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Deutsch (PDF, 2 MB) - KfW Entwicklungsbank

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Wirtschaft ist der Anfang<br />

Jahresbericht über die Zusammenarbeit mit<br />

Entwicklungs- und Transformationsländern 2000.<br />

vom Ende der Armut.


DIE <strong>KfW</strong> AUF EINEN BLICK<br />

Die <strong>KfW</strong> wurde 1948 mit Sitz in Frankfurt am Main gegründet. Sie ist Förderbank für die<br />

deutsche Wirtschaft und <strong>Entwicklungsbank</strong> für Entwicklungsländer.<br />

DIE GESCHÄFTSFELDER DER <strong>KfW</strong>:<br />

• Förderung der deutschen Wirtschaft – Investitionsfinanzierung: Die <strong>KfW</strong> ist die<br />

Förderbank für den Mittelstand, der das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bildet. Sie finanziert<br />

Investitionen kleiner und mittlerer Unternehmen im In- und Ausland. Dabei ist die<br />

Unterstützung von Innovationen und Venture Capital ein besonderer Schwerpunkt. Weitere<br />

wichtige Förderbereiche sind die Wohnungswirtschaft, die Infrastruktur und der Umweltschutz.<br />

• Förderung der deutschen Wirtschaft – Export- und Projektfinanzierung: Die <strong>KfW</strong> ist<br />

einer der größten deutschen Finanzierer von Investitionsgüterexporten. Weltweit finanziert sie<br />

Exporte von Flugzeugen und Schiffen sowie Maschinen und anderen Ausrüstungsgütern.<br />

Zudem engagiert sich die <strong>KfW</strong> bei Projektfinanzierungen u. a. in den Bereichen Industrie und<br />

Verkehrsinfrastruktur.<br />

• Förderung der Entwicklungsländer: Im Auftrag der Bundesregierung finanziert die <strong>KfW</strong><br />

Investitionen und projektbezogene Beratungsleistungen zum Ausbau der wirtschaftlichen und<br />

sozialen Infrastruktur, der gewerblichen Wirtschaft sowie Umwelt- und Ressourcenschutzmaßnahmen<br />

in Entwicklungsländern. Die <strong>KfW</strong> prüft die Förderungswürdigkeit der Projekte,<br />

unterstützt die Partner bei der Durchführung und führt eine abschließende Erfolgsbewertung<br />

durch.<br />

• Beratung und andere Dienstleistungen: Die <strong>KfW</strong> hat sich zu einem wichtigen Finanzdienstleister<br />

für den Bund entwickelt. Zu den Aufgaben gehören die Durchführung des<br />

Altschuldenhilfegesetzes, die Geschäftsbesorgung für den Erblastentilgungsfonds und für den<br />

Ausgleichsfonds-Währungsumstellung sowie das Vertragsmanagement für die Bundesanstalt<br />

für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS). Weiterhin unterstützt die Bank den Bund bei<br />

der Privatisierung von Bundesunternehmen wie der <strong>Deutsch</strong>en Telekom AG und der <strong>Deutsch</strong>en<br />

Post AG.


ADF Albanian Development Fund<br />

AFD Agence Française de Développement<br />

A+F Aus- und Fortbildung<br />

AKP Afrika, Karibik, Pazifik<br />

BEF Balkan-Entwicklungsfonds<br />

BIP Bruttoinlandsprodukt<br />

BMZ Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung<br />

DED <strong>Deutsch</strong>er Entwicklungsdienst<br />

DEG <strong>Deutsch</strong>e Investitions- und Entwicklungsgesellschaft<br />

DFID Department for International Development<br />

EBWE Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung<br />

EU Europäische Union<br />

EUR EURO<br />

EZ Entwicklungszusammenarbeit<br />

FZ Finanzielle Zusammenarbeit<br />

GEF Global Environment Facility<br />

GTZ <strong>Deutsch</strong>e Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit<br />

GUS Gemeinschaft Unabhängiger Staaten<br />

HIPC Heavily Indebted Poor Countries<br />

ÜBERBLICK<br />

ZUSAGEN DER <strong>KfW</strong> (MRD EUR)*<br />

VERWENDETE ABKÜRZUNGEN<br />

1998 1999 2000<br />

Förderung der deutschen und europäischen Wirtschaft 31,54 41,78 34,68<br />

Förderung der Entwicklungs- und Transformationsländer 1,39 1,63 1,45<br />

Beratung und andere Dienstleistungen 0,05 0,02 0,02<br />

Insgesamt 33,15 43,45 36,16<br />

FÖRDERUNG DER ENTWICKLUNGS- UND TRANSFORMATIONSLÄNDER<br />

WICHTIGE KENNZAHLEN (MRD EUR)*<br />

1998 1999 2000<br />

Zusagen der FZ zu Vorzugskonditionen 1,39 1,63 0,93<br />

davon Bundeshaushaltsmittel<br />

davon Marktmittel der Verbund- und Mischfinanzierung<br />

1,36 1,28 0,85<br />

und Marktmittelinitiative Südostasien 0,03 0,36 0,08<br />

Zusagen der FZ zu Marktkonditionen 0,03<br />

Darlehen an Armutsbekämpfungs- und Wachstumsfazilität des IWF 0,50<br />

Summe der Zusagen<br />

Auszahlungen an Entwicklungs- und Transformationsländer<br />

1,39 1,63 1,45<br />

(Haushalts- und Marktmittel) 1,42 1,33 1,22<br />

Nettotransfer (Auszahlungen aus Haushaltsmitteln abzügl. Schuldendienst) 0,43 0,38 0,25<br />

VERTEILUNG DER <strong>KfW</strong>-ZUSAGEN ZU VORZUGSKONDITIONEN NACH REGIONEN UND FÖRDERBEREICHEN<br />

14 %<br />

(IN MIO EURO UND %)<br />

5 %<br />

10 %<br />

15 %<br />

20 %<br />

22 %<br />

29 %<br />

Region Mio EUR<br />

Nordafrika/Naher Osten 267<br />

Asien/Ozeanien 206<br />

Subsahara-Afrika 190<br />

Lateinamerika 137<br />

Europa/Kaukasus 127<br />

* Differenzen in den Summen sind rundungsbedingt.<br />

12 %<br />

20 %<br />

52 %<br />

Förderbereich Mio EUR *<br />

Soziale Infrastruktur 481<br />

Wirtschaftliche Infrastruktur 186<br />

Finanzsektorförderung 114<br />

Multisektorale Vorhaben 93<br />

Produktion und Handel 51<br />

HWWA Hamburger Weltwirtschaftsarchiv<br />

IDA International Development Association<br />

IDB Inter-American Development Bank<br />

IWF Internationaler Währungsfonds<br />

<strong>KfW</strong> Kreditanstalt für Wiederaufbau<br />

LDC Least developed countries<br />

ODA Official Development Assistance<br />

OECD Organisation for Economic Cooperation and Development<br />

p.a. per annum, pro Jahr<br />

PP/G7 Pilotprogramm/Gruppe der 7<br />

PPP Public-Private-Partnership<br />

PRS(P) Poverty Reduction Strategy (Paper)<br />

PV Photovoltaik<br />

SFD Social Fund for Development<br />

TZ Technische Zusammenarbeit<br />

UNDP United Nations Development Programme<br />

USA United States of America<br />

USD US-Dollar<br />

WTO World Trade Organisation<br />

WWF World Wide Fund for Nature


Vorstand<br />

AS<br />

Auslandssekretariat<br />

Förderung der Entwicklungsländer<br />

Wenn, 2141<br />

LI<br />

Länderbereich I<br />

Europa und Asien<br />

Frank, 2400<br />

L II<br />

Länderbereich II<br />

Amerika, Afrika und Nahost<br />

Dr. Polte, 2421<br />

K I<br />

Investitionsfinanzierung<br />

Oerter, 2135<br />

KII<br />

Export- und Projektfinanzierung<br />

Industrie, Energie, Telekommunikation<br />

Heims, 2637<br />

K III<br />

Export- und Projektfinanzierung<br />

Verkehrssektor<br />

Murach, 3299<br />

KIV<br />

ORGANIGRAMM<br />

Dr. Peter Klaus 2728 Ingrid Matthäus-Maier 4466<br />

Wolfgang Kroh 2370 Hans W. Reich (Sprecher) 2333<br />

Detlef Leinberger 2747<br />

FZ E<br />

FZ-Evaluierung<br />

Prof. Dr. Hemmer, 4511<br />

KS<br />

Kreditsekretariat<br />

Förderung der Wirtschaft in <strong>Deutsch</strong>land und<br />

Europa, Geschäftspolitik, Volkswirtschaft<br />

Suhlrie, 2939<br />

Infrastruktur, Wohnungsbau,<br />

Auftragsgeschäfte des Bundes<br />

Genter, 5146*<br />

Abt.-Re<br />

Besondere Projekte<br />

und Restrukturierung<br />

Rischmüller, 2607<br />

AS a<br />

Geschäftspolitik u.<br />

Grundsatzfragen<br />

Gauges, 2024<br />

LIa<br />

Europa<br />

Dr. Neuhoff, 2378<br />

L IIa<br />

Zentral- und südl.<br />

Afrika, West- und<br />

Ostafrika<br />

Lange, 2423<br />

St-U<br />

Stabsstelle<br />

Umwelt<br />

Lottmann, 3142<br />

FM<br />

IR<br />

Innenrevision<br />

Dr. Paul, 2320<br />

AS b<br />

Entwicklungspolitisch<br />

e Förderkonzepte,<br />

Volkswirtschaft<br />

Wollenzien, 2818<br />

LIb<br />

Süd- und<br />

Zentralasien<br />

Ohls, 2540<br />

L IIb<br />

Sahel, West- u.<br />

Ostafrika (teilw.)<br />

Frau Dr. Radeke, 3946<br />

VS<br />

Vorstandssekretariat<br />

Unternehmenspolitik, Unternehmenskommunikation,<br />

Konzernentwicklung,<br />

Risk-Management, Büro Brüssel<br />

Dr. Bräunig, 2445<br />

Finanzdisposition und<br />

Mittelbeschaffung<br />

Lewark, 2296<br />

ID<br />

Informationssysteme/<br />

Datenverarbeitung<br />

Dr. Schreiber, 2110<br />

PA<br />

Personal und<br />

Allgemeine Verwaltung<br />

Seibert, 3151<br />

PS<br />

Prozesssteuerung und<br />

Organisation<br />

Frau Orlowski, 2014<br />

RS<br />

Recht, Sicherheiten,<br />

Kredit- und Refi-Abwicklung<br />

Saß (Chefsyndikus), 2420<br />

RW<br />

Rechnungswesen/<br />

Controlling<br />

Vogt, 2263<br />

AS-T<br />

Technik<br />

Dr. Brühl, 2402<br />

LIc<br />

Südost- u. Ostasien<br />

Pazifik<br />

Dr. Müssig, 2150<br />

L IIc<br />

Nordafrika<br />

und Nahost<br />

Dr. Callies, 2530<br />

L IId<br />

Lateinamerika<br />

und Karibik<br />

Dr. Zenk, 2578<br />

Sammel-Fernsprechnummer:<br />

(0 69) 74 31-0<br />

Die bei den Namen angegebenen<br />

Hausanschlüsse können durch Vorsetzen<br />

von 74 31 direkt angewählt werden.<br />

Telefax (0 69) 74 31-29 44<br />

* Niederlassung Berlin (0 30) 2 02 64-0<br />

Förderung der Entwicklungsländer:<br />

Büro Berlin<br />

Postfach 04 03 45<br />

10062 Berlin<br />

Leiter: Thomas A. Schmidt<br />

Büro: Charlottenstraße 33/33a<br />

Telefon: (0 30) 2 02 64-31 97<br />

Fax: (0 30) 2 02 64-53 53<br />

Stand: 1.4.2001<br />

(Die FZ-relevanten Bereiche<br />

sind mit ihren Abteilungen<br />

aufgeführt.)


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Vorwort<br />

1. Überblick<br />

3<br />

Ziele, Aufgaben und Erfolgskontrolle der Finanziellen Zusammenarbeit 5<br />

Leistungen der <strong>KfW</strong> im Überblick<br />

2. Leistungen der <strong>KfW</strong> zur Förderung der Entwicklungsländer<br />

8<br />

Struktur der Zusagen 10<br />

Zusammenarbeit mit anderen Entwicklungsinstitutionen und der Wirtschaft 12<br />

Wachsende Präsenz vor Ort 13<br />

Ausblick 14<br />

3. Armut wirkungsvoll bekämpfen 16<br />

I. Neuer Kurs gegen die Armut – das Konzept 18<br />

II. Internationale Allianz gegen die Armut – die Umsetzung 19<br />

III. Armutsbekämpfung in der Finanziellen Zusammenarbeit<br />

Projektbeispiele:<br />

23<br />

Burkina Faso: Zugang zu Kapital schaffen - Entwicklung von unten in Gang setzen<br />

Jemen: Bildung Raum geben<br />

20<br />

El Salvador: Zurück ins zivile Leben 21<br />

Bolivien: Entschuldung zugunsten der Armen 22<br />

Indien und Malawi: Gesundheit und Hygiene durch sauberes Wasser 25<br />

Ägypten und Albanien: Fonds für eine armutsorientierte Entwicklung 27<br />

Nepal: Durch sichere Stromversorgung wirtschaftliches Wachstum ermöglichen<br />

VR China – Durch Aufforstung neue Einkommensquellen schaffen<br />

30<br />

Kambodscha: Wege aus der Armut 31<br />

HIV/AIDS-Bekämpfung durch breitenwirksame Prävention weltweit<br />

4. Regionale Perspektiven<br />

32<br />

Zur Lage der Entwicklungs- und Transformationsländer 33<br />

Regionale Entwicklung Asien 36<br />

Länderbeispiel Indien 38<br />

Regionale Entwicklung Subsahara-Afrika 42<br />

Länderbeispiel Tansania 44<br />

Regionale Entwicklung Lateinamerika 48<br />

Länderbeispiel Nicaragua 50<br />

Regionale Entwicklung Nordafrika und Naher Osten 54<br />

Regionale Entwicklung der europäischen Transformationsländer 57<br />

Statistischer Anhang 60<br />

2 1


VORWORT<br />

Armut geht uns alle an: Armut beeinträchtigt die<br />

Entwicklung des Einzelnen und die der Menschheit. Sie ruft<br />

sowohl in den betroffenen Ländern als auch weltweit<br />

Krisensituationen hervor, z. B. durch Flüchtlingsströme. Im<br />

Zeitalter der Globalisierung muss Armutsbekämpfung ein<br />

internationales Anliegen erster Priorität sein, eine Verantwortung,<br />

der sich alle Akteure gemeinsam stellen. Wir<br />

begrüßen daher das in <strong>Deutsch</strong>land beschlossene Aktionsprogramm<br />

2015, mit dem die Bundesregierung zum Weltentwicklungsziel<br />

der Halbierung des Anteils der extrem<br />

Armen in der Welt bis zum Jahre 2015 beitragen will. Die<br />

<strong>KfW</strong> hat auf der Grundlage ihrer Erfahrungen in der Finanziellen<br />

Zusammenarbeit (FZ) an der Erarbeitung des deutschen<br />

Aktionsprogramms mitgewirkt.<br />

1,2 Milliarden Menschen leben derzeit in absoluter<br />

Armut. Trotz ermutigender Ansätze der Armutsbekämpfung ist die Gesamtzahl im letzten Jahrzehnt weitgehend<br />

unverändert geblieben. Zukunftsweisende Armutsbekämpfungsstrategien setzen auf die Potenziale<br />

der Armen und ermöglichen ihre wirtschaftliche Entfaltung und politische Teilhabe. Eine wesentliche<br />

Voraussetzung für den Erfolg ist dabei, dass die betroffenen Länder selbst Hauptakteure einer armutsorientierten<br />

Entwicklung sind und entwicklungsfördernde wirtschaftliche, politische und soziale Rahmenbedingungen<br />

schaffen. Die internationale Entwicklungszusammenarbeit kann die Eigenanstrengungen<br />

ihrer Partnerländer unterstützen – aber nicht ersetzen.<br />

Mit dem vorliegenden Jahresbericht 2000 stellen wir Aufgaben, Inhalte und Leistungen der <strong>KfW</strong><br />

zur Förderung der Entwicklungsländer vor. Der Schwerpunkt liegt dabei auf unserem Beitrag zur weltweiten<br />

Armutsbekämpfung. Wenn wir im Folgenden der Einfachkeit halber den Begriff „Entwicklungsländer“<br />

verwenden, schließen wir damit Entwicklungs- und Transformationsländer ein.<br />

Kapitel 1 gibt einen Überblick über die Ziele, Aufgaben und Erfolgskontrolle der Finanziellen Zusammenarbeit<br />

(FZ) und die Leistungen der <strong>KfW</strong> im Jahr 2000.<br />

Kapitel 2 setzt sich detaillierter mit den Leistungen der <strong>KfW</strong> und ihren regionalen und sektoralen<br />

Schwerpunkten auseinander. Immer wichtiger wird die Zusammenarbeit mit anderen Entwicklungsinstitutionen<br />

und der privaten Wirtschaft. Die Weiterentwicklung des Finanzierungsinstrumentariums und der<br />

Erfolgskontrolle sowie der globale Klimaschutz durch Förderung erneuerbarer Energien sind einige der<br />

Herausforderungen, denen die <strong>KfW</strong> sich derzeit stellt.<br />

Kapitel 3 ist dem Thema „Armutsbekämpfung“ gewidmet. Es stellt zunächst den Stand der internationalen<br />

Diskussion und ihre Umsetzung vor. Die umfassende Strategie der Armutsbekämpfung setzt<br />

auf den drei Ebenen „Schaffung wirtschaftlicher Entfaltungsmöglichkeiten“, „Recht auf politische Teilhabe“<br />

und „Absicherung Armer gegenüber Risiken“ an. Schwerpunkt des Kapitels ist der Beitrag der Finanziellen<br />

Zusammenarbeit zur Armutsbekämpfung, der durch verschiedene Projektbeispiele illustriert wird.<br />

Dabei trägt die FZ in vielfältiger Weise zur Armutsbekämpfung bei:<br />

3


•<br />

•<br />

•<br />

Durch unmittelbar auf arme Menschen ausgerichtete Vorhaben,<br />

Durch übergreifende Armutsbekämpfung auf Makro- und Sektorebene und<br />

Durch den Beitrag der FZ zur wirtschaftlichen Dynamik in Entwicklungsländern, ohne die Beschäftigungswirkungen<br />

für Arme nicht möglich werden.<br />

Kapitel 4 stellt die Entwicklungstrends in verschiedenen Regionen und die Schwerpunkte der FZ in<br />

drei ausgewählten Ländern dar. Insgesamt hat sich das durchschnittliche wirtschaftliche Wachstum in den<br />

Entwicklungsländern – und in einem geringerem Maße auch das Pro-Kopf-Einkommen – gegenüber dem<br />

Vorjahr beschleunigt, allerdings mit großen regionalen Unterschieden.<br />

Ein Jahresbericht kann nur einen kleinen Ausschnitt aus der Praxis darstellen. Um aktuelle und<br />

umfassendere Informationen über unsere Tätigkeit zu bieten, haben wir unseren Internet-Auftritt neu gestaltet<br />

und erweitern ihn kontinuierlich. Unter der Internetadresse www.kfw.de sind ausführliche Hintergrundinformationen<br />

zur Finanziellen Zusammenarbeit verfügbar. Hier steht auch eine benutzerfreundliche<br />

Datenbank zur Verfügung, über die detaillierte Beschreibungen von mehr als 500 FZ-Vorhaben<br />

abgefragt werden können.<br />

Eine wichtige Aufgabe in 2001 wird die Umsetzung der Ende 2000 von der Bundesregierung beschlossenen<br />

Zusammenführung von <strong>KfW</strong> und <strong>Deutsch</strong>er Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG)<br />

sein. Als starker Partner werden wir die DEG bei der Fortentwicklung ihrer Potenziale unterstützen. Wir<br />

erwarten Synergien durch den Verbund, u. a. durch den Ausbau des komplementären Einsatzes der verschiedenen<br />

Finanzierungs- und Förderinstrumente. Gemeinsam werden <strong>KfW</strong> und DEG den entwicklungspolitischen<br />

Förderauftrag effizienter und wirksamer erfüllen.<br />

Wolfgang Kroh<br />

4


Schutz des Tropenwaldes – eine wichtige Aufgabe.<br />

DAS ZIEL:<br />

VERBESSERUNG DER LEBENSBEDINGUNGEN<br />

Die Finanzielle Zusammenarbeit (FZ) ist dem vorrangigen<br />

Ziel der deutschen Entwicklungszusammenarbeit verpflichtet,<br />

einen Beitrag zur Verbesserung der wirtschaftlichen<br />

und sozialen Lage der Menschen in Entwicklungsländern zu<br />

leisten. Sie trägt zur Bekämpfung der Armut, zum Schutz der<br />

natürlichen Ressourcen und zur weltweiten Friedenssicherung<br />

bei.<br />

DER AUFTRAG:<br />

FINANZIERUNG VON ENTWICKLUNG<br />

Seit Anfang der 60er Jahre finanziert die <strong>KfW</strong> im<br />

Auftrag der Bundesregierung Investitionen und Reformprogramme<br />

in Entwicklungsländern. Die FZ als ein zentrales<br />

Instrument der deutschen Entwicklungszusammenarbeit<br />

setzt dort an, wo langfristiges Kapital fehlt und der Markt<br />

nicht, oder noch nicht, hinreichend funktioniert. Sie unterstützt<br />

Entwicklungsländer bei Investitionen in die Bereitstellung<br />

wichtiger öffentlicher Dienstleistungen und Infrastruktureinrichtungen.<br />

Die <strong>KfW</strong> fördert mit den Investitionsvorhaben<br />

gleichzeitig die Einführung technischer, wirtschaft-<br />

1. ÜBERBLICK<br />

Ziele, Aufgaben und Erfolgskontrolle der Finanziellen Zusammenarbeit<br />

5<br />

licher und institutioneller Innovationen. Sie stellt in ihrer<br />

Fördertätigkeit darauf ab, über die Wirkungen des Einzelvorhabens<br />

hinaus strukturelle Entwicklungshemmnisse in den<br />

Partnerländern abzubauen und den Aufbau nachhaltiger,<br />

effizienter Systeme zu unterstützen. Derzeit fördert die <strong>KfW</strong><br />

rund 1.200 Vorhaben in 100 Ländern.<br />

DIE FÖRDERBEREICHE:<br />

SOZIALE UND WIRTSCHAFTLICHE<br />

INFRASTRUKTUR, FINANZSEKTOR, PRODUKTION<br />

Die Förderung konzentriert sich auf vier Bereiche: In<br />

der sozialen Infrastruktur werden der Auf- und Ausbau von<br />

Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen und die Verbesserung<br />

der Trinkwasserversorgung, der Abwasser- und Abfallentsorgung<br />

sowie der Wohnraumversorgung finanziert. Die<br />

<strong>KfW</strong> unterstützt die Partnerländer beim Aufbau einer leistungsfähigen<br />

wirtschaftlichen Infrastruktur in den Bereichen<br />

Energieversorgung (besonders im Hinblick auf erneuerbare<br />

Energien) und Transport sowie bei der Verbesserung ihrer<br />

landwirtschaftlichen Produktion. Die <strong>KfW</strong> fördert ferner den<br />

Aufbau von leistungsfähigen Finanzsystemen zur Mikrofinanzierung<br />

und zur Versorgung kleiner und mittlerer Unternehmen<br />

mit Krediten. Rund die Hälfte der laufenden Vorha-


en sind der Armutsbekämpfung als Querschnittsaufgabe<br />

gewidmet; rund 40 % leisten einen Beitrag zum Umwelt- und<br />

Ressourcenschutz.<br />

DIE HERKUNFT DER MITTEL:<br />

BUNDESHAUSHALT UND KAPITALMARKT<br />

Die in der Finanziellen Zusammenarbeit eingesetzten<br />

Mittel werden überwiegend vom BMZ (Bundesministerium<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) aus<br />

dessen Haushalt bereitgestellt. Länder mit einem sehr niedrigen<br />

Pro-Kopf-Einkommen erhalten nicht-rückzahlbare<br />

Zuschüsse. Fortgeschrittenere Länder erhalten i.d.R. Darlehen<br />

mit einem jährlichen Zinssatz von 0,75 % oder 2 % und Laufzeiten<br />

von 30 bis 40 Jahren. Vorhaben der selbsthilfeorientierten<br />

Armutsbekämpfung, des Umweltschutzes, der<br />

sozialen Infrastruktur, zur Förderung der Gleichberechtigung<br />

sowie Kreditgarantiefonds können auch in wirtschaftlich<br />

fortgeschritteneren Ländern bezuschusst werden. Seit 2001<br />

werden ferner Zuschüsse zur Zinsverbilligung von Darlehen<br />

für Vorhaben in diesen Ländern gewährt (s. S. 14).<br />

Mit FZ wirtschaftliche Aktivitäten anstoßen.<br />

6<br />

Ergänzend zu den Mitteln aus dem Bundeshaushalt<br />

nimmt die <strong>KfW</strong> eigene Mittel auf dem Kapitalmarkt auf und<br />

stellt sie entweder in Kombination mit Haushaltsmitteln als<br />

zinsgünstige Kredite oder als Kredite zu Marktkonditionen<br />

zur Finanzierung von Entwicklungsvorhaben bereit. Mit diesem<br />

breiten Spektrum an Finanzierungsangeboten entspricht<br />

die <strong>KfW</strong> dem zunehmend differenzierten Bedarf in den Entwicklungsländern<br />

nach Konditionen, die den spezifischen<br />

Charakteristika der Vorhaben angepasst sind. Zudem können<br />

hierdurch mehr Mittel zur Förderung der Entwicklungsländer<br />

eingesetzt werden.<br />

DIE <strong>KfW</strong>:<br />

PARTNER DER ENTWICKLUNGSLÄNDER<br />

Als Finanzierungsinstitution führt die <strong>KfW</strong> selbst keine<br />

Vorhaben durch. Verantwortlich für Vorbereitung, Durchführung<br />

und Betrieb ist bei allen Vorhaben der örtliche<br />

Partner. Oft sind es staatliche Behörden oder Gesellschaften,<br />

die für die Infrastrukturversorgung (z.B. für die Wasserversorgung)<br />

des Entwicklungslandes verantwortlich sind. Aber<br />

auch Nichtregierungsorganisationen, Banken und kommerzielle<br />

Unternehmen können lokale Partner bei den Vorhaben<br />

sein. Die <strong>KfW</strong> fördert verstärkt die privatwirtschaftliche<br />

Entwicklung. Sie unterstützt insbesondere kleine und mittlere<br />

Unternehmen in Entwicklungsländern durch gezielte Kreditprogramme,<br />

die von lokalen Banken angeboten werden. Bei<br />

Vorhaben, die entwicklungspolitisch sinnvoll sind, unterstützt<br />

die <strong>KfW</strong> ferner das Engagement privater Betreiber und<br />

Investoren (so genannte „Public Private Partnerships“).<br />

Als <strong>Entwicklungsbank</strong> sieht sich die <strong>KfW</strong> in einer<br />

Mitverantwortung für den Projekterfolg. Sie unterstützt die<br />

Partner in den Entwicklungsländern bei der fachlichen Planung<br />

und Durchführung sowie beim Monitoring der Vorhaben,<br />

und sie überwacht die ordnungsgemäße Verwendung<br />

der eingesetzten Finanzmittel.


DAS ERGEBNIS:<br />

ENTWICKLUNGSPOLITISCH<br />

ERFOLGREICHE VORHABEN<br />

Bevor die Bundesregierung ein Entwicklungsprojekt bewilligt,<br />

prüft die <strong>KfW</strong> das Vorhaben unter entwicklungspolitischen<br />

Gesichtspunkten intensiv im Vorfeld: Nutzt es der<br />

Entwicklung des Partnerlandes? Ist es breitenwirksam? Kommen<br />

seine Wirkungen speziell ärmeren oder benachteiligten<br />

Bevölkerungsgruppen zugute? Sind die Betroffenen ausreichend<br />

an den Entscheidungen beteiligt? Sind die Partner vor<br />

Ort in der Lage, das Vorhaben durchzuführen und es nach Abschluss<br />

der Investition auch langfristig sachgerecht zu betreiben?<br />

Werden Umweltwirkungen hinreichend berücksichtigt?<br />

Entscheidend ist, dass in der Konzeptions- und Planungsphase<br />

ein Konsens zwischen allen Beteiligten über die Ziele, Maßnahmen<br />

und Verantwortungsbereiche erreicht wird.<br />

Während der Durchführung wird der Projektfortschritt<br />

von der <strong>KfW</strong> regelmäßig vor Ort kontrolliert. Dadurch<br />

wird gewährleistet, dass sich jeder Durchführungsschritt<br />

der oft komplexen Vorhaben am Ziel des Vorhabens<br />

orientiert. Nur bei entsprechendem Projektfortschritt und<br />

auf Nachweis zahlt die <strong>KfW</strong> die Mittel aus, i.d.R. direkt auf<br />

das Konto des Auftragnehmers. So wird der bestimmungsgemäße<br />

Einsatz der zugesagten Mittel sichergestellt.<br />

Einige Jahre nach Abschluss der Förderung überprüft<br />

die <strong>KfW</strong>, nunmehr durch die in 2000 neu eingerichtete, unabhängige<br />

Evaluierungsabteilung, jedes einzelne Vorhaben<br />

auf seine entwicklungspolitische Wirksamkeit. Die dabei<br />

gewonnenen Erfahrungen kommen wiederum der laufenden<br />

Arbeit zugute. Diese regelmäßige und systematische Erfolgskontrolle<br />

der <strong>KfW</strong> zeigt, dass die Vorhaben der Finanziellen<br />

Zusammenarbeit überwiegend entwicklungspolitisch erfolgreich<br />

sind. Die <strong>KfW</strong> trägt durch ihr umfangreiches System der<br />

Qualitätssicherung zu diesem guten Ergebnis bei. Die <strong>KfW</strong><br />

veröffentlicht das Resultat dieser Schlussprüfungen in der<br />

Reihe „Ergebnisse der Finanziellen Zusammenarbeit“. Der<br />

jüngste Ergebnisbericht sowie weitere aktuelle Informationen<br />

zur Förderung der Entwicklungsländer sind bei der <strong>KfW</strong><br />

oder im Internet (www.kfw.de) erhältlich.<br />

7<br />

Die FZ stellt in Entwicklungsländern langfristige Finanzierung bereit.


Leistungen der <strong>KfW</strong> im Überblick<br />

Wasserver- und Abwasserentsorgung ist der Förderschwerpunkt der FZ.<br />

ERGÄNZUNG DER HAUSHALTSMITTEL<br />

DURCH MARKTMITTEL<br />

Zur Förderung der Entwicklungsländer hat die <strong>KfW</strong> im<br />

Jahr 2000 (1999) Mittel in Höhe von 1,5 Mrd EURO (1,6 Mrd<br />

EURO) zugesagt, davon 0,9 Mrd EURO aus Mitteln des BMZ.<br />

Zusätzlich hat die <strong>KfW</strong> eigene Mittel in Höhe von 0,6 Mrd<br />

EURO eingebracht. Ferner hat sie erstmalig Marktkredite zur<br />

Förderung von entwicklungspolitisch relevanten Vorhaben<br />

ausgelegt.<br />

UNTERSTÜTZUNG DER INTERNATIONALEN<br />

ENTSCHULDUNGSINITIATIVE<br />

Im Berichtsjahr hat die <strong>KfW</strong> die HIPC (Heavily Indebted<br />

Poor Countries) – Entschuldungsinitiative mit einem Darlehen<br />

von 0,5 Mrd EURO unterstützt, das sie der vom Internationalen<br />

Währungsfonds (IWF) verwalteten Armutsbekämpfungs- und<br />

Wachstumsfazilität zugesagt hat. Diese Mittel werden Entwicklungsländern<br />

für die Umsetzung von armutsmindernden<br />

und wachstumsorientierten Programmen bereitgestellt.<br />

1.<br />

8<br />

REGIONALE VERTEILUNG<br />

RELATIV AUSGEGLICHEN<br />

Die regionale Verteilung der Zusagen war in 2000 ausgeglichener<br />

als in den Vorjahren. Die Region Nordafrika/<br />

Naher Osten erhielt (nach 6 % im Vorjahr) mit 29 % den<br />

größten Anteil der Zusagen; der Anteil der Region Asien/<br />

Ozeanien sank deutlich auf 22 % (56 %). Auf Subsahara<br />

Afrika entfielen 20 % der Zusagen, auf Lateinamerika 15 %<br />

sowie auf die Region Europa/Kaukasus 14 %.<br />

SOZIALE INFRASTRUKTUR<br />

ALS WICHTIGSTER FÖRDERBEREICH<br />

Mit einem Anteil von 52 % der Zusagen war die soziale<br />

Infrastruktur, v. a. mit Vorhaben der Wasserversorgung und<br />

Abwasser-/Abfallentsorgung (36 %), der wichtigste Förderbereich.<br />

Auf die wirtschaftliche Infrastruktur entfielen 20 %<br />

und auf den Finanzsektor 12 %.<br />

QUERSCHNITTSAUFGABEN UMWELTSCHUTZ<br />

UND ARMUTSBEKÄMPFUNG<br />

Auf den Querschnittsbereich „Armutsbekämpfung“<br />

entfielen 56 % der Zusagen des Jahres 2000. 29 % der<br />

Zusagen wurden für den „Umwelt- und Ressourcenschutz“<br />

bereitgestellt; in weiteren 14 % der Zusagen wurden in Teilen<br />

Umwelt- und Ressourcenschutzziele verfolgt.


