Moralentwicklung
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<strong>Moralentwicklung</strong><br />
1
Wer hat das gesagt?<br />
Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat<br />
schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat<br />
keinen Respekt vor älteren Leuten und schwatzt, wo<br />
sie arbeiten soll. Die jungen Leute stehen nicht mehr<br />
auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie<br />
widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der<br />
Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen,<br />
legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre<br />
Lehrer.<br />
2
Sollte Heinz das Medikament stehlen<br />
oder nicht?<br />
Eine Frau, die an einer besonderen Krebsart erkrankt<br />
war, lag im Sterben. Es gab eine Medizin, von der die<br />
Ärzte glaubten, sie könne die Frau retten. Es handelte<br />
sich um eine besondere Form von Radium, die ein<br />
Apotheker in der gleichen Stadt erst kürzlich entdeckt<br />
hatte. Die Herstellung war teuer, doch der Apotheker<br />
verlangte zehnmal mehr dafür, als ihn die Produktion<br />
gekostet hatte. Er hatte 2000 Dollar für das Radium<br />
bezahlt und verlangte 20000 Dollar für eine kleine<br />
Dosis des Medikaments. <br />
3
Heinz, der Ehemann der kranken Frau, suchte<br />
alle seine Bekannten auf, um sich das Geld<br />
auszuleihen, und er bemühte sich auch um<br />
eine Unterstützung durch die Behörden. Doch<br />
er bekam nur 10000 Dollar zusammen, also<br />
die Hälfte des verlangten Preises. Er erzählte<br />
dem Apotheker, dass seine Frau im Sterben<br />
lag, und bat, ihm die Medizin billiger zu<br />
verkaufen bzw. ihn den Rest später bezahlen<br />
zu lassen. Doch der Apotheker sagte: "Nein,<br />
ich habe das Mittel entdeckt, und ich will<br />
damit viel Geld verdienen."<br />
Heinz hat nun alle legalen Möglichkeiten<br />
erschöpft; er ist ganz verzweifelt und überlegt,<br />
ob er in die Apotheke einbrechen und das<br />
Medikament für seine Frau stehlen soll.<br />
4
Kriterien von Moral<br />
• Internalisierung von Normen<br />
• Gerechtigkeitsempfinden<br />
• Zurückstellung eigener Bedürfnisse und<br />
Interessen<br />
5
Piaget:<br />
Regelverständnis und<br />
Regelbeachtung<br />
(z.B. beim Murmelspiel)<br />
6
4 Stufen der Entwicklung der Regelpraxis<br />
• Stufe 1 (bis 2 Jahre): Spiel entsprechend individuellen<br />
motorischen Gewohnheiten, ohne Bewusstsein fester Regeln<br />
• Stufe 2 (3 -6 Jahre): Art des Spiels wird durch Nachahmung<br />
anderer (größerer Kinder) bestimmt, jedoch ohne soziales<br />
Zusammenspiel nach gemeinsamen Regeln<br />
• Stufe 3 (7 -10 Jahre): Spiel wird sozial, Bestrebung nach<br />
gemeinsamen Regeln miteinander in Wettstreit zu treten.<br />
Zunächst noch Unsicherheit hinsichtlich der allgemeinen<br />
Gültigkeit und Änderbarkeit der Regeln.<br />
• Stufe 4 (ab 11 Jahre): Kinder sind in der Lage, alle möglichen<br />
Fälle sozialer Interaktion beim Spiel vorauszusehen und dafür<br />
Regeln festzulegen. Vereinbarung und Festlegung von<br />
(möglichst komplizierten) Regeln gewinnt Wert an sich<br />
