Verdauung
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Z:\AkupunkturOGKA\Int. TAO Kongress\Publikumskongress\2010\Handouts\Kubiena.<strong>Verdauung</strong>ssystemDemolierenTao2010.doc 1<br />
Publikumskongress 24.09.2010, TCM-Kongress – Tao, Graz<br />
Wie wir unser <strong>Verdauung</strong>ssystem systematisch demolieren<br />
und was wir dagegen tun können<br />
Gertrude Kubiena, MedChin: www.medchin.at<br />
Wie die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) das <strong>Verdauung</strong>ssystem sieht<br />
Die <strong>Verdauung</strong> bzw. der ganze Stoffwechsel dient dazu, aufgenommene Speisen und Getränke<br />
in körpereigene Substanz und Energie umzuwandeln. In der TCM sind dafür die Organe<br />
der Mitte zuständig, Magen und Milz.<br />
Die Chinesische Medizin betrachtet den Magen als eine „Futtermischmaschine“, welche die<br />
Nahrung zerkleinert und daraus einen Brei bereitet, welcher wohltemperiert an das komplexe<br />
<strong>Verdauung</strong>ssystem weitergeleitet wird.<br />
Das <strong>Verdauung</strong>ssystem wird in der Chinesischen Medizin dominiert von der Milz, was für<br />
moderne Mediziner etwas befremdlich wirken mag.<br />
Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass man aufpassen muss, wenn in der Chinesischen Medizin<br />
von einem Organ die Rede ist: Es geht dabei nämlich nicht um Organfunktionen aus moderner<br />
Sicht sondern um eine Summe von Funktionen, welche die TCM einem Organ zuschreibt.<br />
Und das sind, wie das Beispiel der Milz zeigt, oft recht gewöhnungsbedürftige Vorstellungen!<br />
Die „chinesische Milz“ hat zwei Hauptfunktionen, nämlich Transformation und Transport.<br />
o Unter Transformation ist die Umwandlung von „Input“ (Speisen, Getränke) in körpereigene<br />
Substanzen zu verstehen. Die Milz arbeitet wie eine Raffinerie um aus dem Nahrungsbrei<br />
das Brauchbare als „erworbene Essenz“ – Jing herauszudestillieren. Diese ist<br />
der Grundstoff für alle körpereigenen Substanzen und Energien! Die individuelle Prägung<br />
erfolgt durch die „angeborene Essenz“ – Jing, welche der materiellen Basis der Erbanlagen<br />
– der DNA – entspricht. „Qi“, die Triebkraft des Lebens, entsteht aus Essenz – Jing.<br />
Man kann sich unschwer vorstellen, dass Energie – Qi und Wärme notwendig sind um<br />
ständig Muskeln, sonstige Gewebe, Blut, Körperflüssigkeit und Energie zu produzieren!<br />
Energie – Qi hält uns am Leben und aktiv, wärmt und bewegt, hält den Blutkreislauf in<br />
Gang, lässt unsere inneren Organe und unser Nervensystem funktionieren und wehrt als<br />
Manifestation des Immunsystems krankmachende Einflüsse ab.<br />
o Transportiert werden einerseits die brauchbaren Anteile aus der Nahrung zur Lunge. Dort<br />
findet die Vermengung mit Luft statt und von dort aus erfolgt eine weitere Verteilung<br />
.Anderseits wird „Müll“ entsorgt, d.h. der weniger leicht verwertbare Anteil der Nahrung<br />
wird nach nochmaliger Extraktion durch Darm und Blase als Stuhl und Harn ausgeschieden.<br />