HAUSHALTSBELASTUNG GERINGER<br />

DURCH EINNAHMEN IN DER FZ<br />

Tilgungen und Zinseinnahmen aus der FZ (0,75 Mrd<br />

EURO in 2000) stellen den einzigen größeren Einnahmetitel<br />

des Bundes aus der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) dar.<br />

Für Vorhaben zur Förderung der Entwicklungsländer zahlte<br />

die <strong>KfW</strong> 1,2 Mrd EURO aus, davon 1,0 Mrd EURO aus Haushaltsmitteln.<br />

Unter Berücksichtigung dieser Zahlungen betrug<br />

die Liquiditätsbelastung des Bundeshaushalts durch die<br />

FZ 0,25 Mrd EURO (Vorjahr: 0,4 Mrd EURO).<br />

UMSCHULDUNG UND SCHULDEN-<br />

UMWANDLUNG FÜR UMWELTSCHUTZ UND<br />

ARMUTSBEKÄMPFUNG<br />

Zur Schuldenerleichterung hat die <strong>KfW</strong> Umschuldungsverträge<br />

mit Indonesien, Jordanien, Honduras und Nicaragua<br />

über insgesamt 166 Mio EURO abgeschlossen. Darüber hinaus<br />

hat die Bundesregierung bislang 14 Ländern 550 Mio<br />

EURO für Schuldenumwandlungen im Rahmen bilateraler<br />

Umschuldungsvereinbarungen zugesagt, deren Gegenwerte<br />

in Inlandswährung für Maßnahmen des Umwelt- und Ressourcenschutzes,<br />

der Armutsbekämpfung oder der Bildung eingesetzt<br />

werden. Die <strong>KfW</strong> hat bisher entsprechende Vorhaben in<br />

Höhe von 239 Mio EURO vereinbart.<br />

ERFOLGSKONTROLLE NEU GESTALTET<br />

Die <strong>KfW</strong> hat ihr umfangreiches System der Erfolgskontrolle<br />

für die Förderung der Entwicklungsländer im Berichtsjahr<br />

2000 durch die Einrichtung einer neuen, unabhängigen<br />

Evaluierungsabteilung verbessert.<br />

9<br />

KOOPERATIONEN UND MANDATE<br />

WEITER AUSGEBAUT<br />

Die <strong>KfW</strong> hat die Kooperation mit anderen deutschen<br />

und internationalen Institutionen der Entwicklungszusammenarbeit<br />

(EZ) im Berichtsjahr deutlich vertieft. Sie erhielt in<br />

2000 weitere Mandate für Entwicklungsprojekte, vor allem<br />

in Südosteuropa, von insgesamt über 33 Mio EURO von multiund<br />

bilateralen Institutionen der EZ. Ferner war die <strong>KfW</strong> im<br />

Auftrag der Bundesregierung mit über 29 Mio EURO bei<br />

der Koordinierung und Durchführung des TRANSFORM-Programms<br />

maßgeblich beteiligt. Um privatwirtschaftliches<br />

Engagement für entwicklungspolitisch sinnvolle Vorhaben<br />

zu fördern, hat die <strong>KfW</strong> im Berichtsjahr im Auftrag des BMZ<br />

zwei Public Private Partnership (PPP)-Fazilitäten eingerichtet.<br />

BETEILIGUNG AN DER EXPO 2000<br />

Die <strong>KfW</strong> hat ihre Aktivitäten zur Förderung der Entwicklungsländer<br />

anhand von 35 Projekten auf der EXPO veranschaulicht,<br />

sich an internationalen Konferenzen beteiligt<br />

und damit den entwicklungspolitischen Beitrag des BMZ<br />

unterstützt. Das Interesse der Besucher an der <strong>KfW</strong> allgemein<br />

und den Angeboten aus der FZ war groß: So wurden allein im<br />

<strong>KfW</strong>-Pavillon 375.000 Besucher während der EXPO gezählt.


2. LEISTUNGEN DER <strong>KfW</strong><br />

ZUR FÖRDERUNG DER ENTWICKLUNGSLÄNDER<br />

Struktur der Zusagen<br />

ENTWICKLUNG DER ZUSAGEN<br />

Zur Förderung der Entwicklungsländer hat die <strong>KfW</strong> im<br />

Jahr 2000 (1999) insgesamt Mittel in Höhe von 1,5 Mrd<br />

EURO (1,6 Mrd EURO) zugesagt. Davon stammten 0,9 Mrd<br />

EURO für 95 Projekte (1,3 Mrd EURO für 110 Projekte) aus<br />

Mitteln des BMZ. Diese Zusagen schließen 51 Mio EURO aus<br />

dem Stabilitätspakt Südosteuropa ein. Knapp zwei Drittel<br />

dieser Haushaltsmittel wurden als nicht-rückzahlbare Zuschüsse<br />

und ein Drittel als zinsgünstige langfristige Kredite<br />

vergeben. Zusätzlich hat die <strong>KfW</strong> eigene Mittel in Höhe von<br />

0,6 Mrd EURO (0,4 Mrd EURO) eingebracht. Dabei handelte es<br />

sich zunächst um mit Haushaltsmitteln kombinierte Marktmittel<br />

(„Marktmittelbeimischung“) in Höhe von 0,1 Mrd<br />

EURO, die im Rahmen der Verbund- und Mischfinanzierung<br />

und der Marktmittelinitiative Südostasien zugesagt wurden.<br />

Darüber hinaus hat die <strong>KfW</strong> die HIPC (Heavily Indebted Poor<br />

Countries) – Entschuldungsinitiative mit einem Darlehen von<br />

0,5 Mrd EURO unterstützt, das sie der vom IWF verwalteten<br />

Armutsbekämpfungs- und Wachstumsfazilität im Auftrag<br />

der Bundesregierung zugesagt hat.<br />

Die <strong>KfW</strong> hat im vergangenen Jahr ihre Finanzierungsinstrumente<br />

zur Förderung der Entwicklungsländer weiterentwickelt,<br />

um den unterschiedlichen Finanzierungserfordernissen<br />

ihrer Partner gerecht zu werden. In diesem Sinne hat<br />

die <strong>KfW</strong> in 2000 erstmals reine Marktkredite im eigenen<br />

Risiko zur Förderung von Entwicklungsvorhaben vergeben.<br />

10<br />

AUSBAU DER MANDATARAUFTRÄGE<br />

Die <strong>KfW</strong> erhielt in 2000 weitere Mandate von multiund<br />

bilateralen Institutionen der EZ. Multilaterale Partner<br />

(Europäische Kommission, Weltbank/Global Environment<br />

Facility (GEF), United Nations Environment Programme/GEF)<br />

und bilaterale Partner (Frankreich, Österreich, Schweiz)<br />

haben Mandataraufträge für Entwicklungsprojekte von insgesamt<br />

über 33 Mio EURO erteilt.<br />

Wesentlich waren vor allem die Mandataraktivitäten<br />

der <strong>KfW</strong> in Süd- und Mittelosteuropa: Im Auftrag der EU hat<br />

die <strong>KfW</strong> in 2000 weitere 10 Mio EURO für Kreditprogramme<br />

für Wohnungsbau in Bosnien und Herzegowina zugesagt.<br />

Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der angespannten<br />

Wohnungssituation und zur Wiederbelebung der<br />

Wirtschaft. Im Rahmen von Mandaten der EU, der Schweiz<br />

und Österreichs über insgesamt 21 Mio EURO werden im<br />

Kosovo, in Montenegro und Albanien städtische Wasserversorgungen<br />

rehabilitiert oder ausgebaut und die Versorgung<br />

mit Kleinkrediten verbessert. Ferner war die <strong>KfW</strong> im Auftrag<br />

der Bundesregierung mit über 29 Mio EURO bei der Koordinierung<br />

und Durchführung des TRANSFORM-Programms<br />

maßgeblich beteiligt. Das insgesamt mit 56 Mio EURO<br />

ausgestattete Programm ist primär auf die Beratung von<br />

11 mittelosteuropäischen Transformationsländern im Hinblick<br />

auf ihre Reformpolitiken ausgerichtet.<br />

ZUSAGEN DER <strong>KfW</strong> ZUR FÖRDERUNG DER ENTWICKLUNGSLÄNDER 1996–2000 (IN MIO EUR)<br />

1996 1997 1998 1999 2000<br />

Zusagen der FZ zu Vorzugskonditionen 2.040 1.737 1.390 1.634 927<br />

Aus Haushaltsmitteln 1.793 1.475 1.357 1.278 851<br />

Aus Marktmitteln der Verbundfinanzierung/<br />

Mischfinanzierung/Marktmittelinitiative Südostasien 247 262 33 356 76<br />

Zusagen der FZ zu Marktkonditionen 30<br />

Darlehen an Armutsbekämpfungs- 495<br />

und Wachstumsfazilität des IWF<br />

Summe der Zusagen 2.040 1.737 1.390 1.634 1.452<br />

Nachrichtlich: Mandataraufträge, 37 33 35 38 62<br />

einschließlich TRANSFORM-Programm


REGIONALE STRUKTUR DER ZUSAGEN<br />

ZU VORZUGSKONDITIONEN<br />

Die regionale Verteilung der Zusagen zu Vorzugskonditionen<br />

war 2000 ausgeglichener als in den Vorjahren. Die<br />

Region Nordafrika/Naher Osten erhielt (nach 6 % im Vorjahr)<br />

mit 29 % den größten Anteil der Zusagen, bedingt durch<br />

mehrere größere Vorhaben im Bereich der Wasserversorgung<br />

und Abwasser-/Abfallentsorgung sowie zur Unterstützung<br />

von Finanzinstitutionen. Der Anteil der Region Asien/Ozeanien,<br />

traditionell regionaler Förderschwerpunkt mit einem<br />

Anteil von durchschnittlich 42 % der Zusagen in den letzten<br />

fünf Jahren, sank von einem überproportional hohen Stand<br />

von 56 % (1999) auf 22 %. Dieser Rückgang ist sowohl auf<br />

zyklische Einflüsse und Projektverzögerungen zurückzuführen,<br />

aber auch auf politisch bedingte Aussetzungen und Kürzungen.<br />

Subsahara-Afrika verzeichnete einen relativ konstanten<br />

Anteil von 20 %; Lateinamerika und Europa/<br />

Kaukasus konnten ihr Gewicht jeweils auf 15 % bzw. 14 %<br />

erhöhen (s. Grafik auf der Umschlagsinnenseite).<br />

SEKTORALE STRUKTUR DER ZUSAGEN<br />

ZU VORZUGSKONDITIONEN<br />

Wirtschaftliche und soziale Infrastruktur bilden – mit<br />

durchschnittlich 74 % der Zusagen in den letzten fünf Jahren<br />

– den traditionellen Schwerpunkt der <strong>KfW</strong> zur Förderung der<br />

Entwicklungsländer. Mit einem Anteil von 52 % (25 %) der<br />

Zusagen war die soziale Infrastruktur, mit einem deutlichen<br />

Schwerpunkt auf Vorhaben der Wasserversorgung und<br />

Abwasser-/Abfallentsorgung (36 % aller Zusagen), im<br />

Berichtsjahr der wichtigste Förderbereich. Der Anteil der<br />

wirtschaftlichen Infrastruktur sank auf 20 % (von 48 %), vor<br />

allem wegen der rückläufigen Zusagen für Asien, wo noch im<br />

Vorjahr einige überdurchschnittlich große Vorhaben im<br />

Transportwesen zugesagt worden waren. Auf den Finanzsektor<br />

entfielen – wie auch schon in den Vorjahren – 12 %, auf<br />

multisektorale Vorhaben und den produzierenden Bereich<br />

10 % bzw. 5 %. 56 % der Zusagen des Jahres 2000 waren dem<br />

Querschnittsbereich „Armutsbekämpfung“ gewidmet. 29 %<br />

der Zusagen wurden für den „Umwelt- und Ressourcenschutz“<br />

bereitgestellt; in weiteren 14 % der Zusagen wurden<br />

in Teilen Umwelt- und Ressourcenschutzziele verfolgt.<br />

ENTWICKLUNG DER AUSZAHLUNGEN<br />

Für Vorhaben zur Förderung der Entwicklungsländer<br />

zahlte die <strong>KfW</strong> im Jahre 2000 insgesamt 1,2 Mrd EURO aus<br />

(davon 1,0 Mrd EURO Haushaltsmittel und 0,2 Mrd EURO<br />

Marktmittel). Die Schuldendienstleistungen der Entwicklungsländer<br />

beliefen sich auf 0,75 Mrd EURO; somit betrug<br />

die Liquiditätsbelastung des Bundeshaushalts durch die FZ<br />

0,25 Mrd EURO (0,4 Mrd EURO).<br />

Der Anteil deutscher Unternehmen an den Auszahlungen<br />

für Lieferungen und Leistungen betrug in 2000 rund<br />

50 % (1999: 46 %). Wie im Vorjahr floss über ein Drittel der<br />

Auszahlungen an die Partnerländer selbst, was sich vor allem<br />

in dem hohen Anteil der Inlandskosten an den Gesamtkosten<br />

(35 %) widerspiegelt. Von den Auszahlungen in Devisen profitierten<br />

in 2000 wie auch im Vorjahr vor allem folgende<br />

Branchen: Maschinenbau (26 %), Elektronik (23 %), Consultingleistungen<br />

(18 %) und das Baugewerbe (17 %).<br />

11<br />

Sektorale Verteilung der Zusagen 2000<br />

(in Mio EUR und %) 1<br />

Förderbereich Mio EUR<br />

Wasserversorgung und 333<br />

Abwasser-/Abfallentsorgung<br />

Gesundheitswesen und Familienplanung 52<br />

Bildung und andere soziale Dienste 96<br />

Energieversorgung 67<br />

Transport und Kommunikation 119<br />

Finanzsektorförderung 114<br />

Produktion und Handel 51<br />

Multisektorale Vorhaben 93<br />

1 Rundungsbedingt weicht die Summe von 927 Mio EUR<br />

bzw. 100 % ab.<br />

12 %<br />

10 %<br />

5 %<br />

13 %<br />

7 %<br />

5 %<br />

10 %<br />

36 %


Zusammenarbeit mit anderen Entwicklungsinstitutionen und der Wirtschaft<br />

ZUSAMMENARBEIT MIT<br />

DEUTSCHEN INSTITUTIONEN<br />

DER ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT<br />

Einen sehr hohen Stand hat inzwischen die Kooperation<br />

mit der <strong>Deutsch</strong>en Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit<br />

(GTZ) erreicht. Die GTZ trägt durch die Vermittlung von<br />

Wissen zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit von Menschen<br />

und Organisationen in Entwicklungsländern bei, indem<br />

sie qualifizierte Experten als Berater einsetzt und ihre Partnerländer<br />

mit Aus- und Fortbildungsmaßnahmen unterstützt.<br />

Die wichtigste Form der Zusammenarbeit von <strong>KfW</strong> und GTZ<br />

ist die gemeinsame länderbezogene, strategisch-konzeptionelle<br />

Beratung des BMZ bei der Erstellung und Umsetzung<br />

von Länderkonzepten und Schwerpunktstrategien. Diese<br />

Form der Zusammenarbeit wird angesichts der vom BMZ in<br />

2000 eingeleiteten Schwerpunktsetzung auf Länder und<br />

Schwerpunktbereiche weiter an Bedeutung gewinnen. Das<br />

BMZ-Konzept sieht vor, dass sich die bilaterale deutsche EZ<br />

auf (derzeit) 37 Schwerpunktpartnerländer mit jeweils drei<br />

Schwerpunktbereichen und 33 Partnerländern mit möglichst<br />

einem Schwerpunktbereich konzentrieren soll. Weitere<br />

Kooperationsfelder von GTZ und <strong>KfW</strong> umfassen die projektübergreifende<br />

fachliche Zusammenarbeit sowie die Durchführung<br />

von Kooperationsvorhaben (Ende 2000: 184 Vorhaben<br />

in 67 Ländern). Ferner unterhalten beide Organisationen<br />

unter einem gemeinsamen Dach zwölf Büros in Partnerländern<br />

und arbeiten in der Öffentlichkeitsarbeit mit dem BMZ<br />

und anderen deutschen EZ-Institutionen eng zusammen.<br />

Ein weiterer wichtiger Kooperationspartner ist der<br />

<strong>Deutsch</strong>e Entwicklungsdienst (DED), mit dem derzeit zwölf<br />

Vorhaben, insbesondere in Subsahara Afrika, gemeinsam<br />

ÜBERSICHT ÜBER DIE WICHTIGSTEN KOFINANZIERS<br />

12<br />

durchgeführt werden. Außerdem arbeitet die <strong>KfW</strong> in den<br />

Partnerländern mit internationalen, deutschen und lokalen<br />

Nichtregierungsorganisationen zusammen; darunter sind<br />

kirchliche Hilfswerke, politische Stiftungen oder der World<br />

Wide Fund for Nature (WWF).<br />

ZUSAMMENARBEIT MIT ANDEREN<br />

BI- UND MULTILATERALEN GEBERN<br />

Die <strong>KfW</strong> unterhält Beziehungen zu allen wichtigen<br />

Akteuren der internationalen EZ. Das Spektrum reicht vom<br />

Informations- und Personalaustausch über die Kofinanzierung<br />

von Vorhaben in derzeit rund 200 Fällen bis hin zur<br />

Abwicklung von Entwicklungsprojekten im Auftrag anderer<br />

Geber (Mandatartätigkeit, s. S. 10). Gemessen an der Anzahl<br />

gemeinsam geförderter Vorhaben (so genannte „Kofinanzierung“)<br />

liegt die Zusammenarbeit mit der Weltbank deutlich<br />

an der Spitze, gefolgt von der Europäischen Union, der französischen<br />

Agence Française de Développement (AFD), der<br />

Europäischen Investitionsbank und dem britischen Department<br />

for International Development (DFID).<br />

ZUSAMMENARBEIT MIT DER WIRTSCHAFT:<br />

EINRICHTUNG VON ZWEI NEUEN<br />

PPP-FAZILITÄTEN<br />

Bis vor wenigen Jahren wurden in den meisten Entwicklungsländern<br />

Strom, Wasser und Verkehrsinfrastruktur<br />

durch die öffentliche Hand bereitgestellt. In den letzten Jahren<br />

hat sich gezeigt, dass durch eine stärkere Einbeziehung<br />

von privaten Betreibern und Investoren Bau und Betrieb effizienter<br />

und damit nachhaltiger erfolgen können. Allerdings<br />

sind nur wenige, vergleichsweise fortgeschrittene Länder in<br />

Institution Anzahl der lfd. FZ-Mittel Finanzierungsbeitrag<br />

Kofinanzierungs- der Partnerinstitution<br />

vorhaben (in Mio EUR)<br />

Weltbank 64 999 4.650<br />

Europäische Union 20 325 347<br />

Agence Française de Développement 12 234 276<br />

Europäische Investitionsbank 11 358 342<br />

Department for International Development 6 83 117<br />

2.


der Lage, private Investoren für Infrastrukturvorhaben zu<br />

gewinnen oder innovative Projektansätze (z. B. erneuerbare<br />

Energien) einzuführen.<br />

Um privatwirtschaftliches Engagement in Entwicklungsländern<br />

zu fördern, hat die <strong>KfW</strong> im Auftrag des BMZ in<br />

2000 zwei so genannte Public Private Partnership (PPP)-Fazilitäten<br />

eingerichtet. Aus entwicklungspolitischer Sicht soll<br />

durch die unternehmerische Mitwirkung des privaten Sektors<br />

vor allem ein effizienterer Betrieb der Infrastruktureinrichtungen<br />

erreicht und ggf. zusätzliche Finanzierungsquellen<br />

erschlossen werden. Die erste weltweite Fazilität ist mit rund<br />

1,3 Mio EURO ausgestattet. Die zweite Fazilität von rund 0,9<br />

Mio EURO ist auf privatwirtschaftliche Aktivitäten in den<br />

Staaten Südosteuropas begrenzt. Diese aus Haushaltsmitteln<br />

gespeisten Fazilitäten sollen die Vorbereitung von entwicklungspolitisch<br />

sinnvollen Vorhaben fördern, indem sie – unter<br />

bestimmten Voraussetzungen – einen Teil des Risikos der privaten<br />

Unternehmen (Projektentwickler und Betreiber) bei der<br />

Vorbereitung von Infrastrukturvorhaben abdecken. Die Fazilitäten<br />

können für eine Vielzahl von projektvorbereitenden<br />

Auslandsbüros zur Förderung der Entwicklungsländer<br />

Guatemala<br />

Managua<br />

Lima<br />

● <strong>KfW</strong>-Hauptbüro<br />

▲ Nebenstelle<br />

<strong>KfW</strong>-Hauptbüros<br />

Nebenstellen<br />

La Paz<br />

Brasilia<br />

Abidjan<br />

Sarajewo Prishtina<br />

Maßnahmen wie z. B. Feasibility-Studien, Rechtsgutachten<br />

und sonstige Beratungsleistungen in Anspruch genommen<br />

werden. Voraussetzung ist, dass der Antragsteller bereit ist,<br />

eine längerfristige Betriebsverantwortung zu übernehmen.<br />

Die <strong>KfW</strong> unterstützt die Antragsteller durch ihr länder-,<br />

sektor- und bankenspezifisches Know-how und prüft die<br />

Förderungswürdigkeit einer Projektidee. Anfragen an die <strong>KfW</strong><br />

zeigen insbesondere das Interesse der deutschen Wirtschaft<br />

an Vorhaben in den Staaten Südosteuropas.<br />

WACHSENDE PRÄSENZ VOR ORT<br />

Die <strong>KfW</strong> hat seit 1994 in einigen Schwerpunktpartnerländern<br />

Büros eröffnet, die sie gemeinsam mit anderen<br />

deutschen Institutionen, insbesondere der GTZ, unterhält.<br />

Mit dem in 2000 eröffneten Büro in Tansania ist die <strong>KfW</strong> nun<br />

vor Ort in vierzehn Entwicklungsländern (11 Hauptbüros mit<br />

drei weiteren Zweigstellen) sowie im Kosovo und in Bosnien-<br />

Herzegowina vertreten. Ferner wurde die <strong>KfW</strong> direkt nach<br />

dem Umsturz der Regierung Miloˇsević in Serbien tätig.<br />

13<br />

Kairo<br />

<br />

Al Bireh<br />

Amman<br />

Nairobi<br />

Daressalam<br />

Neu Delhi<br />

Peking<br />

Jakarta


Ausblick<br />

WEITERENTWICKLUNG<br />

DES FINANZIERUNGSINSTRUMENTARIUMS<br />

Um entwicklungspolitische Handlungsspielräume zu<br />

erhalten und auszuweiten, entwickelt die <strong>KfW</strong> neue, auf den<br />

unterschiedlichen Finanzierungsbedarf ihrer Partner ausgerichtete<br />

Finanzierungsinstrumente.<br />

Das traditionelle Konzept der deutschen FZ der standardisierten<br />

Vorzugskonditionen für Entwicklungsländer<br />

bedarf aus heutiger Sicht einer Flexibilisierung und Erweiterung<br />

über die bisher eingeführten Instrumente der Mischund<br />

Verbundfinanzierung hinaus. Insbesondere in den fortgeschrittenen<br />

Ländern kommt es darauf an, die Finanzierung<br />

so marktnah wie möglich und so konzessionär wie nötig zu<br />

gestalten. Damit können zugleich mehr Kapitalmarktmittel<br />

für die Entwicklungsfinanzierung eingesetzt werden. Die<br />

französische und die japanische EZ gehen diesen Weg seit<br />

längerem. Auch die <strong>KfW</strong> ist in ihrer Diskussion mit der<br />

Bundesregierung über eine Verbesserung der Instrumente für<br />

Marktmittelbeimischungen auf gutem Wege.<br />

Kern des derzeit diskutierten Instrumentariums ist die<br />

Weiterentwicklung der 1994 eingeführten Verbundfinanzierung.<br />

Vorrangiges Anliegen ist dabei, ihre Laufzeiten noch<br />

besser auf die Projekterfordernisse abzustimmen. Außerdem<br />

gewährt die <strong>KfW</strong> für entwicklungspolitisch förderungswürdige<br />

Vorhaben in wirtschaftlich stabilen Ländern ab 2001<br />

zinsverbilligte Kredite mit Laufzeiten bis zu zwölf Jahren. Der<br />

Haushaltsbeitrag wird dabei auf die Gewährung eines<br />

Zuschusses zur Zinsverbilligung beschränkt.<br />

AUSWEITUNG DER ERFOLGSKONTROLLE<br />

Als einzige deutsche EZ-Institution unterzieht die <strong>KfW</strong><br />

jedes FZ-Projekt einer Ex-Post-Evaluierung, der so genannten<br />

„Schlussprüfung“. Diese Schlussprüfungen wurden bislang<br />

von den projektverantwortlichen Länderabteilungen selbst<br />

durchgeführt. Im September 2000 hat die <strong>KfW</strong> eine unabhängige,<br />

dem Vorstand unmittelbar unterstellte Evaluierungsabteilung<br />

eingerichtet. Damit setzt die <strong>KfW</strong> eine Empfehlung<br />

der Studie des Hamburger Weltwirtschaftsarchivs<br />

(HWWA) zur Erfolgskontrolle in Institutionen der EZ um, die<br />

der <strong>KfW</strong> insgesamt ein überdurchschnittlich gutes Evaluierungssystem<br />

bescheinigte. Die Leitung der neuen Evaluie-<br />

2.<br />

14<br />

rungsabteilung wurde einer extern engagierten Persönlichkeit<br />

mit einschlägigem wissenschaftlichem Renommé übertragen.<br />

Die Ergebnisse der Schlussprüfungen werden mit den<br />

zuständigen Länder- und Fachabteilungen diskutiert, um ihre<br />

Erkenntnisse in laufende und neue Projekte einzuspeisen. Die<br />

Erfolgseinstufung erfolgt jedoch allein durch die Evaluierungsabteilung.<br />

FÖRDERUNG DES GLOBALEN KLIMASCHUTZES<br />

DURCH ERNEUERBARE ENERGIEN<br />

Dem Schutz der Umwelt auf lokaler, regionaler und<br />

globaler Ebene kommt im Rahmen der Förderung der Entwicklungsländer<br />

eine herausragende Bedeutung zu. Dabei ist<br />

das Ziel, eine aus wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer<br />

Sicht nachhaltige Entwicklung sicherzustellen. Auf Vorhaben<br />

des Umwelt- und Ressourcenschutzes entfielen im Zeitraum<br />

1996–2000 durchschnittlich 24 % der Zusagen der <strong>KfW</strong> zur<br />

Förderung der Entwicklungsländer. In weiteren 16 % der<br />

Zusagen wurden in Teilen Umwelt- und Ressourcenschutzziele<br />

verfolgt. Schwerpunkte der umweltbezogenen Förderaktivitäten<br />

sind an erster Stelle Abwasserentsorgung, gefolgt<br />

von umweltverträglicher Energieversorgung und Ressourcenschutz.<br />

Der Ressourcenschutz umfasst eine breite Palette von<br />

Fördermaßnahmen wie Wald-, Erosions- und Biodiversitätsschutz<br />

sowie Maßnahmen zur Bekämpfung der Wüstenausbreitung.<br />

Angesichts der sich andeutenden globalen Klimaveränderungen<br />

ist die Reduktion und Vermeidung von Treibhausgas-Emissionen<br />

eine vorrangige Aufgabe. Die Energieversorgung<br />

in den Entwicklungsländern beruht gegenwärtig vor<br />

allem auf der Nutzung fossiler Brennstoffe. Die Verfeuerung<br />

fossiler Brennstoffe trägt weltweit zu rund 75 % aller vom<br />

Mensch verursachten CO2-Emissionen bei. CO2 ist das mengenmäßig<br />

bedeutendste Treibhausgas. In den nächsten 20<br />

Jahren wird zudem in Entwicklungsländern mit einer<br />

Verdoppelung des Energieverbrauchs gerechnet. Dieser<br />

erwartete dramatische Anstieg erfordert eine rechtzeitige<br />

Umstellung auf eine umweltverträgliche und CO2-arme Energieversorgung. Die <strong>KfW</strong> unterstützt deshalb Entwicklungsländer<br />

gezielt bei Verfahren, die rationelle Energieverwendung<br />

zu verbessern. Sie fördert den Ersatz schadstoffreicher<br />

durch schadstoffärmere Energieträger und den Einsatz<br />

umweltschonender Energietechnologien.


Erneuerbaren Energien kommt immer mehr Bedeutung zu.<br />

Der Förderung erneuerbarer Energien in Entwicklungsländern<br />

als Beitrag zum globalen Klimaschutz kommt eine<br />

besondere Bedeutung zu. Die <strong>KfW</strong> hat 1996–2000 entsprechende<br />

Investitionen mit 650 Mio EURO unterstützt. Das<br />

entspricht 44 % aller Fördermittel für den Energiesektor. Der<br />

Hauptanteil floss dabei in Investitionen zur Nutzung der<br />

Wasserkraft. Auf mittlere Frist wird die Wasserkraft den mit<br />

Abstand wichtigsten Beitrag zur umweltverträglichen Dekkung<br />

des Energiebedarfs in den Entwicklungsländern leisten.<br />

Aber auch die Nutzung anderer erneuerbarer Energiequellen<br />

(Windkraft, Solarenergie, Biomasse) verzeichnet bereits heute<br />

hohe Zuwachsraten. Gegenwärtig sind diese Technologien<br />

allerdings – insbesondere im Rahmen zentraler Verbundnetze<br />

– häufig noch nicht konkurrenzfähig gegenüber Kraftwerken,<br />

die mit fossilen Brennstoffen befeuert werden. Würden<br />

die bei Massenfertigung möglichen Kostensenkungen ausgeschöpft,<br />

könnte sich dies jedoch bald ändern. Gemeinsam mit<br />

der Global Environment Facility und dem United Nations<br />

Environment Programme geht die <strong>KfW</strong> deshalb der Frage<br />

nach, ob durch die Bündelung der Nachfrage für eine groß-<br />

flächige Verbreitung von Photovoltaik-Systemen (PV) der<br />

Teufelskreis „ohne große Nachfrage keine Kostenreduktion,<br />

ohne Kostenreduktion keine ausreichende Nachfrage“ durchbrochen<br />

werden könnte. Ein solches Marktsegment wäre z. B.<br />

der Verbundbetrieb von PV-Systemen und Wasserkraftwerken.<br />

Mit der Identifizierung eines ausreichend großen Marktpotenzials<br />

könnte die PV-Technologie auch in Verbundnetzen<br />

konkurrenzfähig werden.<br />

15


3. ARMUT WIRKUNGSVOLL BEKÄMPFEN<br />

Auf der Erde leben derzeit 1,2 Mrd Menschen in absoluter<br />

Armut. Weltweit ist die Gesamtzahl der Menschen in<br />

absoluter Armut über die letzten zehn Jahre weitgehend<br />

konstant geblieben. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung der<br />

Welt hat der Anteil der absolut Armen indessen von 28 % auf<br />

24 % leicht abgenommen. Diese Abnahme fand jedoch ausschließlich<br />

in Ostasien und in Nordafrika statt. In allen anderen<br />

Regionen der Erde, insbesondere in den Transformationsländern<br />

Osteuropas und Zentralasiens, nahm der Anteil der<br />

Armen z. T. dramatisch zu (vgl. Grafik auf S. 17).<br />

Ohne Eigenanstrengung der betroffenen Länder kann<br />

sich diese Situation nicht bessern. Aber auch die reicheren<br />

Länder tragen eine Verantwortung gegenüber den ärmeren.<br />

Die daraus abgeleitete Verpflichtung in Form von Hilfe<br />

zur Selbsthilfe bildet das Fundament für die bi- und multilaterale<br />

Entwicklungszusammenarbeit (EZ). Überdies müssen<br />

die reicheren Länder ihren Beitrag zu entwicklungsfördernden<br />

weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen leisten (z. B.<br />

durch Abbau von Handelsbarrieren). Die wirtschaftlichen,<br />

ökologischen und sozialen Verflechtungen im Rahmen fortschreitender<br />

Globalisierung machen Armutsbekämpfung für<br />

die industrialisierten Länder auch aus eigenen Interessen<br />

notwendig.<br />

16<br />

Armutsbekämpfung ist schon lange ein herausragendes<br />

Ziel der EZ und bleibt unvermindert aktuell. Um Armut nachhaltig<br />

zu mindern, werden die eingesetzten Instrumente und<br />

Ansätze immer wieder auf ihre Wirksamkeit und Effizienz<br />

überprüft und weiterentwickelt. Die <strong>KfW</strong> nimmt an der aktuellen<br />

nationalen und internationalen Diskussion zur Armutsbekämpfung<br />

aktiv teil und leistet im Rahmen der Finanziellen<br />

Zusammenarbeit einen Beitrag zur Verbesserung der<br />

Lebensbedingungen der Armen dieser Welt.<br />

DEFINITION: WAS IST ARMUT?<br />

Armut wurde in der Vergangenheit meist auf die mangelnde<br />

Sicherstellung der Grundbedürfnisse – Nahrung, persönliche<br />

Sicherheit und Unterkunft – bezogen. International<br />

wird als Kriterium absoluter Armut ein Einkommen von<br />

weniger als 1 USD pro Kopf und Tag angesetzt. Selbst dieser<br />

Betrag steht heute einem Fünftel der Weltbevölkerung nicht<br />

zur Verfügung. Maßstäbe wie Einkommen und die Befriedigung<br />

von Grundbedürfnissen reichen jedoch nicht aus, um<br />

die Armut von Menschen zu erfassen. Deshalb wurden<br />

weitere Aspekte in die Beurteilung von Armut einbezogen:<br />

der Zugang zu Bildung und Gesundheit sowie die Teilnahme<br />

am gesellschaftlichen und politischen Leben.


