an der<br />

Südwestecke <strong>des</strong> Hamams der überkuppelte Raum 3 angefügt. Sein Fundament<br />

lehnt sich an das Fundament von Raum 4 an und ist daher eindeutig als jünger<br />

anzusprechen.<br />

Projektleitung: M. Steskal; Mitarbeit: P. Mayrhofer, R. Yazıcı<br />

I.1.2 Surveys und Begehungen<br />

I.1.2.1 Geologischer Survey am Bülbüldağ<br />

Im Anschluss an die Kartierung <strong>des</strong> Panayırdağ im Jahr 2010 wurde im September<br />

2012 das Gebiet um den Bülbüldağ zwischen dem Stadtgebiet von Ephesos<br />

und Meryemana geologisch kartiert. Finanziert wurden diese Arbeiten von der Gesellschaft<br />

der Freunde von Ephesos. Das Arbeitsgebiet wird im Westen und Osten<br />

durch die den Bülbüldağ begrenzenden Täler geformt. Der Südhang <strong>des</strong> Bülbüldağ,<br />

eines lang gestreckten Höhenzugs westlich von Ephesos, bildet ein nach Westen<br />

geöffnetes, breites Tal, welches in einem Sattel am Ostende <strong>des</strong> Berges endet.<br />

Südlich davon steigt der Berg zum Kapındağ über Meryemana an. Das Gebiet ist<br />

durch die Straße vom Magnesischen Tor nach Meryemana und durch zahlreiche<br />

Forstwege erschlossen; abseits der Wege erschwert oder verhindert auch der dichte<br />

Bewuchs die Begehung.<br />

Der geologische Bau <strong>des</strong> Arbeitsgebiets ist durch drei Nordwest-Südost streichende<br />

tektonische Einheiten charakterisiert. Die Panayır­Einheit repräsentiert die<br />

Kalksteine <strong>des</strong> Panayırdağ und <strong>des</strong> Kaleburun Tepe. Diese sind durch lokal aufgeschlossene<br />

Phyllite von der südlich anschließenden Bülbül-Einheit tektonisch<br />

abgetrennt. Diese Grenze verläuft unter dem Sattel am Magnesischen Tor entlang<br />

<strong>des</strong> Fußes <strong>des</strong> Bülbüldağ und durch einen Einschnitt zwischen Bülbüldağ und Kaleburun<br />

Tepe. Das Tal südlich <strong>des</strong> Bülbüldağ zeichnet morphologisch die Grenze<br />

zu der südwestlich anschließenden Kapındağ­Einheit nach. Die Abtrennung dieser<br />

Einheit erfolgte aufgrund der unterschiedlichen Lagerung der Gesteine und <strong>des</strong> abweichenden<br />

lithologischen Inhalts. Die Kapındağ­Einheit ist im Westen <strong>des</strong> Arbeitsgebiets<br />

durch weiße Mergel überlagert. Entlang der Grenze zwischen Bülbül- und<br />

Kapındağ­Einheit finden sich massive Kalkbrekzien. Das Gestein ist im gesamten<br />

Arbeitsgebiet durch mächtigen, verfestigten Hangschutt überlagert.<br />

29<br />

Epheos, Hamam 4. Schnitt<br />

2/12 − Endzustand von<br />

Norden (Foto M. Steskal)


Ephesos, geologische<br />

Kartierung der Umgebung<br />

(© GFE, W. Prochaska)<br />

Ephesos, Balıkboğazı.<br />

Felswand mit dem bronzezeitlichen<br />

Relief (l. u.)<br />

(Foto M. Kerschner)<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

Die Panayır­Einheit besteht aus mittelsteil nach Süden bis Südosten einfallenden<br />

Kalksteinen, die lokal Eisenkonkretionen führen. Einzelne Rollstücke zeigen unbedeutende<br />

Kupfermineralisationen. Die Kalksteine unterscheiden sich durch fehlende<br />

kieselige Einlagerungen von den Panayır­Kalken. Die im Sattel am Südosthang <strong>des</strong><br />

Bülbüldağ anstehenden Phyllite werden hier als konkordante Einlagerung interpretiert.<br />

Ob diese mit einem kleineren Vorkommen im Graben südöstlich der Marienstatue<br />

zu einem möglichen störungsbegleitenden Phyllitzug verbunden werden können,<br />

muss derzeit noch offenbleiben.<br />

Südlich davon trennt eine Störung eine enge Wechselfolge von Phyllit und Kalkstein<br />

von der Panayır­Einheit ab. Diese wird hier als Kapındağ­Einheit bezeichnet.<br />

Sie zeigt aufgrund einer generellen flachen Lagerung Formationsgrenzen, die der Topografie<br />

folgen. Die Karbonatgesteine sind lokal als Dolomit ausgebildet. Die Wechselfolge<br />

dieser Einheit führt zu (gefassten) Wasseraustritten am stauenden Phyllit.<br />

Eine spektakuläre junge Abschiebung innerhalb <strong>des</strong> Hangschutts polierte die<br />

glatte Felswand hinter der Marienstatue.<br />

30<br />

Projektleitung: G. Rantitsch, W. Prochaska<br />

(Montanuniversität Leoben);<br />

Mitarbeit: R. Ehrreich, H. Kaltenböck,<br />

G. Kienast, M. Nievoll, T. Nisch, D. Wallner<br />

I.1.2.2 Das Felsrelief von Balıkboğazı<br />

Ziel der Untersuchungen war die Vorbereitung<br />

der Publikation <strong>des</strong> Felsreliefs<br />

von Balıkboğazı am Nordosthang <strong>des</strong><br />

Bülbüldağ. Das Relief war 2003 wiederentdeckt<br />

und in einem kurzen Vorbericht<br />

vorgestellt worden. Die chronologische<br />

und kulturelle Einordnung sowie die ikonografische<br />

Interpretation waren damals<br />

jedoch offengelassen und einer abschließenden Publikation vorbehalten worden.<br />

Die Felswand am Westhang <strong>des</strong> Balıkboğazı, die nach einem Waldbrand vor eini-


gen Jahren nun weitgehend ohne Bewuchs ist, wurde in ihrer gesamten<br />

Länge nach möglichen weiteren Reliefs oder Inschriften abgesucht, der<br />

Befund war jedoch negativ.<br />

Eine Begehung <strong>des</strong> Bademliktepe am östlichen Stadtrand von Selçuk<br />

ergab, dass die von A. Bammer als »befestigte Anlage« angesprochenen<br />

Mauern aufgrund ihrer geringen Dicke (ca. 0,80 m) nicht zur Verteidigung<br />

gedient haben konnten. Für eine Datierung in die Spätbronzezeit, wie<br />

sie vorgeschlagen wurde, gibt es in dem Befund keinerlei Anhaltspunkte.<br />

Bei einigen Mauern aus kleinen Bruchsteinen ist vielmehr wahrscheinlich,<br />

dass es sich um neuzeitliche Flurbegrenzungen und landwirtschaftliche<br />

Terrassen handelt. Eine Ausnahme stellt nur ein run<strong>des</strong> Fundament<br />

aus großen Blöcken dar, <strong>des</strong>sen Funktion und Datierung ohne Grabung<br />

jedoch nicht zu bestimmen ist.<br />

Projektleitung und wissenschaftliche Bearbeitung: M. Kerschner; Mitarbeit:<br />

S. Aro-Valjus<br />

I.1.3 Restaurierungen<br />

Zentrale Wien<br />

I.1.3.1 Großes Theater<br />

Im Zuge der Konservierungsmaßnahmen im Großen Theater von Ephesos<br />

wurden verschiedene Reparaturen an der Ima Cavea (untere Sitzreihen),<br />

in der Orchestra und an einigen weiteren Stellen im Theater durchgeführt.<br />

Im Bereich der Ima Cavea wurden die Kerki<strong>des</strong> und Klimakes sowie der Kanal in<br />

der Orchestra gründlich gereinigt. Größere Fehlstellen wurden mit Bruchsteinen im<br />

Mörtelverband zugemauert und die Fugen mit einem Kalkmörtel geschlossen. Mit<br />

diesen Maßnahmen soll neuerlicher biogener Bewuchs verhindert werden.<br />

Auch die beschädigten Fugen am Gewölbe der Nordparados (Eingang) wurden<br />

geschlossen. Ferner waren auch am Gewölbe der Südparados hohle Fugen und<br />

fehlende Steine festgestellt worden und mussten daher saniert werden. Außerdem<br />

wurden die Reparaturen in den von Zementmörtel bedeckten Bereichen fortgesetzt.<br />

Besondere Aufmerksamkeit wurde der Stabilisierung der zur Orchestra führenden<br />

Treppen geschenkt. Aus dem Mauerwerk der Treppen wurden Spolien herausgenommen,<br />

darunter auch eine unterlebensgroße weibliche Sitzstatue.<br />

Aufgrund statischer Probleme mussten Stützanker aus Edelstahl im nördlichen<br />

Substruktionsraum <strong>des</strong> Südanalemmas versetzt werden, erst daran anschließend<br />

war es möglich, die tiefen Risse durch Mörtelinjektionen zu schließen. Desgleichen<br />

wurden analog zum Nordanalemma auch im<br />

Süden teleskopische Stützkonstruktionen eingebaut,<br />

um ein Herabfallen von Steinquadern zu verhindern.<br />

Als vorbereitende Maßnahmen für eine moderne<br />

Nutzung wurden die Treppenstufen im Theater<br />

mit Kunststoff verkleidet, mit Dübeln fixiert und anschließend<br />

Zementmörtel aufgebracht. Durch diese<br />

Methode können in Zukunft die neu modellierten<br />

Treppen ohne großen Aufwand wieder abgenommen<br />

werden.<br />

Anstelle <strong>des</strong> mittlerweile verrosteten Zauns um<br />

das Südanalemma wurde eine 2 m starke und 2,2 m<br />

hohe Trockenmauer aus Steinquadern errichtet,<br />

um herabfallen<strong>des</strong> Material aufzufangen; nach Abschluss<br />

dieser Arbeiten konnte der Zaun entfernt<br />

werden. Abgeschlossen wurde auch die Restaurierung <strong>des</strong> opus sectile- und <strong>des</strong><br />

Marmorbodens in der Orchestra.<br />

31<br />

Ephesos, Bademliktepe.<br />

Kreisförmiges Fundament<br />

aus Blöcken (sog. Turm 1;<br />

r. u.) und tangential daran<br />

anlaufende Mauer (von<br />

Norden) (Foto M. Kerschner)<br />

Ephesos, Großes Theater.<br />

Stützkonstruktion aus<br />

Edelstahl


Ephesos, Großes Theater.<br />

Felsen unter den Sitzreihen<br />

Ephesos, Großes Theater. Treppe<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

Ein großes Problem stellen der anstehende Fels und <strong>des</strong>sen Verwitterungslehm<br />

innerhalb <strong>des</strong> Besucherraumes, der der Witterung ausgesetzt ist und starke<br />

Erosionsanzeichen aufweist, dar. Bislang konnte keine befriedigende Lösung für<br />

dieses Problem gefunden werden, allerdings wurde die Oberfläche mit einer Bindelösung<br />

abgedichtet und eine Barriere errichtet, um nachfließen<strong>des</strong> Regenwasser<br />

umzuleiten.<br />

Am 16. November 2012 wurden die vom Bun<strong>des</strong>ministerium für Wissenschaft<br />

und Forschung im Rahmen einer Sonderdotation finanzierten Konservierungsarbeiten<br />

im Zuschauerraum sowie den Eingängen <strong>des</strong> Theaters abgeschlossen; im Jahr<br />

2013 sollen sie im Bühnengebäude begonnen werden.<br />

Projektleitung: N. E. Tekin; Mitarbeit: E. S. Bellibaş, M. Burul, B. Kepenek, K. Türk,<br />

W. Nesitka (statische Gutachten)<br />

32<br />

Ephesos, Großes Theater. opus sectile in der Orchestra


Zentrale Wien<br />

I.1.3.2 Sogenannter Marmorsaal<br />

im Hanghaus 2<br />

Im Jahr 2012 wurde weiter an der<br />

Rekonstruktion und Applikation<br />

der Pavonazzetto-Platten der<br />

Hauptdekorzone der Wand <strong>des</strong><br />

sog. Marmorsaals der Wohneinheit<br />

6 <strong>des</strong> Hanghauses 2 gearbeitet.<br />

Dafür wurden die Fragmente<br />

zusammen geklebt, die<br />

Fehlstellen mit Gips ergänzt und<br />

die Platten auf einen Aluminiumträger<br />

(Aerolom) mit Epoxid harz<br />

befestigt. Mit einer auf den Rückseiten<br />

montierten, allerdings reversiblen<br />

Edelstahlkonstruktion<br />

erfolgte die Fixierung der Platten<br />

an den Wänden. Fehlstellen an<br />

Pilastern und Säulenkapitellen<br />

wurden mit Gips ergänzt und bildhauerisch nachgeformt. In der Südwestecke <strong>des</strong><br />

›Marmorsaals‹ geben nun insgesamt vier Platten Eindruck von dem Erscheinungsbild<br />

der ehemaligen Raumausstattung.<br />

Abschließend konnten ausgewählte opus sectile-Felder der dritten Zone restauriert<br />

werden. Diese waren 1987 auf Tüchern geborgen worden, eine restauratorische<br />

Bearbeitung blieb allerdings bislang aus. In einem ersten Arbeitsschritt wurden<br />

die Tücher, auf die die Platten geklebt worden waren, sorgfältig abgenommen und<br />

die opus sectile-Platten in Mörtel eingebettet. Im Zuge dieser Arbeiten konnten zahlreiche<br />

Fehlstellen geschlossen und anpassende Fragmente gefunden werden. Die<br />

Arbeiten wurden von Borusan­Holding finanziert.<br />

Projektleitung: S. Ladstätter, S. İlhan<br />

33<br />

Ephesos, Hanghaus 2,<br />

Wohneinheit 6, ›Marmorsaal‹.<br />

An der Wand wieder<br />

angebrachte Platten<br />

Ephesos, Hanghaus 2,<br />

Wohneinheit 6, ›Marmorsaal‹.<br />

opus sectile-Emblem


<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

Ephesos, Hanghaus 2, Wohneinheit 3, Raum 16a<br />

Ephesos, Hanghaus 2,<br />

Wohneinheit 5, Raum 27,<br />

›Korridor‹<br />

I.1.3.3 Wandmalerei im Hanghaus 2<br />

2012 wurden zwei Räume abschließend restauratorisch bearbeitet, und zwar Raum<br />

16a der Wohneinheit 3 und Raum 27, der sog. Korridor der Wohneinheit 5. Seit<br />

2000 sind die Wandmalereien vor direkter Sonneneinstrahlung, Wind und Regen<br />

durch ein Schutzdach gesichert. Weiterhin gefährden aber hohe Luftfeuchtigkeit,<br />

Temperaturschwankungen und Staub die antike Substanz. Eine weitere Gefahrenquelle<br />

stellen Tiere (Hunde, Katzen, Vögel) dar, die zur Verschmutzung beitragen.<br />

Ein spezielles Problem sind Wespen, die sich in den Lehmmauern einnisten. Die<br />

Wandmalereien weisen Risse und zahlreiche Fehlstellen auf. Der Erhaltungszustand<br />

resultiert aus mehrfachen Erdbeben, die der Substanz stark zugesetzt und<br />

nicht zuletzt zu einer Deformation der Wände geführt haben. Die Mörtel- und<br />

Malereischichten neigen zu Pulverisierung, die Farben sind beeinträchtigt durch<br />

Schmutz, aber auch durch Grauschleier oder Verkrustungen, die auf eine Rekarbonisierung<br />

zurückgeführt werden müssen. Zudem haben Restaurierungsmethoden<br />

der Vergangenheit der Substanz<br />

zugesetzt und zu Aussalzungen<br />

geführt. Während der Erdlagerung<br />

kamen die Wandmalereien mit organischen<br />

Substanzen in Berührung,<br />

die zu einer Schädigung führten.<br />

Während der Ausgrabungen in den<br />

1960er und 1970er Jahren versuchte<br />

man dem Verfall mit Kunstharzlösungen<br />

auf Acrylbasis wie Paraloid oder<br />

Primal entgegenzuwirken. Reste dieser<br />

Sicherungsmaßnahmen konnten<br />

insbesondere an der Süd- und Westmauer<br />

beobachtet werden. In der<br />

Vergangenheit wurden auch zahlreiche<br />

Füllungen mit Injektionen eingebracht,<br />

um die Haftung der Putzschichten<br />

zu gewährleisten. Hierfür<br />

wurde Beton, Gips, Acrylharze sowie<br />

Kalkmörtel verwendet. In verschiedenen<br />

Restaurierungs perioden wurden<br />

unterschiedliche Mörtel verwendet,<br />

auch variieren die Fülltechniken, die<br />

Farben und die Härte der Bindemittel.<br />

Da die Mörtel, denen meist Acrylharze<br />

beigefügt worden waren, auch<br />

Fehlstellen bedeckten, konnte die<br />

Schichtenabfolge der Putzschichten<br />

nur noch schwer nachvollzogen werden.<br />

Daher war es notwendig, die<br />

älteren Restaurierungsmaßnahmen<br />

zu entfernen sowie die fragilen Malereischichten<br />

zu festigen, bevor die<br />

eigentliche Konsolidierung einsetzen<br />

konnte. Nach dieser zeitintensiven<br />

Tätigkeit konnte mit der eigentlichen<br />

Reinigung begonnen werden,<br />

wobei der Schmutz mit Bürsten und<br />

Schwämmen entfernt wurde. Danach<br />

wurden Maßnahmen ergriffen, um den Mörtel zu härten und die Haftung der<br />

Schichten zu gewährleisten. Acrylharz wurde nur äußerst selten zur Sicherung <strong>des</strong><br />

Oberputzes verwendet.<br />

34


Zentrale Wien<br />

Das Ablösen der Malereioberflächen wurde mittels einer Kalklösung und Aufbringen<br />

mit Pinsel oder Injektionen gestoppt. Ebenso wurden Fugen, empfindliche Stellen<br />

sowie die Kanten ausgebrochener Stellen konsolidiert. Raue Farbschichten wurden<br />

mit einer Kalklösung behandelt. Dies ermöglichte eine Reinigung der Oberfläche<br />

bei einer gleichzeitigen Konsolidierung der Substanz. Nach dieser ersten Phase der<br />

Sicherungsmaßnahmen wurde an der Oberfläche anhaftender alter Mörtel mechanisch<br />

entfernt.<br />

Notwendige Füllungen in den Oberflächen wurden mit Mörtel auf Kalkbasis<br />

durchgeführt. Oberflächenstruktur und Farbe wurden dabei an die originalen antiken<br />

Oberflächen angepasst. Der Befall von Mikroorganismen wurde mittels einer<br />

Lösung von 3 % Preventol in <strong>des</strong>tilliertem Wasser behandelt. In Bereichen, in denen<br />

Retusche notwendig war, wurde eine neutrale Tönung an Aquarellfarben verwendet,<br />

mit dem Ziel, die Lesbarkeit der ursprünglichen Konzeption der Malerei zu erhalten.<br />

Das Restaurierungsprojekt im Hanghaus 2 wird von der Ephesus Foundation<br />

organisiert und von privaten Unternehmen finanziert.<br />

Projektleitung: F. Ghizzoni, S. Gianoli, A. Pircher (Koordination); Mitarbeit: S. Battistello,<br />

V. Besta, N. Bilgen, B. Cağlar, G. Fulgoni, P. Papadopoulou, S. Sarzi­Amade,<br />

S. Vecchi<br />

I.1.3.4 Serapeion<br />

Im Rahmen der Kampagne 2012 wurden, finanziert<br />

von der Ephesus Foundation, insgesamt<br />

78 Werkblöcke der Fassadenarchitektur<br />

<strong>des</strong> Serapeions untersucht. Ihr Erhaltungszustand<br />

offenbarte sich – wenig überraschend –<br />

sehr unterschiedlich: das Spektrum reicht von<br />

stark beschädigten Fragmenten bis hin zu<br />

sehr gut erhaltenen, vollständigen Blöcken.<br />

Als wesentliche Schadensbilder konnten<br />

Risssysteme und großteilige Verluste an Gesteinssubstanz<br />

festgestellt werden, die maßgeblich<br />

mit dem historischen Zusammensturz<br />

<strong>des</strong> Bauwerks in Verbindung stehen. Positiv<br />

fiel im Rahmen der Untersuchung der gute<br />

Zustand <strong>des</strong> Marmorgefüges auf. Laut den<br />

gemessenen Laufzeiten der Ultraschallwellen<br />

beschränken sich Entfestigungserscheinungen, wie die für Marmor typische Zuckerkorrosion,<br />

ausschließlich auf den oberflächennahen Bereich, im Inneren sind die<br />

Werkblöcke ›gesund‹ und ohne Schädigung.<br />

Abgeleitet von diesen Erkenntnissen ergibt sich für die zentrale Fragestellung,<br />

ob die Werkblöcke in Form einer Anastylose wiederverwendet werden können, eine<br />

grundsätzlich optimistische Einschätzung. Ausschlaggebend ist hierfür der gute Erhaltungszustand<br />

<strong>des</strong> Marmorgefüges. Dieser ermöglicht eine erfolgreiche Umsetzung<br />

von notwendigen restauratorischen Eingriffen (Stabilisierung von Rissstrukturen,<br />

Ergänzung von Fehlstellen) und garantiert für die Funktionsfähigkeit <strong>des</strong> Blocks<br />

im Bauverband. Es ist nach den bisherigen Ergebnissen davon auszugehen, dass<br />

sämtliche erhaltenen Blöcke der Säulenbasen, <strong>des</strong> Frieses, <strong>des</strong> Horizontalgesimses,<br />

<strong>des</strong> Tympanons, <strong>des</strong> Kranzgesimses sowie der Wandverkleidung bei einem<br />

Wiederaufbau verwendet werden können.<br />

Neben diesem positiven allgemeinen Befund wurden im Rahmen der Untersuchung<br />

aber auch einzelne Problemzonen festgestellt. Es sind dies die monumentalen<br />

Säulenschäfte und die Architravebene. Beide Zonen zeigen ein großes Schadensausmaß,<br />

würden jedoch im Fall einer Anastylose statische Schlüsselfunktionen<br />

zu erfüllen haben, denen es Rechnung zu tragen gälte. Dementsprechend werden<br />

35<br />

Ephesos, Serapeion.<br />

Ultraschallmessungen an<br />

der Bausubstanz


<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

Ephesos, Marienkirche. Festigung <strong>des</strong> Tonnengewölbes<br />

Ephesos, Marienkirche. Zustand nach der Konservierung 2012<br />

Ephesos, spätantike Residenz in den Verulanushallen. Konsolidierte Mauer<br />

36<br />

stark geschädigte oder kleinteilige Fragmente<br />

dieser Zonen als nicht geeignet<br />

ausgeschieden und nur die größeren Blöcke<br />

mit gutem Erhaltungszustand für den<br />

Wiederaufbau freigegeben. Das Ausmaß<br />

nicht geeigneter Blöcke in diesen Bereichen<br />

beläuft sich nach den Erkenntnissen<br />

der Kampagne 2012 auf ungefähr 30 %<br />

der Substanz.<br />

Projektleitung: M. Pliessnig; Mitarbeit:<br />

M. Kulhanek<br />

I.1.3.5 Marienkirche<br />

Die seit 2011 laufenden Konservierungsarbeiten<br />

werden durch eine Spende der<br />

American Society of Ephesus im Rahmen<br />

eines dreijährigen Projekts ermöglicht.<br />

Während der Konservierungskampagne<br />

2012 wurde das Mauerwerk <strong>des</strong><br />

Tonnengewölbes in den Seitenschiffen<br />

weiter gefestigt. Der Schwerpunkt lag<br />

im nördlichen Schiff, wo Ziegel und Mörtel<br />

<strong>des</strong> Gewölbes sehr schlecht erhalten<br />

sind. In einem ersten Arbeitsschritt wurde<br />

beschädigtes Material entfernt und<br />

die Oberfläche mit Druckluft gereinigt.<br />

Besondere Aufmerksamkeit wurde der<br />

Entfernung sämtlicher Vegetationsreste<br />

(Erde, Wurzeln) geschenkt, um das<br />

Nachwachsen langfristig zu verhindern.<br />

Daran anschließend erfolgte eine sorgfältige<br />

Reinigung der Mauern, auf die<br />

dann eine Mörtellage aufgebracht wurde.<br />

Insgesamt konnte so eine Fläche von<br />

71,3 m² behandelt werden.<br />

Projektleitung: S. Ladstätter, S. İlhan<br />

I.1.3.6 Spätantike Residenz in den Veru-<br />

lanushallen<br />

Parallel zu den Ausgrabungsarbeiten wurden<br />

in der spätantiken Residenz in den<br />

Verulanushallen Konservierungsmaßnahmen<br />

gesetzt. Insbesondere das Mauerwerk<br />

erwies sich als instabil und musste<br />

umgehend gefestigt werden. Nach einer<br />

sorgfältigen Reinigung, bei der Erde und<br />

Vegetation entfernt wurden, erfolgte eine<br />

Festigung mittels Kalkmörtel, zudem wurden<br />

die Maueroberkanten und die Fugen<br />

<strong>des</strong> Zielmauerwerks konsolidiert.<br />

Projektleitung: S. İlhan


Zentrale Wien<br />

I.1.3.7 Ayasoluk<br />

Die Forschungen in der türkischen Stadt Ayasoluk finden im Rahmen der im Jahre<br />

2011 zwischen der Türkischen Denkmalbehörde und dem ÖAI getroffenen Vereinbarung<br />

statt.<br />

Für die Türbe beim städtischen Krankenhaus von Selçuk wurde der türkischen<br />

Denkmalbehörde ein Restaurierungsprojekt vorlegt und von dieser auch genehmigt.<br />

Ferner wurden die wissenschaftlichen Ergebnisse der Untersuchungen im Rahmen<br />

von Vorträgen und Publikationen veröffentlicht. Ebenso erfolgte die Einreichung eines<br />

Restaurierungsprojekts für die Türbe im Artemision, deren Beantwortung durch<br />

die türkischen Behörden jedoch noch aussteht.<br />

Im Hamam 4, dem sog. Garden Camping Hamam, erfolgten erste archäologische<br />

Untersuchungen und eine detailgetreue Bauaufnahme. Letztere dient als Grundlage<br />

für ein Restaurierungsprojekt, das 2013 entwickelt werden soll.<br />

2012 wurde der İsabey Hamam mit einem 3­D­Laserscanner aufgenommen und<br />

dokumentiert. Für die nächste Kampagne ist eine Material- und Schadbildkartierung<br />

vorgesehen, auf deren Basis im September 2013 ein Restaurierungsprojekt vorgelegt<br />

werden soll.<br />

Projektleitung: S. Bellibaş; Mitarbeit: A. E. Köşeoğlu, C. Kurtze, M. Kürüm, N. E.<br />

Tekin, G. Tuncer, W. Nesitka (statische Gutachten)<br />

37<br />

Ephesos, İsabey Hamam.<br />

3-D-Laserscan


Ephesos, Objektkonservierung.<br />

Byzantinische<br />

Gürtelschnalle mit herzförmigem<br />

Beschlag, vor und<br />

nach der Restaurierung<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

I.1.3.8 Objektkonservierung<br />

Alle Objekte wurden materialspezifisch restauriert<br />

und konserviert, wobei die Objekte vor und<br />

nach der Restaurierung fotografisch dokumentiert<br />

wurden. Für je<strong>des</strong> Objekt wurde ein Kurzbericht<br />

angelegt, der die Objektbezeichnung<br />

und -beschreibung, die Schäden, den Zustand<br />

sowie die konservatorischen Maßnahmen enthält.<br />

Neben der Objektkonservierung aller Materialgattungen<br />

wurde 2012 begonnen, Klimamessungen<br />

im Depot vorzunehmen, um<br />

einen Überblick über die klimatische Situation<br />

zu erhalten. Die im Juli 2012 mit sechs Thermohygrografen<br />

der Firma Testo begonnenen<br />

Messungen sollen kontinuierlich bis Juli 2013<br />

fortgesetzt werden, um Aufschluss über Temperatur<br />

und Luftfeuchtigkeit innerhalb eines<br />

Jahresverlaufs zu gewinnen. Durch diese Messungen<br />

können sich einzelne Räume für die<br />

Lagerung einer Materialgruppe als besonders geeignet oder ungeeignet erweisen.<br />

Die Messungen stellen eine essenzielle Grundlage für eine Verbesserung der Depotsituation<br />

und somit für eine Neustrukturierung der Depot räumlichkeiten dar.<br />

38<br />

Projektleitung: S. Kalabis; Mitarbeit: M. Gürcan, D. Oberndorfer, T. Yıldırım<br />

I.1.4 Ruinenpräsentation<br />

I.1.4.1 Kuretenstraße<br />

In Rahmen <strong>des</strong> Projekts »Verschönerung der<br />

Kuretenstraße« wurden im Norden und Süden<br />

der Kuretenstraße der Hangböschung Trockenmauern<br />

vorgeblendet. Die betroffenen Areale<br />

mussten allerdings vorbeugend gereinigt und<br />

teilweise erst freigelegt werden. Nach dem Abtragen<br />

von abgerutschtem, modern kontaminiertem<br />

Erdmaterial wurden die nördlichen Mauern<br />

der Tabernenreihe, die südlich an die Kuretenstraße<br />

anschließt, frei geputzt. Nach Abschluss<br />

der Arbeiten präsentiert sich der Südabschluss<br />

in präsentablem Zustand, zudem wurde durch<br />

das Hochziehen der Trockenmauern auch die<br />

weitere Erosion <strong>des</strong> Hanges eingedämmt. Analog<br />

dazu wurden auch die Bruchsteinziegelmauern<br />

entlang der Nordseite der Kuretenstraße<br />

gereinigt und mit Trockenmauern ergänzt und<br />

verblendet.<br />

Projektleitung: S. Ladstätter: Leitung vor Ort:<br />

B. Kalfa<br />

Ephesos, Ruinenpräsentation.<br />

Kuretenstraße vor<br />

und nach Errichtung der<br />

Trockenmauern


Zentrale Wien<br />

I.1.4.2 Artemision<br />

In enger Zusammenarbeit mit dem Efes Müzesi werden ein neues Besucherleitsystem<br />

durch das Artemision sowie ein Besucherzentrum auf dem Areal <strong>des</strong> Artemisions<br />

konzipiert. 2012 fanden erste Vorarbeiten und Begehungen vor Ort statt.<br />

Wissenschaftliche Bearbeitung: M. Kerschner. Kooperation: Efes Müzesi Selçuk<br />

I.1.5 Fundbearbeitung<br />

I.1.5.1 Keramikforschung<br />

Die Bearbeitung der Grauen Ware wurde durch die Aufnahme von Stücken aus der<br />

Tetragonos Agora, aus den Hanghäusern 1 und 2, der Basilika und dem Brunnen<br />

am sog. Staatsmarkt fortgesetzt; der Abschluss der Arbeiten ist für 2013 vorgesehen.<br />

Die Aufnahme der dünnwandigen Keramik konnte abgeschlossen werden.<br />

Es handelt sich um insgesamt 2.107 charakteristische Fragmente aus publizierten<br />

und unpublizierten Fundkontexten folgender Grabungsplätze: Hanghaus 2 (Wohneinheiten<br />

1–7), Hanghaus 1, Kuretenstraße, Theater, ›Staatsmarkt‹ mit Brunnen<br />

sowie Basilika und Prytaneion, Tetragonos Agora, Süd- und Westtor der Tetragonos<br />

Agora, Tribüne. Insgesamt konnten 15 Scherbentypen unterschieden werden.<br />

Soweit möglich, wurden von ausgewählten Vertretern der jeweiligen Typen – maximal<br />

sieben pro Scherbentyp – Dünnschliffe für petrografische Analysen unter<br />

dem Polarisations mikro skop angefertigt. Die daraus zu erwartenden Erkenntnisse<br />

über die Zusammensetzung <strong>des</strong> Scherbens sowie über die Herkunft der einzelnen<br />

Typen sollten es ermöglichen, Warengruppen zu definieren und voneinander abzugrenzen<br />

sowie deren Produktionsort zu bestimmen. Im Bereich der Amphorenforschung<br />

konzentrierten sich die Arbeiten auf die Hafennekropole, deren Material<br />

statistisch aufgenommen wurde. Eine genaue Bearbeitung <strong>des</strong> reichen Amphorenmaterials<br />

soll 2013 durchgeführt werden. Im Zuge <strong>des</strong> Dissertationsprojekts »Studien<br />

zu pergamenischer Importkeramik in Ephesos« wurden die verschiedenen<br />

Fabrics der Waren Applikenkeramik, Pergamenische Sigillata und Weißgrundige<br />

Keramik definiert. Diese Fabrics wurden im Anschluss daran in scherbentypologische<br />

Gruppen eingeordnet und aus den 20 entstandenen Gruppen jeweils ein<br />

bis drei aussagekräftige Repräsentanten gewählt und beprobt. Fortgeführt wurde<br />

auch die Bearbeitung der spätantik-byzantinischen Keramik von unterschiedlichen<br />

Fundplätzen.<br />

Projektleitung: S. Ladstätter; Mitarbeit: M. Barış, S. Demir, E. Duruk, H. Gonzales,<br />

T. Hintermann, U. İnce, A. Lätzer­Lasar, S. Palamatçu, L. Rembart, J. Struber­<br />

İlhan, D. Uzlu, Ö. Vapur (Universität Muğla), J. Wurzer, Z. Yılmaz<br />

39<br />

Ephesos, Keramikforschung.<br />

Dünnwandiger<br />

Becher<br />

Ephesos, Keramikforschung.<br />

Runde Platte der<br />

Grauen Ware


Ephesos, Großes Theater.<br />

(Musen-)Statuette in situ<br />

und nach der Bergung<br />

Ephesos, byzantinische<br />

Tracht- und Schmuckobjekte.<br />

Goldohrring aus<br />

Belevi. Efes Müzesi Selçuk<br />

Inv. 1/3/86<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

I.1.5.2 Skulpturen<br />

2012 wurden vor Ort die letzten Skulpturenfunde aus dem Theater dokumentiert:<br />

die Bronzefunde wurden kontrolliert und zwei in den kleinen, zur Orchestra hinab<br />

führenden Spolientreppen sekundär verbaute Skulpturenfragmente aufgenommen.<br />

Außerdem wurden Neufunde vom Odeion im Artemision, von der Arkadiane, aus<br />

den Verulanushallen sowie Fragmente <strong>des</strong> Serapeionfrieses dokumentiert.<br />

Wissenschaftliche Bearbeitung: M. Aurenhammer; Kooperation: G. Plattner<br />

(KHM Wien)<br />

I.1.5.3 Byzantinische Tracht- und Schmuckobjekte, Kleinfunde und ihre<br />

Werkstätten<br />

Während der Arbeiten 2012 an den Objekten byzantinischer Zeitstellung,<br />

die im Rahmen <strong>des</strong> FWF-Projekts P 22941-G19 untersucht werden, konnten<br />

ca. 180 Fingerringe, 40 weitere Schmuckstücke und 70 Objekte unterschiedlicher<br />

Gattungen, alle aus Bunt- und Edelmetall, sowie 30 Stücke aus<br />

Bein, Elfenbein und Holz dokumentiert werden.<br />

Das Spektrum der ephesischen Ohrringe reicht von einfachen Drahtohrringen<br />

mit Haken-Ösen-Verschluss bis hin zu äußerst qualitätsvollen Exemplaren<br />

<strong>des</strong> halbmondförmigen Typs mit gleich bleibend breiter Form und<br />

kugelförmigen Abschlüssen. Diese sind sowohl in Edel- als auch Buntmetall<br />

ausgeführt und teilweise mit aufwendiger Granulations-, Perldraht- und<br />

Runddrahtverzierung dekoriert.<br />

Bei der lichtmikroskopischen Untersuchung lag der Schwerpunkt auf<br />

der optimalen Dokumentation aller für die technologische Auswertung relevanten,<br />

auf der Metalloberfläche erkennbaren Merkmale (z. B. Werkzeugspuren, Lötspuren,<br />

Oberflächenüberzüge, Einlegetechniken, Granulation und Filigran).<br />

Rund 300 weitere Objekte (Fundorte: ›Byzantinischer Palast‹, byzantinische<br />

Wohnstadt, Hanghaus 2 – Werkstatt, ›Byzantinischer Hort‹, Tabernen) wurden makroskopisch<br />

untersucht und dokumentiert. Besonders wertvoll ist die Erkenntnis, dass<br />

außer dem bereits 2011 größtenteils untersuchten Fundmaterial der metallverarbeitenden<br />

Werkstatt im Hanghaus 2 auch an anderen Fundstellen Objekte vorhanden<br />

sind, die auf die Tätigkeit metallverarbeitender Werkstätten hinweisen: Rohmaterial,<br />

Halbfabrikate, Schlacken, Gussformen/Model, Tiegel etc. Vor allem der sog. byzan-<br />

40


Zentrale Wien<br />

tinische Hortfund enthält auffallend viele Halbfabrikate und Rohmaterial, aber auch<br />

im Bereich der Tabernen und <strong>des</strong> ›Byzantinischen Palastes‹ finden sich Hinweise<br />

auf Metallverarbeitung. Ein zukünftiges Ziel wird es sein, die Zusammenhänge zwischen<br />

diesen Funden im Hinblick auf eine genaue Lokalisierung und Datierung der<br />

verschiedenen metallverarbeitenden Werkstätten zu klären.<br />

Des Weiteren wurden an den Metallobjekten (vorwiegend Gold-, Silber- und Kupferlegierungen)<br />

chemische Analysen mithilfe der Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA)<br />

zerstörungsfrei durchgeführt, d. h., dass den Objekten weder Probematerial entnommen<br />

noch Veränderungen an diesen vorgenommen werden mussten.<br />

Die bisher erst teilweise ausgewerteten Ergebnisse zeigen, dass es sich bei den<br />

byzantinischen Goldfunden um Objekte mit einer chemischen Zusammensetzung<br />

von ca. 85–95 % Au (Rest Silber,


Ephesos, spätantike<br />

Residenz in den Verulanushallen.Numismatisches<br />

Fundspektrum 2012<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

I.1.6 Interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

I.1.6.1 Numismatik<br />

Im Jahr 2012 stand die Aufarbeitung der Fundmünzen aus den aktuellen Grabungen<br />

im Mittelpunkt. Weiters wurden die Fundmünzen der Türbe (Artemision) und der<br />

Wohneinheit 4 <strong>des</strong> Hanghauses 2 im Efes Müzesi Selçuk ausgehoben und bestimmt.<br />

2012 wurden insgesamt 727 Münzen der Grabungskampagnen 2012 zur Bearbeitung<br />

vorgelegt. Inkludiert sind dabei auch 14 Bleisiegel, vornehmlich byzantinischer<br />

Zeitstellung, sowie zwei als nicht numismatisch identifizierte Objekte.<br />

In den Verulanushallen wurden 2012 insgesamt 542 Münzen und 9 Bleisiegel<br />

gefunden; hinzu kommen zwei nicht numismatische Objekte. Das numismatische<br />

Material verteilt sich auf folgende Perioden: Bei dem Großteil der Münzen (ca. 70 %)<br />

handelt es sich – wie üblich – um römisch-kaiserzeitliche Reichsmünzen, vornehmlich<br />

<strong>des</strong> späten 4. Jahrhunderts. Einen großen Teil machten auch in diesem Jahr<br />

Fundmünzen byzantinischer Zeit aus, wobei die kleinen, sehr stark abgenutzten<br />

und teilweise korrodierten Münzen der spätantik-byzantinischen Zeit einen Unsicherheitsfaktor<br />

darstellen, da sie nicht exakt zugeordnet werden können. Weiters<br />

kommen noch 15 sog. Greek Imperials hinzu, von denen ein Stück aufgrund der<br />

schlechten Erhaltung auch als Reichsprägung eingestuft werden könnte, sowie 13<br />

nur noch als »antik« zu klassifizierende, stark fragmentierte und korrodierte Stücke.<br />

Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass sich der Münzbestand der Verulanushallen<br />

aus dem Jahr 2012 mit dem Material von 2011 deckt. Das Schwergewicht<br />

liegt auf römischen Reichsprägungen <strong>des</strong> späten 4. Jahrhunderts. Im<br />

3. Jahrhundert machen Münzen der Zeit von Gallienus und Claudius II einen nicht<br />

unbedeutenden Anteil aus; zudem sind diese Münzen von recht gutem Erhaltungszustand,<br />

d. h., sie weisen wenig Umlaufspuren auf. Die byzantinische Zeit ist wie<br />

üblich bis in die erste Regierungshälfte <strong>des</strong> Heraclius belegt, danach klafft eine Lücke<br />

bis in das 10./11. Jahrhundert, wobei diese Lücke einerseits durch Bleisiegel aus<br />

derselben Zeit gefüllt wird, andererseits aus den entsprechenden stratigrafischen<br />

Kontexten der Münzen noch differenzierte Ergebnisse zu erwarten sind.<br />

Von der Arkadiane stammen 112 antike Münzen. Hinzu kommen ein modernes<br />

Gussfalsum einer attischen Tetradrachme von 454/404 v. Chr., eine islamische Münze,<br />

ein nicht numismatisches Objekt, bei dem es sich möglicherweise um einen<br />

Spieljeton handelt, sowie vier byzantinische Bleisiegel.<br />

Der Hauptbestand entfällt mit 75 % auf römische Reichsprägungen, 11 % machen<br />

byzantinische Münzen aus, wobei auch hier wieder ein gewisser Anteil auf unbestimmbare<br />

spätantik-byzantinische Minimi oder Halbcentenionales entfällt (4 %). Hin-<br />

42


Zentrale Wien<br />

zu kommen acht Stück kaiserzeitliche Provinzialmünzen und eine griechische<br />

Prägung aus Metropolis Ioniae aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. Zwei Münzen<br />

ließen sich aufgrund starker Korrosion nur noch als antik ansprechen.<br />

Generell ist der Münzbestand der Arkadiane repräsentativ für ephesische<br />

Fundplätze, da er die geltenden Tendenzen der zeitlichen Verteilung<br />

sowie der Münzstätten einerseits stützt, andererseits einen Beitrag zur Frage<br />

<strong>des</strong> byzantinischen Münzumlaufs nach Heraclius leistet.<br />

Von den übrigen Münzfunden <strong>des</strong> Jahres 2012 sind jene aus dem Hamam<br />

4 insofern interessant, als durch die Kontextualisierung mit den Keramikfunden<br />

Antworten auf chronologische Fragestellungen zu erwarten sind,<br />

andererseits befinden sich darunter zwei sehr interessante Stücke: Bei einem<br />

handelt es sich um eine Münze der Kreuzfahrerzeit <strong>des</strong> Fürstentums<br />

Achaia aus der Münzstätte Glarentza (um 1300 zu datieren, möglicherweise<br />

Isabella de Villehardoudin), das zweite Stück ist eine besonders seltene<br />

byzantinische Prägung<br />

Projektleitung: M. Alram (Numismatische Kommission der ÖAW); Mitarbeit:<br />

U. Schachinger<br />

I.1.6.2 Epigrafik<br />

2012 wurden im Serapeion jene Inschriftenblöcke aufgenommen, die sekundär als<br />

Stufen verbaut waren und im Zuge der Bauforschungsarbeiten zum Vorschein kamen.<br />

Es handelt sich um eine zweisprachige Bauinschrift, die auf (später abgearbeiteten)<br />

Architravblöcken angebracht war. Aus den vorhandenen Fragmenten lässt<br />

sich ableiten, dass im griechischen Text eine Widmung an (wahrscheinlich) Artemis<br />

Ephesia und Kaiser Trajan enthalten war.<br />

Der lateinische Text (in gleich hoher Schrift) erwähnt ein zum zweiten Mal bekleidetes,<br />

unbekanntes Amt (iterum pr) und vermerkt, dass der Stifter das Bauwerk auf<br />

eigene Kosten (pecu[nia sua]) errichten ließ. Ein Block der griechischen Version mit<br />

der Aufschrift [Κλ]αύδ[ι]ος enthält den Namen <strong>des</strong> Bauherrn, vielleicht Ti. Claudius<br />

