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Download - Strahlen des Lichts

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<strong>Strahlen</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Lichts</strong><br />

Wintersonnenwende 20. Jahrgang 2011-4<br />

« ein urteilsfähiger Intellekt « ein fühlen<strong>des</strong> Herz « ein gesunder Körper «<br />

Eine Zeitschrift der christlichen Esoterik<br />

für Freunde der Rosenkreuzerlehren


Liebe Freunde,<br />

2 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 2011-4<br />

Editorial Inhalt<br />

Licht für das Gemüt,<br />

Liebe für das Herz,<br />

Begreifen für den Verstand.<br />

Diese drei Dinge sind die Nahrung für unser Wachstum<br />

in diesem Leben.<br />

Mit unseren Artikeln in dieser kleinen Zeitschrift<br />

„<strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong>“ sind wir bemüht, diesen drei Impulses<br />

gerecht zu werden.<br />

Wir möchten allen auf diesem Wege danken, die uns<br />

dies mit ihren Artikeln, Beiträgen, Ideen und Spenden<br />

ermöglicht haben.<br />

Unser Wunsch ist, dass diese Zeitschrift auch in Zukunft<br />

gern gelesen wird und jeder für sich wichtige Impulse<br />

entnehmen kann, die ihn anspornen sich intensiver mit<br />

der „Rosenkreuzerlehre“ zu beschäftigen, um seinen<br />

„eigenen persönlichen Weg“ leichter gehen zu können.<br />

Bitte unterstützen Sie uns auch weiterhin und nehmen<br />

Sie Kontakt mit uns auf, wenn Sie das innere Bedürfnis<br />

haben, gemeinsam mit uns an diesem Werk zu arbeiten.<br />

Wir wünschen Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit<br />

und einen erfolgreichen Jahresanfang.<br />

Das Göttliche wohnt in unserem Herzen. Wünschen<br />

wir uns, dass es in uns geboren wird und wir unsere<br />

gesamte bisherige Erfahrung und Erkenntnis dazu<br />

nutzen, es zu hegen und zu pflegen.<br />

Ihr Redaktionsteam<br />

02 Editorial<br />

Impressum<br />

03 Chymische Hochzeit<br />

10 Heilungsdaten<br />

10 Gedankensplitter<br />

11 Wortzeichnungen zum<br />

Tierkreis<br />

17 Farbe und Musik im neuen<br />

Zeitalter<br />

23 Essen Sie sich gesund<br />

25 Gott, die Quelle und das<br />

Ziel <strong>des</strong> Daseins<br />

27 Biographie Max Heindel<br />

37 Esoterische Bibelinterpretation<br />

40 RCF Intern<br />

Impressum:<br />

RCF Rosenkreuzer Freun<strong>des</strong>kreis, Redaktion<br />

<strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> Licht, c/o Werner Chlouba,<br />

Humboldtstraße 39, 30890 Barsinghausen,<br />

Tel. 05105 84380, Mail: info@rosen-kreuzer.<br />

eu, www.rosen-kreuzer.eu, Spendenkonto:<br />

Nr. 211 469 00 BLZ 694 900 00 Volksbank Villingen,<br />

IBAN DE 19 6949 0000 0021 1469 00,<br />

BIC-Code: GENO DE 61 VS1, Namentliche<br />

Artikel werden vom Verfasser verantwortet,<br />

Fotos: www.pixelio.de, www.picspack.de, Die<br />

Zeitschrift <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> wird kostenlos<br />