Erläuterung:<br />

Lateinamerika<br />

und Karibik<br />

63,7 Mio<br />

78,2 Mio<br />

15,3 15,6<br />

% %<br />

Naher Osten<br />

und Nordafrika<br />

9,3 Mio<br />

5,5 Mio<br />

Afrika südlich<br />

der Sahara<br />

URSACHEN: WAS MACHT MENSCHEN ARM?<br />

Osteuropa und<br />

Zentralasien<br />

1,1 Mio<br />

24,0 Mio<br />

217,2 Mio<br />

290,9 Mio<br />

1987 in Mio 1998 in Mio<br />

1987 in % 1998 in %<br />

ANTEIL UND ANZAHL DER ARMEN 1987 UND 1998 IN DEN ENTWICKLUNGSREGIONEN<br />

4,3<br />

% 1,9<br />

%<br />

Armut hat vielfältige Ursachen:<br />

• Der fehlende Zugang zu wirtschaftlichen Ressourcen und<br />

sozialen Grunddiensten;<br />

• Verfehlte Wirtschaftspolitiken und unzureichende<br />

marktwirtschaftliche Rahmenbedingungen, die<br />

privatwirtschaftliche Entfaltung behindern;<br />

• Gesellschaftliche Diskriminierung, die den Armen<br />

die Nutzung ihrer eigenen Potenziale erschwert;<br />

• Mangelnde Rechtsstaatlichkeit und Rechtssicherheit, verknüpft<br />

mit einer Geringschätzung der Menschenrechte;<br />

• Krisen und Kriege, aber auch Umweltkatastrophen<br />

und Epidemien wie AIDS, die zur weiteren Verarmung<br />

größerer Bevölkerungsschichten führen;<br />

• Fehlende Mechanismen zur Absicherung von sozial<br />

Schwächeren;<br />

• Ineffiziente Verwaltungen und schwache Institutionen;<br />

• Die fehlende Entwicklungsorientierung des Staates<br />

(Korruption, Klientelismus und überhöhte Ausgaben für<br />

militärische Zwecke);<br />

• Protektionismus im Außenhandel auf Seiten der<br />

Entwicklungs- und der Industrieländer, wodurch wirtschaftliches<br />

Wachstum – und damit Entwicklung für die<br />

Armen – behindert wird.<br />

46,6<br />

%<br />

17<br />

0,2<br />

%<br />

46,3<br />

%<br />

5,1<br />

%<br />

Regierung<br />

44,9<br />

%<br />

Privat-<br />

sektor<br />

40,0<br />

%<br />

Südasien<br />

474,4 Mio<br />

522,0 Mio<br />

NETZWERK GEGEN DIE ARMUT<br />

Arme<br />

Armutsbekämpfung<br />

417,5 Mio<br />

278,3 Mio<br />

Quelle: Weltbank, Global Economic Prospects, 2000<br />

Zivilgesellschaft<br />

Gebergemeinschaft<br />

Ostasien<br />

und Pazifik<br />

Gesamte Anzahl der Menschen in Millionen, die in dieser Region mit weniger als 1 USD pro Tag auskommen müssen.<br />

Im Vergleich: 1987 und 1998<br />

Beispiel: In Osteuropa und Zentralasien hatten 1987 1,1 Mio Menschen weniger als 1 USD pro Tag zum Leben.<br />

Prozentualer Anteil der Menschen an der Gesamtbevölkerung, die in dieser Region leben und mit weniger als 1 USD pro Tag auskommen müssen.<br />

Beispiel: In Südasien hatten 1987 44,9 % der Menschen weniger als 1 USD pro Tag zum Leben.<br />

Die wichtigsten Akteure – was tun sie?: Arme sind Subjekt und<br />

nicht Objekt der Armutsbekämpfungsstrategien: Durch eigene<br />

Anstrengungen tragen sie zur Minderung ihrer Armut bei. Die<br />

Regierung des Entwicklungslandes muss geeignete Rahmenbedingungen<br />

für die Armutsbekämpfung schaffen. Die Zivilgesellschaft<br />

verleiht den Armen Mitspracherecht und Organisationsmöglichkeiten<br />

bei der Umsetzung der Armutsbekämpfungsstrategien.<br />

Der Privatsektor schafft unter geeigneten Rahmenbedingungen<br />

wirtschaftlich rentable Arbeitsplätze und nachhaltige<br />

Einkommensmöglichkeiten. Die Gebergemeinschaft wirkt in<br />

einer Katalysatorfunktion beim Aufbau geeigneter Wirtschaftsund<br />

Sozialstrukturen in den Entwicklungsländern mit (Entwicklungszusammenarbeit),<br />

fördert das Selbsthilfepotenzial der Armen<br />

und baut Handelsbarrieren ab.<br />

26,6<br />

%<br />

15,3<br />

%


I. Neuer Kurs gegen die Armut – das Konzept<br />

Die Halbierung des Anteils der in absoluter Armut<br />

lebenden Bevölkerung bis 2015 ist das prominenteste der<br />

„Weltentwicklungsziele“, die von den Vereinten Nationen,<br />

OECD und den internationalen Finanzierungsinstitutionen im<br />

Laufe der 90er Jahre entwickelt und aktuell bestätigt wurden.<br />

Weitere Ziele bis zum Jahr 2015 sind Fortschritte in der Grundbildung<br />

und der Gesundheit, bei der Gleichberechtigung von<br />

Frauen und Männern sowie im Umweltschutz. Die Ziele sind<br />

sehr ehrgeizig: Bis zum Ende des letzten Jahrzehnts wurde nur<br />

etwa ein Drittel des Fortschritts erzielt, der zur Erreichung des<br />

Armutsziels erforderlich ist. Dabei bietet sich für die verschiedenen<br />

Akteure (s. S. 17) eine dreidimensionale strategische<br />

Vorgehensweise an, um das Ziel einer umfassenden, effizienten<br />

und nachhaltigen Armutsminderung zu erreichen:<br />

1. DIE ARMEN BRAUCHEN WIRTSCHAFTLICHE<br />

ENTFALTUNGSMÖGLICHKEITEN<br />

Die Armen müssen die Möglichkeit („Opportunity“)<br />

bekommen, ihre eigenen Fähigkeiten zu nutzen und selbst<br />

wirtschaftlich aktiv zu werden. International besteht weitgehende<br />

Einigkeit darüber, dass nachhaltiges Wirtschaftswachstum<br />

eine unverzichtbare Voraussetzung für erfolgreiche<br />

Armutsbekämpfung ist. Vom gesamtwirtschaftlichen<br />

Wachstum profitieren die Armen jedoch nur dann, wenn die<br />

Ressourcen gleichmäßiger verteilt sind: Mit Investitionen in<br />

Bildung und Gesundheit, mehr Gleichberechtigung, Rechtsstaatlichkeit,<br />

guter Regierungsführung, effizienten staatlichen<br />

Organisationen und verbessertem Marktzugang für<br />

die Armen werden dafür die geeigneten Rahmenbedingungen<br />

geschaffen.<br />

2. DIE ARMEN HABEN EIN RECHT<br />

AUF POLITISCHE TEILHABE<br />

Arme benötigen Mitsprache im politischen und gesellschaftlichen<br />

Leben, um ihre Interessen geltend zu machen.<br />

Die Möglichkeit von Armen, an politischen Prozessen und<br />

Entscheidungen mitzuwirken, muss deshalb gestärkt werden<br />

(„Empowerment“). Prozesse der Dezentralisierung, die derzeit<br />

in vielen Ländern stattfinden, bieten dafür vielfältige<br />

Ansatzpunkte. Die Demokratisierung der Gesellschaft wird<br />

durch Stärkung lokaler Entscheidungsstrukturen gefördert.<br />

Außerdem müssen staatliche Institutionen sich stärker an<br />

den Bedürfnissen der Armen orientieren, effizienter arbeiten<br />

3.<br />

18<br />

und sich öffentlicher Kontrolle stellen. Die Verbesserung der<br />

nationalen Rechtssysteme, der Abbau sozialer Barrieren und<br />

die Bekämpfung der weitverbreiteten Korruption sind<br />

weitere wichtige Voraussetzungen für die politische und gesellschaftliche<br />

Mitwirkung von Armen.<br />

3. ARME MÜSSEN SICH GEGENÜBER<br />

RISIKEN ABSICHERN KÖNNEN<br />

Schließlich brauchen gerade die Armen Sicherheit<br />

(„Security“) gegenüber wirtschaftlichen und sozialen Risiken.<br />

Sie sind gegenüber Krankheiten, Ernte- oder Einkommensausfall,<br />

ökonomischen Schocks, Naturkatastrophen und Konflikten<br />

besonders anfällig. Krisen- und Konfliktprävention<br />

auf nationaler und internationaler Ebene sowie soziale Sicherungssysteme<br />

tragen zu einer höheren Sicherheit bei. Die<br />

Beschäftigungsförderung kombiniert mit sicheren Anlagemöglichkeiten<br />

für Ersparnisse, der verbesserte Zugang zu<br />

Krediten und die Förderung lokaler Solidarstrukturen wirken<br />

ebenfalls in diesem Sinne. Auch auf Arme fokussierte Maßnahmen<br />

in den Bereichen Bildung, Umweltschutz und Landwirtschaft<br />

sind von Bedeutung, wenn sie das Selbsthilfepotenzial<br />

von Armen stärken. Öffentliche Maßnahmen des<br />

Wiederaufbaus nach Kriegen oder Naturkatastrophen sollen<br />

den Friedensprozess stärken bzw. vor allem die stärker verletzbare<br />

arme Bevölkerung unterstützen.<br />

Empowerment – Die Zivilgesellschaft an Entscheidungen beteiligen.


Das gemeinsame internationale Ziel der Armutsbekämpfung<br />

erfordert eine kohärente Politik der Industrieländer,<br />

die über die Entwicklungszusammenarbeit hinaus<br />

auch andere Politikfelder, z. B. die Handelspolitik, einbezieht.<br />

Die Industrieländer sind bestrebt, die Kohärenz ihrer politischen<br />

Richtlinien – insbesondere bezüglich der Öffnung ihrer<br />

Märkte – zu verbessern; allerdings ist dies aufgrund unterschiedlicher<br />

Interessen ein sehr langwieriger und schwieriger<br />

Prozess. Ferner soll die Zusammenarbeit intensiviert und die<br />

Mittelvergabe auf Entwicklungsländer mit politischem Willen<br />

zur Armutsbekämpfung konzentriert werden.<br />

AKTIVITÄTEN AUF MULTILATERALER EBENE<br />

Weltbank und regionale <strong>Entwicklungsbank</strong>en fördern<br />

armutsminderndes Wirtschaftswachstum durch die Finanzierung<br />

von Investitionen in die wirtschaftliche und soziale Entwicklung.<br />

In Kooperation mit dem Internationalen Währungsfonds<br />

(IWF) unterstützen sie strukturelle Reformen, die<br />

in vielen Ländern eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiche<br />

Investitionen darstellen. Im Rahmen der erweiterten<br />

HIPC-Initiative werden armen hochverschuldeten Ländern<br />

Schulden erlassen, damit sie – anstatt Tilgungen und Zinsen<br />

zu zahlen – diese Mittel zugunsten der Armen investieren<br />

können. Als Voraussetzung müssen die Regierungen der Entwicklungsländer<br />

in Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft<br />

so genannte „Poverty Reduction Strategy Papers“ (PRSP) eigenverantwortlich<br />

erarbeiten. Diese werden darüber hinaus in<br />

Zukunft Bedingung für neue Finanzierungen durch Weltbank<br />

oder IWF sein. Die vom IWF verwaltete Armutsbekämpfungsund<br />

Wachstumsfazilität stellt den Entwicklungsländern Darlehen<br />

zu Vorzugskonditionen zur Unterstützung bei der Umsetzung<br />

einer armutsmindernden und wachstumsorientierten<br />

Politik bereit. Die Realisierung des PRSP-Prozesses in den<br />

Entwicklungsländern erfordert ein hohes Maß an Geduld und<br />

Engagement auf allen Seiten: Weder ist die Mitsprache oder<br />

gar die Beteiligung der Zivilgesellschaft überall selbstverständlich,<br />

noch können angesichts der knappen Zeit alle<br />

PRSPs in einem breiten gesellschaftlichen Konsens erarbeitet<br />

werden. Darüber hinaus steht die entscheidende Phase, nämlich<br />

die konsequente Umsetzung der Programme, noch aus.<br />

Die Gebergemeinschaft wird sich daher in Zukunft verstärkt<br />

mit der Frage des koordinierten Vorgehens gegenüber denjenigen<br />

Empfängerländern auseinander setzen müssen, deren<br />

3.<br />

II. Internationale Allianz gegen die Armut – die Umsetzung<br />

PRSPs die Mindestanforderungen nicht erfüllen bzw. deren<br />

Umsetzung unzureichend ist.<br />

Auch die Europäische Union (EU) hat Armutsbekämpfung<br />

zum zentralen Ziel ihrer Kooperationspolitik mit allen<br />

Entwicklungsländern erklärt. Sie will dieses Ziel durch eine<br />

stärkere Integration der Entwicklungsländer in die Weltwirtschaft,<br />

das Eintreten für Menschenrechte, Demokratie und<br />

Rechtsstaatlichkeit sowie für eine stärkere Ausrichtung der<br />

Politik ihrer Partnerländer auf nachhaltige Entwicklung erreichen.<br />

Das neue Abkommen der EU mit den Staaten Afrikas,<br />

der Karibik und des Pazifiks (AKP) greift die neue Ausrichtung<br />

der EU auf Reformpolitik und internationale Entwicklungsziele<br />

bereits auf.<br />

AKTIONSPROGRAMM DER BUNDESREGIERUNG<br />

Die Bundesregierung stellt in ihrem „Aktionsprogramm<br />

2015“ die Aktivitäten vor, die zur Erreichung des Weltentwicklungsziels<br />

„Halbierung des Anteils der armen Bevölkerung<br />

in der Welt bis zum Jahre 2015“ beitragen sollen. Für sie<br />

ist Armutsbekämpfung eine „überwölbende Aufgabe und Bestandteil<br />

aller vier Dimensionen nachhaltiger Entwicklung“<br />

(soziale Gerechtigkeit, wirtschaftliche Leistungsfähigkeit,<br />

demokratische und rechtstaatliche Ordnung, ökologische<br />

Verträglichkeit). Sie setzt dabei vor allem auf den Dialog mit<br />

Partnerregierungen und gesellschaftlichen Kräften in den<br />

einzelnen Ländern sowie auf deren Pläne und Strategien<br />

(PRSPs). Programme, die an den Ursachen der Armut ansetzen<br />

und Strukturreformen unterstützen, sollen vorrangig gefördert<br />

werden. Dabei will die deutsche EZ eng mit anderen<br />

bilateralen Gebern, der EU sowie den multilateralen Entwicklungsorganisationen<br />

zusammenarbeiten. Die <strong>KfW</strong> hat an der<br />

Erarbeitung des Aktionsprogramms mitgewirkt und bringt in<br />

die Umsetzung ihre Kompetenz und ihr Engagement aus fast<br />

40 Jahren Finanzieller Zusammenarbeit mit derzeit über 100<br />

Ländern ein.<br />

19


Projektbeispiele<br />

Burkina Faso: Zugang zu Kapital schaffen – Entwicklung von unten in Gang setzen<br />

Burkina Faso ist eines der ärmsten Länder der Welt.<br />

Hilfe zur Selbsthilfe ist ein Weg aus der Armut. Die <strong>KfW</strong><br />

unterstützt deshalb gemeinsam mit dem DED Selbsthilfemaßnahmen<br />

in 6 Provinzen im Osten des Landes, mit denen<br />

etwa eine Mio Menschen, überwiegend arme Kleinbauern,<br />

ihre Lebensbedingungen verbessern können.<br />

In Zusammenarbeit mit dem nationalen Sparkassenverband<br />

hat die <strong>KfW</strong> verschiedene Kleinkreditfonds u. a. zur<br />

Förderung der Wirtschaftstätigkeit von Frauen eingerichtet.<br />

Soziale und wirtschaftliche Infrastruktureinrichtungen wie<br />

Grundschulen, Gesundheitsstationen und Dorfmärkte werden<br />

ebenfalls finanziert. Die Fondsmittel können auch für die<br />

Verbesserung der Verkehrsanbindung eingesetzt werden.<br />

Ferner finanziert die <strong>KfW</strong> den Bau und Betrieb von Getreide-<br />

Trotz erheblicher Anstrengungen des Staates, den Bildungsstand<br />

zu verbessern, fehlt es im Jemen an Klassenzimmern.<br />

Der Unterricht wird in maroden Gebäuden, einfachen<br />

Hütten und sogar im Freien abgehalten, häufig in<br />

sehr großen Klassen und im Schichtbetrieb. Daher können<br />

nicht alle schulpflichtigen Kinder die Grundschule besuchen.<br />

Viele Eltern verzichten darauf, insbesondere ihre Töchter zur<br />

Schule zu schicken, wenn die Unterrichtsräume nicht gesellschaftlichen<br />

(z. B. abgegrenztes, nicht einsehbares Schulgrundstück)<br />

oder hygienischen Standards entsprechen. Viele<br />

Mädchen haben deshalb keinen Zugang zu Bildung: Die<br />

Nettoeinschulungsrate der Mädchen liegt bei nur 42 % aller<br />

Schulpflichtigen (Jungen: 72 %). Eine unzureichende Bildung<br />

begrenzt die Möglichkeiten zur gesellschaftlichen und politischen<br />

Teilhabe sowie Arbeits- und Einkommensperspektiven.<br />

Für die betroffenen Kinder und ihre Familien wird der Weg<br />

aus der Armut damit ungleich schwieriger.<br />

Ziel eines FZ-Vorhabens in den Provinzen Ibb und<br />

Abyan ist daher, Schulraum durch den Neubau von Klassenzimmern<br />

und die Sanierung bestehender Schulen zu schaffen.<br />

Der Beitrag der FZ seit 1998 beträgt rund 6 Mio EURO.<br />

Gleichzeitig unterstützt die Technische Zusammenarbeit (TZ)<br />

die Mobilisierung von Elternräten, die Fortbildung von Leh-<br />

Jemen: Bildung Raum geben<br />

20<br />

speichern und hilft dadurch, saisonale Versorgungsengpässe<br />

zu überbrücken. Die Maßnahmen werden durchweg in Zusammenarbeit<br />

mit burkinischen Nichtregierungsorganisationen<br />

durchgeführt, die eine besondere Kenntnis der prioritären<br />

Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung haben.<br />

Das Vorhaben verbessert nicht nur unmittelbar die materiellen<br />

Lebensbedingungen der Bevölkerung, sondern stärkt<br />

auch die lokalen Strukturen. Dies erleichtert den Menschen<br />

die Einbindung in ein dezentral organisiertes Gemeinwesen,<br />

das ihnen mehr und mehr Verantwortung und Entscheidungskompetenz<br />

überträgt. Der direkte FZ-Beitrag des langfristig<br />

angelegten Programms beträgt etwa 1,5 Mio EURO pro<br />

Jahr. Flankierend stehen FZ-Mittel für Infrastrukturinvestitionen<br />

zur Verfügung.<br />

rern und Multiplikatoren sowie die Entwicklung geeigneter<br />

Curricula zur Umwelt- und Gesundheitserziehung. Das dezentrale<br />

und partizipative Durchführungskonzept, d. h. die<br />

Einbindung funktionsfähiger Elternräte in die Baumaßnahmen,<br />

ist wichtig für den Projekterfolg. Die Elternräte planen<br />

nicht nur die Einzelmaßnahmen mit, sondern nehmen Abrissund<br />

Sanierungsarbeiten selbst vor oder vergeben diese an lokale<br />

Handwerker. Das große Engagement der Elternbeiräte<br />

und Gemeinden hat dazu geführt, dass das Projektziel quantitativ<br />

und qualitativ weit übertroffen wurde: Insgesamt<br />

konnten 650 Klassenräume saniert (+62 %) bzw. 270 Klassenräume<br />

neu gebaut (+40 %) und ausgestattet werden. Hinzu<br />

kommen Umfassungsmauern, Toiletten und Nebenräume.<br />

Schulmöbel werden von der jemenitischen Regierung bereitgestellt.<br />

Bereits kurz nach Abschluss der Baumaßnahmen ist<br />

absehbar, dass das Projekt mehr Kindern, insbesondere Mädchen,<br />

den Schulbesuch ermöglicht, denn die neuen Raumkapazitäten<br />

werden voll genutzt. Das Durchführungskonzept<br />

stärkt ferner das Selbsthilfepotenzial der begünstigten Bevölkerung.<br />

An diese Erfolge soll nun eine zweite Projektphase<br />

mit einem FZ-Beitrag von 5 Mio EURO anknüpfen.


Empowerment: Durch Schulbildung Mädchen für das Leben qualifizieren.<br />

Armut ist eine unmittelbare Folge von Krieg. In El Salvador<br />

wurde im Januar 1992 ein zehnjähriger, blutiger Bürgerkrieg<br />

beendet. Nach Kriegsende war die Wirtschaft am Boden<br />

und die Gesellschaft gespalten. Die internationale Gebergemeinschaft<br />

stellte zügig umfangreiche Mittel bereit, um<br />

die zerstörte Infrastruktur aufzubauen, die Wirtschaft zu beleben<br />

und die Spaltung der Gesellschaft zu verringern. Gleichzeitig<br />

musste die schwierige Aufgabe bewältigt werden, das<br />

Misstrauen der Ex-Guerilleros und der ihnen verbundenen<br />

Gruppen gegenüber dem Staat abzubauen, den sie vorher<br />

mit militärischen Mitteln bekämpft hatten. Die Lebensbedingungen<br />

der Demobilisierten waren außerordentlich schwierig.<br />

Sie hatten weder Arbeit noch Einkommen und wurden zunächst<br />

von karitativen Organisationen unterhalten.<br />

Um den Friedensprozess zu unterstützen und die ehemaligen<br />

Kämpfer in das zivile Leben zu integrieren, förderte<br />

die <strong>KfW</strong> zwischen 1993 und 1996 ein Ansiedlungsprogramm<br />

für 2.000 Ex-Guerrilleros und ihre Familien. Hierfür wurden<br />

5 Mio EURO als Zuschuss der FZ bereitgestellt. Das Projekt<br />

basierte auf Selbsthilfe: In Gemeinschaftsarbeit bauten die<br />

El Salvador: Zurück ins zivile Leben<br />

Projektbeispiele<br />

Ex-Guerrilleros Einfachwohnhäuser in 75 Siedlungen. Ergänzend<br />

stellte der Staat die soziale und wirtschaftliche Infrastruktur<br />

sowie Grund und Boden für Kleinlandwirtschaft zur<br />

Verfügung. Die Begünstigten wurden beim Wohnungsbau<br />

auf vielfältige Weise von der privaten Entwicklungsorganisation<br />

FUNDASAL unterstützt, dem Träger des Projekts.<br />

Die Evaluierung ergab, dass die Ansiedlung der 2.000<br />

Familien dauerhaft gelungen ist. Fast alle Häuser sind noch<br />

von den gleichen Familien bewohnt, die zu Beginn des Projektes<br />

ausgewählt worden waren. Auch wenn das Gewaltpotenzial<br />

in El Salvador insgesamt weiterhin hoch ist, gehen<br />

von den Siedlungen keine gewalttätigen Konflikte aus. Das<br />

FZ-Projekt hat einen wesentlichen Beitrag zur Integration<br />

der ehemaligen Guerilleros in das zivile Leben und somit zur<br />

Bewältigung der Folgen des kriegerischen Konflikts geleistet.<br />

Es hat ferner geholfen, den Friedens- und Versöhnungsprozess<br />

abzusichern. Der soziale Wohnungsbau wird inzwischen<br />

mit fünf armutsorientierten FZ-Programmen über FUNDASAL<br />

gefördert und bildet einen Schwerpunkt der Entwicklungszusammenarbeit<br />

mit El Salvador.<br />

21


Projektbeispiel<br />

Als erstes lateinamerikanisches Land wurde Bolivien im<br />

Jahre 2000 in die erweiterte HIPC-Entschuldungsinitiative<br />

aufgenommen. Danach sollen Bolivien im Laufe der nächsten<br />

15 Jahre Schulden in Höhe von nominal rd. 1,3 Mrd USD erlassen<br />

werden. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die bolivianische<br />

Regierung eine partizipativ erarbeitete Politikstrategie<br />

zur Armutsminderung (Poverty Reduction Strategy<br />

– PRS) vorlegt.<br />

Im Januar 2000 präsentierte die bolivianische Regierung<br />

ein vorläufiges Strategiepapier und qualifizierte sich<br />

damit für die erweiterte HIPC-Entschuldungsinitiative. Dies<br />

war der Startschuss für die Erarbeitung einer umfassenden<br />

PRS. Zunächst wurden Vertreter von Zivilgesellschaft und Politik<br />

– auf Gemeinde-, Provinz- und nationaler Ebene – im<br />

Rahmen eines „Nationalen Dialogs zur Armutsbekämpfung“<br />

bis zum September 2000 konsultiert. Auf der Grundlage der<br />

Dialogergebnisse sowie einer aktuellen Analyse der Armutssituation<br />

im Lande folgte dann die Ausarbeitung der eigentlichen<br />

Strategie. Die PRS soll nicht nur über die Verwendung<br />

der aus der Entschuldung frei werdenden Mittel bestimmen.<br />

Sie soll auch die künftige langfristige Regierungspolitik<br />

beschreiben und damit den Orientierungsrahmen für die<br />

weitere Entwicklungszusammenarbeit mit Bolivien vorgeben.<br />

Die Strategie zielt darauf ab, den Anteil der Armen im Lande<br />

innerhalb der nächsten 15 Jahre von über 60 % auf 40 % zu<br />

reduzieren. Dieses Ziel soll durch eine sektorale Konzentration<br />

der öffentlichen Ausgaben auf armutsorientierte Bereiche,<br />

institutionelle Reformen und verstärkte Dezentralisierung<br />

sowie die Erhöhung der staatlichen Einnahmen durch<br />

Verbesserung des Steuersystems erreicht werden.<br />

Bolivien hat den PRS-Prozess inhaltlich und organisatorisch<br />

eigenverantwortlich gestaltet und durchgeführt; die<br />

Gebergemeinschaft hat ihn mit Beratung und finanziellen<br />

Ressourcen unterstützt. Wie schwierig derartige Prozesse<br />

unter den gegebenen Armutsbedingungen sind, haben<br />

zwischenzeitlich aufgetretene innenpolitische Unruhen gezeigt.<br />

Bolivien: Entschuldung zugunsten der Armen<br />

22<br />

Auch die <strong>KfW</strong> unterstützt diesen Prozess: Sie wertet die<br />

Zwischenergebnisse des Prozesses aus und bringt sich u. a.<br />

über das <strong>KfW</strong>-Büro in La Paz in die Diskussion mit der bolivianischen<br />

Regierung und den Gebern ein. Ferner informiert<br />

die <strong>KfW</strong> die deutschen EZ-Institutionen und auch die deutsche<br />

Öffentlichkeit über den laufenden Prozess der PRS-<br />

Erstellung. Die in Bolivien gewonnenen Erfahrungen bilden<br />

eine wesentliche Grundlage für die Begleitung und Umsetzung<br />

von Strategien zur Armutsminderung durch die deutsche<br />

EZ in anderen Ländern.<br />

Wichtig für eine armutsorientierte Entwicklung eines<br />

Landes ist die Verknüpfung von wirtschaftlichem Wachstum<br />

mit einer auf Armutsminderung ausgerichteten Politik. Zwar<br />

verzeichnete die bolivianische Wirtschaft nach der Umsetzung<br />

makroökonomischer und struktureller Reformen jährliche<br />

wirtschaftliche Wachstumsraten von durchschnittlich<br />

rd. 4 %, dennoch leben auch heute noch über 60 % der Bevölkerung<br />

unterhalb der Armutsgrenze. Vor diesem Hintergrund<br />

unterstützt die <strong>KfW</strong> die bolivianischen Partner dabei,<br />

ein anwendungsorientiertes Politikberatungsmodell zu entwickeln.<br />

Damit wird der bolivianischen Regierung ein Instrument<br />

an die Hand gegeben, armutsrelevante Auswirkungen<br />

ihrer künftigen Stabilisierungs- und Strukturpolitik abzuschätzen<br />

und diese sozial verträglich zu gestalten. Die damit<br />

gewonnenen Erfahrungen sollen auch der Unterstützung von<br />

Reformprozessen in anderen HIPC-Ländern zugute kommen.


KEINE ARMUTSMINDERUNG OHNE<br />

STRUKTURELLE REFORMEN<br />

Der Finanziellen Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern<br />

liegen die Konzepte und Strategien der Bundesregierung<br />

zugrunde. Sie unterstützt die Ergebnisse der globalen<br />

UN-Konferenzen zur Sozialentwicklung, zur Umwelt, zur<br />

Gleichberechtigung und zur Achtung der Menschenrechte.<br />

Das Armutskonzept der Bundesregierung vertritt heute in<br />

enger Übereinstimmung mit dem Weltentwicklungsbericht<br />

2000 der Weltbank ein breites Verständnis von Armut (s. S. 19).<br />

Maßnahmen zur Armutsbekämpfung müssen an den Ursachen<br />

von Armut ansetzen. Dazu sind strukturelle Reformen zur Veränderung<br />

ökonomischer, sozialer und politischer Rahmenbedingungen<br />

unter Berücksichtigung der Belange der Armen<br />

erforderlich. Darauf wirkt die FZ im Politikdialog hin (s. Beispiel<br />

der Begleitung des PRSP-Prozesses in Bolivien auf S. 22).<br />

Neben der Finanzierung von Investitionsvorhaben werden in<br />

enger Zusammenarbeit mit der Partnerregierung zumeist<br />

sektorale institutionelle und rechtliche Reformen eingeleitet,<br />

bestehende effizienzhemmende Regelungen reformiert oder<br />

sozialverträgliche Tarifsysteme für Infrastrukturen konzipiert<br />

und eingeführt.<br />

FZ-PROJEKTE SIND ARMUTSORIENTIERT<br />

Dass Wirtschaftswachstum eine notwendige – wenn<br />

auch nicht hinreichende – Bedingung für eine armutsorientierte<br />

Entwicklung darstellt, ist heute international anerkannt.<br />

Die Erfahrung in der FZ zeigt, dass entwicklungsfördernde<br />

nationale Strukturen in den Partnerländern die<br />

wesentliche Voraussetzung für eine wirksame Armutsbekämpfung<br />

sind. Daher sollten besonders die Länder unterstützt<br />

werden, die eine entwicklungs- und reformorientierte<br />

Politik verfolgen. Der Veränderung entwicklungshemmender<br />

Rahmenbedingungen kommt dabei eine besondere Bedeutung<br />

zu. Die Länder müssen selbst die Hauptakteure der<br />

armutsorientierten Entwicklung sein und eine eigene Strategie<br />

für armutsorientiertes Wirtschaftswachstum entwickeln.<br />

Wo diese Bedingungen nicht erfüllt werden, bleiben die<br />

Möglichkeiten der Entwicklungszusammenarbeit beschränkt.<br />

In der deutschen EZ wird der Beitrag der einzelnen Vorhaben<br />

zur Armutsminderung seit Mitte der neunziger Jahre<br />

schon bei der Projektvorbereitung systematisch untersucht.<br />

3.<br />

III. Armutsbekämpfung in der Finanziellen Zusammenarbeit<br />

Bei Vorhaben, die sich direkt an arme Bevölkerungsschichten<br />

wenden (z. B. ländliche Wasserversorgung), wird in der Prüfungspraxis<br />

der FZ bereits früh eine detaillierte Zielgruppenanalyse<br />

durchgeführt. Dies ist eine Voraussetzung dafür, zielgerichtete<br />

Maßnahmen nach den Bedürfnissen der Armen zu<br />

planen und später eine systematische Analyse armutsbezogener<br />

Projektwirkungen durchzuführen. Die dabei gewonnenen<br />

Erfahrungen dienen einer Verbesserung des FZ-Instrumentariums<br />

zugunsten der Armen.<br />

Bei der Armutsanalyse werden in der deutschen EZ drei<br />

Projekttypen unterschieden:<br />

• Vorhaben der unmittelbaren Armutsbekämpfung sind<br />

auf Zielgruppen mit signifikantem Anteil armer Menschen<br />

ausgerichtet. Entweder fördern sie Eigenverantwortung<br />

und Selbstorganisation bei der Verbesserung der Lebensbedingungen<br />

direkt, oder sie fördern die Mitwirkung<br />

der Zielgruppe am Vorhaben – etwa bei sozialen Grunddiensten.<br />

Zu diesem Typ gehören die Sozialfonds (S. 27)<br />

und die Projektbeispiele Selbsthilfefonds in Burkina<br />

Faso (S. 20) und ländliche Wasserversorgung in Malawi<br />

(S. 25). Von 1996 bis 2000 betrug der Anteil der Vorhaben<br />

unmittelbarer Armutsbekämpfung 32 % aller Zusagen;<br />

im Jahr 2000 ist er auf 38 % gestiegen.<br />

• Bei Vorhaben der übergreifenden Armutsbekämpfung auf<br />

Makro- und Sektorebene profitieren Arme in nennenswertem<br />

Umfang aus den indirekten Projektwirkungen, d. h.<br />

23<br />

Den Zugang zu Gesundheitseinrichtungen für Arme verbessern.