Secundus, der in trajanischer Zeit für mehrere<br />

Bauwerke verantwortlich zeichnete.<br />

An Steininschriften wurden weiters eine<br />

Ehrenbasis für einen prominenten Athleten,<br />

der auch Xystarches war (der Beginn<br />

der Inschrift, die seinen Namen enthielt,<br />

ist noch freizulegen), aus den byzantinischen<br />

Wohnhäusern aufgenommen sowie<br />

eine Grabinschrift aus der Oberstadt mit<br />

Namensresten. Hinzu kommen ein Teil einer<br />

Kaisertitulatur aus der Adoptivkaiserzeit,<br />

mehrere Fragmente von der Tribüne,<br />

darunter ein dekorierter Sarkophagteil mit<br />

Grabmult an den Fiskus (500 Denare).<br />

Im Hanghaus 2 wurden die Graffiti<br />

und Dipinti der Wohneinheit 7 einer Revision<br />

unterzogen; die Texte der an der<br />

Kuretenstraße liegenden Räume wurden<br />

fotografiert.<br />

Im Depot <strong>des</strong> Grabungshauses wurden 37 Graffiti und Dipinti auf Keramik­ und<br />

auf Wandmalereifragmenten aufgenommen. Die Graffiti aus den Sieben­Schläfer­<br />

Zömeterium wurden revidiert.<br />

Projektleitung: H. Taeuber (Universität Wien); Mitarbeit: P. Sänger (Universität<br />

Heidelberg). Kooperation: F. Kirbihler (Universität Nancy), N. Zimmermann (ÖAW)<br />

43<br />

Ephesos, byzantinische<br />

Münze aus den Verulanushallen<br />

Ephesos, kaiserzeitliche<br />

Bauinschrift, verbaut in der<br />

Treppe <strong>des</strong> Serapeions


Ephesos, Türbe im Artemision.<br />

Grab 12, Individuum I<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

I.1.6.3 Archäozoologie<br />

Neben den archäozoologischen Bestimmungsarbeiten für den Çukuriçi Höyük konnten<br />

Tierreste von drei weiteren Projekten der Grabung Ephesos analysiert werden.<br />

Alle untersuchten Vergesellschaftungen aus der Türbe zeigen ein bemerkenswert<br />

hohes Maß an Übereinstimmung, wobei angesichts der Fundzahlen der umfangreicheren<br />

Komplexe Effekte <strong>des</strong> taphonomischen Zufalls weitgehend ausgeschlossen<br />

werden können. In der Synopsis der Befunde kann für die Abfall produzierende Konsumentengruppe<br />

ein recht deutliches Nutzerprofil erstellt werden. Die geborgenen<br />

Tierreste sind fast durchwegs als Nahrungsreste anzusprechen, die von mehrheitlich<br />

anderen Orts geschlachteten und zerlegten Tieren stammen, sodass vor allem<br />

Skelettelemente fleischtragender Körperteile repräsentiert sind. Neben dem Fleisch<br />

von adulten, durchaus aber auch jüngeren Schafen und Ziegen sowie Rindern gehören<br />

in geringer Menge auch Geflügel und Wildbret zum kulinarischen Spektrum<br />

der Konsumenten, wobei der Verzehr von Wildschweinen möglicherweise nicht im<br />

Widerspruch mit islamischen Speiseverboten gesehen wurde. Ein derartiger Befund<br />

wird üblicherweise mit dem Konsummuster gehobener Bevölkerungsschichten in<br />

Zusammenhang gebracht, was gegenüber den eindeutigen Zeichen massiver Mangelernährung<br />

an den im Umkreis der Türbe bestatteten Menschenskeletten durchaus<br />

überraschend erscheint. Eine mögliche Erklärung könnte in den Ernährungsgewohnheiten<br />

einer mit dem Betrieb der Türbe in funktionellem Zusammenhang<br />

stehenden sozialen Gruppe zu finden sein, ebenso könnten die Speisereste aber<br />

auch von regelmäßigen Festmählern der Bevölkerung stammen. Welche der beiden<br />

Interpretationsebenen eher stichhaltig ist, kann derzeit nicht mit ausreichender<br />

Sicher heit beurteilt werden.<br />

Aus einer Grabung in einem spätantiken Wohnhaus auf dem ›Staatsmarkt‹ stammen<br />

insgesamt 201 Tierreste, von denen 186 zumin<strong>des</strong>t bis zum Gattungsniveau<br />

bestimmbar waren. Das nachweisbare Nutztierartenspektrum weist mit mehr als<br />

60 % Schaf­ und Ziegenknochen sowie 20 % Schweine­ und 15 % Rinderresten<br />

ein für die Antike <strong>des</strong> ostmediterranen Raumes sehr typisches Verteilungsmuster<br />

auf. 9 Hühnerknochen belegen min<strong>des</strong>tens 5 Individuen. Insgesamt 81 Fragmente<br />

mariner Muschelklappen stammen mehrheitlich von Miesmuscheln, daneben ist<br />

auch noch die Lagunen-Herzmuschel in nennenswerter Zahl zu nennen. Wegen<br />

<strong>des</strong> geringen Schlachtalters der Ziegen/Schafe sowie <strong>des</strong> hohen Anteils an Hühnerknochen<br />

an den Nutztierresten (8,5 %) kann auf die gute Qualität <strong>des</strong> konsumierten<br />

Fleischs geschlossen werden, und diese wiederum möglicherweise als Hinweis auf<br />

gehobene soziale Stellung der Konsumenten oder auf ein Festmahl mit guter Kost<br />

gesehen werden.<br />

44<br />

Projektleitung: G. Forstenpointner (Veterinärmedizinische<br />

Universität Wien); Mitarbeit: A. Galik, G. Weissengruber<br />

I.1.6.4 Anthropologie<br />

Während der Grabungskampagne 2012 wurden sowohl die<br />

Kinderschädel aus Grab 1, die 2008 in der Nekropole am<br />

Hafen kanal in Grabhaus 1 ausgegraben worden waren, als<br />

auch die neu ergrabenen Gräber 17–20 aus dem Areal der<br />

Türbe im Artemision sowie verstreute Skelettreste aus den<br />

gestörten Gräbern um die Türbe untersucht. Des Weiteren<br />

wurden einige als menschlich bestimmte verstreute Knochen<br />

aus dem Odeion (vormals ›Tribüne‹) im Artemision ausgewertet,<br />

die vermutlich zu einem Individuum gehören könnten.<br />

Insgesamt erfolgte die anthropologische und paläopathologische<br />

Aufnahme und Auswertung von 99 Individuen.<br />

Von diesen stammen 61 aus dem Areal der Türbe im Artemision und 37 Schädel<br />

sowie nicht näher zuzuordnende Schädelelemente aus der Nekropole am Hafen-


Zentrale Wien<br />

kanal. Das Individuum aus dem Odeion im Artemision war ein jünger-erwachsener<br />

Mensch, <strong>des</strong>sen Geschlecht sich nicht bestimmen ließ.<br />

In Grab 1 im Grabhaus 1 der Hafennekropole wurden insgesamt 58 Individuen<br />

bestattet, wobei 2012 lediglich die abschließende paläopathologische Auswertung<br />

der Kinderschädel durchgeführt wurde. Viele Schädel wiesen Merkmale von Mangelerkrankungen<br />

wie Skorbut oder Anämie auf. Häufig war bei der Population eine<br />

schwere Mittelohrentzündung zu diagnostizieren, die sich auf der knöchernen Oberfläche<br />

der Paukenhöhle manifestierte.<br />

Unter den in diesem Jahr untersuchten 61 Individuen aus dem Areal der Türbe im<br />

Artemision waren 14 Erwachsene, eine Jugendliche sowie 46 Kinder. 11 dieser Kinder<br />

verstarben als Neugeborene oder sogar im pränatalen Alter. Von den erwachsenen<br />

und jugendlichen Individuen wurden zwei als weiblich und vier als männlich<br />

bestimmt. Die restlichen erwachsenen Individuen ergaben aufgrund der unvollständigen<br />

Überlieferung keine Möglichkeit der Geschlechtsbestimmung. Wie bereits früher<br />

beobachtet, waren gehäuft Hinweise auf Mangelerkrankungen wie Anämie und<br />

Skorbut an den Knochen zu beobachten. Die erwachsenen Individuen litten sehr<br />

häufig an Karies und anderen Erkrankungen<br />

<strong>des</strong> Gebisses. Aber auch Hinweise<br />

auf Erkrankungen der oberen Atemwege<br />

oder körperliche Überbelastung, mitunter<br />

bereits im Kin<strong>des</strong>alter, waren zu beobachten.<br />

Die makroskopische Auswertung der<br />

Skelettfunde aus dem Bereich der Türbe<br />

im Artemision konnte erfolgreich abgeschlossen<br />

werden.<br />

Projektleitung: M. Schultz (Universität<br />

Göttingen); Mitarbeit: J. Nováček,<br />

K. Scheelen. Kooperation: G. Bjørnstad<br />

(Universität Oslo)<br />

I.1.6.5 Geophysik<br />

Geomagnetische Messungen erfolgten in<br />

einem Gesamtausmaß von 117.665 m²,<br />

Georadarmessungen wurden in einem<br />

Gesamtausmaß von 113.036 m² durchgeführt.<br />

Die Finanzierung erfolgte durch die<br />

Gesellschaft der Freunde von Ephesos.<br />

Erstmals konnten im Artemision nordwestlich<br />

<strong>des</strong> Tempels Strukturen gemessen<br />

werden, die wohl zur römischen<br />

Verbauung <strong>des</strong> Temenos gehörten. Vervollständigt<br />

wurden die Messungen im<br />

dicht verbauten Gebiet östlich <strong>des</strong> Olympieions<br />

sowie <strong>des</strong> ›Staatsmarkts‹. Hier konnten<br />

sämtliche Bereiche, die im Süden und<br />

Osten an den ›Staatsmarkt‹ anschließen,<br />

untersucht und ferner der Anschluss an die<br />

Messungen in der Oberstadt gefunden sowie<br />

der Abschnitt zwischen den Thermen<br />

am Staatsmarkt und dem Ostgymnasium<br />

gemessen werden. In allen Bereichen ist<br />

eine dichte Bebauung festzustellen.<br />

Besonders ertragreich waren die Messungen auch südlich <strong>des</strong> Hafenkanals, wo<br />

weitere Grabbezirke entdeckt werden konnten. Entscheidend für die Rekonstruktion<br />

45<br />

Ephesos, Villa beim<br />

Çanakgöltepe. Aufnahme<br />

mit Magnetik und Radar<br />

(© ZAMG)


<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

der Hafenlandschaft ist jener Abschnitt, der den antiken Kanal mit dem Kaystros<br />

verbindet und der oberflächig nicht mehr zu sehen ist.<br />

Eine sensationelle Neuentdeckung ist eine 10.000 m² große Villa beim Çanakgöltepe,<br />

da die römische Villenlandschaft in Kleinasien bislang kaum bekannt ist.<br />

Projektleitung: S. Ladstätter; Mitarbeit: E. Bayırlı, F. Seren, S. S. Seren (ZAMG<br />

Wien), A. Taşkın<br />

I.1.6.6 Paläogeografie<br />

Rund um den Çukuriçi Höyük wurden während der Sommerkampagne 2012 Transsekte<br />

nach Norden, Osten, Süden und Westen mit jeweils vier Bohrungen abgeteuft,<br />

um Ausdehnung und Mächtigkeit der Kulturschichten und die Tiefe <strong>des</strong> Paläobodens/Schwemmfächers<br />

in allen Bereichen <strong>des</strong> Hügels und seiner unmittelbaren<br />

Umgebung zu klären.<br />

Vom Hangfuß <strong>des</strong> Tells bis zu einer Entfernung von 100 m nach Westen erfolgte<br />

ein Transsekt mit Bohrungen, die ergaben, dass in den äußersten Bohrungen westlich<br />

<strong>des</strong> Tells die Mächtigkeit der Siedlungsschichten immer weiter abnimmt. Nur<br />

vereinzelt sind in den oberen Metern Keramik- und Ziegelfragmente enthalten. Ab<br />

4 m unter Geländeoberfläche liegt ein Schwemmfächer, der in den Nordbohrungen<br />

der Jahre 2008 und 2009 ebenfalls auftrat.<br />

Südlich <strong>des</strong> Friedhofs und <strong>des</strong> Artemisions erfolgte eine 15 m tiefe Bohrung, um<br />

zu klären, wie weit die marine Meeresbucht in jenem Bereich in das Seitental <strong>des</strong><br />

Küçük Menderes hineinreichte. Bis dato ist noch unklar, in welcher Entfernung der<br />

neolithische Çukuriçi Höyük vom Meer lag. Mit der Bohrung konnte gezeigt werden,<br />

dass sich die Meeresbucht über den Bohrpunkt hinaus noch etwas weiter südlich in<br />

das Seitental Richtung Çukuriçi Höyük erstreckte.<br />

An der Ost- und der Westseite <strong>des</strong> Ayasoluk-Hügels wurden Bohrungen abgeteuft,<br />

um zu klären, wie weit die Meeresbucht in die heutige Stadt Selçuk hineinreichte.<br />

Eine Bohrung wurde an der Westseite <strong>des</strong> Ayasoluk-Hügels in einem 2,40 m tiefen<br />

archäologischen Schnitt an der Südseite <strong>des</strong> Hamam 4 situiert (Endteufe 14 m).<br />

Bis 4,20 m prägten braune Hochflutsedimente die Straten, in die vereinzelt gebrannter<br />

Ton eingelagert ist. Bis 6,00 m unter Geländeoberfläche folgten grobe Sande bis<br />

Feinkiese – offenbar die Regressionsfazies eines Stran<strong>des</strong>. Darunter ist die Bohrung<br />

bis zur Endteufe von marinen Feinsanden mit Muschelfragmente geprägt. Im letzten<br />

Meter treten zudem feine Pflanzenreste, vermutlich Seegras (Posidonia sp.), auf.<br />

Auf der Ostseite <strong>des</strong> Ayasoluks im Bereich der heutigen Stadt Selçuk östlich der<br />

Straße nach Belevi liegt eine Bohrung mit einer Endteufe von 15 m. Bisher ist unklar,<br />

wie weit die marine Bucht in den Bereich der heutigen Stadt hineinreichte. Die ersten<br />

8 m sind Schluffe und Feinsande mit etwas Grus und kantigem Glimmerschiefer.<br />

Der 8. Meter enthält graubraune Feinsande mit kantigem Material, wobei es sich<br />

um Ablagerungen eines Bachs mit kurzem Transportweg handeln könnte. Bis zum<br />

15. Meter prägen weiter feinkörnige Sedimente die Bohrung, in der weder menschlicher<br />

noch mariner Einfluss zu erkennen ist. Da marine Schichten fehlen, wurde<br />

mehrere hundert Meter weiter nördlich eine Bohrung 16 m tief abgeteuft. Auch dort<br />

konnten keine marinen Straten erbohrt werden. Im letzten Meter treten präholozäne<br />

Sedimente auf.<br />

An der Nordseite <strong>des</strong> Panayırdağ wird der koressische Hafen der ionischen Griechen<br />

vermutet. Ein Transsekt von acht Bohrungen sollte den Verlauf der ehemaligen<br />

Küstenlinie klären. Vier befinden sich in der Mitte der potenziellen Bucht, zwei auf<br />

der Westseite und zwei auf der Ostseite in der Nähe der ehemaligen ›Feigengarten‹­<br />

Ausgrabung. Bei allen Bohrungen waren die obersten Meter von Siedlungsschichten<br />

mit vielen Marmor- und Keramikfragmenten geprägt, die nach Norden hin abnahmen.<br />

In den nahe dem Hang gelegenen Sedimentkernen war zudem viel Hangschutt eingebettet.<br />

Die in einem Bohrkern unter den Siedlungsschichten abgelagerten, schluffigen<br />

bis lehmigen, grauen Sedimente, in denen immer wieder Keramikfragmente,<br />

46


Zentrale Wien<br />

47<br />

Ephesos, Übersichtsplan über die paläografischen Bohrungen 2012


<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

Ephesos, Küstenentwicklung im Großraum Ephesos vom Neolithikum bis in die Gegenwart<br />

Ephesos, Küstengeografie <strong>des</strong> Çukuriçi Höyük und <strong>des</strong> Arvalya Höyuk (© F. Stock)<br />

48


Zentrale Wien<br />

Holzkohle und vereinzelt Knochen auftreten, sind als Sumpffazies zu deuten. Die<br />

nördlicheren Bohrungen hingegen sind unter den Siedlungsschichten von den Verlandungssedimenten<br />

der marinen Meeresbucht geprägt, die tonige, dunkelgraue bis<br />

schwarze, sandige Schluffe mit Muschel­ und viele Pflanzenfragmente überlagert<br />

(Meeresbucht). In den nördlichsten Bohrungen prägen anoxische marine Sedimente<br />

die unteren Meter. Das anstehende Gestein und die darüberliegenden Transgressionssedimente<br />

wurden nur in den hangnahen Bohrungen erreicht.<br />

Der Abalyboz Tepe befindet sich südlich der Straße nach Pamucak. Es handelt<br />

sich dabei um eine lang gestreckte Erhebung, deren Entstehung unklar ist. In der<br />

Mitte <strong>des</strong> Hügels wurde eine Bohrung bis 7 m abgeteuft. Es sind ausschließlich sterile<br />

homogene Sande abgelagert. Dasselbe gilt für eine Bohrung an der Nordseite<br />

der Erhebung. Vermutlich handelt es sich um eine anthropogen bedingte Form, da<br />

die Interpretation als Düne unmöglich ist.<br />

Auf der Südseite sehr nah beim Kanal und am Ende der befestigten Mole erfolgten<br />

drei Bohrungen, jeweils maximal 2 m tief. Der Bohrfortschritt wurde stets durch<br />

Marmor oder Kalkstein, vermischt mit Ziegeln, behindert. Es ist anzunehmen, dass<br />

die befestigte Mole sich weiter in Richtung Osten erstreckte, oder aber hier Gebäude<br />

stehen, die mit der Mole zusammenhängen.<br />

Auf der Südseite <strong>des</strong> Küçük Menderes, an der Brücke Richtung Pamucak, kurz<br />

vor der Mündung ins Meer, wurden südlich einer kleinen Erhebung zwei Bohrungen<br />

vorgenommen. Der anstehende Glimmerschiefer wurde in der näher am Hang<br />

gelegenen Bohrung 2,10 m unter Geländeoberfläche erreicht, in der anderen erst<br />

bei 3,17 m. Darüber treten lediglich sterile Strandsande auf. Um das Transsekt zu<br />

vervollständigen, wurden auf der Nordseite zwei Bohrungen abgeteuft, die eine vermutlich<br />

anthropogen bedingte Steinschüttung ergaben.<br />

Projektleitung: H. Brückner (Universität Köln); Mitarbeit: F. Stock (Leitung vor<br />

Ort), M. Bundschuh, L. Ehlers, D. Hoppe, H. Laermans, R. Rauhut, M. Seeliger,<br />

R. Yazıcı<br />

I.1.6.7 Geologie<br />

Im Rahmen der laufenden Untersuchungen der ephesischen Marmore wurden in<br />

der Geländekampagne 2012 insgesamt 83 Marmorproben gezogen. Bei den Proben<br />

handelt es sich um Fragmente von Marmor, die von nicht sichtigen Stellen und von<br />

Bruchflächen entnommen wurden.<br />

Das Ziel der Untersuchungen ist es festzustellen,<br />

ob und wie sich die Verwendung von<br />

Marmor und die Herkunft der Marmorteile im<br />

Lauf Zeit veränderte. Es zeichnet sich nach den<br />

bisher vorliegenden Ergebnissen der Trend ab,<br />

dass mit Beginn <strong>des</strong> 2. Jahrhunderts Importmarmore<br />

(z. B. aus Prokonnesos) in die Stadt<br />

kamen. In hellenistischer Zeit und in der frühen<br />

Kaiserzeit scheinen hauptsächlich ephesische<br />

Marmore verwendet worden zu sein. Die Beprobung<br />

<strong>des</strong> Steinbruchs Belevi diente dazu, die<br />

Zahl der in der Datenbank zur Verfügung stehenden<br />

Proben auf ein statistisch brauchbares<br />

Maß zu heben.<br />

Im Einzelnen wurden folgende Objekte beprobt:<br />

Serapeion (47 Proben), hellenistisches<br />

Brunnenhaus beim Theater (5 Proben), hellenistisches Brunnenhaus beim Hanghaus<br />

(5 Proben), Villa über dem Theater (16 Proben) und Proben von der Halde <strong>des</strong><br />

Steinbruchs bei Belevi (10 Proben).<br />

49<br />

Ephesos, prokonnesischer<br />

Marmor vom<br />

Serapeion


Ephesos, archäometrisches<br />

Labor<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

Die Proben werden im Labor <strong>des</strong> Departments Angewandte Geowissenschaften<br />

und Geophysik der Montanuniversität Leoben untersucht. Für diese Untersuchungen<br />

werden die Stabilen Isotope, die Spurengeochemie und die chemische Analyse<br />

der Flüssigkeitseinschlüsse analysiert.<br />

50<br />

Projektleitung: W. Prochaska (Montanuniversität Leoben)<br />

I.1.6.8 Archäometrie<br />

Während der Kampagne 2012 konnten erstmals vor Ort petrografische Dünnschliffe<br />

von Gefäßkeramik und Mörtelproben hergestellt werden. Eine Gesamtanzahl<br />

an 286 Dünnschliffen wurde angefertigt. Darüber hinaus wurden 169 Keramikfragmente<br />

für weiterführende chemische Analysen ausgewählt, aber auch<br />

120 Scherben, die erst in Österreich als Dünnschliffe präpariert werden sollen.<br />

Chronologisch konzentrierte sich das bearbeitete<br />

Fundmaterial auf die hellenistische bis<br />

kaiserzeitliche Epoche und umfasste vor allem<br />

Feinwaren. Insgesamt beinhalten die für achäometrische<br />

Untersuchungen relevanten Proben<br />

jedoch Keramik von der frühen Bronzezeit bis<br />

in die byzantinische Zeit.<br />

Das zu beprobende Keramikmaterial wurde<br />

in enger Zusammenarbeit mit den Fundbearbeitern<br />

nach genau definierten Fragestellungen<br />

ausgewählt. Der Schwerpunkt liegt hierbei vor<br />

allem auf der Herkunftsbestimmung der Keramik,<br />

umfasst aber auch teilweise Fragen zur<br />

Rekonstruktion von Keramiktechnologie und zur<br />

Organisation von Töpfergruppen.<br />

Eine Gesamtanzahl von 18 Mörtelproben<br />

aus dem spätantiken Gebäude in den Verulanushallen<br />

wurde als Dünnschliff präpariert. Die<br />

Mörtelproben wurden an verschiedenen Stellen <strong>des</strong> Baukomplexes entnommen.<br />

Es handelt sich um hydraulischen Mörtel, Mörtel von der Wand- wie auch Bodenkonstruktion.<br />

Eine erste Einschätzung <strong>des</strong> Materials im Dünnschliff verdeutlicht,<br />

dass hydraulische Mörtel mit einer Vielzahl an Kalkpartikeln und Ziegelsplittern versetzt<br />

ist. Eine genauere Betrachtung der Zusammensetzung der Ziegelsplitter und<br />

der gebrannten Tonfragmente zeigt, dass die Mineraleinschlüsse (Quarz und Muskovit)<br />

dieser mit dem geologischen Umfeld von Ephesos kompatibel sind, jedoch<br />

Quantität und Dimensionen der Einschlüsse Variationen unterliegen. Die anderen<br />

Mörtelspezies sind vordergründig durch einen Reichtum an Gesteinseinschlüssen<br />

charakterisiert. Glimmerschiefer, bestehend aus Muskovit und Biotit, große polykristalline<br />

Quarzfragmente, Eisenoxidkonkretionen und Gesteinsbruchstücke wie<br />

Serpentinit sind hierbei zu nennen.<br />

In Zusammenarbeit mit den Anthropologen probeweise hergestellte Dünnschliffe<br />

von 11 menschlichen Knochenfragmenten eröffneten Zukunftsperspektiven auch<br />

auf diesem Forschungssektor. Die erfolgreiche Produktion histologischer Dünnschliffe<br />

mit dem Equipment <strong>des</strong> ÖAI erlaubt prinzipiell auch für diese Disziplin eine<br />

Herstellung von Schliffen vor Ort.<br />

Leitung: L. Peloschek; Mitarbeit: S. Amicone


I.1.7 Veranstaltungen<br />

Zentrale Wien<br />

Im Juni 2012 wurde Ephesos anlässlich der<br />

50. Wiederkehr der Entdeckung <strong>des</strong> Hanghauses<br />

2 von Bun<strong>des</strong>präsident Heinz Fischer und<br />

Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle besucht.<br />

Im Rahmen eines dichten Besichtigungsprogramms,<br />

das aber auch Zeit für ein Treffen<br />

mit dem türkischen Staatspräsidenten Abdullah<br />

Gül ließ, wurde die hochrangige Delegation aus<br />

Wissenschaft, Kunst und Wirtschaft auch nach<br />

Didyma und Milet geführt. Der eigentliche Festakt<br />

wurde mit einem Konzert der Borusan Virtuosi<br />

am Abend <strong>des</strong> 16. Juni vor der Celsusbibliothek<br />

begangen. Ermöglicht hat das Fest die Unterstützung<br />

durch die Ephesus Foundation und die Gesellschaft<br />

der Freunde von Ephesos.<br />

Im Juli 2012 fand ein Konzert der Wiener Philharmoniker<br />

auf der Tetragonos Agora statt. Den<br />

Kartenverkauf organisierte die Ephesus Foundation, der auch der Erlös der Veranstaltung<br />

zugute kam. Für ein Konzert der Berliner Philharmoniker im September<br />

konnten bereits Abschnitte <strong>des</strong> Großen Theaters freigegeben werden.<br />

Im August besuchten Frau Stadträtin Sandra Frauenberger und Herr Landwirtschaftsminister<br />

Nikolaus Berlakovich die Grabung Ephesos.<br />

I.1.8 Sponsoring<br />

2012 unterstützte die Ephesus Foundation drei<br />

Projekte finanziell: die Restaurierung der Wandmalereien<br />

im Hanghaus 2 (Raum 16a und Korridor<br />

von Raum 27), die Freilegung der Arkadiane mit einer<br />

punktuellen Grabungstätigkeit entlang der Hafenstraße<br />

und im Bereich zwischen dem mittleren<br />

und dem südlichen Hafentor sowie die Fortsetzung<br />

von Bauforschung und Damage Assessment am<br />

sog. Serapeion. 2012 spendete die Ephesus Foundation<br />

dankenswerterweise der Grabung Ephesos<br />

einen Bagger, der von Borusan Makia zur Verfügung<br />

gestellt wurde.<br />

Die Gesellschaft der Freunde von Ephesos<br />

finanzierte die geophysikalische Prospektion sowie<br />

den geologischen Survey am Panayırdağ. Die<br />

Finanzierung durch die American Society of Ephesus<br />

ermöglicht die Konservierung der Marienkirche.<br />

Koordination: A. Pircher<br />

51<br />

Bun<strong>des</strong>präsident Heinz<br />

Fischer, Bun<strong>des</strong>minister<br />

Karlheinz Töchterle und<br />

Ertuğrul Günay, damaliger<br />

Kulturminister der Türkei<br />

(v. r. n. l.) in Ephesos,<br />

Juni 2012<br />

Der von der Ephesus<br />

Foundation gespendete<br />

Bagger


Prähistorischer Survey im<br />

Umland von Pergamon,<br />

GÜM-01 – Üveçik Tepe.<br />

Blick von Westen (GÜM-<br />

03/Çardak Tepe) (Foto<br />

ERC Prehistoric Anatolia,<br />

C. Schwall/Panorama<br />

F. Ostmann)<br />

Prähistorischer Survey im<br />

Umland von Pergamon,<br />

Değirmentepe (DET).<br />

Blickrichtung Südwesten<br />

(Foto ERC Prehistoric<br />

Anatolia, M. Börner/Bearbeitung<br />

F. Ostmann)<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

i.2 Surveys zur Prähistorie im Umland von Pergamon<br />

Die Umlandsurveys zur Prähistorie in Pergamon sind in ein längerfristiges Forschungsprojekt<br />

zur Vorgeschichte Westanatoliens eingebunden, das vom European<br />

Research Council (»Prehistoric Anatolia«, ERC­Projektnr. 263339) finanziert und in<br />

Kooperation mit dem DAI Istanbul durchgeführt wird. Auf Basis der Arbeiten von<br />

2008–2011 konnte in der Saison 2012 eine längere prähistorische Kampagne stattfinden.<br />

Dabei wurden verschiedene Einzelfundorte sowie das gesamte Gümüş­Tal<br />

als eigenständige Mikroregion untersucht.<br />

Das Gümüş­Tal ist ein südliches<br />

Seitental <strong>des</strong> Kaikos<br />

und beginnt einige Kilometer<br />

östlich von Pergamon. Es ist<br />

rund 2–3 km breit (West-Ost)<br />

und wird im Westen, Süden<br />

und Osten von je einem Höhenzug<br />

begrenzt. Das gesamte<br />

Tal mit seiner ausgeprägten<br />

Beckenlandschaft sowie den<br />

Hügelhängen und Hochbodenarealen<br />

wurde begangen und<br />

untersucht. Charakteristische<br />

Landschaftsmerkmale wurden von den Geografen D. Knitter und S. Breese beschrieben<br />

und mittels Profilquerschnitten vermessen. Parallel zu diesen Begehungen<br />

wurde eine intensive archäologische Untersuchung durchgeführt. Insgesamt<br />

konnten neun prähistorische Fundstellen definiert werden, wovon drei als permanente<br />

prähistorische Siedlungen interpretiert werden können. Die übrigen Fundstellen<br />

erbrachten Einzelfunde, die auf temporäre Begehungen in prähistorischen<br />

Epochen hinweisen.<br />

Die Untersuchungen auf<br />

dem Değirmentepe im Kaikos­<br />

Tal wurden nach der ersten topografischen<br />

Aufnahme 2011<br />

fortgesetzt. Der Hügel misst<br />

rund 300 m × 150 m, ist 7 m<br />

hoch und liegt unweit außerhalb<br />

<strong>des</strong> Dorfs Kurfallı. Neben einer<br />

intensiven archäologischen<br />

Begehung wurden in der Kampagne<br />

2012 weitere geophysikalische<br />

Messungen (Eastern<br />

Atlas/Berlin) ausgeführt. Das<br />

Keramikspektrum der Oberflächenfunde besteht vor allem aus lokaler westanatolischer<br />

Grauware (AGW) und sog. Tan Ware (vgl. Troia VI–VII). Prähistorische Architekturreste<br />

oder Baumaterialien wurden aufgrund starker Erosion, landwirtschaftlicher<br />

Nutzung und teilweise intensivem Bewuchs nicht aufgefunden. Das Fundmaterial<br />

weist den Hügel dennoch eindeutig als spätbronzezeitliche Siedlung aus.<br />

Projektleitung: B. Horejs; Mitarbeit: M. Börner (ERC-Projekt/Berlin), J. Traumüller,<br />

D. Wolf (ERC-Projekt/Universität Halle, Lagerstättenkunde), C. Schwall, L. Schneider<br />

(Universität Münster, Ur- und Frühgeschichte), F. Ostmann, D. Knitter, S. Breese<br />

(Topoi/FU Berlin, Geografie), T. Urban (Urban und Partner/Berlin). Kooperation: Ausgrabung<br />

Pergamon <strong>des</strong> DAI (F. Pirson)<br />

52


i.3 Das Heiligtum der artemis Kithone von Milet<br />

Zentrale Wien<br />

In einer Aufarbeitungskampagne konnte die Aufarbeitung der Keramikfunde aus den<br />

Sondagen am Nordhang der Ostterrasse, die fundreiche Kontexte aus dem 8. und<br />

7. Jahrhundert v. Chr. erbracht hatten, abgeschlossen werden.<br />

Im Mittelpunkt standen die Funde aus den tiefsten Schichten der Aufschüttung<br />

unmittelbar westlich <strong>des</strong> spätgeometrischen Hangbaus, die tiefer liegen und damit<br />

älter sind als die darüberliegende Terrassierung aus dem dritten Viertel <strong>des</strong> 7. Jahrhunderts<br />

v. Chr. Diese ältere Hanganschüttung besteht aus mehreren Schichten,<br />

die sich in Konsistenz und Farbe unterscheiden. Aufgrund zahlreicher Anpassungen<br />

stellte sich jedoch heraus, dass sie zu einem einzigen Terrassierungsvorgang gehören,<br />

der in die zweite Hälfte <strong>des</strong> 8. Jahrhunderts v. Chr. datiert.<br />

Weiterhin konnte die kontextuelle Datierung der beiden Stützmauern am Nordhang<br />

der Ostterrasse geklärt werden. Beide Mauern wurden in der Erstpublikation<br />

durch A. v. Gerkan 1925 nur relativchronologisch zugewiesen. Die aus grob zugehauenen<br />

Kalksteinblöcken errichtete innere und damit ältere Stützmauer wurde auf<br />

einer Kulturschicht erbaut, die hauptsächlich spätgeometrische Keramik enthält. Die<br />

jüngsten Fragmente gehören jedoch bereits der frühesten orientalisierenden Stilstufe<br />

(Milesisch Archaisch Ia) an. Sie datieren<br />

die Errichtung der inneren Stützmauer in ihrem<br />

westlichen Abschnitt in das zweite Viertel <strong>des</strong><br />

7. Jahrhunderts v. Chr., also kurz nach der Zerstörung<br />

<strong>des</strong> Hangbaus. Die Hinterfüllung der äußeren<br />

und damit jüngeren Stützmauer, die aus<br />

sorgfältig gearbeiteten Tuffitquadern errichtet<br />

wurde, besteht zu großen Teilen aus umgelagertem<br />

Schutt, der Keramikfragmente aus dem<br />

7. Jahrhundert v. Chr. enthält. Nur wenige Stücke<br />

stammen aus der Errichtungszeit der Mauer,<br />

die im späten 6. Jahrhundert v. Chr. angesetzt<br />

werden kann.<br />

Projektleitung: M. Kerschner; Mitarbeit: A. v.<br />

Miller. Kooperation: V. v. Graeve (Ruhr-Universität<br />

Bochum); Zentrale <strong>des</strong> DAI Berlin<br />

i.4 teos: Wirtschaft und Handel der nordionischen Polis von<br />

ca. 800 – ca. 400 v. Chr.<br />

Dieses neue Kooperationsprojekt wurde auf Einladung <strong>des</strong> Leiters der Ausgrabung<br />

Teos, M. Kadıoğlu (Ankara Üniversitesi), im August 2012 begonnen. In einem Areal<br />

westlich vor der hellenistischen Stadtmauer, in dem 2011 Mauern und Keramik<br />

geometrischer und archaischer Zeit entdeckt worden waren, wurden drei Sondagen<br />

angelegt, um das Potenzial für eine künftige Erforschung der vorhellenistischen<br />

Phasen der ionischen Polis auszuloten.<br />

Es konnten Reste von drei aufeinanderfolgenden Bauphasen festgestellt werden.<br />

Das älteste ausgegrabene Gebäude kann anhand der Funde aus dem zugehörigen<br />

Lehmboden in die erste Hälfte <strong>des</strong> 6. Jahrhunderts v. Chr. datiert werden. In<br />

einer zweiten Phase wurde der Mauersockel dieses Gebäu<strong>des</strong> erhöht und im rechten<br />

Winkel daran eine neue Mauer angefügt. Die Funde aus der Aufplanierung <strong>des</strong><br />

zweiten Lehmbodens datieren diesen Umbau in die Mitte <strong>des</strong> 6. Jahrhunderts v. Chr.<br />

In dieser Schicht fanden sich u. a. große Fragmente eines Pithos in Sturzlage sowie<br />

mehrere Webgewichte. Von der dritten und jüngsten Bauphase aus dem 5. Jahrhundert<br />

v. Chr. sind im ausgegrabenen Bereich nur ein einziger Mauerrest und der<br />

östlich anschließende Lehmboden erhalten. Aus den nachfolgenden Epochen der<br />

53<br />

Milet, Heiligtum der<br />

Artemis Kithone.<br />

Links die früharch aische<br />

innere Stützmauer am<br />

Nordhang, rechts die<br />

äußere Stützmauer<br />

der spätarch aischen<br />

Terrassen erweiterung<br />

(Foto M. Kerschner)


Teos, Blick auf das Grabungsgelände<br />

westlich der<br />

hellenistischen Stadtmauer.<br />

Links die Sondagen<br />

<strong>des</strong> Jahres 2012 (Foto<br />

M. Kerschner)<br />

Teos, Gebäudereste <strong>des</strong><br />

6. (l.) und 5. Jhs. v. Chr.<br />

(r. o). Links vorn ein Pithos<br />

in Sturzlage<br />

(Foto M. Kerschner)<br />

Teos, Schulterfragment<br />

einer spätgeometrischen<br />

Vogelkanne (Foto A. von<br />

Miller)<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

Antike gibt es nur vereinzelte Funde aus den obersten beiden Straten,<br />

die auf eine Begehung <strong>des</strong> Gelän<strong>des</strong>, jedoch auf keine intensive Nutzung<br />

nach dem 5. Jahrhundert v. Chr. schließen lassen.<br />

Ältere Bauten waren in den drei Sondagen keine zu fassen, allerdings<br />

fand sich eine größere Anzahl spätgeometrischer Keramikfragmente<br />

in den archaischen Schichten. Sie stammen vermutlich von<br />

anderen Stellen <strong>des</strong> Areals und kamen bei Bau- und Planierungsmaßnahmen<br />

in jüngere Schichten.<br />

Unter den Feinkeramikfunden der spätgeometrischen und archaischen<br />

Epoche sind Erzeugnisse der Vogelschalen-Werkstätten (Vogelkannen,<br />

-kotylen und -schalen sowie Rosetten-, Reifen- und Lotosschalen)<br />

besonders stark vertreten. Eine größere Anzahl keramischer Fehlbrände<br />

deutet darauf hin, dass es in diesem Areal Töpferwerkstätten gab.<br />

Projektleitung: M. Kerschner; Mitarbeit: A. v. Miller, H. Ergin, S. Güngönül. Kooperation:<br />

M. Kadıoğlu (Ankara Üniversitesi), F. Özcan (Demirel Üniversitesi, Isparta),<br />

K. Konuk (CNRS Ausonius, Bordeaux)<br />

54


i.5 limyra<br />

Zentrale Wien<br />

Die Grabungen in Limyra fanden unter der Leitung von M. Seyer und der Stellvertretung<br />

von Z. Kuban (İstanbul Teknik Üniversitesi) vom 27. Juli bis zum 28. September<br />

2012 statt. Als Vertreter der türkischen Regierung fungierte S. Karamahmut<br />

vom Trabzon Kültür ve Tabiat Varlıklarını Koruma Bölge Kurulu. Die fotografische<br />

Dokumentation der Kampagne lag in Händen von R. Hügli.<br />

I.5.1 Feldforschung<br />

I.5.1.1 Urbanistik<br />

Der im Jahr 2011 begonnene Forschungsschwerpunkt zur Urbanistik in Limyra wurde<br />

in der Kampagne 2012 fortgeführt. Die beiden im Jahr 2011 begonnenen Grabungen<br />

im unmittelbaren Bereich der beiden äußeren Stadttore der Ost- und der<br />

Weststadt wurden ausgeweitet.<br />

Grabung in der Oststadt<br />

Die Grabung am Osttor verfolgte vor allem die Freilegung der aus der Stadt nach<br />

Osten verlaufenden Hauptstraße und die Untersuchung <strong>des</strong> unmittelbaren Vorfelds<br />

<strong>des</strong> Stadttors. Untersucht werden sollten eine mögliche ältere Bebauung und eine<br />

weitere Erstreckung der Stadt in römischer Zeit nach Osten. Weiteres Ziel war die<br />

Freilegung <strong>des</strong> bereits im Jahr 2011 angeschnittenen Gebäu<strong>des</strong>, das südlich der<br />

Straße an die Innenseite der Stadtmauer angesetzt ist.<br />

Die bereits 2011 westlich <strong>des</strong> Stadttors teilweise freigelegte Straße und die Trinkwasserleitung<br />

setzen sich nach Osten auf eine Länge von ca. 7 m bis etwa zur<br />

Südostecke <strong>des</strong> nördlichen Verteidigungsturms fort, danach reißen sie aus. Auch<br />

ein gepflasterter Weg, der unmittelbar an der Ostseite dieses Turms angetroffen<br />

wurde und ursprünglich orthogonal in die Straße einmündete, bricht knapp vor dieser<br />

Ecke ab. Der Grund für diese Zerstörungen in byzantinischer Zeit ist in einer<br />

halbkreisförmigen Mauer aus Bruchsteinen zu sehen, die an dieser Stelle ansetzt<br />

und offensichtlich eine Verblendung <strong>des</strong> äußeren Torbereichs zu Verteidigungszwecken<br />

darstellt. Details in der Bauweise belegen eine Errichtungszeit, als das gesamte<br />

Areal bereits vom steigenden Grundwasserspiegel bedroht war; die Mauer<br />

bildet somit die späteste Bautätigkeit in diesem Areal. Unmittelbar nördlich von ihr<br />

wurde die Ecke eines ursprünglich direkt an der Straße gelegenen, in die Kaiserzeit<br />

oder die Spätantike zu datierenden Gebäu<strong>des</strong> angeschnitten. Dieser Befund belegt,<br />

dass sich das Siedlungsgebiet Limyras vor der Errichtung der Stadtmauer im 5. und<br />

6. Jahrhundert weiter nach Osten erstreckte.<br />

Das Bauwerk an der Innenseite der Stadtmauer konnte wie geplant teilweise freigelegt<br />

werden. Dieser Bau lieferte ein unerwartetes Ergebnis, da mehrere Elemente<br />

nahelegen, dass er als öffentliches Gebäude für die jüdische Gemeinde Limyras<br />

diente; wahrscheinlich handelt es sich um die Synagoge der Stadt. Der Boden <strong>des</strong><br />

östlichen Raumes (Raum 1) besteht aus Platten Ziegeln, Kalkstein, Marmor und<br />

Schiefer. In der Nordostecke ist ein quadratisches Wasserbecken eingebaut, <strong>des</strong>sen<br />

Speisung durch – wohl am Dach <strong>des</strong> Baus – gesammeltes Regenwasser erfolgte,<br />

das durch ein Tonrohr von der Stadtmauer in das Becken geleitet wurde. Im Raum<br />

wie auch im Becken selbst wurden mehrere Sitzbänke aus Bruchsteinen entdeckt.<br />

Der Zugang zu diesem Gebäude erfolgte von der unmittelbar nördlich gelegenen<br />

Straße durch einen etwas abgesetzten Eingang, der durch eine quergelegte, ursprünglich<br />

nach vorn offene Halle betreten wurde. Südlich von dieser befand sich<br />

eine weitere Einheit, deren Boden aus quadratischen Tonplatten besteht und die an<br />

der Ostwand ebenfalls eine Sitzbank aufweist. Möglicherweise handelt es sich um<br />

einen offenen Hof, der – soweit sich das beim derzeitigen Stand der Ausgrabung sagen<br />

lässt – eine zentrale Funktion gehabt zu haben scheint. Der Eingang zu Raum 1<br />

erfolgte durch eine Tür im Süden, die zum Großteil noch im Profil verborgen ist.<br />

55


Limyra, Grabung am Osttor.<br />

Überblick<br />

Limyra, Grabung in der<br />

Oststadt. Platte mit<br />

Menora-Darstellung<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

Zu einem Zeitpunkt, als das steigende Grundwasser in der Oststadt Limyras ein<br />

ernstes Problem zu werden begann, wurde der Fußboden <strong>des</strong> Vestibüls durch einen<br />

Belag aus sekundär verwendeten Steinplatten armiert, von denen zwei mit Menora-<br />

