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Syndromkonzept / Vernetztes Denken<br />

Teilmodul:<br />

VL Regionale Systemanalyse / Geographiedidaktik II<br />

im Modul 6: Geographiedidaktik 2<br />

Prof. Dr. Detlef Kanwischer<br />

(24.05.2011)<br />

1


Gliederung<br />

1. Zusammenfassung der letzten Sitzung<br />

(Fächer übergreifender Unterricht)<br />

2. Syndromansatz – Ausgangspunkt und organisatorische<br />

Verankerung<br />

3. Syndromansatz – Grundbegriffe<br />

4. Syndromansatz – Erstellen eines Beziehungsgeflechts<br />

5. Syndromansatz und Unterrichtsplanung<br />

2


Sitzung<br />

01<br />

02<br />

03<br />

04<br />

05<br />

06<br />

07<br />

08<br />

09<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

Datum<br />

26.04.<br />

03.05.<br />

10.05.<br />

17.05.<br />

24.05.<br />

31.05.<br />

07.06.<br />

14.06.<br />

21.06.<br />

28.06.<br />

05.07.<br />

12.07.<br />

19.07.<br />

Thema<br />

Pfingsten<br />

Termine und Inhalte der VL<br />

Organisatorisches<br />

Vortrag: Das Grüne Klassenzimmer – Konzept und Wirkungen<br />

Bildungsstandards und Kompetenzen<br />

Geographie und Fächer übergreifender Unterricht<br />

Vortrag: Düngemittel – kein langweiliges Thema im Unterricht<br />

Syndromkonzept / Vernetztes Denken<br />

Rekonstruktion, Dekonstruktion und Konstruktion<br />

Handlungsorientierter Unterricht<br />

Vortrag: Qualitative Forschungsmethoden im Unterricht - Theoretische<br />

Grundlagen und praxiserprobte Anwendungen<br />

Vortrag: Lernen in authentischen Kontexten<br />

Perspektivenwechsel, Reflexion und Raumperspektiven<br />

Vortrag: (Des-)Orientierung? Reflexive Geomedienarbeit im schulischen<br />

Kontext<br />

Verständnisintensives, imaginatives, narratives Lernen<br />

3


1. Zusammenfassung der letzten Sitzung (Fächer übergreifender Unterricht)<br />

Was ist der Sinn des schulischen Fächerkanons?<br />

Diese Frage ist eng verknüpft mit historischen Entwicklungen und<br />

bildungspolitischen Entscheidungen, in deren Zuge sich curriculare<br />

Standards herausbilden.<br />

Antike System der „septem artes liberales“ erster und einflussreichster<br />

Fächerkanon der westlichen Welt<br />

„Sieben freien Künste“ bzw. „Könnensbereiche“ waren eingeteilt in den Dreiweg<br />