7
Piaget:<br />
Regelverständnis und<br />
Regelbeachtung<br />
(z.B. beim Murmelspiel)<br />
3 Stufen der Entwicklung des Regelverständnisses<br />
• Stufe 1 (bis 3 Jahre): Individuelle und soziale Normen werden<br />
nicht unterschieden. Fehlen des Empfindens einer sozialen<br />
Verpflichtung zur Einhaltung von Regeln.<br />
• Stufe 2 (4 -8 Jahre): Regeln werden als absolut gültig und<br />
unantastbar betrachtet. Regeln werden als von einer Autorität<br />
(heteronom) festgelegt angesehen.<br />
• Stufe 3 (ab 9 Jahre): Regeln werden als Ergebnis gegenseitiger<br />
Übereinkünfte zwischen Gleichen (autonom) verstanden, nicht<br />
mehr als von Autoritäten aufgezwungen. Regeländerungen sind<br />
möglich, wenn die Spielpartner dem zustimmen.<br />
8
Piaget<br />
Analyse der moralischen Urteile über Gut und Böse<br />
gerechte Bestrafung von Vergehen<br />
Verständnis verschiedener moralischer Konzepte<br />
(z.B. stehlen, lügen)<br />
Methode:<br />
Vorlesen von Geschichten, in denen Kind in denen ein Kind<br />
entweder<br />
- etwas beschädigt<br />
- etwas stiehlt,<br />
- lügt<br />
- ein Verbot übertritt<br />
- oder von ihm Gehorsam gegenüber einer Autorität verlangt<br />
wird<br />
9
Piagets Geschichten: Schädigungen<br />
Geschichte von Hans:<br />
Ein kleiner Junge namens<br />
Hans ist in seinem Zimmer.<br />
Man ruft ihn zum Essen. Er<br />
geht ins Speisezimmer. Aber<br />
hinter der Tür stand ein<br />
Stuhl. Auf dem Stuhl war ein<br />
Tablett, und auf dem Tablett<br />
standen fünfzehn Tassen.<br />
Hans konnte nicht wissen,<br />
dass all dies hinter der Tür<br />
war. Er tritt ein: die Tür stößt<br />
an das Tablett und bums!,<br />
die fünfzehn Tassen sind<br />
zerbrochen.<br />
Geschichte von Heinz:<br />
Es war einmal ein kleiner<br />
Junge, der hieß Heinz. Eines<br />
Tages war seine Mama nicht<br />
da, und er wollte Marmelade<br />
aus dem Schrank nehmen.<br />
Er stieg auf einen Stuhl und<br />
streckte den Arm aus. Aber<br />
die Marmelade war zu hoch,<br />
und er konnte nicht daran<br />
kommen. Als er doch<br />
versucht daran zu kommen,<br />
stieß er an eine Tasse. Die<br />
Tasse ist heruntergefallen<br />
und zerbrochen.<br />
10
Piagets Geschichten: Diebstahl<br />
Geschichte von Hans:<br />
Alfred trifft einen kleinen<br />
Kameraden, der sehr arm ist.<br />
Dieser kleine Freund erzählt<br />
ihm, er habe heute nicht<br />
gefrühstückt, weil es bei ihm<br />
zu Hause nichts zu essen<br />
gab. Da geht Alfred in einen<br />
Bäckerladen. Da er aber kein<br />
Geld bei sich hat, benützt er<br />
den Augenblick, wo der<br />
Bäcker den Rücken dreht,<br />
um ein Brötchen zu stehlen.<br />
Er geht schnell hinaus und<br />
gibt es seinem Kameraden.<br />
Geschichte von Henriette:<br />
Henriette betritt einen Laden.<br />
Sie sieht auf einem Tisch ein<br />
hübsches Band und denkt,<br />
es passe gut zu ihrem Kleid.<br />
Während die Händlerin den<br />
Rücken dreht, stiehlt sie das<br />
Band und läuft gleich weg.<br />
11
Piaget:<br />
Entwicklungsrichtungen<br />
Handlungswirkung Handlungsintention als Kriterium<br />