Darstellungen dekoriert sind. Diese Platten, die zweifellos als Schrankenplatten für<br />

die Abtrennung eines Tora-Schreins dienten, marmorne Wandverkleidung im Versturz<br />

von Raum 1, zahlreiche Fragmente von Fensterglas und nicht zuletzt das Wasserbecken,<br />

das durch ›lebendiges‹ Wasser (Wasser natürlichen<br />

Ursprungs wie Quell-, Grund- oder gesammeltes Regenwasser)<br />

gespeist wurde, legen nahe, dass es sich bei dem Gebäude um<br />

eine Synagoge handelt. Das Becken war mit einiger Wahrscheinlichkeit<br />

ein Tauchbad für die rituelle Reinigung, eine Mikwe, der<br />

in jüdischen Gemeinden eine äußerst hohe Bedeutung zukommt.<br />

Diese Interpretation <strong>des</strong> Beckens erklärt auch die 1,7 × 1,05 m<br />

messende, kunstvoll durchbrochene Kalksteinplatte (Transenne),<br />

die direkt westlich von ihm im Boden verlegt ist und offensichtlich<br />

zum Absickern <strong>des</strong> Wassers diente, wenn die Badenden<br />

aus dem Becken stiegen.<br />

Die Datierung <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> ist derzeit noch unsicher, doch<br />

gibt die byzantinische Stadtmauer, an die das Gebäude gelehnt<br />

ist, einen terminus post quem im 6./7. Jahrhundert n. Chr. Es ist<br />

allerdings anzunehmen, dass die Synagoge auf ein älteres Gebäude<br />

gesetzt ist, da sich bereits zum jetzigen Zeitpunkt mehrere<br />

Bauphasen abzeichnen. Wie lange es in Verwendung stand, lässt sich derzeit noch<br />

nicht sagen. Die Wiederverwendung der Platten mit den Darstellungen der Menorot<br />

als Fußboden setzt allerdings voraus, dass die Synagoge zu diesem Zeitpunkt bereits<br />

aufgegeben war und das Gebäude in anderer Funktion weiterverwendet wurde.<br />

56<br />

Projektleitung: M. Seyer; Mitarbeit: H. Lotz


Zentrale Wien<br />

Grabung in der Weststadt<br />

Die bereits im Jahr 2011 teilweise freigelegte, vom Westtor nach Osten führende<br />

Straße aus römischer und spätrömischer Zeit konnte auf einer Länge von fast 25 m<br />

ergraben werden. Danach bricht sie ab, was auf die moderne landwirtschaftliche<br />

Nutzung dieses Areals bis in die 1990er Jahre zurückzuführen ist. Ihre Breite ist<br />

mit etwa 4,5 m konstant, am östlichen Ende <strong>des</strong> Abschnitts zeichnet sich jedoch<br />

eine Straßenkreuzung ab, was als starkes Indiz<br />

auf eine regelmäßige Anlage dieses Stadtteils<br />

in der betreffenden Zeit zu werten wäre. Auf<br />

eine solche lässt auch die Bebauung <strong>des</strong> Areals<br />

durch mehrere Gebäude aus byzantinischer Zeit<br />

schließen, welche die Straße begrenzen und<br />

teilweise auch überbauen.<br />

Die bereits in der Kampagne 2011 zu einem<br />

kleinen Teil freigelegte, in Ost-West-Richtung<br />

verlaufende Mauer östlich <strong>des</strong> byzantinischen<br />

Stadttors, die damals versuchsweise hellenistisch<br />

datiert wurde, konnte weiter verfolgt werden.<br />

Ihre Bautechnik als pseudoisodomes Mauerwerk<br />

mit Läufer- und Binderblöcken sowie<br />

Binderscharen wie auch die ausschließlich aus<br />

spätklassischem Material bestehende Fundkeramik<br />

weisen sie eindeutig als Befestigungsmauer hellenistischer Zeitstellung aus.<br />

Damit bestätigt sich die bereits 2011 getroffene Annahme, dass hier die Erweiterung<br />

der klassischen Stadt nach Süden in ptolemäischer Zeit zu fassen ist. Unmittelbar<br />

östlich der byzantinischen Stadtmauer liegt ein Befestigungsturm mit einer Breite<br />

von etwa 10 m, der den fortifikatorischen Charakter der hellenistischen Mauer unterstreicht.<br />

Etwa 15 m westlich – jenseits der byzantinischen Stadtmauer – befinden<br />

57<br />

Limyra, Grabung in der<br />

Weststadt. Phasenplan der<br />

Grabung am Westtor<br />

(Plan: U. Schuh)<br />

Limyra, Grabung in der<br />

Weststadt. Abschnitt der<br />

hellenistischen Stadtmauer


Limyra, byzantinischen<br />

Mauer der Oststadt. Spolie<br />

mit griechischer Inschrift<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

sich unter einem späteren Gebäude hellenistische Mauern, die in der Bauweise und<br />

den Ausmaßen auffallend jenen <strong>des</strong> Befestigungsturms ähneln. Diese Strukturen<br />

bildeten offensichtlich ein Ensemble und scheinen Teil eines monumentalen hellenistischen<br />

Stadttors zu sein. Die Lokalisierung der hellenistischen Stadtmauer gehört<br />

neben der Synagoge zu den großen Überraschungen dieser Kampagne, da<br />

sie ein völlig neues Bild auf die städtische Entwicklung Limyras unter ptolemäischer<br />

Herrschaft wirft und in dieser Form in Lykien bislang einzigartig ist.<br />

Im Norden der Grabungsfläche wurden direkt östlich der byzantinischen Stadtmauer<br />

zwei nebeneinanderliegende Podien aus massiven Steinblöcken angetroffen,<br />

die ebenfalls in hellenistische Zeit datieren. Der monumentale Charakter dieser Podien<br />

und die gewaltigen Ausmaße der Blöcke sprechen dafür, in diesen das Fundament<br />

für einen mächtigen Bau, wahrscheinlich einen Tempel, zu erkennen. Die<br />

beiden getrennten Podien, von denen das südliche ein lineares Fundament, das<br />

nördliche offensichtlich eine Ecksituation darstellt, lassen annehmen, dass es sich<br />

um einen Peripteros handelt.<br />

58<br />

Projektleitung: M. Seyer; Mitarbeit: C. Doppelhofer, U. Schuh<br />

I.5.2 Restaurierung<br />

I.5.2.1 Xñtabura-Sarkophag<br />

In der Kampagne 2012 fand eine statische Untersuchung <strong>des</strong> Sarkophags <strong>des</strong><br />

Xñtabura statt, nach der mit der Entwicklung eines Restaurierungskonzeptes begonnen<br />

wurde.<br />

Projektleitung: K. Schulz, M. Seyer; Mitarbeit: E. S. Bellibaş, J. Lehner, W. Nesitka,<br />

Ö. Özcan, E. N. Tekin<br />

I.5.2.2 Byzantinische Stadtmauer der Oststadt<br />

In der Kampagne 2012 wurde begonnen, den stark zerstörten Südabschnitt der byzantinischen<br />

Stadtmauer der Oststadt aus den im unmittelbaren Bereich liegenden<br />

Originalblöcken teilweise wiederzuerrichten. Dazu mussten zunächst mehrere Bäume,<br />

die innerhalb der Mauer gewachsen waren und deren Wurzeln das Mauerwerk<br />

bereits zu sprengen begannen, gefällt werden. Mithilfe von schwerem Arbeitsgerät<br />

der umliegenden Belediyes und privater Firmen wurde begonnen, zunächst zwei<br />

Mauerscharen aufeinander zu setzen. Auf diese Weise konnte eine Länge von etwa<br />

30 m wiederhergestellt werden.<br />

Im Bereich dieser Mauer konnten außerdem einige Architektur- und Reliefblöcke<br />

sowie Inschriften entdeckt werden, die als Spolien verbaut waren.<br />

Projektleitung: M. Seyer; Mitarbeit: P. Brandstätter, M. Doğan, C. Aydın


I.5.3 Fundbearbeitung<br />

Zentrale Wien<br />

I.5.3.1 Keramik aus den Theaterthermen<br />

Die Arbeiten zur Fundkeramik aus den Thermen am Theater (Sondage Q18) wurden<br />

mit der Dokumentation der ca. 17.700 Fragmente aus den Grabungen <strong>des</strong> Jahres<br />

2009 fortgeführt. Die Funde aus den stratigrafisch relevanten Schichten mit den<br />

mittelalterlichen Bestattungen wurden dabei vorrangig behandelt. Im Fundspektrum<br />

fanden sich zahlreiche Exemplare der sog. Pattern Burnished Ware, vergesellschaftet<br />

mit Keramik <strong>des</strong> 6. und 7. Jahrhunderts n. Chr. Eigenartigerweise war die mittelalterliche<br />

Glasurware, von der zahlreiche Exemplare<br />

bereits aus den Grabungen der Jahre 2002–2004 in der<br />

Weststadt gefunden worden waren, kaum vertreten.<br />

Neben den Arbeiten zur Materialaufnahme wurde die<br />

typologische Studie wie auch die Erstellung eines Typenkatalogs<br />

zu den limyräischen Kochtöpfen fortgesetzt. In<br />

aufwendigen Restaurierungsarbeiten war es möglich,<br />

erstmals Ganzformen von Kochgefäßen der römischen<br />

Epoche zu rekonstruieren.<br />

Projektleitung: B. Yener-Marksteiner; Mitarbeit: P. Brandstätter,<br />

S. Mayer<br />

I.5.4 Çocukların Limyrası<br />

Das Projekt »Çocukların Limyrası«, das 2011 mit eigenem Budget gesponsert von<br />

der Suna & Inan Kırac­Stiftung (Antalya) und weiteren privaten Unterstützern als<br />

eine Aktion der Limyra-Grabung und der TU Istanbul begonnen wurde, fand 2012<br />

seine Fortsetzung. Mit den Kindern von Saklı Su Köy, dem moderne Dorf, in dem<br />

sich das antike Limyra befindet, werden Workshops durchgeführt, die ihnen die Ruinen<br />

sowie die frühe und nähere Geschichte ihres Dorfes erklären. So soll eine bessere<br />

Beziehung der Bevölkerung zu den materiellen Hinterlassenschaft der Stätte<br />

sowie der Grabung zum Dorf entwickelt und im positiven Sinne ausgebaut werden.<br />

Zugleich dient die Initiative als denkmalpflegerische Präventivmaßnahme, da damit<br />

auch die Gefahr der mutwilligen Zerstörung der Ruinen reduziert werden kann. Dieses<br />

Projekt ist auf zumin<strong>des</strong>t drei weitere Jahre anberaumt.<br />

Projektleitung: Z. Kuban; Mitarbeit: N. Acar, H. Aktur, Ö. Gürpınar, S. İzgi, İ. Kosova,<br />

Ö. Özcan, B. Üzümkesici<br />

i.6 andriake<br />

Obwohl Andriake als einer der bedeutendsten Häfen Lykiens verschiedentlich in antiken<br />

Quellen erwähnt wird, ist seine Geschichte nur ansatzweise bekannt. Die Arbeiten<br />

in Andriake boten die im kleinasiatischen Küstenraum einmalige Chance, die<br />

außergewöhnlich gut erhaltenen Ruinen eines antiken Hafens zu erfassen, der neuzeitlich<br />

nicht überbaut und aufgrund <strong>des</strong> Schwefelwassers auch von touristischer<br />

Nutzung verschont geblieben ist. Dadurch ergab sich die Möglichkeit, im Rahmen<br />

von Oberflächenbegehungen mit vergleichsweise geringem Aufwand die Geschichte<br />

und den baulichen Aufbau dieses Hafenortes unter Berücksichtigung unterschiedlichster<br />

Aspekte zu erforschen. Von Bedeutung sind in diesem Zusammenhang vor<br />

allem die Fragen nach der vorhellenistischen Nutzung und dem Zeitpunkt der Aufgabe<br />

<strong>des</strong> Hafens.<br />

59<br />

Limyra, Fundbearbeitung.<br />

Kochgefäß


<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

Durch die in den Jahren 2005, 2006 und 2008 durchgeführten Arbeiten konnten<br />

75 % der Südstadt und die gesamte Nordstadt archäologisch untersucht, vermessen<br />

und dokumentiert werden.<br />

Mit dem Beginn der Grabungsarbeiten der Universität Antalya unter der Leitung<br />

von N. Çevik durfte der Andriake-Survey ab 2009 nicht mehr fortgesetzt und abgeschlossen<br />

werden. Demzufolge wurde mit der Aufarbeitung und der Publikationsvorbereitung<br />

der bis dahin erzielten Ergebnisse begonnen. Aufgrund der beginnenden<br />

flächigen Grabungen in der Südstadt konzentrierten sich die wissenschaftlichen Arbeiten<br />

<strong>des</strong> Projekts überwiegend auf die Nordstadt von Andriake sowie auf die von<br />

den Grabungsergebnissen nicht beeinflussten keramischen Oberflächenfunde.<br />

In den Jahren 2005–2006 und 2008 wurde im Verlauf von drei Feldforschungskampagnen<br />

parallel zu den Bestandsaufnahmen im Gelände auch ein Keramiksurvey<br />

durchgeführt, bei dem 19.335 Keramikscherben innerhalb <strong>des</strong> Siedlungsareals<br />

der antiken Hafenstadt Andriake gesammelt wurden. Ziel war es, die durch die<br />

Arbeiten im Gelände gewonnenen architektonischen Schlüsse bezüglich der Siedlungsgeschichte<br />

und ­kontinuität durch die Oberflächenkeramikfunde zu bestätigen<br />

und zu ergänzen. Zudem war beabsichtigt, durch Vorlage und Präsentation der Funde<br />

das Keramikspektrum einer weiteren lykischen Siedlung vorzustellen und somit<br />

ein Desiderat in der Keramikforschung zu schließen.<br />

Andriake ist im Portulan <strong>des</strong> Pseudo-Skylax nicht erwähnt, und auch im archäologischen<br />

Befund ist die klassische Periode nicht vertreten. Demnach scheint der<br />

Hafenort in klassischer Zeit noch nicht bestanden zu haben. Dies entspricht der geringen<br />

Bedeutung, welche auch andernorts im Lykien klassischer Zeit dem Ausbau<br />

von Häfen beigemessen wurde. Die erste Erwähnung Andriakes erfolgt in Zusammenhang<br />

mit der Eroberung der ptolemäischen Niederlassung durch Antiochos III<br />

im Jahr 197 v. Chr. Ausweislich der historischen Überlieferung und der archäologischen<br />

Befundlage dürfte die Gründung <strong>des</strong> Hafenortes im 3. Jahrhundert v. Chr.<br />

erfolgt sein.<br />

Auf einer Erhebung im Südwesten <strong>des</strong> Hafenbeckens liegt eine schon länger<br />

bekannte hellenistische Befestigungslinie. Es zeigte sich, dass diese als Ringmauer<br />

den Nordhang umschlossen haben dürfte, an welchem schlecht erhaltene<br />

Verbauungsreste in Gestalt von Terrassierungsmauern wohl die Ruinen einer Siedlung<br />

sind. Die hier aufgefundene Keramik datiert in die hoch- bis späthellenistischfrührömische<br />

Zeit. Auch auf dem dicht bebauten Hügelrücken nördlich <strong>des</strong> Hafens<br />

wurde Keramik dieser Periode gefunden, die trotz <strong>des</strong> fehlenden architektonischen<br />

Befunds auf eine sich an beiden Seiten <strong>des</strong> Hafeneingangs erstreckende hellenistische<br />

Siedlung weist, während in der Südstadt die ältesten Keramikfunde in das<br />

1. Jahrhundert v. Chr. datieren.<br />

Für die Frage nach dem Zeitpunkt der Aufgabe der Niederlassung brachte der<br />

Keramiksurvey nach heutigem Wissensstand keine Funde, die über das 8. Jahrhundert<br />

n. Chr. hinausreichen. Das Keramikspektrum <strong>des</strong> gesamten Fundbestands<br />

spiegelt das charakteristische Fundbild von Ost- und Zentrallykien in der römischen<br />

und spätantiken Epoche wider.<br />

Auffallend in beiden Stadtteilen und bei jedem Arbeitsareal war der große Anteil<br />

der Amphorenfunde. In der Mehrzahl der städtischen Verbraucherzentren <strong>des</strong> mediterranen<br />

Raumes liegt der Anteil von Amphoren bei etwa 10 % <strong>des</strong> Keramikmaterials.<br />

In Andriake beträgt der Amphorenanteil im Durchschnitt rund 50 %, ein Prozentsatz,<br />

der für eine Hafenstätte aber nicht überraschend ist. Überraschend war jedoch<br />

die gattungsmäßige Verteilung der Keramik bei der großen Zisterne in der Südstadt.<br />

In diesem Bereich wurde neben zwei Quadranten von 10 m² in der Nordseite der<br />

Zisterne eine Fläche von ca. 260 m² ausgesteckt und untersucht. Bei der Wahl der<br />

Stelle spielten vor allem die auffallende Häufung von Oberflächenkeramik, darunter<br />

zahlreiche Amphoren, wie auch die in diesem Bereich vorhandenen Murexschalenanschüttungen,<br />

die eventuell mit der Dichte der Oberflächenkeramik in Zusammenhang<br />

gebracht werden können, eine Rolle. Bei den im Rahmen <strong>des</strong> Andriake-Surveys<br />

in diesem Bereich untersuchten Flächen lag der Anteil der Amphoren zwischen<br />

60


Zentrale Wien<br />

94 und 97 %. Dieser hohe Prozentsatz kann nicht allein mit der Be- und Entladung<br />

von Schiffen, der Lagerung von Handelsgütern sowie dem Wechsel der Verpackung<br />

der Waren erklärt werden: Die Lokalisierung der wasseraufwendigen Purpurproduktion<br />

in diesem Bereich der Hafenanlage wurde bereits von T. Marksteiner (†) mit dem<br />

Vorhandensein <strong>des</strong> Wasserspeichers in Verbindung gebracht. Im Zuge der in den<br />

letzten Jahren durchgeführten Grabungen wurden Werkstätten freigelegt, die wohl<br />

der Purpurproduktion gedient haben. Die Amphoren könnten für den Transport und<br />

die Aufbewahrung der Muscheln oder als Aufschüttungsmaterial gegen den unangenehmen<br />

Geruch der Muschelreste gedient haben.<br />

Anhand der Oberflächenkeramikfunde erlaubt das Spektrum von Transportamphoren<br />

(von der Levante bis in die Südwestägäis und von Afrika bis zum Schwarzmeerraum),<br />

die überregionalen Handelsverbindungen Andriakes abzulesen.<br />

Weinamphoren dominieren das Spektrum. Der Großteil <strong>des</strong> Imports kam ab der<br />

römischen, verstärkt aber in der spätantiken Zeit aus Kilikien. Einige Amphoren, besonders<br />

die, die durch einen stark glimmerhaltigen Ton gekennzeichnet sind, konnten<br />

keinem bekannten Produktionsgebiet zugeordnet werden.<br />

Obwohl im Gesamtbefund vereinzeltes, aus dem südägäischen Raum importiertes<br />

Kochgeschirr zu finden war, wurde der Bedarf an Kochgeschirr vor allem durch<br />

die regionale Produktion gedeckt. Mehr als 90 % der Küchenware besteht aus Töpfen,<br />

Krügen etc., die aus dem für Ostlykien charakteristischen kaolinhaltigen Ton<br />

hergestellt wurden. Augenfällig ist das Fehlen von ›short­distance trade‹. Von der<br />

spätrömischen Küchenware, die reichlich in Westlykien, so aus Xanthos und Letoon,<br />

bekannt ist, konnte in Andriake kein Exemplar identifiziert werden. Das Tafelgeschirr<br />

hingegen war von Importware dominiert. Der Hauptexporteur scheint in der gesamten<br />

römischen Epoche Zypern gewesen zu sein. Vereinzelt wurde auch Feinware<br />

aus Nordafrika, Pamphylien und Pisidien importiert. Fragmente der spätrömischen<br />

Feinware bzw. der sog. Red Slip Ware, die keinem bekannten Produktionsort zugeordnet<br />

werden können, dürften zu den unbekannten Regionalproduktionen gezählt<br />

werden. Ob darunter auch lykische Produktionen zu finden sind, muss noch offenbleiben.<br />

61<br />

Andriake, Südstadt und<br />

Hafenbecken von Westen


Andriake, Nordstadt. Hellenistische<br />

Keramik<br />

Die Untersuchungen der Keramik erlaubten,<br />

Fragen bezüglich <strong>des</strong> wirtschaftlichen<br />

Einzugsgebiets <strong>des</strong> Hafens von Andriake zu<br />

beantworten. Diese Überlegungen können<br />

nur einen Ausschnitt <strong>des</strong> Gesamtbil<strong>des</strong> betreffen,<br />

da sie sich nur auf das in Andriake<br />

aufgefundene, nicht aber auf das von dort<br />

exportierte Material stützen.<br />

Anhand der Ergebnisse <strong>des</strong> Keramiksurveys<br />

konnte eine Siedlungsaktivität in Andriake<br />

von 3./2. Jahrhundert v. Chr. bis in das<br />

7./8. Jahrhundert n. Chr. nachgewiesen werden.<br />

Durch das Warenspektrum der Keramikfunde, welches auch Implikationen für<br />

das Verständnis der regionalen Ökonomie hat, wurde die wirtschaftliche Anbindung<br />

<strong>des</strong> Hafenortes an überregionale Handelsrouten in den unterschiedlichen Perioden<br />

seiner Geschichte geklärt.<br />

Leitung: S. Ladstätter, wissenschaftliche Bearbeitung: B. Yener-Marksteiner


II. ZenTraleuropäIsche archäologIe (Zea)<br />

ii.1 Forschungen zum norisch-pannonischen Donaulimes<br />

Pöchlarn<br />

Zentrale Wien<br />

Im Rahmen von Masterarbeiten und Dissertationsvorhaben wurden 2012 am Fachbereich<br />

ZEA wissenschaftliche Arbeiten zu den Donaukastellen von Pöchlarn-Arelape,<br />

Zwentendorf-Asturis (?) und Schwechat-Ala Nova durchgeführt. Die Arbeiten<br />

erfolgten in Kooperation mit dem Bun<strong>des</strong>denkmalamt (BDA), dem Archäologie Service<br />

und dem Archäologiepark Carnuntum.<br />

II.1.1 Schwechat-Ala Nova<br />

Der Truppenstandort Schwechat-Ala Nova liegt an der Donau zwischen den beiden<br />

Legionslagern Wien-Vindobona und Petronell-Carnuntum am nordwestpannonischen<br />

Limes. Das Gräberfeld südwestlich <strong>des</strong> Kastells war bis zu den Grabungen<br />

<strong>des</strong> BDA nur über einzelne Zufallsfunde bekannt – wie auch das Kastell, <strong>des</strong>sen<br />

Überreste seit dem frühen 19. Jahrhundert immer wieder bei allfälligen Bauarbeiten<br />

begegneten. Eine solche Entdeckung weckte das Interesse <strong>des</strong> Heimatforschers<br />

J. Ableidinger, der sich in Folge zu Anfang <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts intensiv mit der<br />

römischen Geschichte von Schwechat beschäftigte. Die aktuellen Forschungen<br />

knüpfen in vielen Fällen direkt an sein Werk an.<br />

Der Fokus der Untersuchungen liegt auf der Ausarbeitung einer bisher noch<br />

nicht oder nur fehlerhaft vorgenommenen chronologischen Einordnung <strong>des</strong> Kastells<br />

und <strong>des</strong> Gräberfelds anhand stratigrafischer Überlegungen zum einen und mithilfe<br />

<strong>des</strong> chronologisch auswertbaren<br />

Fundmaterials zum anderen.<br />

Dazu werden die Befunde und das<br />

Fundmaterial aus den Grabungen<br />

in zwei Mannschaftsbaracken und<br />

im Wallgraben <strong>des</strong> Kastells selbst<br />

herangezogen. Basierend auf dieser<br />

Datengrundlage soll geklärt<br />

werden, wann das Holz/Erde-Kastell<br />

errichtet worden war, wann der<br />

Neubau in Stein erfolgte und ob es<br />

danach noch zu weiteren Umbauten<br />

kam. Zu untersuchen ist auch,<br />

ob sich die Zivilbevölkerung jemals<br />

in das Lager zurückgezogen hat,<br />

und falls dies der Fall war, zu wel-<br />

N<br />

0 20 km<br />

ÖAI 2013<br />

Zwentendorf<br />

chem Zeitpunkt. Auch der Zeitpunkt der Aufgabe <strong>des</strong> Lagers ist noch ungeklärt.<br />

Ergänzend soll mithilfe <strong>des</strong> hervorragend erhaltenen Fundmaterials aus den Brand-<br />

und Körpergräbern <strong>des</strong> Gräberfelds <strong>des</strong>sen Belegzeit untersucht und in Beziehung<br />

zur Chronologie <strong>des</strong> Kastells gesetzt werden.<br />

Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf der strategischen Einordnung <strong>des</strong> Alenkastells.<br />

Es stellt sich die Frage, welche Faktoren für die Standortwahl entscheidend waren.<br />

Auch ist es von Interesse, wann man sich für eben diesen Standort entschied<br />

und ob das Lager im Zusammenhang mit den Einfällen der Markomannen errichtet<br />

wurde. Des Weiteren gilt es zu hinterfragen, welche Rolle das Alenkastell am nord-<br />

63<br />

Schwechat<br />

Die Projektfundplätze am<br />

norisch-pannonischen<br />

Donaulimes in Österreich


Schwechat-Ala Nova.<br />

Grabungen in den Mannschaftsbaracken<br />

<strong>des</strong><br />

Kastells (© BDA, Archäologieservice)<br />

Schwechat-Ala Nova.<br />

Spätantike Fußbodenheizung<br />

im Kastellinneren<br />

(© BDA, Archäologieservice)<br />

Schwechat-Ala Nova.<br />

Körpergrab (© BDA,<br />

Archäologieservice)<br />

Schwechat-Ala Nova.<br />

Brandgrab (© BDA,<br />

Archäologieservice)<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

64


Zentrale Wien<br />

westpannonischen Limes zu welcher Zeit innehatte. Grundlegend dafür sind die Abschätzung<br />

der Größe <strong>des</strong> Lagers und der Mannschaftsstärke sowie die Erfassung<br />

der stationierten Truppenart. Bezüglich der stationierten Truppen zeichnet sich ein<br />

Funktionswandel ab, der analysiert werden soll.<br />

Da das Kastell im direkten Einflussbereich der beiden Legionslager Vindobona<br />

und Carnuntum liegt, bieten sich wirtschaftsorientierte Untersuchungen mittels<br />

ausgewählter Materialgattungen an, die neue Erkenntnisse über die Dynamik <strong>des</strong><br />

nordwestpannonischen Wirtschaftsraums erbringen sollen.<br />

Die Aufarbeitung der beiden modernen stratigrafischen Grabungen ermöglicht,<br />

zwei unterschiedliche Lebensbereiche römischer Truppen zu untersuchen und zueinander<br />

in Beziehung zu setzen. So ermöglicht der Vergleich der kontextualisierten<br />

Materialspektren Einblicke in den sakralen und profanen Alltag römischer Soldaten<br />

und ihrer Familien.<br />

Projektleitung: S. Groh; Mitarbeit: A. Z. Maspoli. Kooperation: Bun<strong>des</strong>denkmalamt,<br />

Archäologischer Park Carnuntum, Archäologie Service<br />

II.1.2 Zwentendorf-Asturis (?)<br />

Im Rahmen einer Masterarbeit wird ein am Rande <strong>des</strong> westlichen Vicus von Zwentendorf<br />

gelegenes spätantikes Gräberfeld bearbeitet. Durch den fortschreitenden<br />

Schotterabbau westlich <strong>des</strong> Vicus und <strong>des</strong> Kastells von Zwentendorf wurden Ausgrabungsarbeiten<br />

notwendig. Während dieser stieß man in der Grabungskampagne<br />

2005 auf einem Gelän<strong>des</strong>treifen in der bestehenden Schottergrube Hummer<br />

(Parzelle 1173) auf ein Gräberfeld. Vom Bun<strong>des</strong>denkmalamt wurden unter der Leitung<br />

von C. Blesl auf einer Fläche von 2 330m² 97 Körper­ und 4 Brandgräber <strong>des</strong><br />

4. Jahrhunderts n. Chr. festgestellt. Der Großteil der Bestatteten war in gestreckter<br />

65<br />

Zwentendorf. Die Lokalisierung<br />

<strong>des</strong> spätantiken<br />

Gräberfel<strong>des</strong> (© BDA, ÖAI)


Zwentendorf. Funde aus<br />

dem spätantiken Gräberfeld<br />

Pöchlarn-Arelape, Ansicht<br />

der Ausgrabungsfläche<br />

der Jahre 2002–2003 von<br />

Osten (© BDA)<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

Rückenlage und Ost-West orientiert beigesetzt,<br />

während 15 Individuen West­Ost,<br />

zwei Süd-Nord und eines Nord-Süd ausgerichtet<br />

waren.<br />

Es handelt sich bei diesem Gräberfeld<br />

um einen – aufgrund der Grablagen – geschlossenen<br />

Grabbezirk am westlichen<br />

Rand <strong>des</strong> Vicus. Unter den Funden, welche<br />

zum Großteil aus Glasgefäßen, Teilen von<br />

Tracht und Bekleidung sowie Gebrauchskeramik<br />

bestehen, sind besonders ein Beinkamm<br />

sowie ein 30 cm langes, spindelförmiges<br />

Unguentarium aus Glas hervorzuheben.<br />

Aufgrund der bisher bearbeiteten Funde erscheint<br />

der bei den Grabungen vorgeschlagene<br />

Datierungsrahmen <strong>des</strong> Gräberfel<strong>des</strong><br />

in die Zeit zwischen 300–400 n. Chr. wahrscheinlich.<br />

Projektleitung: S. Groh; Mitarbeit: A. Gorbach, S. Renhart (Anthropologie). Kooperation:<br />

Bun<strong>des</strong>denkmalamt<br />

66<br />

II.1.3 Pöchlarn-Arelape<br />

Die Bearbeitung von Ausgrabungen in Pöchlarn<br />

erfolgt seit 2010 im Rahmen einer Dissertation<br />

an der Ludwig-Maximilians-Universität München<br />

und wird seit Mitte <strong>des</strong> Jahres 2012 durch ein<br />

Promotionsstipendium der Gerda Henkel Stiftung<br />

gefördert. 2012 konnte die Untersuchung der Ausgrabungen<br />

der Jahre 2002–2003 zu einem vorläufigen<br />

Abschluss gebracht werden.<br />

Die Errichtung <strong>des</strong> Kastells von Pöchlarn lässt<br />

sich zurzeit noch nicht näher datieren, da die frühesten<br />

Befunde nur in wenigen Bereichen untersucht<br />

werden konnten. Diese Funde erlauben<br />

zusammen mit einzelnen Streufunden eine Datierung<br />

in das späte 1. oder frühe 2. Jahrhundert n.<br />

Chr. Zu dieser Zeit bestanden im untersuchten<br />

Ausgrabungsbereich vermutlich drei etwa gleich<br />

große Holzgebäude, von denen zwei archäologisch<br />

nachgewiesen sind. Es handelt sich dabei<br />

vermutlich um Zenturionenkopfbauten von Mannschaftsunterkünften.<br />

Diese wurden wohl im mittleren<br />

Drittel <strong>des</strong> 2. Jahrhunderts n. Chr. in Stein<br />

ausgebaut, während die steinernen Befestigungsanlagen<br />

bereits früher, möglicherweise im frühen<br />

2. Jahrhundert, errichtet worden waren.<br />

Für die erste Hälfte <strong>des</strong> 3. Jahrhunderts n. Chr.<br />

liegen Hinweise auf eine Brandzerstörung zumin<strong>des</strong>t<br />

<strong>des</strong> untersuchten Bereichs vor. Größere bauliche<br />

Veränderungen lassen sich erst wieder für die Spätantike nachweisen, insbesondere<br />

im Bereich der Wehranlagen, wo die mittelkaiserzeitlichen Türme zu vor die<br />

Lagermauern vorspringenden U-förmigen und fächerförmigen Türmen umgebaut<br />

wurden. Vereinzelte weitere Baumaßnahmen fanden auch im Inneren <strong>des</strong> Lagers


Zentrale Wien<br />

statt. Dabei wurden u. a. Öfen und Schlauchheizungen errichtet. Die bisher jüngste<br />

antike Baustruktur stellt eine etwa 3 × 2 m große Grube unbekannter Funktion dar,<br />

deren Verfüllung neben spätantiker einglättverzierter Ware auch mehrere Fragmente<br />

eines einglättverzierten bikonischen Topfes enthielt, der vermutlich in das späte 5.<br />

oder 6. Jahrhundert n. Chr. datiert werden kann. Somit lässt sich erstmals auch für<br />

diese Zeit Siedlungstätigkeit in Pöchlarn nachweisen.<br />

Projektleitung: M. Mackensen, S. Groh; Mitarbeit: S. Schmid. Kooperation: Bun<strong>des</strong>denkmalamt<br />

II.1.4 Petronell-Carnuntum (Niederösterreich)<br />

Das Manuskript »Große Thermen, Palästra, Macellum und Schola im Zentrum der<br />

Colonia Carnuntum« wurde fertiggestellt und beim FWF (PUB 43-G19) für eine<br />

Druckkostenförderung eingereicht. Die Förderung wurde von einem FWF-Gutachter<br />

trotz festgestellter Güte (»carried out with excellence«) abgelehnt.<br />

Projektleitung: H. Sedlmayer<br />

II.1.5 Forschungen zu den temporären römischen Militärlagern in Mähren (Tschechische<br />

Republik) und Niederösterreich<br />

Die temporären römischen Lager in den barbarischen Gebieten der mittleren Donauregion<br />

sind Gegenstand einer bilateralen Forschungskooperation mit dem Team der<br />

Zweigstelle Dolní Dunajovice <strong>des</strong> Archäologischen Instituts Brno/Brünn der Akademie<br />

der Wissenschaften der Tschechischen Republik. Im Rahmen einer Sonderfinanzierung<br />

<strong>des</strong> »Forschungsprogramms für internationale wissenschaftliche Kooperation«<br />

der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik wird von<br />

2012–2015 das Projekt »Temporäre Lager der römischen Armee in Mähren und Niederösterreich:<br />

Multidisziplinäre Forschung – Standard-Methodik – Neue historische<br />

Interpretation« durchgeführt. Das Forschungsvorhaben wird von der Kulturabteilung<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Niederösterreich gefördert.<br />

Die temporären römischen Lager Niederösterreichs und Mährens stellen eine<br />

einzigartige Informationsquelle für unser Wissen um die räumliche Ausdehnung,<br />

das strategische Konzept und die römisch-barbarischen Interaktionen während der<br />

militärischen Offensivkonzepte von der Okkupationszeit bis in die ersten beiden<br />

67<br />

Pöchlarn-Arelape, Gesamtplan<br />

der Ausgrabungen<br />

2002–2003 mit Eintragung<br />

der wesentlichen Holz- und<br />

Steinbauten


Přibice<br />

Mǔsov Na Pískách<br />

Kollnbrunn<br />

N<br />

0 20 km<br />

ÖAI 2013<br />

Engelhartstetten<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

Petronell<br />

Projekte in temporären römischen Lagern in Österreich<br />

und der Tschechischen Republik<br />

Mušov Na Pískách, geophysikalische<br />

Messungen<br />

68<br />

Jahrhunderte n. Chr. dar. Im Gebiet westlich der Kleinen Karpaten<br />

nimmt der Burgstall bei Mušov als zentrale Militärbasis<br />

eine Schlüsselposition ein. Im Gegensatz zu den quadischen<br />

Gebieten östlich der Kleinen Karpaten sind jene westlich davon<br />

in Mähren und Niederösterreich noch wenig intensiv erforscht.<br />

Mit dem neuen bilateralen Forschungsprogramm soll<br />

eine langfristige Kooperation etabliert werden, mit dem Ziel,<br />

temporäre römische Lager mit standardisierten archäologischen<br />

und naturwissenschaftlichen Methoden zu untersuchen<br />

und wissenschaftlich vorzulegen.<br />

Die Feldarbeiten konzentrieren sich auf die beiden Lager<br />

von Engelhartstetten und Kollnbrunn in Niederösterreich<br />

sowie die Lager von Mušov Na Pískách, Přibice und Charvátská<br />

Nová Ves in Mähren. Seit 2010 wird bereits das Lager<br />

von Engelhartstetten mit geophysikalischen Messungen,<br />

Surveys mit Materialaufsammlungen und kleinflächigen Grabungen<br />

untersucht. Die Bearbeitung der Befunde und <strong>des</strong><br />

Fundmaterials von Engelhartstetten sowie die naturwissenschaftlichen<br />

Untersuchungen erlauben neue Aussagen zur<br />

Funktion und diachronen Entwicklung <strong>des</strong> über 50 ha großen,<br />

nördlich von Carnuntum gelegenen archäologischen<br />

Fundgebiets. 2012 erfolgten zudem geophysikalische Messungen<br />

und Grabungen in den Lagern von Mušov Na Pískách,<br />

Přibice und Kollnbrunn.<br />

Projektleitung: S. Groh, B. Komoróczy; Mitarbeit: A. Gorbach,<br />

D. Hagmann, A. Langendorf, V. Lindinger, H. Sedlmayer,<br />

U. Schachinger, M. Vlach. Kooperation: Archäologisches<br />

Institut der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen<br />

Republik Brno/Brünn<br />

II.1.5.1 Engelhartstetten (Niederösterreich)<br />

Als Ergänzung der geophysikalischen Prospektionsarbeiten<br />

in Engelhartstetten erfolgte die Auswertung der Metalldetektorfunde<br />

eines systematischen Surveys, durchgeführt 2010<br />

in einer Kooperation <strong>des</strong> ÖAI mit der Akademie der Wissenschaften<br />

Brno/Brünn (B. Komoróczy). Unter den insgesamt<br />

1.373 NMI liegen 1.251 Objekte aus Eisen und 122 aus anderen<br />

Metallen vor.<br />

Da der Anteil der Bunt- und Weißmetallfunde (inklusive<br />

der modernen Aluminiumteile) nur 9 % beträgt, ist davon<br />

auszugehen, dass frühere, dem BDA nicht gemeldete Detektorsammlungen<br />

durch Private erfolgten. Die Zusammensetzung<br />

<strong>des</strong> Fundstoffs ist a priori als nicht repräsentativ für<br />

den Fundplatz zu beurteilen. Die größte Zahl bestimmbarer<br />

Funde ist neuzeitlich (30 %: 378 NMI). In die späte La-Tène-<br />

Zeit datiert ein aussagekräftiges Spektrum an Fibelfunden: drei Schüsselfibeln und<br />

eine Fibel im Spät-La-Tène-Schema. In die erste Hälfte <strong>des</strong> 1. Jahrhunderts v.<br />

Chr. verweist auch eine silberne Kleinkeltenmünze Typ Karlstein/Roseldorf III. Die<br />

Hinterlassenschaften einer spät-La-Tène-zeitlichen Ansiedlung sind im westlichen<br />

Areal <strong>des</strong> temporären Lagers weit gestreut. Aus den Grabungsschnitten der Jahre<br />

2010–2011 liegen zahlreiche La-Tène-D-zeitliche Gefäßkeramikfunde vor. 2010<br />

konnte zudem die Superposition <strong>des</strong> temporären römischen Lagers über spät-La-<br />

Tène-zeitlichen Siedlungsbefunden <strong>des</strong> 1. Jahrhunderts v. Chr. aufgezeigt wer-


Zentrale Wien<br />

den. Hinweise auf einen germanischen Siedlungsplatz fehlen bislang in Engelhartstetten.<br />

Für den Nachweis einer römischen Militärpräsenz sind einige wenige signifikante<br />

Funde <strong>des</strong> Surveys 2010 ausschlaggebend: ein Kettenpanzerring, das Fragment<br />

eines bronzenen Ösenknopfs mit Parallelen z. B. in Haltern sowie das Endteil eines<br />

Ösensporns mit Vergleichsfund in Vindonissa und Haltern. Schuhnägel mit konischem<br />

Kopf liegen vereinzelt vor. Eine konische, nur zur<br />

Hälfte erhaltene Tülle könnte eventuell als Lanzenschuh<br />

angesprochen werden. Zahlreich sind Trensenteile vorhanden,<br />

darunter Funde mit Analogien aus Kalkriese und<br />

Haltern.<br />

Abschließende Untersuchungen sollen 2013 zur Klärung<br />

der Forschungsfrage beitragen, ob dieses außerordentlich<br />

große temporäre Lager im Vorfeld – 7 km nördlich – von<br />

Carnuntum mit den frühprinzipatszeitlichen Feldzügen<br />

(6 n. Chr.) in Verbindung zu bringen ist.<br />

Projektleitung: S. Groh, H. Sedlmayer; Mitarbeit: B. Komoróczy,<br />

U. Schachinger, M. Vlach, M. Lukáš, I. Šterc,<br />

P. Růžičková, V. Beran. Kooperation: Archäologisches<br />

Institut der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen<br />

Republik Brno/Brünn<br />

ii.2 Bernsteinstraße<br />

II.2.1 Strebersdorf (Burgenland)<br />

Innerhalb der letzten Jahre konnte durch das ÖAI auf dem Gemeindegebiet<br />

von Strebersdorf und Frankenau (Burgenland) mittels großflächiger<br />

geophysikalischer Prospektionen und kleiner Grabungsschnitte der<br />

Nachweis eines differenziert strukturierten römischen Siedlungsplatzes<br />

nördlich und südlich <strong>des</strong> Stooberbachs erbracht werden. Drei superponierende<br />

Militärlager von maximal 2,1 ha, ein weiteres temporäres Lager<br />

von rund 20 ha Größe sowie ein Vicus entlang der Bernsteinstraße<br />

auf rund 600 m Länge sind von besonderem Forschungsinteresse im<br />

ZEA-Rahmenprogramm »Bernsteinstraße«. Die erste militärische Präsenz<br />

tiberisch-claudischer Zeit konnte durch die archäologischen Grabungen<br />

2009 im Lager 1 verifiziert werden, eine intensive Besiedlung<br />

<strong>des</strong> Vicus bis in die Zeit der Markomannenkriege durch eine Grabung<br />

im Jahr 2008. Ein Bestand der Siedlung aufgrund der hochwertigen Raseneisenerzvorkommen<br />

ist wegen der Existenz spezifischer Funde offenkundig.<br />

Um zerstörungsfrei möglichst viele aussagekräftige Funde zur Klärung<br />

chronologischer wie funktionaler Fragen zu gewinnen, wurden im<br />

Herbst 2012 zwei Kampagnen eines intensiven Metalldetektorsurveys im<br />

Gebiet der Militärlager von Strebersdorf durchgeführt. Die Arbeiten erfolgten<br />

in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften von Brno/<br />

Brünn (B. Komoróczy) auf rund 2 ha Fläche. Die Begehung erfolgte auf jeweils rund<br />

24 m breiten Streifen, die – den begehbaren Ackerparzellen folgend – in Südwest-<br />

Nordost-Richtung das Areal der temporären Lager und vorgelagerte Bereiche betrafen.<br />

Insgesamt wurden 4.155 Funde erfasst, davon 3.598 (87 %) aus Eisen. Dieser<br />

hohe Anteil an Eisenfunden ist nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass 11 %<br />

(446 NMI) <strong>des</strong> gesamten Fundbestands Werkabfälle aus der Eisenverarbeitung<br />

69<br />

Engelhartstetten, Trensenteile<br />

von Pferdegeschirren<br />

aus dem temporären römischen<br />

Lager<br />

Strebersdorf, frühkaiserzeitlicherPferdegeschirranhänger<br />

mit Niellodekor<br />

aus dem Umfeld der römischen<br />

Militärlager


Die Fundplätze Petronell-<br />

Carnuntum, Frankenau-<br />

Strebersdorf, Szombathely,<br />

Nemescsó und Sorokpolány<br />

in Nordwestpannonien<br />

(Österreich/Ungarn)<br />

Szombathely, Nordnekropole<br />

der römischen<br />

Colonia Savaria. Grabinventar<br />

103<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

70<br />

bilden. Für eine Nutzung der Militärlager in der frühen Prinzipatszeit<br />

der ersten Hälfte <strong>des</strong> 1. Jahrhunderts n. Chr. sprechen<br />

signifikante Funde wie beispielsweise ein Pferdegeschirranhänger<br />

mit Niellodekor, eine Panzerschnalle und Pila. Unter<br />

den Trachtbestandteilen liegen mehrere Aucissafibeln vor. Die<br />

Funde deuten auf die besondere Bedeutung <strong>des</strong> Fundorts als<br />

Eisenproduktionszentrum unter militärischer Kontrolle.<br />

Projektleitung: S. Groh, H. Sedlmayer; Mitarbeit: B. Komoróczy,<br />

U. Schachinger, M. Vlach, M. Lukáš, I. Šterc, P.<br />

Růžičková, V. Beran. Kooperation: Archäologisches Institut der<br />

Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik in<br />

Brno/Brünn<br />

II.2.2 Szombathely-Savaria (Ungarn)<br />

Im ZEA-Rahmenprogramm »Bernsteinstraße« erfolgte 2012<br />

die Bearbeitung eines exemplarischen Fundkomplexes aus<br />

dem nördlichen Gräberfeld der Colonia Savaria (Szombathely)<br />

in Kooperation mit P. Kiss, Savaria Museum. Im Areal <strong>des</strong><br />

Kunstgymnasiums von Szombathely wurden im Jahr 2006 insgesamt<br />

110 Gräber (99 Brand- und 11 Körperbestattungen)<br />

der Nordnekropole dokumentiert. Der freigelegte Gräberfeldabschnitt<br />

befindet sich etwa 800–900 m nördlich außerhalb der<br />

römischen Stadtmauer auf einer 10–15 m breiten, inselartigen<br />

Erhebung zwischen zwei antiken Wasserläufen. Grab 103, eines<br />

der insgesamt 16 Bustumgräber dieses 2006 freigelegten<br />

Nekropolenabschnitts, wurde für eine detaillierte Bearbeitung<br />

ausgewählt, zumal der Fundbestand von hervorragender Aussagekraft<br />

für die Phase der Romanisierung während <strong>des</strong> 1. Jahrhunderts n. Chr. ist.<br />

Grab 103, die Bestattung eines jugendlichen Individuums, barg insgesamt<br />

38 Arte fakte, darunter ein aus Bein hergestelltes Relief eines Eros, ein formal uneinheitliches<br />

keramisches Gefäßservice, Perlenschmuck und Haarnadel sowie Toiletteutensilien<br />

und eine Lampe. Signifikante Glasgefäßtypen lassen auf eine Datierung<br />

in neronisch­flavische Zeit schließen.<br />

Bedeutsam ist die Beigabe eines Beinreliefs<br />

mit der Darstellung eines Eros, der<br />

einen Fruchtkorb trägt. Dieser ursprünglich<br />

als Beschlag angebrachte Dekor stammt<br />

mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem<br />

Totenbett. Da keine weiteren dekorativen<br />

Elemente einer solchen Kline im Fundbestand<br />

vorliegen, darf vermutet werden,<br />

dass es sich bei diesem Objekt um eine<br />

als pars pro toto zu interpretierende Beigabe<br />

handelt. Hervorzuheben ist, dass mit<br />

diesem singulären Fund im Inventar 103<br />

<strong>des</strong> Gräberfelds Nord von Savaria der erste<br />

Nachweis für ein solches Totenbett in<br />

Pannonien gegeben ist. Die während <strong>des</strong><br />

ersten vor- und nachchristlichen Jahrhunderts<br />

primär in Italien verbreitete Sitte mit Beinreliefs dekorierte Totenbetten als Teil<br />

der Begräbniszeremonie einzusetzen, wurde in den benachbarten Nordprovinzen<br />

je nach Akkulturationsniveau aufgenommen; die meisten Belege für diese spezielle<br />

Begräbniszeremonie sind außerhalb Italiens in Gallien vorhanden.


