Deutsch (PDF, 2 MB) - KfW Entwicklungsbank
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Wirtschaft ist der Anfang<br />
Jahresbericht über die Zusammenarbeit mit<br />
Entwicklungs- und Transformationsländern 2000.<br />
vom Ende der Armut.
DIE <strong>KfW</strong> AUF EINEN BLICK<br />
Die <strong>KfW</strong> wurde 1948 mit Sitz in Frankfurt am Main gegründet. Sie ist Förderbank für die<br />
deutsche Wirtschaft und <strong>Entwicklungsbank</strong> für Entwicklungsländer.<br />
DIE GESCHÄFTSFELDER DER <strong>KfW</strong>:<br />
• Förderung der deutschen Wirtschaft – Investitionsfinanzierung: Die <strong>KfW</strong> ist die<br />
Förderbank für den Mittelstand, der das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bildet. Sie finanziert<br />
Investitionen kleiner und mittlerer Unternehmen im In- und Ausland. Dabei ist die<br />
Unterstützung von Innovationen und Venture Capital ein besonderer Schwerpunkt. Weitere<br />
wichtige Förderbereiche sind die Wohnungswirtschaft, die Infrastruktur und der Umweltschutz.<br />
• Förderung der deutschen Wirtschaft – Export- und Projektfinanzierung: Die <strong>KfW</strong> ist<br />
einer der größten deutschen Finanzierer von Investitionsgüterexporten. Weltweit finanziert sie<br />
Exporte von Flugzeugen und Schiffen sowie Maschinen und anderen Ausrüstungsgütern.<br />
Zudem engagiert sich die <strong>KfW</strong> bei Projektfinanzierungen u. a. in den Bereichen Industrie und<br />
Verkehrsinfrastruktur.<br />
• Förderung der Entwicklungsländer: Im Auftrag der Bundesregierung finanziert die <strong>KfW</strong><br />
Investitionen und projektbezogene Beratungsleistungen zum Ausbau der wirtschaftlichen und<br />
sozialen Infrastruktur, der gewerblichen Wirtschaft sowie Umwelt- und Ressourcenschutzmaßnahmen<br />
in Entwicklungsländern. Die <strong>KfW</strong> prüft die Förderungswürdigkeit der Projekte,<br />
unterstützt die Partner bei der Durchführung und führt eine abschließende Erfolgsbewertung<br />
durch.<br />
• Beratung und andere Dienstleistungen: Die <strong>KfW</strong> hat sich zu einem wichtigen Finanzdienstleister<br />
für den Bund entwickelt. Zu den Aufgaben gehören die Durchführung des<br />
Altschuldenhilfegesetzes, die Geschäftsbesorgung für den Erblastentilgungsfonds und für den<br />
Ausgleichsfonds-Währungsumstellung sowie das Vertragsmanagement für die Bundesanstalt<br />
für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS). Weiterhin unterstützt die Bank den Bund bei<br />
der Privatisierung von Bundesunternehmen wie der <strong>Deutsch</strong>en Telekom AG und der <strong>Deutsch</strong>en<br />
Post AG.
ADF Albanian Development Fund<br />
AFD Agence Française de Développement<br />
A+F Aus- und Fortbildung<br />
AKP Afrika, Karibik, Pazifik<br />
BEF Balkan-Entwicklungsfonds<br />
BIP Bruttoinlandsprodukt<br />
BMZ Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />
Entwicklung<br />
DED <strong>Deutsch</strong>er Entwicklungsdienst<br />
DEG <strong>Deutsch</strong>e Investitions- und Entwicklungsgesellschaft<br />
DFID Department for International Development<br />
EBWE Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung<br />
EU Europäische Union<br />
EUR EURO<br />
EZ Entwicklungszusammenarbeit<br />
FZ Finanzielle Zusammenarbeit<br />
GEF Global Environment Facility<br />
GTZ <strong>Deutsch</strong>e Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit<br />
GUS Gemeinschaft Unabhängiger Staaten<br />
HIPC Heavily Indebted Poor Countries<br />
ÜBERBLICK<br />
ZUSAGEN DER <strong>KfW</strong> (MRD EUR)*<br />
VERWENDETE ABKÜRZUNGEN<br />
1998 1999 2000<br />
Förderung der deutschen und europäischen Wirtschaft 31,54 41,78 34,68<br />
Förderung der Entwicklungs- und Transformationsländer 1,39 1,63 1,45<br />
Beratung und andere Dienstleistungen 0,05 0,02 0,02<br />
Insgesamt 33,15 43,45 36,16<br />
FÖRDERUNG DER ENTWICKLUNGS- UND TRANSFORMATIONSLÄNDER<br />
WICHTIGE KENNZAHLEN (MRD EUR)*<br />
1998 1999 2000<br />
Zusagen der FZ zu Vorzugskonditionen 1,39 1,63 0,93<br />
davon Bundeshaushaltsmittel<br />
davon Marktmittel der Verbund- und Mischfinanzierung<br />
1,36 1,28 0,85<br />
und Marktmittelinitiative Südostasien 0,03 0,36 0,08<br />
Zusagen der FZ zu Marktkonditionen 0,03<br />
Darlehen an Armutsbekämpfungs- und Wachstumsfazilität des IWF 0,50<br />
Summe der Zusagen<br />
Auszahlungen an Entwicklungs- und Transformationsländer<br />
1,39 1,63 1,45<br />
(Haushalts- und Marktmittel) 1,42 1,33 1,22<br />
Nettotransfer (Auszahlungen aus Haushaltsmitteln abzügl. Schuldendienst) 0,43 0,38 0,25<br />
VERTEILUNG DER <strong>KfW</strong>-ZUSAGEN ZU VORZUGSKONDITIONEN NACH REGIONEN UND FÖRDERBEREICHEN<br />
14 %<br />
(IN MIO EURO UND %)<br />
5 %<br />
10 %<br />
15 %<br />
20 %<br />
22 %<br />
29 %<br />
Region Mio EUR<br />
Nordafrika/Naher Osten 267<br />
Asien/Ozeanien 206<br />
Subsahara-Afrika 190<br />
Lateinamerika 137<br />
Europa/Kaukasus 127<br />
* Differenzen in den Summen sind rundungsbedingt.<br />
12 %<br />
20 %<br />
52 %<br />
Förderbereich Mio EUR *<br />
Soziale Infrastruktur 481<br />
Wirtschaftliche Infrastruktur 186<br />
Finanzsektorförderung 114<br />
Multisektorale Vorhaben 93<br />
Produktion und Handel 51<br />
HWWA Hamburger Weltwirtschaftsarchiv<br />
IDA International Development Association<br />
IDB Inter-American Development Bank<br />
IWF Internationaler Währungsfonds<br />
<strong>KfW</strong> Kreditanstalt für Wiederaufbau<br />
LDC Least developed countries<br />
ODA Official Development Assistance<br />
OECD Organisation for Economic Cooperation and Development<br />
p.a. per annum, pro Jahr<br />
PP/G7 Pilotprogramm/Gruppe der 7<br />
PPP Public-Private-Partnership<br />
PRS(P) Poverty Reduction Strategy (Paper)<br />
PV Photovoltaik<br />
SFD Social Fund for Development<br />
TZ Technische Zusammenarbeit<br />
UNDP United Nations Development Programme<br />
USA United States of America<br />
USD US-Dollar<br />
WTO World Trade Organisation<br />
WWF World Wide Fund for Nature
Vorstand<br />
AS<br />
Auslandssekretariat<br />
Förderung der Entwicklungsländer<br />
Wenn, 2141<br />
LI<br />
Länderbereich I<br />
Europa und Asien<br />
Frank, 2400<br />
L II<br />
Länderbereich II<br />
Amerika, Afrika und Nahost<br />
Dr. Polte, 2421<br />
K I<br />
Investitionsfinanzierung<br />
Oerter, 2135<br />
KII<br />
Export- und Projektfinanzierung<br />
Industrie, Energie, Telekommunikation<br />
Heims, 2637<br />
K III<br />
Export- und Projektfinanzierung<br />
Verkehrssektor<br />
Murach, 3299<br />
KIV<br />
ORGANIGRAMM<br />
Dr. Peter Klaus 2728 Ingrid Matthäus-Maier 4466<br />
Wolfgang Kroh 2370 Hans W. Reich (Sprecher) 2333<br />
Detlef Leinberger 2747<br />
FZ E<br />
FZ-Evaluierung<br />
Prof. Dr. Hemmer, 4511<br />
KS<br />
Kreditsekretariat<br />
Förderung der Wirtschaft in <strong>Deutsch</strong>land und<br />
Europa, Geschäftspolitik, Volkswirtschaft<br />
Suhlrie, 2939<br />
Infrastruktur, Wohnungsbau,<br />
Auftragsgeschäfte des Bundes<br />
Genter, 5146*<br />
Abt.-Re<br />
Besondere Projekte<br />
und Restrukturierung<br />
Rischmüller, 2607<br />
AS a<br />
Geschäftspolitik u.<br />
Grundsatzfragen<br />
Gauges, 2024<br />
LIa<br />
Europa<br />
Dr. Neuhoff, 2378<br />
L IIa<br />
Zentral- und südl.<br />
Afrika, West- und<br />
Ostafrika<br />
Lange, 2423<br />
St-U<br />
Stabsstelle<br />
Umwelt<br />
Lottmann, 3142<br />
FM<br />
IR<br />
Innenrevision<br />
Dr. Paul, 2320<br />
AS b<br />
Entwicklungspolitisch<br />
e Förderkonzepte,<br />
Volkswirtschaft<br />
Wollenzien, 2818<br />
LIb<br />
Süd- und<br />
Zentralasien<br />
Ohls, 2540<br />
L IIb<br />
Sahel, West- u.<br />
Ostafrika (teilw.)<br />
Frau Dr. Radeke, 3946<br />
VS<br />
Vorstandssekretariat<br />
Unternehmenspolitik, Unternehmenskommunikation,<br />
Konzernentwicklung,<br />
Risk-Management, Büro Brüssel<br />
Dr. Bräunig, 2445<br />
Finanzdisposition und<br />
Mittelbeschaffung<br />
Lewark, 2296<br />
ID<br />
Informationssysteme/<br />
Datenverarbeitung<br />
Dr. Schreiber, 2110<br />
PA<br />
Personal und<br />
Allgemeine Verwaltung<br />
Seibert, 3151<br />
PS<br />
Prozesssteuerung und<br />
Organisation<br />
Frau Orlowski, 2014<br />
RS<br />
Recht, Sicherheiten,<br />
Kredit- und Refi-Abwicklung<br />
Saß (Chefsyndikus), 2420<br />
RW<br />
Rechnungswesen/<br />
Controlling<br />
Vogt, 2263<br />
AS-T<br />
Technik<br />
Dr. Brühl, 2402<br />
LIc<br />
Südost- u. Ostasien<br />
Pazifik<br />
Dr. Müssig, 2150<br />
L IIc<br />
Nordafrika<br />
und Nahost<br />
Dr. Callies, 2530<br />
L IId<br />
Lateinamerika<br />
und Karibik<br />
Dr. Zenk, 2578<br />
Sammel-Fernsprechnummer:<br />
(0 69) 74 31-0<br />
Die bei den Namen angegebenen<br />
Hausanschlüsse können durch Vorsetzen<br />
von 74 31 direkt angewählt werden.<br />
Telefax (0 69) 74 31-29 44<br />
* Niederlassung Berlin (0 30) 2 02 64-0<br />
Förderung der Entwicklungsländer:<br />
Büro Berlin<br />
Postfach 04 03 45<br />
10062 Berlin<br />
Leiter: Thomas A. Schmidt<br />
Büro: Charlottenstraße 33/33a<br />
Telefon: (0 30) 2 02 64-31 97<br />
Fax: (0 30) 2 02 64-53 53<br />
Stand: 1.4.2001<br />
(Die FZ-relevanten Bereiche<br />
sind mit ihren Abteilungen<br />
aufgeführt.)
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Vorwort<br />
1. Überblick<br />
3<br />
Ziele, Aufgaben und Erfolgskontrolle der Finanziellen Zusammenarbeit 5<br />
Leistungen der <strong>KfW</strong> im Überblick<br />
2. Leistungen der <strong>KfW</strong> zur Förderung der Entwicklungsländer<br />
8<br />
Struktur der Zusagen 10<br />
Zusammenarbeit mit anderen Entwicklungsinstitutionen und der Wirtschaft 12<br />
Wachsende Präsenz vor Ort 13<br />
Ausblick 14<br />
3. Armut wirkungsvoll bekämpfen 16<br />
I. Neuer Kurs gegen die Armut – das Konzept 18<br />
II. Internationale Allianz gegen die Armut – die Umsetzung 19<br />
III. Armutsbekämpfung in der Finanziellen Zusammenarbeit<br />
Projektbeispiele:<br />
23<br />
Burkina Faso: Zugang zu Kapital schaffen - Entwicklung von unten in Gang setzen<br />
Jemen: Bildung Raum geben<br />
20<br />
El Salvador: Zurück ins zivile Leben 21<br />
Bolivien: Entschuldung zugunsten der Armen 22<br />
Indien und Malawi: Gesundheit und Hygiene durch sauberes Wasser 25<br />
Ägypten und Albanien: Fonds für eine armutsorientierte Entwicklung 27<br />
Nepal: Durch sichere Stromversorgung wirtschaftliches Wachstum ermöglichen<br />
VR China – Durch Aufforstung neue Einkommensquellen schaffen<br />
30<br />
Kambodscha: Wege aus der Armut 31<br />
HIV/AIDS-Bekämpfung durch breitenwirksame Prävention weltweit<br />
4. Regionale Perspektiven<br />
32<br />
Zur Lage der Entwicklungs- und Transformationsländer 33<br />
Regionale Entwicklung Asien 36<br />
Länderbeispiel Indien 38<br />
Regionale Entwicklung Subsahara-Afrika 42<br />
Länderbeispiel Tansania 44<br />
Regionale Entwicklung Lateinamerika 48<br />
Länderbeispiel Nicaragua 50<br />
Regionale Entwicklung Nordafrika und Naher Osten 54<br />
Regionale Entwicklung der europäischen Transformationsländer 57<br />
Statistischer Anhang 60<br />
2 1
VORWORT<br />
Armut geht uns alle an: Armut beeinträchtigt die<br />
Entwicklung des Einzelnen und die der Menschheit. Sie ruft<br />
sowohl in den betroffenen Ländern als auch weltweit<br />
Krisensituationen hervor, z. B. durch Flüchtlingsströme. Im<br />
Zeitalter der Globalisierung muss Armutsbekämpfung ein<br />
internationales Anliegen erster Priorität sein, eine Verantwortung,<br />
der sich alle Akteure gemeinsam stellen. Wir<br />
begrüßen daher das in <strong>Deutsch</strong>land beschlossene Aktionsprogramm<br />
2015, mit dem die Bundesregierung zum Weltentwicklungsziel<br />
der Halbierung des Anteils der extrem<br />
Armen in der Welt bis zum Jahre 2015 beitragen will. Die<br />
<strong>KfW</strong> hat auf der Grundlage ihrer Erfahrungen in der Finanziellen<br />
Zusammenarbeit (FZ) an der Erarbeitung des deutschen<br />
Aktionsprogramms mitgewirkt.<br />
1,2 Milliarden Menschen leben derzeit in absoluter<br />
Armut. Trotz ermutigender Ansätze der Armutsbekämpfung ist die Gesamtzahl im letzten Jahrzehnt weitgehend<br />
unverändert geblieben. Zukunftsweisende Armutsbekämpfungsstrategien setzen auf die Potenziale<br />
der Armen und ermöglichen ihre wirtschaftliche Entfaltung und politische Teilhabe. Eine wesentliche<br />
Voraussetzung für den Erfolg ist dabei, dass die betroffenen Länder selbst Hauptakteure einer armutsorientierten<br />
Entwicklung sind und entwicklungsfördernde wirtschaftliche, politische und soziale Rahmenbedingungen<br />
schaffen. Die internationale Entwicklungszusammenarbeit kann die Eigenanstrengungen<br />
ihrer Partnerländer unterstützen – aber nicht ersetzen.<br />
Mit dem vorliegenden Jahresbericht 2000 stellen wir Aufgaben, Inhalte und Leistungen der <strong>KfW</strong><br />
zur Förderung der Entwicklungsländer vor. Der Schwerpunkt liegt dabei auf unserem Beitrag zur weltweiten<br />
Armutsbekämpfung. Wenn wir im Folgenden der Einfachkeit halber den Begriff „Entwicklungsländer“<br />
verwenden, schließen wir damit Entwicklungs- und Transformationsländer ein.<br />
Kapitel 1 gibt einen Überblick über die Ziele, Aufgaben und Erfolgskontrolle der Finanziellen Zusammenarbeit<br />
(FZ) und die Leistungen der <strong>KfW</strong> im Jahr 2000.<br />
Kapitel 2 setzt sich detaillierter mit den Leistungen der <strong>KfW</strong> und ihren regionalen und sektoralen<br />
Schwerpunkten auseinander. Immer wichtiger wird die Zusammenarbeit mit anderen Entwicklungsinstitutionen<br />
und der privaten Wirtschaft. Die Weiterentwicklung des Finanzierungsinstrumentariums und der<br />
Erfolgskontrolle sowie der globale Klimaschutz durch Förderung erneuerbarer Energien sind einige der<br />
Herausforderungen, denen die <strong>KfW</strong> sich derzeit stellt.<br />
Kapitel 3 ist dem Thema „Armutsbekämpfung“ gewidmet. Es stellt zunächst den Stand der internationalen<br />
Diskussion und ihre Umsetzung vor. Die umfassende Strategie der Armutsbekämpfung setzt<br />
auf den drei Ebenen „Schaffung wirtschaftlicher Entfaltungsmöglichkeiten“, „Recht auf politische Teilhabe“<br />
und „Absicherung Armer gegenüber Risiken“ an. Schwerpunkt des Kapitels ist der Beitrag der Finanziellen<br />
Zusammenarbeit zur Armutsbekämpfung, der durch verschiedene Projektbeispiele illustriert wird.<br />
Dabei trägt die FZ in vielfältiger Weise zur Armutsbekämpfung bei:<br />
3
•<br />
•<br />
•<br />
Durch unmittelbar auf arme Menschen ausgerichtete Vorhaben,<br />
Durch übergreifende Armutsbekämpfung auf Makro- und Sektorebene und<br />
Durch den Beitrag der FZ zur wirtschaftlichen Dynamik in Entwicklungsländern, ohne die Beschäftigungswirkungen<br />
für Arme nicht möglich werden.<br />
Kapitel 4 stellt die Entwicklungstrends in verschiedenen Regionen und die Schwerpunkte der FZ in<br />
drei ausgewählten Ländern dar. Insgesamt hat sich das durchschnittliche wirtschaftliche Wachstum in den<br />
Entwicklungsländern – und in einem geringerem Maße auch das Pro-Kopf-Einkommen – gegenüber dem<br />
Vorjahr beschleunigt, allerdings mit großen regionalen Unterschieden.<br />
Ein Jahresbericht kann nur einen kleinen Ausschnitt aus der Praxis darstellen. Um aktuelle und<br />
umfassendere Informationen über unsere Tätigkeit zu bieten, haben wir unseren Internet-Auftritt neu gestaltet<br />
und erweitern ihn kontinuierlich. Unter der Internetadresse www.kfw.de sind ausführliche Hintergrundinformationen<br />
zur Finanziellen Zusammenarbeit verfügbar. Hier steht auch eine benutzerfreundliche<br />
Datenbank zur Verfügung, über die detaillierte Beschreibungen von mehr als 500 FZ-Vorhaben<br />
abgefragt werden können.<br />
Eine wichtige Aufgabe in 2001 wird die Umsetzung der Ende 2000 von der Bundesregierung beschlossenen<br />
Zusammenführung von <strong>KfW</strong> und <strong>Deutsch</strong>er Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG)<br />
sein. Als starker Partner werden wir die DEG bei der Fortentwicklung ihrer Potenziale unterstützen. Wir<br />
erwarten Synergien durch den Verbund, u. a. durch den Ausbau des komplementären Einsatzes der verschiedenen<br />
Finanzierungs- und Förderinstrumente. Gemeinsam werden <strong>KfW</strong> und DEG den entwicklungspolitischen<br />
Förderauftrag effizienter und wirksamer erfüllen.<br />
Wolfgang Kroh<br />
4
Schutz des Tropenwaldes – eine wichtige Aufgabe.<br />
DAS ZIEL:<br />
VERBESSERUNG DER LEBENSBEDINGUNGEN<br />
Die Finanzielle Zusammenarbeit (FZ) ist dem vorrangigen<br />
Ziel der deutschen Entwicklungszusammenarbeit verpflichtet,<br />
einen Beitrag zur Verbesserung der wirtschaftlichen<br />
und sozialen Lage der Menschen in Entwicklungsländern zu<br />
leisten. Sie trägt zur Bekämpfung der Armut, zum Schutz der<br />
natürlichen Ressourcen und zur weltweiten Friedenssicherung<br />
bei.<br />
DER AUFTRAG:<br />
FINANZIERUNG VON ENTWICKLUNG<br />
Seit Anfang der 60er Jahre finanziert die <strong>KfW</strong> im<br />
Auftrag der Bundesregierung Investitionen und Reformprogramme<br />
in Entwicklungsländern. Die FZ als ein zentrales<br />
Instrument der deutschen Entwicklungszusammenarbeit<br />
setzt dort an, wo langfristiges Kapital fehlt und der Markt<br />
nicht, oder noch nicht, hinreichend funktioniert. Sie unterstützt<br />
Entwicklungsländer bei Investitionen in die Bereitstellung<br />
wichtiger öffentlicher Dienstleistungen und Infrastruktureinrichtungen.<br />
Die <strong>KfW</strong> fördert mit den Investitionsvorhaben<br />
gleichzeitig die Einführung technischer, wirtschaft-<br />
1. ÜBERBLICK<br />
Ziele, Aufgaben und Erfolgskontrolle der Finanziellen Zusammenarbeit<br />
5<br />
licher und institutioneller Innovationen. Sie stellt in ihrer<br />
Fördertätigkeit darauf ab, über die Wirkungen des Einzelvorhabens<br />
hinaus strukturelle Entwicklungshemmnisse in den<br />
Partnerländern abzubauen und den Aufbau nachhaltiger,<br />
effizienter Systeme zu unterstützen. Derzeit fördert die <strong>KfW</strong><br />
rund 1.200 Vorhaben in 100 Ländern.<br />
DIE FÖRDERBEREICHE:<br />
SOZIALE UND WIRTSCHAFTLICHE<br />
INFRASTRUKTUR, FINANZSEKTOR, PRODUKTION<br />
Die Förderung konzentriert sich auf vier Bereiche: In<br />
der sozialen Infrastruktur werden der Auf- und Ausbau von<br />
Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen und die Verbesserung<br />
der Trinkwasserversorgung, der Abwasser- und Abfallentsorgung<br />
sowie der Wohnraumversorgung finanziert. Die<br />
<strong>KfW</strong> unterstützt die Partnerländer beim Aufbau einer leistungsfähigen<br />
wirtschaftlichen Infrastruktur in den Bereichen<br />
Energieversorgung (besonders im Hinblick auf erneuerbare<br />
Energien) und Transport sowie bei der Verbesserung ihrer<br />
landwirtschaftlichen Produktion. Die <strong>KfW</strong> fördert ferner den<br />
Aufbau von leistungsfähigen Finanzsystemen zur Mikrofinanzierung<br />
und zur Versorgung kleiner und mittlerer Unternehmen<br />
mit Krediten. Rund die Hälfte der laufenden Vorha-
en sind der Armutsbekämpfung als Querschnittsaufgabe<br />
gewidmet; rund 40 % leisten einen Beitrag zum Umwelt- und<br />
Ressourcenschutz.<br />
DIE HERKUNFT DER MITTEL:<br />
BUNDESHAUSHALT UND KAPITALMARKT<br />
Die in der Finanziellen Zusammenarbeit eingesetzten<br />
Mittel werden überwiegend vom BMZ (Bundesministerium<br />
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) aus<br />
dessen Haushalt bereitgestellt. Länder mit einem sehr niedrigen<br />
Pro-Kopf-Einkommen erhalten nicht-rückzahlbare<br />
Zuschüsse. Fortgeschrittenere Länder erhalten i.d.R. Darlehen<br />
mit einem jährlichen Zinssatz von 0,75 % oder 2 % und Laufzeiten<br />
von 30 bis 40 Jahren. Vorhaben der selbsthilfeorientierten<br />
Armutsbekämpfung, des Umweltschutzes, der<br />
sozialen Infrastruktur, zur Förderung der Gleichberechtigung<br />
sowie Kreditgarantiefonds können auch in wirtschaftlich<br />
fortgeschritteneren Ländern bezuschusst werden. Seit 2001<br />
werden ferner Zuschüsse zur Zinsverbilligung von Darlehen<br />
für Vorhaben in diesen Ländern gewährt (s. S. 14).<br />
Mit FZ wirtschaftliche Aktivitäten anstoßen.<br />
6<br />
Ergänzend zu den Mitteln aus dem Bundeshaushalt<br />
nimmt die <strong>KfW</strong> eigene Mittel auf dem Kapitalmarkt auf und<br />
stellt sie entweder in Kombination mit Haushaltsmitteln als<br />
zinsgünstige Kredite oder als Kredite zu Marktkonditionen<br />
zur Finanzierung von Entwicklungsvorhaben bereit. Mit diesem<br />
breiten Spektrum an Finanzierungsangeboten entspricht<br />
die <strong>KfW</strong> dem zunehmend differenzierten Bedarf in den Entwicklungsländern<br />
nach Konditionen, die den spezifischen<br />
Charakteristika der Vorhaben angepasst sind. Zudem können<br />
hierdurch mehr Mittel zur Förderung der Entwicklungsländer<br />
eingesetzt werden.<br />
DIE <strong>KfW</strong>:<br />
PARTNER DER ENTWICKLUNGSLÄNDER<br />
Als Finanzierungsinstitution führt die <strong>KfW</strong> selbst keine<br />
Vorhaben durch. Verantwortlich für Vorbereitung, Durchführung<br />
und Betrieb ist bei allen Vorhaben der örtliche<br />
Partner. Oft sind es staatliche Behörden oder Gesellschaften,<br />
die für die Infrastrukturversorgung (z.B. für die Wasserversorgung)<br />
des Entwicklungslandes verantwortlich sind. Aber<br />
auch Nichtregierungsorganisationen, Banken und kommerzielle<br />
Unternehmen können lokale Partner bei den Vorhaben<br />
sein. Die <strong>KfW</strong> fördert verstärkt die privatwirtschaftliche<br />
Entwicklung. Sie unterstützt insbesondere kleine und mittlere<br />
Unternehmen in Entwicklungsländern durch gezielte Kreditprogramme,<br />
die von lokalen Banken angeboten werden. Bei<br />
Vorhaben, die entwicklungspolitisch sinnvoll sind, unterstützt<br />
die <strong>KfW</strong> ferner das Engagement privater Betreiber und<br />
Investoren (so genannte „Public Private Partnerships“).<br />
Als <strong>Entwicklungsbank</strong> sieht sich die <strong>KfW</strong> in einer<br />
Mitverantwortung für den Projekterfolg. Sie unterstützt die<br />
Partner in den Entwicklungsländern bei der fachlichen Planung<br />
und Durchführung sowie beim Monitoring der Vorhaben,<br />
und sie überwacht die ordnungsgemäße Verwendung<br />
der eingesetzten Finanzmittel.
DAS ERGEBNIS:<br />
ENTWICKLUNGSPOLITISCH<br />
ERFOLGREICHE VORHABEN<br />
Bevor die Bundesregierung ein Entwicklungsprojekt bewilligt,<br />
prüft die <strong>KfW</strong> das Vorhaben unter entwicklungspolitischen<br />
Gesichtspunkten intensiv im Vorfeld: Nutzt es der<br />
Entwicklung des Partnerlandes? Ist es breitenwirksam? Kommen<br />
seine Wirkungen speziell ärmeren oder benachteiligten<br />
Bevölkerungsgruppen zugute? Sind die Betroffenen ausreichend<br />
an den Entscheidungen beteiligt? Sind die Partner vor<br />
Ort in der Lage, das Vorhaben durchzuführen und es nach Abschluss<br />
der Investition auch langfristig sachgerecht zu betreiben?<br />
Werden Umweltwirkungen hinreichend berücksichtigt?<br />
Entscheidend ist, dass in der Konzeptions- und Planungsphase<br />
ein Konsens zwischen allen Beteiligten über die Ziele, Maßnahmen<br />
und Verantwortungsbereiche erreicht wird.<br />
Während der Durchführung wird der Projektfortschritt<br />
von der <strong>KfW</strong> regelmäßig vor Ort kontrolliert. Dadurch<br />
wird gewährleistet, dass sich jeder Durchführungsschritt<br />
der oft komplexen Vorhaben am Ziel des Vorhabens<br />
orientiert. Nur bei entsprechendem Projektfortschritt und<br />
auf Nachweis zahlt die <strong>KfW</strong> die Mittel aus, i.d.R. direkt auf<br />
das Konto des Auftragnehmers. So wird der bestimmungsgemäße<br />
Einsatz der zugesagten Mittel sichergestellt.<br />
Einige Jahre nach Abschluss der Förderung überprüft<br />
die <strong>KfW</strong>, nunmehr durch die in 2000 neu eingerichtete, unabhängige<br />
Evaluierungsabteilung, jedes einzelne Vorhaben<br />
auf seine entwicklungspolitische Wirksamkeit. Die dabei<br />
gewonnenen Erfahrungen kommen wiederum der laufenden<br />
Arbeit zugute. Diese regelmäßige und systematische Erfolgskontrolle<br />
der <strong>KfW</strong> zeigt, dass die Vorhaben der Finanziellen<br />
Zusammenarbeit überwiegend entwicklungspolitisch erfolgreich<br />
sind. Die <strong>KfW</strong> trägt durch ihr umfangreiches System der<br />
Qualitätssicherung zu diesem guten Ergebnis bei. Die <strong>KfW</strong><br />
veröffentlicht das Resultat dieser Schlussprüfungen in der<br />
Reihe „Ergebnisse der Finanziellen Zusammenarbeit“. Der<br />
jüngste Ergebnisbericht sowie weitere aktuelle Informationen<br />
zur Förderung der Entwicklungsländer sind bei der <strong>KfW</strong><br />
oder im Internet (www.kfw.de) erhältlich.<br />
7<br />
Die FZ stellt in Entwicklungsländern langfristige Finanzierung bereit.
Leistungen der <strong>KfW</strong> im Überblick<br />
Wasserver- und Abwasserentsorgung ist der Förderschwerpunkt der FZ.<br />
ERGÄNZUNG DER HAUSHALTSMITTEL<br />
DURCH MARKTMITTEL<br />
Zur Förderung der Entwicklungsländer hat die <strong>KfW</strong> im<br />
Jahr 2000 (1999) Mittel in Höhe von 1,5 Mrd EURO (1,6 Mrd<br />
EURO) zugesagt, davon 0,9 Mrd EURO aus Mitteln des BMZ.<br />
Zusätzlich hat die <strong>KfW</strong> eigene Mittel in Höhe von 0,6 Mrd<br />
EURO eingebracht. Ferner hat sie erstmalig Marktkredite zur<br />
Förderung von entwicklungspolitisch relevanten Vorhaben<br />
ausgelegt.<br />
UNTERSTÜTZUNG DER INTERNATIONALEN<br />
ENTSCHULDUNGSINITIATIVE<br />
Im Berichtsjahr hat die <strong>KfW</strong> die HIPC (Heavily Indebted<br />
Poor Countries) – Entschuldungsinitiative mit einem Darlehen<br />
von 0,5 Mrd EURO unterstützt, das sie der vom Internationalen<br />
Währungsfonds (IWF) verwalteten Armutsbekämpfungs- und<br />
Wachstumsfazilität zugesagt hat. Diese Mittel werden Entwicklungsländern<br />
für die Umsetzung von armutsmindernden<br />
und wachstumsorientierten Programmen bereitgestellt.<br />
1.<br />
8<br />
REGIONALE VERTEILUNG<br />
RELATIV AUSGEGLICHEN<br />
Die regionale Verteilung der Zusagen war in 2000 ausgeglichener<br />
als in den Vorjahren. Die Region Nordafrika/<br />
Naher Osten erhielt (nach 6 % im Vorjahr) mit 29 % den<br />
größten Anteil der Zusagen; der Anteil der Region Asien/<br />
Ozeanien sank deutlich auf 22 % (56 %). Auf Subsahara<br />
Afrika entfielen 20 % der Zusagen, auf Lateinamerika 15 %<br />
sowie auf die Region Europa/Kaukasus 14 %.<br />
SOZIALE INFRASTRUKTUR<br />
ALS WICHTIGSTER FÖRDERBEREICH<br />
Mit einem Anteil von 52 % der Zusagen war die soziale<br />
Infrastruktur, v. a. mit Vorhaben der Wasserversorgung und<br />
Abwasser-/Abfallentsorgung (36 %), der wichtigste Förderbereich.<br />
Auf die wirtschaftliche Infrastruktur entfielen 20 %<br />
und auf den Finanzsektor 12 %.<br />
QUERSCHNITTSAUFGABEN UMWELTSCHUTZ<br />
UND ARMUTSBEKÄMPFUNG<br />
Auf den Querschnittsbereich „Armutsbekämpfung“<br />
entfielen 56 % der Zusagen des Jahres 2000. 29 % der<br />
Zusagen wurden für den „Umwelt- und Ressourcenschutz“<br />
bereitgestellt; in weiteren 14 % der Zusagen wurden in Teilen<br />
Umwelt- und Ressourcenschutzziele verfolgt.
