Einfluss komplexitätsbezogener Faktoren auf Innovation. Eine ... - AFA

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28.10.2013 Aufrufe

Angaben zur wissenschaftlichen Arbeit Name (Copyrightinhaber): Christian Mayrhofer, MSc. BSc. Titel der Arbeit: Einfluss komplexitätsbezogener Faktoren auf Innovation. Eine empirische Analyse Sprache: Deutsch Verfasst bei (Professor/in, LV-Leiter/in): Univ.-Prof. Dr. Franz Tödtling Titel des Seminars/Kurses: Räumliche Ökonomie/ Spatial Economics Semester: SS 2012 Universität / Fachhochschule: Wirtschaftsuniversität Wien (WU) Institut: Institut für Regional- und Umweltwirtschaft Erlangte Note: Sehr gut Mailadresse für evtl. Rückfragen: chrisimay[at]hotmail.com Der Verfasser / Die Verfasserin stellt diese Arbeit dem Akademischen Forum für Außenpolitik (AFA) zur Verfügung, um diese auf der Plattform International- Relations.at zu veröffentlichen. Das Copyright bleibt dadurch unberührt. Alle Angaben zur Arbeit (wie etwa Note, Seminar und Universität) wurden vom AFA auf deren Richtigkeit durch dementsprechende Nachweise geprüft. Die Arbeit darf unter Hinweis auf den Verfasser / die Verfasserin zitiert werden, wobei der Link zur Arbeit in jedem Fall anzugeben ist. Das Akademische Forum für Außenpolitik (AFA) übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der Arbeit.

Angaben zur wissenschaftlichen Arbeit<br />

Name (Copyrightinhaber): Christian Mayrhofer, MSc. BSc.<br />

Titel der Arbeit: <strong>Einfluss</strong> <strong>komplexitätsbezogener</strong> <strong>Faktoren</strong> <strong>auf</strong><br />

<strong>Innovation</strong>. <strong>Eine</strong> empirische Analyse<br />

Sprache: Deutsch<br />

Verfasst bei (Professor/in, LV-Leiter/in): Univ.-Prof. Dr. Franz Tödtling<br />

Titel des Seminars/Kurses: Räumliche Ökonomie/ Spatial Economics<br />

Semester: SS 2012<br />

Universität / Fachhochschule: Wirtschaftsuniversität Wien (WU)<br />

Institut: Institut für Regional- und Umweltwirtschaft<br />

Erlangte Note: Sehr gut<br />

Mailadresse für evtl. Rückfragen: chrisimay[at]hotmail.com<br />

Der Verfasser / Die Verfasserin stellt diese Arbeit dem Akademischen Forum für<br />

Außenpolitik (<strong>AFA</strong>) zur Verfügung, um diese <strong>auf</strong> der Plattform International-<br />

Relations.at zu veröffentlichen. Das Copyright bleibt dadurch unberührt. Alle<br />

Angaben zur Arbeit (wie etwa Note, Seminar und Universität) wurden vom<br />

<strong>AFA</strong> <strong>auf</strong> deren Richtigkeit durch dementsprechende Nachweise geprüft. Die<br />

Arbeit darf unter Hinweis <strong>auf</strong> den Verfasser / die Verfasserin zitiert werden,<br />

wobei der Link zur Arbeit in jedem Fall anzugeben ist. Das Akademische Forum<br />

für Außenpolitik (<strong>AFA</strong>) übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der<br />

Arbeit.


EINFLUSS<br />

KOMPLEXITÄTSBEZOGENER<br />

FAKTOREN AUF INNOVATION.<br />

EINE EMPIRISCHE ANALYSE<br />

M A S T E R - T H E S I S<br />

WIRTSCHAFTSUNIVERSITÄT WIEN<br />

INSTITUT FÜR REGIONAL- UND UMWELTWIRTSCHAFT<br />

BETREUER:<br />

A.O. UNIV.-PROF. DR. GUNTHER MAIER, INSTITUTSVORSTAND<br />

UNIV.-PROF. DR. FRANZ TÖDTLING<br />

KANDIDAT:<br />

CHRISTIAN MAYRHOFER<br />

MATR.-NR.: 0750901<br />

STUDIUM: MASTER VOLKSWIRTSCHAFT<br />

WIEN, 2013


Inhaltsverzeichnis<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

1 Danksagungen ................................................................................................... 5<br />

2 Abstract ............................................................................................................ 5<br />

3 Hintergrund ....................................................................................................... 5<br />

4 Abl<strong>auf</strong> und Methodik ........................................................................................ 6<br />

4.1 Kurzdarstellung .......................................................................... 6<br />

4.2 Detaillierter Abl<strong>auf</strong> .................................................................... 7<br />

5 Zielsetzung und Hypothese ............................................................................... 8<br />

6 <strong>Innovation</strong>smodelle und -systeme ..................................................................... 9<br />

6.1 <strong>Innovation</strong>smodelle ..................................................................... 9<br />

6.2 <strong>Innovation</strong>ssysteme .................................................................. 13<br />

6.3 CIS - Corporate <strong>Innovation</strong> System ......................................... 14<br />

6.4 Beschreibung der gewählten Wirkungsbereiche eines<br />

<strong>Innovation</strong>ssystems ................................................................. 16<br />

6.4.1 Akteure ........................................................................ 16<br />

6.4.2 Aktivitäten ................................................................... 16<br />

6.4.3 Ressourcen ................................................................... 17<br />

6.4.4 Institutionen ................................................................ 17<br />

6.5 <strong>Innovation</strong>sindikatoren ............................................................. 17<br />

7 Komplexität .................................................................................................... 19<br />

7.1 Gewählte Indikatoren der Komplexität .................................... 25<br />

8 Komplexe Systeme und <strong>Innovation</strong> ................................................................ 26<br />

9 Kombination CIS & Komplexität ................................................................... 30<br />

10 Empirische Analyse ....................................................................................... 33<br />

10.1 Datenverfügbarkeit ................................................................. 34<br />

10.2 Untersuchungsdesign .............................................................. 34<br />

10.2.1 Zum Wesen komplexer <strong>Innovation</strong>suntersuchungen.. 34<br />

10.2.2 Untersuchungsmethode .............................................. 35<br />

10.2.3 <strong>Faktoren</strong> für die Gruppenrecherche ........................... 36<br />

10.2.4 <strong>Faktoren</strong> für Datenbankrecherche und systematische<br />

Ableitungen ................................................................ 37<br />

10.2.5 <strong>Faktoren</strong> für die Befragung ........................................ 38<br />

10.2.6 Stichprobe, Größe und Zeitraum ............................... 39<br />

10.3 Modell ..................................................................................... 39<br />

10.3.1 Regressionsanalyse ..................................................... 42<br />

11 Ergebnisse ..................................................................................................... 44<br />

2


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

11.1 Deskriptive Statistiken ........................................................... 44<br />

11.1.1 Verteilungen <strong>komplexitätsbezogener</strong> <strong>Faktoren</strong> .......... 52<br />

11.2 Regressionsoutputs ................................................................. 57<br />

12 Interpretation ................................................................................................ 59<br />

13 Rankings........................................................................................................ 62<br />

14 Schlussbemerkungen ...................................................................................... 62<br />

15 Quellen .......................................................................................................... 64<br />

15.1 Literaturverzeichnis ................................................................ 64<br />

15.2 Abbildungsverzeichnis: ........................................................... 71<br />

15.3 Tabellenverzeichnis ................................................................. 71<br />

Abb. 1 Schwarm als Beispiel eines komplexen Systems<br />

Quelle: Miller, 2007<br />

„Chaos is found in greatest abundance wherever order is being sought. It<br />

always defeats order because it is better organized“<br />

3<br />

Terry Prachett


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Ehrenwörtliche Erklärung<br />

Hiermit versichere ich, dass ich die eingereichte Master-Thesis selbstständig<br />

verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und<br />

mich auch sonst keiner unerlaubten Hilfsmittel bedient habe. Ich versichere<br />

ferner, dass ich diese Master-Thesis bisher weder im In-, noch im Ausland in<br />

irgendeiner Form als wissenschaftliche Arbeit vorgelegt habe.<br />

Wien, am 23. Jänner 2013<br />

Christian Mayrhofer<br />

4


1 Danksagungen<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Univ.-Prof. Dr. Gunther Maier und Univ.-Prof. Dr. Franz Toedtling -<br />

Wirtschaftsuniversität Wien; Dr. Sonja Embst - Technische Universität Graz;<br />

Mag. Heidrun Schöfnagel - FFG; Michael Pfeifer - Akademisches Forum für<br />

Außenpolitik; Jakob Hager, Anna Mikulan, Bsc.; Viktor Ludwig, Clemens<br />

Oberhofer, BSc.<br />

2 Abstract<br />

Diese Thesis untersucht den <strong>Einfluss</strong> <strong>komplexitätsbezogener</strong> <strong>Faktoren</strong> <strong>auf</strong><br />

<strong>Innovation</strong>. Nach Begriffsbestimmungen in den Bereichen <strong>Innovation</strong> und<br />

Komplexität und der Festlegung entsprechender <strong>Faktoren</strong> wurde hierzu mit<br />

Partnern eine Erhebung durchgeführt, die Daten über die Ausprägungen der<br />

Komplexität in den <strong>Innovation</strong>ssystemen österreichischer (Groß)unternehmen<br />

liefert. Die Ergebnisse wurden zu Komplexitätsfaktoren aggregiert und diese im<br />

Rahmen einer logistischen binären Regression neben weiteren Parametern <strong>auf</strong><br />

die <strong>Innovation</strong>schancen der Unternehmen regressiert. Die Ergebnisse<br />

veranschaulichen, dass neben klassischen Erklärungsfaktoren der <strong>Innovation</strong> wie<br />

F&E-Aufwendungen oder der Patentanzahl, auch einzelne komplexitätsbezogene<br />

<strong>Faktoren</strong> einen signifikanten <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> die Chance, dass<br />

<strong>Innovation</strong>en entstehen, zeigen. Vor allem die Begriffe Freiheit und Dynamik<br />

spielen hier eine entscheidende Rolle. Unternehmerische <strong>Innovation</strong>ssysteme<br />

unter der Perspektive der Komplexitätstheorie zu untersuchen, bietet somit<br />

zusätzlichen Erklärungswert.<br />

3 Hintergrund<br />

„Aus der Betrachtung von Volkswirtschaften oder Organisationen als komplexe,<br />

sich entwickelnde Systeme resultiert eine neue Herangehensweise an das Thema<br />

<strong>Innovation</strong>. Sie ermöglicht Entscheidungsträgern eine bessere Einschätzung,<br />

welche Bedeutung Beziehungen und Interaktionen innerhalb eines<br />

Unternehmens für erfolgreiche <strong>Innovation</strong>sprozesse haben“ [1] , so Curt Lindberg,<br />

Chief Learning & Science Officer des Plexus Institutes in New Jersey, USA in<br />

einem im Jahr 2010 erschienenen Interview.<br />

[1] Performance, 2010: 39<br />

5


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Viele neuere Literaturbeiträge [2][3][4] erkennen wirtschaftliche Einheiten wie<br />

Unternehmen, die Volkswirtschaft in ihrer Gesamtheit oder Prozesse wie<br />

<strong>Innovation</strong>en als komplexe Systeme und betonen den Nutzengewinn, der aus<br />

dieser neuen Perspektive entsteht. Die Verbindung der Forschungsbereiche<br />

<strong>Innovation</strong> und Komplexität stellt ein noch junges und hochinteressantes<br />

Forschungsfeld mit viel Potential dar. Dass sich die Ansätze zur Evaluierung<br />

von <strong>Innovation</strong>, die in den existierenden Literaturbeiträgen wiederzufinden<br />

sind, bisher nur selten <strong>auf</strong> die Komponente Komplexität beziehen, bestätigt<br />

auch Embst (2010) von der Technischen Universität Graz [5] . In der Forschung<br />

wird die Analyse und Messung von <strong>Innovation</strong> heute in den unterschiedlichsten<br />

Disziplinen und unter verschiedensten Methoden durchgeführt. <strong>Eine</strong><br />

Forschungslücke bei der Kombination von Komplexität und <strong>Innovation</strong> besteht<br />

aus wirtschaftswissenschaftlicher Perspektive u.a. darin, die Theorie komplexer<br />

Systeme mit der Praxis von <strong>Innovation</strong>ssystemen zu verbinden und diese zu<br />

quantifizieren.<br />

Vor diesem Hintergrund ist es zweckmäßig eine Erhebung österreichischer<br />

Betriebe im Bereich unternehmerischer <strong>Innovation</strong>ssysteme, mit besonderer<br />

Berücksichtigung des <strong>Einfluss</strong>es des Faktors Komplexität durchzuführen. Somit<br />

soll ermöglicht werden, die Bedeutung, die die Komplexität hier hat, besser<br />

einschätzen zu können. Zunächst ist es dafür notwendig, sich ein detailliertes<br />

Bild über unternehmerischen <strong>Innovation</strong>ssysteme und Komplexität in der<br />

Literatur zu verschaffen, bevor die <strong>Faktoren</strong> gemessen werden können. Im<br />

Anschluss finden die Ergebnisse der Erhebung Eingang in eine logistische<br />

Regression, die Aufschluss darüber gibt, in welchem Ausmaß die Komplexität<br />

der <strong>Innovation</strong>ssysteme die Chancen <strong>auf</strong> <strong>Innovation</strong> dieser Unternehmen<br />

beeinflusst. Abschließend kann damit ein Ranking erstellt werden, das unter<br />

verschiedenen Gesichtspunkten und <strong>Faktoren</strong> darstellbar ist.<br />

4 Abl<strong>auf</strong> und Methodik<br />

4.1 Kurzdarstellung<br />

Der Abl<strong>auf</strong> der Thesis ist in mehrere theoretische und empirische Schritte<br />

unterteilt. In der ersten Hälfte erfolgen eine Literaturrecherche, die Analyse<br />

relevanter Begriffe in den Bereichen <strong>Innovation</strong> und Komplexität und die<br />

Entwicklung eines neuen Modells, welches im empirischen Teil der Arbeit<br />

[2] Vgl. Faggini/Lux, 2009<br />

[3] Vgl. Finch/Orillard, 2005<br />

[4] Vgl. Goergen et al., 2010<br />

[5] Vgl. Embst, 2010: 5<br />

6


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

angewandt wird. In der zweiten Hälfte folgen die Darstellung der Ergebnisse der<br />

Unternehmenserhebung, die dazugehörigen deskriptiven Statistiken, die<br />

statistische Auswertung mithilfe einer logistischen Regressionsanalyse und<br />

dessen Interpretationen.<br />

4.2 Detaillierter Abl<strong>auf</strong><br />

Nach einer Einfürhung in den Kapiteln 1 bis 5, erfolgt in Kapitel 6<br />

<strong>Innovation</strong>ensmodelle und -systeme zunächst die Definition die Begriffe der<br />

<strong>Innovation</strong>, der <strong>Innovation</strong>smodelle (lineare und komplexe-interaktive), der<br />

<strong>Innovation</strong>ssysteme (NIS, CIS, RIS, TIS) und der <strong>Innovation</strong>sindikatoren. Es<br />

werden hier auch die Definitionsmerkmale von <strong>Innovation</strong>ssystemen und ihre<br />

Wirkungsbereiche, wie sie in der Thesis verwendet werden, festgelegt. In<br />

Kapitel 7 Komplexität erfolgen Definition und Diskussion der Begriffe der<br />

Komplexität, eines Systems und der komplexen Systeme. Nach einer<br />

wissenschaftlichen Orientierung wird der Komplexitätsbegriff, so wie er im<br />

Rahmen dieser Arbeit verwendet wird und seine Attribute und Indikatoren<br />

definiert und festgelegt. Bereits vorhandene, diesbezügliche wissenschaftliche<br />

Konzepte werden dazu verglichen und schließlich eine Auswahl der Indikatoren<br />

für die Thesis getroffen (CIS). Dies ist vor allem für die später erstellten<br />

Komplexitätsfaktoren notwendig, welche Eingang finden in die Regressions-<br />

analyse zur Bestimmung der <strong>Innovation</strong>schancen österreichischer (Groß)<br />

unternehmen. Im Anschluss daran erfolgt in Kapitel 9 Kombination CIS &<br />

Komplexität eine systematische Kombination der Indikatoren für Komplexität<br />

mit den Wirkungsbereichen eines unternehmerischen <strong>Innovation</strong>ssystems (CIS).<br />

Die Methode dieser systematischen Kombination wird aus einer Dissertation<br />

von Embst (2010) der Technischen Universität Graz übernommen [6] . Dieser<br />

entscheidende Schritt ermöglicht die Erstellung neuer Dimensionen der<br />

Komplexität in unternehmerischen <strong>Innovation</strong>ssystemen, welche nun skalierbar<br />

sind und anschließend operationalisiert und im Rahmen einer Unternehmens-<br />

befragung erhoben werden können. Die Struktur und das Design dieser<br />

empirischen Erhebung werden im Unterkapitel 10.2 Untersuchungsdesign<br />

erläutert.<br />

Den Kern der Arbeit bildet eine logistische binäre Regression zur Erklärung der<br />

<strong>Innovation</strong>schancen österreichischer (Groß)unternehmen mit einer binären,<br />

dualen abhängigen Variable und insgesamt 8 erklärenden, unabhängigen<br />

Variablen, die im betreffenden Teil der Arbeit eingehend diskutiert und<br />

[6] Vgl. Embst, 2010: 89<br />

7


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

analysiert werden. Das Modell und die Variablen werden ab dem Kapitel 10<br />

Empirische Analyse und in den folgenden Unterkapitel beschreiben. <strong>Eine</strong> der 9<br />

erklärenden Variablen ist der eben beschriebene Komplexitätsfaktor, präziser<br />

ausgedrückt der „komplexitätsbezogene“ Faktor, dessen Werte aus der<br />

Unternehmenserhebung stammen. Diese Werte finden, wie oben erwähnt, als<br />

zusätzliche erklärende Variablen Eingang in die Logit-Regression. Die sich<br />

ergebenden Koeffizienten, die die Einflüsse der unabhängigen Variablen <strong>auf</strong> die<br />

binäre, abhängige Variable darstellen, können auch als Gewichtungsfaktoren<br />

interpretiert werden. Werden diese mit den Variablen selbst multiplikativ<br />

verknüpft und alle gewichteten <strong>Faktoren</strong> geeignet aggregiert, kann im<br />

Anschluss der Thesis ein Unternehmensranking erstellt werden, das unter vielen<br />

Perspektiven und unter unterschiedlichen <strong>Faktoren</strong> dargestellt werden kann.<br />

Zur grafischen Darstellung des Abl<strong>auf</strong>es der Arbeit sei <strong>auf</strong> Abb. 2 verwiesen:<br />

Indikatoren<br />

der<br />

Komplexität<br />

Quelle: eigene Darstellung<br />

Abb.2: Abl<strong>auf</strong> der Master-Thesis<br />

Wirkungsb.<br />

Operation-<br />

Befragung/<br />

<strong>Innovation</strong>salisierung<br />

&<br />

Komplexitäts<br />

+ Erhebung <br />

system<br />

Skalierung<br />

werte<br />

Systematische<br />

Kombination<br />

Logit-<br />

Regression<br />

Koeffizienten<br />

=<br />

Gewichte<br />

5 Zielsetzung und Hypothese<br />

…ergibt…<br />

Diese Thesis verfolgt zwei Zielsetzungen: Die erste stellt der neuartige<br />

wissenschaftliche Beitrag dar, in dessen Rahmen zunächst neue<br />

Komplexitätsfaktoren (durch die Kombination in Kaptiel 9) erstellt werden, um<br />

sie im Anschluss daran zusätzlich dazu verwenden zu können, den <strong>Einfluss</strong><br />

<strong>komplexitätsbezogener</strong> <strong>Faktoren</strong> <strong>auf</strong> die <strong>Innovation</strong>schancen zu untersuchen.<br />

Die zweite Zielsetzung ist der empirische Teil, der die Praxis der <strong>Innovation</strong>s-<br />

systeme von österreichischen (Groß)unternehmen unter der Perspektive der<br />

8<br />

…ermöglicht…<br />

Mögliche<br />

Ranking(s)


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Komplexitätstheorie darstellt. Da eine derartige Untersuchung in Österreich<br />

zuvor noch nicht stattgefunden hat, gilt sie ebenfalls als neuartig. Für die<br />

Forschungsfrage, deren Antwort stark von den empirischen Ergebnissen<br />

abhängt, ist bei der Hypothesenerstellung zu beachten, ob die empirische<br />

Befragung eher <strong>auf</strong> eine Ersterforschung (exploration), eine Beschreibung<br />

(description) oder vorwiegend <strong>auf</strong> Erklärung (explanation) von Sachverhalten<br />

abzielt [7] . „Analysis stimulated by descriptive questions is meant to ascertain<br />

facts, not to test theory“ [8] . In dieser Thesis hingegen wird die Theorie des<br />

<strong>Einfluss</strong>es <strong>komplexitätsbezogener</strong> <strong>Faktoren</strong> <strong>auf</strong> die <strong>Innovation</strong>schancen getestet<br />

und damit versucht, kausale Zusammenhänge nachzuweisen. „The purpose of<br />

survey research in explanation is to test theory and causal relations. Survey<br />

research aimed at explanation asks about the relationships between variables.<br />

It does so from theoretically grounded expectations about how and why the<br />

variables ought to be related“ [9] . <strong>Eine</strong> Analyse, wie sie in dieser Thesis verfolgt<br />

wird, bezieht sich also <strong>auf</strong> letzteres. Die hier zu überprüfende Hypothese ist eine<br />

Kausalhypothese, die einer Darstellung des Zusammenhangs zwischen Ursache<br />

und Wirkung folgt. Das bedeutet aber nicht, dass hier von direkten<br />

Abhängigkeiten, sondern lediglich von zu überprüfenden Einflüssen im Sinne<br />

eines multidimensionales Problems <strong>auf</strong> einen Sachverhalt zu sprechen ist [10] . Die<br />

hier zu überprüfende Hypothese lautet unter diesen Annahmen somit:<br />

Hypothese: Komplexitätsbezogene <strong>Faktoren</strong> haben einen signifikanten<br />

<strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> die <strong>Innovation</strong>schancen österreichischer (Groß)unternehmen.<br />

6 <strong>Innovation</strong>smodelle und -systeme<br />

6.1 <strong>Innovation</strong>smodelle<br />

Der Begriff der <strong>Innovation</strong> hat seit Schumpeter (1935) eine lange Tradition. Er<br />

verstand darunter die diskontinuierliche Kombination von Produktionsmitteln<br />

(im Sinne der Produktinnovation, Verfahrens- und Prozessinnovation, sowie die<br />

Erschließung neuer Märkte und die Einführung neuer Organisationen) [11] . Nach<br />

dem Ausmaß der Neuerung und ihrer Auswirkung [12] kann außerdem u.a.<br />

unterschieden werden zwischen inkrementalen Neuerungen, die meist klein sind<br />

und kontinuierlich stattfinden und radikalen <strong>Innovation</strong>en, die seltener<br />