als Kriterium.<br />
Autoritätsorientierung Prinzipienorientierung<br />
Regeln als gegeben Regeln als aushandelbare Konventionen<br />
Egozentrisus Reziprozität<br />
Strafe als Vergeltung Strafe als Wiedergutmachung - Strafe als<br />
Lernangebot<br />
Unglück als Strafe Unglück als Ergebnis des Zufalls oder der<br />
Nachlässigkeit<br />
Gerechtigkeit als Gerechtigkeit als Gleichheit – Gerechtigkeit<br />
als Autoritätsentscheidung Bedürfnisentsprechung<br />
Lüge als häßliches Wort Lüge als Unwahrheit -<br />
Lüge als Täuschungsabsicht<br />
12
Piaget:<br />
Entwicklungsrichtungen<br />
Kurz:<br />
Heteronome1 Moral Autonome2 Moral<br />
(bis ca. 10. bis 12. Lebensjahr) (ab ca. 10. bis 12. Lebensjahr)<br />
1 Heteronomie: Fremdgesetzlichkeit, die von etwas anderem<br />
ausgehende Gesetzgebung; Abhängigkeit von anderer als der<br />
eigenen sittlichen Gesetzlichkeit im Gegensatz zur Autonomie.<br />
Heteronom: Fremdgesetzlich, von anderen Gesetzen abhängig<br />
2 Autonomie: Fähigkeit, die Gesetze des sittlichen Handelns selbst<br />
zu bestimmen. Autonom: Selbstständig, unabhängig, nach<br />
eigenen Gesetzen lebend<br />
13
Piaget: Stadien der<br />
moralischen Entwicklung<br />
Vormoralisches Stadium (die ersten 5 Jahre)<br />
– Kein Bewusstsein von sozial definierten Regeln<br />
Stadium des moralischen Realismus oder der<br />
heteronomen Moral (5 – 10 Jahre)<br />
– Regeln sind Sollsetzungen von äußeren Instanzen<br />
– Elterliche Autoritäten begründen, was richtig und was<br />
falsch ist<br />
– Regeln werden befolgt weil Autoritäten dies belohnen<br />
bzw. weil sie Abweichungen von den Regeln bestrafen<br />
– Ungehorsam wird nach den objektiven Konsequenzen<br />
statt nach den Intentionen beurteilt (vgl. Piagets<br />
Geschichten)<br />
14
Stadium der autonomen Moral oder des<br />
moralischen Relativismus (ab 10 oder 11 Jahren)<br />
– Regeln werden als soziale Vereinbarungen aufgefasst die in<br />
Frage gestellt und geändert werden können<br />
– Regeln werden befolgt, weil es vernünftig oder notwendig ist<br />
– Regeln können verletzt werden wenn die Umstände es<br />
erfordern<br />
– Regelverletzungen werden eher nach Intentionen als nach<br />
den Konsequenzen beurteilt (vgl. Piagets Geschichten)<br />
15
Lawrence Kohlberg<br />
(1927-1987)<br />
16
Lawrence Kohlberg:<br />
Biographie<br />
• Geb. 1927 in einem Vorort von New York geboren,<br />
wuchs als jüngstes von vier Kindern in einer jüdischen<br />
Familie auf<br />
• Wehrdienst führte Kohlberg Ende 1945 nach Europa<br />
• Nach dem Wehrdienst beteiligte sich Kohlberg daran,<br />
jüdische Flüchtlinge durch die britische Blockade nach<br />
Palästina zu bringen, sein Schiff wurde mit<br />
Waffengewalt aufgebracht, er selbst auf Zypern<br />
interniert.<br />
• Von der Haganah befreit, verbrachte er einige Zeit in<br />
einem Kibbuz, kehrte dann in die USA zurück und<br />
begann dort Psychologiestudium.<br />
• Ein zweites Erlebnis veranlasste Kohlberg endgültig, die<br />
Gerechtigkeit zum Arbeitsthema seines Lebens zu<br />
machen: Als Praktikant im Klinischen Jahr seiner<br />