HAUSHALTSBELASTUNG GERINGER<br />
DURCH EINNAHMEN IN DER FZ<br />
Tilgungen und Zinseinnahmen aus der FZ (0,75 Mrd<br />
EURO in 2000) stellen den einzigen größeren Einnahmetitel<br />
des Bundes aus der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) dar.<br />
Für Vorhaben zur Förderung der Entwicklungsländer zahlte<br />
die <strong>KfW</strong> 1,2 Mrd EURO aus, davon 1,0 Mrd EURO aus Haushaltsmitteln.<br />
Unter Berücksichtigung dieser Zahlungen betrug<br />
die Liquiditätsbelastung des Bundeshaushalts durch die<br />
FZ 0,25 Mrd EURO (Vorjahr: 0,4 Mrd EURO).<br />
UMSCHULDUNG UND SCHULDEN-<br />
UMWANDLUNG FÜR UMWELTSCHUTZ UND<br />
ARMUTSBEKÄMPFUNG<br />
Zur Schuldenerleichterung hat die <strong>KfW</strong> Umschuldungsverträge<br />
mit Indonesien, Jordanien, Honduras und Nicaragua<br />
über insgesamt 166 Mio EURO abgeschlossen. Darüber hinaus<br />
hat die Bundesregierung bislang 14 Ländern 550 Mio<br />
EURO für Schuldenumwandlungen im Rahmen bilateraler<br />
Umschuldungsvereinbarungen zugesagt, deren Gegenwerte<br />
in Inlandswährung für Maßnahmen des Umwelt- und Ressourcenschutzes,<br />
der Armutsbekämpfung oder der Bildung eingesetzt<br />
werden. Die <strong>KfW</strong> hat bisher entsprechende Vorhaben in<br />
Höhe von 239 Mio EURO vereinbart.<br />
ERFOLGSKONTROLLE NEU GESTALTET<br />
Die <strong>KfW</strong> hat ihr umfangreiches System der Erfolgskontrolle<br />
für die Förderung der Entwicklungsländer im Berichtsjahr<br />
2000 durch die Einrichtung einer neuen, unabhängigen<br />
Evaluierungsabteilung verbessert.<br />
9<br />
KOOPERATIONEN UND MANDATE<br />
WEITER AUSGEBAUT<br />
Die <strong>KfW</strong> hat die Kooperation mit anderen deutschen<br />
und internationalen Institutionen der Entwicklungszusammenarbeit<br />
(EZ) im Berichtsjahr deutlich vertieft. Sie erhielt in<br />
2000 weitere Mandate für Entwicklungsprojekte, vor allem<br />
in Südosteuropa, von insgesamt über 33 Mio EURO von multiund<br />
bilateralen Institutionen der EZ. Ferner war die <strong>KfW</strong> im<br />
Auftrag der Bundesregierung mit über 29 Mio EURO bei<br />
der Koordinierung und Durchführung des TRANSFORM-Programms<br />
maßgeblich beteiligt. Um privatwirtschaftliches<br />
Engagement für entwicklungspolitisch sinnvolle Vorhaben<br />
zu fördern, hat die <strong>KfW</strong> im Berichtsjahr im Auftrag des BMZ<br />
zwei Public Private Partnership (PPP)-Fazilitäten eingerichtet.<br />
BETEILIGUNG AN DER EXPO 2000<br />
Die <strong>KfW</strong> hat ihre Aktivitäten zur Förderung der Entwicklungsländer<br />
anhand von 35 Projekten auf der EXPO veranschaulicht,<br />
sich an internationalen Konferenzen beteiligt<br />
und damit den entwicklungspolitischen Beitrag des BMZ<br />
unterstützt. Das Interesse der Besucher an der <strong>KfW</strong> allgemein<br />
und den Angeboten aus der FZ war groß: So wurden allein im<br />
<strong>KfW</strong>-Pavillon 375.000 Besucher während der EXPO gezählt.
2. LEISTUNGEN DER <strong>KfW</strong><br />
ZUR FÖRDERUNG DER ENTWICKLUNGSLÄNDER<br />
Struktur der Zusagen<br />
ENTWICKLUNG DER ZUSAGEN<br />
Zur Förderung der Entwicklungsländer hat die <strong>KfW</strong> im<br />
Jahr 2000 (1999) insgesamt Mittel in Höhe von 1,5 Mrd<br />
EURO (1,6 Mrd EURO) zugesagt. Davon stammten 0,9 Mrd<br />
EURO für 95 Projekte (1,3 Mrd EURO für 110 Projekte) aus<br />
Mitteln des BMZ. Diese Zusagen schließen 51 Mio EURO aus<br />
dem Stabilitätspakt Südosteuropa ein. Knapp zwei Drittel<br />
dieser Haushaltsmittel wurden als nicht-rückzahlbare Zuschüsse<br />
und ein Drittel als zinsgünstige langfristige Kredite<br />
vergeben. Zusätzlich hat die <strong>KfW</strong> eigene Mittel in Höhe von<br />
0,6 Mrd EURO (0,4 Mrd EURO) eingebracht. Dabei handelte es<br />
sich zunächst um mit Haushaltsmitteln kombinierte Marktmittel<br />
(„Marktmittelbeimischung“) in Höhe von 0,1 Mrd<br />
EURO, die im Rahmen der Verbund- und Mischfinanzierung<br />
und der Marktmittelinitiative Südostasien zugesagt wurden.<br />
Darüber hinaus hat die <strong>KfW</strong> die HIPC (Heavily Indebted Poor<br />
Countries) – Entschuldungsinitiative mit einem Darlehen von<br />
0,5 Mrd EURO unterstützt, das sie der vom IWF verwalteten<br />
Armutsbekämpfungs- und Wachstumsfazilität im Auftrag<br />
der Bundesregierung zugesagt hat.<br />
Die <strong>KfW</strong> hat im vergangenen Jahr ihre Finanzierungsinstrumente<br />
zur Förderung der Entwicklungsländer weiterentwickelt,<br />
um den unterschiedlichen Finanzierungserfordernissen<br />
ihrer Partner gerecht zu werden. In diesem Sinne hat<br />
die <strong>KfW</strong> in 2000 erstmals reine Marktkredite im eigenen<br />
Risiko zur Förderung von Entwicklungsvorhaben vergeben.<br />
10<br />
AUSBAU DER MANDATARAUFTRÄGE<br />
Die <strong>KfW</strong> erhielt in 2000 weitere Mandate von multiund<br />
bilateralen Institutionen der EZ. Multilaterale Partner<br />
(Europäische Kommission, Weltbank/Global Environment<br />
Facility (GEF), United Nations Environment Programme/GEF)<br />
und bilaterale Partner (Frankreich, Österreich, Schweiz)<br />
haben Mandataraufträge für Entwicklungsprojekte von insgesamt<br />
über 33 Mio EURO erteilt.<br />
Wesentlich waren vor allem die Mandataraktivitäten<br />
der <strong>KfW</strong> in Süd- und Mittelosteuropa: Im Auftrag der EU hat<br />
die <strong>KfW</strong> in 2000 weitere 10 Mio EURO für Kreditprogramme<br />
für Wohnungsbau in Bosnien und Herzegowina zugesagt.<br />
Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der angespannten<br />
Wohnungssituation und zur Wiederbelebung der<br />
Wirtschaft. Im Rahmen von Mandaten der EU, der Schweiz<br />
und Österreichs über insgesamt 21 Mio EURO werden im<br />
Kosovo, in Montenegro und Albanien städtische Wasserversorgungen<br />
rehabilitiert oder ausgebaut und die Versorgung<br />
mit Kleinkrediten verbessert. Ferner war die <strong>KfW</strong> im Auftrag<br />
der Bundesregierung mit über 29 Mio EURO bei der Koordinierung<br />
und Durchführung des TRANSFORM-Programms<br />
maßgeblich beteiligt. Das insgesamt mit 56 Mio EURO<br />
ausgestattete Programm ist primär auf die Beratung von<br />
11 mittelosteuropäischen Transformationsländern im Hinblick<br />
auf ihre Reformpolitiken ausgerichtet.<br />
ZUSAGEN DER <strong>KfW</strong> ZUR FÖRDERUNG DER ENTWICKLUNGSLÄNDER 1996–2000 (IN MIO EUR)<br />
1996 1997 1998 1999 2000<br />
Zusagen der FZ zu Vorzugskonditionen 2.040 1.737 1.390 1.634 927<br />
Aus Haushaltsmitteln 1.793 1.475 1.357 1.278 851<br />
Aus Marktmitteln der Verbundfinanzierung/<br />
Mischfinanzierung/Marktmittelinitiative Südostasien 247 262 33 356 76<br />
Zusagen der FZ zu Marktkonditionen 30<br />
Darlehen an Armutsbekämpfungs- 495<br />
und Wachstumsfazilität des IWF<br />
Summe der Zusagen 2.040 1.737 1.390 1.634 1.452<br />
Nachrichtlich: Mandataraufträge, 37 33 35 38 62<br />
einschließlich TRANSFORM-Programm
REGIONALE STRUKTUR DER ZUSAGEN<br />
ZU VORZUGSKONDITIONEN<br />
Die regionale Verteilung der Zusagen zu Vorzugskonditionen<br />
war 2000 ausgeglichener als in den Vorjahren. Die<br />
Region Nordafrika/Naher Osten erhielt (nach 6 % im Vorjahr)<br />
mit 29 % den größten Anteil der Zusagen, bedingt durch<br />
mehrere größere Vorhaben im Bereich der Wasserversorgung<br />
und Abwasser-/Abfallentsorgung sowie zur Unterstützung<br />
von Finanzinstitutionen. Der Anteil der Region Asien/Ozeanien,<br />
traditionell regionaler Förderschwerpunkt mit einem<br />
Anteil von durchschnittlich 42 % der Zusagen in den letzten<br />
fünf Jahren, sank von einem überproportional hohen Stand<br />
von 56 % (1999) auf 22 %. Dieser Rückgang ist sowohl auf<br />
zyklische Einflüsse und Projektverzögerungen zurückzuführen,<br />
aber auch auf politisch bedingte Aussetzungen und Kürzungen.<br />
Subsahara-Afrika verzeichnete einen relativ konstanten<br />
Anteil von 20 %; Lateinamerika und Europa/<br />
Kaukasus konnten ihr Gewicht jeweils auf 15 % bzw. 14 %<br />
erhöhen (s. Grafik auf der Umschlagsinnenseite).<br />
SEKTORALE STRUKTUR DER ZUSAGEN<br />
ZU VORZUGSKONDITIONEN<br />
Wirtschaftliche und soziale Infrastruktur bilden – mit<br />
durchschnittlich 74 % der Zusagen in den letzten fünf Jahren<br />
– den traditionellen Schwerpunkt der <strong>KfW</strong> zur Förderung der<br />
Entwicklungsländer. Mit einem Anteil von 52 % (25 %) der<br />
Zusagen war die soziale Infrastruktur, mit einem deutlichen<br />
Schwerpunkt auf Vorhaben der Wasserversorgung und<br />
Abwasser-/Abfallentsorgung (36 % aller Zusagen), im<br />
Berichtsjahr der wichtigste Förderbereich. Der Anteil der<br />
wirtschaftlichen Infrastruktur sank auf 20 % (von 48 %), vor<br />
allem wegen der rückläufigen Zusagen für Asien, wo noch im<br />
Vorjahr einige überdurchschnittlich große Vorhaben im<br />
Transportwesen zugesagt worden waren. Auf den Finanzsektor<br />
entfielen – wie auch schon in den Vorjahren – 12 %, auf<br />
multisektorale Vorhaben und den produzierenden Bereich<br />
10 % bzw. 5 %. 56 % der Zusagen des Jahres 2000 waren dem<br />
Querschnittsbereich „Armutsbekämpfung“ gewidmet. 29 %<br />
der Zusagen wurden für den „Umwelt- und Ressourcenschutz“<br />
bereitgestellt; in weiteren 14 % der Zusagen wurden<br />
in Teilen Umwelt- und Ressourcenschutzziele verfolgt.<br />
ENTWICKLUNG DER AUSZAHLUNGEN<br />
Für Vorhaben zur Förderung der Entwicklungsländer<br />
zahlte die <strong>KfW</strong> im Jahre 2000 insgesamt 1,2 Mrd EURO aus<br />
(davon 1,0 Mrd EURO Haushaltsmittel und 0,2 Mrd EURO<br />
Marktmittel). Die Schuldendienstleistungen der Entwicklungsländer<br />
beliefen sich auf 0,75 Mrd EURO; somit betrug<br />
die Liquiditätsbelastung des Bundeshaushalts durch die FZ<br />
0,25 Mrd EURO (0,4 Mrd EURO).<br />
Der Anteil deutscher Unternehmen an den Auszahlungen<br />
für Lieferungen und Leistungen betrug in 2000 rund<br />
50 % (1999: 46 %). Wie im Vorjahr floss über ein Drittel der<br />
Auszahlungen an die Partnerländer selbst, was sich vor allem<br />
in dem hohen Anteil der Inlandskosten an den Gesamtkosten<br />
(35 %) widerspiegelt. Von den Auszahlungen in Devisen profitierten<br />
in 2000 wie auch im Vorjahr vor allem folgende<br />
Branchen: Maschinenbau (26 %), Elektronik (23 %), Consultingleistungen<br />
(18 %) und das Baugewerbe (17 %).<br />
11<br />
Sektorale Verteilung der Zusagen 2000<br />
(in Mio EUR und %) 1<br />
Förderbereich Mio EUR<br />
Wasserversorgung und 333<br />
Abwasser-/Abfallentsorgung<br />
Gesundheitswesen und Familienplanung 52<br />
Bildung und andere soziale Dienste 96<br />
Energieversorgung 67<br />
Transport und Kommunikation 119<br />
Finanzsektorförderung 114<br />
Produktion und Handel 51<br />
Multisektorale Vorhaben 93<br />
1 Rundungsbedingt weicht die Summe von 927 Mio EUR<br />
bzw. 100 % ab.<br />
12 %<br />
10 %<br />
5 %<br />
13 %<br />
7 %<br />
5 %<br />
10 %<br />
36 %
Zusammenarbeit mit anderen Entwicklungsinstitutionen und der Wirtschaft<br />
ZUSAMMENARBEIT MIT<br />
DEUTSCHEN INSTITUTIONEN<br />
DER ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT<br />
Einen sehr hohen Stand hat inzwischen die Kooperation<br />
mit der <strong>Deutsch</strong>en Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit<br />
(GTZ) erreicht. Die GTZ trägt durch die Vermittlung von<br />
Wissen zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit von Menschen<br />
und Organisationen in Entwicklungsländern bei, indem<br />
sie qualifizierte Experten als Berater einsetzt und ihre Partnerländer<br />
mit Aus- und Fortbildungsmaßnahmen unterstützt.<br />
Die wichtigste Form der Zusammenarbeit von <strong>KfW</strong> und GTZ<br />
ist die gemeinsame länderbezogene, strategisch-konzeptionelle<br />
Beratung des BMZ bei der Erstellung und Umsetzung<br />
von Länderkonzepten und Schwerpunktstrategien. Diese<br />
Form der Zusammenarbeit wird angesichts der vom BMZ in<br />
2000 eingeleiteten Schwerpunktsetzung auf Länder und<br />
Schwerpunktbereiche weiter an Bedeutung gewinnen. Das<br />
BMZ-Konzept sieht vor, dass sich die bilaterale deutsche EZ<br />
auf (derzeit) 37 Schwerpunktpartnerländer mit jeweils drei<br />
Schwerpunktbereichen und 33 Partnerländern mit möglichst<br />
einem Schwerpunktbereich konzentrieren soll. Weitere<br />
Kooperationsfelder von GTZ und <strong>KfW</strong> umfassen die projektübergreifende<br />
fachliche Zusammenarbeit sowie die Durchführung<br />
von Kooperationsvorhaben (Ende 2000: 184 Vorhaben<br />
in 67 Ländern). Ferner unterhalten beide Organisationen<br />
unter einem gemeinsamen Dach zwölf Büros in Partnerländern<br />
und arbeiten in der Öffentlichkeitsarbeit mit dem BMZ<br />
und anderen deutschen EZ-Institutionen eng zusammen.<br />
Ein weiterer wichtiger Kooperationspartner ist der<br />
<strong>Deutsch</strong>e Entwicklungsdienst (DED), mit dem derzeit zwölf<br />
Vorhaben, insbesondere in Subsahara Afrika, gemeinsam<br />
ÜBERSICHT ÜBER DIE WICHTIGSTEN KOFINANZIERS<br />
12<br />
durchgeführt werden. Außerdem arbeitet die <strong>KfW</strong> in den<br />
Partnerländern mit internationalen, deutschen und lokalen<br />
Nichtregierungsorganisationen zusammen; darunter sind<br />
kirchliche Hilfswerke, politische Stiftungen oder der World<br />
Wide Fund for Nature (WWF).<br />
ZUSAMMENARBEIT MIT ANDEREN<br />
BI- UND MULTILATERALEN GEBERN<br />
Die <strong>KfW</strong> unterhält Beziehungen zu allen wichtigen<br />
Akteuren der internationalen EZ. Das Spektrum reicht vom<br />
Informations- und Personalaustausch über die Kofinanzierung<br />
von Vorhaben in derzeit rund 200 Fällen bis hin zur<br />
Abwicklung von Entwicklungsprojekten im Auftrag anderer<br />
Geber (Mandatartätigkeit, s. S. 10). Gemessen an der Anzahl<br />
gemeinsam geförderter Vorhaben (so genannte „Kofinanzierung“)<br />
liegt die Zusammenarbeit mit der Weltbank deutlich<br />
an der Spitze, gefolgt von der Europäischen Union, der französischen<br />
Agence Française de Développement (AFD), der<br />
Europäischen Investitionsbank und dem britischen Department<br />
for International Development (DFID).<br />
ZUSAMMENARBEIT MIT DER WIRTSCHAFT:<br />
EINRICHTUNG VON ZWEI NEUEN<br />
PPP-FAZILITÄTEN<br />
Bis vor wenigen Jahren wurden in den meisten Entwicklungsländern<br />
Strom, Wasser und Verkehrsinfrastruktur<br />
durch die öffentliche Hand bereitgestellt. In den letzten Jahren<br />
hat sich gezeigt, dass durch eine stärkere Einbeziehung<br />
von privaten Betreibern und Investoren Bau und Betrieb effizienter<br />
und damit nachhaltiger erfolgen können. Allerdings<br />
sind nur wenige, vergleichsweise fortgeschrittene Länder in<br />
Institution Anzahl der lfd. FZ-Mittel Finanzierungsbeitrag<br />
Kofinanzierungs- der Partnerinstitution<br />
vorhaben (in Mio EUR)<br />
Weltbank 64 999 4.650<br />
Europäische Union 20 325 347<br />
Agence Française de Développement 12 234 276<br />
Europäische Investitionsbank 11 358 342<br />
Department for International Development 6 83 117<br />
2.
der Lage, private Investoren für Infrastrukturvorhaben zu<br />
gewinnen oder innovative Projektansätze (z. B. erneuerbare<br />
Energien) einzuführen.<br />
Um privatwirtschaftliches Engagement in Entwicklungsländern<br />
zu fördern, hat die <strong>KfW</strong> im Auftrag des BMZ in<br />
2000 zwei so genannte Public Private Partnership (PPP)-Fazilitäten<br />
eingerichtet. Aus entwicklungspolitischer Sicht soll<br />
durch die unternehmerische Mitwirkung des privaten Sektors<br />
vor allem ein effizienterer Betrieb der Infrastruktureinrichtungen<br />
erreicht und ggf. zusätzliche Finanzierungsquellen<br />
erschlossen werden. Die erste weltweite Fazilität ist mit rund<br />
1,3 Mio EURO ausgestattet. Die zweite Fazilität von rund 0,9<br />
Mio EURO ist auf privatwirtschaftliche Aktivitäten in den<br />
Staaten Südosteuropas begrenzt. Diese aus Haushaltsmitteln<br />
gespeisten Fazilitäten sollen die Vorbereitung von entwicklungspolitisch<br />
sinnvollen Vorhaben fördern, indem sie – unter<br />
bestimmten Voraussetzungen – einen Teil des Risikos der privaten<br />
Unternehmen (Projektentwickler und Betreiber) bei der<br />
Vorbereitung von Infrastrukturvorhaben abdecken. Die Fazilitäten<br />
können für eine Vielzahl von projektvorbereitenden<br />
Auslandsbüros zur Förderung der Entwicklungsländer<br />
Guatemala<br />
Managua<br />
Lima<br />
● <strong>KfW</strong>-Hauptbüro<br />
▲ Nebenstelle<br />
<strong>KfW</strong>-Hauptbüros<br />
Nebenstellen<br />
La Paz<br />
Brasilia<br />
Abidjan<br />
Sarajewo Prishtina<br />
Maßnahmen wie z. B. Feasibility-Studien, Rechtsgutachten<br />
und sonstige Beratungsleistungen in Anspruch genommen<br />
werden. Voraussetzung ist, dass der Antragsteller bereit ist,<br />
eine längerfristige Betriebsverantwortung zu übernehmen.<br />
Die <strong>KfW</strong> unterstützt die Antragsteller durch ihr länder-,<br />
sektor- und bankenspezifisches Know-how und prüft die<br />
Förderungswürdigkeit einer Projektidee. Anfragen an die <strong>KfW</strong><br />
zeigen insbesondere das Interesse der deutschen Wirtschaft<br />
an Vorhaben in den Staaten Südosteuropas.<br />
WACHSENDE PRÄSENZ VOR ORT<br />
Die <strong>KfW</strong> hat seit 1994 in einigen Schwerpunktpartnerländern<br />
Büros eröffnet, die sie gemeinsam mit anderen<br />
deutschen Institutionen, insbesondere der GTZ, unterhält.<br />
Mit dem in 2000 eröffneten Büro in Tansania ist die <strong>KfW</strong> nun<br />
vor Ort in vierzehn Entwicklungsländern (11 Hauptbüros mit<br />
drei weiteren Zweigstellen) sowie im Kosovo und in Bosnien-<br />
Herzegowina vertreten. Ferner wurde die <strong>KfW</strong> direkt nach<br />
dem Umsturz der Regierung Miloˇsević in Serbien tätig.<br />
13<br />
Kairo<br />
<br />
Al Bireh<br />
Amman<br />
Nairobi<br />
Daressalam<br />
Neu Delhi<br />
Peking<br />
Jakarta
Ausblick<br />
WEITERENTWICKLUNG<br />
DES FINANZIERUNGSINSTRUMENTARIUMS<br />
Um entwicklungspolitische Handlungsspielräume zu<br />
erhalten und auszuweiten, entwickelt die <strong>KfW</strong> neue, auf den<br />
unterschiedlichen Finanzierungsbedarf ihrer Partner ausgerichtete<br />
Finanzierungsinstrumente.<br />
Das traditionelle Konzept der deutschen FZ der standardisierten<br />
Vorzugskonditionen für Entwicklungsländer<br />
bedarf aus heutiger Sicht einer Flexibilisierung und Erweiterung<br />
über die bisher eingeführten Instrumente der Mischund<br />
Verbundfinanzierung hinaus. Insbesondere in den fortgeschrittenen<br />
Ländern kommt es darauf an, die Finanzierung<br />
so marktnah wie möglich und so konzessionär wie nötig zu<br />
gestalten. Damit können zugleich mehr Kapitalmarktmittel<br />
für die Entwicklungsfinanzierung eingesetzt werden. Die<br />
französische und die japanische EZ gehen diesen Weg seit<br />
längerem. Auch die <strong>KfW</strong> ist in ihrer Diskussion mit der<br />
Bundesregierung über eine Verbesserung der Instrumente für<br />
Marktmittelbeimischungen auf gutem Wege.<br />
Kern des derzeit diskutierten Instrumentariums ist die<br />
Weiterentwicklung der 1994 eingeführten Verbundfinanzierung.<br />
Vorrangiges Anliegen ist dabei, ihre Laufzeiten noch<br />
besser auf die Projekterfordernisse abzustimmen. Außerdem<br />
gewährt die <strong>KfW</strong> für entwicklungspolitisch förderungswürdige<br />
Vorhaben in wirtschaftlich stabilen Ländern ab 2001<br />
zinsverbilligte Kredite mit Laufzeiten bis zu zwölf Jahren. Der<br />
Haushaltsbeitrag wird dabei auf die Gewährung eines<br />
Zuschusses zur Zinsverbilligung beschränkt.<br />
AUSWEITUNG DER ERFOLGSKONTROLLE<br />
Als einzige deutsche EZ-Institution unterzieht die <strong>KfW</strong><br />
jedes FZ-Projekt einer Ex-Post-Evaluierung, der so genannten<br />
„Schlussprüfung“. Diese Schlussprüfungen wurden bislang<br />
von den projektverantwortlichen Länderabteilungen selbst<br />
durchgeführt. Im September 2000 hat die <strong>KfW</strong> eine unabhängige,<br />
dem Vorstand unmittelbar unterstellte Evaluierungsabteilung<br />
eingerichtet. Damit setzt die <strong>KfW</strong> eine Empfehlung<br />
der Studie des Hamburger Weltwirtschaftsarchivs<br />
(HWWA) zur Erfolgskontrolle in Institutionen der EZ um, die<br />
der <strong>KfW</strong> insgesamt ein überdurchschnittlich gutes Evaluierungssystem<br />
bescheinigte. Die Leitung der neuen Evaluie-<br />
2.<br />
14<br />
rungsabteilung wurde einer extern engagierten Persönlichkeit<br />
mit einschlägigem wissenschaftlichem Renommé übertragen.<br />
Die Ergebnisse der Schlussprüfungen werden mit den<br />
zuständigen Länder- und Fachabteilungen diskutiert, um ihre<br />
Erkenntnisse in laufende und neue Projekte einzuspeisen. Die<br />
Erfolgseinstufung erfolgt jedoch allein durch die Evaluierungsabteilung.<br />
FÖRDERUNG DES GLOBALEN KLIMASCHUTZES<br />
DURCH ERNEUERBARE ENERGIEN<br />
Dem Schutz der Umwelt auf lokaler, regionaler und<br />
globaler Ebene kommt im Rahmen der Förderung der Entwicklungsländer<br />
eine herausragende Bedeutung zu. Dabei ist<br />
das Ziel, eine aus wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer<br />
Sicht nachhaltige Entwicklung sicherzustellen. Auf Vorhaben<br />
des Umwelt- und Ressourcenschutzes entfielen im Zeitraum<br />
1996–2000 durchschnittlich 24 % der Zusagen der <strong>KfW</strong> zur<br />
Förderung der Entwicklungsländer. In weiteren 16 % der<br />
Zusagen wurden in Teilen Umwelt- und Ressourcenschutzziele<br />
verfolgt. Schwerpunkte der umweltbezogenen Förderaktivitäten<br />
sind an erster Stelle Abwasserentsorgung, gefolgt<br />
von umweltverträglicher Energieversorgung und Ressourcenschutz.<br />
Der Ressourcenschutz umfasst eine breite Palette von<br />
Fördermaßnahmen wie Wald-, Erosions- und Biodiversitätsschutz<br />
sowie Maßnahmen zur Bekämpfung der Wüstenausbreitung.<br />
Angesichts der sich andeutenden globalen Klimaveränderungen<br />
ist die Reduktion und Vermeidung von Treibhausgas-Emissionen<br />
eine vorrangige Aufgabe. Die Energieversorgung<br />
in den Entwicklungsländern beruht gegenwärtig vor<br />
allem auf der Nutzung fossiler Brennstoffe. Die Verfeuerung<br />
fossiler Brennstoffe trägt weltweit zu rund 75 % aller vom<br />
Mensch verursachten CO2-Emissionen bei. CO2 ist das mengenmäßig<br />
bedeutendste Treibhausgas. In den nächsten 20<br />
Jahren wird zudem in Entwicklungsländern mit einer<br />
Verdoppelung des Energieverbrauchs gerechnet. Dieser<br />
erwartete dramatische Anstieg erfordert eine rechtzeitige<br />
Umstellung auf eine umweltverträgliche und CO2-arme Energieversorgung. Die <strong>KfW</strong> unterstützt deshalb Entwicklungsländer<br />
gezielt bei Verfahren, die rationelle Energieverwendung<br />
zu verbessern. Sie fördert den Ersatz schadstoffreicher<br />
durch schadstoffärmere Energieträger und den Einsatz<br />
umweltschonender Energietechnologien.
Erneuerbaren Energien kommt immer mehr Bedeutung zu.<br />
Der Förderung erneuerbarer Energien in Entwicklungsländern<br />
als Beitrag zum globalen Klimaschutz kommt eine<br />
besondere Bedeutung zu. Die <strong>KfW</strong> hat 1996–2000 entsprechende<br />
Investitionen mit 650 Mio EURO unterstützt. Das<br />
entspricht 44 % aller Fördermittel für den Energiesektor. Der<br />
Hauptanteil floss dabei in Investitionen zur Nutzung der<br />
Wasserkraft. Auf mittlere Frist wird die Wasserkraft den mit<br />
Abstand wichtigsten Beitrag zur umweltverträglichen Dekkung<br />
des Energiebedarfs in den Entwicklungsländern leisten.<br />
Aber auch die Nutzung anderer erneuerbarer Energiequellen<br />
(Windkraft, Solarenergie, Biomasse) verzeichnet bereits heute<br />
hohe Zuwachsraten. Gegenwärtig sind diese Technologien<br />
allerdings – insbesondere im Rahmen zentraler Verbundnetze<br />
– häufig noch nicht konkurrenzfähig gegenüber Kraftwerken,<br />
die mit fossilen Brennstoffen befeuert werden. Würden<br />
die bei Massenfertigung möglichen Kostensenkungen ausgeschöpft,<br />
könnte sich dies jedoch bald ändern. Gemeinsam mit<br />
der Global Environment Facility und dem United Nations<br />
Environment Programme geht die <strong>KfW</strong> deshalb der Frage<br />
nach, ob durch die Bündelung der Nachfrage für eine groß-<br />
flächige Verbreitung von Photovoltaik-Systemen (PV) der<br />
Teufelskreis „ohne große Nachfrage keine Kostenreduktion,<br />
ohne Kostenreduktion keine ausreichende Nachfrage“ durchbrochen<br />
werden könnte. Ein solches Marktsegment wäre z. B.<br />
der Verbundbetrieb von PV-Systemen und Wasserkraftwerken.<br />
Mit der Identifizierung eines ausreichend großen Marktpotenzials<br />
könnte die PV-Technologie auch in Verbundnetzen<br />
konkurrenzfähig werden.<br />
15
3. ARMUT WIRKUNGSVOLL BEKÄMPFEN<br />
Auf der Erde leben derzeit 1,2 Mrd Menschen in absoluter<br />
Armut. Weltweit ist die Gesamtzahl der Menschen in<br />
absoluter Armut über die letzten zehn Jahre weitgehend<br />
konstant geblieben. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung der<br />
Welt hat der Anteil der absolut Armen indessen von 28 % auf<br />
24 % leicht abgenommen. Diese Abnahme fand jedoch ausschließlich<br />
in Ostasien und in Nordafrika statt. In allen anderen<br />
Regionen der Erde, insbesondere in den Transformationsländern<br />
Osteuropas und Zentralasiens, nahm der Anteil der<br />
Armen z. T. dramatisch zu (vgl. Grafik auf S. 17).<br />
Ohne Eigenanstrengung der betroffenen Länder kann<br />
sich diese Situation nicht bessern. Aber auch die reicheren<br />
Länder tragen eine Verantwortung gegenüber den ärmeren.<br />
Die daraus abgeleitete Verpflichtung in Form von Hilfe<br />
zur Selbsthilfe bildet das Fundament für die bi- und multilaterale<br />
Entwicklungszusammenarbeit (EZ). Überdies müssen<br />
die reicheren Länder ihren Beitrag zu entwicklungsfördernden<br />
weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen leisten (z. B.<br />
durch Abbau von Handelsbarrieren). Die wirtschaftlichen,<br />
ökologischen und sozialen Verflechtungen im Rahmen fortschreitender<br />
Globalisierung machen Armutsbekämpfung für<br />
die industrialisierten Länder auch aus eigenen Interessen<br />
notwendig.<br />
16<br />
Armutsbekämpfung ist schon lange ein herausragendes<br />
Ziel der EZ und bleibt unvermindert aktuell. Um Armut nachhaltig<br />
zu mindern, werden die eingesetzten Instrumente und<br />
Ansätze immer wieder auf ihre Wirksamkeit und Effizienz<br />
überprüft und weiterentwickelt. Die <strong>KfW</strong> nimmt an der aktuellen<br />
nationalen und internationalen Diskussion zur Armutsbekämpfung<br />
aktiv teil und leistet im Rahmen der Finanziellen<br />
Zusammenarbeit einen Beitrag zur Verbesserung der<br />
Lebensbedingungen der Armen dieser Welt.<br />
DEFINITION: WAS IST ARMUT?<br />
Armut wurde in der Vergangenheit meist auf die mangelnde<br />
Sicherstellung der Grundbedürfnisse – Nahrung, persönliche<br />
Sicherheit und Unterkunft – bezogen. International<br />
wird als Kriterium absoluter Armut ein Einkommen von<br />
weniger als 1 USD pro Kopf und Tag angesetzt. Selbst dieser<br />
Betrag steht heute einem Fünftel der Weltbevölkerung nicht<br />
zur Verfügung. Maßstäbe wie Einkommen und die Befriedigung<br />
von Grundbedürfnissen reichen jedoch nicht aus, um<br />
die Armut von Menschen zu erfassen. Deshalb wurden<br />
weitere Aspekte in die Beurteilung von Armut einbezogen:<br />
der Zugang zu Bildung und Gesundheit sowie die Teilnahme<br />
am gesellschaftlichen und politischen Leben.