(Trivium) mit den Fächern Dialektik, Rhetorik und Grammatik und den<br />

Vierweg (Quadrium) mit den Fächer Musik, Astronomie, Geometrie und<br />

Arithmetik. (Grundlage für das Studium an der Universität)<br />

4


1. Zusammenfassung der letzten Sitzung (Fächer übergreifender Unterricht)<br />

Entwicklung des schulischen Fächerkanon ist eng verbunden mit der<br />

Entwicklung des universitären Fächerspektrums und hat sich im<br />

wesentlichen bis ca. 1850 etabliert.<br />

Kennzeichen: jedes Schulfach hat eine akademische Basisdisziplin, ist nach<br />

fachimmanenten Kriterien systematisiert, die Fächer werden im 45-Minuten-<br />

Takt gewechselt (früher waren es 60 Minuten) und von Fachlehrern<br />

unterrichtet.<br />

Verteilung von Stundenanteilen innerhalb dieses Kanons ist strittig:<br />

Während die universitären Fächer heutzutage in 74 Fächergruppen<br />

aufgeteilt werden, fehlen im schulischen Fächerkanon lebenswichtige<br />

Bereiche wie Medizin, Recht, Wirtschaft und Finanzwesen.<br />

Veränderungen im Laufe der Jahre: Fächer wie Schönschreiben wurden<br />

abgeschafft, die Heimatkunde verwandelte sich zur Sachkunde, aus Werken<br />

wurde Technik, Griechisch wurde fast vollständig zurückgedrängt, Englisch<br />

wird immer dominanter und Informatik neu etabliert (vgl. Memmert, 1994,<br />

Memmert 1997).<br />

5


1. Zusammenfassung der letzten Sitzung (Fächer übergreifender Unterricht)<br />

• Erdkunde/Geographie wechselvolle Geschichte politische<br />

„Anpassungsstrategien eines Schulfaches“ (Schultz, 1993, S. 4) verbunden:<br />

• Preußische Bildungsreform Doppelfachkonstruktion<br />

Geschichte/Geographie an Gymnasien mit insgesamt 30 Stunden<br />

• Etablierung der Geographie auf universitärer Ebene „Zwangsehe“ mit der<br />

Geschichte wurde beendet 1872 Erdkunde wurde ein selbstständiges<br />

Fach in den Volksschulen „staatsbejahende Bürger“ (Brogiato, 2005, S. 53)<br />

• Nationalpädagogischer Nährboden Geographie auch auf der gymnasialen<br />

Ebene verankert (Anfang des 20 Jhd.)<br />

• In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die besondere Affinität zwischen<br />

Geographie und der „Blut und Boden“-Ideologie herausgestellt Mit Erfolg,<br />

Geographie wurde durchgängig mit zwei Wochenstunden bis zum Abitur<br />

unterrichtet (Schultz, 1993, S. 4).<br />

6


1. Zusammenfassung der letzten Sitzung (Fächer übergreifender Unterricht)<br />

• Diskussion Integrationsfächer ist in den 1990er Jahren entbrannt<br />

• „Fragmentierung des Bildungswissens“ (Rommel, 2001, S. 357)<br />

• Der Schulgeographenverband reagierte entschieden, er forderte „den<br />

Verzicht auf unklare Lernbereiche und sogenannte Integrationsfächer, in<br />

denen geographische, historische und sozialkundliche Inhalte didaktisch<br />

unkonturiert vermengt werden“ (Verband Deutscher Schulgeographen e.V.,<br />

1994, S.18).<br />

• Angst vor „Ökokatastrophen-Pädagogik“ (Richter, 1996, S. 171)<br />

7


1. Zusammenfassung der letzten Sitzung (Fächer übergreifender Unterricht)<br />

Wie ist der gegenwärtige Stand des Fächer übergreifenden Lernens auf<br />

curricularer Ebene im Schulfach Geographie?<br />

Standard, dass in den Lehrplänen für die Sekundarstufe I fächerübergreifende<br />

Aspekte berücksichtigt und Querverweise zu anderen Fächern aufgezeigt<br />

werden:<br />

„Es zeigt sich immer deutlicher, dass Probleme der modernen Gesellschaft<br />

nicht ausschließlich fachspezifisch gelöst werden können. Deshalb müssen<br />

Fachinhalte miteinander in Beziehung gesetzt, Wissen und Denken in<br />

verschiedenen Disziplinen vernetzt werden. (…) Um fachübergreifendes und<br />

fächerverbindendes Arbeiten zu erleichtern, wurden die Lehrpläne der drei<br />

Fächer abgestimmt und in einem Band veröffentlicht. Die allen Lehrplänen<br />

der Sekundarstufe I beigefügten ‚Erfahrungsfelder’ stellen die Vorgaben der<br />

Fachlehrpläne in übergreifende Zusammenhänge mit den entsprechenden<br />

Querverweisen zu anderen Fachlehrplänen“ (Lehrplan Rheinland-Pfalz,<br />

1998, S. 3).<br />

8


1. Zusammenfassung der letzten Sitzung (Fächer übergreifender Unterricht)<br />

Die Diskussion, Etablierung und Entwicklung von Fächer übergreifendem<br />

Lernen steht auch immer im Zusammenhang mit dem bestehenden<br />

Fächerkanon und politischen Entscheidungen!<br />

Schulfächer und Fächer übergreifender Unterricht verfügen über ein „soziales<br />

Substrat“ (Huber, 2001, S. 308) und sind „kulturelle Konstruktionen der<br />

(Schul)Zeit“ (Giel, 1997, S. 38 ), die sich aufgrund von gesellschaftlichen<br />