Die Sicherung indigener Landrechte dient der unmittelbaren Armutsbekämpfung und dem globalen Umweltschutz.<br />

•<br />

über plausibel nachvollziehbare strukturelle Wirkungsketten<br />

lässt sich eine Verbesserung der Lebensbedingungen<br />

der Armen durch das Projekt ableiten. Zu diesem Typ<br />

gehört das Projektbeispiel Stromversorgung in Nepal<br />

(S. 30) und die Social Marketing Programme zur HIV/AIDS-<br />

Bekämpfung (S. 32). Der Anteil der Vorhaben der übergreifenden<br />

Armutsbekämpfung betrug durchschnittlich<br />

17 % in den letzten fünf Jahren bzw. 18 % in 2000.<br />

Vorhaben mit allgemein entwicklungspolitischer Ausrichtung<br />

tragen bei entwicklungsfördernden Rahmenbedingungen<br />

– wie im Abschnitt I (S. 18) beschrieben –<br />

zur Dynamisierung der Wirtschafts- und Sozialentwicklung<br />

und damit über komplexe, weniger direkt ableitbare<br />

Wirkungsketten zur Armutsbekämpfung bei. Sie werden<br />

aufgrund entwicklungspolitischer Förderkriterien über die<br />

FZ finanziert. Der Anteil dieses Projekttyps betrug durchschnittlich<br />

50 % in 1996 bis 2000 und sank auf 44 % in<br />

2000. Da die vorgestellten Projektbeispiele aufgrund ihres<br />

erkennbaren Beitrags zur Armutsbekämpfung ausgewählt<br />

24<br />

wurden, wurde auf die Darstellung von Vorhaben mit allgemein<br />

entwicklungspolitischer Ausrichtung in diesem<br />

Jahresbericht verzichtet.<br />

FZ-Projekte sind armutsorientiert: Rund 50 % der Zusagen<br />

in den letzten 5 Jahren (1996 bis 2000) und 56 % im<br />

Jahr 2000 waren der Armutsbekämpfung gewidmet. Der<br />

Anteil der armutsorientierten Vorhaben ist demnach im Vergleich<br />

zu den allgemein entwicklungspolitisch ausgerichteten<br />

Vorhaben mit indirektem Armutsbezug gestiegen.<br />

AKTIVITÄTEN DER<br />

FINANZIELLEN ZUSAMMENARBEIT<br />

WIRTSCHAFTSWACHSTUM ARMUTSORIENTIERT GESTALTEN<br />

Um deutliche Erfolge bei der Armutsbekämpfung zu<br />

erzielen, muss die wirtschaftliche Dynamik und Leistungsfähigkeit<br />

in den Entwicklungsländern zunehmen. Die Voraus-


Indien und Malawi: Gesundheit und Hygiene durch sauberes Wasser<br />

Indien: Die Trinkwasserversorgung der ländlichen Bevölkerung<br />

in Indien ist häufig sehr schlecht. Eine ordnungsgemäße<br />

Abwasserentsorgung fehlt auf dem Lande fast völlig.<br />

Entsprechend weit verbreitet sind wasserbezogene Krankheiten<br />

(Durchfall-, Wurmerkrankungen etc.). Diese Situation<br />

fand die <strong>KfW</strong> auch bei ihrer Projektprüfung in Rajasthan vor.<br />

Die FZ unterstützt daher ein Projekt zur Verbesserung<br />

der ländlichen Wasserversorgung in Rajasthan in einem Projektgebiet<br />

von ca. 20.000 km2 Wüste und Halbwüste im Norden<br />

des Unionsstaates. Armut ist hier weit verbreitet. Angesichts<br />

der lokal sehr knappen Wasserressourcen wird die<br />

Region an ein Fernwassersystem angeschlossen.<br />

Parallel hierzu begann die aus fünf Nichtregierungsorganisationen<br />

gebildete „Community Participation Unit“ damit,<br />

in den Dörfern die Menschen über das neue System und<br />

seine hygienischen Vorzüge aufzuklären. Ziel ist dabei, die<br />

Nutzer auf die Übernahme des Betriebes der Anlagen in<br />

finanzieller, technischer und organisatorischer Hinsicht vorzubereiten.<br />

Dazu haben sich Frauengruppen und Wasserkomitees<br />

gebildet, und ein Tarifsystem wurde entwickelt. Mit<br />

den FZ-Mitteln in Höhe von 69 Mio EURO werden 70 % der<br />

Investitionskosten finanziert; den Rest übernimmt die Regierung<br />

von Rajasthan. Von dem Projekt sollen 862.000 Menschen<br />

in 325 Dörfern und zwei Kleinstädten profitieren.<br />

Umstritten war lange Zeit die Erhöhung der Trinkwassertarife.<br />

Nachdem inzwischen jedoch die Menschen den<br />

Nutzen sauberen Wassers zu schätzen gelernt haben, ist die<br />

Bereitschaft zur Bezahlung der Tarife und zur Übernahme<br />

von Verantwortung erheblich gestiegen.<br />

Aufgrund der positiven Erfahrungen in über 100 Dörfern,<br />

die bisher an das System angeschlossen sind, ist das<br />

Projekt in Rajasthan und ganz Indien bereits zu einem<br />

Modellfall geworden, dessen Erfahrungen in andere Projekte<br />

einfließen.<br />

Projektbeispiele<br />

Malawi: Die extreme Armut der ländlichen Bevölkerung<br />

Malawis spiegelt sich auch im niedrigen Standard ihrer<br />

Wasser- und Sanitärversorgung wider: Nur etwa die Hälfte<br />

hat Zugang zu hygienisch unbedenklichem Trinkwasser, und<br />

nur etwa 5 % haben eine einfache Toilette.<br />

Ein 1998 abgeschlossenes FZ-Programm hat dazu beigetragen,<br />

die Situation von mehr als 90.000 Menschen – vorwiegend<br />

arme Subsistenzbauern im Süden des Landes – dauerhaft<br />

zu verbessern. Durch den Bau von fast 400 mit<br />

Handpumpen ausgestatteten Bohrbrunnen können sie sich<br />

heute ausreichend mit hygienisch unbedenklichem Trinkwasser<br />

versorgen.<br />

In dem Programm wurde die Dorfbevölkerung aktiv in<br />

die Standortwahl der Bohrbrunnen einbezogen. Voraussetzung<br />

für die Teilnahme war das Erbringen wesentlicher Vorleistungen:<br />

die Gründung eines Pumpenkomitees je Bohrbrunnen,<br />

dessen Mitglieder zur Hälfte aus Frauen bestehen<br />

müssen; die Einrichtung eines Fonds für Ersatzteile und<br />

Wartungsarbeiten; die Wahl von Pumpenwärtern, die mehrheitlich<br />

Frauen sein sollten. Eingesetzt wurde eine in Malawi<br />

übliche robuste Standardpumpe, die problemlos von den<br />

Pumpenkomitees gereinigt und gewartet werden kann.<br />

Die Ergebnisse sind ermutigend: Drei Jahre nach Abschluss<br />

des Programms sind etwa 97 % der Brunnen noch<br />

funktionsfähig. Die Pumpenkomitees arbeiten zufrieden<br />

stellend. Durch die Programmkonzeption wurde die Verantwortlichkeit<br />

der Nutzergemeinschaft gestärkt. Der finanziellen<br />

und personellen Schwäche staatlicher Institutionen in<br />

Malawi wurde durch die dezentrale Organisation Rechnung<br />

getragen. Das Vorhaben fügt sich gut in die von der malawischen<br />

Regierung verfolgte Strategie zur Reduzierung der<br />

Armut ein. Ferner konnte das Programm durch den Bau einfacher<br />

Toiletten die sanitären Verhältnisse verbessern und<br />

Hygienekenntnisse vermitteln. Die Gesamtkosten des aus<br />

FZ-Mitteln finanzierten Programms betragen 4,7 Mio EURO.<br />

25


setzungen dafür sind: ein höheres und breitenwirksames<br />

Wirtschaftswachstum, makroökonomische Stabilität, effiziente<br />

Märkte und Zugang zu Ressourcen und Infrastruktur. Die<br />

<strong>KfW</strong> unterstützt ihre Partnerländer dabei sowohl auf makroökonomischer<br />

Ebene im Kontext von Strukturanpassungen<br />

(z. B. bei der Reform von Finanzverwaltungen einschließlich<br />

der Budgetüberwachung), bei der Begleitung von Reformprozessen<br />

(s. PRSP-Beispiel Bolivien auf S. 22), als auch auf<br />

sektoraler Ebene (z. B. bei der sozialverträglichen Tarifgestaltung<br />

im Wasser- oder Energiesektor).<br />

MIT FINANZDIENSTLEISTUNGEN WIRTSCHAFTLICHE<br />

ENTFALTUNGSMÖGLICHKEITEN ERÖFFNEN<br />

Der Zugang zu Finanzdienstleistungen, insbesondere zu<br />

Krediten, macht wirtschaftliche Entfaltung überhaupt erst<br />

möglich. Arme bekommen jedoch meist von den lokalen Banken<br />

keinen Kredit, da sie keine Sicherheiten bieten können und<br />

die Banken keine Instrumente zur Einschätzung ihrer Kreditwürdigkeit<br />

haben. Aus diesem Grund scheitern in Entwicklungsländern<br />

viele Kleinstunternehmer und Selbstständige. Die<br />

Unterstützung arbeitsintensiver Programme eines Sozialfonds in Ägypten.<br />

26<br />

FZ unterstützt deshalb den Aufbau von Mikrofinanzinstituten,<br />

die sich gerade an diese Zielgruppe wenden. Die Armen bekommen<br />

durch die Mikrokredite die Chance, ihr Schicksal<br />

selbst in die Hand zu nehmen. Der Mikrofinanzansatz fördert<br />

somit im hohen Maße das Selbsthilfepotenzial von Armen<br />

(s. Projektbeispiel Burkina Faso auf S. 20). Ferner refinanziert<br />

die <strong>KfW</strong> Kredite für kleine und mittlere Unternehmen. Die Entwicklung<br />

und der Aufbau von leistungsfähigen Finanzsystemen,<br />

woran die <strong>KfW</strong> mit ihrem Engagement im Finanzsektor<br />

mitwirkt, schafft zudem Voraussetzungen für makroökonomische<br />

Stabilität, Dynamik des Wirtschaftswachstums<br />

und damit für eine wirksame Armutsminderung. Im Dialog mit<br />

der Partnerregierung wirkt die <strong>KfW</strong> auch auf eine Verbesserung<br />

von Bankenaufsicht und Insolvenzgesetzgebung hin.<br />

WIRTSCHAFTLICHE INFRASTRUKTUR AUSBAUEN –<br />

BESCHÄFTIGUNG UND EINKOMMEN SCHAFFEN<br />

Unterbeschäftigung und Arbeitslosigkeit insbesondere<br />

von jungen Menschen kennzeichnen die Situation in vielen<br />

Entwicklungsländern. In einem investitionsfreundlichen


Ägypten und Albanien: Fonds für eine armutsorientierte Entwicklung<br />

Ägypten: In den ländlichen Gebieten Mittel- und<br />

Oberägyptens lebt etwa die Hälfte der Menschen in Armut.<br />

Hohe Arbeitslosigkeit, mangelhafte Bildung sowie eine unzureichende<br />

Versorgung mit sauberem Wasser und Gesundheitsdiensten<br />

prägen dort die Lebensumstände. Die zu Beginn<br />

der 90er Jahre in Angriff genommenen, notwendig gewordenen<br />

wirtschaftlichen Reformen haben zu zusätzlichen<br />

Belastungen für die armen Bevölkerungsschichten geführt,<br />

etwa infolge des Abbaus von Subventionen und der Preisfreigabe<br />

bei einigen Gütern des Grundbedarfs.<br />

Um eine sozialpolitisch tragbare Entwicklung zu ermöglichen,<br />

wurde im Jahr 1991 der „Social Fund for Development<br />

(SFD)“ gegründet und zu einer schlagkräftigen Entwicklungsorganisation<br />

weiterentwickelt. Die Förderung des<br />

SFD durch die deutsche FZ begann im Jahr 1994 und beläuft<br />

sich bisher auf insgesamt 102 Mio EURO. Vorrangiges Ziel ist<br />

dabei die Schaffung von Beschäftigung und Einkommen zu<br />

Gunsten armer Bevölkerungsgruppen bei gleichzeitiger Beseitigung<br />

der wesentlichen Engpässe der Basisinfrastruktur.<br />

Über das „Public Works Program“ des SFD werden in<br />

besonders armen ländlichen Regionen lokale Kleinunternehmen<br />

damit beauftragt, örtliche Wasserversorgungsanlagen,<br />

Gesundheitsstationen, Schulen, Straßen oder Bewässerungskanäle<br />

zu erweitern oder zu sanieren. Die arbeitsintensive<br />

Bauweise führt zu einem temporären Beschäftigungseffekt,<br />

der durchschnittlich etwa der Beschäftigung von 6.000 Personen<br />

über 6 Jahre entspräche. Der gesamte Lohnkostenanteil<br />

beträgt etwa 40 Mio EURO bzw. 40–45 % des Auftragsvolumens.<br />

Dieser Betrag kommt überwiegend den<br />

eingesetzten örtlichen Arbeitskräften zugute. Die Lebensbedingungen<br />

von 5 Mio Menschen werden auf diese Weise<br />

spürbar verbessert.<br />

Projektbeispiele<br />

Albanien: Nach der Einleitung des Transformationsprozesses<br />

im Jahr 1991 erlitt das Land einen starken Schock.<br />

Das Bruttoinlandsprodukt ging um 50 % zurück; die Inflationsraten<br />

waren dreistellig. Trotz weitreichender Stabilisierungs-<br />

und Reformbemühungen der Regierung wurden die<br />

Anfangserfolge durch Unruhen infolge der so genannten<br />

„Pyramidengeschäfte“ (System illegaler Geldanlagen mit vermeintlich<br />

hohen Gewinnchancen, das aber schließlich zusammenbrach)<br />

weitgehend zunichte gemacht. Gegenwärtig<br />

verzeichnet Albanien eines der niedrigsten Pro-Kopf-Einkommen<br />

Europas. Am stärksten von der Armut betroffen ist<br />

die Bevölkerung auf dem Land. Dort sind Straßen, Wege,<br />

Wassersysteme sowie Gesundheitseinrichtungen, wenn überhaupt<br />

vorhanden, veraltet und meist unzureichend instand<br />

gehalten. Um hier Abhilfe zu schaffen, wurde im Jahr 1995<br />

der „Albanian Development Fund“ (ADF) gegründet. Zur<br />

Unterstützung dieses Fonds stellte die Bundesregierung über<br />

die <strong>KfW</strong> im Jahr 1999 insgesamt 3 Mio EURO als Zuschuss<br />

bereit.<br />

Seit Programmstart hat der ADF rund 25 Investitionsprojekte<br />

mit FZ-Mitteln gefördert. Unter aktiver Beteiligung<br />

der Bevölkerung wurden Projektvorschläge entwickelt. Die<br />

Umsetzung erfolgt mit Hilfe des aufkeimenden, regional<br />

ansässigen Klein- und Mittelgewerbes – mit z. T. erheblichen<br />

Beschäftigungseffekten. Hiervon profitieren insbesondere die<br />

ärmeren Bevölkerungsschichten. Die Kommunalverwaltungen<br />

und Gemeinden erbringen nicht nur einen Eigenbeitrag<br />

von 10 %, sondern verpflichten sich auch, den Betrieb der<br />

Anlagen zu sichern. So werden nicht nur die Lebensverhältnisse<br />

in den Gemeinden verbessert, sondern auch die<br />

regionale Wirtschaft und die Stellung der Kommunen gegenüber<br />

der Zentralregierung gestärkt.<br />

Mit Unterstützung der FZ macht z. B. das Dorf Ballagat<br />

im Süden des Landes seine Straße zum Nachbarort wetterfest:<br />

Es erneuert den Straßenbelag und baut fehlende Entwässerungskanäle<br />

am Straßenrand. Die Rekonstruktion der<br />

Straße steht kurz vor dem Abschluss. Ausgeführt werden die<br />

Arbeiten von einem Straßenbauunternehmen aus der Kreisstadt<br />

Lushnje.<br />

27


Eine bessere Straßenanbindung eröffnet neue soziale und wirtschaftliche<br />

Perspektiven.<br />

Klima einschließlich einer leistungsfördernden Steuerpolitik<br />

kann die Privatwirtschaft neue Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

schaffen. Die Realisierung scheitert oft an der unzureichenden<br />

Infrastruktur, z. B. der ineffizienten Energieversorgung<br />

und dem schlechten Zustand von Transport- und Kommunikationseinrichtungen.<br />

Diese Sektoren bilden für die <strong>KfW</strong> im<br />

Kontext der Armutsbekämpfung sinnvolle Ansatzpunkte für<br />

Investitionsförderung durch FZ-Mittel (s. Projektbeispiel<br />

Nepal auf S. 30). Mit der Finanzierung von Energieversorgungs-<br />

und Verkehrsvorhaben schafft sie eine wesentliche<br />

Voraussetzung für die wirtschaftliche Entwicklung auch<br />

armer Regionen. Angesichts knapper Finanzmittel ist hierbei<br />

eine strenge Projektauswahl erforderlich, bei der der Rehabilitierung<br />

bestehender Investitionen besondere Bedeutung<br />

zukommt.<br />

MIT SOZIALER INFRASTRUKTUR<br />

LEBENSBEDINGUNGEN VERBESSERN<br />

Zugang zu Wasserversorgung und sozialen Grunddiensten<br />

des Bildungs- und Gesundheitsbereichs (soziale Infrastruktur)<br />

sind elementare Voraussetzungen zur Verbesserung<br />

der Lebensbedingungen und -chancen und damit zur Armutsminderung.<br />

Grundbildung z. B. ist zudem für Arme, insbesondere<br />

Mädchen, meist der erste Schritt in Richtung „Empower-<br />

28<br />

ment“ (s. Projektbeispiel Jemen auf S. 20). Gleichzeitig entfalten<br />

sich privatwirtschaftliche Aktivitäten dort besser, wo<br />

soziale Infrastruktur existiert. Die <strong>KfW</strong> fördert deshalb mit<br />

Mitteln der FZ den Bau, die Rehabilitierung, die Ausrüstung<br />

und den Betrieb ländlicher und städtischer Wasserversorgungssysteme,<br />

Kläranlagen, Schulen und Gesundheitseinrichtungen<br />

(s. Projektbeispiele Malawi und Indien auf S. 25).<br />

Vermehrt wird durch die Kooperation mit privaten Unternehmen<br />

ein kostengünstiger und effizienter Betrieb sowie die<br />

Instandhaltung sichergestellt.<br />

Auch Finanzierungsmodelle im Rahmen von Sozialfonds<br />

haben sich bewährt, vor allem bei schwachen zentralen<br />

Trägerstrukturen im Partnerland. Ihre dezentrale Durchführung<br />

begünstigt die Mitwirkung der lokalen Bevölkerung<br />

und ihrer kommunalen Repräsentanten an der Planung<br />

und Durchführung von Projekten der sozialen Infrastruktur<br />

(s. Projektbeispiele Ägypten und Albanien auf S. 27). Allerdings<br />

bedeutet der verstärkte Ausbau von Gesundheits- und<br />

Bildungseinrichtungen in den ärmsten Ländern eine erhebliche<br />

Budgetbelastung. Daher sind Maßnahmen zur Wirtschaftsförderung,<br />

die erhöhte Steuereinnahmen ermöglichen, von<br />

besonderer Bedeutung.<br />

WIEDERAUFBAU NACH KRISENSITUATIONEN<br />

IN GANG SETZEN<br />

In Krisensituationen – nach Naturkatastrophen und<br />

bewaffneten Konflikten – muss der Lebensunterhalt der betroffenen<br />

Bevölkerungsgruppen dauerhaft gesichert werden.<br />

In diesen Fällen haben sich – im Anschluss an erste Nothilfen<br />

– Maßnahmen der Arbeitsbeschaffung als sinnvoll erwiesen,<br />

durch die die Betroffenen ihren Lebensunterhalt selbst erwirtschaften<br />

können und nicht fortdauernd auf Sozialhilfe<br />

und Lebensmittelverteilung angewiesen sind. Die Finanzierung<br />

von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen aus FZ-Mitteln<br />

zum Wiederaufbau zerstörter oder beschädigter Infrastruktur<br />

(Wege und Straßen, Wasserversorgung, Schulen, Gesundheitseinrichtungen),<br />

teilweise in Kooperation mit „Food<br />

for Work“-Programmen (s. Projektbeispiel Kambodscha auf<br />

S. 31), sowie Maßnahmen des Einfachwohnungsbaus (s. Projektbeispiel<br />

El Salvador auf S. 21) stellen relativ schnell<br />

wirkende Ansätze für den Wiederaufbau dar, bei denen die<br />

Betroffenen direkt beteiligt werden können.


So unterstützte die Bundesregierung Honduras und<br />

Nicaragua vor dem Hintergrund der Verwüstungen des Hurrikans<br />

„Mitch“ mit FZ-Mitteln in Höhe von 17 Mio EURO für<br />

den Wiederaufbau der zerstörten oder schwer beschädigten<br />

Infrastruktur (Schulen, Gesundheitseinrichtungen, Wege) sowie<br />

den Einfachwohnungsbau.<br />

FLÄCHENDECKEND UND BREITENWIRKSAM VORGEHEN<br />

Ziel von FZ-finanzierten Investitionen ist eine möglichst<br />

breitenwirksame Entwicklungsförderung auf der Grundlage<br />

von beispielhaften Vorhaben und die Vermeidung von Insellösungen<br />

bzw. Einzelvorhaben, die gesamtwirtschaftlich gesehen<br />

schwer zu rechtfertigen sind. Auch bei sozialen Grunddiensten<br />

orientiert sich die FZ daher am ökonomisch<br />

Machbaren. Die HIV/AIDS-Epidemie hat sich in den vergangenen<br />

zehn Jahren in vielen Entwicklungsländern zu einem<br />

herausragenden Entwicklungsproblem entwickelt. Flächendeckende<br />

Lösungsansätze sind erforderlich, deren Finanzierung<br />

nicht auf Dauer ausschließlich externen Gebern überlassen<br />

bleiben kann. Social-Marketing-Programme, durch die<br />

eine dauerhafte Versorgung zahlreicher Länder mit Verhütungsmitteln<br />

sichergestellt wird, haben sich in der FZ als<br />

überaus wirksame präventive Strategie durchgesetzt (s. Beispiel<br />

zur HIV/AIDS-Bekämpfung auf S. 32). Weitere Informationen<br />

zur HIV/AIDS-Bekämpfung in Afrika finden sich in der<br />

<strong>KfW</strong>-Broschüre „Aufklärung als Chance – Social Marketing<br />

als Weg“.<br />

GUTE REGIERUNGSFÜHRUNG FÖRDERN<br />

Partizipation, Effizienz, Rechenschaftspflicht und<br />

Transparenz sind Grundanforderungen für die Gestaltung<br />

von FZ-Vorhaben. Sie spielen bei der Vorbereitung und der<br />

einzel- und gesamtwirtschaftlichen Prüfung von Projekten<br />

unter Berücksichtigung der entwicklungspolitischen Grundsätze<br />

der Bundesregierung eine wichtige Rolle. Die <strong>KfW</strong><br />

überwacht die Durchführung und den Betrieb der Vorhaben,<br />

wobei sie – in Zusammenarbeit mit dem Projektträger – die<br />

Anwendung transparenter Ausschreibungs- und Vergabeverfahren<br />

und die Sicherstellung eines angemessenen Wettbewerbs<br />

bei Lieferungen und Leistungen gewährleistet. Stellen<br />

sich bei einer Projektprüfung Änderungen der sektoralen und<br />

sonstigen Rahmenbedingungen als notwendig für den Projekterfolg<br />

heraus, so tritt die <strong>KfW</strong> hierüber in einen Dialog<br />

mit dem Partnerland. Mittels Vereinbarungen über die Durchführung<br />

des Projekts oder Auflagen als Finanzierungsvoraussetzungen<br />

können notwendige Reformschritte verbindlich<br />

festgelegt werden. Damit trägt die FZ dazu bei, Prinzipien der<br />

guten Regierungsführung zu verankern.<br />

ARMUTSBEKÄMPFUNG IST AUCH<br />

IN SCHWELLENLÄNDERN WICHTIG<br />

Weltweite Armutsminderung erfordert auch Entwicklungsfinanzierung<br />

für große, bevölkerungsreiche Schwellenländer<br />

mit einem hohen Armenanteil, selbst wenn diese als<br />

Schwellenländer Zugang zum internationalen Kapitalmarkt<br />

haben. Die privaten Kapitalströme in diese Länder haben sich<br />

zwar im letzten Jahrzehnt verfünffacht. Sie fließen jedoch<br />

primär in kommerziell renditeträchtige Vorhaben vor allem<br />

in bereits weiter entwickelten Landesteilen. In den vom<br />

Privatsektor vernachlässigten, kommerziell unattraktiven Bereichen<br />

wie Bildung, Gesundheit, Wasservorhaben oder Umweltschutz<br />

kommt der FZ eine wichtige Bedeutung als Katalysator<br />

zu (s. Projektbeispiel China auf S. 30).<br />

Darüber hinaus kann die FZ – in Kombination mit<br />

Marktmittelbeimischungen – fortgeschrittene Entwicklungsländer<br />

bei einem umweltverträglichen wirtschaftlichen<br />

Wachstum unterstützen. So gewährleistet die <strong>KfW</strong> die Kontinuität<br />

der Zusammenarbeit auch im Kontext rückläufiger<br />

Haushaltsmittel und trägt über positive Beschäftigungs- und<br />

Einkommenswirkungen zur Armutsbekämpfung in diesen<br />

Ländern bei.<br />

FAZIT<br />

Die FZ verbindet die Förderung struktureller Maßnahmen<br />

für armutsorientiertes Wirtschaftswachstum mit der<br />

direkten Verbesserung der Lebensbedingungen armer Menschen<br />

in Entwicklungsländern. Aufgrund der Vielfältigkeit<br />

und Strukturwirksamkeit der Ansätze und Instrumente der<br />

Finanziellen Zusammenarbeit zur Armutsbekämpfung, der in<br />

bald vier Jahrzehnten erworbenen Kompetenz der <strong>KfW</strong> in<br />

diesem Bereich und der auf Eigenverantwortlichkeit der Entwicklungsländer<br />

ausgerichteten Verfahren der FZ kann die<br />

<strong>KfW</strong> das Aktionsprogramm der Bundesregierung zur Armutsbekämpfung<br />

in wirksamer Weise unterstützen.<br />

29


Projektbeispiele<br />

Nepal: Durch sichere Stromversorgung wirtschaftliches Wachstum ermöglichen<br />

Nepal ist eines der ärmsten Länder der Welt. Das Land<br />

verfügt kaum über Bodenschätze, und auch die landwirtschaftliche<br />

Produktion kann nur noch begrenzt gesteigert<br />

werden. Entwicklungspotenziale liegen – neben dem Tourismus<br />

– vor allem in der beschäftigungsintensiven Kleinund<br />

Mittelindustrie sowie im Export von Strom aus Wasserkraft<br />

nach Indien. Das Wasserkraftpotenzial des Landes ist<br />

sehr groß; es wird bisher nur geringfügig kommerziell genutzt.<br />

Stromabschaltung gehört in Nepal zur Tagesordnung.<br />

Mit Strom aus Wasserkraft Arbeitsplätze schaffen.<br />

Ningxia ist eine der waldärmsten Provinzen Chinas. Geringe<br />

Niederschläge und Übernutzung haben die ohnehin<br />

spärlichen Forstbestände stark dezimiert. Sandstürme, Wüstenbildung<br />

und ein sinkender Grundwasserspiegel bedrohen das<br />

knappe Acker- und Weideland. Das FZ-Aufforstungsvorhaben<br />

Ningxia steht als Teil des überregionalen Schutzwaldprogramms<br />

„Drei-Norden“ im Zeichen der Desertifikationsbekämpfung.<br />

Neben dem Ressourcenschutz werden Erhalt und<br />

Gewinnung landwirtschaftlicher Nutzflächen und somit<br />

armutsmindernde Wirkungen angestrebt. Dafür wurden<br />

3.700 ha Sanddünen biologisch befestigt, 1.300 ha Windschutzstreifen<br />

zur Sicherung bestehender Ackerflächen angepflanzt<br />

und 3.500 ha ertragsloses Ödland in bewässerte Obstbaumkulturen<br />

umgewandelt. Außerdem wurden 30.000 ha<br />

Restwaldbestände eines Naturreservats unter Schutz gestellt,<br />

was den Lebensraum von Flora und Fauna sichert und die<br />

Bodenerosion mindert. Der Einbindung von oft sehr armen<br />

Darunter leidet auch die Klein- und Mittelindustrie. Die<br />

Stromnachfrage hingegen steigt ständig an.<br />

Die <strong>KfW</strong> unterstützt deshalb den Bau des Wasserkraftwerkes<br />

Middle Marsyangdi, das eine Leistung von 70 Megawatt<br />

haben wird. Primär profitiert die Industrie vom neuen<br />

Kraftwerk: Durch die Versorgung mit sicherem und ausreichendem<br />

Strom kann sie ihre wirtschaftlichen Aktivitäten<br />

ausweiten. Dies ist die Voraussetzung für die Schaffung dringend<br />

notwendiger zusätzlicher Arbeitsplätze im Gewerbe<br />

und Dienstleistungssektor, welche auch ärmeren Menschen<br />

neue Einkommensmöglichkeiten eröffnen. Zur Finanzierung<br />

der Investitionskosten wurde ein FZ-Zuschuss von 128 Mio<br />

EURO bereitgestellt. Mehr als ein Drittel der Gesamtkosten<br />

finanziert Nepal selbst und unterstreicht damit die hohe entwicklungspolitische<br />

Priorität dieses Vorhabens. Die Stromerzeugung<br />

aus Wasserkraft ist auch aus Umweltgesichtspunkten<br />

zu begrüßen: Sie entspricht den Forderungen der<br />

Agenda 21 und der Klimarahmenkonvention und wirkt der<br />

Abholzung der rapide schwindenden Wälder an den Hängen<br />

des Himalayas entgegen.<br />

VR China – Durch Aufforstung neue Einkommensquellen schaffen<br />

30<br />

bäuerlichen Familien kommt dabei große Bedeutung zu. So<br />

wurden in Ningxia erstmals Verträge zwischen staatlichen<br />

Forstverwaltungen und privaten Bewirtschaftern eingeführt.<br />

Ein solcher Ansatz, der vor einigen Jahren im staatlich dominierten<br />

China noch undenkbar gewesen wäre, stellt einen<br />

großen Fortschritt dar. Die Einkommens- und Beschäftigungswirkungen<br />

des Projekts sind beträchtlich: Mehr als<br />

50.000 Haushalte haben Arbeitsentgelte aus den Aufforstungsarbeiten<br />

bezogen. Bereits 4 Jahre nach Projektbeginn<br />

haben sich bei vielen der annähernd 10.000 am Projekt beteiligten<br />

Familien die Jahreseinkommen aus den Erträgen von<br />

Obstbaumkulturen und agroforstlichen Zwischenpflanzungen<br />

etwa verdreifacht. Diese Erfolge fördern die Eigeninitiative,<br />

regen zur Nachahmung an und erhöhen die Nachhaltigkeit<br />

des Projekts. Die FZ trägt mit 6 Mio EURO zu den<br />

Gesamtkosten von rund 12 Mio EURO bei.


Nach Jahrzehnten innerer Wirren und Misswirtschaft<br />

befand sich Kambodscha Anfang der 90er Jahre wirtschaftlich<br />

und gesellschaftlich in einem sehr schlechten Zustand.<br />

Mit intensiver externer Hilfe begann der Wiederaufbau unter<br />

demokratischen und marktwirtschaftlichen Vorzeichen. Trotz<br />

einiger Erfolge in den letzten Jahren gehört Kambodscha<br />

noch immer zu den ärmsten Entwicklungsländern. Vier Fünftel<br />

der Bevölkerung leben auf dem Land, überwiegend von<br />

Subsistenzlandwirtschaft. Etwa 40 % der Kinder unter fünf<br />

Jahren sind fehl- oder unterernährt. Straßen und befestigte<br />

Wege sind selten; viele Dörfer sind dadurch vor allem während<br />

der Regenzeit schwer zu erreichen. Dies behindert die Entwicklung<br />

der Landwirtschaft und den Zugang zu öffentlichen<br />

Dienstleistungen. An diesem Problem setzt die FZ an: Mit<br />

einem Finanzierungsbeitrag von über 8 Mio EURO wurden<br />

seit 1996 rund 600 km ländliche Transportwege ausgebessert<br />

und ausgebaut; weitere sind geplant. Die Initiative für die<br />

einzelnen Baumaßnahmen kommt dabei von der ländlichen<br />

Bevölkerung.<br />

Den Weg aus der Armut selbst in die Hand nehmen.<br />

Kambodscha: Wege aus der Armut<br />

Projektbeispiel<br />

Die Wege verbessern erheblich die Lebenssituation der<br />

armen Landbevölkerung: Durch die neue Verkehrsanbindung<br />

können die Menschen ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse<br />

vermarkten und so Einkommen erzielen. Ferner kann sich die<br />

Bevölkerung besser mit Produktions- und Konsumgütern<br />

versorgen und auch Gesundheitsstationen, Schulen und<br />

andere öffentliche Einrichtungen aufsuchen. Die Unterstützung<br />

durch die FZ trägt unmittelbar zur Armutsminderung<br />

bei. Bislang sind über 100.000 Menschen – unter ihnen viele<br />

Frauen – am arbeitsintensiven Wegebau beteiligt und mit<br />

Nahrungsmitteln aus dem World Food Programme entlohnt<br />

worden. Außerdem wird nach Abschluss der Arbeiten ausgewählten<br />

Anwohnern die Verantwortung für die regelmäßige<br />

Unterhaltung eines fertig gestellten Straßenabschnitts übertragen.<br />

Sie können sich damit kleine Zusatzeinkommen<br />

sichern. An diesem Beispiel wird deutlich, wie durch die Entwicklung<br />

ländlicher Infrastruktur Armut vermindert und ein<br />

Grundstein für wirtschaftliches Wachstum gelegt werden<br />

kann.<br />

31


Projektbeispiel<br />

HIV/AIDS-Bekämpfung durch breitenwirksame Prävention weltweit<br />

HIV/AIDS stellt vor allem in Afrika südlich der Sahara<br />

eine große existenzielle Bedrohung dar. Dort hat der dramatische<br />

Anstieg von Infektionen und AIDS-Erkrankungen verheerende<br />

soziale und wirtschaftliche Auswirkungen, die die<br />

Armut in den betroffenen Ländern verschärfen. Menschen<br />

sterben im arbeitsfähigen Alter. Familienstrukturen brechen<br />

auseinander; AIDS-Waisen stehen meist mittellos da. Einkommen<br />

und Ersparnisse müssen zu großen Teilen für Pflege<br />

und Behandlung von Erkrankten aufgewendet werden. Die<br />

Gesundheitseinrichtungen sind stark überlastet; in den Schulen<br />

fehlen zunehmend die Lehrer. Die durch Arbeitsausfälle<br />

und Tod bedingten Umsatzverluste von Unternehmen machen<br />

einen Teil des erwarteten Wirtschaftswachstums afrikanischer<br />

Länder zunichte. Armut wird aber nicht nur durch<br />

HIV/AIDS verursacht, sondern ist auch teilweise verantwortlich<br />

für den Ausbruch der Krankheit: Arme Menschen können<br />

in die Prostitution oder zu Wanderarbeit getrieben werden,<br />

können sich Kondome nicht leisten oder kennen angesichts<br />

mangelnder Bildung Präventionsmöglichkeiten nicht.<br />

Eine wirksame Prävention ist die Benutzung von Kondomen.<br />

Leider sind Präservative gerade in Entwicklungsländern<br />

nicht weit verbreitet und werden häufig aus kulturellen<br />

Gründen nicht akzeptiert. Die FZ setzt an diesem<br />

Problem an. „Social Marketing“ lautet das Konzept: Eine Social-Marketing-Agentur<br />

übernimmt die an das Land angepasste<br />

Vermarktung von Kondomen. Sie entwickelt einen<br />

attraktiven Markennamen und wirbt für die preislich subventionierten<br />

Verhütungsmittel. Über breitenwirksame Aufklärungsmaßnahmen,<br />

z. B. über populäre Serien im Fernsehen<br />

oder über traditionelle Meinungsträger, fordert sie die Bevölkerung<br />

zu Verhaltensänderungen auf. Gleichzeitig fördert die<br />

FZ über den Privatsektor die landesweite Verbreitung von<br />

qualitativ guten Kondomen zu – auch für Arme – erschwinglichen<br />

Preisen. So wird erreicht, dass preiswerte Kondome an<br />

„jeder Straßenecke“ erhältlich sind: in Bars, auf dem Markt,<br />

beim Friseur, bei Klein- und Straßenhändlern.<br />

Die FZ hat bisher in 18 Ländern – davon 11 in Afrika –<br />

über 130 Mio EURO für Social-Marketing-Programme zur<br />

Verfügung gestellt. Die Vorhaben richten sich insbesondere<br />

an arme Bevölkerungsschichten. Neben Subsahara-Afrika ist<br />

Süd- und Südostasien ein regionaler Förderschwerpunkt. Fer-<br />

32<br />

Informationsveranstaltung zum Schutz vor HIV/AIDS<br />

auf einem Markt in Burkina Faso.<br />

ner unterstützt die FZ breitenwirksame Programme in<br />

Albanien und im Jemen. Und das mit Erfolg: Die Absatzzahlen<br />

von Kondomen sind in den letzten zehn Jahren deutlich<br />

gestiegen. Die Erlöse aus dem Verkauf von Kondomen<br />

fließen in die Finanzierung der Programme ein. Die Gefahren<br />

einer HIV-Infektion sind nun besser bekannt: Über 90 Prozent<br />

der Bevölkerung in der Côte d’Ivoire weiß heute, dass es<br />

das tödliche HIV-Virus gibt und man sich mit Kondomen davor<br />

schützen kann (1994: nur 74 Prozent). Auch im islamischen<br />

Pakistan, wo kulturelle und religiöse Widerstände gegen<br />

öffentliche Sexualaufklärung vorherrschten, haben sich<br />

die öffentlichkeitswirksamen Programme inzwischen einen<br />

festen Platz erobert. Trotzdem lässt eine konsequente Unterstützung<br />

auf der politischen Ebene in den Partnerländern<br />

noch in vielen Fällen zu wünschen übrig. Als positives Beispiel<br />

kann Uganda genannt werden, wo mit Präventionsprogrammen<br />

ein kontinuierlicher Rückgang der HIV-Infektionen<br />

erreicht werden konnte.