an alle interessierten Freun<strong>des</strong> der Rosenkreuzerlehren<br />

verteilt. Zur Unterstützung der<br />

Vervielfältigung und <strong>des</strong> Versands, bitten wir<br />

um Spenden an obige Adresse oder Überweisung<br />

auf unser Spendenkonto.<br />

Titelfoto: Jetti Kuhlemann / pixelio.de


Chymische Hochzeit<br />

<strong>des</strong> Christiani Rosencreutz anno 1459 – A.D. 1616<br />

Als ich aus meiner Zelle in den Wald<br />

kam, war mir, als wenn der ganze<br />

Himmel und alle Elemente sich zur<br />

Hochzeit geschmückt hätten. Die<br />

Vögel sangen, wie mir schien, lieblicher<br />

denn zuvor. Die junge Hirschkuh<br />

sprang so freudig daher, dass<br />

sie mein altes Herz erfreute und<br />

mich zum Singen anregte. Ich fing<br />

<strong>des</strong>halb auch gleich mit lauter Stimme<br />

an:<br />

Freu dich du liebes Vögelein,<br />

Deinen Schöpfer hoch zu loben:<br />

Deine Stimme erheb nun hell und<br />

fein,<br />

Dein Gott ist hoch erhoben,<br />

Deine Speise hat er dir bereit,<br />

Gibt dirs zu recht bequemer Zeit,<br />

Daran lass du dich genügen.<br />

Was willst du doch unlustig sein,<br />

Was willst über Gott dich zürnen,<br />

Dass er dich heißt ein Vögelein<br />

sein, Willst dir den Kopf verwirren,<br />

Dass er dich nicht als Menschen<br />

2. Tag<br />

(frei in die Umgangssprache übersetzt<br />

von Werner Chlouba)<br />

gemacht,<br />

O schweig er hatt es wohl bedacht,<br />

Daran lass du dich genügen.<br />

Was mach ich armer Erdenwurm,<br />

Wenn ich mit Gott wollt rechten,<br />

Dass ich so in den Himmel stürm,<br />

Mit gewaltig großer Kunst zerfechten,<br />

Gott will sich ja nicht zwingen<br />

lassen,<br />

Wer hier nichts taugt, mach sich<br />

darvon,<br />

O Mensch lass dich genügen.<br />

Das er dich nicht zum Kaiser gemacht,<br />

Das soll dich nicht kränken,<br />

Seinen Namen hast du vielleicht<br />

veracht,<br />

Des war wohl sein Bedenken:<br />

Die Augen Gottes heller sein,<br />

Er sieht dir gar ins Herz hinein,<br />

Gott wirst du nicht betrügen.<br />

Dies sang ich nun aus tiefstem Her-<br />

zen, bei meinem Gang durch den<br />

Wald, dass es überall erschallte<br />

und das Echo in den Bergen die<br />

letzten Worte wiederholte. Als ich<br />

aus dem Wald herauskam, sah ich<br />

eine schöne grüne Heide, auf der<br />

drei hohe schöne Zedernbäume<br />

standen. Die großen Bäume warfen<br />

wie erwünscht Schatten, worüber<br />

ich mich sehr freute. Obwohl<br />

ich noch nicht weit gegangen war,<br />

war ich doch so müde, dass ich ein<br />

Verlangen spürte mich unter die<br />

Bäume zu legen, um ein wenig zu<br />

ruhen. Als ich aber näher kam, sah<br />

ich ein Hinweisschild an einem der<br />

Bäume befestigt. Der darauf geschriebene<br />

Text war mit zierlichen<br />

Buchstaben geschrieben, den ich<br />

mehrmals las:<br />

Hospes salve: si quid tibi forsitan<br />

de nuptiis Regis auditum.<br />

Verba haec perpende.<br />

Quatuor viarum optionem<br />

2011-4 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 3


per nos tibi sponsus offert,<br />

per quas omnes, modo non<br />

in devias delabaris ad regiam<br />

eius aulam pervenire possis.<br />

Prima brevis est, sed periculosa,<br />

et quae te in varios<br />

scopulos deducet, ex quibus<br />

vix te expedire licebit.<br />

Altera longior, quae circumducet<br />

te, non abducet, plana<br />

ea est, et facilis, si te Magnetis<br />

auxilio, neque ad dextrum,<br />

neque sinistrum abduci patieris.<br />

Tertia vere Regia est, quae<br />

per varias Regis nostri delicias<br />

et spectacula viam tibi<br />

reddet jucundam.<br />

Sed quod vix mille simo<br />

hactenus obtigit.<br />

Per quartam nemini hominum<br />

licebit ad Regiam per venire,<br />

utpote, quae consumens, et<br />

non nisi corporibus incorruptibilibus<br />

conveniens est.<br />

Elige nunc ex tribus quam velis,<br />

et in ea constans permane.<br />

Scito autem quamcunque ingressus<br />

fueris: ab immutabili<br />

Fato tibi ita de stinatum, nec<br />

nisi cum maximo vitae periculo<br />

regredi fas esse.<br />

Haec sunt quae te scivisse<br />

voluimus: sed heus cave<br />

ignores, quanto cum periculo<br />

te huic viae commiseris,<br />

nam si te vel minimi delicti<br />

contra Regis nostri leges<br />

nosti obnoxium: quaeso dum<br />

adhuc licet per eandem viam,<br />

qua accessisti, domum te<br />

confer quam citissime.<br />

4 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 2011-4<br />

(Gott behüte Dich, Gast! Sollte Dir<br />

jemals die Nachricht von der Hochzeit<br />

<strong>des</strong> Königs zu Ohren kommen,<br />

so erwäge die folgenden Worte:<br />

Es gibt vier Wege, die der Bräutigam<br />

Dir durch uns zur Auswahl bietet.<br />

Auf allen vier Wegen kannst Du<br />

das Schloss <strong>des</strong> Königs erreichen,<br />

aber nur dann, wenn Du nicht vom<br />

Wege abkommst.<br />

Der erste Weg ist kurz, aber gefährlich,<br />

er ist voller Abgründe, in denen<br />

Du leicht zerschmettert werden<br />

kannst.<br />

Der zweite ist länger, weil er Dich<br />

zwar über Umwege, aber nicht auf<br />

Abwege führt. Er ist eben und bequem<br />

zu gehen, wenn Du Dich, mit<br />

Hilfe eines Kompasses, weder nach<br />

links, noch nach rechts, ablenken<br />

lässt.<br />

Der dritte ist der wahrhaft königliche<br />

Weg, denn er erquickt durch allerlei<br />

fürstliche Freuden und Schauspiele.<br />

Allerdings ist er bis heute kaum<br />

einem unter Tausenden geglückt.<br />

Dem vierten Weg entlang ist es<br />

keinem Sterblichen möglich, das<br />

Ziel zu erreichen, denn er ist von<br />

verzehrender Kraft, und nur unverwüstliche<br />

Körper können ihn durchstehen.<br />

So wähle nun, welchen von den drei<br />

Wegen Du betreten willst, und weiche<br />

dann nicht mehr davon ab.<br />

Bedenke auch, dass der Weg, den<br />

Du betreten wirst, Dir durch das unabweisbare<br />

Schicksal vorbestimmt<br />

ist. Weiterhin ist es Dir bei Gefahr<br />

für Dein Leben verboten, auch nur<br />

einen Schritt zurückzugehen.<br />

Das ist es, was wir Dich wissen<br />

lassen wollen. Schlägst Du diese<br />

ernste Warnung in den Wind,<br />

dann wirst Du inmitten der größten<br />

Gefahren jammernd und klagend<br />

Deinen Weg gehen. Wenn Du Dich<br />

aber auch nur <strong>des</strong> kleinsten Vergehens<br />

gegen die Gesetze unseres<br />

Königs schuldig erweist, dann kehre<br />

lieber um, solange es noch möglich<br />

ist und eile auf demselben Weg, auf<br />

dem Du gekommen bist, nach Hause<br />

zurück!)<br />

Als ich diese Schrift gelesen hatte,<br />

war alle Freude in mir schon wieder<br />

dahin. Obwohl ich zuvor fröhlich gesungen<br />

hatte, fing ich nun inniglich<br />

an zu weinen. Die drei Wege sah ich<br />

nun vor mir und wusste, dass mir erlaubt<br />

ist bald einen davon zu wählen.<br />

Ich machte mir große Sorgen.<br />

Falls ich den steinigen und felsigen<br />

Weg betrete, könnte ich jämmerlich<br />

fallen und eventuell sterben und<br />

falls ich den langen Weg gehen würde,<br />

könnte ich auf Abwege geraten<br />

oder es könnte mir etwas zustoßen.<br />

Die Hoffnung, dass ich unter Tausenden<br />

auserwählt sein sollte, den<br />

königlichen Weg gehen zu dürfen,<br />

verwarf ich schnell.<br />

Den vierten Weg sah ich ebenfalls<br />

vor mir, aber er war so mit Feuer<br />

und Dampf umgeben, dass ich ihn<br />

überhaupt nicht betreten dürfte. Ich<br />

konnte mich einfach nicht entscheiden,<br />

welchen Weg ich nehmen oder<br />

ob ich doch lieber wieder umkehren<br />

sollte. Auch dachte ich an meine Unwürdigkeit,<br />

aber ich tröstete mich,<br />

da ich doch im Traum aus dem Turm<br />

kam. Doch auf den Traum dürfte<br />

ich mich nun auch nicht verlassen.<br />

Durch das viele Für und Wider der<br />

Gedanken fühlte ich mich matt und<br />

bekam Hunger und Durst.<br />

Ich holte mein Brot heraus und<br />

schnitt es auf. Doch eine schneeweiße<br />

Taube, die ich bisher nicht<br />

bemerkt hatte, kam von dem Baum<br />

zu mir geflogen und wollte, wie sie<br />

es wohl gewohnt war, heimlich etwas<br />

nehmen.<br />

Ich teilte meine Speise gern mit ihr,<br />

was sie auch annahm und fühlte<br />

mich durch ihre Schönheit ein wenig<br />

erquickt.<br />

Dies sah ihr Feind, ein schwarzer<br />

Rabe, der sogleich auf die Taube<br />

zugeschossen kam. Der Rabe begehrte<br />

nur die Bissen der Taube und<br />

wollte meine, die ich ihm reichte,<br />

nicht annehmen. Die Taube konnte


sich nicht wehren und floh.<br />

Beide Vögel flogen nun gegen Mittag.<br />

Dies betrübte und erzürnte<br />

mich dermaßen, dass ich unbedacht<br />

und gegen meinen Willen fast eine<br />

Ackerlänge dem Raben nacheilte.<br />

Ich konnte den Raben vertreiben<br />

und erlöste so die Taube.<br />

Jetzt bemerkte ich, dass ich unbesonnen<br />

gehandelt hatte und mich<br />

bereits auf einem der Wege befand,<br />

den ich nun wegen der angedrohten<br />

Strafe nicht mehr verlassen dürfte.<br />

Ich hätte mich noch trösten können,<br />

doch viel mir das Schlimmste auf:<br />

Meine Wegzehrung hatte ich unter<br />

dem Baum liegen lassen und konnte<br />

sie nun nicht mehr holen, denn sobald<br />

ich zurück wollte, blies ein so<br />

starker Wind, der mich beinahe umwarf.<br />

Ging ich aber den Weg weiter,<br />

bemerkte ich ihn nicht. Ich schloss<br />

daraus, dass ich mich nicht gegen<br />

den Wind legen sollte, denn es<br />

könnte mein Leben kosten.<br />

Geduldig nahm ich mein Kreuz auf<br />

mich und machte mich auf den Weg<br />

Ich beschloss nun alles zu tun, um<br />

noch vor Einbruch der Nacht anzukommen.<br />

Der Weg hatte viele Abzweigungen.<br />

Ich holte <strong>des</strong>halb meinen Kompass<br />

heraus und versuchte keinen Schritt<br />

von der Mittagslinie zu weichen. Der<br />

Weg war sehr beschwerlich und<br />

häufig kaum passierbar, so dass ich<br />

oft zweifelte.<br />

Unterwegs dachte ich ständig an die<br />

Taube und den Raben, konnte aber<br />

die Bedeutung nicht verstehen.<br />

Schließlich sah ich in der Ferne auf<br />

einem hohen Berg ein schönes Portal.<br />

Ich eilte nun direkt auf dieses<br />

Portal zu, obwohl es sehr weit<br />

vom Wege ablag, denn die Sonne<br />

war bereits hinter den Bergen verschwunden<br />

und ich sah nirgendwo<br />

eine Unterkunftsstätte.<br />

Ich schreibe das alleine Gott zu,<br />

denn er hätte mich ja auch auf dem<br />

Weg weitergehen lassen und mir<br />

die Augen verschließen können, so<br />

dass ich das Portal nicht gesehen<br />

hätte.<br />

Wie gesagt, eilte ich nun direkt auf<br />

das Portal zu und erreichte es gerade<br />

noch bei Tageslicht, um es betrachten<br />

zu können.<br />

Es war ein überaus schönes und königliches<br />

Portal, darin viele herrliche<br />

Bilder und Zeichen gehauen waren,<br />

die, wie ich später erfuhr, eine besondere<br />

Bedeutung hatten.<br />

Ganz oben war eine ziemlich große<br />

Tafel angebracht, auf der die folgenden<br />

Worte geschrieben waren:<br />

Procul hinc,<br />

procul ite Prophani<br />

Bleibt fern von hier, so ihr unwürdig<br />

seid!<br />

Es stand aber noch mehr auf der<br />

Tafel, was mir aber streng verboten<br />

wurde zu erzählen.<br />

So bald ich ankam, erschien jemand<br />

in einem himmelblauen Kleid, den<br />

ich freundlich begrüßte. Er bedankte<br />

sich und forderte aber sogleich<br />

meinen Einladungsbrief.<br />

Oh wie froh war ich, dass ich ihn<br />

dabei hatte, denn ich hätte in auch<br />

vergessen können. Wie ich von ihm<br />

erfuhr, hatten einige andere die Einladung<br />

nicht dabei.<br />

Ich zeigte ihm nun die Einladung.<br />

Er war darüber nicht nur zufrieden,<br />

sondern erwies mir mit den folgenden<br />

Worten besondere Ehre,<br />

was mich sehr verwunderte:<br />

„Geht hinein mein Bruder, Ihr seid<br />

mir ein lieber Gast“.<br />

Anschließend fragte er mich nach<br />

meinem Namen und ich antwortete<br />

ihm: „Ich bin ein Bruder <strong>des</strong> Roten<br />

Rosenkreuzes“.<br />

Verwunderte und gleichzeitig erfreut<br />

fragte er mich: „Mein Bruder,<br />

habt ihr etwas dabei, womit ihr<br />

dieses Siegel kaufen könnt?“. Ich<br />

antworte ihm, dass mein Vermögen<br />

sehr klein wäre, falls er aber<br />

an mir etwas sehen würde, was er<br />

haben möchte, so solle er es sich<br />

nehmen. Er wollte meine Flasche<br />

mit Wasser haben, die ich ihm auch<br />

übergab. Daraufhin übergab er mir<br />

ein goldenes Siegel, auf dem nur<br />

zwei Buchstaben standen:<br />

S.C.<br />

Sanctitate Constantia;<br />

Sponsus Charus;<br />

Spes Charitas;<br />

Hoffnung und Liebe<br />

Er ermahnte mich noch, dass es<br />

mir gut tun würde, wenn ich ihn in<br />

Erinnerung behalten würde. Daraufhin<br />

fragte ich ihn, wieviel vor<br />

mir schon in das Portal hineingegangen<br />

wären und er nannte sie<br />

mir. Schließlich gab er mir einen<br />

verschlossenen Brief für den anderen<br />

Türhüter.<br />

Weil ich mich nun etwas länger bei<br />

ihm aufgehalten hatte, brach bereits<br />

die Nacht herein. Aus diesem<br />

Grund wurde auf dem Portal eine<br />

große Pechpfanne entzündet, damit,<br />

falls sich noch jemand auf dem<br />

Weg befand, er herzueilen könnte.<br />

Der Weg, der direkt zum Schloss<br />

führte, war von beiden Seiten von<br />

Mauern begrenzt und mit schönen<br />

Bäumen bepflanzt, welche verschiedene<br />

Früchte trugen. Auch<br />

standen an beiden Seiten drei Bäume,<br />

an denen Laternen hingen.<br />

Diese wurden von einer schönen<br />

Jungfrau, die ebenfalls ein blaues<br />

Kleid trug, mit einer herrlichen Fackel<br />

angezündet. Dies war so herrlich<br />

und meisterlich anzusehen, so<br />

dass ich mich länger als nötig aufgehalten<br />

hatte.<br />

2011-4 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 5


Nach ausreichendem Bericht und<br />

nützlichen Hinweisen schied ich<br />

schließlich von dem ersten Türhüter.<br />

Auf dem Weg zur nächsten Pforte<br />

hätte ich gern gewusst, was in dem<br />

Brief stehen mochte. Da ich aber<br />

dem Türhüter nichts böses zutrauen<br />

durfte, musste ich meine Neugierde<br />

im Zaum halten, bis ich zur<br />

nächsten Pforte angekommen war.<br />

Diese zweite Pforte war gleich der<br />

anderen Pforten, aber verziert mit<br />

verschiedenen Bildern und geheimnisvollen<br />

Bedeutungen.<br />

Auf einer angebrachten Tafel stand:<br />

Date et dabitur vobis<br />

Gebt und Euch wird gegeben<br />

werden<br />

Unter dieser Pforte lag an einer<br />

Kette ein grausamer Löwe, der sich<br />

sogleich aufrichtete, als er mich<br />

sah und mich mit lautem Brüllen<br />

begehrte.<br />

Hiervon erwachte der andere Türhüter,<br />

der auf einem Marmorstein<br />

lag und dann zu mir sagte, dass ich<br />

ohne Furcht und Sorge sein solle.<br />

Er trieb sogleich den Löwen hinter<br />

sich und nahm den Brief entgegen,<br />

den ich ihm mit zitternder Hand<br />

überreichte.<br />

Nachdem er den Brief gelesen hatte<br />

sprach er mich mit großer Ehrerbietung<br />

an:<br />

„Willkommen in Gottes Namen, Du<br />

bist der Mensch, den ich schon lange<br />

habe kennenlernen wollen“.<br />

Er zog auch ein Siegel hervor und<br />

fragte mich, ob ich es einlösen<br />

könnte. Da ich aber nichts mehr<br />

hatte, als mein Salz, bot ich ihm<br />

6 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 2011-4<br />

dies an, welches er auch dankbar<br />

annahm.<br />

Auf diesem Siegel standen ebenfalls<br />

nur zwei Buchstaben:<br />

S.M.<br />

Studio Merentis<br />

Sal huMor<br />

Sponsa Mittendus<br />

Sal Mineralis<br />

Sal Menstrualis<br />

Das reinigende Salz<br />

Als ich mit dem Türhüter sprechen<br />

wollte, begann im Schloss eine Glocke<br />

zu leuten.<br />

Der Türhüter ermahnte mich, dass<br />

ich mich beeilen solle, sonst wäre<br />

alle meine bisherige Mühe und Arbeit<br />

vergebens, denn man fing oben<br />

schon an die Lichter zu löschen.<br />

In meiner Eile vergaß ich mich voller<br />

Angst von dem Türhüter zu verabschieden,<br />

denn es war höchste Zeit.<br />

Ich konnte gar nicht so schnell laufen<br />

wie die Jungfrau bei mir war und<br />

die Lichter gelöscht wurden. Sie<br />

leuchtete mir noch mit ihrer Fackel,<br />

sonst hätte ich den Weg nicht mehr<br />

gesehen.<br />

Die Tür wurde so schnell geschlossen,<br />

dass ich Mühe hatte mit ihr<br />

gemeinsam hinein zu kommen.<br />

Ein Stück von meinem Rock wurde<br />

dabei engeklemmt, welches ich<br />

zurücklassen musste. Weder ich<br />

noch welche, die vor dem Tor riefen,<br />

konnten den Türhüter dazu bewegen,<br />

die Tür wieder zu öffnen.<br />

Er hatte bereits die Schlüssel der<br />

Jungfrau übergeben, welche ihn in<br />

den Hof mitnahm.<br />

Nun betrachtete ich abermals das<br />

Tor. Es war so wundervoll, dass<br />

es sicher auf der Welt kein zweites<br />

gab.<br />

Neben der Tür waren zwei Säulen.<br />

Auf der einen Säule war eine fröhliche<br />

Figur mit der Beschriftung:<br />

Congratulor<br />

Ich freue mich für Dich<br />

Die Figur auf der anderen Säule war<br />

traurig und verbarg ihr Gesicht. Darunter<br />

standen die Worte:<br />

Condoleo<br />

Ich leide mit Dir<br />

Viele weitere solcher dunklen und<br />

geheimnisvollen Bilder und Sprüche<br />

waren daran, welche die gescheitesten<br />

auf Erden nicht hätten<br />

auslegen können. So Gott will, werde<br />

ich demnächst diese veröffentlichen.<br />

An dieser Pforte musste ich abermals<br />

meinen Namen nennen, der<br />

dann, unter den bereits eingetragenen<br />

Namen, in ein Pergamentbüchlein<br />

geschrieben wurde. Dieses<br />

Büchlein wurde anschließend dem<br />

Bräutigam geschickt.<br />

Nun wurde mir das richtige Gastsiegel<br />

übergeben. Es war etwas kleiner<br />

als die anderen, aber viel schwerer.<br />

Darauf standen die Buchstaben:<br />

S.P.N.<br />

Salus Per Naturam<br />

Sponsi Praesentandus Nuptiis<br />

Dieser ist bei der Hochzeit der Gast<br />

<strong>des</strong> Bräutigams<br />

Jetzt erhielt ich ein neues Paar<br />

Schuhe, denn der Boden <strong>des</strong><br />

Schlosses bestand aus hellem Marmor.<br />

Meine alten Schuhe durfte ich,<br />

wenn ich wollte, einem der Armen<br />

geben, die fein und ordentlich so<br />

häufig am Tor saßen. Ich schenkte<br />

sie daraufhin einem alten Mann.<br />

Anschließend führte mich ein Knabe<br />

mit zwei Fackeln in ein kleines Zimmer<br />

und bat mich auf einer Bank<br />

Platz zu nehmen, was ich auch tat.<br />

Dann wurden die Fackeln in den<br />

Boden in zwei Löcher gesteckt und<br />

man ließ mich allein.<br />

Bald darauf hörte ich ein Geräusch,


konnte aber nichts sehen. Einige<br />

Männer fielen über mich her. Da ich<br />

aber nichts sehen konnte, musste<br />

ich es über mich ergehen lassen<br />

und abwarten, was sie mit mir tun<br />

wollten.<br />

Als ich bemerkte, dass es Barbiere<br />

waren, bat ich sie mich nicht so hart<br />

anzufassen, denn ich wäre ja bereit<br />

es geschehen zu lassen. Daraufhin<br />

ließ man mich los und einer, den<br />

ich nicht sehen konnte, schor mir<br />

fein säuberlich das Haar mitten auf<br />

dem Kopf. Er ließ aber an der Stirn,<br />

Ohren und Augen mein langes eisgraues<br />

Haar stehen.<br />

Ich muss bekennen, dass ich durch<br />

diesen stürmischen Beginn fast<br />

den Mut verlor. Da ich nichts sehen<br />

konnte und heftig angefasst wurde,<br />

glaubte ich, dass Gott mich so wegen<br />

meiner Unbescheidenheit fallen<br />

gelassen hatte.<br />

Die unsichtbaren Barbiere hoben<br />

das abgeschnittene Haar sorgfältig<br />

auf und brachten es weg.<br />

Als die beiden Knaben wieder her-<br />

