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Download - Strahlen des Lichts

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Bei Allem gefiel mir aber sehr gut,<br />

dass alle, von denen ich etwas gehalten<br />

hatte, sehr zurückhaltend<br />

waren und nicht dazu laut sprachen,<br />

denn sie hielten sich für unwissende<br />

Menschen, denen die<br />

Naturgeheimnisse zu hoch und sie<br />

zu gering waren.<br />

In diesem ganzen Tumult hätte<br />

ich den Tag verflucht, an dem ich<br />

hierher gekommen war, denn ich<br />

musste mit Schmerzen zusehen,<br />

wie lockere und leichtfertige Menschen<br />

am oberen Ende der Tafel<br />

saßen und ich an meinem bescheidenen<br />

Platz ebenfalls nicht in Ruhe<br />

gelassen wurde und mich einer der<br />

Bösewichte höhnisch einen gescheckten<br />

Narren nannte.<br />

Ich wusste zu dieser Zeit noch<br />

nicht, dass noch ein weiteres Tor<br />

existiert, durch das wir gehen mussten<br />

und ich meinte, ich müsste die<br />

ganze Hochzeit über diesen Spott,<br />

Verachtung und Unwürdigkeit ertragen.<br />

Das war sicher nicht, was<br />

ich dem Bräutigam und der Braut<br />

schuldig war. Sie hätten meiner<br />

Meinung nach einen anderen Narren<br />

und nicht mich zu dieser Hochzeit<br />

holen sollen.<br />

Hier siehst Du wie ungeduldig einfältige<br />

Herzen durch die Ungleichheit<br />

in dieser Welt werden können.<br />

Dies war sicher ein Teil meines<br />

Hinkens, von dem ich träumte und<br />

bereits berichtete.<br />

Je länger es dauerte, um so<br />

mehr nahm das Geschrei zu. Einige<br />

rühmten sich unwahrer und<br />

erdachter Visionen und wollten uns<br />

greuliche und erlogene Träume erzählen.<br />

Neben mir saß aber ein feiner und<br />

stiller Mann, der nur manchmal etwas<br />

von feinen Dingen sprach. Nun<br />

sprach er zu mir: „Siehe mein Bru-<br />

8 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 2011-4<br />

der, wenn jetzt einer käme, der die<br />

verstockten Leute auf den rechten<br />

Weg bringen wollte, würde man ihm<br />

zuhören“? „Nein, ich glaube nicht“,<br />

antwortete ich. Er sprach weiter: „So<br />

will nun die Welt mit Gewalt betrogen<br />

werden und hört nicht auf die,<br />

die es gut mit ihr meinen. Siehst<br />

Du dort den Schmeichler, wie er mit<br />

abartigen Gesten und närrischen<br />

Gedanken die Aufmerksamkeit auf<br />

sich zieht und dort neckt einer mit<br />

unverständlichen Worten die Leute.<br />

Doch glaube mir, es wird die Zeit<br />

kommen, dass man diesen Lügnern<br />

die Maske abnehmen wird und aller<br />

Welt zeigen, welche Betrüger darunter<br />

sind. Vielleicht werden dann<br />

einige geachtet, die bisher übersehen<br />

wurden“.<br />

Während er zu mir sprach und das<br />

Geschrei dabei immer länger und<br />

ärger wurde, begann leise im Saal<br />

eine so feine und schöne Musik, wie<br />

ich sie in meinem Leben noch nie<br />

gehört hatte.<br />

Aus diesem Grund schwiegen alle<br />

in Erwartung, was nun geschehen<br />

würde.<br />

Die Musik von allen erdenklichen<br />

Saiteninstrumenten war so harmonisch<br />

aufeinander abgestimmt,<br />

dass ich mich selbst vergaß und so<br />

über eine halbe Stunde unbeweglich<br />

dasaß, dass mein Tischnachbar<br />

sich über mich wunderte.<br />

Die gesamte Zeit über sprach von<br />

uns keiner ein Wort, denn sobald<br />

einer seinen Mund auftun wollte,<br />

erhielt er einen Schlag auf seinen<br />

Mund, wobei niemand wusste woher<br />

er kam.<br />

Ich dachte so bei mir, da wir keinen<br />

der Musikanten sehen konnten, es<br />

wäre schön, wenn ich wenigstens<br />

die benutzten Instrumente sehen<br />

könnte.<br />

Nach einer halben Stunde hörte die<br />

Musik plötzlich auf und wir konnten<br />

eine Zeitlang nichts sehen noch hören.<br />

Dann erhob sich vor der Tür<br />

<strong>des</strong> Saales ein großes Getöse und<br />

der Schall von Posaunen, Trompeten<br />

und Pauken. Alles war so meisterlich,<br />

als wollte der römische Kaiser<br />

einziehen.<br />

Als sich die Tür von selbst öffnete,<br />

ertönte der Posaunenschall so laut,<br />

dass wir ihn kaum ertragen konnten.<br />

Ich beobachtete in der Zwischenzeit,<br />

wie sich tausend kleine Lichter<br />

in korrekter Ordnung in den Saal bewegten,<br />

was uns sehr beeindruckte.<br />

Dann traten die schon bereits<br />

bekannten Knaben mit Fackeln in<br />

den Saal und leuchteten einem vergoldeten<br />

Triumphsessel, der sich<br />

selbstständig fortbewegte. Auf diesem<br />

Triumphsessel saß eine schöne<br />

Jungfrau. Ich meinte, es wäre die<br />

Jungfrau, die bereits bei meiner Ankunft<br />

im Hof die Lichter angezündet<br />

und gelöscht hatte und waren die<br />

beiden Knaben auch ihre Diener,<br />

die von ihr an die Bäume postiert<br />

wurden?. Sie trug nun nicht wie zuvor<br />

ein blaues Kleid, sondern ein<br />

glänzen<strong>des</strong> schneeweißes Kleid,<br />

welches golden schimmerte und<br />

so strahlte, das wir kaum wagten<br />

zu schauen. Die beiden Knaben<br />

waren ebenso gekleidet, nur etwas<br />

schlichter.<br />

Sobald sie in der Mitte <strong>des</strong> Saales<br />

ankam, stieg sie vom Sessel herab<br />

und alle Lichter verneigten sich vor<br />

ihr. Wir standen alle von unseren<br />

Sitzen auf, blieben aber an unserem<br />

Platz stehen.<br />

Nachdem sie und dann wir uns gegenseitig<br />

verneigt hatten, fing sie an<br />

zu sprechen:<br />

„Der König, mein gnädigster Herr,<br />

ist bereits in der Nähe, ebenso seine<br />

allerliebste Braut an seiner Seite.<br />

Sie erwarten Euch mit großer Freude<br />

und bieten jedem einzelnen von<br />

Euch ihre Gnade. Sie wünschen<br />

Euch aus vollem Herzen, dass für<br />

die kommende Hochzeit Eure Stimmung<br />

freudig und nicht durch ein<br />

Leid getrübt sein wird“.<br />

Daraufhin verneigte sie sich gemeinsam<br />

mit allen Lichtern und

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