Erläuterung:<br />
Lateinamerika<br />
und Karibik<br />
63,7 Mio<br />
78,2 Mio<br />
15,3 15,6<br />
% %<br />
Naher Osten<br />
und Nordafrika<br />
9,3 Mio<br />
5,5 Mio<br />
Afrika südlich<br />
der Sahara<br />
URSACHEN: WAS MACHT MENSCHEN ARM?<br />
Osteuropa und<br />
Zentralasien<br />
1,1 Mio<br />
24,0 Mio<br />
217,2 Mio<br />
290,9 Mio<br />
1987 in Mio 1998 in Mio<br />
1987 in % 1998 in %<br />
ANTEIL UND ANZAHL DER ARMEN 1987 UND 1998 IN DEN ENTWICKLUNGSREGIONEN<br />
4,3<br />
% 1,9<br />
%<br />
Armut hat vielfältige Ursachen:<br />
• Der fehlende Zugang zu wirtschaftlichen Ressourcen und<br />
sozialen Grunddiensten;<br />
• Verfehlte Wirtschaftspolitiken und unzureichende<br />
marktwirtschaftliche Rahmenbedingungen, die<br />
privatwirtschaftliche Entfaltung behindern;<br />
• Gesellschaftliche Diskriminierung, die den Armen<br />
die Nutzung ihrer eigenen Potenziale erschwert;<br />
• Mangelnde Rechtsstaatlichkeit und Rechtssicherheit, verknüpft<br />
mit einer Geringschätzung der Menschenrechte;<br />
• Krisen und Kriege, aber auch Umweltkatastrophen<br />
und Epidemien wie AIDS, die zur weiteren Verarmung<br />
größerer Bevölkerungsschichten führen;<br />
• Fehlende Mechanismen zur Absicherung von sozial<br />
Schwächeren;<br />
• Ineffiziente Verwaltungen und schwache Institutionen;<br />
• Die fehlende Entwicklungsorientierung des Staates<br />
(Korruption, Klientelismus und überhöhte Ausgaben für<br />
militärische Zwecke);<br />
• Protektionismus im Außenhandel auf Seiten der<br />
Entwicklungs- und der Industrieländer, wodurch wirtschaftliches<br />
Wachstum – und damit Entwicklung für die<br />
Armen – behindert wird.<br />
46,6<br />
%<br />
17<br />
0,2<br />
%<br />
46,3<br />
%<br />
5,1<br />
%<br />
Regierung<br />
44,9<br />
%<br />
Privat-<br />
sektor<br />
40,0<br />
%<br />
Südasien<br />
474,4 Mio<br />
522,0 Mio<br />
NETZWERK GEGEN DIE ARMUT<br />
Arme<br />
Armutsbekämpfung<br />
417,5 Mio<br />
278,3 Mio<br />
Quelle: Weltbank, Global Economic Prospects, 2000<br />
Zivilgesellschaft<br />
Gebergemeinschaft<br />
Ostasien<br />
und Pazifik<br />
Gesamte Anzahl der Menschen in Millionen, die in dieser Region mit weniger als 1 USD pro Tag auskommen müssen.<br />
Im Vergleich: 1987 und 1998<br />
Beispiel: In Osteuropa und Zentralasien hatten 1987 1,1 Mio Menschen weniger als 1 USD pro Tag zum Leben.<br />
Prozentualer Anteil der Menschen an der Gesamtbevölkerung, die in dieser Region leben und mit weniger als 1 USD pro Tag auskommen müssen.<br />
Beispiel: In Südasien hatten 1987 44,9 % der Menschen weniger als 1 USD pro Tag zum Leben.<br />
Die wichtigsten Akteure – was tun sie?: Arme sind Subjekt und<br />
nicht Objekt der Armutsbekämpfungsstrategien: Durch eigene<br />
Anstrengungen tragen sie zur Minderung ihrer Armut bei. Die<br />
Regierung des Entwicklungslandes muss geeignete Rahmenbedingungen<br />
für die Armutsbekämpfung schaffen. Die Zivilgesellschaft<br />
verleiht den Armen Mitspracherecht und Organisationsmöglichkeiten<br />
bei der Umsetzung der Armutsbekämpfungsstrategien.<br />
Der Privatsektor schafft unter geeigneten Rahmenbedingungen<br />
wirtschaftlich rentable Arbeitsplätze und nachhaltige<br />
Einkommensmöglichkeiten. Die Gebergemeinschaft wirkt in<br />
einer Katalysatorfunktion beim Aufbau geeigneter Wirtschaftsund<br />
Sozialstrukturen in den Entwicklungsländern mit (Entwicklungszusammenarbeit),<br />
fördert das Selbsthilfepotenzial der Armen<br />
und baut Handelsbarrieren ab.<br />
26,6<br />
%<br />
15,3<br />
%
I. Neuer Kurs gegen die Armut – das Konzept<br />
Die Halbierung des Anteils der in absoluter Armut<br />
lebenden Bevölkerung bis 2015 ist das prominenteste der<br />
„Weltentwicklungsziele“, die von den Vereinten Nationen,<br />
OECD und den internationalen Finanzierungsinstitutionen im<br />
Laufe der 90er Jahre entwickelt und aktuell bestätigt wurden.<br />
Weitere Ziele bis zum Jahr 2015 sind Fortschritte in der Grundbildung<br />
und der Gesundheit, bei der Gleichberechtigung von<br />
Frauen und Männern sowie im Umweltschutz. Die Ziele sind<br />
sehr ehrgeizig: Bis zum Ende des letzten Jahrzehnts wurde nur<br />
etwa ein Drittel des Fortschritts erzielt, der zur Erreichung des<br />
Armutsziels erforderlich ist. Dabei bietet sich für die verschiedenen<br />
Akteure (s. S. 17) eine dreidimensionale strategische<br />
Vorgehensweise an, um das Ziel einer umfassenden, effizienten<br />
und nachhaltigen Armutsminderung zu erreichen:<br />
1. DIE ARMEN BRAUCHEN WIRTSCHAFTLICHE<br />
ENTFALTUNGSMÖGLICHKEITEN<br />
Die Armen müssen die Möglichkeit („Opportunity“)<br />
bekommen, ihre eigenen Fähigkeiten zu nutzen und selbst<br />
wirtschaftlich aktiv zu werden. International besteht weitgehende<br />
Einigkeit darüber, dass nachhaltiges Wirtschaftswachstum<br />
eine unverzichtbare Voraussetzung für erfolgreiche<br />
Armutsbekämpfung ist. Vom gesamtwirtschaftlichen<br />
Wachstum profitieren die Armen jedoch nur dann, wenn die<br />
Ressourcen gleichmäßiger verteilt sind: Mit Investitionen in<br />
Bildung und Gesundheit, mehr Gleichberechtigung, Rechtsstaatlichkeit,<br />
guter Regierungsführung, effizienten staatlichen<br />
Organisationen und verbessertem Marktzugang für<br />
die Armen werden dafür die geeigneten Rahmenbedingungen<br />
geschaffen.<br />
2. DIE ARMEN HABEN EIN RECHT<br />
AUF POLITISCHE TEILHABE<br />
Arme benötigen Mitsprache im politischen und gesellschaftlichen<br />
Leben, um ihre Interessen geltend zu machen.<br />
Die Möglichkeit von Armen, an politischen Prozessen und<br />
Entscheidungen mitzuwirken, muss deshalb gestärkt werden<br />
(„Empowerment“). Prozesse der Dezentralisierung, die derzeit<br />
in vielen Ländern stattfinden, bieten dafür vielfältige<br />
Ansatzpunkte. Die Demokratisierung der Gesellschaft wird<br />
durch Stärkung lokaler Entscheidungsstrukturen gefördert.<br />
Außerdem müssen staatliche Institutionen sich stärker an<br />
den Bedürfnissen der Armen orientieren, effizienter arbeiten<br />
3.<br />
18<br />
und sich öffentlicher Kontrolle stellen. Die Verbesserung der<br />
nationalen Rechtssysteme, der Abbau sozialer Barrieren und<br />
die Bekämpfung der weitverbreiteten Korruption sind<br />
weitere wichtige Voraussetzungen für die politische und gesellschaftliche<br />
Mitwirkung von Armen.<br />
3. ARME MÜSSEN SICH GEGENÜBER<br />
RISIKEN ABSICHERN KÖNNEN<br />
Schließlich brauchen gerade die Armen Sicherheit<br />
(„Security“) gegenüber wirtschaftlichen und sozialen Risiken.<br />
Sie sind gegenüber Krankheiten, Ernte- oder Einkommensausfall,<br />
ökonomischen Schocks, Naturkatastrophen und Konflikten<br />
besonders anfällig. Krisen- und Konfliktprävention<br />
auf nationaler und internationaler Ebene sowie soziale Sicherungssysteme<br />
tragen zu einer höheren Sicherheit bei. Die<br />
Beschäftigungsförderung kombiniert mit sicheren Anlagemöglichkeiten<br />
für Ersparnisse, der verbesserte Zugang zu<br />
Krediten und die Förderung lokaler Solidarstrukturen wirken<br />
ebenfalls in diesem Sinne. Auch auf Arme fokussierte Maßnahmen<br />
in den Bereichen Bildung, Umweltschutz und Landwirtschaft<br />
sind von Bedeutung, wenn sie das Selbsthilfepotenzial<br />
von Armen stärken. Öffentliche Maßnahmen des<br />
Wiederaufbaus nach Kriegen oder Naturkatastrophen sollen<br />
den Friedensprozess stärken bzw. vor allem die stärker verletzbare<br />
arme Bevölkerung unterstützen.<br />
Empowerment – Die Zivilgesellschaft an Entscheidungen beteiligen.
Das gemeinsame internationale Ziel der Armutsbekämpfung<br />
erfordert eine kohärente Politik der Industrieländer,<br />
die über die Entwicklungszusammenarbeit hinaus<br />
auch andere Politikfelder, z. B. die Handelspolitik, einbezieht.<br />
Die Industrieländer sind bestrebt, die Kohärenz ihrer politischen<br />
Richtlinien – insbesondere bezüglich der Öffnung ihrer<br />
Märkte – zu verbessern; allerdings ist dies aufgrund unterschiedlicher<br />
Interessen ein sehr langwieriger und schwieriger<br />
Prozess. Ferner soll die Zusammenarbeit intensiviert und die<br />
Mittelvergabe auf Entwicklungsländer mit politischem Willen<br />
zur Armutsbekämpfung konzentriert werden.<br />
AKTIVITÄTEN AUF MULTILATERALER EBENE<br />
Weltbank und regionale <strong>Entwicklungsbank</strong>en fördern<br />
armutsminderndes Wirtschaftswachstum durch die Finanzierung<br />
von Investitionen in die wirtschaftliche und soziale Entwicklung.<br />
In Kooperation mit dem Internationalen Währungsfonds<br />
(IWF) unterstützen sie strukturelle Reformen, die<br />
in vielen Ländern eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiche<br />
Investitionen darstellen. Im Rahmen der erweiterten<br />
HIPC-Initiative werden armen hochverschuldeten Ländern<br />
Schulden erlassen, damit sie – anstatt Tilgungen und Zinsen<br />
zu zahlen – diese Mittel zugunsten der Armen investieren<br />
können. Als Voraussetzung müssen die Regierungen der Entwicklungsländer<br />
in Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft<br />
so genannte „Poverty Reduction Strategy Papers“ (PRSP) eigenverantwortlich<br />
erarbeiten. Diese werden darüber hinaus in<br />
Zukunft Bedingung für neue Finanzierungen durch Weltbank<br />
oder IWF sein. Die vom IWF verwaltete Armutsbekämpfungsund<br />
Wachstumsfazilität stellt den Entwicklungsländern Darlehen<br />
zu Vorzugskonditionen zur Unterstützung bei der Umsetzung<br />
einer armutsmindernden und wachstumsorientierten<br />
Politik bereit. Die Realisierung des PRSP-Prozesses in den<br />
Entwicklungsländern erfordert ein hohes Maß an Geduld und<br />
Engagement auf allen Seiten: Weder ist die Mitsprache oder<br />
gar die Beteiligung der Zivilgesellschaft überall selbstverständlich,<br />
noch können angesichts der knappen Zeit alle<br />
PRSPs in einem breiten gesellschaftlichen Konsens erarbeitet<br />
werden. Darüber hinaus steht die entscheidende Phase, nämlich<br />
die konsequente Umsetzung der Programme, noch aus.<br />
Die Gebergemeinschaft wird sich daher in Zukunft verstärkt<br />
mit der Frage des koordinierten Vorgehens gegenüber denjenigen<br />
Empfängerländern auseinander setzen müssen, deren<br />
3.<br />
II. Internationale Allianz gegen die Armut – die Umsetzung<br />
PRSPs die Mindestanforderungen nicht erfüllen bzw. deren<br />
Umsetzung unzureichend ist.<br />
Auch die Europäische Union (EU) hat Armutsbekämpfung<br />
zum zentralen Ziel ihrer Kooperationspolitik mit allen<br />
Entwicklungsländern erklärt. Sie will dieses Ziel durch eine<br />
stärkere Integration der Entwicklungsländer in die Weltwirtschaft,<br />
das Eintreten für Menschenrechte, Demokratie und<br />
Rechtsstaatlichkeit sowie für eine stärkere Ausrichtung der<br />
Politik ihrer Partnerländer auf nachhaltige Entwicklung erreichen.<br />
Das neue Abkommen der EU mit den Staaten Afrikas,<br />
der Karibik und des Pazifiks (AKP) greift die neue Ausrichtung<br />
der EU auf Reformpolitik und internationale Entwicklungsziele<br />
bereits auf.<br />
AKTIONSPROGRAMM DER BUNDESREGIERUNG<br />
Die Bundesregierung stellt in ihrem „Aktionsprogramm<br />
2015“ die Aktivitäten vor, die zur Erreichung des Weltentwicklungsziels<br />
„Halbierung des Anteils der armen Bevölkerung<br />
in der Welt bis zum Jahre 2015“ beitragen sollen. Für sie<br />
ist Armutsbekämpfung eine „überwölbende Aufgabe und Bestandteil<br />
aller vier Dimensionen nachhaltiger Entwicklung“<br />
(soziale Gerechtigkeit, wirtschaftliche Leistungsfähigkeit,<br />
demokratische und rechtstaatliche Ordnung, ökologische<br />
Verträglichkeit). Sie setzt dabei vor allem auf den Dialog mit<br />
Partnerregierungen und gesellschaftlichen Kräften in den<br />
einzelnen Ländern sowie auf deren Pläne und Strategien<br />
(PRSPs). Programme, die an den Ursachen der Armut ansetzen<br />
und Strukturreformen unterstützen, sollen vorrangig gefördert<br />
werden. Dabei will die deutsche EZ eng mit anderen<br />
bilateralen Gebern, der EU sowie den multilateralen Entwicklungsorganisationen<br />
zusammenarbeiten. Die <strong>KfW</strong> hat an der<br />
Erarbeitung des Aktionsprogramms mitgewirkt und bringt in<br />
die Umsetzung ihre Kompetenz und ihr Engagement aus fast<br />
40 Jahren Finanzieller Zusammenarbeit mit derzeit über 100<br />
Ländern ein.<br />
19
Projektbeispiele<br />
Burkina Faso: Zugang zu Kapital schaffen – Entwicklung von unten in Gang setzen<br />
Burkina Faso ist eines der ärmsten Länder der Welt.<br />
Hilfe zur Selbsthilfe ist ein Weg aus der Armut. Die <strong>KfW</strong><br />
unterstützt deshalb gemeinsam mit dem DED Selbsthilfemaßnahmen<br />
in 6 Provinzen im Osten des Landes, mit denen<br />
etwa eine Mio Menschen, überwiegend arme Kleinbauern,<br />
ihre Lebensbedingungen verbessern können.<br />
In Zusammenarbeit mit dem nationalen Sparkassenverband<br />
hat die <strong>KfW</strong> verschiedene Kleinkreditfonds u. a. zur<br />
Förderung der Wirtschaftstätigkeit von Frauen eingerichtet.<br />
Soziale und wirtschaftliche Infrastruktureinrichtungen wie<br />
Grundschulen, Gesundheitsstationen und Dorfmärkte werden<br />
ebenfalls finanziert. Die Fondsmittel können auch für die<br />
Verbesserung der Verkehrsanbindung eingesetzt werden.<br />
Ferner finanziert die <strong>KfW</strong> den Bau und Betrieb von Getreide-<br />
Trotz erheblicher Anstrengungen des Staates, den Bildungsstand<br />
zu verbessern, fehlt es im Jemen an Klassenzimmern.<br />
Der Unterricht wird in maroden Gebäuden, einfachen<br />
Hütten und sogar im Freien abgehalten, häufig in<br />
sehr großen Klassen und im Schichtbetrieb. Daher können<br />
nicht alle schulpflichtigen Kinder die Grundschule besuchen.<br />
Viele Eltern verzichten darauf, insbesondere ihre Töchter zur<br />
Schule zu schicken, wenn die Unterrichtsräume nicht gesellschaftlichen<br />
(z. B. abgegrenztes, nicht einsehbares Schulgrundstück)<br />
oder hygienischen Standards entsprechen. Viele<br />
Mädchen haben deshalb keinen Zugang zu Bildung: Die<br />
Nettoeinschulungsrate der Mädchen liegt bei nur 42 % aller<br />
Schulpflichtigen (Jungen: 72 %). Eine unzureichende Bildung<br />
begrenzt die Möglichkeiten zur gesellschaftlichen und politischen<br />
Teilhabe sowie Arbeits- und Einkommensperspektiven.<br />
Für die betroffenen Kinder und ihre Familien wird der Weg<br />
aus der Armut damit ungleich schwieriger.<br />
Ziel eines FZ-Vorhabens in den Provinzen Ibb und<br />
Abyan ist daher, Schulraum durch den Neubau von Klassenzimmern<br />
und die Sanierung bestehender Schulen zu schaffen.<br />
Der Beitrag der FZ seit 1998 beträgt rund 6 Mio EURO.<br />
Gleichzeitig unterstützt die Technische Zusammenarbeit (TZ)<br />
die Mobilisierung von Elternräten, die Fortbildung von Leh-<br />
Jemen: Bildung Raum geben<br />
20<br />
speichern und hilft dadurch, saisonale Versorgungsengpässe<br />
zu überbrücken. Die Maßnahmen werden durchweg in Zusammenarbeit<br />
mit burkinischen Nichtregierungsorganisationen<br />
durchgeführt, die eine besondere Kenntnis der prioritären<br />
Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung haben.<br />
Das Vorhaben verbessert nicht nur unmittelbar die materiellen<br />
Lebensbedingungen der Bevölkerung, sondern stärkt<br />
auch die lokalen Strukturen. Dies erleichtert den Menschen<br />
die Einbindung in ein dezentral organisiertes Gemeinwesen,<br />
das ihnen mehr und mehr Verantwortung und Entscheidungskompetenz<br />
überträgt. Der direkte FZ-Beitrag des langfristig<br />
angelegten Programms beträgt etwa 1,5 Mio EURO pro<br />
Jahr. Flankierend stehen FZ-Mittel für Infrastrukturinvestitionen<br />
zur Verfügung.<br />
rern und Multiplikatoren sowie die Entwicklung geeigneter<br />
Curricula zur Umwelt- und Gesundheitserziehung. Das dezentrale<br />
und partizipative Durchführungskonzept, d. h. die<br />
Einbindung funktionsfähiger Elternräte in die Baumaßnahmen,<br />
ist wichtig für den Projekterfolg. Die Elternräte planen<br />
nicht nur die Einzelmaßnahmen mit, sondern nehmen Abrissund<br />
Sanierungsarbeiten selbst vor oder vergeben diese an lokale<br />
Handwerker. Das große Engagement der Elternbeiräte<br />
und Gemeinden hat dazu geführt, dass das Projektziel quantitativ<br />
und qualitativ weit übertroffen wurde: Insgesamt<br />
konnten 650 Klassenräume saniert (+62 %) bzw. 270 Klassenräume<br />
neu gebaut (+40 %) und ausgestattet werden. Hinzu<br />
kommen Umfassungsmauern, Toiletten und Nebenräume.<br />
Schulmöbel werden von der jemenitischen Regierung bereitgestellt.<br />
Bereits kurz nach Abschluss der Baumaßnahmen ist<br />
absehbar, dass das Projekt mehr Kindern, insbesondere Mädchen,<br />
den Schulbesuch ermöglicht, denn die neuen Raumkapazitäten<br />
werden voll genutzt. Das Durchführungskonzept<br />
stärkt ferner das Selbsthilfepotenzial der begünstigten Bevölkerung.<br />
An diese Erfolge soll nun eine zweite Projektphase<br />
mit einem FZ-Beitrag von 5 Mio EURO anknüpfen.
Empowerment: Durch Schulbildung Mädchen für das Leben qualifizieren.<br />
Armut ist eine unmittelbare Folge von Krieg. In El Salvador<br />
wurde im Januar 1992 ein zehnjähriger, blutiger Bürgerkrieg<br />
beendet. Nach Kriegsende war die Wirtschaft am Boden<br />
und die Gesellschaft gespalten. Die internationale Gebergemeinschaft<br />
stellte zügig umfangreiche Mittel bereit, um<br />
die zerstörte Infrastruktur aufzubauen, die Wirtschaft zu beleben<br />
und die Spaltung der Gesellschaft zu verringern. Gleichzeitig<br />
musste die schwierige Aufgabe bewältigt werden, das<br />
Misstrauen der Ex-Guerilleros und der ihnen verbundenen<br />
Gruppen gegenüber dem Staat abzubauen, den sie vorher<br />
mit militärischen Mitteln bekämpft hatten. Die Lebensbedingungen<br />
der Demobilisierten waren außerordentlich schwierig.<br />
Sie hatten weder Arbeit noch Einkommen und wurden zunächst<br />
von karitativen Organisationen unterhalten.<br />
Um den Friedensprozess zu unterstützen und die ehemaligen<br />
Kämpfer in das zivile Leben zu integrieren, förderte<br />
die <strong>KfW</strong> zwischen 1993 und 1996 ein Ansiedlungsprogramm<br />
für 2.000 Ex-Guerrilleros und ihre Familien. Hierfür wurden<br />
5 Mio EURO als Zuschuss der FZ bereitgestellt. Das Projekt<br />
basierte auf Selbsthilfe: In Gemeinschaftsarbeit bauten die<br />
El Salvador: Zurück ins zivile Leben<br />
Projektbeispiele<br />
Ex-Guerrilleros Einfachwohnhäuser in 75 Siedlungen. Ergänzend<br />
stellte der Staat die soziale und wirtschaftliche Infrastruktur<br />
sowie Grund und Boden für Kleinlandwirtschaft zur<br />
Verfügung. Die Begünstigten wurden beim Wohnungsbau<br />
auf vielfältige Weise von der privaten Entwicklungsorganisation<br />
FUNDASAL unterstützt, dem Träger des Projekts.<br />
Die Evaluierung ergab, dass die Ansiedlung der 2.000<br />
Familien dauerhaft gelungen ist. Fast alle Häuser sind noch<br />
von den gleichen Familien bewohnt, die zu Beginn des Projektes<br />
ausgewählt worden waren. Auch wenn das Gewaltpotenzial<br />
in El Salvador insgesamt weiterhin hoch ist, gehen<br />
von den Siedlungen keine gewalttätigen Konflikte aus. Das<br />
FZ-Projekt hat einen wesentlichen Beitrag zur Integration<br />
der ehemaligen Guerilleros in das zivile Leben und somit zur<br />
Bewältigung der Folgen des kriegerischen Konflikts geleistet.<br />
Es hat ferner geholfen, den Friedens- und Versöhnungsprozess<br />
abzusichern. Der soziale Wohnungsbau wird inzwischen<br />
mit fünf armutsorientierten FZ-Programmen über FUNDASAL<br />
gefördert und bildet einen Schwerpunkt der Entwicklungszusammenarbeit<br />
mit El Salvador.<br />
21
Projektbeispiel<br />
Als erstes lateinamerikanisches Land wurde Bolivien im<br />
Jahre 2000 in die erweiterte HIPC-Entschuldungsinitiative<br />
aufgenommen. Danach sollen Bolivien im Laufe der nächsten<br />
15 Jahre Schulden in Höhe von nominal rd. 1,3 Mrd USD erlassen<br />
werden. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die bolivianische<br />
Regierung eine partizipativ erarbeitete Politikstrategie<br />
zur Armutsminderung (Poverty Reduction Strategy<br />
– PRS) vorlegt.<br />
Im Januar 2000 präsentierte die bolivianische Regierung<br />
ein vorläufiges Strategiepapier und qualifizierte sich<br />
damit für die erweiterte HIPC-Entschuldungsinitiative. Dies<br />
war der Startschuss für die Erarbeitung einer umfassenden<br />
PRS. Zunächst wurden Vertreter von Zivilgesellschaft und Politik<br />
– auf Gemeinde-, Provinz- und nationaler Ebene – im<br />
Rahmen eines „Nationalen Dialogs zur Armutsbekämpfung“<br />
bis zum September 2000 konsultiert. Auf der Grundlage der<br />
Dialogergebnisse sowie einer aktuellen Analyse der Armutssituation<br />
im Lande folgte dann die Ausarbeitung der eigentlichen<br />
Strategie. Die PRS soll nicht nur über die Verwendung<br />
der aus der Entschuldung frei werdenden Mittel bestimmen.<br />
Sie soll auch die künftige langfristige Regierungspolitik<br />
beschreiben und damit den Orientierungsrahmen für die<br />
weitere Entwicklungszusammenarbeit mit Bolivien vorgeben.<br />
Die Strategie zielt darauf ab, den Anteil der Armen im Lande<br />
innerhalb der nächsten 15 Jahre von über 60 % auf 40 % zu<br />
reduzieren. Dieses Ziel soll durch eine sektorale Konzentration<br />
der öffentlichen Ausgaben auf armutsorientierte Bereiche,<br />
institutionelle Reformen und verstärkte Dezentralisierung<br />
sowie die Erhöhung der staatlichen Einnahmen durch<br />
Verbesserung des Steuersystems erreicht werden.<br />
Bolivien hat den PRS-Prozess inhaltlich und organisatorisch<br />
eigenverantwortlich gestaltet und durchgeführt; die<br />
Gebergemeinschaft hat ihn mit Beratung und finanziellen<br />
Ressourcen unterstützt. Wie schwierig derartige Prozesse<br />
unter den gegebenen Armutsbedingungen sind, haben<br />
zwischenzeitlich aufgetretene innenpolitische Unruhen gezeigt.<br />
Bolivien: Entschuldung zugunsten der Armen<br />
22<br />
Auch die <strong>KfW</strong> unterstützt diesen Prozess: Sie wertet die<br />
Zwischenergebnisse des Prozesses aus und bringt sich u. a.<br />
über das <strong>KfW</strong>-Büro in La Paz in die Diskussion mit der bolivianischen<br />
Regierung und den Gebern ein. Ferner informiert<br />
die <strong>KfW</strong> die deutschen EZ-Institutionen und auch die deutsche<br />
Öffentlichkeit über den laufenden Prozess der PRS-<br />
Erstellung. Die in Bolivien gewonnenen Erfahrungen bilden<br />
eine wesentliche Grundlage für die Begleitung und Umsetzung<br />
von Strategien zur Armutsminderung durch die deutsche<br />
EZ in anderen Ländern.<br />
Wichtig für eine armutsorientierte Entwicklung eines<br />
Landes ist die Verknüpfung von wirtschaftlichem Wachstum<br />
mit einer auf Armutsminderung ausgerichteten Politik. Zwar<br />
verzeichnete die bolivianische Wirtschaft nach der Umsetzung<br />
makroökonomischer und struktureller Reformen jährliche<br />
wirtschaftliche Wachstumsraten von durchschnittlich<br />
rd. 4 %, dennoch leben auch heute noch über 60 % der Bevölkerung<br />
unterhalb der Armutsgrenze. Vor diesem Hintergrund<br />
unterstützt die <strong>KfW</strong> die bolivianischen Partner dabei,<br />
ein anwendungsorientiertes Politikberatungsmodell zu entwickeln.<br />
Damit wird der bolivianischen Regierung ein Instrument<br />
an die Hand gegeben, armutsrelevante Auswirkungen<br />
ihrer künftigen Stabilisierungs- und Strukturpolitik abzuschätzen<br />
und diese sozial verträglich zu gestalten. Die damit<br />
gewonnenen Erfahrungen sollen auch der Unterstützung von<br />
Reformprozessen in anderen HIPC-Ländern zugute kommen.
KEINE ARMUTSMINDERUNG OHNE<br />
STRUKTURELLE REFORMEN<br />
Der Finanziellen Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern<br />
liegen die Konzepte und Strategien der Bundesregierung<br />
zugrunde. Sie unterstützt die Ergebnisse der globalen<br />
UN-Konferenzen zur Sozialentwicklung, zur Umwelt, zur<br />
Gleichberechtigung und zur Achtung der Menschenrechte.<br />
Das Armutskonzept der Bundesregierung vertritt heute in<br />
enger Übereinstimmung mit dem Weltentwicklungsbericht<br />
2000 der Weltbank ein breites Verständnis von Armut (s. S. 19).<br />
Maßnahmen zur Armutsbekämpfung müssen an den Ursachen<br />
von Armut ansetzen. Dazu sind strukturelle Reformen zur Veränderung<br />
ökonomischer, sozialer und politischer Rahmenbedingungen<br />
unter Berücksichtigung der Belange der Armen<br />
erforderlich. Darauf wirkt die FZ im Politikdialog hin (s. Beispiel<br />
der Begleitung des PRSP-Prozesses in Bolivien auf S. 22).<br />
Neben der Finanzierung von Investitionsvorhaben werden in<br />
enger Zusammenarbeit mit der Partnerregierung zumeist<br />
sektorale institutionelle und rechtliche Reformen eingeleitet,<br />
bestehende effizienzhemmende Regelungen reformiert oder<br />
sozialverträgliche Tarifsysteme für Infrastrukturen konzipiert<br />
und eingeführt.<br />
FZ-PROJEKTE SIND ARMUTSORIENTIERT<br />
Dass Wirtschaftswachstum eine notwendige – wenn<br />
auch nicht hinreichende – Bedingung für eine armutsorientierte<br />
Entwicklung darstellt, ist heute international anerkannt.<br />
Die Erfahrung in der FZ zeigt, dass entwicklungsfördernde<br />
nationale Strukturen in den Partnerländern die<br />
wesentliche Voraussetzung für eine wirksame Armutsbekämpfung<br />
sind. Daher sollten besonders die Länder unterstützt<br />
werden, die eine entwicklungs- und reformorientierte<br />
Politik verfolgen. Der Veränderung entwicklungshemmender<br />
Rahmenbedingungen kommt dabei eine besondere Bedeutung<br />
zu. Die Länder müssen selbst die Hauptakteure der<br />
armutsorientierten Entwicklung sein und eine eigene Strategie<br />
für armutsorientiertes Wirtschaftswachstum entwickeln.<br />
Wo diese Bedingungen nicht erfüllt werden, bleiben die<br />
Möglichkeiten der Entwicklungszusammenarbeit beschränkt.<br />
In der deutschen EZ wird der Beitrag der einzelnen Vorhaben<br />
zur Armutsminderung seit Mitte der neunziger Jahre<br />
schon bei der Projektvorbereitung systematisch untersucht.<br />
3.<br />
III. Armutsbekämpfung in der Finanziellen Zusammenarbeit<br />
Bei Vorhaben, die sich direkt an arme Bevölkerungsschichten<br />
wenden (z. B. ländliche Wasserversorgung), wird in der Prüfungspraxis<br />
der FZ bereits früh eine detaillierte Zielgruppenanalyse<br />
durchgeführt. Dies ist eine Voraussetzung dafür, zielgerichtete<br />
Maßnahmen nach den Bedürfnissen der Armen zu<br />
planen und später eine systematische Analyse armutsbezogener<br />
Projektwirkungen durchzuführen. Die dabei gewonnenen<br />
Erfahrungen dienen einer Verbesserung des FZ-Instrumentariums<br />
zugunsten der Armen.<br />
Bei der Armutsanalyse werden in der deutschen EZ drei<br />
Projekttypen unterschieden:<br />
• Vorhaben der unmittelbaren Armutsbekämpfung sind<br />
auf Zielgruppen mit signifikantem Anteil armer Menschen<br />
ausgerichtet. Entweder fördern sie Eigenverantwortung<br />
und Selbstorganisation bei der Verbesserung der Lebensbedingungen<br />
direkt, oder sie fördern die Mitwirkung<br />
der Zielgruppe am Vorhaben – etwa bei sozialen Grunddiensten.<br />
Zu diesem Typ gehören die Sozialfonds (S. 27)<br />
und die Projektbeispiele Selbsthilfefonds in Burkina<br />
Faso (S. 20) und ländliche Wasserversorgung in Malawi<br />
(S. 25). Von 1996 bis 2000 betrug der Anteil der Vorhaben<br />
unmittelbarer Armutsbekämpfung 32 % aller Zusagen;<br />
im Jahr 2000 ist er auf 38 % gestiegen.<br />
• Bei Vorhaben der übergreifenden Armutsbekämpfung auf<br />
Makro- und Sektorebene profitieren Arme in nennenswertem<br />
Umfang aus den indirekten Projektwirkungen, d. h.<br />
23<br />
Den Zugang zu Gesundheitseinrichtungen für Arme verbessern.