einkamen, lachten sie über mich,<br />

dass ich mich so gefürchtet hatte.<br />

Kaum hatten sie begonnen mit mir<br />

zu sprechen, läutete eine kleine Glocke.<br />

Die beiden Knaben berichteten<br />

mir, dass wir uns nun alle versammeln<br />

sollten und forderten mich auf<br />

ihnen zu folgen. Sie leuchteten mir<br />

den Weg durch die vielen Gänge,<br />

Türen und Windungen bis in einen<br />

großen Saal.<br />

In diesem Saal war bereits eine<br />

große Anzahl von Gästen. Kaiser,<br />

König, ich sah Fürsten und Herren,<br />

Edle und Bürger, Reiche und Arme<br />

und auch allerlei Gesindel, was<br />

mich sehr verwunderte<br />

Mir kamen die Gedanken, warum<br />

ich so ein großer Narr gewesen bin<br />

und dass ich auf dieser Reise mir<br />

solche Sorgen gemacht hatte, wo<br />

doch hier wohlbekannte Personen<br />

waren, von denen ich nichts gehalten<br />

habe. „Alle sind sie hier und ich<br />

mit all meinem Bitten und Beten bin<br />

fast der Letzte gewesen.“ Dies alles<br />

und noch mehr flüsterte mir der Teufel<br />

ein, dem ich doch die Tür gewiesen<br />

hatte.<br />

Einige meiner Bekannten sprachen<br />

mich hin und wider an: „Nun Bruder<br />

Rosenkreuz, Sie auch hier?“ „Ja“ ,<br />

antwortete ich, „meine Brüder, die<br />

Gnade Gottes hat auch mir hier hereingeholfen“.<br />

Darüber lachten sie und spotteten,<br />

dass auch für so eine unbedeutende<br />

Sache die Hilfe Gottes nötig wäre.<br />

Ich fragte auch jeden, wie der Weg<br />

hierher gewesen wäre und fast alle<br />

schilderten mir, dass sie über Felsen<br />

haben klettern müssen.<br />

Nun fingen viele Trompeten, die wir<br />

nicht sehen konnten, an das Signal<br />

zu blasen, am Tisch Platz zu nehmen.<br />

Jeder setzte sich so hoch wie<br />

möglich an den Tisch, wie er glaubte<br />

nach seinem Rang sitzen zu müssen,<br />

so dass mir und anderen armen<br />

Personen kaum ein Platz am<br />

unteren Ende <strong>des</strong> Tisches blieb.<br />

Die beiden Knaben kamen herein<br />

und einer von ihnen sprach so schöne<br />

und herrliche Gebete, die mein<br />

Herz erfreuten. Doch etliche der<br />

hohen Herren achten nicht darauf,<br />

sondern lachten, winkten einander<br />

zu, bissen in ihren Hut und vieles<br />

mehr.<br />

Nach dem Gebet wurde das Essen<br />

aufgetragen. Obwohl man keinen<br />

der Bediensteten sah, wurde doch<br />

alles so ordentlich angerichtet, als<br />

wenn jeder Gast seinen eigenen<br />

Diener hätte.<br />

Nachdem sich meine Bekannten ein<br />

wenig gestärkt und ihnen der Wein<br />

die Hemmungen genommen hatte,<br />

begann ein Prahlen und Hervortun.<br />

Der eine wollte dies probieren und<br />

der andere jenes, wobei die Unbedeutesten<br />

die Lautesten waren.<br />

Wenn ich zurückblicke, was für<br />

Übernatürliches und Unmögliches<br />

ich damals gehört hatte, wird mir<br />

immer noch anders.<br />

Am Ende blieben sie auch nicht<br />

mehr gemäß ihrer Rangordnung sitzen.<br />

Hier und da mischte sich auch<br />

ein Schleimer zwischen die Herren<br />

und prahlte mit solchen Taten, die<br />

weder Samson noch Herkules mit<br />

all ihrer Stärke nicht geschafft hätten.<br />

Der eine wollte den Atlas von<br />

seiner Last befreien und ein anderer<br />

wollte den dreiköpfigen Zerberus<br />

wieder aus der Hölle ziehen.<br />

Jeder hatte seine eigenen Ansichten<br />

und die großen Herren waren<br />

auch nicht so dumm, diesem<br />

Geschwätz zu glauben.<br />

Einige der Schlimmsten waren so<br />

verwegen, dass, obwohl ihnen ab<br />

und zu auf die Finger geklopft wurde,<br />

sie sich nichts daraus machten,<br />

sondern wenn es einer schaffte<br />

Aufmerksamkeit zu erlangen, es<br />

ihm darauf nachtaten. Ich beobachtete<br />

einen, der hörte die Himmel<br />

rauschen und einen anderen, der<br />

konnte Platos Gedanken sehen.<br />

Außerdem einen dritten der sich<br />

anmaßte die Atome <strong>des</strong> Demokrit<br />

zählen zu können. Etliche waren<br />

dabei, die hatten das Perpetuum<br />

Mobile erfunden.<br />

Wie ich fand, waren einige darunter<br />

mit einem guten Verstand, die<br />

sich aber zu ihrem eigenen Schaden<br />

zuviel zumuteten. Schließlich<br />

war dann auch einer, der wollte uns<br />

weismachen, er würde die hier sehen<br />

können, die uns bedienen würden.<br />

Sicher hätte er uns noch mehr<br />

aufgetischt, wenn ihm nicht einer<br />

der unsichtbaren Bediensteten einen<br />

kräftigen Schlag auf seinen<br />

verlogenen Mund gegeben hätte.<br />

Daraufhin schwieg er sofort wie ein<br />

Mäuschen und auch viele um ihn<br />

herum.<br />

2011-4 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 7


Bei Allem gefiel mir aber sehr gut,<br />

dass alle, von denen ich etwas gehalten<br />

hatte, sehr zurückhaltend<br />

waren und nicht dazu laut sprachen,<br />

denn sie hielten sich für unwissende<br />

Menschen, denen die<br />

Naturgeheimnisse zu hoch und sie<br />

zu gering waren.<br />

In diesem ganzen Tumult hätte<br />

ich den Tag verflucht, an dem ich<br />

hierher gekommen war, denn ich<br />

musste mit Schmerzen zusehen,<br />

wie lockere und leichtfertige Menschen<br />

am oberen Ende der Tafel<br />

saßen und ich an meinem bescheidenen<br />

Platz ebenfalls nicht in Ruhe<br />

gelassen wurde und mich einer der<br />

Bösewichte höhnisch einen gescheckten<br />

Narren nannte.<br />

Ich wusste zu dieser Zeit noch<br />

nicht, dass noch ein weiteres Tor<br />

existiert, durch das wir gehen mussten<br />

und ich meinte, ich müsste die<br />

ganze Hochzeit über diesen Spott,<br />

Verachtung und Unwürdigkeit ertragen.<br />

Das war sicher nicht, was<br />

ich dem Bräutigam und der Braut<br />

schuldig war. Sie hätten meiner<br />

Meinung nach einen anderen Narren<br />

und nicht mich zu dieser Hochzeit<br />

holen sollen.<br />

Hier siehst Du wie ungeduldig einfältige<br />

Herzen durch die Ungleichheit<br />

in dieser Welt werden können.<br />

Dies war sicher ein Teil meines<br />

Hinkens, von dem ich träumte und<br />

bereits berichtete.<br />

Je länger es dauerte, um so<br />

mehr nahm das Geschrei zu. Einige<br />

rühmten sich unwahrer und<br />

erdachter Visionen und wollten uns<br />

greuliche und erlogene Träume erzählen.<br />

Neben mir saß aber ein feiner und<br />

stiller Mann, der nur manchmal etwas<br />

von feinen Dingen sprach. Nun<br />

sprach er zu mir: „Siehe mein Bru-<br />

8 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 2011-4<br />

der, wenn jetzt einer käme, der die<br />

verstockten Leute auf den rechten<br />

Weg bringen wollte, würde man ihm<br />

zuhören“? „Nein, ich glaube nicht“,<br />

antwortete ich. Er sprach weiter: „So<br />

will nun die Welt mit Gewalt betrogen<br />

werden und hört nicht auf die,<br />

die es gut mit ihr meinen. Siehst<br />

Du dort den Schmeichler, wie er mit<br />

abartigen Gesten und närrischen<br />

Gedanken die Aufmerksamkeit auf<br />

sich zieht und dort neckt einer mit<br />

unverständlichen Worten die Leute.<br />

Doch glaube mir, es wird die Zeit<br />

kommen, dass man diesen Lügnern<br />

die Maske abnehmen wird und aller<br />

Welt zeigen, welche Betrüger darunter<br />

sind. Vielleicht werden dann<br />

einige geachtet, die bisher übersehen<br />

wurden“.<br />

Während er zu mir sprach und das<br />

Geschrei dabei immer länger und<br />

ärger wurde, begann leise im Saal<br />

eine so feine und schöne Musik, wie<br />

ich sie in meinem Leben noch nie<br />

gehört hatte.<br />

Aus diesem Grund schwiegen alle<br />

in Erwartung, was nun geschehen<br />

würde.<br />

Die Musik von allen erdenklichen<br />

Saiteninstrumenten war so harmonisch<br />

aufeinander abgestimmt,<br />

dass ich mich selbst vergaß und so<br />

über eine halbe Stunde unbeweglich<br />

dasaß, dass mein Tischnachbar<br />

sich über mich wunderte.<br />

Die gesamte Zeit über sprach von<br />

uns keiner ein Wort, denn sobald<br />

einer seinen Mund auftun wollte,<br />

erhielt er einen Schlag auf seinen<br />

Mund, wobei niemand wusste woher<br />

er kam.<br />

Ich dachte so bei mir, da wir keinen<br />

der Musikanten sehen konnten, es<br />

wäre schön, wenn ich wenigstens<br />

die benutzten Instrumente sehen<br />

könnte.<br />

Nach einer halben Stunde hörte die<br />

Musik plötzlich auf und wir konnten<br />

eine Zeitlang nichts sehen noch hören.<br />

Dann erhob sich vor der Tür<br />

<strong>des</strong> Saales ein großes Getöse und<br />

der Schall von Posaunen, Trompeten<br />

und Pauken. Alles war so meisterlich,<br />

als wollte der römische Kaiser<br />

einziehen.<br />

Als sich die Tür von selbst öffnete,<br />

ertönte der Posaunenschall so laut,<br />

dass wir ihn kaum ertragen konnten.<br />

Ich beobachtete in der Zwischenzeit,<br />

wie sich tausend kleine Lichter<br />

in korrekter Ordnung in den Saal bewegten,<br />

was uns sehr beeindruckte.<br />

Dann traten die schon bereits<br />

bekannten Knaben mit Fackeln in<br />

den Saal und leuchteten einem vergoldeten<br />

Triumphsessel, der sich<br />

selbstständig fortbewegte. Auf diesem<br />

Triumphsessel saß eine schöne<br />

Jungfrau. Ich meinte, es wäre die<br />

Jungfrau, die bereits bei meiner Ankunft<br />

im Hof die Lichter angezündet<br />

und gelöscht hatte und waren die<br />

beiden Knaben auch ihre Diener,<br />

die von ihr an die Bäume postiert<br />

wurden?. Sie trug nun nicht wie zuvor<br />

ein blaues Kleid, sondern ein<br />

glänzen<strong>des</strong> schneeweißes Kleid,<br />

welches golden schimmerte und<br />

so strahlte, das wir kaum wagten<br />

zu schauen. Die beiden Knaben<br />

waren ebenso gekleidet, nur etwas<br />

schlichter.<br />

Sobald sie in der Mitte <strong>des</strong> Saales<br />

ankam, stieg sie vom Sessel herab<br />

und alle Lichter verneigten sich vor<br />

ihr. Wir standen alle von unseren<br />

Sitzen auf, blieben aber an unserem<br />

Platz stehen.<br />

Nachdem sie und dann wir uns gegenseitig<br />

verneigt hatten, fing sie an<br />

zu sprechen:<br />

„Der König, mein gnädigster Herr,<br />

ist bereits in der Nähe, ebenso seine<br />

allerliebste Braut an seiner Seite.<br />

Sie erwarten Euch mit großer Freude<br />

und bieten jedem einzelnen von<br />

Euch ihre Gnade. Sie wünschen<br />

Euch aus vollem Herzen, dass für<br />

die kommende Hochzeit Eure Stimmung<br />

freudig und nicht durch ein<br />

Leid getrübt sein wird“.<br />

Daraufhin verneigte sie sich gemeinsam<br />

mit allen Lichtern und


sprach dann weiter:<br />

„Wie ihr schon in der Einladung gelesen<br />

habt, soll kein Mensch hier erscheinen,<br />

der nicht bereits die schönen<br />

Gaben Gottes empfängt. Auch<br />

wen die Sehnsucht treibt wie es sein<br />

sollte, möchte nicht glauben, dass<br />

man so verwegen sein darf, ohne<br />

diese Gaben und ohne lange Vorbereitung<br />

auf diese Hochzeit, hier<br />

zu erscheinen. Wer alles ordentlich<br />

vorbereitet hat, bei dem wird auch<br />

alles gut gehen. Es erfreut sie, dass<br />

in so schwerer Zeit doch so viele<br />

Leute gefunden wurden. Manche<br />

Menschen sind noch so verwegen<br />

und ändern nicht ihre Grobheit. Sie<br />

dringen in Orte ein, in die man sie<br />

nicht gerufen hat. Damit sich nun<br />

kein Spitzbube und kein Schalk hier<br />

einfindet der gemeinsam mit den<br />

anderen hierher kommt und ohne<br />

es zu verbergen eine reine Hochzeit<br />

haben will, so soll am morgigen Tag<br />

jeder auf der Waage, gemäß seinen<br />

Eigenschaften, gewogen werden.<br />

Wenn nun doch jemand unter Euch<br />

ist, dem man nicht vertrauen kann,<br />

so verlasse er uns, denn wenn er<br />

länger dabeibleibt, ist alle Gnade<br />

verloren. Wer nun Gewissensbisse<br />

hat, der solle im Saale bleiben und<br />

wird morgen befreit. Er soll aber<br />

nicht mehr hierher wieder kommen.<br />

Wer aber voller Zuversicht ist, der<br />

solle jetzt seinem Diener folgen, der<br />

ihm das Schlafgemach zeigen wird.<br />

Sicher wird der gut ruhen, der die<br />

Waage nicht scheut, wenn doch,<br />

wird er sicher nicht schlafen können.<br />

Die anderen bleiben besser hier,<br />

denn wer gegen sich handelt, dem<br />

wäre besser, er wäre bereits weg.<br />

Wir hoffen für jeden das Beste.“<br />

Sobald sie ihre Rede beendet hatte,<br />

verneigte sie sich wieder und<br />

sprang mit Freude auf ihren Sessel.<br />

Die Trompeten fingen nun wieder an<br />

zu blasen und mancher stieß trotzdem<br />

einen schweren Seufzer aus.<br />

Die Lichter begleiteten, wie von unsichtbarer<br />

Hand geführt, die Jungfrau<br />

hinaus. Die meisten aber von<br />

ihnen blieben hier im Raum und je<strong>des</strong><br />

gesellte sich zu einem von uns.<br />

In solcher Verwirrung, in der wir<br />

uns befanden, war es nicht möglich<br />

unsere schweren Gedanken<br />

und Gebärden auszutauschten.<br />

Die meisten aber von uns wollten<br />

das Wiegen abwarten und hofften,<br />

falls es nicht gut ausgehen sollte,<br />

dass sie doch in Frieden abreisen<br />

könnten.<br />

Ich hatte mich bald besonnen<br />

und da mich mein Gewissen von<br />

meinem Unverstand und meiner<br />

Unwürdigkeit überzeugte, nahm ich<br />

mir vor, hier im Saal mit den anderen<br />

zu bleiben. Ich wollte lieber mit<br />

dem bisherigen gemeinsamen Mahl<br />

zufrieden sein, als die zukünftige<br />

Niederlage und Gefahr zu erwarten.<br />

Nachdem nun die meisten, von<br />

einem Licht, jeder in ein anderes<br />

Schlafgemach geführt wurde, blieben<br />

neun von uns zurück. Unter<br />

ihnen war mein Tischnachbar mit<br />

dem ich mich gut unterhalten hatte.<br />

Unsere Lichter blieben in unserer<br />

Nähe.<br />

Nach ungefähr einer Stunde kamen<br />

die Knaben mit einem Bündel<br />

Stricke und fragten uns, ob wir entschlossen<br />

wären dazubleiben. Als<br />

wir alle bejahten, wurde jeder an<br />

einem Platz angebunden. Die Lichter<br />

und die Knaben verließen uns<br />

danach und wir waren nun im Dunkeln<br />

allein. Da fingen manche an zu<br />

schwitzen und zu weinen und auch<br />

ich konnte die Tränen nicht bei mir<br />

halten.<br />

Obwohl es uns nicht verboten war<br />

miteinander zu sprechen, so redete<br />

doch keiner in seinem Schmerz und<br />

Kummer.<br />

Sie Stricke waren so kunstvoll gebunden,<br />

dass niemand sie aufschneiden<br />

noch von seinen Füßen<br />

lösen konnte. Auch tröstete mich<br />

nicht der Gedanke, dass vielen,<br />

die in ihr Gemach geführt wurden,<br />

große Schmach bevorstand und wir<br />

alle unsere Vermessenheit in dieser<br />

Nacht abbüßen konnten.<br />

Obwohl einige von uns ihre Augen<br />

nicht schließen konnten, schlief ich<br />

schließlich erschöpft ein. Im Schlaf<br />

hatte ich einen Traum, sicher hatte<br />

er nicht viel zu bedeuten, aber<br />

ich will ihn trotzdem erzählen. Ich<br />

träumte, ich befände mich auf<br />

einem hohen Berg. Vor mir war ein<br />

großes und weites Tal. In diesem<br />

Tal sah ich sehr viele Menschen.<br />

Jeder von ihnen hatte am Kopf einen<br />

Faden, mit dem er am Himmel<br />

befestigt war. Einige von ihnen hingen<br />

in unterschiedlichen Höhen und<br />

etliche standen noch auf der Erde.<br />

Ein alter Mann mit einer Schere flog<br />

nun herum und schnitt ab und zu einen<br />

Faden ab. Die, die sich nahe<br />

dem Boden befanden, erlitten kaum<br />

Schaden, fiel aber einer aus großer<br />

Höhe, erschüttete sogar die Erde.<br />

Einige hatten dass Glück, dass der<br />

Faden nachgelassen wurde und sie<br />

den Erdboden erreichten, bevor der<br />

Faden abgeschnitten wurde. Bei<br />

solchem Gepurzel hatte ich meine<br />

Freude, vor allem, wenn sich einer,<br />

hoch in den Lüften der Hochzeit<br />

entzogen hatte, nun schändlich herunterfiel<br />

und dabei auch noch einige<br />

Nachbarn mit sich nahm. Auch<br />

freute ich mir für die, die sich immer<br />

auf der Erde aufgehalten hatten,<br />

weggehen konnten, ohne dass ihre<br />

Nächsten es bemerkten.<br />

Doch plötzlich stieß mich ein Mitgefangener<br />

unversehens an, dass ich<br />

erwachte, was mir gar nicht gefiel.<br />

Ich dachte über meinen Traum<br />

nach und erzählte ihn dann meinem<br />

Tischnachbarn, der auf der anderen<br />

Seite neben mir lag. Ihm gefiel<br />

der Traum ebenfalls und meinte<br />

darin würde sich vielleicht eine Hilfe<br />

verstecken. Mit dieser Unterhaltung<br />

vertrieben wir uns die restliche<br />

Nacht und erwarteten mit Sehnsucht<br />

den kommenden Tag.<br />

***<br />

2011-4 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 9


Heilungsdaten<br />

Dezember - März 2011/2012<br />

„Ich will dem Durstigen geben von der<br />

Quelle <strong>des</strong> lebendigen Wassers<br />

umsonst“<br />

Monat<br />

Dez 04. 12. 19. 25.<br />

Jan 01. 08. 15. 21. 28.<br />

Feb 04. 11. 17. 24.<br />

März 03. 09. 16. 23. 30.<br />

Gemeinsamer Heilungsdienst<br />

Jede Woche, wenn der Mond in ein kardinales Zeichen<br />

tritt, versammeln sich auf der ganzen Welt die<br />

Freunde <strong>des</strong> RCF (Rosicrucian Fellowship), um<br />

durch ernsthaftes Beten geistige Heilkraft vom Vater<br />

zu erbitten.<br />

Wenn auch Du Dich daran beteiligen möchtest,<br />

versuche Dich an den Heilungstagen um 18.30 Uhr<br />

(19.30 Sommerzeit) an einem geeigneten Ort zu<br />

entspannen und konzentriere Dich mit aller Kraft<br />

Deiner Gedanken in Gemeinschaft mit allen Freunden<br />

auf das Göttliche in Dir.<br />

10 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 2011-4<br />

Seit Jahrhunderten haben die „Rosenkreuzer“<br />

sich zum Ziel gesetzt, den Körper zu heilen,<br />

damit er einen gesunden Verstand und eine<br />

reine Liebe beherbergen möge, denn es kann<br />

niemand unter den Bedingungen eines neuen<br />

Himmels und einer neuen Erde leben, der nicht<br />

den dazu passenden Körper aufgebaut hat, der<br />

das „Hochzeitskleid“ genannt wird.<br />

Dies ist der Grund unserer Heilungstätigkeit<br />

und es ist die Bedeutung unseres Leitwortes:<br />

Ein urteilsfähiger Verstand<br />

ein fühlen<strong>des</strong> Herz<br />

ein gesunder Körper<br />

Jeder der Heilungen unterstützt, soll dies<br />

kostenlos ohne Entgelt tun und dabei allen<br />

nach seinen besten Fähigkeiten dienen. Auch<br />

Christus gab seinen Jüngern die zwei Gebote:<br />

„Predigt das Evangelium (der kommenden<br />

Zeit) und heilt die Kranken.“<br />

In unserem Körper haben wir zwölferlei Salze,<br />

die für uns sehr lebenswichtig sind. Sie entsprechen<br />

auch den zwölf Zeichen <strong>des</strong> Tierkreises.<br />

Es sind keine mineralischen Salze wie man<br />

gewöhnlich annimmt, sondern „Pflanzen“,<br />

denn das Mineral hat keinen Lebensleib. Wir<br />

müssen uns <strong>des</strong>halb diese Salze aus dem Pflanzenreich<br />

beschaffen, denn nur durch sie ist eine<br />

Assimilation möglich. Erhitzen wir die Pflanzen,<br />

zerstören wir in ihnen den Lebensleib und<br />

es bleiben nur die mineralischen Teile übrig.<br />

Wenn wir aber die Salze in unserem Körper<br />

ergänzen wollen, müssen wir sie von ungekochten<br />

Pflanzen nehmen.<br />

Die richtige Lebensweise ist weder Fasten<br />

noch Schmausen, sondern dem Körper jene<br />

Elemente zu geben, die notwendig sind, um ihn<br />

als Instrument <strong>des</strong> Geistes bei guter Gesundheit,<br />

Kraft und Leistungsfähigkeit zu erhalten.<br />

Der Leib ist der „Tempel Gottes“ und es ist<br />

eine große Sünde, ihn zu verunreinigen, zu zerstören<br />

oder in irgendeiner Art zu verstümmeln.<br />

(Gedankensplitter von Max Heindel aus dem Buch „Okkulte<br />

Prinzipien der Gesundheit und Heilung“. Erältlich über den<br />

Buchhandel ISBN 3-906414-16-7 oder unserem RCF-Onlineshop<br />

www.shop.rosen-kreuzer.eu)