[7] Vgl. Pinsonneault/Kraemer, 1993: 10f<br />

[8] Pinsonneault/Kraemer, 1993: 10<br />

[9] Pinsonneault/Kraemer, 1993: 10<br />

[10] Vgl. Paier, 2010: 13<br />

[11] Vgl. Maier/Tödtling/Trippl , 2012: 108<br />

[12] Vgl. Maier/Tödtling/Trippl , 2012: 108<br />

9


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

<strong>auf</strong>treten, jedoch als herausragend gelten. Wenn diese radikalen <strong>Innovation</strong>en<br />

zur „Einführung einer größeren Zahl von weiteren neuen Produkten und<br />

Verfahren führen, die Entwicklung neuer Industrien zur Folge haben und <strong>auf</strong><br />

eine Vielzahl von anderen Branchen ausstrahlen, indem sie deren<br />

Produktionsverfahren und Kostenstrukturen verändern, spricht man von<br />

technologischen Revolutionen und Basisinnovationen“ [13] . In der <strong>Innovation</strong>sliteratur<br />

werden nicht nur Arten von <strong>Innovation</strong>en unterschieden, sondern auch<br />

Modelle, nach denen diese abl<strong>auf</strong>en.<br />

Da es das Ziel dieser Thesis ist, eine analytische Aussage über das gesamte<br />

<strong>Innovation</strong>ssystem eines Unternehmens zu generieren und welche Rolle<br />

komplexitätsbezogene <strong>Faktoren</strong> darin spielen, müssen wir uns zunächst mit dem<br />

Begriff des <strong>Innovation</strong>ssystems näher auseinandersetzen. Ein solches System [14]<br />

kann aber nur dann richtig verstanden werden, wenn klar ist, nach welchem<br />

Modell <strong>Innovation</strong>en prinzipiell abl<strong>auf</strong>en. Dafür werfen wir einen Blick dar<strong>auf</strong>,<br />

wie <strong>Innovation</strong>smodelle gestaltet und gedacht werden können.<br />

Abb. 3: Das simple lineare Modell der <strong>Innovation</strong><br />

Research<br />

&<br />

Creativity<br />

Quelle: Swann, 2009: 23<br />

Invention<br />

Die schemenhafte Darstellung eines <strong>Innovation</strong>sabl<strong>auf</strong>es innerhalb eines<br />

<strong>Innovation</strong>sprozesses nach Swann (2009), wie in Abb. 3, zeigt, wie fixiert und<br />

unabänderlich die Kanäle in einem Modell gestaltet sein können, um zu<br />

beschreiben wie eine <strong>Innovation</strong> verl<strong>auf</strong>en muss. <strong>Eine</strong> <strong>Innovation</strong> per se muss in<br />

diesem simplifizierten linearen Modell im Forschungs- oder Kreativitätsbereich<br />

eines Unternehmens (bei volkswirtschaftlicher Betrachtung mehrerer<br />

Unternehmen) seinen Ausgang finden, um dann zu einer Erfindung und über<br />

Design & Entwicklung schließlich zur <strong>Innovation</strong> entwickelt werden zu können.<br />

Andere Möglichkeiten lässt das Modell nicht zu. Wird nun das Produkt/der<br />

Prozess/die organisatorische <strong>Innovation</strong>, etc., dann noch für den Markt<br />

vorbereitet und schließlich eingeführt, hat ein <strong>Innovation</strong>sprozess stattgefunden.<br />

Dass dieses <strong>Innovation</strong>smodell und dessen Abl<strong>auf</strong> nicht immer der Realität<br />

entsprechen, meint auch Swann (2009). In diesem linearen Modell entstünden<br />

<strong>Innovation</strong>en nur „with luck and hard work“ [15] . Die Vorstellung, dass<br />

<strong>Innovation</strong> an einem bestimmten Ort, zu einem bestimmten Zeitpunkt, in<br />

[13] Maier/Tödtling/Trippl , 2012: 108<br />

[14] Diskussion des Systembegriffs erfolgt in Kapitel 8: Komplexe Syteme und <strong>Innovation</strong><br />

[15] Swann, 2009: 23<br />

10<br />

Design &<br />

Development<br />

<strong>Innovation</strong>


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

optimierter Art und Weise entsteht, mag zwar möglich, aber eher unrealistisch<br />

sein [16] . Kann es also nicht sein, dass sich ein in einer wirtschaftlichen Einheit,<br />

wie einem Unternehmen, abspielender <strong>Innovation</strong>sprozess innerhalb eines<br />

-systems mannigfaltiger und komplexer darstellt?<br />

Um der Realität eines <strong>Innovation</strong>sabl<strong>auf</strong>s und -modells eher entgegenzukommen<br />

fügt Swann (2009) nun zwei weitere <strong>Faktoren</strong> hinzu, die die Perspektive<br />

zusätzlich erweitern (Abb. 4). Er modifiziert dazu vor allem den ersten Punkt,<br />

der zuvor rein <strong>auf</strong> den Forschungs- und Kreativitätsbereich bezogen war, hin zu<br />

einem Kreativitäts- und Erfindungspunkt. Jegliche Erfindung oder kreative Idee<br />

ist bereits eine <strong>Innovation</strong>. Es gibt <strong>Innovation</strong>en bevor Erfindungen einen<br />

Markteintritt erleben und dies wirkt sich zunächst <strong>auf</strong> das Unternehmen selbst<br />

(workplace) aus. Dann erst wird in den Produktmarkt (hier: bezogen <strong>auf</strong><br />

Produktinnovationen) integriert und anschließend konsumiert. Ziel des<br />

Prozesses in diesem erweiterten Modell ist die Erhöhung von Reichtum und<br />

Wohlstand (wealth & welfare), also der Wohlfahrt. Die <strong>Innovation</strong>en werden<br />

somit zum Kernargument gesellschaftlicher Wohlfahrtserhöhung und dem<br />

Erreichen von Wohlstand.<br />

Creativity &<br />

Invention<br />

Abb. 4: Erweitertes simples lineares Model<br />

Quelle: Swann, 2009: 236<br />

<strong>Innovation</strong><br />

Viele Ökonomen haben sich in ihrer Lehre <strong>auf</strong> diesen Aspekt so stark bezogen,<br />

dass sie meinen <strong>Innovation</strong>en hätten nur mehr die Aufgabe die Produktivität zu<br />

erhöhen. Für Swann (2009) ist dies jedoch ein Irrglaube - <strong>Innovation</strong> beinhalte<br />

weit mehr Funktionen als lediglich die Erhöhung der Produktivität [17] . Ein<br />

<strong>Innovation</strong>ssystem, wie es in Unternehmen Anwendung findet ist komplexer<br />

Natur. Prinzipiell ist alles mit allem verbunden [18] , also alle Bereiche, Akteure<br />

und Prozesse interagieren miteinander. Er unterstellt dem simplen linearen und<br />

dem erweiterten linearen Modell, dass sie <strong>Innovation</strong>en nur aus einer Richtung<br />

zulassen und die reine Fixiertheit <strong>auf</strong> Produktivitätssteigerung durch diese<br />

[16] Vgl. Hauschildt, Salomo, 2011: 366<br />

[17] Vgl. Swann, 2009: 236<br />

[18] Vgl. Swann, 2009: 236<br />

11<br />

Workplace<br />

Wealth &<br />

Welfare<br />

Product<br />

Market<br />

Consumption


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

lineare Konstellation entsteht. Um diese Fehler zu vermeiden fürht Swann<br />

(2009) ein komplex interaktives Modell ein [19] . Auch Maier/Tödtling/Trippl<br />

(2012) diskutieren ein nicht-lineares <strong>Innovation</strong>smodell nach Kline/Rosenberg<br />

(1986). Sie betonen dabei, dass in der Literatur argumentiert wird, dass<br />

<strong>Innovation</strong> „nicht notwendigerweise ihren Ausgangspunkt in der Wissenschaf<br />

und Forschung haben müssen“ [20] und dass „<strong>Innovation</strong>sprozesse häufig durch<br />

vielfältige ‚feedback„-Schleifen charakterisiert sind“ [21] . Diese durchbrechen dann<br />

den linearen Abl<strong>auf</strong>, da u.a. starke Interdependezen im gesamten<br />

<strong>Innovation</strong>sprozess <strong>auf</strong>treten. Schließlich weisen Maier/Tödtling/Trippl (2012)<br />

auch <strong>auf</strong> die politischen Konsequenzen der Perspektiven hin. Während bei<br />

linearen Verläufen des <strong>Innovation</strong>smodells lediglich die „Investitionen in die<br />

Grundlagenforschung“ für die Entstehung von <strong>Innovation</strong>en relevant sind,<br />

spielen beim nicht-linearen, interaktiven Modell auch andere Einflüsse, wie etwa<br />

Kundenkonakt, Lieferantenbeziehungen oder Kooperationen eine entscheidende<br />

Rolle [22] . Ein Unternehmen und sein <strong>Innovation</strong>sprozess sind unter<br />

Berücksichtigung dieser Punkte somit komplex. Präziser ausgedrückt sind sie<br />

von Komplexität beeinflusste Einheiten. Genau hier beginnt der Ansatz dieser<br />

Thesis: Um den <strong>Einfluss</strong> der Komplexität <strong>auf</strong> die Einheit eines<br />

unternehmerischen <strong>Innovation</strong>ssystems zu untersuchen, werden die Subsysteme<br />

eines <strong>Innovation</strong>ssystems mit den Attributen von Komplexität systematisch<br />

verwoben, um die komplexe Natur von <strong>Innovation</strong>ssystemen zu untersuchen.<br />

Auch Swann (2009) hat sich der Herausforderung der Komplexität gestellt und<br />

die beiden oben erwähnten Modelle zu komplexen, interaktiven Modellen<br />

gemacht, indem er ein Modell schuf, bei dem der Austausch jeder Subeinheit<br />

mit jeder anderen Subeinheit ermöglicht wird. Konkret ergibt sich daraus ein<br />

völlig neues Bild, bei dem die Anzahl der Subeinheiten nur um einen Faktor,<br />

(Environment) erhöht, das Modell aber trotzdem zusätzlich um den Faktor<br />

Komplexität erweitert wurde. Bei der Erhöhung um nur einen Faktor gibt es<br />

im komplexen interaktiven Modell nun statt 5 (Abb. 4) insgesamt 21 (Abb. 5)<br />

Interaktionsbeziehungen (Pfeile). Dies erhöht die Qualität des beschriebenen<br />

Modells [23] .<br />

[19] Vgl. Swann, 2009: 236<br />

[20] Maier/Tödtling/Trippl, 2012: 110<br />

[21] Maier/Tödtling/Trippl, 2012: 110<br />

[22] Vgl. Maier/Tödtling/Trippl, 2012: 110f<br />

[23] Hinweis: Swann (2009) beschreibt die Gründe für die Erweiterung des Modell um den<br />

Faktor „Environment“ folgendermaßen: „First we shall note (…) that some innovations,<br />

unintentionally perhaps, can have adverse effects on the environment. Second (…), the<br />

environment itself is still an essential source of Ruskinian wealth for many people. And<br />

third, there is some evidence that a favourable environment can have a beneficial effect on<br />

some oft he other activities (…)“ (Swann, 2009: 237)<br />

12


<strong>Innovation</strong><br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Abb. 5: Komplexes interaktives Modell<br />

Creativity<br />

&<br />

Invention<br />

Workplace<br />

Quelle: Swann, 2009: 237<br />

In diesem neuen Modell werden komplexe Zusammenhänge nun begreifbar. <strong>Eine</strong><br />

<strong>Innovation</strong> kann von allen Seiten entstehen und/oder von jedem Subelement<br />

(weiter)entwickelt werden. Der <strong>Einfluss</strong> der Komplexität in diesem Modell ist<br />

evident. Worum es sich bei Komplexität genau handelt, folgt in Kapitel 7.<br />

6.2 <strong>Innovation</strong>ssysteme<br />

Da nun dargelegt wurde, wie Prozesse innerahalb von <strong>Innovation</strong>smodellen<br />

abl<strong>auf</strong>en können, kann nun der Fokus <strong>auf</strong> unterschiedliche <strong>Innovation</strong>ssysteme<br />

gerichtet werden. Der Systembegriff selbst wird im Kapitel 8: Komplexe<br />

Systeme und <strong>Innovation</strong> beschrieben und diskutiert. <strong>Innovation</strong>ssysteme<br />

können prinzipiell sein: „(…) <strong>Innovation</strong> system concepts in different variants:<br />

national (NIS: Lundvall 1992, Nelson 1993, Edquist 1997, 2005), sectoral and<br />

technological (SIS: Breschi and Melerba 1997, Malerba 2005) and regional<br />

innovation systems (RIS: Cooke et al. 2000, 2004, Doloreux 2002, Asheim and<br />

Gertler 2005), (…)“ [24] , fassen Tödtling/Lehner/K<strong>auf</strong>mann (2008) zusammen.<br />

Sie zeigen die Dimensionen für <strong>Innovation</strong>en und somit die unterschiedlichen<br />

<strong>Innovation</strong>ssysteme <strong>auf</strong>: Der Fokus der Untersuchungen in diesen<br />

unterschiedlichen <strong>Innovation</strong>ssystemen kann sein: ein spezifischer Sektor (SIS -<br />

Sectoral <strong>Innovation</strong> System), ein Land (NIS - National <strong>Innovation</strong> System)<br />

oder eine Region (RIS - Regional <strong>Innovation</strong> System). Vor allem die Institutionen,<br />

die in den einzelnen Dimensionen relevant sind für <strong>Innovation</strong>, sind hier<br />

von Bedeutung. In den unterschiedlichen <strong>Innovation</strong>ssystemen sind diese<br />

wiederum ebenfalls unterschiedlich, je nach Fokus: Im SIS sind dies die<br />

[24] Tödtling/Lehner/K<strong>auf</strong>mann, 2008: 4<br />

Environment<br />

13<br />

Product<br />

Market<br />

Wealth &<br />

Welfare<br />

Consump<br />

-tion


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Schlüsselakteure wie Firmen oder Organisationen, Regulierungen oder<br />

Institutionen in bestimmten Sektoren. Das Technological <strong>Innovation</strong> System<br />

(TIS) ist ein Netzwerk aus Akteuren und Institutionen, die in einem<br />

spezifischen Technologiefeld interagieren und zur Generierung, Diffusion und<br />

Verwendung von neuen Varianten von Technologie und/oder Produkten<br />

beitragen [25] . Im NIS und RIS sind dies die nationalen und regionalen<br />

Institutionen [26] . Im NIS wird vor allem dem Umstand Rechnung getragen, dass<br />

nationale Volkswirtschaften sich hinsichtlich der Struktur der<br />

Produktionssysteme und den allgemeinen Begebenheiten unterscheiden [27] . Ein<br />

NIS nach Lundvall (1992) meint demnach „all interrelated, institutional and<br />

structural factors in a nation, which generate, select, and diffuse innovation“ [28] .<br />

Das RIS nach Cooke et al. (2000) wurde zunächst verstanden als „a regional<br />

innovation system consists of interacting knowledge generation and explotation<br />

sub-systems linked to global, national and other regional systems for<br />

commercialising new knowledge“ [29] . Da in einer erweiterten Sicht neben der<br />

Kommerzialisierung des Wissens weitere <strong>Faktoren</strong> als relevant angesehen<br />

werden, werden im sogenannten IRIS - Institutional Regional <strong>Innovation</strong><br />

System auch öffentliche Wissensgenerierung und Institutionen wie öffentliche<br />

Bibliotheken, Universitäten, Technologie-transfer, Ämter, Investoren, Lehrer<br />

und andere Intermediäre in das System einbezogen [30] . In der vorliegenden<br />

Arbeit wird das <strong>Innovation</strong>system CIS - Corporate <strong>Innovation</strong> System<br />

verwendet.<br />

6.3 CIS - Corporate <strong>Innovation</strong> System<br />

Da wir uns in unserer Analyse u.a. damit beschäftigten, wie die „Blackbox“<br />

eines <strong>Innovation</strong>ssystems in Bezug <strong>auf</strong> den <strong>Einfluss</strong> der Komplexität aussieht,<br />

muss diese Blackbox Schritt für Schritt erhellt werden. Dafür benötigen wir den<br />

ersten Baustein unseres Komplexitätsfaktors: die Merkmale und<br />

Wirkungsbereiche eines <strong>Innovation</strong>ssystems. Da wir uns im unternehmerischen<br />

Feld damit auseinandersetzen und <strong>auf</strong> der Suche nach genauen Abgrenzungen<br />

sind, ist die Definition der sog. Corporate <strong>Innovation</strong> Systems (CIS) für diese<br />

Arbeit passend. CIS werden, wie auch die anderen Systembegriffe mannigfaltig<br />

definiert. Grandstrand (2000) untersucht im Vorfeld seiner empirischen Arbeit<br />

zur Analyse der CIS in Japan, Schweden und den USA unterschiedliche<br />

wissenschaftliche Auffassungen der CIS. Ausgehend vom schumpeterischen<br />

[25] Vgl. Markard/Truffer, 2008: 611<br />

[26] Vgl. Tödtling/Lehner/K<strong>auf</strong>mann, 2008: 4f<br />

[27] Vgl. Lundvall, 1992: 13<br />

[28] Lundvall, 1992: 39<br />

[29] Cooke/Heidenreich/Braczyk, 2004: 3<br />

[30] Vgl. Cooke/Heidenreich/Braczyk, 2004: 4<br />

14


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

<strong>Innovation</strong>sbegriff [31] werden einige Sichtweisen herausgegriffen und verglichen,<br />

wie bspw. Edquist (1997), Freeman (1987), Lundvall (1992), Metcalfe (1992),<br />

Nelson & Rosenberg (1993), Breschi & Malerba (1995), Freeman, Clark &<br />

Soete (1982), Carlsson & Stankiewics (1991), Hughes (1994) und Gardner<br />

(1988) [32] . Viele dieser Definitionsbegriffe ähneln einander, unterscheiden sich<br />

aber vor allem in der Auffassung der „Neuigkeit“ einer <strong>Innovation</strong> und ergänzen<br />

sich wiederum in einem technischen Verständnis in Bezug <strong>auf</strong> innovative<br />

Prozesse. Andere der genannten Autoren verstehen darunter zusätzlich<br />

<strong>Innovation</strong>en im Organisations- und Managementbereich [33] . Im L<strong>auf</strong>e seiner<br />

Studie entwickelt Grandstrand (2000) ein CIS aus den bisher genannten<br />

Definitionen und verwendet diese Auffassung in seinen Berechnungen zum<br />

Vergleich der CIS in den genannten Ländern. Diese Definition des Begriffs<br />

<strong>Innovation</strong>ssystem, wie Grandstrand„s (2000) sie <strong>auf</strong>fasst, wird auch in dieser<br />

Thesis verwendet, da sie ein unternehmerisches <strong>Innovation</strong>ssystem treffend und<br />

vor allem fokussiert benennt. Grandstrand (2000) definiert: „A „corporate<br />

innovation system is the set of actors, activities, resources and institutions and<br />

the causal interrelations that are in some sense important for the innovative<br />

performance of a corporation“ [34] . Die 4 genannten Elemente Akteure,<br />

Aktivitäten, Ressourcen & Institutionen und kausale Wechselbeziehung sind<br />

also entscheidend, bei der Bezeichnung von Wirkungsbereichen eines<br />

<strong>Innovation</strong>ssystems (siehe Abb. 6). Damit wurde der erste Baustein des zu<br />

erstellenden Komplexitätsfaktors gefunden und benannt.<br />

Abb. 6: Das CIS nach Grandstrand<br />

CIS<br />

Akteure Aktivitäten Ressourcen<br />

Institutionen<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach Grandstrand (2000)<br />

In Kapitel 9 werden die Indikatoren von Komplexität systematisch mit den<br />

Wirkungsbereichen eines unternehmerischen <strong>Innovation</strong>ssystems kombiniert.<br />

Da der Wirkungsbereich „kausale Wechselbeziehungen“ aus der Beschreibung<br />

eines unternehmerischen <strong>Innovation</strong>ssystems bereits in inhaltlich gleichwertiger<br />

[31] Vgl. Schumpeter, 1939: 101<br />

[32] Vgl. Edquist (1997), Freeman (1987), Lundvall (1992), Metcalfe (1992), Nelson &<br />

Rosenberg (1993), Breschi & Malerba (1995), Freeman, Clark & Soete (1982), Carlsson &<br />

Stankiewics (1991), Hughes (1994) und Gardner (1988), (In: Grandstrand, 2000: 10ff)<br />

[33] Vgl. Grandstrand, 2000: 14<br />

[34] Grandstrand, 2000: 14<br />

15


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Form im Komplexitätsindikator „Interaktion“ [35] vorkommt, wird der<br />

Wirkungsbereich „kausale Wechselbeziehungen“ an dieser Stelle für diese Thesis<br />

vernachlässigt, da er ansonsten an zwei Stellen in der Definition vorkäme. Dafür<br />

wird der Wirkungsbereich „Ressourcen & Institutionen“ <strong>auf</strong>geteilt in<br />

„Ressourcen“ und „Institutionen“, wie aus Abb. 6 ersichtlich wird. Dies<br />

ermöglicht eine noch genauere Differenzierung beim Einsatz dieser Begriffe in<br />

der Operationalisierung für die Unternehmenserhebung. Zur genauen<br />

Abgrenzung der nun ausgewählten Wirkungsbereiche eines <strong>Innovation</strong>ssystems<br />

werden diese in den folgenden Punkten detailliert beschrieben.<br />

6.4 Beschreibung der gewählten Wirkungsbereiche eines<br />

<strong>Innovation</strong>ssystems<br />

6.4.1 Akteure<br />

Alle Wirkungsbereiche sind gleichzeitig Subsysteme des gesamten<br />

<strong>Innovation</strong>ssystems eines Unternehmens. Der Wirkungsbereich „Akteure“ meint<br />

das System der Akteure innerhalb eines Unternehmens und es umgebend, wenn<br />

diese in die <strong>Innovation</strong> miteinbezogen sind, wie die F&E-Abteilung, F&E-<br />

Kooperationen, etc. [36] . Das Fraunhofer Institut für System- und <strong>Innovation</strong>sforschung<br />

(ISI) erkennt unter Akteure im <strong>Innovation</strong>ssystem Unternehmen,<br />

angewandte Forschung, Grundlagenforschung, Technologietransfer &<br />

Ausbildung und Interessensverbände & Kammern [37] . Forschungsfaktoren und<br />

Kooperationen mit Interessensverbänden sind im später gerechneten Modell der<br />

logistischen Regression als Variablen bereits berücksichtigt. Für unsere Zwecke<br />

werden wir uns hauptsächlich <strong>auf</strong> den Bereich des Unternehmens konzentrieren<br />

und die Akteure innerhalb des unternehmerischen <strong>Innovation</strong>ssystems. Dieser<br />

Wirkungsbereich bezieht sich in dieser Thesis somit vorwiegend <strong>auf</strong> die<br />