Zentrale Wien<br />

Bemerkenswert ist die Tatsache, dass das reichhaltige keramische Gefäßinventar<br />

von Grab 103 der Nordnekropole von Savaria sich zwar aus typisch italischen<br />

Formen zusammensetzt, diese jedoch ausschließlich durch lokale Imitationen repräsentiert<br />

werden. Mit der Beigabenkombination von Lampen und Balsamaren<br />

sowie mit dem dekorativen Element eines Totenbetts besteht ein unmittelbarer<br />

Konnex zum italischen Milieu. Die besondere Reichhaltigkeit der Gefäßbeigaben –<br />

unter Heranziehung von Essgeschirr – deutet gleichwohl eher auf einen Konnex mit<br />

dem nord- als dem mittelitalischen Kulturkreis.<br />

Projektleitung: S. Groh, P. Kiss; Mitarbeit: H. Sedlmayer. Kooperation: Savaria<br />

Museum Szombathely<br />

II.2.3 Nemescsó und Sorokpolány (Ungarn)<br />

Im ZEA-Rahmenprogramm »Bernsteinstraße« erfolgte in Kooperation<br />

mit dem Savaria Museum in Szombathely (P. Kiss) die Fertigstellung<br />

der monografischen Vorlage »Die Straßenstationen von Nemescsó<br />

und Sorokpolány an der Bernsteinstraße (Pannonien, Ungarn)«.<br />

Zwischen 2009–2012 wurden durch das ÖAI die Siedlungsstrukturen<br />

im Bereich zweier römischer Straßenstationen von Nemescsó und<br />

Sorokpolány am nordwestpannonischen Abschnitt der Bernsteinstraße<br />

untersucht, 8,7 bzw. 9,2 römische Meilen nördlich und südlich der Colonia<br />

Savaria (Szombathely). Die Station von Sorokpolány wurde bereits<br />

in den Jahren 1980–1982 von ungarischen Archäologen großflächig<br />

ausgegraben, die Bearbeitung <strong>des</strong> Fundmaterials erfolgte durch<br />

Cz. V. Zalka im Rahmen einer an der Andrassy Universität Budapest<br />

verfassten Diplomarbeit. Ihre Ergebnisse sind Teil der monografischen<br />

Vorlage. In Nemescsó und Sorokpolány wurden 2009–2012 vom ÖAI<br />

geophysikalische Prospektionen sowie Surveys mit Oberflächenfundaufsammlungen<br />

und in Nemescsó 2012 auch kleinere archäologische<br />

Grabungen vorgenommen. 2012 wurden in Nemescsó zwei Schnitte<br />

mit einer Gesamtfläche von 24 m² angelegt.<br />

Die Erforschung der Fundplätze konzentriert sich nicht nur auf die<br />

Baustrukturen der Straßenstationen selbst, sondern auch auf deren<br />

Einbindung in das Wegenetz und die sie umgebende Infrastruktur, wobei<br />

jeweils ca. 4 ha Fläche prospektiert wurden. Anhand der Interpretation der Grabungs-<br />

und Prospektionsdaten sowie der typochronologischen Analyse der Fundmaterialien<br />

lässt sich im Zusammenspiel mit den historischen und epigrafischen<br />

Quellen ein neues Bild vom Ausbau <strong>des</strong> cursus publicus entlang der Bernsteinstraße<br />

zeichnen. Die beiden 470 und 520 m² großen Straßenstationen von Nemescsó<br />

und Sorokpolány mit annähernd deckungsgleichem Grundriss zählen nach derzeitigem<br />

Forschungsstand zu den niederrangigsten Posten an der Bernsteinstraße. Sie<br />

können wahrscheinlich als stabula angesprochen werden, also als architektonisch<br />

schlichte Gebäude mit sehr reduzierten Serviceleistungen (Stall, Quartier für Soldaten,<br />

Wirtshaus mit Ausspann, Stapelplatz).<br />

Anhand der aus den Surveys und Grabungen in den Straßenstationen von Nemescsó<br />

und Sorokpolány gewonnenen Daten zeigt sich, dass eine intensive Nutzung<br />

beider Siedlungsplätze nicht vor dem letzten Drittel <strong>des</strong> 2. Jahrhunderts n. Chr.<br />

zu postulieren ist. Die Eckrisalitbauten mit Steinfundamentierung dürften in severischer<br />

Zeit, bis höchstens in das zweite Drittel <strong>des</strong> 3. Jahrhunderts n. Chr. Bestand<br />

gehabt haben.<br />

Projektleitung: S. Groh; Mitarbeit: T. Eder, M. Gitzl, M. Hirschler, V. Lindinger,<br />

H. Sedlmayer, U. Schachinger, Cz. V. Zalka. Kooperation: Savaria Museum Szombathely<br />

71<br />

Nemescsó, Zügelring aus<br />

dem Umfeld der römischen<br />

Straßenstation


Flavia Solva-Wagna,<br />

schematische Darstellung<br />

möglicher Prozesse in<br />

Zusammenhang mit der<br />

Deponierung von Brandschutt<br />

auf dem Areal der<br />

Insula XLI<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

ii.3 Flavia Solva-Wagna (Steiermark)<br />

2012 wurde das im Juli 2010 begonnene Forschungsprojekt mit dem Titel »Ein<br />

Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium<br />

Flavia Solva« fortgesetzt und im Dezember 2012 mit der Fertigstellung <strong>des</strong><br />

Manuskripts weitestgehend abgeschlossen. Das in Kooperation mit dem Universalmuseum<br />

in Graz durchgeführte Forschungsvorhaben war der Aufarbeitung eines<br />

sich über mehrere Häuser der am westlichen Stadtrand von Flavia Solva gelegenen<br />

Insula XLI erstreckenden Brandhorizonts gewidmet. Dieser Brandbefund ist nach<br />

Ausweis feinchronologisch signifikanter Funde (Münzreihe mit Schlussmünze geprägt<br />

166 n. Chr., Terra Sigillata) in Kombination mit der Bauabfolge in die Zeit der<br />

Markomannenkriege um 170 n. Chr. zu datieren. Der enge chronologische Rahmen<br />

<strong>des</strong> geschlossenen Befunds bietet ideale Voraussetzungen zur Anknüpfung<br />

verschiedener historischer, kulturhistorischer sowie methodisch-theoretischer Überlegungen.<br />

Schwerpunkte der Arbeit lagen auf der Diskussion depositionaler und<br />

postdepositionaler Prozesse in Zusammenhang mit dem Brandbefund, der Rekonstruktion<br />

verschiedener Aktivitätszonen der Zeit vor dem Brandereignis sowie der<br />

Frage nach der Historizität archäologischer Zerstörungsbefunde im Spannungsfeld<br />

mit den Schriftquellen. Im Zuge <strong>des</strong> für die Auswertung der spezifischen archäologischen<br />

Siedlungsbefunde und -funde zur Verfügung stehenden Zeitraumes von<br />

knapp zwei Jahren konnten über 600 Artefakte, vor allem aus Bein, Glas, Keramik<br />

und Metall, untersucht werden. Damit liegt in Kombination mit den Baubefunden<br />

eine hervorragende Quelle zur materiellen Kultur der zweiten Hälfte <strong>des</strong> 2. Jahrhunderts<br />

n. Chr. im Südostalpenraum vor, die eine solide Datengrundlage zur Erörterung<br />

der genannten Themen bildet.<br />

In Zusammenhang mit der Diskussion depositionaler und postdepositionaler Prozesse<br />

konnten Indizien wie die Zusammensetzung <strong>des</strong> Fundmaterials und Streuung<br />

von Passscherben herausgearbeitet werden, die auf antike Veränderungen <strong>des</strong><br />

Brandschutts, beispielsweise die Entsorgung von Brandschutt in einer Grube, wohl<br />

unmittelbar nach dem Brandereignis, hinweisen.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt der Studie lag auf der Ableitung und Diskussion von<br />

Aktivitäten in verschiedenen Räumlichkeiten mehrerer Häuser der Insula XLI. Diesbezüglich<br />

konnten u. a. Nachweise bein- und buntmetallverarbeitender Werkstätten<br />

erbracht werden. Erstmals konnte für den Südosten der römischen Provinz Noricum<br />

der Produktionsprozess verschiedener Beinartefakte von den herangezogenen<br />

Rohmaterialien bis zum Endprodukt nachvollzogen und auf einer soliden Materialbasis<br />

diskutiert werden. Auch zur Buntmetallverarbeitung liegen spezifische archäologische<br />

Befunde und Funde vor, die eine Rekonstruktion <strong>des</strong> Produktionsprozesses<br />

erlauben und einen Einblick in das Produktspektrum bieten. Nach Ausweis<br />

charakteristischer Gussformen aus Keramik darf auf dem Areal der Insula XLI für<br />

die Zeit vor dem Brandereignis mit einer Produktion von Beschlägen und Fibeln mit<br />

trompetenförmiger Ornamentik<br />

gerechnet werden.<br />

In Zusammenhang mit der Diskussion<br />

über Aktivitätszonen zeigte<br />

sich deutlich, dass simplifizierende<br />

ein dimensionale Mo delle,<br />

die von einer einzigen Nutzungsmöglichkeit<br />

eines Raumes ausgehen,<br />

zu über denken sind und dass<br />

nicht nur in Flavia Solva, sondern<br />

sehr wahrscheinlich auch für vergleichbare antike Stadtrandbefunde grundsätzlich mit<br />

einer multifunktionalen Nutzung von Räumlichkeiten zu rechnen ist.<br />

Ein weiterer Fokus <strong>des</strong> Forschungsprojekts lag auf methodischen und theoretischen<br />

Fragestellungen. Der vorgelegte Befund wurde als Fallstudie hinsichtlich der<br />

Diskussion über das Verhältnis zwischen Schriftquellen primär zur Ereignisgeschichte<br />

72


Zentrale Wien<br />

und nichtschriftlichen, d. h. archäologischen<br />

Quellen primär zur Kulturgeschichte in den<br />

Altertumswissenschaften, besonders in der<br />

provinzialrömischen Archäologie, thematisiert.<br />

Diesbezüglich konnten bestehende<br />

Probleme im Fach hinsichtlich dieser Thematik<br />

speziell in Zusammenhang mit den<br />

Markomannenkriegen aufgezeigt und mögliche<br />

Lösungsvorschläge diskutiert werden.<br />

Deutlich zeigt sich, dass die Schwierigkeiten<br />

im Fach primär in der Tradierung obsoleter<br />

Forschungsergebnisse sowie der mangelnden<br />

Bereitschaft zur Führung einer dialektischen<br />

Diskussion anlässlich der historischen<br />

Interpretation archäologischer Befunde liegen.<br />

Hinzu kommen die überzogene und<br />

vorschnelle Verwertung antiker Literaturstellen<br />

im Rahmen der Deutung von archäologischen<br />

Befunden und Funden sowie mangelnde<br />

archäologische Quellenkritik. Eine<br />

erfolgreiche Verknüpfung von Schriftquellen zur Ereignisgeschichte und archäologischen<br />

Quellen zur Kulturgeschichte ist möglich, aber zunächst von der für jeden einzelnen<br />

Kontext separat zu prüfenden Konstellation der jeweiligen Datengrundlagen<br />

zueinander abhängig.<br />

Für das vorliegende Fallbeispiel <strong>des</strong> Brandhorizonts der Insula XLI ist festzustellen,<br />

dass eine historische Schlussfolgerung in Zusammenhang mit dem Brandereignis<br />

nur tendenziell möglich ist. Die vorliegenden Daten, einerseits die weitestgehende<br />

Holz-Fachwerk-Verbauung der Insula unter Berücksichtigung der zahlreichen<br />

Feuerstellen, andererseits das Fehlen römischer und germanischer Militaria sowie<br />

das Fehlen von Menschenknochen, sprechen beim derzeitigen Forschungsstand<br />

eher ernüchternd für ein Schadensfeuer als für eine spektakuläre germanische<br />

Brandschatzung als Ursache <strong>des</strong> Bran<strong>des</strong>. Absolute Gewissheit ist in dieser Fragestellung<br />

– Schadensfeuer oder Brandschatzung – momentan jedoch nicht zu erlangen,<br />

da weder die eine noch die andere Interpretation nach den vorliegenden Daten<br />

und deren Konstellation zwingend auszuschließen oder zu bestätigen ist.<br />

Projektleitung: C. Hinker; Mitarbeit G. Christandl, U. Schachinger (Numismatische<br />

Kommission der ÖAW). Kooperation: B. Porod (Universalmuseum Joanneum)<br />

ii.4 Forschungen zur Urbanistik von aquileia (italien)<br />

Aquileia, 181 v. Chr. als Colonia latinischen Rechts gegründet, spielt eine Schlüsselrolle<br />

in der wirtschaftlichen und politischen Erschließung der Nordprovinzen. Das<br />

politische und administrative Zentrum der Regio X ist der Ausgangspunkt der Bernsteinstraße<br />

und stellt mit seinen Flusshäfen eine Drehscheibe <strong>des</strong> Handels mit Waren<br />

vom Mittelmeer in die Nordprovinzen dar. Aquileia besaß jedoch auch die Funktion<br />

einer zentralen logistischen Basis für die Durchführung von Feldzügen in Illyrien,<br />

Pannonien und Dalmatien unter Octavianus und Tiberius in den ersten Jahrzehnten<br />

vor und nach Christi Geburt sowie im Zuge der Markomannenkriege im 2. Jahrhundert<br />

n. Chr. und in der Spätantike.<br />

Im Jahr 2011 begann der Fachbereich ZEA im Westteil <strong>des</strong> Stadtgebiets von<br />

Aquileia ein neues Forschungsprojekt. In Kooperation mit dem Ministerio per i Beni<br />

e le Attività Culturali (Soprintendenza per i Beni Archeologici del Friuli Venezia<br />

Giulia) werden Aspekte zur Urbanistik sowie zur Kultur- und Wirtschaftsgeschichte<br />

von Aquileia untersucht. Im Rahmen <strong>des</strong> auf fünf Jahre anberaumten Forschungs-<br />

73<br />

Flavia Solva-Wagna,<br />

schematische Darstellung<br />

möglicher Prozesse in<br />

Zusammenhang mit der<br />

Buntmetallverarbeitung<br />

nach Befunden und Funden<br />

der Insula XLI (Halbfabrikat<br />

nach Groh 1996)


<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

schwerpunkts »Suburbane und urbane Bebauung im Westteil von Aquileia« sollen<br />

mit überwiegend non-invasiven Methoden der Archäologie Forschungen zur diachronen<br />

Entwicklung der Handelsmetropole an der oberen Adria vorgenommen werden.<br />

Die dynamischen Entwicklungsprozesse einer Stadt lassen sich am besten in<br />

ihren Randbereichen erfassen. In Aquileia ist eine Erweiterung <strong>des</strong> Stadtgebiets<br />

vom Zentrum nach Westen durch die räumliche und zeitliche Abfolge der republikanischen,<br />

kaiserzeitlichen und spätantiken-byzantinischen Befestigungsanlagen<br />

gegeben. Siedlungsstrukturen innerhalb und außerhalb dieser Fortifikationen illustrieren<br />

den Funktionswandel urbanen und suburbanen Raumes.<br />

Die Ergebnisse der ersten beiden Feldkampagnen 2011 und 2012 erlauben neue<br />

Rückschlüsse auf die Stadtentwicklung. Unter dem gegen Ende <strong>des</strong> 3. Jahrhunderts<br />

v. Chr. erbauten Circus konnte ein suburbanes, an einem Fluss oder Kanal<br />

gelegenes Werkstättenareal erkannt werden. Dieses Handwerksviertel wird von der<br />

Stadt aus über eine Straße mit einer Brücke erschlossen. Im Süden gelang es, eine<br />

Struktur zu identifizieren, die den Lagergebäuden <strong>des</strong> Flusshafens im Osten der<br />

Stadt am Natisone gleicht. In der römischen Kaiserzeit dürfte es in Aquileia demnach<br />

min<strong>des</strong>tens zwei Flusshäfen, und zwar einen am Canale Anfora im Westen und einen<br />

am Natisone im Osten gegeben haben. Das suburbane Werkstattviertel schließt<br />

direkt nördlich an den neu entdeckten Flusshafen an. Das gesamte Gebiet erfährt<br />

somit im ausgehenden 3. Jahrhundert n. Chr. mit der Aufgabe <strong>des</strong> Werkstattviertels,<br />

<strong>des</strong> Hafens am Canale Anfora und dem Neubau der spätantiken, den Circus miteinschließenden<br />

Stadtmauer einen funktionalen Wandel vom Suburbium zur Urbs.<br />

2012 erfolgten geophysikalische Messungen innerhalb <strong>des</strong> Stadtgebiets und im<br />

westlichen Suburbium auf einer Fläche von 31,8 ha mit Magnetik und 6,3 ha mit<br />

Radar. In Kooperation mit der Universität Udine (M. Rubinich) konnte erstmals das<br />

Theater von Aquileia erkundet und lokalisiert werden. Weite Teile der Orchestra und<br />

der Cavea zeigen sich in den geophysikalischen Messdaten als Ausrissgräben, die<br />

Architektur dürfte weitgehend dem Steinraub zum Opfer gefallen sein. Die Verortung<br />

<strong>des</strong> gesamten Baus kann nunmehr gegenüber dem derzeitigen Stadtplan von Aquileia<br />

(L. Bertacchi) korrigiert werden.<br />

Im Auftrag der Soprintendenza (L. Fozzati, M. Novello) erfolgten Messungen im<br />

Areal <strong>des</strong> Amphitheaters. Wie auch beim Theater sind zumeist nur ›Negativbefunde‹,<br />

d. h. die untersten Fundamentmauern und die Ausrissgräben <strong>des</strong> aufgehenden<br />

Mauerwerks, zu erkennen. Der Grundriss <strong>des</strong> Monumentalbaus kann anhand der<br />

neuen Daten jedoch ergänzt und korrigiert werden. Zusammen mit den Forschungen<br />

<strong>des</strong> Jahres 2011 sollen nun alle Bauten <strong>des</strong> Ludus von Aquileia zusammenfassend<br />

interpretiert und vorgestellt werden.<br />

Im Nordwesten der Stadt gelang es, ein von der Fossa Ausset und der Verlängerung<br />

<strong>des</strong> Canale Anfora im Norden und Osten und der Via Annia im Süden begrenztes<br />

Produktions- und Hafenviertel zu untersuchen. Es zeigt sich, dass die Kanäle im<br />

Westteil der Stadt von zahlreichen Hafeninstallationen und Werkstätten mit Brennöfen<br />

begleitet werden. Entlang der Via Annia, deren Trasse mit der Errichtung der<br />

spätantiken Stadtmauer nach Norden verlegt wird, sind Grabbezirke mit Grabbauten<br />

auszumachen.<br />

Die Messungen entlang <strong>des</strong> Canale Anfora nach Westen zeigen zahlreiche langrechteckige,<br />

ca. 10 × 60 m große Hallenbauten, die im rechten Winkel zum Verlauf<br />

<strong>des</strong> Kanals orientiert sind. Einzelne Gebäude dürften in einer zweiten Phase, nach<br />

der Aufgabe <strong>des</strong> Kanals im ausgehenden 3. Jahrhundert n. Chr., errichtet worden<br />

sein. Zwischen der Via Annia und dem Canale Anfora indizieren langrechteckige,<br />

scharf abgegrenzte Anomalien ein Kanal- oder Straßensystem.<br />

Südlich <strong>des</strong> Canale Anfora ist von einer intensiven Nutzung im Umfeld <strong>des</strong> 2011<br />

neu entdeckten Hafens auszugehen – auch hier sind wiederum Werkstätten mit<br />

Ofenanlagen auszumachen. Das gesamte Gebiet zwischen dem Canale Anfora und<br />

der südlichen Gräberstraße von Aquileia scheint in der Antike parzelliert und erschlossen<br />

gewesen zu sein. Die Magnetikdaten decken sich mit den Ergebnissen<br />

punktueller Grabungen und erlauben völlig neue Einblicke in die Verbauung <strong>des</strong><br />

westlichen Suburbiums von Aquileia.<br />

74


N<br />

0 20m<br />

ÖAI 2013<br />

N<br />

0 200 m<br />

ÖAI 2013<br />

Zentrale Wien<br />

75<br />

Aquileia, geophysikalische<br />

Messflächen 2011 (braun)<br />

und 2012 (rot)


Die Colonia Aquileia in der<br />

Regio X (Italien), die Fundplätze<br />

Flavia Solva-Wagna<br />

in Südostnoricum (Österreich)<br />

sowie Andautonia-<br />

Ščitarjevo und Siscia­Sisak<br />

in Süpdwestpannonien<br />

(Kroatien)<br />

Im Rahmen <strong>des</strong> 2012 bewilligten FWF­Projekts (Projekt P 25176­G19 »Urbanistic<br />

Studies in Aquileia [Italy]«) sollen ab 2013 mit intensiven Keramiksurveys (F. Schimmer,<br />

P. Donat) und kleinflächigen Grabungen die diachrone Stadtentwicklung und<br />

die Organisation der suburbanen Produktionsareale untersucht werden.<br />

Projektleitung: S. Groh; Mitarbeit: P. Donat, K. Freitag, A. Gorbach, D. Hagmann,<br />

A. Langendorf, K. Lappé, V. Lindinger. Kooperation: Ministerio per i Beni e le Attività<br />

Culturali (Soprintendenza per i Beni Archeologici del Friuli Venezia Giulia), Universität<br />

Udine<br />

ii.5 Forschungen zur Urbanistik Südpannoniens<br />

Im Rahmen einer Forschungskooperation mit dem Archäologischen Museum in Zagreb<br />

(J. Balen) werden urbanistische Studien zu den südpannonischen Städten von<br />

Andautonia­Ščitarjevo und Flavia Siscia­Sisak vorgenommen.<br />

Die beiden südpannonischen Städte befinden sich in der Ebene der Save, die<br />

eine der wichtigsten zentraleuropäischen Ost-West-Handelsrouten der Antike darstellt.<br />

Sie führt von der Bernsteinstraße im heutigen Slowenien im Norden annähernd<br />

parallel zur adriatischen Küste durch Slawonien bis zur Einmündung der Save<br />

in die Donau bei Belgrad in Serbien. Mit dem Fluss als Transportweg und seinen<br />

Zuflüssen aus dem Dinarischen Gebirge konnten die wichtigen Erzlagerstätten der<br />

Savefalten ausgebeutet und bis zum Schwarzen Meer verhandelt werden. Die Region<br />

ist daher auch für die spätrepublikanisch-frühaugusteische Erschließung der<br />

nördlichen Provinzgebiete unter Octavianus und Tiberius und als militärische Aufmarschzone<br />

von besonderer Bedeutung.<br />

II.5.1 Ščitarjevo­Andautonia (Kroatien)<br />

Das Municipium Andautonia­Ščitarjevo besitzt einen wichtigen Flusshafen und liegt<br />

am Schnittpunkt der Save mit einer bedeutenden Nord-Süd-Straße, die bei Poetovio-Ptuj<br />

in die Bernsteinstraße mündet. Die genaue Ausdehnung und chronologische<br />

Entwicklung der Stadt ist bislang noch nicht bekannt. Man geht von einem<br />

ca. 250 × 250 m oder 6,25 ha großen Areal im 1.–2. Jahrhundert n. Chr. aus, das im<br />

3.–4. Jahrhundert n. Chr. auf ein bis zu 300 × 900 m oder 27 ha großes Stadtgebiet<br />

erweitert wird. Nach Plinius war Andautonia vom pannonischen Stamm der Varciani<br />

76


esiedelt und dürfte bereits in der zweiten Hälfte <strong>des</strong> 1. Jahrhunderts v. Chr. unter<br />

römische Herrschaft gelangt sein. Anhand der archäologischen Funde kann von einem<br />

Siedlungsbeginn ab der ersten Dekade <strong>des</strong> 1. Jahrhunderts n. Chr. und der<br />

größten Prosperität im 2. Jahrhundert n. Chr. ausgegangen werden. Gegen Ende<br />

<strong>des</strong> 1. Jahrhunderts n. Chr. besaß es bereits municipalen Status, die Stadt (Dautonia)<br />

wird im Itinerarium Antonini als an der Straße von Poetovio nach Aqua Viva über<br />

Pirry bis Siscia gelegener Ort erwähnt.<br />

Der Schwerpunkt der Feldarbeiten liegt in der geophysikalischen Prospektion<br />

<strong>des</strong> noch gänzlich unbebauten Nordteils <strong>des</strong> antiken Siedlungsgebiets (Gradišče).<br />

Sukzessive sollen alle noch freien Areale geomagnetisch untersucht und im Detail<br />

mit Georadarmessungen erfasst werden. Diese Arbeiten sind ein erster Schritt zur<br />

systematischen Erforschung der diachronen Stadtentwicklung.<br />

II.5.2 Sisak­Siscia (Kroatien)<br />

Die Colonia Flavia Siscia­Sisak liegt am Zusammenfluss der Kupa, Save und Odra,<br />

wo sich einer der lediglich drei Flussübergänge auf einem Abschnitt von 200 km<br />

befindet. Die Straßenverbindung von Italien führte ab julisch­claudischer Zeit von<br />

Aquileia über Emona-Ljubljana, Neviodunum-Drnovo pri Krškem bis Siscia-Sisak<br />

und dann nach Sirmium-Sremska Mitrovica und Singidunum-Belgrad. Die erste<br />

Bauperiode kann in die erste Hälfte <strong>des</strong> 1. Jahrhunderts n. Chr. gesetzt werden, unter<br />

Tiberius wird für Siscia ein Militärlager angenommen. In flavischer Zeit bekommt<br />

die Stadt colonialen Status, was mit einem Aufschwung an Bautätigkeit einhergeht.<br />

Danach ist ein zweiter Bauboom in severischer Zeit festzustellen, als Stadtmauer<br />

und Thermen errichtet werden. Die am besten erhaltenen Baureste stammen aus<br />

konstantinischer und nach-konstantinischer Zeit.<br />

Der Schwerpunkt der Feldarbeiten liegt in der Untersuchung der Freiflächen im<br />

keltischen Segestica am rechten Ufer <strong>des</strong> Kupa-Flusses (Pogorelec). Hier dürfte<br />

Siscia sich im Laufe seiner Entwicklung bis auf dieses Gebiet ausgedehnt haben. Installationen<br />

im Uferbereich <strong>des</strong> Flusses lassen auf Hafenanlagen und Speicherbauten<br />

schließen. Mit geophysikalischen Messungen und Surveys sollen die Existenz<br />

eines frühen Militärlagers, die Siedlungsentwicklung von Siscia und die Präsenz von<br />

Hafenanlagen entlang der Kupa im ca. 1,2 km² großen Gebiet von Pogorelec untersucht<br />

werden.<br />

Projektleitung: S. Groh, I. Drnic, D. Kušan Špalj; Mitarbeit: A. Gorbach, D. Hagmann,<br />

A. Langendorf, V. Lindinger. Kooperation: Archäologisches Museum Zagreb<br />

77<br />

Sisak. Die Brücke über die<br />

Kupa verbindet den modernen<br />

Stadtkern mit dem<br />

Fundplatz <strong>des</strong> Suburbiums<br />

von Siscia in Pogorelec


Das kleine Volksblatt<br />

15. Dezember 1930:<br />

Titelblatt mit Illustration<br />

zu Alphons Barbs Aufsatz<br />

über das Gräberfeld Rust<br />

(© Archiv ÖAI Wien)<br />

ii.6 Provinzialrömische archäologie in Österreich 1918–1945<br />

Die Arbeit an dem vom FWF finanzierten und vom ÖAI unterstützten wissenschaftsgeschichtlichen<br />

Forschungsprojekt »Provinzialrömische Archäologie in Österreich<br />

1918–1945« (P20877­G02) umfasste auch 2012 Archiv­ und Literaturrecherchen<br />

sowie detaillierte inhaltliche Auswertung der Quellen hinsichtlich bestimmter Fragestellungen<br />

– Forschungsschwerpunkte, Auswirkungen der historischen Umbruchsituationen,<br />

Einfluss von Ideologie und Politik auf die Forschung, Auswirkungen der<br />

Ausschaltung nichtarischer oder politisch unliebsamer Forscher und Personen –,<br />

die beispielhaft anhand verschiedener Personen oder Personengruppen, Institutionen<br />

oder Grabungen beantwortet werden können. Als eines der Ergebnisse aus<br />

dem Projekt ist eine Personendokumentation mit kollektivbiografischer Auswertung<br />

in Vorbereitung, in welcher ca. 90 Personen, die in dem entsprechenden Zeitraum<br />

in der Archäologie in Österreich tätig waren, unterschiedlich ausführlich behandelt<br />

werden.<br />

Schwerpunkte waren die archäologische Forschung und ihre Akteure in der Steiermark<br />

und im Burgenland. Detaillierte Recherchen wurden zu Alphons Barb (1901–<br />

1979), Arnold Schober (1886–1959) und Walter Schmid (1875–1951) durchgeführt.<br />

Alphons Barb prägte in der Zwischenkriegszeit die Archäologie im Burgenland.<br />

Barb wurde 1926 mit der Einrichtung eines neu zu gründenden Burgenländischen<br />

Lan<strong>des</strong>museums in Eisenstadt beauftragt, 1928 als Leiter <strong>des</strong> Museums angestellt.<br />

Obwohl die ersten Jahre <strong>des</strong> Museums in eine Zeit starker wirtschaftlicher Rezession<br />

fielen, gelang Barb der Aufbau einer reichen archäologischen Sammlung. Mithilfe<br />

<strong>des</strong> »Freiwilligen Arbeitsdienstes« führte er in den Jahren 1932–1934 eine Reihe<br />

von Grabungen durch, was für das Lan<strong>des</strong>museum ein gewaltiges Anwachsen der<br />

Materialmenge bedeutete.<br />

Barb verfasste zahlreiche Artikel für die Tagespresse und populäre Zeitschriften.<br />

Themen waren seine archäologische Arbeit, aber auch soziale Aspekte im alten<br />

Rom. Themen wie Wohnungsnot, Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit waren Ende<br />

der 1920er und Anfang der 1930er Jahre von allgemeinem Interesse. Im März 1938,<br />

unmittelbar nach der nationalsozialistischenMachtübernahme,<br />

wurde Barb als Jude von<br />

der Leitung <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>museums<br />

enthoben; sein Nachfolger<br />

ab 1939 war der Prähistoriker<br />

Richard Pittioni. Im Jänner<br />

1939 musste Barb mit seiner<br />

Familie Österreich verlassen,<br />

er konnte nach England emigrieren,<br />

wo er aber erst 1949<br />

eine adäquate Anstellung als<br />

Bibliothekar am Warburg-Institut<br />

der Universität London<br />

fand. Ab den 1950er Jahren<br />

publizierte er viele seiner burgenländischen<br />

Grabungen der<br />

Zwischenkriegszeit.<br />

Arnold Schober war 1936–<br />

1945 Lehrstuhlinhaber für<br />

Klassische Archäologie an<br />

der Universität Graz. Heute ist<br />

er vor allem durch zwei Werke<br />

bekannt: »Die römischen<br />

Grabsteine von Noricum und<br />

Pannonien«, eine Arbeit, die<br />

78


am Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn steht, und »Die Kunst von Pergamon«,<br />

ein während der Kriegsjahre verfasstes Buch, das aber erst 1951 erschienen<br />

ist. In seiner Arbeit standen Kunst und Kunstentwicklung sowohl in der Klassischen<br />

als auch in der Provinzialrömischen Archäologie im Vordergrund. 1912<br />

wurde Schober Assistent von Emil Reisch an der Archäologischen Sammlung der<br />

Universität Wien, wo er sich 1920/1921 mit einer Arbeit über »Form und Bilderschmuck<br />

der römischen Grabsteine in Noricum und Pannonien« habilitierte. Schober<br />

beschäftigte sich in den 1920er und 1930er Jahren sowohl mit klassischer und<br />

hellenistischer Kunst als auch mit provinzialrömischen Themen. 1930 publizierte<br />

er in den <strong>Österreichischen</strong> Jahresheften einen Aufsatz über die Entwicklung der<br />

provinzialrömischen Kunst, den er selbst zu seinen wichtigsten auf diesem Gebiet<br />

zählte. Er betonte den Einfluss bodenständiger Faktoren für die Stilbildung und<br />

leitete die provinzialrömische Kunst stark aus der vorrömisch-keltischen Tradition<br />

ab. In der fortschreitenden Völkervermischung (»rassische Veränderung der römischen<br />

Herrenschicht durch Barbarenblut«) sah er die Erklärung für die abstrakten<br />

Tendenzen in der Kunst der Spätantike. Schobers Hauptthese, die Ursache für die<br />

Entwicklung von Kunst, für die Veränderung von Stilen sei die »Veränderung <strong>des</strong><br />

volklichen Trägers«, stand in einer Tradition mit kulturwissenschaftlichen Konzepten<br />

der Zwischenkriegszeit, die generell Anknüpfungspunkte für rassentheoretische<br />

Überlegungen boten. Schober vertrat aber noch in den 1950er Jahren die Ansicht,<br />

dass für Stilwandlungen rassische Veränderungen verantwortlich seien. Als Funktionär<br />

<strong>des</strong> Nationalsozialistischen Deutschen Dozentenbun<strong>des</strong> wurde Schober im<br />

Oktober 1945 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt; er kehrte im Gegensatz zu<br />

vielen seiner Kollegen nicht an eine Universität zurück.<br />

Walter Schmid war am steirischen Lan<strong>des</strong>museum Joanneum in Graz von 1912<br />

bis zu seinem Tod 1951 tätig, außerdem an der Universität Graz seit 1920 als außerordentlicher<br />

Professor für »Archäologie der Prähistorie und der römischen Provinzialkultur«.<br />

Ausgrabungen in der Steiermark in der ersten Hälfte <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts<br />

wurden zu einem großen Teil von Walter Schmid durchgeführt. Schmid stammte aus<br />

Krainburg/Kranj und hatte enge Beziehungen zu Slowenien, wo er zwischen 1905<br />

und 1944 immer wieder Ausgrabungen unternahm.<br />

Projektleitung: G. Wlach<br />

79<br />

Archäologisch­epigrafisches<br />

Seminar der Universität<br />

Wien. Arnold Schober<br />

als Lehrer; unter den Studierenden<br />

links im Hintergrund<br />

(3. v. l.) Hedwig<br />

Kenner und rechts (3. v. r.)<br />

Artur Betz. Beschriftung<br />

auf der Rückseite:<br />

»4. Juli 33 für Hofrat<br />

Reisch aufgenommen«<br />

(© Archiv ÖAI Wien)


ZWeigStelle atHen<br />

Leitung: Dr. Georg Ladstätter<br />

Wissenschaftliche Bedienstete: Mag. Dr. Walter Gauß<br />

Dr. Christa Schauer<br />

Verwaltung: Sabine Kabourelis<br />

Praktikantin: Mag. Dr. Katharina Pruckner<br />

Mit Projektabwicklung betraut: Univ.-Prof. Dr. Veronika Mitsopoulos-Leon<br />

I. FeldForschungsprojekTe<br />

i.1 lousoi (achaia)<br />

Die Aufarbeitungskampagne 2012 konzentrierte sich auf Untersuchungen zur Architektur<br />

<strong>des</strong> Artemistempels, auf die Bearbeitung von Fundmaterialien der Grabungsbereiche<br />

<strong>des</strong> Artemisheiligtums und der Grabung Stadtzentrum sowie der hellenistischen<br />

Häuser.<br />

I.1.1 Untersuchungen zum frühhellenistischen Artemistempel von Lousoi<br />

Die gemeinsam mit der 6. Ephorie Patras 2010 und 2011 durchgeführte Neuordnung<br />

<strong>des</strong> Depots der Grabung Lousoi in Kato Lousoi erbrachte eine optimale Lagerung<br />

der Werkstücke <strong>des</strong> Artemistempels. Entsprechender Raum ermöglicht nun<br />

das Auflegen, die unmittelbare Gegenüberstellung und das Anpassen sowie die<br />

Vermessung und Zeichnung dieser Bauglieder. Auf Grundlage dieser verbesserten<br />

Depotbedingungen wurden die Arbeiten am disloziert geborgenen Architekturmaterial<br />

<strong>des</strong> Artemistempels wieder aufgenommen, um demnächst die Bearbeitung und<br />

Wiedergewinnung dieses Baus zum Abschluss zu bringen.<br />

Der frühhellenistische Artemistempel von Lousoi stellt in verschiedener Hinsicht<br />

einen merkwürdigen Bau dar, der in der griechischen Sakralarchitektur bislang einzigartig<br />

ist. Der vom Fundament bis Euthynterieniveau nahezu vollständig in situ<br />

erhaltene Grundriss belegt zunächst einen zentralen Naos, der sich in Pronaos,<br />

Cella und Adyton gliedert. Nur an der Hauptseite im Osten verfügt der Bau über eine<br />

kanonische dorische Ordnung mit vier Säulen in antis. Dieser zentrale Baukörper<br />

schließt nach oben hin mit einem Satteldach ab. Abgeleitet von der sechsachsigen<br />

Front erweist sich die Cella als auffallend breiter Saal. Deren Langseiten ist eine<br />

Scheinarchitektur aus dorischen Halbsäulen mit angearbeiteten Pilastern und einem<br />

Gebälk vorgeblendet, welche die Wandflächen in sechs Joche gliedert. Ein seitlicher<br />

Zugang im Süden öffnet sich direkt auf die Kultbildbasis.<br />

Dieser Naos wir durch zwei symmetrisch angeordnete Hallen erweitert, die von<br />

den Baufluchten der Schmalseiten leicht zurückgesetzt sind. An den Außenseiten<br />

verfügen diese Hallen über eine dorische Säulenstellung, die abschnittsweise mit<br />

Brüstungsplatten geschlossen war. Eingedeckt waren diese Baukörper mit abgesetzten<br />

Pultdächern. Die Wandflächen in den Hallen sind durch jeweils acht Pilaster<br />

gegliedert, deren Anordnung aus der Wanddekoration abgeleitet ist: die Lage der<br />

Hallensäulen ist wohl in Anlehnung an diesen Pilasterrhythmus zu rekonstruieren.<br />

81


<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

Die hier skizzierte Durchbildung der aufgehenden Architektur <strong>des</strong> Artemistempels<br />

ist neben dem erhaltenen Unterbau vor allem aus ca. 200 fragmentarisch, aber<br />

diagnostisch erhaltenen marmornen Baugliedern zu gewinnen, die im Steindepot<br />

von Lousoi verwahrt werden. Die 2012 erneut aufgenommenen Arbeiten an dieser<br />

Architektur konzentrierten sich vor allem auf die Untersuchung dieser Werkstücke:<br />

In Verbindung mit den bereits erfassten Werkstücken wurde der Materialbestand<br />

geordnet und ein Fotokatalog erstellt. Parallel zu den quantifizierenden Arbeiten ermöglichten<br />

Studien von Werkstückgruppen die abschließende Beurteilung entscheidender<br />

Detaillösungen.<br />

Die zeichnerische Aufnahme aller erhaltenen Bauglieder <strong>des</strong> Metopen-Triglyphen-Frieses<br />

erlaubt, diese entscheidende Zone der dorischen Ordnung wiederzugewinnen<br />

und die Stützenanordnung der Ostfront zu rekonstruieren. Fortgesetzt<br />

wurde die Untersuchung der dorischen Bauglieder der seitlichen Hallen, deren<br />

Spektrum eine zusammengehörige Serie von Vollsäulenkapitellen und Halbsäulen-<br />

Pilaster-Kapitellen umfasst. Letztere sind entsprechenden Mauervorlagen am Übergang<br />

der geschlossenen Wände zur offenen Säulenstellung zuzuweisen. Maßgleich<br />

zu diesen Baugliedern verhalten sich die Fragmente der Pilasterkapitelle über der<br />

Wandgliederung der Hallen, woraus für die Hallen ein einheitliches Gestaltungssystem<br />

abzulesen ist.<br />

Als das wohl wichtigste Ergebnis stellt sich die Wiedergewinnung der Dekoration<br />

für den Cellasaal dar. Zunächst ließ sich das dorische Halbsäulen-Pilaster-Kapitell<br />

der Wandgliederung identifizieren. Darüber hinaus ist wahrscheinlich, dass mehrere<br />

Fragmente eines ionischen Faszienfrieses dieser Wandgliederung zuzuordnen sind.<br />

Ausschlaggebend für diese Zuweisung sind die Analogien im verwendeten Marmor,<br />

in den Werkspuren der Anschlussflächen und in der Endbearbeitung <strong>des</strong> Marmors<br />

an den Sichtflächen der neu identifizierten Kapitelle und Friesfragmente. Demnach<br />

ist für die architektonische Durchbildung der Cella von einer Mischordnung aus dorischen<br />

und ionischen Elementen auszugehen.<br />

Fasst man die 2012 gewonnenen Zwischenergebnisse zusammen, so entspricht<br />

die dekorative Gestaltung der aufgehenden Architektur der hybriden Bauform dieses<br />

Tempels. Neben der kanonischen dorischen Front kommen an diesem Bau zwei Typen<br />

von Halbsäulen-Pilaster-Kapitellen zur Anwendung, die aus der Architektur der<br />

Stoa entwickelt sind. Sowohl aus den Grundrissbezügen (Innengliederung der Cella<br />

und der Halle) als auch aus den formalen Abstimmungen (Kapitelle in den Hallen)<br />

ist die Intention abzulesen, die unterschiedlichen Baukonzepte <strong>des</strong> aus der Sakralarchitektur<br />

gewonnenen Naos und der aus der Stoa abgeleiteten seitlichen Hallen<br />

zu verbinden. Für die Hallen und vor allem für die Cella ist die wohl zeittypische<br />

Tendenz zur differenzierten Durchbildung <strong>des</strong> Innenraumes abzulesen.<br />

I.1.2 Fundbearbeitung<br />

Die Aufarbeitungskampagne in Lousoi bot Gelegenheit zur Vervollständigung der<br />

Funddokumentation der Grabungen im Stadtzentrum von Lousoi 2001–2010 sowie<br />

zur Sichtung von Keramikfunden aus dem Bereich <strong>des</strong> Artemistempels.<br />