„Wortzeichnungen“ zum Tierkreis<br />

Beatrix Liebe<br />

Jungfrau<br />

Zeit zum Ernten<br />

Wenn um Weihnachten das Zeichen<br />

Jungfrau am östlichen Horizont aufgeht,<br />

ist es stimmig, von den Eigenschaften<br />

dieses Tierkreiszeichens<br />

zu lesen. Ebenso stimmig ist der<br />

größte Teil dieses Textes im Sonnenstand<br />

der Jungfrau entstanden.<br />

Damit hoffe ich, dass meine Wortbilder<br />

viele von ihren Eigenarten für<br />

euch einfangen konnten, so wie ich<br />

sie in diesem Jahr erleben durfte.<br />

Meine letzten Ergänzungen schreibe<br />

ich in der warmen Herbstsonne<br />

<strong>des</strong> Oktober, in der Schwingung von<br />

Waage, und hoffe, dass mir diese<br />

Sonnenkraft hilft, zu einem ausgewogenen<br />

Ergebnis zu kommen. Da<br />

momentan Saturn durch dieses Zeichen<br />

wandert, will ich gleich vorweg<br />

meine beschränkten Möglichkeiten<br />

eingestehen. Sicher kann ich euch<br />

nicht mehr als ein paar winzige<br />

Puzzleteile zum Verständnis dieses<br />

Archetypen anbieten, mit der Hoffnung,<br />

dass sie ein wenig zusammenpassen<br />

und ihr das große Bild<br />

erahnen könnt.<br />

Dieser Artikel ist nicht zum Lernen<br />

gedacht, denn dafür ist es sinnvoller,<br />

sich auf den roten Faden von<br />

kurzen knappen Schlüsselworten<br />

zu stützen, wie ihr sie auf meinen<br />

Karten findet. Hier an dieser Stelle<br />

beginne ich zu malen, dem ein oder<br />

anderen Schlüsselwort einen Zierbuchstaben<br />

voranzustellen oder auf<br />

die Parallelen zwischen Sternzeicheneigenschaften<br />

und Natur hinzuweisen.<br />

Nur beim Zeichen Fische<br />

ist uns in noch überwältigenderer Art<br />

bewusst, wie wenig wir vom wahren<br />

Wesen eines solchen Archetypus<br />

erfassen können, der sich in der Unendlichkeit<br />

<strong>des</strong> Raums verliert.<br />

Das Sternzeichen Jungfrau ist wenigstens<br />

so gnädig, sich in erster<br />

Linie auf die Fülle der menschlich<br />

erfassbaren Ordnungen zu konzentrieren,<br />

auch wenn der göttliche<br />

Atem sie ebenso durchströmt wie<br />

alle anderen Zeichen, worauf die<br />

enge Beziehung zur Wintersonnenwende<br />

hinweist. Aber da uns<br />

nach einem tätigen Sommer die<br />

Gewohnheit, uns um alle möglichen<br />

menschlichen Angelegenheiten zu<br />

kümmern, momentan noch sehr<br />

vertraut ist, gewährt uns ihre Art und<br />

die Schwingung dieser Zeit einen<br />

langsamen Übergang in die stark<br />

geistig ausgerichtete Phase <strong>des</strong><br />

Winterhalbjahres.<br />

Wie in jedem Jahr, bricht der Sommer<br />

bei uns ganz plötzlich ab. Auf<br />

einmal ist deutlich, dass nicht mehr<br />

viele Tomaten am Strauch ausreifen<br />

werden und wir die letzten, wie immer,<br />

in einem dunklen Karton nachreifen<br />

lassen müssen, um sie rot genießen<br />

zu können. Davon sind wir<br />

aber noch ein wenig entfernt und<br />

hoffen jeden Tag auf einen warmen<br />

Sonnentag, der das Pflücken von<br />

frischen, am Strauch gereiften Tomaten<br />

ermöglicht.<br />

Zunächst sind wir in der Jungfrau-<br />

Zeit also noch damit beschäftigt<br />

zu ernten und möglichst effektiv<br />

aufzubewahren, was uns die Natur<br />

in diesem Sommer geschenkt<br />

hat. Handwerklich begabt und mit<br />

einem gewissen Sinn für praktische<br />

Lösungen, haben Jungfrau-Menschen<br />

keine Mühe, sich vielfältige<br />

Konservierungsmethoden und Aufbewahrungsorte<br />

einfallen zu lassen<br />

bzw. sortieren schnell aus, welche<br />

für das ein oder andere Gemüse<br />

und Obst sowie die örtlichen Gegebenheiten<br />

geeignet wären.<br />

Die Rosen haben noch etliche<br />

Knospen angesetzt, von denen<br />

viele nicht mehr aufgehen werden.<br />

Für die sorgfältige Vorbereitung<br />

dieser schönen Blüten werden<br />

die Nächte bei uns im Voralpenland<br />

schon zu kühl und nur noch<br />

einzelne Tage sind warm genug.<br />

Denn das Erdzeichen Jungfrau<br />

zeigt sich nun kalt und trocken, wo<br />

vorher noch die intensive Wärme<br />

von Löwe keinen Gedanken an ein<br />

Ende <strong>des</strong> Sommers aufkommen<br />

ließ. Dafür haben diese Rosen, die<br />

2011-4 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 11


dann im Oktober noch in Blüte stehen,<br />

einen besonders reinen und<br />

erlesenen Charme, der jede von<br />

ihnen zu einer Besonderheit macht,<br />

einer „Jungfrau“ eben.<br />

Im September gibt es die ersten<br />

Phasen von stabilem, trockenem,<br />

aber nicht mehr so warmem Wetter,<br />

ebenso wie die Emotionen in Jungfrau<br />

abkühlen und uns ihr nüchterner<br />

Verstand auf den Boden der<br />

Realitäten herunterholt. Die deutlich<br />

mildere Herbstsonne lädt ein,<br />

so viel Zeit wie möglich draußen<br />

zu verbringen, um sich wohltuend<br />

von ihr aufladen und wärmen zu<br />

lassen. So verbinden wir mit dieser<br />

nicht mehr ganz so feurigen Sonne<br />

auch den Gedanken an ihre positive<br />

Wirkung für unsere Gesundheit<br />

und genießen es bewusst, dass<br />

uns die Sonnentage einen leichteren<br />

Kontakt zu unseren Nachbarn<br />

und Freunden gewähren, wenn wir<br />

uns beim Ernten zu einem kleinen<br />

Plausch über den Gartenzaun lehnen,<br />

der manchmal auch nur eine<br />

Balkonbrüstung ist.<br />

Noch ist das meiste Laub der<br />

Bäume grün, aber die Hagebutten<br />

leuchten schon intensiv rot auf<br />

den Wildrosenbüschen. Wer diese<br />

Früchte für den Winter nützen will,<br />

muss sich fleißig ans Sammeln<br />

machen und mit ein wenig Arbeitsaufwand<br />

rechnen, ehe er ihre wohltuende<br />

Wirkung genießen kann.<br />

Steht für diese Aufgabe die ausdauernde<br />

Geduld einer harmonischen<br />

Jungfrau-Betonung zur Verfügung,<br />

wird das keine wirklichen Schwierigkeiten<br />

bereiten. Mit einem gewissen<br />

Sinn für die kleinen Anzeichen<br />

<strong>des</strong> Übergangs in eine neue Jahreszeit,<br />

kann Jungfrau recht wirklichkeitsnah<br />

„mitten im Sommer“ an<br />

den Winter denken. Aufmerksam<br />

notiert sie so kleine Details wie,<br />

dass der Ahorn seine ersten Blätter<br />

manchmal schon abgeworfen<br />

hat und da und dort beginnt, gelbe<br />

12 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 2011-4<br />

Lichter in das Grün zu setzen. Diese<br />

ersten Zeichen der Umstellung<br />

entgehen der schnellen Auffassung<br />

und guten Beobachtungsgabe der<br />

Jungfrau nicht, auch wenn sie sich<br />

von anderen Erfordernissen ebenso<br />

schnell wieder ablenken lässt.<br />

Wer den Morgen schätzt, sieht die<br />

ersten Frühnebel aufziehen, die<br />

schneeweiß auf den Wiesen liegen.<br />

Ernüchternd und feucht legen sie<br />

sich auf unser vom Sommer noch<br />

beschwingtes Gemüt. Auch mir<br />

geht es beim Schreiben dieser Zeilen<br />

ähnlich: Wo ich eben noch voller<br />

Begeisterung Wortbilder malen<br />

konnte, kommt mir der Gedanke,<br />

ob es überhaupt Sinn macht, noch<br />

mehr Text zu produzieren, wenn an<br />

das VLB täglich im Schnitt 950 neue<br />

Titel gemeldet werden. Welche Autoren<br />

schreiben da für welche Leser?<br />

Gibt es noch irgendein Thema,<br />

über das nicht schon geschrieben<br />

wurde? – Nun, dieser Artikel ist kein<br />

Buch (will es vielleicht mal werden –<br />

nur noch sehr vielleicht), sodass ich<br />

das monströse „Verzeichnis der lieferbaren<br />

Bücher“ vermutlich damit<br />

nicht belasten werde.<br />

Zurück zum Frühnebel, der sich<br />

in den Septemberwochen noch<br />

häufiger zeigen wird: Das Gras<br />

ist feucht vom Tau und böte Gele-<br />

Foto: Maren Beßler / pixelio.de


genheit zu einer kleinen privaten<br />

Kneippkur – völlig rezept- und kostenfrei,<br />

wenn wir in der Lage sind,<br />

unsere Bequemlichkeit mit dem Gedanken<br />

an unsere verbesserte Gesundheit<br />

in die Flucht zu schlagen.<br />

Der Gedanke an ihre Gesundheit ist<br />

für viele „Jungfrauen“ der Antrieb,<br />

auf die eine oder andere Annehmlichkeit<br />

im Konsumentenleben eines<br />

modernen Menschen zu verzichten<br />

oder gar entgegen den eigentlichen<br />

Neigungen ihre Zeit mit Bewegung<br />

und Sport zu verbringen. Eine wahre<br />

„Jungfrau“ hat allerdings noch viele<br />

„Rezepte“ zur Verbesserung ihrer<br />

Gesundheit auf Lager, sodass wir<br />

uns den morgendlichen Ausflug in<br />

die Wiese vielleicht sparen können.<br />

Außerdem begegnet man jetzt<br />

überall den feinen Fäden und zierlich<br />

kunstvollen Netzen unserer<br />

Spinnen, die auf ihre Art die geflügelten<br />

kleinen Wesen „ernten“, die<br />

ein glückliches Sommerleben hinter<br />

sich haben. Selbst bescheiden<br />

und anspruchslos, im Hintergrund<br />

jedoch ständig tätig, zeigen die<br />

Spinnen im Altweibersommer ihre<br />

flinke Geschicklichkeit. Die zarten<br />

Gewebe halten nicht lange, weil die<br />

großen Wesen auf dieser Erde immer<br />

wieder rücksichtslos an den Fäden<br />

reißen. Es ist also sehr sinnvoll,<br />

dass sie ausdauernd und schnell<br />

wieder nacharbeiten können, was<br />

so grob zerstört wurde. Und wer<br />

es mit oder ohne Tautreten schafft,<br />

am Morgen den Sonnenaufgang zu<br />

bewundern, kann die glitzernden<br />

Tautropfen auch in diesen „Spitzendecken<br />

der Natur“ hängen sehen,<br />

wo sie im Sonnenlicht schillern und<br />

glitzern.<br />

Alles, was wir um diese Jahreszeit in<br />

der Natur sehen und erleben, ist uns<br />

nicht mehr selbstverständlich, sondern<br />

klingt bereits nach Abschied,<br />

sodass wir genauer hinsehen und<br />

fast analytisch betrachten, was die<br />

einzelnen Dinge uns mit dem vergangenen<br />

Sommer geschenkt haben.<br />

Dieses rückwärts gerichtete<br />

Betrachten, Zählen, Auswerten und<br />

Sortieren entspricht ganz stark dem<br />

Zeichen Jungfrau, das den ersten<br />

oder unteren Halbkreis im natür-<br />

lichen Tierkreis abschließt. Die Natur<br />

hat den oberirdischen Teil ihrer<br />

Entwicklung gelebt, vom ersten<br />

Spross in Widder bis zur Reife und<br />

Vollendung ihrer tätigen Betriebsamkeit<br />

in Jungfrau, die anzeigt,<br />

dass weiteres Wachstum nicht mehr<br />

äußerlich sichtbar sein wird.<br />

Auch im Rhythmus <strong>des</strong> Jahreslaufs<br />

spüren wir diesen Einfluss,<br />

denn die turbulenten Aktivitäten<br />

<strong>des</strong> Sommers finden langsam ein<br />

Ende. Nachdem wir von einem Fest<br />

zum nächsten geeilt, die Fahrräder<br />

kaum zur Ruhe gekommen sind<br />

und die Ba<strong>des</strong>achen direkt von der<br />

Trockenleine wieder in die Tasche<br />

gesteckt wurden, werden die Zeiten<br />

zwischen diesen Aktivitäten jetzt<br />

länger. Wie Leuchtkäfer im Dunkeln<br />

heben sich die Sonnentage, die wir<br />

gemütlich oder tätig in der Natur<br />

verbringen dürfen, deutlich ab. Wir<br />

genießen die Ausflüge an den einzelnen<br />

strahlend schönen Herbsttagen,<br />

die nun viel früher ein Ende<br />

finden.<br />

Mit diesem neuen Bewusstsein für<br />

ein sich abzeichnen<strong>des</strong> Ende nach<br />

außen gerichteter Aktivitäten betrachten<br />

wir unser Leben und sortieren<br />

aus: „Die guten ins Töpfchen,<br />

die schlechten ins Kröpfchen“, um<br />

mit Aschenputtel zu sprechen. Ehe<br />

es auf den Ball darf um den Prinzen<br />

zu sehen, muss es fleißig die Erbsen<br />

auslesen, sein Leben, seine<br />

Angelegenheiten reinigen. Das ergibt<br />

eine Reinheit, die nicht der Art<br />

kindlicher Unschuld entspricht, sondern<br />

durch ganz bewusste Auseinandersetzung<br />

mit all den Dingen,<br />

die unser Leben berühren, erreicht<br />

wird. Auch wenn die Herausforderungen<br />

scheinbar von außen aufgesetzt<br />

sind (die Stiefmutter kippt<br />

die Erbsen in die Asche und stellt<br />

die unmögliche Bedingung), geht es<br />

an dieser Stelle in unserem Leben<br />

um die Bereitschaft zur Auseinandersetzung<br />

mit allem, was unser<br />

Leben unnötig beschwert und uns<br />

durch seinen Ballast von unserem<br />

wahren Weg zur Vollkommenheit<br />

ablenkt. Auch wenn wir noch endlos<br />

von diesem Ziel entfernt scheinen,<br />

begegnen wir bei dieser wichtigen<br />

Station auf unserem Weg dem The-<br />

ma doch zum ersten Mal bewusst,<br />

denn Jungfrau wird von Merkur, der<br />

Planetenenergie der Vernunft und<br />

Logik regiert. Ihr Gegenzeichen<br />

sind die Fische, deren Träume und<br />

Visionen uns stützen und schützen<br />

werden, wenn wir vor dem scharfsinnigen<br />

und realitätsbewussten<br />

Geist der Jungfrau-Schwingung<br />

nicht bestehen können.<br />

Schreiben wir also Listen, erstellen<br />

wir Statistiken, vertiefen wir uns<br />

in die Sammlung aller Details, um<br />

schließlich mit einem dicken Rotstift<br />

herauszustreichen, was sich<br />

als sinnlos erwiesen hat oder unnötigen<br />

Aufwand erfordert, der dem<br />

wesentlichen Ziel unseres Weges<br />

nicht gerecht wird. Ohne dieses<br />

Sammeln und Sortieren fehlt uns<br />

das Bewusstsein für die logischen,<br />

kausalen Zusammenhänge, die<br />

sich in erster Linie aus dem Rückblick<br />

ergeben. Methodisch und<br />

systematisch zusammengestellt,<br />

bilden sie die Basis für unsere Entscheidungen,<br />

die wir dann letztendlich<br />

aus dem Bauch heraus<br />

treffen, weil wir bei der Fülle an Daten<br />

und Informationen längst den<br />

großen Überblick verloren haben<br />

– zutiefst menschlich. Ohne diese<br />

Basis würden sich unsere Bauchentscheidungen<br />

jedoch als weniger<br />

zuverlässig erweisen, denn wir hätten<br />

uns auf die Fühlseite unseres<br />

Wesens reduziert, die zwar im<br />

Oppositionszeichen Fische seine<br />

Vollendung sucht, sich aber ohne<br />

Grundlage in den Wolkenschlössern<br />

unserer Träume verliert. Ist es<br />

bei dieser, für die meisten nachvollziehbaren,<br />

Verbindung nicht konsequent,<br />

dass dem Zeichen Jungfrau<br />

die Verdauungsorgane zugeordnet<br />

sind? Nach neuesten Erkenntnissen<br />

ist unser Darm dicht mit Nervenzellen<br />

besetzt, die unseren<br />

Gehirnzellen erstaunlich ähnlich<br />

sind, ja entsprechen. Zwischen ihnen<br />

und den Gehirnzellen findet ein<br />

ständiger Austausch statt, wobei<br />

2011-4 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 13


mehr Informationen nach oben fließen<br />

als umgekehrt.<br />

Wir müssen nach unserer Geburt<br />

aus der Einheit der geistigen Welten<br />

in der Materie zunächst teilen und<br />

kritisch unterscheiden lernen, um<br />

soweit möglich bewusst zu verstehen,<br />

was unser logischer Verstand<br />

erfassen kann. Das üben wir im Abschnitt<br />

<strong>des</strong> ersten Quadranten über<br />

die Methode der ganz und gar körperlichen,<br />

für das Ich dieser Welt<br />

greifbaren, Erfahrungen.<br />

Mit dem zweiten Quadranten wenden<br />

wir uns dem Du der gefühlten<br />

Beziehungen zu. Wir erleben auf<br />

der sehr persönlichen Ebene unseres<br />

Unterbewusstseins intensive<br />

menschliche Gefühle, die unsere<br />

Psyche formen und prägen. Für den<br />

Übergang auf die Ebene <strong>des</strong> bewussten<br />

Verstehens von einem so<br />

wichtigen Thema wie den menschlichen<br />

Beziehungen, der willentlichen<br />

Auseinandersetzung mit der<br />

Suche nach einer neuen Einheit,<br />

14 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 2011-4<br />

benötigen wir die vorbereitende<br />

Schwingung <strong>des</strong> Zeichens Jungfrau.<br />

Wir müssen unsere eigenen<br />

Gefühle erkennen und analysieren<br />

können, wenn wir harmonisch mit<br />

einem Partner zusammenleben wollen.<br />

Ansonsten bilden verwegene<br />

Fehlinterpretationen jede Menge<br />

Anlässe für Streit und Verletzungen.<br />

Das erste Merkur-Zeichen Zwillinge<br />

schließt den ersten Quadranten ab<br />

und öffnet uns durch seinen Einfluss<br />

die Möglichkeiten der Sprache<br />

und eines spielerischen, kindlichen<br />

Miteinanders. Das zweite Merkurzeichen<br />

Jungfrau hilft uns, Ordnung<br />

in die Wechselbäder der Gefühle zu<br />

bringen, denen wir uns mit der Öffnung<br />

für das Du ausgesetzt haben.<br />

Die Qualität der Merkurkräfte ist gereift<br />

und nun in der Lage, Gefühle<br />

in Worte zu fassen, erklärend in die<br />

Tiefen <strong>des</strong> menschlichen Miteinanders<br />

vorzudringen. Mit Hilfe der<br />

Sprache sind wir einigermaßen in<br />

der Lage, vermittelnd in die Gestaltung<br />

unserer Beziehungen einzugreifen.<br />

Wenn wir dazu nicht in der Lage<br />

sind, weil wir nicht den Mut finden,<br />

uns solchen Wahrheiten zu stellen,<br />

erhalten wir mehr oder weniger<br />

deutliche Signale von unserem Kör-<br />

per. Er versucht mit uns in Bildern<br />

zu sprechen, auszudrücken, „was<br />

wir hinuntergeschluckt haben“ oder<br />

zu korrigieren, was wir unkontrolliert<br />

„ausgespuckt“ haben, weshalb die<br />

Themen von Gesundheit und Krankheit<br />

stimmig in das sechste Haus<br />

mit seiner Jungfrau-Schwingung<br />

passen und auch dem Bewusstsein<br />

<strong>des</strong> Zeichens für Gesundheit und<br />

Ernährung entsprechen.<br />

Wenn manche dieser „Jungfrauen“<br />

alles perfekt gelöst zu haben scheinen,<br />

alle Anweisungen von Ärzten<br />

und Therapeuten strikt befolgen<br />

und sich akribisch darum bemühen,<br />

ein möglichst gesun<strong>des</strong> Leben<br />

zu führen, aber dennoch nicht die<br />

gewünschten Erfolge verzeichnen<br />

können, weist das darauf hin, dass<br />

sie dazu tendieren, Merkur und ihrem<br />

logischen Verstand die Alleinherrschaft<br />

zu überlassen und ihre<br />

Gefühle wegzuschließen. Die Verbindung<br />

zum „Bauchhirn“ scheint<br />

unterbrochen. Ich empfinde diesen<br />

Stolperstein als eine der größten Herausforderungen<br />

im Zeichen Jungfrau.<br />

Wenn die nach menschlichem<br />

Ermessen angestrebte Perfektion<br />

einer Lösung Vorrang vor dem warmen<br />

Mitgefühl intensiver Zuneigung<br />

hat und damit das Gleichgewicht<br />

zwischen zwei Polen unseres Seins<br />

gestört ist, leidet unsere Seele und<br />

der Körper kann trotz aller vernünftigen<br />

Bemühungen nicht gesund<br />

werden. Insofern verlangt Jungfrau<br />

die analytische Konfrontation mit<br />

den bislang verdrängten oder zurückgestellten<br />

Werten und Gefühlen<br />

in unserem Leben.<br />

Der von dieser Schwingung gewählte<br />

Weg zu den tiefer liegenden Inhalten<br />

führt über die Betrachtung von<br />

Details, die uns in Tausend kleinen<br />

Bildern Hinweise auf die größeren<br />

Zusammenhänge geben, wenn wir<br />

uns die Mühe machen, sie in eine<br />

sinnvolle Reihe zu stellen.<br />

Die Auswertung unserer bisherigen<br />

Lebenserfahrungen verlangt in verstärktem<br />

Maße (und das bedeutet<br />

oft wahren Mut), dass wir bereit sind,<br />

beweglich und anpassungsfähig auf<br />

die notwendigen Änderungen zu


eagieren. Auch für dieses Erdzeichen<br />

ist es keine leichte Aufgabe,<br />

alle Sicherheitsvorkehrungen hinter<br />

sich zu lassen und einen neuen,<br />

unbekannten Weg einzuschlagen.<br />

Wo jedoch ein Stier genau weiß,<br />

was er haben und halten möchte,<br />

und einem Steinbock deutlich klar<br />

ist, was er anstrebt, kann sich die<br />

so viel beweglichere Jungfrau leider<br />

oft nicht entscheiden, ob denn nun<br />

wirklich alle notwendigen Informationen<br />

als Basis für den nächsten<br />

Schritt gesammelt sind. Und so<br />

bleibt sie oftmals in den Vorbereitungen<br />

stecken, bis äußere Ereignisse<br />

mit entsprechendem Druck<br />

einen Entschluss vorantreiben.<br />

Betrachtet man sich die Tage der<br />

Jungfrau-Zeit, kann man ähnliche<br />

Verhältnisse entdecken. Zunächst<br />

wird das Gefühl von Sommer so lan-<br />

ge als möglich aufrechterhalten. Die<br />

Tage sind oft noch kräftig warm, die<br />

Temperaturen in den Nächten noch<br />

nicht so extrem abgekühlt. Also<br />

können wir uns dem Anschein von<br />

Sommer noch problemlos hingeben,<br />

bis wir die erste wirklich kalte Nacht<br />

erleben, mit der dann auch der Morgennebel<br />

auftaucht. Und jetzt ist uns<br />

plötzlich klar, dass unsere Erntezeit<br />

nicht mehr lange gehen wird und<br />

wir die letzten Vorräte für den Winter<br />

schleunigst einbringen müssen.<br />

Denn bald schwingt „Waage“ durch<br />

die Luft, und die Blätter beginnen<br />

sich zu färben und zu fallen.<br />

Bis dahin setzen wir jedoch erfinderisch<br />

noch unser ganzes Geschick<br />

ein, um all das für den Winter zu<br />

konservieren, was wir zu benötigen<br />

meinen. Da mit den kühleren<br />

Außentemperaturen bzw. dem<br />

ständigen Schwanken zwischen<br />

heißen Sonnenstunden und kalten<br />

Winden oder Abendtemperaturen<br />

auch unsere „Erkältungen“ auf dem<br />

Programm stehen, verwundert es<br />

nicht, dass von Jungfrau geprägte<br />

Menschen oft eine Begabung für<br />

das Sammeln, Zubereiten und Anwenden<br />

von Heilmitteln für unsere<br />

alltäglichen kleinen Beschwerden<br />

haben. Ihre sorgfältige und methodische<br />

Art unterstützt sie bei dieser<br />

Arbeit, ihr analytischer Geist zeigt<br />

ihnen die Verbindung zwischen<br />

Missbehagen und Heilmittel und<br />

ihre einfühlsame Pflege rundet die<br />

Behandlung ab. Intelligent und<br />

praktisch haben sie ein System für<br />

die Aufbewahrung und Konservierung<br />

ihrer Heilmittel entwickelt, die<br />

getrocknet und als Cremes, Tinkturen<br />

und Essenzen den Winter<br />

überdauern können. Methodisch<br />

geordnet abgelegt, können sie<br />

bei Bedarf darauf zugreifen und<br />

über die detailliert notierten Eigenschaften<br />

der jeweiligen Pflanzen<br />

auswählen, was das zutreffendste<br />

Mittel im aktuellen Fall wäre. Sie<br />

haben den Sommer genützt, um<br />

sich gut vorbereitet den Herausforderungen<br />

<strong>des</strong> Winterhalbjahres<br />

stellen zu können. Wenn im Laufe<br />

<strong>des</strong> September die Sonnenkräfte<br />

immer zurückhaltender wärmen,<br />

ist die bescheidene und stille Arbeit<br />

dieser Jungfrau-Menschen längst<br />

getan. – Die Verbindung zu den<br />

Pflanzen gibt uns übrigens wieder<br />

einen Hinweis auf das Gegenzeichen<br />

Fische.<br />

Wie schon angedeutet, spüren wir<br />

die Jungfrau-Schwingung auch<br />

im Lebensbereich <strong>des</strong> 6. Hauses.<br />

Seine Hauptthemen sind soziale<br />

Einordnung, unsere Arbeit als Erwerbsgrundlage<br />

sowie Gesundheit<br />

und Ernährung. Wenn wir unsere<br />

Entwicklung in Siebenjahresschritten<br />

betrachten, die jeweils durch<br />

die Häuserthemen beschrieben<br />

werden, haben wir mit dem 6. Haus<br />

2011-4 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 15


im Alter zwischen 35 und 42 Jahren<br />

den ersten Punkt erreicht, von<br />

dem aus wir zurückblicken. Bis<br />

jetzt war jeder Tag in unserem Leben<br />

Tätigkeit und geprägt von <strong>des</strong>sen<br />

Notwendigkeiten. Ruhephasen<br />

waren nur nötig, wenn wir unsere<br />

Kräfte zu arg verausgabt haben.<br />

Unter dem Einfluss vom Jungfrau-<br />

Haus stellen wir in Frage, welchem<br />

tieferen Sinn all diese Tätigkeiten<br />

dienen, ob sie ihn überhaupt enthalten,<br />

und ob wir sie weiterführen<br />

oder einen neuen Kurs einschlagen<br />

wollen. Die notwendige Krise <strong>des</strong><br />

in Frage Stellens aller gewohnten<br />

Abläufe lässt uns geduldig und<br />

akribisch Listen über Listen mit Für<br />

und Wider aufstellen, um über eine<br />

ausreichende Grundlage für die<br />

Entscheidung zu unserem nächsten<br />

Schritt zu verfügen.<br />

Erst wenn wir die innere Ordnung<br />

unserer Gedanken und Gefühle<br />

durch dieses Ernten und Auswerten<br />

der bisherigen Erfahrungen<br />

hergestellt haben, sind wir fähig,<br />

uns auf ein sinnvolles Miteinander<br />

einzulassen. Deshalb betrifft das<br />

6. Haus auch die Ordnungen <strong>des</strong><br />

menschlichen Miteinanders. Wir<br />

versuchen, die nach unseren Vorstellungen<br />

notwendigen Strukturen<br />

für eine funktionierende menschliche<br />

Gesellschaft zu finden. Zu<br />

einem großen Teil findet diese erste<br />

ernsthafte Gemeinsamkeit mit dem<br />

Eintritt in unsere Arbeitswelt statt.<br />

„Der Ernst <strong>des</strong> Lebens beginnt.“,<br />

wie einem zu dieser Zeit nur allzu<br />

gern vorgehalten wird. Wir verbringen<br />

einen sehr großen Teil unseres<br />

Lebens bei der Arbeit. Hier können<br />

wir auf relativ neutralem Boden<br />

üben, was sich später in den festen<br />

Beziehungen unseres Lebens bewähren<br />

muss.<br />

Recht bald nachdem wir in die Arbeitswelt<br />

eintreten, bemerken wir,<br />

dass es nicht nur um das Erbringen<br />

der gewünschten Leistungen<br />

in möglichst optimaler Form geht.<br />

16 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 2011-4<br />

Vielmehr spüren wir sehr bald, wie<br />

sehr diese Leistungen von unserer<br />

Stimmung, vom Verhältnis zu unserer<br />

Arbeit abhängen. Verrichten<br />

wir sie gerne und mit Freude,<br />

scheint sie sich fast von alleine zu<br />

erledigen. Also müssen wir auch in<br />

diesem Bereich Denken und Fühlen<br />

miteinander zu verbinden lernen.<br />

Um über den entsprechenden<br />

Schwung in unserer Arbeitswelt zu<br />

verfügen, müssen wir uns bewusst<br />

mit der Gestaltung unseres Arbeitsumfel<strong>des</strong><br />

befassen. Das beginnt<br />

mit der Wahl einer geeigneten Ausbildung<br />

und bleibt ein beständiges<br />

Thema, solange wir mit äußeren<br />

Einflüssen, sprich der Zusammenarbeit<br />

mit Kollegen und Vorgesetzten<br />

oder Mitarbeitern in diesem<br />

Bereich konfrontiert sind. Da wir<br />

heute unsere Tätigkeiten häufiger<br />

wechseln, ist es uns leichter möglich,<br />

immer wieder neu zu prüfen, ob<br />

wir an der richtigen Stelle sind und<br />

je nach Ergebnis entsprechende<br />

Anpassungen vorzunehmen. Diese<br />

veränderte berufliche Situation gibt<br />

uns aber auch vermehrte Chancen,<br />

unsere wirkliche Berufung auf einen<br />

zweiten, dritten oder vierten Ansatz<br />

zu verwirklichen.<br />

Und wenn ich nun die vorausgehenden<br />

Zeilen betrachte, stelle ich<br />

fest, dass Vieles nicht gesagt, viele<br />

Bilder nicht aufgegriffen wurden. Ich<br />

werde also auch hier in einem zweiten,<br />

dritten oder vierten Ansatz versuchen<br />

zu ergänzen, was immer mir<br />

möglich ist. – Denn jetzt schwingt<br />

schon „Waage“ durch die Luft, mein<br />

„Hollerbaum“ hat bereits viele seiner<br />

Blätter verloren und Dunkelheit<br />

steht am Anfang und Ende der so<br />

schönen, sonnigen Herbsttage. Dafür<br />

habe ich in diesem Herbst einen<br />

neuen Stern an meinem Himmel<br />

entdeckt! Er heißt Carina Jasmin,<br />

und dieses erste Enkelkind hat „natürlich“<br />

das bezauberndste Lächeln,<br />

das man sich vorstellen kann, obwohl<br />

der Start in ein Erdenleben<br />

auch in solch fortschrittlichen Zeiten<br />

nicht ganz einfach ist.<br />

… und weil Waage für die ewige<br />

Suche nach dem Gleichgewicht<br />

steht: Gerade als ich diese ab-<br />

schließenden Zeilen zu Papier gebracht<br />

hatte, wurde direkt vor dem<br />

Gartenzaun meine kleine Katze<br />

Fanni tot gefahren, die ich in den<br />

acht Wochen, die sie bei mir sein<br />

durfte, lieben und schätzen gelernt<br />

habe. Leben und Sterben begleiten<br />

uns Hand in Hand durch dieses Erdenleben,<br />

während der Jahreslauf<br />

uns vom Kreis der Wiedergeburten<br />

erzählt.<br />

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Der Kosmische Gesang der Geburt<br />

Die Winter-Sonnenwende beginnt<br />

am 21. Dezember und erreicht den<br />

Höhepunkt ihrer geistigen Kraft<br />

und Macht um die Mitternacht <strong>des</strong><br />

24. Dezembers – ein rein kalendarisches<br />

Datum, das in der christlich<br />

orientierten Welt als die „HEILIGE<br />

NACHT“ eingegangen ist. Für die<br />

orthodoxe Christenheit ist es eine<br />

Huldigung an das Christuskind, geboren<br />

in der kleinen Stadt Bethlehem.<br />

Der mystische Christ nimmt in dieser<br />

Nacht eine dreifache Verehrung<br />

und Weihung wahr: Er huldigt<br />

der Geburt <strong>des</strong> Christuskin<strong>des</strong> zu<br />

Bethlehem, und er bekundet seinen<br />

Dank für das zu leuchten beginnende<br />

Christus-Licht in ihm selbst.<br />

Strebt er in seinem Leben nach den<br />

höchsten Idealen, so gewinnt dieses<br />

Christus-Licht im weiteren Jahresverlauf<br />

immer mehr an Kraft und<br />

Ausstrahlung. Doch das Allerwichtigste<br />

dieser Nacht ist sein Zeugnis<br />

der Hochachtung gegenüber dem<br />

Farbe und Musik im<br />

Neuen Zeitalter<br />

Corinne Heline<br />

Die Winter-Sonnenwende<br />

SCHUBERT‘s AVE MARIA<br />

Richard Wagner‘s LOHENGRIN<br />

Copyright 1964 New Age Press, Inc.<br />

Übersetzung: Hannelore Jurthe<br />

in Seiner Glorie und Herrlichkeit<br />

erstrahlenden Geist Christi, dem<br />

höchsten Eingeweihten der erzengelischen<br />

Heerscharen, dem Herrn<br />

und Erlöser dieses Erdplaneten. Zu<br />

dieser seltsam anmutenden nächtlichen<br />

Zeit dringt ER in das Herz <strong>des</strong><br />

Planeten, um Sein Werk der Regeneration<br />

und Wiederherstellung zu<br />

erfüllen, damit diese Erde erneut auf<br />

ihren einstigen hohen Stand gehoben<br />

werden kann.<br />

Bei seinem jährlichen Herabsteigen<br />

berührt Christus zur Zeit <strong>des</strong><br />

Herbst-Äquinoktiums die physische<br />

Umhüllung, den Empfindungsleib<br />

<strong>des</strong> Erdplaneten und durchdringt<br />

in den darauf folgenden Tagen und<br />

Wochen je<strong>des</strong> seiner Atome mit der<br />

wunder-wirkenden Magie Seiner<br />

Liebe, Seines Lichtes und Seiner<br />

Kraft.<br />

Wenn ER dann zur Mitternachts-<br />

Stunde das Herz <strong>des</strong> Planeten erreicht<br />

(und wäre es dann möglich,<br />

IHN vom Außenraum her zu sehen),<br />

so nähme man einen hell leuchtenden<br />

Ball wahr, umgeben von einem<br />

überirdisch anmutenden Glorienschein,<br />

den nur die Liebe und die<br />

Macht Christi hervorzurufen vermag.<br />

Mit dem mitternächtlichen Glockenschlag<br />

dieser Heiligen Zeit<br />

geschieht es, dass ein eigenartiger,<br />

wunderbarer Frieden und eine<br />

Ruhe die Erde überzieht - der Augenblick,<br />

an dem Christus diesen<br />

Planeten Erde und alle auf ihm lebenden<br />

Wesenheiten mit Seinem<br />

allumfassenden Geist umgibt.<br />

Aus sich selbst heraus gießt ER<br />

Seinen universalen Segen der Liebe<br />

und <strong>des</strong> guten Willens. In dieser<br />

magischen Stunde umgeben tatsächlich<br />

Heerscharen von Engeln<br />

und Erzengeln diesen Erdplaneten<br />

mit einem triumphierenden Gesang,<br />

ihre göttlichen Wohltaten und<br />

ihren Segen über ihn ausschüttend<br />

und unzählige Male intoniert Christus<br />

Sein alles überwältigen<strong>des</strong><br />

2011-4 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 17


Versprechen:<br />

„Ich bin bei Euch alle Tage bis<br />

an der Welt Ende“<br />

Stimme der Schöpfung<br />

Musik ist die harmonische Stimme<br />

der Schöpfung – ein Echo der inneren<br />

Welt. Für jeweils einen Tag ist<br />

eine Note <strong>des</strong> göttlichen Akkords<br />

dafür vorgesehen, im ganzen Universum<br />

zu erklingen.<br />

MAZZINI<br />

(Guiseppe Mazzini, 1805 – 1872,<br />

schrieb u.a. politische Artikel und<br />

Essays – H. Jurthe)<br />

Ein Teil der mystischen Zeremonien<br />

der Winter-Sonnenwende<br />

stellt die Erdeinweihung dar, in deren<br />

Verlauf der Mensch über den<br />

erhabenen Ritus der Reinigung –<br />

jenen Kampf <strong>des</strong> Geistes über die<br />

Materie – belehrt wird. Für den Eingeweihten<br />

bedeutet dies die Überwindung<br />

<strong>des</strong> letzten Fein<strong>des</strong>, <strong>des</strong><br />

To<strong>des</strong> und eine neue Geburt in der<br />

Glorie <strong>des</strong> Unsterblichen Lebens.<br />

Wem diese unvergleichlich erhabene<br />

Erfahrung zu teil wird, ist<br />

dazu ausersehen mit anderen Erleuchteten<br />

an der Vergeistigung<br />

der Atome dieses Erdplaneten mitzuwirken.<br />

Auch dieses Werk ist ein<br />

Teil der Feierlichkeiten der Winter-<br />

Sonnenwende.<br />

Der Prozess der Vergeistigung wird<br />

überwiegend durch den Ton hervorgerufen.<br />

Christus selbst fügte<br />

durch Sein Machtwort die Schlüsselnote<br />

diesem Großen Werk hinzu.<br />

Die Intonation entspricht den<br />

Worten <strong>des</strong> Johannes-Evangeliums<br />

„und alle Dinge wurden durch<br />

dasselbe (das Wort) gemacht“.<br />

Mit anderen Worten: Es war der<br />

vom Sonnengeist (Christus) aus-<br />

18 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 2011-4<br />

gegangene musikalische Ton, der<br />

all die Welten <strong>des</strong> Sonnensystems<br />

erschuf, zu denen unser Erdplanet<br />

gehört. So wurde ER wahrlich zum<br />

Herrn und Erlöser dieser Erde - vor<br />

IHM hat ein jeder die Knie zu beugen.<br />

Seine Schlüsselnote gestaltete<br />

unser Planetensystem und folglich<br />

ist auch unser evolutionäres Leben<br />

an Sein Wesen gebunden, und zwar<br />

im engsten Sinne:<br />

„In IHM leben wir<br />

und haben wir unser Sein“.<br />

Giuseppe Mazzini<br />

Die vier Heiligen Jahreszeiten betonen<br />

diesen planetarischen Gesang.<br />

Die Töne <strong>des</strong> Frühlings-Äquinoktiums<br />

und der Sommer-Sonnenwende<br />

sind in ihrer Funktion „ausatmend“<br />

– ihre Eigenschaft ist von<br />

ausstrahlender und aufbauender<br />

Natur. Die Töne <strong>des</strong> Herbst-Äquinoktiums<br />

und der Winter-Sonnenwende<br />

hingegen sind „einatmend“<br />

in ihrer Wirkung – sie haben erhaltenden<br />

und entfaltenden Charakter.<br />

Die von einer solchen Stärke erfüllte<br />

Intonation oder das Wort ertönt<br />

in kosmischer Weise in diesen<br />

Zeiträumen. Es harmonisiert und erhebt<br />

je<strong>des</strong> Atom unseres Planeten,<br />

begleitet von einem solch außergewöhnlichen<br />

starken Lichtausbruch,<br />

dass die ganze Welt davon<br />

ist in einen herrlichen <strong>Strahlen</strong>kranz<br />

eingeschlossen ist – ein Licht, das<br />

niemals auf festem Boden oder den<br />

Meeren seinen Niederschlag findet.<br />

Unzählige Heerscharen hoher<br />

himmlischer Wesenheiten vereinigen<br />

sich mit einer stattlichen Anzahl<br />

strahlender Engel und Erzengel zu<br />

einem majestätischen Chor mit unserem<br />

Herrn und wirken so lange<br />

auf je<strong>des</strong> lebende Wesen ein, auf<br />

jeden Baum <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong>, selbst auf<br />