Menschen, die im <strong>Innovation</strong>ssystem eines Unternehmens tätig sind.<br />

6.4.2 Aktivitäten<br />

Der Wirkungsbereich „Aktivitäten“ beschreibt sämtliche Aktivitäten, die im<br />

Rahmen eines <strong>Innovation</strong>ssystems durchgeführt werden, wie etwa Paten-<br />

tierungsaktivitäten oder F&E-Aktivitäten, etc. Grandstrand (2000): „[…] the<br />

R&D, production, marketing and outsourcing systems, where R&D, production<br />

etc. are activities“ [38] . Wir verstehen darunter für diese Thesis alle Aktivitäten,<br />

[35] Im Sinne von Tab. 3 und Beschreibung <strong>auf</strong> S. 26<br />

[36] Vgl. Grandstrand, 2000: 14<br />

[37] Vgl. Fraunhofer ISI, 2008: 8<br />

[38] Grandstrand, 2000: 14<br />

16


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

die innerhalb des <strong>Innovation</strong>ssystems dazu führen, dass <strong>Innovation</strong>en im<br />

Unternehmen geschehen.<br />

6.4.3 Ressourcen<br />

Ressourcen sind notwendige umgebende Elemente, ohne die <strong>Innovation</strong>en nicht<br />

entstehen könnten. “[…] the resource structure with the system of technologies<br />

(seen as intellectual resources) in particular“ [39] , kann als Ressourcen innerhalb<br />

eines <strong>Innovation</strong>ssystems verstanden werden. Ressourcen beziehen aber auch<br />

finanzielle Aspekte mit ein. Innerhalb dieser Arbeit fokussieren wir bei diesem<br />

Begriff <strong>auf</strong> alle Mittel (vor allem Know-How und Finanzen), die dafür<br />

eingesetzt werden, <strong>Innovation</strong>en zu generieren.<br />

6.4.4 Institutionen<br />

Bei dem Begriff Institutionen sind ebenfalls mehrere Begriffsdeutungen möglich,<br />

wie etwa Organisationen, Firmen, Universitäten oder staatliche Institutionen.<br />

Daneben kann darunter auch das Konzept der Institutionen als Regelsystem,<br />

also Routinen, Regeln, Gewohnheiten, Tabus, Normen, Praktiken oder formales<br />

Recht, etc. verstanden werden. Es können aber auch F&E-Labore, Schulen,<br />

Patentsysteme, Bankensysteme, etc. gemeint sein, Begriffsauslegungen, die in<br />

der Literatur allerdings oft schwächer vertreten sind [40] . Grandstrand (2000)<br />

meint damit „the institutional structure (or system or infrastructure)“ [41] das<br />

hinter einem <strong>Innovation</strong>ssystem liegt. Das Fraunhofer ISI erkennt darunter<br />

Spielregeln, Anreize und Sanktionen für Wettbewerb, neues Wissen,<br />

Finanzierung von <strong>Innovation</strong>en, Ausbildung am Arbeitsmarkt und<br />

Umweltschutz und Ressourceneffizienz [42] . In dieser Thesis orientieren wir uns<br />

am konzeptionellen Begriff von de la Mothe (1997) der Regeln, Gewohnheiten,<br />

Tabus, Normen, Praktiken oder formales Recht einbezieht [43] . Die Entscheidung<br />

für die hier verfolgte Definition liegt, wie auch bei den anderen Punkten, an der<br />

Abgrenzung der Begriffe gegenüber anderen Wirkungsbereichen.<br />

6.5 <strong>Innovation</strong>sindikatoren<br />

Die Messung von <strong>Innovation</strong> ist eines der meistdiskutiertesten Themen in der<br />

<strong>Innovation</strong>sliteratur. Interdisziplinäre Beiträge fanden stets neue Zugänge für<br />

die Analyse von <strong>Innovation</strong>sprozessen oder -systemen. Mit der Analyse stellen<br />

[39] Grandstrand, 2000: 14<br />

[40] Vgl. de la Mothe, 1997: 42f<br />

[41] Grandstrand, 2000: 14<br />

[42] Vgl. Fraunhofer ISI, 2008: 9<br />

[43] Vgl. de la Mothe, 1997: 41f<br />

17


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

sich auch die Fragen der geeigneten Messung und somit der <strong>Faktoren</strong>auswahl<br />

und deren Aggregationsformen, um etwa einen <strong>Innovation</strong>sindikator zu<br />

entwickeln. „Für die Ermittlung des <strong>Innovation</strong>serfolgs ist die Aggregation<br />

dieser einzelnen Bewertungen zu einem Gesamtindikator vorzunehmen. <strong>Eine</strong><br />

eindeutige Aggregationsvorschrift existiert hierfür jedoch nicht“ [44] . Es ist hier<br />

Kreativität vom/von der Forscher/in gefragt, bei gleichzeitiger<br />

Aufrechterhaltung der wissenschaftlichen Verantwortung. Jedenfalls ist es<br />

diskussionswürdig, in welcher Art ein <strong>Innovation</strong>serfolg am besten zu messen<br />

ist, da er sich in vielerlei Situationen sehr unterschiedlich ausprägt. Die<br />

Befragung als geeignetes Mittel, um direkt an die Stakeholder von<br />

<strong>Innovation</strong>sprozessen zu gelangen, ist in den Studien prominent vertreten.<br />

<strong>Eine</strong>r der wichtigsten <strong>Innovation</strong>sindikatoren Deutschlands etwa, der INSM-<br />

<strong>Innovation</strong>smonitor [45] wird durch eine breit angelegte Befragung entwickelt.<br />

„<strong>Eine</strong> Möglichkeit den technischen <strong>Innovation</strong>serfolg bzw. allgemeiner die<br />

technische Wirkung der Gesamtheit der <strong>Innovation</strong>stätigkeiten zu erfassen, die<br />

dem technometrischen Verfahren nahe kommt, besteht darin, im Rahmen von<br />

<strong>Innovation</strong>serhebungen direkt nach den technischen Wirkungen zu fragen” [46] ,<br />

bestätigt Janz (2003). Entscheidend ist aber, dass alle relevanten Alternativen<br />

in den Dimensionen der Befragung enthalten sind [47] . Dies ist die Kunst des<br />

richtigen Befragens.<br />

Um dem Ergebnis einer Befragung auch interpretativen Ausdruck zu verleihen,<br />

muss dieses bewertbar werden. Dazu müssen die förmlich festgestellten<br />

Ergebnisse mit einem Referenzzustand verglichen werden, um ein Urteil über<br />

die erbrachte Leistung abgeben zu können [48] . Insgesamt müssen die Ergebnisse<br />

mit einem zuvor definierten Ziel verglichen werden, da eine Referenz die einzige<br />

rationale Messform ist, die ein Ergebnis in befriedigender Art abbilden kann [49] .<br />

Hauschildt/Salomo (2011) gehen <strong>auf</strong> die unterschiedlich verwendeten Konzepte<br />

ein und dar<strong>auf</strong>, wie diese bei der Messung des <strong>Innovation</strong>serfolges in<br />

wissenschaftlichen Untersuchungen angewandt werden. Sie unterscheiden 3<br />

Formen: den qualitativen Ansatz, quantitative Techniken und semiquantitative<br />

Techniken, wobei letztere die Vielfalt der Befragung mit einer<br />

Konzentration <strong>auf</strong> wenig inhaltliche Aussagen verbindet [50] .<br />

Hauschildt/Salomo (2011) erwähnen auch eine bedeutende Eigenschaft, die den<br />

Unternehmen in <strong>Innovation</strong>sprozessen zugrunde liegt: Ein <strong>Innovation</strong>sprozess<br />

hat zwar fest vorgegebene Zyklen und ein Produkt gilt mit der<br />

[44] Grupp, 1997: 140f<br />

[45] Vgl. INSM-<strong>Innovation</strong>smonitor, Die <strong>Innovation</strong>skraft Deutschlands im internationalen<br />

Vergleich, Jüngste Auflage: 2012<br />

[46] Janz: 2003: 81<br />

[47] Vgl. Janz, 2003: 81<br />

[48] Vgl. Hauschildt/Salomo, 2011: 338<br />

[49] Vgl. Hauschildt/Salomo, 2011: 346<br />

[50] Vgl. Hauschildt/Salomo, 2011: 343f<br />

18


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Markteinführung als sich nicht mehr im <strong>Innovation</strong>sprozess befindlich [51] ,<br />

dennoch ist bei einer geeigneten Messung über <strong>Innovation</strong>serfolg oder<br />

-chancen auch die Black Box zu beachten, die zwischen der Anfangsidee und<br />

der schließlichen Markteinführung steht. Der Erfolg entsteht nicht erst am<br />

Schluss dieses Prozesses. <strong>Innovation</strong>sprozesse sind komplexe Systeme [52] , die sich<br />

in ihrer Entstehung mehrmals erneuern müssen, um zu bestehen. Daher ist<br />

ebenfalls die Messung und Evaluierung von Teilprozessen von hoher<br />

Wichtigkeit [53] .<br />

„Das Entscheidungsverfahren im <strong>Innovation</strong>sprozess ähnelt […] dem<br />

vorsichtigen Vorantasten in dichtem Nebel: Das <strong>Innovation</strong>smanagement wird<br />

den nächsten Schritt nicht tun, wenn es nicht eine subjektive Gewissheit<br />

erlangt, noch <strong>auf</strong> dem richtigen Weg zu sein“ [54] . Ein <strong>Innovation</strong>smodell mit fix<br />

vorgegebenen Strukturen, kennt jedoch keine spontan aus der Struktur fallende<br />

Überprüfungen von Teilprozessen oder spontan notwendige gewordene<br />

subjektive Gewissheiten. Diese Möglichkeiten innerhalb eines <strong>Innovation</strong>ssystems<br />

ergeben sich nur bei der Perspektive dieses Systems als komplexes<br />

System, welches die Komplexitätstheorie bei der Messung als zusätzlichen<br />

erklärenden Faktor einbezieht. Die Natur von <strong>Innovation</strong> selbst hat sich mit<br />

der Zeit gewandelt. Es ist daher entscheidend, dass Messindikatoren dieser<br />

Entwicklung auch gerecht werden, da sie ansonsten <strong>Innovation</strong>ssysteme oder -<br />

prozesse im heutigen Sinne nicht mehr begreifen können. <strong>Innovation</strong>en sind<br />

kollektive Anstrengungen in einem globalen Markt. Sie müssen nicht mehr nur<br />

technisch, sondern können auch im nicht-technischen Bereich <strong>auf</strong>treten. Es gilt<br />

auch zu erwähnen, dass bei der Messung die existierenden statistischen<br />

Methoden in diesem Sinne auch oft falsch eingesetzt werden und die Ergebnisse<br />

verzerren können. [55]<br />

7 Komplexität<br />

Im L<strong>auf</strong>e eines Studium der Ökonomie muss sich ein/e Studierende/r für eine<br />

Vertiefung im mathematischen oder im angewandten, wirtschaftspolitischen<br />

Bereich entscheiden. Es stellt sich hier seit jeher die Frage, ob beides als<br />

Ökonomie verstanden werden kann und ob nicht jeweils bei einer Definition<br />

Teile der anderen fehlen oder ob der/die besagte Studierende durch die<br />

Entscheidung für die eine oder die andere Vertiefung nicht u.U. einen Teil der<br />

Wissenschaft auslässt. „Die Wirtschaftswissenschaft […] bietet sich der<br />

[51] Vgl. Koen et al., 2002: 6<br />

[52] Vgl. Embst, 2010: 1<br />

[53] Vgl. Hauschildt/Salomo, 2011: 338<br />

[54] Hauschildt, Salomo, 2011: 366<br />

[55] Vgl. Earl/Gault, 2006: 168<br />

19


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Mathematisierung […] an und feiert in der Vermeidung der großen zyklischen<br />

Krisen und in ‚maßgeschneiderter„ Konjunkturpolitik Triumphe, die an die<br />

Triumphe der Naturwissenschaft erinnern. Doch bleibt ihr Gegenstand, mit<br />

dem Auge des Naturwissenschaftlers betrachtet, fast hoffnungslos komplex“ [56] .<br />

Ist also nicht mathematisch formalisierte Wirtschaftswissenschaft begriffsimmanent<br />

komplex? Seit dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008, die vor<br />

allem die Industrieländer stark in Mitleidenschaft zog, erleben wir weltweit<br />

verstärkte Diskussionen zum Thema ökonomische Theorie. Große<br />

Kreditinstitute und/oder Unternehmen sind systemrelevant geworden, also so<br />

stark im Marktsystem integriert, dass die volkswirtschaftlichen Kosten eines<br />

Verschwindens vom Markt die Rettung der betreffenden Institutionen<br />

übersteigen würden. Unser System scheint so komplex geworden zu sein, dass es<br />

sich als schwer kontrollierbar herausstellt. „Systemrelevante Finanzinstitute,<br />

kurz SIFIs, sind so groß, komplex, vernetzt, global tätig oder in der Art ihrer<br />

Geschäftstätigkeit so schwer ersetzbar, dass ihr Zusammenbruch das ganze<br />

Finanzsystem in Mitleidenschaft ziehen kann“ [57] , schreibt etwa die Deutsche<br />

Bank. Spätestens nach den Geschehnissen im Jahre 2008 sollte uns bewusst<br />

sein, wie komplex gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge sind und wie sehr sich<br />

hier daher eine analytische Perspektive aus der Sicht der Komplexitätstheorie<br />

lohnt. Dies bezieht sich nicht nur <strong>auf</strong> volkswirtschaftliche Größen, sondern vor<br />

allem auch <strong>auf</strong> private Unternehmen oder <strong>Innovation</strong>sprozesse, da diese im<br />

<strong>Einfluss</strong>bereich vieler und komplexer Stakeholder-Netzwerke stehen und<br />

darüber hinaus in ihrer Summe für das Funktionieren einer Volkswirtschaft als<br />

Gesamtheit ausschlaggebend sind. Das Untersuchungsfeld ist also ein sehr<br />

breites, während die noch immer vorherrschende ökonomische Theorie der<br />

Neoklassik bei der Erklärung eigentlich komplexer Zusammenhänge <strong>auf</strong><br />

scheinbar zu einfache Mittel setzt. „Die Reversibilität, das damit beschworene<br />

zeitlose Phänomen, die Linearität, die mit einfachen Erklärungsmustern<br />

<strong>auf</strong>wartet und Störungen nur exogen erklären kann, stoßen an ihre Grenzen,<br />

wenn Ökonomie in Turbulenzen gerät […]“ [58] . Die prominenten wissenschaftlichen<br />

Methoden der vergangenen Jahrzehnte ging stets davon aus, dass<br />

lediglich die Reduktion von Dingen <strong>auf</strong> seine kleinsten Bestandteile einen<br />

Erkenntnisgewinn bringt [59] . Von einem Reduktionismus dieser Art ist man stets<br />

ausgegangen, da man sich der Vorstellung hingab und teils auch heute noch<br />

hingibt, dass sich „Komplexität aus einer unübersehbaren Vielfalt simpler<br />

Formen <strong>auf</strong>baut“ [60] . Komplexe Systeme jedoch setzen sich zwar sehr wohl aus<br />

Subsystemen und einzelnen simplen Bestandteilen zusammen, doch scheint es<br />

[56] Von Weizsäcker, 1974: 31<br />

[57] Weidmann, 2011: 3<br />

[58] Liening, 1999: 210<br />

[59] Vgl. Liening, 1999: 58<br />

[60] Liening, 1999: 58<br />

20


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

bei weitem wichtiger zu sein, nicht nur <strong>auf</strong> die Summe der Bestandteile zu<br />

achten, sondern <strong>auf</strong> Knoten und Verknüpfungen, die sich durch Dynamisierung<br />

im System ergeben [61] . Kausalitäten zwischen Subsystemen sind unter dieser<br />

Perspektive nicht mehr länger linear erklärbar: „Linear systems respond to big<br />

changes in a big and proportionate manner and linear systems respond to small<br />

changes in an equally small and proportionate way. Most real life situations, on<br />

the other hand, are complex. Small changes in initial conditions, and later<br />

interventions of whatever size, can result in disproportionately large effects“ [62] .<br />

Unterschiedliche Anfangsbedingungen zweier Elemente können also genauso zu<br />

unterschiedlichen Ergebnissen führen, wie gleiche Anfangsbedingungen, wenn<br />

der Verl<strong>auf</strong> in anderer Form beeinflusst wird. Schließlich sollte die Kenntnis<br />

komplexer Zusammenhänge für Unternehmen auch einen Vorteil <strong>auf</strong> diversen<br />

Märkten bedeuten, da sie im Hintergrund l<strong>auf</strong>ende Prozesse tiefer verstehen<br />

können als mögliche Konkurrenten und sich mannigfaltiger <strong>auf</strong> Änderungen der<br />

Umgebung vorbereiten und einstellen können. Wie lässt sich der <strong>Einfluss</strong> von<br />

Komplexität bei der Beschreibung von Systemen wie dem <strong>Innovation</strong>ssystem<br />

nun beschreiben? Bedienen wir uns dazu des klassischen „Standing Ovation<br />

Problems“ von Miller/Page (2004). In einem Auditorium wird nach einer<br />

Vorstellung applaudiert und die Zuhörer/innen müssen sich die nicht einfache<br />

Frage stellen, ob sie <strong>auf</strong>stehen (Standing Ovations), wenn andere auch<br />

<strong>auf</strong>stehen. Lassen wir die Schwelle sein, ab der <strong>auf</strong>gestanden wird, weil die<br />

individuell wahrgenommene Qualität der Vorführung so hoch ist. In diesem<br />

kleinen Modell steht nun für ein Signal der Qualität der Vorführung; ist<br />

eine normalverteilte random-variable mit Mittelwert Null und einer<br />

Standardabweichung ; ist die Anzahl der Zuhörer/innen und ( ) ist das<br />

individuelle Signal, dass eine/r Zuhörer/in empfängt. <strong>Eine</strong> Person steht hier<br />

nur <strong>auf</strong>, wenn ( ) . Betrachten wir nun das Modell als Signalprozess<br />

( ) und fragen uns dann, was und über ( ) aussagen können,<br />

dann stellen wir fest, dass gewichtige <strong>Faktoren</strong>, wie etwa eine mögliche die<br />

„Welle“ der Aufsteher/innen nicht in das Modell einbezogen werden. Es könnte<br />

nun ein Parameter einbezogen werden, der für jenen Prozentsatz der Leute<br />

steht, die stehen müssen, damit ein Individuum unabhängig von seiner eigenen<br />

Wahrnehmung ebenfalls <strong>auf</strong>steht. Dieser Parameter beschreibt die Situation<br />

zwar nun etwas genauer, allerdings nicht vollständig. Wir wissen, dass Standing<br />

Ovations in der Praxis sich nicht immer an Schätzergebnisse eines solchen<br />

Modells halten. Es gibt bspw. sukzessive Aufstehwellen, die regionale<br />

Schwerpunkte im Publikumsraum bilden. Was in dieser Modellierung<br />

entscheidend wäre, ist also der <strong>Einfluss</strong> oder Eigenschaften komplexer Systeme<br />

[61] Vgl. Liening, 1999: 62<br />

[62] Rogers et al., 2005: 3<br />

21


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

oder <strong>komplexitätsbezogener</strong> <strong>Faktoren</strong> [63] . Auch ein <strong>Innovation</strong>ssystem kann mit<br />

dem Standing Ovation Problem verglichen werden. Es finden hier ebenfalls<br />

subliminale Prozesse statt, die über Erfolg/Misserfolg oder die Performance des<br />

Systems und dessen Output entscheiden. Erkenntnisse der Komplexität nicht in<br />

die <strong>Innovation</strong>sanalyse miteinzubeziehen, hätte weitreichende Konsequenzen bei<br />

der Beschreibung der vor sich gehenden Prozesse. Wie kann die Komplexität<br />

eines Systems nun gemessen werden um Systeme untereinander vergleichen?<br />

Um unterschiedliche Auffassungen der Messung von Komplexität in der<br />

Literatur gegenüberzustellen, ziehen wir den Ansatz von Delorme (2010) heran.<br />

Er hat in seinem Buch „Deep Complexity and the Social Sciences” einen<br />

interessanten Vergleich für Messkonzepte von Komplexität unterschiedlicher<br />

Autoren dargestellt, in dem er einen gemeinsamen Nenner, einen Maßstab<br />

einführt, anhand dessen es möglich wird, unterschiedliche Messformen für<br />

Komplexität einander gegenüberzustellen. Er untersucht die folgenden<br />

Konzepte:<br />

Tab. 1: Autoren und Maße von Komplexität<br />

Autor(en)/Jahr Maß für Komplexität<br />

Ashby (1972) Quantity of information<br />

required to describe a system<br />

and compare it to two different<br />

operators<br />

Rosen/Casti (1977/94) Number of ways available to<br />

interact with a system<br />

Gell-Mann (1994) Length of the shortest program<br />

describing the regularities of a<br />

system<br />

Albin/Foley (1998) Richness of the language to<br />

describe a system<br />

Quelle: Delorme, 2010: 114ff<br />

Diese unterschiedlichen Messformen zeigen interessante Dimensionen komplexer<br />

Systeme. Die Frage, die sich bei seiner Gegenüberstellung stellt ist, ob sich der<br />

Grad an Komplexität eines Systems am besten messen lässt durch die Quantität<br />

an Information, die man zu dessen Beschreibung braucht; durch die Anzahl der<br />

Wege, durch die es möglich ist mit einem System zu interagieren; durch die<br />

Länge des kürzesten Programms (z.B. Computerprogramms), um die<br />

Gesetzmäßigkeiten eines Systems zu beschreiben oder durch die Reichhaltigkeit<br />

der Sprache, die notwendig ist, um ein System zu beschreiben? Um diese<br />

Messformen miteinander zu vergleichen und eine referenzielle Aussage machen<br />

[63] Vgl. Miller/Page, 2007: 10ff<br />

22


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

zu können, führt Delorme (2010) einen quantitativen Maßstab (Threshold) ein,<br />

der sich <strong>auf</strong> die Reduzierbarkeit von Systemen bezieht. In Abb. 7 sind<br />

Schwankungen der Komplexität im Sinne der jeweiligen Messkonzepte der<br />

Autoren <strong>auf</strong> der Vertikalen abgetragen. Diese erhalten die folgende Notation:<br />

Ashby ( ), Gell-Mann ( ), Albin und Foley ( ), sowie ( ) als „inequivalent<br />

descriptions“ [64] von Rosen/Casti (1977/94). Das Ergebnis ist ein heuristisches<br />

und vergleicht die Konzepte anhand eines Maßstabs , der in<br />

Informationseinheiten misst. 1 bedeutet volle Reduzierbarkeit und ab 2 beginnt<br />

die Unreduzierbarkeit bis unendlich. hat drei Ausprägungen: und<br />

misst die Reduzierbarkeit: : total komplex, : mittel komplex und : nicht<br />

komplex. Die Eigenschaften für das Vergleichsmodell sind [65] :<br />

Durch diese Spezifikation der Reduzierbarkeit und der Einführung eines<br />

Maßstabs wird nach Delorme (2010) der Vergleich ermöglicht. „This treshold<br />

cannot but be based on an explicit recogniction of the actor‟s role. It is<br />

rendered possible through referring to a level of aspiration and to satisficing“ [66] .<br />