Eingehend untersucht wurden die im Artemisheiligtum angetroffenen Fragmente<br />

der spätgeometrischen achaiischen Keramik mit eingedrücktem Dekor. Die Gattung<br />

ist aus Aigion, Rakita, Nikoleïka, Trapeza und anderen Fundplätzen in Achaia<br />

bekannt. Nach Beobachtungen von M. Petropoulos und A. Gadolou lag das Herstellungszentrum<br />

vermutlich im Raum von Aigion. Wie das Studium der Fragmente<br />

aus dem Artemisheiligtum von Lousoi ergab, stammt ein großer Teil der zuweisbaren<br />

Scherben von Kalathoi. Dieser Typ, der an den anderen Fundorten bisher nicht<br />

hinreichend belegt ist, konnte zeichnerisch rekonstruiert werden; somit bildet das<br />

Material aus Lousoi auch typologisch eine wichtige Ergänzung zu dem bisherigen<br />

Kenntnisstand über die Produktion der Werkstatt.<br />

82


loUSoi – artemistempel<br />

Halle<br />

Halle<br />

Cella<br />

rekonstruierter Grundriss<br />

Halbsäulen-Pilaster-Kapitell, Cella<br />

Halbsäulen-Pilaster-Kapitell, Halle<br />

ZWEIGSTELLE ATHEN<br />

Bei der Bearbeitung der Keramik aus den Befunden im hellenistischen öffentlichen<br />

Zentrum galt das Hauptaugenmerk der Schicht über dem Cellaboden und dem Opisthodom<br />

<strong>des</strong> Ringhallentempels, die auffallend zahlreiche Fragmente von Koch- und<br />

Tafelgeschirr sowie Lampen enthielt – wohl Hinweise auf nächtliche Symposien im<br />

Bereich <strong>des</strong> Tempels. Die Kochtöpfe gehören ihrer Form nach meist in die frühe Kaiserzeit.<br />

Beim Tafelgeschirr aus demselben Kontext, das allerdings nur in kleinen Fragmenten<br />

erhalten ist, sind Imitationen von Sigillataformen vertreten. Vergleicht man<br />

diesen Befund mit den älteren, geometrischen und hellenistischen Kontexten aus dem<br />

Bereich <strong>des</strong> Ringhallentempels und <strong>des</strong> Kultbaus auf Terrasse I, so scheint es, dass<br />

rituelle Speisungen im Bereich <strong>des</strong> öffentlichen Zentrums von Lousoi min<strong>des</strong>tens von<br />

mittelgeometrischer Zeit (dem früheren 8. Jh.) bis in die frühe Kaiserzeit stattfanden.<br />

83<br />

Lousoi, Artemistempel.<br />

Grundriss, Halbsäulen-<br />

Pilaster-Kapitelle


Lousoi, Stadtzentrum.<br />

Rettungsgrabung mit<br />

›Bau 2012‹<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

I.1.3 Rettungsgrabung<br />

Im November 2012 wurde von der 6. Ephorie Patras im erweiterten Bereich <strong>des</strong> hellenistischen<br />

Stadtzentrums von Lousoi (ca. 50 m im Norden <strong>des</strong> Ringhallentempels)<br />

eine illegale Grabung festgestellt. Unmittelbar im Süden eines Ost-West verlaufenden<br />

Feldwegs wurde von Unbekannten eine ca. 2 × 2 m messende Grube abgetieft<br />

und damit der Steinsockel eines Gebäu<strong>des</strong> gestört. Zur erforderlichen Reinigung<br />

und Nachuntersuchung an dieser Stelle wurde die Zweigstelle Athen eingeladen, die<br />

Arbeiter stellte die 6. Ephorie Patras zur Verfügung.<br />

Die Klärung <strong>des</strong> Umfangs der illegalen Grabung, die systematische Abtiefung<br />

einer Fläche von 3,70 × 2,8 m und die abschließenden Dokumentationsarbeiten<br />

ergaben folgende Befunde:<br />

Von einem kleinen hellenistischen Rechteckbau hat sich der Steinsockel mit einer<br />

Höhe von 0,50 m erhalten, über dem Mauerwerk aus luftgetrockneten Lehmziegeln<br />

zu ergänzen ist. Zahlreiche Bruchstücke hellenistischer lakonischer Dachziegel<br />

aus Ton weisen auf eine entsprechende Dachhaut in Form eines Satteldaches. Unter<br />

Einbeziehung einer sich im Gelände abzeichnenden Fundamentkante im Norden<br />

der Grabung ist der Grundriss dieses Gebäu<strong>des</strong> mit 7,20 m auf min<strong>des</strong>tens 4,50 m<br />

zu rekonstruieren.<br />

Das zweischalig aufgeführte Mauerwerk aus hochkant versetzten Kalksteinplatten<br />

und Kalksteinbruch über einer einheitlich geglätteten Fundamentlage, ebenfalls<br />

aus lokalen Kalksteinplatten, entspricht der Bautechnik der hellenistischen Phase<br />

<strong>des</strong> kleinen Kultbaus im Westen <strong>des</strong> Ringhallentempels. In den Abmessungen korrespondiert<br />

der neu erschlossene ›Bau 2012‹ mit dem Kultbau und mit einem isoliert<br />

stehenden quadratischen Bau etwa 17 m im Südosten <strong>des</strong> Ringhallentempels, <strong>des</strong>sen<br />

Sockel allerdings in großen Kalksteinquadern aufgeführt ist.<br />

Schon die früheren Feldforschungen zeigten für dieses Areal ein Bebauungsmuster,<br />

wonach in der näheren Umgebung <strong>des</strong> Ringhallentempels an markanten<br />

Geländekanten mehrere kleine Rechteckarchitekturen kultischer Funktion errichtet<br />

worden waren. Mit der Erschließung <strong>des</strong> ›Baus 2012‹ sind nun bereits drei derartige<br />

Bauten zu belegen; nach Geländebeobachtungen ist ein weiteres ähnliches Gebäude<br />

unmittelbar im Norden von ›Bau 2012‹ zu vermuten.<br />

Demnach ist davon auszugehen, dass im hellenistischen Stadtzentrum von<br />

Lousoi neben den durch die zweischiffigen Halle belegten administrativen und kommerziellen<br />

Aktivitäten auch mit einem erweiterten kultischen Spektrum zu rechnen<br />

ist, das sich im monumentalen Ringhallentempel und in den benachbarten kleineren<br />

sakralen Gebäuden architektonisch manifestiert.<br />

Projektleitung: G. Ladstätter; Mitarbeit: C. Schauer (Fundbearbeitung), V. Mitsopoulos-Leon<br />

84


i.2 aigeira (achaia)<br />

I.2.1 Grabung am sogenannten Sattel<br />

ZWEIGSTELLE ATHEN<br />

Die Arbeiten am ›Sattel‹ und östlichen Abhang der Akropolis von Aigeira wurden<br />

2011 nach 30-jähriger Unterbrechung wieder aufgenommen und im Jahr 2012 mit<br />

einer Teilfinanzierung durch INSTAP fortgesetzt. Sie belegen die Bedeutung, die<br />

dieser Platz besonders in der späten Bronzezeit innehatte.<br />

Die Arbeiten 2012 konzentrierten sich auf den ›Sattel‹ und den östlichen Abhang<br />

der Akropolis und erbrachten zahlreiche neue Erkenntnisse zur Geschichte der<br />

spätbronzezeitlichen Siedlung von Aigeira. Das wichtigste Ergebnis ist sicher die<br />

Freilegung der massiven, min<strong>des</strong>tens 1,9 m breiten spätbronzezeitlichen Befestigungsmauer,<br />

die nach bisherigem Kenntnisstand in der Phase SH IIIC Mitte/Spät<br />

errichtet wurde. Weitere Teile dieser Mauer waren bereits bei den Grabungen der<br />

1970er Jahre im westlichen Teil der Akropolis freigelegt und der zweiten Phase der<br />

mykenischen Siedlung (SH IIIC Mitte/Spät) zugewiesen worden.<br />

Unter der Befestigungsmauer liegen die Reste einer älteren, schlecht gebauten<br />

Mauer, die auf tieferem Niveau diagonal zur Befestigungsmauer verläuft. Der zur<br />

tieferen Mauer gehörige Boden konnte bislang nur in kleinen Teilen freigelegt werden.<br />

Derzeit weisen alle Indizien darauf hin, dass die tiefer gelegene Mauer und<br />

der dazugehörige Boden die bislang ältesten Bebauungsreste am Akropolisabhang<br />

sind. Die Keramik, die aus den Füllschichten über dem Boden stammt, gehört in die<br />

Phase SH IIIC Früh/Mitte. Die Ausgrabungen wurden mit dem Erreichen <strong>des</strong> Fußbodens<br />

vorläufig eingestellt und sollen 2013 weitergeführt werden.<br />

Die bisherigen Ergebnisse der Grabungen am östlichen Abhang der Akropolis<br />

sind aus folgenden Gründen von besonderem Interesse:<br />

▪ Der steile östliche Abhang der Akropolis war vor dem Bau der Befestigungsmauer<br />

besiedelt. Die Fortsetzung der Ausgrabungen wird zeigen, ob der Hang dafür<br />

terrassiert werden musste.<br />

▪ Die bislang festgestellte stratigrafische Abfolge verdeutlicht, dass mit mehr<br />

Siedlungsphasen zu rechnen ist, als bislang angenommen. Denn obwohl der natürliche<br />

Boden noch nicht erreicht wurde, konnten im Bereich der Befestigungsmauer<br />

bereits mehrere direkt aufeinanderfolgende Siedlungsphasen festgestellt werden<br />

als auf weiten Teilen <strong>des</strong> Akropolisplateaus, wo maximal zwei aufeinanderfolgende<br />

Phasen zu beobachten waren.<br />

▪ Bislang wurden keine eindeutigen Reste <strong>des</strong> Zugangs zur Akropolis festgestellt.<br />

Die weiteren Forschungen und Grabungsarbeiten werden klären müssen, wo<br />

der Zugang zur spätbronzezeitlichen und früheisenzeitlichen Akropolis lag.<br />

Wichtige Erkenntnisse zur SH IIIC Mitte/Spät-Besiedlung erbrachte auch die<br />

Fortsetzung der Grabungen am sog. Sattel. Hier konnte eine Reihe von aufeinander<br />

abfolgenden Fußbodenhorizonten freigelegt werden, die klar auf eine mehrphasige<br />

Besiedlung hinweist.<br />

Die beiden fast vollständig erhaltenen Gefäße, die auf einem verbrannten Fußboden<br />

gefunden wurden, sind dabei von besonderer Bedeutung. Die Kombination<br />

einer mykenischen Knickwandkylix und eines handgemachten und geglätteten<br />

(HGK)-Krugs ist nach derzeitigem Wissensstand bislang kaum belegt. Unter den<br />

übrigen Keramikfunden ist besonders die große Anzahl musterbemalter Kratere<br />

bemerkenswert, ebenso wie der hohe Anteil der handgemachten und geglätteten<br />

Keramik (HGK). Bei dieser handelt es sich vor allem um mittelgroße, geschlossene<br />

Gefäße, wobei interessanterweise charakteristische, von anderen Fundplätzen<br />

bekannte Elemente, wie etwa die Verzierung mit plastischen Bändern, bislang fast<br />

vollkommen fehlen.<br />

Die ersten geophysikalischen Untersuchungen in Aigeira im Bereich <strong>des</strong> Theaters<br />

und Sattels erbrachten bereits Ergebnisse: Der zentrale Bereich nordöstlich vor<br />

dem Theater war nach den derzeitigen Untersuchungen nicht verbaut, während sich<br />

östlich <strong>des</strong> Theaters, zwischen Tempel F und dem Tycheion, mehrere lineare Struk-<br />

85


Aigeira, ›Sattel‹. Plan mit<br />

hervorgehobenen Grabungsflächen<br />

(W. Gauß<br />

und H. Birk)<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

turen abzeichnen. Das Hauptaugenmerk der geophysikalischen Untersuchungen<br />

galt dem Plateau <strong>des</strong> Sattels. Die Messergebnisse zeigen, dass das östliche Plateau<br />

im späten 2. und frühen 1. Jahrtausend deutlich kleiner war als heute. Besonders interessant<br />

ist eine in ca. 1,5 m Tiefe festgestellte, ca. 7 × 10 m große Anomalie, deren<br />

Interpretation derzeit noch unklar ist. Am Fuß <strong>des</strong> östlichen Abhangs der Akropolis<br />

wurden darüber hinaus mehrere übereinanderliegende Mauerzüge festgestellt. Die<br />

teilweise in beträchtlicher Tiefe liegenden Mauern sind am wahrscheinlichsten in der<br />

Späten Bronzezeit und Frühen Eisenzeit anzusetzen.<br />

Die Forschungen <strong>des</strong> Jahres 2012 machten deutlich, dass die spätbronzezeitliche<br />

Siedlung von Aigeira nicht auf die Akropolis beschränkt war, sondern sich wahrscheinlich<br />

über das gesamte tiefer liegende Plateau ausdehnte. Darauf weisen die<br />

Funde mykenischer Keramik, die in Tiefschnitten der 1970er Jahre in über 70 m<br />

Distanz von der Akropolis gefunden wurden.<br />

86


ZWEIGSTELLE ATHEN<br />

Ein wesentlicher Schwerpunkt der Restaurierungsarbeiten in Aigeira war die<br />

Fundbergung (Ganzgefäße) und Restaurierung (manuelle und chemische Reinigung,<br />

Härten, Kleben) der Funde, sowohl aus den aktuellen Grabungen als auch<br />

aus der Aufarbeitung der Altfunde. Die Restaurierung der spätbronzezeitlichen<br />

handgemachten und geglätteten Keramik war dabei besonders aufwendig, da diese<br />

Keramik weich gebrannt und sehr brüchig ist und vor dem Kleben gehärtet werden<br />

muss. Ein zweiter Schwerpunkt war die Reinigung der Freskenfragmente aus dem<br />

Bereich der hellenistischen Tempel von Aigeira. Zahlreiche anpassende Fragmente<br />

wurden in reversible Bettungen aus Gips gefügt, die aussagekräftigsten Fragmente<br />

manuell gereinigt. Eine erste vorläufige Analyse <strong>des</strong> Zustands der noch in situ befindlichen<br />

Fresken in den hellenistischen Tempeln wurde vorgenommen.<br />

Projektleitung: W. Gauß; Mitarbeit: J. Dorner, S. Kalabis (Restaurierung), A. Kurz,<br />

C. Regner. Kooperation: Institut für Geowissenschaften, Abteilung Geophysik, Universität<br />

Kiel; J. B. Rutter (Dartmouth College). Teilnehmer/innen der Lehrgrabung<br />

<strong>des</strong> Instituts für Klassische Archäologie der Universität Wien: C. Dahled, L. Lazarova,<br />

H. Liedl, M. Lucbauerová, N. Riegler, A. Steininger, C. Trabitzsch<br />

87<br />

Aigeira, ›Sattel‹.<br />

Spätgeometrische Gefäße<br />

(Foto W. Gauß, Nachbearbeitung<br />

R. Smetana)<br />

Aigeira, ›Sattel‹. SpätbronzezeitlicheBefestigungsmauer<br />

(Foto W. Gauß)


Aigeira, ›Solon‹­Grabung.<br />

Periodisierung der Nutzung<br />

<strong>des</strong> Gästehauses<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

I.2.2 ›Solon‹­Grabung<br />

In den von 1998–2011 durchgeführten Grabungen im Flurbereich Solon im Norden<br />

unterhalb der Akropolis wurde ein ausgedehnter Baukomplex freigelegt, für den sich<br />

mehrere Bauphasen und Erweiterungen sowie Reparaturen nachweisen lassen.<br />

Nahezu über die gesamte Nutzungszeit von der Mitte <strong>des</strong> 4. Jahrhunderts v. Chr.<br />

bis in den ausgehenden Hellenismus diente der Bau als öffentliches Gästehaus mit<br />

diagnostischen Einrichtungen wie Badeanlagen und Andrones.<br />

Nach Abschluss der Grabungen im Jahr 2011 konzentrierten sich die Arbeiten<br />

nun auf Untersuchungen und Dokumentation <strong>des</strong> erhaltenen Baubestands. Mit Ausnahme<br />

<strong>des</strong> nördlichsten Bauabschnitts, wo sich nur noch der Fundamentbereich<br />

feststellen ließ, und der Südwestecke, an der sich stellenweise nur noch die Bettungen<br />

für die Fundamente abzeichneten, hat sich für den Kernbereich <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong><br />

der Steinsockel <strong>des</strong> aufgehenden Mauerwerks lückenlos erhalten.<br />

An diesem Mauerfuß sind folgende Bautechniken der trockenverlegten Steine<br />

<strong>des</strong> lokal anstehenden Konglomerats festzustellen: Für die Außenmauern kommen<br />

durchbinden<strong>des</strong> Quadermauerwerk oder sorgfältig verlegte durchbindende Blöcke<br />

in pseudopolygonalem Schnitt zur Anwendung. Die Binnengliederung verfügt über<br />

ein Mauerwerk in zwei Schalen mit nur punktuell versetzten Bindern. Die verlegten<br />

Steine weisen ebenso pseudopolygonalen Schnitt auf und lassen aus den unterschiedlichen<br />

Formaten zwei Bautechniken erschließen. So ist zunächst deutlich<br />

eine Differenzierung zwischen den stärker beanspruchten Außenmauern und dem<br />

Binnenmauerwerk abzulesen.<br />

Bemerkenswert ist darüber hinaus die Tatsache, dass für diesen Bau in hohem<br />

Ausmaß Spolien zur Anwendung kamen. Für den Gründungsbau aus der Mitte <strong>des</strong><br />

4. Jahrhunderts v. Chr. zeigen sich im Fundament der Außenmauern großformatige<br />

Konglomeratblöcke, welche für ihre Zweitverlegung nachträglich zurecht gearbeitet<br />

88<br />

Phase I: öffentliches Gästehaus (?), Mitte IV. Jh. v. Chr. Phase II: öffentliches Gästehaus, 2. Hälfte IV. Jh. v. Chr.<br />

Phase III: öffentliches Gästehaus, 1. Hälfte III. Jh. v. Chr.<br />

Phase IV: öffentliches Gästehaus, 2. Hälfte III. Jh. v./vor 218 v. Chr.


ZWEIGSTELLE ATHEN<br />

wurden. Im aufgehenden Mauerwerk kommen großformatige Konglomeratquader<br />

im Baderaum zur Anwendung. Für die Erweiterung nach Süden lassen sich Quaderspolien<br />

nur punktuell feststellen, so im Mauerwerk <strong>des</strong> Erschließungs- und Andronbereichs<br />

und an den erhaltenen Türwangen.<br />

Die Kartierung dieser unterschiedlichen Mauertechniken belegt größtenteils die<br />

bisher vorgeschlagene Periodisierung <strong>des</strong> Gästehauses. Die konsequente Spolienverwendung<br />

und das kleinere pseudopolygonale Mauerwerk entsprechen der<br />

Gründungsphase; das durchbindende Quadermauerwerk der Außenmauern und<br />

das größere pseudopolygonale Mauerwerk kommen ausschließlich in der Erweiterungsphase<br />

am Beginn <strong>des</strong> 3. Jahrhunderts v. Chr. zur Anwendung. Zu korrigieren<br />

bleibt der bisherige Vorschlag, wonach der Baderaum mit den vier Sitzbadewannen<br />

mit der Gründung <strong>des</strong> Baus eingerichtet worden wäre. Erst nach einer tief greifenden<br />

Bauänderung wird dieser Baderaum eingerichtet. Dennoch bleibt davon auszugehen,<br />

dass der Gründungsbau bereits in seiner ersten Phase trotz Affinitäten<br />

im Grundriss zum Typ <strong>des</strong> privaten Wohnhauses als öffentliches Gästehaus diente.<br />

Projektleitung: G. Ladstätter; Mitarbeit: H. Staub (Universität Freiburg)<br />

I.2.3 Wasserversorgung <strong>des</strong> antiken Aigeira<br />

In den Jahren 1996–2006 konnten zahlreiche Befunde einer Fernwasserleitung untersucht<br />

werden, welche von Süden kommend die hellenistischen Stadtbereiche von<br />

Aigeira mit Wasser versorgte.<br />

Im Bereich <strong>des</strong> steilen Felsabbruchs im Südosten unterhalb der Akropolis befinden<br />

sich mehrere Abschnitte dieser Leitung, die durch den anstehenden Fels geführt<br />

werden. In dem parallel zur Felskante verlaufenden Leitungsstollen haben sich an<br />

der Sohle stellenweise die tönernen Leitungskästen aus hellenistischer Zeit erhalten.<br />

In regelmäßigen Abständen ist der Leitungsstollen durch rechtwinklig anstoßende<br />

Arbeitsstollen erschlossen, die dem Vortrieb und der Wartung dieses Wasserbausystems<br />

dienten.<br />

Vor diesem Hintergrund wurde 2012 am genannten<br />

Felsabbruch (ca. 80 m im Südwesten <strong>des</strong> bereits<br />

bekannten Stollensystems) eine auffallende Höhlung<br />

untersucht. Durchgeführt wurden die Begehung <strong>des</strong><br />

Gelän<strong>des</strong>, eine Reinigung im Mündungsbereich, die<br />

planimetrische Einmessung sowie zeichnerische und<br />

fotografische Dokumentationsarbeiten.<br />

Bei diesem Befund handelt es sich um einen in den<br />

Fels vorgetriebenen Stollen, der sich in annähernd linearer<br />

Richtung auf eine Länge von min<strong>des</strong>tens 13 m<br />

verfolgen lässt. Am Querschnitt der Mündung weist<br />

der Stollen eine innere Höhe von ca. 1,30 m und eine<br />

lichte Weite von 0,80 m auf. Die Stollenwände verlaufen<br />

parallel vertikal, der Scheitelbereich gibt die<br />

Form eines symmetrischen spitzen Winkels wieder.<br />

Im gereinigten Abschnitt zeigt sich eine unregelmäßige,<br />

stufenförmig ansteigende Unterkante anstelle einer horizontalen Sohle. Die<br />

Stollenwandung und der Scheitel sind durchgehend mit in mehreren Schichten abgelagertem<br />

Kalksinter bedeckt, das Innere <strong>des</strong> Stollens ist mit extrem harten, fundleeren<br />

Lehm-Mergel-Sedimenten verfüllt, welche bis auf eine Höhe von ca. 0,30 m<br />

unter den Scheitel reichen.<br />

Bauart und Querschnitt sowie die grundlegenden Abmessungen <strong>des</strong> ›Stollens<br />

2012‹ entsprechen den diagnostischen Abschnitten der durch den Fels geführten<br />

hellenistischen Wasserleitung. Die dazu unterschiedlich gearbeitete, unregelmäßige<br />

Sohle könnte auf einen unfertig gebliebenen Abschnitt eines Leitungsstollens<br />

89<br />

Aigeira, Wasserversorgung.<br />

Mündung <strong>des</strong><br />

›Stollens 2012‹


<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

oder auf einen Arbeitsstollen weisen. In künftigen Untersuchungen soll dieser Befund<br />

mit den bisher bekannten Wasserbauelementen in Verbindung gestellt werden.<br />

90<br />

Projektleitung: G. Ladstätter, W. Gauß<br />

I.2.4 Historische Bebauung der Akropolis<br />

Im Rahmen der Untersuchungen zur historischen Architektur der Akropolis von Aigeira<br />

wurde die Aufnahme von Baugliedern fortgeführt.<br />

2007 konnte in der sog. Palaiologos-Ruine im Südwesten der Akropolis ein fragmentiertes<br />

dorisches Sandsteinkapitell geborgen werden. Das in seiner Aufsicht zu<br />

einem Viertel erhaltene Kapitell zeigt die diagnostischen Zonen <strong>des</strong> Echinus und<br />

Abakus; die Lagerflächen haben sich nicht erhalten. Der untere Durchmesser ist mit<br />

maximal 0,38 m zu bestimmen, was an die Kombination einer Holzstütze mit einem<br />

Steinkapitell denken lässt. Das flache Profil <strong>des</strong> Echinus sowie der starke Einzug am<br />

Übergang vom Echinus und Abakus stellen dieses Kapitell noch in eine frühe Phase<br />

der dorischen Formentwicklung, eine chronologische Einordnung in die erste Hälfte<br />

<strong>des</strong> 6. Jahrhunderts v. Chr. ist wahrscheinlich. Trotz <strong>des</strong> dislozierten Fundorts ist<br />

wohl davon auszugehen, dass dieses Werkstück einem Bau auf der Akropolis oder<br />

auf den unmittelbar darunterliegenden Terrassen zuzuweisen ist.<br />

1975 wurde auf der Akropolis ein fragmentiertes ionisches Volutenkapitell aus<br />

Sandstein geborgen. Erhalten hat sich von diesem Bauglied eine Volute mit der<br />

gesamten Höhe von 16,0 cm; der über 12,3 cm zu dokumentierende Volutenpolster<br />

zeigt das stark bestoßene Relief einer sich zur Volute hin öffnenden Blütendekoration.<br />

Zumin<strong>des</strong>t belegt dieses stark fragmentierte Bauglied die Existenz einer ionischen<br />

Kleinarchitektur hellenistischer Zeitstellung für die Akropolis.<br />

Mittlerweile lassen sich für den sakral genutzten Akropolisbereich aus drei dorischen<br />

und einem ionischen Kapitell entsprechende Gebäude von hocharchaischer<br />

Zeit bis in den Hellenismus belegen.<br />

Projektleitung: G. Ladstätter<br />

I.2.5 Materialdurchsicht und Neuorganisation der Altfunde der Grabungen 1972 bis<br />

1996<br />

Die geplante Publikation der Funde aus den alten Grabungen im Bereich <strong>des</strong> Theaters<br />

und der hellenistischen Naiskoi, <strong>des</strong> Tycheions sowie im Flurbereich ›Palati‹<br />

im Norden von Aigeira erfordert eine umfassende Durchsicht, Bewertung und<br />

Neuorganisation der Funde aus diesen Grabungen. Bis Ende 2012 wurden rund<br />

100.000 Keramikfragmente aus 2.900 Fundposten gesichtet, klassifiziert und in die<br />

Kontextdatenbank aufgenommen; besonders aussagekräftige Funde wurden zudem<br />

fotografiert und gezeichnet. In weitere Folge sollen die wenigen noch nicht<br />

durchgesehenen Kontexte dokumentiert und die vorhandenen Tagebuch- und Grabungsinformationen<br />

ausgewertet werden, um darauf eine kontextuelle Bearbeitung<br />

und Analyse <strong>des</strong> Materials aufbauen zu können.<br />

Eine erste Durchsicht der Funde aus dem Theater zeigt, dass eine systematische<br />

Aufarbeitung von Stratigrafie und Funden wichtige neue Erkenntnisse zur<br />

Baugeschichte <strong>des</strong> Theaters und der umgebenden Bauten liefern wird. Dies gilt<br />

insbesondere für die Anlage <strong>des</strong> Theaters im 3. Jahrhundert v. Chr., für die letzte<br />

Umbauphase in der römischen Kaiserzeit sowie für die zeitliche Einordnung der drei<br />

hellenistischen Naiskoi neben dem Theater.


ZWEIGSTELLE ATHEN<br />

2012 konzentrierten sich die Arbeiten auf den Bereich <strong>des</strong> sog. Palati im nördlichen<br />

Stadtgebiet und auf das sog. Tycheion, das östlich vom Theater liegt und von<br />

W. Alzinger in den 1980er Jahren teilweise freigelegt worden war.<br />

Bei den vom ›Palati‹ aufgenommenen Kontexten (ca. 150) ist der hohe Anteil<br />

von Tafelgeschirr bemerkenswert, besonders die Anzahl und Vielfalt der Trinkgefäße.<br />

Der Anteil von Gebrauchskeramik und Kochgeschirr ist ebenfalls hoch, jener<br />

von Transportamphoren etwas geringer. Die Mehrzahl der Funde gehört nach dem<br />

gegenwärtigen Stand der Aufarbeitung in den späten Hellenismus und in die frühe<br />

Kaiserzeit.<br />

Besonders der Vergleich mit den Funden vom Theater macht die unterschiedliche<br />

Zusammensetzung der Kontexte vom ›Palati‹ deutlich. Am ›Palati‹ weisen die<br />

Häufigkeit der Trinkgefäße, der geringe Anteil an Webgewichten, die kaum vertretenen<br />

Fehlbrände und das vollständige Fehlen der Brennofenstützen darauf hin,<br />

dass hier mit einer andere Nutzung zu rechnen ist. Die Analyse der zahlreichen<br />

Tierknochenfunde wird dabei sicher weitere Aufschlüsse für die Nutzung <strong>des</strong> Areals<br />

erbringen.<br />

Die aus dem Tycheion aufgenommenen Kontexte (ca. 615) zeigen gegenüber<br />

den Fundgruppen vom Theater und vom ›Palati‹ ebenfalls ein verändertes Bild: Ungestörte<br />

Kontexte aus hellenistischer Zeit sind sehr selten. Der Großteil der Funde<br />

aus dem Tycheion gehört der römischen Epoche an, überwiegend der fortgeschrittenen<br />

Kaiserzeit. Das Spektrum <strong>des</strong> römischen Tafelgeschirrs ist stark eingeschränkt:<br />

am häufigsten vertreten sind die dünnwandige unbemalte Keramik und die Feinware<br />

mit Überzug. Fehlbrände zeigen, dass diese Keramikgattungen in der mittleren Kaiserzeit<br />

in Aigeira selbst hergestellt wurden. Sigillaten sind deutlich seltener, wobei<br />

es sich vor allem um Italische Sigillaten in den Formen der frühen Kaiserzeit handelt.<br />

Im Vergleich zu den Sigillaten ist der Anteil der wahrscheinlich lokal hergestellten<br />

Keramik hoch: Diese Gefäßformen können von den Sigillaten abgeleitet werden,<br />

wie etwa Kragenrandschalen mit rotem Überzug und Ratterdekor oder Teller mit<br />

aufgestelltem Rand oder Steilrand.<br />

Unter den Importen sind besonders die kleinen Fragmente Afrikanischer Sigillata<br />

bemerkenswert. Sie können aufgrund von Vergleichsbeispielen in die mittel- bis<br />

spätrömische Kaiserzeit datiert werden. Ebenfalls importiert und bislang nur in geringer<br />

Anzahl vertreten sind sog. Pompejanisch Rote Platten, die auch als Backplatten<br />

verwendet wurden.<br />

Unter der römischen Gebrauchskeramik aus Aigeira ist die Schüssel eine der<br />

Leitformen und in unterschiedlichsten Formen besonders häufig vertreten. Bemerkenswert<br />

sind die z. T. sehr individuell gestalteten Fragmente von Thymiaterien, die<br />

bislang ausschließlich aus dem Bereich <strong>des</strong> Tycheions stammen.<br />

Wie die zahlreichen Fehlbrände aus dem Bereich <strong>des</strong> Theaters und <strong>des</strong> Tycheions<br />

zeigen, wurde Kochkeramik seit dem Hellenismus bis in die spätrömische Zeit in<br />

Aigeira lokal hergestellt. Aus einem anderen Fabrikat wurden, anhand von Fehlbränden<br />

zu schließen, auch Transportamphoren hergestellt, allerdings in eingeschränktem<br />

Umfang. Die zukünftigen Arbeiten sollen zeigen, inwieweit sich diese in Aigeira<br />

gefertigten Amphoren mit jenen aus einem größeren, noch nicht lokalisierten kaiserzeitlichen<br />

Produktionszentrum auf der nördlichen Peloponnes vergleichen lassen.<br />

Projektleitung: W. Gauß; Mitarbeit: H. Birk, J. Dorner, P. Eitzinger, S. Kalabis,<br />

A. Lätzer-Lasar, M. Leibetseder, R. Smetana, A. Tanner, C. Trainor, M. Trapichler.<br />

Kooperation: C. Klein, M. Burmeister, A. Fedium (Institut für Geowissenschaften,<br />

Abteilung Geophysik, Universität Kiel)<br />

91


Aigeira, Fragmente von<br />

Reliefbechern aus verschiedenen<br />

Kontexten<br />

aus dem ›Palati‹ (Foto<br />

W. Gauß, digitale Nachbearbeitung<br />

R. Smetana)<br />

Aigeira, Tafelgeschirr aus<br />

verschiedenen Kontexten<br />

aus dem Bereich <strong>des</strong><br />

Tycheions (Foto W. Gauß,<br />

digitale Nachbearbeitung<br />

R. Smetana)<br />

Aigeira, Gebrauchskeramik<br />

aus verschiedenen<br />

Kontexten aus dem Bereich<br />

<strong>des</strong> Tycheions (Foto<br />

W. Gauß, digitale Nachbearbeitung<br />

R. Smetana)<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

92<br />

Ägina­Kolonna, Grabung<br />

am ›Südhügel‹. Krug mit<br />

weiter Mündung (Foto<br />

W. Gauß, digitale Nachbearbeitung<br />

R. Smetana)


i.3 Kooperationsprojekt Ägina-Kolonna<br />

ZWEIGSTELLE ATHEN<br />

In Ägina­Kolonna wurden am ›Südhügel‹ 2012 keine Grabungen durchgeführt. Die<br />

Arbeiten konzentrierten sich auf die Aufarbeitung der Stratigrafie <strong>des</strong> ›Südhügels‹<br />

und der ›Innenstadt‹. Im Rahmen <strong>des</strong> Ägina­Projekts wurden zudem zwei Teilprojekte<br />

fortgesetzt:<br />

Das Teilprojekt »Late Bronze Age and Early Iron Age Aeginetan ›Cooking Ware‹<br />

Pottery« wird in Kooperation mit E. Kiriatzi (FITCH Laboratory, British School at<br />

Athens), M. Lindblom (Universität Uppsala), B. Lis (Polnische Akademie der Wissenschaften)<br />

und J. Morisson (Universität Leicester) durchgeführt und vom Institute<br />

of Aegean Prehistory (INSTAP) gefördert.<br />

In der Frühen und Mittleren Bronzezeit ist äginetische Fein- und Kochtopfkeramik<br />

im zentralen Ägäisbereich weit verbreitet und konnte bislang an mehr als 90 Fundorten<br />

nachgewiesen werden. Die äginetischen Kochtöpfe sind insbesondere aufgrund<br />

ihrer Tonzusammensetzung, Formgebung, technologischen Merkmale (handgemacht)<br />

und Töpferzeichen, die sich bei fast allen vollständig erhaltenen Gefäßen<br />

finden, charakteristische Produkte.<br />

93<br />

Ägina­Kolonna, Gefäßform<br />

27, Auswahl (›pe<strong>des</strong>talled<br />

bowls with vertical<br />

shoulder handles‹) (mit<br />

freundlicher Genehmigung<br />

von M. Lindblom)


<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

Im Rahmen <strong>des</strong> Projekts sollen die äginetischen Kochtopfkeramik <strong>des</strong> späten<br />

2. und frühen 1. Jahrtausends v. Chr. charakterisiert, Veränderungen in der Zusammensetzung<br />

<strong>des</strong> Tons makroskopisch wie petrografisch bestimmt und ihre Verbreitung<br />

genauer untersucht werden. Ziel <strong>des</strong> Projekts ist es auch, die Lücke in den<br />

natur wissen schaftlichen Analysen zwischen der früh- und mittel bronzezeitlichen<br />

äginetischen Kochtopfkeramik und jener der spätarchaisch-klassischen Zeit zu<br />

schließen.<br />

2012 wurden von verschiedenen Fundplätzen (Ägina­Kolonna, Poros, Mitrou)<br />

aussagekräftige Fragmente makroskopisch beschrieben und ihre petrografische Untersuchung<br />

begonnen. Die bisherige makroskopische Analyse zeigt insbesondere<br />

bei den Proben aus Mitrou das gehäufte Auftreten bestimmter Magerungsbestandteile<br />

in der spätbronzezeitlich äginetischen Keramik. Diese Magerungsbestandteile<br />

sind bereits bei der älteren, früh- und mittelbronzezeitlichen äginetischen Keramik<br />

gelegentlich beobachtet worden; die bisherigen statistischen Auswertungen hatten<br />

sie allerdings weder als besonders häufig noch charakteristisch ausgewiesen. Das<br />

gehäufte Auftreten bei spätbronzezeitlicher Keramik könnte auf Veränderungen in<br />

der Tonzusammensetzung hinweisen. Weitere Aufschlüsse sind von den petrografischen<br />

Analysen der Keramik zu erwarten.<br />

Das Teilprojekt »Vessel Forms in the EB III to LB I Central Aegean« wird in Kooperation<br />

mit M. Lindblom (Universität Uppsala) durchgeführt. Projektziel ist eine einheitliche<br />

Formtypologie für den zentralen Bereich der Ägäis (mit Ausnahme Kretas)<br />

von der Frühbronzezeit III bis zur Spätbronzezeit I zu erstellen. Mit ihrer Hilfe werden<br />

Vergleiche zwischen verschiedenen Fundplätzen ermöglicht und überregionale Bezüge<br />

leichter hergestellt sowie lokale/regionale Besonderheiten festgestellt werden.<br />

Die einheitliche Klassifizierung der Gefäßformen wird eine statistische Auswertung<br />

der zeitlichen und räumlichen Verbreitung von Gefäßtypen aus unterschiedlichen<br />

Herstellungszentren erlauben. Zur besseren Bestimmung von Veränderungen der<br />

Gefäßformen wird auch eine statistische Auswertung der metrischen Daten erfolgen.<br />

Den Grundstein einer typologischen Erfassung von Gefäßformen der Frühen<br />

Bronzezeit III legten die Veröffentlichung der Keramik von Lerna sowie die umfassende<br />

Studie zur Schachtgräberzeit in der Argolis. Diese beiden wichtigen Materialsammlungen<br />

werden durch das Projekt zusammengeführt, vereinheitlicht und durch<br />

umfassende Einbeziehung weiterer Fundorte wesentlich ergänzt.<br />

Ausgehend von den Fundplätzen Ägina­Kolonna und Lerna konnten bislang<br />

mehr als 80 verschiedene Gefäßtypen mit zahlreichen Varianten definiert werden.<br />

94<br />

Projektleitung: W. Gauß


ZWEIGSTELLE ATHEN<br />

II. TechnologIeTransFer In der anTIken keramIkprodukTIon<br />

Das Projekt »Technologietransfer in der antiken Keramikproduktion« konnte dank<br />

einer Förderung durch das Bun<strong>des</strong>ministerium für Wissenschaft und Forschung<br />

umgesetzt werden. Ziel dieses Forschungsvorhabens war es, durch die kritische<br />

Auseinandersetzung mit Veränderungen in der Keramiktechnologie einen Beitrag<br />

zu einem besseren Verständnis <strong>des</strong> komplexen Wechselspiels zwischen den beteiligten<br />

Menschen, der Umwelt und der Gesellschaft zu leisten. Die Zusammenstellung<br />

der verschiedenen theoretischen Ansätze zu diesem Thema und die Erstellung<br />

einer ausführlichen Literaturdatenbank sollten die Grundlage für eine Diskussion<br />

zahlreicher archäologischer Fallbeispiele aus der gesamten antiken Welt bilden.<br />

Verschiedene Aspekte der Keramikherstellung, wie etwa die Aufbereitung der Rohmaterialien,<br />

Form- und Brenntechniken, waren dabei ebenso von Interesse, wie die<br />

Frage nach der Mobilität von Handwerkern und nach Mechanismen <strong>des</strong> Lehrens<br />

und Lernens. Auf Basis dieser Fallbeispiele sollte das Phänomen der Vermittlung,<br />

Übernahme oder Ablehnung von technischen Errungenschaften in der Keramikproduktion<br />

untersucht werden, um die dahinterstehenden sozialen, kulturellen und ökonomischen<br />

Strukturen besser verstehen zu können.<br />

Das Projekt umfasst demnach folgende Schwerpunkte:<br />

▪ Analyse der Forschungslage zum Thema Technologien und Technologietransfer<br />

im Allgemeinen und in der Keramikproduktion im Speziellen, mit einer Erfassung<br />

der relevanten methodischen Ansätze<br />

▪ Erstellen einer Literaturdatenbank, die alle relevanten Arbeiten aus dem Bereich<br />

der Archäologie, Anthropologie und Ethnografie erfasst und verschlagwortet<br />

▪ Veranstaltung einer internationalen Konferenz mit dem Thema »The Distribution<br />

of Technological Knowledge in the Production of Ancient Mediterranean Pottery«<br />

(23.–25. November 2012 am ÖAI in Athen) sowie Publikation der Kongressakten.<br />

Ziel der Konferenz war es, das Phänomen der Verbreitung von technischem<br />

Wissen im Bereich der antiken Keramikproduktion genauer zu untersuchen und<br />

über verschiedene Epochen und Regionen hinweg zu beleuchten. Auf Basis dieser<br />

Fragestellungen wurden die 33, aus 11 verschiedenen Ländern stammenden<br />

Teilnehmer der Konferenz aufgefordert, Fallbeispiele zu präsentieren und zu analysieren,<br />

wie sich der Transfer von technischem Wissen jeweils vollzogen haben<br />

könnte und unter welchen historischen, ökonomischen und sozialen Gegebenheiten<br />

er stattfand. Die kritische Gegenüberstellung der verschiedenen Fallbeispiele sollte<br />

zeigen, ob sich über geografische, chronologische oder politische Grenzen hinweg<br />

mögliche Muster und allgemein gültige Schemata aufzeigen lassen oder in welch<br />

unterschiedlicher Weise einer technischen Neuerung unter den jeweiligen Gegebenheiten<br />

begegnet wurde. Damit sollten Abläufe und Hintergründe <strong>des</strong> Transfers<br />

technischen Wissens besser verstanden und somit nichtmaterielle Aspekte einer<br />

Kultur beleuchtet werden.<br />

Dazu wurden Beispiele aus der griechischen, römischen, ägyptischen, vorderorientalischen<br />

und mitteleuropäischen Antike (2. und 1. Jts. v. Chr.) sowie aus der<br />

Ethnografie präsentiert, in welchen die Übernahme oder das Ablehnen von bereits<br />

ausgereiften und eine radikale Veränderung in der bestehenden Keramiktradition<br />

darstellenden Technologien festzustellen ist. Im Vordergrund standen dabei jene<br />

Stufen <strong>des</strong> Herstellungsprozesses, welche die Formungstechniken (z. B. Handfertigung<br />

vs. gelagerte Drehscheibe), Brenntechniken (z. B. Grubenbrand vs. Töpferofen),<br />

Magerungstechniken und spezielle Techniken der Oberflächenbearbeitung<br />

(z. B. Glanzton und ›lead glazing‹) betreffen: Wie im Rahmen <strong>des</strong> Projekts deutlich<br />

gemacht werden konnte, sind dies jene Bereiche der Keramiktechnologie, die am<br />

schwierigsten zu erlernen sind und daher besonders grundlegende Veränderungen<br />

für den Töpfer und den Produktionsablauf darstellen.<br />

Projektleitung: W. Gauß; Mitarbeit: G. Klebinder-Gauß, C. von Rüden (Universität<br />

Bochum)<br />

95


ZWeigStelle Kairo<br />

Leitung: Mag. Dr. Irene Forstner-Müller<br />

Wissenschaftliche Bedienstete: Dr. Pamela Rose<br />

Verwaltung: Leila Masoud, BA<br />

I. FeldForschungsprojekTe<br />

i.1 tell el-Dab’a<br />

I.1.1 Areal R/III<br />

Die 2010 begonnenen Untersuchungen innerhalb der Grabungsfläche R/III wurden<br />

2012 fortgeführt. Dieses Areal liegt im Norden der Verbindungsstraße, die von der<br />

Hauptstraße abzweigend vom modernen Ort ‘Ezbet Rushdi es Sughayar aus nach<br />

Tell el Dab‘a führt, und ist durch moderne landwirtschaftliche Tätigkeit und eine massive<br />

Abgrabung <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> sowie der archäologischen Schichten gefährdet. Neben<br />

der modernen Bautätigkeit ist dieses Abgraben und Einplanieren der Felder für eine<br />

ertragreichere Landwirtschaft eine der Hauptbedrohungen archäologischer Schichten<br />

im ägyptischen Nildelta.<br />

Untersuchungen zur Urbanistik von Avaris anhand geophysikalischer Messungen<br />

zeigten im Jahr 2008 ein mit Häusern und Straßen dicht bebautes Areal. Seit dieser<br />

Messung wurde jedoch eine Fläche von mehr als 5.250 m² abgegraben, sodass archäologische<br />

Untersuchungen in diesem Gebiet im Rahmen von Notgrabungen im<br />

Herbst 2010 stattfinden mussten. Bei diesen bestätigte sich die Bedeutung <strong>des</strong> Platzes<br />

für das Verständnis der hyksoszeitlichen Stadt Avaris, sodass die Arbeiten im<br />