4. REGIONALE PERSPEKTIVEN<br />

Das durchschnittliche wirtschaftliche Wachstum in<br />

den Entwicklungsländern beschleunigte sich im Jahr 2000<br />

nach vorläufigen Schätzungen deutlich auf 5,6 % gegenüber<br />

3,8 % im Vorjahr. Damit nahm das Bruttoinlandsprodukt (BIP)<br />

in den Entwicklungsländern real erneut stärker zu als in den<br />

Industrieländern (vgl. Grafik 1).<br />

Das durchschnittliche Wachstum der Pro-Kopf-Einkommen<br />

in den Entwicklungsländern war wegen des höheren<br />

Bevölkerungswachstums allerdings nur geringfügig<br />

höher als in den Industrieländern (4,1 % gegenüber 3,5 %).<br />

Im Vergleich zu 1999 hat das Wirtschaftswachstum im<br />

Jahr 2000 in allen Regionen zugenommen (Grafik 2). Insgesamt<br />

und pro Einwohner erzielte Asien auch im Jahr 2000<br />

wieder die höchsten Zuwachsraten. Hier stiegen die Pro-<br />

Kopf-Einkommen – bei starken Unterschieden von Land zu<br />

Land – im Durchschnitt um 5,4 % (Vorjahr: 4,6 %). Getragen<br />

wurde diese Entwicklung von dem hohen Wachstum in China<br />

und Indien sowie von der anhaltenden Erholung in den von<br />

der Asienkrise 1997/98 besonders betroffenen Ländern. Dabei<br />

wirkte sich vor allem aus, dass zahlreiche Länder ihre Exporte<br />

infolge der günstigen weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

kräftig steigern konnten. Auch in Lateinamerika<br />

Grafik 1:<br />

Reale jährliche Wachstumsraten des BIP 1996–2000 (%)<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

1996 1997 1998 1999 2000 1)<br />

Industrieländer<br />

Entwicklungsländer<br />

Transformationsländer<br />

Weltwirtschaft<br />

1) geschätzt<br />

Quelle: Internationaler Währungsfonds (IWF), World Economic Outlook<br />

Zur Lage der Entwicklungs- und Transformationsländer<br />

wuchs die Wirtschaft im Berichtsjahr nach der Stagnation des<br />

Vorjahres wieder. Günstig wirkten sich hier u. a. die erhöhten<br />

Exporte in die USA, die wieder gestiegenen privaten Kapitalzuflüsse<br />

und in einigen Ländern auch die hohen Preise für<br />

Energieexporte aus. Die durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen<br />

der Region stiegen um knapp 3 %. In Afrika nahm<br />

die – ohnehin niedrige – Wirtschaftsleistung pro Einwohner<br />

unter anderem wegen militärischer Auseinandersetzungen<br />

und der für zahlreiche Länder weiterhin ungünstigen Preisentwicklung<br />

wichtiger Nicht-Öl-Rohstoffe lediglich geringfügig<br />

zu (1 %). Auch hier verdeckt der Durchschnitt wieder<br />

große regionale Unterschiede. Länder mit wachstumsfreundlicher<br />

Wirtschaftspolitik wie Botsuana und Uganda, aber auch<br />

einige ölexportierende Länder, wuchsen stärker als der Durchschnitt.<br />

Dagegen fielen Länder mit gewaltsamen in- oder<br />

externen Konflikten (z. B. die Demokratische Republik Kongo,<br />

Äthiopien, Sierra Leone und Simbabwe) weiter zurück. Darüber<br />

hinaus führten ungünstige Witterungsbedingungen zu<br />

Einbußen der landwirtschaftlichen Produktion in einigen<br />

Teilen des Kontinents (Überschwemmungen in Mosambik und<br />

Südafrika sowie eine Dürreperiode in Kenia).<br />

33<br />

Grafik 2:<br />

Reales jährliches Wachstum des BIP pro Kopf in Entwicklungs-<br />

und Transformationsländern 1996–2000 (%)<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

1996 1997 1998 1999 2000 1)<br />

Entwicklungsländer insgesamt<br />

Afrika (ohne Ägypten und Libyen)<br />

Asien (ohne Naher Osten)<br />

Naher Osten (einschl. Türkei, Malta, Ägypten und Libyen)<br />

Lateinamerika und Karibik<br />

Transformationsländer<br />

1) geschätzt<br />

Quelle: Internationaler Währungsfonds (IWF), World Economic Outlook


In den Transformationsländern lag das BIP immer noch<br />

um etwa 25 % unter dem Niveau von 1989, bei erheblichen<br />

Unterschieden von Land zu Land. In 2000 konnte jedoch das<br />

höchste Wachstum seit dem Beginn des Transformationsprozesses<br />

erzielt werden (absolut und pro Einwohner 5 %). Nach<br />

dem Produktionseinbruch Anfang der 90er Jahre und dem<br />

Rückschlag durch die russische Krise von 1998 wuchs die<br />

Wirtschaft der Region damit im zweiten Jahr in Folge. Bemerkenswerterweise<br />

nahm das BIP in den Ländern der Gemeinschaft<br />

Unabhängiger Staaten (GUS) – allerdings von einem<br />

sehr niedrigen Niveau pro Einwohner – erneut schneller als in<br />

den fortgeschritteneren mittel- und osteuropäischen Ländern<br />

zu. Wesentliche Gründe hierfür waren die verbesserte internationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit durch die Abwertungen des<br />

Rubels und einiger anderer GUS-Währungen 1998 und die<br />

hohen Energiepreise, die Russland und einige andere rohstoffreiche<br />

GUS-Länder begünstigten.<br />

Für die Weltwirtschaft insgesamt wird im Jahr 2001<br />

vor allem aufgrund der konjunkturellen Abschwächung in<br />

den USA ein geringeres Wachstum als im Vorjahr erwartet.<br />

Dies wird sich negativ auf die Entwicklungsländer auswirken,<br />

wenn auch wieder in sehr unterschiedlichem Ausmaß. Von<br />

einem geringeren Wachstum der Exporte in die USA werden<br />

vor allem einige Länder in Lateinamerika und in Südostasien<br />

betroffen. Andererseits profitieren besonders die hoch verschuldeten<br />

Länder in Lateinamerika von Zinssenkungen im<br />

Dollarraum und der damit verbundenen Reduzierung ihres<br />

Schuldendienstes.<br />

Im längerfristigen Vergleich haben die Einkommensunterschiede<br />

international und z. T. in einzelnen Länder<br />

zugenommen. So hat sich das Verhältnis der durchschnittlichen<br />

Pro-Kopf-Einkommen in den 20 reichsten Ländern der<br />

Erde zu den Einkommen in den 20 ärmsten Ländern in den<br />

letzten 40 Jahren auf etwa 40:1 verdoppelt.<br />

In den beiden letzten Jahrzehnten hat unter den Entwicklungsregionen<br />

lediglich Asien mit 5 % bzw. 6 % pro Jahr<br />

ein hohes reales Wachstum der Pro-Kopf-Einkommen erzielt.<br />

Die Entwicklungsländer dieses Kontinents konnten damit<br />

innerhalb von 20 Jahren ihre Pro-Kopf-Einkommen real fast<br />

verdreifachen. Afrika und Lateinamerika mussten dagegen in<br />

den 80er Jahren im Durchschnitt deutliche Wohlstandseinbußen<br />

hinnehmen. Während die Wirtschaften Lateinamerikas im<br />

34<br />

Durchschnitt der 90er Jahre real und pro Einwohner wieder<br />

wuchsen, stagnierten die Pro-Kopf-Einkommen der Menschen<br />

in Afrika seit 1991 auf niedrigem Niveau. In den Transformationsländern<br />

sind die Einkommensunterschiede und die<br />

Armut seit dem Beginn des Transformationsprozesses drastisch<br />

angestiegen.<br />

Ein internationaler Vergleich zeigt, dass das durchschnittliche<br />

Einkommensniveau eines Landes und seine<br />

Wachstumsrate langfristig die wesentlichen Einflussgrößen<br />

für die Armut und ihre Veränderungsraten sind. So halbierte<br />

sich in Ost- und Südostasien, der Region mit den höchsten<br />

Wachstumsraten, der Anteil der absolut armen Menschen an<br />

der Bevölkerung von 1990 bis 1998 auf unter 15 %. Dagegen<br />

verharrte der Anteil der Armen in Subsahara-Afrika, wo die<br />

durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen stagnierten, trotz<br />

aller Bemühungen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit<br />

in diesem Zeitraum bei 48 %. Neben dem Einkommensniveau<br />

und seiner Wachstumsrate sind jedoch auch die<br />

Einkommensverteilung und andere Faktoren, wie z. B. soziale<br />

Netze und die Struktur der öffentlichen Ausgaben, von<br />

Bedeutung. Je günstiger diese Faktoren sind, in desto größerem<br />

Ausmaß kommt wirtschaftliches Wachstum den Armen<br />

zugute.<br />

INTERNATIONALE<br />

ENTWICKLUNGSFINANZIERUNG<br />

Nach dem starken Rückgang 1999 nahm das Gesamtvolumen<br />

der langfristigen privaten und öffentlichen Nettokapitalströme<br />

(Auszahlungen abzüglich Tilgungen) in die Entwicklungs-<br />

und Transformationsländer im Jahr 2000 um 11 %<br />

auf 293 Mrd USD zu. Hiervon entfielen 246 Mrd USD bzw.<br />

84 % auf privates Kapital. Bei weitem die wichtigste Komponente<br />

der privaten Kapitalströme sind weiterhin die ausländischen<br />

Direktinvestitionen. Auf sie entfielen in 2000 etwa<br />

72 % der privaten Nettozuflüsse in die Entwicklungs- und<br />

Transformationsländer.<br />

Im Jahr 2000 erreichten die privaten ausländischen<br />

Direktinvestitionen in den Entwicklungs- und Transformationsländern<br />

wieder fast das vierfache Volumen der öffentlichen<br />

Auszahlungen an diese Länder. Die ausländischen<br />

Direktinvestitionen tragen wesentlich zur nachhaltigen Entwicklung<br />

der Empfängerländer bei. Allerdings hat die schon


immer starke Konzentration dieser Investitionen auf wenige<br />

Länder mit günstigen Rahmenbedingungen in den letzten<br />

Jahren sogar noch zugenommen.<br />

Im Jahr 2000 nahmen die öffentlichen Leistungen für<br />

die Entwicklungs- und Transformationsländer zwar gegenüber<br />

dem Vorjahr um 4 % auf 47 Mrd USD zu, im Vergleich<br />

zu 1991 aber um nominal 23 % ab. Real, d. h. unter Berücksichtigung<br />

der Preissteigerungen seit 1991, ist der Rückgang<br />

noch größer. Von den öffentlichen Leistungen entfiel die<br />

Hälfte auf Zuschüsse, die vor allem für die ärmsten Länder in<br />

Afrika wichtig sind (Grafik 3). Der regionale Schwerpunkt der<br />

öffentlichen Entwicklungsfinanzierung in 2000 lag wieder in<br />

Subsahara-Afrika. Hier beliefen sich Zuschüsse und Darlehen<br />

zu Vorzugskonditionen wie im Vorjahr auf rund 4 % des<br />

Bruttosozialprodukts (gegenüber durchschnittlich 0,5 % für<br />

alle Entwicklungsländer).<br />

VERSCHULDUNG<br />

Die gesamte externe Verschuldung der Entwicklungsund<br />

Transformationsländer ist nach vorläufigen Schätzungen<br />

des IWF im Jahr 2000 leicht auf 2,4 Billionen USD angestiegen.<br />

Das Verhältnis von Zins- und Tilgungsleistungen zu den<br />

Exporterlösen („Schuldendienstquote“) nahm in den Entwicklungsländern<br />

vor allem als Folge der gestiegenen<br />

Exporte deutlich auf 23 % ab (28,1 %). In den Transformationsländern<br />

ging diese Quote auf 16 % zurück (18 %). Unter<br />

den Regionen weist Lateinamerika mit 50 % weiterhin mit<br />

Abstand die höchste Schuldendienstquote auf. In den übrigen<br />

Regionen liegt die Quote zwischen 13 % und 18 %, mit<br />

großen länderspezifischen Unterschieden.<br />

Auch Ende der 90er Jahre konnten viele hoch verschuldete<br />

arme Länder (HIPCs) die Zinsen und Tilgungen für ihre<br />

Schulden trotz der zahlreichen vorausgegangenen Umschuldungen,<br />

die häufig mit einem erheblichen Erlass verbunden<br />

waren, nicht aufbringen. Daher wurde nach dem Kölner<br />

G7-Gipfel vom Mai 1999 die ursprüngliche HIPC-Initiative,<br />

die IWF und Weltbank 1996 gestartet hatten, zur erweiterten<br />

Entschuldungsinitiative (enhanced HIPC initiative) fortentwickelt.<br />

Danach sollen einer größeren Anzahl von Ländern<br />

schneller und in größerem Umfang als früher geplant externe<br />

Schulden erlassen werden. Voraussetzung ist die Vorlage eines<br />

konsistenten Plans zur Armutsbekämpfung (s. S. 19).<br />

Für den erweiterten Schuldenerlass kommen nach den<br />

festgelegten Einkommens- und Verschuldungskriterien 37<br />

Länder in Betracht, auf die knapp 10 % der externen Verschuldung<br />

der Entwicklungsländer entfallen. Bis Ende 2000<br />

haben sich 22 (18 afrikanische und 4 lateinamerikanische)<br />

Länder der 37 HIPCs grundsätzlich hierfür qualifiziert. Die<br />

Schuldendienstquote dieser Länder würde durchschnittlich<br />

auf unter 10 % sinken. Von den übrigen 15 Ländern haben<br />

zwei (Ghana und Laos) auf einen Schuldenerlass verzichtet,<br />

die verbleibenden 13 Länder befinden sich teilweise in Bürgerkriegen<br />

(z. B. D. R. Kongo) oder kommen aufgrund anderer<br />

Governance-Probleme (z. B. Myanmar) derzeit nicht für<br />

einen Schuldenerlass in Betracht.<br />

35<br />

Grafik 3:<br />

Öffentliche Kapitalflüsse in Entwicklungs- und Transformationsländer<br />

(Mrd USD<br />

70<br />

1) )<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

60,9<br />

42,8<br />

1991 1997 1998 1999 2000 2)<br />

Öffentliche Zuschüsse 3)<br />

Öffentliche Darlehen zu bevorzugten Konditionen (netto)<br />

Öffentliche Darlehen zu Marktkonditionen (netto) 4)<br />

1) zu laufenden Preisen und Wechselkursen<br />

2) geschätzt<br />

3) ohne ODA-Leistungen der Technischen Zusammenarbeit (1998: 16,1 Mrd USD)<br />

4) ohne IWF-Darlehen<br />

Quelle: Weltbank, Global Development Finance<br />

54,6<br />

45,3<br />

47,1


Regionale Entwicklung<br />

In Ost- und Südostasien hielt die wirtschaftliche Erholung<br />

nach der schweren Krise von 1997/98 auch im Jahr<br />

2000 an. Getragen von hohen Exportzunahmen und einer<br />

sich verstärkenden Binnennachfrage übertraf das Wirtschaftswachstum<br />

mit durchschnittlich über 7 % sowohl den<br />

Vorjahreswert als auch die Vergleichswerte anderer Entwicklungsregionen.<br />

Ungeachtet kräftig ansteigender Einfuhren<br />

erzielten die meisten Länder der Region weiter Handels- und<br />

Leistungsbilanzüberschüsse, womit sie ihre Währungsreserven<br />

erhöhen konnten. Im Einzelnen waren sie allerdings in<br />

sehr unterschiedlicher Weise erfolgreich: Während Singapur,<br />

Südkorea, China, Hongkong und Malaysia eine Spitzengruppe<br />

mit sehr hohem Wirtschaftswachstum von 8–10 %<br />

bildeten, erzielten am Ende der Skala die südostasiatischen<br />

Krisenländer Thailand, Philippinen und Indonesien nur<br />

mäßige Zuwachsraten von 4–5 %.<br />

Nach drei Jahren sind weder die Folgen der Asienkrise<br />

überwunden, noch ihre Ursachen beseitigt. Immerhin haben<br />

sich im Zuge der wirtschaftlichen Erholung die schlimmsten<br />

sozialen Auswirkungen deutlich spürbar gemildert. Beschäftigungssituation<br />

und Reallöhne haben sich auch in den<br />

stärker von der Krise gezeichneten Ländern verbessert. Die<br />

ASIEN<br />

36<br />

außerordentlichen Erfolge der Region bei der Armutsminderung<br />

in den letzten Jahrzehnten konnten durch die Krise<br />

erfreulicherweise nicht nachhaltig gefährdet werden; mit ca.<br />

350 Mio liegt die Zahl der absolut Armen heute deutlich<br />

niedriger als vor 10 Jahren. Die Konjunktur in den meisten<br />

Ländern der Region kühlt sich derzeit allerdings wieder<br />

merklich ab. Dies ist hauptsächlich auf nachlassende Ausfuhren<br />

in die USA und die Abnahme der weltweiten Elektronikexporte<br />

zurückzuführen. Innenpolitische Unsicherheiten,<br />

ungenügende Fortschritte bei der Restrukturierung des<br />

Banken- und Unternehmenssektors und bei sonstigen Reformen<br />

führten zudem – insbesondere in den Krisenländern – zu<br />

Zurückhaltung in- und ausländischer Investoren und zu<br />

Kursverlusten an den Währungs- und Finanzmärkten. Hinzu<br />

kommt, dass die japanische Wirtschaft wegen eigener ungelöster<br />

Strukturprobleme eine Rolle als „Lokomotive“ in<br />

absehbarer Zeit wohl nicht übernehmen kann. Die meisten<br />

Beobachter sehen vor diesem Hintergrund für 2001 einen<br />

konjunkturellen Abschwung für die Region voraus. Die Gefahr<br />

einer erneuten Asienkrise erscheint jedoch allenfalls<br />

dann gegeben, wenn sich innenpolitische Konflikte in wichtigen<br />

Ländern erheblich verschärfen oder sich das außenwirtschaftliche<br />

Umfeld stark verschlechtert.


China nimmt in der Region zunehmend eine stabilisierende<br />

Rolle ein. Dies ist dem Land dank umsichtiger makroökonomischer<br />

Steuerungspolitik, einem gestärkten privaten<br />

Unternehmertum, intensivierten Reformen im Banken- und<br />

staatlichen Unternehmenssektor und hohen staatlichen<br />

Investitionen gelungen, aber auch durch die bessere Erschließung<br />

der zurückgebliebenen Gebiete im Westen. Der bevorstehende<br />

Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) wird die<br />

Integration Chinas in die regionale und globale Wirtschaft<br />

weiter beschleunigen. Im Ausblick darauf entwickelt sich das<br />

Land noch stärker als bisher zum Magneten für Auslandsinvestitionen.<br />

Sie sind wesentlicher Faktor für den Modernisierungs-<br />

und Transformationsprozess der Wirtschaft. Ihn sozial<br />

und politisch tragbar zu gestalten, bleibt auf absehbare Zeit<br />

eine große Herausforderung für die chinesische Politik.<br />

In den Schwellenländern Ost- und Südostasiens hat die<br />

<strong>KfW</strong> in den letzten Jahren die knappen Haushaltsmittel der<br />

FZ zunehmend durch Marktmittel ergänzt. In den Krisenländern<br />

der Region konnten dadurch die Ressourcen für die<br />

Erhaltung wichtiger Infrastruktur und die Förderung von<br />

beschäftigungsorientierten kleinen und mittleren Unternehmen<br />

erhöht werden.<br />

Auch in Südasien setzte sich im Jahr 2000 die wirtschaftliche<br />

Aufwärtsentwicklung fort. Das durchschnittliche<br />

Wirtschaftswachstum betrug 6 % und lag damit sogar noch<br />

etwas höher als das bereits gute Ergebnis des Jahres 1999.<br />

Die Landwirtschaft und das verarbeitende Gewerbe waren<br />

2000 die Stützen des Wachstums; teilweise entwickelten sich<br />

auch die Exporte sehr dynamisch. Wachstumsmotor war im<br />

besonderen Maße der private Sektor. Die marktwirtschaftlichen<br />

Reformen, die im letzten Jahrzehnt in der Region mit<br />

unterschiedlicher Intensität eingeleitet wurden, tragen<br />

inzwischen sichtbare Früchte. Eine spürbare Belastung ging<br />

hingegen im Berichtsjahr von der Ölpreisentwicklung aus. Die<br />

Verteuerung dieses Rohstoffes verursachte z. B. in Indien<br />

Mehrkosten in Höhe von 4 Mrd USD. Energiepolitische Reformen,<br />

die auf Effizienzsteigerungen und die Förderung erneuerbarer<br />

Ressourcen abzielen, würden den Ländern der Region<br />

insofern erheblichen Nutzen bringen. Auch in den anderen<br />

wirtschaftlichen Sektoren haben es die Länder selber in der<br />

Hand, durch Intensivierung des Reformprozesses die Entwicklung<br />

zu beschleunigen. Dies ist ungeachtet des erreichten<br />

Wirtschaftswachstums weiterhin dringend nötig, wenn<br />

man sich die nach wie vor weitverbreitete Armut in der<br />

Region vor Augen führt. In Südasien gelten mehr als 520<br />

Millionen Menschen als arm – mehr als in jeder anderen<br />

Region mit Entwicklungsländerstatus. Ungeachtet der hier<br />

im letzten Jahrzehnt erzielten Verbesserungen bleibt<br />

Armutsminderung auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts eine<br />

dringende Herausforderung für die Länder Südasiens. Ebenso<br />

müssen die Regierungen mehr Mut aufbringen und neue<br />

Initiativen zur Lösung der zahlreichen inner- und zwischenstaatlichen<br />

Konflikte ergreifen. Wie das Länderbeispiel Indien<br />

zeigen wird, ist die wichtigste Aufgabe der FZ in Südasien,<br />

die Länder bei ihren Reformbemühungen zu unterstützen<br />

und dadurch zur Armutsbekämpfung beizutragen.<br />

Auch in Zentralasien ging im Jahr 2000 der Wirtschaftsaufschwung<br />

weiter. Die Länder mit hohen Vorkommen<br />

an Energierohstoffen (Kasachstan, Turkmenistan) profitierten<br />

von den hohen Weltmarktpreisen und erzielten ein<br />

beachtliches Wirtschaftswachstum sowie z. T. Leistungsbilanzüberschüsse.<br />

Trotz der wirtschaftlichen Erholung in den<br />

letzten Jahren sind die Länder Zentralasiens noch immer weit<br />

von dem Lebensstandard entfernt, der am Ende der Sowjetära<br />

bestand. Ein erheblicher Teil der Bevölkerung lebt deshalb<br />

in Armut. Damit einhergehend hat auch die Krisenanfälligkeit<br />

– insbesondere von Usbekistan und Kirgistan durch Aktivitäten<br />

islamisch-fundamentalistischer Gruppierungen –<br />

zugenommen. Der Prozess wirtschafts- und sozialpolitischer<br />

Reformen hat im Jahr 2000 nicht an Fahrt gewinnen können.<br />

Die Regierungen geben sich zwar unverändert reformorientiert;<br />

viele „heiße Eisen“ werden aber nur zögerlich angegangen<br />

(Privatisierung „strategischer“ Unternehmen, Preisreformen<br />

bei Strom, Telekom etc., Justiz, Finanzsektor, Währung).<br />

Vor diesem Hintergrund steht die FZ auch in Zukunft vor der<br />

schwierigen Aufgabe, die Länder der Region bei der marktwirtschaftlichen<br />

Umgestaltung durch die Verbesserung ihrer<br />

wirtschaftlichen und sozialen Infrastruktur zu unterstützen.<br />

Dabei wirkt die <strong>KfW</strong> im Dialog mit den Regierungen auf eine<br />

Reform sektoraler Rahmenbedingungen hin.<br />

37


Länderbeispiel Indien<br />

INDIEN<br />

Fläche 3,3 Mio km2 Bevölkerung 1,0 Mrd<br />

Bevölkerungswachstum 1,6 % p. a.<br />

Bruttoinlandsprodukt 491 Mrd USD<br />

Wirtschaftswachstum 6,4 %<br />

Pro-Kopf-Einkommen 450 USD<br />

Lebenserwartung 63 Jahre<br />

Alphabetisierungsquote 56 %<br />

Schuldendienstquote<br />

Armutsquote (internationale<br />

17,3 %<br />

Armutslinie, 1 USD/Tag) 44 %<br />

Die indische Wirtschafts- und Entwicklungspolitik war<br />

bis Anfang der 90er Jahre planwirtschaftlich-sozialistisch<br />

geprägt. Der Glaube an die Überlegenheit staatlicher Planung<br />

gegenüber einem marktwirtschaftlichen Ansatz war in<br />

Politik, öffentlicher Verwaltung und Gesellschaft weit verbreitet.<br />

Das Ergebnis eines Wirtschaftswachstums von 3,5 %<br />

p. a. über einen längeren Zeitraum wurde als quasi naturgegeben<br />

angesehen und als „Hindu-Rate“ bezeichnet. Pro Kopf<br />

der Bevölkerung bedeutete dies allerdings nur einen sehr<br />

bescheidenen Zuwachs von 1–1,5 % p. a. Im Laufe der Zeit<br />

wurde immer deutlicher, dass die staatlich gelenkte Industrialisierung<br />

zwar eine bemerkenswerte Diversifizierung der<br />

Wirtschaft bewirkt hatte, diese aber in vielen Bereichen ihre<br />

internationale Wettbewerbsfähigkeit und den Anschluss an<br />

die technologische Entwicklung verlor. Hinzu kam, dass die<br />

umfangreichen, aber ineffizient eingesetzten Sozialausgaben<br />

und Subventionen, die für die Armutsorientierung des<br />

„Nehru-Sozialismus“ standen, das ärmste Drittel der Bevölkerung<br />

faktisch nicht erreichten und zu einer auf Dauer<br />

untragbaren Belastung für den Staatshaushalt wurden.<br />

Anfang der 90er Jahre stiegen die Haushalts- und Leistungsbilanzdefizite<br />

stark an und brachten das Land an den<br />

Rand der Zahlungsunfähigkeit. Dies nahm die Regierung<br />

1991 zum Anlass, einen weitreichenden wirtschaftspolitischen<br />

Kurswechsel einzuleiten. Unterstützt wurde sie dabei<br />

von IWF, Weltbank und bilateralen Gebern, u. a. auch von der<br />

deutschen FZ. Die wichtigsten Reformmaßnahmen waren:<br />

38<br />

Erleichterung des Marktzugangs für private Investoren und<br />

ausländische Direktinvestitionen; Erweiterung unternehmerischer<br />

Handlungsspielräume (in Bezug auf Standortwahl,<br />

Produktionsprogramm, Technologie); Handelsliberalisierung;<br />

Übergang zu flexiblerem Wechselkurs und Teilkonvertibilität<br />

der Rupie; Reformen in der Finanz- und Geldpolitik. Dabei ist<br />

besonders hervorzuheben, dass diese wirtschaftspolitische<br />

Wende zwar von außen gefordert und unterstützt wurde, im<br />

Wesentlichen aber von Indien selbst ausging und auf breiter<br />

politischer Basis umgesetzt wurde. Diese Reformen trugen<br />

sichtbare Früchte: Das Wirtschaftswachstum lag in den letzten<br />

Jahren bei 5–7 % pro Jahr; viele neue Arbeitsplätze konnten<br />

geschaffen werden.<br />

In letzter Zeit ist der Reformeifer allerdings etwas<br />

erlahmt. Hauptursache ist eine mehrjährige politische Instabilität<br />

sowie das Erstarken politischer Kräfte, die weitere<br />

Reformschritte blockiert oder zumindest verzögert haben.<br />

Seit den Wahlen 1999 ist eine Regierung mit ausreichender<br />

parlamentarischer Mehrheit im Amt, die weitere Reformen<br />

eingeleitet hat. Die Reformagenda ist aber noch immer lang.<br />

Die öffentliche Verwaltung ist nach wie vor schwerfällig und<br />

behindert teilweise die Umsetzung von Reformmaßnahmen;<br />

auch über Korruption wird geklagt. Es mangelt an Rechtssicherheit,<br />

die Gerichte sind überlastet. Angesichts großer<br />

Umweltbelastungen müssten dringend Umweltschutzmaßnahmen<br />

ergriffen werden. Ungeachtet der gewachsenen<br />

Bedeutung des Privatsektors dominiert der Staat noch immer<br />

zentrale Sektoren wie z. B. die Schwer- und Investitionsgüterindustrie,<br />

die Banken und den Energiesektor sowie die<br />

wirtschaftliche Infrastruktur. Eine umfassende Privatisierung<br />

scheiterte bisher an den divergierenden Interessen der verschiedenen<br />

Unionsstaaten, Parteien und Gewerkschaften.<br />

Auch die enorme Überbesetzung vieler Unternehmen wurde<br />

nicht abgebaut. Da die Regierung die Verluste der Staatsunternehmen<br />

trägt, bedeutet dies auch eine große und längerfristig<br />

nicht tragbare finanzielle Belastung der öffentlichen<br />

Haushalte.<br />

Indien hat inzwischen mehr als 1 Milliarde Einwohner.<br />

Trotz des beachtlichen Wirtschaftswachstums in den letzten<br />

Jahren beträgt das durchschnittliche Bruttosozialprodukt in<br />

Indien lediglich 450 USD pro Kopf. Indien gehört damit nach<br />

wie vor zur Kategorie der Niedrigeinkommensländer. 44 %<br />

der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze von


einem Dollar pro Kopf und Tag. Die Zahl von rund 440 Millionen<br />

Armen in Indien bedeutet, dass immerhin mehr als ein<br />

Drittel aller Armen der Welt in Indien lebt. Soziale Indikatoren<br />

wie Mütter- und Säuglingssterblichkeit, Lebenserwartung<br />

und Analphabetismus entsprechen dem Niveau von<br />

Subsahara-Afrika, und HIV/AIDS-Infektionen nehmen rasch<br />

zu. Armutsanalysen der Weltbank verdeutlichen in überzeugender<br />

Weise, dass in Indien Erfolge bei der Armutsbekämpfung<br />

nur erzielt werden können, wenn Wirtschaftswachstum<br />

mit einem verbesserten Zugang zu Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen<br />

einhergeht. Gleichzeitig stellt die Weltbank<br />

fest, dass spezifische Armutsbekämpfungsprogramme<br />

hohe Beträge absorbiert, aber letztlich wenig bewirkt haben.<br />

Auch von der ausgeprägten staatlichen Subventionspolitik –<br />

für Trinkwasser, Bewässerung, Treibstoff, Strom, Dünger,<br />

Nahrungsmittel – haben die Armen de facto kaum profitiert.<br />

Indien sollte deshalb eine effiziente und wachstumsorientierte<br />

Entwicklungspolitik durch die Verbesserung der wirtschaftlichen<br />

Infrastruktur und die Vergrößerung des Spielraums<br />

für privatwirtschaftliche Initiative betreiben. Gleichzeitig<br />

muss Indien aber auch in Gesundheit und Bildung<br />

investieren, damit der Einzelne am Wirtschaftswachstum<br />

partizipieren und auch zu weiterem beschleunigten Wachstum<br />

beitragen kann. Nur eine solchermaßen ausgewogene<br />

Armutsbekämpfungspolitik verspricht nachhaltigen Erfolg.<br />

Hygieneerziehung für die Gesundheit.<br />

39<br />

Afghanistan<br />

Pakistan<br />

Neu Delhi<br />

INDIEN<br />

Nepal<br />

Sri Lanka<br />

China<br />

Bhutan<br />

Bangladesch<br />

Myanmar<br />

FINANZIELLE ZUSAMMENARBEIT MIT INDIEN<br />

Seit Beginn der Finanziellen Zusammenarbeit (FZ) wurden<br />

Indien Haushaltsmittel in Höhe von 6,2 Mrd EURO zugesagt.<br />

Hinzu kommen Marktmittel im Rahmen von Misch- und<br />

Verbundfinanzierungen über 707 Mio EURO. Indien ist damit<br />

– historisch betrachtet – das mit Abstand größte Empfängerland<br />

der deutschen FZ. Nach den indischen Atomwaffentests<br />

1998 sind keine neuen Zusagen erfolgt. Laufende und früher<br />

vereinbarte Vorhaben wurden aber weitergeführt. Im Jahr<br />

2000 hat die Bundesregierung die FZ wieder aufgenommen<br />

und 31 Mio EURO für neue Vorhaben zugesagt. Energiewirtschaft,<br />

Finanzsektor, Umwelt- und Ressourcenschutz sowie<br />

Gesundheit und Familienplanung sollen in Zukunft die<br />

Schwerpunktbereiche der deutschen EZ mit Indien sein.<br />

Entsprechend der Erkenntnisse zur Armutsbekämpfung<br />

verfolgt die FZ mit Indien eine Doppelstrategie. Gefördert<br />

werden sowohl die unmittelbare und übergreifende Armutsbekämpfung<br />

(s. Projektbeispiel S. 25), als auch die Verbesserung<br />

der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. In dem großen,<br />

bevölkerungsreichen Land mit weit verbreiteter Armut ist es<br />

das Ziel der FZ, über die Grenzen der Einzelvorhaben hinaus<br />

strukturbildend zu wirken. So sind die einzelnen FZ-Vorhaben<br />

in der Regel an die Verbesserung sektoraler Rahmenbedingungen<br />

geknüpft. Neben der ordnungsgemäßen Durchführung<br />

von Investitionsmaßnahmen nehmen sektorpoliti-


Länderbeispiel Indien<br />

Trinkwasserversorgung – ein bisheriger Schwerpunkt der FZ in Indien.<br />

sche Diskussionen mit den Partnerinstitutionen und den<br />

Begünstigten der Projekte breiten Raum ein. Wo immer möglich,<br />

sucht die <strong>KfW</strong> hierbei den Schulterschluss mit anderen<br />

Gebern. Gleichzeitig haben die Projekte der FZ vielfach<br />

Modellcharakter, d. h. sie sind zur Nachahmung empfohlen.<br />

EFFIZIENTE STROMERZEUGUNG<br />

UND UMWELTSCHUTZ<br />

In der Elektrizitätswirtschaft bestehen deutliche Versorgungsengpässe<br />

und hohe Übertragungs- und Verteilungsverluste.<br />

Die Stromtarife sind verzerrt; private Investitionen<br />

haben sich trotz der Öffnung des Sektors bisher kaum realisiert.<br />

Die wirtschaftliche Entwicklung Indiens wird dadurch<br />

stark beeinträchtigt. Die FZ unterstützt deshalb in enger<br />

Zusammenarbeit mit der Weltbank grundlegende Reformen<br />

im Elektrizitätssektor. Dabei bindet sie die Finanzierung von<br />

Investitionen (z. B. Bau eines Kraftwerks mit moderner Technologie)<br />

an signifikante sektorale Reformschritte. Die Ergebnisse<br />

sind bisher ermutigend: Einige Unionsstaaten haben<br />

inzwischen sektorpolitische Veränderungen eingeleitet.<br />

Ergänzend dazu fördert die FZ die stärkere Verbreitung emissionsarmer<br />

Technologien sowie die Verbesserung der Effizienz<br />

vorhandener Anlagen und leistet dadurch einen wichtigen<br />

Beitrag zum Umweltschutz. Ein weiterer Schwerpunkt<br />

ist die Nutzung erneuerbarer Energieträger wie z. B. Wasserund<br />

Windkraft sowie Solarenergie. Ein besonders innovatives<br />

40<br />

Projekt ist das solarthermische Kraftwerk Mathania im Staat<br />

Rajasthan, das eine Kombination aus einem konventionellen<br />

Gas-Dampf-Kraftwerk mit solarthermischer Dampferzeugung<br />

vorsieht. Durch diese Technologie können die CO2- Emissionen in der Stromerzeugung vermindert werden.<br />