und bildungspolitischen Strömungen verändern.<br />

Abschließend ist festzuhalten, dass es kurz- und mittelfristig kein<br />

organisatorisches und inhaltliches Rezept geben wird, da wir es mehr mit<br />

bildungspolitischen und fachbezogenen Glaubenssätzen zu tun haben, als<br />

mit empirisch abgesicherten Befunden.<br />

9


1. Zusammenfassung der letzten Sitzung (Fächer übergreifender Unterricht)<br />

In der Literatur lassen sich unterschiedliche Bildungsziele für<br />

fächerübergreifenden Unterricht finden. Die Bildungsziele, die sich<br />

ausschließlich mit Fächer übergreifenden Lernen erreichen lassen,<br />

sozusagen die gewichtigsten Argumente,<br />

sind der problem- und handlungszentrierte Ansatz der<br />

‚Spezialisierung auf Zusammenhänge’ und<br />

der reflexive Ansatz des ‚Perspektivenwechsels’.<br />

10


1. Zusammenfassung der letzten Sitzung (Fächer übergreifender Unterricht)<br />

Epochaltypische Schlüsselprobleme und die Spezialisierung auf<br />

Zusammenhänge<br />

Das klassische Bildungsziel des Fächer übergreifenden Lernens orientiert sich<br />

an den von Klafki (1985, S. 20ff) in den 1980 Jahren geprägten Begriff der<br />

‚Epochaltypischen Schlüsselprobleme“. Ausgehend von der These, dass die<br />

Erfahrungswelt und die Probleme der modernen Gesellschaft zu komplex<br />

sind, um säuberlich nach einzelnen Schulfächern getrennt zu werden,<br />

begründet Klafki (1998) Fächer übergreifenden Unterricht. Hierbei soll der<br />

Fachunterricht nicht abgeschafft werden, sondern der fächerübergreifende<br />

Unterricht diesen ergänzen, um das Denken in Zusammenhängen, d.h.<br />

vernetzendes Denken zu fördern. Die wissenschaftstheoretische Grundlage<br />

ist der Denkansatz zum „systemischen Denken“ (Vester, 1974 und zuletzt<br />

2007, Mutius, 2004), der bis heute nichts an Aktualität eingebüßt hat.<br />

11


1. Zusammenfassung der letzten Sitzung (Fächer übergreifender Unterricht)<br />

Reflexion des Fachprinzips durch Perspektivenwechsel<br />

Während Fächer übergreifendes Lernen im Sinne des vernetzten Denkens kein<br />

Fachprinzip benötigt, setzt der reflexive Ansatz des Perspektivenwechsels<br />

„die Fächer explizit voraus“ (Huber u.a., 1996, S. 583).<br />

Während der Fachunterricht danach fragt, ‚was beobachtet wird’, steht im<br />

Mittelpunkt eines Unterrichts nach dem Prinzip des Perspektivenwechsels<br />

die Frage nach dem ‚wie der Beobachtung’.<br />

Es kann zwischen unterschiedlichen Perspektiven unterschieden werden:<br />

- die Differenzierung zwischen verschiedenen Fachperspektiven<br />

- und zwischen den Perspektive eines Fachexperten und eines Laien.<br />

12


1. Zusammenfassung der letzten Sitzung (Fächer übergreifender Unterricht)<br />

Formen des Fächer übergreifenden Unterrichts, kategorisiert nach zwei Ebenen<br />

(Labudde, 2003, S. 54).<br />

13


2. Syndromansatz – Ausgangspunkt und organisatorische Verankerung<br />

„Die Welt stürmt atemlos und zerrissen hinein ins neue Jahrtausend.“<br />

(Quelle: WBGU, 2001, S. 13)<br />

14


2. Syndromansatz – Ausgangspunkt und organisatorische Verankerung<br />

Kernprobleme des Globalen Wandels:<br />

• der anthropogen verstärkte Treibhauseffekt,<br />

• die anthropogen verursachte Bodendegradation,<br />

• die anthropogen verursachte Süßwasserverknappung,<br />

• der anthropogen verursachte Biodiversitätsverlust,<br />

• die Zunahme von klimatischen Naturkatastrophen,<br />

• die Bevölkerungsentwicklung,<br />

• die Übernutzung und Verschmutzung der Weltmeere,<br />

• die Gefährdung der Welternährung und Weltgesundheit,<br />

• die globalen Entwicklungsdisparitäten.<br />

(Quelle: Cassel-Gintz, M. und Harenberg, D. (2002): Syndrome des globalen Wandels als Ansatz interdisziplinären Lernens in der Sekundarstufe.<br />