Für unser Vorhaben, den <strong>Einfluss</strong> <strong>komplexitätsbezogener</strong> <strong>Faktoren</strong> <strong>auf</strong> die<br />

Wahrscheinlichkeit von <strong>Innovation</strong> zu untersuchen, müssen wir die Komplexität<br />

zunächst an handfesten Merkmalen beschreiben, auch wenn eine solche<br />

begriffliche Abgrenzung der Komplexität per Definition zu widerstreben scheint.<br />

[64] „Two descriptions are inequivalent if they cannot be transformed one to the other by a<br />

simple relabelling of the variables used to formulate them“ (Delorme, 2010: 116)<br />

[65] Vgl. Delorme, 2010: 120ff<br />

[66] Delorme, 2010: 125<br />

23


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Tab. 2: Attribute von Komplexität lt. Embst und Simplifizierung<br />

Attribute lt. Embst Simplifizierung<br />

Die Zahl der Elemente eines Systems Vielzahl<br />

Divergenz zwischen Homogenität und<br />

Heterogenität<br />

Änderbarkeit der Eigenschaften von<br />

<strong>Einfluss</strong>nahme von Entwicklungen<br />

25<br />

Vielfalt<br />

Veränderlichkeit<br />

Die nicht-lineare Dynamik eines Systems Interaktion<br />

Vernetzung, Zirkularität i.<br />

Wechselwirkungen<br />

Quelle: Liening, 1999: 57f und eigene Darstellung<br />

Vieldeutigkeit<br />

Embst (2010) benennt aus den Konzepten der genannten Autoren eine<br />

Zusammenfassung der Indikatoren für Komplexität. Diese Indikatoren werden<br />

auch zum Aufbau eines komplexitätsbezogenen Faktors in dieser Thesis<br />

verwendet. Es werden zusätzlich die Ausprägungen definiert, die die<br />

Dimensionen von nicht-komplex bis komplex in den jeweiligen Indikatoren<br />

festlegen. Dies ist ein unabdingbarer Schritt, um die Indikatoren in weiterer<br />

Folge im Rahmen der Erhebung skalieren zu können. Schließlich ergeben sich<br />

damit die im folgenden Punkt dargestellten relevanten Indikatoren und<br />

Ausprägungen.<br />

7.1 Gewählte Indikatoren der Komplexität<br />

Tab. 3: Indikatoren und Ausprägungen der Komplexität lt. Embst<br />

Indikatoren von<br />

Komplexität<br />

Ausprägung<br />

Vielzahl Einzahl Mehrzahl<br />

Vielfalt Gleichartigkeit Verschiedenartigkeit<br />

Veränderlichkeit<br />

Statik Dynamik<br />

Interaktion Independenz Interdependenz<br />

Vieldeutigkeit Transparenz Intransparenz<br />

Quelle: vgl. Embst, 2010: 87<br />

Nicht komplex<br />

<strong>Eine</strong> zusätzliche Beschreibung der Ausprägungen von Tab. 3 ergibt lt. Embst<br />

(2010): Unter Vielzahl wird die Anzahl beteiligter Elemente, sowie deren<br />

Wechselwirkungen verstanden. Vielfalt meint Charaktermöglichkeiten unter<br />

den Elementen. Veränderlichkeit bezieht sich <strong>auf</strong> Statik oder Dynamik als<br />

komplex


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Extrempunkte im Sinne von Bezugnahmen der Elemente untereinander und<br />

deren kontinuierliche Veränderung. Interaktion meint eine maximale<br />

Bewegungsfreiheit eines Elements oder gegenseitige Abhängigkeit aller<br />

Elemente voneinander als Extrempunkte und Wechselbeziehungen.<br />

Vieldeutigkeit schließlich lässt sich mit dem Grad von Transparenz erklären [68] .<br />

Mit der Festlegung dieser Indikatoren für Komplexität ist der zweite Teil des zu<br />

erstellenden Komplexitätsfaktors für die Logit-Regression gefunden. Bevor die<br />

beiden Teile in Kapitel 9 systematisch miteinander kombiniert werden, werden<br />

im folgenden Kapitel 8 Gemeinsamkeiten von komplexen Systeme und<br />

<strong>Innovation</strong>sprozessen diskutiert und Regeln für eine Beurteilbarkeit festgelegt.<br />

8 Komplexe Systeme und <strong>Innovation</strong><br />

Ein komplexes System ist ein System, das von Komplexität beeinflusst wird.<br />

Komplexe Systeme können <strong>auf</strong>gefasst werden als dynamische Darstellungen, die<br />

eine gewisse Anzahl an dynamischen Verhaltensweisen zeigen, welche u.a. auch<br />

Unregelmäßigkeiten beinhalten [69] . Wir sehen also bereits in dieser Auffassung<br />

den nicht-linearen Charakter. Komplexe Systeme bestehen darüber hinaus aus<br />

mehr als der einfachen Summe seiner Teile, was die physikalischen<br />

Grundpfosten der letzten Jahrzehnte <strong>auf</strong> den Kopf zu stellen scheint. Diese<br />

neuere wissenschaftliche Welt ist nur mit neuen Modellen zu erklären,<br />

ansonsten bleibt sie dem/der Forscher/in verschlossen [70] . Für eine Annäherung<br />

an eine geeignete Definition eines komplexen Systems ist zunächst die Klärung<br />

des aus der Systemtheorie stammenden Systembegriffs selbst notwendig. Die<br />

Systemtheorie kann als eine allgemeine Theorie des Zusammenhangs zwischen<br />

Strukturen und Verhalten von Systemen verstanden werden [71] . „Ein System ist<br />

eine Menge von Elementen mit Attributen, die miteinander in Beziehung<br />

stehen, wobei unter Beibehaltung der Kohärenz ein System Bestandteil eines<br />

umfassenderen Systems sein kann“ [72] . Zu dieser Definition müssen zu einem<br />

System nun bestimmte weitere Attribute hinzugefügt werden, um als komplex<br />

zu gelten. Sie werden in Tab. 3 <strong>auf</strong>gezählt.<br />

Wie wir bereits festgestellt haben, gibt es viele unterschiedliche Arten, wie die<br />

Komplexität, die ein System in seiner Entwicklung beeinflusst, definiert werden<br />

kann. Jedenfalls ist zu klären, dass Komplexität nichts mit Kompliziertheit zu<br />

tun hat. Komplexität ist eine tiefgreifende Eigenschaft eines Systems,<br />

[68] Vgl. Embst, 2010: 88<br />

[69] Vgl. Nijkamp/Reggiani, 1998: 12<br />

[70] Vgl. Miller/Page, 2007: 41f<br />

[71] Vgl. Liening, 1999: 24<br />

[72] Liening, 1999: 54<br />

26


Komplexitätsgrad<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

wohingegen Kompliziertheit im Sinne von Komplikation keine Eigenschaft eines<br />

Systems darstellt [73] . <strong>Eine</strong> der fundamentalen Mechanismen, die ein komplexes<br />

System besitzt, ist die Instabilität, die sich manifestiert in Verzweigungen<br />

mannigfaltiger Zustände bis hin zum Chaos [74] . Auch Fisher (2009) spricht von<br />

der Grenze zum Chaos. Soziale Strukturen werden bei ihm nicht nur durch<br />

Individuen selbst (als die Elemente des Systems) verursacht, sondern auch<br />

durch alles was zwischen ihnen geschieht, wie etwa gegenseitige Abstoßung und<br />

Anziehung. Da wir in der Wirtschafts- und Sozialwissenschaft von der Analyse<br />

von vom Menschen beeinflussten komplexen Systemen ausgehen, müssen wir<br />

anerkennen, dass diese nicht so regulär erfassbar und beschreibbar sind, wie<br />

etwa Atome in Kristallen. Soziale Strukturen befinden sich an der Grenze zum<br />

Chaos (edge of chaos [75] ). Diese in der Literatur verwendete Beschreibung mag<br />

anfangs irreführend erscheinen und fälschlicherweise anzeigen, dass Strukturen<br />

komplexer Systeme stets an der Kippe zum Chaos stünden. Eigentlich jedoch<br />

stehen sie genau zwischen Ordnung und Chaos. Somit geht es bei der<br />

Beschreibung komplexer Systeme stark darum, die zu beschreibenden<br />

Strukturen in einem Grad zwischen Ordnung und Chaos zu sehen [76] . Der<br />

Komplexitätsgrad und das Maß, das sich daraus für die Beschreibung von<br />

Komplexität ergibt, macht das Phänomen der Komplexität schließlich<br />

interpretierbar. Abb.8 beschreibt ein Optimum dieses Maßes.<br />

Abb. 8: Komplexe (adaptive) Systeme zwischen Ordnung und Chaos<br />

1 A<br />

Ordnung Ordnungsgrad Chaos<br />

Quelle: Rogers et al., 2005: 12<br />

<strong>Eine</strong> Beschreibung, wie sie in Abb. 8 dargestellt ist, ist charakteristisch für<br />

komplexe Systeme und korrespondiert lt. Rogers et al. (2005) mit der Diffusion<br />

eines <strong>Innovation</strong>smodells aus Abb. 9. Die Verbindung dieser Charakteristika ist<br />

entscheidend für die Beurteilung einer komplexen Situation, also wie der<br />

[73] Vgl. Miller/Page, 2007: 9<br />

[74] Vgl. Nijkamp/Reggiani, 1998: 12<br />

[75] Vgl. Fisher, 2009: 3<br />

[76] Vgl. Fisher, 2009: 3<br />

2 A<br />

27<br />

3 A


Anzahl neuer Anwender<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Komplexitätsgrad für das zu untersuchende System, in unserem Fall des<br />

<strong>Innovation</strong>ssystems, zu interpretieren und zu „beurteilen“ ist.<br />

1 B<br />

Abb. 9: Diffusion eines <strong>Innovation</strong>smodells<br />

Früh Art der Anwender Spät<br />

Quelle: Rogers et al., 2005: 12<br />

Rogers et al. (2005) verbindet die Phasen der Diffussion eines<br />

<strong>Innovation</strong>smodells, die durch die Anzahl und die Art der Anwender (der<br />

<strong>Innovation</strong>) beschrieben wird (Abb.8 ), mit der Beschreibung eines komplexen<br />

(adaptiven) Systems (Abb. 9), das durch seinen Komplexitäts- und<br />

Ordnungsgrad beschrieben wird. Rogers et al. (2005) kombiniert die beiden<br />

Modelle, da in beiden Fällen: „local interactions in networks lead to the<br />

emergence of global structures and behaviors at the next-higher level of<br />

organization [77] “. Er weist weiter dar<strong>auf</strong> hin, dass bei beiden Modellen die<br />

jeweiligen Netzwerke [78] ihr globales Verhalten trotz „individual turnover“ stets<br />

beibehalten [79] . Wie aus den beiden oben dargestellten Abbildungen 8 und 9<br />

ersichtlich wird, korrespondieren die beiden Kurven, d.h. die Punkte<br />

2 B<br />

. Die Form der Glockenkurven lassen dar<strong>auf</strong> schließen,<br />

dass es in diesen Prozessen nur einen einzigen Extremwert gibt, der ein<br />

Maximum darstellt. Wie sind die Punkte <strong>auf</strong> den Kurven des komplexen<br />

(adaptiven) Systems und des Diffusionsmodells nun gemeinsam zu<br />

interpretieren? In den ersten Punkten herrscht vollkommene Ordnung<br />

( ) und noch kein Anwender findet Zugang zu einer <strong>Innovation</strong> ( ). Mit der<br />

Lockerung der Ordnung in Richtung Chaos ( in Richtung ), nimmt auch<br />

die Anzahl der neuen Anwender und der risikoreichen Anwender einer<br />

<strong>Innovation</strong> zu, wobei aber zunächst die risikolosen Anwender in der Überzahl<br />

bleiben ( in Richtung ). Der Anstieg folgt bis zum zweiten Punkt, der als<br />

[77] Rogers et al., 2005: 11<br />

[78] Hinweis: „Netzwerk“ im Modell der komplexen (adaptiven) Systeme meint das Netzwerk<br />

an Individuen, ohne das es nicht bestehen könnte. „Netzwerk“ im <strong>Innovation</strong>sdiffussionsmodell<br />

meint das Netzwerk der Anwender einer <strong>Innovation</strong> (z.B. Kunden). (Vgl. Rogers et<br />

al., 2005: 10)<br />

[79] Vgl. Rogers et al., 2005: 10<br />

28<br />

3 B


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

einziger Extremwert das Maximum in beiden Kurven darstellt, der dritte<br />

Punkt steht für Chaos ( ) und für keine weiteren Anwender ( ). In den<br />

Punkten liegt der schmale Grat zwischen Chaos und Ordnung ( ), an<br />

dem die meisten Anwender die <strong>Innovation</strong> annehmen und auch risikoreiche<br />

Anwender stabilisiert sind ( ). „This is the location of complexity where<br />

heterogeneity exists at the border of chaos - that area between simple systems<br />

and chaotic systems“ [80] . Die Verbindung der Abbildungen 8 und 9 hat<br />

interpretatives Potential: So ist es für Unternehmen unter dieser Perspektive<br />

das Ziel, den Gewinn zu maximieren und ein Maximum an Anwender zu<br />

gewinnen. Dazu ist für sie das Gleichgewicht zwischen Ordnung und Chaos, in<br />

Abb. 8 der Punkt und in Abb. 9 der Punkt , wo risikoreiche Anwender<br />

stabilisiert sind und ein Maximum an Anwendern herrscht, anzustreben. Jedes<br />

Abfallen links oder rechts vom Maximum, bedeutet eine Einbuße des<br />

Optimums (d.h. weniger Anwender der <strong>Innovation</strong> und entweder ein Abfallen<br />

in Richtung Ordnung oder Chaos). Mithilfe dieser Eigenschaften lassen sich im<br />

späteren Verl<strong>auf</strong> der Thesis komplexe Zustände in den <strong>Innovation</strong>ssystemen von<br />

Unternehmen und die Ergebnisse der Erhebung in geeigneter Art beurteilen.<br />

Nicht nur Rogers et al. (2005) erkennt die Mitte zwischen Ordnung und Chaos<br />

als stabilsten Punkt an. Auch Ebeling/Schweitzer (2007) erkennen diesen<br />

entscheidenden Punkt, in ihrer Analyse jedoch aus einer ästhetisch<br />

physikalischen Sich heraus. Sie verweisen zunächst <strong>auf</strong> Birkhoff (1932), der das<br />

„ästhetische Empfinden bei der Wahrnehmung von Objekten“ [81] in drei Größen<br />

unterteilt: Die Ordnung O, die Komplexität C und das ästhetische Maß M. Er<br />

bringt die Größen in den Zusammenhang . Die Ordnung, als „Gefühl<br />

des Gefallens am ästhetischen Objekt“ [82] , erhöht das Maß, wohingegen die<br />

Komplexität, als die „Zeichenmenge, aus der ein Objekt besteht“ [83] das Maß<br />

verringert. In weiterer Folge beschreibt Birkhoff (1932) mit Hilfe des<br />

physikalischen Begriffs der Entropie ein Maß für Komplexität. Die Entropie ist<br />

danach eine „Zustandsgröße, die in einem abgeschlossenen System solange<br />

ansteigt, bis der Maximalwert erreicht ist. Dieser Gleichgewichtswert entspricht<br />

einem Systemzustand mit der größten molekularen Unordnung. Der Abstand<br />

von diesem Gleichgewichtswert kann somit (für abgeschlossene Systeme) als ein<br />

Maß der im System vorhandenen Ordnung gesehen werden“ [84] . Mit Hilfe des<br />

Begriffs der Informationsentropie, als „ein Maß für die Unbestimmtheit in einem<br />

System“ [85] oder „ein Maß für die Information, die man benötigen würde, um den<br />

[80] Rogers et al., 2005: 17<br />

[81] Birkhoff (1932), In: Ebeling/Schweitzer, 2002: 47<br />

[82] Birkhoff (1932), In: Ebeling/Schweitzer, 2002: 47<br />

[83] Birkhoff (1932), In: Ebeling/Schweitzer, 2002: 47<br />

[84] Birkhoff (1932), In: Ebeling/Schweitzer, 2002: 47<br />

[85] Birkhoff (1932), In: Ebeling/Schweitzer, 2002: 48<br />

29


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Zustand des Systems vollständig zu beschreiben“ [86] , stellt er ein Maß für<br />

Komplexität her. Birkhoff (1932) nimmt also schließlich die Entropiedifferenz<br />

als Maß für Ordnung und die Informationsentropie als Maß für Komplexität. In<br />

Abb. 10 ergibt dies zwei Extrempunkte: Beim ersten, also bei Ordnung wird<br />

das Ordnungsmaß (Entropiedifferenz) maximal und das Komplexitätsmaß<br />

(Informationsentropie) minimal. Im Chaos ist der Zusammenhang genau<br />

umgekehrt [87] . A.A. Moles (1966) vergleicht die Ordnung als Banalität mit dem<br />

Chaos als Originalität und erkennt, dass dabei nur ein Maximum entstehen<br />

kann, welches genau in der Mitte der beiden Begriffe liegt, da in den beiden<br />

Extrempunkten der Informationsgehalt bei null liegt und es zwischen den Polen<br />

aber ein Mindestmaß an Strukturierung der Information gibt [88] (ebenfalls in<br />

Abb. 10 dargestellt). „Das Ästhetische, das Schöne findet sich <strong>auf</strong> der Grenze<br />

zwischen Ordnung und Chaos“ [89] .<br />

Abb. 10: Chaos und Ordnung nach Moles<br />

Informationsgehalt<br />

Ordnung<br />

„Banalität“<br />

Quelle: Moles, 1966, In: Ebeling/Schweitzer, 2002: 49<br />

9 Kombination CIS & Komplexität<br />

Da nun beide Bausteine für den gewünschten Regressionskoeffizienten<br />

Komplexität (Komplexitätsfaktor) bestehen, können diese verwoben werden.<br />

Dazu werden nun die gewählten Wirkungsbereiche eines <strong>Innovation</strong>ssystems<br />

mit den Indikatoren von Komplexität systematisch miteinander kombiniert. Für<br />

die systematische Kombination wird die wissenschaftliche Kreativitätsmethode<br />

der semantischen Intuition angewandt. Bei der semantischen Intuition werden<br />

zwei bisher nicht kombinierte Wörter zu einem Wort verbunden. Dadurch<br />

[86] Birkhoff (1932), In: Ebeling/Schweitzer, 2002: 48<br />

[87] Vgl. Birkhoff (1932), In: Ebeling/Schweitzer, 2002: 48<br />

[88] Vgl. Birkhoff (1932), In: Ebeling/Schweitzer, 2002: 49<br />

[89] Vgl. Birkhoff (1932), In: Ebeling/Schweitzer, 2002: 49<br />

30<br />

Chaos<br />

„Originalität“


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

entstehen neue Vorstellungsbereiche, die zu neuen Ideen verschmelzen [90] und<br />

neuartige Dimensionen entstehen lassen. In unserem Fall werden die beiden<br />

oben erwähnten Bestandteile des Komplexitätsfaktors miteinander kombiniert,<br />

wie dies in Abb. 11 ersichtlich wird. Durch die 4 gewählten Wirkungsbereiche<br />

des unternehmerischen <strong>Innovation</strong>ssystems und die 5 Indikatoren für<br />

Komplexität ergeben sich bei multiplikativer Kombination insgesamt 20 (5x4)<br />

neue Dimensionen. Diese Dimension (z.B. Interaktion/Akteure oder<br />

Aktivitäten/ Vielfalt, etc.) können nun operationalisiert werden, indem sie<br />

ausformuliert werden. Es werden also die systematischen Kombinationen der<br />

semantischen Intuition operationalisiert und im Sinne der Erhebung<br />

ausformuliert. Embst (2010) nennt denselben Vorgang die Zusammenstellung<br />

von Statements, wobei sie Statements als Aussagen zu Situationsbeschreibungen<br />

definiert [91] . In der Form als Statements sind sie dann für den<br />

Einsatz im Fragebogen verwendbar. <strong>Eine</strong> Skalierung folgt im letzten Schritt.<br />

Diese Skalierung orientiert sich an den Ausprägungen der Indikatoren von<br />

Komplexität (vgl. Tab. 3), die durch die systematische Kombination ebenfalls<br />

<strong>auf</strong> die gewählten Wirkungsbereiche eines unternehmerischen <strong>Innovation</strong>ssystems,<br />

also <strong>auf</strong> die Kombination aus beiden Bestandteilen, angewandt<br />

werden. Durch die Verwendung der schon von Embst (2010) formulierten<br />

Ausprägungen werden so messbare Dimensionen erhebbar.<br />

Abb. 11: Kombination CIS & Komplexität<br />

Wirkungsbereiche<br />

<strong>Innovation</strong>ssystem<br />

Akteure<br />

Aktivitäten<br />

Ressourcen<br />

Institutionen<br />

Quelle: Eigene Darstellung aus Abb. 6 und Tab. 3<br />

[90] Vgl. Kannenberg, 2003: 15<br />

[91] Vgl. Embst, 2010: 80<br />

31<br />

Indikatoren<br />

Komplexität<br />

Vielzahl<br />

Vielfalt<br />

Veränder-<br />

lichkeit<br />

Interaktion<br />

Vieldeutig-<br />

keit


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Für jede Kombination wird nun eine geeignete Operationalisierung gesucht, um<br />

die Dimension in Unternehmen erhebbar zu machen (siehe Tab. 4). Die<br />

genauen Formulierungen wurden mit Hilfe eines Pre-Tests feingeschliffen. Es<br />

wird dar<strong>auf</strong> hingewiesen, dass die Dimensionen möglichst befragungsfreundlich<br />

und unternehmensbezogen formuliert wurden, daher klingt der Wortlaut für die<br />

Fragen, die sich aus den kombinierten Dimensionen ergeben, nicht immer<br />

wissenschaftlich. Für die Erstellung solcher neuen Dimensionen werden in der<br />

Literatur unterschiedliche Möglichkeiten und/oder Regeln genannt: Durch die<br />

Spezifikation von Konzepten und deren Operationalisierungen werden Begriffe,<br />

die zunächst abstrakt scheinen mögen, möglichst in eindeutig erfassbare und<br />

messbare Dimensionen konvertiert. [92] „In sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Theorien sind [...] viele verwendete Begriffe komplex, sie<br />

können mehrere unterschiedliche Bedeutungsdimensionen besitzen und, noch<br />

komplizierter, in der Regel nicht direkt erfassbar bzw. beobachtbar sein“ [93] .<br />

