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Ideologie des neuen Imperialismus und ihre Positionen zu ... - DSS

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Die geschichtliche Logik <strong>des</strong> Kapitalismus brachte eine weitgehende Umkehrung<br />

mit sich. „Wie stets, wenn das Kapital sich <strong>zu</strong>m erstenmal Verhältnissen<br />

gegenübersieht, die seinem Verwertungsbedürfnis widersprechen <strong>und</strong> deren<br />

ökonomische Überwindung nur allmählich <strong>und</strong> viel <strong>zu</strong> langsam vor sich gehen<br />

würde, appelliert es an die Staatsgewalt <strong>und</strong> stellt sie in den Dienst gewaltsamer<br />

Expropriation ...“ Politische Macht wird für den ökonomischen<br />

Konkurrenzkampf immer wichtiger. Staatliche Machtstellung wird für das Finanzkapital<br />

„unmittelbares Profitinteresse“ – es wird <strong>zu</strong>m „Träger der Idee<br />

der Stärkung der Staatsmacht mit allen Mitteln“. Das aber bedeutete eine gravierende<br />

Änderung <strong>des</strong> Verhältnisses der Bourgeoisie <strong>zu</strong>m Staat. Ihre<br />

Staatsauffassung passte sich an die Bedürfnisse <strong>des</strong> Finanzkapitals an. Das Finanzkapital<br />

„will nicht Freiheit, sondern Herrschaft“, es „verabscheut die<br />

Anarchie der Konkurrenz <strong>und</strong> will die Organisation, freilich nur, um sie auf<br />

immer höherer Stufenleiter durchsetzen <strong>zu</strong> können“, es braucht einen politisch<br />

mächtigen, starken Staat, der „überall in der Welt eingreifen kann, um<br />

die ganze Welt in Anlagesphären“ für sein Kapital verwandeln <strong>zu</strong> können.<br />

Hilferding sieht in diesen Wandlungen eine Revolutionierung der bürgerlichen<br />

Weltanschauung insgesamt. Das Friedensideal verblasst, an die Stelle der<br />

Idee der Humanität tritt das Ideal der Größe <strong>und</strong> Macht <strong>des</strong> Staates. Der nationale<br />

Gedanke wird <strong>zu</strong>r Überlegenheit der eigenen Nation – in der sich das<br />

Monopol spiegelt – umgebogen. In der Rassenideologie entsteht eine verkleidete<br />

Begründung <strong>des</strong> Machtstrebens <strong>des</strong> Finanzkapitals. An die Stelle <strong>des</strong><br />

demokratischen Gleichheitsideals tritt ein oligarchisches Herrschaftsideal. „So<br />

entsteht die <strong>Ideologie</strong> <strong>des</strong> <strong>Imperialismus</strong> als Überwindung der alten liberalen<br />

Ideale.“ 11<br />

Die von Hilferding auf den Punkt gebrachte Tendenz behält <strong>ihre</strong> Gültigkeit<br />

auch im Kontext <strong>des</strong> Neoliberalismus. Der anti-etatistische – im Laufe seiner<br />

historischen Entwicklung ebenso gegen den Keynesianismus wie gegen sozialistische<br />

planwirtschaftliche Aktivitäten gerichtete – Appell an den Staat, sich<br />

aus der Wirtschaft <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>ziehen <strong>und</strong> sie dem freien Spiel <strong>des</strong> Marktes <strong>zu</strong><br />

überlassen, verbindet sich mit dem Bekenntnis <strong>zu</strong> einem starken Staat, der die<br />

Existenz <strong>des</strong> kapitalistischen Privateigentums als Rahmenbedingung für das<br />

ungehinderte Schalten <strong>und</strong> Walten <strong>des</strong> Kapitals <strong>zu</strong> garantieren hat. „Auch die<br />

liberalste Wirtschaftsordnung ist auf Zwang <strong>und</strong> die Macht <strong>des</strong> Staates, ihn<br />

aus<strong>zu</strong>üben, angewiesen, weil sie unter allen Umständen zwei Dinge braucht,<br />

11 Alle Zitate aus R. Hilferding, Das Finanzkapital, Berlin 1947, S. 460 - 465.

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