BESSERE WASSERVERSORGUNG<br />

UND GESUNDHEITSDIENSTE<br />

Ein großer Teil der Bevölkerung wird nicht ausreichend<br />

mit sauberem Trinkwasser versorgt. Bestehende Versorgungssysteme<br />

sind in schlechtem Zustand; für Betrieb und<br />

Wartung gibt es oft weder geeignete Konzepte noch genügend<br />

Finanzmittel. Verbraucherwünsche spielen bei der Planung<br />

neuer Systeme kaum ein Rolle. Bedenklich ist zudem<br />

die zu starke Ausbeutung von Grundwasser. Die FZ fördert<br />

deshalb die ökologisch und ökonomisch sinnvolle Bewirtschaftung<br />

der knappen Ressource Wasser. Sie verbindet<br />

Investitionen in ländliche Wasserversorgungssysteme mit<br />

verschiedenen Reformansätzen: Die Nutzer (vor allem<br />

Frauen) werden an Planung und Betrieb der Anlagen beteiligt,<br />

und es werden kostendeckende Wassertarife eingeführt.<br />

Die bisherigen Ergebnisse sind positiv; starke politische<br />

Widerstände erfordern aber einen langen Atem.<br />

Angesichts des schlechten Gesundheitszustands der<br />

Bevölkerung fördert die FZ in ländlichen Gebieten den Ausund<br />

Neubau von Einrichtungen zur Basisgesundheitsversorgung.<br />

Dies erfolgt zum Teil in enger Zusammenarbeit mit der<br />

GTZ. Zum anderen unterstützt die FZ die Familienplanung<br />

durch Programme, die den Vertrieb von Kontrazeptiva über<br />

Nichtregierungsorganisationen beinhalten. Ferner leistet sie<br />

einen spürbaren Beitrag zu einem landesweiten Programm<br />

zur Ausrottung der Kinderlähmung (Polio).<br />

ARMUTSBEKÄMPFUNG<br />

DURCH RESSOURCENSCHUTZ<br />

Ein weiterer Förderbereich ist der Erosionsschutz. Die<br />

hohe Bevölkerungsdichte übt einen erheblichen Druck auf<br />

die natürlichen Ressourcen aus, was angesichts fehlender<br />

nachhaltiger Land- und Forstnutzungssysteme zu schwindenden<br />

Nutzwaldbeständen und zunehmender Bodenerosion<br />

geführt hat. In einigen Gebieten geht die Erosion mit einem<br />

sinkenden Grundwasserspiegel und damit einer langfristigen


Mikrokredite für arme Landfrauen.<br />

Verknappung von Trink- und Bewässerungswasser einher.<br />

Dieses vielschichtige Problem erfordert ein komplexes Maßnahmenbündel<br />

wie Schutzwaldaufforstungen, kleine Stauwehren<br />

und vieles andere mehr. Schwerpunkt der FZ-Aktivitäten<br />

in diesem Bereich ist der Unionsstaat Maharashtra.<br />

Unter intensiver Beteiligung der FZ arbeiten die betroffene<br />

Bevölkerung, Nichtregierungsorganisationen und Behörden<br />

eng zusammen. Gemeinsam mit der GTZ, die diese Maßnahmen<br />

auch unterstützt, konnte die <strong>KfW</strong> durch dieses Vorgehen<br />

einen nachhaltigen Beitrag zur Armutsminderung leisten. Die<br />

indische Regierung ist inzwischen dabei, die in Maharashtra<br />

gewonnenen Erfahrungen auf andere Unionsstaaten zu<br />

übertragen.<br />

STÄRKUNG DES FINANZSEKTORS<br />

Der Finanzsektor hat sich im Zuge der allgemeinen<br />

Liberalisierung zwar positiv entwickelt, weist aber noch<br />

immer deutliche Schwächen auf. Diese zeigen sich z. B. im<br />

nach wie vor hohen Staatseinfluss und in der großen Anzahl<br />

konkursgefährdeter Banken. Die FZ verfolgt deshalb eine<br />

selektive Förderstrategie, indem sie anstelle der generellen<br />

Kreditversorgung entwicklungspolitisch bedeutsame Teilbereiche<br />

unterstützt, z. B. Mikrokredite zur Förderung von<br />

Kleinunternehmen mit erschwertem Zugang zum Bankensektor<br />

und Kredite für Umweltschutz und Wohnungsbau. Eine<br />

Ausweitung ihres Engagements auf die Infrastrukturfinanzierung,<br />

die den Privatsektor bei Bau und Betrieb der finanzierten<br />

Einrichtungen einbezieht (Public Private Partnership),<br />

wird derzeit diskutiert. In diesem Bereich – sowie insbesondere<br />

im Energiesektor – kann die FZ knappe Haushaltsmittel<br />

durch <strong>KfW</strong>-Marktmittel im Rahmen von Verbund- und<br />

Mischfinanzierungen ergänzen. Dadurch kommt es zu einer<br />

Erhöhung des Mittelvolumens, was im Hinblick auf das<br />

Bemühen der <strong>KfW</strong> um strukturelle Wirkungen von nicht zu<br />

unterschätzender Bedeutung ist. Mit dem selben Ziel sollen<br />

im Finanzsektor entwicklungspolitisch sinnvolle Projekte leistungsfähiger<br />

Banken mit reinen <strong>KfW</strong>-Marktmitteldarlehen<br />

gefördert werden.<br />

41


Regionale Entwicklung<br />

Nach einer Zunahme des durchschnittlichen realen<br />

Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,3 % 1999 erreichte Subsahara-Afrika<br />

im Berichtsjahr 2000 ein Wirtschaftswachstum<br />

von rd. 3,3 %. Damit konnte das durchschnittliche Pro-Kopf-<br />

Einkommen zwar leicht gesteigert werden, doch blieben die<br />

Erfolge der Armutsbekämpfung bei einer Gesamtbetrachtung<br />

des letzten Jahrzehnts unbefriedigend. Zu dem etwas besseren<br />

Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr trugen die günstigeren<br />

Entwicklungen in den beiden großen Volkswirtschaften<br />

Südafrika und Nigeria bei, auf die zusammen rd. die Hälfte<br />

der Wertschöpfung der Region entfällt. Die Zunahme des BIP<br />

betrug in den beiden Ländern in 2000 2,9 % bzw. 3,4 %. In<br />

Südafrika ist dies auf eine Verbesserung der öffentlichen<br />

SUBSAHARA-AFRIKA<br />

42<br />

Finanzpolitik, eine Zunahme der internationalen Wettbewerbsfähigkeit<br />

und das günstige internationale wirtschaftliche<br />

Umfeld zurückzuführen. Nigeria profitierte erheblich von<br />

den stark gestiegenen Weltmarktpreisen für Erdöl, die einen<br />

Ausgleich der Leistungsbilanz und einen Budgetüberschuss<br />

ermöglichten. Die nigerianische Regierung setzte ihre Maßnahmen<br />

zur Eindämmung der Korruption und zur sonstigen<br />

Verbesserung der Regierungsführung fort und konnte Ende<br />

des Jahres eine Umschuldungsvereinbarung im Pariser Club<br />

erreichen.<br />

In den anderen Ländern der Region lag das durchschnittliche<br />

Wirtschaftswachstum mit rd. 3,7 % etwas höher<br />

als in den beiden großen Volkswirtschaften, erreichte jedoch<br />

nicht ganz den Vorjahreswert von 4,1 %. Ernste Probleme der<br />

Regierungsführung einschließlich gewaltsamer interner und<br />

externer Konflikte in einer Reihe von Ländern behindern die<br />

wirtschaftliche Entwicklung. Die Kriege in Äthiopien und<br />

Eritrea konnten zwar im Dezember 2000 durch ein Friedensabkommen<br />

beendet werden, zahlreiche andere Konflikte in<br />

der Region sind jedoch nach wie vor ungelöst. Weitere<br />

Gründe für die suboptimale wirtschaftliche Entwicklung<br />

waren z. B. Wirbelstürme und ausgedehnte Überflutungen in<br />

Mosambik und Dürren in Uganda, Kenia, Eritrea und Äthiopien.<br />

Außerdem setzte sich in den erdölimportierenden Länder<br />

die ungünstige Entwicklung der Terms of Trade fort. Insbesondere<br />

Ghana, Côte d’Ivoire, Niger, Tansania und Uganda<br />

waren davon stark betroffen. Gleichwohl erreichten einige<br />

Länder wie Benin, Burkina Faso, Tansania und Uganda<br />

Wachstumsraten von rund 5 % oder darüber, wozu u. a. die<br />

fortgesetzte Strukturanpassungspolitik beitrug.<br />

Die HIV/AIDS-Rate ist in 2000 weiter angestiegen und<br />

wird zunehmend zum Entwicklungshemmnis und zur<br />

Armutsursache. Über 70 % aller weltweit Infizierten leben in<br />

der Region; der Anteil Subsahara-Afrikas an Neuinfektionen<br />

liegt noch deutlich höher. Besonders betroffen ist das südliche<br />

Afrika: In Botsuana, Swasiland, Simbabwe, Lesotho, Sambia,<br />

Südafrika und Namibia beträgt die Durchseuchungsrate<br />

der erwachsenen Bevölkerung zwischen 19 % (Namibia) und<br />

36 % (Botsuana). Die Pandemie hat weitreichende negative<br />

Auswirkungen auf die Familien, die Gesellschaft, die Wirtschaft<br />

und die Verwaltung. In den am stärksten betroffenen<br />

Ländern wird HIV/AIDS zu einer deutlichen Verringerung der<br />

durchschnittlichen Lebenserwartung und Reduzierung des


Social Marketing von Kondomen – ein wirksamer FZ-Ansatz zur HIV/AIDS-<br />

Bekämpfung.<br />

Bevölkerungswachstums oder sogar zur Abnahme der Bevölkerungszahl<br />

führen. Aufgrund der verschiedenen ungünstigen<br />

Wirkungen dürfte sich das durchschnittliche Pro-Kopf-<br />

Einkommen in diesen Ländern jährlich um ein bis zwei Prozentpunkte<br />

ungünstiger entwickeln, als dies sonst zu erwarten<br />

wäre. Einige Regierungen haben bereits erfolgreiche<br />

Gegenmaßnahmen unternommen. Die entschlossene Präventionspolitik<br />

in Sambia und Uganda hat zu einem Rückgang<br />

der Infektionsraten in den Hochrisikogruppen geführt. Es<br />

bleibt zu hoffen, dass sich andere Länder anschließen. Auch<br />

im Jahr 2000 hat die FZ mit Präventionsprojekten zur<br />

Bekämpfung von HIV/AIDS beigetragen (s. Beispiel zur HIV/<br />

AIDS-Bekämpfung auf S. 32).<br />

Im Berichtsjahr gewann die Ausarbeitung von nationalen<br />

Strategien zur Armutsbekämpfung und die Umsetzung<br />

der erweiterten HIPC-Schuldeninitiative an Dynamik. Bis<br />

Ende 2000 haben Weltbank und IWF der Beteiligung von<br />

achtzehn Ländern der Region an der HIPC-Initiative zugestimmt.<br />

Zuvor hatten sämtliche Länder Strategiepapiere zur<br />

Armutsbekämpfung vorgelegt. Die HIPC-Initiative soll bei<br />

planmäßiger Umsetzung auf weitere dreizehn afrikanische<br />

Länder ausgedehnt werden. Insgesamt würden dann 31<br />

hochverschuldete Entwicklungsländer der Region von einer<br />

Halbierung der durchschnittlichen Schuldendienstquote auf<br />

unter 10 % profitieren, so dass zusätzliche Ressourcen zur<br />

Intensivierung der Armutsbekämpfung zur Verfügung stehen<br />

würden.<br />

Viele Vorhaben der FZ dienten der unmittelbaren<br />

Armutsbekämpfung und hatten teilweise auch Selbsthilfecharakter.<br />

Hierzu gehören z. B. Trinkwasserversorgungsprogramme<br />

mit einer ausgeprägten Partizipation von Nutzergruppen.<br />

Aber auch die geförderten Projekte, die nicht primär<br />

auf Armutsminderung abzielen, wie z. B. die Instandsetzung<br />

von Überlandstraßen, wirken sich oft auf indirektem<br />

Wege positiv auf die Situation der Armen aus.<br />

Gesundheit durch sauberes Wasser.<br />

43


Länderbeispiel Tansania<br />

TANSANIA<br />

Fläche 945.087 km2 Bevölkerung 33 Mio<br />

Bevölkerungswachstum 3,3 % p. a.<br />

Bruttoinlandsprodukt 7,9 Mrd USD<br />

Wirtschaftswachstum 5 % p. a.<br />

Pro-Kopf-Einkommen 255 USD<br />

Lebenserwartung 48 Jahre<br />

Alphabetisierungsquote 72 %<br />

Schuldendienstquote<br />

Armutsquote (internationale<br />

29 %<br />

Armutslinie, 1 USD/Tag) 51 %<br />

Nach der Unabhängigkeit Tansanias 1961 verfolgte der<br />

erste Präsident Julius Nyerere fast ein Vierteljahrhundert<br />

lang eine Politik des „afrikanischen Sozialismus“. Er wollte<br />

eine möglichst egalitäre Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung<br />

aufbauen – unter staatlicher Kontrolle aller Wirtschaftsbereiche.<br />

Staatliche Genossenschaften sollten die<br />

Bevölkerung mit Lebensmitteln und Gütern des täglichen<br />

Bedarfs versorgen. Die Ineffizienz dieser Politik in Verbindung<br />

mit negativen externen Faktoren (Ölkrise, Auflösung<br />

der Ostafrikanischen Wirtschaftsunion und Krieg mit<br />

Uganda) führte letztlich zu ihrem Scheitern und hatte eine<br />

lang anhaltende Wirtschaftskrise zur Folge.<br />

Mit seinem freiwilligen Rücktritt machte Nyerere 1985<br />

den Weg für einen Kurswechsel frei. Seitdem führt Tansania<br />

mit ausländischer Unterstützung eine breit angelegte politische<br />

und wirtschaftliche Liberalisierung durch. Im Oktober<br />

1995 fanden die ersten Parlaments- und Präsidentschaftswahlen<br />

statt, bei denen mehrere Parteien zugelassen waren.<br />

Danach gelang es der Regierung in kurzer Zeit, das Haushaltsdefizit<br />

zu verringern und die Inflationsrate von über<br />

25 % auf 6 % zu reduzieren. Die zweiten freien Wahlen im<br />

Oktober 2000 brachten einen klaren Sieg der bisherigen<br />

Regierungspartei. Lediglich in Sansibar wurde die Teilnahme<br />

der Opposition an den Wahlen massiv behindert.<br />

44<br />

Trotz großer Fortschritte befindet sich Tansania immer<br />

noch im Übergang zur Marktwirtschaft. Außenhandel, Währungspolitik<br />

und Finanzsektor sind liberalisiert. Landwirtschaft,<br />

Handel und Verarbeitendes Gewerbe sind überwiegend<br />

in privater Hand. Die Lohn- und Preisbildung in der gesamten<br />

Volkswirtschaft erfolgt weitgehend durch den Markt.<br />

Reformen und Verkleinerung des öffentlichen Dienstes werden<br />

in Angriff genommen. Das niedrige Gehaltsniveau im<br />

Staatsdienst bleibt jedoch Hauptgrund für eine zu geringe<br />

Motivation der Bediensteten und eine weit verbreitete Korruption.<br />

Umstrukturierung und Privatisierung öffentlicher<br />

Unternehmen schreiten zwar voran, sind jedoch noch lange<br />

nicht abgeschlossen. Ein drückendes Problem ist die immer<br />

noch sehr hohe Auslandsverschuldung Tansanias von rund<br />

8 Mrd USD mit einer hohen Schuldendienstquote von 29 %.<br />

Tansania bleibt damit in starkem Maße von Auslandshilfe<br />

abhängig. Da das Land in den Genuss der erweiterten HIPC-<br />

Initiative kommt, wird der Umfang der öffentlichen Auslandsverschuldung<br />

aber demnächst in nennenswertem<br />

Umfang reduziert werden können.<br />

Tansania ist eines der ärmsten Länder der Welt. Während<br />

das Land im Human Development Report nach seiner<br />

wirtschaftlichen Entwicklung (Pro-Kopf-Einkommen) an 170.<br />

und damit sechsletzter Stelle liegt, entspricht seine soziale<br />

Entwicklung dem 150. Rang (Human Development Index des<br />

UNDP). Arm sind in Tansania vor allem Menschen, die von<br />

der wirtschaftlichen Infrastruktur (insbesondere Transportwegen)<br />

abgeschnitten sind, geringen Zugang zu Gesundheits-<br />

und Bildungseinrichtungen haben und nur von der<br />

Landwirtschaft leben. Die Landwirtschaft ist nach wie vor der<br />

wichtigste Wirtschaftszweig. Dort sind 80 % der Bevölkerung<br />

beschäftigt, die 60 % des Volkseinkommens erwirtschaften.<br />

Als absolut arm gelten rd. die Hälfte der Bevölkerung, d. h.<br />

fast 17 Mio Menschen müssen mit einem Einkommen von<br />

weniger als einem Dollar pro Tag auskommen.<br />

FINANZIELLE ZUSAMMENARBEIT<br />

MIT TANSANIA<br />

Seit Aufnahme der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit<br />

mit Tansania im Jahr 1961 hat <strong>Deutsch</strong>land im<br />

Rahmen der Technischen (TZ) und Finanziellen Zusammenarbeit<br />

(FZ) 1,21 Mrd EURO zur Verfügung gestellt, davon rd.<br />

0,72 Mrd EURO FZ-Mittel. Damit ist Tansania bisher ein


Hauptempfänger deutscher EZ-Mittel in der Region. In der<br />

Vergangenheit hat die FZ insbesondere den Ausbau der physischen<br />

Infrastruktur – Transportwesen, Energie- und Wasserversorgung<br />

– unterstützt. Mit der Konzentration auf<br />

armutsrelevante Sektoren hat jetzt neben der Wasserversorgung<br />

auch das Gesundheitswesen für die FZ an Gewicht<br />

gewonnen.<br />

VERBESSERUNG DES GESUNDHEITSWESENS<br />

Obwohl Tansania zu den ärmsten Ländern der Welt<br />

gehört, verfügte es im Vergleich zu anderen Entwicklungsländern<br />

zeitweise über eine gut ausgebaute Infrastruktur im<br />

Gesundheits- und Bildungsbereich. Als Folge der Wirtschaftskrise<br />

der 80er Jahre und der anhaltenden Finanzkrise des<br />

Staates verschlechterten sich die Leistungen der öffentlichen<br />

Gesundheits- und Bildungseinrichtungen jedoch zunehmend.<br />

Die Folgen: Heute sterben 80 von 1000 Säuglingen; ein<br />

Sechstel aller Kinder stirbt vor Vollendung des fünften<br />

Lebensjahres. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist auf<br />

48 Jahre gesunken und wird bedingt durch 1,5–2 Mio HIV-<br />

Infektionen in den nächsten Jahren weiter abnehmen. Die<br />

tansanische Regierung versucht dem negativen Trend durch<br />

eine weitreichende Gesundheitsreform entgegen zu wirken.<br />

Ihr Programm sieht höhere Ausgaben für den Gesundheitssektor,<br />

eine Verbesserung der medizinischen Versorgung, die<br />

Verlagerung der Verantwortung für die sozialen Einrichtungen<br />

auf die lokale Ebene und damit auf die unmittelbar<br />

Betroffenen sowie eine zunehmende Beteiligung der Nutzer<br />

an der Finanzierung laufender Kosten vor.<br />

Mit FZ-Mitteln werden Gesundheitszentren in ländlichen Gebieten<br />

rehabilitiert.<br />

Seit ihrer Wiederzulassung Mitte der 80er Jahre<br />

kommt dabei den Sozialdiensten der Kirchen eine wichtige<br />

Rolle zu. Etwa 40 % der Gesundheitsdienste für die Bevölkerung<br />

werden mittlerweile durch kirchliche Einrichtungen<br />

geleistet. Die christlichen Kirchen verfügen über ein ständig<br />

wachsendes Netz von Krankenhäusern, Gesundheitszentren<br />

und auch Schulen. Gemeinsam mit den beiden großen deutschen<br />

Kirchen und der GTZ unterstützt deshalb die <strong>KfW</strong> seit<br />

1994 kirchliche Gesundheitseinrichtungen. Mit den Projektmitteln<br />

werden Gesundheitszentren und Krankenhäuser in<br />

ländlichen Regionen instand gesetzt und deren Ausstattung<br />

verbessert. Mit einem revolvierenden Medikamentenfonds<br />

trägt die FZ dazu bei, den chronischen Mangel an Medikamenten<br />

zu beheben. Da medizinisches Gerät bisher in Tansania<br />

nicht regelmäßig gewartet bzw. instand gehalten wird,<br />

werden mit Unterstützung der FZ vier regionale Wartungsund<br />

Reparaturzentren eingerichtet. Alle Maßnahmen sind<br />

auf der Grundlage der Gesundheitsreform in das neue Prinzip<br />

einer dezentralen und bevölkerungsnahen Verwaltung<br />

eingebettet.<br />

Komplementär zu den dezentralen Einzelvorhaben<br />

wird die FZ ab 2001 die Gesundheitsreform des Landes<br />

gemeinsam mit anderen Gebern unterstützen. Als ein für die<br />

FZ neuartiges Instrument soll dabei das „basket funding“<br />

erprobt werden, bei dem einzelne Geber ihre Beiträge in<br />

einen Korb einzahlen, der für die Finanzierung festgelegter<br />

45<br />

D.R.<br />

Kongo<br />

Uganda<br />

Ruanda<br />

Burundi<br />

Sambia<br />

TANSANIA<br />

Malawi<br />

Kenia<br />

Daressalam<br />

Mosambik


Länderbeispiel Tansania<br />

Verwendungszwecke unter Anwendung einheitlicher Abwicklungsverfahren<br />

zur Verfügung steht.<br />

SICHERSTELLUNG DER WASSERVERSORGUNG<br />

Der Bereich Trinkwasser, Wassermanagement, Abwasser-<br />

und Abfallentsorgung ist seit langem ein Schwerpunkt<br />

der Zusammenarbeit mit Tansania. Das Land reorganisiert seit<br />

1991 Zuständigkeiten und Verantwortung in der städtischen<br />

und ländlichen Wasserversorgung. In Abkehr von der sozialistisch<br />

geprägten Sektorpolitik – kostenlose Bereitstellung<br />

von Trinkwasser und Bündelung sämtlicher Kompetenzen<br />

beim Wasserministerium – ist die Verantwortung zunehmend<br />

auf lokale Entscheidungsträger verlagert worden. Von den<br />

Nutzern wird erwartet, dass sie Wassergebühren bezahlen<br />

und dadurch die Betriebskosten tragen. Nach Möglichkeit<br />

sollen sie sich auch an der Finanzierung von Investitionen<br />

beteiligen, ggf. durch Eigenleistungen. Damit soll die Nachhaltigkeit<br />

von Vorhaben im Wassersektor verbessert werden.<br />

Diese Reformen sind auch das Ergebnis eines langjährigen<br />

Dialogs, der auf allen Ebenen der deutsch-tansanischen<br />

Zusammenarbeit geführt wurde.<br />

Nach zehn Jahren Reformprozess wurden einige Ergebnisse<br />

erzielt. So ist Mitte 1994 in drei im Norden des Landes<br />

gelegenen Städten die Verantwortung für die Wasserversorgung<br />

auf neu gegründete lokale Wasserwerke übergegangen.<br />

In diesen Städten werden im Rahmen der FZ die Wasserversorgungssysteme<br />

saniert und erweitert, um die dort lebenden<br />

600.000 Menschen mit hygienisch unbedenklichem Trink-<br />

Die Zielgruppen wirken beim Bau von Wasserversorgungsanlagen im<br />

Hai-Distrikt mit.<br />

46<br />

wasser zu versorgen. Darüber hinaus werden die Wasserwerke<br />

durch ein zusätzliches Ausbildungsprogramm in ihren<br />

Anstrengungen unterstützt, die Geschäftspolitik privatwirtschaftlich<br />

auszurichten und ihre Dienstleistungen kundenorientierter<br />

anzubieten. Die positiven Erfahrungen mit den<br />

Versorgungsbetrieben der drei Städte, die inzwischen ihre<br />

gesamten Betriebs- und Wartungskosten aus eigenen Mitteln<br />

bestreiten können, haben das Wasserministerium dazu veranlasst,<br />

diesen Ansatz auf weitere Städte auszudehnen. Inzwischen<br />

wurde die Wasserversorgung von insgesamt 18<br />

Regionalstädten nach diesem Modell reorganisiert. Die Versorgungsgesellschaften<br />

der Städte sind dadurch auch finanziell<br />

weitgehend unabhängig vom Ministerium. Im Süden<br />

Tansanias sind weitere FZ-Projekte der städtischen Wasserversorgung<br />

in Vorbereitung.<br />

Der Reformprozess findet auch im ländlichen Raum<br />

statt. Seit 1994 können größere ländliche Versorgungssysteme<br />

von den Nutzern selbst auf Kostendeckungsbasis<br />

betrieben werden. Im Hai-Distrikt, der sich südlich und westlich<br />

des Kilimanjaro befindet, konnte mit Unterstützung der<br />

FZ ein finanziell unabhängiges und von der Zielgruppe getragenes<br />

Durchführungs- und Betriebskonzept umgesetzt werden.<br />

Mit dem Vorhaben wird die Gefährdung der Bevölkerung<br />

durch wasserinduzierte Krankheiten verringert, indem<br />

die vorhandenen, technisch völlig desolaten Wasserversorgungssysteme<br />

sukzessive rehabilitiert und erweitert werden.<br />

Durch verbrauchsabhängige Nutzergebühren werden die<br />

Betriebs-, Wartungs- und Reparaturkosten der Systeme vollständig<br />

durch die im Projektgebiet lebende Bevölkerung<br />

finanziert. Somit ist eine wichtige Voraussetzung für eine<br />

nachhaltige Nutzung des Vorhabens erfüllt.<br />

NATURSCHUTZ DURCH PARTIZIPATION<br />

DER ANRAINER<br />

Tansania ist für seine einzigartigen Naturschutzgebiete,<br />

wie die Serengeti oder den Ngorongoro-Krater, weltweit<br />

bekannt. Zum Schutz der vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt<br />

sind 24 % der Landesfläche als Wildschutzgebiete<br />

und weitere 14 % als Waldschutzgebiete ausgewiesen. Hohes<br />

Bevölkerungswachstum in Verbindung mit weit verbreiteter<br />

ländlicher Armut hat aber auch in Tansania zu einem stärker<br />

werdenden Druck auf die Schutzgebiete geführt. Ihr ökologisches<br />

Gleichgewicht wird durch Wilderei, Überweidung,


Holzeinschlag und ackerbauliche Nutzung zunehmend<br />

gefährdet.<br />

Seit 1995 unterstützt die FZ in Kooperation mit der TZ<br />

den Erhalt des Selous-Wildreservates, das abseits üblicher<br />

Touristenrouten liegt. Wegen seiner ökologischen Vielfalt<br />

und seiner immensen Ausdehnung von 45.000 km2 (etwa die<br />

Größe der Schweiz) ist ihm von der UNESCO der Status eines<br />

Weltnaturerbes zuerkannt worden. Die 200.000 Anrainer des<br />

Selous leben mehrheitlich in kleinbäuerlichen, subsistenzorientierten<br />

Haushalten mit niedriger Arbeitsproduktivität<br />

und geringem Einkommen.<br />

Armut und die wachsende Zahl der Anrainer gefährden<br />

zunehmend das Selous-Ökosystem. Um dieser Tendenz entgegen<br />

zu wirken, legt das Kooperationsvorhaben großen<br />

Wert auf die Einbindung und Förderung der Anrainer. Im<br />

Zentrum steht die mit TZ-Unterstützung geplante Einführung<br />

eines „Community Wildlife Management“, mit dem ein<br />

seit der deutschen Kolonialzeit bestehendes Jagdverbot in<br />

der Randzone aufgehoben wird. Bei Erfüllung bestimmter<br />

Auflagen ist es Anrainergemeinden gestattet, in der Rand-<br />

zone zu jagen und Wildbret eigenverantwortlich zu vermarkten.<br />

Für die Anrainer erlangen Wildtiere damit einen Wert.<br />

Wilderei wird zunehmend sozial geächtet, schädigt sie doch<br />

eine wichtige Einkommensquelle der Gemeinschaft. Erste<br />

Erfolge zeichnen sich bereits ab. Die Elefantenpopulation ist<br />

nach einem Rückgang von ehemals über 100.000 auf 30.000<br />

Tiere im Jahr 1988 inzwischen wieder auf rd. 50.000 gestiegen.<br />

47<br />

KONZENTRATION AUF SCHWERPUNKTE<br />

Im Jahr 2000 haben sich die Bundesregierung und die<br />

tansanische Regierung darauf geeinigt, die Entwicklungszusammenarbeit<br />

künftig auf die Bereiche Gesundheit und<br />

Trinkwasserversorgung zu konzentrieren. In diesen unmittelbar<br />

armutsrelevanten Bereichen sollen TZ und FZ gemeinsam<br />

die notwendigen Reformbestrebungen der tansanischen<br />

Seite unterstützen. Das Engagement im Naturschutz, das<br />

durch partizipatives Vorgehen auch erfolgreich zur Armutsminderung<br />

der Anrainer beigetragen hat, wird infolge dieser<br />

Konzentration in den nächsten Jahren auslaufen.


Regionale Entwicklung<br />

Mit FZ im Einfachwohnungsbau die Selbsthilfefähigkeit der Armen in<br />

El Salvador stärken.<br />

Wirtschaftlich brachte das Millenniumsjahr den meisten<br />

lateinamerikanischen Ländern eine insgesamt positive<br />

Entwicklung: Das durchschnittliche Wachstum lag real bei rd.<br />

4 % und damit leicht höher als im Vorjahr. Damit wurde ein<br />

Anstieg des durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommens um<br />