jede noch so winzige Pflanze, bis<br />

sie sich unter der hohen Ekstase<br />

von Musik und Licht zu beugen beginnen.<br />

Es gibt zahllose Legenden, die von<br />

der Einflussnahme spiritueller Kräfte<br />

auf das Tierreich in dieser gnadenreichen<br />

Zeit erzählen. Sie gründen<br />

auf der Tatsache, dass Tiere extrem<br />

feinfühlig auf Vorgänge der inneren<br />

Ebenen reagieren.<br />

Zu diesen Zeiten standen die Tempeltore<br />

schon immer weit offen und<br />

gewährten jenen Menschen den<br />

Zugang, die sich darum bemühten,<br />

in Berührung mit dem Großen<br />

Licht der Welt zu kommen. Voraussetzung<br />

dafür war allerdings, das<br />

Bewusstseins im Leben so zu konzentrieren,<br />

um je<strong>des</strong> Körperatom<br />

mit dem Rhythmus <strong>des</strong> Christusgesanges<br />

in Einklang zu bringen.<br />

Da der erfolgreich nach oben Strebende<br />

immer mehr in dem Ewigen<br />

Licht aufgeht, gelingt es ihm, einige<br />

der Worte <strong>des</strong> planetarischen Gesangs<br />

zu erfassen und er lauscht<br />

dem erhabenen, auf diesen Erdplaneten<br />

abgestimmten musikalischen<br />

Mantram, <strong>des</strong>sen Klang das<br />

menschliche Gehör vernimmt:<br />

„Ich bin der Weg,<br />

die Wahrheit und das Leben“.<br />

Während der Weihnachtszeit wird


dieses Hohe Lied in die Weite der<br />

Sternenwelten von unzähligen<br />

himmlischen Heerscharen hinausgetragen,<br />

wo ihr triumphierender<br />

Gesang verstärkt wird durch die<br />

Stimmen jener Wesenheiten, die<br />

unserer menschlichen Lebenswoge<br />

angehören und die sich in diesem<br />

hohen Zustand <strong>des</strong> Bewusstseins<br />

befinden.<br />

Der letzte noch zu überwindende<br />

Feind ist der Tod – eine Tatsache,<br />

die schon immer Bestandteil innerer<br />

Tempellehren war - das Ziel der Suche<br />

und Erforschung <strong>des</strong> Menschen<br />

in der Initiation der Winter-Sonnenwende.<br />

Aus der Aureole (Heiligenschein)<br />

Seiner transzendenten Glorie beugt<br />

sich der Meister – selbst ein Vorbild<br />

göttlichen Lebens - in dieser geheiligten<br />

Zeit zu uns herab und gibt uns<br />

ein Zeichen <strong>des</strong> Vorwärtsschreitens<br />

auf dem erleuchteten Weg. Der<br />

ganze Erdball ertönt von dem weither<br />

widerhallenden Echo der Musik,<br />

wiedergegeben in Seinen Worten,<br />

die alle einmal an unser Ohr dringen<br />

werden, sobald wir uns selbst zu<br />

dieser hohen Auszeichnung durchgerungen<br />

haben:<br />

„Wohlgetan du guter und getreuer<br />

Knecht, gehe ein zu den<br />

Freuden Deines Herrn“.<br />

Die Heilende Kraft in SCHUBERT‘s „AVE MARIA“<br />

Musik ist die Sprache der Himmelswelt,<br />

die Form gehört der<br />

physischen Welt an, die Farbe der<br />

Astralwelt (Empfindungswelt) und<br />

der Ton ist in der nächst höheren<br />

Bewusstseinsebene – die Welt der<br />

Gedanken – zu finden.<br />

Musik hat die Fähigkeit und die<br />

Macht, den menschlichen Geist<br />

tiefer zu berühren als jede andere<br />

Kunst – ihn empor zu heben in jene<br />

spirituelle Welt, der er entstammt.<br />

Musik erweckt ein geistiges Heimweh.<br />

„Mir deucht es, dass ich niemals<br />

zum Scherzen aufgelegt bin“, sagt<br />

Jessica in einer tiefsinnigen Liebesszene,<br />

worauf ihr Geliebter,<br />

Lorenzo, antwortet: „Der Grund ist,<br />

dass Deine Seele und Dein Sinn zu<br />

wachsam, zu angespannt sind“.<br />

In diesen einfachen Zeilen weist<br />

Shakespeare auf eine esoterische<br />

Tatsache hin, die ein mehr oder<br />

weniger nachvollziehbares Experiment<br />

unterstreicht: Ein Gefühl der<br />

Traurigkeit, der Melancholie, überkommt<br />

denjenigen, der über unseren<br />

augenblicklichen Zustand im<br />

Lichte der musikalischen Vertrautheit<br />

nachdenkt, was die eigentliche,<br />

realen Welt betrifft wie auch den<br />

Ursprung und Geburtsort unseres<br />

ewiges Selbst, von dem es vorübergehend<br />

so weit entfernt ist – im Exil.<br />

Gewisse große Komponisten wurden<br />

von Zeit zu Zeit in einen erhöhten<br />

Geisteszustand versetzt, um mit<br />

den jenseitigen höher gelegenen<br />

Regionen kommunizieren zu können.<br />

Der Grund dafür war, zu hören,<br />

was unter „UNSTERBLICHE<br />

MUSIK“ zu verstehen ist, denn nur<br />

eine solche Musik wird allein so<br />

lange Bestand haben wie der Erd-<br />

Walter Scott (1771 - 1832)<br />

Schuberts Ave Maria basiert auf Walter<br />

Scotts Gedicht „Lady of the Lake“<br />

planet selbst. Eine ganze Reihe<br />

weihnachtlicher Musik gehört dieser<br />

Kategorie an. Mannigfache<br />

Weihnachtslieder sind direkte Transkriptionen<br />

(Übertragungen) der<br />

Jubel– und Lobgesänge der Engel,<br />

und obwohl diese bereits dem frühen<br />

Christentum und dem Mittelalter<br />

entstammen, so wird doch ihre<br />

inspirierende Schönheit mit großer<br />

Sicherheit auch die folgenden Jahrhundert<br />

überdauern.<br />

Die Musik der Engel trägt eine dynamische<br />

Heilkraft in sich – was in<br />

Schubert‘s „Ave Maria“ - zur Wahrheit<br />

wurde, und was sich in einem<br />

Fall im zweiten Weltkrieg zugetragen<br />

hat:<br />

Ein junger Soldat wurde auf dem<br />

Schlachtfeld in Sizilien verwundet.<br />

Sein Zustand war kritisch. Bei seiner<br />

Ankunft in einem Hospital in<br />

England wurde festgestellt, dass<br />

sein Verstan<strong>des</strong>- und Gemütszustand<br />

vollständig umwölkt war und<br />

die vorliegenden geistigen Beein-<br />

2011-4 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 19


trächtigungen schienen unüberwindbar<br />

zu sein. Trotz aller Zweifel<br />

waren Ärzte und Psychologen der<br />

Ansicht, dass, wenn man den Patienten<br />

zum Weinen bringen könnte,<br />

dieser Zustand zu beheben wäre<br />

– aber jeder Versuch ihrerseits, ihn<br />

dazu zu bewegen, war umsonst.<br />

Später, in einem amerikanischen<br />

Krankenhaus, führte ein vollkommen<br />

unerwartetes Ereignis zum<br />

gewünschten Ergebnis: Der Patient<br />

wurde in Handschellen von zwei<br />

Pflegern zu einem Konzert begleitet,<br />

wo er dem Einfluss eines Instrumentes<br />

ausgesetzt ward, das eine<br />

Kombination von Ton- und Musikschwingungen<br />

hervor zauberte. Die<br />

Begleitpersonen waren genötigt,<br />

ihm den Kopf hoch und die Augenlider<br />

offen zu halten, damit er den<br />

Ablauf auf der Leinwand verfolgen<br />

konnte. Als der Film jedoch anlief,<br />

verursachte <strong>des</strong>sen magischer<br />

Einfluss, dass sich seine steifen<br />

Muskeln, dass sich seine steifen<br />

Muskeln -wie auch der ganze<br />

Körper- allmählich zu entspannen<br />

begannen. Dann geschah etwas<br />

Wunderbares, ja geradezu Übernatürliches:<br />

Die ausgefallene Farb-<br />

Ton-Wiedergabe von Schubert‘s<br />

„AVE MARIA“ überflutete die Leinwand<br />

und der junge Mann begann<br />

zu weinen. Zwanzig Minuten lang<br />

flossen seine Tränen ohne Unterlass.<br />

Zurückgebracht in sein Bett<br />

schlief er neun Stunden lang ohne<br />

Hilfe von Schlafmitteln. Obwohl er<br />

seit der Verletzung seines Sprachvermögens<br />

unfähig war, sich zu<br />

artikulieren und auch in keiner Weise<br />

für sich selbst sorgen konnte,<br />

ward er danach wieder bei vollem<br />

Verstand und sagte ganz natürlich:<br />

“Ich bin gerade aufgewacht“ -<br />

und er war es.<br />

Das „AVE MARIA“ von Schubert ist<br />

eine Transkription <strong>des</strong> wohltuenden<br />

jungfräulich-musikalischen Seelenmusters.<br />

Es vibriert zu der Schlüsselnote<br />

jener Heiligen, deren Für-<br />

20 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 2011-4<br />

sorge und Dienst der Menschheit<br />

gilt, bezogen auf Gesundung und<br />

Regeneration. In dieser herrlichen<br />

Musik <strong>des</strong> Komponisten wird ihre liebende,<br />

heilende Kraft ausgegossen.<br />

Keiner kann einer derartigen Musik<br />

lauschen, ohne von der Woge ihrer<br />

spirituellen Harmonie erfasst zu<br />

werden. Und ist sich jemand der<br />

Möglichkeit dieser heilenden Kraft<br />

bewusst, d.h. weiß er um ihre Wirkung,<br />

vermag er daraus reichen Segen<br />

zum Wohle der Wiederherstellung<br />

seiner Gesundheit zu ziehen.<br />

Franz Schubert‘s Schlüsselnote ist<br />

eine Mischung von zartem transparentem<br />

Weiß und Silber.<br />

WAGNER‘S „LOHENGRIN“<br />

Die Winter-Sonnenwende könnte<br />

genau genommen als eine Zeit bezeichnet<br />

werden, die dem Kommen<br />

<strong>des</strong> GROßEN LICHTES entgegensieht.<br />

Soweit man sich in die Vergangenheit<br />

zurück zu denken vermag, wurde<br />

diese Jahreszeit immer schon<br />

von einem Ritual begleitet, der sogenannten<br />

„Wacht <strong>des</strong> Lichtes“:<br />

Lichter wurden angezündet, die<br />

Menschen versammelten sich und<br />

verharrten kniend in Verehrung <strong>des</strong><br />

Lichtes. Die ersten Feiern fanden in<br />

Höhlen oder auf Anhöhen statt, später<br />

wurden sie in die Tempel verlegt.<br />

Wo auch immer, stets gab es Lichter<br />

und eine Mitternachtswache der<br />

Anbetung.<br />

Mit dem Heraufdämmern der Zivilisation<br />

versammelten die Hohenpriester<br />

ihre Jünger um sich herum<br />

und unterrichteten sie insgeheim<br />

über das Kommen jenes GROßEN<br />

LICHTES – versinnbildlicht in dem<br />

EINEN, der als das LICHT DER<br />

WELT vorgesehen war. Jahrhundert<br />

um Jahrhundert hat sich jenes<br />

geheime Wissen wie ein goldener<br />

Faden durch Volkssagen und religiöse<br />

Bekenntnisse gezogen - jede<br />

Zivilisation traf Vorbereitungen für<br />

Franz Schubert - * 31.1.1797 in Wien - +<br />

19.11.1828 in Wien<br />

das Kommen <strong>des</strong> HÖCHSTEN<br />

LICHTES und brachte es mit der<br />

Feier der Winter-Sonnenwende in<br />

Verbindung.<br />

Veranlasst durch das Kommen<br />

CHRISTI, wurde diese Feier zur<br />

reinen Christmesse. Seine Verkörperung<br />

war das größte und bedeutendste<br />

aller Weltereignisse. Es war<br />

derartig wichtig, dass die Zeitrechnung<br />

noch heute in „v. Chr.“ (vor<br />

CHRISTI) und „n. Chr.“ (nach CHRI-<br />

STI) getrennt wird.<br />

In der Nacht der ersten Christmesse<br />

wurde der Christusstrahl auf die<br />

Erde konzentriert, bis der ganze<br />

Planet leuchtete, während<strong>des</strong>sen<br />

Scharen himmlischer Wesen durch<br />

die geistigen und physischen Ebenen<br />

schwebten und das Kommen<br />

<strong>des</strong> WELTERLÖSERS verkündeten.<br />

In dieser Heiligen Nacht übernahm<br />

der strahlende Engel GABRIEL<br />

die Obhut für unsere Erdensphäre<br />

mit all ihren Tätigkeiten im Winterviertel<br />

<strong>des</strong> Jahres. Gabriel ist<br />

jener Engel, dem in erster Linie<br />

die Mütter und Kinder unterstellt<br />

sind.<br />

In dieser gesegneten Nacht sen-


dener und die Heilige Jungfrau ihren<br />

lichten Segen auf die werdenden<br />

Mütter und auf jene ICH‘s herab, die<br />

sich im Laufe <strong>des</strong> kommenden Jahres<br />

inkarnieren. Für die Betroffenen<br />

ist es wahrlich eine ganz eigenartige,<br />

magische Nacht, die ganz besonders<br />

ihnen gewidmet ist.<br />

Auch in der Heiligen Nacht öffnen<br />

sich die Tore der Mysterien-Tempel<br />

für diejenigen, die würdig sind, dort<br />

eintreten zu dürfen. Der Christliche<br />

Mysterien-Tempel befindet sich in<br />

den Äthern über dem Heiligen Land.<br />

Dort kommen noch heute Maria,<br />

Josef und die ersten Jünger zusammen<br />

und gießen ihren Segen<br />

über die Menschen aus. Sämtliche<br />

geistige Organisationen, Bewegungen<br />

und Kirchen, überhaupt alle<br />

Menschen, die diese Stunden in<br />

andächtigem Gebet und Meditation<br />

verbringen, empfangen den Segen<br />

der göttlichen Energien, die von diesem<br />

Mysterien-Tempel in der Höhe<br />

ausgehen und in die Erde hineinströmen.<br />

Es ist jener Augenblick, in dem es<br />

dem würdigen Aspiranten ermöglicht<br />

wird, in die Gegenwart Christi<br />

einzutreten – einen Moment lang<br />

empor gehoben zu werden und eins<br />

zu sein mit dem LICHT der WELT.<br />

Nach diesem erhabenen, transzendenten<br />

Erlebnis hat sich der Kandidat<br />

in einen anderen Menschen<br />

verwandelt.<br />

Die Persönlichkeit wurde überwunden,<br />

geblieben ist die göttliche<br />

Selbstheit, jetzt trägt er den Stempel<br />

Christi - Seine wahre Signatur.<br />

Sollte ihm jemand auf die eine Wange<br />

schlagen, dann würde er ihm<br />

auch die andere hinhalten. Bittet<br />

ihn einer um seinen Mantel, so gibt<br />

er ihm auch seine Jacke – wird er<br />

darum gebeten, er möge eine Meile<br />

mit jemanden gehen, so würde<br />

er zwei mit ihm wandern. Seine<br />

ganze Lebensausrichtung besteht<br />

im liebendem, selbstlosen Dienst,<br />

wo immer es nötig erscheint, denn<br />

im Augenblick <strong>des</strong> EINSSEINS mit<br />

Christus hat er die Heiligkeit allen<br />

Lebens erfahren: Wenn Einer verletzt<br />

wird, gleicherweise Alle verletzt<br />

werden und wenn man dem Einen<br />

dient, tut man dasselbe auch für alle<br />

Anderen.<br />

Er hat seinen Blickwinkel vom Endlichen<br />

zum Unendlichen umgestellt,<br />

vom Zeitlichen zum Ewigen und in<br />

der Ekstase seiner Seele fand er<br />

alles SEIN in dem EINEN und das<br />

EINSSEIN mit dem ALL.<br />

Die herrliche Legende über LO-<br />

HENGRIN könnte auch „DIE AN-<br />

KUNFT DES LICHTES“ genannt<br />

werden. Lohengrin ist ein typisches<br />

Beispiel für jene mitfühlenden,<br />

wiedergeborenen ICH‘S, die sich<br />

vollständig dem Dienst an ihren<br />

Mitmenschen widmen. Diese fortgeschrittenen<br />

Seelen entsagen oftmals<br />

einem wohlverdientem himmlischen<br />

Dasein, um in den astralen<br />

Bereichen aktiv tätig zu sein, um<br />

ihren jüngeren Brüdern und Schwestern<br />

in ihrem großen Schmerz der<br />

erdgebundenen Reinigung beizustehen.<br />

Ein Wesen, das diese hohe Stufe<br />

erreicht hat, wird sich bemühen, die<br />

Wege der Menschen zu prüfen, um<br />

einen Aspiranten zu den Mysterien<br />

führen zu können.<br />

Solch eine Seele verkörpert ELSA<br />

in der Lohengrin-Legende. Sie hat<br />

einen hohen Bewusstseinszustand<br />

erreicht und den Grad der bewussten<br />

Unsichtbaren Helferschaft<br />

erworben. Sie besitzt die Fähigkeit,<br />

den Intervall <strong>des</strong> Übergangs<br />

zwischen Schlaf und dem Zurückkehren<br />

ins Wachbewusstsein zu<br />

überbrücken und kann <strong>des</strong>halb<br />

eine Erinnerung ihrer Erfahrungen<br />

in den inneren Welten mit ins Diesseits<br />

herüber bringen. In den Stunden<br />

<strong>des</strong> Schlafes wird sie von ihrem<br />

Lehrer, dem wundervollen weißen<br />

Ritter LOHENGRIN, unterrichtet.<br />

Elsas Eintritt in den Tempel, begleitet<br />

von dem Ritter, stellt den<br />

Übergang eines erleuchteten Aspiranten<br />

in die große Halle der Mysterien<br />

dar, um in der Gegenwart<br />

<strong>des</strong> GROSSEN LICHTES – CHRI-<br />

STUS – zu verweilen. Lohengrins<br />

Hilfe ermöglicht Elsa, den Tempel<br />

2011-4 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 21


zu betreten, doch sie zögert einen<br />

Augenblick vor der subtilen, nicht<br />

leicht durchschaubaren Prüfung,<br />

in der sie beweisen muss, dass<br />

sie würdig ist, seinen Namen, sein<br />

Seelenwesen und seinen wahren<br />

geistigen Stand zu erkennen.<br />

In der Tat haben viele diesen hohen<br />

geistigen Grad erreicht, waren<br />

aber nicht imstande weiterzugehen.<br />

Viele große eingeweihte Lehrer<br />

sind zur Erde herabgestiegen,<br />

um verleumdet und betrogen zu<br />

werden.<br />

Der Dichter drückt diese tragische<br />

Tatsache mit den passenden Worten<br />

aus: „Für Sokrates den Gifttrank,<br />

für CHRISTUS Gethsemane“<br />

und im Neuen Testament heißt es:<br />

„ER kam in sein Eigentum und die<br />

Seinen nahmen ihn nicht auf“.<br />

Die Tragik und der Schmerz dieser<br />

Erkenntnis, all Seine Trauer<br />

und Sehnsucht, werden durch<br />

Lohengrin in der unbeschreiblich<br />

schönen Wagner‘schen Musik <strong>des</strong><br />

Schwanengesangs ausgedrückt.<br />

Und trotz <strong>des</strong> Versagens der<br />

Menschheit, hat jeder zur Erde herabgestiegene<br />

geistige Lehrer versprochen,<br />

zu einer günstigeren Zeit<br />

zurückzukehren, denn die Fehler<br />

und Schwächen eines Lebens können<br />

die Stufen, die Quelle der Stärke<br />

und Aspiration in einem anderen<br />

Leben sein.<br />

Richard Wagner erklärte selbst,<br />

dass Elsa sich eines Tages durch<br />

Wiedergeburt auf dieselbe Ebene<br />

wie Lohengrin emporheben wird.<br />

Jahr für Jahr zur Zeit der Winter-<br />

Sonnenwende, wenn sich das<br />

LICHT und die LIEBE Christi vom<br />

Mittelpunkt der Erde her ergießt,<br />

wird unser Planet gereinigt und<br />

empor gehoben. Im Laufe der Zeit<br />

werden seine Schwingungen so<br />

22 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 2011-4<br />

beschleunigt, dass der Mensch Abstand<br />

nimmt von solch grausamen<br />

Machenschaften wie Kriege, Terror<br />

etc. - keiner wird mehr gewaltsam<br />

gefoltert oder umgebracht werden.<br />

Einmal wird dieser freudige Tag<br />

kommen, dann gibt es zwischen<br />

Nationen und Rassen keine Trennungen<br />

mehr. Die Menschheit wird<br />

in einer universellen Bruderschaft<br />

vereint sein, Schmerzen und Krankheiten<br />

sind verschwunden und das,<br />

was als „Tod“ bezeichnet wird, vermag<br />

keinen Kummer mehr zu bereiten,<br />

denn „alles dieses wird nicht<br />

mehr sein“, wie es Johannes in seiner<br />

Vision sah. Es ist der angekündigte<br />

NEUE TAG, der das zweite<br />

Kommen CHRISTI prophezeit.<br />

Scharen von Engeln und Erzengeln<br />

steigen um die heilige Weihnachtszeit<br />

zur Erde herab und preisen den<br />

NEUEN TAG, der da kommen soll.<br />

Die Schlüsselnote unseres Planeten<br />

ist abgestimmt auf ihren weihnachtlichen<br />

Lobgesang:<br />

„Ehre sei Gott in der Höhe,<br />

Frieden auf Erden<br />

und den Menschen ein Wohlgefallen“.<br />

Diese Durchflutung der Äther in jedem<br />

Jahr mit ihrem Chorgesang<br />

bringt das Wunder der Vollendung<br />

der Reife immer näher. Und inmitten<br />

dieser Magie der Farben und<br />

Schönheit, der Glückseligkeit und<br />

<strong>des</strong> Gesanges, klingt die triumphierende<br />

Weise <strong>des</strong> HERRN:<br />

„ICH bin gekommen,<br />

auf dass sie Leben haben mögen<br />

Und sie werden es in reicherem<br />

Maße haben“


Essen Sie sich gesund!<br />

Vegetarisches<br />

Bio-Weihnachtsmenü<br />

Wie wäre es mit einem vegetarischen Bio-Weihnachtsmenü im Kreise der Familie?<br />

Unser Vorschlag:<br />

Vorspeise: „Warmer Ziegenfrischkäse auf Salaten mit Vinaigrette“<br />

Hauptspeise: „Gefüllter Gemüsestrudel mit Mozzarella“<br />

Dessert: „Gebratene Früchte mit Honig“<br />

Foto: © Worths PR<br />

Das vegetarische<br />

Rezept<br />

2011-4 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 23


Vegetarisches<br />

Bio-Weihnachtsmenü<br />

Das vegetarische<br />

Rezept<br />

Vorspeise<br />

Warmer Ziegenfrischkäse auf<br />

Salaten mit Vinaigrette<br />

Zutaten:<br />

1 kleiner Kopf Endivien-Salat<br />

1 kleiner Kopf Radicchio<br />

einige Radieschen<br />

2 Zwiebeln<br />

100 g Sprossenmischung<br />

(Rettich-, Mungbohnen-, Alfalfasprossen)<br />

125 g Baguette<br />

1 Knoblauchzehe<br />

6 EL Öl<br />

6 kleine Ziegenfrischkäse à 30 g<br />

2 EL Weinessig<br />

Salz<br />

Pfeffer aus der Mühle<br />

Zubereitung:<br />

Die Salate putzen, waschen und in<br />

mundgerechte Stücke schneiden,<br />

Radieschen putzen, waschen und<br />

vierteln, Zwiebeln schälen und in<br />

Ringe schneiden. Die Salatzutaten<br />

auf Tellern anrichten und mit<br />

Sprossen bestreuen. Baguette<br />

schräg in Scheiben schneiden.<br />

Knoblauchzehe abziehen und<br />

fein würfeln. 3 EL Öl in einer Pfanne<br />

erhitzen, den Knoblauch darin<br />

kurz andünsten, die Brotscheiben<br />

zugeben und von beiden Seiten<br />

schön knusprig rösten. Die Ziegenkäse<br />

in der Mikrowelle oder<br />

im Backofen leicht erwärmen und<br />

auf dem Salat anrichten. Mit Öl<br />

und Weinessig beträufeln und mit<br />

dem gerösteten Knoblauchbrot<br />

servieren.<br />

Quelle: www.Weihnachtsmenue.de<br />

24 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 2011-4<br />

Hauptspeise<br />

Gefüllter Gemüsestrudel<br />

mit Mozzarella<br />

Zutaten:<br />

200 g Weizenmehl<br />

3 EL Öl<br />

1/8 l Wasser<br />

1/2 TL Salz<br />

1 kleine Stange Lauch<br />

1 Zwiebel<br />

1 Knoblauchzehe<br />

2 Zucchinis<br />

1 rote Paprika<br />

250 g Broccoli<br />

3 Möhren<br />

200 g Champignons<br />

1 Bund Petersilie<br />

3 EL Öl<br />

1/2 Zottarella Rolle leicht (125 g)<br />

2 Eier<br />

100 g Crème fraîche<br />

2 EL Semmelbrösel<br />

Salz<br />

Pfeffer<br />

Muskat<br />

Zubereitung:<br />

Mehl, Öl, Wasser und Salz zu<br />

einem glatten Teig verkneten und<br />

diesen 20 Minuten ruhen lassen.<br />

Inzwischen das Gemüse putzen<br />

und waschen. Die Lauchstange<br />

ganz lassen, die Zwiebel und<br />

Knoblauchzehe abziehen und<br />

ganz fein würfeln. Zucchini und<br />

Paprika in kleine Stücke schneiden,<br />

Broccoliröschen halbieren,<br />

Möhren grob raspeln, die Champignons<br />

in Scheiben schneiden.<br />

Petersilie fein wiegen. Das Gemüse<br />

in 3 EL Öl kurz andünsten, in<br />

eine Schüssel geben und abkühlen<br />

lassen. Den leichten Zottarella<br />

in feine Würfel schneiden. Eier,<br />

Crème fraîche, Zottarella und<br />

Semmelbrösel verrühren, zu dem<br />

Gemüse geben und damit leicht<br />

vermengen. Kräftig mit Salz, Pfeffer,<br />

Muskat und Petersilie würzen.<br />

Den Strudelteig auf einem mit<br />

Mehl bestaubtem Tuch circa 30 x<br />

40 cm groß ausrollen. Die Gemüsemasse<br />

darauf verteilen, dabei<br />

die Lauchstange in die Mitte legen.<br />

Den Teig mit dem Tuch aufrollen<br />

und auf ein mit Backpapier<br />

belegtes Backblech setzen. Bei<br />

180° ca. 40 Minuten backen.<br />

Dessert<br />

Gebratene Früchte mit Honig<br />

Zutaten:<br />

1/2 Ananas<br />

2 Bananen<br />

2 Orangen<br />

1 EL Pistazien<br />

4 EL Öl<br />

3 EL Honig<br />

Zubereitung:<br />

Ananas schälen, in Scheiben<br />

schneiden und das harte Mittelstück<br />

ausstechen. Bananen schälen,<br />

in jeweils 3 Stücke schneiden<br />

und diese längs halbieren. Die<br />

Orangen schälen und in Scheiben<br />

schneiden. Die Pistazien fein hacken.<br />

Das Öl in einer Pfanne erhitzen<br />

und die Früchte von allen<br />

Seiten schön anbraten, dabei mit<br />

Honig beträufeln. Mit gehackten<br />

Pistazien bestreut servieren.<br />

Gesamt pro Person: 842 kcal<br />

(3525 kJ), 27,9 g Eiweiß, 47,2 g<br />

Fett, 75,0 g Kohlenhydrate (6,3<br />

BE)


Foto: Gerd Altmann/Shapes: AllSilhouettes.com / pixelio.de<br />

Gott, die Quelle und das Ziel <strong>des</strong> Daseins<br />

Erneut stehen wir an der Schwelle eines neuen Jahres, einer Zeit, in der es allgemein üblich ist, aus<br />

unserem Streben Entschlüsse werden zu lassen. Da die Studenten der Rosenkreuzerlehren für die Sache<br />

<strong>des</strong> Seelenwachstums besonders interessiert sein sollten, so denke ich, dass die folgende Betrachtungen<br />

zu dieser Zeit vielleicht von Nutzen sein könnten.<br />

Das Wort „Frömmigkeit“ ist in den Gedanken vieler Menschen verknüpft mit einem langen Gesicht<br />

und einem heuchlerischen Sinn, so dass weltlich gesinnte Menschen gewöhnlich argwöhnisch sind gegen<br />

diejenigen, die sich den Anschein von Frömmigkeit geben. Aber das ist natürlich nicht das wahre<br />

Kennzeichen! Der wirklich fromme Mensch ist kein Freudenzerstörer. Er ist nicht träge in Geschäften.<br />

Er erfüllt seine Pflichten voll und ganz. Zuhause oder im Beruf ist er mit dem Herzen bei seiner Arbeit.<br />

Er ist ein würdiges Beispiel der Treue und wird gewöhnlich von allen, die ihn kennen, geachtet, denn<br />

seine Handlungen sprechen lauter als Worte und verlangen Anerkennung. Er ist gewissenhaft im Umgang<br />

mit seinen Mitmenschen, bestrebt, allen nur Liebe zu geben und immer bereit und eifrig, anderen<br />

zu helfen. Er ist in der Tat ein Vorbild auf allen Lebensgebieten.<br />

Aber dieses Leben weltlicher Rechtschaffenheit ist an sich noch kein Beweis für Frömmigkeit. Es gibt<br />

viele prächtige Menschen in der Welt, die aus ethischen Gründen ein musterhaftes Leben führen und<br />

deren Verhalten allen, die sie kennen, Achtung abzwingt. Sie sind auch wohltätig und stehen, ihrer<br />

