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Download E-book kostenlos - Yasmin Verschure

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leichter und aufgeweckter. Und dann geschieht ein Wunder. Zum zweiten Mal begegne<br />

ich Gabrielle und Boman. Sie waren meine rettenden Engel in Madras und werden es<br />

auch diesmal wieder sein. Sie sind überrascht mich zu sehen und bieten mir ein Bett in<br />

ihrem Vierbettzimmer an. Es gibt eine Dusche mit warmem Wasser und eine Toilette.<br />

Und so wird der Anfang des Neuen Jahres doch noch ein Fest! Ich brauche nicht länger<br />

Essen und Trinken auf der Straße zu holen, man versorgt mich.<br />

Kurz vor der zehntägigen Vipasana besuche ich ein tibetanisches Kloster. Ich laufe zur<br />

Bibliothek und zu meiner großen Überraschung liegt da, aufgeschlagen auf dem Tisch,<br />

das Buch Du kannst dein Leben heilen von Louise Hay. Mir wird deutlich ein Spiegel<br />

vorgehalten! All die Zeit lebte ich in solchem Glauben und Vertrauen, dass selbst das<br />

verschmutzte Wasser meine infektionsempfindlichen Körper nichts anhaben konnte.<br />

Ich verlor langsam dieses unumstößliche Vertrauen.<br />

Ich verlor es in dem Moment als ich in Puri zu hören bekam, dass Harikananda noch in<br />

Amerika war. Wie abhängig ich mich gemacht hatte. Zum soundsovielsten Mal bekam<br />

ich widergespiegelt, dass ich auf meine eigene innere Stimme vertrauen musste.<br />

Die Enttäuschung war so groß, dass ich sie emotionell nicht verarbeiten konnte, und<br />

mein Körper reagierte dadurch aus dem Gleichgewicht zu kommen. Was für ein Zufall<br />

um diesem Buch zu begegnen. Nein, natürlich war das kein Zufall, ein liebevolles<br />

Augenzwinkern von oben um mich zurück zu bringen zu dieser Kraft.<br />

Voll guter Vorhaben und ohne Moskitonetz begab ich mich in ein anderes tibetanisches<br />

Kloster. Diesmal um erneut einem besonderen Menschen zu begegnen und zehn Tage<br />

in Stille zu meditieren. Diejenigen unter euch die dies getan haben wissen, dass dies<br />

eine wahre Prüfung sein kann und man allem Möglichen entgegen kommt.<br />

Und das passierte mir natürlich auch. Man sitzt jedes mal eine halbe Stunde in der<br />

Lotushaltung oder im Schneidersitz, ohne sich zu bewegen. Mit “geschlossenen Augen”<br />

schaut man ungefähr einen Meter vor sich aus. Man ist in der Welt aber nicht von der<br />

Welt. Man richtet seine Aufmerksamkeit auf sein Hara oder Ki und folgt seiner<br />

Atmung. Um die zehn Minuten läuft man meditativ und setzt sich danach wieder hin.<br />

Insgesamt meditiert man ungefähr zehn Stunden am Tag und begegnet allem<br />

erdenklichen. Der Körper schmerzt an den unmöglichsten Stellen, verborgene Gefühle<br />

tauchen auf und das einzige was man tut ist beobachten und loslassen. Wir bekommen<br />

zwei Mahlzeiten pro Tag. Das Frühstück besteht aus Brei und mittags gibt es ein<br />

herrliches Essen aus Gemüse und Reis. Und das wäre es dann für den Tag, aber man<br />

gewöhnt sich schnell daran. Die Stille ist für mich kein Problem, ich genieße sie.<br />

Am Anfang habe ich das Gefühl, dass ich ein Masochist sein muss um mich selbst so zu<br />

peinigen, und das sogar freiwillig! Ausserdem bin ich auch noch die einzige ohne<br />

Moskitonetz, wodurch alle Moskitos sich auf mich konzentrieren. Das ist wirklich<br />

höchst unangenehm. Der Weg zur Erleuchtung scheint über Schmerz und Leiden zu<br />

gehen! Einmal stehe ich auf dem Punkt um meine Sachen zu packen und zu gehen.<br />

Ratlosigkeit, Verzweiflung, Einsamkeit, kurzum nichts bleibt mir erspart. Aber etwas<br />

hält mich zurück und dann kommt endlich die Umkehr.<br />

In dem Moment übersteige ich Schmerz und Leiden und das ist eine wunderbare<br />

Erfahrung. Die ist so groß, dass alles Elend vergessen ist, es besteht nur Freude und<br />

Einheit. Ich werfe einen Blick hinter die sichtbare Wirklichkeit, die Totalität in meiner<br />

eigenen Ganzheit und ich erfahre Ein und Alles sein.<br />

Aber auch diese Erfahrung muss ich vergessen, denn sobald man so eine Erfahrung fest<br />

halten will, hat man sie schon wieder verloren. Das nächste Mal ist es genauso<br />

schwierig wie all die Male zuvor. Aber ich weiß jetzt was sich hinter dem Schmerz und<br />

dem Leiden verbirgt und das reicht mir um weiter zu machen. Das Sein vor Christopher<br />

<strong>Yasmin</strong> <strong>Verschure</strong> 36/166 Met een open Hart

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