knapp 3 % auf 3.700 USD erzielt. Die Inflationsrate in der<br />

Region blieb durchschnittlich im einstelligen Bereich. Der<br />

Zufluss ausländischer Direktinvestitionen war zwar schwächer<br />

als im Vorjahr, lag aber mit 52 Mrd USD weiter auf<br />

hohem Niveau und deckte einen erheblichen Teil der jeweiligen<br />

Leistungsbilanzdefizite ab. Das Import- und Exportvolumen<br />

stieg deutlich gegenüber dem Vorjahr an, wobei sich<br />

gerade auch der intraregionale Handel in der Andengemeinschaft<br />

und im Mercosur erfreulich belebte. Schließlich nutzten<br />

die Länder weiterhin Privatisierungschancen, und der Privatsektor<br />

beteiligte sich stärker an Investitionen in die<br />

öffentliche Infrastruktur. Der Zugang zu den internationalen<br />

Kapitalmärkten hat sich für Lateinamerika zweifellos verbessert;<br />

allerdings sind erhebliche Risikozuschläge zu zahlen.<br />

Auch Krisen außerhalb der Region wirken sich sofort auf die<br />

Bonitätseinschätzung lateinamerikanischer Länder aus,<br />

wodurch der ohnehin hohe Schuldendienst (durchschnittlich<br />

50 % der Exporterlöse) weiter ansteigt.<br />

LATEINAMERIKA<br />

48<br />

Wie in den Vorjahren standen positiven Tendenzen in<br />

einigen Ländern auch problematische Entwicklungen in<br />

anderen gegenüber: In Mexiko, einem Schlüsselland Lateinamerikas,<br />

einigen Ländern Zentralamerikas und der Karibik<br />

wurden im Jahr 2000 beachtliche Wachstumsraten erzielt. In<br />

den Andenländern war das Bild uneinheitlich: Chile wies eine<br />

stabile Entwicklung auf, und auch Venezuela und Kolumbien<br />

konnten trotz einiger innenpolitischer Turbulenzen befriedigende<br />

wirtschaftliche Ergebnisse erzielen. In Peru führte die<br />

politische Krise zu Anspannungen im Wirtschafts- und<br />

Finanzsystem, und auch in Ecuador hält die Wirtschafts- und<br />

Finanzkrise an. Die wichtigsten Mercosur-Länder, Brasilien<br />

und Argentinien, weisen ebenfalls sehr unterschiedliche<br />

Ergebnisse auf: Das größte Land des Subkontinents, Brasilien,<br />

konnte mit einer Wachstumsrate von rd. 4 % die Rezession<br />

des Vorjahres überwinden. Dagegen ist das Nachbarland<br />

Argentinien weiterhin um eine Lösung seiner Rezession und<br />

Finanzkrise bemüht und erhielt hierfür eine wichtige Unterstützung<br />

des Internationalen Währungsfonds.<br />

Das Wirtschaftswachstum reichte in allen Ländern<br />

abermals nicht zum Abbau von Arbeitslosigkeit und Armut<br />

aus. Die öffentlichen Finanzen befinden sich nur in wenigen<br />

Ländern in einem befriedigenden Zustand. Das Niveau produktiver<br />

Investitionen ist unzureichend und beeinträchtigt<br />

somit auch mittel- und langfristig die Wettbewerbsposition<br />

Lateinamerikas in der Weltwirtschaft. Einige Experten warnen<br />

auch vor den Gefahren, die von der in einzelnen Ländern<br />

bereits erkennbaren Schwächung demokratischer und politischer<br />

Institutionen auf die wirtschaftliche und soziale Lage<br />

ausgehen.<br />

Die Regierungen Lateinamerikas erkennen durchweg<br />

an, dass die Lösung sozialer Probleme Priorität haben muss.<br />

Zweifellos ist der Weg dorthin aber noch weit, obwohl die<br />

Zahl der Armen sowohl absolut (1998 verfügten 61 Mio<br />

Lateinamerikaner über weniger als einen Dollar pro Kopf) als<br />

auch relativ gesunken ist (12 % der Bevölkerung leben unter<br />

dieser Grenze). Weiter verbessert haben sich auch soziale<br />

Indikatoren wie z. B. Alphabetisierungsquote, Kindersterblichkeit<br />

und Lebenserwartung. Hingegen bestehen nach wie<br />

vor große Unterschiede im Zugang zu sozialen Leistungen<br />

sowie in der Verteilung von Vermögen und Einkommen.<br />

Besonders benachteiligt sind vielfach die Bewohner ländlicher<br />

Regionen, ethnische Minderheiten sowie Frauen. Die


nach wie vor ungleiche Landverteilung trägt zur zerstörerischen<br />

Nutzung der Natur, insbesondere der Tropenwälder,<br />

bei. Brandrodung und Abholzung bedrohen weiterhin die<br />

Artenvielfalt. Gefährdet sind aber auch Potenziale der Tropenwälder,<br />

die der Bevölkerung als Einkommensquelle dienen<br />

könnten. In wie weit der Subkontinent von einem Ressourcentransfer<br />

im Rahmen der so genannten „Kyoto Instrumente“<br />

zur Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen profitieren<br />

wird, bleibt abzuwarten. Die wirtschaftlichen Perspektiven<br />

Lateinamerikas für das Jahr 2001 sind ähnlich günstig<br />

wie im Vorjahr. Einen gewissen Unsicherheitsfaktor stellt<br />

jedoch die weitere Entwicklung in den USA dar. Die Regierungen<br />

müssten sich ergebende finanzielle Spielräume<br />

weiterhin nutzen, um ihre Reformpolitiken zu vertiefen, die<br />

öffentlichen Finanzen zu konsolidieren, zukunftsfähige<br />

Investitionen zu realisieren und vor allem das soziale Gefälle<br />

abzubauen.<br />

FINANZIELLE ZUSAMMENARBEIT<br />

MIT LATEINAMERIKA<br />

Die Zusagen für Lateinamerika erreichten im Jahr 2000<br />

mit rund 135 Mio EURO nicht ganz die erwartete Höhe. Der<br />

sektorale Schwerpunkt lag wiederum bei Vorhaben der Wasserver-<br />

und Abwasserentsorgung in den Ländern Bolivien,<br />

Peru, Guatemala und Nicaragua. Zusammen mit weiteren<br />

Zusagen für ein Wohnungsbauprojekt in Kolumbien und der<br />

Fortsetzung der Förderung des Sozialinvestitionsfonds in<br />

Guatemala machte der Förderbereich „Soziale Infrastruktur“<br />

über die Hälfte aller Neuzusagen aus. Damit wird deutlich,<br />

dass in der Bekämpfung der Armut auch weiterhin ein<br />

Schwerpunkt der Finanziellen Zusammenarbeit (FZ) mit<br />

Lateinamerika liegt. Dabei leistet die FZ nicht nur einen<br />

direkten Beitrag zur Verbesserung der Lebensverhältnisse<br />

armer Bevölkerungsschichten, sondern stärkt zunehmend<br />

auch die Organisationsfähigkeit von Armen in Selbsthilfegruppen.<br />

Damit trägt sie auch zur Stärkung des Demokratiebewusstseins<br />

in der Bevölkerung bei. Parallel hierzu führen<br />

die Projektträger einkommensschaffende und beschäftigungsorientierte<br />

Maßnahmen für ärmere Teile der Bevölkerung<br />

durch, z. B. in einem neuen Bewässerungsprojekt in<br />

Bolivien.<br />

Die <strong>KfW</strong> unterstützt den Ausbau von wirtschaftlicher<br />

Infrastruktur und verbessert dadurch die Voraussetzung für<br />

die Entwicklung ökonomischer Aktivitäten. In dieser Hinsicht<br />

sind für den Energiesektor in der Dominikanischen Republik<br />

und in Jamaika nennenswerte Neuzusagen gemacht worden.<br />

Dabei wird auch die Förderung erneuerbarer Energiequellen<br />

zunehmend wichtiger, z. B. durch die Nutzung vorhandener<br />

Wasserkraftressourcen anhand von Kleinwasserkraftwerken<br />

in Ländern der Karibik. Einen weiteren Schwerpunkt der<br />

Zusammenarbeit bildete – mit fast 25 % der Zusagen – der<br />

Schutz bzw. die nachhaltige Nutzung von natürlichen<br />

Ressourcen. Ferner wurden Neuzusagen für vier weitere Projekte<br />

in Bolivien, Paraguay, Guatemala und Costa Rica<br />

gemacht. Die Bundesregierung hat erneut zusätzliche Mittel<br />

für das „Pilotprogramm zur Erhaltung der tropischen Regenwälder<br />

– PP/G7“ in Brasilien zur Verfügung gestellt, nachdem<br />

eine umfassende internationale Zwischenevaluierung dem<br />

Programm insgesamt gute Erfolge bescheinigt hatte. Das<br />

PP/G7 trägt neben dem Erhalt des Tropenwaldes auch zur<br />

Verbesserung der Lebensbedingungen der Armen bei, indem<br />

es diese dabei unterstützt, durch eine nachhaltige Nutzung<br />

der Wälder ihr Einkommen zu sichern.<br />

Die vom BMZ eingeleitete Schwerpunktsetzung (s. S.<br />

12) hat auch die Entwicklungszusammenarbeit mit Lateinamerika<br />

in 2000 geprägt. Bei Regierungsverhandlungen und<br />

Konsultationen kristallisierte sich vielfach der Umwelt- und<br />

Ressourcenschutz als Schwerpunktbereich heraus. Die FZ<br />

begann erfolgreich, ihr erweitertes Finanzierungsinstrumentarium<br />

einzusetzen. So wurden in drei Ländern Vorhaben für<br />

eine Verbundfinanzierung (Erläuterung des Begriffs s. S. 64)<br />

vorbereitet.<br />

49


Länderbeispiel Nicaragua<br />

NICARAGUA<br />

Fläche 130.000 km2 Bevölkerung 5 Mio<br />

Bevölkerungswachstum 2,5 % p. a.<br />

Bruttoinlandsprodukt 2,4 Mrd USD<br />

Wirtschaftswachstum 5,1 % p. a.<br />

Pro-Kopf-Einkommen 430 USD<br />

Lebenserwartung 68 Jahre<br />

Alphabetisierungsquote 68 %<br />

Schuldendienstquote (2001, geschätzt)<br />

Armutsquote (internationale<br />

21 %<br />

Armutslinie, 1 USD/Tag) 44 %<br />

Nicaragua ist mit einem Pro-Kopf-Einkommen von nur<br />

430 USD nach Haiti das ärmste Land in Lateinamerika und<br />

der Karibik. In den 80er Jahren hatte die auf den Sturz des<br />

Diktators Somoza folgende Machtergreifung der Sandinisten,<br />

die ein sozialistisches Gesellschaftsmodell anstrebten,<br />

zur internationalen Isolierung des Landes geführt. Ein in den<br />

Ost-West-Konflikt eingebetteter blutiger Bürgerkrieg folgte,<br />

der erst Ende der 80er Jahre sein Ende fand. Zu diesem Zeitpunkt<br />

war Nicaragua wirtschaftlich völlig zerrüttet: Das Pro-<br />

Kopf-Einkommen war im Vergleich zu den Vorkriegsjahren<br />

dramatisch gesunken, die Privatunternehmer hatten das<br />

Land verlassen, und die außerordentlich hohen Militärausgaben<br />

hatten zu einem großen Haushaltsdefizit und einer<br />

Hyperinflation von bis zu 34.000 % im Jahr beigetragen. Ein<br />

weiteres schwieriges Problem lag in der tiefen gesellschaftlichen<br />

Spaltung zwischen den Anhängern der Sandinisten<br />

und den Kräften, die siegreich aus den ersten freien Wahlen<br />

im Jahre 1990 hervorgegangen waren und das Land auf den<br />

schwierigen Weg des inneren Friedens, der Demokratisierung<br />

und der wirtschaftlichen Stabilisierung bringen mussten. Die<br />

Präsidentin Chamorro (1990–1996) hatte tiefgreifende politische,<br />

gesellschaftliche, wirtschaftliche und soziale Reformen<br />

eingeleitet, die von ihrem Nachfolger, Präsident Alemán,<br />

fortgeführt wurden. Diese beinhalten die Schaffung attraktiver<br />

Rahmenbedingungen für die Wiederbelebung der Privatwirtschaft,<br />

die Rückgabe des verstaatlichten Privatbesitzes,<br />

die Auflösung der ineffizienten Staatsmonopole und den<br />

Abbau des aufgeblähten Staatssektors. Trotz der außerge-<br />

50<br />

wöhnlich schwierigen Ausgangsbedingungen ist es Nicaragua<br />

in den letzten 10 Jahren vor allem durch eine konsequente<br />

Liberalisierung der Wirtschaft gelungen, den negativen<br />

Trend umzukehren. Das jährliche Wirtschaftswachstum<br />

schwankte in den letzten Jahren zwischen 4 und 7 %; die<br />

Inflationsrate ist auf 7 % gesunken. Einen schweren Rückschlag<br />

in der Entwicklung brachte der Hurrikan Mitch, der<br />

Ende 1998 in Nicaragua 3.000 Menschenleben gefordert und<br />

sehr hohe materielle Schäden angerichtet hat.<br />

Ein Kernproblem Nicaraguas ist seine untragbar hohe<br />

Auslandsverschuldung. 1999 betrug die Schuldenlast das<br />

Dreifache des Bruttoinlandsprodukts, obgleich die Auslandsschuld<br />

in den Vorjahren durch Schuldenerlasse erheblich verringert<br />

worden war. Auch <strong>Deutsch</strong>land erließ dem Land einen<br />

Teil seiner Schulden. Eine Lösung dieses Problems dürfte sich<br />

ab 2001 durch die bevorstehende Einbeziehung Nicaraguas in<br />

die HIPC (Heavily Indebted Poor Countries)-Initiative ergeben.<br />

Dadurch wird sich das Verhältnis der Schuldendienstleistungen<br />

zu den Exporterlösen auf eine tragbare Höhe verringern.<br />

Der Anteil der in Armut lebenden Menschen an der<br />

Gesamtbevölkerung ist trotz einer leichten Verringerung in<br />

den letzten Jahren mit 48 % außerordentlich hoch. Zwar<br />

haben 63 % der Bevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser,<br />

die Versorgungsqualität ist jedoch überwiegend schlecht.<br />

Der Bildungsstand der Bevölkerung ist sehr niedrig; die Analphabetenquote<br />

unter den über 15 Jahre alten Nicaraguanern<br />

liegt bei 32 %. Auch die Sterberate der Kinder unter 5 Jahren<br />

ist mit 42 je 1.000 Neugeborene sehr hoch.<br />

Die FZ unterstützt die Menschen beim Wiederaufbau nach Naturkatastrophen.


Mit ihrer Wirtschafts- und Sozialpolitik zielt die amtierende<br />

Regierung Alemán mit großem Nachdruck auf die Verbesserung<br />

der Rahmenbedingungen für Privatinvestitionen<br />

und die Förderung der ländlichen Entwicklung ab. Grundlage<br />

dieser Politik ist ein mit dem Internationalen Währungsfonds<br />

(IWF) 1998 vereinbartes Programm umfangreicher Strukturanpassungen.<br />

Seit Anfang 2000 erarbeitet Nicaragua im Rahmen der<br />

HIPC-Initiative eine Strategie zur Armutsreduzierung, die<br />

eine umfassende und konsistente Zusammenfassung der einzelnen<br />

Politikbereiche in ein schlüssiges Gesamtkonzept zum<br />

Inhalt hat. Der im August 2000 vorgelegte Entwurf dieser<br />

Strategie durchläuft zurzeit einen Diskussionsprozess mit der<br />

Zivilgesellschaft. Dies ist neben den mit dem IWF vereinbarten<br />

Strukturanpassungen eine Voraussetzung für die weitreichende<br />

Entschuldung Nicaraguas im Rahmen der HIPC-<br />

Initiative. Die Armutsbekämpfungsstrategie des Landes stützt<br />

sich auf die vier Säulen „Wirtschaftliches Wachstum und<br />

Strukturreformen“, „Förderung des Humankapitals“, „Soziale<br />

Sicherung“ und „Gute Regierungsführung“. Als zentrale<br />

Querschnittsaufgaben sieht die Regierung die Bereiche<br />

„Umweltschutz“, „Dezentralisierung“ und „Sozialen Ausgleich“.<br />

Während die Regierung Chamorro eine Politik der Aussöhnung<br />

und Verständigung verfolgte und damit wesentlich<br />

zur Befriedung des Landes nach Ende des Bürgerkriegs beigetragen<br />

hat, hat der Kurs der Regierung Alemán die politische<br />

Polarisierung deutlich verschärft. Dies hat zu einer Vertrauenskrise<br />

bei Teilen der Zivilgesellschaft und der internationalen<br />

Gebergemeinschaft geführt. Von den meisten biund<br />

multilateralen Gebern werden daher verstärkt gute<br />

Regierungsführung, Entwicklungsorientierung und Transparenz<br />

staatlichen Handels eingefordert, vor allem auch im<br />

Hinblick auf die Entschuldungsinitiative.<br />

DIE FINANZIELLE ZUSAMMENARBEIT<br />

MIT NICARAGUA<br />

Nicaragua ist ein Schwerpunktland der deutschen FZ.<br />

Seit Beginn der FZ 1971 wurden Entwicklungsvorhaben im<br />

Gesamtvolumen von rund 250 Mio EURO finanziert. Nach<br />

einer Unterbrechung während des Bürgerkriegs wurde die FZ<br />

zu Beginn der 90er Jahre wieder in vollem Umfang aufge-<br />

nommen. Seitdem konzentriert sie sich mit einer Reihe von<br />

Vorhaben der Armutsbekämpfung auf die Verbesserung der<br />

Lebensverhältnisse im ländlichen Raum. Mit anderen Vorhaben<br />

schafft die FZ die Voraussetzungen für wirtschaftliches<br />

Wachstum und dadurch die Bedingung für mehr Beschäftigung<br />

und Einkommen.<br />

Bei den deutsch-nicaraguanischen Regierungsverhandlungen<br />

2000 wurde vereinbart, die bilaterale Zusammenarbeit<br />

stärker auf die folgenden vier – für die Entwicklung<br />

des Landes prioritären – Schwerpunktbereiche zu konzentrieren<br />

und diese Bereiche in den Kontext der Armutsbekämpfungsstrategie<br />

einzuordnen. Grundlage der Zusammenarbeit<br />

sind Schwerpunktstrategiepapiere. In diesen<br />

Dokumenten wird die besondere Bedeutung von Reformen<br />

zur Verbesserung der sektorpolitischen und institutionellen<br />

Rahmenbedingungen als Voraussetzung für den nachhaltigen<br />

Erfolg der FZ-Projekte festgeschrieben.<br />

51<br />

El<br />

Salvador<br />

Honduras<br />

Managua<br />

NICARAGUA<br />

Costa Rica<br />

MODERNISIERUNG DES STAATES<br />

Das wichtigste Ziel der FZ im Bereich „Modernisierung<br />

des Staates“ ist die Förderung dezentraler, demokratischer<br />

Strukturen. Dabei werden insbesondere Kommunalverwaltungen<br />

und Zivilgesellschaft gestärkt und ihre Beteiligung an<br />

der Erarbeitung und Umsetzung von Entwicklungsplanungen<br />

und Entscheidungen gefördert, die sie unmittelbar betreffen.


Länderbeispiel Nicaragua<br />

Im Rahmen der Sozialinvestitionsfonds-Programme der FZ<br />

konnte schrittweise ein größerer Einfluss der Begünstigten<br />

auf Auswahl, Durchführung und Betrieb „ihrer“ Projekte<br />

(Schulen, Gesundheitsposten, Wasserversorgung, Latrinen)<br />

erreicht werden. In letzter Zeit gilt dies verstärkt auch für die<br />

Kommunalverwaltungen, denen der Fonds je nach ihrer institutionellen,<br />

personellen und finanziellen Kapazität sukzessive<br />

das eigenverantwortliche Projektmanagement überträgt. Der<br />

Fonds war Anfang der 90er Jahre zur Abfederung von kurzfristigen<br />

negativen sozialen Folgen der Strukturanpassungsprogramme<br />

geschaffen worden. Durch eine intensive Koordination<br />

mit den größten multilateralen Gebern des Sozialinvestitionsfonds,<br />

der Weltbank und der Interamerikanischen<br />

<strong>Entwicklungsbank</strong> (IDB) gelang es der <strong>KfW</strong>, über ihren Beitrag<br />

zur Armutsminderung hinaus einen Wandel des Fonds in<br />

Richtung auf die Stärkung dezentraler und demokratischer<br />

Strukturen im Lande zu bewirken.<br />

Unterstützung von Sozialinvestitionsfonds für bessere Schulbauten.<br />

52<br />

TRINKWASSERVERSORGUNG<br />

UND ABWASSERENTSORGUNG<br />

Unter der quantitativ und qualitativ schlechten Versorgung<br />

mit Trinkwasser leidet in Nicaragua die Gesundheit und<br />

Hygiene vieler armer Familien, die überwiegend auf dem Land<br />

leben. Zudem wird die Umwelt durch die unzureichende Entsorgung<br />

von Abwasser belastet. Daher reicht das FZ-Engagement<br />

von Projekten im ländlichen Raum (dezentrale Wasserversorgung,<br />

Latrinen) über Klein- und Mittelstädte (zentrale<br />

Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung) bis hin zur Hauptstadt<br />

Managua (Kläranlage zum Schutz des Managua-Sees).<br />

Entsprechend liegen die Betriebszuständigkeiten entweder bei<br />

Nutzerkomitees, regionalen Wasserversorgungsgesellschaften<br />

oder der nationalen Betreibergesellschaft ENACAL. Allen Vorhaben<br />

gemeinsam ist die konsequente Verknüpfung der Investitionsfinanzierung<br />

aus FZ-Mitteln mit Fortschritten bei der<br />

Reform im Trinkwasser- und Abwassersektor. Dies geschieht in<br />

enger Abstimmung mit der IDB als wichtigstem Finanzier in<br />

diesem Sektor. Oberstes Förderziel ist, die Versorgung mit<br />

Trinkwasser dauerhaft zu verbessern, was einen nachhaltigen


Betrieb voraussetzt. Hierzu müssen die durchschnittlichen<br />

Wassertarife zunächst zumindest die Betriebskosten, längerfristig<br />

aber die gesamten Kosten decken. Gleichzeitig muss bei<br />

der Gestaltung der Tarifstruktur die geringe Zahlungsfähigkeit<br />

armer Zielgruppen berücksichtigt werden. Dies erfordert eine<br />

systematische Ausbildung der Nutzerkomitees im ländlichen<br />

Raum und bei städtischen Systemen eine deutliche Effizienzsteigerung<br />

durch die Beteiligung der Privatwirtschaft, z. B. in<br />

Form von Managementverträgen.<br />

Erste wesentliche sektorpolitische Erfolge sind bereits<br />

erzielt worden: die institutionelle Trennung von Aufsichtsbehörde<br />

und Betreibergesellschaften, die Verabschiedung der<br />

gesetzlichen Grundlagen zur Dezentralisierung und Konzessionierung<br />

städtischer Systeme sowie die Erarbeitung und<br />

Umsetzung von Tarifplänen, die eine sukzessive Annäherung<br />

an die Kostendeckung erlauben. Fortschritte wurden auch bei<br />

der Einbeziehung des Privatsektors in Form von Public Private<br />

Partnership-Ansätzen erzielt. So ist die Auslagerung des<br />

Betriebs der Wasser- und Abwassersysteme an private Unternehmen<br />

in der Form eines Managementvertrages fester<br />

Bestandteil von zwei der insgesamt drei FZ-Vorhaben.<br />

53<br />

WIRTSCHAFTS- UND<br />

BESCHÄFTIGUNGSFÖRDERUNG<br />

Vor dem Hintergrund der noch immer geringen Wirtschaftskraft<br />

und der hohen Arbeitslosigkeit ist die Wirtschafts-<br />

und Beschäftigungsförderung ein zentrales Element<br />

der FZ. Dabei stehen Klein(st)- und mittlere Betriebe im<br />

Vordergrund, die in hohem Maße Beschäftigung und Einkommen<br />

schaffen. Der bislang fehlende Zugang zu Finanzdienstleistungen,<br />

insbesondere zu Krediten, beeinträchtigt<br />

das Entwicklungspotenzial dieser Betriebe. Mit der Unterstützung<br />

eines neuen Mikrokreditinstituts soll diese Lücke<br />

nun geschlossen werden. Zusammen mit privaten Kapitalgebern<br />

plant die <strong>KfW</strong>, Finanzmittel für die Mikrobank bereitzustellen,<br />

mit denen Betriebe ihre Investitionen finanzieren<br />

können.<br />

Da die Stromversorgung in den 90er Jahren einer der<br />

größten Engpässe der wirtschaftlichen Entwicklung Nicaraguas<br />

war, fördert die FZ mit bislang vier Projekten die<br />

Modernisierung des Stromsektors. Auf diese Weise trägt sie<br />

zum wirtschaftlichen Wachstum und zur Beschäftigung im<br />

Großraum der Hauptstadt bei. Ein fünftes Programm außerhalb<br />

Managuas soll 2001 beginnen. Im September 2000<br />

gelang die Privatisierung der Stromverteilungsunternehmen.<br />

In Verbindung mit einem inzwischen kostendeckenden Tarifsystem<br />

ist dadurch der Grundstein für eine nachhaltig verbesserte<br />

Stromversorgung gelegt. Der Mangel an Stromversorgung<br />

stellte für die Betriebe bisher einen gravierenden<br />

Engpass dar.<br />

SCHUTZ UND NACHHALTIGE NUTZUNG<br />

NATÜRLICHER RESSOURCEN<br />

Ressourcenschutz ist der vierte Schwerpunkt der deutschen<br />

Entwicklungszusammenarbeit. Dabei trägt die FZ in<br />

Kooperation mit der TZ zum Erhalt des Biosphärenreservats<br />

BOSAWAS im nicaraguanischen Regenwald bei. Der Wald ist<br />

Teil eines wichtigen biologischen Korridors, der sich von<br />

Guatemala im Norden bis Kolumbien im Süden erstreckt.


Regionale Entwicklung<br />

NORDAFRIKA UND NAHER OSTEN<br />

Zugang zu Wasser – Grundlage für Entwicklung und Frieden in dieser Region.<br />

Der Zusammenbruch des nahöstlichen Friedensprozesses<br />

im Herbst 2000 hat die Hoffnungen auf eine prosperierende<br />

Entwicklung der Region deutlich gedämpft. Der Konflikt<br />

zwischen Israel und den Palästinensischen Gebieten lässt<br />

nicht nur die erwartete Gründung eines lebensfähigen palästinensischen<br />

Staates in weite Ferne rücken, sondern verhindert<br />

bis auf Weiteres auch einen Friedensvertrag zwischen<br />

Israel und Syrien.<br />

Die beiden jungen Könige in Marokko und Jordanien<br />

genießen große Popularität, die ihnen eine beschleunigte<br />

Fortführung der von ihren Vätern begonnenen Reformen<br />

ermöglicht. Im Jahr 2000 erfolgte auch in Syrien ein Generationenwechsel,<br />

indem nach dem Tod von Hafiz al Assad dessen<br />

Sohn Bashar das Präsidentenamt übernahm. Dieser hat<br />

ein schwieriges Erbe angetreten. Notwendige Reformen richten<br />

sich zum Teil gegen die bisherigen Stützen der Herrschaft<br />

seines Vaters, so dass kaum mit einer raschen Öffnung<br />

Syriens gerechnet werden kann.<br />

Das Bevölkerungswachstum in der Region verlangsamt<br />

sich zwar, beträgt aber immer noch rund 2–2,5 % pro Jahr.<br />

Angesichts der großen Anzahl von Jugendlichen in den Län-<br />

54<br />

dern nimmt die Erwerbsbevölkerung noch stärker zu. Die bis<br />

in die 80er Jahre auf den Ausbau von staatlichen Industrien<br />

orientierte Politik führte zu einem ausgeprägten Dualismus<br />

der Volkswirtschaften (traditionelle Landwirtschaft versus<br />

große Staatsbetriebe) und großen fiskalischen Problemen. Im<br />

Zuge der in der vergangenen Dekade begonnenen Reformprogramme<br />

kam es zu einer wachsenden Arbeitslosigkeit und<br />

einem steigenden Potenzial für soziale Konflikte. Vor diesem<br />

Hintergrund ist es umso erfreulicher, dass sich der in der Mitte<br />

der 90er Jahre begonnene Wirtschaftsaufschwung in der<br />

Region im Jahr 2000 noch einmal deutlich belebt hat. Dadurch<br />

sind auch die Chancen gewachsen, dass private Investoren<br />

Arbeitsplätze außerhalb der immer noch dominierenden<br />

landwirtschaftlichen und staatlichen Sektoren schaffen.<br />

Das Wirtschaftswachstum in 2000 betrug in vielen<br />

Ländern der Region einschließlich der Golfländer 4 % und<br />

mehr. Bemerkenswert ist hier die Rückführung der Budgetdefizite<br />

auf etwa 2–3 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP), die<br />

in Verbindung mit einer restriktiven Geldpolitik zu einer weiteren<br />

Abschwächung der Inflation führte. Durch den Anstieg<br />

der Ölpreise konnten sogar Algerien und der Jemen nach jahrelanger<br />

Stagnation Wachstumsraten von über 5 % errei-


chen. Die Exporterlöse beider Länder werden zu mehr als<br />

90 % von Öl- und Gasexporten dominiert. Auch Syrien profitierte<br />

als Nettoölexporteur von den gestiegenen Ölpreisen.<br />

Doch ein Wachstum, das vorwiegend auf preisabhängigen<br />

Öl- und Gasexporterlösen beruht, ist Fluch und Segen<br />

zugleich, denn diese verleiten zu weiteren Investitionen in<br />

den staatlichen Industriesektor oder gar zur fortgesetzten<br />

Alimentierung aufgeblähter Verwaltungsapparate. Es ist zu<br />

hoffen, dass die Ankündigung einiger Ölexporteure (Algerien,<br />

Syrien, Qatar, Bahrain, Vereinigte Arabische Emirate), ihre<br />

Wirtschaft stärker zu diversifizieren und zu privatisieren, in<br />

Taten umgesetzt wird. Ausländischen Direktinvestitionen soll<br />

dabei eine größere Rolle zukommen. Länder wie Marokko,<br />

Tunesien, Ägypten oder Jordanien, die kaum von hohen<br />

Ölpreisen profitieren, sind diesbezüglich im Jahr 2000 weiter<br />

vorangekommen. Die eingeleiteten strukturellen Reformen<br />

beginnen dort zu greifen und führen zu einem besseren<br />

Investitionsklima.<br />

Durch die anhaltende Dürre erhielt die insgesamt positive<br />

Entwicklung im Jahr 2000 in einigen Ländern einen<br />

Dämpfer. Dies trifft insbesondere auf Marokko zu, dessen<br />

Landwirtschaft im Vergleich zu den anderen Ländern in der<br />

Region stärker auf Regenfälle angewiesen ist. Hier werden<br />

die dürrebedingten Einbußen auf 2,5 % des BIP geschätzt. Im<br />

Nahen Osten hat die Dürre das Bewusstsein für die Knappheit<br />

und Verwundbarkeit der Wasserressourcen verstärkt. Länder<br />

wie Israel und Jordanien reagierten mit Sparprogrammen<br />

und Kürzungen der Wasserlieferungen für die Landwirtschaft.<br />

Die Dürre erschwert aber auch die Friedensverhandlungen,<br />

denn für alle Beteiligten erscheint der Zugang zu den<br />

Wasserressourcen des Westjordanlandes oder den Zuflüssen<br />

des Jordans nun wichtiger denn je.<br />

Ägypten hat im Januar 2001 das Assoziierungsabkommen<br />

mit der EU paraphiert. Wie bereits in Tunesien, Israel,<br />

Marokko, den Palästinensischen Gebieten und Jordanien<br />

ermöglicht die Assoziierung zwar einen verbesserten Zugang<br />

zum europäischen Markt, verlangt aber auch rasche Verbesserungen<br />

der Wettbewerbsfähigkeit. Die wirtschaftliche<br />

Integration der Region in den europäischen Wirtschaftsraum<br />

wird darüber hinaus auch in Zukunft zu einem – nicht selten<br />

konfliktbehafteten – Prozess der politischen und gesellschaftlichen<br />

Öffnung in den einzelnen Ländern führen.<br />

Bau eines Bewässerungskanals in Ägypten.<br />

FINANZIELLE ZUSAMMENARBEIT<br />

MIT NORDAFRIKA UND DEM NAHEN OSTEN<br />

Vor diesem Hintergrund steht die Finanzielle<br />

Zusammenarbeit im südlichen und östlichen Mittelmeerraum<br />

auch in Zukunft vor den wichtigen Aufgaben, die Partnerländer<br />

in ihrem Anpassungsprozess zu unterstützen, auf eine<br />

Verbesserung der sektoralen Rahmenbedingungen hinzuwirken<br />

und dabei soziale Härten abzufedern. Dem Schutz der<br />

natürlichen Ressourcen und der Umwelt kommt in diesem<br />

Prozess eine wachsende Bedeutung zu:<br />

• Angesichts der zunehmenden Wasserknappheit und der<br />

drohenden Verschlechterung der Wasserqualität bilden<br />

die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung einen<br />

Schwerpunkt der Zusammenarbeit in der Region. Große<br />

Beachtung fand im Sommer 2000 die Inbetriebnahme<br />

der ersten modernen Kläranlage des Westjordanlandes in<br />

Al Bireh, die im Rahmen der FZ finanziert und mit erheblicher<br />

deutscher Beteiligung errichtet wurde. Von Bedeu-<br />

55


tung ist auch die Förderung einer effizienten und bodenschonenden<br />

Bewässerungslandwirtschaft, wie das insbesondere<br />

in Ägypten der Fall ist.<br />

• Mit der Öffnung der Märkte muss die Konkurrenzfähigkeit<br />

der lokalen Industrie gestärkt werden. Effizienzsteigerungen,<br />

Qualitätsverbesserungen und strengere<br />

Umweltstandards erfordern zunehmend Investitionen zur<br />

Modernisierung bestehender Anlagen. In Marokko, Tunesien,<br />

Jordanien und Ägypten bietet die Finanzielle<br />

Zusammenarbeit entsprechende Kreditprogramme in<br />

Kooperation mit örtlichen Geschäftsbanken an. Eine<br />

besondere Rolle spielen hierbei Umweltkreditprogramme.<br />

• Für die junge und stark wachsende Bevölkerung muss die<br />

soziale Infrastruktur ausgebaut werden. Dies erfordert<br />

insbesondere im Bildungsbereich große Investitionen.<br />

Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit und verbreiteten<br />

Armut in der Region legt die <strong>KfW</strong> bei der Finanzierung<br />

von Projekten in diesem Sektor großen Wert auf arbeitsintensive<br />

Bauweisen und die Einbeziehung lokaler Bauunternehmen<br />

und Handwerksbetriebe. In der Folge ergeben<br />

sich beispielsweise beim Bau von Schulgebäuden<br />

oder Gesundheitsstationen spürbare Beschäftigungsund<br />

Einkommenseffekte (s. Projektbeispiele Jemen und<br />

Ägypten, S. 20 und S. 27). Die FZ-Programme zur Sanie-<br />

Klärung der Abwässer für den Grundwasserschutz und die Gesundheit der Bevölkerung.<br />

56<br />

rung und Erweiterung von Schulen in den Palästinensischen<br />

Gebieten, die auf einen besonders hohen Input<br />

von lokalen Arbeitskräften und Baustoffen setzen, leisten<br />

einen wichtigen Beitrag zur Linderung der akuten wirtschaftlichen<br />

und sozialen Probleme.<br />

Innerhalb der verschiedenen Vorhaben vereinbart die<br />

<strong>KfW</strong> mit den einheimischen Partnerinstitutionen organisatorische<br />

und wirtschaftliche Anpassungsmaßnahmen. Im<br />

Wassersektor sind dies z. B. Anpassungen von Tarifhöhe und<br />

-struktur oder generell Maßnahmen, die zur Effizienzsteigerung<br />

und Kostendeckung beitragen. In zunehmenden Maße<br />

wird hierzu die Übernahme von betrieblichen Aufgaben<br />

durch Private vereinbart und gefördert. Darüber hinaus<br />

spielte – wie bereits in den Vorjahren – die Finanzielle<br />

Zusammenarbeit in Marokko, Tunesien und Jordanien eine<br />

führende Rolle im Dialog mit den Partnerregierungen und<br />

-institutionen über wichtige Reformschritte. Der Dialog trägt<br />

dazu bei, dass sich die sektoralen Rahmenbedingungen insgesamt<br />

verbessern.<br />

Angesichts der politischen Unruhen in den Palästinensischen<br />

Gebieten stand die FZ im letzten Viertel des Jahres 2000<br />

bei der Vorbereitung und Umsetzung der Projekte vor einer<br />

besonderen Herausforderung. Es bleibt zu hoffen, dass es bald<br />

zu einer Beendigung der Auseinandersetzungen kommt.