Schließlich verweist Paier (2010) <strong>auf</strong> einen essentiellen Punkt: „Entscheidend<br />

ist, dass im Zuge der Konzeptspezifikation die Mehrdimensionalität von<br />

abstrakten Begriffen durch Konkretisierung ihrer empirischen Bezüge <strong>auf</strong><br />

möglichst konkret beobachtbare Sachverhalte überwunden wird“ [94] .<br />

Tab. 4: Kombinationen und operationalisierte Fragen [95]<br />

Akteure/Vielzahl Wir haben ausreichend Mitarbeiter/innen im<br />

<strong>Innovation</strong>sbereich.<br />

Akteure/Vielfalt Unsere Mitarbeiter/innen wenden unterschiedliche<br />

Methoden an.<br />

Akteure/Veränderlichkeit Unsere Mitarbeiter/innen können sich rasch <strong>auf</strong><br />

neue Gegebenheiten einstellen.<br />

Akteure/Interaktion Unsere Mitarbeiter/innen haben große Gestaltungsfreiheit.<br />

Akteure/Vieldeutigkeit Jede/r Mitarbeiter /in bei uns kennt das<br />

größere Bild hinter seinen/ihren Aufgaben.<br />

Aktivitäten/Vielzahl Wir setzen ausreichend Aktivitäten, um <strong>Innovation</strong>en<br />

zu realisieren.<br />

Aktivitäten/Vielfalt Die Aktivitäten, die wir setzen um Inno-<br />

vationen zu starten, sind vielfältig.<br />

Aktivitäten/Veränder- Unsere <strong>Innovation</strong>saktivitäten passen sich rasch<br />

[92] Vgl. Paier, 2010: 51<br />

[93] Paier, 2010: 51<br />

[94] Paier, 2010: 53<br />

[95] Kombinationen nach Abb. 6 und Tab. 3 (wie in Abb. 11)<br />

32


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

lichkeit an sich ändernde Gegebenheiten an.<br />

Aktivitäten/Interaktion Unsere <strong>Innovation</strong>saktivitäten richten sich<br />

insgesamt stark an Rahmenbedingungen aus.<br />

Aktivitäten/Vieldeutigkeit Die Ziele unserer <strong>Innovation</strong>saktivitäten sind<br />

stets allen Mitarbeiter/innen klar.<br />

Ressourcen/Vielzahl Wir haben ausreichend Know-How und Budget,<br />

um <strong>Innovation</strong>en zu starten.<br />

Ressourcen/Vielfalt Wir wenden im <strong>Innovation</strong>sbereich vielfältige<br />

Ressourcen/Veränder-<br />

lichkeit<br />

Finanzierungsformen und Kreativität an.<br />

Wir passen Know-How und Budget an geänderte<br />

Rahmenbedingungen rasch an.<br />

Ressourcen/Interaktion Rahmenbedingungen haben bei uns einen<br />

starken <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> die Strategie. [96]<br />

Ressourcen/Vieldeutigkeit Der Einsatz von Ressourcen (Budget, Wissen,<br />

etc.) ist für alle Mitarbeiter/innen nachvollziehbar.<br />

Institutionen/Vielzahl Bei uns gibt es viele Normen und Regeln, die<br />

den <strong>Innovation</strong>sprozess begleiten.<br />

Institutionen/Vielfalt Bei uns gibt es viele Ausnahmen der<br />

bestehenden Regeln und Normen.<br />

Institutionen/Veränderlichkeit<br />

Normen und Regeln können bei uns unbüro-<br />

kratisch geändert werden.<br />

Institutionen/Interaktion Im <strong>Innovation</strong>sbereich gelten bei uns dieselben<br />

Regeln und Normen, wie im Rest des<br />

Unternehmens.<br />

Institutionen/Vieldeutigkeit<br />

Quelle: Eigene Erstellung<br />

10 Empirische Analyse<br />

Alle Regeln und Normen sind für das ganze<br />

<strong>Innovation</strong>steam nachvollziehbar.<br />

In den vorangegangenen Kapiteln wurden Zielsetzung und Hypothese<br />

formuliert, sowie die entscheidenden <strong>Faktoren</strong> des unternehmerischen<br />

<strong>Innovation</strong>ssystems und der Komplexität beschrieben, diskutiert und<br />

kombiniert. Die nun folgende empirische Analyse untersucht in mehreren<br />

Schritten den <strong>Einfluss</strong> <strong>komplexitätsbezogener</strong> <strong>Faktoren</strong> <strong>auf</strong> die <strong>Innovation</strong>s-<br />

chancen österreichischer (Groß)unternehmen.<br />

[96] Hinweis: Da Know-How und Budget als Ressourcen für eine Strategie ursächlich sind.<br />

33


10.1 Datenverfügbarkeit<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Wird nicht das Ziel verfolgt international vergleichbare <strong>Innovation</strong>sindikatoren<br />

anzufertigen, die dar<strong>auf</strong> abzielen in erster Linie volkswirtschaftlich relevante<br />

Größen untereinander zu vergleichen, für die die Datenverfügbarkeit zumeist<br />

eine gute ist [97] , sondern unternehmerische <strong>Innovation</strong>ssysteme für die<br />

Vergleichbarkeit konkreter Unternehmen zu analysieren, steht man vor dem<br />

Problem der primären Datengenerierung [98] . Man ist dar<strong>auf</strong> angewiesen, durch<br />

Unternehmensbefragungen <strong>auf</strong> freiwilliger Basis detaillierte Zahlenangaben zu<br />

generieren. <strong>Innovation</strong>en sind aber zumeist „strategisch wichtige Unternehmens-<br />

aktivitäten, die einem besonderen Geheimhaltungsbedürfnis unterliegen“ [99] . Für<br />

die Erhebung durch Befragung ist also ein geeigneter, geschützter und<br />

attraktiver Rahmen zu schaffen. Von der Generierung der Daten hängt<br />

schließlich der Gesamterfolg des Projektes ab. Für die geplanten statistischen<br />

Auswertungsmethoden ist eine Mindestzahl an Beobachtungen/Daten<br />

notwendig. In unserem Fall ist durch den Einsatz einer binären logistischen<br />

Regression (Logit) eine absolute Untergrenze von 50 Beobachtungen/<br />

Datenpunkte zur Durchführbarkeit notwendig [100] . Die Erhebung wird vom<br />

Akademischen Forum für Außenpolitik - Hochschulliga für die Vereinten<br />

Nationen (<strong>AFA</strong>) durchgeführt [101] .<br />

10.2 Untersuchungsdesign<br />

10.2.1 Zum Wesen komplexer <strong>Innovation</strong>suntersuchungen<br />

Ein Untersuchungs- oder Forschungsdesign ist wie das methodische<br />

Arrangement einer Studie oder Arbeit, es hat erhebliche Bedeutung für das<br />

Gelingen eines Forschungsprojektes. [102] Für ein Untersuchungsdesign in den<br />

Bereichen <strong>Innovation</strong> und Komplexität stellt sich zu allererst die Frage, welche<br />

Aussagen über Komplexität überhaupt möglich sind, wenn die angewandten<br />

statistischen Methoden die Komplexität bis zu einem gewissen Grade<br />

reduzieren, um sie kalkulierbar und berechenbar zu machen und damit<br />

eigentlich das Gegenteil von dem tun, was die Komplexität verlangt, nämlich<br />

keinen Reduktionismus anzuwenden [103] . Ebenso muss sich die <strong>Innovation</strong>s-<br />

ökonomik „die Frage gefallen lassen, was sie sich über die Feststellung<br />

[97] Vgl. bspw. diverse Datenbanken der OECD oder nationale <strong>Innovation</strong>sstatistiken<br />

[98] Vgl. Schwitalla, 1993: 99<br />

[99] Schwitalla, 1993: 99<br />

[100] Vgl. Fromm, 2005: 6<br />

[101] Zusätzlich veranstaltet das <strong>AFA</strong> weitere Veranstaltungen und Berichte zum Thema.<br />

[102] Vgl. Paier, 2010: 32<br />

[103] Vgl. Liening, 1999: 62<br />

34


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

ökonometrischer Sachverhalte hinaus zutraut, wenn sie relevante, über die<br />

Daten hinausgehende Antworten geben will“ [104] . Zu dieser Frage stellt Grupp<br />

(1997) zunächst fest, dass es keine genauen und allgemeingültigen Argumente<br />

für die Messung von <strong>Innovation</strong> und Fortschritt gibt, egal aus welcher<br />

wissenschaftlichen Lehrmeinung [105] . „Dies stellt für die angewandte <strong>Innovation</strong>s-<br />

forschung das Problem dar, zu ungenügend ,zugerichteten‟ theoretischen<br />

Konstrukten passende Indikatoren konstruieren zu müssen” [106] . Grupp (1997)<br />

legt jedoch diese Verantwortung in die Hände des/der untersuchenden<br />

Wissenschaftler/in und beantwortet damit auch einen Teil der im Prinzip<br />

unbeantwortbaren Frage der statistischen Aussagefähigkeit bei der Analyse<br />

komplexer <strong>Innovation</strong>ssysteme. Er meint, dass ein wissenschaftliches<br />

Untersuchungsobjekt nicht von vornherein vorgegeben ist, sondern dass es die<br />

Aufgabe des/der Forscher/in ist, eine geeignete Konzeption zu finden, wie<br />

dieses Untersuchungsobjekt am besten zu messen ist. Es gibt dafür a priori<br />

keine vorgefertigten Konstrukte oder Konstruktionen [107] . Dieses Aufstellen einer<br />

geeigneten Konstruktion oder Messform hat daher für ihn “viele Qualitäten<br />

einer Erfindung” [108] . Diese wissenschaftliche Verantwortung in erfinderischer<br />

Art nach bestem Wissen und Gewissen alle notwendigen <strong>Faktoren</strong> für die<br />

Erklärung der <strong>Innovation</strong>schancen <strong>auf</strong>zunehmen, soll in weiterer Folge der<br />

wissenschaftliche Geist dieser Thesis sein. Auf die Erstellung und Konstruktion<br />

eines Komplexitätsfaktors, wie er hier als zusätzlicher erklärender Parameter<br />

eingesetzt wird, wurde bereits in den vorangegangenen Kapiteln eingegangen.<br />

10.2.2 Untersuchungsmethode<br />

Die Daten unterschiedlichen Ursprungs und Zwecks, die für die binäre<br />

logistische Regression benötigt werden, werden grundsätzlich über drei<br />

Methoden generiert: Gruppenrecherche („Kleingruppenprojekt“ [109] ), Datenbankrecherche<br />

& systematische Ableitungen und eine schriftliche Online-Befragung<br />

inklusive einer Non-Response Analyse. Zunächst zur ersten Methode: In einer<br />

Gruppenrecherche werden Inhalte im Beisein aller Gruppenmitglieder<br />

recherchiert, um <strong>auf</strong> diese Art Vorteile des Arbeitens in Gruppen nutzen zu<br />

können. Die Daten, die als Vektoren der folgenden Regressionsparameter<br />

eingesetzt werden, wurden im Rahmen solch einer Gruppenrecherche<br />

gemeinsam von 4 Personen innerhalb von 4 Werktagen recherchiert. Die<br />

Quellen für diese Informationen sind u.a. Geschäfts-/Jahres- und Nachhaltig-<br />

[104] Grupp, 1997: 37<br />

[105] Vgl. Grupp, 1997: 93<br />

[106] Grupp, 1997: 93<br />

[107] Vgl. Grupp, 1997: 38<br />

[108] Grupp, 1997: 38<br />

[109] Vgl. Konrad, 2004: 102ff<br />

35


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

keitsberichte von Unternehmen, Firmenwebsites, sowie telefonische Auskünfte<br />

[110] . Die Regressionsparameter, für die die Daten im Rahmen der<br />

Gruppenrecherche generiert werden, sind:<br />

Forschungs- und Entwicklungs-Aufwendungen (F&E-Aufwendungen)<br />

Forschungs- und Entwicklungs-Personal (F&E-Personal)<br />

Unternehmensgröße (Gesamtbeschäftigtenanzahl)<br />

Exportleistung<br />

Zusätzlich wurden Ansprechpersonen für den <strong>Innovation</strong>sbereich in den zu<br />

untersuchenden Unternehmen und der volkswirtschaftliche Sektor, in den das<br />

zu untersuchende Unternehmen fällt (für die Ableitungen der F&E-<br />

Förderungen), recherchiert. Im Folgenden werden die einzelnen Variablen<br />

beschrieben, unterteilt in die drei Erhebungsmethoden: Gruppenrecherche,<br />

Datenbankenrecherche & systematische Ableitungen und schriftliche online<br />

Befragung.<br />

10.2.3 <strong>Faktoren</strong> für die Gruppenrecherche<br />

F&E-Aufwendungen<br />

Aufwendungen für Forschung und Entwicklung wurden primär über die<br />

Jahresabschlüsse, Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichte, Websites und<br />

telefonischen Auskünfte der Unternehmen generiert. F&E-Aufwendungen sind<br />

Prozentualwerte, gemessen am Gesamtumsatz eines Unternehmens. Hier<br />

wurde mit den letzten verfügbaren Daten und keinen Differenzen (etwa Zu-<br />

und Abnahmen im Vergleich zu Vorjahren) gerechnet. Da die<br />

Gruppenrecherche hier aber unzufriedene Ergebnisse lieferte, wurde die Höhe<br />

der F&E-Aufwendungen zusätzlich in die Erhebung <strong>auf</strong>genommen.<br />

F&E-Personal<br />

Das Personal des Forschungs- und Entwicklungsbereichs bezieht sich <strong>auf</strong> die<br />

absolute Zahl der Angestellten im F&E-Bereich eines Unternehmens. Auch<br />

hier wurde mit den letzten verfügbaren absoluten Werten und keinen<br />

Differenzen gerechnet. Dieser Faktor wurde ebenfalls zusätzlich in den<br />

Fragebogen übernommen.<br />

[110] Mitarbeiter/innen dieser Gruppenrecherche waren im April 2012: Jakob Hager, Anna<br />

Mikulan, Bsc.; Clemens Oberhofer, BSc. und Viktor Ludwig vom <strong>AFA</strong>.<br />

36


Unternehmensgröße<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Die Unternehmensgröße bezieht sich <strong>auf</strong> den absoluten Wert der Gesamt-<br />

beschäftigten (Arbeiter/innen und Angestellten) eines zu untersuchenden<br />

österreichischen (Groß)unternehmens zum letzten verfügbaren Zeitpunkt.<br />

Exportleistung<br />

Die Exportleistung meint hier die Exportquote, gemessen am Gesamtumsatz<br />

eines Unternehmens, zum letzten verfügbaren Zeitpunkt. Gemeint sind<br />

Exporte in die gesamte Welt. Dieser Wert war schwer verfügbar und wurde<br />

daher ebenfalls in die Erhebung mit <strong>auf</strong>genommen.<br />

10.2.4 <strong>Faktoren</strong> für Datenbankrecherche und systematische<br />

Ableitungen<br />

Patente<br />

Patente meint hier die absolute Anzahl an Patentanmeldungen eines betreffenden<br />

Unternehmens (letzte verfügbare Information). Als Quellen wurden<br />

Patentdatenbanken genutzt, die über Suchalgorithmen die Häufigkeit der<br />

Patentanmeldungen in einem bestimmten Zeitraum ausweisen. Hier wurden<br />

Online-Daten der Europäischen Patentdatenbank (2012) [111] verwendet.<br />

Öffentliche F&E-Förderungen<br />

Öffentliche F&E-Förderungen werden vom Bundesministerium für Verkehr,<br />

<strong>Innovation</strong> und Technologie (BMVIT) vergeben und von der Österreichischen<br />

Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) verwaltet. Da die Daten für<br />

Förderungen im F&E-Bereich für Unternehmen aus Datenschutzgründen <strong>auf</strong><br />

Unternehmensebene nicht verfügbar sind, war es notwendig die Daten<br />

selbstständig herzuleiten. Hierzu wurde jedes der untersuchten Unternehmen<br />

in einen volkswirtschaftlichen Sektor eingeteilt. Die Daten öffentlicher F&E-<br />

Förderungen für den privaten Sektor in Österreich sind nur sektorenspezifisch<br />

abrufbar. Die Gesamtfördersumme eines Sektors wurde durch die<br />

Gesamtbeschäftigung in diesem Sektor geteilt, was die Fördersumme pro<br />

sektoral Beschäftigten ergibt. Dieser Wert wurde mit der Beschäftigtenzahl<br />

eines zu untersuchenden Unternehmens (als Interpretation der Unternehmens-<br />

[111] Vgl. Europäische Patentdatenbank, 2012<br />

37


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

größe) multipliziert und ergab so einen Näherungswert für die Förderung dieses<br />

Unternehmens. Bei der Konstruktion dieses Faktors muss allerdings angenommen<br />

werden, dass alle einbezogenen Unternehmen öffentliche Förderungen<br />

in Anspruch genommen haben, was nicht der Realität entsprechen muss. Es<br />

werden durch diesen Faktor in erster Linie sektorale Unterschiede in der<br />

Förderung von Unternehmen abgebildet. Hier wurde mit dem letzten<br />

verfügbaren Wert (2009) der Statistik Austria [112] gerechnet.<br />

10.2.5 <strong>Faktoren</strong> für die Befragung<br />

<strong>Innovation</strong>saktivität(en)<br />

Als abhängige Variable werden die <strong>Innovation</strong>schancen [113] gewählt. Um diese<br />

zu bestimmen, müssen die Unternehmen zunächst befragt werden, ob sie<br />

innovieren, d.h. ob sie im vergangenen Jahr <strong>Innovation</strong>saktivität(en)<br />

durchgeführt haben. Dabei gehen wir von der <strong>Innovation</strong>sdefinition der<br />

Statistik Austria aus dem Jahr 2012 aus: „Die Unternehmen haben entweder<br />

neue oder merklich verbesserte Produkte <strong>auf</strong> den Markt gebracht, neue oder<br />

merklich verbesserte Prozesse in ihrem Unternehmen eingeführt,<br />

organisatorische <strong>Innovation</strong>en oder Marketinginnovationen eingeführt oder<br />

zumindest <strong>Innovation</strong>saktivitäten durchgeführt, die <strong>auf</strong> die Einführung von<br />

Produkt- oder Prozessinnovationen abzielten“ [114] . Um die Definition von<br />

<strong>Innovation</strong>saktivität eng zu halten, damit nicht alle Unternehmen der<br />

Befragung <strong>auf</strong> die innovationsaktive (oder -passive) Seite fallen, wurden nur<br />

jene Unternehmen als innovationsaktiv definiert, die im Jahr 2011 von den<br />

drei <strong>Innovation</strong>sarten: Produkt-, Prozess- und organisatorische <strong>Innovation</strong>en/<br />

Marketinginnovationen zumindest zwei eingeführt/durchgeführt haben.<br />

F&E-Kooperationen<br />

Forschungs- und Entwicklungskooperationen beziehen sich <strong>auf</strong> Kooperationen,<br />

die ein gegebenes Unternehmen im <strong>Innovation</strong>sbereich in/seit dem Jahr 2011<br />

mit anderen Unternehmen hatte/hat. Da diese Angabe bei Unternehmen als<br />

sehr heikel gilt (Ergebnis des Pre-Tests), wurde hier nicht nach der absoluten<br />

Anzahl der Unternehmen, mit denen kooperiert wird, gefragt, sondern eine<br />

stufenweise Befragung durchgeführt. Die 4 Stufen sind: Das Unternehmen<br />

kooperiert: 1) mit sehr vielen Unternehmen, 2) mit vielen Unternehmen, 3) mit<br />

wenigen Unternehmen, 4) mit gar keinen Unternehmen.<br />

[112] Vgl. Statistik Austria, 2009<br />

[113] Hinweis: Gerechnet wird jedoch mit logarithmierten Odds als abhängige Variable. (siehe<br />

Gleichung 1.3 im Kaptiel 10.3 Modell)<br />

[114] Statistik Austria, 2012<br />

38


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

10.2.6 Stichprobe, Größe und Zeitraum<br />

Die Erhebung wurde unter österreichischen (Groß)unternehmen durchgeführt.<br />

Dazu wurden sämtliche Firmen aus der zweijährlich durchgeführten<br />

Leitbetriebe-Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI) in Wien,<br />

plus alle ATX-notierten Unternehmen in die Befragungsliste <strong>auf</strong>genommen. Die<br />

erwähnte Leitbetriebe-Studie beinhaltet eine gut gemischte Unternehmensliste<br />

und hat bei der letzten Durchführung insgesamt 106 Unternehmen befragt.<br />

Inklusive zusätzlicher ATX-Unternehmen wurde eine Liste von insgesamt 118<br />

Unternehmen [optional +2 weitere (Groß)unternehmen für Ausfälle], also 120<br />

Unternehmen erstellt. Für den Erhebungszeitraum wurde Mai und Juni 2012<br />

gewählt, noch vor Beginn der eigentlichen Sommerzeit, um die Response-<br />

Wahrscheinlichkeit nicht zu sehr zu gefährden. Dieser Zeitraum beinhaltet auch<br />

bereits die Durchführung der Non-Response-Analyse, die ab einem Monat nach<br />

dem Start der Erhebung durchgeführt wurde.<br />

Als Befragungsmethode wurde der Online-Fragebogen gewählt. „Online-<br />

Befragungen zählen zweifellos zu den günstigsten, effizientesten und auch - für<br />

die Befragungsteilnehmer/innen - attraktivsten Erhebungsformen. Zudem<br />

können innerhalb kurzer Zeit relativ große Fallzahlen erzielt werden“ [115] . Dazu<br />

wurde ein geeigneter Anbieter verwendet und die Fragen dort formuliert und<br />

hochgeladen. Im Ergebnis ergab sich eine Response-Rate von 45% (54<br />

Beantwortungen).<br />

10.3 Modell<br />

Zur Erklärung der <strong>Innovation</strong>schancen österreichischer (Groß)unternehmen<br />

wurde ein Logit-Modell gerechnet. De facto handelt es sich bei der logistischen<br />

Regression um die Erklärung einer binären Abhängigen durch erklärende<br />

Variablen. Ein Logit-Modell, wie es in Gleichung 1.3 dargestellt ist, basiert <strong>auf</strong><br />

der Idee der Odds (1.1). Dabei handelt es sich <strong>auf</strong> der ganz rechten Seite der<br />

Gleichung 1.2 um den Logarithmus der Ratio der Wahrscheinlichkeiten des<br />

Ereignisses und dessen Gegenwahrscheinlichkeit. Dieses Verhältnis<br />

wird als Odds tituliert, was einem Chancenverhältnis gleichkommt (Odds-<br />

Ratio). Wenn ( ) dann ( )<br />

39<br />

⁄ . Werden diese Odds<br />

durch Logarithmieren in Logits transformiert, können diese nun unendliche<br />

positive und negative Werte annehmen.<br />

[115] Paier, 2010: 99


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Wenn also die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines Ereignisses ,<br />