Therapieausbildung musste er miterleben, wie ein<br />
Chefarzt (Psychiater) eine aufsässige Patientin mit einer<br />
Elektroschockbehandlung bestrafte.<br />
17
Lawrence Kohlberg:<br />
Biographie<br />
• 1955 begann Kohlberg, angeregt durch John Dewey und<br />
Jean Piaget, mit der Arbeit an seiner<br />
Entwicklungstheorie des moralischen Urteilens.<br />
• 1958 erschien seine Dissertation mit dem Titel "Die<br />
moralische Entwicklung des Menschen".<br />
• Von 1968-1987 war Kohlberg Professor an der Havard-<br />
Universität in Cambridge/Massachusetts.<br />
• Zog sich 1973 eine Virusinfektion zu, die seine<br />
Gesundheit ruinierte und seine Arbeitskraft<br />
unterminierte und seither unter schweren<br />
Krankheitsschüben, Behinderungen und Depressionen.<br />
1987 wählte er unter mysteriösen Umständen den<br />
Freitod<br />
18
Lawrence Kohlberg:<br />
Das Heinz-Dilemma<br />
Eine Frau, die an einer besonderen Krebsart erkrankt<br />
war, lag im Sterben. Es gab eine Medizin, von der<br />
die Ärzte glaubten, sie könne die Frau retten. Es<br />
handelte sich um eine besondere Form von Radium,<br />
die ein Apotheker in der gleichen Stadt erst kürzlich<br />
entdeckt hatte. Die Herstellung war teuer, doch der<br />
Apotheker verlangte zehnmal mehr dafür, als ihn die<br />
Produktion gekostet hatte. Er hatte 2000 Dollar für<br />
das Radium bezahlt und verlangte 20000 Dollar für<br />
eine kleine Dosis des Medikaments.<br />
<br />
19
Heinz, der Ehemann der kranken Frau, suchte alle seine<br />
Bekannten auf, um sich das Geld auszuleihen, und er<br />
bemühte sich auch um eine Unterstützung durch die<br />
Behörden. Doch er bekam nur 10000 Dollar zusammen,<br />
also die Hälfte des verlangten Preises. Er erzählte dem<br />
Apotheker, dass seine Frau im Sterben lag, und bat,<br />
ihm die Medizin billiger zu verkaufen bzw. ihn den Rest<br />
später bezahlen zu lassen. Doch der Apotheker sagte:<br />
"Nein, ich habe das Mittel entdeckt, und ich will damit<br />
viel Geld verdienen."<br />
Heinz hat nun alle legalen Möglichkeiten erschöpft; er<br />
ist ganz verzweifelt und überlegt, ob er in die Apotheke<br />
einbrechen und das Medikament für seine Frau stehlen<br />
soll.<br />
Sollte Heinz das Medikament stehlen oder nicht?<br />
20
Lawrence Kohlberg:<br />
vgl. mit Piaget<br />
• Anwendung von Piagets Grundgedanken der geistigen<br />
Entwicklung auf den Bereich der Moral<br />
• "Da moralisches Denken natürlich auch Denken ist,<br />
hängt fortgeschrittenes moralisches Denken von<br />
fortgeschrittenem logischen Denken ab" (Colby &<br />
Kohlberg 1986).<br />
• D.h. auch, dass die eigentliche <strong>Moralentwicklung</strong> erst<br />
mit dem Ende der von Piaget postulierten Phase des<br />
voroperationalen Denkens beginnt.<br />
• fortgeschrittenes logisches Denken ist zwar notwendig,<br />
jedoch nicht zugleich Garantie für ein höheres<br />
moralischen Stadium !<br />
• im Gegensatz zu Piaget: keine spezielle Altersangaben<br />
• ebenfalls notwendige aber nicht hinreichende Bedingung<br />
zwischen einzelnen Stadien der Perspektivenübernahme<br />