Gar so abwegig aus moderner Sicht ist die altchinesische Interpretation der Milz nicht! Modernen<br />
Erkenntnissen zufolge wird auch in der „modernen Milz“ einerseits produziert anderseits<br />
entsorgt: Zur Unterstützung des Immunsystems werden Lymphozyten und Abwehrstoffe<br />
(Immunglobuline) produziert; große Fresszellen (Makrophagen) entsorgen gealterte Blutzellen,<br />
Bakterien, Viren und sonstige Fremdstoffe. Wissenschaftlich nachgewiesen ist u.a. erhöhte<br />
Infektanfälligkeit nach Verlust der Milz! Außerdem gehören auch die Funktionen der<br />
Bauchspeicheldrüse zur „chinesischen Milz“.<br />
Der „chinesischen Milz“ werden noch zahlreiche weitere Funktionen zugeschrieben: Sie<br />
formt den Stuhl im Darm, hält die Organe an ihrem Platz und das Blut in den Gefäßen. Sie ist<br />
verantwortlich für den Zustand der Glieder, sie baut ja die Substanz dafür auf!<br />
Nebst Energiemangel, Laxheit und Gliederschwäche gelten auch ständig ungeformte Stühle,<br />
Gebärmuttersenkung, Hakenmagen, Wanderniere, Hämorrhoiden, Bindegewebsschwäche und<br />
Krampfadern, manche Formen von Blutungen und Ausfluss als Milz-Störungen und werden
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entsprechend behandelt, z.B. über Akupunkturpunkte auf Milz-und Magen-Meridian. Oder<br />
mit genialen Rezepturen.<br />
Weitere Störungen des <strong>Verdauung</strong>ssystems entstehen durch gestörte Beziehungen zwischen<br />
der Milz und den anderen inneren Organen, die nach der Fünf Elemente-Lehre in gegenseitiger<br />
Förderung, Konsumation, Kontrolle und Widerstand bestehen. Seelische und mentale Einflüsse<br />
spielen dabei eine ganz wichtige Rolle.<br />
Wenn wir also unser <strong>Verdauung</strong>ssystem aus chinesischer Sicht betrachten, kommen wir<br />
zwangsläufig zum Schluss, dass Magen und Milz eine zentrale Rolle im menschlichen Leben<br />
spielen und daher wohl gepflegt werden müssen. Unsere Erbanlagen können wir nicht ändern,<br />
sehr wohl aber unsere Lebensweise und unsere Essgewohnheiten.<br />
Geschmack, Organtropismus und Wirkung<br />
Geschmack Organ Wirkung Beispiel<br />
scharf Lunge zerstreut, bewegt; entfernt Krankmacher – aber nur im Frischer Ingwer, Min-<br />
Anfangsstadium!<br />
ze<br />
süß Milz stärkt, reguliert, tröstet Süßholz, Zucker<br />
bitter Herz stärkt, führt ab; trocknet Feuchtigkeit Bittermelone, Petersilie<br />
sauer Leber zieht zusammen – bewahrt Körpersäfte, stärkt Essig, Ribisel<br />
salzig Niere erweicht, stärkt, befeuchtet, purgiert Tang gegen Schleim,<br />
Kropf<br />
bland = neutral<br />
Milz fördert Flüssigkeitsausscheidung über den Harn Pilze, Erdäpfel<br />
Umwelteinflüsse: Wir alle kennen die Müdigkeit, welche uns in überfüllten Räumen mit<br />
schlechter Luft bleiern lähmt!<br />
Seelische und mentale Faktoren spielen eine ganz wichtige Rolle! Geschäftsessen sind<br />
nicht unbedingt gesundheitsfördernd: Man isst meist mehr als man eigentlich will und all-<br />
fälliger Ärger und Frust irritieren die Seele der Leber, die Wanderseele hun 魂, welche<br />