Die Sicherung indigener Landrechte dient der unmittelbaren Armutsbekämpfung und dem globalen Umweltschutz.<br />
•<br />
über plausibel nachvollziehbare strukturelle Wirkungsketten<br />
lässt sich eine Verbesserung der Lebensbedingungen<br />
der Armen durch das Projekt ableiten. Zu diesem Typ<br />
gehört das Projektbeispiel Stromversorgung in Nepal<br />
(S. 30) und die Social Marketing Programme zur HIV/AIDS-<br />
Bekämpfung (S. 32). Der Anteil der Vorhaben der übergreifenden<br />
Armutsbekämpfung betrug durchschnittlich<br />
17 % in den letzten fünf Jahren bzw. 18 % in 2000.<br />
Vorhaben mit allgemein entwicklungspolitischer Ausrichtung<br />
tragen bei entwicklungsfördernden Rahmenbedingungen<br />
– wie im Abschnitt I (S. 18) beschrieben –<br />
zur Dynamisierung der Wirtschafts- und Sozialentwicklung<br />
und damit über komplexe, weniger direkt ableitbare<br />
Wirkungsketten zur Armutsbekämpfung bei. Sie werden<br />
aufgrund entwicklungspolitischer Förderkriterien über die<br />
FZ finanziert. Der Anteil dieses Projekttyps betrug durchschnittlich<br />
50 % in 1996 bis 2000 und sank auf 44 % in<br />
2000. Da die vorgestellten Projektbeispiele aufgrund ihres<br />
erkennbaren Beitrags zur Armutsbekämpfung ausgewählt<br />
24<br />
wurden, wurde auf die Darstellung von Vorhaben mit allgemein<br />
entwicklungspolitischer Ausrichtung in diesem<br />
Jahresbericht verzichtet.<br />
FZ-Projekte sind armutsorientiert: Rund 50 % der Zusagen<br />
in den letzten 5 Jahren (1996 bis 2000) und 56 % im<br />
Jahr 2000 waren der Armutsbekämpfung gewidmet. Der<br />
Anteil der armutsorientierten Vorhaben ist demnach im Vergleich<br />
zu den allgemein entwicklungspolitisch ausgerichteten<br />
Vorhaben mit indirektem Armutsbezug gestiegen.<br />
AKTIVITÄTEN DER<br />
FINANZIELLEN ZUSAMMENARBEIT<br />
WIRTSCHAFTSWACHSTUM ARMUTSORIENTIERT GESTALTEN<br />
Um deutliche Erfolge bei der Armutsbekämpfung zu<br />
erzielen, muss die wirtschaftliche Dynamik und Leistungsfähigkeit<br />
in den Entwicklungsländern zunehmen. Die Voraus-
Indien und Malawi: Gesundheit und Hygiene durch sauberes Wasser<br />
Indien: Die Trinkwasserversorgung der ländlichen Bevölkerung<br />
in Indien ist häufig sehr schlecht. Eine ordnungsgemäße<br />
Abwasserentsorgung fehlt auf dem Lande fast völlig.<br />
Entsprechend weit verbreitet sind wasserbezogene Krankheiten<br />
(Durchfall-, Wurmerkrankungen etc.). Diese Situation<br />
fand die <strong>KfW</strong> auch bei ihrer Projektprüfung in Rajasthan vor.<br />
Die FZ unterstützt daher ein Projekt zur Verbesserung<br />
der ländlichen Wasserversorgung in Rajasthan in einem Projektgebiet<br />
von ca. 20.000 km2 Wüste und Halbwüste im Norden<br />
des Unionsstaates. Armut ist hier weit verbreitet. Angesichts<br />
der lokal sehr knappen Wasserressourcen wird die<br />
Region an ein Fernwassersystem angeschlossen.<br />
Parallel hierzu begann die aus fünf Nichtregierungsorganisationen<br />
gebildete „Community Participation Unit“ damit,<br />
in den Dörfern die Menschen über das neue System und<br />
seine hygienischen Vorzüge aufzuklären. Ziel ist dabei, die<br />
Nutzer auf die Übernahme des Betriebes der Anlagen in<br />
finanzieller, technischer und organisatorischer Hinsicht vorzubereiten.<br />
Dazu haben sich Frauengruppen und Wasserkomitees<br />
gebildet, und ein Tarifsystem wurde entwickelt. Mit<br />
den FZ-Mitteln in Höhe von 69 Mio EURO werden 70 % der<br />
Investitionskosten finanziert; den Rest übernimmt die Regierung<br />
von Rajasthan. Von dem Projekt sollen 862.000 Menschen<br />
in 325 Dörfern und zwei Kleinstädten profitieren.<br />
Umstritten war lange Zeit die Erhöhung der Trinkwassertarife.<br />
Nachdem inzwischen jedoch die Menschen den<br />
Nutzen sauberen Wassers zu schätzen gelernt haben, ist die<br />
Bereitschaft zur Bezahlung der Tarife und zur Übernahme<br />
von Verantwortung erheblich gestiegen.<br />
Aufgrund der positiven Erfahrungen in über 100 Dörfern,<br />
die bisher an das System angeschlossen sind, ist das<br />
Projekt in Rajasthan und ganz Indien bereits zu einem<br />
Modellfall geworden, dessen Erfahrungen in andere Projekte<br />
einfließen.<br />
Projektbeispiele<br />
Malawi: Die extreme Armut der ländlichen Bevölkerung<br />
Malawis spiegelt sich auch im niedrigen Standard ihrer<br />
Wasser- und Sanitärversorgung wider: Nur etwa die Hälfte<br />
hat Zugang zu hygienisch unbedenklichem Trinkwasser, und<br />
nur etwa 5 % haben eine einfache Toilette.<br />
Ein 1998 abgeschlossenes FZ-Programm hat dazu beigetragen,<br />
die Situation von mehr als 90.000 Menschen – vorwiegend<br />
arme Subsistenzbauern im Süden des Landes – dauerhaft<br />
zu verbessern. Durch den Bau von fast 400 mit<br />
Handpumpen ausgestatteten Bohrbrunnen können sie sich<br />
heute ausreichend mit hygienisch unbedenklichem Trinkwasser<br />
versorgen.<br />
In dem Programm wurde die Dorfbevölkerung aktiv in<br />
die Standortwahl der Bohrbrunnen einbezogen. Voraussetzung<br />
für die Teilnahme war das Erbringen wesentlicher Vorleistungen:<br />
die Gründung eines Pumpenkomitees je Bohrbrunnen,<br />
dessen Mitglieder zur Hälfte aus Frauen bestehen<br />
müssen; die Einrichtung eines Fonds für Ersatzteile und<br />
Wartungsarbeiten; die Wahl von Pumpenwärtern, die mehrheitlich<br />
Frauen sein sollten. Eingesetzt wurde eine in Malawi<br />
übliche robuste Standardpumpe, die problemlos von den<br />
Pumpenkomitees gereinigt und gewartet werden kann.<br />
Die Ergebnisse sind ermutigend: Drei Jahre nach Abschluss<br />
des Programms sind etwa 97 % der Brunnen noch<br />
funktionsfähig. Die Pumpenkomitees arbeiten zufrieden<br />
stellend. Durch die Programmkonzeption wurde die Verantwortlichkeit<br />
der Nutzergemeinschaft gestärkt. Der finanziellen<br />
und personellen Schwäche staatlicher Institutionen in<br />
Malawi wurde durch die dezentrale Organisation Rechnung<br />
getragen. Das Vorhaben fügt sich gut in die von der malawischen<br />
Regierung verfolgte Strategie zur Reduzierung der<br />
Armut ein. Ferner konnte das Programm durch den Bau einfacher<br />
Toiletten die sanitären Verhältnisse verbessern und<br />
Hygienekenntnisse vermitteln. Die Gesamtkosten des aus<br />
FZ-Mitteln finanzierten Programms betragen 4,7 Mio EURO.<br />
25
setzungen dafür sind: ein höheres und breitenwirksames<br />
Wirtschaftswachstum, makroökonomische Stabilität, effiziente<br />
Märkte und Zugang zu Ressourcen und Infrastruktur. Die<br />
<strong>KfW</strong> unterstützt ihre Partnerländer dabei sowohl auf makroökonomischer<br />
Ebene im Kontext von Strukturanpassungen<br />
(z. B. bei der Reform von Finanzverwaltungen einschließlich<br />
der Budgetüberwachung), bei der Begleitung von Reformprozessen<br />
(s. PRSP-Beispiel Bolivien auf S. 22), als auch auf<br />
sektoraler Ebene (z. B. bei der sozialverträglichen Tarifgestaltung<br />
im Wasser- oder Energiesektor).<br />
MIT FINANZDIENSTLEISTUNGEN WIRTSCHAFTLICHE<br />
ENTFALTUNGSMÖGLICHKEITEN ERÖFFNEN<br />
Der Zugang zu Finanzdienstleistungen, insbesondere zu<br />
Krediten, macht wirtschaftliche Entfaltung überhaupt erst<br />
möglich. Arme bekommen jedoch meist von den lokalen Banken<br />
keinen Kredit, da sie keine Sicherheiten bieten können und<br />
die Banken keine Instrumente zur Einschätzung ihrer Kreditwürdigkeit<br />
haben. Aus diesem Grund scheitern in Entwicklungsländern<br />
viele Kleinstunternehmer und Selbstständige. Die<br />
Unterstützung arbeitsintensiver Programme eines Sozialfonds in Ägypten.<br />
26<br />
FZ unterstützt deshalb den Aufbau von Mikrofinanzinstituten,<br />
die sich gerade an diese Zielgruppe wenden. Die Armen bekommen<br />
durch die Mikrokredite die Chance, ihr Schicksal<br />
selbst in die Hand zu nehmen. Der Mikrofinanzansatz fördert<br />
somit im hohen Maße das Selbsthilfepotenzial von Armen<br />
(s. Projektbeispiel Burkina Faso auf S. 20). Ferner refinanziert<br />
die <strong>KfW</strong> Kredite für kleine und mittlere Unternehmen. Die Entwicklung<br />
und der Aufbau von leistungsfähigen Finanzsystemen,<br />
woran die <strong>KfW</strong> mit ihrem Engagement im Finanzsektor<br />
mitwirkt, schafft zudem Voraussetzungen für makroökonomische<br />
Stabilität, Dynamik des Wirtschaftswachstums<br />
und damit für eine wirksame Armutsminderung. Im Dialog mit<br />
der Partnerregierung wirkt die <strong>KfW</strong> auch auf eine Verbesserung<br />
von Bankenaufsicht und Insolvenzgesetzgebung hin.<br />
WIRTSCHAFTLICHE INFRASTRUKTUR AUSBAUEN –<br />
BESCHÄFTIGUNG UND EINKOMMEN SCHAFFEN<br />
Unterbeschäftigung und Arbeitslosigkeit insbesondere<br />
von jungen Menschen kennzeichnen die Situation in vielen<br />
Entwicklungsländern. In einem investitionsfreundlichen
Ägypten und Albanien: Fonds für eine armutsorientierte Entwicklung<br />
Ägypten: In den ländlichen Gebieten Mittel- und<br />
Oberägyptens lebt etwa die Hälfte der Menschen in Armut.<br />
Hohe Arbeitslosigkeit, mangelhafte Bildung sowie eine unzureichende<br />
Versorgung mit sauberem Wasser und Gesundheitsdiensten<br />
prägen dort die Lebensumstände. Die zu Beginn<br />
der 90er Jahre in Angriff genommenen, notwendig gewordenen<br />
wirtschaftlichen Reformen haben zu zusätzlichen<br />
Belastungen für die armen Bevölkerungsschichten geführt,<br />
etwa infolge des Abbaus von Subventionen und der Preisfreigabe<br />
bei einigen Gütern des Grundbedarfs.<br />
Um eine sozialpolitisch tragbare Entwicklung zu ermöglichen,<br />
wurde im Jahr 1991 der „Social Fund for Development<br />
(SFD)“ gegründet und zu einer schlagkräftigen Entwicklungsorganisation<br />
weiterentwickelt. Die Förderung des<br />
SFD durch die deutsche FZ begann im Jahr 1994 und beläuft<br />
sich bisher auf insgesamt 102 Mio EURO. Vorrangiges Ziel ist<br />
dabei die Schaffung von Beschäftigung und Einkommen zu<br />
Gunsten armer Bevölkerungsgruppen bei gleichzeitiger Beseitigung<br />
der wesentlichen Engpässe der Basisinfrastruktur.<br />
Über das „Public Works Program“ des SFD werden in<br />
besonders armen ländlichen Regionen lokale Kleinunternehmen<br />
damit beauftragt, örtliche Wasserversorgungsanlagen,<br />
Gesundheitsstationen, Schulen, Straßen oder Bewässerungskanäle<br />
zu erweitern oder zu sanieren. Die arbeitsintensive<br />
Bauweise führt zu einem temporären Beschäftigungseffekt,<br />
der durchschnittlich etwa der Beschäftigung von 6.000 Personen<br />
über 6 Jahre entspräche. Der gesamte Lohnkostenanteil<br />
beträgt etwa 40 Mio EURO bzw. 40–45 % des Auftragsvolumens.<br />
Dieser Betrag kommt überwiegend den<br />
eingesetzten örtlichen Arbeitskräften zugute. Die Lebensbedingungen<br />
von 5 Mio Menschen werden auf diese Weise<br />
spürbar verbessert.<br />
Projektbeispiele<br />
Albanien: Nach der Einleitung des Transformationsprozesses<br />
im Jahr 1991 erlitt das Land einen starken Schock.<br />
Das Bruttoinlandsprodukt ging um 50 % zurück; die Inflationsraten<br />
waren dreistellig. Trotz weitreichender Stabilisierungs-<br />
und Reformbemühungen der Regierung wurden die<br />
Anfangserfolge durch Unruhen infolge der so genannten<br />
„Pyramidengeschäfte“ (System illegaler Geldanlagen mit vermeintlich<br />
hohen Gewinnchancen, das aber schließlich zusammenbrach)<br />
weitgehend zunichte gemacht. Gegenwärtig<br />
verzeichnet Albanien eines der niedrigsten Pro-Kopf-Einkommen<br />
Europas. Am stärksten von der Armut betroffen ist<br />
die Bevölkerung auf dem Land. Dort sind Straßen, Wege,<br />
Wassersysteme sowie Gesundheitseinrichtungen, wenn überhaupt<br />
vorhanden, veraltet und meist unzureichend instand<br />
gehalten. Um hier Abhilfe zu schaffen, wurde im Jahr 1995<br />
der „Albanian Development Fund“ (ADF) gegründet. Zur<br />
Unterstützung dieses Fonds stellte die Bundesregierung über<br />
die <strong>KfW</strong> im Jahr 1999 insgesamt 3 Mio EURO als Zuschuss<br />
bereit.<br />
Seit Programmstart hat der ADF rund 25 Investitionsprojekte<br />
mit FZ-Mitteln gefördert. Unter aktiver Beteiligung<br />
der Bevölkerung wurden Projektvorschläge entwickelt. Die<br />
Umsetzung erfolgt mit Hilfe des aufkeimenden, regional<br />
ansässigen Klein- und Mittelgewerbes – mit z. T. erheblichen<br />
Beschäftigungseffekten. Hiervon profitieren insbesondere die<br />
ärmeren Bevölkerungsschichten. Die Kommunalverwaltungen<br />
und Gemeinden erbringen nicht nur einen Eigenbeitrag<br />
von 10 %, sondern verpflichten sich auch, den Betrieb der<br />
Anlagen zu sichern. So werden nicht nur die Lebensverhältnisse<br />
in den Gemeinden verbessert, sondern auch die<br />
regionale Wirtschaft und die Stellung der Kommunen gegenüber<br />
der Zentralregierung gestärkt.<br />
Mit Unterstützung der FZ macht z. B. das Dorf Ballagat<br />
im Süden des Landes seine Straße zum Nachbarort wetterfest:<br />
Es erneuert den Straßenbelag und baut fehlende Entwässerungskanäle<br />
am Straßenrand. Die Rekonstruktion der<br />
Straße steht kurz vor dem Abschluss. Ausgeführt werden die<br />
Arbeiten von einem Straßenbauunternehmen aus der Kreisstadt<br />
Lushnje.<br />
27
Eine bessere Straßenanbindung eröffnet neue soziale und wirtschaftliche<br />
Perspektiven.<br />
Klima einschließlich einer leistungsfördernden Steuerpolitik<br />
kann die Privatwirtschaft neue Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
schaffen. Die Realisierung scheitert oft an der unzureichenden<br />
Infrastruktur, z. B. der ineffizienten Energieversorgung<br />
und dem schlechten Zustand von Transport- und Kommunikationseinrichtungen.<br />
Diese Sektoren bilden für die <strong>KfW</strong> im<br />
Kontext der Armutsbekämpfung sinnvolle Ansatzpunkte für<br />
Investitionsförderung durch FZ-Mittel (s. Projektbeispiel<br />
Nepal auf S. 30). Mit der Finanzierung von Energieversorgungs-<br />
und Verkehrsvorhaben schafft sie eine wesentliche<br />
Voraussetzung für die wirtschaftliche Entwicklung auch<br />
armer Regionen. Angesichts knapper Finanzmittel ist hierbei<br />
eine strenge Projektauswahl erforderlich, bei der der Rehabilitierung<br />
bestehender Investitionen besondere Bedeutung<br />
zukommt.<br />
MIT SOZIALER INFRASTRUKTUR<br />
LEBENSBEDINGUNGEN VERBESSERN<br />
Zugang zu Wasserversorgung und sozialen Grunddiensten<br />
des Bildungs- und Gesundheitsbereichs (soziale Infrastruktur)<br />
sind elementare Voraussetzungen zur Verbesserung<br />
der Lebensbedingungen und -chancen und damit zur Armutsminderung.<br />
Grundbildung z. B. ist zudem für Arme, insbesondere<br />
Mädchen, meist der erste Schritt in Richtung „Empower-<br />
28<br />
ment“ (s. Projektbeispiel Jemen auf S. 20). Gleichzeitig entfalten<br />
sich privatwirtschaftliche Aktivitäten dort besser, wo<br />
soziale Infrastruktur existiert. Die <strong>KfW</strong> fördert deshalb mit<br />
Mitteln der FZ den Bau, die Rehabilitierung, die Ausrüstung<br />
und den Betrieb ländlicher und städtischer Wasserversorgungssysteme,<br />
Kläranlagen, Schulen und Gesundheitseinrichtungen<br />
(s. Projektbeispiele Malawi und Indien auf S. 25).<br />
Vermehrt wird durch die Kooperation mit privaten Unternehmen<br />
ein kostengünstiger und effizienter Betrieb sowie die<br />
Instandhaltung sichergestellt.<br />
Auch Finanzierungsmodelle im Rahmen von Sozialfonds<br />
haben sich bewährt, vor allem bei schwachen zentralen<br />
Trägerstrukturen im Partnerland. Ihre dezentrale Durchführung<br />
begünstigt die Mitwirkung der lokalen Bevölkerung<br />
und ihrer kommunalen Repräsentanten an der Planung<br />
und Durchführung von Projekten der sozialen Infrastruktur<br />
(s. Projektbeispiele Ägypten und Albanien auf S. 27). Allerdings<br />
bedeutet der verstärkte Ausbau von Gesundheits- und<br />
Bildungseinrichtungen in den ärmsten Ländern eine erhebliche<br />
Budgetbelastung. Daher sind Maßnahmen zur Wirtschaftsförderung,<br />
die erhöhte Steuereinnahmen ermöglichen, von<br />
besonderer Bedeutung.<br />
WIEDERAUFBAU NACH KRISENSITUATIONEN<br />
IN GANG SETZEN<br />
In Krisensituationen – nach Naturkatastrophen und<br />
bewaffneten Konflikten – muss der Lebensunterhalt der betroffenen<br />
Bevölkerungsgruppen dauerhaft gesichert werden.<br />
In diesen Fällen haben sich – im Anschluss an erste Nothilfen<br />
– Maßnahmen der Arbeitsbeschaffung als sinnvoll erwiesen,<br />
durch die die Betroffenen ihren Lebensunterhalt selbst erwirtschaften<br />
können und nicht fortdauernd auf Sozialhilfe<br />
und Lebensmittelverteilung angewiesen sind. Die Finanzierung<br />
von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen aus FZ-Mitteln<br />
zum Wiederaufbau zerstörter oder beschädigter Infrastruktur<br />
(Wege und Straßen, Wasserversorgung, Schulen, Gesundheitseinrichtungen),<br />
teilweise in Kooperation mit „Food<br />
for Work“-Programmen (s. Projektbeispiel Kambodscha auf<br />
S. 31), sowie Maßnahmen des Einfachwohnungsbaus (s. Projektbeispiel<br />
El Salvador auf S. 21) stellen relativ schnell<br />
wirkende Ansätze für den Wiederaufbau dar, bei denen die<br />
Betroffenen direkt beteiligt werden können.
So unterstützte die Bundesregierung Honduras und<br />
Nicaragua vor dem Hintergrund der Verwüstungen des Hurrikans<br />
„Mitch“ mit FZ-Mitteln in Höhe von 17 Mio EURO für<br />
den Wiederaufbau der zerstörten oder schwer beschädigten<br />
Infrastruktur (Schulen, Gesundheitseinrichtungen, Wege) sowie<br />
den Einfachwohnungsbau.<br />
FLÄCHENDECKEND UND BREITENWIRKSAM VORGEHEN<br />
Ziel von FZ-finanzierten Investitionen ist eine möglichst<br />
breitenwirksame Entwicklungsförderung auf der Grundlage<br />
von beispielhaften Vorhaben und die Vermeidung von Insellösungen<br />
bzw. Einzelvorhaben, die gesamtwirtschaftlich gesehen<br />
schwer zu rechtfertigen sind. Auch bei sozialen Grunddiensten<br />
orientiert sich die FZ daher am ökonomisch<br />
Machbaren. Die HIV/AIDS-Epidemie hat sich in den vergangenen<br />
zehn Jahren in vielen Entwicklungsländern zu einem<br />
herausragenden Entwicklungsproblem entwickelt. Flächendeckende<br />
Lösungsansätze sind erforderlich, deren Finanzierung<br />
nicht auf Dauer ausschließlich externen Gebern überlassen<br />
bleiben kann. Social-Marketing-Programme, durch die<br />
eine dauerhafte Versorgung zahlreicher Länder mit Verhütungsmitteln<br />
sichergestellt wird, haben sich in der FZ als<br />
überaus wirksame präventive Strategie durchgesetzt (s. Beispiel<br />
zur HIV/AIDS-Bekämpfung auf S. 32). Weitere Informationen<br />
zur HIV/AIDS-Bekämpfung in Afrika finden sich in der<br />
<strong>KfW</strong>-Broschüre „Aufklärung als Chance – Social Marketing<br />
als Weg“.<br />
GUTE REGIERUNGSFÜHRUNG FÖRDERN<br />
Partizipation, Effizienz, Rechenschaftspflicht und<br />
Transparenz sind Grundanforderungen für die Gestaltung<br />
von FZ-Vorhaben. Sie spielen bei der Vorbereitung und der<br />
einzel- und gesamtwirtschaftlichen Prüfung von Projekten<br />
unter Berücksichtigung der entwicklungspolitischen Grundsätze<br />
der Bundesregierung eine wichtige Rolle. Die <strong>KfW</strong><br />
überwacht die Durchführung und den Betrieb der Vorhaben,<br />
wobei sie – in Zusammenarbeit mit dem Projektträger – die<br />
Anwendung transparenter Ausschreibungs- und Vergabeverfahren<br />
und die Sicherstellung eines angemessenen Wettbewerbs<br />
bei Lieferungen und Leistungen gewährleistet. Stellen<br />
sich bei einer Projektprüfung Änderungen der sektoralen und<br />
sonstigen Rahmenbedingungen als notwendig für den Projekterfolg<br />
heraus, so tritt die <strong>KfW</strong> hierüber in einen Dialog<br />
mit dem Partnerland. Mittels Vereinbarungen über die Durchführung<br />
des Projekts oder Auflagen als Finanzierungsvoraussetzungen<br />
können notwendige Reformschritte verbindlich<br />
festgelegt werden. Damit trägt die FZ dazu bei, Prinzipien der<br />
guten Regierungsführung zu verankern.<br />
ARMUTSBEKÄMPFUNG IST AUCH<br />
IN SCHWELLENLÄNDERN WICHTIG<br />
Weltweite Armutsminderung erfordert auch Entwicklungsfinanzierung<br />
für große, bevölkerungsreiche Schwellenländer<br />
mit einem hohen Armenanteil, selbst wenn diese als<br />
Schwellenländer Zugang zum internationalen Kapitalmarkt<br />
haben. Die privaten Kapitalströme in diese Länder haben sich<br />
zwar im letzten Jahrzehnt verfünffacht. Sie fließen jedoch<br />
primär in kommerziell renditeträchtige Vorhaben vor allem<br />
in bereits weiter entwickelten Landesteilen. In den vom<br />
Privatsektor vernachlässigten, kommerziell unattraktiven Bereichen<br />
wie Bildung, Gesundheit, Wasservorhaben oder Umweltschutz<br />
kommt der FZ eine wichtige Bedeutung als Katalysator<br />
zu (s. Projektbeispiel China auf S. 30).<br />
Darüber hinaus kann die FZ – in Kombination mit<br />
Marktmittelbeimischungen – fortgeschrittene Entwicklungsländer<br />
bei einem umweltverträglichen wirtschaftlichen<br />
Wachstum unterstützen. So gewährleistet die <strong>KfW</strong> die Kontinuität<br />
der Zusammenarbeit auch im Kontext rückläufiger<br />
Haushaltsmittel und trägt über positive Beschäftigungs- und<br />
Einkommenswirkungen zur Armutsbekämpfung in diesen<br />
Ländern bei.<br />
FAZIT<br />
Die FZ verbindet die Förderung struktureller Maßnahmen<br />
für armutsorientiertes Wirtschaftswachstum mit der<br />
direkten Verbesserung der Lebensbedingungen armer Menschen<br />
in Entwicklungsländern. Aufgrund der Vielfältigkeit<br />
und Strukturwirksamkeit der Ansätze und Instrumente der<br />
Finanziellen Zusammenarbeit zur Armutsbekämpfung, der in<br />
bald vier Jahrzehnten erworbenen Kompetenz der <strong>KfW</strong> in<br />
diesem Bereich und der auf Eigenverantwortlichkeit der Entwicklungsländer<br />
ausgerichteten Verfahren der FZ kann die<br />
<strong>KfW</strong> das Aktionsprogramm der Bundesregierung zur Armutsbekämpfung<br />
in wirksamer Weise unterstützen.<br />
29
Projektbeispiele<br />
Nepal: Durch sichere Stromversorgung wirtschaftliches Wachstum ermöglichen<br />
Nepal ist eines der ärmsten Länder der Welt. Das Land<br />
verfügt kaum über Bodenschätze, und auch die landwirtschaftliche<br />
Produktion kann nur noch begrenzt gesteigert<br />
werden. Entwicklungspotenziale liegen – neben dem Tourismus<br />
– vor allem in der beschäftigungsintensiven Kleinund<br />
Mittelindustrie sowie im Export von Strom aus Wasserkraft<br />
nach Indien. Das Wasserkraftpotenzial des Landes ist<br />
sehr groß; es wird bisher nur geringfügig kommerziell genutzt.<br />
Stromabschaltung gehört in Nepal zur Tagesordnung.<br />
Mit Strom aus Wasserkraft Arbeitsplätze schaffen.<br />
Ningxia ist eine der waldärmsten Provinzen Chinas. Geringe<br />
Niederschläge und Übernutzung haben die ohnehin<br />
spärlichen Forstbestände stark dezimiert. Sandstürme, Wüstenbildung<br />
und ein sinkender Grundwasserspiegel bedrohen das<br />
knappe Acker- und Weideland. Das FZ-Aufforstungsvorhaben<br />
Ningxia steht als Teil des überregionalen Schutzwaldprogramms<br />
„Drei-Norden“ im Zeichen der Desertifikationsbekämpfung.<br />
Neben dem Ressourcenschutz werden Erhalt und<br />
Gewinnung landwirtschaftlicher Nutzflächen und somit<br />
armutsmindernde Wirkungen angestrebt. Dafür wurden<br />
3.700 ha Sanddünen biologisch befestigt, 1.300 ha Windschutzstreifen<br />
zur Sicherung bestehender Ackerflächen angepflanzt<br />
und 3.500 ha ertragsloses Ödland in bewässerte Obstbaumkulturen<br />
umgewandelt. Außerdem wurden 30.000 ha<br />
Restwaldbestände eines Naturreservats unter Schutz gestellt,<br />
was den Lebensraum von Flora und Fauna sichert und die<br />
Bodenerosion mindert. Der Einbindung von oft sehr armen<br />
Darunter leidet auch die Klein- und Mittelindustrie. Die<br />
Stromnachfrage hingegen steigt ständig an.<br />
Die <strong>KfW</strong> unterstützt deshalb den Bau des Wasserkraftwerkes<br />
Middle Marsyangdi, das eine Leistung von 70 Megawatt<br />
haben wird. Primär profitiert die Industrie vom neuen<br />
Kraftwerk: Durch die Versorgung mit sicherem und ausreichendem<br />
Strom kann sie ihre wirtschaftlichen Aktivitäten<br />
ausweiten. Dies ist die Voraussetzung für die Schaffung dringend<br />
notwendiger zusätzlicher Arbeitsplätze im Gewerbe<br />
und Dienstleistungssektor, welche auch ärmeren Menschen<br />
neue Einkommensmöglichkeiten eröffnen. Zur Finanzierung<br />
der Investitionskosten wurde ein FZ-Zuschuss von 128 Mio<br />
EURO bereitgestellt. Mehr als ein Drittel der Gesamtkosten<br />
finanziert Nepal selbst und unterstreicht damit die hohe entwicklungspolitische<br />
Priorität dieses Vorhabens. Die Stromerzeugung<br />
aus Wasserkraft ist auch aus Umweltgesichtspunkten<br />
zu begrüßen: Sie entspricht den Forderungen der<br />
Agenda 21 und der Klimarahmenkonvention und wirkt der<br />
Abholzung der rapide schwindenden Wälder an den Hängen<br />
des Himalayas entgegen.<br />
VR China – Durch Aufforstung neue Einkommensquellen schaffen<br />
30<br />
bäuerlichen Familien kommt dabei große Bedeutung zu. So<br />
wurden in Ningxia erstmals Verträge zwischen staatlichen<br />
Forstverwaltungen und privaten Bewirtschaftern eingeführt.<br />
Ein solcher Ansatz, der vor einigen Jahren im staatlich dominierten<br />
China noch undenkbar gewesen wäre, stellt einen<br />
großen Fortschritt dar. Die Einkommens- und Beschäftigungswirkungen<br />
des Projekts sind beträchtlich: Mehr als<br />
50.000 Haushalte haben Arbeitsentgelte aus den Aufforstungsarbeiten<br />
bezogen. Bereits 4 Jahre nach Projektbeginn<br />
haben sich bei vielen der annähernd 10.000 am Projekt beteiligten<br />
Familien die Jahreseinkommen aus den Erträgen von<br />
Obstbaumkulturen und agroforstlichen Zwischenpflanzungen<br />
etwa verdreifacht. Diese Erfolge fördern die Eigeninitiative,<br />
regen zur Nachahmung an und erhöhen die Nachhaltigkeit<br />
des Projekts. Die FZ trägt mit 6 Mio EURO zu den<br />
Gesamtkosten von rund 12 Mio EURO bei.
Nach Jahrzehnten innerer Wirren und Misswirtschaft<br />
befand sich Kambodscha Anfang der 90er Jahre wirtschaftlich<br />
und gesellschaftlich in einem sehr schlechten Zustand.<br />
Mit intensiver externer Hilfe begann der Wiederaufbau unter<br />
demokratischen und marktwirtschaftlichen Vorzeichen. Trotz<br />
einiger Erfolge in den letzten Jahren gehört Kambodscha<br />
noch immer zu den ärmsten Entwicklungsländern. Vier Fünftel<br />
der Bevölkerung leben auf dem Land, überwiegend von<br />
Subsistenzlandwirtschaft. Etwa 40 % der Kinder unter fünf<br />
Jahren sind fehl- oder unterernährt. Straßen und befestigte<br />
Wege sind selten; viele Dörfer sind dadurch vor allem während<br />
der Regenzeit schwer zu erreichen. Dies behindert die Entwicklung<br />
der Landwirtschaft und den Zugang zu öffentlichen<br />
Dienstleistungen. An diesem Problem setzt die FZ an: Mit<br />
einem Finanzierungsbeitrag von über 8 Mio EURO wurden<br />
seit 1996 rund 600 km ländliche Transportwege ausgebessert<br />
und ausgebaut; weitere sind geplant. Die Initiative für die<br />
einzelnen Baumaßnahmen kommt dabei von der ländlichen<br />
Bevölkerung.<br />
Den Weg aus der Armut selbst in die Hand nehmen.<br />
Kambodscha: Wege aus der Armut<br />
Projektbeispiel<br />
Die Wege verbessern erheblich die Lebenssituation der<br />
armen Landbevölkerung: Durch die neue Verkehrsanbindung<br />
können die Menschen ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse<br />
vermarkten und so Einkommen erzielen. Ferner kann sich die<br />
Bevölkerung besser mit Produktions- und Konsumgütern<br />
versorgen und auch Gesundheitsstationen, Schulen und<br />
andere öffentliche Einrichtungen aufsuchen. Die Unterstützung<br />
durch die FZ trägt unmittelbar zur Armutsminderung<br />
bei. Bislang sind über 100.000 Menschen – unter ihnen viele<br />
Frauen – am arbeitsintensiven Wegebau beteiligt und mit<br />
Nahrungsmitteln aus dem World Food Programme entlohnt<br />
worden. Außerdem wird nach Abschluss der Arbeiten ausgewählten<br />
Anwohnern die Verantwortung für die regelmäßige<br />
Unterhaltung eines fertig gestellten Straßenabschnitts übertragen.<br />
Sie können sich damit kleine Zusatzeinkommen<br />
sichern. An diesem Beispiel wird deutlich, wie durch die Entwicklung<br />
ländlicher Infrastruktur Armut vermindert und ein<br />
Grundstein für wirtschaftliches Wachstum gelegt werden<br />
kann.<br />
31
Projektbeispiel<br />
HIV/AIDS-Bekämpfung durch breitenwirksame Prävention weltweit<br />
HIV/AIDS stellt vor allem in Afrika südlich der Sahara<br />
eine große existenzielle Bedrohung dar. Dort hat der dramatische<br />
Anstieg von Infektionen und AIDS-Erkrankungen verheerende<br />
soziale und wirtschaftliche Auswirkungen, die die<br />
Armut in den betroffenen Ländern verschärfen. Menschen<br />
sterben im arbeitsfähigen Alter. Familienstrukturen brechen<br />
auseinander; AIDS-Waisen stehen meist mittellos da. Einkommen<br />
und Ersparnisse müssen zu großen Teilen für Pflege<br />
und Behandlung von Erkrankten aufgewendet werden. Die<br />
Gesundheitseinrichtungen sind stark überlastet; in den Schulen<br />
fehlen zunehmend die Lehrer. Die durch Arbeitsausfälle<br />
und Tod bedingten Umsatzverluste von Unternehmen machen<br />
einen Teil des erwarteten Wirtschaftswachstums afrikanischer<br />
Länder zunichte. Armut wird aber nicht nur durch<br />
HIV/AIDS verursacht, sondern ist auch teilweise verantwortlich<br />
für den Ausbruch der Krankheit: Arme Menschen können<br />
in die Prostitution oder zu Wanderarbeit getrieben werden,<br />
können sich Kondome nicht leisten oder kennen angesichts<br />
mangelnder Bildung Präventionsmöglichkeiten nicht.<br />
Eine wirksame Prävention ist die Benutzung von Kondomen.<br />
Leider sind Präservative gerade in Entwicklungsländern<br />
nicht weit verbreitet und werden häufig aus kulturellen<br />
Gründen nicht akzeptiert. Die FZ setzt an diesem<br />
Problem an. „Social Marketing“ lautet das Konzept: Eine Social-Marketing-Agentur<br />
übernimmt die an das Land angepasste<br />
Vermarktung von Kondomen. Sie entwickelt einen<br />
attraktiven Markennamen und wirbt für die preislich subventionierten<br />
Verhütungsmittel. Über breitenwirksame Aufklärungsmaßnahmen,<br />
z. B. über populäre Serien im Fernsehen<br />
oder über traditionelle Meinungsträger, fordert sie die Bevölkerung<br />
zu Verhaltensänderungen auf. Gleichzeitig fördert die<br />
FZ über den Privatsektor die landesweite Verbreitung von<br />
qualitativ guten Kondomen zu – auch für Arme – erschwinglichen<br />
Preisen. So wird erreicht, dass preiswerte Kondome an<br />
„jeder Straßenecke“ erhältlich sind: in Bars, auf dem Markt,<br />
beim Friseur, bei Klein- und Straßenhändlern.<br />
Die FZ hat bisher in 18 Ländern – davon 11 in Afrika –<br />
über 130 Mio EURO für Social-Marketing-Programme zur<br />
Verfügung gestellt. Die Vorhaben richten sich insbesondere<br />
an arme Bevölkerungsschichten. Neben Subsahara-Afrika ist<br />
Süd- und Südostasien ein regionaler Förderschwerpunkt. Fer-<br />
32<br />
Informationsveranstaltung zum Schutz vor HIV/AIDS<br />
auf einem Markt in Burkina Faso.<br />
ner unterstützt die FZ breitenwirksame Programme in<br />
Albanien und im Jemen. Und das mit Erfolg: Die Absatzzahlen<br />
von Kondomen sind in den letzten zehn Jahren deutlich<br />
gestiegen. Die Erlöse aus dem Verkauf von Kondomen<br />
fließen in die Finanzierung der Programme ein. Die Gefahren<br />
einer HIV-Infektion sind nun besser bekannt: Über 90 Prozent<br />
der Bevölkerung in der Côte d’Ivoire weiß heute, dass es<br />
das tödliche HIV-Virus gibt und man sich mit Kondomen davor<br />
schützen kann (1994: nur 74 Prozent). Auch im islamischen<br />
Pakistan, wo kulturelle und religiöse Widerstände gegen<br />
öffentliche Sexualaufklärung vorherrschten, haben sich<br />
die öffentlichkeitswirksamen Programme inzwischen einen<br />
festen Platz erobert. Trotzdem lässt eine konsequente Unterstützung<br />
auf der politischen Ebene in den Partnerländern<br />
noch in vielen Fällen zu wünschen übrig. Als positives Beispiel<br />
kann Uganda genannt werden, wo mit Präventionsprogrammen<br />
ein kontinuierlicher Rückgang der HIV-Infektionen<br />
erreicht werden konnte.