Stellung entsprechend, bei allen guten Werken an erster Stelle. Jedoch wie gesagt, dies ist kein Beweis.<br />

2011-4 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 25


Der Prüfstein <strong>des</strong> Unterschie<strong>des</strong> zwischen den nur vorbildlich lebenden und den Gott zugewandten<br />

Menschen zeigt sich in den Mußestunden, wenn die Pflicht für den Augenblick erledigt ist. Hier erkennt<br />

man, dass die Wege <strong>des</strong> weltlichen und frommen Menschen sich scheiden, denn in dieser Zeit<br />

wendet sich der weltlich gesinnte der Erholung durch Vergnügen und Belustigung zu, um seine Kraft<br />

daran auszulassen. Oder vielleicht hat er ein Hobby, je nach Neigungen und seinen Mitteln. Es mag<br />

einfach Spiel und Sport sein, vielleicht auch Gesang und Musik, Theater, Gesellschaften oder irgend<br />

etwas anderes, was die Zeit angenehm vergehen lässt.<br />

Aber der fromme Mensch ist wie der Stahl, der vom Magneten berührt ist und gewaltsam von der Polrichtung<br />

abgelenkt wurde. Wenn sein Herz einmal von dem Magneten der Liebe Gottes berührt wurde,<br />

so wird es durch die Pflicht abgelenkt, hin zu den Angelegenheiten der Welt, die berechtigte Aufmerksamkeit<br />

verlangen. Der Gott zugewandte Mensch scheut sich nicht vor weltlichen Pflichten, vielmehr<br />

erfüllt er sie besser und gewissenhafter als vor der Zeit seiner Hingabe an Gott. Zugleich fühlt er<br />

unbewusst das Sehnen, in Gedanken zur Vereinigung mit dem Vater zurückzukehren, analog der Art<br />

einer magnetischen Stahlnadel, die im Norden abgelenkt wurde und die in der Richtung auf den Pol<br />

einen Druck ausübt. Im Augenblick, wo die Pflicht nicht mehr ruft und der Druck vorläufig aufhört,<br />

wenden sich <strong>des</strong> frommen Menschen Gedanken automatisch dem Göttlichen zu. Die Fahrt in öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln zum oder vom Arbeitsplatz ist eine Gelegenheit für solche Meditation. Die Zeit,<br />

in der man auf jemanden wartet, wird in derselben Weise nutzbar gemacht. Kurz, der fromme Mensch<br />

hat niemals einen Augenblick <strong>des</strong> Freiseins von weltlichen Angelegenheiten, ohne das seine Gedanken<br />

nicht sofort seiner Quelle und seinem Ziel - nämlich „Gott“ zuwenden.<br />

Wir haben von Menschen gehört, die Jura studieren, während sie in den öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

vom und zum Geschäft fuhren. Andere haben Sprachen gelernt durch Ausnutzung der kurzen Augenblicke,<br />

die andere mit müßigen, ziellosen, herumflatternden Gedanken ausfüllen. Lasst uns eine Lehre<br />

von ihnen lernen und lasst uns während <strong>des</strong> kommenden Jahres die Gewohnheit pflegen, dass wir<br />

unsere Gedanken während all‘ der verstreuten kurzen Augenblicke, die wir haben, zu Gott hinwenden.<br />

Wenn wir dies in Treue üben, werden wir finden, dass wir auf dem Pfad <strong>des</strong> Seelenswachstums viel<br />

schneller vorankommen.<br />

(Max Heindel Studentenbrief Nr. 86 - Januar 1918)<br />

26 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 2011-4


Max Heindel<br />

Biografie<br />

von Ger Westenberg<br />

Teil 14<br />

AUGUSTA FOSS HEINDEL<br />

ALS NACHFOLGERIN VON<br />

MAX HEINDEL<br />

Frau Augusta Foss Heindel<br />

Man kann die Wellen <strong>des</strong> Meeres mit<br />

den Mensch vergleichen. Wenn sich<br />

eine Welle auflöst und wegfließt,<br />

strömt eine andere mit ihrer Kraft<br />

heran. Bei den Menschen gibt es<br />

ebenfalls immer welche, die an die<br />

Stellen anderer treten, so dass die<br />

Arbeit weitergeführt werden kann.<br />

Dabei ist es unwesentlich, ob jemand<br />

bedeutend oder unbedeutend<br />

ist. So erging es auch Frau Heindel.<br />

Nach dem Tod ihres Mannes erhielt<br />

sie die Führung der Weltzentrale in<br />

Oceanside und Herr Alfred Adams<br />

half ihr bei der Bewältigung dieser<br />

Aufgabe.<br />

Im November 1918 war Heindel<br />

nach San Diego gegangen, um<br />

seiner Frau durch eine Notariatsurkunde<br />

die Urheberrechte der Bücher<br />

und Abbildung überschreiben<br />

zu lassen. Als sein Testament nach<br />

seinem Tod offiziell anerkannt wurde,<br />

erwies es sich, dass er das Land<br />

gekauft hatte, bevor die Gemeinschaft<br />

die Rechtsfähigkeit erhielt.<br />

In dem Schriftstück war vermerkt,<br />

dass er der Verwalter <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />

war. Als die Akte dann erörtert und<br />

das Testament anerkannt wurde,<br />

erklärte der Richter, dass das Gelände<br />

auf Grund <strong>des</strong> Tatbestan<strong>des</strong><br />

Frau Heindel als Erbin zustehe, weil<br />

es im Testament keinen Vermerk<br />

über eine eventuelle Rechtsfähigkeit<br />

gab.<br />

Im Frühjahr von 1919 kamen mehrere<br />

hilfsbereite Persönlichkeiten<br />

nach Mount Ecclesia. Das Mitglied<br />

<strong>des</strong> New Yorker Zentrums, Bauingenieur<br />

W. J. Darrow, betätigte sich<br />

im Büro und in der Abteilung der<br />

Monatshefte, und er half beim Bau<br />

eines Komposttanks.<br />

Frau Netty Lyttle aus Seattle arbeitete<br />

zunächst in den Küchen und<br />

wurde später esoterische Sekretärin.<br />

Frau Mary B. Roberts aus New York<br />

übernahm die Haushaltsabteilung.<br />

Frau Margaret Wolff bekam die Leitung<br />

der Heilungsabteilung. Nach<br />

ihrem Tod übernahm Frau Roberts<br />

dieses Amt.<br />

Ein junger Mann, Joseph Hoheisel,<br />

Mitglied aus Chicago und guter Automechaniker,<br />

war der einzige, der<br />

die Paige fahren und lenken konnte.<br />

2011-4 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 27


Herr Sam Erret leitete jahrelang<br />

die Druckerei, deren Gebrauchsfähigkeit<br />

seiner rettenden Tätigkeit<br />

zu verdanken war. Die neu eingerichtete<br />

Buchbindeanlage, insbesondere<br />

die Falt- und Bindemaschine,<br />

verursachte Probleme. Bis<br />

zur Ankunft von Herrn Erret war in<br />

Oceanside niemand in der Lage,<br />

mit dem komplizierten Mechanismus<br />

derartiger Maschinen umzugehen.<br />

Nach Herrn Errets Eintreffen<br />

wurde Ordnung geschaffen, und er<br />

war es, der die Betriebsanlagen in<br />

gebrauchsfähigem Zustand hielt.<br />

Das weiße, Smart genante Hündchen,<br />

das Heindels 1913 gekauft<br />

hatten, um die Kaninchen aus dem<br />

Gemüsegarten fern zu halten, und<br />

das später von Frau Kitty Skidmore<br />

Cowen, die als Mitglied die Sommerschule<br />

besuchte, mitgenommen<br />

worden war, wurde Ende März<br />

1919 nach Oceanside zurückgebracht.<br />

Frau Cowens Ehemann<br />

war inzwischen gestorben, und sie<br />

kam in die Weltzentrale, um hier<br />

dauernd zu verbleiben – und sie<br />

brachte Smart mit.<br />

Das Hündchen verbrachte seine<br />

Zeit in den Zimmern von Frau Cowen<br />

und Frau Heindel. Er blieb seinem<br />

ersten Frauchen immer treu,<br />

insbesondere nach einem Erlebnis,<br />

das er hatte, als Frau Cowen<br />

einige Wochen abwesend war. Ein<br />

Nachbar besaß eine Bulldogge,<br />

die angeleint in seinem Garten<br />

lag. Smart fiel sie an, um ihr etwas<br />

Hundefutter zu entwenden. Als der<br />

große Hund den kleinen Smart erwischt<br />

hatte, wurde der arme kleine<br />

Schlucker schrecklich von ihm<br />

zugerichtet. Blutig gebissen wurde<br />

er danach in Frau Heindels Zimmer<br />

28 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 2011-4<br />

gebracht. Eine Krankenschwester,<br />

die zu Besuch war, half die Wunden<br />

<strong>des</strong> armen Tieres zu verbinden und<br />

seine gebrochenen Hinterbeine zu<br />

richten. Danach wurde Smart von<br />

Frau Heindel versorgt. Er lag nachts<br />

in einem Korb, der neben ihrem Bett<br />

stand. Eines Tages lief der Hund<br />

auf seinen beiden Vorderbeinen in<br />

ihrem Zimmer herum – es war ein<br />

hervorragen<strong>des</strong> Kunststück. Smart<br />

blieb einige Jahren bei ihr, plötzlich<br />

aber war er verschwunden.<br />

In November 1919 konnte wiederum<br />

ein Buch erstellt werden. Es war die<br />

neugefasste Schrift „Vereinfachte<br />

Wissenschaftliche Astrologie“.<br />

Das von Heindels gekaufte Land<br />

umfasste etwa 16 ha und hatte keine<br />

Verbindung zur Hauptstrasse.<br />

Um 1920 kam ein neuer Landbesitzer<br />

als Nachbar, der in Geldnot war.<br />

Er verkaufte ein genau zwischen<br />

dem Weg und dem Fellowshipgelände<br />

liegen<strong>des</strong> Grundstück seines<br />

Lan<strong>des</strong>. Auf diese Weise bekam die<br />

Gemeinschaft eine durchgehende<br />

Grenze bis zur „Highway to the<br />

Stars“, die zum weltberühmten Observatorium<br />

Mount Palomar führt.<br />

Nach dem Ankauf dieses Streifen<br />

Lan<strong>des</strong>, wurde Frau Heindel von<br />

einigen Vorstandsmitglieder gebeten,<br />

aus ihrem Besitz rund 16 ha<br />

Der Heilungstempel oder Ecclesia<br />

Land der Fellowship zu schenken.<br />

Obwohl ihr Anwalt davon abriet,<br />

stimmte sie zu.<br />

In Mai 1920 erschien Max Heindel<br />

seiner Frau und teilte ihr mit, dass<br />

es nach den Vorstellungen <strong>des</strong> Lehrers<br />

Zeit werde, eine Ecclesia, einen<br />

Tempel, zu bauen. Schon während<br />

Max Heindels irdischer Lebenszeit<br />

hatten die Studenten einen Fonds<br />

für den Bau eines Tempels eingerichtet.<br />

Nachdem einige tausend<br />

Dollars eingegangen waren, spendeten<br />

die meisten dann nichts mehr.<br />

Als aber die Nachricht von Max<br />

Heindels Bitte im Mai bekannt wurde,<br />

floss das Geld wieder herein.<br />

Daraufhin wurde der New Yorker<br />

Architekt Lester Cramer gebeten,<br />

Architekt L. Cramer


nach Oceanside zu kommen. Er<br />

war schon einige Jahren vorher auf<br />

Mount Ecclesia gewesen und hatte<br />

nach Anweisungen von Max Heindel<br />

die Zeichnungen für den Tempel angefertigt.<br />

Am Dienstag, den 29. Juni 1920,<br />

trafen früh am Morgen die ersten<br />

aus San Diego, Los Angeles und<br />

selbst dem entfernten Sacramento<br />

mit dem Auto kommenden Besucher<br />

ein. Manche Gäste waren schon für<br />

Sonntag und Montag angekündigt.<br />

Da nicht genügend Wohnraum verfügbar<br />

war, wurden die Besucher in<br />

Zelten untergebracht.<br />

Insgesamt waren es 65 Personen,<br />

die sich um 11.45 Uhr auf „Ecclesia<br />

Point“ versammelten, um den<br />

Boden für den Tempel zu weihen.<br />

Nach dem Singen <strong>des</strong> Eröffnungslie<strong>des</strong><br />

gab Frau Heindel eine kurze<br />

Einleitung, in der sie auf die Heiligkeit<br />

dieses Schrittes hinwies.<br />

Pünktlich um 12.00 Uhr folgten die<br />

Jünger, Prüflinge und Studenten der<br />

Bitte Frau Heindels und begannen<br />

mit den ersten Spatenstichen.<br />

Nach dieser Zeremonie sprach Frau<br />

Heindel über den Bau <strong>des</strong> Heilungstempels,<br />

der als physisches Symbol<br />

<strong>des</strong> wahren geistigen Tempels zu<br />

errichten sei.<br />

Nachdem der Boden geweiht worden<br />

war, wurden in den darauffolgenden<br />

Wochen Gräben ausgehoben,<br />

in die das Betonfundament<br />

gegossen wurde, das durch eingefüllten<br />

Kies, Sand und Wasser in der<br />

Mischmaschine gemischt worden<br />

war.<br />

Knapp einen Monat später wurde<br />

am Geburtstag Max Heindels, den<br />

23. Juli, pünktlich um 12.00 Uhr,<br />

der Grundstein <strong>des</strong> Tempels gelegt.<br />

In diesen, aus Zement geformten,<br />

Eckstein wurde ein Kasten mit den<br />

Schriften der Fellowship eingemauert.<br />

Den Stein selbst hatte Max<br />

Heindel schon am 26. November<br />

1914 geweiht. Bei dieser Gelegen-<br />

heit sagte Frau Heindel dem Sinne<br />

nach:<br />

„Liebe Freunde,<br />

heute sind wir zusammengekommen,<br />

um das weiterzuführen, was<br />

unser Leiter, Max Heindel, am 26<br />

November 1914 begonnen hatte.<br />

Damals kamen wir zusammen, um<br />

die Steine anzufertigen, von denen<br />

wir heute einen als Eckstein legen.<br />

Der Tempel ist ein physisches Symbol,<br />

das uns, wenn wir ihn betreten,<br />

eine Vorstellung von dem geben<br />

soll, was wir versuchen, als Arbeiter<br />

in Gottes Tempel, zu verwirklichen.<br />

Wir kennen den symbolischen Gebrauch<br />

der Werkzeuge, um mit ihnen<br />

zu mauern. Im Irdischen wird<br />

der Maurer als jemand beschrieben,<br />

der Zement anrührt, Steine setzt<br />

und mit Werkzeugen arbeitet, die<br />

zu seinem Gewerbe gehören. So<br />

kommt ein Gebäude zustande.<br />

Wir sind ebenfalls richtige Maurer,<br />

die jedoch anderes Material verwenden.<br />

Wir bauen mit der Materie, die<br />

uns die Älteren Brüder schenkten<br />

und deren Aufzeichnungen wir soeben<br />

diesem Archivkasten anvertraut<br />

haben, nämlich die ausgezeichnete<br />

Botschaft, die uns die Älteren<br />

Brüder mittels <strong>des</strong> großen Geistes<br />

gaben, <strong>des</strong>sen Geburtstages wir<br />

heute gedenken. Der Geist, der am<br />

23. Juli 1865 geboren wurde und<br />

der beauftragt war, der Welt einen<br />

weiteren Einblick in die Lehre Christi<br />

zu vermitteln, als er der Menschheit<br />

jemals vorher geschenkt worden ist.<br />

Es ist eine Religion, die der Grundstein<br />

<strong>des</strong> neuen Wassermannzeitalters<br />

werden soll. Dieser Botschafter<br />

erzählte uns außerdem, dass<br />

dieses der letzte physische Tempel<br />

ist, der im Auftrag der Ältere Brüder<br />

errichtet wird.<br />

Die Menschheit soll das Entwicklungsstadium<br />

erreichen, welches<br />

sie im wahren Tempel anbeten<br />

kann. Sie arbeitet daran, sich darauf<br />

vorzubereiten. Der Tempel Gottes,<br />

der sich ewig im Himmel befindet<br />

und von liebenden Herzen und<br />

durch die Heiligung unseres niedrigen<br />

Selbst entsteht, nicht aber mit<br />

den Händen aus Stein, Beton und<br />

Kalkmörtel geformt wird, weiht uns<br />

zu lebenden Steinen. Es ist ein Privileg,<br />

einer der Arbeiter zu sein, der<br />

die lebendigen Steine gewählt hat,<br />

um den letzten Geboten Christi zu<br />

folgen, das Evangelium zu verkündigen<br />

und die Kranken zu heilen.<br />

Dieses letzte Gebot ist schon viele<br />

Jahre von der Menschheit vergessen<br />

worden. Wir Menschen haben<br />

das Evangelium verkündigt, haben<br />

dadurch aber nur die erste Hälfte<br />

<strong>des</strong> Gebotes, das Christus seinen<br />

Jüngern gab, erfüllt, denn wir haben<br />

versäumt, die Kranken zu heilen.<br />

Es erfolgte die Trennung von Wissenschaft<br />

und Religion. Diese Trennung<br />

verursachte den heutigen<br />

Materialismus. Diesen Bruch zu beseitigen<br />

und Wissenschaft und Religion<br />

wieder zu vereinigen, ist das,<br />

was wir Arbeiter und Nachfolger der<br />

Lehre der Rosicrucian Fellowship<br />

versuchen zustande zu bringen.<br />

Wir bauen den Grundstein eines<br />

großen, künftigen Werkes. Die wenigen<br />

von uns, die jetzt hier sind,<br />

erkennen kaum, was dies für die<br />

Menschheit bedeutet. Der Inhalt<br />

<strong>des</strong> Kastens wird weiterhin bestehen,<br />

auch wenn wir bereits unseren<br />

physischen Körper verlassen haben<br />

und die Schwingungen, die wir<br />

in dieses Gebäude einbauen, werden<br />

bis ans Ende der Welt strömen.<br />

Man sagt, dass die gesamte Stadt<br />

gereinigt und geändert wurde, als<br />

Salomon den Tempel in Jerusalem<br />

baute. Wir werden durch den Einfluss<br />

von Saturn in kristallisierter<br />

Umgebung gehalten. Es ist für uns<br />

2011-4 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 29


aber notwendig, unsere Lektionen<br />

zu lernen, da wir uns in der kristallisierten<br />

Welt befinden und <strong>des</strong>halb<br />

fühlbaren Zement verwenden müssen.<br />

Mit diesem Werk erreichen wir<br />

eine Entwicklungsstufe, in der es<br />

nicht mehr erforderlich ist, länger<br />

zu kämpfen, denn das Fundament<br />

ist nun gegossen.<br />

Heute haben wir diesen Grundstein<br />

gelegt, der mit seinem Inhalt<br />

unendlich viele Jahre erhalten bleiben<br />

soll.<br />

Gehen wir nun von hier, um neue,<br />

bessere und reinere Körper zu erhalten,<br />

mit deren Hilfe die unendlich<br />

feierliche Lehre vom Rosenkreuz<br />

in der Welt verbreitet werden<br />

kann.<br />

Wir sind hier, da wir in diesem<br />

großen Arbeitsfeld Christi zu Arbeitern<br />

erwählt wurden. Wir sind<br />

hier, um die unsichtbaren Tempel<br />

vorzubereiten, wobei wir den sichtbaren<br />

Tempel nur als Arbeitszentrum<br />

zu verwenden haben. Unsere<br />

physischen Körper haben wir noch<br />

nicht abgelegt und dennoch bereiten<br />

wir uns vor, Christus begegnen<br />

zu können, denn Er versprach, dass<br />

wir Ihm bei seiner Wiederkunft ‚in<br />

der Luft begegnen werden’. Durch<br />

das Weben <strong>des</strong> ‚Goldenen Hochzeitsklei<strong>des</strong>’<br />