Berlin, S. 4)<br />

15


2. Syndromansatz – Ausgangspunkt und organisatorische Verankerung<br />

Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale<br />

Umweltveränderungen (WBGU) wurde 1992 von der Bundesregierung als<br />

unabhängiges Beratergremium eingerichtet.<br />

„Die Hauptaufgabe des interdisziplinär besetzten Beirats ist es,<br />

wissenschaftliche Erkenntnisse aus allen Bereichen des Globalen<br />

Wandels auszuwerten und daraus politische Handlungs- und<br />

Forschungsempfehlungen für eine nachhaltige Entwicklung<br />

abzuleiten.“<br />

(Quelle: http://www.wbgu.de/wbgu_auftrag.html, Zugriff am 25.5.2005)<br />

16


2. Syndromansatz – Ausgangspunkt und organisatorische Verankerung<br />

Der WBGU stellte in seinem ersten Jahresgutachten fest:<br />

„Die komplexe, d. h. verflochtene Dynamik des globalen Wandels<br />

muss sich widerspiegeln in einer entsprechend vernetzten<br />

Betrachtungsweise, wo die Einsichten der verschiedenen Fachgebiete<br />

zu wechselseitigen In- und Outputgrößen werden. Daraus erwächst<br />

echte Interdisziplinarität ...“<br />

(Quelle: WBGU (1993): Welt im Wandel – Grundstruktur globaler Mensch-Umwelt-Beziehungen. Bonn, S. 197)<br />

Das Instrument, welches eine vernetzte Betrachtungsweise und echte<br />

Interdisziplinarität ermöglicht, ist das vom WBGU und vom Potsdam-<br />

Institut für Klimafolgenforschung (PIK) entwickelte Syndromkonzept.<br />

17


2. Syndromansatz – Ausgangspunkt und organisatorische Verankerung<br />

Die Grundthese des Syndromkonzepts lautet:<br />

„Der Globale Wandel lässt sich in seiner Dynamik auf eine<br />

überschaubare Zahl von Kausalmustern in den Mensch-Umwelt<br />

Beziehungen zurückführen. Die nicht-nachhaltigen Verläufe dieser<br />

dynamischen Muster werden im Folgenden als Syndrome des Globalen<br />

Wandels bezeichnet.“<br />

(Quelle: Cassel-Gintz, M. und Harenberg, D. (2002): Syndrome des globalen Wandels als Ansatz interdisziplinären Lernens in der Sekundarstufe. Berlin, S. 7)<br />

18


3. Syndromansatz – Grundbegriffe<br />

Die Grundbegriffe des Syndromkonzepts:<br />

• Symptome des Globalen Wandels<br />

• Wechselwirkungen zwischen Symptomen<br />

• Syndrome<br />

19


3. Syndromansatz – Grundbegriffe<br />

Symptome des Globalen Wandels<br />

(Quelle: Clasen, G. u.a. (2003): Unterricht zu den Syndromen des globalen Wandels. Berlin, S. 9)<br />

20


3. Syndromansatz – Grundbegriffe<br />

Symptome des Globalen Wandels<br />

• umgangssprachlich definiert und durch Indikatoren messbar<br />

• z.B. Intensivierung der Landwirtschaft, Bodendegration oder<br />

Verarmung<br />

• Symptome lassen sich bestimmten Bereichen bzw. Sphären<br />

zuordnen<br />

21


3. Syndromansatz – Grundbegriffe<br />

Symptome des Globalen Wandels<br />

(Quelle: Clasen, G. u.a. (2003): Unterricht zu den Syndromen des globalen Wandels. Berlin, S. 10)<br />

22


3. Syndromansatz – Grundbegriffe<br />

Symptome des Globalen Wandels<br />

(Quelle: Funk, H. u.a. (2004): Unterricht zu den Syndromen des globalen Wandels II. Berlin, S. 51)<br />

23


3. Syndromansatz – Grundbegriffe<br />

Wechselwirkungen zwischen Symptomen<br />

Monokausales Verhältnis der Art: „je mehr x, desto mehr y“<br />

(Quelle: Cassel-Gintz, M. und Harenberg, D. (2002): Syndrome des globalen Wandels als Ansatz interdisziplinären Lernens in der Sekundarstufe. Berlin, S. 10f)<br />

24


3. Syndromansatz – Grundbegriffe<br />

Wechselwirkungen zwischen Symptomen<br />

(Quelle: Cassel-Gintz, M. und Harenberg, D. (2002): Syndrome des globalen Wandels als Ansatz interdisziplinären Lernens in der Sekundarstufe. Berlin, S. 11)<br />