Areal R/III im Frühjahr 2011 (aufgrund der politischen Situation in kleinerem Umfang)<br />

und dann verstärkt als Forschungsschwerpunkt <strong>des</strong> Jahres 2012 fortgeführt wurden.<br />

Bei dem Areal R/III handelt es sich um einen neuralgischen Punkt innerhalb der<br />

Stadt, der für das Verständnis der Entwicklung der damaligen Hauptstadt Avaris<br />

während der späteren Zweiten Zwischenzeit von großer Bedeutung ist. Hier kann<br />

der Übergang von einem Verwaltungsbezirk im Osten zu einem Wohnbezirk im<br />

Westen beobachtet werden. Die früheste Besiedlung dieses Stadtteils passiert im<br />

Westen (Beginn der 15. Dynastie), im Laufe der Zweiten Zwischenzeit dehnt sich<br />

die Stadt allmählich nach Osten aus. Die einzelnen Bezirke sind, wie in dieser Zeit<br />

typisch, Nordnordost-Südsüdwest orientiert und voneinander durch Nordnordost-<br />

Südsüdwest verlaufende Straßen (Straße 1 und 2) abgegrenzt. Das gesamte Areal<br />

ist durch massive, teilweise große Störungen und Gruben überzogen.<br />

Der westliche Teil besteht aus min<strong>des</strong>tens einer weitläufigen Anlage in agglutinierender<br />

Bauweise mit angefügten Höfen mit Speichern. Diese Höfe sind um einen<br />

zentralen erhöhten Teil, von dem nur noch die Kasematten erhalten sind, gruppiert.<br />

Die Originalböden sind nicht mehr erhalten. Die Stärke der Mauern erlaubt eine<br />

Rekonstruktion von Gebäuden mit einem Obergeschoss. In diesem Stadtteil wurden<br />

keine Bestattungen angelegt.<br />

2012 wurden im Bereich <strong>des</strong> Verwaltungszentrums Detailuntersuchungen zur<br />

Klärung der Stratigrafie vorgenommen, der Schwerpunkt der Arbeiten lag auf dem<br />

Bereich im Osten. Der östliche Bezirk stellt ein typisches Wohnviertel von Avaris dar,<br />

das Siedlungsmuster ist für die Stadt üblich. Der mittlere Bezirk <strong>des</strong> Ostteils ist durch<br />

die beiden Straßen 1 und 2 begrenzt. Zwei Hausanlagen (Haus 1 und 2) wurden in<br />

ihrer Gesamtheit erfasst. Diese zeigen Charakteristika, die typisch für altägyptische<br />

97


Tell el-Dab‘a/<br />

Avaris, Übersichtskarte.Magnetometermessbild<br />

mit<br />

hinterlegtem Satellitenbild<br />

(© Google Earth)<br />

(Planerstellung M.<br />

Weissl)<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

Hausarchitektur sind und außerhalb von Tell el­Dab‘a von anderen Orten Ägyptens<br />

wie Illahun oder Amarna bestens bekannt sind. Die Häuser bestehen aus einem<br />

Eingang, einem mittleren Teil mit einem Zentralraum und einem intimen, hinteren<br />

Teil. Daran angefügt sind offene Flächen und Höfe. Im vorliegenden Fall sind die<br />

Häuser von Osten, von der Straße 2 her, zugänglich. Solche Häuser haben in der<br />

Regel ein Obergeschoss oder zumin<strong>des</strong>t ein benutzbares Dach. Bei den Häusern 1<br />

und 2 <strong>des</strong> Areals R/III wurden nur im Bereich der Eingänge Originalfußböden vorgefunden.<br />

Die restlichen Teile der Häuser waren vermutlich nur Substruktionen für<br />

obere Stockwerke und nicht als Räume genutzt. Nach Osten und Süden hin ändert<br />

sich das Besiedlungsmuster, es wird immer kleinteiliger, die Häuser sind voneinander<br />

durch Nebenstraßen getrennt (Nr. 3 und 4), die von der Hauptstraße (Straße 2)<br />

in rechten Winkeln abzweigen. Im Gegensatz zu dem mutmaßlichen Verwaltungsbezirk<br />

im Westen wurden hier Bestattungen angetroffen. Dieses Phänomen, die<br />

Mischung zwischen funerärem und Wohnraum, ist aus anderen Arealen von Tell<br />

el-Dab‘a bekannt und typisch für Avaris im Späteren Mittleren Reich und der Zweiten<br />

Zwischenzeit. Nach dem Auflassen der Gebäude standen diese noch eine Zeit lang<br />

als Ruinen.<br />

Projektleitung: I. Forstner-Müller, stellvertretende Leitung im Feld: P. Rose; Mitarbeit:<br />

A. Hassler, A. Krause (Fotograf), M. Müller, S. Prell, C. Schulz, M. Weissl; studentische<br />

Mitarbeit: J. Erci, U. Friesenegger, B. Janulikova, U. Matic, N. Monschein<br />

98


ZWEIGSTELLE KaIro<br />

99<br />

Tell el-Dab‘a/Avaris, Plan<br />

Areal R/III (Zeichnung<br />

L. Masoud)<br />

Tell el-Dab‘a,<br />

Grabung R/III. Blick von<br />

Nordwesten auf das söstliche<br />

Wohnviertel


Tell el-Dab’a, Schnitt durch<br />

den Pelusischen Nilarm<br />

(Grafik H. Tronchère)<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

I.1.2 Geophysikalische Prospektion<br />

In der Frühjahrskampagne 2012 wurde der geophysikalische Survey fortgesetzt. Im<br />

Bereich <strong>des</strong> möglichen Hafens wurden Bohrungen zur Entnahme von Pollenproben<br />

entnommen. Diese werden im Labor <strong>des</strong> Institut Français d’archéologie orientale<br />

(IFAO) untersucht.<br />

Der Schwerpunkt lag auf der Untersuchung der westlichen Begrenzung <strong>des</strong> Pelusischen<br />

Nilarms, <strong>des</strong> Hauptarms der Stadt und östlichsten Nilarms <strong>des</strong> ägyptischen<br />

Deltas in dieser Zeit. Das östliche Ufer war durch Magnetometermessung gut<br />

nachgewiesen, hier zeigt sich auf dem magnetischen Messbild eine deutliche Grenze<br />

zwischen besiedeltem Gebiet und dem Flussarm. Die Ergebnisse am westlichen<br />

Ufer waren nicht eindeutig, sodass eine andere Prospektionsmethode angewendet<br />

werden musste. Bereits 2011 wurde mittels Widerstandsmessungen (in Kooperation<br />

mit T. Herbich, Universität Warschau, Polnische Akademie der Wissenschaften) ein<br />

Schnitt über den vermuteten Westrand gelegt; eine deutliche Kante zeichnete sich<br />

ab. Diese Ergebnisse wurden durch die Bohrungen bestätigt.<br />

Projektleitung: I. Forstner-Müller; Mitarbeit: H. Tronchère, A. Emery-Barbier.<br />

Kooperation: UMR 5133 Archéorient, CNRS, IFAO (ANR­Project Beatrix Midant­<br />

Reynes)<br />

I.1.3 Aufarbeitung<br />

Ein Schwerpunkt der Tätigkeiten <strong>des</strong> Jahres 2012 war die systematische Aufarbeitung<br />

der Objekte, die sich in den langen Jahren der Ausgrabungen <strong>des</strong> ÖAI in Tell<br />

el­Dab‘a angesammelt hatten: Altmaterial (Registrierung und grafische Aufnahme),<br />

Registrieren von Funden und deren wissenschaftliche Auswertung; Archivierung eines<br />

Teils der Protokolle der Grabung.<br />

Projektleitung: I. Forstner-Müller; Mitarbeit: K. Kopetzky (ÖAW)<br />

100


ZWEIGSTELLE KaIro<br />

I.1.3.1 Kleinfunde aus dem Areal R/III<br />

Die Dokumentation der Siegelabdrucke und Skarabäen, die neben der Keramik die<br />

größte Fundgruppe <strong>des</strong> Areals R/III darstellen, wurde fortgesetzt.<br />

Unter dieser Gruppe von Siegelabdrucken wurde das Fragment einer Rollsiegelabrollung<br />

aus der Syrischen Mittelbronzezeit gefunden. Die ungestempelte Siegelmasse<br />

wurde gewogen und identifizierbare Behälterabdrucke konnten festgestellt<br />

werden. Von den Rückseiten der durch Querschnitte dokumentierten Siegelabdrucke<br />

wurden Abformungen mit Plastilin genommen. Erste Ergebnisse zeigen, dass<br />

etwa die Hälfte der identifizierten Abdrucke auf Säcken angebracht waren, eine<br />

kleinere Anzahl auf Körben (25 %) und Kisten (14 %).<br />

Unter der Gruppe von Siegelabdrucken wurden 2010–<br />

2011 weitere Fragmente mit dem Königsnamen der<br />

Hyksos Chajan und ein Siegelabdruck mit dem Pränomen<br />

<strong>des</strong> Herrschers Khauserre erkannt. Während der<br />

letzten Kampagne wurde ein Versuch unternommen,<br />

der in der Siegelung verschiedener Behälter (Korb, Tür,<br />

Sack, Gefäß) mit der Benutzung verschiedener Materialien<br />

bestand. Die Ergebnisse dieses Workshops,<br />

sprich die modern produzierten Verschlüsse wurden<br />

als Vergleichstücke behalten. Für die Untersuchung<br />

der Fingerabdrücke wurde Kontakt mit dem <strong>Österreichischen</strong><br />

Bun<strong>des</strong>kriminalamt aufgenommen. Das dokumentierte<br />

Material wurde teilweise nachkontrolliert,<br />

um von den deutlichen Fingerabdrucken Makroaufnahmen<br />

zu machen.<br />

Die Keramik der Grabungskampagne 2012 wurde im Herbst erstbegutachtet<br />

und sortiert. Erste Ergebnisse bestätigen die Datierung dieses Stadtteils in die<br />

spätere Zweite Zwischenzeit. Wiederum konnten Fragmente nubischer Keramik<br />

festgestellt werden.<br />

Die Dokumentation der Silices wurde abgeschlossen, die Untersuchungen der<br />

Tierknochen dieses Areals fortgesetzt.<br />

Projektleitung: I. Forstner-Müller; Mitarbeit: D. Collon, M. Marée (British Museum,<br />

Siegelabdrücke und Rollsiegel), P. Rose (nubische Keramik), C. Reali (Siegelabdrücke),<br />

C. Jeuthe (Silices), G.-K. Kunst (VIAS, Tierknochen)<br />

I.1.3.2 Minoische Fresken<br />

Die wissenschaftliche Bearbeitung der Fresken ist ein Kooperationsprojekt der<br />

Öster reichischen Akademie der Wissenschaften und der Ruhr-Universität Bochum.<br />

Die Finanzierung erfolgt über die ÖAW sowie das DFG­Projekt »Ägäisches Design<br />

in orientalischen Palästen« und INSTAP. Das ÖAI koordiniert die Arbeiten vor Ort<br />

und unterstützt die Restaurierung der Fresken finanziell. Im Zentrum <strong>des</strong> Wandmalereiprojekts<br />

standen im Laufe <strong>des</strong> Jahres 2012 weiterhin Konservierung und<br />

Dokumentation der Fragmente. Der Schwerpunkt der Konservierung lag dabei auf<br />

den bis dato noch gänzlich unbearbeiteten, zumeist noch in Gips gelagerten Fragmenten<br />

aus Helmi III, während an den Fragmenten aus Helmi I, II, IV und VI hauptsächlich<br />

Reinigungen durchgeführt wurden. Im Bereich der Dokumentation wurde<br />

der Schwerpunkt vor allem auf die in der projektinternen Datenbank bisher noch<br />

nicht erfassten Fragmente aus den Grabungsarealen Helmi I und III gelegt. Des<br />

Weiteren wurde die Bearbeitung einiger der ikonografisch und technisch differenzierbaren<br />

Korpora vorangetrieben. Zum einen wurde die Dokumentation der Miniaturlandschaften<br />

aus Helmi I abgeschlossen sowie auch die der bisher identifizierten<br />

Reliefmalereien. Zudem wurde die Aufnahme großformatiger Landschaftsdarstellungen<br />

und großformatiger Architekturimitationen im Rahmen von Dissertationen<br />

101<br />

Tell el-Dab’a, Areal R / III.<br />

Moderne Kopie eines<br />

Siegelabdrucks aus<br />

Plastilin auf modernem<br />

Korbgeflecht<br />

(Foto C. Reali)


Avaris nach der Hyksoszeit,<br />

Mareotis-Amphore<br />

gestempelt<br />

(Foto A. Krause)<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

fortgesetzt. Als gemeinschaftliches Vorhaben wurde zudem die Aufarbeitung der<br />

großformatigen Greifen- und Tierdarstellungen in Angriff genommen.<br />

Projektleitung: M. Bietak (ÖAW), C. von Rüden (Ruhr-Universität Bochum); Mitarbeit:<br />

L. Morgan, M. A. Negrete­Martínez, J. Becker, J. Jungfleisch. Konservierung:<br />

E. Peintner, A. Karampournioti<br />

I.1.3.3 Bearbeitung der Siegelabdrucke aus dem Areal Ezbet Helmi<br />

Die Dokumentation der Skarabäen und Siegelabdrucke der Grabungen H/I-H/VI<br />

(Ezbet Helmi) wurde im Herbst 2012 abgeschlossen.<br />

Wissenschaftliche Bearbeitung vor Ort: E. Czerny (ÖAW); Mitarbeit: A. Krause<br />

I.1.3.4 Aufarbeitung und Bearbeitung der Keramik aus dem Areal Ezbet Helmi H/VI<br />

Die Keramik aus diesem Bereich wurde untersucht und jene aus den untersten<br />

Schichten auch gezeichnet. Das Material unterscheidet sich wenig von dem restlichen<br />

aus Areal H/VI.<br />

Von besonderem Interesse sind Mündungsfragmente von Vorratsgefäßen, die<br />

bisher in Tell el-Dab‘a nie in gesicherten Kontexten gefunden und irrtümlicherweise<br />

als Spätzeitstörungen angesehen worden waren.<br />

Wissenschaftliche Bearbeitung: D. Aston (ÖAW)<br />

I.1.3.5 Areal F/II: Opfergruben der Grabung 2008<br />

Die in den Planquadraten eingetieften Opfergruben sind ungewöhnlich, da mehrere<br />

ineinander einschneiden, was in anderen Kontexten bislang nicht festzustellen<br />

war. Nach ihrem Inventar entsprechen sie den bislang bekannten, da auch in ihnen<br />

Keramikmaterial und Tierknochen (Rind und Schaf/Ziege) deponiert waren, die bei<br />

rituellen Mahlzeiten anfielen. Das hierbei verwendete Geschirr umfasst vorwiegend<br />

Schalen in unterschiedlichen Größen, Trinkbecher, Bechervasen zum Ausschank<br />

von Getränken und Ringständer zum Abstellen dieser Gefäße. Nur in geringem<br />

Maße und dann vorwiegend stark fragmentiert kommen andere Gefäßformen vor.<br />

102<br />

Wissenschaftliche Bearbeitung: V. Müller (ÖAW)<br />

I.1.3.6 Areal A/II<br />

Das untersuchte Keramikmaterial gehört zu den Überresten ehemals<br />

dichter Ablagerungen auf dem Vorplatz <strong>des</strong> Tempels V, der den östlichen<br />

Abschluss <strong>des</strong> Sakralbezirks in Areal A/II bildet. Dieser in den Jahren<br />

1978–1982 ausgegrabene Bereich stellt die wichtigste Grundlage für die<br />

Analyse von Tempelvorplatzopfern der Hyksoszeit in Tell el-Dab‘a dar,<br />

da dieses Planquadrat am geringsten durch die Sebachin-Tätigkeiten in<br />

den Höfen <strong>des</strong> Sakralbezirks zerstört war. Durch Umlagerungen im Grabungshaus,<br />

vor allem jedoch durch den Befall mit Silberfischchen konnten<br />

etliche Scherbenkonvolute nicht mehr identifiziert werden, weswegen<br />

ein Großteil <strong>des</strong> ursprünglich geborgenen Materials heute verloren<br />

ist und daher auf die alte Dokumentation der Keramik zurückgegriffen werden muss.<br />

Nach dem bisher gewonnenen Eindruck unterscheidet sich die hier geborgene Keramik<br />

nur unwesentlich von den in den Siedlungen ausgegrabenen Formenspektren.<br />

Wissenschaftliche Bearbeitung: V. Müller (ÖAW)


ZWEIGSTELLE KaIro<br />

I.1.3.7 Avaris nach der Hyksoszeit<br />

Die Aufnahme und Bearbeitung der Funde aus den spätzeitlichen bis römischen<br />

Schichten von Tell el-Dab‘a wurde fortgesetzt. Die Dokumentation an den Kleinfunden<br />

(2.322 Objekte) wurde abgeschlossen, die Keramik gesichtet und teilweise<br />

bearbeitet. Die Rollsiegelabdrücke wurden bearbeitet, die Tierknochen zu einem<br />

großen Teil gesichtet.<br />

Wissenschaftliche Bearbeitung: M. Lehmann (FU Berlin), G.-K. Kunst (Tierknochen,<br />

VIAS), D. Collon (Rollsiegel, British Museum)<br />

I.1.3.8 Anthropologie<br />

Die Untersuchungen der anthropologischen Befunde wurden im Frühjahr 2012 fortgesetzt.<br />

Der Schwerpunkt lag auf den ramessidischen Skeletten.<br />

Wissenschaftliche Bearbeitung: J. Gresky (DAI), M. Schultz (Universität Göttingen)<br />

i.2 nag el-tawil<br />

Im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit dem Schweizer Institut für Ägyptische<br />

Bauforschung und Altertumskunde in Kairo wurden in den Jahren 2011 und 2012 die<br />

antiken Strukturen der oberägyptischen Siedlung Nag el-Tawil (etwa 20 km nördlich<br />

von Aswan) untersucht. Im Mittelpunkt<br />

standen dabei Fragen zu Siedlungsstruktur,<br />

Geschichte und überregionaler<br />

Funktion <strong>des</strong> Fundplatzes. Im Zuge<br />

der Grabungskampagne 2012 wurde<br />

vor allem der Sandsteinbau am Westufer<br />

<strong>des</strong> Nils untersucht.<br />

Durch die vollständige Bauaufnahme<br />

<strong>des</strong> Sandsteinmonuments am<br />

Nilufer kann der Bau als Kaianlage<br />

und Schiffsanlegestelle interpretiert<br />

werden, die sich aus einer südlichen<br />

(21 × 5,20 m) und einer nördlichen<br />

(7,75 × 3 m) Mole zusammensetzte.<br />

Frühere Theorien zu einem möglichen<br />

Korridor oder Aufgang, der zu einem<br />

Tempel in der darüberliegenden Ebene<br />

führen würde, oder einem Nilometer konnten in<strong>des</strong> nicht verifiziert werden. Die<br />

Dringlichkeit einer vollständigen Aufnahme dieses Monuments verdeutlicht die Tatsache,<br />

dass seit der ersten fotografischen Dokumentation vor 40 Jahren 15 % <strong>des</strong><br />

Mauerwerks dem Steinraub zum Opfer fielen. Grabungen bis in den Fundamentbereich<br />

<strong>des</strong> Bauwerks lassen eine Datierung in die frühe Kaiserzeit zu. Das von<br />

P. Rose untersuchte Fundmaterial, das zum überwiegenden Teil aus lokalen Tonen<br />

gefertigt worden war, zeigte eine Konzentrierung von Schöpfgefäßen (qawadis), die<br />

in Zusammenhang mit einer saqia, also einem Brunnen mit Schöpfrad, verwendet<br />

wurden. Eine solche saqia wurde vom Schweizer Institut 2009 in Nag el-Tawil freigelegt.<br />

Für ein besseres Verständnis der geomorphologischen Veränderungen der<br />

Landschaft von Nag el-Tawil wurden von M. de Dapper (Ghent University) Bohrungen<br />

durchgeführt. Sie sollen zur Klärung von Überschwemmungs- und Verlandungsprozessen<br />

bedingt durch anthropogene und natürliche Einflüsse beitragen.<br />

Der Fundplatz mit seiner monumentalen Anlegestelle stand mit Sicherheit in enger<br />

wirtschaftlicher Abhängigkeit zum nahe gelegenen Syene. In Nag el-Tawil konnten<br />

landwirtschaftliche Güter aus dem Umland in Richtung Syene verschifft werden;<br />

103<br />

Nag el-Tawil, Kaimauer<br />

am Westufer <strong>des</strong> Nils<br />

(Foto N. Gail)


Nag el­Tawil, Schnitt 4/11 −<br />

Endzustand von Osten<br />

(Foto M. Steskal)<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

104<br />

der Platz konnte aber auch zum<br />

Austausch von Zugtieren, die man<br />

zum Treideln benötigte, genutzt<br />

werden, wofür archäologisch nachgewiesene<br />

Unterstände für Tiere<br />

sprechen.<br />

Fraglich ist, ob es sich bei Nag<br />

el-Tawil um eine geschlossene<br />

dörfliche Struktur handelte, die<br />

auch verwaltungstechnisch und infrastrukturell<br />

als solche in der Antike<br />

wahrgenommen werden konnte.<br />

Es ist davon auszugehen, dass das<br />

gesamte fruchtbare Nilufer bis Syene,<br />

aber auch flussabwärts landwirtschaftlich<br />

genutzt wurde und<br />

eine fragmentierte, aber letztlich<br />

kontinuierliche Besiedlungsstruktur<br />

angenommen werden muss.<br />

Projektleitung: M. Steskal; Mitarbeit: N. Kul-Berndt, N. Math, P. Mayrhofer. Kooperation:<br />

Schweizerisches Institut für Ägyptische Bauforschung und Altertumskunde<br />

in Kairo<br />

i.3 assuan/Syene<br />

I.3.1 Studien zum antiken Wohnbau<br />

Im Rahmen <strong>des</strong> FWF-Projekts (P 23866) »Antike Wohnkultur in Syene/Elephantine,<br />

Oberägypten« erfolgten 2012 folgende Arbeitsschritte: Grabungen in Areal 2 in<br />

Syene, Fundstatistik <strong>des</strong> Materials von Areal 2, wissenschaftliche Bearbeitung <strong>des</strong><br />

Glases aus Areal 2, wissenschaftliche Bearbeitung <strong>des</strong> keramischen Fundmaterials<br />

aus Areal 13c sowie der spätantiken Häuser (M10, K20, K26) auf Elephantine, archäometrische<br />

Keramikanalysen.<br />

Basierend auf den Ergebnissen der Frühjahrs- und Herbstkampagne 2011 wurden<br />

während der Frühjahrskampagne 2012 groß angelegte Grabungen im Bereich<br />

der kaiserzeitlichen Wohnhäuser in Areal 2 durchgeführt. Ziel war es einerseits, die<br />

Bauabfolge dieser Strukturen zu klären und andererseits die darunter zu erwartenden<br />

ptolemäischen Befunde zu untersuchen. Diese scheinen jedoch nicht im Zusammenhang<br />

mit privaten Wohnaktivitäten zu stehen.<br />

Am Übergang zur frühen Kaiserzeit verlieren die ptolemäischen Bauten ihre<br />

Funktion und es kommt zu einer vollkommenen Nutzungsänderung dieses Bereichs,<br />

denn nun werden Gebäude errichtet, die eindeutig als Wohnbauten zu interpretieren<br />

sind. Die bereits existierenden Hofareale werden den Häusern angegliedert und<br />

dienen als Wirtschaftsbereiche – wie Befunde in Form von kleinen Stallungen und<br />

Öfen sowie Werkstatthorizonte (Schichten mit Steinabschlag von Gefäß- und Werkzeugproduktion)<br />

nahelegen. Während die Nutzungsdauer der Häuser im Osten <strong>des</strong><br />

untersuchten Bereichs sich offenbar über einen großen Zeitraum erstreckte, lässt<br />

sich im Süden und Westen eine intensive Bauaktivität beobachten, wobei ältere<br />

Strukturen sowohl teilweise abgetragen und überbaut werden als auch deren aufgehen<strong>des</strong><br />

Mauerwerk für die Konstruktion der neuen Wohnbauten weiter verwendet<br />

wird. Während es zu Beginn der Nutzung dieses Bereichs für Wohnbauten noch zu<br />

massiven Veränderungen der Grundrisse und wohl auch der Grundstücksgrenzen<br />

kommt, ist ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. eine gewisse Kontinuität hinsichtlich der<br />

Grundrissgestaltung zu beobachten. Auch wenn die früheren Gebäude größtenteils


Spätzeitliche Stadtmauer<br />

Kaiserzeitliche Reparaturen der spätzeitlichen Stadtmauer<br />

Mittelkaiserzeitliche Wohnhäuser<br />

ZWEIGSTELLE KaIro<br />

abgetragen werden, so folgen diese in ihrem Aufbau – soweit fassbar – weiterhin<br />

den Vorgängerbauten. Ebenso finden sich die Eingangsbereiche der späteren Häuser<br />

weiterhin im selben Bereich.<br />

Ein ständiges Problem scheint die Materialakkumulation dargestellt zu haben,<br />

die sich im Bereich der Nord-Süd-Gasse fassen lässt und zu unterschiedlichsten<br />

Maßnahmen baulicher Natur geführt hat. Einerseits beachtete man bei der Errichtung<br />

der einzelnen Gebäude, die Hauseingänge bereits höher anzulegen und diesen<br />

gassenseitig Treppen vorzulagern, andererseits errichtete man in der Gasse<br />

niedrige, halbrunde oder rechteckige Umfassungsmauern, um zu verhindern, dass<br />

Material ins Innere der Höfe und Häuser gelangte. Als jedoch der Niveauunterschied<br />

zu groß wurde, wurden die Hofbereiche und Raumeinheiten, die an der Gasse lagen,<br />

aufgefüllt und das ehedem aufgehende Mauerwerk bildete nun den Fundamentbereich<br />

für neu errichtete Mauern. Die zu diesen Höfen gehörigen Gebäude<br />

erfuhren jedoch das Niveau der Innenräume betreffend keine Veränderung, da diese<br />

bereits ursprünglich höher angelegt worden waren.<br />

0 m 40 m<br />

105<br />

N<br />

Syene, Plan <strong>des</strong> Areals 2<br />

(H. Schwaiger)


Syene, Areal 13. Keramik<br />

aus spätptolemäischer Zeit<br />

(Foto N. Gail)<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

Die Nutzung der spätesten Häuser, die untersucht wurden, weist in die späte Kaiserzeit,<br />

wobei eine weiter andauernde Nutzung als Wohngebäude nicht auszuschließen<br />

ist, wie vergleichbare Wohnbauten im nordwestlich liegenden Areal 1 zeigen.<br />

Hier wurden Erdgeschosse in Anbetracht <strong>des</strong> außen ansteigenden Niveaus kurzerhand<br />

in Keller umgewandelt und der erste Stock übernahm die Funktion <strong>des</strong> Erdgeschosses.<br />

Einige wenige Befunde lassen sich grob der Spätantike zuweisen, wobei<br />

jedoch von einer kompletten Umgestaltung dieses Bereichs ausgegangen werden<br />

muss, zumal die einst mehreren Gebäuden als Zugangsweg dienende Gasse im<br />

Norden durch eine Tür in einen verschließbaren Korridor umgewandelt worden war.<br />

Parallel zu den Arbeiten im Feld wurde mit der Aufnahme <strong>des</strong> Fundmaterials aus<br />

Areal 2 begonnen; bislang konnten 30.879 Fragmente statistisch erfasst werden. Aus<br />

Areal 2 wurden auch die Glasfunde bearbeitet: 1.284 Fragmente von Glasgefäßen<br />

wurden statistisch erfasst und in Farbgruppen eingeteilt und davon 166 Fragmente<br />

als diagnostische Stücke zeichnerisch dokumentiert und in einer Datenbank erfasst.<br />

Eine vorläufige Datierung konnte aufgrund der diagnostischen<br />

Fragmente auf die Jahrhunderte <strong>des</strong> mittleren/späten 1. Jahrhunderts<br />

n. Chr. bis in das 3. Jahrhundert n. Chr. festgelegt werden,<br />

wobei dieses Zeitfenster aufgrund der langen Laufzeiten mancher<br />

Gefäßformen vorerst nicht weiter eingegrenzt werden kann.<br />

In der Kampagne 2012 konnte die Aufnahme <strong>des</strong> keramischen<br />

Fundmaterials von Areal 13c abgeschlossen werden. Insgesamt<br />

wurden 75.165 Fragmente statistisch erfasst, von denen 6.676 diagnostische<br />

Stücke zeichnerisch dokumentiert und in einer Datenbank<br />

aufgenommen wurden. Das Material lässt sich auf sechs<br />

Bauphasen aufteilen, die anhand der numismatischen Auswertung<br />

vom 3. Jahrhundert v. bis in die Mitte <strong>des</strong> 5. Jahrhunderts n. Chr.<br />

Syene, ptolemäische Schüssel (Foto N. Gail)<br />

datieren. Durch die Erschließung neuer Tonlagerstätten, die vor allem<br />

am Westufer <strong>des</strong> Nils in der Nähe der Sandsteinbrüche angenommen werden,<br />

entwickelte sich die Region von Syene spätestens in der frühen römischen Kaiserzeit<br />

zu einem bedeutenden Produktionszentrum von Keramik. Obwohl in Syene und<br />

Umgebung selbst noch keine Töpferöfen gefunden wurden, konnte Töpferabfall, wie<br />

ungebrannte und überfeuerte Gefäße oder Rohtonklumpen, sichergestellt werden,<br />

106


ZWEIGSTELLE KaIro<br />

der die Annahme einer Keramikproduktion in diesem Gebiet bestätigt. Allein die Tatsache,<br />

dass 98 % <strong>des</strong> gefundenen Tafelgeschirrs lokal hergestellt wurden, bezeugt<br />

die Bedeutung <strong>des</strong> ansässigen Töpfereigewerbes. Trotz mediterraner Beeinflussung<br />

blieben traditionelle Elemente in der Keramikproduktion von Syene erhalten. Dies<br />

betrifft insbesondere die Bemalung, die typisch für die ägyptische Keramik ist. Besonders<br />

in spätptolemäischer Zeit finden sich Gefäße mit Bemalung, die allerdings<br />

während der Kaiserzeit zu verschwinden scheint und sich erst in der Spätantike wieder<br />

großer Beliebtheit erfreute. Beim Tafelgeschirr werden bevorzugt Red-Slip-Ware-Schalen<br />

mit vegetabilem oder geometrischem Dekor verziert. Besonders beliebte<br />

Motive sind Pflanzen, die am Ufer <strong>des</strong> Nils zu finden sind, wie die Lotusblume und<br />

die Papyruspflanze. Zudem finden sich auch Gefäße, die aufgrund ihrer zweckmäßigen<br />

Form seit dem Neuen Reich unverändert scheinen. Dies betrifft hauptsächlich<br />

Schüsseln, Schalen und Teller, die als Vorratsgefäße dienten und mit einem charakteristischen<br />

Schnurdekor verziert sind. Dennoch finden sich einige Importe im<br />

Material von Areal 13c. Besonders stark vertreten sind Importe aus dem östlichen<br />

Mittelmeerraum. So finden sich mehrere Gefäße der Glanztonware, deren Herkunft<br />

vermutlich in Athen zu suchen ist. In spätptolemäischer und früher Kaiserzeit ist ein<br />

verstärkter Import der Eastern Sigillata zu beobachten, während sich westliche Produkte<br />

kaum finden. Ferner ist noch hervorzuheben, dass Amphoren im keramischen<br />

Fundmaterial von Areal 13c nur mit einem kleinen Prozentsatz vertreten sind. Hauptsächlich<br />

handelt es sich dabei um lokal produzierte Amphoren aus Nilschlamm, die<br />

sich aufgrund ihrer Randgestaltung in zwei Haupttypen unterscheiden lassen.<br />

Die Ausdehnung der spätantiken Siedlung auf Elephantine wird, basierend auf<br />

den bis dato untersuchten Bereichen innerhalb <strong>des</strong> Grabungsareals, auf ca. 6 ha<br />

geschätzt. Die drei Gebäudekomplexe (M10, K20 und K26), die für die Bearbeitung<br />

der spätantiken Keramik ausgewählt wurden, befinden sich südwestlich und<br />

nordwestlich <strong>des</strong> ehemaligen Chnumtempels. Bei dieser Bebauung handelt es sich<br />

mehrheitlich um Wohnhäuser mit vorgelagerten Hofarealen, die hauptsächlich als<br />

Stall, Kochbereich und Werkstätten dienten. Die Auswahl der Häuser basiert einerseits<br />

auf Befunden mit gut erhaltenem Fundmaterial und Ganzgefäßen, andererseits<br />

auf Straten, die für die Bauabfolge relevant waren. Im Mittelpunkt<br />

der Bearbeitung stehen neben der Entwicklung einer Typochronologie<br />

sowie einer absolutchronologischen Phaseneinteilung <strong>des</strong> Grabungsbefunds<br />

vor allem auch die Erforschung antiker Speise- und Trinksitten,<br />

die Rekonstruktion spätantiker Handelsbeziehungen sowie die<br />

Zusammenstellung von Rauminventaren. Trotz der Eingrenzung <strong>des</strong><br />

keramischen Materials beträgt die Summe der bis dato fundstatistisch<br />

erfassten Fragmente mehr als 53.000, wovon 5.376 diagnostische<br />

Scherben zu verzeichnen sind.<br />

Der Schwerpunkt der Arbeiten 2012 lag auf einer Auswertung <strong>des</strong><br />

Materials aus Gebäude K20. Zu verzeichnen ist ein auffallend hoher<br />

Anteil an Tafelgeschirr (34 %), ein relativ geringer Teil an Amphoren<br />

(19 %) und eine sehr geringe Menge an Küchenware (5 %). Mehr als<br />

80 % der diagnostischen Scherben und mehr als 60 % <strong>des</strong> gesamten<br />

keramischen Materials aus K20 wurden aus dem für die Region um<br />

Aswan typischen ›pink clay‹ produziert. Lagerstätten dieses pinkfarbenen<br />

Tons werden am Westufer <strong>des</strong> Nils in der Nähe der römischen<br />

Sandsteinbrüche angenommen. Spätantike Töpferöfen sowie zu hoch<br />

gebrannte Gefäßfragmente fanden sich in und neben der Klosteranlage<br />

<strong>des</strong> hl. Simeon aus der zweiten Hälfte <strong>des</strong> 6. Jahrhunderts n. Chr. Obwohl auf<br />

Elephantine selbst bislang noch keine Töpferöfen festgestellt wurden, konnten einzelne<br />

Ziegel von Keramikbrennöfen, ungebrannte Gefäße, Rohtonklumpen sowie<br />

Stempel und Modeln sichergestellt werden.<br />

So wird die Egyptian Red Slip A der Region Aswan zugeordnet. Das Formenspektrum<br />

dieser mit einem roten Überzug versehenen Ware besteht mehrheitlich aus fla-<br />

107<br />

Elephantine, spätantiker<br />

Pokal (Foto N. Gail)


Elephantine, spätantike<br />

Schale (Foto N. Gail)<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2012<br />

chen Formen wie Tellern oder Platten und weist nur gelegentlich tiefe Formen auf.<br />

Das gleiche Formenrepertoire, ebenfalls aus ›pink clay‹ hergestellt, wurde teilweise<br />

auch mit weißem Überzug versehen. Diese Ware ist aber auf Elephantine und<br />

auch an den restlichen Fundorten weit seltener zu verzeichnen als jene mit rotem<br />

Überzug. Sie scheint vor allem für den Export nach Nubien bestimmt gewesen zu<br />

sein, wo sie sehr zahlreich auftritt. Eine weitere Gruppe <strong>des</strong> Tafelgeschirrs bildet die<br />

sog. Aswan Fine Ware, die hauptsächlich in Schalen und Schüsseln auftritt.<br />

Mit lediglich 5 % bildet die Küchenware einen relativ geringen Anteil am gesamten<br />

keramischen Material. Dies könnte die mehrheitliche Verwendung von metallenem<br />

Küchengeschirr bedeuten oder auf zentrale Kochbereiche innerhalb der<br />

spätantiken Siedlung hinweisen. Im Gegensatz zur römischen Kaiserzeit ist im<br />

Fundmaterial von K20 ein starker Rückgang von Importamphoren zu bemerken –<br />

nur 13 % der gefundenen Amphorenfragmente stammen nicht aus Ägypten. Es<br />

kann somit angenommen werden, dass der spätantike Handel hauptsächlich auf<br />

regionale ägyptische Produkte spezialisiert war und wenige Güter aus dem Mittelmeerraum<br />

nach Elephantine gebracht wurden.<br />

Die Fabrikate der Keramik von Syene und Elephantine wurden 2012 einer eingehenden<br />

Analyse mit makroskopischen Methoden unterzogen. Anhand <strong>des</strong> Charakters,<br />

der Form und der Quantität der sichtbaren Mineral- und Gesteinseinschlüsse<br />

sowie organischer Partikel konnten repräsentative Fabrikatsgruppen gebildet und<br />

Einzelstücke diesen zugeordnet werden. Prinzipiell wird für die Klassifikation von<br />

Keramikfabrikaten in Ägypten das sog. Vienna System verwendet. Da dieses System<br />

aber für die Beschreibung pharaonischer Keramik entworfen wurde und sich<br />

nur eingeschränkt mit den griechisch-römischen Fabrikaten synchronisieren lässt,<br />

wurden im vorliegenden Projekt neue Kriterien eines Leitsystems für historische<br />

Keramik ausgearbeitet. Ein Hauptaugenmerk der archäometrischen Keramikanalysen<br />

liegt auf der genauen Definition <strong>des</strong> lokal in Assuan vorkommenden ›pink clay‹,<br />

welcher durch makroskopische, petrografische und chemische Signaturen Einzug<br />

in die Fachliteratur finden soll.<br />

Projektleitung: S. Ladstätter; wissenschaftliche Bearbeitung: J. Dorner, D. Katzjäger,<br />

L. Peloschek, L. Rembart, H. Schwaiger; Mitarbeit: C. Dalhed, C. Doppelhofer,<br />

J. Erci, N. Gail, M. Gitzl, N. Kertesz, A. Kirchknopf, T. Koch, H. Liedl, J. Politschnig,<br />

J. Stiller. Kooperation: C. v. Pilgrim und W. Müller (Schweizerisches Institut für ägyptische<br />

Bauforschung und Altertumskunde, Kairo)<br />

108


ZWEIGSTELLE KaIro<br />

1.3.2 Keramik <strong>des</strong> Mittleren Reichs und levantinische Importe in Assuan/Syene<br />

Die Bearbeitung der Keramik <strong>des</strong> Mittleren Reichs und der Zweiten Zwischenzeit in<br />

Syene wurde von I. Forstner-Müller im Rahmen einer Kooperation mit dem Schweizerischen<br />

Institut für Ägyptische Bauforschung und Altertumskunde fortgesetzt. Die<br />

Keramik <strong>des</strong> Mittleren Reichs und der Zweiten Zwischenzeit <strong>des</strong> Assuan/Syene-<br />

Projekts wurde fertig aufgenommen, der Katalog erstellt, alle Objekte sind digitalisiert.<br />

Es wurde begonnen, die Befunde und Stratigrafie der betreffenden Keramikansammlungen<br />

zu untersuchen.<br />

Projektleitung: C. v. Pilgrim, W. Müller (Schweizerisches Institut für ägyptische Bauforschung<br />

und Altertumskunde, Kairo). Wissenschaftliche Bearbeitung: I. Forstner-<br />

Müller<br />

i.4 Hisn el-Bab<br />

Ein Oberflächensurvey von Hisn el­Bab, den P. Rose und A. Gascoigne 2007 durchgeführt<br />

hatten, zeigte zwei Festungen: eine frühere, wahrscheinlich spätrömische<br />

Struktur, und eine spätere Festung aus dem frühen Mittelalter, die wahrscheinlich<br />

nubischen Ursprungs ist. Die Festungen lagen auf der Spitze der Felswand an der<br />

östlichen Nilbank und setzten sich zum Nil hin fort. Sie befanden sich an der antiken<br />

Grenze zwischen Ägypten und Nubien – dieser Standort bot die ausgezeichnete<br />

Möglichkeit, sowohl Bewegungen am und entlang dem Nil zu kontrollieren als<br />

auch solche im Hinterland zu beobachten. Die Ziele der ersten Grabungskampagne<br />

2012 waren es, einen genaueren Plan der ›älteren‹ Festung zu erstellen, die<br />

Beschaffenheit und Tiefe der archäologischen Überreste zu testen sowie Material<br />

zur Datierung der Strukturen zu bergen. Die Arbeit konzentrierte sich auf ein Gebiet<br />

am nördlichen Ende <strong>des</strong> Fundplatzes, in dem die ›ältere‹ Festung von der frühen<br />

mittelalterlichen Struktur geschnitten wird und alte Raubgruben auf archäologische<br />

Schichten hinweisen.<br />

Die Mauerkronen und oberen Lagen der ›älteren‹ Festung wurden freigelegt. Dies<br />

zeigte, dass die ›ältere‹ Festung selbst aus zumin<strong>des</strong>t zwei Phasen bestand. In ihrer<br />

ältesten Phase war sie eine kleine, befestigte Struktur, die auf dem höchsten Punkt<br />

<strong>des</strong> Terrains saß und den Fluss überblickte; nur der östlichste Teil dieser Phase war<br />

erhalten. Die östliche Mauer war zur Gänze erhalten, mit Türmen in Hufeisenform<br />

an jedem Ende und einem zentral platzierten Eingang. Dieser wurde umgebaut und<br />

schließlich vermauert; von diesem Eingang ist noch der Holzbalken der Türkonstruktion<br />

in situ erhalten. Die Mauern der Festung bestanden aus Bruchstein zwischen<br />

unbearbeiteten Felsbrocken, die in orangefarbigen Mörtel eingelassen waren; dieser<br />

war vermutlich lokal hergestellt worden. Die Außenwände waren dick verputzt,<br />

109<br />

Assuan/Syene, nubische<br />

Keramik <strong>des</strong> Späten<br />

Mittleren Reichs (Foto<br />

A. Krause)


Hisn el-Bab, Überblicksplan<br />

(Planerstellung<br />

P. Collet)<br />

um die Lücken zwischen den Felsbrocken zu füllen. Die frühe Festung scheint aus<br />

dem 4.–5. Jahrhundert zu sein (zeitliche Einordnung anhand der architektonischen<br />

Parallelen). Die Festung ist nur noch in Fundamentlage erhalten.<br />

Diese kleine, befestigte Anlage wurde durch zusätzliche Mauern, die eine weitaus<br />

größere Fläche <strong>des</strong> oberen Teils der Felswand umfassten, vergrößert. Ein kleiner<br />

Bereich dieser Mauern wurde freigelegt. Die 3,2 m breite Mauer war, wie die ›ältere‹<br />

Festung, aus unbearbeiteten Steinen, die in Mörtel eingefasst wurden, erbaut. Die<br />

gut erhaltene südliche Flanke der Mauer zeigte, dass der Mörtel dick um die Steine<br />

geschmiert wurde, um eine mehr oder weniger vertikale Außenwand herzustellen.<br />

Spuren von Lehmziegeln in den umliegenden Überresten deuten darauf hin, dass<br />

die oberen Teile der Mauer aus diesem Material errichtet worden waren.<br />

An die Innenseite der Nordwand waren Mauern aus Felsbrocken, die mit kleinen<br />

Steinen im Lehmmörtel zusammengefügt wurden, angebaut. Die Mauern umschlossen<br />

zwei Räume, wovon der westliche (Areal 3) eine Bank an der westlichen und<br />

eine weitere kleinere Bank an der südlichen Wand hatte. Der Originallehmboden<br />

konnte freigelegt werden. Untersuchungen unterhalb dieses Bodens zeigten, dass<br />

der Raum über Lagen organischen Materials (große Mengen an Schaf-/Ziegendung)<br />

errichtet worden war. Ähnliche Mengen wurden außerhalb der Strukturen vorgefunden.<br />

Im östlichen Raum (Areal 4) fand sich eine Bank mit einem erhöhten östlichen<br />

Ende, ähnlich den sog. Betten, die aus koptischen Klöstern der Spätantike bekannt<br />

sind. Im Bodenbereich fand sich ein gut gebauter tiefer, runder Keller oder eine<br />