vergeistigen wir den<br />

Lebensleib, in dem wir alle Christus<br />

bei seiner Wiederkunft begegnen<br />

können.<br />

Lasst uns mit einem Gebet darum<br />

bitten, durch große Kraft, Reinheit<br />

und Verständnis geeignete Werkzeuge<br />

zu sein, dieses Werk weiter<br />

zu gestalten und diese Botschaft<br />

der Gemeinschaft an die Menschheit<br />

weiterzugeben, wenn wir eine<br />

30 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 2011-4<br />

Interieur <strong>des</strong> Heilungstempels<br />

Kelle Zement in die Erde werfen, um<br />

den Stein fest zu fügen. Bedenken<br />

wir auch dabei, dass Christus der<br />

wahre Eckstein ist.“<br />

Beim Bau <strong>des</strong> Tempels war Rollo<br />

Smith auch wieder anwesend. Da<br />

während der Bautätigkeit ständig<br />

Spenden eintrafen und die Löhne<br />

für die Maurer stets sofort ausbezahlt<br />

werden konnten, kam die<br />

Arbeit schnell voran. Das Ziel war,<br />

den Tempel vor Ende <strong>des</strong> zweiten<br />

Dezennium (18 April 1920) fertig zu<br />

stellen.<br />

Um die zusätzlichen Arbeitskräfte<br />

unterzubringen, wurden Armeezelte<br />

gekauft. Da diese Zelte den ganzen<br />

Winter bewohnbar sein sollten, wurden<br />

sie mit Türen und Lattenrosten<br />

versehen.<br />

Zur gleichen Zeit wurden Kurse<br />

durchgeführt. Frau Arline D. Cramer<br />

veranstaltete einen Einführungskurs<br />

in die Rosenkreuzer-Philosophie<br />

und Frau Margaret Wolff einen in<br />

Astrodiagnose. Auch gab es Lektionen<br />

in Astrologie und Ausdrucksweisen.<br />

In den Echoes von November wurde<br />

mitgeteilt , dass in der Druckerei<br />

und der Bindewerkstadt 5500 Exemplare<br />

<strong>des</strong> Buches „Die Weltanschauung<br />

der Rosenkreuzer“, 5000<br />

Exemplare „Vereinfachte Wissen-<br />

schaftliche Astrologie“ und 4000 Exemplare<br />

„Das Gewebe <strong>des</strong> Schicksals“<br />

fertiggestellt worden waren.<br />

Die monatlichen Lektionen, die Max<br />

Heindel seinen Studenten zugesandt<br />

hatte, erschienen, so weit sie<br />

1920 fertig gestellt worden waren,<br />

in Buchform mit den Titeln: „Das<br />

Gewebe <strong>des</strong> Schicksals“ und „Die<br />

mystische Auslegung von Weihnachten“,<br />

und „Freimaurerei und<br />

Katholizismus“.<br />

Finanziell gesehen war 1920 ein<br />

schwieriges Jahr, denn im Vergleich<br />

mit 1918 waren die Preise dreimal<br />

so hoch. Beispielweise kostete<br />

1918 ein Buchumschlag 7 Cent, und<br />

Papier 11,5 Cent/p. 1920 kostete<br />

ein Buchumschlag 20 Cent und ein<br />

Papier 31,5 Cent/p.<br />

Am Abend <strong>des</strong> 24. Dezember kamen<br />

die Jünger und Prüflinge, um<br />

22.30 Uhr zur Einweihung <strong>des</strong> Tempels<br />

und der Durchführung <strong>des</strong> Vollmonddienstes<br />

im Tempel zusammen.<br />

Während die Mitglieder und<br />

Besucher zum Tempel gingen, sang<br />

der Chor um 23.45 Uhr „Kommt alle<br />

zusammen“.<br />

Frau Frances Ray spielte auf dem<br />

kleinen Harmonium aus Parsifal,<br />

„Den Marsch der Ritter aus dem<br />

Gral“. Für eine Pfeifenorgel war<br />

bisher nicht genügend Geld vor-


handen gewesen. Danach sangen<br />

die Anwesenden „Stille Nacht“ mit<br />

den Worten, die Max Heindel zu<br />

dieser Melodie gestaltet hatte. Anschließend<br />

folgte die Lesung der<br />

biblischen Weihnachtsgeschichte.<br />

Während dieses Vortrages wurden<br />

Dias auf den oberhalb <strong>des</strong> Harmoniums<br />

vorhandenen Bildschirm projiziert.<br />

Es waren zum größten Teil<br />

Reproduktionen großer Meister.<br />

Danach sang Frau Louise D’Artell<br />

mit einer reichen und vollen Altstimme<br />

„Öffne die Pforte <strong>des</strong> Tempels“.<br />

Diesem Gesang folgte eine Ansprache<br />

von Frau Heindel über das Ziel<br />

<strong>des</strong> Werkes und die Notwendigkeit<br />

persönlicher Hingabe. Nach einer<br />

prächtigen Auswahl musikalischer<br />

Flötendarbietungen von Herrn D.<br />

More gaben sich alle Anwesenden<br />

dem stillen Gebet hin, das durch ein<br />

Zithersolo von Eugene Miller angekündigt<br />

worden war. Gegen Ende<br />

<strong>des</strong> Gottesdienstes sangen alle<br />

„Oh little town of Bethlehem“, woraufhin<br />

Frau Heindel das Schlusswort<br />

sprach und die Teilnehmer<br />

unter dem Nachspiel auf der Orgel<br />

schweigend den Tempel verließen.<br />

Der Auftrag für Herstellung und Einbau<br />

der Fenster war bereits im September<br />

erteilt, jedoch nicht rechtzeitig<br />

ausgeführt worden. Einige Tage<br />

nach Weihnachten war es dann so<br />

weit. Die prächtig gefärbten Glasge-<br />

Rose Cross Lodge<br />

mälde wurden eingesetzt und in der<br />

Mitte die Deckenbeleuchtung montiert.<br />

Der Künstler Camille Lambert sandte<br />

aus Lille in Frankreich zwölf Ölgemälde<br />

nach Mount Ecclesia, die<br />

oben an die zwölf Glasgemälde gehängt<br />

wurden. Diese Gemälde sind<br />

Darstellungen der zwölf Zeichen<br />

<strong>des</strong> Tierkreises. Das über dem Altar<br />

hängende Zeichen Löwe ist ein glühender<br />

Sonnenaufgang mit einem<br />

wachsam äugenden, würdevoll liegenden<br />

Löwen. Das Zeichen Stier,<br />

Taurus, stellt einen Bullen dar, der<br />

im Frühling im blühenden Obstgarten<br />

grast. Das Zeichen Aquarius,<br />

Wassermann, hängt über dem Eingang.<br />

Alle Bankreihen wurden in reinem<br />

Weiß gestrichen. Die äußere Seite<br />

und die Seite im Mittelgang wurden<br />

mit einem goldenen Tierkreiszeichen<br />

verziert. Jeder hereinkommende<br />

Prüfling oder Jünger sollte<br />

sich in die Bank setzen, die mit<br />

seinem Sonnenzeichen übereinstimmt.<br />

Der große Armstuhl, in dem<br />

derjenige sitzt, der den Vortrag hält,<br />

hat oben an der Stuhllehne ein goldenes<br />

Zeichen <strong>des</strong> Sternzeichens<br />

Löwe. Der Linoleumbelag ist grün,<br />

während das Podium mit braunem<br />

Teppich belegt wurde.<br />

Einige Männer, die beim Bauen geholfen<br />

hatten, waren über Mount<br />

Ecclesia so begeistert, dass sie in<br />

der Weltzentrale bleiben wollten.<br />

Für die Mitarbeiter und auch für die<br />

Gäste bestand großer Schlafraummangel,<br />

es war jedoch kein Geld<br />

für einen Umbau vorhanden. Von<br />

den Baugerüsten der Ecclesia war<br />

noch Abfallholz übrig. Es wurde beschlossen,<br />

auf das Häuschen, „Ecclesia<br />

Cottage“ genannt, wo früher<br />

die Familie Grell gewohnt hatte, ein<br />

weiteres Geschoss zu bauen. Boden<br />

und Fundament waren dafür<br />

solide genug.<br />

Diese Etage aus Holz wurde an<br />

der Innenseite mit Hartfaserplatten<br />

verkleidet und an der Außenseite<br />

mit Dachschindeln gedeckt,<br />

die den größten Teil der benutzten<br />

Latten bedeckten. Danach wurde<br />

die Wasserleitung gelegt. Durch<br />

diesen Umbau erhielt das Gebäude<br />

unten fünf Schlafräume für Herren<br />

und oben sieben Schlafräume für<br />

Frauen.<br />

Inzwischen konnte die Arbeit am<br />

Tempel fortgesetzt werden. Das<br />

Problem, weitere Unterkunftsmöglichkeiten<br />

zu schaffen, blieb weiterhin.<br />

Da die Zahl der Mitarbeiter<br />

zunahm, musste auch für sie etwas<br />

geschehen, um angemessene Unterkunftsmöglichkeiten<br />

zu beschaffen.<br />

Abermals wurde Herr Lester<br />

Cramer um Abhilfe gebeten. Er entwarf<br />

ein modernes Etagengebäude<br />

mit zwanzig Zimmern, acht von<br />

ihnen mit einem eigenen Bad. Der<br />

Bau eines derartigen Gästehauses<br />

war äußerst kostspielig. Anfangs<br />

war man besorgt, ihn nicht ausführen<br />

zu können. Glücklicherweise<br />

war die Bank in Oceanside bereit,<br />

7.000 Dollar zu leihen, die inner-<br />

2011-4 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 31


halb von zwei Jahren zurückzuzahlen<br />

waren.<br />

Im Juli 1922 starb in Los Angeles<br />

Frau Maria Lange im Alter von achtundsechzig<br />

Jahren. Auf Grund ihrer<br />

Gesundheit war sie Anfang <strong>des</strong><br />

Jahres 1920 nach Mount Ecclesia<br />

gekommen, wo sie bis zu ihrem<br />

Tod als Haushälterin tätig war. Am<br />

Dienstag, den 7. August 1923 um,<br />

6.24 Uhr, wurde der Boden westlich<br />

von Ecclesia Cottage geweiht. Das<br />

10,67 x 25 Meter große Gebäude,<br />

das während <strong>des</strong> Bauens als<br />

„Schlafraum“, später als „Gäste-<br />

haus“ bezeichnet und schließlich<br />

„Rose Cross Lodge“ genannt worden<br />

war, wurde in einfachen, sogenannten<br />

„Missionsstil“ erstellt. Es<br />

hatte ebenfalls eine Etage und war<br />

aus Hohlziegel gebaut, die an der<br />

Innen- und Außenseite befestigt<br />

wurden. Die Gesamtkosten betrugen<br />

15.000 Dollar. Im ersten Stock<br />

wurde ein Sonnenzimmer eingerichtet,<br />

das aufgrund seiner Größe<br />

bei Zusammenkünften als Konferenzraum<br />

diente. Früher war hierfür<br />

der Speisesaal benutzt worden,<br />

was sich als störend für diejenigen<br />

erwiesen hatte, die in den Küchen<br />

arbeiteten.<br />

In dieser Zeit wurde Mount Ecclesia<br />

bereits von der “San Diego Gas<br />

and Electric Company” mit Elektrizität<br />

sowie Gas und Wasser beliefert,<br />

so dass die Schwierigkeiten<br />

auf diesem Gebiet der Vergangenheit<br />

angehörten. Auch die Eislieferfirma,<br />

die Gemüsehändler und<br />

die Bäcker waren nunmehr bereit,<br />

Mount Ecclesia mit ihren Waren<br />

zu beliefern. Eine große Verbesserung<br />

war schließlich auch die<br />

Pflasterung der an Mount Ecclesia<br />

32 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 2011-4<br />

entlang verlaufenden Hauptstraße.<br />

Im Jahre 1923 verkaufte einer der<br />

Nachbarn ein kleines, an der Ostseite<br />

<strong>des</strong> Mount Ecclesia-Gelän<strong>des</strong><br />

gelegenes Grundstück. Um Mount<br />

Ecclesia an dieser Seite gegen<br />

heranrückende Nachbarn zu schützen,<br />

wurde für einen sehr geringen<br />

Preis ein prächtiges Eukalyptuswäldchen<br />

von etwa 20 Ar angekauft.<br />

Zur selben Zeit wurde nordwestlich<br />

<strong>des</strong> Tempels für die Ehepaare Swigert<br />

und Wilson ein Doppelhaus mit<br />

je drei Zimmern und darunter einer<br />

Garage erstellt. Es bekam den Namen<br />

„Tempel Cottage“. Herr Swigert<br />

und seine Frau Perl kamen aus Yakima,<br />

Washington. Herr Schwigert<br />

wurde Generaldirektor, während<br />

seine Frau in der Heilungsabteilung<br />

mitarbeitete.<br />

Einige Monate vorher waren Herr<br />

und Frau Wilson angekommen. Harry<br />

Wilson arbeitete in der Finanzabteilung<br />

und Frau Vera Wilson wurde<br />

Zentralsekretärin. Nach dem Tod<br />

von Herrn Swigert im Jahre 1929<br />

wurde <strong>des</strong>sen Stelle von Herrn Wilson<br />

übernommen, die er bis zu seinem<br />

Tod im Jahre 1939 verwaltete.<br />

1923 begann Frau Linda West, Mitglied<br />

<strong>des</strong> Long Beach Zentrums,<br />

für die Fellowship Bücher in Brailleschrift<br />

zu schreiben, die blinden und<br />

schwer sehbehinderten Menschen<br />

in Amerika kostenlos zur Lesung<br />

angeboten wurden.<br />

1924 wurde eine neue Druckpresse<br />

angeschafft. Es war eine Stonemetzpresse,<br />

mit der vor allem die<br />

„Rays from the Rose Cross“ gedruckt<br />

werden sollten.<br />

Im selben Jahr 1924 schrieb Herr<br />

Charles D. Cooper einen Brief an<br />

die Weltzentrale, dem ein Scheck<br />

von 100 Dollar eingefügt worden<br />

war. Herr Cooper beabsichtigte, mit<br />

dieser Spende einen Fonds für eine<br />

in den Tempel einzubauende Orgel<br />

einzurichten. Der Empfang dieses<br />

Briefes wurde im Monatsheft vom<br />

November mit der Bitte <strong>des</strong> Autors<br />

erwähnt, dass weitere Mitglieder<br />

und Freunde diesen Fond aufstocken<br />

möchten.<br />

Ein Jahr später, im September 1925,<br />

reiste Frau Heindel in die nördlichen,<br />

westlichen und östlichen Staaten,<br />

um in zwanzig Großstädten Vorträge<br />

zu halten. Kurz vor ihrer Abreise<br />

erschien ihr Max Heindel und sagte<br />

ihr, dass mit dem Bau eines Kindergartens<br />

begonnen werden sollte,<br />

sobald das finanziell möglich wäre,<br />

so dass dieser noch vor 1930 in Gebrauch<br />

genommen werden könnte.<br />

1925 wurde Mount Ecclesia wieder<br />

ein Gebiet hinzugefügt. Es grenzte<br />

an das 1923 gekaufte Grundstück<br />

mit den Eukalyptusbäumen.<br />

Auf Bitten einiger Interessenten<br />

wurde in demselben Jahr ein Ergänzungskurs<br />

zur Einführung in die Rosenkreuzerlehre<br />

zusammengestellt,<br />

dem einige Jahren später noch sieben<br />

weitere Lektionen hinzugefügt<br />

wurden.<br />

In den vorhergegangenen Jahren<br />

war schon damit begonnen worden,<br />

die Lektionen von Max Heindel,<br />

die monatlich den Studenten zugeschickt<br />

wurden, in fünf Büchern zu<br />

veröffentlichen und zwar: „Das Gewebe<br />

<strong>des</strong> Schicksals“ (1920), „Lehren<br />

eines Eingeweihten“ (1927),<br />

„Nachlese eines Mystikers“ (1922),<br />

„Die Mysterien der Grossen Opern“<br />

(1921), „Freimaurerei und Katholizismus“<br />

(1914) und „Die Mystische<br />

Auslegung von Weihnachten“<br />

(1920).<br />

Im Monatsheft von Januar 1926<br />

wurde mitgeteilt, dass die „Briefe<br />

an Studenten“ als Buch erschienen<br />

sei sowie eine 24-seitige Broschüre<br />

von Frau Heindel, „Evolution vom<br />

Standpunkt der Rosenkreuzer“.<br />

Im Frühjahr 1926 schenkte Herr E.<br />

W. Ogden der Weltzentrale Kakteen,<br />

die von Herrn Charles Swigert<br />

in Pasadena gekauft worden waren<br />

und in ein Beet gepflanzt wurden.