4. REGIONALE PERSPEKTIVEN<br />
Das durchschnittliche wirtschaftliche Wachstum in<br />
den Entwicklungsländern beschleunigte sich im Jahr 2000<br />
nach vorläufigen Schätzungen deutlich auf 5,6 % gegenüber<br />
3,8 % im Vorjahr. Damit nahm das Bruttoinlandsprodukt (BIP)<br />
in den Entwicklungsländern real erneut stärker zu als in den<br />
Industrieländern (vgl. Grafik 1).<br />
Das durchschnittliche Wachstum der Pro-Kopf-Einkommen<br />
in den Entwicklungsländern war wegen des höheren<br />
Bevölkerungswachstums allerdings nur geringfügig<br />
höher als in den Industrieländern (4,1 % gegenüber 3,5 %).<br />
Im Vergleich zu 1999 hat das Wirtschaftswachstum im<br />
Jahr 2000 in allen Regionen zugenommen (Grafik 2). Insgesamt<br />
und pro Einwohner erzielte Asien auch im Jahr 2000<br />
wieder die höchsten Zuwachsraten. Hier stiegen die Pro-<br />
Kopf-Einkommen – bei starken Unterschieden von Land zu<br />
Land – im Durchschnitt um 5,4 % (Vorjahr: 4,6 %). Getragen<br />
wurde diese Entwicklung von dem hohen Wachstum in China<br />
und Indien sowie von der anhaltenden Erholung in den von<br />
der Asienkrise 1997/98 besonders betroffenen Ländern. Dabei<br />
wirkte sich vor allem aus, dass zahlreiche Länder ihre Exporte<br />
infolge der günstigen weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
kräftig steigern konnten. Auch in Lateinamerika<br />
Grafik 1:<br />
Reale jährliche Wachstumsraten des BIP 1996–2000 (%)<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
1996 1997 1998 1999 2000 1)<br />
Industrieländer<br />
Entwicklungsländer<br />
Transformationsländer<br />
Weltwirtschaft<br />
1) geschätzt<br />
Quelle: Internationaler Währungsfonds (IWF), World Economic Outlook<br />
Zur Lage der Entwicklungs- und Transformationsländer<br />
wuchs die Wirtschaft im Berichtsjahr nach der Stagnation des<br />
Vorjahres wieder. Günstig wirkten sich hier u. a. die erhöhten<br />
Exporte in die USA, die wieder gestiegenen privaten Kapitalzuflüsse<br />
und in einigen Ländern auch die hohen Preise für<br />
Energieexporte aus. Die durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen<br />
der Region stiegen um knapp 3 %. In Afrika nahm<br />
die – ohnehin niedrige – Wirtschaftsleistung pro Einwohner<br />
unter anderem wegen militärischer Auseinandersetzungen<br />
und der für zahlreiche Länder weiterhin ungünstigen Preisentwicklung<br />
wichtiger Nicht-Öl-Rohstoffe lediglich geringfügig<br />
zu (1 %). Auch hier verdeckt der Durchschnitt wieder<br />
große regionale Unterschiede. Länder mit wachstumsfreundlicher<br />
Wirtschaftspolitik wie Botsuana und Uganda, aber auch<br />
einige ölexportierende Länder, wuchsen stärker als der Durchschnitt.<br />
Dagegen fielen Länder mit gewaltsamen in- oder<br />
externen Konflikten (z. B. die Demokratische Republik Kongo,<br />
Äthiopien, Sierra Leone und Simbabwe) weiter zurück. Darüber<br />
hinaus führten ungünstige Witterungsbedingungen zu<br />
Einbußen der landwirtschaftlichen Produktion in einigen<br />
Teilen des Kontinents (Überschwemmungen in Mosambik und<br />
Südafrika sowie eine Dürreperiode in Kenia).<br />
33<br />
Grafik 2:<br />
Reales jährliches Wachstum des BIP pro Kopf in Entwicklungs-<br />
und Transformationsländern 1996–2000 (%)<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
1996 1997 1998 1999 2000 1)<br />
Entwicklungsländer insgesamt<br />
Afrika (ohne Ägypten und Libyen)<br />
Asien (ohne Naher Osten)<br />
Naher Osten (einschl. Türkei, Malta, Ägypten und Libyen)<br />
Lateinamerika und Karibik<br />
Transformationsländer<br />
1) geschätzt<br />
Quelle: Internationaler Währungsfonds (IWF), World Economic Outlook
In den Transformationsländern lag das BIP immer noch<br />
um etwa 25 % unter dem Niveau von 1989, bei erheblichen<br />
Unterschieden von Land zu Land. In 2000 konnte jedoch das<br />
höchste Wachstum seit dem Beginn des Transformationsprozesses<br />
erzielt werden (absolut und pro Einwohner 5 %). Nach<br />
dem Produktionseinbruch Anfang der 90er Jahre und dem<br />
Rückschlag durch die russische Krise von 1998 wuchs die<br />
Wirtschaft der Region damit im zweiten Jahr in Folge. Bemerkenswerterweise<br />
nahm das BIP in den Ländern der Gemeinschaft<br />
Unabhängiger Staaten (GUS) – allerdings von einem<br />
sehr niedrigen Niveau pro Einwohner – erneut schneller als in<br />
den fortgeschritteneren mittel- und osteuropäischen Ländern<br />
zu. Wesentliche Gründe hierfür waren die verbesserte internationale<br />
Wettbewerbsfähigkeit durch die Abwertungen des<br />
Rubels und einiger anderer GUS-Währungen 1998 und die<br />
hohen Energiepreise, die Russland und einige andere rohstoffreiche<br />
GUS-Länder begünstigten.<br />
Für die Weltwirtschaft insgesamt wird im Jahr 2001<br />
vor allem aufgrund der konjunkturellen Abschwächung in<br />
den USA ein geringeres Wachstum als im Vorjahr erwartet.<br />
Dies wird sich negativ auf die Entwicklungsländer auswirken,<br />
wenn auch wieder in sehr unterschiedlichem Ausmaß. Von<br />
einem geringeren Wachstum der Exporte in die USA werden<br />
vor allem einige Länder in Lateinamerika und in Südostasien<br />
betroffen. Andererseits profitieren besonders die hoch verschuldeten<br />
Länder in Lateinamerika von Zinssenkungen im<br />
Dollarraum und der damit verbundenen Reduzierung ihres<br />
Schuldendienstes.<br />
Im längerfristigen Vergleich haben die Einkommensunterschiede<br />
international und z. T. in einzelnen Länder<br />
zugenommen. So hat sich das Verhältnis der durchschnittlichen<br />
Pro-Kopf-Einkommen in den 20 reichsten Ländern der<br />
Erde zu den Einkommen in den 20 ärmsten Ländern in den<br />
letzten 40 Jahren auf etwa 40:1 verdoppelt.<br />
In den beiden letzten Jahrzehnten hat unter den Entwicklungsregionen<br />
lediglich Asien mit 5 % bzw. 6 % pro Jahr<br />
ein hohes reales Wachstum der Pro-Kopf-Einkommen erzielt.<br />
Die Entwicklungsländer dieses Kontinents konnten damit<br />
innerhalb von 20 Jahren ihre Pro-Kopf-Einkommen real fast<br />
verdreifachen. Afrika und Lateinamerika mussten dagegen in<br />
den 80er Jahren im Durchschnitt deutliche Wohlstandseinbußen<br />
hinnehmen. Während die Wirtschaften Lateinamerikas im<br />
34<br />
Durchschnitt der 90er Jahre real und pro Einwohner wieder<br />
wuchsen, stagnierten die Pro-Kopf-Einkommen der Menschen<br />
in Afrika seit 1991 auf niedrigem Niveau. In den Transformationsländern<br />
sind die Einkommensunterschiede und die<br />
Armut seit dem Beginn des Transformationsprozesses drastisch<br />
angestiegen.<br />
Ein internationaler Vergleich zeigt, dass das durchschnittliche<br />
Einkommensniveau eines Landes und seine<br />
Wachstumsrate langfristig die wesentlichen Einflussgrößen<br />
für die Armut und ihre Veränderungsraten sind. So halbierte<br />
sich in Ost- und Südostasien, der Region mit den höchsten<br />
Wachstumsraten, der Anteil der absolut armen Menschen an<br />
der Bevölkerung von 1990 bis 1998 auf unter 15 %. Dagegen<br />
verharrte der Anteil der Armen in Subsahara-Afrika, wo die<br />
durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen stagnierten, trotz<br />
aller Bemühungen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit<br />
in diesem Zeitraum bei 48 %. Neben dem Einkommensniveau<br />
und seiner Wachstumsrate sind jedoch auch die<br />
Einkommensverteilung und andere Faktoren, wie z. B. soziale<br />
Netze und die Struktur der öffentlichen Ausgaben, von<br />
Bedeutung. Je günstiger diese Faktoren sind, in desto größerem<br />
Ausmaß kommt wirtschaftliches Wachstum den Armen<br />
zugute.<br />
INTERNATIONALE<br />
ENTWICKLUNGSFINANZIERUNG<br />
Nach dem starken Rückgang 1999 nahm das Gesamtvolumen<br />
der langfristigen privaten und öffentlichen Nettokapitalströme<br />
(Auszahlungen abzüglich Tilgungen) in die Entwicklungs-<br />
und Transformationsländer im Jahr 2000 um 11 %<br />
auf 293 Mrd USD zu. Hiervon entfielen 246 Mrd USD bzw.<br />
84 % auf privates Kapital. Bei weitem die wichtigste Komponente<br />
der privaten Kapitalströme sind weiterhin die ausländischen<br />
Direktinvestitionen. Auf sie entfielen in 2000 etwa<br />
72 % der privaten Nettozuflüsse in die Entwicklungs- und<br />
Transformationsländer.<br />
Im Jahr 2000 erreichten die privaten ausländischen<br />
Direktinvestitionen in den Entwicklungs- und Transformationsländern<br />
wieder fast das vierfache Volumen der öffentlichen<br />
Auszahlungen an diese Länder. Die ausländischen<br />
Direktinvestitionen tragen wesentlich zur nachhaltigen Entwicklung<br />
der Empfängerländer bei. Allerdings hat die schon
immer starke Konzentration dieser Investitionen auf wenige<br />
Länder mit günstigen Rahmenbedingungen in den letzten<br />
Jahren sogar noch zugenommen.<br />
Im Jahr 2000 nahmen die öffentlichen Leistungen für<br />
die Entwicklungs- und Transformationsländer zwar gegenüber<br />
dem Vorjahr um 4 % auf 47 Mrd USD zu, im Vergleich<br />
zu 1991 aber um nominal 23 % ab. Real, d. h. unter Berücksichtigung<br />
der Preissteigerungen seit 1991, ist der Rückgang<br />
noch größer. Von den öffentlichen Leistungen entfiel die<br />
Hälfte auf Zuschüsse, die vor allem für die ärmsten Länder in<br />
Afrika wichtig sind (Grafik 3). Der regionale Schwerpunkt der<br />
öffentlichen Entwicklungsfinanzierung in 2000 lag wieder in<br />
Subsahara-Afrika. Hier beliefen sich Zuschüsse und Darlehen<br />
zu Vorzugskonditionen wie im Vorjahr auf rund 4 % des<br />
Bruttosozialprodukts (gegenüber durchschnittlich 0,5 % für<br />
alle Entwicklungsländer).<br />
VERSCHULDUNG<br />
Die gesamte externe Verschuldung der Entwicklungsund<br />
Transformationsländer ist nach vorläufigen Schätzungen<br />
des IWF im Jahr 2000 leicht auf 2,4 Billionen USD angestiegen.<br />
Das Verhältnis von Zins- und Tilgungsleistungen zu den<br />
Exporterlösen („Schuldendienstquote“) nahm in den Entwicklungsländern<br />
vor allem als Folge der gestiegenen<br />
Exporte deutlich auf 23 % ab (28,1 %). In den Transformationsländern<br />
ging diese Quote auf 16 % zurück (18 %). Unter<br />
den Regionen weist Lateinamerika mit 50 % weiterhin mit<br />
Abstand die höchste Schuldendienstquote auf. In den übrigen<br />
Regionen liegt die Quote zwischen 13 % und 18 %, mit<br />
großen länderspezifischen Unterschieden.<br />
Auch Ende der 90er Jahre konnten viele hoch verschuldete<br />
arme Länder (HIPCs) die Zinsen und Tilgungen für ihre<br />
Schulden trotz der zahlreichen vorausgegangenen Umschuldungen,<br />
die häufig mit einem erheblichen Erlass verbunden<br />
waren, nicht aufbringen. Daher wurde nach dem Kölner<br />
G7-Gipfel vom Mai 1999 die ursprüngliche HIPC-Initiative,<br />
die IWF und Weltbank 1996 gestartet hatten, zur erweiterten<br />
Entschuldungsinitiative (enhanced HIPC initiative) fortentwickelt.<br />
Danach sollen einer größeren Anzahl von Ländern<br />
schneller und in größerem Umfang als früher geplant externe<br />
Schulden erlassen werden. Voraussetzung ist die Vorlage eines<br />
konsistenten Plans zur Armutsbekämpfung (s. S. 19).<br />
Für den erweiterten Schuldenerlass kommen nach den<br />
festgelegten Einkommens- und Verschuldungskriterien 37<br />
Länder in Betracht, auf die knapp 10 % der externen Verschuldung<br />
der Entwicklungsländer entfallen. Bis Ende 2000<br />
haben sich 22 (18 afrikanische und 4 lateinamerikanische)<br />
Länder der 37 HIPCs grundsätzlich hierfür qualifiziert. Die<br />
Schuldendienstquote dieser Länder würde durchschnittlich<br />
auf unter 10 % sinken. Von den übrigen 15 Ländern haben<br />
zwei (Ghana und Laos) auf einen Schuldenerlass verzichtet,<br />
die verbleibenden 13 Länder befinden sich teilweise in Bürgerkriegen<br />
(z. B. D. R. Kongo) oder kommen aufgrund anderer<br />
Governance-Probleme (z. B. Myanmar) derzeit nicht für<br />
einen Schuldenerlass in Betracht.<br />
35<br />
Grafik 3:<br />
Öffentliche Kapitalflüsse in Entwicklungs- und Transformationsländer<br />
(Mrd USD<br />
70<br />
1) )<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
60,9<br />
42,8<br />
1991 1997 1998 1999 2000 2)<br />
Öffentliche Zuschüsse 3)<br />
Öffentliche Darlehen zu bevorzugten Konditionen (netto)<br />
Öffentliche Darlehen zu Marktkonditionen (netto) 4)<br />
1) zu laufenden Preisen und Wechselkursen<br />
2) geschätzt<br />
3) ohne ODA-Leistungen der Technischen Zusammenarbeit (1998: 16,1 Mrd USD)<br />
4) ohne IWF-Darlehen<br />
Quelle: Weltbank, Global Development Finance<br />
54,6<br />
45,3<br />
47,1
Regionale Entwicklung<br />
In Ost- und Südostasien hielt die wirtschaftliche Erholung<br />
nach der schweren Krise von 1997/98 auch im Jahr<br />
2000 an. Getragen von hohen Exportzunahmen und einer<br />
sich verstärkenden Binnennachfrage übertraf das Wirtschaftswachstum<br />
mit durchschnittlich über 7 % sowohl den<br />
Vorjahreswert als auch die Vergleichswerte anderer Entwicklungsregionen.<br />
Ungeachtet kräftig ansteigender Einfuhren<br />
erzielten die meisten Länder der Region weiter Handels- und<br />
Leistungsbilanzüberschüsse, womit sie ihre Währungsreserven<br />
erhöhen konnten. Im Einzelnen waren sie allerdings in<br />
sehr unterschiedlicher Weise erfolgreich: Während Singapur,<br />
Südkorea, China, Hongkong und Malaysia eine Spitzengruppe<br />
mit sehr hohem Wirtschaftswachstum von 8–10 %<br />
bildeten, erzielten am Ende der Skala die südostasiatischen<br />
Krisenländer Thailand, Philippinen und Indonesien nur<br />
mäßige Zuwachsraten von 4–5 %.<br />
Nach drei Jahren sind weder die Folgen der Asienkrise<br />
überwunden, noch ihre Ursachen beseitigt. Immerhin haben<br />
sich im Zuge der wirtschaftlichen Erholung die schlimmsten<br />
sozialen Auswirkungen deutlich spürbar gemildert. Beschäftigungssituation<br />
und Reallöhne haben sich auch in den<br />
stärker von der Krise gezeichneten Ländern verbessert. Die<br />
ASIEN<br />
36<br />
außerordentlichen Erfolge der Region bei der Armutsminderung<br />
in den letzten Jahrzehnten konnten durch die Krise<br />
erfreulicherweise nicht nachhaltig gefährdet werden; mit ca.<br />
350 Mio liegt die Zahl der absolut Armen heute deutlich<br />
niedriger als vor 10 Jahren. Die Konjunktur in den meisten<br />
Ländern der Region kühlt sich derzeit allerdings wieder<br />
merklich ab. Dies ist hauptsächlich auf nachlassende Ausfuhren<br />
in die USA und die Abnahme der weltweiten Elektronikexporte<br />
zurückzuführen. Innenpolitische Unsicherheiten,<br />
ungenügende Fortschritte bei der Restrukturierung des<br />
Banken- und Unternehmenssektors und bei sonstigen Reformen<br />
führten zudem – insbesondere in den Krisenländern – zu<br />
Zurückhaltung in- und ausländischer Investoren und zu<br />
Kursverlusten an den Währungs- und Finanzmärkten. Hinzu<br />
kommt, dass die japanische Wirtschaft wegen eigener ungelöster<br />
Strukturprobleme eine Rolle als „Lokomotive“ in<br />
absehbarer Zeit wohl nicht übernehmen kann. Die meisten<br />
Beobachter sehen vor diesem Hintergrund für 2001 einen<br />
konjunkturellen Abschwung für die Region voraus. Die Gefahr<br />
einer erneuten Asienkrise erscheint jedoch allenfalls<br />
dann gegeben, wenn sich innenpolitische Konflikte in wichtigen<br />
Ländern erheblich verschärfen oder sich das außenwirtschaftliche<br />
Umfeld stark verschlechtert.
China nimmt in der Region zunehmend eine stabilisierende<br />
Rolle ein. Dies ist dem Land dank umsichtiger makroökonomischer<br />
Steuerungspolitik, einem gestärkten privaten<br />
Unternehmertum, intensivierten Reformen im Banken- und<br />
staatlichen Unternehmenssektor und hohen staatlichen<br />
Investitionen gelungen, aber auch durch die bessere Erschließung<br />
der zurückgebliebenen Gebiete im Westen. Der bevorstehende<br />
Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) wird die<br />
Integration Chinas in die regionale und globale Wirtschaft<br />
weiter beschleunigen. Im Ausblick darauf entwickelt sich das<br />
Land noch stärker als bisher zum Magneten für Auslandsinvestitionen.<br />
Sie sind wesentlicher Faktor für den Modernisierungs-<br />
und Transformationsprozess der Wirtschaft. Ihn sozial<br />
und politisch tragbar zu gestalten, bleibt auf absehbare Zeit<br />
eine große Herausforderung für die chinesische Politik.<br />
In den Schwellenländern Ost- und Südostasiens hat die<br />
<strong>KfW</strong> in den letzten Jahren die knappen Haushaltsmittel der<br />
FZ zunehmend durch Marktmittel ergänzt. In den Krisenländern<br />
der Region konnten dadurch die Ressourcen für die<br />
Erhaltung wichtiger Infrastruktur und die Förderung von<br />
beschäftigungsorientierten kleinen und mittleren Unternehmen<br />
erhöht werden.<br />
Auch in Südasien setzte sich im Jahr 2000 die wirtschaftliche<br />
Aufwärtsentwicklung fort. Das durchschnittliche<br />
Wirtschaftswachstum betrug 6 % und lag damit sogar noch<br />
etwas höher als das bereits gute Ergebnis des Jahres 1999.<br />
Die Landwirtschaft und das verarbeitende Gewerbe waren<br />
2000 die Stützen des Wachstums; teilweise entwickelten sich<br />
auch die Exporte sehr dynamisch. Wachstumsmotor war im<br />
besonderen Maße der private Sektor. Die marktwirtschaftlichen<br />
Reformen, die im letzten Jahrzehnt in der Region mit<br />
unterschiedlicher Intensität eingeleitet wurden, tragen<br />
inzwischen sichtbare Früchte. Eine spürbare Belastung ging<br />
hingegen im Berichtsjahr von der Ölpreisentwicklung aus. Die<br />
Verteuerung dieses Rohstoffes verursachte z. B. in Indien<br />
Mehrkosten in Höhe von 4 Mrd USD. Energiepolitische Reformen,<br />
die auf Effizienzsteigerungen und die Förderung erneuerbarer<br />
Ressourcen abzielen, würden den Ländern der Region<br />
insofern erheblichen Nutzen bringen. Auch in den anderen<br />
wirtschaftlichen Sektoren haben es die Länder selber in der<br />
Hand, durch Intensivierung des Reformprozesses die Entwicklung<br />
zu beschleunigen. Dies ist ungeachtet des erreichten<br />
Wirtschaftswachstums weiterhin dringend nötig, wenn<br />
man sich die nach wie vor weitverbreitete Armut in der<br />
Region vor Augen führt. In Südasien gelten mehr als 520<br />
Millionen Menschen als arm – mehr als in jeder anderen<br />
Region mit Entwicklungsländerstatus. Ungeachtet der hier<br />
im letzten Jahrzehnt erzielten Verbesserungen bleibt<br />
Armutsminderung auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts eine<br />
dringende Herausforderung für die Länder Südasiens. Ebenso<br />
müssen die Regierungen mehr Mut aufbringen und neue<br />
Initiativen zur Lösung der zahlreichen inner- und zwischenstaatlichen<br />
Konflikte ergreifen. Wie das Länderbeispiel Indien<br />
zeigen wird, ist die wichtigste Aufgabe der FZ in Südasien,<br />
die Länder bei ihren Reformbemühungen zu unterstützen<br />
und dadurch zur Armutsbekämpfung beizutragen.<br />
Auch in Zentralasien ging im Jahr 2000 der Wirtschaftsaufschwung<br />
weiter. Die Länder mit hohen Vorkommen<br />
an Energierohstoffen (Kasachstan, Turkmenistan) profitierten<br />
von den hohen Weltmarktpreisen und erzielten ein<br />
beachtliches Wirtschaftswachstum sowie z. T. Leistungsbilanzüberschüsse.<br />
Trotz der wirtschaftlichen Erholung in den<br />
letzten Jahren sind die Länder Zentralasiens noch immer weit<br />
von dem Lebensstandard entfernt, der am Ende der Sowjetära<br />
bestand. Ein erheblicher Teil der Bevölkerung lebt deshalb<br />
in Armut. Damit einhergehend hat auch die Krisenanfälligkeit<br />
– insbesondere von Usbekistan und Kirgistan durch Aktivitäten<br />
islamisch-fundamentalistischer Gruppierungen –<br />
zugenommen. Der Prozess wirtschafts- und sozialpolitischer<br />
Reformen hat im Jahr 2000 nicht an Fahrt gewinnen können.<br />
Die Regierungen geben sich zwar unverändert reformorientiert;<br />
viele „heiße Eisen“ werden aber nur zögerlich angegangen<br />
(Privatisierung „strategischer“ Unternehmen, Preisreformen<br />
bei Strom, Telekom etc., Justiz, Finanzsektor, Währung).<br />
Vor diesem Hintergrund steht die FZ auch in Zukunft vor der<br />
schwierigen Aufgabe, die Länder der Region bei der marktwirtschaftlichen<br />
Umgestaltung durch die Verbesserung ihrer<br />
wirtschaftlichen und sozialen Infrastruktur zu unterstützen.<br />
Dabei wirkt die <strong>KfW</strong> im Dialog mit den Regierungen auf eine<br />
Reform sektoraler Rahmenbedingungen hin.<br />
37
Länderbeispiel Indien<br />
INDIEN<br />
Fläche 3,3 Mio km2 Bevölkerung 1,0 Mrd<br />
Bevölkerungswachstum 1,6 % p. a.<br />
Bruttoinlandsprodukt 491 Mrd USD<br />
Wirtschaftswachstum 6,4 %<br />
Pro-Kopf-Einkommen 450 USD<br />
Lebenserwartung 63 Jahre<br />
Alphabetisierungsquote 56 %<br />
Schuldendienstquote<br />
Armutsquote (internationale<br />
17,3 %<br />
Armutslinie, 1 USD/Tag) 44 %<br />
Die indische Wirtschafts- und Entwicklungspolitik war<br />
bis Anfang der 90er Jahre planwirtschaftlich-sozialistisch<br />
geprägt. Der Glaube an die Überlegenheit staatlicher Planung<br />
gegenüber einem marktwirtschaftlichen Ansatz war in<br />
Politik, öffentlicher Verwaltung und Gesellschaft weit verbreitet.<br />
Das Ergebnis eines Wirtschaftswachstums von 3,5 %<br />
p. a. über einen längeren Zeitraum wurde als quasi naturgegeben<br />
angesehen und als „Hindu-Rate“ bezeichnet. Pro Kopf<br />
der Bevölkerung bedeutete dies allerdings nur einen sehr<br />
bescheidenen Zuwachs von 1–1,5 % p. a. Im Laufe der Zeit<br />
wurde immer deutlicher, dass die staatlich gelenkte Industrialisierung<br />
zwar eine bemerkenswerte Diversifizierung der<br />
Wirtschaft bewirkt hatte, diese aber in vielen Bereichen ihre<br />
internationale Wettbewerbsfähigkeit und den Anschluss an<br />
die technologische Entwicklung verlor. Hinzu kam, dass die<br />
umfangreichen, aber ineffizient eingesetzten Sozialausgaben<br />
und Subventionen, die für die Armutsorientierung des<br />
„Nehru-Sozialismus“ standen, das ärmste Drittel der Bevölkerung<br />
faktisch nicht erreichten und zu einer auf Dauer<br />
untragbaren Belastung für den Staatshaushalt wurden.<br />
Anfang der 90er Jahre stiegen die Haushalts- und Leistungsbilanzdefizite<br />
stark an und brachten das Land an den<br />
Rand der Zahlungsunfähigkeit. Dies nahm die Regierung<br />
1991 zum Anlass, einen weitreichenden wirtschaftspolitischen<br />
Kurswechsel einzuleiten. Unterstützt wurde sie dabei<br />
von IWF, Weltbank und bilateralen Gebern, u. a. auch von der<br />
deutschen FZ. Die wichtigsten Reformmaßnahmen waren:<br />
38<br />
Erleichterung des Marktzugangs für private Investoren und<br />
ausländische Direktinvestitionen; Erweiterung unternehmerischer<br />
Handlungsspielräume (in Bezug auf Standortwahl,<br />
Produktionsprogramm, Technologie); Handelsliberalisierung;<br />
Übergang zu flexiblerem Wechselkurs und Teilkonvertibilität<br />
der Rupie; Reformen in der Finanz- und Geldpolitik. Dabei ist<br />
besonders hervorzuheben, dass diese wirtschaftspolitische<br />
Wende zwar von außen gefordert und unterstützt wurde, im<br />
Wesentlichen aber von Indien selbst ausging und auf breiter<br />
politischer Basis umgesetzt wurde. Diese Reformen trugen<br />
sichtbare Früchte: Das Wirtschaftswachstum lag in den letzten<br />
Jahren bei 5–7 % pro Jahr; viele neue Arbeitsplätze konnten<br />
geschaffen werden.<br />
In letzter Zeit ist der Reformeifer allerdings etwas<br />
erlahmt. Hauptursache ist eine mehrjährige politische Instabilität<br />
sowie das Erstarken politischer Kräfte, die weitere<br />
Reformschritte blockiert oder zumindest verzögert haben.<br />
Seit den Wahlen 1999 ist eine Regierung mit ausreichender<br />
parlamentarischer Mehrheit im Amt, die weitere Reformen<br />
eingeleitet hat. Die Reformagenda ist aber noch immer lang.<br />
Die öffentliche Verwaltung ist nach wie vor schwerfällig und<br />
behindert teilweise die Umsetzung von Reformmaßnahmen;<br />
auch über Korruption wird geklagt. Es mangelt an Rechtssicherheit,<br />
die Gerichte sind überlastet. Angesichts großer<br />
Umweltbelastungen müssten dringend Umweltschutzmaßnahmen<br />
ergriffen werden. Ungeachtet der gewachsenen<br />
Bedeutung des Privatsektors dominiert der Staat noch immer<br />
zentrale Sektoren wie z. B. die Schwer- und Investitionsgüterindustrie,<br />
die Banken und den Energiesektor sowie die<br />
wirtschaftliche Infrastruktur. Eine umfassende Privatisierung<br />
scheiterte bisher an den divergierenden Interessen der verschiedenen<br />
Unionsstaaten, Parteien und Gewerkschaften.<br />
Auch die enorme Überbesetzung vieler Unternehmen wurde<br />
nicht abgebaut. Da die Regierung die Verluste der Staatsunternehmen<br />
trägt, bedeutet dies auch eine große und längerfristig<br />
nicht tragbare finanzielle Belastung der öffentlichen<br />
Haushalte.<br />
Indien hat inzwischen mehr als 1 Milliarde Einwohner.<br />
Trotz des beachtlichen Wirtschaftswachstums in den letzten<br />
Jahren beträgt das durchschnittliche Bruttosozialprodukt in<br />
Indien lediglich 450 USD pro Kopf. Indien gehört damit nach<br />
wie vor zur Kategorie der Niedrigeinkommensländer. 44 %<br />
der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze von
einem Dollar pro Kopf und Tag. Die Zahl von rund 440 Millionen<br />
Armen in Indien bedeutet, dass immerhin mehr als ein<br />
Drittel aller Armen der Welt in Indien lebt. Soziale Indikatoren<br />
wie Mütter- und Säuglingssterblichkeit, Lebenserwartung<br />
und Analphabetismus entsprechen dem Niveau von<br />
Subsahara-Afrika, und HIV/AIDS-Infektionen nehmen rasch<br />
zu. Armutsanalysen der Weltbank verdeutlichen in überzeugender<br />
Weise, dass in Indien Erfolge bei der Armutsbekämpfung<br />
nur erzielt werden können, wenn Wirtschaftswachstum<br />
mit einem verbesserten Zugang zu Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen<br />
einhergeht. Gleichzeitig stellt die Weltbank<br />
fest, dass spezifische Armutsbekämpfungsprogramme<br />
hohe Beträge absorbiert, aber letztlich wenig bewirkt haben.<br />
Auch von der ausgeprägten staatlichen Subventionspolitik –<br />
für Trinkwasser, Bewässerung, Treibstoff, Strom, Dünger,<br />
Nahrungsmittel – haben die Armen de facto kaum profitiert.<br />
Indien sollte deshalb eine effiziente und wachstumsorientierte<br />
Entwicklungspolitik durch die Verbesserung der wirtschaftlichen<br />
Infrastruktur und die Vergrößerung des Spielraums<br />
für privatwirtschaftliche Initiative betreiben. Gleichzeitig<br />
muss Indien aber auch in Gesundheit und Bildung<br />
investieren, damit der Einzelne am Wirtschaftswachstum<br />
partizipieren und auch zu weiterem beschleunigten Wachstum<br />
beitragen kann. Nur eine solchermaßen ausgewogene<br />
Armutsbekämpfungspolitik verspricht nachhaltigen Erfolg.<br />
Hygieneerziehung für die Gesundheit.<br />
39<br />
Afghanistan<br />
Pakistan<br />
Neu Delhi<br />
INDIEN<br />
Nepal<br />
Sri Lanka<br />
China<br />
Bhutan<br />
Bangladesch<br />
Myanmar<br />
FINANZIELLE ZUSAMMENARBEIT MIT INDIEN<br />
Seit Beginn der Finanziellen Zusammenarbeit (FZ) wurden<br />
Indien Haushaltsmittel in Höhe von 6,2 Mrd EURO zugesagt.<br />
Hinzu kommen Marktmittel im Rahmen von Misch- und<br />
Verbundfinanzierungen über 707 Mio EURO. Indien ist damit<br />
– historisch betrachtet – das mit Abstand größte Empfängerland<br />
der deutschen FZ. Nach den indischen Atomwaffentests<br />
1998 sind keine neuen Zusagen erfolgt. Laufende und früher<br />
vereinbarte Vorhaben wurden aber weitergeführt. Im Jahr<br />
