Download E-book kostenlos - Yasmin Verschure
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Hand auf meinen Kopf legt und mich liebevoll ansieht. Noch Tage danach spüre ich<br />
die Hand auf meinem Kopf!<br />
Regelmäßig gehe ich durch das Tor nach draußen um eine Zigarette zu rauchen und<br />
Chai zu trinken. Ich schließe Freundschaft mit dem Besitzer des Chai-Ladens. Als ich<br />
nach dem Darshan herein komme hat mein Freund sein Frühstück, bestehend aus<br />
Idlies, aufgehoben und bietet mir die Hälfte an. Das Einzige was er den ganzen Tag<br />
über isst. Aber ich weiß, dass es eine große Beleidigung ist dies abzulehnen, und trotz<br />
meines gut durchgefütterten Magens, akzeptiere ich diese liebevolle Geste. Als meine<br />
Zimmergenossin abreist, werde ich in einem anderen Rundhaus bei zwei Frauen<br />
untergebracht. Diesmal ist das Häuschen sauber und ohne Kakerlaken, sogar die<br />
steinharten Matratzen sind sauber, dennoch bleibt das Schlafen auf Beton noch etwas<br />
woran ich mich gewöhnen muss.<br />
Manchmal werden mir all die Menschen um mich herum zu viel und ich verlasse den<br />
Ashram um in die Berge zu gehen. Alleine sein scheint in Indien eine Unmöglichkeit zu<br />
sein. Wo sie herkommen weiß ich nicht, aber in kürzester Zeit bin ich umzingelt von<br />
neugierigen jungen Menschen. “Hello, where do you come from, are you married, do<br />
you have children?” Das sind die immer wiederkehrenden Fragen, die ich oft mit dem<br />
letzten Stückchen Geduld das ich aufbringen kann, versuche zu beantworten. Ich will in<br />
Ruhe gelassen werden!<br />
Ich lerne im Ashram ein paar prachtvolle Menschen kennen und wir machen unsere<br />
ersten Einkäufe. Mein Auge fällt auf eine tanzende Shiva. Den Preis, den der Mann<br />
dafür verlangt finde ich zu hoch. Ich habe keine Lust etwas zu kaufen und darum biete<br />
ich ein Viertel des verlangten Preises. Nicht, auch gut. Als ich den Laden verlasse,<br />
kommt er mir nachgelaufen: “Here, take it. You are bargain too much!” Und dann kann<br />
ich mich dem Kauf nicht mehr entziehen und erstehe widerwillig die Skulptur, die<br />
später durch Freunde nach Holland mitgenommen wird. Als Geschenk bekomme ich<br />
einen prachtvollen Kaschmir- Schaal, der über Jahre hinweg mein Reisegefährte sein<br />
wird.<br />
Bettler befinden sich überall um das Tor herum. In ihren Augen sind wir<br />
unwahrscheinlich Reich. Und in materieller Hinsicht ist das sicherlich wahr. Allein<br />
schon die Tatsache, dass wir hier her kommen können! Es wird ausdrücklich darum<br />
gebeten ihnen nichts zu geben, der Ashram ernährt sie. Auch bestehen ausdrückliche<br />
Vorschriften für Preise der Rickshaws usw. Obwohl ich weiß, dass es zum Schutz der<br />
eigenen Bevölkerung ist, finde ich es nicht schlimm etwas mehr zu bezahlen. Ich<br />
schließe Freundschaft mit einem Blumenmädchen und sie versucht mir ihre selbst<br />
geflochtenen Kränze zu verkaufen. Die Mädchen sind schön, sehr schön.<br />
Und dann sind da noch die kleinen Kinder. Die kleinen Vagabunden mit ihren<br />
ungewaschenen “Schnütchen“, ihren Rotznäschen und ihren flehenden Blicken um<br />
Liebe und Zuneigung. Sie stehlen mir wie immer mein Herz. Ich kann es nicht lassen<br />
etwas zu Essen für sie zu kaufen. Geld zu geben ist keine gute Idee, das empfinde ich<br />
selbst auch so. Damit erhalte ich aufrecht, dass Kinder von ihren Eltern entstellt und<br />
auf die Straße geschickt werden um zu betteln. Ein behindertes Kind kann man schwer<br />
ignorieren. Diese Praktiken finden, obwohl gesetzlich verboten, noch häufig statt,<br />
hauptsächlich im Süden Indiens.<br />
Ein sehr energetisches Plätzchen ist der Wunschbaum, der oben auf dem Berg liegt. Es<br />
ist eine ziemlich steile Kletterpartie. Unter dem Wunschbaum befindet sich eine Grotte,<br />
in der seit Jahren der gleiche Mönch wohnt. Es ist ein himmlisches Plätzchen an dem<br />
man eben alleine sein kann. Herrlich!<br />
Je näher der Geburtstag von Sai Baba rückt, desto mehr Menschen kommen in den<br />
Ashram und mir wird es echt zu voll, ich halte es hier für gesehen. Aber bei den<br />
<strong>Yasmin</strong> <strong>Verschure</strong> 20/166 Met een open Hart