Der Kindergarten, später West Hall genannt<br />

Anlässlich der Tatsache, dass<br />

Heindel seiner Frau im August 1925<br />

mit dem Auftrag erschienen war, einen<br />

Kindergarten zu bauen, sobald<br />

es finanziell möglich sei, bemühte<br />

man sich, diesen Plan auszuführen.<br />

Eine Spende <strong>des</strong> Ehepaares J. C.<br />

Jenssen ermöglichte dann den Bau.<br />

1926 wurde der Kindergarten eingeweiht,<br />

mit Platz für zwanzig Kinder<br />

zwischen vier und sieben Jahren.<br />

Anfangs war das Interesse so groß,<br />

dass eine Warteliste ergestellt werden<br />

musste. Als dann jedoch in den<br />

dreißiger Jahren die Krisenzeit begann,<br />

nahm das Interesse ab, so<br />

dass der Kindergarten aus diesem<br />

Grund am 31 März 1931 geschlossen<br />

werden musste.<br />

Kurz nach der Eröffnung <strong>des</strong> Kinder-<br />

Theodore und Corinne Heline<br />

gartens fuhr Frau Heindel für zehn<br />

Monate fort, um bis zum 21. Juli<br />

1927 in mehreren amerikanischen<br />

Zentren Vorträge zu halten und Kurse<br />

durchzuführen.<br />

Im Frühling von 1927 wurden zwei<br />

Häuschen gebaut, um Studenten,<br />

die während der Sommerschulen<br />

nach Mount Ecclesia kamen, billigere<br />

Unterkünfte zu bieten, als es in<br />

der Rose Cross Lodge möglich war.<br />

Diese Häuschen wurden an einem<br />

Einzelpfad erstellt, der von Ecclesia<br />

Drive abzweigte und um den Garten<br />

herumführte. Damals gab es einschließlich<br />

aller kleinen und großen<br />

Gebäude, die seit der Gründung gebaut<br />

worden waren, zweiunddreißig<br />

Gebäude.<br />

Eines der Mitglieder, Herr J. C.<br />

Stroebel, Direktor der Radiostation<br />

W.W.V.A. in West-Verginia, bot der<br />

Fellowship im Frühling 1928 Gratis-<br />

Sendezeiten an, um die Lehre auf diese<br />

Weise in großem Umfang publik<br />

zu machen. Der Präsident <strong>des</strong> New<br />

Yorker Zentrums, Herr Theodore<br />

Heline, hielt von 15. bis 19. April, jeweils<br />

um 12.00 Uhr, einen Funkvortrag.<br />

Es war derselbe Herr Heline,<br />

der später das weibliche Mitglied<br />

Corinne Smith Dunklee heiratete.<br />

Während Heindels Leben schrieb<br />

diese junge Frau im Monatsheft<br />

ausgezeichnete Bibelartikel. Auf<br />

Empfehlung Max Heindels hat sie<br />

später mit Hilfe ihres Mannes einen<br />

gegliederten Bibelkurs zusammengestellt,<br />

der in Buchform erschien.<br />

Am 23. Juli 1965 wurde auf Mount<br />

Ecclesia im Gedenken an Max<br />

Heindel, der einhundert Jahre vorher<br />

das Licht der Welt erblickt hatte,<br />

ein Bankett gegeben. Bei dieser<br />

Veranstaltung huldigte Frau Heline<br />

Max Heindel. Im größten Teil ihres<br />

Vortrags führt sie aus:<br />

„Liebe Freunde, mein Herz singt<br />

heute, da ich bei dieser Angelegenheit<br />

bei Ihnen sein kann, um dem<br />

geliebten Max Heindel meine bescheiden<br />

Ehre zu geben. Ich will Ihnen<br />

von dem ersten Tag erzählen,<br />

an dem ich diesem fantastischen<br />

Mann begegnete. Um dies zu tun,<br />

muss ich erst mein eigenes Leben<br />

in kurzen Zügen anführen. Vielleicht<br />

hören sie schon an meiner<br />

Stimme, dass ich im fernen Süden<br />

geboren und aufgewachsen bin. Ich<br />

war einziges Kind, und in meiner<br />

Jugend liebte ich meine Mutter. Sie<br />

war immer meine schöne Elfenprinzessin.<br />

Da sie sehr schwach war,<br />

fürchtete ich stets, sie eines Tages<br />

zu verlieren. Daher fasste ich den<br />

Entschluss, mir selbst das Leben<br />

zu nehmen und ihr zu folgen, falls<br />

sie verscheiden würde. Sie verstehen<br />

schon, dass ich damals nichts<br />

von Wiedergeburt und dem Gesetz<br />

von Ursache und Wirkung wusste.<br />

Ich suchte nach Antworten auf Fragen,<br />

die ich nicht formulieren konnte.<br />

Ich wusste nicht genau, wonach<br />

ich suchte und hatte dabei keine<br />

Ahnung, wo die Antwort zu finden<br />

wäre. Wie sie wissen, ist der Süden<br />

sehr strenggläubig und konservativ.<br />

Aber ich wusste mit Bestimmtheit,<br />

dass irgendwo eine richtigere Ant-<br />

2011-4 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 33


wort auf die Fragen über Leben und<br />

Tod zu finden sein müsste, als sie<br />

die Orthodoxie gab. Ich hatte mich<br />

fest entschieden, diese Antwort<br />

zu finden. Während<strong>des</strong>sen wurde<br />

meine Mutter immer schwächer,<br />

und ich war ständig ängstlich, sie<br />

zu verlieren. Einige Monaten vor ihrer<br />

letzten Krankheit rief mich eine<br />

Freundin an und erzählte mir, dass<br />

sie ein prächtiges neues Buch gefunden<br />

habe und davon überzeugt<br />

sei, dass es genau das enthalte,<br />

wonach ich immer gesucht hätte.<br />

Noch am selben Mittag ging ich zu<br />

ihr. Dieses Buch war, wie Sie wahrscheinlich<br />

vermuten, „Die Weltanschauung<br />

der Rosenkreuzer“.<br />

Aus dem Bild <strong>des</strong> ‚Rosenkreuzes‘<br />

sah und las ich, dass wir durch unser<br />

eigenes persönliches Leben<br />

lernen müssten, die sieben roten<br />

Rosen in eine weiße Rose zu verwandeln.<br />

Nun wusste ich, dass<br />

ich mich endlich selbst gefunden<br />

hatte. An diesem Abend, bevor ich<br />

schlafen ging, war bereits die Bestellung<br />

für dieses großartige Buch<br />

im Briefkasten, auf dem Weg nach<br />

Oceanside. Ich zählte die Tage,<br />

bis es zugesandt wurde. In dieser<br />

Zeit kam der Arzt und sagte mir,<br />

das meine Mutter einer ernsthaften<br />

Operation zu unterziehen sei. Ich<br />

lebte jetzt jeden Tag mit diesem<br />

Buch. Vor dem Schlafengehen<br />

legte ich es unter mein Kopfkissen,<br />

denn es schien für mich auf<br />

eine sonderbare Weise der einzige<br />

Trost zu sein, den mir die Welt bieten<br />

konnte. Nach der Operation<br />

sagte der Arzt meiner Mutter, dass<br />

es keine Hoffnung mehr gebe und<br />

dass sie nur noch einige Monate zu<br />

Leben hätte.<br />

34 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 2011-4<br />

Ich blieb meinem Buch immer treu.<br />

Dann kam mir eines Tages ein neuer,<br />

fremder Gedanke. Sollte ich mir<br />

das Leben nehmen und meiner Mutter<br />

folgen, wie ich es immer vorhatte,<br />

oder sollte ich nach Oceanside<br />

gehen und mein Leben der Arbeit<br />

Max Heindels widmen? Die Frage<br />

bekam eine Antwort, durch die ich<br />

beschloss, nach Oceanside zu fahren.<br />

Zehn Tage nach dem Tode<br />

meiner Mutter befand ich mich, das<br />

Buch ‚Die Weltanschauung der Rosenkreuzer‘<br />

unter meinem Arm, im<br />

Zug auf dem Weg nach Kalifornien,<br />

zu Max Heindel, der für meinen<br />

Kummer die einzige Stütze auf der<br />

Erde zu sein schien.<br />

Oh, ich wünschte, dass ich ihn genau<br />

beschreiben könnte, als ich<br />

ihm in den ersten Tagen hier auf<br />

Mount Ecclesia begegnete! Er kam<br />

mit ausgestrecktem Armen auf mich<br />

zu und sein anziehen<strong>des</strong> Gesicht<br />

strahlte voller Zärtlichkeit, Sympathie<br />

und Mitleid. Sie sollten wissen,<br />

dass ich vorher keinen persönlichen<br />

Kontakt zu ihm gehabt hatte. Ich<br />

kannte ihn nur durch sein Buch. Sie<br />

können sich meine Überraschung<br />

und mein Erstaunen vorstellen, als<br />

er meine Hände in die seine nahm<br />

und zärtlich sagte: ‚Mein Kind, ich<br />

bin tagsüber und auch nachts, während<br />

dieser erschütternden Prüfung,<br />

die du gerade überstanden hast, oft<br />

bei dir gewesen. Ich wusste, dass<br />

du zu mir kommen wür<strong>des</strong>t, wenn<br />

alles vorbei sein würde. Nun gehörst<br />

du immer zu meiner Arbeit!‘<br />

Dies, Freunde, war ein wichtiger<br />

Tag in meinem Leben. Es war der<br />

Tag, von dem an ich mich ganz<br />

dem geistigen Leben und der Lehre<br />

vom Rosenkreuz widmete. Es war<br />

für mich das besonders Richtige,<br />

diesen Mann zu kennen und unter<br />

seiner Führung und Aufsicht ausgebildet<br />

zu werden. Diese fünf Jahre<br />

habe ich immer als die schönsten<br />

und geistig fruchtbarsten meines<br />

Leben angesehen. Ich möchte im<br />

Stande sein, Ihnen diesen prächtigen<br />

Mann so zu beschreiben, wie<br />

ich ihn gekannt habe. Wenn ich an<br />

seine vielen, bewundernswerten Eigenschaft<br />

denke, ist es möglicherweise<br />

seine vollkommene Demut,<br />

was ich am meisten an ihm schätzte.<br />

Obgleich er immer dort, wo es möglich<br />

war, helfend und dienstlich sein<br />

wollte, hielt er stets die Person Max<br />

Heindel im Hintergrund. Oftmals,<br />

wenn ich seine ganze Hingabe an<br />

ein einfaches Leben betrachtete,<br />

dachte ich an die Worte Christi: ‚Von<br />

mir selbst bin ich nichts, es ist der<br />

Vater der das Wirken tut!‘<br />

Liebe Freunde, ich glaube, dass<br />

Max Heindel die vollkommene Vereinigung<br />

<strong>des</strong> Mystischen und Praktischen<br />

veranschaulichte. Die niedersten<br />

und einfachsten Dienste<br />

leistete er voll und gab sich dabei<br />

liebenswert und frohgemut. Wenn<br />

es notwendig war, ging er nach unten<br />

in den Stall, die Kuh zu melken,<br />

denn, wie sie wissen, hatten wir in<br />

dieser Zeit auf Mount Ecclesia einen<br />

Stall und eine Kuh. Er entnahm<br />

Honig aus den Bienenwaben, denn<br />

wir hatten auch Bienen. Er stieg<br />

auf die Telefonmasten, um einen<br />

gebrochenen Draht zu richten. Er<br />

pflanzte auf dem Gelände Blumen,<br />

grub, schaufelte und holte Gemüse.<br />

Er erledigte alle einfache Dinge mit<br />

gleichem Interesse und gleicher Begeisterung,<br />

als wenn er ins Büro, in<br />

den Schulungsraum oder den Hörsaal<br />

ging, um dort die Fülle seiner<br />

großen Weisheit zu verbreiten oder<br />

vielleicht seinem Lehrer zu begegnen,<br />

der seine bedeutungsvolle Arbeit<br />

in ihm leitete.<br />

Im Allgemeinen war es seine Gewohnheit,<br />

am Samstagabend in der<br />

Bibliothek eine „Frage und Antwort“-<br />

Zusammenkunft durchzuführen. Da<br />

stand ein die gesamte Länge <strong>des</strong><br />

Zimmers einnehmender Tisch, an<br />

dem sich Studenten einfanden, um<br />

Fragen an Max Heindel zu richten,<br />

die er beantwortete. Jedem Student<br />

war es erlaubt, schriftlich ein Frage<br />

zu stellen. Herr Heindel sammelte<br />

sie und beantwortete eine nach<br />

der anderen. Genaues Betrachten


zeigte mir, dass er immer intuitiv<br />

wusste, wer welche Frage gestellt<br />

hatte. Er sprach dann ständig zu<br />

demjenigen, von dem die Frage<br />

gekommen war. Bei den denkwürdigen<br />

Zusammenkünften, denen ich<br />

beiwohnte, habe ich niemals einen<br />

Fehler hinsichtlich der Identität <strong>des</strong><br />

Fragestellers erlebt. Max Heindel<br />

war immer vorsichtig und gewissenhaft.<br />

Er ging niemals zur nächsten<br />

Frage über, wenn er nicht sicher war,<br />

dass derjenige, der die gerade zu<br />

beantwortende Frage gestellt hatte,<br />

mit der Antwort ganz zufrieden war.<br />

Während dieser tiefgreifenden, erleuchtenden<br />

Zusammenkünfte war<br />

es, dass ich zum ersten Mal Einsicht<br />

in die wichtige Bedeutung bekam,<br />

die Farbe und Musik einnehmen<br />

werden, um die Welt auf das kommende<br />

neue Zeitalter vorzubereiten.<br />

Max Heindel hatte angekündigt,<br />

dass für diese Frage- und Antwort-<br />

Zusammenkünfte eine Stunde gewidmet<br />

werden sollte. Diese Stunde<br />

erstreckte sich oft bis zu zwei, zweieinhalb,<br />

manchmal drei Stunden. Es<br />

waren derartig anregende Stunden,<br />

dass die Zeit wie im Flug zu vergehen<br />

schien.<br />

Freunde, ich wünschte, dass ich im<br />

Stande wäre, ihnen zu erzählen,<br />

was Mount Ecclesia für Max Heindel,<br />

wie ich ihn gekannt habe, bedeutete<br />

und wie er diesen Ort liebte. Er<br />

kannte die erhabe Bestimmung, für<br />

die dieses Werk vorgesehen und<br />

errichtet worden ist. Zu seiner Zeit<br />

stand unter dem beleuchteten Rosenkreuz,<br />

das sich auf dem Gelände<br />

befindet, eine Bank. Max Heindel<br />

hatte die Gewohnheit, dort jeden<br />

Abend vor dem Zu-Bett-Gehen einige<br />

Minuten bis zu einer Stunde meditierend<br />

oder betend zu sitzen und<br />

über diesem heiligen Grundstück in<br />

Danksagung, Liebe und Segen auf<br />

alle auszustrahlen, die hier wohnten<br />

und dem Werk so treu dienten.<br />

Ich wünschte, das ich das Leuchten<br />

auf seinem anziehenden Gesicht<br />

beschreiben könnte, wenn er<br />

mit tiefem Respekt und Hingabe<br />

auf das beleuchtete Rosenkreuz<br />

blickte, das ihm so viel bedeutete.<br />

Es langweilte ihn niemals, uns von<br />

den strahlenden Dingen zu erzählen,<br />

die über Mount Ecclesia lebten.<br />

Oft sprach er über das Wundermittel,<br />

<strong>des</strong>sen Formel die Brüder vom<br />

Rosenkreuz bewachten, und das<br />

die Jünger einst würdig für Heilung<br />

und Tröstung sein würden, sie an<br />

allen, die aus der gesamten Welt<br />

an diesen Ort kommen werden, anwenden<br />

zu dürfen.<br />

Er erzählte uns auch von seinen<br />

Träumen und Gedanken vom Bauen<br />

eines prächtigen griechischen<br />

Theaters im Tal unter der Kapelle,<br />

in dem Aufführungen von Spielen<br />

mit geistiger Botschaft und esoterischen<br />

Wahrheiten, wie das Wirken<br />

von Shakespeare und anderen<br />

inspirierten Klassikern, stattfinden<br />

könnten.<br />

Auch sah er Zeiten, in denen Mount<br />

Ecclesia ein eigenes, prächtiges<br />

Orchester haben würde, das von<br />

Studenten, die in der Weltzentrale<br />

leben, zusammengestellt würde.<br />

Und er dachte daran, dass in diesem<br />

Theater außerdem Werke der<br />

Meisterkomponisten Beethoven und<br />

Wagner aufgeführt werden sollten,<br />

da er wisse, das sie hohe, musikalische<br />

Eingeweihte waren. Er sagte,<br />

hier möge einst Einweihungsmusik<br />

unterrichtet werden.<br />

Max Heindel sprach gern über die<br />

Älteren Brüder, wie sie durch studieren<br />

<strong>des</strong> Gedächtnisses der Natur im<br />

Stande seien, in vergangene Jahrhunderte<br />

zurückzublicken und den<br />

Zustand wahrzunehmen, in dem<br />

sich die Welt heute befindet. Wie<br />

Sie wissen, diente das alles dazu,<br />

das Buch ‚Die Weltanschauung der<br />

Rosenkreuzer‚ bekannt zu machen.“<br />

1928 war das im Tempel benutzte<br />

Harmonium auf Grund seines Alters<br />

kaum mehr bespielbar. Der<br />

sogenannte „Orgelfonds“, der von<br />

Herrn Charles D. Cooper im November<br />

1924 eingerichtet worden<br />

war, enthielt 3.800 Dollar, so dass<br />

entschieden wurde, eine neue Orgel<br />

zu kaufen. Anfang März wurde<br />

unter Beratung der Organistin<br />

Frances Ray bei „Artcraft Organ<br />

Co.“ in Santa Monica für 4.000 Dollar<br />

eine Orgel gekauft. Es dauerte<br />

vier Wochen, bis sie an Ort und<br />

Stelle zusammengebaut wurde.<br />

Am Karfreitag, dem 6. April 1928,<br />

war sie endlich fertig und konnte<br />

geweiht werden.<br />

Im August 1928 erschien das Buch<br />

„Astrodiagnose“, ein Führer zur<br />

Heilung, das von Max Heindel und<br />

seiner Frau geschrieben wurde.<br />

Max Heindel wurde <strong>des</strong>halb auch<br />

als Autor genannt, weil das Werk<br />

aus vielen seiner diagnostischen<br />

Materialien zusammengestellt<br />

worden war. Seine Frau ergänzte<br />

dieses Wissen mit ihrer Kenntnis<br />

und durch Horoskope, die sie zu<br />

diesem Zweck benutzte.<br />

Das Buch „Die Weltanschauung<br />

der Rosenkreuzer“, welches nach<br />

seinem Erscheinen bald über die<br />

Grenzen Amerikas hinaus bekannt<br />

wurde, erschien, wie auch die anderen<br />

Schriften der Fellowship, im<br />

Laufe der Jahre in verschiedenen<br />

Sprachen. Das hatte zur Folge,<br />

dass auf Mount Ecclesia regelmäßig<br />

Anträge für schriftliche Kurse<br />

zum Einarbeiten in die Lehre und<br />

die Astrologie eingingen, die in den<br />

jeweiligen Lan<strong>des</strong>sprachen der<br />

Antragsteller oder Antragstellerin<br />

erstellt sein sollten. Um das zu ermöglichen,<br />

wurden ausländische<br />

Sekretäre eingestellt. 1925 waren<br />

es bereits fünf Personen.<br />

2011-4 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 35


Korrespondenzkurse<br />

<strong>des</strong> RCF Rosenkreuzer Freun<strong>des</strong>kreises<br />

36 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 2011-4<br />

Einführungskurs (12 Lektionen)<br />

.Dieser Einführungskurs ist für alle Interessenten, die sich ernsthaft mit<br />

den Grundlagen der Rosenkreuzerlehren nach Max Heindel beschäftigen<br />

möchten. Alle weiterführenden Kurse können erst nach Abschluss<br />

dieses Kurses studiert werden. Die behandelten Themen beruhen auf<br />

Auszügen aus dem Buch „Kosmo-Konzeption“ von Max Heindel.<br />

Ergänzugskurs „Rosenkreuzer Philosophie“ (40 Lektionen)<br />

Mit diesem Korrespondenzkurs möchten wir Ihnen ausgewählte Themen<br />

der Rosenkreuzer Philosophie zur Reflektion anbieten und gleichzeitig<br />

die Möglichkeit geben, sich mit einem persönlichen Studienbetreuer gedanklich<br />

auszutauschen.<br />

Esoterische Bibelinterpretation (28 Lektionen)<br />

Dieser Korrespondenzkurs bietet Ihnen die Gelegenheit, sich mit interessanten<br />

Themen der Bibel kritisch auseinander zu setzen und sie aus<br />

anderen Blickwinkeln zu betrachten. Er soll ihnen den Zugang zur Bibel<br />

erleichtern und ein Verständnis für die esoterischen Zusammenhänge<br />

wecken.<br />

Esoterische Astrologie (35 Lektionen)<br />

Der Astrologiekurs “<strong>Strahlen</strong> vom Sternlicht” vermittelt einen Einblick in<br />

die Zusammenhänge der Astrologie. Er ist sehr schwer und arbeitsintensiv!<br />

Es wäre sinnvoll, bereits die anderen Kurse absolviert bzw. sich in<br />

die Rosenkreuzer Philosophie intensiv eingearbeitet zu haben. Ihr persönlicher<br />

Studienbetreuer unterstützt Sie selbstverständlich und begleitet<br />

Sie während <strong>des</strong> Studiums<br />

Anmeldungen zu den Kursen: Im Internet: www.rosen-kreuzer.eu oder E-Mail: info@rosen-kreuzer.eu


Foto: Katharina Wieland Müller / pixelio.de<br />

Gott Allmächtiger,<br />

Der Du Himmel und Erde gewirkt hast<br />

Und der Du den Menschen so vieles Gutes<br />

gegeben,<br />

Gib mir in deiner Gnade<br />

Rechten Glauben und guten Willen,<br />

Weisheit, Einsicht und Kraft,<br />

Dem Bösen zu widerstehen<br />

Und ihm zu wehren<br />

Und deinen Willen wirksam zu tun.<br />

Aus dem Wessobrunner Gebet (9. Jahrhundert)<br />

Esoterische<br />

Bibelinterpretation<br />

Gott der Eine<br />

Gott ist Eins. Durch Schlussfolgerungen<br />

kommt auch die äußere<br />

Wissenschaft zu dieser esoterisch<br />

gesicherten Erkenntnis.<br />

Der bedeutende Philosoph Johann<br />

Gottfried Herder schrieb bereits<br />

1774:<br />

„Je weiterhin es sich in Untersuchung<br />

der ältesten Weltgeschichte,<br />

ihrer Völkerwanderung, Sprachen,<br />

Sitten, Erfindungen und Traditionen<br />

aufklärt, <strong>des</strong>to wahrscheinlicher<br />

wird mit jeder neuen Entdeckung<br />

auch der Ursprung <strong>des</strong> ganzen Geschlechts<br />

von Einem.“ (1)<br />

Wenn sich Gott der Eine in der Natur<br />

offenbart oder zeigt, ist er dreifaltig.<br />

Es gibt das Schöpferische<br />

Prinzip, das Bewahrende Prinzip<br />

und das Prinzip der Zerstörung erschaffener<br />

Formen.<br />

2011-4 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 37


Die Formen werden solange bewahrt,<br />

wie sie nützlich sind. Dann<br />

werden sie aufgelöst, so dass die<br />

Substanzen, aus denen sie bestehen,<br />

für die Bildung neuer Formen<br />

verwendet werden können.<br />

Das trinitarische Prinzip Gottes,<br />

Gottes Trinität, ist in den verschiedenen<br />

Religionen unterschiedlich<br />

bezeichnet worden.<br />

In der westlichen Welt ist Christus<br />

der zweite Aspekt, das vereinigende,<br />

bewahrende Prinzip. Er<br />

kam als Lehrer der Liebe und der<br />

allumfassenden Brüderlichkeit. In<br />

seinem Erdenleben hat er darauf<br />

hingewiesen, dass die Schöpfung<br />

zu einer noch höheren Stufe <strong>des</strong><br />

Seins gelangen wird, wenn das<br />

von ihm gegründete Reich dem Vater<br />

übergeben und alle in ihm eins<br />

sein werden.<br />

(1) Johann Gottfried Herder, „Auch eine<br />

Philosophie der Geschichte zur Bildung<br />

der Menschheit“, Stuttgart 1990,<br />

Seite 1<br />

38 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 2011-4<br />

Der Ursprung der Bibel<br />

Zu euch, Brüder und Schwestern,<br />

konnte ich bisher nicht reden wie<br />

zu Menschen, die von Gottes Geist<br />

erfüllt sind. Ich musste euch behandeln<br />

wie Menschen, die sich von<br />

ihrer selbstsüchtigen Natur leiten<br />

lassen und im Glauben noch Kinder<br />

sind.<br />

Darum gab ich euch Milch, nicht<br />

feste Nahrung, weil ihr die noch<br />

nicht vertragen konntet. Auch jetzt<br />

könnt ihr das noch nicht;<br />

denn ihr steht immer noch im Bann<br />

eurer selbstsüchtigen Natur. Ihr rivalisiert<br />

miteinander und streitet<br />

euch. Das beweist doch, dass ihr<br />

nicht aus dem Geist Gottes lebt,<br />

sondern eurer selbstsüchtigen Natur<br />

folgt und so handelt wie alle anderen<br />

Menschen auch!<br />

(1. Korinther 3, 1 - 3)<br />

Denn es steht geschrieben, dass<br />

Abraham zwei Söhne hatte: einen<br />

von der Magd, den andern von der<br />

Freien.<br />

Aber der von der Magd war, ist nach<br />

dem Fleisch geboren; der aber von<br />

der Freien ist durch die Verheißung<br />

geboren.<br />

Die Worte bedeuten etwas. Denn<br />

das sind zwei Testamente: eins von<br />

dem Berge Sinai, dass zur Knechtschaft<br />

gebiert, welches ist die Hagar;<br />

denn Hagar heißt in Arabien der<br />

Berg Sinai und kommt überein mit<br />

Jerusalem, das zu dieser Zeit ist<br />

und dienstbar ist mit seinen Kindern.<br />

Aber das Jerusalem, das droben ist,<br />

das ist die Freie; die ist unser aller<br />

Mutter.<br />

(Galater 4, 22 - 26)<br />

Die Bibel enthält viele wertvolle esoterische<br />

Wahrheiten. In ihren allgemein<br />

vorhandenen Lesarten ist sie<br />

allerdings nicht das einzige, wahre,<br />

unfehlbare inspirierte Wort Gottes.<br />

Ihre Wahrheiten sind oft unter Einschaltungen<br />

verborgen oder werden<br />

durch Nichtbeachtung verschiedener<br />

Teile, die als „apokryph“ (2) gelten,<br />

verdunkelt. Will man sie finden<br />

und selbst zu wahrer Erkenntnis<br />

gelangen, ist es erforderlich, ohne<br />

vorgefasste Meinung an das Bibelstudium<br />

heranzugehen.<br />

Die Heiligen Schriften wurden ursprünglich<br />

in Hebräisch geschrieben.<br />

Diese Sprache ermöglicht es,<br />

Verborgenes verborgen zu halten.<br />

Ihre Wörter, insbesondere die alten<br />

Stils, fließen ineinander über. Sie<br />

sind nicht, wie es in der deutschen<br />

Sprache der Fall ist, voneinander<br />

getrennt. Die Vokale wurden beim<br />

Schreiben ausgelassen. So hängt<br />

sehr viel davon ab, wo und wie sie<br />

beim Lesen eingesetzt werden. Außerdem<br />

kann eine kleine Umstellung<br />

die Bedeutung nahezu jeden<br />

Satzes fast völlig verändern.<br />

Die großen Esoteriker, die den


Zohar niederlegten, gaben dem<br />

Gesichtspunkt, kein offenes Buch<br />

Gottes zu schreiben, den besonderen<br />

Ausschlag.<br />

Der Zohar ist ein Teil der jüdischen<br />

Kabbala. (3) Er wurde im 13. Jahrhundert<br />

in Spanien durch den kabbalistischen<br />

Schriftsteller Moses de<br />

Leon eingeführt. De Leon schrieb<br />

ihn Simon Ben Yohai, einem jüdischen<br />

Lehrer <strong>des</strong> zweiten Jahrhunderts<br />

zu.<br />

In der Form <strong>des</strong> Kommentars zu<br />

den fünf Büchern Mose, der Thora,<br />

enthält er eine vollständige kabbalistische<br />

Gottesweisheit, eine kabbalistische<br />

Theosophie. In ihr wird von<br />

Gott, der Schöpfung, dem Weltall,<br />

der Seele, der Sünde, der Erlösung<br />

und so weiter gesprochen. Der Inhalt<br />

besagt, dass dieses Buch das<br />

Werk vieler Autoren, Perioden und<br />

Zivilisationen ist.<br />

Aus folgendem Zitat der Thora wird<br />

ersichtlich, dass ihre Geheimnisse<br />

nicht von allen Menschen verstanden<br />

werden sollten:<br />

„Wehe dem Menschen, der in der<br />

Thora, dem Gesetz, nur einfache<br />

Worte und Berichte sieht! Denn<br />

wenn sie in Wahrheit nur solche<br />

enthielte, könnten wir sogar heute<br />

eine Thora zusammenstellen, die<br />

bewundernswerter wäre. Aber so ist<br />

es nicht. Je<strong>des</strong> Wort der Thora enthält<br />

eine hohe Bedeutung und ein<br />

erhabenes Mysterium. ...<br />

Die Darlegungen der Thora sind ihr<br />

Kleid. Wehe dem, der dieses Kleid<br />

für die Thora selbst hält! ...<br />

Der Einfältige bemerkt einzig und allein<br />

die Gewänder und Berichte der<br />

Thora. Er kennt nichts anderes. Er<br />

sieht nicht, was sich unter dem Kleid<br />

verbirgt. Der Unterrichtete beach-<br />

tet nicht die Kleidung, sondern den<br />

Körper, den sie einhüllt“<br />

Die Thora, hebräisch „Lehre“ oder<br />

„Gesetz“, war zum Vorlesen in der<br />

Synagoge auf Pergamentrollen,<br />

den Thora-Rollen, geschrieben worden.<br />

In die aus ihr zitierten Worte,<br />

die von der überirdischen Weisheit<br />

bedeutender Intelligenzen inspiriert<br />

wurden, sind die sinnbildlichen Bedeutungen<br />

unmißverständlich mit<br />

einbezogen worden.<br />

Paulus weist eindeutig darauf hin,<br />

dass beispielsweise die Geschichte<br />

von den beiden Söhnen, die Abraham<br />

von Sara und Hagar hatte, rein<br />

allegorisch ist. (Galater 4, 22 bis<br />

26).<br />

Jesus befolgte das Gebot <strong>des</strong><br />

Schweigens. Wenn er die Volksmenge<br />

mit esoterischen Wahrheiten<br />

in Berührung brachte, sprach er<br />

in Gleichnissen. Danach erklärte<br />

er seinen Jüngern vertraulich den<br />

darin enthaltenen geheimen Sinn.<br />

Außerdem legte er ihnen mehrfach<br />

ans Herz, nichts über solche persönlichen<br />

Belehrungen verlauten zu<br />

lassen.<br />

Paulus gab den „Säuglingen im<br />

Glauben“ „Milch“, die einfacheren<br />

Lehren, und behielt das „Fleisch“,<br />

die tieferen Wahrheiten, für die<br />

„Starken“, für diejenigen, die fähig<br />

sind, sie zu verstehen und aufzunehmen.<br />

(1. Korinther 3, 1 bis 3).<br />

Vom Alten Testament ist nicht eine<br />

einzige Zeile der hebräischen Originalschriften<br />

vorhanden. Um das<br />

Jahr 280 vor Christus entstand die<br />

Septuaguinta, eine Übersetzung<br />

ins Griechische. Es war die einzige<br />

Bibel, die vor Christi Geburt in Gebrauch<br />

war.<br />

Schon zur Zeit Christi herrschten<br />

erhebliche Meinungsverschiedenheiten<br />

darüber, was als Original<br />

anzusehen sei und was eingefügt<br />

worden ist. Erst nach Rückkehr aus<br />

der Babylonischen Gefangenschaft<br />

begannen die Schreiber, die einzelnen<br />

Schriften zusammen zu fassen.<br />

Der Talmud (4) erschien ungefähr<br />

500 nach Christus und brachte<br />

den ersten Text. Er ähnelt den gegenwärtigen<br />

Niederschriften. Allerdings,<br />

vollkommen kann er nicht<br />

sein.<br />

Später wurden von der Masoretenschule,<br />

die von 500 bis ungefähr<br />

800 nach Christus hauptsächlich<br />

in Tiberias bestanden hatte, einige<br />

hebräische Schriften gesammelt<br />

und zusammen mit dem Talmud bearbeitet.<br />

In großem und sorgfältigen Bemühen<br />

wurde ein hebräisches Altes<br />

Testament herausgebracht, das in<br />

der gegenwärtigen Zeit dem Original<br />

am nächsten kommt.<br />

Die Thora ist, das wurde schon erwähnt,<br />

nur für die Eingeweihten geschrieben<br />

worden und kann nur von<br />

ihnen verstanden werden. Es wird<br />

jedoch keine Mühe gescheut, allen<br />

Menschen, die ein inneres Recht<br />

auf sie haben, das heißt, innerlich<br />

reif für sie sind, die erforderliche<br />

Aufklärung zur rechten Zeit zu geben.<br />

Demjenigen, der dieses Recht<br />

erworben hat, wird die Wahrheit offenbart.<br />

2011-4 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 39


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40 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 2011-4<br />

(2) Apokryphen, griechisch „verborgene Schriften“, sind im hellenistischen<br />

Sprachgebrauch vor allem geheim gehaltene heilige Bücher der Mysterienreligionen.<br />

Im jüdischen und christlichen Sprachgebrauch sind es nicht vollwertige,<br />

doch den anerkannten biblischen Büchern nach Anlage und Inhalt<br />

ähnliche Schriften. In der alten Kirche waren sie vom öffentlichen Gebrauch<br />

ausgeschlossen.<br />

(3) Unter Kabbala(h) wurden ursprünglich die nicht-mosaischen heiligen Bücher<br />

und auch die mündlich überlieferte Lehre verstanden. Seit dem 12.<br />

Jahrhundert ist dieses Wort der Name der allmählich zu einer eigenen Schule<br />

und Literatur gewordenen Geheimlehre der Juden geworden, deren Elemente<br />

schon im persisch-mazedonischen Zeitalter sichtbar geworden waren<br />

und deren Grundlage die orientalische Emanationslehre ist. Das älteste<br />

kosmogenische Buch der Kabbala ist das Buch Jesira aus dem 7. Jahrhundert.<br />

Dieses Buch Jesira beschreibt die Erschaffung <strong>des</strong> Universums durch<br />

Analogie mit zweiundzwanzig Buchstaben <strong>des</strong> hebräischen Alphabets.<br />

(4) Der Talmud, hebräisch „Lernen“, „Lehre“, ist das nach-biblische Hauptwerk<br />

<strong>des</strong> Judentums. Er entstand in mehr-hundertjähriger mündlicher und<br />

schriftlicher Überlieferung und wurde um 500 nach Christus abgeschlossen.<br />

Er besteht aus einer hebräisch geschriebenen Rechtssammlung und der<br />

auf ihr aufbauenden, aramäisch verfassten Diskussion und Kommentierung.<br />

Auf etwa 5900 Folioseiten mit zweieinhalb Millionen Wörtern kommen ungefähr<br />

2500 Autoren zu Wort. Bis in die neuere Zeit diente dieses Werk dem<br />

Judentum als Enzyklopädie allen Wissens in Geschichte, Medizin, Astronomie,<br />

Landwirtschaft, Handel und so weiter und zuzeiten als eine Grundlage<br />

allgemeiner jüdischer Erziehung und Bildung. Zusammen mit der hebräischen<br />

Bibel und dem Gebetbuch bleibt der Talmud ein grundlegen<strong>des</strong> Buch<br />

religiöser, historischer und geisteswissenschaftlicher Bedeutung, dem das<br />

Judentum und die Forschung heute wieder ihr Interesse zuwenden.

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