unsere Instinkte, Aggressionen und unser Territorialverhalten steuert. Die Irritation rea-<br />
giert hun an der ruhigen und besonnenen Seele der Milz yi 意 – Idee ab.<br />
Während die Milz für die <strong>Verdauung</strong> der Nahrung zuständig ist, nimmt yi die Verarbeitung<br />
– <strong>Verdauung</strong> des Erlebten, Erfahrenen wahr. Die Milz-Seele yi selbst wird stark gestört<br />
durch quälendes Grübeln, Kleben an Gedanken, was sich auf die Milz-Leistung negativ<br />
auswirkt. Durch mangelhafte Transformation entsteht mehr „Müll“, welcher durch<br />
reduzierten Abtransport liegen bleibt und so die Leber in ihrer Funktion, für den ständigen<br />
glatten Qi- und Blut-Fluss zu sorgen, stört. Spannungsgefühl und Schmerzen entstehen.<br />
Ernährung nach Konstitution / Kondition – 7 Typen nach Wu Yanping<br />
Sehr viel Positives kann man mittels Anpassung der Ernährung an den individuellen Konstitutionstyp<br />
erreichen! Es folgt eine Liste guter Tipps zu deren sinnvollem Gebrauch die Selbsterkenntnis<br />
und die Kenntnis von Nahrungsmitteleigenschaften wesentliche Voraussetzungen<br />
sind. Nahrungsmittel werden nämlich kategorisiert nach folgenden Kriterien:<br />
Temperaturverhalten, d.h. welche Temperaturentwicklung die Substanz im Körper auslöst<br />
Geschmack, siehe oben<br />
Spezielle Wirkung<br />
Je nach Konstitutionstyp empfiehlt es sich, bestimmte Nahrungsmittel zu konsumieren oder<br />
wegzulassen.
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10 Ernährungstipps für verschiedene Konstitutiostypen nach Wu Yanping:<br />
Gut/schlecht→<br />
Zustand↓<br />
Typisch Gut Schlecht<br />
Normal Verträgt alles, lebt maßvoll alles nichts ausser zu viel, zu wenig, zu<br />
einseitig<br />
Qi-Mangel Müde, matt und faul, bewegt sich Dattel, Maroni, Lotossamen, bitter, kalt, roh: Obst, Rohkost<br />
nicht gern, bei Anstrengung Klebereis, Rind, Erdnuss,<br />
Atemnot und Schwitzen Karpfen, Erdäpfel, Apfel,<br />
Yamswurzel<br />
Yang-Mangel Wie Qi-Mangel plus blass, kälte- Walnuss, Lamm, Shrimps, kalt, bitter, roh: zu viel Obst, Obst,<br />
empfindlich oder massive Prob- Fisch, Huhn, Schweinsniere, Salat<br />
leme beim Aufrichten<br />
Knoblauch, Zwiebel, Lauch<br />
Yin-Mangel Aufgekratzt, überaktiv aber ohne kühl, roh, Obst; Erdäpfel, heiss, scharf, bitter, Gewürze:<br />
Durchhaltevermögen; Nacht- Yam, Banane, Bohnen, Spar- Knoblauch, Lauch, Pfeffer<br />
schweissgel,<br />
Pilze, grüner Tee<br />
Schleim- Schweregefühl, eingenommener Lacrima Jobi, Wachskürbis, Yang-Tonika: warm, heiss: Milch-<br />
Feuchtigkeit Kopf<br />
rote / grüne Bohnen, grünes produkte, Fleisch, Pfeffer, schwar-<br />
Gemüse, Fisch, Lotossamen, ze Bohnen, Öl-Gebratenes, starker<br />
Pilze, Sushi<br />
grüner Tee, zu viel Süsses<br />
Feuchte Hitze Neigung zu eitrigen Entzündun- grüne / rote Bohnen, Gurke, Yin-Tonika, Gebratenes, Erwärgen,<br />
Akne, Furunkel, Ohrfluss Lacrima Jobi, Spargel, Chicomendes: Fleisch, Pfeffer, Knobree,<br />
Fenchel, Chinakohl, Rettich,<br />
Melone, grüner Tee<br />
lauch, Lauch, sauer-scharf<br />