und den moralischen Entwicklungsstufen<br />
21
Stufe<br />
Niveau A:<br />
Präkonventionelles Niveau<br />
(die meisten Kinder unter 9 Jahren)<br />
Stufe 1: Die<br />
heteronome Stufe<br />
-Strafe und<br />
gehorsam<br />
Stufe 2: Die Stufe<br />
des Individualismus,<br />
des Zweck-<br />
Mittel-Denkens und<br />
des Austauschs<br />
-naiver<br />
instrumenteller<br />
Hedonismus<br />
Definition<br />
Gut ist der blinde Gehorsam<br />
gegenüber Vorschriften und<br />
gegenüber Autorität, Strafen<br />
zu vermeiden und kein<br />
körperliches Leid zu erdulden<br />
Gut ist es, eigenen oder<br />
anderen Bedürfnissen zu<br />
dienen und im Sinne des<br />
konkreten Austauschs fair<br />
miteinander umzugehen<br />
Exemplarische<br />
Maxime<br />
"Macht ist<br />
Recht!" (eine<br />
den Nazis<br />
zugeschriebene<br />
Parole)<br />
"Eine Hand<br />
wäscht die<br />
andere!"<br />
(Volksweisheit)<br />
22
Heinz-Dilemma: mögliche Antworten<br />
Stufe 1: Die heteronome Stufe<br />
Pro<br />
Heinz sollte das Medikament stehlen, da seine Frau vielleicht eine<br />
bedeutende Person ist (...)<br />
Contra<br />
Heinz sollte es nicht stehlen, da er dafür ins Gefängnis kommen<br />
kann.<br />
Stufe 2: Die Stufe des Individualismus, des Zweck-Mittel-<br />
Denkens und des Austauschs<br />
Pro<br />
Heinz sollte das Medikament stehlen, weil seine Frau ihm eines<br />
Tages auch einen Gefallen tun könnte.<br />
Contra<br />
Heinz sollte es nicht stehlen, wenn er seine Frau nicht<br />
liebt, denn dann wäre es die ganzen Schwierigkeiten<br />
nicht wert.<br />
23
Stufe<br />
Stufe 3:Die Stufe<br />
gegenseitiger<br />
interpersoneller<br />
Erwartungen,<br />
Beziehungen und<br />
interpersoneller<br />
Konformität<br />
Interpersonale<br />
u.<br />
Gruppenperspektive;<br />
"Good boy/girl"<br />
Niveau B:<br />
Konventionelles Niveau<br />
(die meisten Jugendlichen und Erwachsenen)<br />
Definition<br />
Gut ist es, eine gute (nette)<br />
Rolle zu spielen, sich um andere<br />
zu kümmern, sich Partnern<br />
gegenüber loyal und zuverlässig<br />
zu verhalten und bereit zu sein,<br />
Regeln einzuhalten und<br />
Erwartungen gerecht zu werden<br />
Maxime<br />
"Was du nicht<br />
willst, daß man<br />
dir tu, das füg'<br />
auch keinem<br />
andern zu!"<br />
(Die Goldene<br />
Regel; vgl.<br />
Lukas-<br />
Evangelium<br />
6,31)<br />
24
Stufe<br />
Stufe 4: Die<br />
Stufe des<br />
sozialen Systems<br />
und des<br />
verlorenen<br />
Gewissens<br />
Gesellschafts-<br />
Perspektive;<br />
„Law and<br />
Order“-<br />
Orientierung<br />
Definition<br />
Gut ist es, seine<br />
Pflichten in der<br />
Gesellschaft zu erfüllen,<br />
die soziale Ordnung<br />
aufrecht zu erhalten und<br />
für die Wohlfahrt der<br />
Gesellschaft sorge zu<br />
tragen<br />
Maxime<br />
"Ruhe ist die<br />
erste Bürgerpflicht!"<br />
(aus der<br />
Bekanntmachung,<br />
die<br />
am 17. 10.<br />
1805 nach der<br />
Schlacht bei<br />
Jena an die<br />
Straßenecken<br />
Berlins<br />
angeschlagen<br />
wurde)<br />
25
Heinz-Dilemma: mögliche Antworten<br />