110


Un teretagen struktur, die wahrscheinlich<br />

ursprünglich mit Steinplatten abgedeckt<br />

war. Die Steinplatten waren in die Grube<br />

gestürzt, wodurch einige Keramikgefäße<br />

zerbrochen waren.<br />

Eine weitere Kellerstruktur, diesmal<br />

rechteckig, lag in dem Raum unmittelbar<br />

im Süden. Auch diese war gut gebaut<br />

mit Spuren eines Lehmziegelgewölbes,<br />

das wahrscheinlich den Raum<br />

abdeckte. Die Höhe <strong>des</strong> Gewölbeauflagers<br />

legt nahe, dass der Raum zu<br />

niedrig war, um als Zimmer zu dienen,<br />

er fungierte vermutlich der Vorratshaltung.<br />

Die Ausgrabungen in diesem Areal<br />

sind noch nicht abgeschlossen.<br />

Westlich der Räume scheint sich ein<br />

Küchenbereich zu erstrecken (Areal 1).<br />

Dort wurde eine große Anzahl an zerbrochenen Behältern mit Nahrungsmitteln wie<br />

Oliven, Linsen, Trauben und Getreide gefunden, aber auch Überreste von Glasbehältern,<br />

Seil, Leder und Stoffen. Der Bereich war stark durch Feuer beschädigt – besonders<br />

der nördlichen Wand entlang wurden viele verbrannte Holzstücke gefunden.<br />

Der Zustand <strong>des</strong> Raumes und der Nahrungsmittel, die gefunden<br />

wurden, könnte darauf hinweisen, dass das Areal in Eile verlassen<br />

worden war. Auf dem Boden, auf dem die zerschlagenen<br />

Behälter gefunden wurden, lag eine Münze <strong>des</strong> spätrömischen<br />

Kaisers Herakleios (610–641 n. Chr.). Eine weitere Münze <strong>des</strong>selben<br />

Herrschers wurde auf dem Boden in Areal 3 gefunden.<br />

Auch die Grabungen in Areal 1 sind noch nicht abgeschlossen.<br />

Östlich der Räume erstreckte sich eine wahrscheinlich offene<br />

Fläche (Areal 2), die mit großen Schuttmengen bedeckt war.<br />

Dazwischen wurde ein Skelett mit einer Beinwunde gefunden;<br />

es scheint mit dem Schutt hineingeworfen worden zu sein.<br />

Eisenartefakte, insbesondere große Nägel und Pfeilspitzen,<br />

waren neben der Keramik die häufigsten Funde in den ausgegrabenen<br />

Arealen. Weiters wurden einige Fragmente von<br />

Pfeilschäften gefunden. Ungewöhnlicher waren drei Nadeln,<br />

zwei aus Eisen und eine aus Holz für Korbmacherei oder Lederarbeit<br />

(?). Die große Menge an Keramik soll in kommenden<br />

Kampagnen untersucht werden; das meiste stammt aus dem<br />

6./7. Jahrhundert. Auch viele archäobotanische Proben aus<br />

dem Küchenareal (Areal 1) sollen in den nächsten Kampagnen<br />

untersucht werden, doch zeigt sich bereits jetzt die Fülle an Material,<br />

um die Nahrungsmittelwirtschaft der Hisn el-Babs untersuchen<br />

und verstehen zu können.<br />

Die einzige Arbeit an der frühmittelalterlichen Festung war<br />

die Lokalisierung eines Eingangs. Dazu wurde der Schutt einer<br />

ihrer Türme (Turm N) weggeräumt. Der Eingang konnte wie vermutet in diesem<br />

Bereich festgestellt werden. Er wurde mehrmals blockiert und in der letzten Phase<br />

durch eine massive Mauer quer über den Eingang von der Innenseite her vermauert.<br />

Ursprünglich war er z. T. mit einem Lehmziegelgewölbe überdacht gewesen.<br />

Projektleitung: P. Rose; logistische Unterstützung: W. Müller (Schweizerisches Institut<br />

für Ägyptische Bauforschung und Altertumskunde); Mitarbeit: G. Pyke, A. Clapham,<br />

P. Collet, M. Lehmann, G. Trully, M. Harrison; M. Döring-Williams, I. Mayer,<br />

T. Mitterecker (3-D-Scanning)<br />

111<br />

Hisn el-Bab, Eingang der<br />

späteren (nubischen)<br />

Befestigungsanlage<br />

(Foto P. Rose)<br />

Hisn el-Bab, im Schutt<br />

deponiertes Skelett<br />

mit Beinwunde<br />

(Foto M. Harrison)


Blick von der Festung Hisn<br />

el-Bab zum nubischen Dorf<br />

Bab (Foto L. Fliesser)<br />

Nubisches Dorf Bab (Foto<br />

L. Fliesser)<br />

Erhaltene Gebäude im<br />

nubischen Dorf Bab (Foto<br />

L. Fliesser)<br />

112


i.5 Kulturanthropologische Fallstudie in verlassenen nubischen Dörfern in<br />

ober ägypten – Kulturelle Formierungsprozesse und deren transformation<br />

zu archäologischen Befundkontexten<br />

Der Bau <strong>des</strong> Britischen Staudamms (1898–1902) bei Aswan in Oberägypten und <strong>des</strong><br />

später errichteten Hochdamms (1960–1971) hatte durch die Erhöhung <strong>des</strong> Wasserstan<strong>des</strong><br />

eine Überflutung großer Teile <strong>des</strong> nubischen Siedlungsgebiets an den Ufern<br />

<strong>des</strong> Nils zur Folge. Während sich die Rettungsaktionen unter der Schirmherrschaft<br />

der UNESCO auf pharaonische und griechisch-römische Altertümer konzentrierten,<br />

fand das kulturelle Erbe der umgesiedelten Bevölkerung wenig Beachtung.<br />

Im Zuge der Erkundung der unmittelbaren Umgebung von Hisn el-Bab im Rahmen<br />

<strong>des</strong> aktuellen archäologischen Forschungsprojekts fiel die Aufmerksamkeit auf zwei<br />

verlassene nubische Dörfer, die nördlich der Festung am Fuß <strong>des</strong> steil abfallenden<br />

Hangs <strong>des</strong> Hochplateaus liegen. Die Lehmziegelbauten sind in überraschend gutem<br />

Zustand bis zur Dachkonstruktion erhalten. Eine erste Sichtung frühen Kartenmaterials<br />

und historischer Fotografien ergab, dass diese Dorfstrukturen nicht vor 1895 an<br />

dieser Stelle errichtet worden sein konnten, aber bereits in den 1930er Jahren wieder<br />

verlassen wurden, als die zweite Erhöhung <strong>des</strong> britischen Damms weitere Überflutungen<br />

verursachte. Durch die schwere Erreichbarkeit der verlassenen Dörfer sind<br />

nachträgliche Plünderungen oder andere Umlagerungsprozesse in großem Stil auszuschließen,<br />

sodass diese Siedlungen den äußerst seltenen Fall einer sehr kurzen<br />

Nutzungsdauer kombiniert mit einer systematischen Aufgabe präsentieren.<br />

Das neue Projekt beinhaltet eine kulturanthropologische Fallstudie in diesen<br />

verlassenen Siedlungen. Die Dokumentation von Architektur samt zugehörigem<br />

Fundinventar soll hinsichtlich der Frage analysiert werden, was in einer systematisch<br />

verlassenen Siedlung zurückbleibt und inwiefern die Befund- und Fundensembles<br />

auf die Lebensumstände der Bewohner schließen lassen. Darüber hinaus<br />

sollen kultur- und sozialanthropologische Feldstudien in den noch bewohnten nubischen<br />

Siedlungen in unmittelbarer Umgebung die Untersuchung vervollständigen,<br />

um jene Schlussfolgerungen, die aus der Analyse der Architektur und <strong>des</strong> Fundmaterials<br />

gezogen wurden, zu überprüfen. Durch die interdisziplinäre Methodenkombination<br />

werden Standardinterpretationen hinterfragt, adaptiert und korrigiert,<br />

wodurch sich eine außergewöhnliche Dokumentation nubischer Kultur ergibt. Die<br />

geplanten Forschungen stellen darüber hinaus einen Beitrag zur Diskussion um<br />

kulturelle Formierungsprozesse und deren Transformation zu archäologischen Befundkontexten<br />

dar.<br />

Projektleitung: I. Forstner-Müller; wissenschaftliche Bearbeitung: L. Zabrana; Mitarbeit:<br />

F. Fichtinger, L. Fliesser, C. Kurtze. Kooperation: N. El-Shohoumi (Granada)<br />

i.6 Sesebi (Sudan)<br />

2012 wurden Überreste, die unter der nördlichen Umfassungsmauer liegen (Areal<br />

17), der Haupttempel (Areal 16) und eine Steinstruktur außerhalb der südöstlichen<br />

Ecke der Umfassung (Areal 11) erstmals archäologisch untersucht. Die Freilegung<br />

<strong>des</strong> nördlichen Schreins zwecks architektonischer Aufnahme (Areal 18) wurde fortgesetzt.<br />

Der Haupttempel wurde weiter freigelegt und aufgenommen, insbesondere<br />

konzentrierten sich die Arbeiten auf den nördlichen Teil der Struktur einschließlich<br />

der Baurampe (Areal 20). Weitere Tätigkeiten umfassten die epigrafische Aufnahme<br />

der Säulenfundamente im Haupttempel und die Keramikanalyse.<br />

Areal 17 erstreckt sich über 138 m² entlang einem Teil der nördlichen Umfassungsmauer<br />

der späten 18. Dynastie (Echnaton). In diesem Areal war die Wand<br />

stark erodiert und durch Tierbauten gestört, wodurch ältere Schichten zum Vorschein<br />

kamen. Ziel war es hier, diese Bestandteile zu definieren und aufzuzeichnen,<br />

um die Aktivitäten vor der späten 18. Dynastie besser zu verstehen.<br />

113


Sesebi, Überblicksplan von<br />

Sesebi und Areal 17 (Planerstellung<br />

P. Collet)<br />

Die Grabungen haben drei Haupthasen der Aktivität aufgezeigt. Die früheste beinhaltet<br />

die Konstruktion und Benutzung einer Gruppe einfacher Lehmziegelstrukturen<br />

(Räume, wahrscheinlich Beginn der 18. Dynastie). Die Mauerstärken sind im<br />

Allgemeinen nur einen Ziegel breit, und selten sind mehr als zwei bis drei Lagen erhalten.<br />

Ihre Orientierung unterscheidet sich von der darüberliegenden Umfassungsmauer.<br />

Es ist nicht klar, wie diese Räumlichkeiten betreten wurden oder ob sie ein<br />

Dach hatten: Es wurden kaum Trümmer von Dachkonstruktionen gefunden, jedoch<br />

könnten die sauberen Lehmböden der Räume darauf hinweisen.<br />

Die nächste Phase (wahrscheinlich Mitte der 18. Dynastie) erlebte die Aufgabe<br />

und zumin<strong>des</strong>t den teilweisen Einsturz der Strukturen sowie die Ansammlung von<br />

Aschemengen. Die Ascheablagerungen können mit einer Anzahl runder Gruben in<br />

Verbindung gebracht werden, von denen einige durch Kanäle verbunden waren und<br />

die große Mengen Kohle beinhalteten. Jedoch wurden keine anderen Materialien gefunden,<br />

die ihren Verwendungszweck erklären könnten. Schließlich wurde die Umfassungsmauer<br />

für den Tempel und den Siedlungskomplex der späten 18. Dynastie<br />

über die zerstörten Überreste und die Ascheschichten gebaut.<br />

Die Keramik <strong>des</strong> Areals 17 ist besonders wichtig, da sie aus ungestörten Schichten<br />

kommt. Die frühe Phase birgt eine größere Menge lokaler nubischer Keramik,<br />

als dies in den späteren Phasen der Fall ist, und wirft Fragen bezüglich der ethnischen<br />

Zugehörigkeit der Bewohner sowie der Beziehung zwischen den einheimischen<br />

Nubiern und den neu angekommenen ägyptischen Besetzungsmächten auf.<br />

Im Areal 11 wurde in einem Bereich gegraben, der an ein monumentales Steinpo<strong>des</strong>t<br />

außerhalb der südöstlichen Ecke der Umfassung angrenzt. Die Plattform<br />

enthält wiederverwendete Säulentrommeln in ihrem Mauerwerk, wie man sie auch<br />

im Haupttempel findet, und legt eine ähnliche Datierung nahe – wahrscheinlich<br />

19. Dynastie. Sie zeigt auch, dass sich die Besiedelung zu dieser Zeit über die<br />

Beschränkung der Umfassungsmauer ausgedehnt hatte. Eine dicke Schicht aus<br />

Steinsplittern erstreckt sich nach Norden und Süden über die Plattform hinaus. Die<br />

Herkunft dieser Steinsplitter ist bisher unklar.<br />

Im Areal 16, im Raum 2 <strong>des</strong> Haupttempels (späte 18. Dynastie), wurden die<br />

2011 begonnenen Grabungen beendet. Über dem Originalboden befand sich eine<br />

114


Nachnutzungsschicht, darüber lagen architektonische Reste, die mit einer rituellen<br />

Deponierung, die unter einer hinzugefügten Wand in der südwestlichen Ecke von<br />

Areal 16 situiert worden war, in Zusammenhang stehen. Diese Deponierung enthielt<br />

viele zerbrochene Brotformen, von denen min<strong>des</strong>tens zwei Spuren von Beschriftung<br />

in schwarzer Tinte zeigten. Alle Brotkegel waren in der Mitte zerbrochen und<br />

die spitzen Unterteile verkehrt herum aufgestellt. Andere Keramikfragmente waren<br />

verbrannt und zeigten Spuren von Räucherwerk. Eine zerbrochene Vogelfigur (?)<br />

und ein zerbrochenes röhrenförmiges Objekt aus geschliffenem roten Jaspis kamen<br />

auch aus dieser Deponierung. Keramik und Objekte könnten als Teil einer Zeremonie<br />

zur ›Wieder­Gründung‹ rituell zerbrochen worden sein, wobei der Inhalt dieser<br />

Deponierung verglichen mit bekannten Fundamenteinlagen ungewöhnlich ist.<br />

Die Rampe zwischen der Umfassungsmauer<br />

und dem Haupttempel (Areal 20) wurde untersucht,<br />

um ihre Konstruktionstechnik, ihren Zweck und ihre<br />

Datierung zu klären. Es zeigte sich, dass die Rampe<br />

zu der ersten Erbauung <strong>des</strong> Tempels gehörte, aber<br />

es bleibt unklar, ob sie einen rein bautechnische<br />

Funktion hatte, nämlich den Transport von Steinblöcken,<br />

oder ob es einen rituellen Aspekt gab.<br />

Die Keramikanalyse dokumentierte eine Bandbreite<br />

von der sehr frühen und mittleren 18. Dynastie in<br />

Areal 17 bis hin zum späteren Neuen Reich (Areal 16).<br />

Die Untersuchung der Keramik aus der Siedlung der späten 18. Dynastie begann<br />

basierend auf Oberflächenmaterial, da sehr wenig geschichtetes Material von dieser<br />

Periode übrig ist (diese Schichten waren in den 1930er Jahren komplett ausgegraben<br />

worden). Erste Betrachtungen dieses Materials deuten darauf hin, dass<br />

die Töpferware lokal hergestellt worden war und sich ihre Formen<br />

stark an dem Repertoire der früheren 18. Dynastie orientieren,<br />

nicht an dem zeitgenössischen Repertoire in Ägypten. Insbesondere<br />

unterscheidet es sich maßgeblich von dem Keramik repertoire<br />

in Amarna, einer zeitgleichen Gründung Echnatons. Die Keramik<br />

ist eher minderwertig angefertigt und fast gänzlich aus Nil-Ton.<br />

Handgemachte nubische Töpferware ist unter dem Material in den<br />

Scherbenkippen kaum vorhanden, somit unterscheidet sich die<br />

Keramik merklich von den Vorkommen der früheren 18. Dynastie<br />

in Areal 17. Das Repertoire der späten 18. Dynastie enthält auch<br />

importierte Transportbehälter aus Mergelton aus Ägypten und den<br />

westlichen Oasen sowie einige Amphoren aus der Levante.<br />

Die Untersuchung der Architektur <strong>des</strong> Haupttempels wurde fortgesetzt.<br />

Die Freilegung im nördlichen Teil <strong>des</strong> Tempels offenbarte eine Anzahl architektonischer<br />

Merkmale, die in Beziehung zu einem früheren Plan der Struktur<br />

zu stehen scheinen. Das Reinigen <strong>des</strong> Tempeleingangsbereichs zeigte, dass der<br />

Tempel in eine alluviale Ebene hineingeschnitten und in Kasemattenkonstruktion<br />

gebaut worden zu sein scheint, wobei abwechselnde Lagen aus Schutt und alluviale<br />

Ablagerungen die Lagen der Steinblöcke ausgleichen. Beim Reinigen der Tempelwände<br />

wurde auf einem der Blöcke der östlichen Wand das große Graffiti eines<br />

nubischen Kopfes gefunden. Dieses datiert wahrscheinlich in die meroitische Zeit,<br />

was besonders interessant ist, da es wenig bekannte meroitische Aktivität in Sesebi<br />

gibt. Dieser Fund liefert auch einen terminus ante quem.<br />

Auch die epigrafischen Untersuchungen der Tempelsäulen wurden fortgesetzt<br />

(gefesselte Gefangene mit Ortsnamen). Ein kleiner Schrein, der wahrscheinlich auch<br />

in Echnatons Herrschaft datiert, wurde freigelegt und architektonisch dokumentiert.<br />

Projektleitung: P. Rose, K. Spence (Universität Cambridge); Mitarbeit: R. Bradshaw,<br />

P. Collet, A. Garnett, A. Hassan (National Corporation for Museums and Antiquities,<br />

Khartoum), A. Masson, A. Stevens<br />

115<br />

Sesebi, Schichtenpaket<br />

aus der frühen 18. Dynastie<br />

unter der Umfassungsmauer<br />

der späten 18. Dynastie<br />

(Foto A. Stevens)<br />

Sesebi, Brotformen mit<br />

Beschriftung aus dem<br />

Gründungsdepot (Foto<br />

A. Masson)


WiSSenSCHaFtliCHe VortrÄge 2012<br />

(von Institutsangehörigen und projektgebundenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu Forschungsprojekten<br />

<strong>des</strong> ÖAI)<br />

Forschungen in der türkei<br />

M. Aurenhammer, Zur Skulpturenausstattung <strong>des</strong> kaiserzeitlichen Theaters in Ephesos, Jahresabend <strong>des</strong><br />

ÖAI Athen, 16. 3. 2012.<br />

M. Aurenhammer, Von der kaiserzeitlichen zur spätantiken Stadt. Skulpturenausstattung im öffentlichen<br />

Raum, Vortragsreihe »Ephesos« am Kunsthistorischen Museum, Wien, 18. 4. 2012.<br />

M. Aurenhammer – G. Plattner, Der Eroten-/Satyrfries vom Theater in Ephesos, 14. Österreichischer<br />

Archäologentag, Karl-Franzens-Universität Graz, 19.–21. 4. 2012.<br />

B. Horejs, Von der Sesshaftwerdung zu protourbanen Gesellschaften in Westanatolien. Ergebnisse und<br />

offene Fragen, Universität Mainz, 18. 1. 2012.<br />

B. Horejs, Das prähistorische Ephesos. Leben, Umwelt und Landschaft in der Urgeschichte, Vortragsreihe<br />

»Ephesos« am Kunsthistorischen Museum, Wien, 1. 2. 2012.<br />

B. Horejs, The Western Anatolian coast in the 4th millennium B.C. Raw materials, technologies and pottery<br />

style as chronological or cultural patterns?, Internationaler Workshop »Chronologies Lithics and<br />

Metals. Late Neolithic and Copper Age in the eastern part of the Carpathian Basin in the Balkans«,<br />

Budapest, 30. 3.–1. 4. 2012.<br />

B. Horejs, Mitten drin oder nur dabei? Zur unterschiedlichen Rohstoffnutzung am Beginn der Bronzezeit in<br />

Westanatolien, AG Bronzezeit »Ressourcennutzung, Handel, Distribution – Zugang zu und Kontrolle<br />

von Rohstoffen«, Brandenburg, 16.–17. 4. 2012.<br />

B. Horejs, Neolithic Western Anatolia: Chronology, Sites and Raw Materials, Marie Curie Project »BEAN«<br />

Kickoff-meeting »A Short Walk from Anatolia to the Balkans, Belgrad, 4.–8. 7. 2012.<br />

B. Horejs, Neue Forschungen zu einem ›missing link‹ in der Urgeschichte: Prozesse und Wege <strong>des</strong><br />

Neolithikums von Anatolien nach Europa, Gesamtsitzung der <strong>Österreichischen</strong> Akademie der Wissenschaften,<br />

Wien, 16. 11. 2012.<br />

B. Horejs – A. Galik, Neolithische Wirtschaftsformen als Basis kultureller Interpretationen in Westanatolien,<br />

DAI Netzwerktreffen »Wirtschaft als Machtbasis – Vormoderne Wirtschaftssysteme in Anatolien«,<br />

Istanbul, 25.–26. 5. 2012.<br />

B. Horejs – D. Knitter – M. Bergner – B. Schütt – M. Meyer, Concepts of Centrality and Models of Exchange<br />

in prehistoric western Anatolia, 2nd International Landscape Archaeology Conference (LAC),<br />

Berlin, 6.–9. 6. 2012.<br />

M. Kerschner, Natur am Rand der Stadt: Die Bedeutung von Wasser und Fels in den vorrömischen Kulten<br />

von Ephesos, Internationales Kolloquium »Natur – Kult – Raum«, Paris-Lodron-Universität Salzburg,<br />

20.–22. 1. 2012.<br />

M. Kerschner, New research on Ephesos up to its refoundation by king Lysimachos: recent fieldwork<br />

on Panayırdağ and its implications for the pre­Hellenistic development of the city and for the cult of<br />

Meter, »New Research in Anatolia«, Oxford, Faculty of Classics, Archaeology Seminar, 13. 2. 2012.<br />

M. Kerschner, »Alles fließt« – Wie sah Ephesos zur Zeit <strong>des</strong> Philosophen Heraklit aus?, Vortragsreihe<br />

»Ephesos« am Kunsthistorischen Museum, Wien, 29. 2. 2012.<br />

M. Kerschner, Settlements in Ionia during the 8th and early 7th century BC: expansion into the landscape,<br />

Konferenz »Zagora in Context. Settlements and Intercommunal Links in the Greek Early Iron Age«,<br />

Athen, 20.–22. 5. 2012.<br />

M. Kerschner, New research on Ephesos up to its refoundation by king Lysimachos: recent fieldwork at a<br />

fortified settlement on Panayırdağ and its implications for the pre­Hellenistic development of the city,<br />

Institut Ausonius Maison de l’archéologie, Universität Bordeaux 3, 15. 11. 2012.<br />

M. Kerschner, Die Befestigungen <strong>des</strong> vorhellenistischen Ephesos: Archäologischer Befund und Schriftquellen,<br />

»Fokus Fortifikation«. Conference on the Research of Fortifications in Antiquity at the Danish<br />

Institute at Athens, 6.–9. 12. 2012.<br />

M. Kerschner, Die Forschungen zum frühen Ionien 2012: Ephesos, Milet und Teos, Workshop »Leistungsbericht<br />

ÖAI 2012«, ÖAI Wien, 10. 12. 2012.<br />

M. Kerschner – K. Konuk, Electrum Coins Found and Their Archaeological Context. The Case of the<br />

Artemision of Ephesus, Internationaler Kongress »White Gold: Revealing the World’s Earliest Coins«,<br />

Jerusalem, The Israel Museum, 25.–26. 6. 2012.<br />

M. Kerschner – K. Konuk, L’Artémision d’Ephèse et les premières monnaies d’électrum à la lumière du<br />

contexte archéologique, Institut Ausonius Maison de l’archéologie, Universität Bordeaux 3, 14. 11.<br />

2012.<br />

Z. Kuban, Das andere Tor, »Turm und Tor. Siedlungsstrukturen in Lykien und benachbarten Kulturlandschaften.<br />

Kolloquium in Gedenken an Thomas Marksteiner«, KHM Wien, 9.–10. 11. 2012.<br />

116


S. Ladstätter, Ephesos – eine antike Großstadt, Rotary Club, Wien, 10. 1. 2012.<br />

S. Ladstätter, Neue Forschungen in Ephesos, Vortragsreihe »Ephesos« am Kunsthistorischen Museum,<br />

Wien, 11. 1. 2012.<br />

S. Ladstätter, Ephesos – auf den Spuren <strong>des</strong> hl. Paulus, Dompfarre St. Stephan, Wien, 12. 1. 2012.<br />

S. Ladstätter, Wirtschaftsmetropole Ephesos, Wirtschaftskundliches Realgymnasium, Graz, 30. 1. 2012<br />

und Liberaler Club, Wien, 6. 3. 2012.<br />

S. Ladstätter, Ephesus 2011, 4. Ephesos-Tag am <strong>Österreichischen</strong> Kulturforum Istanbul, 2. 3. 2012.<br />

S. Ladstätter, Ephesos in Late Antiquity, Archäologisches Institut, Zagreb, 7. 3. 2012.<br />

S. Ladstätter, Terrace House 2 in Ephesos, Universität Zadar, 8. 3. 2012, und Universität Cambridge,<br />

17. 5. 2012.<br />

S. Ladstätter, Ephesos in Late Antiquity and Beyond, Universität Oxford, 16. 5. 2012.<br />

S. Ladstätter, Moderne Methoden der Archäologie und neue Erkenntnisse aus der Forschung in Ephesos,<br />

Verband der Professoren der Technischen Universität, Wien, 26. 3. 2012.<br />

S. Ladstätter, Neue Forschungen in Ephesos, Gesellschaft der Freunde Carnuntums, Wien, 28. 3. 2012.<br />

S. Ladstätter, Ephesos. Kaiserzeitliche Metropole, spätantikes Pilgerheiligtum und byzantinisches Kastron,<br />

Universität Basel, Zürich und Bern, 16.–18. 4. 2012.<br />

S. Ladstätter, Efes 2011, The 34th International Symposium of Excavations, Surveys and Archaeometry,<br />

Çorum, 28. 5.–1. 6. 2012.<br />

S. Ladstätter, Faszination Archäologie, Bun<strong>des</strong>gymnasium Völkermarkt, 24. 9. 2012.<br />

S. Ladstätter, Ephesos im Spannungsfeld zwischen Archäologie und Tourismus, Ennstaler Kreis, Ramsau,<br />

6. 10. 2012.<br />

S. Ladstätter, The many Faces of Ephesos. On Excavating Archaeological Treasures and Educating<br />

Tourists, Österreichische Botschaft, Washington, DC, 15. 10. 2012, und Österreichisches Generalkonsulat,<br />

New York, NY, 17. 10. 2012.<br />

S. Ladstätter, Ephesus in Late Antiquity and Beyond, Kress Lecture, Princeton University, Princeton, NJ,<br />

16. 10. 2012, und Kress Lecture, Stanford University, Stanford, CA, 19. 10. 2012.<br />

S. Ladstätter, Living in Roman Luxury: Terrace House 2 at Ephesos, Kress Lecture, Getty Villa, Pacific<br />

Palisa<strong>des</strong>, CA, 20. 10. 2012.<br />

S. Ladstätter, Ephesos. Harbor, City and Hinterland, Kress Lecture, UCSB Campus, Santa Barbara, CA,<br />

22. 10. 2012, und Kress Lecture, University of Missouri, Columbia, MO, 25. 10. 2012.<br />

S. Ladstätter, Early Christian Ephesos, American Society of Ephesus, Kansas City, MO, 26. 10. 2012.<br />

S. Ladstätter, Ephesos. Ancient Metropolis, Modern Excavation Enterprise, Kress Lecture, Toledo Museum<br />

of Art, Toledo, OH, 28. 10. 2012.<br />

S. Ladstätter, Terrace House 2 in Ephesos, Kress Lecture, Wittenberg University, Springfield, OH, 28. 10.<br />

2012.<br />

S. Ladstätter, Ephesos. Ein Grabungsunternehmen zwischen Tradition und Moderne, Geist & Gegenwart,<br />

Graz, 12. 11. 2012.<br />

S. Ladstätter, Neue Forschungen in Ephesos, Türkische Botschaft, Wien, 22. 11. 2012.<br />

S. Ladstätter, Ephesos 2012, Festliche Jahresversammlung der Gesellschaft der Freunde von Ephesos,<br />

Wien, 27. 11. 2012.<br />

S. Ladstätter, Byzantine Ephesos – A City in Transition, Symposium »Ephesos from Late Antiquity to the<br />

Later Middle Ages«, RCAC Istanbul, 30. 11.–2. 12. 2012.<br />

S. Ladstätter, Ephesos 2012, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2012«, ÖAI Wien, 11. 12. 2012.<br />

S. Ladstätter, Ephesos. New Perspectives for an Old Excavation, Katholische Universität Leuven, 13. 12.<br />

2012.<br />

S. Ladstätter, Efes’in yeni sonuçları, Museum for Anatolian Civilization, Ankara, 27. 12. 2012.<br />

B. Marksteiner­Yener, Buzağlık. Ein Beispiel für ländliche Siedlungsstruktur in Zentrallykien/Istlada,<br />

»Turm und Tor. Siedlungsstrukturen in Lykien und benachbarten Kulturlandschaften. Kolloquium in<br />

Gedenken an Thomas Marksteiner«, KHM Wien, 9.–10. 11. 2012.<br />

M. Pliessnig, Planning the conservation of the so-called temple of Hadrian in Ephesus, 4. Ephesos-Tag<br />

am <strong>Österreichischen</strong> Kulturforum Istanbul, 2. 3. 2012.<br />

A. M. Pülz, Images on Byzantine Small Finds in Ephesus, 7th International RCAC Annual Symposium,<br />

Koç Universität Istanbul, 30. 11.–2. 12. 2012.<br />

A. M. Pülz, Die byzantinischen Kleinfunde und ihre Werkstätten in Ephesos, Workshop »Leistungsbericht<br />

ÖAI 2012«, ÖAI Wien, 11. 12. 2012.<br />

U. Quatember, Der Hadrianstempel – Hadrians Tempel? Archäologische und bauhistorische Untersuchungen<br />

an der Kurtenstraße in Ephesos, Technische Universität Darmstadt, Institut für Klassische<br />

Archäologie, 19. 1. 2012.<br />

U. Quatember, Der Hadrianstempel – Hadrians Tempel? Neue Forschungen zu dem Gebäude an der der<br />

Kuretenstraße in Ephesos, DAI Istanbul, 30. 1. 2012.<br />

U. Quatember, Foucault in Ephesos? Zur Anwendbarkeit philosophischer Raumtheorien in der archäologischen<br />

Bauforschung, Kolloquium »Diskussionen zur Archäologischen Bauforschung 11. Die Architektur<br />

<strong>des</strong> Weges – Gestaltete Bewegung im gebauten Raum«, DAI Berlin, Architekturreferat, 8.–11.<br />

2. 2012.<br />

U. Quatember – V. Scheibelreiter-Gail, »… und wurde in der Vorstadt begraben.« Der Monopteros <strong>des</strong><br />

Titus Flavius Damianos in Ephesos, 14. Österreichischer Archäologentag, Graz, 19. 4. 2012.<br />

U. Quatember – M. Pliessnig, Der sog. Hadrianstempel in Ephesos. Archäologie, Bauforschung und Restaurierung,<br />

ÖAI Wien, 3. 5. 2012.<br />

U. Quatember, Opus revinctum in Dome and Barrel Vault Constructions in Roman Asia Minor, 4th International<br />

Congress on Construction History, Paris, 3.–7. 7. 2012.<br />

117


K. Scheelen, Life and death after Ephesus. The medieval cemetery around the Türbe in the Artemision,<br />

4. Ephesos-Tag am <strong>Österreichischen</strong> Kulturforum Istanbul, 2. 3. 2012.<br />

M. Seyer, Monumental Tombs in Lycia, »Greek Monumental Tombs. Regional Patterns and their Reception<br />

in the Aegean World during the Classical and Hellenistic Burials«, Freie Universität Berlin, 10.–11.<br />

2. 2012.<br />

M. Seyer, Forschungen zur Urbanistik in Limyra/Lykien, 14. Österreichischer Archäologentag, Graz, 19.–<br />

21. 4. 2012.<br />

M. Seyer, Limyra 2011, The 34th International Symposium of Excavations, Surveys and Archaeometry,<br />

Çorum, 28. 5.–1. 6. 2012.<br />

M. Seyer, Zur Stadterweiterung Limyras in hellenistischer Zeit, »Turm und Tor. Siedlungsstrukturen in<br />

Lykien und benachbarten Kulturlandschaften. Kolloquium in Gedenken an Thomas Marksteiner«,<br />

KHM Wien, 9.–10. 11. 2012.<br />

M. Seyer, Vorbild im Monumentalen. Zur Entwicklung der Grabtypen in Lykien, Antikes Kunstmuseum<br />

Bonn, 14. 11. 2012.<br />

M. Seyer, Limyra 2011, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2012«, ÖAI Wien, 10.–11. 12. 2012.<br />

M. Steskal, Grabungen im Reich der Toten. Die Friedhöfe von Ephesos, Vortragsreihe »Ephesos« am<br />

Kunsthistorischen Museum, Wien, 2. 5. 2012.<br />

M. Steskal, Die Hafennekropole in Ephesos. Archäologie <strong>des</strong> To<strong>des</strong> in der Metropolis Asiae, Institut für<br />

Klassische Archäologie, LMU München, 7. 5. 2012 und Institut für Klassische Archäologie, Freie<br />

Universität Berlin, 21. 5. 2012.<br />

M. Steskal, Bathing in Ephesus in the Byzantine and Turkish Period, Symposium »Ephesos from Late<br />

Antiquity to the Later Middle Ages«, RCAC Istanbul, 1. 12. 2012.<br />

M. Steskal, Nekropolen/Ephesos, Hamam 4/Ephesos und Nag el-Tawil/Aswan – Forschungen 2012,<br />

Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2012«, ÖAI Wien, 10.–11. 12. 2012.<br />

M. Steskal, Baustruktur, Funktion und Zeit − Ephesische Monumentalbauten von der Kaiserzeit bis in die<br />

Spätantike als Träger öffentlicher und privater Selbstdefinition, Habilitationskolloquium am Institut für<br />

Klassische Archäologie der Universität Wien, 17. 12. 2012.<br />

J. Struber­İlhan, Thin­walled pottery from Ephesus. Vessel types in comparison with other sites in the<br />

Mediterranean, 4. Ephesos-Tag am <strong>Österreichischen</strong> Kulturforum Istanbul, 2. 3. 2012.<br />

H. Taeuber, The writings on the walls. What Graffiti can tell us about the life in ancient Ephesus, 4. Ephesos­<br />

Tag am <strong>Österreichischen</strong> Kulturforum Istanbul, 2. 3. 2012.<br />

S. Wefers, Wheels-Workshops. The Late Antique to Byzantine water-powered workshops in Hanghaus 2<br />

at Ephesus, 4. Ephesos-Tag am <strong>Österreichischen</strong> Kulturforum Istanbul, 2. 3. 2012.<br />

G. Wiplinger, Alternative Route Deviations due to Disruptions of Ancient Aqueducts using the Example of<br />

the Değirmendere Aqueduct at Ephesus, 3rd IWA Specialized Conference on Water and Wastewater<br />

Technologies in Ancient Civilisations, Istanbul, 21. 3. 2012.<br />

G. Wiplinger, Der Değirmendere­Aquädukt, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2012«, ÖAI Wien, 11. 12.<br />

2012.<br />

L. Zabrana, Ein neues Odeion für Ephesos, 4. Ephesos-Tag am <strong>Österreichischen</strong> Kulturforum Istanbul,<br />

2. 3. 2012.<br />

L. Zabrana, Das Artemision in römischer Zeit, Vortragsreihe »Ephesos« am Kunsthistorischen Museum,<br />

Wien, 14. 3. 2012.<br />

L. Zabrana, Das Artemison in römischer Zeit – neueste Forschungsergebnisse, Hauskolloquium, Freie<br />

Universität Berlin, 7. 5. 2012.<br />

L. Zabrana – S. Ladstätter, The Shelter Construction for Terrace House 2 in Ephesos – Unique Museum<br />

and Scientific Workshop, ICOMOS Symposium, New Acropolis Museum, Athen 23.–25. 5. 2012.<br />

L. Zabrana, Die sog. Tribüne in Ephesos, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2012«, ÖAI Wien, 10. 12.<br />

2012.<br />

Zentraleuropäische archäologie<br />

L. Fozzati – S. Groh – F. Maselli Scotti – E. Tortorici, Aquileia e il mare: porti e vie d’acqua, Konferenz »Le<br />

antiche vie di comunicazione nell’Alto Adriatic«, Piran, 26. 10. 2012.<br />

S. Groh, Aquileia – Roman trade center on the upper Adriatic Sea. New results on the urban topography,<br />

Archäologisches Museum Zagreb, 20. 4. 2012.<br />

S. Groh, Ricerche sull’urbanistica e le fortificazioni tardoantiche e bizantine di Aquileia. Risultati delle<br />

prospezioni geofisiche condotte dall’ÖAI nel 2011, Universität Padua, 26. 4. 2012.<br />

S. Groh, Aquileia – Die römische Handelsmetropole an der oberen Adria, Verein der Freunde <strong>des</strong> Kunsthistorischen<br />

Museums, KHM, Wien, 1. 6. 2012.<br />

S. Groh, New Research on the Urban Topography of Aquileia (Italy), International Mediterranean Survey<br />

Conference, Löwen, 15.–16. 6. 2012.<br />

S. Groh, Urbanistic studies in the western part of Aquileia, 2nd Workshop »The New Technologies for<br />

Aquileia«, Aquileia, 25. 6. 2012.<br />

S. Groh, Einführung in die Terra Sigillata, 2. Alpe-Adria-Workshop für Archäologie, ÖAI, Wien, 12. 9. 2012.<br />

S. Groh, Urbs or Suburbium – New Research on the Topography of Aquileia (Italy), International Survey<br />

Workshop, Pisa, 27. 10. 2012.<br />

S. Groh, Die römische Meeresvilla von Izola an der slowenischen Adriaküste, Verein der Freunde <strong>des</strong><br />

Kunsthistorischen Museums, KHM, Wien, 16. 11. 2012.<br />

118


S. Groh, <strong>Jahresbericht</strong> ZEA und Aquiliea, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2012«, ÖAI Wien, 11. 12.<br />

2012.<br />

S. Groh – B. Komoróczy – M. Vlach, Engelhartstetten (Lower Austria) – Roman Military Camp on the<br />

Barbarian Territory north of Carnuntum, XXII. Limeskongress in Ruse (Bulgarien), 6.–11. 9. 2012.<br />

S. Groh – B. Komoróczy – M. Vlach, Recent researches of the Roman military camps on the barbarian<br />

territory north of Carnuntum, 24. Internationales Symposion »Grundprobleme der frühgeschichtlichen<br />

Entwicklung im mittleren Donauraum. Neue Forschungen zu den Markomannenkriegen: Zeitliches<br />

und räumliches Umfeld – Ursache, Verlauf, Auswirkungen«, Smolenice, Slowakische Republik,<br />

12. 12. 2012.<br />

S. Groh – S. Schmid, Neue Evidenzen zu den Markomannenkriegen in Noricum (Pöchlarn und Mautern<br />

a. d. Donau), 24. Internationales Symposion »Grundprobleme der frühgeschichtlichen Entwicklung<br />

im mittleren Donauraum. Neue Forschungen zu den Markomannenkriegen: Zeitliches und räumliches<br />

Umfeld – Ursache, Verlauf, Auswirkungen«, Smolenice, Slowakische Republik, 12. 12. 2012.<br />

S. Groh – H. Sedlmayer, Description of the preliminary results of the geophysical survey, Präsentation<br />

– Pressekonferenz »The unknown Houses and Streets of Aquincum and Carnuntum«, Aquincum<br />

Museum, Budapest, 25. 5. 2012.<br />

C. Hinker, Die römische Villa von Bruckneudorf, Führung und Vortrag für das Bun<strong>des</strong>denkmalamt, Abt.<br />

Bodendenkmlapflege, Bruckneudorf 28. 6. 2012.<br />

C. Hinker, Materielle Kultur und urbaner Raum – Pompeji-Prämisse in Flavia Solva, Internationales<br />

ÖGUF-Symposion 2012 »Raum und Funktion im Lichte sozialer Praktiken von der Stein- bis zur<br />

Römerzeit«, Hainburg, 25. 10. 2012.<br />

C. Hinker, Forschungen zu den Markomannenkriegen im Umfeld der Bernsteinstraße: Fallstudie Flavia<br />

Solva, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2012«, ÖAI Wien, 10. 12. 2012.<br />

A. Maspoli, Ala Nova-Schwechat, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2012«, ÖAI Wien, 11. 12. 2012.<br />

S. Schmid, Arelape-Pöchlarn, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2012«, ÖAI Wien, 11. 12. 2012.<br />

H. Sedlmayer, Transformationen von Zentrum und Peripherie: Vom römische Favianis zur frühmittelalterlichen<br />

civitas Mutarensis (Mautern an der Donau/Österreich), Schwerpunkt-Abend »Römerzeit/<br />

Frühmittelalter. Siedlungsdynamik von Zentren und Peripherie«, ÖAI, Wien, 11. 1. 2012.<br />

H. Sedlmayer, Römische Kultplätze in Flusslandschaften – die südnorischen Heiligtümer in Noricum, Internationales<br />

Kolloquium »Natur – Kult – Raum», Paris-Lodron-Universität Salzburg, 20.–22. 1. 2012.<br />

H. Sedlmayer, Einführung in die Fibelkunde, 2. Alpe-Adria-Workshop für Archäologie, ÖAI, Wien, 12. 9.<br />

2012.<br />

H. Sedlmayer, Aucissafibeln – typische Bestandteile der Frauentracht in einem Milieu geringer Romanisierung,<br />

VIII. Protohistorické Konference »Římské a germánské spony ve střední Evropě«, Olmütz,<br />

Tschechische Republik, 3. 10. 2012.<br />

H. Sedlmayer, Forschungen an der Bernsteinstraße in Pannonien und im Barbaricum, Workshop »Leistungsbericht<br />

ÖAI 2012«, ÖAI Wien, 11. 12. 2012.<br />

H. Sedlmayer, Die Bernsteinstraße in Oberpannonien – eine Aufmarschroute der Markomannenkriege,<br />

24. Internationales Symposion »Grundprobleme der frühgeschichtlichen Entwicklung im mittleren<br />

Donauraum: Neue Forschungen zu den Markomannenkriegen: Zeitliches und räumliches Umfeld –<br />

Ursache, Verlauf, Auswirkungen«, Smolenice, Slowakische Republik, 12. 12. 2012.<br />

G. Wlach, Arnold Schober – Leben und Werk, 14. <strong>Österreichischen</strong> Archäologentag, Karl-Franzens-Universität<br />

Graz, 19.–21. 4 2012.<br />

G. Wlach, Das Projekt »Provinzialrömische Archäologie in Österreich 1918–1945«, Workshop »Leistungsbericht<br />

ÖAI 2012«, ÖAI Wien, 10 12. 2012.<br />

Forschungen in griechenland<br />

W. Gauß und Mitarbeiter, Old and New from the Theatre of Aigeira, »The Architecture of the Ancient<br />

Greek Theatre«, Danish Institute at Athens, 27.–30. 1. 2012.<br />

W. Gauß, Wissenschaftliche Projekte 2012, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2012«, ÖAI Wien 10. 12.<br />

2012<br />

W. Gauß, Aigeira 2012, Bericht zu Grabung und Aufarbeitung, Workshop »Aigeira«, ÖAI Wien, 12. 12.<br />

2012.<br />

W. Gauß – G. Klebinder-Gauß, Multiple Mediterranean Realities, Spaces, Resources and Connectivity,<br />

Zentrum für Mittelmeerstudien, Universität Bochum, 26.–28. 4. 2012.<br />

W. Gauß – G. Klebinder-Gauß – C. von Rüden, Introduction and Keynote Aims on the Transfer of Technological<br />

Knowledge in the Production of Ancient Mediterranean Pottery, »Transfer of Technological<br />

Knowledge in the Production of Ancient Mediterranean Pottery«, ÖAI Athen, 23.–25. 11. 2012.<br />

W. Gauß – M. Lindblom – E. Kiriatzi, Ceramic Transfer in the Middle and Early Late Bronze Age at Kolonna,<br />

Kythera and Lerna, »Transfer of Technological Knowledge in the Production of Ancient Mediterranean<br />