Blut-Stagnation Beklemmung, Gesicht und Zun- Weissdorn, Zucchini, Auber- hantig – „rau“ = sauer-bitter-salzig:<br />
genkörper dunkelrot mit bläuligine, Krebs, Fisch, schwarze Pflaume, Olive, Granatapfel, Litchem<br />
Touch<br />
Morcheln<br />
schi, Kirsche, Kaki<br />
10 „Demolierungsmethoden“ für unser <strong>Verdauung</strong>ssystem und Gegenmaßnahmen<br />
Demolierungsmethoden Gegenmaßnahmen<br />
1.. Zu kalt, zu viele Milchprodukte: Achtung „Eiskastenfresser“,<br />
Rohköstler und Yoghurtler! Kälte verlangsamt<br />
chemische Prozesse, hemmt <strong>Verdauung</strong>, Rohkost<br />
braucht viel Energie zum Aufschließen, zu viele<br />
Milchprodukte können verschleimen<br />
2.. Zu heiß: Gegrilltes, Gebratenes, scharf gewürzte<br />
Speisen, Kaffee und Alkohol können zu Magen-Feuer<br />
mit brennenden Magenschmerzen, Zahnfleischent-<br />
Vorwiegend Speisen und Getränke mit Zimmertemperatur<br />
konsumieren, Speisen mit sehr kaltem Temperaturverhalten<br />
durch gewürze neutralisieren, z.B. Sushi mit Ingwer<br />
und Wasabi; Gemüse zumindest blanchieren; Milchpro-<br />
dukte in Maßen oder weglassen<br />
Mehr Gedünstetes essen, neutralisierende Beilagen zu Gegrilltem<br />
, z.B. Spargel, Mangold, Chinakohl<br />
3..<br />
zündung und Mundgeruch führen<br />
Zu viel: überlastet das <strong>Verdauung</strong>ssystem Binsenweisheit: Maßvoll essen, am besten ein bisschen<br />
hungrig bleiben<br />
4.. Zu wenig: führt zu Abmagerung und Energiemangel Ist o.k. wenn man abnehmen will, allerdings ist zu achten<br />
auf den Nährwert im Sinn der TCM<br />
5.. Zu einseitig: führt zu Mangelkrankheiten und schädigt<br />
auf die Dauer bestimmte innere Organe. Beispiel: Altersdiabetes<br />
durch zu viel Süsses<br />
Mischkost! Nicht eine Geschmacksrichtung favorisieren!<br />
6.. Zu unregelmässig: stört Bio-Rhythmus Den eigenen Bio-Rhythmus kennen und beachten!<br />
7.. Zu spät: belastet das <strong>Verdauung</strong>ssystem in der Ruhezeit<br />
Spätes Essen vermeiden, wenn möglich<br />
8.. Zu wenig Bewegung: sitzende oder stehende Lebens- Bewegung ist Leben! Welche Methode auch immer – in<br />
weise ohne Ausgleich<br />
Bewegung bleiben!<br />
9.. Zu unkritisch gegen allgemeine Diätrichtlinien bei Wenn Sie morgens nichts essen mögen, dann ist das o.k.<br />
fehlender Kenntnis des eigenen Körpers und dessen, Aber lernen Sie ihren Körper kennen und was er speziell<br />
was uns persönlich gut tut<br />
braucht.<br />
10.. Zu irritiert: Emotionelle Belastungen wie Angst vor Üben Sie sich in Gelassenheit. Lassen Sie sich dabei mit<br />
Gewichtszunahme, Ärger, Aggressionen, Frust, Grü- verschiedenen Methoden helfen: Autogenes Training, Taibeln,<br />
Kummer etc. Denke an Kummerfresser<br />
ji, Qigong…<br />
Merke: Chinesische Medizin ist nicht nur heilend sondern vor allem vorbeugend! Daher<br />
vorbeugend einen vernünftigen TCM-Experten aufsuchen um herauszufinden, was gut/<br />
was schlecht ist für Sie persönlich. Und entsprechen leben!<br />
Medizin, die schmeckt. Kosten Sie bitte einige vorbeugende chinesische Arzneien!<br />
www.medchin.at