( ) ist und Gegenwahrscheinlichkeit, also das Nicht-Eintreten des<br />

Ereignisses , ( ) ist, erhalten wir formal bei der Division<br />

der Wahrscheinlichkeiten die Odds (1.1):<br />

( )<br />

( )<br />

( ( )) ( )<br />

( )<br />

Werden die Odds logarithmiert, erhalten wir das Logit (1.2):<br />

( ) ( ( )) ( )<br />

( )<br />

40<br />

(1.1)<br />

( )<br />

Dieses Logit kann nun in eine multivariate Regressionsgleichung eingesetzt<br />

werden und wir erhalten (1.3):<br />

( ( )<br />

( ) )<br />

Auflösen nach ( ) ergibt (1.4):<br />

mit<br />

und der Umformung:<br />

( )<br />

( ) ( )<br />

wobei in der Literatur als Effekt-Koeffizient bezeichnet wird [116] . Dieser spielt<br />

bei der Interpretation der Ergebnisse der Logit-Regression eine erhebliche Rolle.<br />

[116] Vgl. z.B. Diaz-Bone/Künemund, 2003: 8<br />

(1.2)<br />

(1.3)<br />

(1.4)<br />

(1.5)


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Für eine standardisierte logistische Funktion<br />

Kurve, wie in Abb. 12:<br />

Abb. 12: Standardisierte logistische Funktion<br />

1.0<br />

0.0<br />

Quelle: Fromm, 2005: 7<br />

41<br />

ergibt sich eine S-förmige<br />

Besonders zu berücksichtigen ist in einer binären Logit-Regression, dass der<br />

Störterm nicht wie bei einer linearen Regression oder wie bei einer Probit-<br />

Regression normalverteilt ist, sondern Gumbel-verteilt. <strong>Eine</strong> Gumbel-Verteilung<br />

hat die Dichtefunktion (bei Skalierungsparameter und Lageparameter )<br />

(1.6):<br />

Der Erwartungswert ist<br />

( )<br />

( )<br />

( )<br />

(1.6)<br />

wobei γ die Euler-Mascheroni Konstante<br />

darstellt, mit einem Wert von ≈ 0,577 [117] . Die Varianz des Fehlerterms ist<br />

Werden die Variablen im Logit-Modell als alternativenspezifische Variablen<br />

bezeichnet dann kann jeder unabhängigen Variable ein eigenes (spezifisches)<br />

Regressionsgewicht zugeordnet werden. Damit können die Regressionskonstanten<br />

als Koeffizienten von alternativenspezifischen Variablen mit dem<br />

konstanten Wert Eins interpretiert werden. Dies sind die alternativenspezifischen<br />

Konstanten. Sie geben die Wahrscheinlichkeitsverteilungen der<br />

abhängigen Variablen wieder, wenn alle übrigen und alternativenspezifischen<br />

Variablen den Wert Null <strong>auf</strong>weisen. [118]<br />

In der hier durchgeführten Logit-Schätzung wird eine iterative Methode<br />

angewandt um durch die Maximierung der Maximum-Likelihood (ML)-<br />

Funktion die optimierenden Parameterwerte zu erhalten.<br />

[117] Vgl. Maier/Weiss, 1990: 135<br />

[118] Vgl. Andreß/Hagenaars/Kühnel, 1997: 310<br />

0.0


10.3.1 Regressionsanalyse<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Anhand unserer Vorarbeiten und der Definitionen der geeigneten <strong>Faktoren</strong>,<br />

kann nun ein Modell zur statistischen Auswertung des <strong>Einfluss</strong>es aller<br />

unabhängigen Variablen <strong>auf</strong> die binäre abhängige Variable erstellt werden. Die<br />

Auswahl der sich im Modell befindlichen <strong>Faktoren</strong>, Parameter und Indikatoren,<br />

die zur Erklärung der <strong>Innovation</strong>schancen beitragen, sind jene, die am<br />

häufigsten in der <strong>Innovation</strong>sliteratur verwendet werden, dennoch „muss<br />

festgestellt werden, dass Messungen nur selten vollständig theoretisch begründet<br />

sind, und zwar meistens deshalb, weil für das Indikatorenuniversum eine<br />

erschöpfende inhaltliche Begründung nicht gegeben ist (bzw. gegeben werden<br />

kann)“ [119] . Dies gilt insbesondere für die Bereiche Komplexität und <strong>Innovation</strong>.<br />

Dem Logit-Konzept folgend, als das „wohl am häufigsten angewandte<br />

multinominale Entscheidungsmodell“ [120] , wird in dieser Thesis das folgende<br />

binäre Modell gerechnet (2.1):<br />

wobei: ( ( )<br />

( ) )<br />

beschreibt eine <strong>Innovation</strong> und beschreibt keine <strong>Innovation</strong> der<br />

untersuchten Unternehmen. Definition siehe oben.<br />

K i ist eine Matrix, mit 5 Vektoren aus den Kombinationen der<br />

Wirkungsbereiche eines <strong>Innovation</strong>ssystems mit den Indikatoren von<br />

Komplexität (=Komplexitätsfaktoren). Die 5 Vektoren sind die aggregierten<br />

Werte für Vielzahl, Vielfalt, Veränderlichkeit, Interaktion und Vieldeutigkeit<br />

( ). sind die dazugehörigen Koeffizienten ( ). Zur besseren<br />

Darstellung hier das Modell in Matrix-Schreibweise (2.2):<br />

( )<br />

Bei Ausschreibung der Matrizen folgt (2.3):<br />

[119] Paier, 2010: 55<br />

[120] Maier/Weiss, 1990: 135<br />

42<br />

(<br />

)<br />

(2.1)<br />

(2.2)


(<br />

) (<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

(<br />

Die Beschreibung aller Parameter und Koeffizienten folgt in Tab. 5:<br />

43<br />

) (<br />

Tab. 5: Legende für die logistische Regression<br />

<strong>Innovation</strong>sodds<br />

Alternativen spezifische Konstante<br />

Koeffizient für FEA<br />

F&E-Aufwendungen<br />

Koeffizient für Pa<br />

Patente<br />

Quelle: Eigene Erstellung<br />

Koeffizient für FEK<br />

F&E-Kooperationen<br />

Koeffizient für FEP<br />

F&E-Personal<br />

Koeffizient für UG<br />

Unternehmensgröße<br />

Koeffizient für FOR<br />

Öffentliche Förderungen<br />

Koeffizienten für<br />

Komplexitätsfaktoren (Vektoren)<br />

Störterm (i.i.d. ~ Gumbel)<br />

)<br />

) (<br />

)<br />

(2.3)


11 Ergebnisse<br />

11.1 Deskriptive Statistiken<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Das folgende Kapitel beschreibt die Ergebnisse der Erhebung, die im Mai und<br />

Juni 2012 vom <strong>AFA</strong> [121] durchgeführt wurde und die Daten für die spätere<br />

Regression lieferte. Vor allem die deskriptiven Beschreibungen der<br />

komplexitätsbezogenen <strong>Faktoren</strong> im hinteren Teil dieses Abschnitts sind in<br />

dieser Arbeit entscheidend für einen neuartigen Forschungsbeitrag.<br />

9000000<br />

8000000<br />

7000000<br />

6000000<br />

5000000<br />

4000000<br />

3000000<br />

2000000<br />

1000000<br />

0<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Abb. 13: Deskr. Statistik: Förderungen<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Die deskriptive Auswertung der Förderungshöhen lässt den Schluss zu, dass<br />

bestimmte Branchen stärker gefördert werden als andere. Nicht nur die größten<br />

Unternehmen erhalten, in Relation gesetzt, die höchsten Förderbeträge. Auch<br />

bei kleineren Unternehmen gibt es Unterschiede, die erwartungsgemäß <strong>auf</strong> die<br />

unterschiedlichen Förderhöhen in unterschiedlichen Sektoren zurück zu führen<br />

sind. In der Berechnung dieses Faktors wurden die Förderquoten nach<br />

Wirtschaftszweigen/-sektoren zunächst heruntergebrochen <strong>auf</strong> eine Einheit, also<br />

einen Beschäftigten im betreffenden Wirtschaftszweig [122] . Dieser Wert, also die<br />

Förderquote pro sektoral Beschäftigten, wurde schließlich um die<br />

Unternehmensgröße gewichtet. Dies implizierte bei der Berechnung, dass alle<br />

der einbezogenen Unternehmen öffentliche Förderungen beziehen. Der Faktor<br />

zeigt uns nicht mehr als einen Näherungswert, der die öffentliche Förder-<br />

struktur in Österreich mit den Unternehmensgrößen verbindet. Der Plot (Abb.<br />

[121] Akademisches Forum für Außenpolitik – Hochschulliga für die Vereinten Nationen (<strong>AFA</strong>)<br />

[122] Hinweis: Als Klassifizierung der Wirtschaftszweige wurde der ÖNACE 2008 Code<br />

verwendet. Sowohl für Daten der Beschäftigen pro Wirtschaftszweig nach ÖNACE 2008, als<br />

auch der Förderquoten nach ÖNACE 2008 wurden die aktuellsten Daten der Statistik<br />

Austria herangezogen.<br />

44<br />

Förderungen:<br />

Deskr. Statistik<br />

Min. : 0<br />

1st Qu. : 41.404<br />

Median : 228.390<br />

Mean : 1.047.177<br />

3rd Qu. : 1.613.481<br />

Max. : 7.913.362


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

13) zeigt uns, dass der Großteil der Förderungen im unteren Bereich liegt und<br />

nur einige wenige Unternehmen in den Genuss von hohen Förderungen<br />

kommen. Dies mag u.a. durch die KMU-Struktur der österreichischen<br />

Wirtschaft erklärt werden. Auch bei dieser Studie, die sich zwar <strong>auf</strong><br />

Großunternehmen fokussiert, wurden mittlere Unternehmen mit in das Sample<br />

einbezogen, solange sie in die Definition der Leitbetriebe fallen. Dies ist<br />

dadurch zustande gekommen, da viele internationale und große Unternehmen<br />

in Österreich nur mittlere Tochterunternehmen betreiben. Im österreichischen<br />

Unternehmenssektor wurden für die „Finanzierung der Ausgaben für Forschung<br />

und experimentelle Entwicklung (F&E) 2009“ vom öffentlichen Sektor<br />

insgesamt 560.282.000 € ausgegeben, die als Förderungen interpretiert werden<br />

können [123] .<br />

Abb. 14: Deskr. Statistik: Patente<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

Unternehmensgröße<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Ähnlich dem Plot der Förderungen, sind die Ergebnisse der Patente zu<br />

interpretieren. Sowohl bei Abb. 13 der Förderungen, als auch in diesem Fall<br />

(Abb. 14), liegt der Median erheblich unter dem Mittelwert, was <strong>auf</strong> eine<br />

Verteilung schließen lässt, die sich stark am unteren Feld orientiert. Der Plot<br />

(Abb. 14) zeigt, dass ein großer Teil der Unternehmen eher wenig bis keine<br />

Patente angemeldet hat. Die Quelle ist hier die Europäische Patentdatenbank.<br />

Es muss allerdings erwähnt werden, dass bei firmenbezogenen Recherchen<br />

manche Patente doppelt ausgegeben werden, wenn sie in verschiedenen Ländern<br />

angemeldet wurden. Es kann nicht gänzlich sichergestellt werden, dass hier die<br />

Anzahl der entsprechenden firmenbezogenen Patentanmeldungen mit der<br />

Realität übereinstimmt, sondern tendenziell darüber liegen könnte. Um dies<br />

auszugleichen wurden bei der Recherche soweit es möglich war länderbezogene<br />

[123] Vgl. Statistik Austria, 2009: 1<br />

45<br />

Patente:<br />

Deskr. Statistik<br />

Min. : 0,0<br />

1st Qu. : 4,0<br />

Median : 33,0<br />

Mean : 145,9<br />

3rd Qu. : 228,0<br />

Max. : 936,0


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Recherchen verwendet, was durch den Umstand erschwert wurde, dass<br />

innerhalb der EU die Patente häufig kontinentweit angemeldet werden. In<br />

diesem Fall lassen sich die Anmeldungen nur sehr schwer <strong>auf</strong> einzelne Länder<br />

beziehen.<br />

90.000<br />

80.000<br />

70.000<br />

60.000<br />

50.000<br />

40.000<br />

30.000<br />

20.000<br />

10.000<br />

0<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Abb. 15: Deskr. Statistik: Unternehmensgröße<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Die deskriptive Statistik der Unternehmensgröße der untersuchten<br />

Unternehmen zeigt die größte Differenz zwischen Maximum und Median. Das<br />

unterstreicht u.U. wieder die Struktur der österreichischen Wirtschaft, die stark<br />

<strong>auf</strong> mittleren und kleineren Unternehmen <strong>auf</strong>gebaut ist. Es ist weiter zu<br />

erwähnen, dass viele dieser Unternehmen Töchter oder Landesvertretungen<br />

internationaler Konzerne sind. Die größten Unternehmen in diesem Plot sind<br />

international agierende, österreichische Unternehmen, da in diesem Fall die<br />

Gesamtgröße dieser Betriebe in die Berechnung mit <strong>auf</strong>genommen wurde. Dies<br />

ist deshalb möglich, da es sich bei dem Parameter Unternehmensgröße um<br />

tatsächlich österreichische Unternehmen handelt. Das Maß der Unternehmens-<br />

größe ist hier die Gesamtbeschäftigtenanzahl. Wichtig ist dabei die Gesamt-<br />

beschäftigten eines Unternehmens innerhalb Österreichs von den Gesamt-<br />

beschäftigten österreichischer Unternehmen zu unterschieden. In dieser<br />

Untersuchung wird das zweite Konzept angewandt. Dies bringt es auch mit<br />

sich, dass international agierende Betriebe, die in Österreich eine im Vergleich<br />

zur Gesamtgröße des betreffenden Unternehmens kleine Ländervertretung oder<br />

ein Tochterunternehmen unter selben Namen betreiben, auch im Datensatz der<br />

Unternehmensgröße als klein gewertet werden, obwohl das Mutterunternehmen<br />

u.U. hochgradig innovativ ist. Betreibt z.B. ein internationaler Großkonzern in<br />

Österreich nur seinen Vertrieb im Rahmen einer eigenen Rechtsform, so zählt<br />

nur dieses Team des Vertriebs als österreichisches Unternehmen. Wird dieser<br />

Vertriebsprozess u.U. innovativ gestaltet, ergibt sich das Gegenteil des<br />

46<br />

Unternehmensgröße:<br />

Deskr. Statistik<br />

Min. : 230,0<br />

1st Qu. : 562,5<br />

Median : 1.459,5<br />

Mean : 6.332,7<br />

3rd Qu. : 3.949,5<br />

Max. : 76.900,0


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

erwarteten Zusammenhangs: Kleine Unternehmen scheinen plötzlich hochgradig<br />

innovativ.<br />

12,00<br />

10,00<br />

8,00<br />

6,00<br />

4,00<br />

2,00<br />

0,00<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Abb. 16: Deskr. Statistik: F&E-Aufwendungen<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

F&E-Aufwendungen zählen in der Literatur zu den wichtigsten<br />

Erklärungsfaktoren für <strong>Innovation</strong>. Die F&E-Aufwendungen im Plot (Abb. 16)<br />

sind prozentuelle Werte, gemessen am Gesamtumsatz der Unternehmen. Die<br />

Verteilung der Datenpunkte gestaltet sich im Vergleich zu den beiden<br />

vorhergehenden Statistiken gleichmäßiger. Zwar wenden einige Unternehmen<br />

keine Mittel für F&E <strong>auf</strong>, die Anzahl jener jedoch, die in Forschung und<br />

Entwicklung investieren, überwiegt. Wenn die Verteilung der Datenpunkte<br />

gleichverteilter ist, als jene der Unternehmensgröße oder jene der Förderungen,<br />

würde dies dafür sprechen, dass nicht nur die größten und förderungsstärksten<br />

Unternehmen in das eigene F&E investieren, sondern weitere Einflüsse dafür<br />

entscheidend sind, die im Rahmen dieser Arbeit aber nicht identifiziert werden<br />

können. In Österreich wurden im Unternehmenssektor von den Unternehmen<br />

selbst insgesamt im Rahmen der „Ausgaben für F&E 2009“ 5.092.902.000 € für<br />

interne F&E Ausgaben ausgegeben [124] .<br />

[124] Vgl. Statistik Austria, 2009: 1<br />

47<br />

F&E-Aufwendungen:<br />

Deskr. Statistik<br />

Min. : 0,00<br />

1st Qu. : 0,10<br />

Median : 1,00<br />

Mean : 2,24<br />

3rd Qu. : 3.45<br />

Max. : 10,00


800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Abb. 17: Deskr. Statistik: F&E-Beschäftigte<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Bei den F&E-Beschäftigten tritt ein ähnliches Phänomen wie bei der<br />

Unternehmensgröße <strong>auf</strong>. Bei der Erhebung stellte sich für die Befragten die<br />

Zurechnung der F&E-Beschäftigten als oft schwierig heraus. Welche F&E-<br />

Beschäftigen für eine österreichische Ländervertretung zugerechnet werden<br />

sollen und ob eine ausländisches F&E-Abteilung auch für die Arbeit in<br />

Österreich relevant ist, stellten hier Problemfelder dar. Auch sieht ein<br />

<strong>Innovation</strong>ssystem in jedem Unternehmen anders aus. Diese Probleme kommen<br />

somit aus den internen Strukturen der untersuchten Unternehmen und konnten<br />

beinahe nicht verhindert werden, was u.U. eine mögliche Erklärung für die<br />

Insignifikanz des Parameters in der später folgenden Logit-Regression sein<br />

könnte. Die Anzahl der F&E-Beschäftigten im österreichischen Unternehmens-<br />

sektor beträgt im Rahmen der „Beschäftigten in Forschung und experimenteller<br />

Entwicklung (F&E) 2002-2009“ im Jahr 2009 insgesamt 38.302,9 € und stieg<br />

seit 2002 von 26.727,5 € um 43,31% [125] . Der größte Teil der F&E-Beschäftigten<br />

findet sich dabei traditionell im Wirtschaftszweig Herstellung von Waren [126]<br />

und hier in den Bereichen Elektrische Ausrüstungen und Maschinenbau. Auch<br />

im Bereich der Dienstleistungen [127] sind viele F&E-Beschäftigte tätig, hier vor<br />

allem in den Bereichen „Sonstige Forschung und Entwicklung im Bereich<br />

Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und Medizin“ und „Architektur- und<br />

Ingenieurbüros; technische, physikalische und chemische Untersuchung“ [128] .<br />

[125] Vgl. Statistik Austria, 2009: 1<br />

[126] ÖNACE Code 10-33<br />

[127] ÖNACE Code 45-96<br />

[128] Vgl. Statistik Austria, 2009: 1<br />

48<br />

F&E-Beschäftigte:<br />

Deskr. Statistik<br />

Min. : 0.00<br />

1st Qu. : 4.25<br />

Median : 25.50<br />

Mean : 77.30<br />

3rd Qu. : 68.75<br />

Max. : 687.00


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Abb. 18: Diagramm: F&E-Kooperationen<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Bei der Erhebung wurden auch die Tendenzen in Bezug <strong>auf</strong> die Kooperationen<br />

erhoben, die ein Unternehmen im F&E-Bereich mit anderen Unternehmen<br />

unterhält. Da die absolute Anzahl zu erheben, von den befragten Unternehmen<br />

die Preisgabe von zu sensiblen Daten bedeutet hätte (Ergebnis des Pre-Tests)<br />

wurden Kooperationsstufen erhoben. Diese gingen von der Kooperation „mit<br />

gar keinen Unternehmen“ bis hin zur Kooperation „mit sehr vielen<br />

Unternehmen“ (siehe oben). Abb. 18 zeigt ein eindeutiges Ergebnis. Deutlich<br />

über die Hälfte der Befragten Unternehmen, 57,4% gaben an, mit wenigen<br />

Unternehmen zu kooperieren. Mit vielen Unternehmen kooperiert knapp ein<br />

Viertel. Mit sehr vielen kooperiert etwas mehr als ein Zehntel (11.1%). Nur<br />

5,5% geben an mit gar keinen Unternehmen im F&E-Bereich zu kooperieren.<br />

Jedenfalls lässt dieses Ergebnis dar<strong>auf</strong> schließen, dass F&E-Kooperationen in<br />

Österreich eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen. Daten für die Industrie<br />

Deutschlands zumindest sprechen davon, dass 31,5% bzw. 29,4% der<br />

Industrieunternehmen F&E-Kooperationen unterhalten. Je größer darüber<br />

hinaus ein Industrieunternehmen in Deutschland ist, desto eher tendiert es<br />

dazu im F&E-Bereich mit anderen Unternehmen zu kooperieren [129] .<br />

[129] Vgl. BDI, 2005: 29ff<br />

49<br />

Mit gar keinen<br />

Unternehmen<br />

(5,5%)<br />

Mit sehr vielen<br />

Unternehmen<br />

(11,1%)<br />

Mit vielen Unternehmen<br />

(25,9%)<br />

Mit wenigen Unternehmen<br />

(57,4%)


18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Abb. 19: Deskr. Statistik: Standort<br />

W OOE NOE BGL SBG V ST K T<br />

Die Auswahl der Unternehmen orientierte sich von Beginn der Konzeption an<br />

<strong>auf</strong> ganz Österreich. Leitbetriebe finden sich im gesamten Bundesgebiet in<br />

unterschiedlichen Ausprägungen bezüglich Gesamtwertschöpfung, Größe, etc..<br />

So ist das Bruttoregionalprodukt 2009 je Einwohner in Wien mit 42.600 € am<br />

höchsten und im Burgenland mit 22.200 € (52,11% vom Wert Wiens) am<br />

niedrigsten [130] . Die Forschungsquote 2009 ist jedoch in der Steiermark mit<br />

4,32% die höchste in Österreich, Schlusslicht ist auch hier das Burgenland mit<br />

0,71% [131] . Die Verteilung, die sich aus den Ergebnissen der hier durchgeführten<br />

Erhebung ergeben hat, ist stark Wien-lastig, was zu einem dementsprechenden<br />

geografischen Bias führt. Das Diagramm in Abb. 19 und die dazugehörende<br />

Tab. 6 zeigen, dass Wien bei den Unternehmen, welche die Erhebung<br />

beantworteten mit 31,48% den höchsten Wert <strong>auf</strong>weist. Es folgen<br />

Oberösterreich und Niederösterreich mit 9 und 7 Unternehmen. Salzburg,<br />

Steiermark und Kärnten konnten nur mit 5 bzw. 6 Unternehmen in die<br />

Erhebung <strong>auf</strong>genommen werden, Tirol, Vorarlberg und das Burgenland gar nur<br />

mit 1 bzw. 2 Unternehmen (Tab. 6). Diese Werte ergaben sich zufällig aus allen<br />

angefragten Unternehmen. Es ist interessant, dass Wien einen so deutlichen<br />

Vorsprung zeigt, da selbst die Non-Response Analyse mit allen relevanten<br />

Unternehmen in ganz Österreich durchgeführt wurde. Dennoch muss dabei auch<br />

fairerweise erwähnt werden, dass in der Liste der Leitbetriebe und ATX-<br />

Unternehmen die Bundeshauptstadt etwas stärker repräsentiert ist, als andere<br />