DIE EUROPÄISCHEN TRANSFORMATIONSLÄNDER<br />

Im Gegensatz zu den beiden Vorjahren blieb die<br />

Gruppe der europäischen Transformationsländer im Jahre<br />

2000 von krisenhaften Erschütterungen verschont. Die<br />

Region entwickelte sich politisch und wirtschaftlich insgesamt<br />

positiv: Die demokratischen Strukturen haben sich in<br />

den meisten Ländern weiter gefestigt; der Reformprozess<br />

wurde – wenn auch nicht überall mit der gebotenen Intensität<br />

– fortgesetzt, und die Wirtschaft ist auf breiter Front<br />

mit annähernd 5 % so stark gewachsen wie in keinem Jahr<br />

seit Beginn der Transformation.<br />

Auf politischem Gebiet war die demokratische Ablösung<br />

der autoritären Regime in Jugoslawien und Serbien das<br />

herausragende Ereignis. Damit ist ein wichtiges Hindernis auf<br />

dem beschwerlichen Weg zur Normalisierung im krisen- und<br />

kriegsgeschüttelten Südosten Europas beseitigt. Nach 10<br />

Jahren weitgehender internationaler Isolierung und reformpolitischen<br />

Stillstands, ja Rückschritts, ist Jugoslawien nun<br />

dabei, sich wieder in die internationale Staatengemeinschaft<br />

zu integrieren. Bei katastrophaler wirtschaftlicher Ausgangssituation<br />

muss das Land den Wiederaufbau bewerkstelligen<br />

und als Nachzügler rasch auf einen überzeugenden Reformkurs<br />

einschwenken. Dabei kann Jugoslawien auf die Unterstützung<br />

der internationalen Gemeinschaft zählen, für die<br />

mit dem Stabilitätspakt für Südosteuropa (s. Kasten S. 58) ein<br />

politisch-institutioneller Rahmen bereit steht.<br />

Gemessen am „Transition-Index“ der Europäischen<br />

Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) hat sich das<br />

Reformtempo in Richtung Marktwirtschaft erstmals seit<br />

1997 wieder beschleunigt. Dabei haben viele der Länder mit<br />

reformpolitischem Nachholbedarf gegenüber den reformeifrigen,<br />

meist den EU-Beitritt anstrebenden Ländern Mittelosteuropas<br />

und des Baltikums etwas an Boden gutgemacht.<br />

Die Unterschiede im Reformstand sind jedoch nach wie vor<br />

beträchtlich. In Ländern wie Russland, Rumänien und Aserbaidschan<br />

fehlt beispielsweise immer noch der entscheidende<br />

Reformschub, der für eine nachhaltig positive wirtschaftliche<br />

und soziale Entwicklung notwendig ist.<br />

Der kräftige wirtschaftliche Aufschwung in der Region,<br />

an dem nur Moldau und Jugoslawien nicht partizipieren<br />

konnten, war eingebettet in ein günstiges weltwirtschaftliches<br />

Umfeld. Im Sog relativ hohen Wachstums in Westeuropa<br />

gingen in zahlreichen Ländern wesentliche Wachstums-<br />

impulse von stark steigenden Exporten aus. Das Rekordwachstum<br />

im öl- und gasexportierenden Russland (6–7 %) ist<br />

ebenso wie in Aserbaidschan (7–8 %) in erster Linie dem starken<br />

Anstieg des Ölpreises zu verdanken. In den Ölimportländern<br />

hat dieser Anstieg allerdings wachstumsdämpfend<br />

gewirkt. Unter dem Einfluss des Ölpreisanstiegs hat sich die<br />

durchschnittliche Inflationsrate in den besser gestellten Ländern<br />

außerhalb der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten<br />

(GUS) mit 7 % mehr als verdoppelt. In der GUS ist sie hingegen<br />

auf etwa 20 % zurückgegangen, im Wesentlichen weil<br />

der preistreibende Effekt realer Abwertungen weitgehend<br />

entfiel. Als Inseln der Preisstabilität im Kreis der ehemaligen<br />

Sowjetrepubliken erscheinen die drei kaukasischen Länder<br />

Armenien, Aserbaidschan und Georgien; dort lag die Inflationsrate<br />

bei durchschnittlich nur 3 %.<br />

In den meisten Ländern der Region sind die Budgetdefizite<br />

gesunken. In Russland hat der gestiegene Ölpreis gar<br />

einen Schwenk zum Haushaltsüberschuss in Höhe von 2 %<br />

des Bruttoinlandsprodukts ermöglicht. In Ländern wie beispielsweise<br />

Albanien, Georgien und Rumänien bewegen sich<br />

die Defizite aber noch immer auf einem längerfristig nicht<br />

tragbaren Niveau. Verstärkte Bemühungen um höhere<br />

Staatseinnahmen sind besonders in den ärmeren Ländern –<br />

aber nicht nur dort – angezeigt, um dringend benötigte<br />

Spielräume für armutsmindernde Ausgaben zu schaffen. In<br />

nahezu der Hälfte der europäischen Transformationsländer<br />

hat sich die außenwirtschaftliche Situation im letzten Jahr<br />

verschlechtert. Die Leistungsbilanzdefizite sind mitunter<br />

deutlich gestiegen. Soweit der gestiegene Ölpreis hierfür verantwortlich<br />

ist, mag dies eine temporäre Entwicklung und<br />

deshalb nicht beunruhigend sein. Beunruhigend ist hingegen<br />

der hohe Sockel der Defizite insbesondere in Ländern wie<br />

Albanien, Armenien und Mazedonien, in denen ausländische<br />

Direktinvestitionen nur wenig zur Finanzierung der Defizite<br />

beitragen. Der zwangsläufige Anstieg der Auslandsverschuldung<br />

stellt eine die Zukunft belastende Hypothek dar.<br />

Eine Schattenseite des bisherigen Transformationsprozesses<br />

ist die dramatische Zunahme der absoluten Armut<br />

besonders in den ärmeren Ländern. Nach Schätzungen der<br />

Weltbank sind etwa 20 % der Gesamtbevölkerung der Transformationsländer<br />

absolut arm, d. h. sie müssen mit weniger<br />

als 2 USD (international übliche Armutslinie für europäische<br />

Transformationsländer) pro Kopf und Tag auskommen. Das<br />

57<br />

Regionale Entwicklung


STABILITÄTSPAKT FÜR SÜDOSTEUROPA<br />

Mit dem 1999 ins Leben gerufenen „Stabilitätspakt für Südstützen. Schwerpunkte sind hierbei die Wasser- und Energieosteuropa“<br />

hat die internationale Gemeinschaft einen poliversorgung sowie die Förderung kleinster bis mittlerer Pritisch-institutionellen<br />

Rahmen für ihre Bemühungen, in dieser vatunternehmen. Letzteres geschieht über den noch wenig<br />

unruhigen und armen Region den Frieden dauerhaft zu entwickelten Finanzsektor, dessen Struktur durch neue<br />

sichern, geschaffen. Die <strong>KfW</strong>,<br />

Elemente verbessert und<br />

die seit über 10 Jahren in Tei-<br />

gestärkt wird. Einen hohen<br />

len dieser Region im Auftrag<br />

Stellenwert haben auch län-<br />

des BMZ den Transformaderübergreifende<br />

Vorhaben<br />

tions- und Entwicklungspro-<br />

wie z. B. die Stromübertrazess<br />

unterstützt, wirkt von<br />

gung zwischen Albanien und<br />

Anfang an bei der Umsetzung<br />

Montenegro/Jugoslawien so-<br />

von Stabilitätspakt-Maßwie<br />

die Verbesserung der<br />

nahmen im Bereich der wirt-<br />

Wasserversorgung an der<br />

schaftlichen Zusammenarbeit<br />

tourismusträchtigen monte-<br />

mit. Sie war gut auf diese<br />

negrinischen und kroatischen<br />

Herausforderung vorbereitet,<br />

Adriaküste.<br />

hatte sie doch schon vor<br />

Die außergewöhnliche Situa-<br />

Unterzeichnung der Grüntion<br />

auf dem Balkan hat den<br />

dungsakte des Paktes mit dem<br />

Einsatz neuartiger Instru-<br />

„Balkan Entwicklungsfonds“<br />

mente mit regionaler Aus-<br />

(BEF) ein schlüssiges Konzept<br />

richtung in der FZ und ihrem<br />

vorgelegt. Durch Bündelung<br />

und Kombination verschiede-<br />

Im Auftrag verschiedener Geber unterstützt die <strong>KfW</strong> die Entwicklung<br />

des Finanzsektors in Südosteuropa.<br />

Umfeld angeregt. So wurden<br />

Zinssubventions- und Apexner<br />

Finanzierungsquellen und<br />

Fonds und eine „Public Pri-<br />

Instrumente erlaubt dieses Konzept, den vielfältigen Anfordevate Partnership-Fazilität“ eingerichtet. Ein Kreditgarantierungen<br />

der Vorhaben bei Vorbereitung und Finanzierung fonds soll zudem den zwischenstaatlichen Handel fördern.<br />

zügig, flexibel und effizient gerecht zu werden.<br />

Im Zusammenhang mit den Stabilitätspakt-Aktivitäten hat<br />

Im Jahre 2000 standen der <strong>KfW</strong> für diesen Fonds insgesamt die <strong>KfW</strong> Innovationskraft und ihre Fähigkeit zu rasch wirk-<br />

221 Mio EURO aus unterschiedlichen Quellen zur Verfügung: samem Handeln demonstriert. Schlagendes Beispiel ist der<br />

Haushaltsmittel der FZ und des Stabilitätspaktes; Markt- Abschluss eines Warenhilfevertrages: Es war der Erste des<br />

mittel der <strong>KfW</strong>, für deren größten Teil die Bundesregierung gewandelten Jugoslawiens (Serbiens) mit einem Geber. Die<br />

Deckung gewährt, sowie Mittel bi- und multilateraler Geber Finanzierung von Strom und Ersatzteillieferungen noch vor<br />

im Rahmen von Mandatarverträgen für konkrete Projekte. Einsetzen des Winters hat zur Minderung der Engpässe in<br />

Die Gelder dienten zum einen der Finanzierung von Sofort- diesem kritischen Sektor beigetragen. Eine Besonderheit<br />

maßnahmen zur Minderung kriegsbedingter Versorgungs- dieser Warenhilfe ist, dass sie auch sozialen Belangen Rechengpässe<br />

insbesondere bei Trinkwasser und Elektrizität im nung trägt: Die Gebühreneinnahmen aus den Stromverkäu-<br />

Kosovo und, nach dem Machtwechsel, auch in Serbien. fen fließen nicht an das Versorgungsunternehmen, das den<br />

Hauptsächlich werden damit aber in allen als Empfänger zum Strom kostenlos erhält; sie werden vielmehr dem staatlichen<br />

Stabilitätspakt zählenden Ländern Vorhaben finanziert, die Pensionsfonds zugeführt und ermöglichen die Leistung<br />

die langfristige Entwicklung, den Übergang zur Marktwirt- überfälliger Pensionszahlungen, die andernfalls unterblieschaft<br />

und die regionale wirtschaftliche Kooperation unterben. 58


Ausmaß der Armut in den einzelnen Ländern variiert dabei<br />

stark um diesen Mittelwert: In Moldau und Armenien liegt<br />

der Anteil der absolut armen Bevölkerung bei 55 % bzw.<br />

44 %, während in den deutlich besser gestellten EU-Beitrittsländern<br />

kaum oder keine Menschen in absoluter Armut<br />

leben. Aber auch dort gibt es Armut, wenngleich in einer<br />

weniger krassen Form. Zieht man die Armutslinie bei immer<br />

noch sehr bescheidenen 4 USD, sind in Ländern wie Ungarn,<br />

Polen und Estland 15–19 % der Bevölkerung als arm einzustufen.<br />

In Moldau und Armenien steigt der Anteil der Armen<br />

dann sprunghaft auf 85 % an. Neben dem mitunter drastischen<br />

Einbruch der Produktion in den ersten Jahren der<br />

Transformation ist die zunehmend ungleichmäßige Verteilung<br />

der geschrumpften Volkseinkommen ursächlich für die<br />

rasche und weite Verbreitung der Armut. Dass die Einkommen<br />

beim Übergang zur Marktwirtschaft ungleicher verteilt<br />

werden, war angesichts der egalitären Ausgangssituation zu<br />

erwarten und bis zu einem gewissen Grade auch erwünscht.<br />

In einigen Ländern haben sich aber innerhalb weniger Jahre<br />

Verteilungsmuster herausgebildet, die südamerikanischen<br />

Verhältnissen entsprechen. Wie Studien belegen, sind die<br />

Einkommen umso ungleicher verteilt, je zögerlicher und<br />

bruchstückhafter die Strukturreformen angegangen worden<br />

sind und je stärker ein Land von Korruption befallen ist. Auch<br />

wichtige nicht einkommensbezogene Aspekte von Armut -<br />

die Qualität des Bildungsangebots und der medizinischen<br />

Versorgung sowie die faktischen Zugangsmöglichkeiten zu<br />

diesen und anderen öffentlichen Leistungen – haben sich in<br />

den Transformationsländern tendenziell verschlechtert.<br />

Zudem sind die ehemals überzogenen sozialen Sicherungssysteme<br />

zusammengebrochen. Zumindest in einigen Ländern<br />

besteht die Gefahr, dass sich die Armut auf hohem Niveau<br />

strukturell verfestigt und zum politisch-sozialen Sprengstoff<br />

wird. Um dem zu begegnen, ist die Reformpolitik nicht etwa<br />

mit nostalgischem Blick zurück abzuschwächen; sie ist vielmehr<br />

zu beschleunigen, zu vervollständigen und zu intensivieren.<br />

Insbesondere der soziale Bereich muss in zahlreichen<br />

Ländern stärker als bisher beachtet werden – beispielsweise<br />

durch die Schaffung bedürfnisorientierter sozialer Sicherungssysteme.<br />

Es sind die aus dem Reformprozess resultierenden<br />

neuen Strukturen, die produktive Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

schaffen und die Basis für ein breitenwirksames<br />

Wachstum bilden. Mit ihnen steigt die Chance, dass<br />

die mit dem Transformationsprozess zwangsläufig verbundenen<br />

sozialen Härten – also auch die Armut – weitgehend<br />

temporäre Probleme des Übergangs zu einer sozialen Marktwirtschaft<br />

bleiben.<br />

59


STATISTISCHER ANHANG<br />

1. FÖRDERUNG DER ENTWICKLUNGSLÄNDER –<br />

FINANZIERUNGSZUSAGEN DER <strong>KfW</strong> NACH LÄNDERN UND REGIONEN IM JAHR 2000<br />

Rang Land Haushaltsmittel Marktmittel Summe<br />

in 2000 in Mio EUR<br />

1 Marokko 61,6 13,8 75,4<br />

2 Indonesien 37,4 17,3 54,7<br />

3 Ägypten 52,8 – 52,8<br />

4 Jordanien 47,6 – 47,6<br />

5 Mosambik 39,1 3,6 42,6<br />

6 Tunesien 20,1 18,4 38,6<br />

7 Sri Lanka 7,7 23,0 30,7<br />

8 Mazedonien 30,2 – 30,2<br />

9 Bolivien 27,4 – 27,4<br />

10 Kosovo 26,0 – 26,0<br />

11 Domin. Republik 25,6 – 25,6<br />

12 Israel 25,6 – 25,6<br />

13 Albanien 25,5 – 25,5<br />

14 Indien 23,8 – 23,8<br />

15 Volksrep. China 23,0 – 23,0<br />

16 Guatemala 22,5 – 22,5<br />

17 Namibia 21,3 – 21,3<br />

18 Philippinen 20,6 – 20,6<br />

19 Nicaragua 20,5 – 20,5<br />

20 Nepal 15,9 – 15,9<br />

21 Jemen 15,9 – 15,9<br />

22 Jugoslawien 15,3 – 15,3<br />

23 Aserbaidschan 14,8 – 14,8<br />

24 Tansania 14,5 – 14,5<br />

25 Malawi 13,7 – 13,7<br />

26 Ghana 13,3 – 13,3<br />

27 Südafrika 12,8 – 12,8<br />

28 Vietnam 12,8 – 12,8<br />

29 Peru 12,0 – 12,0<br />

30 Paläst. Geb. 11,8 – 11,8<br />

31 Senegal 11,5 – 11,5<br />

32 Costa Rica 10,2 – 10,2<br />

33 Bangladesch 9,2 – 9,2<br />

34 Südosteuropa 7,9 – 7,9<br />

35 Zentralafrikanische Republik 7,9 – 7,9<br />

36 Paraguay 7,7 – 7,7<br />

37 Benin 6,9 – 6,9<br />

60


1. FÖRDERUNG DER ENTWICKLUNGSLÄNDER –<br />

FINANZIERUNGSZUSAGEN DER <strong>KfW</strong> NACH LÄNDERN UND REGIONEN IM JAHR 2000<br />

Rang Land Haushaltsmittel Marktmittel Summe<br />

in 2000 in Mio EUR<br />

38 Kenia 6,7 – 6,7<br />

39 Sambia 6,7 – 6,7<br />

40 Kamerun 6,4 – 6,4<br />

41 Mali 6,1 – 6,1<br />

42 Kirgisistan 5,5 – 5,5<br />

43 Tschad 5,1 – 5,1<br />

44 Kasachstan 5,1 – 5,1<br />

45 Kolumbien 5,1 – 5,1<br />

46 Niger 4,3 – 4,3<br />

47 Jamaika 3,6 – 3,6<br />

48 Armenien 2,6 – 2,6<br />

49 Burkina Faso 2,6 – 2,6<br />

50 Georgien 2,6 – 2,6<br />

51 Usbekistan 2,6 – 2,6<br />

52 Lesotho 2,3 – 2,3<br />

53 Laos 2,2 – 2,2<br />

54 Uruguay 2,2 – 2,2<br />

55 Côte d’Ivoire 2,1 – 2,1<br />

56 Montenegro 2,1 – 2,1<br />

57 Äthiopien 1,8 – 1,8<br />

58 Mauretanien 1,5 – 1,5<br />

59 Bulgarien 0,5 – 0,5<br />

Insgesamt 850,8 76,1 926,9<br />

Differenzen in den Summen sind rundungsbedingt.<br />

Regionen<br />

2. FINANZIERUNGSZUSAGEN DER <strong>KfW</strong> NACH REGIONEN 1996–2000<br />

Durchschnitt<br />

1996–2000 1996 1997 1998 1999 2000<br />

Mio EUR % Mio EUR % Mio EUR % Mio EUR % Mio EUR % Mio EUR %<br />

Insgesamt 1.546 100 2.040 100 1.737 100 1.390 100 1.634 100 927 100<br />

Subsahara-Afrika 319 21 399 20 303 17 355 26 350 21 190 20<br />

Asien/Ozeanien 649 42 921 45 842 48 368 26 907 55 206 22<br />

Europa/Kaukasus 168 11 174 9 255 15 181 13 103 6 127 14<br />

Lateinamerika 152 10 177 9 145 8 125 9 175 11 137 15<br />

Nordafrika/ 258 17 369 18 192 11 361 26 99 6 267 29<br />

Naher Osten<br />

61


Förderbereiche<br />

3. FINANZIERUNGSZUSAGEN DER <strong>KfW</strong> 1996–2000<br />

Durchschnitt<br />

1996–2000 1996 1997 1998 1999 2000<br />

Mio Mio Mio Mio Mio Mio<br />

EUR % EUR % EUR % EUR % EUR % EUR %<br />

Insgesamt 1.546 100 2.040 100 1.737 100 1.390 100 1.634 100 927 100<br />

Produzierender Bereich 111 7 216 11 88 5 125 9 74 5 51 5<br />

Landwirtschaft, Fischerei,<br />

Forstwirtschaft 105 7 206 10 88 5 123 9 69 4 40 4<br />

Industrie, Bodenschätze,<br />

Bergbau, Bauwesen 4 10 0 2 10 1<br />

Handel und Tourismus 1 5<br />

Wirtschaftliche Infrastruktur 628 41 948 46 799 46 428 31 778 48 186 20<br />

Energiewirtschaft 294 19 374 18 480 28 275 20 275 17 67 7<br />

Transport und Lagerhaltung 321 21 553 27 315 18 132 9 498 30 107 12<br />

Kommunikation 12 1 21 1 4 21 2 5 11 1<br />

Soziale Infrastruktur 503 33 504 25 620 36 500 36 412 25 481 52<br />

Wasserversorgung und<br />

Abwasser-/Abfallentsorgung 300 19 259 13 362 21 328 24 220 13 333 36<br />

Bildung 81 5 168 8 71 4 96 7 31 2 37 4<br />

Gesundheitswesen 47 3 39 2 73 4 42 3 66 4 14 1<br />

Bevölkerungspolitik 30 2 20 1 46 3 31 2 14 1 38 4<br />

Sonstige soziale Dienste 46 3 18 1 68 4 2 0 81 5 59 6<br />

Finanzsektor 168 11 232 11 148 9 160 12 187 12 114 12<br />

Übersektoral 81 5 54 3 52 3 111 8 93 6 93 10<br />

Warenhilfen 31 2 40 2 12 1 47 3 54 3 3 0<br />

Strukturhilfen 24 2 47 2 18 1 20 1 37 2<br />

Querschnittsbereiche:<br />

Umwelt- und Ressourcenschutz 595 38 969 48 766 44 418 30 426 26 394 43<br />

Armutsbekämpfung 765 49 804 39 726 42 766 55 1.011 62 520 56<br />

62


4. FINANZIERUNGSZUSAGEN DER <strong>KfW</strong> NACH REGIONEN UND FÖRDERBEREICHEN 1960–2000<br />

(ZUSAGEN IN MIO EUR) (ANTEIL IN %)<br />

SSAfrika2) Asien Europa Latein- NA/NO3) Gesamt SSAfrika2) Asien Europa Latein- NA/NO3) Gesamt<br />

amerika amerika<br />

Insgesamt1) 10.777 19.400 5.928 3.922 10.238 50.266 100 100 100 100 100 100<br />

Produzierender<br />

Bereich<br />

1.368 3.879 812 708 2.405 9.172 13 20 14 18 23 18<br />

Landwirtschaft,<br />

Fischerei,<br />

Forstwirtschaft<br />

983 1.059 445 471 1.221 4.180 9 5 8 12 12 8<br />

Industrie,<br />

Bodenschätze,<br />

Bergbau, Bauwesen<br />

385 2.817 362 237 1.184 4.985 4 15 6 6 12 10<br />

Handel und Tourismus 1 3 5 0 0 80 0 0 0 0 0 0<br />

Wirtschaftliche 4.719 9.076 2.183 983 3.283 20.244 44 47 37 25 32 40<br />

Infrastruktur<br />

Energiewirtschaft 1.022 5.353 1.685 556 1.217 9.832 9 28 28 14 12 20<br />

Transport und 3.527 2.896 427 365 1.519 8.734 33 15 7 9 15 17<br />

Lagerhaltung<br />

Kommunikation 170 827 71 62 547 1.678 2 4 1 2 5 3<br />

Soziale Infrastruktur 2.219 1.299 710 1.039 2.133 7.399 21 7 12 26 21 15<br />

Wasserversorgung 1.703 514 663 490 1.257 4.627 16 3 11 13 12 9<br />

und Abwasser-/<br />

Abfallentsorgung<br />

Bildung 139 144 3 172 307 765 1 1 0 4 3 2<br />

Gesundheitswesen 174 257 17 212 18 678 2 1 0 5 0 1<br />

Bevölkerungspolitik 95 267 3 0 7 371 1 1 0 0 0 1<br />

Sonstige soziale<br />

Dienste 107 116 26 164 544 957 1 1 0 4 5 2<br />

Finanzsektor 260 1.407 463 401 1.120 3.651 2 7 8 10 11 7<br />

Übersektoral 386 338 177 305 96 1.302 4 2 3 8 1 3<br />

Warenhilfen 1.264 3.353 1.507 371 1.089 7.584 12 17 25 9 11 15<br />

Strukturhilfen 562 49 75 115 113 914 5 0 1 3 1 2<br />

1) Stornierungen und Kürzungen sind abgesetzt; Differenzen in den Summen durch Rundung.<br />

2) Subsahara-Afrika<br />

3) Nordafrika/Naher Osten<br />

63


5. MASSNAHMEN DER PERSONELLEN UNTERSTÜTZUNG 1996–2000<br />

1996 1997 1998 1999 2000<br />

EUR Anzahl EUR Anzahl EUR Anzahl EUR Anzahl EUR Anzahl<br />

Betriebsmittelfonds 6,38 200 4,17 174 6,80 207 4,81 182 8,90 239<br />

Studien 15,84 106 14,56 64 25,56 104 16,17 59 *13,70 *56<br />

Begleitmaßnahme 30,32 26 16,72 23 27,87 28 13,09 15 15,07 21<br />

AuF-Maßnahme 10,84 15 7,62 10 10,38 23 5,62 18 12,22 18<br />

Gesamt 63,38 43,07 70,61 39,69 48,59<br />

In % der FZ-Zusagen 3,11 2,48 5,08 2,43 5,24<br />

* Kürzungen und Stornierungen sind abgesetzt.<br />

Weitere Statistiken können im Internet unter www.kfw.de/DE/Entwicklungszusammenarbeit/ZahlenundF56/Inhalt.jsp abgerufen<br />

werden.<br />

6. FZ-KONDITIONEN<br />

Die Finanzierungskonditionen für die FZ-Mittel werden<br />

von der Bundesregierung festgelegt. Sie richten sich nach der<br />

wirtschaftlichen Lage der einzelnen Entwicklungsländer,<br />

insbesondere dem Entwicklungsstand, der außenwirtschaftlichen<br />

Leistungskraft und der Verschuldungslage. Zwischen<br />

der <strong>KfW</strong> und dem unmittelbaren Empfänger der FZ-Mittel,<br />

also der im Auftrag der Regierung des Empfängerlandes tätig<br />

werdenden Institution, gelten seit dem 1. Januar 1989 drei<br />

Konditionen (sog. Transferkonditionen):<br />

• Die von den Vereinten Nationen als „am wenigsten entwickelt“<br />

anerkannten Länder (LDC) erhalten Zuschüsse.<br />

Zuschüsse können auch andere Entwicklungsländer für<br />

Vorhaben der selbsthilfeorientierten Armutsbekämpfung,<br />

des Umweltschutzes, der sozialen Infrastruktur, zur Verbesserung<br />

der gesellschaftlichen Stellung von Frauen sowie<br />

für Kreditgarantiefonds für mittelständische Betriebe<br />

erhalten.<br />

• Alle Entwicklungsländer, die in die Weltbankregelung für<br />

besonders günstige IDA-Konditionen fallen, erhalten<br />

grundsätzlich Darlehen zu 0,75 % Zinsen und 40 Jahren<br />

Laufzeit einschließlich 10 rückzahlungsfreier Jahre (Freijahre).<br />

• Die übrigen Entwicklungsländer erhalten Darlehen zu<br />

2 % Zinsen und 30 Jahren Laufzeit einschließlich 10 Freijahren.<br />

64<br />

Die Finanzierung von Studien und Beratungseinsätzen<br />

sowie von Aus- und Fortbildung des Projektpersonals erfolgt<br />

in der Regel durch Zuschüsse.<br />

In wirtschaftlich stärkeren Entwicklungsländern können<br />

diese Mittel überdies mit Marktmitteln gemischt werden,<br />

um für konkrete entwicklungspolitisch sinnvolle Vorhaben<br />

größere Finanzierungsvolumina zur Verfügung zu stellen, als<br />

mit reinen Haushaltsmitteln möglich ist. Die Wahl des Mischungsverhältnisses<br />

erlaubt dabei eine flexible Anpassung<br />

der Finanzierungskonditionen an die individuelle Situation<br />

des Empfängerlandes und die jeweilige wirtschaftliche Tragfähigkeit<br />

des Vorhabens. In Abhängigkeit von der Übernahme<br />

der Länderrisiken für den kommerziellen Teil der<br />

Finanzierung unterschiedet man zwischen:<br />

• Mischfinanzierungen, bei denen deutsche Lieferungen<br />

durch Hermes-Bürgschaften abgesichert werden und<br />

• Verbundfinanzierungen, bei denen die Bundesregierung<br />

das Länderrisiko unabhängig von der Herkunft der Lieferungen<br />

übernimmt.<br />

Neu in 2001 ist das Angebot von zinsverbilligten Darlehen<br />

für Vorhaben in fortgeschrittenen Entwicklungsländern.<br />

Parallel zum <strong>KfW</strong>-Angebot eines Entwicklungskredits<br />

zu Marktkonditionen stellt die Bundesregierung ausreichend<br />

Zuschüsse für die Zinsverbilligung zur Verfügung, damit die<br />

Gesamtfinanzierung sichergestellt werden kann.


<strong>KfW</strong>-BÜROS IN ENTWICKLUNGS- UND TRANSFORMATIONSLÄNDERN<br />

Ägypten, Kairo<br />

<strong>KfW</strong>-Büro Kairo<br />

4 D, El Gezira Street<br />

Zamalek 11211<br />

Kairo<br />

Arabische Republik Ägypten<br />

Telefon: 00 20-2-7 36 95 25/7 36 74 96<br />

Fax: 00 20-2-7 36 37 02<br />

E-Mail: kfwcairo@gega.net<br />

Leiter: Dr. Stefan Glock<br />

Bolivien, La Paz<br />

(zugleich zuständig für Peru)<br />

<strong>KfW</strong>-Büro La Paz<br />

Avenida Ecuador 2523<br />

Edificio Dallas, piso 10<br />

Casilla 645<br />

La Paz<br />

Bolivien<br />

Telefon: 00 59 1-2-41 33 37<br />

Fax: 00 59 1-2-41 17 68<br />

Tel/Fax: 00 59 1-8-11 77 08 (nur für<br />

Anrufer von außerhalb La Paz)<br />

E-Mail: kfw@ceibo.entelnet.bo<br />

kfwbolivia@gmx.net<br />

Leiter: Michael Wehinger<br />

Bosnien-Herzegowina, Sarajewo<br />

<strong>KfW</strong>-Büro Sarajewo<br />

Hasana Kikica 18<br />

71000 Sarajewo<br />

Bosnien-Herzegowina<br />

Telefon: 00 38 7-33-266610 oder -266611<br />

oder -213017<br />

Fax: 00 38 7-33-266612<br />

E-Mail: kfwsaraj@bih.net.ba<br />

Leiter: Frank Bellon<br />

Brasilien, Brasília<br />

<strong>KfW</strong>-Büro Brasília<br />

SCN Quadra 01-Bloco C-No. 85<br />

Edificio Trade Center<br />

Sala 1706<br />

70711-902 Brasília DF<br />

Brasilien<br />

Telefon: 00 55-61-328 00 49<br />

Fax: 00 55-61-328 07 49<br />

E-Mail: kfwbrasil@tba.com.br<br />

Leiter: Dr. Gregor Wolf<br />

Côte d’Ivoire, Abidjan<br />

<strong>KfW</strong>-Büro Abidjan<br />

01 B.P. 7172<br />

Abidjan 01<br />

Côte d’Ivoire<br />

Telefon: 00 22 5-22-43 35 80<br />

Fax: 00 22 5-22-43 35 81<br />

E-Mail: kfw-abj@globeaccess.net<br />

www.allemagne.ci<br />

Leiter: Bruno Schoen<br />

Guatemala, Guatemala-Stadt<br />

(zugleich zuständig für Nicaragua)<br />

<strong>KfW</strong>-Büro Guatemala-Stadt<br />

5a. Avenida 15-11, Zona 10<br />

Guatemala-Stadt<br />

Guatemala, C.A.<br />

Telefon: 00 50-2-3 67 55 02<br />

00 50-2-3 67 00 11<br />

Fax: 00 50-2-3 67 55 03<br />

E-Mail: kfw@gold.guate.net<br />

Leiter: Helge Jahn<br />

Indien, New Delhi<br />

<strong>KfW</strong>-Büro New Delhi<br />

21, Jor Bagh<br />

New Delhi 110 003<br />

Indien<br />

Telefon: 00 91-11-4 64 12 02/4 64 71 13<br />

Fax: 00 91-11-4 64 12 03<br />

E-Mail: kfwindia@vsnl.com<br />

Leiter: Franz Haller<br />

Indonesien, Jakarta<br />

<strong>KfW</strong>-Büro Jakarta<br />

<strong>Deutsch</strong>e Bank Build. 20th FL<br />

Jalan Imam Bonjol No. 80<br />

Jakarta 10310<br />

Indonesien<br />

Telefon: 00 62-21-32 78 75<br />

Mobil: 00 62-21-81 61 90 66 90<br />

Fax: 00 62-21-31 90 78 85<br />

E-Mail: kfw@cbn.net.id<br />

Leiter/in: Dr. Christine Heimburger<br />

(bis 30.06.2001)<br />

Jens Clausen (ab 01.07.2001)<br />

Jordanien, Amman<br />

(zugleich zuständig für die Palästinensischen<br />

Gebiete)<br />

<strong>KfW</strong>-Büro Amman<br />

P.O. Box 926 238<br />

Issam Al Ajlouni Street 8<br />

Shmeissani<br />

Amman<br />

Jordanien<br />

Telefon: 00 96 2-6-5 67 40 83/5 66 00 80<br />

Fax: 00 96 2-6-5 67 40 87<br />

E-Mail: kfw@go.com.jo<br />

Leiter: Richard Avédikian<br />

Jugoslawien, Belgrad<br />

(in 2001 eröffnet)<br />

German Office for Reconstruction and<br />

Development (GORED)<br />

Büro Belgrad<br />

Zupana Vlastimira 6<br />

11000 Belgrad<br />

Jugoslawien<br />

Telefon: 00 381-11-666544 oder 3671273<br />

Fax: 00 381-11-666544<br />

E-Mail: kfwbelgrad@compuserve.com<br />

Leiter: Marc Engelhardt<br />

Kenia, Nairobi<br />

<strong>KfW</strong>-Büro Nairobi<br />

Lenana Road, Kilimani<br />

P.O. Box 52074<br />

Nairobi<br />

Kenia<br />

Telefon: 00 25 4-2-57 21 22/57 21 11<br />

Fax: 00 25 4-2-57 21 03<br />

E-Mail: kfw@nbnet.co.ke<br />

Leiter: Andreas Holtkotte<br />

Kosovo, Prishtina<br />

German Office for Reconstruction and<br />

Development (GORED)<br />

Xhemal Kada 7<br />

Prishtina<br />

Kosovo<br />

Telefon: 00 38 1-38 54 90 11<br />

Fax: 00 38 1-38 50 06 38<br />

Sat. Tel.: 00 87 0-76 16 18 57 6<br />

Sat. Fax: 00 87 0-76 16 18 57 7<br />

E-Mail: kfwkosovo@compuserve.com<br />

Leiter: N.N.<br />

Nicaragua, Managua<br />

<strong>KfW</strong>-Büro Managua<br />

Optica Nicaraguense 2 c. arriba<br />

20 vrs. al lago<br />

Managua<br />

Nicaragua<br />

Telefon: 00 50 5-2-68-56 15<br />

Fax: 00 50 5-2-68-56 22<br />

E-Mail: kfw@ibw.com.ni<br />

Leiter: Helge Jahn<br />

Palästinensische Gebiete, Al Bireh<br />

<strong>KfW</strong>-Büro Al Bireh<br />

8/1 Omar Ben Abdul Aziz Street<br />

Al Bireh/West Bank<br />

Palästinensische Gebiete<br />

Telefon: 00 97 2-2-2 40 07 30<br />

Fax: 00 97 2-2-2 40 07 31<br />

E-Mail: kfw-pal@palnet.com<br />

Leiter: Richard Avédikian<br />

Peru, Lima<br />

<strong>KfW</strong>-Büro Lima<br />

Jirón Arica 996<br />

Miraflores<br />

Lima 18<br />

Peru<br />

Telefon: 00 51-1-22 25 13 7/22 29 17 8<br />

Fax: 00 51-1-22 20 70 7<br />

E-Mail: kfw-peru@tsi.com.pe<br />

Leiter: Michael Wehinger<br />

Tansania, Daressalam<br />

<strong>KfW</strong>-Büro Daressalam<br />

65, Ali Hassan Mwinyi Road<br />

P.O. Box 1519<br />

Daressalam<br />

Tansania<br />

Telefon: 00 255-22-2 12 81 89/2 12 81 90<br />

Mobil: 00 255-742-60 39 08<br />

Fax: 00 255-22-2 12 81 92<br />

E-Mail: kfw@africaonline.co.tz<br />

Leiter: Oskar von Maltzan<br />

VR China, Peking<br />

<strong>KfW</strong>-Büro Peking<br />

1170, Beijing Sunflower Tower<br />

No. 37, Maizidian Street<br />

Chaoyang District<br />

Beijing 100026<br />

PR of China<br />

Telefon: 00 86-10-85 27 51 71-3<br />

Fax: 00 86-10-85 27 51 75<br />

E-Mail: kfwbeij@public3.bta.net.cn<br />

Leiter: Reinhard Dalchow<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: <strong>KfW</strong>, Abteilung Unternehmenskommunikation<br />

Redaktion: Auslandssekretariat a<br />

Grafische Gestaltung/Satz:<br />

Brönners Druckerei Breidenstein<br />

und <strong>KfW</strong>, Frankfurt am Main<br />

Druck: Brönners Druckerei Breidenstein,<br />

Frankfurt am Main<br />

Bildnachweis:<br />

CES Consulting Engineers Salzgitter GmbH,<br />

Niederlassung Lingen, S. 46; FISE, S. 52, 53;<br />

GITEC CONSULT GmbH, Düsseldorf, S. 43;<br />

Adriana Mattoso, São Paulo, S. 5;<br />

<strong>KfW</strong>-Bildarchiv, S. 2, 3, 7, 8, 9, 15, 18, 43, 50, 55, 58.<br />

Für das <strong>KfW</strong>-Bildarchiv fotografierten folgende<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter:<br />

Carla Berke, S. 41; Jan Blum, S. 20; Carolin Gassner,<br />

S. 56; Helmut Gauges, S. 24; Michael Hassler, S. 31;<br />

Gertrud Helm, S. 42; Peter Kampe, S. 54;<br />

Norbert Kliver, S. 28; Sabine Kruse, S. 6, 30, 47;<br />

Oskar v. Maltzan, S. 23, 45; Daniela Mohaupt, S. 36;<br />

Dieter Neuhaus, S. 16; Werner Neuhauß, S. 48;<br />

Martin Raschen, S. 39, 40; Gerhard Redecker, S. 26;<br />

Stephan Sellen, S. 32.<br />

Frankfurt am Main, Mai 2001


183261<br />

<strong>KfW</strong><br />

Palmengartenstraße 5-9, 60325 Frankfurt am Main<br />

Tel. 069/74 31-0, Fax 069/74 31-29 44<br />

www.kfw.de<br />

Pressestelle<br />

Tel. 069/74 31-44 00<br />

Informationszentrum<br />

Tel. 018 01/33 55 77, Fax 069/74 31-6 43 55<br />

e-mail: info@kfw.de<br />

Niederlassung Berlin<br />

Charlottenstraße 33/33a, 10117 Berlin<br />

Tel. 030/2 02 64-0<br />

Mai 2001

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