Stufe 3: Stufe gegenseitiger interpersoneller Erwartungen,<br />
Beziehungen und interpersoneller Konformität<br />
Pro<br />
Heinz sollte das Medikament stehlen, selbst wenn er seine Frau nicht<br />
liebt oder es für einen Fremden ist, denn wir sollen bereit sein,<br />
anderen zu helfen<br />
Contra<br />
Heinz sollte es nicht stehlen, um einen guten Eindruck in der<br />
Gemeinschaft zu hinterlassen.<br />
Stufe 4: Die Stufe des sozialen Systems und des verlorenen<br />
Gewissens<br />
Pro<br />
Heinz sollte das Medikament stehlen, weil Menschen zum Nutzen der<br />
Gesellschaft Verantwortung für andere übernehmen müssen.<br />
Contra<br />
Man sollte das Gesetz achten, denn der Respekt vor dem Gesetz<br />
würde zerstört, wenn die Bürger meinten, sie könnten jederzeit<br />
Gesetze brechen , wenn sie nicht mit ihnen übereinstimmen.<br />
26
Niveau C:<br />
Postkonventionelles Niveau<br />
(einige Erwachsene über 20 Jahre)<br />
Stufe<br />
Stufe 5:Stufe des<br />
Sozialvertrages oder<br />
des Nutzens für alle<br />
und der Rechte des<br />
Individuums<br />
-Sozialer<br />
Kontrakt/gesellschaftl.<br />
Nützlichkeit<br />
Stufe 6: Die Stufe<br />
der universalen<br />
ethischen<br />
Prinzipien<br />
Definition<br />
Gut ist es, die Grundrechte zu<br />
unterstützen sowie die<br />
grundsätzlichen Werte und<br />
Verträge einer Gesellschaft,<br />
auch wenn sie mit den<br />
konkreten Regeln und<br />
Gesetzen eines<br />
gesellschaftlichen Subsystems<br />
kollidieren<br />
Gut ist es, ethische Prinzipien<br />
als maßgebend zu betrachten,<br />
denen die ganze Menschheit<br />
folgen sollte.<br />
Exemplarische<br />
Maxime<br />
"Eigentum<br />
verpflichtet.<br />
Sein Gebrauch<br />
soll zugleich<br />
dem Wohle der<br />
Allgemeinheit<br />
dienen." (Art. 14<br />
II GG)<br />
"Handle nur nach<br />
der Maxime, von<br />
der du wollen<br />
kannst, daß sie<br />
allgemeines<br />
Gesetz wird!" (Kants<br />
Kategorischer<br />
Imperativ)<br />
27
Heinz-Dilemma: mögliche Antworten<br />
Stufe 5: Stufe des Sozialvertrages oder des Nutzens für<br />
alle und der Rechte des Individuums<br />
Pro<br />
Heinz sollte das Medikament stehlen, da das Recht auf Leben<br />
das Recht auf Eigentum verdrängt oder sogar übersteigt.<br />
Contra<br />
Stufe 6: Die Stufe der universalen ethischen Prinzipien<br />
Vor dem Gesetz ist es zwar nicht recht, einzubrechen und zu<br />
stehlen, und die Gesellschaft muß Heinz bestrafen; vor<br />
Heinz` Gewissen aber kann das Leben seiner Frau höher<br />
stehen als das Gesetz<br />
28
Kohlberg: Auswertungserfahren<br />
standard-scoring mit dem „Standard Issue Scoring<br />
Manual“ (fast 1000 Seiten)<br />
29
Einige mögliche Kritikpunkte an<br />
der Theorie Kohlbergs<br />
invariante Sequenz bzw. Nicht-<br />
Regression?<br />
Kohlberg: Unterscheidung strukturelle<br />
und funktionale Stufen<br />
Kohlberg: Stufe 4 1/2<br />
Universalität?<br />
Situative Faktoren<br />
Erziehung? Die „ +1 Methode“<br />
30
Eine 7. Stufe?<br />
"Das Prinzip der Rechtfertigung von Normen<br />
ist nun nicht mehr der monologisch<br />
anwendbare Grundsatz der<br />