25


3. Syndromansatz – Grundbegriffe<br />

Syndrome<br />

Syndrom = Krankheitsbild, das sich aus dem Zusammentreffen<br />

verschiedener, für sich allein nicht charakteristischer Symptome ergibt<br />

(medizinischer Sprachgebrauch)<br />

26


3. Syndromansatz – Grundbegriffe<br />

Syndrome<br />

„Die Syndrome stellen charakteristische Konstellationen von Symptomen<br />

und ihren Interaktionen dar, die sich in vielen Regionen dieser Welt<br />

identifizieren lassen“<br />

(Quelle: Cassel-Gintz, M. und Harenberg, D. (2002): Syndrome des globalen Wandels als Ansatz interdisziplinären Lernens in der Sekundarstufe. Berlin, S. 11f)<br />

27


3. Syndromansatz – Grundbegriffe<br />

Syndromspezifisches Beziehungsgeflecht des Sahel-Syndroms. Die drei<br />

Teilgeflechte, aus denen Fragenkomplexe abgeleitet werden, sind rot,<br />

grün und blau dargestellt.<br />

28<br />

(Quelle:WBGU (1993): Welt im Wandel: Herausforderung für die deutsche Forschung. Berlin. S. 141)


3. Syndromansatz – Grundbegriffe<br />

29


3. Syndromansatz – Grundbegriffe<br />

Zur Kritik des Sahel-Syndromansatzes<br />

1. Grafische Gestaltung des Sahel-Syndrom-Beziehungsgefüges<br />

relevanzanalytische Gewichtung der Einzelfaktoren unterbleibt<br />

2. Akteurstheoretische Komponente weitgehend vernachlässigt<br />

3. Ausklammern der Machtfrage<br />

4. Extensivierung versus Intensivierung<br />

5. Nicht-Berücksichtigung der Mischproduktion<br />

6. Nicht-Berücksichtigung der gesellschaftlichen Konstruktion von<br />

Umweltproblemen<br />

(Quelle: Krings, T. (2002): Zur Kritik des Sahel-Syndromansatzes aus der Sicht der Politischen Ökologie. In: Geographische Zeitschrift, H. 3 und 4, S. 129 – 141)<br />

30


3. Syndromansatz – Grundbegriffe<br />

Syndrome<br />

Drei Gruppen werden unterschieden<br />

1. Nutzung: unangepasste Nutzung von Naturressourcen als<br />

Produktionsfaktoren<br />

2. Entwicklung: Mensch-Umwelt-Probleme im Zusammenhang mit nicht<br />

nachhaltigen Entwicklungsprozessen<br />

3. Senken: Umweltdegradation durch nicht angepasste zivilisatorische<br />

Entsorgungsanforderungen<br />

(Quelle: Cassel-Gintz, M. und Harenberg, D. (2002): Syndrome des globalen Wandels als Ansatz interdisziplinären Lernens in der Sekundarstufe. Berlin, S. 11f)<br />

31


3. Syndromansatz – Grundbegriffe<br />

Syndrome<br />

(Quelle: Cassel-Gintz, M. und Harenberg, D. (2002): Syndrome des globalen Wandels als Ansatz interdisziplinären Lernens in der Sekundarstufe. Berlin, S. 12f)<br />

32


3. Syndromansatz – Grundbegriffe<br />

Syndromanalyse<br />

Praktische Anwendung:<br />

1. Erstellen eines Beziehungsgeflechts (Fallstudienanalyse,<br />

Expertenwissen etc.)<br />

2. Diagnose (geographische Beschreibung und Lokalisierung,<br />

Bestimmung der Intensität, syndromauslösende Faktoren erforschen)<br />

3. Prognose (Modellierung unterschiedlicher Entwicklungsmöglichkeiten)<br />

(Quelle: Cassel-Gintz, M. (2001): GIS-gestützte Analyse globaler Muster anthropogener Waldschädigung: eine sektorale Anwendung des Syndromkonzepts. Potsdam. S. 47)<br />