2000 hat die Bundesregierung die FZ wieder aufgenommen<br />
und 31 Mio EURO für neue Vorhaben zugesagt. Energiewirtschaft,<br />
Finanzsektor, Umwelt- und Ressourcenschutz sowie<br />
Gesundheit und Familienplanung sollen in Zukunft die<br />
Schwerpunktbereiche der deutschen EZ mit Indien sein.<br />
Entsprechend der Erkenntnisse zur Armutsbekämpfung<br />
verfolgt die FZ mit Indien eine Doppelstrategie. Gefördert<br />
werden sowohl die unmittelbare und übergreifende Armutsbekämpfung<br />
(s. Projektbeispiel S. 25), als auch die Verbesserung<br />
der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. In dem großen,<br />
bevölkerungsreichen Land mit weit verbreiteter Armut ist es<br />
das Ziel der FZ, über die Grenzen der Einzelvorhaben hinaus<br />
strukturbildend zu wirken. So sind die einzelnen FZ-Vorhaben<br />
in der Regel an die Verbesserung sektoraler Rahmenbedingungen<br />
geknüpft. Neben der ordnungsgemäßen Durchführung<br />
von Investitionsmaßnahmen nehmen sektorpoliti-
Länderbeispiel Indien<br />
Trinkwasserversorgung – ein bisheriger Schwerpunkt der FZ in Indien.<br />
sche Diskussionen mit den Partnerinstitutionen und den<br />
Begünstigten der Projekte breiten Raum ein. Wo immer möglich,<br />
sucht die <strong>KfW</strong> hierbei den Schulterschluss mit anderen<br />
Gebern. Gleichzeitig haben die Projekte der FZ vielfach<br />
Modellcharakter, d. h. sie sind zur Nachahmung empfohlen.<br />
EFFIZIENTE STROMERZEUGUNG<br />
UND UMWELTSCHUTZ<br />
In der Elektrizitätswirtschaft bestehen deutliche Versorgungsengpässe<br />
und hohe Übertragungs- und Verteilungsverluste.<br />
Die Stromtarife sind verzerrt; private Investitionen<br />
haben sich trotz der Öffnung des Sektors bisher kaum realisiert.<br />
Die wirtschaftliche Entwicklung Indiens wird dadurch<br />
stark beeinträchtigt. Die FZ unterstützt deshalb in enger<br />
Zusammenarbeit mit der Weltbank grundlegende Reformen<br />
im Elektrizitätssektor. Dabei bindet sie die Finanzierung von<br />
Investitionen (z. B. Bau eines Kraftwerks mit moderner Technologie)<br />
an signifikante sektorale Reformschritte. Die Ergebnisse<br />
sind bisher ermutigend: Einige Unionsstaaten haben<br />
inzwischen sektorpolitische Veränderungen eingeleitet.<br />
Ergänzend dazu fördert die FZ die stärkere Verbreitung emissionsarmer<br />
Technologien sowie die Verbesserung der Effizienz<br />
vorhandener Anlagen und leistet dadurch einen wichtigen<br />
Beitrag zum Umweltschutz. Ein weiterer Schwerpunkt<br />
ist die Nutzung erneuerbarer Energieträger wie z. B. Wasserund<br />
Windkraft sowie Solarenergie. Ein besonders innovatives<br />
40<br />
Projekt ist das solarthermische Kraftwerk Mathania im Staat<br />
Rajasthan, das eine Kombination aus einem konventionellen<br />
Gas-Dampf-Kraftwerk mit solarthermischer Dampferzeugung<br />
vorsieht. Durch diese Technologie können die CO2- Emissionen in der Stromerzeugung vermindert werden.<br />
BESSERE WASSERVERSORGUNG<br />
UND GESUNDHEITSDIENSTE<br />
Ein großer Teil der Bevölkerung wird nicht ausreichend<br />
mit sauberem Trinkwasser versorgt. Bestehende Versorgungssysteme<br />
sind in schlechtem Zustand; für Betrieb und<br />
Wartung gibt es oft weder geeignete Konzepte noch genügend<br />
Finanzmittel. Verbraucherwünsche spielen bei der Planung<br />
neuer Systeme kaum ein Rolle. Bedenklich ist zudem<br />
die zu starke Ausbeutung von Grundwasser. Die FZ fördert<br />
deshalb die ökologisch und ökonomisch sinnvolle Bewirtschaftung<br />
der knappen Ressource Wasser. Sie verbindet<br />
Investitionen in ländliche Wasserversorgungssysteme mit<br />
verschiedenen Reformansätzen: Die Nutzer (vor allem<br />
Frauen) werden an Planung und Betrieb der Anlagen beteiligt,<br />
und es werden kostendeckende Wassertarife eingeführt.<br />
Die bisherigen Ergebnisse sind positiv; starke politische<br />
Widerstände erfordern aber einen langen Atem.<br />
Angesichts des schlechten Gesundheitszustands der<br />
Bevölkerung fördert die FZ in ländlichen Gebieten den Ausund<br />
Neubau von Einrichtungen zur Basisgesundheitsversorgung.<br />
Dies erfolgt zum Teil in enger Zusammenarbeit mit der<br />
GTZ. Zum anderen unterstützt die FZ die Familienplanung<br />
durch Programme, die den Vertrieb von Kontrazeptiva über<br />
Nichtregierungsorganisationen beinhalten. Ferner leistet sie<br />
einen spürbaren Beitrag zu einem landesweiten Programm<br />
zur Ausrottung der Kinderlähmung (Polio).<br />
ARMUTSBEKÄMPFUNG<br />
DURCH RESSOURCENSCHUTZ<br />
Ein weiterer Förderbereich ist der Erosionsschutz. Die<br />
hohe Bevölkerungsdichte übt einen erheblichen Druck auf<br />
die natürlichen Ressourcen aus, was angesichts fehlender<br />
nachhaltiger Land- und Forstnutzungssysteme zu schwindenden<br />
Nutzwaldbeständen und zunehmender Bodenerosion<br />
geführt hat. In einigen Gebieten geht die Erosion mit einem<br />
sinkenden Grundwasserspiegel und damit einer langfristigen
Mikrokredite für arme Landfrauen.<br />
Verknappung von Trink- und Bewässerungswasser einher.<br />
Dieses vielschichtige Problem erfordert ein komplexes Maßnahmenbündel<br />
wie Schutzwaldaufforstungen, kleine Stauwehren<br />
und vieles andere mehr. Schwerpunkt der FZ-Aktivitäten<br />
in diesem Bereich ist der Unionsstaat Maharashtra.<br />
Unter intensiver Beteiligung der FZ arbeiten die betroffene<br />
Bevölkerung, Nichtregierungsorganisationen und Behörden<br />
eng zusammen. Gemeinsam mit der GTZ, die diese Maßnahmen<br />
auch unterstützt, konnte die <strong>KfW</strong> durch dieses Vorgehen<br />
einen nachhaltigen Beitrag zur Armutsminderung leisten. Die<br />
indische Regierung ist inzwischen dabei, die in Maharashtra<br />
gewonnenen Erfahrungen auf andere Unionsstaaten zu<br />
übertragen.<br />
STÄRKUNG DES FINANZSEKTORS<br />
Der Finanzsektor hat sich im Zuge der allgemeinen<br />
Liberalisierung zwar positiv entwickelt, weist aber noch<br />
immer deutliche Schwächen auf. Diese zeigen sich z. B. im<br />
nach wie vor hohen Staatseinfluss und in der großen Anzahl<br />
konkursgefährdeter Banken. Die FZ verfolgt deshalb eine<br />
selektive Förderstrategie, indem sie anstelle der generellen<br />
Kreditversorgung entwicklungspolitisch bedeutsame Teilbereiche<br />
unterstützt, z. B. Mikrokredite zur Förderung von<br />
Kleinunternehmen mit erschwertem Zugang zum Bankensektor<br />
und Kredite für Umweltschutz und Wohnungsbau. Eine<br />
Ausweitung ihres Engagements auf die Infrastrukturfinanzierung,<br />
die den Privatsektor bei Bau und Betrieb der finanzierten<br />
Einrichtungen einbezieht (Public Private Partnership),<br />
wird derzeit diskutiert. In diesem Bereich – sowie insbesondere<br />
im Energiesektor – kann die FZ knappe Haushaltsmittel<br />
durch <strong>KfW</strong>-Marktmittel im Rahmen von Verbund- und<br />
Mischfinanzierungen ergänzen. Dadurch kommt es zu einer<br />
Erhöhung des Mittelvolumens, was im Hinblick auf das<br />
Bemühen der <strong>KfW</strong> um strukturelle Wirkungen von nicht zu<br />
unterschätzender Bedeutung ist. Mit dem selben Ziel sollen<br />
im Finanzsektor entwicklungspolitisch sinnvolle Projekte leistungsfähiger<br />
Banken mit reinen <strong>KfW</strong>-Marktmitteldarlehen<br />
gefördert werden.<br />
41
Regionale Entwicklung<br />
Nach einer Zunahme des durchschnittlichen realen<br />
Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,3 % 1999 erreichte Subsahara-Afrika<br />
im Berichtsjahr 2000 ein Wirtschaftswachstum<br />
von rd. 3,3 %. Damit konnte das durchschnittliche Pro-Kopf-<br />
Einkommen zwar leicht gesteigert werden, doch blieben die<br />
Erfolge der Armutsbekämpfung bei einer Gesamtbetrachtung<br />
des letzten Jahrzehnts unbefriedigend. Zu dem etwas besseren<br />
Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr trugen die günstigeren<br />
Entwicklungen in den beiden großen Volkswirtschaften<br />
Südafrika und Nigeria bei, auf die zusammen rd. die Hälfte<br />
der Wertschöpfung der Region entfällt. Die Zunahme des BIP<br />
betrug in den beiden Ländern in 2000 2,9 % bzw. 3,4 %. In<br />
Südafrika ist dies auf eine Verbesserung der öffentlichen<br />
SUBSAHARA-AFRIKA<br />
42<br />
Finanzpolitik, eine Zunahme der internationalen Wettbewerbsfähigkeit<br />
und das günstige internationale wirtschaftliche<br />
Umfeld zurückzuführen. Nigeria profitierte erheblich von<br />
den stark gestiegenen Weltmarktpreisen für Erdöl, die einen<br />
Ausgleich der Leistungsbilanz und einen Budgetüberschuss<br />
ermöglichten. Die nigerianische Regierung setzte ihre Maßnahmen<br />
zur Eindämmung der Korruption und zur sonstigen<br />
Verbesserung der Regierungsführung fort und konnte Ende<br />
des Jahres eine Umschuldungsvereinbarung im Pariser Club<br />
erreichen.<br />
In den anderen Ländern der Region lag das durchschnittliche<br />
Wirtschaftswachstum mit rd. 3,7 % etwas höher<br />
als in den beiden großen Volkswirtschaften, erreichte jedoch<br />
nicht ganz den Vorjahreswert von 4,1 %. Ernste Probleme der<br />
Regierungsführung einschließlich gewaltsamer interner und<br />
externer Konflikte in einer Reihe von Ländern behindern die<br />
wirtschaftliche Entwicklung. Die Kriege in Äthiopien und<br />
Eritrea konnten zwar im Dezember 2000 durch ein Friedensabkommen<br />
beendet werden, zahlreiche andere Konflikte in<br />
der Region sind jedoch nach wie vor ungelöst. Weitere<br />
Gründe für die suboptimale wirtschaftliche Entwicklung<br />
waren z. B. Wirbelstürme und ausgedehnte Überflutungen in<br />
Mosambik und Dürren in Uganda, Kenia, Eritrea und Äthiopien.<br />
Außerdem setzte sich in den erdölimportierenden Länder<br />
die ungünstige Entwicklung der Terms of Trade fort. Insbesondere<br />
Ghana, Côte d’Ivoire, Niger, Tansania und Uganda<br />
waren davon stark betroffen. Gleichwohl erreichten einige<br />
Länder wie Benin, Burkina Faso, Tansania und Uganda<br />
Wachstumsraten von rund 5 % oder darüber, wozu u. a. die<br />
fortgesetzte Strukturanpassungspolitik beitrug.<br />
Die HIV/AIDS-Rate ist in 2000 weiter angestiegen und<br />
wird zunehmend zum Entwicklungshemmnis und zur<br />
Armutsursache. Über 70 % aller weltweit Infizierten leben in<br />
der Region; der Anteil Subsahara-Afrikas an Neuinfektionen<br />
liegt noch deutlich höher. Besonders betroffen ist das südliche<br />
Afrika: In Botsuana, Swasiland, Simbabwe, Lesotho, Sambia,<br />
Südafrika und Namibia beträgt die Durchseuchungsrate<br />
der erwachsenen Bevölkerung zwischen 19 % (Namibia) und<br />
36 % (Botsuana). Die Pandemie hat weitreichende negative<br />
Auswirkungen auf die Familien, die Gesellschaft, die Wirtschaft<br />
und die Verwaltung. In den am stärksten betroffenen<br />
Ländern wird HIV/AIDS zu einer deutlichen Verringerung der<br />
durchschnittlichen Lebenserwartung und Reduzierung des
Social Marketing von Kondomen – ein wirksamer FZ-Ansatz zur HIV/AIDS-<br />
Bekämpfung.<br />
Bevölkerungswachstums oder sogar zur Abnahme der Bevölkerungszahl<br />
führen. Aufgrund der verschiedenen ungünstigen<br />
Wirkungen dürfte sich das durchschnittliche Pro-Kopf-<br />
Einkommen in diesen Ländern jährlich um ein bis zwei Prozentpunkte<br />
ungünstiger entwickeln, als dies sonst zu erwarten<br />
wäre. Einige Regierungen haben bereits erfolgreiche<br />
Gegenmaßnahmen unternommen. Die entschlossene Präventionspolitik<br />
in Sambia und Uganda hat zu einem Rückgang<br />
der Infektionsraten in den Hochrisikogruppen geführt. Es<br />
bleibt zu hoffen, dass sich andere Länder anschließen. Auch<br />
im Jahr 2000 hat die FZ mit Präventionsprojekten zur<br />
Bekämpfung von HIV/AIDS beigetragen (s. Beispiel zur HIV/<br />
AIDS-Bekämpfung auf S. 32).<br />
Im Berichtsjahr gewann die Ausarbeitung von nationalen<br />
Strategien zur Armutsbekämpfung und die Umsetzung<br />
der erweiterten HIPC-Schuldeninitiative an Dynamik. Bis<br />
Ende 2000 haben Weltbank und IWF der Beteiligung von<br />
achtzehn Ländern der Region an der HIPC-Initiative zugestimmt.<br />
Zuvor hatten sämtliche Länder Strategiepapiere zur<br />
Armutsbekämpfung vorgelegt. Die HIPC-Initiative soll bei<br />
planmäßiger Umsetzung auf weitere dreizehn afrikanische<br />
Länder ausgedehnt werden. Insgesamt würden dann 31<br />
hochverschuldete Entwicklungsländer der Region von einer<br />
Halbierung der durchschnittlichen Schuldendienstquote auf<br />
unter 10 % profitieren, so dass zusätzliche Ressourcen zur<br />
Intensivierung der Armutsbekämpfung zur Verfügung stehen<br />
würden.<br />
Viele Vorhaben der FZ dienten der unmittelbaren<br />
Armutsbekämpfung und hatten teilweise auch Selbsthilfecharakter.<br />
Hierzu gehören z. B. Trinkwasserversorgungsprogramme<br />
mit einer ausgeprägten Partizipation von Nutzergruppen.<br />
Aber auch die geförderten Projekte, die nicht primär<br />
auf Armutsminderung abzielen, wie z. B. die Instandsetzung<br />
von Überlandstraßen, wirken sich oft auf indirektem<br />
Wege positiv auf die Situation der Armen aus.<br />
Gesundheit durch sauberes Wasser.<br />
43
Länderbeispiel Tansania<br />
TANSANIA<br />
Fläche 945.087 km2 Bevölkerung 33 Mio<br />
Bevölkerungswachstum 3,3 % p. a.<br />
Bruttoinlandsprodukt 7,9 Mrd USD<br />
Wirtschaftswachstum 5 % p. a.<br />
Pro-Kopf-Einkommen 255 USD<br />
Lebenserwartung 48 Jahre<br />
Alphabetisierungsquote 72 %<br />
Schuldendienstquote<br />
Armutsquote (internationale<br />
29 %<br />
Armutslinie, 1 USD/Tag) 51 %<br />
Nach der Unabhängigkeit Tansanias 1961 verfolgte der<br />
erste Präsident Julius Nyerere fast ein Vierteljahrhundert<br />
lang eine Politik des „afrikanischen Sozialismus“. Er wollte<br />
eine möglichst egalitäre Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung<br />
aufbauen – unter staatlicher Kontrolle aller Wirtschaftsbereiche.<br />
Staatliche Genossenschaften sollten die<br />
Bevölkerung mit Lebensmitteln und Gütern des täglichen<br />
Bedarfs versorgen. Die Ineffizienz dieser Politik in Verbindung<br />
mit negativen externen Faktoren (Ölkrise, Auflösung<br />
der Ostafrikanischen Wirtschaftsunion und Krieg mit<br />
Uganda) führte letztlich zu ihrem Scheitern und hatte eine<br />
lang anhaltende Wirtschaftskrise zur Folge.<br />
Mit seinem freiwilligen Rücktritt machte Nyerere 1985<br />
den Weg für einen Kurswechsel frei. Seitdem führt Tansania<br />
mit ausländischer Unterstützung eine breit angelegte politische<br />
und wirtschaftliche Liberalisierung durch. Im Oktober<br />
1995 fanden die ersten Parlaments- und Präsidentschaftswahlen<br />
statt, bei denen mehrere Parteien zugelassen waren.<br />
Danach gelang es der Regierung in kurzer Zeit, das Haushaltsdefizit<br />
zu verringern und die Inflationsrate von über<br />
25 % auf 6 % zu reduzieren. Die zweiten freien Wahlen im<br />
Oktober 2000 brachten einen klaren Sieg der bisherigen<br />
Regierungspartei. Lediglich in Sansibar wurde die Teilnahme<br />
der Opposition an den Wahlen massiv behindert.<br />
44<br />
Trotz großer Fortschritte befindet sich Tansania immer<br />
noch im Übergang zur Marktwirtschaft. Außenhandel, Währungspolitik<br />
und Finanzsektor sind liberalisiert. Landwirtschaft,<br />
Handel und Verarbeitendes Gewerbe sind überwiegend<br />
in privater Hand. Die Lohn- und Preisbildung in der gesamten<br />
Volkswirtschaft erfolgt weitgehend durch den Markt.<br />
Reformen und Verkleinerung des öffentlichen Dienstes werden<br />
in Angriff genommen. Das niedrige Gehaltsniveau im<br />
Staatsdienst bleibt jedoch Hauptgrund für eine zu geringe<br />
Motivation der Bediensteten und eine weit verbreitete Korruption.<br />
Umstrukturierung und Privatisierung öffentlicher<br />
Unternehmen schreiten zwar voran, sind jedoch noch lange<br />
nicht abgeschlossen. Ein drückendes Problem ist die immer<br />
noch sehr hohe Auslandsverschuldung Tansanias von rund<br />
8 Mrd USD mit einer hohen Schuldendienstquote von 29 %.<br />
Tansania bleibt damit in starkem Maße von Auslandshilfe<br />
abhängig. Da das Land in den Genuss der erweiterten HIPC-<br />
Initiative kommt, wird der Umfang der öffentlichen Auslandsverschuldung<br />
aber demnächst in nennenswertem<br />
Umfang reduziert werden können.<br />
Tansania ist eines der ärmsten Länder der Welt. Während<br />
das Land im Human Development Report nach seiner<br />
wirtschaftlichen Entwicklung (Pro-Kopf-Einkommen) an 170.<br />
und damit sechsletzter Stelle liegt, entspricht seine soziale<br />
Entwicklung dem 150. Rang (Human Development Index des<br />
UNDP). Arm sind in Tansania vor allem Menschen, die von<br />
der wirtschaftlichen Infrastruktur (insbesondere Transportwegen)<br />
abgeschnitten sind, geringen Zugang zu Gesundheits-<br />
und Bildungseinrichtungen haben und nur von der<br />
Landwirtschaft leben. Die Landwirtschaft ist nach wie vor der<br />
wichtigste Wirtschaftszweig. Dort sind 80 % der Bevölkerung<br />
beschäftigt, die 60 % des Volkseinkommens erwirtschaften.<br />
Als absolut arm gelten rd. die Hälfte der Bevölkerung, d. h.<br />
fast 17 Mio Menschen müssen mit einem Einkommen von<br />
weniger als einem Dollar pro Tag auskommen.<br />
FINANZIELLE ZUSAMMENARBEIT<br />
MIT TANSANIA<br />
Seit Aufnahme der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit<br />
mit Tansania im Jahr 1961 hat <strong>Deutsch</strong>land im<br />
Rahmen der Technischen (TZ) und Finanziellen Zusammenarbeit<br />
(FZ) 1,21 Mrd EURO zur Verfügung gestellt, davon rd.<br />
0,72 Mrd EURO FZ-Mittel. Damit ist Tansania bisher ein
Hauptempfänger deutscher EZ-Mittel in der Region. In der<br />
Vergangenheit hat die FZ insbesondere den Ausbau der physischen<br />
Infrastruktur – Transportwesen, Energie- und Wasserversorgung<br />
– unterstützt. Mit der Konzentration auf<br />
armutsrelevante Sektoren hat jetzt neben der Wasserversorgung<br />
auch das Gesundheitswesen für die FZ an Gewicht<br />
gewonnen.<br />
VERBESSERUNG DES GESUNDHEITSWESENS<br />
Obwohl Tansania zu den ärmsten Ländern der Welt<br />
gehört, verfügte es im Vergleich zu anderen Entwicklungsländern<br />
zeitweise über eine gut ausgebaute Infrastruktur im<br />
Gesundheits- und Bildungsbereich. Als Folge der Wirtschaftskrise<br />
der 80er Jahre und der anhaltenden Finanzkrise des<br />
Staates verschlechterten sich die Leistungen der öffentlichen<br />
Gesundheits- und Bildungseinrichtungen jedoch zunehmend.<br />
Die Folgen: Heute sterben 80 von 1000 Säuglingen; ein<br />
Sechstel aller Kinder stirbt vor Vollendung des fünften<br />
Lebensjahres. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist auf<br />
48 Jahre gesunken und wird bedingt durch 1,5–2 Mio HIV-<br />
Infektionen in den nächsten Jahren weiter abnehmen. Die<br />
tansanische Regierung versucht dem negativen Trend durch<br />
eine weitreichende Gesundheitsreform entgegen zu wirken.<br />
Ihr Programm sieht höhere Ausgaben für den Gesundheitssektor,<br />
eine Verbesserung der medizinischen Versorgung, die<br />
Verlagerung der Verantwortung für die sozialen Einrichtungen<br />
auf die lokale Ebene und damit auf die unmittelbar<br />
Betroffenen sowie eine zunehmende Beteiligung der Nutzer<br />
an der Finanzierung laufender Kosten vor.<br />
Mit FZ-Mitteln werden Gesundheitszentren in ländlichen Gebieten<br />
rehabilitiert.<br />
Seit ihrer Wiederzulassung Mitte der 80er Jahre<br />
kommt dabei den Sozialdiensten der Kirchen eine wichtige<br />
Rolle zu. Etwa 40 % der Gesundheitsdienste für die Bevölkerung<br />
werden mittlerweile durch kirchliche Einrichtungen<br />
geleistet. Die christlichen Kirchen verfügen über ein ständig<br />
wachsendes Netz von Krankenhäusern, Gesundheitszentren<br />
und auch Schulen. Gemeinsam mit den beiden großen deutschen<br />
Kirchen und der GTZ unterstützt deshalb die <strong>KfW</strong> seit<br />
1994 kirchliche Gesundheitseinrichtungen. Mit den Projektmitteln<br />
werden Gesundheitszentren und Krankenhäuser in<br />
ländlichen Regionen instand gesetzt und deren Ausstattung<br />
verbessert. Mit einem revolvierenden Medikamentenfonds<br />
trägt die FZ dazu bei, den chronischen Mangel an Medikamenten<br />
zu beheben. Da medizinisches Gerät bisher in Tansania<br />
nicht regelmäßig gewartet bzw. instand gehalten wird,<br />
werden mit Unterstützung der FZ vier regionale Wartungsund<br />
Reparaturzentren eingerichtet. Alle Maßnahmen sind<br />
auf der Grundlage der Gesundheitsreform in das neue Prinzip<br />
einer dezentralen und bevölkerungsnahen Verwaltung<br />
eingebettet.<br />
Komplementär zu den dezentralen Einzelvorhaben<br />
wird die FZ ab 2001 die Gesundheitsreform des Landes<br />
gemeinsam mit anderen Gebern unterstützen. Als ein für die<br />
FZ neuartiges Instrument soll dabei das „basket funding“<br />
erprobt werden, bei dem einzelne Geber ihre Beiträge in<br />
einen Korb einzahlen, der für die Finanzierung festgelegter<br />
45<br />
D.R.<br />
Kongo<br />
Uganda<br />
Ruanda<br />
Burundi<br />
Sambia<br />
TANSANIA<br />
Malawi<br />
Kenia<br />
Daressalam<br />
Mosambik
Länderbeispiel Tansania<br />
Verwendungszwecke unter Anwendung einheitlicher Abwicklungsverfahren<br />
zur Verfügung steht.<br />
SICHERSTELLUNG DER WASSERVERSORGUNG<br />
Der Bereich Trinkwasser, Wassermanagement, Abwasser-<br />
und Abfallentsorgung ist seit langem ein Schwerpunkt<br />
der Zusammenarbeit mit Tansania. Das Land reorganisiert seit<br />
1991 Zuständigkeiten und Verantwortung in der städtischen<br />
und ländlichen Wasserversorgung. In Abkehr von der sozialistisch<br />
geprägten Sektorpolitik – kostenlose Bereitstellung<br />
von Trinkwasser und Bündelung sämtlicher Kompetenzen<br />
beim Wasserministerium – ist die Verantwortung zunehmend<br />
auf lokale Entscheidungsträger verlagert worden. Von den<br />
Nutzern wird erwartet, dass sie Wassergebühren bezahlen<br />
und dadurch die Betriebskosten tragen. Nach Möglichkeit<br />
sollen sie sich auch an der Finanzierung von Investitionen<br />
beteiligen, ggf. durch Eigenleistungen. Damit soll die Nachhaltigkeit<br />
von Vorhaben im Wassersektor verbessert werden.<br />
Diese Reformen sind auch das Ergebnis eines langjährigen<br />
Dialogs, der auf allen Ebenen der deutsch-tansanischen<br />
Zusammenarbeit geführt wurde.<br />
Nach zehn Jahren Reformprozess wurden einige Ergebnisse<br />
erzielt. So ist Mitte 1994 in drei im Norden des Landes<br />
gelegenen Städten die Verantwortung für die Wasserversorgung<br />
auf neu gegründete lokale Wasserwerke übergegangen.<br />
In diesen Städten werden im Rahmen der FZ die Wasserversorgungssysteme<br />
saniert und erweitert, um die dort lebenden<br />
600.000 Menschen mit hygienisch unbedenklichem Trink-<br />
Die Zielgruppen wirken beim Bau von Wasserversorgungsanlagen im<br />
Hai-Distrikt mit.<br />
46<br />
wasser zu versorgen. Darüber hinaus werden die Wasserwerke<br />
durch ein zusätzliches Ausbildungsprogramm in ihren<br />
Anstrengungen unterstützt, die Geschäftspolitik privatwirtschaftlich<br />
auszurichten und ihre Dienstleistungen kundenorientierter<br />
anzubieten. Die positiven Erfahrungen mit den<br />
Versorgungsbetrieben der drei Städte, die inzwischen ihre<br />
gesamten Betriebs- und Wartungskosten aus eigenen Mitteln<br />
bestreiten können, haben das Wasserministerium dazu veranlasst,<br />
diesen Ansatz auf weitere Städte auszudehnen. Inzwischen<br />
wurde die Wasserversorgung von insgesamt 18<br />
Regionalstädten nach diesem Modell reorganisiert. Die Versorgungsgesellschaften<br />
der Städte sind dadurch auch finanziell<br />
weitgehend unabhängig vom Ministerium. Im Süden<br />
Tansanias sind weitere FZ-Projekte der städtischen Wasserversorgung<br />
in Vorbereitung.<br />
Der Reformprozess findet auch im ländlichen Raum<br />
statt. Seit 1994 können größere ländliche Versorgungssysteme<br />
von den Nutzern selbst auf Kostendeckungsbasis<br />
betrieben werden. Im Hai-Distrikt, der sich südlich und westlich<br />
des Kilimanjaro befindet, konnte mit Unterstützung der<br />
FZ ein finanziell unabhängiges und von der Zielgruppe getragenes<br />
Durchführungs- und Betriebskonzept umgesetzt werden.<br />
Mit dem Vorhaben wird die Gefährdung der Bevölkerung<br />
durch wasserinduzierte Krankheiten verringert, indem<br />
die vorhandenen, technisch völlig desolaten Wasserversorgungssysteme<br />
sukzessive rehabilitiert und erweitert werden.<br />
Durch verbrauchsabhängige Nutzergebühren werden die<br />
Betriebs-, Wartungs- und Reparaturkosten der Systeme vollständig<br />
durch die im Projektgebiet lebende Bevölkerung<br />
finanziert. Somit ist eine wichtige Voraussetzung für eine<br />
nachhaltige Nutzung des Vorhabens erfüllt.<br />
NATURSCHUTZ DURCH PARTIZIPATION<br />
DER ANRAINER<br />
Tansania ist für seine einzigartigen Naturschutzgebiete,<br />
wie die Serengeti oder den Ngorongoro-Krater, weltweit<br />
bekannt. Zum Schutz der vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt<br />
sind 24 % der Landesfläche als Wildschutzgebiete<br />
und weitere 14 % als Waldschutzgebiete ausgewiesen. Hohes<br />
Bevölkerungswachstum in Verbindung mit weit verbreiteter<br />
ländlicher Armut hat aber auch in Tansania zu einem stärker<br />
werdenden Druck auf die Schutzgebiete geführt. Ihr ökologisches<br />
Gleichgewicht wird durch Wilderei, Überweidung,
Holzeinschlag und ackerbauliche Nutzung zunehmend<br />
gefährdet.<br />
Seit 1995 unterstützt die FZ in Kooperation mit der TZ<br />
den Erhalt des Selous-Wildreservates, das abseits üblicher<br />
Touristenrouten liegt. Wegen seiner ökologischen Vielfalt<br />
und seiner immensen Ausdehnung von 45.000 km2 (etwa die<br />
Größe der Schweiz) ist ihm von der UNESCO der Status eines<br />
Weltnaturerbes zuerkannt worden. Die 200.000 Anrainer des<br />
Selous leben mehrheitlich in kleinbäuerlichen, subsistenzorientierten<br />
Haushalten mit niedriger Arbeitsproduktivität<br />
und geringem Einkommen.<br />
Armut und die wachsende Zahl der Anrainer gefährden<br />
zunehmend das Selous-Ökosystem. Um dieser Tendenz entgegen<br />
zu wirken, legt das Kooperationsvorhaben großen<br />
Wert auf die Einbindung und Förderung der Anrainer. Im<br />
Zentrum steht die mit TZ-Unterstützung geplante Einführung<br />
eines „Community Wildlife Management“, mit dem ein<br />
seit der deutschen Kolonialzeit bestehendes Jagdverbot in<br />
der Randzone aufgehoben wird. Bei Erfüllung bestimmter<br />
Auflagen ist es Anrainergemeinden gestattet, in der Rand-<br />
zone zu jagen und Wildbret eigenverantwortlich zu vermarkten.<br />
Für die Anrainer erlangen Wildtiere damit einen Wert.<br />
Wilderei wird zunehmend sozial geächtet, schädigt sie doch<br />
eine wichtige Einkommensquelle der Gemeinschaft. Erste<br />
Erfolge zeichnen sich bereits ab. Die Elefantenpopulation ist<br />
nach einem Rückgang von ehemals über 100.000 auf 30.000<br />
Tiere im Jahr 1988 inzwischen wieder auf rd. 50.000 gestiegen.<br />
47<br />
KONZENTRATION AUF SCHWERPUNKTE<br />
Im Jahr 2000 haben sich die Bundesregierung und die<br />
tansanische Regierung darauf geeinigt, die Entwicklungszusammenarbeit<br />
künftig auf die Bereiche Gesundheit und<br />
Trinkwasserversorgung zu konzentrieren. In diesen unmittelbar<br />
armutsrelevanten Bereichen sollen TZ und FZ gemeinsam<br />
die notwendigen Reformbestrebungen der tansanischen<br />
Seite unterstützen. Das Engagement im Naturschutz, das<br />
durch partizipatives Vorgehen auch erfolgreich zur Armutsminderung<br />
der Anrainer beigetragen hat, wird infolge dieser<br />
Konzentration in den nächsten Jahren auslaufen.