Bundesländer. Da der Parameter Standort den Erklärungswert für das<br />

gerechnete Regressionsmodell nicht erhöhte, wurde er nicht <strong>auf</strong>genommen.<br />

[130] Hinweis: Beim Wert für das Burgenland sind Pendler-Effekte nicht berücksichtigt.<br />

[131] Vgl. Statistik Austria, 2009: 1<br />

50


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Tab. 6: Häufigkeitstabelle: Standort<br />

Bundesland abs. Häufigkeit (54) %<br />

Wien 17 31,48<br />

Oberösterreich 9 16,67<br />

Niederösterreich 7 12,96<br />

Burgenland 1 1,85<br />

Salzburg 6 11,11<br />

Vorarlberg 1 1,85<br />

Steiermark 6 11,11<br />

Kärnten 5 9,26<br />

Tirol 2 3,70<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Die Exportleistung oder -quote <strong>auf</strong> Unternehmensebene scheint, wenn die<br />

Unternehmen sie nicht im Rahmen der Erhebung selbst angeben, sehr schwer<br />

recherchierbar zu sein. Diese Quoten sind, wie sich gezeigt hat, auch kein<br />

essentieller Wert in Geschäfts- oder Nachhaltigkeitsberichten. Zumindest<br />

kommen sie nur in den wenigsten Berichten vor. In dieser Thesis wurde als<br />

Maß die Exportquote, gemessen am Gesamtumsatz eines Unternehmens,<br />

gewählt. Insgesamt konnte der Faktor leider nicht planmäßig in die spätere<br />

Regression <strong>auf</strong>genommen werden, da über die Erhebung zu wenige Datenpunkte<br />

generiert werden konnten. In Abb. 20 wird das vorhandene Ergebnis dennoch<br />

dargestellt. Es zeigt, wie international die befragten Unternehmen agieren.<br />

Einige Unternehmen liegen bei 100% Exportquote, was u.U. mit der bereits<br />

oben diskutierten Ländervertretung größerer Unternehmen in Österreich zu tun<br />

haben kann. Werden nur einzelne Teile im Inland gefertigt oder nur einzelne<br />

Prozesse im Inland ausgeführt, mit der Grundidee sie sofort wieder zu<br />

exportieren, dann zeigen diese Unternehmen natürlich eine erhöhte Exportquote<br />

von bis zu 100%. Nur drei der befragten Unternehmen geben an, eine<br />

Exportquote von null <strong>auf</strong>zuweisen. Dies stimmt mit der ersten Frage der<br />

Erhebung überein, bei der gefragt wurde, ob das betreffende Unternehmen auch<br />

international tätig sei (statistische Frage), was genau von drei verneint wurde.<br />

Der Großteil, wie aus Abb. 20 ersichtlich wird, bewegt sich bei Exportquoten<br />

von über 50%, nur wenige haben ein schwach ausgeprägtes Auslandsgeschäft.<br />

Österreich gilt traditionell als kleine, offene Volkswirtschaft. Im Land ist die<br />

Exportquote insgesamt (Waren- und Dienstleistungsexporte gemessen am BIP)<br />

seit 1995 (34,8%) bis 2011 (56,6%) um 62,64% gestiegen. Österreich liegt damit<br />

deutlich über dem EU-Durchschnitt von 43,5% [132] .<br />

[132] Vgl. Statistik Austria, 2011<br />

51


120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Abb. 20: Deskr. Statistik: Exporte<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

11.1.1 Verteilungen <strong>komplexitätsbezogener</strong> <strong>Faktoren</strong><br />

In diesem Abschnitt werden die Ergebnisse der komplexitätsbezogenen<br />

<strong>Faktoren</strong> aus der Erhebung beschrieben. Dabei gibt es zwei Arten, wie die<br />

Bestandteile dieser <strong>Faktoren</strong> aggregiert wurden. Die erste Art aggregierte die<br />

Werte über die Achse der Indikatoren von Komplexität (Vielzahl, Vielfalt,<br />

Veränderlichkeit, Interaktion und Vieldeutigkeit), die zweite Art aggregierte die<br />

Werte über die Achse der gewählten Wirkungsbereiche eines <strong>Innovation</strong>s-<br />

systems (Akteure, Aktivitäten, Ressourcen und Institutionen) [133] . In beiden<br />

Arten wurden zunächst die Antworten aus der Erhebung quantifiziert und über<br />

arithmetische Mittelwerte zu je einem Indikator aggregiert, die später in zwei<br />

getrennten Regressionen als unabhängige Parameter in die Logit-Regressionen<br />

eingesetzt wurden. Die beiden Indikatoren werden von nun an Indikator (A)<br />

und (B) genannt. Zur Aggregation ist es entscheidend die Fragen aus der<br />

Erhebung genau in Richtung komplex oder in Richtung nicht komplex<br />

einzuordnen. Dies war hier allerdings kein Problem, da die Ausprägungen der<br />

Fragen sich durch die systematische Kombination stets zwischen komplex und<br />

nicht komplex im Sinne von Tab. 3 befinden. Um die Ergebnisse für den/die<br />

Leser/in so einfach verständlich wie möglich darzustellen, wurde ein<br />

Tachometer-Diagrammtyp gewählt, der den Grad zwischen komplex und nicht<br />

komplex anzeigt. Die Mitte ist als Optimum definiert [134] . Die Werte zwischen 1<br />

und 6 stammen aus der Erhebung. Als Optimum gilt somit der Wert:<br />

3,5 {=[(6-1)/2]+1}.<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

[133] Vgl. beide Arten mit Abb. 11<br />

[134] Vgl. Abb. 8 und Seite 27/28<br />

52


Komplex<br />

(1)<br />

Komplex<br />

(1)<br />

Komplex<br />

(1)<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Abb. 21: Komplexitätsgrade des Indikators (A)<br />

In Abb. 21 sind die Tachometer-Diagramme des ersten Indikators (A)<br />

dargestellt. Die Grafik unten rechts in Abb. 21 mit der Beschriftung „Indikator<br />

(A): 2,06“, stellt den Wert des arithmetischen Mittelwerts der 5 Bestandteile<br />

des Indikators (A), also Vielzahl, Vielfalt, Veränderlichkeit, Interaktion und<br />

Vieldeutigkeit dar. Man sieht bei diesem Wert, dass die untersuchten<br />

Unternehmen nach dieser Aggregationsform dazu tendieren, in ihren<br />

<strong>Innovation</strong>ssystemen komplex zu sein (Wert: 2,06). Ein genauerer Blick <strong>auf</strong> die<br />

<strong>Faktoren</strong> lohnt sich: So kann man feststellen, dass die <strong>Faktoren</strong> Vielzahl,<br />

Vielfalt und Veränderlichkeit im stark komplexen Bereich liegen, mit Werten<br />

von 1,35; 1,49 und 1,41. Zur Erinnerung: Diese <strong>Faktoren</strong> bewegen sich zwischen<br />

bestimmten Ausprägungen, die sie zwischen komplex und nicht komplex<br />

unterscheiden [135] : Vielzahl bewegt sich zwischen den Ausprägungen Einzahl und<br />

[135] Siehe Tab. 3<br />

Optimum<br />

(3,5)<br />

Vielzahl: 1,35<br />

Optimum<br />

(3,5)<br />

Nicht<br />

komplex<br />

(6)<br />

53<br />

Komplex<br />

(1)<br />

Optimum<br />

(3,5)<br />

Vielfalt: 1,49<br />

Veränderlichkeit: 1,41 Interaktion: 3,00<br />

Optimum<br />

(3,5)<br />

Nicht<br />

komplex<br />

(6)<br />

Nicht<br />

komplex<br />

(6)<br />

Komplex<br />

(1)<br />

Komplex<br />

(1)<br />

Optimum<br />

(3,5)<br />

Optimum<br />

(3,5)<br />

Vieldeutigkeit: 3,71 Indikator (A): 2,06<br />

Nicht<br />

komplex<br />

(6)<br />

Nicht<br />

komplex<br />

(6)<br />

Nicht<br />

komplex<br />

(6)


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Mehrzahl, wobei Mehrzahl als komplex gilt. Das Ergebnis zeigt hier eindeutig<br />

<strong>auf</strong> Mehrzahl (1,35). Das bedeutet, dass die Unternehmen mehrzahlige<br />

Komponenten in der Struktur ihrer <strong>Innovation</strong>ssysteme zeigen. Der Faktor<br />

Vielfalt bewegt sich zwischen den Ausprägungen Gleichartigkeit und<br />

Verschiedenartigkeit, wobei Verschiedenartigkeit die komplexe Ausprägung<br />

darstellt. Das Ergebnis zeigt, dass die untersuchten österreichischen Betriebe<br />

hier stark zur Verschiedenartigkeit tendieren, wenn es um ihre<br />

unternehmerischen <strong>Innovation</strong>ssysteme geht (1,49). Bezüglich des Faktors<br />

Veränderlichkeit lässt sich ebenfalls eine komplexitäts-orientierte Neigung<br />

feststellen. Wenn wir betrachten, dass dieser Faktor sich zwischen den<br />

Ausprägungen Statik und Dynamik bewegt, wobei Dynamik die komplexe<br />

Ausprägung darstellt, dann sehen wir, dass die untersuchten Unternehmen zur<br />

Dynamik in <strong>Innovation</strong>ssystemen neigen. Beim Faktor Interaktion ist ein<br />

Ergebnis beim Wert von 3,00 zu beobachten. Interaktion bewegt sich zwischen<br />

den Ausprägungen Independenz und Interdependenz, wobei Interdependenz als<br />

komplex gilt. Die Interpretation des Ergebnisses sagt uns, dass die<br />

Unternehmen eine Mischung aus Freiheit und Abhängigkeit zu praktizieren<br />

scheinen, die in Richtung Abhängigkeit tendiert. Schließlich finden wir einen<br />

knapp in Richtung nicht komplex tendierenden Wert beim Faktor<br />

Vieldeutigkeit, der sich zwischen den Ausprägungen Transparenz und<br />

Intransparenz bewegt, wobei Intransparenz als komplex gilt. Der Wert von 3,71<br />

zeigt, dass die Unternehmen in ihren unternehmerischen <strong>Innovation</strong>ssystemen<br />

zur Transparenz neigen.<br />

Die zweite Aggregationsform nach den Wirkungsbereichen eines <strong>Innovation</strong>ssystems,<br />

also nach: Akteure, Aktivitäten, Ressourcen und Institutionen, ergibt<br />

den Indikator (B). Bei den Ergebnissen des Indikators (B), dargestellt in Abb.<br />

22, können durchwegs komplexe Tendenzen beobachtet werden. Die Grafik<br />

ganz unten zeigt wieder den arithmetischen Mittelwert der <strong>Faktoren</strong> Akteure,<br />

Aktivitäten, Ressourcen und Institutionen, der aggregiert den selben Wert wie<br />

Indikator (A) ergeben muss, also 2,06. Wenn wir nun die einzelnen <strong>Faktoren</strong><br />

beobachten und interpretieren möchten, ist hier dar<strong>auf</strong> hinzuweisen, dass die<br />

Interpretation nicht <strong>auf</strong> dieselbe Art zulässig ist, wie das bei Indikator (A) der<br />

Fall war, da die Wirkungsbereiche eines <strong>Innovation</strong>ssystems selbst (also<br />

Akteure, etc.) keine eigenen Ausprägungen zwischen komplex und nicht<br />

komplex besitzen, sondern diese erst im Zuge der systematischen Kombination<br />

mit den Indikatoren von Komplexität erhielten [136] und den Wirkungsbereichen<br />

eines <strong>Innovation</strong>ssystems (Akteure, etc.) erst <strong>auf</strong> diese Weise Dimensionen der<br />

Komplexität zugewiesen wurden. Jede der 4 Wirkungsbereiche enthält somit<br />

Ausprägungen der Komplexität aus den 5 Indikatoren von Komplexität<br />

[136] Siehe Abb. 11 und Kapitel 10<br />

54


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

(Vielzahl, etc.). Auf diese Weise sind diese Werte auch zu interpretieren: Sie<br />

zeigen die Komplexitätsausprägungen der einzelnen Wirkungsbereiche. Beim<br />

Indikator (A) hingegen wurden die Wirkungsbereiche <strong>auf</strong> die einzelnen<br />

Komplexitätsindikatoren aggregiert.<br />

Komplex<br />

(1)<br />

Komplex<br />

(1)<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Abb. 22: Komplexitätsgrade des Indikators (B)<br />

Optimum<br />

(3,5)<br />

Alle <strong>Faktoren</strong>, also Akteure, Aktivitäten, Ressourcen und Institutionen zeigen<br />

eine Neigung in Richtung komplex. In Abb. 23 ist der arithmetische Mittelwert<br />

der beiden Indikatoren (A) und (B), der wichtigste komplexitätsbezogene<br />

Ergebniswert dieser Arbeit, dargestellt. Insgesamt tendieren die untersuchten<br />

österreichischen Unternehmen also dazu stark in ihren <strong>Innovation</strong>ssystemen<br />

komplex zu sein. Es fehlen ihnen zum theoretischen Optimum [137] nach unserem<br />

Maß im Mittel 1,44 Einheiten. Um diese Differenzen zu den Optima genauer zu<br />

[137] Siehe Abb. 8 und Seite 27/28<br />

Nicht<br />

komplex<br />

(6)<br />

Akteure: 2,28 Aktivitäten: 1,68<br />

Optimum<br />

(3,5)<br />

Ressourcen: 1,89<br />

Komplex<br />

(1)<br />

Nicht<br />

komplex<br />

(6)<br />

Optimum<br />

(3,5)<br />

Indikator (B): 2,06<br />

55<br />

Komplex<br />

(1)<br />

Komplex<br />

(1)<br />

Optimum<br />

(3,5)<br />

Optimum<br />

(3,5)<br />

Institutionen: 2,41<br />

Nicht<br />

komplex<br />

(6)<br />

Nicht<br />

komplex<br />

(6)<br />

Nicht<br />

komplex<br />

(6)


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

beurteilen, sind in Abb. 24 die Optimumsdifferenzen aller Fragen der Erhebung<br />

zusammengefasst.<br />

Abb. 23: Komplexitätsgrad Indikatoren (A) und (B)<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Die Optimumsdifferenzen zeigen die nach arithmetischen Mittelwerten<br />

aggregierten Werte der untersuchten Unternehmen. Egal ob nach der ersten<br />

Art zu Indikator (A) oder nach der zweiten Art zu Indikator (B) aggregiert<br />

wird, es zeigen beide Indikatoren die gleichen Optimumsdifferenzen, da beide ja<br />

aggregiert die gleichen Ergebnisse zeigen müssen [138] . In Abb. 24 wird das<br />

ursprüngliche Optimum, also 3,5 als 0 interpretiert um die absoluten<br />

Abweichungen von diesem Optimum darzustellen. Die Grafik zeigt uns, dass<br />

die Abweichungen sich bei ca. 1,5 bewegen. Unser gerade eben festgestellter<br />

Wert von 1,44 [=(3,5-2,06)] ist hier präzise.<br />

Abb. 24: Optimumsdifferenzen der Indikatoren (A) und (B)<br />

-0,5<br />

-1<br />

-1,5<br />

-2<br />

-2,5<br />

Komplex<br />

(1)<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Optimum<br />

(3,5)<br />

[138] Siehe Werte der Ergebnisse der Indikatoren (A) und (B)<br />

56<br />

Nicht<br />

komplex<br />

(6)<br />

Indikatoren (A) & (B): 2,06<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60


11.2 Regressionsoutputs<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Die in R gerechnete Logit-Regression weicht vom geplanten Modell in zwei<br />

Punkten ab, da sie schließlich ohne die Parameter Exportquote und Standort<br />

gerechnet wurde. Für die Exportquoten konnten nicht genügend Daten<br />

generiert werden, weder in der Gruppenrecherche, noch in der Erhebung. Viele<br />

Unternehmen wollten vermutlich <strong>auf</strong> die Angabe dieser Daten verzichten.<br />

Unternehmensbezogene Exportquoten werden von manchen (Groß)unternehmen<br />

in ihren Berichten standardmäßig angegeben. Bei anderen Unternehmen ist dies<br />

nicht der Fall, die Daten sind dann auch kaum <strong>auf</strong>findbar. Jedenfalls musste<br />

der Parameter Exportquote daher als unabhängige Variable aus dem Modell<br />

ausscheiden. Bei der Regression inklusive dem Parameter Standort als<br />

Unabhängige, die sich in Form von 8 Dummy-Variablen äußert, treten<br />

durchgehend ökonomisch irrelevante und statistisch insignifikante Koeffizienten<br />

<strong>auf</strong>, die dem Modell in hohem Maße Erklärungswert rauben. Auch wenn der<br />

Standort in der Literatur häufig eine wichtige Rolle spielt, ist dies bei dieser<br />

Erhebung und dem dadurch generierten Datensatz nicht der Fall. Der<br />

Parameter Standort wurde daher ebenfalls nicht in die Logit-Regression<br />

<strong>auf</strong>genommen. Im Modell gerechnet wurde nun mit den abhängigen Variablen<br />

F&E-Aufwendungen, F&E-Kooperationen, F&E-Personal, Förderungen,<br />

Patente, Unternehmensgröße und den <strong>Faktoren</strong> des Indikators (A), also<br />

Interaktion, Veränderlichkeit, Vieldeutigkeit, Vielfalt und Vielzahl in Form<br />

ihrer arithmetischen Mittelwerte.<br />

Wie aus Tab. 7 ersichtlich ist, ergeben sich bei einigen Parametern signifikante<br />

Koeffizienten. Aus den klassischen Erklärungsvariablen für <strong>Innovation</strong>, sind hier<br />

vor allem die F&E-Aufwendungen mit dem Koeffizienten von -1,013 (=<br />

-1.013e+00) und einer Signifikanz unter dem 5%-Level als p-Wert zu nennen.<br />

Ebenfalls zeigt der für <strong>Innovation</strong>en heute klassische Erklärungsfaktor Patente<br />

mit dem Koeffizienten 0,0164 [=(1.164e-02)] einen signifikanten <strong>Einfluss</strong><br />

zwischen dem 5%- und 10%-Level als p-Wert. Dass die weiteren klassischen<br />

Variablen keine Signifikanz zeigen, kann einerseits an der Response der<br />

Erhebung (n=54) liegen, andererseits, wie häufig bei dementsprechenden<br />

Erhebungen, kann ein Bias und Verzerrungen in den Antworten der Befragten<br />

entstehen, wenn sich diese im „selfassessment“ selbst beurteilen müssen.<br />

Besonders signifikant aus den komplexitätsbezogenen Variablen ist der<br />

Koeffizient des Parameters Interaktion mit dem Koeffizienten 3,085<br />

[=(3.085e+00)]. Er zeigt mit 0,027 eine starke statistische Bedeutung unter<br />

dem 5%-Level als p-Wert. Schließlich finden wir neben einer signifikanten<br />

Konstante (-14,88=-1.488e+01) auch die Signifikanz des Parameters<br />

57


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Veränderlichkeit unter dem 10%-Level als p-Wert mit dem Koeffizienten 2,265<br />

[=(2.265e+00)].<br />

Tab. 7: Logit mit Indikator (A)<br />

glm(formula = <strong>Innovation</strong> ~ F.E.Aufwendungen + F.E.Kooperationen + F.E.Personal +<br />

Förderungen + Patente + Unternehmensgröße + Interaktion + Veränderlichkeit + Vieldeutigkeit<br />

+ Vielfalt + Vielzahl, family = binomial(logit), data = Logit)<br />

Deviance Residuals:<br />

Min 1Q Median 3Q Max<br />

-1.84536 -0.66177 -0.00618 0.50989 2.35609<br />

Coefficients:<br />

Quelle: eigene Berechnung<br />

Estimate Std. Error z value Pr(>|z|)<br />

(Intercept) -1.488e+01 8.051e+00 -1.849 0.0645 *<br />

F.E.Aufwendungen -1.013e+00 4.118e-01 -2.461 0.0139 **<br />

F.E.Kooperationen 8.382e-01 8.733e-01 0.960 0.3371<br />

F.E.Personal -8.447e-03 8.640e-03 -0.978 0.3283<br />

Förderungen 2.242e-07 3.653e-07 0.614 0.5395<br />

Patente 1.164e-02 6.321e-03 1.842 0.0655 *<br />

Unternehmensgröße -1.085e-04 7.113e-05 -1.526 0.1270<br />

Interaktion 3.085e+00 1.395e+00 2.212 0.0270 **<br />

Veränderlichkeit 2.265e+00 1.249e+00 1.813 0.0698 *<br />

Vieldeutigkeit 1.537e+00 1.028e+00 1.495 0.1348<br />

Vielfalt 4.250e-01 8.112e-01 0.524 0.6003<br />

Vielzahl -4.012e-01 7.736e-01 -0.519 0.6041<br />

AIC: 57.409 * 0.1; ** 0.05<br />

Die Logit-Regression inklusive des Indikators (B) ist in Tab. 8 dargestellt. Als<br />

unabhängige Variablen sind nun wieder die klassischen Parameter F&E-<br />

Aufwendungen, F&E-Kooperationen, F&E-Personal, Förderungen, Patente und<br />

die Unternehmensgröße inkludiert. Durch die andere Art der Aggregation des<br />

Indikators (B) werden nun als komplexitätsbezogene Parameter Akteure,<br />

Aktivitäten, Institutionen und Ressourcen <strong>auf</strong>genommen. Auffällig in diesem<br />

Output ist, dass wir es mit weniger signifikanten Koeffizienten zu tun haben,<br />

als zuvor. Die F&E-Aufwendungen zeigen dafür einen noch signifikanteren<br />

<strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> die abhängige Variable mit einem Koeffizienten von 0,8587<br />

(=8.587e-01) und einem p-Wert unter 1%. Allerdings kommt dazu nur mehr<br />

der signifikante <strong>Einfluss</strong> der Ressourcen mit einem Koeffizient von -2,553<br />

[=(-2.553e+00)] und einem p-Wert unter dem 10%-Level. Da sich bei der<br />

ersten Regression bessere Erklärungswerte [bei fast gleichem AIC (Maß für<br />

Modellgüte), wegen F&E-Aufwendungen] zeigen, wird bei der Interpretation<br />

auch das erste Logit-Modell mit dem Indikator (A) als zusätzliche erklärende<br />

Variablen vorgezogen.<br />

58


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Tab. 8: Logit mit Indikator (B)<br />

glm(formula = <strong>Innovation</strong> ~ F.E.Aufwendungen + F.E.Kooperationen + F.E.Personal +<br />

Förderungen + Patente + Unternehmensgröße + Akteure + Aktivitäten + Institutionen +<br />