Verallgemeinerungsfähigkeit, sondern das<br />
gemeinschaftlich verfolgte Verfahren der<br />
diskursiven Einlösung von normativen<br />
Geltungsansprüchen" (Habermas 1976)<br />
Zusammenhang zw. Urteilen und Handeln?<br />
31
Kohlberg-Quiz<br />
1. "Wenn mir meine Eltern mehr Taschengeld geben,<br />
dann werde ich den Mistkübel jeden Tag<br />
ausleeren gehen."<br />
1. präkonventionell-heteronom<br />
2. präkonventionell-individualistisch<br />
3. konventionell-wechselseitig<br />
4. konventionell-soziales System<br />
2. "Es ist für einen Schüler am wichtigsten, die<br />
Anerkennung seines Lehrers zu erhalten."<br />
1. präkonventionell-individualistisch<br />
2. konventionell-wechselseitig<br />
3. konventionell-soziales System<br />
4. postkonventionell-sozialer Kontrakt<br />
32
3. "Ruhe ist die erste Bürgerpflicht!"<br />
1. präkonventionell-heteronom<br />
2. präkonventionell-individualistisch<br />
3. konventionell-wechselseitig<br />
4. konventionell-soziales System<br />
4. "Handle nur nach der Maxime, von der du wollen<br />
kannst, dass sie allgemeines Gesetz wird!"<br />
1. konventionell-wechselseitig<br />
2. konventionell-soziales System<br />
4. postkonventionell-sozialer Kontrakt<br />
4. postkonventionell-universielle Ethik<br />
33
5. Wer die Macht hat, hat das Recht.<br />
1. präkonventionell-heteronom<br />
2. präkonventionell-individualistisch<br />
3. konventionell-wechselseitig<br />
4. konventionell-soziales System<br />
6. "Ich darf ihm das Auto wegnehmen, weil er hat<br />
mir auch die Puppe versteckt!"<br />
1. präkonventionell-heteronom<br />
2. präkonventionell-individualistisch<br />
3. konventionell-wechselseitig<br />
4. postkonventionell-sozialer Kontrakt<br />
34
7. "Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg'<br />
auch keinem andern zu!"<br />
1. präkonventionell-heteronom<br />
2. präkonventionell-individualistisch<br />
3. konventionell-wechselseitig<br />
4. konventionell-soziales System<br />
8. "Eine Hand wäscht die andere!"<br />
1. präkonventionell-heteronom<br />
2. präkonventionell-individualistisch<br />
3. konventionell-wechselseitig<br />
4. konventionell-soziales System<br />
35
9. Grundrechte gehen vor konkreten Regeln und<br />
Gesetzen eines gesellschaftlichen Systems<br />
1. präkonventionell-individualistisch<br />
2. konventionell-wechselseitig<br />
3. konventionell-soziales System<br />
4. postkonventionell-sozialer Kontrakt<br />
10. "Wenn ich etwas im Supermarkt stehle, dann<br />
darf ich mich nicht dabei erwischen lassen!"<br />
1. präkonventionell-heteronom<br />
2. präkonventionell-individualistisch<br />
3. konventionell-wechselseitig<br />
4. konventionell-soziales System<br />
36
11. "Wenn man sich nicht an die Regeln<br />
beim Fußballspielen hält, dann hört sich<br />
alles auf."<br />
1. präkonventionell-individualistisch<br />
2. konventionell-wechselseitig<br />
3. konventionell-soziales System<br />
4. postkonventionell-sozialer Kontrakt<br />
37
Prüfungsliteratur<br />
Shaffer, D.R. (2000). Social &<br />
personality Development (4th ed.).<br />
Belmont, CA: Wadsworth. Kapitel 10<br />
38