Regionale Entwicklung<br />
Mit FZ im Einfachwohnungsbau die Selbsthilfefähigkeit der Armen in<br />
El Salvador stärken.<br />
Wirtschaftlich brachte das Millenniumsjahr den meisten<br />
lateinamerikanischen Ländern eine insgesamt positive<br />
Entwicklung: Das durchschnittliche Wachstum lag real bei rd.<br />
4 % und damit leicht höher als im Vorjahr. Damit wurde ein<br />
Anstieg des durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommens um<br />
knapp 3 % auf 3.700 USD erzielt. Die Inflationsrate in der<br />
Region blieb durchschnittlich im einstelligen Bereich. Der<br />
Zufluss ausländischer Direktinvestitionen war zwar schwächer<br />
als im Vorjahr, lag aber mit 52 Mrd USD weiter auf<br />
hohem Niveau und deckte einen erheblichen Teil der jeweiligen<br />
Leistungsbilanzdefizite ab. Das Import- und Exportvolumen<br />
stieg deutlich gegenüber dem Vorjahr an, wobei sich<br />
gerade auch der intraregionale Handel in der Andengemeinschaft<br />
und im Mercosur erfreulich belebte. Schließlich nutzten<br />
die Länder weiterhin Privatisierungschancen, und der Privatsektor<br />
beteiligte sich stärker an Investitionen in die<br />
öffentliche Infrastruktur. Der Zugang zu den internationalen<br />
Kapitalmärkten hat sich für Lateinamerika zweifellos verbessert;<br />
allerdings sind erhebliche Risikozuschläge zu zahlen.<br />
Auch Krisen außerhalb der Region wirken sich sofort auf die<br />
Bonitätseinschätzung lateinamerikanischer Länder aus,<br />
wodurch der ohnehin hohe Schuldendienst (durchschnittlich<br />
50 % der Exporterlöse) weiter ansteigt.<br />
LATEINAMERIKA<br />
48<br />
Wie in den Vorjahren standen positiven Tendenzen in<br />
einigen Ländern auch problematische Entwicklungen in<br />
anderen gegenüber: In Mexiko, einem Schlüsselland Lateinamerikas,<br />
einigen Ländern Zentralamerikas und der Karibik<br />
wurden im Jahr 2000 beachtliche Wachstumsraten erzielt. In<br />
den Andenländern war das Bild uneinheitlich: Chile wies eine<br />
stabile Entwicklung auf, und auch Venezuela und Kolumbien<br />
konnten trotz einiger innenpolitischer Turbulenzen befriedigende<br />
wirtschaftliche Ergebnisse erzielen. In Peru führte die<br />
politische Krise zu Anspannungen im Wirtschafts- und<br />
Finanzsystem, und auch in Ecuador hält die Wirtschafts- und<br />
Finanzkrise an. Die wichtigsten Mercosur-Länder, Brasilien<br />
und Argentinien, weisen ebenfalls sehr unterschiedliche<br />
Ergebnisse auf: Das größte Land des Subkontinents, Brasilien,<br />
konnte mit einer Wachstumsrate von rd. 4 % die Rezession<br />
des Vorjahres überwinden. Dagegen ist das Nachbarland<br />
Argentinien weiterhin um eine Lösung seiner Rezession und<br />
Finanzkrise bemüht und erhielt hierfür eine wichtige Unterstützung<br />
des Internationalen Währungsfonds.<br />
Das Wirtschaftswachstum reichte in allen Ländern<br />
abermals nicht zum Abbau von Arbeitslosigkeit und Armut<br />
aus. Die öffentlichen Finanzen befinden sich nur in wenigen<br />
Ländern in einem befriedigenden Zustand. Das Niveau produktiver<br />
Investitionen ist unzureichend und beeinträchtigt<br />
somit auch mittel- und langfristig die Wettbewerbsposition<br />
Lateinamerikas in der Weltwirtschaft. Einige Experten warnen<br />
auch vor den Gefahren, die von der in einzelnen Ländern<br />
bereits erkennbaren Schwächung demokratischer und politischer<br />
Institutionen auf die wirtschaftliche und soziale Lage<br />
ausgehen.<br />
Die Regierungen Lateinamerikas erkennen durchweg<br />
an, dass die Lösung sozialer Probleme Priorität haben muss.<br />
Zweifellos ist der Weg dorthin aber noch weit, obwohl die<br />
Zahl der Armen sowohl absolut (1998 verfügten 61 Mio<br />
Lateinamerikaner über weniger als einen Dollar pro Kopf) als<br />
auch relativ gesunken ist (12 % der Bevölkerung leben unter<br />
dieser Grenze). Weiter verbessert haben sich auch soziale<br />
Indikatoren wie z. B. Alphabetisierungsquote, Kindersterblichkeit<br />
und Lebenserwartung. Hingegen bestehen nach wie<br />
vor große Unterschiede im Zugang zu sozialen Leistungen<br />
sowie in der Verteilung von Vermögen und Einkommen.<br />
Besonders benachteiligt sind vielfach die Bewohner ländlicher<br />
Regionen, ethnische Minderheiten sowie Frauen. Die
nach wie vor ungleiche Landverteilung trägt zur zerstörerischen<br />
Nutzung der Natur, insbesondere der Tropenwälder,<br />
bei. Brandrodung und Abholzung bedrohen weiterhin die<br />
Artenvielfalt. Gefährdet sind aber auch Potenziale der Tropenwälder,<br />
die der Bevölkerung als Einkommensquelle dienen<br />
könnten. In wie weit der Subkontinent von einem Ressourcentransfer<br />
im Rahmen der so genannten „Kyoto Instrumente“<br />
zur Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen profitieren<br />
wird, bleibt abzuwarten. Die wirtschaftlichen Perspektiven<br />
Lateinamerikas für das Jahr 2001 sind ähnlich günstig<br />
wie im Vorjahr. Einen gewissen Unsicherheitsfaktor stellt<br />
jedoch die weitere Entwicklung in den USA dar. Die Regierungen<br />
müssten sich ergebende finanzielle Spielräume<br />
weiterhin nutzen, um ihre Reformpolitiken zu vertiefen, die<br />
öffentlichen Finanzen zu konsolidieren, zukunftsfähige<br />
Investitionen zu realisieren und vor allem das soziale Gefälle<br />
abzubauen.<br />
FINANZIELLE ZUSAMMENARBEIT<br />
MIT LATEINAMERIKA<br />
Die Zusagen für Lateinamerika erreichten im Jahr 2000<br />
mit rund 135 Mio EURO nicht ganz die erwartete Höhe. Der<br />
sektorale Schwerpunkt lag wiederum bei Vorhaben der Wasserver-<br />
und Abwasserentsorgung in den Ländern Bolivien,<br />
Peru, Guatemala und Nicaragua. Zusammen mit weiteren<br />
Zusagen für ein Wohnungsbauprojekt in Kolumbien und der<br />
Fortsetzung der Förderung des Sozialinvestitionsfonds in<br />
Guatemala machte der Förderbereich „Soziale Infrastruktur“<br />
über die Hälfte aller Neuzusagen aus. Damit wird deutlich,<br />
dass in der Bekämpfung der Armut auch weiterhin ein<br />
Schwerpunkt der Finanziellen Zusammenarbeit (FZ) mit<br />
Lateinamerika liegt. Dabei leistet die FZ nicht nur einen<br />
direkten Beitrag zur Verbesserung der Lebensverhältnisse<br />
armer Bevölkerungsschichten, sondern stärkt zunehmend<br />
auch die Organisationsfähigkeit von Armen in Selbsthilfegruppen.<br />
Damit trägt sie auch zur Stärkung des Demokratiebewusstseins<br />
in der Bevölkerung bei. Parallel hierzu führen<br />
die Projektträger einkommensschaffende und beschäftigungsorientierte<br />
Maßnahmen für ärmere Teile der Bevölkerung<br />
durch, z. B. in einem neuen Bewässerungsprojekt in<br />
Bolivien.<br />
Die <strong>KfW</strong> unterstützt den Ausbau von wirtschaftlicher<br />
Infrastruktur und verbessert dadurch die Voraussetzung für<br />
die Entwicklung ökonomischer Aktivitäten. In dieser Hinsicht<br />
sind für den Energiesektor in der Dominikanischen Republik<br />
und in Jamaika nennenswerte Neuzusagen gemacht worden.<br />
Dabei wird auch die Förderung erneuerbarer Energiequellen<br />
zunehmend wichtiger, z. B. durch die Nutzung vorhandener<br />
Wasserkraftressourcen anhand von Kleinwasserkraftwerken<br />
in Ländern der Karibik. Einen weiteren Schwerpunkt der<br />
Zusammenarbeit bildete – mit fast 25 % der Zusagen – der<br />
Schutz bzw. die nachhaltige Nutzung von natürlichen<br />
Ressourcen. Ferner wurden Neuzusagen für vier weitere Projekte<br />
in Bolivien, Paraguay, Guatemala und Costa Rica<br />
gemacht. Die Bundesregierung hat erneut zusätzliche Mittel<br />
für das „Pilotprogramm zur Erhaltung der tropischen Regenwälder<br />
– PP/G7“ in Brasilien zur Verfügung gestellt, nachdem<br />
eine umfassende internationale Zwischenevaluierung dem<br />
Programm insgesamt gute Erfolge bescheinigt hatte. Das<br />
PP/G7 trägt neben dem Erhalt des Tropenwaldes auch zur<br />
Verbesserung der Lebensbedingungen der Armen bei, indem<br />
es diese dabei unterstützt, durch eine nachhaltige Nutzung<br />
der Wälder ihr Einkommen zu sichern.<br />
Die vom BMZ eingeleitete Schwerpunktsetzung (s. S.<br />
12) hat auch die Entwicklungszusammenarbeit mit Lateinamerika<br />
in 2000 geprägt. Bei Regierungsverhandlungen und<br />
Konsultationen kristallisierte sich vielfach der Umwelt- und<br />
Ressourcenschutz als Schwerpunktbereich heraus. Die FZ<br />
begann erfolgreich, ihr erweitertes Finanzierungsinstrumentarium<br />
einzusetzen. So wurden in drei Ländern Vorhaben für<br />
eine Verbundfinanzierung (Erläuterung des Begriffs s. S. 64)<br />
vorbereitet.<br />
49
Länderbeispiel Nicaragua<br />
NICARAGUA<br />
Fläche 130.000 km2 Bevölkerung 5 Mio<br />
Bevölkerungswachstum 2,5 % p. a.<br />
Bruttoinlandsprodukt 2,4 Mrd USD<br />
Wirtschaftswachstum 5,1 % p. a.<br />
Pro-Kopf-Einkommen 430 USD<br />
Lebenserwartung 68 Jahre<br />
Alphabetisierungsquote 68 %<br />
Schuldendienstquote (2001, geschätzt)<br />
Armutsquote (internationale<br />
21 %<br />
Armutslinie, 1 USD/Tag) 44 %<br />
Nicaragua ist mit einem Pro-Kopf-Einkommen von nur<br />
430 USD nach Haiti das ärmste Land in Lateinamerika und<br />
der Karibik. In den 80er Jahren hatte die auf den Sturz des<br />
Diktators Somoza folgende Machtergreifung der Sandinisten,<br />
die ein sozialistisches Gesellschaftsmodell anstrebten,<br />
zur internationalen Isolierung des Landes geführt. Ein in den<br />
Ost-West-Konflikt eingebetteter blutiger Bürgerkrieg folgte,<br />
der erst Ende der 80er Jahre sein Ende fand. Zu diesem Zeitpunkt<br />
war Nicaragua wirtschaftlich völlig zerrüttet: Das Pro-<br />
Kopf-Einkommen war im Vergleich zu den Vorkriegsjahren<br />
dramatisch gesunken, die Privatunternehmer hatten das<br />
Land verlassen, und die außerordentlich hohen Militärausgaben<br />
hatten zu einem großen Haushaltsdefizit und einer<br />
Hyperinflation von bis zu 34.000 % im Jahr beigetragen. Ein<br />
weiteres schwieriges Problem lag in der tiefen gesellschaftlichen<br />
Spaltung zwischen den Anhängern der Sandinisten<br />
und den Kräften, die siegreich aus den ersten freien Wahlen<br />
im Jahre 1990 hervorgegangen waren und das Land auf den<br />
schwierigen Weg des inneren Friedens, der Demokratisierung<br />
und der wirtschaftlichen Stabilisierung bringen mussten. Die<br />
Präsidentin Chamorro (1990–1996) hatte tiefgreifende politische,<br />
gesellschaftliche, wirtschaftliche und soziale Reformen<br />
eingeleitet, die von ihrem Nachfolger, Präsident Alemán,<br />
fortgeführt wurden. Diese beinhalten die Schaffung attraktiver<br />
Rahmenbedingungen für die Wiederbelebung der Privatwirtschaft,<br />
die Rückgabe des verstaatlichten Privatbesitzes,<br />
die Auflösung der ineffizienten Staatsmonopole und den<br />
Abbau des aufgeblähten Staatssektors. Trotz der außerge-<br />
50<br />
wöhnlich schwierigen Ausgangsbedingungen ist es Nicaragua<br />
in den letzten 10 Jahren vor allem durch eine konsequente<br />
Liberalisierung der Wirtschaft gelungen, den negativen<br />
Trend umzukehren. Das jährliche Wirtschaftswachstum<br />
schwankte in den letzten Jahren zwischen 4 und 7 %; die<br />
Inflationsrate ist auf 7 % gesunken. Einen schweren Rückschlag<br />
in der Entwicklung brachte der Hurrikan Mitch, der<br />
Ende 1998 in Nicaragua 3.000 Menschenleben gefordert und<br />
sehr hohe materielle Schäden angerichtet hat.<br />
Ein Kernproblem Nicaraguas ist seine untragbar hohe<br />
Auslandsverschuldung. 1999 betrug die Schuldenlast das<br />
Dreifache des Bruttoinlandsprodukts, obgleich die Auslandsschuld<br />
in den Vorjahren durch Schuldenerlasse erheblich verringert<br />
worden war. Auch <strong>Deutsch</strong>land erließ dem Land einen<br />
Teil seiner Schulden. Eine Lösung dieses Problems dürfte sich<br />
ab 2001 durch die bevorstehende Einbeziehung Nicaraguas in<br />
die HIPC (Heavily Indebted Poor Countries)-Initiative ergeben.<br />
Dadurch wird sich das Verhältnis der Schuldendienstleistungen<br />
zu den Exporterlösen auf eine tragbare Höhe verringern.<br />
Der Anteil der in Armut lebenden Menschen an der<br />
Gesamtbevölkerung ist trotz einer leichten Verringerung in<br />
den letzten Jahren mit 48 % außerordentlich hoch. Zwar<br />
haben 63 % der Bevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser,<br />
die Versorgungsqualität ist jedoch überwiegend schlecht.<br />
Der Bildungsstand der Bevölkerung ist sehr niedrig; die Analphabetenquote<br />
unter den über 15 Jahre alten Nicaraguanern<br />
liegt bei 32 %. Auch die Sterberate der Kinder unter 5 Jahren<br />
ist mit 42 je 1.000 Neugeborene sehr hoch.<br />
Die FZ unterstützt die Menschen beim Wiederaufbau nach Naturkatastrophen.
Mit ihrer Wirtschafts- und Sozialpolitik zielt die amtierende<br />
Regierung Alemán mit großem Nachdruck auf die Verbesserung<br />
der Rahmenbedingungen für Privatinvestitionen<br />
und die Förderung der ländlichen Entwicklung ab. Grundlage<br />
dieser Politik ist ein mit dem Internationalen Währungsfonds<br />
(IWF) 1998 vereinbartes Programm umfangreicher Strukturanpassungen.<br />
Seit Anfang 2000 erarbeitet Nicaragua im Rahmen der<br />
HIPC-Initiative eine Strategie zur Armutsreduzierung, die<br />
eine umfassende und konsistente Zusammenfassung der einzelnen<br />
Politikbereiche in ein schlüssiges Gesamtkonzept zum<br />
Inhalt hat. Der im August 2000 vorgelegte Entwurf dieser<br />
Strategie durchläuft zurzeit einen Diskussionsprozess mit der<br />
Zivilgesellschaft. Dies ist neben den mit dem IWF vereinbarten<br />
Strukturanpassungen eine Voraussetzung für die weitreichende<br />
Entschuldung Nicaraguas im Rahmen der HIPC-<br />
Initiative. Die Armutsbekämpfungsstrategie des Landes stützt<br />
sich auf die vier Säulen „Wirtschaftliches Wachstum und<br />
Strukturreformen“, „Förderung des Humankapitals“, „Soziale<br />
Sicherung“ und „Gute Regierungsführung“. Als zentrale<br />
Querschnittsaufgaben sieht die Regierung die Bereiche<br />
„Umweltschutz“, „Dezentralisierung“ und „Sozialen Ausgleich“.<br />
Während die Regierung Chamorro eine Politik der Aussöhnung<br />
und Verständigung verfolgte und damit wesentlich<br />
zur Befriedung des Landes nach Ende des Bürgerkriegs beigetragen<br />
hat, hat der Kurs der Regierung Alemán die politische<br />
Polarisierung deutlich verschärft. Dies hat zu einer Vertrauenskrise<br />
bei Teilen der Zivilgesellschaft und der internationalen<br />
Gebergemeinschaft geführt. Von den meisten biund<br />
multilateralen Gebern werden daher verstärkt gute<br />
Regierungsführung, Entwicklungsorientierung und Transparenz<br />
staatlichen Handels eingefordert, vor allem auch im<br />
Hinblick auf die Entschuldungsinitiative.<br />
DIE FINANZIELLE ZUSAMMENARBEIT<br />
MIT NICARAGUA<br />
Nicaragua ist ein Schwerpunktland der deutschen FZ.<br />
Seit Beginn der FZ 1971 wurden Entwicklungsvorhaben im<br />
Gesamtvolumen von rund 250 Mio EURO finanziert. Nach<br />
einer Unterbrechung während des Bürgerkriegs wurde die FZ<br />
zu Beginn der 90er Jahre wieder in vollem Umfang aufge-<br />
nommen. Seitdem konzentriert sie sich mit einer Reihe von<br />
Vorhaben der Armutsbekämpfung auf die Verbesserung der<br />
Lebensverhältnisse im ländlichen Raum. Mit anderen Vorhaben<br />
schafft die FZ die Voraussetzungen für wirtschaftliches<br />
Wachstum und dadurch die Bedingung für mehr Beschäftigung<br />
und Einkommen.<br />
Bei den deutsch-nicaraguanischen Regierungsverhandlungen<br />
2000 wurde vereinbart, die bilaterale Zusammenarbeit<br />
stärker auf die folgenden vier – für die Entwicklung<br />
des Landes prioritären – Schwerpunktbereiche zu konzentrieren<br />
und diese Bereiche in den Kontext der Armutsbekämpfungsstrategie<br />
einzuordnen. Grundlage der Zusammenarbeit<br />
sind Schwerpunktstrategiepapiere. In diesen<br />
Dokumenten wird die besondere Bedeutung von Reformen<br />
zur Verbesserung der sektorpolitischen und institutionellen<br />
Rahmenbedingungen als Voraussetzung für den nachhaltigen<br />
Erfolg der FZ-Projekte festgeschrieben.<br />
51<br />
El<br />
Salvador<br />
Honduras<br />
Managua<br />
NICARAGUA<br />
Costa Rica<br />
MODERNISIERUNG DES STAATES<br />
Das wichtigste Ziel der FZ im Bereich „Modernisierung<br />
des Staates“ ist die Förderung dezentraler, demokratischer<br />
Strukturen. Dabei werden insbesondere Kommunalverwaltungen<br />
und Zivilgesellschaft gestärkt und ihre Beteiligung an<br />
der Erarbeitung und Umsetzung von Entwicklungsplanungen<br />
und Entscheidungen gefördert, die sie unmittelbar betreffen.
Länderbeispiel Nicaragua<br />
Im Rahmen der Sozialinvestitionsfonds-Programme der FZ<br />
konnte schrittweise ein größerer Einfluss der Begünstigten<br />
auf Auswahl, Durchführung und Betrieb „ihrer“ Projekte<br />
(Schulen, Gesundheitsposten, Wasserversorgung, Latrinen)<br />
erreicht werden. In letzter Zeit gilt dies verstärkt auch für die<br />
Kommunalverwaltungen, denen der Fonds je nach ihrer institutionellen,<br />
personellen und finanziellen Kapazität sukzessive<br />
das eigenverantwortliche Projektmanagement überträgt. Der<br />
Fonds war Anfang der 90er Jahre zur Abfederung von kurzfristigen<br />
negativen sozialen Folgen der Strukturanpassungsprogramme<br />
geschaffen worden. Durch eine intensive Koordination<br />
mit den größten multilateralen Gebern des Sozialinvestitionsfonds,<br />
der Weltbank und der Interamerikanischen<br />
<strong>Entwicklungsbank</strong> (IDB) gelang es der <strong>KfW</strong>, über ihren Beitrag<br />
zur Armutsminderung hinaus einen Wandel des Fonds in<br />
Richtung auf die Stärkung dezentraler und demokratischer<br />
Strukturen im Lande zu bewirken.<br />
Unterstützung von Sozialinvestitionsfonds für bessere Schulbauten.<br />
52<br />
TRINKWASSERVERSORGUNG<br />
UND ABWASSERENTSORGUNG<br />
Unter der quantitativ und qualitativ schlechten Versorgung<br />
mit Trinkwasser leidet in Nicaragua die Gesundheit und<br />
Hygiene vieler armer Familien, die überwiegend auf dem Land<br />
leben. Zudem wird die Umwelt durch die unzureichende Entsorgung<br />
von Abwasser belastet. Daher reicht das FZ-Engagement<br />
von Projekten im ländlichen Raum (dezentrale Wasserversorgung,<br />
Latrinen) über Klein- und Mittelstädte (zentrale<br />
Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung) bis hin zur Hauptstadt<br />
Managua (Kläranlage zum Schutz des Managua-Sees).<br />
Entsprechend liegen die Betriebszuständigkeiten entweder bei<br />
Nutzerkomitees, regionalen Wasserversorgungsgesellschaften<br />
oder der nationalen Betreibergesellschaft ENACAL. Allen Vorhaben<br />
gemeinsam ist die konsequente Verknüpfung der Investitionsfinanzierung<br />
aus FZ-Mitteln mit Fortschritten bei der<br />
Reform im Trinkwasser- und Abwassersektor. Dies geschieht in<br />
enger Abstimmung mit der IDB als wichtigstem Finanzier in<br />
diesem Sektor. Oberstes Förderziel ist, die Versorgung mit<br />
Trinkwasser dauerhaft zu verbessern, was einen nachhaltigen
Betrieb voraussetzt. Hierzu müssen die durchschnittlichen<br />
Wassertarife zunächst zumindest die Betriebskosten, längerfristig<br />
aber die gesamten Kosten decken. Gleichzeitig muss bei<br />
der Gestaltung der Tarifstruktur die geringe Zahlungsfähigkeit<br />
armer Zielgruppen berücksichtigt werden. Dies erfordert eine<br />
systematische Ausbildung der Nutzerkomitees im ländlichen<br />
Raum und bei städtischen Systemen eine deutliche Effizienzsteigerung<br />
durch die Beteiligung der Privatwirtschaft, z. B. in<br />
Form von Managementverträgen.<br />
Erste wesentliche sektorpolitische Erfolge sind bereits<br />
erzielt worden: die institutionelle Trennung von Aufsichtsbehörde<br />
und Betreibergesellschaften, die Verabschiedung der<br />
gesetzlichen Grundlagen zur Dezentralisierung und Konzessionierung<br />
städtischer Systeme sowie die Erarbeitung und<br />
Umsetzung von Tarifplänen, die eine sukzessive Annäherung<br />
an die Kostendeckung erlauben. Fortschritte wurden auch bei<br />
der Einbeziehung des Privatsektors in Form von Public Private<br />
Partnership-Ansätzen erzielt. So ist die Auslagerung des<br />
Betriebs der Wasser- und Abwassersysteme an private Unternehmen<br />
in der Form eines Managementvertrages fester<br />
Bestandteil von zwei der insgesamt drei FZ-Vorhaben.<br />
53<br />
WIRTSCHAFTS- UND<br />
BESCHÄFTIGUNGSFÖRDERUNG<br />
Vor dem Hintergrund der noch immer geringen Wirtschaftskraft<br />
und der hohen Arbeitslosigkeit ist die Wirtschafts-<br />
und Beschäftigungsförderung ein zentrales Element<br />
der FZ. Dabei stehen Klein(st)- und mittlere Betriebe im<br />
Vordergrund, die in hohem Maße Beschäftigung und Einkommen<br />
schaffen. Der bislang fehlende Zugang zu Finanzdienstleistungen,<br />
insbesondere zu Krediten, beeinträchtigt<br />
das Entwicklungspotenzial dieser Betriebe. Mit der Unterstützung<br />
eines neuen Mikrokreditinstituts soll diese Lücke<br />
nun geschlossen werden. Zusammen mit privaten Kapitalgebern<br />
plant die <strong>KfW</strong>, Finanzmittel für die Mikrobank bereitzustellen,<br />
mit denen Betriebe ihre Investitionen finanzieren<br />
können.<br />
Da die Stromversorgung in den 90er Jahren einer der<br />
größten Engpässe der wirtschaftlichen Entwicklung Nicaraguas<br />
war, fördert die FZ mit bislang vier Projekten die<br />
Modernisierung des Stromsektors. Auf diese Weise trägt sie<br />
zum wirtschaftlichen Wachstum und zur Beschäftigung im<br />
Großraum der Hauptstadt bei. Ein fünftes Programm außerhalb<br />
Managuas soll 2001 beginnen. Im September 2000<br />
gelang die Privatisierung der Stromverteilungsunternehmen.<br />
In Verbindung mit einem inzwischen kostendeckenden Tarifsystem<br />
ist dadurch der Grundstein für eine nachhaltig verbesserte<br />
Stromversorgung gelegt. Der Mangel an Stromversorgung<br />
stellte für die Betriebe bisher einen gravierenden<br />
Engpass dar.<br />
SCHUTZ UND NACHHALTIGE NUTZUNG<br />
NATÜRLICHER RESSOURCEN<br />
Ressourcenschutz ist der vierte Schwerpunkt der deutschen<br />
Entwicklungszusammenarbeit. Dabei trägt die FZ in<br />
Kooperation mit der TZ zum Erhalt des Biosphärenreservats<br />
BOSAWAS im nicaraguanischen Regenwald bei. Der Wald ist<br />
Teil eines wichtigen biologischen Korridors, der sich von<br />
Guatemala im Norden bis Kolumbien im Süden erstreckt.
Regionale Entwicklung<br />
NORDAFRIKA UND NAHER OSTEN<br />
Zugang zu Wasser – Grundlage für Entwicklung und Frieden in dieser Region.<br />
Der Zusammenbruch des nahöstlichen Friedensprozesses<br />
im Herbst 2000 hat die Hoffnungen auf eine prosperierende<br />
Entwicklung der Region deutlich gedämpft. Der Konflikt<br />
zwischen Israel und den Palästinensischen Gebieten lässt<br />
nicht nur die erwartete Gründung eines lebensfähigen palästinensischen<br />
Staates in weite Ferne rücken, sondern verhindert<br />
bis auf Weiteres auch einen Friedensvertrag zwischen<br />
Israel und Syrien.<br />
Die beiden jungen Könige in Marokko und Jordanien<br />
genießen große Popularität, die ihnen eine beschleunigte<br />
Fortführung der von ihren Vätern begonnenen Reformen<br />
ermöglicht. Im Jahr 2000 erfolgte auch in Syrien ein Generationenwechsel,<br />
indem nach dem Tod von Hafiz al Assad dessen<br />
Sohn Bashar das Präsidentenamt übernahm. Dieser hat<br />
ein schwieriges Erbe angetreten. Notwendige Reformen richten<br />
sich zum Teil gegen die bisherigen Stützen der Herrschaft<br />
seines Vaters, so dass kaum mit einer raschen Öffnung<br />
Syriens gerechnet werden kann.<br />
Das Bevölkerungswachstum in der Region verlangsamt<br />
sich zwar, beträgt aber immer noch rund 2–2,5 % pro Jahr.<br />
Angesichts der großen Anzahl von Jugendlichen in den Län-<br />
54<br />
dern nimmt die Erwerbsbevölkerung noch stärker zu. Die bis<br />
in die 80er Jahre auf den Ausbau von staatlichen Industrien<br />
orientierte Politik führte zu einem ausgeprägten Dualismus<br />
der Volkswirtschaften (traditionelle Landwirtschaft versus<br />
große Staatsbetriebe) und großen fiskalischen Problemen. Im<br />
Zuge der in der vergangenen Dekade begonnenen Reformprogramme<br />
kam es zu einer wachsenden Arbeitslosigkeit und<br />
einem steigenden Potenzial für soziale Konflikte. Vor diesem<br />
Hintergrund ist es umso erfreulicher, dass sich der in der Mitte<br />
der 90er Jahre begonnene Wirtschaftsaufschwung in der<br />
Region im Jahr 2000 noch einmal deutlich belebt hat. Dadurch<br />
sind auch die Chancen gewachsen, dass private Investoren<br />
Arbeitsplätze außerhalb der immer noch dominierenden<br />
landwirtschaftlichen und staatlichen Sektoren schaffen.<br />
Das Wirtschaftswachstum in 2000 betrug in vielen<br />
Ländern der Region einschließlich der Golfländer 4 % und<br />
mehr. Bemerkenswert ist hier die Rückführung der Budgetdefizite<br />
auf etwa 2–3 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP), die<br />
in Verbindung mit einer restriktiven Geldpolitik zu einer weiteren<br />
Abschwächung der Inflation führte. Durch den Anstieg<br />
der Ölpreise konnten sogar Algerien und der Jemen nach jahrelanger<br />
Stagnation Wachstumsraten von über 5 % errei-
chen. Die Exporterlöse beider Länder werden zu mehr als<br />
90 % von Öl- und Gasexporten dominiert. Auch Syrien profitierte<br />
als Nettoölexporteur von den gestiegenen Ölpreisen.<br />
Doch ein Wachstum, das vorwiegend auf preisabhängigen<br />
Öl- und Gasexporterlösen beruht, ist Fluch und Segen<br />
zugleich, denn diese verleiten zu weiteren Investitionen in<br />
den staatlichen Industriesektor oder gar zur fortgesetzten<br />
Alimentierung aufgeblähter Verwaltungsapparate. Es ist zu<br />
hoffen, dass die Ankündigung einiger Ölexporteure (Algerien,<br />
Syrien, Qatar, Bahrain, Vereinigte Arabische Emirate), ihre<br />
Wirtschaft stärker zu diversifizieren und zu privatisieren, in<br />
Taten umgesetzt wird. Ausländischen Direktinvestitionen soll<br />
dabei eine größere Rolle zukommen. Länder wie Marokko,<br />
Tunesien, Ägypten oder Jordanien, die kaum von hohen<br />
Ölpreisen profitieren, sind diesbezüglich im Jahr 2000 weiter<br />
vorangekommen. Die eingeleiteten strukturellen Reformen<br />
beginnen dort zu greifen und führen zu einem besseren<br />
Investitionsklima.<br />
Durch die anhaltende Dürre erhielt die insgesamt positive<br />
Entwicklung im Jahr 2000 in einigen Ländern einen<br />
Dämpfer. Dies trifft insbesondere auf Marokko zu, dessen<br />
Landwirtschaft im Vergleich zu den anderen Ländern in der<br />
Region stärker auf Regenfälle angewiesen ist. Hier werden<br />
die dürrebedingten Einbußen auf 2,5 % des BIP geschätzt. Im<br />
Nahen Osten hat die Dürre das Bewusstsein für die Knappheit<br />
und Verwundbarkeit der Wasserressourcen verstärkt. Länder<br />
wie Israel und Jordanien reagierten mit Sparprogrammen<br />
und Kürzungen der Wasserlieferungen für die Landwirtschaft.<br />
Die Dürre erschwert aber auch die Friedensverhandlungen,<br />
denn für alle Beteiligten erscheint der Zugang zu den<br />
Wasserressourcen des Westjordanlandes oder den Zuflüssen<br />
des Jordans nun wichtiger denn je.<br />
Ägypten hat im Januar 2001 das Assoziierungsabkommen<br />
mit der EU paraphiert. Wie bereits in Tunesien, Israel,<br />
Marokko, den Palästinensischen Gebieten und Jordanien<br />
ermöglicht die Assoziierung zwar einen verbesserten Zugang<br />
zum europäischen Markt, verlangt aber auch rasche Verbesserungen<br />
der Wettbewerbsfähigkeit. Die wirtschaftliche<br />
Integration der Region in den europäischen Wirtschaftsraum<br />
wird darüber hinaus auch in Zukunft zu einem – nicht selten<br />
konfliktbehafteten – Prozess der politischen und gesellschaftlichen<br />
Öffnung in den einzelnen Ländern führen.<br />
Bau eines Bewässerungskanals in Ägypten.<br />
FINANZIELLE ZUSAMMENARBEIT<br />
MIT NORDAFRIKA UND DEM NAHEN OSTEN<br />
Vor diesem Hintergrund steht die Finanzielle<br />
Zusammenarbeit im südlichen und östlichen Mittelmeerraum<br />
auch in Zukunft vor den wichtigen Aufgaben, die Partnerländer<br />
in ihrem Anpassungsprozess zu unterstützen, auf eine<br />
Verbesserung der sektoralen Rahmenbedingungen hinzuwirken<br />
und dabei soziale Härten abzufedern. Dem Schutz der<br />
natürlichen Ressourcen und der Umwelt kommt in diesem<br />
Prozess eine wachsende Bedeutung zu:<br />
• Angesichts der zunehmenden Wasserknappheit und der<br />
drohenden Verschlechterung der Wasserqualität bilden<br />
die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung einen<br />
Schwerpunkt der Zusammenarbeit in der Region. Große<br />
Beachtung fand im Sommer 2000 die Inbetriebnahme<br />
der ersten modernen Kläranlage des Westjordanlandes in<br />
Al Bireh, die im Rahmen der FZ finanziert und mit erheblicher<br />
deutscher Beteiligung errichtet wurde. Von Bedeu-<br />
55
tung ist auch die Förderung einer effizienten und bodenschonenden<br />
Bewässerungslandwirtschaft, wie das insbesondere<br />
in Ägypten der Fall ist.<br />
• Mit der Öffnung der Märkte muss die Konkurrenzfähigkeit<br />
der lokalen Industrie gestärkt werden. Effizienzsteigerungen,<br />
Qualitätsverbesserungen und strengere<br />
Umweltstandards erfordern zunehmend Investitionen zur<br />
Modernisierung bestehender Anlagen. In Marokko, Tunesien,<br />
Jordanien und Ägypten bietet die Finanzielle<br />
Zusammenarbeit entsprechende Kreditprogramme in<br />
Kooperation mit örtlichen Geschäftsbanken an. Eine<br />
besondere Rolle spielen hierbei Umweltkreditprogramme.<br />
• Für die junge und stark wachsende Bevölkerung muss die<br />
soziale Infrastruktur ausgebaut werden. Dies erfordert<br />
insbesondere im Bildungsbereich große Investitionen.<br />
Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit und verbreiteten<br />
Armut in der Region legt die <strong>KfW</strong> bei der Finanzierung<br />
von Projekten in diesem Sektor großen Wert auf arbeitsintensive<br />
Bauweisen und die Einbeziehung lokaler Bauunternehmen<br />
und Handwerksbetriebe. In der Folge ergeben<br />
sich beispielsweise beim Bau von Schulgebäuden<br />
oder Gesundheitsstationen spürbare Beschäftigungsund<br />
Einkommenseffekte (s. Projektbeispiele Jemen und<br />
Ägypten, S. 20 und S. 27). Die FZ-Programme zur Sanie-<br />
Klärung der Abwässer für den Grundwasserschutz und die Gesundheit der Bevölkerung.<br />
56<br />
rung und Erweiterung von Schulen in den Palästinensischen<br />
Gebieten, die auf einen besonders hohen Input<br />
von lokalen Arbeitskräften und Baustoffen setzen, leisten<br />
einen wichtigen Beitrag zur Linderung der akuten wirtschaftlichen<br />
und sozialen Probleme.<br />
Innerhalb der verschiedenen Vorhaben vereinbart die<br />
<strong>KfW</strong> mit den einheimischen Partnerinstitutionen organisatorische<br />
und wirtschaftliche Anpassungsmaßnahmen. Im<br />
Wassersektor sind dies z. B. Anpassungen von Tarifhöhe und<br />
-struktur oder generell Maßnahmen, die zur Effizienzsteigerung<br />
und Kostendeckung beitragen. In zunehmenden Maße<br />
wird hierzu die Übernahme von betrieblichen Aufgaben<br />
durch Private vereinbart und gefördert. Darüber hinaus<br />
spielte – wie bereits in den Vorjahren – die Finanzielle<br />
Zusammenarbeit in Marokko, Tunesien und Jordanien eine<br />
führende Rolle im Dialog mit den Partnerregierungen und<br />
-institutionen über wichtige Reformschritte. Der Dialog trägt<br />
dazu bei, dass sich die sektoralen Rahmenbedingungen insgesamt<br />
verbessern.<br />
Angesichts der politischen Unruhen in den Palästinensischen<br />
Gebieten stand die FZ im letzten Viertel des Jahres 2000<br />
bei der Vorbereitung und Umsetzung der Projekte vor einer<br />
besonderen Herausforderung. Es bleibt zu hoffen, dass es bald<br />
zu einer Beendigung der Auseinandersetzungen kommt.
