Download E-book kostenlos - Yasmin Verschure
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Abends gehen wir Essen, gemütlich und intensiv. Das Essen ist köstlich, es gibt Fisch<br />
im Überfluss und allerlei Sorten frisches Obst. Am nächsten Morgen bin ich in aller<br />
Frühe am Strand um noch kurz vom Meer zu genießen, denn diesen Mittag muss ich<br />
zurück nach Quillon. Erst nehme ich den Bus nach Trivandrum um danach in einem<br />
völlig überfüllten, schief hängenden Bus nach Quillon zu fahren. Es ist gar nicht so<br />
einfach mein Gleichgewicht zu halten, im Gang stehend, total eingeklemmt zwischen<br />
Männern. Sobald die Busse im örtlichen Dienst eingesetzt werden, sind die<br />
Stossdämpfer verschlissen. Außerdem scheint der Chauffeur wenig Wert auf das<br />
irdische Bestehen zu legen!<br />
Völlig verstört komme ich vier Stunden später in Quillon an. Ich kaufe erst ein paar<br />
Sachen ein bevor ich mich zum alten Palast bringen lasse. Dort werde ich herzlich<br />
durch meinen Zimmerjungen empfangen. Die ganze Suite mit Balkon und Badewanne<br />
steht mir zur Verfügung, ein enormer Luxus. Er lässt selbst ein Bad einlaufen, leider ist<br />
das warme Wasser verbraucht nachdem die Wanne zu einem Viertel gefüllt ist. Aber<br />
gut, allein schon der Gedanke daran war ein Luxus. Ich bekomme meine Mahlzeit auf<br />
dem enorm großen Balkon serviert, von dem aus ich einen traumhaften Ausblick aufs<br />
Meer habe. Nichts ist zu viel und langsam aber sicher tanke ich wieder auf. Leider,<br />
Schlafen ist nicht drin, ich habe vergessen ein Moskitonetz zu besorgen. Stören will ich<br />
nicht und das bedeutet, dass ich die ganze nacht von Mücken gestochen werde.<br />
Madras<br />
An diesem Mittag fährt mein Zug. Ich teile mein Coupé mit einem Vater und seiner<br />
Tochter, die ihr Essen mit mir teilen und mir über das indische Mittelklasse-<br />
Familienleben erzählen. Dieses Mädchen verkehrt in den luxuriösen Umständen, dass<br />
sie studieren darf. Die Beziehung zwischen Vater und Tochter ist rührend. Zu der Zeit,<br />
als jeder müde wird werden die Bänke ausgeklappt und wir schlafen zu sechst in<br />
diesem Raum. Ich schlafe nicht schlecht und wir kommen zwanzig Stunden später in<br />
Madras an. Ich komme in eine chaotische Situation, zweifellos hat dies auch mit meiner<br />
Ungeduld zu tun. Ich will nicht länger als unbedingt nötig in dieser Stadt bleiben.<br />
Nicht gerade objektiv, angesehen meiner ersten Erfahrung, aber im allgemeinen sind<br />
große Städte nichts für mich.<br />
Das Wartezimmer ist voll. Also nehme ich eine Rickshaw zum YWCA, eine<br />
Jugendherberge für Frauen, die von Christen bewirtschaftet wird. Dort erzählt man<br />
mir, dass ich in vier Stunden wieder zurückkommen muss! Nicht einmal mein Gepäck<br />
darf ich hinterlassen und so steige ich wieder, mitsamt meinem Rucksack, in den<br />
überfüllten Bus in Richtung Hauptbahnhof. Nach vielen Schwierigkeiten und einer<br />
Unmenge Geduld, scheint es noch Stunden zu dauern bis ich eine Reservierung für den<br />
Zug nach Puri machen kann. Ich begegne einem netten Pärchen, das auch mitreisen<br />
möchte und auf ihre Reservierung warten. Sie erbarmen sich über mein Gepäck, so<br />
dass ich meine Hände frei habe um meine Post abzuholen. Dieses Pärchen wird sich in<br />
Bodhagaya ein zweites Mal meiner annehmen und dann werden sie, noch mehr wie<br />
jetzt, wahre Rettungsengel sein.<br />
Ich wasche mich so gut wie möglich am Bahnhof und ziehe etwas sauberes an. Nehme<br />
eine Rickshaw und finde die richtige Poststation. Zurück am Bahnhof stellt sich heraus,<br />
dass ich noch mindestens eine Stunde warten muss. Aber auf einmal ist Schichtwechsel<br />
und innerhalb von zwei Minuten habe ich meine Fahrkarte!<br />
Ich nehme zum zweiten Mal an diesem Tag eine Rickshaw zum YWCA, und bekomme<br />
ein Bett im Schlafsaal, lade mein Gepäck ab, Ruhe mich eine halbe Stunde aus und<br />
mache mich auf den Weg zum Ausländischen Touristenbüro.<br />
<strong>Yasmin</strong> <strong>Verschure</strong> 32/166 Met een open Hart