33


4. Syndromansatz – Erstellen eines Beziehungsgeflechts<br />

Erstellen eines Beziehungsgeflechts<br />

Ziele:<br />

• indirekte Wirkungen erkennen<br />

• Rückwirkungen auf die Ursache erkennen<br />

• Folgen der Folgen erkennen<br />

• Netze von Wirkungsbeziehungen verstehen<br />

34


4. Syndromansatz – Erstellen eines Beziehungsgeflechts<br />

Erstellen eines Beziehungsgeflechts<br />

Welches Werkzeug ist geeignet?<br />

Mind-map nicht geeignet<br />

Zentrale Hauptidee bzw. Thema<br />

„Was gehört zu was?“<br />

hierarchisch und passiv<br />

35


4. Syndromansatz – Erstellen eines Beziehungsgeflechts<br />

Welches Werkzeug ist geeignet?<br />

Concept Map<br />

netzwerkartig<br />

„Welche Ursache hat auf welches Element welche<br />

Auswirkungen?“<br />

Beziehungen zwischen den Elementen wichtiger als<br />

Elemente selbst<br />

Beziehungen zwischen den Elementen auch multikausal<br />

37


4. Syndromansatz – Erstellen eines Beziehungsgeflechts<br />

Aufgabe: Erstellen eines Beziehungsgeflechts (Elbehochwasser 2002)<br />

1. Richten Sie sich eine DIN A-4 Folie wie folgt ein: oben rechts stehen die<br />

Kategorien Klima und Wetter; oben links stehen die Kategorien Boden<br />

und Wasser, unten rechts steht die Kategorie Bevölkerung; unten links<br />

stehen die Kategorien Verkehr und Wirtschaft; in der Mitte steht<br />

Überflutung.<br />

2. Ordnen Sie die Begriffe von der PPP-Folie in den jeweiligen Bereich<br />

Ihres Folien-Blattes ein.<br />

3. Erstellen Sie ein Beziehungsgeflecht, d.h. beschreiben Sie die<br />

Verbindungen mit Pfeilen. Beispiel: Die Versieglung der Landschaft hat<br />

zur Folge, dass Wasser nicht in den Boden versickert. Das Wasser<br />

nicht in den Boden versickert kann aber auch daran liegen, dass der<br />

Boden wassergesättigt ist oder kein natürlicher Wald vorhanden ist.<br />

So haben viele Begriffe eine oder mehrere Verbindungen miteinander.<br />

Diese Verbindungen beschreiben Sie mit Stichworten und Pfeilen.<br />

(Quelle: Clasen, G. u.a. (2003): Unterricht zu den Syndromen des globalen Wandels. Berlin, S. 29 – 50 oder<br />

online http://www.dekade.org/transfer_21/wsm/24.pdf, Zugriff am 26. 5.2005)<br />

39


4. Syndromansatz – Erstellen eines Beziehungsgeflechts<br />

Aufgabe: Erstellen eines Beziehungsgeflechts (Elbehochwasser 2002)<br />

Beispiel<br />

Veringe rt<br />

Versiegelung<br />

der Landschaft<br />

Natürlicher<br />

Wald<br />

dass Wasser nicht versickert<br />

Erhöht die Gefahr,<br />

Hochwasser<br />

40


4. Syndromansatz – Erstellen eines Beziehungsgeflechts<br />

Aufgabe: Erstellen eines Beziehungsgeflechts (Elbehochwasser 2002)<br />

41


4. Syndromansatz – Erstellen eines Beziehungsgeflechts<br />

Aufgabe: Erstellen eines Beziehungsgeflechts (Elbehochwasser 2002)<br />

Beziehungsgeflecht (Elbehochwasser 2002)<br />

42


5. Syndromansatz und Unterrichtsplanung<br />

Beiträge des Syndromkonzepts für die Unterrichtsgestaltung<br />

1. Themenfindung und –einordnung<br />

2. Gewichtung und Spezifizierung der Fachinhalte<br />

3. Verknüpfung der Fachinhalte<br />

(Quelle: Harenberg, D. (2002): Syndrome Globalen Wandels als überfachliches Unterrichtsprinzip.<br />

Online:http://www.transfer-21.de/daten/texte/SyndromtextHarenberg.pdf, Zugriff am 26.5.2005)<br />

43


5. Syndromansatz und Unterrichtsplanung<br />

Zehn Gründe für die Integration des Syndromkonzepts in den Unterricht<br />

1. Verdeutlichung globaler Zusammenhänge<br />

2. Umgang mit Komplexität und Strukturierung<br />

3. Transsektoralität und transdisziplinäre Methode<br />

4. Definition der fachlichen Qualität<br />

5. Verdeutlichung von Dynamik, Geschichtlichkeit und Zukunftsbezug<br />

6. Betroffenheit und Verantwortung von Individuen, Gesellschaft und Politik<br />

7. Betonung der Reflexivität und Handlungsrelevanz<br />

8. Beitrag zur Wissenschaftspropädeutik: Umgang mit Wissen und Nichtwissen<br />

9. Problemorientierung und Lösungskompetenz<br />

10. Gestaltungskompetenz<br />

(Quelle: Harenberg, D. (2002): Syndrome Globalen Wandels als überfachliches Unterrichtsprinzip.<br />

Online:http://www.transfer-21.de/daten/texte/SyndromtextHarenberg.pdf, Zugriff am 26.5.2005)<br />

44

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