DIE EUROPÄISCHEN TRANSFORMATIONSLÄNDER<br />
Im Gegensatz zu den beiden Vorjahren blieb die<br />
Gruppe der europäischen Transformationsländer im Jahre<br />
2000 von krisenhaften Erschütterungen verschont. Die<br />
Region entwickelte sich politisch und wirtschaftlich insgesamt<br />
positiv: Die demokratischen Strukturen haben sich in<br />
den meisten Ländern weiter gefestigt; der Reformprozess<br />
wurde – wenn auch nicht überall mit der gebotenen Intensität<br />
– fortgesetzt, und die Wirtschaft ist auf breiter Front<br />
mit annähernd 5 % so stark gewachsen wie in keinem Jahr<br />
seit Beginn der Transformation.<br />
Auf politischem Gebiet war die demokratische Ablösung<br />
der autoritären Regime in Jugoslawien und Serbien das<br />
herausragende Ereignis. Damit ist ein wichtiges Hindernis auf<br />
dem beschwerlichen Weg zur Normalisierung im krisen- und<br />
kriegsgeschüttelten Südosten Europas beseitigt. Nach 10<br />
Jahren weitgehender internationaler Isolierung und reformpolitischen<br />
Stillstands, ja Rückschritts, ist Jugoslawien nun<br />
dabei, sich wieder in die internationale Staatengemeinschaft<br />
zu integrieren. Bei katastrophaler wirtschaftlicher Ausgangssituation<br />
muss das Land den Wiederaufbau bewerkstelligen<br />
und als Nachzügler rasch auf einen überzeugenden Reformkurs<br />
einschwenken. Dabei kann Jugoslawien auf die Unterstützung<br />
der internationalen Gemeinschaft zählen, für die<br />
mit dem Stabilitätspakt für Südosteuropa (s. Kasten S. 58) ein<br />
politisch-institutioneller Rahmen bereit steht.<br />
Gemessen am „Transition-Index“ der Europäischen<br />
Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) hat sich das<br />
Reformtempo in Richtung Marktwirtschaft erstmals seit<br />
1997 wieder beschleunigt. Dabei haben viele der Länder mit<br />
reformpolitischem Nachholbedarf gegenüber den reformeifrigen,<br />
meist den EU-Beitritt anstrebenden Ländern Mittelosteuropas<br />
und des Baltikums etwas an Boden gutgemacht.<br />
Die Unterschiede im Reformstand sind jedoch nach wie vor<br />
beträchtlich. In Ländern wie Russland, Rumänien und Aserbaidschan<br />
fehlt beispielsweise immer noch der entscheidende<br />
Reformschub, der für eine nachhaltig positive wirtschaftliche<br />
und soziale Entwicklung notwendig ist.<br />
Der kräftige wirtschaftliche Aufschwung in der Region,<br />
an dem nur Moldau und Jugoslawien nicht partizipieren<br />
konnten, war eingebettet in ein günstiges weltwirtschaftliches<br />
Umfeld. Im Sog relativ hohen Wachstums in Westeuropa<br />
gingen in zahlreichen Ländern wesentliche Wachstums-<br />
impulse von stark steigenden Exporten aus. Das Rekordwachstum<br />
im öl- und gasexportierenden Russland (6–7 %) ist<br />
ebenso wie in Aserbaidschan (7–8 %) in erster Linie dem starken<br />
Anstieg des Ölpreises zu verdanken. In den Ölimportländern<br />
hat dieser Anstieg allerdings wachstumsdämpfend<br />
gewirkt. Unter dem Einfluss des Ölpreisanstiegs hat sich die<br />
durchschnittliche Inflationsrate in den besser gestellten Ländern<br />
außerhalb der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten<br />
(GUS) mit 7 % mehr als verdoppelt. In der GUS ist sie hingegen<br />
auf etwa 20 % zurückgegangen, im Wesentlichen weil<br />
der preistreibende Effekt realer Abwertungen weitgehend<br />
entfiel. Als Inseln der Preisstabilität im Kreis der ehemaligen<br />
Sowjetrepubliken erscheinen die drei kaukasischen Länder<br />
Armenien, Aserbaidschan und Georgien; dort lag die Inflationsrate<br />
bei durchschnittlich nur 3 %.<br />
In den meisten Ländern der Region sind die Budgetdefizite<br />
gesunken. In Russland hat der gestiegene Ölpreis gar<br />
einen Schwenk zum Haushaltsüberschuss in Höhe von 2 %<br />
des Bruttoinlandsprodukts ermöglicht. In Ländern wie beispielsweise<br />
Albanien, Georgien und Rumänien bewegen sich<br />
die Defizite aber noch immer auf einem längerfristig nicht<br />
tragbaren Niveau. Verstärkte Bemühungen um höhere<br />
Staatseinnahmen sind besonders in den ärmeren Ländern –<br />
aber nicht nur dort – angezeigt, um dringend benötigte<br />
Spielräume für armutsmindernde Ausgaben zu schaffen. In<br />
nahezu der Hälfte der europäischen Transformationsländer<br />
hat sich die außenwirtschaftliche Situation im letzten Jahr<br />
verschlechtert. Die Leistungsbilanzdefizite sind mitunter<br />
deutlich gestiegen. Soweit der gestiegene Ölpreis hierfür verantwortlich<br />
ist, mag dies eine temporäre Entwicklung und<br />
deshalb nicht beunruhigend sein. Beunruhigend ist hingegen<br />
der hohe Sockel der Defizite insbesondere in Ländern wie<br />
Albanien, Armenien und Mazedonien, in denen ausländische<br />
Direktinvestitionen nur wenig zur Finanzierung der Defizite<br />
beitragen. Der zwangsläufige Anstieg der Auslandsverschuldung<br />
stellt eine die Zukunft belastende Hypothek dar.<br />
Eine Schattenseite des bisherigen Transformationsprozesses<br />
ist die dramatische Zunahme der absoluten Armut<br />
besonders in den ärmeren Ländern. Nach Schätzungen der<br />
Weltbank sind etwa 20 % der Gesamtbevölkerung der Transformationsländer<br />
absolut arm, d. h. sie müssen mit weniger<br />
als 2 USD (international übliche Armutslinie für europäische<br />
Transformationsländer) pro Kopf und Tag auskommen. Das<br />
57<br />
Regionale Entwicklung
STABILITÄTSPAKT FÜR SÜDOSTEUROPA<br />
Mit dem 1999 ins Leben gerufenen „Stabilitätspakt für Südstützen. Schwerpunkte sind hierbei die Wasser- und Energieosteuropa“<br />
hat die internationale Gemeinschaft einen poliversorgung sowie die Förderung kleinster bis mittlerer Pritisch-institutionellen<br />
Rahmen für ihre Bemühungen, in dieser vatunternehmen. Letzteres geschieht über den noch wenig<br />
unruhigen und armen Region den Frieden dauerhaft zu entwickelten Finanzsektor, dessen Struktur durch neue<br />
sichern, geschaffen. Die <strong>KfW</strong>,<br />
Elemente verbessert und<br />
die seit über 10 Jahren in Tei-<br />
gestärkt wird. Einen hohen<br />
len dieser Region im Auftrag<br />
Stellenwert haben auch län-<br />
des BMZ den Transformaderübergreifende<br />
Vorhaben<br />
tions- und Entwicklungspro-<br />
wie z. B. die Stromübertrazess<br />
unterstützt, wirkt von<br />
gung zwischen Albanien und<br />
Anfang an bei der Umsetzung<br />
Montenegro/Jugoslawien so-<br />
von Stabilitätspakt-Maßwie<br />
die Verbesserung der<br />
nahmen im Bereich der wirt-<br />
Wasserversorgung an der<br />
schaftlichen Zusammenarbeit<br />
tourismusträchtigen monte-<br />
mit. Sie war gut auf diese<br />
negrinischen und kroatischen<br />
Herausforderung vorbereitet,<br />
Adriaküste.<br />
hatte sie doch schon vor<br />
Die außergewöhnliche Situa-<br />
Unterzeichnung der Grüntion<br />
auf dem Balkan hat den<br />
dungsakte des Paktes mit dem<br />
Einsatz neuartiger Instru-<br />
„Balkan Entwicklungsfonds“<br />
mente mit regionaler Aus-<br />
(BEF) ein schlüssiges Konzept<br />
richtung in der FZ und ihrem<br />
vorgelegt. Durch Bündelung<br />
und Kombination verschiede-<br />
Im Auftrag verschiedener Geber unterstützt die <strong>KfW</strong> die Entwicklung<br />
des Finanzsektors in Südosteuropa.<br />
Umfeld angeregt. So wurden<br />
Zinssubventions- und Apexner<br />
Finanzierungsquellen und<br />
Fonds und eine „Public Pri-<br />
Instrumente erlaubt dieses Konzept, den vielfältigen Anfordevate Partnership-Fazilität“ eingerichtet. Ein Kreditgarantierungen<br />
der Vorhaben bei Vorbereitung und Finanzierung fonds soll zudem den zwischenstaatlichen Handel fördern.<br />
zügig, flexibel und effizient gerecht zu werden.<br />
Im Zusammenhang mit den Stabilitätspakt-Aktivitäten hat<br />
Im Jahre 2000 standen der <strong>KfW</strong> für diesen Fonds insgesamt die <strong>KfW</strong> Innovationskraft und ihre Fähigkeit zu rasch wirk-<br />
221 Mio EURO aus unterschiedlichen Quellen zur Verfügung: samem Handeln demonstriert. Schlagendes Beispiel ist der<br />
Haushaltsmittel der FZ und des Stabilitätspaktes; Markt- Abschluss eines Warenhilfevertrages: Es war der Erste des<br />
mittel der <strong>KfW</strong>, für deren größten Teil die Bundesregierung gewandelten Jugoslawiens (Serbiens) mit einem Geber. Die<br />
Deckung gewährt, sowie Mittel bi- und multilateraler Geber Finanzierung von Strom und Ersatzteillieferungen noch vor<br />
im Rahmen von Mandatarverträgen für konkrete Projekte. Einsetzen des Winters hat zur Minderung der Engpässe in<br />
Die Gelder dienten zum einen der Finanzierung von Sofort- diesem kritischen Sektor beigetragen. Eine Besonderheit<br />
maßnahmen zur Minderung kriegsbedingter Versorgungs- dieser Warenhilfe ist, dass sie auch sozialen Belangen Rechengpässe<br />
insbesondere bei Trinkwasser und Elektrizität im nung trägt: Die Gebühreneinnahmen aus den Stromverkäu-<br />
Kosovo und, nach dem Machtwechsel, auch in Serbien. fen fließen nicht an das Versorgungsunternehmen, das den<br />
Hauptsächlich werden damit aber in allen als Empfänger zum Strom kostenlos erhält; sie werden vielmehr dem staatlichen<br />
Stabilitätspakt zählenden Ländern Vorhaben finanziert, die Pensionsfonds zugeführt und ermöglichen die Leistung<br />
die langfristige Entwicklung, den Übergang zur Marktwirt- überfälliger Pensionszahlungen, die andernfalls unterblieschaft<br />
und die regionale wirtschaftliche Kooperation unterben. 58
Ausmaß der Armut in den einzelnen Ländern variiert dabei<br />
stark um diesen Mittelwert: In Moldau und Armenien liegt<br />
der Anteil der absolut armen Bevölkerung bei 55 % bzw.<br />
44 %, während in den deutlich besser gestellten EU-Beitrittsländern<br />
kaum oder keine Menschen in absoluter Armut<br />
leben. Aber auch dort gibt es Armut, wenngleich in einer<br />
weniger krassen Form. Zieht man die Armutslinie bei immer<br />
noch sehr bescheidenen 4 USD, sind in Ländern wie Ungarn,<br />
Polen und Estland 15–19 % der Bevölkerung als arm einzustufen.<br />
In Moldau und Armenien steigt der Anteil der Armen<br />
dann sprunghaft auf 85 % an. Neben dem mitunter drastischen<br />
Einbruch der Produktion in den ersten Jahren der<br />
Transformation ist die zunehmend ungleichmäßige Verteilung<br />
der geschrumpften Volkseinkommen ursächlich für die<br />
rasche und weite Verbreitung der Armut. Dass die Einkommen<br />
beim Übergang zur Marktwirtschaft ungleicher verteilt<br />
werden, war angesichts der egalitären Ausgangssituation zu<br />
erwarten und bis zu einem gewissen Grade auch erwünscht.<br />
In einigen Ländern haben sich aber innerhalb weniger Jahre<br />
Verteilungsmuster herausgebildet, die südamerikanischen<br />
Verhältnissen entsprechen. Wie Studien belegen, sind die<br />
Einkommen umso ungleicher verteilt, je zögerlicher und<br />
bruchstückhafter die Strukturreformen angegangen worden<br />
sind und je stärker ein Land von Korruption befallen ist. Auch<br />
wichtige nicht einkommensbezogene Aspekte von Armut -<br />
die Qualität des Bildungsangebots und der medizinischen<br />
Versorgung sowie die faktischen Zugangsmöglichkeiten zu<br />
diesen und anderen öffentlichen Leistungen – haben sich in<br />
den Transformationsländern tendenziell verschlechtert.<br />
Zudem sind die ehemals überzogenen sozialen Sicherungssysteme<br />
zusammengebrochen. Zumindest in einigen Ländern<br />
besteht die Gefahr, dass sich die Armut auf hohem Niveau<br />
strukturell verfestigt und zum politisch-sozialen Sprengstoff<br />
wird. Um dem zu begegnen, ist die Reformpolitik nicht etwa<br />
mit nostalgischem Blick zurück abzuschwächen; sie ist vielmehr<br />
zu beschleunigen, zu vervollständigen und zu intensivieren.<br />
Insbesondere der soziale Bereich muss in zahlreichen<br />
Ländern stärker als bisher beachtet werden – beispielsweise<br />
durch die Schaffung bedürfnisorientierter sozialer Sicherungssysteme.<br />
Es sind die aus dem Reformprozess resultierenden<br />
neuen Strukturen, die produktive Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
schaffen und die Basis für ein breitenwirksames<br />
Wachstum bilden. Mit ihnen steigt die Chance, dass<br />
die mit dem Transformationsprozess zwangsläufig verbundenen<br />
sozialen Härten – also auch die Armut – weitgehend<br />
temporäre Probleme des Übergangs zu einer sozialen Marktwirtschaft<br />
bleiben.<br />
59
STATISTISCHER ANHANG<br />
1. FÖRDERUNG DER ENTWICKLUNGSLÄNDER –<br />
FINANZIERUNGSZUSAGEN DER <strong>KfW</strong> NACH LÄNDERN UND REGIONEN IM JAHR 2000<br />
Rang Land Haushaltsmittel Marktmittel Summe<br />
in 2000 in Mio EUR<br />
1 Marokko 61,6 13,8 75,4<br />
2 Indonesien 37,4 17,3 54,7<br />
3 Ägypten 52,8 – 52,8<br />
4 Jordanien 47,6 – 47,6<br />
5 Mosambik 39,1 3,6 42,6<br />
6 Tunesien 20,1 18,4 38,6<br />
7 Sri Lanka 7,7 23,0 30,7<br />
8 Mazedonien 30,2 – 30,2<br />
9 Bolivien 27,4 – 27,4<br />
10 Kosovo 26,0 – 26,0<br />
11 Domin. Republik 25,6 – 25,6<br />
12 Israel 25,6 – 25,6<br />
13 Albanien 25,5 – 25,5<br />
14 Indien 23,8 – 23,8<br />
15 Volksrep. China 23,0 – 23,0<br />
16 Guatemala 22,5 – 22,5<br />
17 Namibia 21,3 – 21,3<br />
18 Philippinen 20,6 – 20,6<br />
19 Nicaragua 20,5 – 20,5<br />
20 Nepal 15,9 – 15,9<br />
21 Jemen 15,9 – 15,9<br />
22 Jugoslawien 15,3 – 15,3<br />
23 Aserbaidschan 14,8 – 14,8<br />
24 Tansania 14,5 – 14,5<br />
25 Malawi 13,7 – 13,7<br />
26 Ghana 13,3 – 13,3<br />
27 Südafrika 12,8 – 12,8<br />
28 Vietnam 12,8 – 12,8<br />
29 Peru 12,0 – 12,0<br />
30 Paläst. Geb. 11,8 – 11,8<br />
31 Senegal 11,5 – 11,5<br />
32 Costa Rica 10,2 – 10,2<br />
33 Bangladesch 9,2 – 9,2<br />
34 Südosteuropa 7,9 – 7,9<br />
35 Zentralafrikanische Republik 7,9 – 7,9<br />
36 Paraguay 7,7 – 7,7<br />
37 Benin 6,9 – 6,9<br />
60
1. FÖRDERUNG DER ENTWICKLUNGSLÄNDER –<br />
FINANZIERUNGSZUSAGEN DER <strong>KfW</strong> NACH LÄNDERN UND REGIONEN IM JAHR 2000<br />
Rang Land Haushaltsmittel Marktmittel Summe<br />
in 2000 in Mio EUR<br />
38 Kenia 6,7 – 6,7<br />
39 Sambia 6,7 – 6,7<br />
40 Kamerun 6,4 – 6,4<br />
41 Mali 6,1 – 6,1<br />
42 Kirgisistan 5,5 – 5,5<br />
43 Tschad 5,1 – 5,1<br />
44 Kasachstan 5,1 – 5,1<br />
45 Kolumbien 5,1 – 5,1<br />
46 Niger 4,3 – 4,3<br />
47 Jamaika 3,6 – 3,6<br />
48 Armenien 2,6 – 2,6<br />
49 Burkina Faso 2,6 – 2,6<br />
50 Georgien 2,6 – 2,6<br />
51 Usbekistan 2,6 – 2,6<br />
52 Lesotho 2,3 – 2,3<br />
53 Laos 2,2 – 2,2<br />
54 Uruguay 2,2 – 2,2<br />
55 Côte d’Ivoire 2,1 – 2,1<br />
56 Montenegro 2,1 – 2,1<br />
57 Äthiopien 1,8 – 1,8<br />
58 Mauretanien 1,5 – 1,5<br />
59 Bulgarien 0,5 – 0,5<br />
Insgesamt 850,8 76,1 926,9<br />
Differenzen in den Summen sind rundungsbedingt.<br />
Regionen<br />
2. FINANZIERUNGSZUSAGEN DER <strong>KfW</strong> NACH REGIONEN 1996–2000<br />
Durchschnitt<br />
1996–2000 1996 1997 1998 1999 2000<br />
Mio EUR % Mio EUR % Mio EUR % Mio EUR % Mio EUR % Mio EUR %<br />
Insgesamt 1.546 100 2.040 100 1.737 100 1.390 100 1.634 100 927 100<br />
Subsahara-Afrika 319 21 399 20 303 17 355 26 350 21 190 20<br />
Asien/Ozeanien 649 42 921 45 842 48 368 26 907 55 206 22<br />
Europa/Kaukasus 168 11 174 9 255 15 181 13 103 6 127 14<br />
Lateinamerika 152 10 177 9 145 8 125 9 175 11 137 15<br />
Nordafrika/ 258 17 369 18 192 11 361 26 99 6 267 29<br />
Naher Osten<br />
61
Förderbereiche<br />
3. FINANZIERUNGSZUSAGEN DER <strong>KfW</strong> 1996–2000<br />
Durchschnitt<br />
1996–2000 1996 1997 1998 1999 2000<br />
Mio Mio Mio Mio Mio Mio<br />
EUR % EUR % EUR % EUR % EUR % EUR %<br />
Insgesamt 1.546 100 2.040 100 1.737 100 1.390 100 1.634 100 927 100<br />
Produzierender Bereich 111 7 216 11 88 5 125 9 74 5 51 5<br />
Landwirtschaft, Fischerei,<br />
Forstwirtschaft 105 7 206 10 88 5 123 9 69 4 40 4<br />
Industrie, Bodenschätze,<br />
Bergbau, Bauwesen 4 10 0 2 10 1<br />
Handel und Tourismus 1 5<br />
Wirtschaftliche Infrastruktur 628 41 948 46 799 46 428 31 778 48 186 20<br />
Energiewirtschaft 294 19 374 18 480 28 275 20 275 17 67 7<br />
Transport und Lagerhaltung 321 21 553 27 315 18 132 9 498 30 107 12<br />
Kommunikation 12 1 21 1 4 21 2 5 11 1<br />
Soziale Infrastruktur 503 33 504 25 620 36 500 36 412 25 481 52<br />
Wasserversorgung und<br />
Abwasser-/Abfallentsorgung 300 19 259 13 362 21 328 24 220 13 333 36<br />
Bildung 81 5 168 8 71 4 96 7 31 2 37 4<br />
Gesundheitswesen 47 3 39 2 73 4 42 3 66 4 14 1<br />
Bevölkerungspolitik 30 2 20 1 46 3 31 2 14 1 38 4<br />
Sonstige soziale Dienste 46 3 18 1 68 4 2 0 81 5 59 6<br />
Finanzsektor 168 11 232 11 148 9 160 12 187 12 114 12<br />
Übersektoral 81 5 54 3 52 3 111 8 93 6 93 10<br />
Warenhilfen 31 2 40 2 12 1 47 3 54 3 3 0<br />
Strukturhilfen 24 2 47 2 18 1 20 1 37 2<br />
Querschnittsbereiche:<br />
Umwelt- und Ressourcenschutz 595 38 969 48 766 44 418 30 426 26 394 43<br />
Armutsbekämpfung 765 49 804 39 726 42 766 55 1.011 62 520 56<br />
62
4. FINANZIERUNGSZUSAGEN DER <strong>KfW</strong> NACH REGIONEN UND FÖRDERBEREICHEN 1960–2000<br />
(ZUSAGEN IN MIO EUR) (ANTEIL IN %)<br />
SSAfrika2) Asien Europa Latein- NA/NO3) Gesamt SSAfrika2) Asien Europa Latein- NA/NO3) Gesamt<br />
amerika amerika<br />
Insgesamt1) 10.777 19.400 5.928 3.922 10.238 50.266 100 100 100 100 100 100<br />
Produzierender<br />
Bereich<br />
1.368 3.879 812 708 2.405 9.172 13 20 14 18 23 18<br />
Landwirtschaft,<br />
Fischerei,<br />
Forstwirtschaft<br />
983 1.059 445 471 1.221 4.180 9 5 8 12 12 8<br />
Industrie,<br />
Bodenschätze,<br />
Bergbau, Bauwesen<br />
385 2.817 362 237 1.184 4.985 4 15 6 6 12 10<br />
Handel und Tourismus 1 3 5 0 0 80 0 0 0 0 0 0<br />
Wirtschaftliche 4.719 9.076 2.183 983 3.283 20.244 44 47 37 25 32 40<br />
Infrastruktur<br />
Energiewirtschaft 1.022 5.353 1.685 556 1.217 9.832 9 28 28 14 12 20<br />
Transport und 3.527 2.896 427 365 1.519 8.734 33 15 7 9 15 17<br />
Lagerhaltung<br />
Kommunikation 170 827 71 62 547 1.678 2 4 1 2 5 3<br />
Soziale Infrastruktur 2.219 1.299 710 1.039 2.133 7.399 21 7 12 26 21 15<br />
Wasserversorgung 1.703 514 663 490 1.257 4.627 16 3 11 13 12 9<br />
und Abwasser-/<br />
Abfallentsorgung<br />
Bildung 139 144 3 172 307 765 1 1 0 4 3 2<br />
Gesundheitswesen 174 257 17 212 18 678 2 1 0 5 0 1<br />
Bevölkerungspolitik 95 267 3 0 7 371 1 1 0 0 0 1<br />
Sonstige soziale<br />
Dienste 107 116 26 164 544 957 1 1 0 4 5 2<br />
Finanzsektor 260 1.407 463 401 1.120 3.651 2 7 8 10 11 7<br />
Übersektoral 386 338 177 305 96 1.302 4 2 3 8 1 3<br />
Warenhilfen 1.264 3.353 1.507 371 1.089 7.584 12 17 25 9 11 15<br />
Strukturhilfen 562 49 75 115 113 914 5 0 1 3 1 2<br />
1) Stornierungen und Kürzungen sind abgesetzt; Differenzen in den Summen durch Rundung.<br />
2) Subsahara-Afrika<br />
3) Nordafrika/Naher Osten<br />
63
5. MASSNAHMEN DER PERSONELLEN UNTERSTÜTZUNG 1996–2000<br />
1996 1997 1998 1999 2000<br />
EUR Anzahl EUR Anzahl EUR Anzahl EUR Anzahl EUR Anzahl<br />
Betriebsmittelfonds 6,38 200 4,17 174 6,80 207 4,81 182 8,90 239<br />
Studien 15,84 106 14,56 64 25,56 104 16,17 59 *13,70 *56<br />
Begleitmaßnahme 30,32 26 16,72 23 27,87 28 13,09 15 15,07 21<br />
AuF-Maßnahme 10,84 15 7,62 10 10,38 23 5,62 18 12,22 18<br />
Gesamt 63,38 43,07 70,61 39,69 48,59<br />
In % der FZ-Zusagen 3,11 2,48 5,08 2,43 5,24<br />
* Kürzungen und Stornierungen sind abgesetzt.<br />
Weitere Statistiken können im Internet unter www.kfw.de/DE/Entwicklungszusammenarbeit/ZahlenundF56/Inhalt.jsp abgerufen<br />
werden.<br />
6. FZ-KONDITIONEN<br />
Die Finanzierungskonditionen für die FZ-Mittel werden<br />
von der Bundesregierung festgelegt. Sie richten sich nach der<br />
wirtschaftlichen Lage der einzelnen Entwicklungsländer,<br />
insbesondere dem Entwicklungsstand, der außenwirtschaftlichen<br />
Leistungskraft und der Verschuldungslage. Zwischen<br />
der <strong>KfW</strong> und dem unmittelbaren Empfänger der FZ-Mittel,<br />
also der im Auftrag der Regierung des Empfängerlandes tätig<br />
werdenden Institution, gelten seit dem 1. Januar 1989 drei<br />
Konditionen (sog. Transferkonditionen):<br />
• Die von den Vereinten Nationen als „am wenigsten entwickelt“<br />
anerkannten Länder (LDC) erhalten Zuschüsse.<br />
Zuschüsse können auch andere Entwicklungsländer für<br />
Vorhaben der selbsthilfeorientierten Armutsbekämpfung,<br />
des Umweltschutzes, der sozialen Infrastruktur, zur Verbesserung<br />
der gesellschaftlichen Stellung von Frauen sowie<br />
für Kreditgarantiefonds für mittelständische Betriebe<br />
erhalten.<br />
• Alle Entwicklungsländer, die in die Weltbankregelung für<br />
besonders günstige IDA-Konditionen fallen, erhalten<br />
grundsätzlich Darlehen zu 0,75 % Zinsen und 40 Jahren<br />
Laufzeit einschließlich 10 rückzahlungsfreier Jahre (Freijahre).<br />
• Die übrigen Entwicklungsländer erhalten Darlehen zu<br />
2 % Zinsen und 30 Jahren Laufzeit einschließlich 10 Freijahren.<br />
64<br />
Die Finanzierung von Studien und Beratungseinsätzen<br />
sowie von Aus- und Fortbildung des Projektpersonals erfolgt<br />
in der Regel durch Zuschüsse.<br />
In wirtschaftlich stärkeren Entwicklungsländern können<br />
diese Mittel überdies mit Marktmitteln gemischt werden,<br />
um für konkrete entwicklungspolitisch sinnvolle Vorhaben<br />
größere Finanzierungsvolumina zur Verfügung zu stellen, als<br />
mit reinen Haushaltsmitteln möglich ist. Die Wahl des Mischungsverhältnisses<br />
erlaubt dabei eine flexible Anpassung<br />
der Finanzierungskonditionen an die individuelle Situation<br />
des Empfängerlandes und die jeweilige wirtschaftliche Tragfähigkeit<br />
des Vorhabens. In Abhängigkeit von der Übernahme<br />
der Länderrisiken für den kommerziellen Teil der<br />
Finanzierung unterschiedet man zwischen:<br />
• Mischfinanzierungen, bei denen deutsche Lieferungen<br />
durch Hermes-Bürgschaften abgesichert werden und<br />
• Verbundfinanzierungen, bei denen die Bundesregierung<br />
das Länderrisiko unabhängig von der Herkunft der Lieferungen<br />
übernimmt.<br />
Neu in 2001 ist das Angebot von zinsverbilligten Darlehen<br />
für Vorhaben in fortgeschrittenen Entwicklungsländern.<br />
Parallel zum <strong>KfW</strong>-Angebot eines Entwicklungskredits<br />
zu Marktkonditionen stellt die Bundesregierung ausreichend<br />
Zuschüsse für die Zinsverbilligung zur Verfügung, damit die<br />
Gesamtfinanzierung sichergestellt werden kann.
<strong>KfW</strong>-BÜROS IN ENTWICKLUNGS- UND TRANSFORMATIONSLÄNDERN<br />
Ägypten, Kairo<br />
<strong>KfW</strong>-Büro Kairo<br />
4 D, El Gezira Street<br />
Zamalek 11211<br />
Kairo<br />
Arabische Republik Ägypten<br />
Telefon: 00 20-2-7 36 95 25/7 36 74 96<br />
Fax: 00 20-2-7 36 37 02<br />
E-Mail: kfwcairo@gega.net<br />
Leiter: Dr. Stefan Glock<br />
Bolivien, La Paz<br />
(zugleich zuständig für Peru)<br />
<strong>KfW</strong>-Büro La Paz<br />
Avenida Ecuador 2523<br />
Edificio Dallas, piso 10<br />
Casilla 645<br />
La Paz<br />
Bolivien<br />
Telefon: 00 59 1-2-41 33 37<br />
Fax: 00 59 1-2-41 17 68<br />
Tel/Fax: 00 59 1-8-11 77 08 (nur für<br />
Anrufer von außerhalb La Paz)<br />
E-Mail: kfw@ceibo.entelnet.bo<br />
kfwbolivia@gmx.net<br />
Leiter: Michael Wehinger<br />
Bosnien-Herzegowina, Sarajewo<br />
<strong>KfW</strong>-Büro Sarajewo<br />
Hasana Kikica 18<br />
71000 Sarajewo<br />
Bosnien-Herzegowina<br />
Telefon: 00 38 7-33-266610 oder -266611<br />
oder -213017<br />
Fax: 00 38 7-33-266612<br />
E-Mail: kfwsaraj@bih.net.ba<br />
Leiter: Frank Bellon<br />
Brasilien, Brasília<br />
<strong>KfW</strong>-Büro Brasília<br />
SCN Quadra 01-Bloco C-No. 85<br />
Edificio Trade Center<br />
Sala 1706<br />
70711-902 Brasília DF<br />
Brasilien<br />
Telefon: 00 55-61-328 00 49<br />
Fax: 00 55-61-328 07 49<br />
E-Mail: kfwbrasil@tba.com.br<br />
Leiter: Dr. Gregor Wolf<br />
Côte d’Ivoire, Abidjan<br />
<strong>KfW</strong>-Büro Abidjan<br />
01 B.P. 7172<br />
Abidjan 01<br />
Côte d’Ivoire<br />
Telefon: 00 22 5-22-43 35 80<br />
Fax: 00 22 5-22-43 35 81<br />
E-Mail: kfw-abj@globeaccess.net<br />
www.allemagne.ci<br />
Leiter: Bruno Schoen<br />
Guatemala, Guatemala-Stadt<br />
(zugleich zuständig für Nicaragua)<br />
<strong>KfW</strong>-Büro Guatemala-Stadt<br />
5a. Avenida 15-11, Zona 10<br />
Guatemala-Stadt<br />
Guatemala, C.A.<br />
Telefon: 00 50-2-3 67 55 02<br />
00 50-2-3 67 00 11<br />
Fax: 00 50-2-3 67 55 03<br />
E-Mail: kfw@gold.guate.net<br />
Leiter: Helge Jahn<br />
Indien, New Delhi<br />
<strong>KfW</strong>-Büro New Delhi<br />
21, Jor Bagh<br />
New Delhi 110 003<br />
Indien<br />
Telefon: 00 91-11-4 64 12 02/4 64 71 13<br />
Fax: 00 91-11-4 64 12 03<br />
E-Mail: kfwindia@vsnl.com<br />
Leiter: Franz Haller<br />
Indonesien, Jakarta<br />
<strong>KfW</strong>-Büro Jakarta<br />
<strong>Deutsch</strong>e Bank Build. 20th FL<br />
Jalan Imam Bonjol No. 80<br />
Jakarta 10310<br />
Indonesien<br />
Telefon: 00 62-21-32 78 75<br />
Mobil: 00 62-21-81 61 90 66 90<br />
Fax: 00 62-21-31 90 78 85<br />
E-Mail: kfw@cbn.net.id<br />
Leiter/in: Dr. Christine Heimburger<br />
(bis 30.06.2001)<br />
Jens Clausen (ab 01.07.2001)<br />
Jordanien, Amman<br />
(zugleich zuständig für die Palästinensischen<br />
Gebiete)<br />
<strong>KfW</strong>-Büro Amman<br />
P.O. Box 926 238<br />
Issam Al Ajlouni Street 8<br />
Shmeissani<br />
Amman<br />
Jordanien<br />
Telefon: 00 96 2-6-5 67 40 83/5 66 00 80<br />
Fax: 00 96 2-6-5 67 40 87<br />
E-Mail: kfw@go.com.jo<br />
Leiter: Richard Avédikian<br />
Jugoslawien, Belgrad<br />
(in 2001 eröffnet)<br />
German Office for Reconstruction and<br />
Development (GORED)<br />
Büro Belgrad<br />
Zupana Vlastimira 6<br />
11000 Belgrad<br />
Jugoslawien<br />
Telefon: 00 381-11-666544 oder 3671273<br />
Fax: 00 381-11-666544<br />
E-Mail: kfwbelgrad@compuserve.com<br />
Leiter: Marc Engelhardt<br />
Kenia, Nairobi<br />
<strong>KfW</strong>-Büro Nairobi<br />
Lenana Road, Kilimani<br />
P.O. Box 52074<br />
Nairobi<br />
Kenia<br />
Telefon: 00 25 4-2-57 21 22/57 21 11<br />
Fax: 00 25 4-2-57 21 03<br />
E-Mail: kfw@nbnet.co.ke<br />
Leiter: Andreas Holtkotte<br />
Kosovo, Prishtina<br />
German Office for Reconstruction and<br />
Development (GORED)<br />
Xhemal Kada 7<br />
Prishtina<br />
Kosovo<br />
Telefon: 00 38 1-38 54 90 11<br />
Fax: 00 38 1-38 50 06 38<br />
Sat. Tel.: 00 87 0-76 16 18 57 6<br />
Sat. Fax: 00 87 0-76 16 18 57 7<br />
E-Mail: kfwkosovo@compuserve.com<br />
Leiter: N.N.<br />
Nicaragua, Managua<br />
<strong>KfW</strong>-Büro Managua<br />
Optica Nicaraguense 2 c. arriba<br />
20 vrs. al lago<br />
Managua<br />
Nicaragua<br />
Telefon: 00 50 5-2-68-56 15<br />
Fax: 00 50 5-2-68-56 22<br />
E-Mail: kfw@ibw.com.ni<br />
Leiter: Helge Jahn<br />
Palästinensische Gebiete, Al Bireh<br />
<strong>KfW</strong>-Büro Al Bireh<br />
8/1 Omar Ben Abdul Aziz Street<br />
Al Bireh/West Bank<br />
Palästinensische Gebiete<br />
Telefon: 00 97 2-2-2 40 07 30<br />
Fax: 00 97 2-2-2 40 07 31<br />
E-Mail: kfw-pal@palnet.com<br />
Leiter: Richard Avédikian<br />
Peru, Lima<br />
<strong>KfW</strong>-Büro Lima<br />
Jirón Arica 996<br />
Miraflores<br />
Lima 18<br />
Peru<br />
Telefon: 00 51-1-22 25 13 7/22 29 17 8<br />
Fax: 00 51-1-22 20 70 7<br />
E-Mail: kfw-peru@tsi.com.pe<br />
Leiter: Michael Wehinger<br />
Tansania, Daressalam<br />
<strong>KfW</strong>-Büro Daressalam<br />
65, Ali Hassan Mwinyi Road<br />
P.O. Box 1519<br />
Daressalam<br />
Tansania<br />
Telefon: 00 255-22-2 12 81 89/2 12 81 90<br />
Mobil: 00 255-742-60 39 08<br />
Fax: 00 255-22-2 12 81 92<br />
E-Mail: kfw@africaonline.co.tz<br />
Leiter: Oskar von Maltzan<br />
VR China, Peking<br />
<strong>KfW</strong>-Büro Peking<br />
1170, Beijing Sunflower Tower<br />
No. 37, Maizidian Street<br />
Chaoyang District<br />
Beijing 100026<br />
PR of China<br />
Telefon: 00 86-10-85 27 51 71-3<br />
Fax: 00 86-10-85 27 51 75<br />
E-Mail: kfwbeij@public3.bta.net.cn<br />
Leiter: Reinhard Dalchow<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: <strong>KfW</strong>, Abteilung Unternehmenskommunikation<br />
Redaktion: Auslandssekretariat a<br />
Grafische Gestaltung/Satz:<br />
Brönners Druckerei Breidenstein<br />
und <strong>KfW</strong>, Frankfurt am Main<br />
Druck: Brönners Druckerei Breidenstein,<br />
Frankfurt am Main<br />
Bildnachweis:<br />
CES Consulting Engineers Salzgitter GmbH,<br />
Niederlassung Lingen, S. 46; FISE, S. 52, 53;<br />
GITEC CONSULT GmbH, Düsseldorf, S. 43;<br />
Adriana Mattoso, São Paulo, S. 5;<br />
<strong>KfW</strong>-Bildarchiv, S. 2, 3, 7, 8, 9, 15, 18, 43, 50, 55, 58.<br />
Für das <strong>KfW</strong>-Bildarchiv fotografierten folgende<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter:<br />
Carla Berke, S. 41; Jan Blum, S. 20; Carolin Gassner,<br />
S. 56; Helmut Gauges, S. 24; Michael Hassler, S. 31;<br />
Gertrud Helm, S. 42; Peter Kampe, S. 54;<br />
Norbert Kliver, S. 28; Sabine Kruse, S. 6, 30, 47;<br />
Oskar v. Maltzan, S. 23, 45; Daniela Mohaupt, S. 36;<br />
Dieter Neuhaus, S. 16; Werner Neuhauß, S. 48;<br />
Martin Raschen, S. 39, 40; Gerhard Redecker, S. 26;<br />
Stephan Sellen, S. 32.<br />
Frankfurt am Main, Mai 2001
183261<br />
<strong>KfW</strong><br />
Palmengartenstraße 5-9, 60325 Frankfurt am Main<br />
Tel. 069/74 31-0, Fax 069/74 31-29 44<br />
www.kfw.de<br />
Pressestelle<br />
Tel. 069/74 31-44 00<br />
Informationszentrum<br />
Tel. 018 01/33 55 77, Fax 069/74 31-6 43 55<br />
e-mail: info@kfw.de<br />
Niederlassung Berlin<br />
Charlottenstraße 33/33a, 10117 Berlin<br />
Tel. 030/2 02 64-0<br />
Mai 2001