Ressourcen, family = binomial(logit), data = Logit)<br />

Deviance Residuals:<br />

Min 1Q Median 3Q Max<br />

-1.9044 -0.4889 0.0434 0.7492 2.2633<br />

Coefficients:<br />

Quelle: eigene Berechnungen<br />

12 Interpretation<br />

Estimate Std. Error z value Pr(>|z|)<br />

(Intercept) 6.286e+00 6.318e+00 -0.995 0.31979<br />

F.E.Aufwendungen 8.587e-01 3.327e-01 -2.581 0.00986 ***<br />

F.E.Kooperationen 5.620e-01 8.581e-01 -0.655 0.51250<br />

F.E.Personal 1.323e-02 1.447e-02 -0.914 0.36055<br />

Förderungen 1.460e-07 3.700e-07 -0.395 0.69307<br />

Patente -5.593e-03 4.779e-03 1.170 0.24188<br />

Unternehmensgröße 3.553e-05 5.256e-05 -0.676 0.49903<br />

Akteure 1.496e+00 1.349e+00 -1.109 0.26736<br />

Aktivitäten 4.525e-01 1.528e+00 -0.296 0.76709<br />

Institutionen -2.543e+00 1.640e+00 1.551 0.12087<br />

Ressourcen -2.553e+00 1.369e+00 1.865 0.06216 *<br />

AIC: 56.595 * 0.1; ** 0.05; ***0,01<br />

Für eine geeignete Interpretation der Koeffizienten müssen diese zunächst<br />

transformiert werden. Im Rahmen dieser Transformation wollen wir die sog.<br />

Effektkoeffizienten erhalten, die bereits in der Modell-Herleitung erläutert<br />

wurden. Dies ist bei der Interpretation von Logit-Regressionen üblich. Dazu ist<br />

es zunächst notwendig, die Koeffizienten der Regressoren zu exponenzieren, d.h.<br />

in unserem Fall ( ) für die Konstante, ( ) für die Koeffizienten der<br />

klassischen Erklärungsvariablen für <strong>Innovation</strong> (F&E-Aufwendungen, F&E-<br />

Kooperationen, F&E-Personal, Förderungen, Patente und Unternehmensgröße)<br />

und ( ) für die komplexitätsbezogenen Regressoren.<br />

Die Ergebnisse der Transformation der Koeffizienten der Logit-Regression mit<br />

Indikator (A) sind in Tab. 9 <strong>auf</strong>gelistet. Werte unter eins ( ) der<br />

Effektkoeffizienten wirken sich mit einem negativen <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> die Odds, <strong>auf</strong><br />

die regressiert wurde, aus. Sind sie größer als eins ( ), gilt das Gegenteil, ein<br />

positiver <strong>Einfluss</strong> tritt <strong>auf</strong>.<br />

59


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Tab. 9: Effektkoeffizienten<br />

Regressor Koeffizient ( ) Signifik.<br />

Konstante -2.488e+01 63862616766<br />

F&E-Aufwendungen -1.013e+00 2,7539<br />

F&E-Kooperationen 8.382e-01 0,4325<br />

F&E-Personal -8.447e-03 1,0085<br />

Förderungen 2.242e-07 0,9999<br />

Patente 1.164e-02 0,9884<br />

Unternehmensgröße -1.085e-04 1,0001<br />

Interaktion 3.085e+00 0,04573<br />

Veränderlichkeit 2.265e+00 0,1038<br />

Vieldeutigkeit 1.537e+00 0,2150<br />

Vielfalt 4.250e-01 0,6538<br />

Vielzahl 4.012e-01 1,4936<br />

Quelle: eigene Berechnungen, * = 0,1; ** = 0,05<br />

Zur Interpretation: Die Koeffizienten der unabhängigen Variablen sind die<br />

Differenzen der logarithmierten Odds. Wenn z.B. die F&E-Aufwendungen um<br />

eine Einheit steigen, ändern sich die logarithmierten Odds um -1,013. Es muss<br />

eine Rücktransformation von den Änderungen der logarithmierten Odds zu den<br />

Änderungen der Odds erfolgen. Dies geschieht mit Hilfe der Effektkoeffizienten,<br />

die die exponenzierten Koeffizienten wiedergeben. Nach dieser Transformation<br />

kann interpretiert werden, dass bei einem Anstieg der F&E-Aufwendungen um<br />

eine Einheit die Chancen <strong>auf</strong> <strong>Innovation</strong> um 175,40% (2,7539-1) sinken, was <strong>auf</strong><br />

einen deutlichen Bias hinsichtlich der Angaben der F&E-Aufwendungen (oder<br />

der <strong>Innovation</strong>saktivität) durch die Befragten hindeuten lässt (mehr dazu in<br />

den Schlussbemerkungen). Tab. 10 zeigt die Chancenveränderungen genau. Das<br />

Patentergebnis zeigt einen geringen positiven <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> die <strong>Innovation</strong>schancen<br />

bei einer Erhöhung der Patentanzahl eines Unternehmens.<br />

Tab. 10: Änderungen der Odds<br />

F&E-Aufwendungen Patente Interaktion Veränderlichkeit<br />

-175,40% 1,15% 95,40% 89,60%<br />

Quelle: eigene Berechnungen<br />

60<br />

*<br />

**<br />

*<br />

**<br />

*


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Die Ergebnisse der beiden signifikanten komplexitätsbezogenen <strong>Faktoren</strong> sind<br />

im Gegenzug hochinteressant. Bei der Erhöhung der Interaktion [139] um eine<br />

Einheit steigen die <strong>Innovation</strong>schancen um 95,40%. <strong>Eine</strong> Einheit der<br />

Interaktion meint in diesem Fall eine Einheit in Richtung nicht komplex (da<br />

nicht komplex mit 6 codiert ist), was bei den Ausprägungen der Interaktion<br />

eine Einheit in Richtung Independenz (Abhängigkeit) [140] bedeutet. Also lässt<br />

sich zusammengefasst interpretieren: Bei der Erhöhung der Abhängigkeit im<br />

<strong>Innovation</strong>ssystem eines Unternehmens steigen die Chancen <strong>auf</strong> <strong>Innovation</strong> um<br />

95,40%, was einen interessanten Teil der Ergebnisse darstellt, insbesondere weil<br />

dies zum richtigen Verständnis einer weiteren Erklärung bedarf: Die<br />

deskriptiven Ergebnisse der komplexitätsbezogenen <strong>Faktoren</strong> in der Erhebung<br />

zeigen den Faktor Interaktion deutlich im komplexen Bereich bei dem Wert<br />

3,00. Da Unternehmen nun im Optimalfall danach streben sollten, zum<br />

Optimum (Wert: 3,50) zu gelangen, bewegen sie sich in Richtung nicht<br />

komplex (also hier in Richtung Abhängigkeit).<br />

Beim Faktor Veränderlichkeit tritt der selbe Fall noch stärker <strong>auf</strong>: Bei der<br />

Erhöhung einer Einheit von Veränderlichkeit steigen die <strong>Innovation</strong>schancen<br />

um 89,60%. <strong>Eine</strong> Einheit mehr in Richtung nicht komplex heißt bei der<br />

Veränderlichkeit eine Einheit mehr in Richtung Statik. Da die deskriptive<br />

Statistik der komplexitätsbezogenen <strong>Faktoren</strong> aus der Erhebung zeigt, dass die<br />

Veränderlichkeit der Unternehmen stark im komplexen Bereich (Dynamik) bei<br />

dem Wert 1,41 liegt und die Unternehmen zum Optimum (3,50) tendieren,<br />

bringt eine Erhöhung um eine Einheit in Richtung des Optimums (= in<br />

Richtung nicht komplex = in Richtung Statik) die gemessene Erhöhung der<br />

Chance <strong>auf</strong> <strong>Innovation</strong>. Es lässt sich hier also interpretieren, dass bei der<br />

Erhöhung der Statik die Chancen <strong>auf</strong> <strong>Innovation</strong> um 89,60% steigen.<br />

Diese beiden Aussagen markieren die Hauptaussagen der vorliegenden Arbeit.<br />

Sie sind in Tab. 11 noch einmal zusammengefasst.<br />

Tab. 11: Hauptaussagen der Thesis<br />

1) Die Erhöhung von Abhängigkeit (Interdependenz, als Gegenteil von<br />

Independenz, also Freiheit) im <strong>Innovation</strong>ssystem eines untersuchten öster-<br />

reichischen Unternehmens um eine Einheit, lässt die Chance dar<strong>auf</strong>, dass<br />

dieses Unternehmen innoviert, um 95,40% steigen.<br />

2) Die Erhöhung der Statik (als Gegenteil von Dynamik) im <strong>Innovation</strong>s-<br />

system eines untersuchten österreichischen Unternehmens um eine Einheit,<br />

[139] Im Sinne von Tab. 3 und Beschreibung <strong>auf</strong> S. 26<br />

[140] Im Sinne von Tab. 3. und Beschreibung <strong>auf</strong> S. 26. Abhängigkeit meint hier nach Embst<br />

(2010) eine Ausprägung von Komplexität als Gegenteil von Independenz.<br />

61


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

lässt die Chance dar<strong>auf</strong>, dass dieses Unternehmen innoviert, um 89,60%<br />

steigen.<br />

Dynamik und Freiheit sind somit aus der Sicht der Komplexitätstheorie für die<br />

Performance des <strong>Innovation</strong>ssystems eines der untersuchten österreichischen<br />

Unternehmens entscheidende <strong>Faktoren</strong>.<br />

13 Rankings<br />

Für die Erstellung eines Rankings ist zunächst ein Index zu bilden. Ein Index<br />

wird aus den gemessenen Werten mehrerer Indikatoren zusammengefügt. Nach<br />

der Zusammenfügung dieser Indikatoren ist ein neuer Faktor oder eine neue<br />

Variable entstanden, die für weitere Zwecke eingesetzt werden kann [141] . „Genau<br />

das ist das Ziel der Bildung eines Index: komplexe Merkmale bzw. Konstrukte<br />

<strong>auf</strong> Basis der Zusammenfassung von Indikatorwerten zu einer neuen,<br />

anschaulichen und aussagekräftigen Variable zusammenzufassen“ [142] . Um nun<br />

einen Indikator zu entwerfen, der <strong>auf</strong> unterschiedliche Arten darstellbar ist und<br />

ein Ranking zwischen österreichischen Großunternehmen ermöglicht, werden<br />

die Koeffizienten aus der Logit Regression mit den dazugehörigen Werten der<br />

Unternehmen in den einzelnen Bereichen multipliziert. Es erfolgt also eine<br />

Multiplikation der ökonomischen Realität eines Faktors innerhalb des<br />

<strong>Innovation</strong>ssystems eines Unternehmens mit der statistischen Bedeutung dieses<br />

Faktors in unserer Schätzung. Dies ermöglicht die Gewichtung der einzelnen<br />

<strong>Faktoren</strong>, nach dem sich ein Indikator/Ranking bilden lässt. Die Ergebnisse<br />

werden den Unternehmen schließlich übermittelt, jedoch im Rahmen dieser<br />

Thesis aus Datenschutzgründen nicht dargestellt.<br />

14 Schlussbemerkungen<br />

Die Ergebnisse der Arbeit weisen, wenn auch bei einer überschaubaren Anzahl<br />

an Datenpunktenn und dem „selfassessment“ der Befragten (welches sich als<br />

Bias äußert), einen signifikanten <strong>Einfluss</strong> einzelner komplexer <strong>Faktoren</strong> <strong>auf</strong> die<br />

<strong>Innovation</strong>schancen der untersuchten Unternehmen <strong>auf</strong>. Das <strong>Innovation</strong>ssystem<br />

eines der untersuchten österreichischen (Groß)unternehmens hat also neben<br />

klassischen <strong>Innovation</strong>saktivitäten, wie der Aufrechterhaltung von F&E-<br />

Aufwendungen und der angemeldeten Patentanzahl auch <strong>auf</strong> <strong>Faktoren</strong> aus der<br />

Komplexitätstheorie zu achten. Hinsichtlich des negativen <strong>Einfluss</strong>es der F&E-<br />

Aufwendungen <strong>auf</strong> die <strong>Innovation</strong>schancen, muss man hier von einem<br />

[141] Vgl. Paier, 2010: 59<br />

[142] Paier, 2010: 59<br />

62


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

zusätzlichen Bias in den Angaben der Unternehmen ausgehen. Am ehesten ist<br />

dies zu erklären mit Falschangaben nicht so sehr im Bereich der F&E-<br />

Aufwendungen, sondern bei der Frage nach der <strong>Innovation</strong>saktivität. Fällt ein<br />

Unternehmen nicht <strong>auf</strong> die innovationsaktive Seite (mind. 2 Arten von<br />

<strong>Innovation</strong>en) und gibt aber ein hohen Wert bei seinen F&E-Aufwendungen an,<br />

dann kommt dieser Effekt zustande und ein Unternehmen mit hohen F&E-<br />

Aufwendungen innoviert nicht. Es kann also sein, dass die Durchlässigkeit, ab<br />

wann ein Unternehmen als innovativ gilt, zu restriktiv ausgestaltet war. Anders<br />

bei den komplexitätsbezogenen <strong>Faktoren</strong>: Wie in den Hauptaussagen formuliert,<br />

ist es für die untersuchten Unternehmen signifikant von Interesse, wie sie ihr<br />

<strong>Innovation</strong>ssystem hinsichtlich der <strong>Faktoren</strong> Veränderlichkeit und<br />

Interaktion [143] gestalten. Was hier nachgewiesen werden konnte, ist, dass<br />

Freiheit und Dynamik, analysiert, durch die Brille der Komplexitätstheorie, die<br />

wichtigsten <strong>Einfluss</strong>faktoren <strong>auf</strong> die <strong>Innovation</strong>schancen eines der untersuchten<br />

Unternehmens sind. Hier liegen diese Unternehmen, der deskriptiven<br />

Auswertung der Ergebnisse zufolge, im komplexen Bereich. Die beiden<br />

<strong>Faktoren</strong> Interaktion und Veränderlichkeit gilt es in der deskriptiven Analyse<br />

jedoch zu unterscheiden. Die Unternehmen sind im Bereich Veränderlichkeit<br />

sehr komplex <strong>auf</strong>gestellt, wobei komplex hier die Ausprägung „Dynamik“ meint.<br />

Sie sind also durchwegs dynamisch, was aber u.U. auch <strong>auf</strong> zu dynamische<br />

<strong>Innovation</strong>ssysteme deuten könnte, nachdem das Ergebnis nicht im Optimum,<br />

also in der Mitte zwischen komplex und nicht-komplex, liegt. Nach diesem<br />

Kriterium des Optimums, stehen die Unternehmen beim Faktor<br />

„Interaktion“ [144] etwas besser da und bewegen sich hier fast im Optimum<br />

zwischen Independenz und Interdependenz [145] mit einem Hang zur<br />

Interdependenz, also zur Abhängigkeit. Vor allem die Ergebnisse der<br />

deskriptiven Statistiken der komplexitäts-bezogenen <strong>Faktoren</strong> dieser Thesis sind<br />

neuartig und zeigen einen guten Überblick über die österreichische Wirtschaft<br />

aus der Perspektive der Komplexitätstheorie. Es bleibt zu hoffen, dass in<br />

diesem hoch interessanten Bereich weiterhin und vor allem <strong>auf</strong><br />

gesamteuropäischer Ebene mehr geforscht wird.<br />

[143] „Interaktion“ und „Veränderlichkeit“ im Sinne von Tab. 3 und Beschreibung <strong>auf</strong> S. 26<br />

[144] Im Sinne von Tab. 3 und Beschreibung <strong>auf</strong> S. 26<br />

[145] Im Sinne von Tab. 3<br />

63


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the USA, Chalmers University of Technology, Göteborg, Schweden, 2000<br />

Nijkamp, Peter; Reggiani, Aura; The Economics of Complex Spatial<br />

Systems, Elsevier Science B.V., Niederlande, 1998<br />

Paier, Dietmar, Quantitative Sozialforschung, <strong>Eine</strong> Einführung, 1. Auflage,<br />

Facultas Verlags- und Buchhandels AG, Wien, 2010<br />

Performance, Schwerpunkt Komplexitätsmanagement, Ausgabe 2.2010, New<br />

Jersey, 2010<br />

Pinsonneault, A.; Kraemer, K. L.; Survey research methodology in<br />

management information systems, An assessment, In: Journal of Management<br />

& Information Systems, Vol. 10, I.T. in Governement, Center for Research on<br />

Information Technology and Organisations, UC Irvine, 1993<br />

Reiß, M., Komplexitätsmanagement I, in: WISU, Nr. 1, 1993, In: Embst<br />

Sonja, Komplexitätsmanagement im Fron End of <strong>Innovation</strong>, Monographic<br />

Series TU Graz, Verlag der Technischen, 1993<br />

Rogers, Everett M.; Medina, Una E.; Rivera, Mario A.; Wiley, Cody J.,<br />

Complex Adaptive Systems and the Diffusion of <strong>Innovation</strong>s, The University of<br />

New Mexico, Albuquerque, New Mexico, 2005<br />

Schuh, G., Produktkomplexität managen – Strategien-Methoden-Tools, 2.<br />

Auflage, München/Wien 2005, In: Embst Sonja, Komplexitätsmanagement im<br />

Fron End of <strong>Innovation</strong>, Monographic Series TU Graz, Verlag der Technischen,<br />

2005<br />

Schumpeter, Joseph A., Konjunkturzyklen: <strong>Eine</strong> Theoretische, Historische<br />

und Statistische Analyse, Originalausgabe erschienen unter Business Cycles. A<br />

Theoretical, Historical and Statistical Analysis of the Capitalist Process,<br />

McGraw-Hill Book Company Inc. New York und London, 1939, diese Ausgabe:<br />

Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co KG, Göttingen, 2008<br />

Schumpeter, Joseph A., Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung: eine<br />

Untersuchung über Unternehmergewinn, Kapital, Kredit, Zins und den<br />

Konjunkturzyklus, Duncker & Humblot, München, 1935<br />

Schwitalla, Beatrix, Messung und Erklärung industrieller <strong>Innovation</strong>s-<br />

aktivitäten, Physica-Verlag Heidelberg, 1993<br />

69


Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Statistik Austria, <strong>Innovation</strong>sstatistiken, 2012,<br />

http://www.statistik.at/web_de/statistiken/forschung_und_innovation/innovatio<br />

n_im_unternehmenssektor/index.html<br />

Statistik Austria, Unternehmenssektor: Ausgaben für Forschung und<br />

experimentelle Entwicklung (F&E) 2009 nach Wirtschaftszweigen und<br />

Forschungsarten, Wien, 2009<br />

Statistik Austria, Unternehmenssektor: Finanzierung der Ausgaben für<br />

Forschung und experimentelle Entwicklung (F&E) 2009 nach<br />

Wirtschaftszweigen und Finanzierungssektoren, Wien, 2009<br />

Statistik Austria, Wichtige wirtschaftliche Eckdaten im Bundesländervergleich,<br />

Wien, 2009<br />

Statistik Austria, Unternehmenssektor: Beschäftigte in Forschung und<br />

experimenteller Entwicklung (F&E) 2002-2009 nach Wirtschaftszweigen, Wien,<br />

2009<br />

Swann, G. M. P., The Economics of <strong>Innovation</strong>: An Introduction, Edward<br />

Elgar Publishing Limited, UK, 2009<br />

Tödtling, Franz; Lehner, Patrick; K<strong>auf</strong>mann, Alexander, Do Different<br />

Types of <strong>Innovation</strong> Rely on Specific Kinds of Knowledge Interaction?,<br />

Wirtschaftsuniversität Wien (WU), Austrian Research Centers GmbH – ARC,<br />

Wien, 2008<br />

Ulrich, H.; Probst, G.; Anleitung zum ganzheitlichen Denken und Handel,<br />

Bern/Stuttgart 1988, In: Embst Sonja, Komplexitätsmanagement im Fron End<br />

of <strong>Innovation</strong>, Monographic Series TU Graz, Verlag der Technischen, 1998<br />

Universität Hamburg, Diagnostik von Regressionsmodellen, Folien,<br />

http://www2.jura.unihamburg.de/instkrim/kriminologie/Mitarbeiter/Enzmann<br />

/Lehre/StatIKrim/Regressionsdiagnostik.pdf<br />

Weidmann, Jens, Systemrelevante Finanzinstitute und Schattenbanken: Wie<br />

werden systemische Risiken begrenzt. Eingangsstatement <strong>auf</strong> dem CDU/CSU-<br />

Kongress zur Finanzmarktregulierung in Berlin, Berlin, 2011,<br />

http://www.bundesbank.de/download/presse/reden/2011/20110629.weidmann.<br />

pdf<br />

Weizsäcker, Carl Friedrich von, Die Einheit der Natur, München, 1974<br />

70


15.2 Abbildungsverzeichnis:<br />

Master-Thesis, Mayrhofer (2013)<br />

Abb. 1: Schwarm als Beispiel eines komplexen Systems<br />

Abb. 2: Abl<strong>auf</strong> der Master-Thesis<br />

Abb. 3: Das simple lineare Modell der <strong>Innovation</strong><br />

Abb. 4: Erweitertes simples lineares Model<br />

Abb. 5: Komplexes interaktives Modell<br />

Abb. 6: Das CIS nach Grandstrand<br />

Abb. 7: Messformen für Komplexität im Vergleich<br />

Abb. 8: Komplexe (adaptive) Systeme zwischen Ordnung und Chaos<br />

Abb. 9: Diffusion eines <strong>Innovation</strong>smodells<br />

Abb. 10: Chaos und Ordnung nach Moles<br />

Abb. 11: Kombination CIS & Komplexität<br />

Abb. 12: Standardisierte logistische Funktion<br />

Abb. 13: Deskriptive Statistik: Förderungen<br />

Abb. 14: Deskriptive Statistik: Patente<br />

Abb. 15: Deskriptive Statistik: Unternehmensgröße<br />

Abb. 16: Deskriptive Statistik: F&E-Aufwendungen<br />

Abb. 17: Deskriptive Statistik: F&E-Beschäftigte<br />

Abb. 18: Diagramm: F&E-Kooperationen<br />

Abb. 19: Deskriptive Statistik: Standort<br />

Abb. 20: Deskriptive Statistik: Exporte<br />

Abb. 21: Komplexitätsgrade des Indikators (A)<br />

Abb. 22: Komplexitätsgrade des Indikators (B)<br />

Abb. 23: Komplexitätsgrad Indikatoren (A) und (B)<br />

Abb. 24: Optimumsdifferenzen der Indikatoren (A) und (B)<br />

15.3 Tabellenverzeichnis<br />

Tab. 1: Autoren und Maße von Komplexität<br />

Tab. 2: Attribute von Komplexität lt. Embst und Simplifizierung<br />

Tab. 3: Indikatoren und Ausprägungen der Komplexität lt. Embst<br />

Tab. 4: Kombinationen und operationalisierte Fragen<br />

Tab. 5: Legende für die logistische Regression<br />

Tab. 6: Häufigkeitstabelle: Standort<br />

Tab. 7: Logit mit Indikator (A)<br />

Tab. 8: Logit mit Indikator (B)<br />

Tab. 9: Effektkoeffizienten<br />

Tab. 10: Änderungen der Odds<br />

Tab. 11: Hauptaussagen der Thesis<br />

© Christian Mayrhofer, 2013<br />

71

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