Pottery«, ÖAI Athen, 23.–25. 11.2012.<br />

S. Kalabis – L. Peloschek – W. Gauß, Entsinterungsversuche an der Keramik in Aigeira sowie Geplante<br />

Untersuchungen zum Einfluss der Entsinterungsbäder auf die chemische und mineralogische Zusammensetzung<br />

der antiken Keramik, 16. Tagung der <strong>Österreichischen</strong> Restaurator/innen für Archäologische<br />

Bodenfunde, Lan<strong>des</strong>museum Kärnten ›Rudolfinum‹, 23.–25. 5. 2012.<br />

G. Ladstätter, Artemiskult und Katavothren, Internationales Kolloquium »Natur – Kult – Raum», Paris-<br />

Lodron-Universität Salzburg, 20.–22. 1. 2012.<br />

119


G. Ladstätter, <strong>Jahresbericht</strong> zu den Aktivitäten der Zweigstelle ÖAI Athen 2011, Jährlicher Institutsabend,<br />

ÖAI Athen, 16. 3. 2012.<br />

G. Ladstätter, Leistungsbericht zu den Aktivitäten <strong>des</strong> ÖAI Athen 2012, Workshop »Leistungsbericht ÖAI<br />

2012«, ÖAI Wien, 10.–11. 12. 2012.<br />

G. Ladstätter, Berichte zum Forschungsstand 2012 der historischen Bebauung der Akropolis, zur Grabung<br />

›Solon‹ und zu den Untersuchungen zur Wasserversorgung der Stadt Aigeira, Workshop<br />

»Aigeira«, ÖAI Wien, 12. 12. 2012.<br />

C. Schauer, Γεωμετρική κεραμική από τους Λουσούς. Νέα στοιχεία για την πρώιμη ιστορία της πόλης.<br />

Διεθνές Συνέδριο (Internationaler Kongress) »Το αρχαιολογικό έργο στην Πελοπόννησο« (1 ο ΑΕΠΕΛ)/<br />

International Conference »The Archaeological Work in [the] Peloponnese« (1 st AEPEL), Tripolis (GR),<br />

7.–11. 11. 2012.<br />

C. Schauer, Fundbearbeitung in Lousoi. Die Bibliothek der Zweigstelle Athen <strong>des</strong> ÖAI, Workshop »Leistungsbericht<br />

ÖAI 2012«, ÖAI Wien, 10. 12. 2012.<br />

Forschungen in Ägypten und im Sudan<br />

I. Forstner-Müller, Tell el-Dab’a: latest results from excavation of the Hyksos capital of Egypt, Petrie Memorial<br />

Lecture, London, 7. 2. 2012.<br />

I. Forstner-Müller, Beyond Avaris. Work of the Austrian Archaeological Institute in Egypt, Ministry of Antiquities,<br />

Kairo, 20. 2. 2012.<br />

I. Forstner-Müller, Avaris, Capital of the Hyksos: recent work of the Austrian Archaeological Institute in Tell<br />

el­Dab’a, Institut Français d’Archéologie Orientale, Kairo, 30. 5. 2012.<br />

I. Forstner-Müller, Tätigkeitsbericht <strong>des</strong> <strong>Österreichischen</strong> Archäologischen Instituts/Zweigstelle Kairo,<br />

44. Ständige Ägyptologenkonferenz SÄK, Bode­Museum Berlin, 15. 7. 2012.<br />

I. Forstner-Müllerm Avaris/Tell el-Dab’a. Exploring the landscape of an Egyptian Nile Delta site, Conference<br />

»LAC 2012«, session »Landscape resilience to human impact«, Berlin, 6.–9. 6. 2012.<br />

I. Forstner­Müller, Tätigkeiten <strong>des</strong> ÖAI in Ägypten, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2012«, ÖAI Wien,<br />

11. 12. 2012.<br />

I. Forstner-Müller, Annual Report on the Work of the Austrian Archaeological Institute in Egypt, Jahresabend<br />

<strong>des</strong> ÖAI Kairo, 16. 12. 2012.<br />

I. Forstner-Müller – H. Tronchère – A. Veron – J. P. Goiran – I. Goldschmidt, Palaeo-environmental<br />

characterization of the Pelusiac branch of the Nile (Egypt), Geochemistry Conference, Montreal,<br />

24.–29. 6. 2012.<br />

D. Katzjäger, Spätantikes Wohnen auf Elephantine – Lokale Keramikproduktion in Oberägypten,<br />

14. Öster reichischer Archäologentag, Karl-Franzens-Universität Graz, 19.– 21. 4. 2012.<br />

D. Katzjäger, Spätantike Keramik von Elephantine, Workshop »Elephantine in the Late Antique Period«,<br />

RGZM Mainz, 26. 7. 2012.<br />

D. Katzjäger, Pottery as Mirror of Roman Society. Late Antiquity on Elephantine Isalnd/Upper Egypt, 28th<br />

Congress of the Rei Cretariae Romanae Fautores »From broken pottery to lost identity in Roman<br />

times«, Catania, 24.– 30. 9. 2012.<br />

L. Rembart, Lost identity at the border of the Empire. Roman pottery from Syene – Upper Egypt, 28th<br />

Congress of the Rei Cretariae Romanae Fautores »From broken pottery to lost identity in Roman<br />

times«, Catania, 24.– 30. 9. 2012.<br />

L. Rembart – H. Schwaiger, Syene – Wohnen in einer ptolemäisch-kaiserzeitlichen Stadt in Oberägypten,<br />

14. Österreichischer Archäologentag, Karl-Franzens-Universität Graz, 19.– 21. 4. 2012.<br />

P. Rose, Fine-tuning the Vienna System: A comparison of ceramics from Amarna and Sesebi, »Vienna II:<br />

Ancient Egyption Ceramics in the 21st Century, Universität Wien, 2.–7. 5. 2012.<br />

P. Rose, The Pottery from Armana: an archaeological Perspective, 1. Internationaler Workshop <strong>des</strong> Projekts<br />

»Wissenschaftliche Aufarbeitung der Amarna-Grabung Ludwig Borchardts (1911–1914), Berlin,<br />

2.– 4. 7. 2012.<br />

P. Rose, The New Kingdom Ceramics from Sesebi, Workshop on »Pottery from Egyptian Sites in Upper<br />

Nubia (Kush)«, Sai Island (Sudan), 19.– 21. 1. 2012.<br />

P. Rose, Report on work for 2012 at Sesebi and Hisn al-Bab, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2012«,<br />

ÖAI Wien, 11. 12. 2012.<br />

Varia<br />

I. Benda-Weber, Dacians and Thracians: Men, women and children between Romanization and tradition,<br />

Conference of DressID-Project, Study Group C: Age, Dress and Gender in the Roman Empire, Berlin,<br />

Bode-Museum, 13. 9. 2012.<br />

I. Benda-Weber, Dress and Identity around the Aegean in pre-Roman and Roman times, 6th General<br />

Meeting of DressID­Project, TOPOI­Haus der Freien Universität Berlin, 15. 9. 2012.<br />

120


WiSSenSCHaFtliCHe PoSter 2012<br />

(von Institutsangehörigen und projektgebundenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu Forschungsprojekten<br />

<strong>des</strong> ÖAI)<br />

Forschungen in der türkei<br />

M. Aurenhammer – G. Plattner, The frieze with hunting putti and satyrs of the Great Theatre at Ephesos,<br />

Österr. Kulturforum Istanbul, 4. Ephesos-Tag am <strong>Österreichischen</strong> Kulturforum Istanbul, 2. 3. 2012.<br />

G. Borg – B. Horejs – D. Wolf, Geoarchäologische Untersuchungen zu den Erzvorkommen in Westanatolien,<br />

Archäometrie und Denkmalpflege, Tübingen, 28.– 31. 3 2012.<br />

G. Borg – D. Wolf, Systematic differences between prehistoric and modern metal provinces in Western<br />

Turkey as a result of supergene modification – Implications for archaeological provenance studies,<br />

International Earth Science Colloquium on the Aegean Region, IESCA­2012, Izmir, 1.– 5. 10. 2012.<br />

S. Gianoli – G. Fulgoni – F. Ghizzoni – S. Salvatori – J. Weber, The Roman Wall Paintings of Terrace<br />

House 2 in Ephesos, Turkey, International Institute of Conservation and Historic Artistic Works, 2012<br />

IIC Vienna Congress »The Decorative: Conservation and the Applied Arts«, Wien, 10 – 14. 9. 2012.<br />

H. González Cesteros, Zwei neue Händlernamen auf julisch-claudischen südspanischen Amphoren für<br />

Fischsaucen aus Ephesos, XIV Congressus Internationalis Epigraphiae Grecae et Latinae, Humboldt-Universität<br />

Berlin, 27.– 31. 8. 2012.<br />

B. Horejs, Çukuriçi Höyük 2011, 4. Ephesos-Tag am <strong>Österreichischen</strong> Kulturforum Istanbul, 2. 3. 2012.<br />

B. Horejs – R. Jung, Η προϊστορική Όλυνθος. Μια τούμπα της Εποχής του Χαλκού ανάμεσα στα Καρπάθια<br />

και στο Αιγαίο, 100 Jahre Forschungen im Prähistorischen Makedonien, Thessaloniki, 22.–24. 11.<br />

2012.<br />

M. Kerschner – M. Brzakovic – G. Forstenpointner – I. Kowalleck – M. Lawall – F. Özcan, An early<br />

Hellenistic terrace of the sanctuary of Meter on Panayırdağ: New results 2011, 4. Ephesos­Tag am<br />

<strong>Österreichischen</strong> Kulturforum Istanbul, 2. 3. 2012.<br />

M. Kerschner – W. Prochaska, The marbles of the temples and altars of Artemis in Ephesos, 4. Ephesos-<br />

Tag am <strong>Österreichischen</strong> Kulturforum Istanbul, 2. 3. 2012.<br />

M. Steskal, The Harbor Necropolis of Ephesus, 4. Ephesos-Tag am <strong>Österreichischen</strong> Kulturforum Istanbul,<br />

2. 3. 2012.<br />

F. Stock – S. Ladstätter – H. Laermanns – A. Pint – M. Steskal – R. Urz – H. Brückner, In search for the<br />

harbours – paleogeographical research in Ephesos, The 2nd International Landscape Archaeology<br />

Conference (LAC), Berlin, 6.–9. 6.2012.<br />

F. Stock – H. Laermanns – H. Brückner – S. Ladstätter– M. Steskal – R. Urz, Holocene coastal changes<br />

in the environs of the ancient city of Ephesos, Western Turkey, Arbeitskreis »Geographie der Meere<br />

und Küsten«, Mainz, 26. 8. 2012.<br />

D. Wolf – G. Borg – B. Horejs, Settlement walls of Çukuriçi Höyük – What stones could tell about prehistoric<br />

craftsman, International Earth Science Colloquium on the Aegean Region, IESCA-2012, Izmir,<br />

1.– 5. 10. 2012.<br />

L. Zabrana, The so-called Tribune in the Artemision of Ephesus – A new Odeion in the Artemision,<br />

4. Ephesos-Tag am <strong>Österreichischen</strong> Kulturforum Istanbul, 2. 3. 2012.<br />

Forschungen in griechenland<br />

W. Gauß, Aigeira. Die Funde aus dem Bereich <strong>des</strong> Theaters, 14. Österreichischer Archäologentag, Karl-<br />

Franzens-Universität Graz, 19.–21. 4. 2012.<br />

W. Gauß, Aigeria. Neue Grabungen am sog. Sattel, 14. Österreichischer Archäologentag, Karl-Franzens-<br />

Universität Graz, 19.–21. 4. 2012.<br />

W. Gauß, Late Bronze Age and Early Iron Age Aeginetan ›Cooking Ware‹ Pottery, 14. Österreichischer<br />

Archäologentag, Karl-Franzens-Universität Graz, 19.–21. 4. 2012.<br />

S. Kalabis – L. Peloschek, Chemical cleaning of ceramics and archaeological methods for measuring the<br />

impact of the composition of ceramical material, 4. Österreichischer Archäometriekongress, Interfakultärer<br />

Fachbereich Gerichtsmedizin der Universität Salzburg, Salzburg, 11. 5. 2012.<br />

C. Schauer, Sacrificial dining in Lousoi (Achaia, Greece) in Hellenistic and Roman times, 28th Congress<br />

of the Rei Cretariae Romanae Fautores »From broken pottery to lost identity in Roman times«, Catania,<br />

24.–30. 9. 2012.<br />

Forschungen in Ägypten<br />

I. Forstner-Müller, Avaris / Tell el-Dab‘a. Exploring the landscape of an Egyptian Nile Delta site, Conference<br />

LAC2012, session: Landscape resilience to human impact, Berlin, 6.–9. 6. 2012.<br />

D. Katzjäger, Late Antique Pottery on Elephantine Island, »Vienna II: Ancient Egyptian ceramics in the<br />

21st century«, Universität Wien 14.–19. 5. 2012.<br />

121


L. Rembart, The late ptolemaic pottery of Area 13 in Syene/Upper Egypt, »Vienna II: Ancient Egyptian<br />

ceramics in the 21st century«, Universität Wien 14.–19. 5, 2012.<br />

Varia<br />

S. Groh, Geophysikalische Messungen, Lange Nacht der Forschung, Ephesos-Museum, KHM Wien,<br />

27. 4. 2012.<br />

H. Sedlmayer, Der archäologische Fund – erste Schritte bis zur wissenschaftlichen Interpretation, Lange<br />

Nacht der Forschung, Ephesos-Museum, KHM Wien, 27. 4. 2012.<br />

WiSSenSCHaFtliCHe VeranStaltUngen 2012<br />

Am 11. 1. 2012 organisierte der Fachbereich ZEA am ÖAI Wien den Schwerpunktabend »Römerzeit/<br />

Frühmittelalter. Siedlungsdynamik von Zentren und Peripherie«. Gastvortragender war J. Macháček<br />

(Massaryk-Universität Brno/Brünn) mit dem Titel »Wie entwickelten sich die frühmittelalterliche Kulturlandschaft<br />

und Siedlungshierarchie? Von der Peripherie ins Zentrum und wieder zurück. Eine Fallstudie:<br />

Pohansko bei Břeclav/Lundenburg (Südmähren)«.<br />

Von 11. 1. bis 30. 5. 2012 veranstaltete das ÖAI in Kooperation mit dem Kunsthistorischen Museum die<br />

Vortragsreihe »Ephesos«. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter <strong>des</strong> ÖAI informierten die interessierte Öffentlichkeit<br />

über neueste Forschungsergebnisse.<br />

Vom 20. bis 22. 1. 2012 war das ÖAI Mitveranstalter <strong>des</strong> internationalen Kolloquiums »Natur – Kult –<br />

Raum« an der Paris-Lodron-Universität Salzburg.<br />

Am 26. 1. 2012 war F. Kirbihler (Universität Nancy) mit dem Vortrag »Die Honoratioren von Ephesos –<br />

Versuch einer Sozialgeschichte« an der Zentrale <strong>des</strong> ÖAI in Wien zu Gast.<br />

Vom 27.–30. 1. 2012 war das ÖAI Wien Mitveranstalter der internationalen Konferenz »The Architecture<br />

of the Ancient Greek Theatre«, die am Danish Institute at Athens stattfand.<br />

Am 1. 3. 2012 hielt F. Özcan (Universität Isparta) den Gastvortrag »Antiochia ad Pisidiam: Neue Forschungen<br />

zum Wandel der Stadt von der Kaiserzeit zur Spätantike« am ÖAI Wien.<br />

Am 2. 3. 2012 fand am <strong>Österreichischen</strong> Kulturforum in Istanbul (Avusturya Kültür Ofisi) der 4. Ephesos­<br />

Tag statt. Mit sieben Vorträgen sowie einer Posterausstelllung wurden die Forschungsergebnisse <strong>des</strong><br />

Jahres 2011 erstmals in der Türkei präsentiert.<br />

Am 16. 3. 2012 fand der jährliche Institutsabend an der Zweigstelle Athen statt: Neben dem <strong>Jahresbericht</strong><br />

2011 <strong>des</strong> Zweigstellenleiters G. Ladstätter galt der Festvortrag von M. Aurenhammer der Skulpturenausstattung<br />

<strong>des</strong> kaiserzeitlichen Theaters in Ephesos.<br />

Der von der Vereinigung der Österreicher in Griechenland organisierte Vortrag, B. Freytag, »Das AußenwirtschaftsCenter<br />

Athen und die österreichisch-griechischen Wirtschaftsbeziehungen«, fand am 21. 3.<br />

2012 in der Zweigstelle Athen <strong>des</strong> ÖAI statt.<br />

Am 27. 4. 2012 beteiligte sich das ÖAI im Ephesos Museum <strong>des</strong> Kunsthistorischen Museums an der<br />

bun<strong>des</strong>weiten »Langen Nacht der Museen«.<br />

An dem von dem Fachbereich ZEA organisierten Schwerpunktabend »Römische Bleietiketten«, der am<br />

25. 5. 2012 am ÖAI Wien stattfand, waren die Vortragenden B. Petznek (ARDIG – Archäologischer Dienst<br />

GmbH St. Pölten), »Eine Latrine in der östlichen Zivilstadt von Carnuntum: Ein Einblick in die antike Wirtschaftsgeschichte<br />

anhand römischer Bleietiketten/Preisschilder« und I. Radman-Livaja (Archäologisches<br />

Museum Zagreb), »Lead tags from Siscia: an overview« zu Gast.<br />

Am 16. 6. 2012 feierte das ÖAI das 50­jährige Jubiläum der Entdeckung der Hanghäuser in Ephesos. Aus<br />

diesem Anlass reisten Herr Bun<strong>des</strong>präsident H. Fischer und Herr Bun<strong>des</strong>minister K. Töchterle mit einer<br />

hochrangigen Delegation aus Wissenschaft und Wirtschaft nach Ephesos. Neben einem Mittagessen mit<br />

dem türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül sowie Gesprächen mit dem Kulturminister wurde ein umfangreiches<br />

Besichtigungsprogramm absolviert. Unterstützt wurde das Programm durch die Gesellschaft<br />

der Freunde von Ephesos und die Ephesus Foundation.<br />

Am 25. 6. 2012 fand unter Beteiligung <strong>des</strong> ÖAI, Fachbereich ZEA (S. Groh), der 2nd Workshop, »The<br />

New Technologies for Aquileia« in Aquileia statt.<br />

122


Der Fachbereich ZEA <strong>des</strong> ÖAI war neben dem Institute for Mediterranean Heritage und dem Lan<strong>des</strong>museum<br />

Kärnten Mitveranstalter <strong>des</strong> 2. Alpe-Adria-Workshop für Archäologie, der vom 10. bis 21. 9. 2012<br />

an der Zentrale <strong>des</strong> ÖAI stattfand.<br />

Vom 1. bis 29. 9. 2012 fand die Lehrgrabung <strong>des</strong> Instituts für Klassische Archäologie der Universität<br />

Wien unter Leitung von W. Gauß in Aigeira statt.<br />

Das internationale Symposion »Zwischen den Kulturen. Die antike Kibyratis und ihre Nachbarn, vom<br />

4. bis 6. 10. 2012 an der <strong>Österreichischen</strong> Akademie veranstaltet, wurde von dieser gemeinsam mit dem<br />

ÖAI und dem Institut für Klassische Archäologie der Universität Wien organisiert.<br />

Am 5. 11. 2012 war R. Nardi (Centro di Conservazione Archeologica, Rom) mit dem Vortrag »City of<br />

Zeugma (Turkey). Conservation Project« Gast <strong>des</strong> ÖAI Wien. Am 6. 11. 2012 fand unter Anwesenheit<br />

R. Nardis ein Workshop zur Restaurierung der Wohneinheit 7 <strong>des</strong> Hanghauses 2 in Ephesos statt.<br />

Am 9. 11. 2012 stellte die Zweigstelle Athen <strong>des</strong> ÖAI ihre Räume für die Präsentation »100 Years of<br />

Hellenic-Austrian Palaeontological Co-Operation«, organisiert von D. Nagl (Institut für Pläontoogie der<br />

Universität Wien) unter Mitwirkung der <strong>Österreichischen</strong> Botschaft in Athen zur Verfügung.<br />

Gemeinsam mit dem Kunsthistorischen Museum veranstaltete das ÖAI vom 9. bis 11. 11. 2012 »Turm<br />

und Tor. Siedlungsstrukturen in Lykien und benachbarten Kulturlandschaften. Kolloquium in Gedenken an<br />

Thomas Marksteiner« unter großer internationaler Beteiligung.<br />

Am 19. 11. 2012 referierte U. Wartenberg (American Numismatic Society) am ÖAI Wien über »Elektrostatere<br />

aus Klazomenai – ein numismatisches Rätsel«.<br />

Am 22. und 23. 11. 2012 fand das internationale Symposion »Western Anatolia before Troy. Proto-Urbanisation<br />

in the 4th millennium BC?« im Kunsthistorischen Museum, organisiert von B. Horjes (ERC),<br />

mit 65 Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. Der 3rd International ERC­Workshop »Kommunikation &<br />

Austauschsysteme« am ÖAI Wien mit 42 Teilnehmern beschloss am 24. 11. 2012 das Symposion.<br />

Vom 23. bis 25. 11. 2012 organisierten W. Gauß (ÖAI Athen), C. von Rüden (Zentrum für Mittelmeerstudien,<br />

Universität Bochum) und G. Klebinder-Gauß mit Unterstützung <strong>des</strong> BMWF die internationale Konferenz<br />

»The Distribution of Technological Knowledge in the Production of Ancient Mediterranean Pottery«<br />

an der Zweigstelle Athen <strong>des</strong> ÖAI mit 33 Teilnehmern aus 11 Ländern.<br />

Die Jahresversammlung der Gesellschaft der Freunde von Ephesos fand am 27. 11. 2012 im Beisein <strong>des</strong><br />

Herrn Bun<strong>des</strong>ministers K. Töchterle im Haus der Industrie in Wien statt. Festvortragender war V. Köse<br />

(Universität Ankara), »Aspendos in Pamphylien. Ergebnisse der neuen Forschungen in einer antiken<br />

Hafenstadt im Süden der Türkei«.<br />

Vom 30. 11. bis 2. 12. 2012 war das ÖAI Wien neben dem Reserach Center for Anatolian Civilizations<br />

Veranstalter <strong>des</strong> 7th International RCAC Annual Symposium »Ephesos from Late Antiquity to the Later<br />

Middle Ages« an der Koç Universität in Istanbul.<br />

Der alljährliche Worksop »Leistungsbericht <strong>des</strong> ÖAI 2012« fand am 10. und 11. 12. 2012 an der Zentrale<br />

Wien statt. Im Beisein <strong>des</strong> wissenschaftlichen Beirats und der zuständigen Fachabteilung <strong>des</strong> BMWF<br />

präsentierten die wissenschaftlichen Angestellten <strong>des</strong> Instituts Forschungen und Ergebnisse <strong>des</strong> Jahres<br />

2012.<br />

Am 16. 12. 2012 war das ÖAI Kairo Gastgeber der »Annual Lecture of the Austrian Archaeological Institute/Cairo«.<br />

B. Palme (Universität Wien) hielt den Festvortrag »The Land of the Pharaos and the City at<br />

the Golden Horn, Byzantine Egypt – the Papyrological Evidence«.<br />

leHrtÄtigKeiten<br />

W. Gauß, Übung zur Lehrgrabung Aigeira, Institut für Klassische Archäologie der Universität Wien, Sommersemester<br />

2012.<br />

W. Gauß, Lehrgrabung Aigeira, Institut für Klassische Archäologie der Universität Wien, Sommersemester<br />

2012.<br />

C. Hinker, Ausgewählte Typologien provinzialrömischer Kleinfunde, Institut für Klassische Archäologie der<br />

Universität Wien, Sommersemester 2012.<br />

C. Hinker, Römisches Glas: Technologie – Typologie – Wirtschaftsfaktor, Institut für Archäologie der Universität<br />

Graz, Wintersemester 2012/2013.<br />

M. Kerschner, Haus und Wohnen im antiken Griechenland, Fachbereich Altertumswissenschaften der<br />

Universität Salzburg, Proseminar Wintersemester 2012/13.<br />

M. Steskal, Technik- und Kulturgeschichte der antiken Thermen und Wasserwirtschaft in der römischen<br />

Welt, Vorlesung Institut für Klassische Archäologie der Universität Wien, Wintersemester 2012/13.<br />

123


BiBliograFie 2012<br />

Die Bibliografie umfasst die im Jahr 2012 erschienenen Publikationen von Institutsangehörigen und<br />

Projektmitarbeiterinnen und ­mitarbeitern sowie Publikationen, welche mit finanzieller Unterstützung <strong>des</strong><br />

ÖAI erschienen sind.<br />

Monografien und Sammelbände im Verlag <strong>des</strong> ÖAI<br />

I. Forstner-Müller – P. Rose (Hrsg.), Nubian Pottery from Egyptioan Cultural Contexts of the Middle and<br />

Early New Kingsdom. Proceedings of a Workshop held at the Austrian Archaeological Institute at<br />

Cairo, 1–12 December 2010, ErghÖJh 13 (Wien 2012).<br />

V. Mitsopoulos-Leon, Das Heiligtum der Artemis Hemera in Lousoi. Kleinfunde aus den Grabungen 1986–<br />

2000, SoSchrÖAI 47 (Wien 2012).<br />

M. Seyer (Hrsg.), 40 Jahre Grabung Limyra. Akten <strong>des</strong> internationalen Symposions Wien, 3.–5. Dezember<br />

2009, FiLim 6 (Wien 2012).<br />

Jahreshefte <strong>des</strong> <strong>Österreichischen</strong> Archäologischen Institutes 80, 2011 (2013).<br />

Monografien und Sammelbände herausgegeben oder verfasst von Mitarbeiter(inne)n <strong>des</strong> ÖAI in<br />

anderen Verlagen<br />

S. Ladstätter, Das Hanghaus 2 in Ephesos. Ein archäologischer Führer. Unter Mitarbeit von B. Beck-<br />

Brandt – M. Steskal – N. Zimmermann (Istanbul 2012) = S. Ladstätter, Ephesos, Yamaç Ev 2. Arkeolojik<br />

bir Rehber. B. Beck­Brandt – M. Steskal – N. Zimmermann ve Filiz Öztürk’ün Katkılarıyla<br />

(İstanbul 2012).<br />

Ägypten und Levante 21, 2011 (2012).<br />

Monografien und Sammelbände erschienen mit Unterstützung <strong>des</strong> ÖAI<br />

J. Borchhardt – A. Pekridou-Gorecki, Limyra. Studien zur Kunst und Epigraphik in den Nekropolen der<br />

Antike, FiLim 5 (Wien 2012).<br />

Z. Kuban, Die Nekropolen von Limyra. Bauhistorische Studien zur klassischen Epoche, FiLim 4 (Wien<br />

2012).<br />

Beiträge in Zeitschriften, reihen und Sammelbänden<br />

Forschungen in der Türkei<br />

A. Galik – B. Horejs, Çukuriçi Höyük – Various Aspects of its Earliest Settlement, in: R. Krauß (Hrsg.),<br />

Beginnings – New Research in the Appearance of the Neolithic between Northwest Anatolia and<br />

the Carpathian Basin. Papers of the International Workshop 8th–9th April 2009, Istanbul, Menschen<br />

– Kulturen – Traditionen, Studien aus den Forschungsclustern <strong>des</strong> Deutschen Archäologischen Instituts<br />

1 (Rahden/Westf. 2011) 83–94.<br />

S. Groh, Strategies and results of the urban survey in the upper city of Ephesus, in: F. Vermeulen –<br />

G.- J. Burgers – S. Keay – C. Corsi (Hrsg.), Urban landscape survey in Italy and the Mediterranean<br />

(Rom 2012) 62–71.<br />

B. Horejs, Bergama and the Bakırçay Valley in Prehistory, in: Proceedings of the International Bergama<br />

Symposium, 7.–9. April 2011 (Bergama 2011) 24–36.<br />

B. Horejs, Çukuriçi Höyük – A Prehistoric Site in Ephesos, in: C. Helvacı – Y. Yılmaz – Y. Ersoy – H. Brückner<br />

– Ş. Tül – Ö. Sümer (Hrsg.), IESCA 2012. Mid­colloquium social trip guide. International Earth<br />

Science Colloquium on the Aegean Region, IESCA­2012, 1st–5th October 2012, İzmir, Turkey (Izmir<br />

2012) 70–72.<br />

B. Horejs, Çukuriçi Höyük. A Neolithic and Bronze Age Settlement in the Region of Ephesos, in:<br />

M. Özdoğan u. a. (Hrsg.), The Neolithic in Turkey. New Excavations & New Research. Western Turkey<br />

(Istanbul 2012) 117–131.<br />

B. Horejs, Prähistorische Surveys am Yeni Yeldeğirmentepe und im Umland von Pergamon, in: F. Pirson,<br />

Pergamon. Bericht über die Arbeiten in der Kampagne 2010, AA 2011/2, 146–150.<br />

M. Kerschner, Ephesos (Bronze and Iron Age), in: R. S. Bagnall – K. Brodersen – C. B. Champion –<br />

A. Erskine – S. R. Huebner (Hrsg.), The Encyclopedia of Ancient History V (Malden, MA 2013) 2428 f.<br />

124


M. Kerschner, Erythrai (Archaic), in: R. S. Bagnall – K. Brodersen – C. B. Champion – A. Erskine –<br />

S. R. Huebner (Hrsg.), The Encyclopedia of Ancient History V (Malden, MA 2013) 2495 f.<br />

M. Kerschner – W. Prochaska, Die Tempel und Altäre der Artemis in Ephesos und ihre Baumaterialien,<br />

ÖJh 80, 2011 (2012) 73–154.<br />

D. Knitter – M. Bergner – B. Horejs – B. Schütt – M. Meyer, Concepts of Centrality and Models of Exchange<br />

in Prehistoric Western Anatolia, in: W. Bebermeier – R. Hebenstreit – E. Kaiser – J. Krause<br />

(Hrsg.), Landscape Archaeology. Proceedings of the International Conference Held in Berlin, 6th–8th<br />

June 2012, eTopoi. Journal for Ancient Studies. Special Volume 3 (2012) 361–368, [extended abstract].<br />

C. Kurtze – S. Klotz – M. Orhan – G. Toz, Bearbeitung von historischen Luftbildern für die archäologische<br />

Ausgrabung in Ephesos, VGI – Österreichische Zeitschrift für Vermessung und Geoinformation, 100,<br />

2, 2012, 86–97.<br />

S. Ladstätter, Ephesos 2010, KST 33, 4, 2011 (2012) 59–91.<br />

S. Ladstätter, Thymiaterien der jüngeren römischen Kaiserzeit in Ephesos, in: G. Kökdemir (Hrsg.), Orhan<br />

Bingöl’e 67. Yaş Armağanı [Festschrift Orhan Bingöl] (Ankara 2012) 317–338.<br />

S. Ladstätter, İç Mimarinin bir başyapıtı: Efes Yamaç Evleri 2, Izmir Kültür ve Turizm Dergisi, Hazıran­<br />

Temmuz 2012, 71–80.<br />

S. Ladstätter – L. Zabrana, Ephesos. A unique city monument in its entirety, Actual Archaeology July<br />

2012, 63–83 = S. Ladstätter – L. Zabrana, Efes. İmparatorların Kenti, Aktüel Arkeoloji Temmuz 2012,<br />

73–93.<br />

M. La Torre – M. Steskal, Das Vediusgymnasium in Ephesos. Ein kaiserzeitlicher Bad-Gymnasium-Komplex,<br />

in: R. Kreiner – W. Letzner (Hrsg.), SPA. SANITAS PER AQUAM. Tagungsband <strong>des</strong> Internationalen<br />

Frontinus-Symposiums zur Technik- und Kulturgeschichte der antiken Thermen. Aachen,<br />

18. – 22. März 2009, BABesch Suppl. 21 (Löwen 2012) 283–288.<br />

A. M. Pülz, Byzantinische Kleinfunde und Trachtbstandteile aus Ephesos, in: B. Böhlendorf-Arslan –<br />

A. Ricci (Hrsg.), Byzantine Small Finds in Archaeological Context, Byzas 15 (Istanbul 2012) 213–222.<br />

A. M. Pülz, Katalogeinträge V.7; X.10; X.11M X. 12, in: Das Goldene Byzanz und der Orient, Ausstellungskatalog<br />

Schallaburg (Schallaburg 2012).<br />

U. Quatember – B. Thuswaldner, Opus revinctum in Dome and Barrel Vault Constructions in Roman Asia<br />

Minor, in: R. Carvais u. a. (Hrsg.), Nuts & Bolts of Construction History 3 (Mercuès 2012) 45–52.<br />

U. Quatember u. a., The Virtual and Physical Reconstruction of the Octagon and Hadrian’s Temple in<br />

Ephesus, in: H. G. Bock – W. Jäger – M. J. Winckler (Hrsg.), Scientific Computing and Cultural Heritage.<br />

Contributions in Computional Humanities, Contributions in Mathematical and Computational<br />

Sciences 3 (Heidelberg 2012) 217–228.<br />

U. Quatember – V. Scheibelreiter-Gail, »… und wurde in der Vorstadt begraben.« Der Monopteros <strong>des</strong><br />

Titus Flavius Damianos in Ephesos, Forum Archaeologiae 63/VI/2012 .<br />

G. Rantitsch – W. Prochaska, Die hydrogeologische Situation <strong>des</strong> Panayırdağ als Bewertungsgrundlage<br />

für die Wasserversorgung der vorlysimachischen Siedlung, ÖJh 80, 2011, 243–254.<br />

U. Schuh, Die Ausgrabungen in den Theaterthermen von Limyra. Vorläufige Ergebnisse 2007–2009, in:<br />

C. Reinholdt – W. Wohlmayr (Hrsg.), Akten <strong>des</strong> 13. <strong>Österreichischen</strong> Archäologentages, Salzburg,<br />

25.–27. Februar 2010 (Wien 2012) 161–167.<br />

H. Schwaiger, Comparing Houses. Domestic Architecture in Ephesus from the Mid Imperial Period to Late<br />

Antiquity, in: A. Anguissola (Hrsg.), Privata Luxuria. Towards an Archaeology of Intimacy: Pompeii and<br />

Beyond (München 2012) 187–202.<br />

M. Seeliger – S. Schneider – H. Brückner – B. Schütt – B. Horejs – S. Feuser – M. Zimmermann –<br />

F. Pirson, Studying Pergamon’s Environs. Geoarchaeological Research in Elaia and Bakırcay Valley,<br />

in: Proceedings of the International Bergama Symposium, 7.–9. April 2011 (Bergama 2011) 48–65.<br />

M. Seyer, Reliefierte Grabstelen, in: J. Borchhardt – A. Pekridou­Gorecki, Limyra. Studien zur Kunst und<br />

Epigraphik in den Nekropolen der Antike, FiLim 5 (Wien 2012) 375 f.<br />

M. Seyer, Limyra 2011, News of Archaeology from Anatolia’s Mediterranean Areas 10, 2012, 59–64.<br />

M. Seyer, Urbanistische Forschungen in Limyra/Lykien, Forum Archaeologiae 63/VI/2012 <br />

M. Seyer und Mitarbeiter, Limyra 2010, KST 33, 2011 (2012) 441–452.<br />

M. Steskal – H. Taeuber – N. Zimmermann, Psalmenzitat, Paradieskreuze und Blütenmotive. Zu zwei neu<br />

entdeckten Grabhäusern mit spätantiker Malerei in der Hafennekropole von Ephesos, ÖJh 80, 2011<br />

(2012) 291–308.<br />

N. E. Tekin, Restoration of the Great Theatre of Ephesos. An emergency approach to safeguarding the<br />

monument at making it available for partial reuse, ÖJh 80, 2011 (2012) 309–340.<br />

G. Wiplinger, Alternative Route Deviations due to Disruptions of Ancient Aqueducts using the Example<br />

of the Değirmendere Aqueduct at Ephesus, in: IWA­WWTAC 2012, 3rd IWA Specialized Conference<br />

on Water and Wastewater Technologies in Ancient Civilisations, March 22–24, 2012 (Istanbul 2012)<br />

34–42.<br />

D. Wolf – G. Borg – B. Horejs, Geoarchäologische Untersuchungen zu den Erzvorkommen in Westanatolien,<br />

in: F. Schlütter – S. Greiff – M. Prange (Hrsg.), Archäometrie und Denkmalpflege 2012, Metalla<br />

Sonderh. 5 (Bochum 2012) 143–144.<br />

L. Zabrana, Im heiligen Bezirk <strong>des</strong> Artemisions – Neue Erkenntnisse zur sog. Tribüne in Ephesos, AW 5,<br />

2012, 74–81.<br />

L. Zabrana, Vorbericht zur sogenannten Tribüne im Artemision von Ephesos – ein neues Odeion im<br />

Heilig tum der Artemis, ÖJh 80, 2011 (2012) 341–364.<br />

125


Zentraleuropäische Archäologie<br />

S. Groh, Research on the Urban and Suburban Topography of Aquileia, in: NTA-2012, Proceedings of the<br />

2nd Workshop on The New Technologies for Aquileia, Aquileia, Italy, June 25, 2012 (14. 12. 2012) D 1–11.<br />

S. Groh – H. Sedlmayer, Die römische Straßenstation von Nemescsó (Ungarn), AÖ 22/2, 2011 (2012)<br />

60–63.<br />

K. Grömer – H. Sedlmayer, »Ausgrabungen im Archiv«: Gräber mit Textilfunden aus dem Depot <strong>des</strong><br />

Naturhistorischen Museums Wien, Annalen <strong>des</strong> Naturhistorischen Museums Wien Ser. A, 114, 2012,<br />

149–177.<br />

C. Hinker, Ein markomannenkriegzeitlicher Brandhorizont aus dem Munizipium Flavia Solva, AÖ 23/1,<br />

2012, 8–10.<br />

H. Sedlmayer, Abfälle einer Buntmetallwerkstätte, in: M. Mosser – K. Adler­Wölfl – S. Czeika – I. Gaisbauer<br />

– S. Radbauer – H. Sedlmayer, Befunde im Legionslager Vindobona, FWien 15, 2012, 100–103.<br />

G. Wlach, Camillo Praschniker (1884–1949), in: G. Brands – M. Maischberger (Hrsg.), Lebensbilder.<br />

Klassische Archäologen und der Nationalsozialismus 1, Menschen – Kulturen – Traditionen, Studien<br />

aus den Forschungsclustern <strong>des</strong> Deutschen Archäologischen Instituts 2, 1 (Rahden/Westf. 2012)<br />

75–89.<br />

G. Wlach, Arnold Schober – Leben und Werk, Forum Archaeologiae 63/VI/2012 .<br />

Forschungen in Griechenland<br />

F. Felten – C. Reinholdt – E. Pollhammer – W. Gauß – R. Smetana, Ägina­Kolonna 2011. Vorbericht über<br />

die Grabungen <strong>des</strong> Fachbereichs Altertumswissenschaften/Klassische und Frühägäische Archäologie<br />

der Universität Salzburg, ÖJh 80, 2011, 47–72.<br />

C. Schauer, Eine schwarzgefirnisste Lagynos mit Stempeldekor aus dem Heiligtum der Artemis in Lousoi,<br />

Πελοποννησιακά 30, 2011, 1, 165–176.<br />

Forschungen in Ägypten und im Sudan<br />

I. Forstner-Müller, Nubian Pottery in Aswan, in: I. Forstner-Müller – P. Rose (Hrsg.), Nubian Pottery from<br />

Egyptian Cultural Contexts of the Middle Kingdom and Early New Kingdom. Proceedings of a Workshop<br />

held at the Austrian Archaeological Institute at Cairo, 1–12 December 2010, ErghÖJh 13 (Wien<br />

2012) 59–82.<br />

I. Forstner-Müller – W. Müller, Function and Reuse of Pottery within a Middle Kingdom Baking Area in<br />

Syene/Aswan, in: B. Bader – M. F. Ownby (Hrsg.), Functional Aspects of Egyptian Ceramics in their<br />

Archaeological Context, Orientalia Lovaniensia Analecta 217, 2012, 99–118.<br />

I. Forstner-Müller – W. Müller, The Urban Landscape of Avaris in the Second Intermediate Period, in:<br />

R. Mathews u. a. (Hrsg.), Proceedings of the 7th International Congress on the Archaeology of the<br />

Ancient Near East (Wiesbaden 2012) I, 681–693.<br />

I. Forstner-Müller – H. Tronchère – J.-P. Goiran – L. Schmitt – F. Preusser – M. Bietak – Y. Callot, Geoarchaeology<br />

of an ancient fluvial harbour: Avaris and the Pelusiac branch (Nile River, Egypt), Geomorphology:<br />

relief, processus, environement 2, 2012, 23–36.<br />

I. Forstner-Müller – P. Rose, Nubian Pottery at Avaris in the Second Intermediate Period and the New<br />

Kingdom: Some remarks, in: I. Forstner-Müller – P. Rose (Hrsg.), Nubian Pottery from Egyptian Cultural<br />

Contexts of the Middle Kingdom and Early New Kingdom. Proceedings of a Workshop held at the<br />

Austrian Archaeological Institute at Cairo, 1–12 December 2010, ErghÖJh 13 (Wien 2012) 181–212.<br />

S. A. Palmer – A. J. Clapham – P. Rose – O. F. Freitas – B. D. Owen – D. Beresford-Jones – J. D. Moore –<br />

J. L. Kitchen – R. G. Allaby, Archaeogenomic Evidence of Punctuated Genome Evolution in Gossypium,<br />

Molecular Biology and Evolution 29, 8, 2012, 2031–2038.<br />

P. Rose – A. Gascoigne, The fort of Hisn al-Bab and the First Cataract Frontier of the Fourth to Twelfth<br />

centuries AD, Sudan and Nubia 16, 2012, 88–95.<br />

P. Rose, Handwerkskunst in Amarna – Produktion, Vielfalt und Verbreitung, in: F. Seyfried (Hrsg.), Im<br />

Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der Nofretete. Eine Ausstellung <strong>des</strong> Ägyptischen Museums und<br />

der Papyrussammlung der Staatlichen Museen zu Berlin (Berlin 2012) 122–127.<br />

P. Rose, Early 18th Dynasty Nubian Pottery from the Site of Sesebi, Sudan, in: I. Forstner-Müller – P.<br />

Rose (Hrsg.), Nubian Pottery from Egyptian Cultural Contexts of the Middle and Early New Kingdom.<br />

Proceedings of a Workshop held at the Austrian Archaeological Institute at Cairo, 1–12 December<br />

2010, ErghÖJh 13 (Wien 2012) 13–29.<br />

126


Varia<br />

I. Benda­Weber, Kleidung, Identitäten und Textilproduktion rund um die Ägäis bis zu den Römern: Bericht<br />

über Teilprojekte im Rahmen von DressID-Project, in: C. Reinholdt – W. Wohlmayr (Hrsg.), Akten <strong>des</strong><br />

13. <strong>Österreichischen</strong> Archäologentages, Klassische und Frühägäische Archäologie, Paris-Lodron-<br />

Universität Salzburg vom 25. bis 27. Februar 2012 (Wien 2012) 75­82.<br />

C. Passchier – G. Wiplinger – G. Sürmelihindi – P. Kessener – T. Güngör, Roman Aqueducts as Indicators<br />

of Historically Active Faults in the Mediterranean Basin, in: C. Grützner – T. Fernández Steeger – I.<br />

Papanikolaou – K. Reicherter – P.G. Silva – R. Pérez-López – A. Vött (Hrsg.), Earthquake Geology<br />

and Archaeology: Science, Society and Critical Facilities, Proceedings of 2nd INQUA­IGCP­567 International<br />

Workshop on Active Tectonics, Earthquake Geology, Archaeology and Engineering, Corinth,<br />

Greece 2011 (Athen 2012) 186–189.<br />

G. Wiplinger, Der Gebrauch <strong>des</strong> Xylospongiums. Eine neue Theorie zu den hygienischen Verhältnissen in<br />

römischen Latrinen, in: R. Kreiner – W. Letzner (Hrsg.), SPA. SANITAS PER AQUAM. Tagungsband<br />

<strong>des</strong> Internationalen Frontinus-Symposiums zur Technik- und Kulturgeschichte der antiken Thermen.<br />

Aachen, 18.–22. März 2009, BABesch Suppl. 21 (Löwen 2012) 295–304.<br />

MitglieDer DeS Öai<br />

Im Jahr 2012 betrauerte das Österreichische Archäologische Institut das Ableben<br />

seiner Mitglieder<br />

İbrahim Ataç<br />

Georgios Dontas<br />

Angelika von den Driesch<br />

Elisabeth Ettlinger<br />

Gaballa Ali Gaballa<br />

Crawford Hallock Greenewalt, Jr.<br />

127

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