Ideologie des neuen Imperialismus und ihre Positionen zu ... - DSS
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Lothar Glaß<br />
<strong>Ideologie</strong>, Feinde, Feindbilder<br />
Indem <strong>Ideologie</strong>, kurz gesagt, geistiger Ausdruck einer Interessenlage ist, reflektiert<br />
sie immer auch andere, gegnerische Interessen. Sie behauptet <strong>ihre</strong> eigene<br />
Weltsicht gegen andere Auffassungen, Absichten <strong>und</strong> Ziele. So findet<br />
man in allen <strong>Ideologie</strong>n Darstellungen der politischen <strong>und</strong> sozialen Gegner<br />
eigener Interessen. Die Spannweite <strong>des</strong> Realitätsgehaltes dieser Reflexionen<br />
ist groß. Sie reicht von sachlich, nüchtern-realistisch, über unterschiedliche<br />
Grade der Verzeichnung bis hin <strong>zu</strong> eifernder Verteufelung <strong>und</strong> Verdammung.<br />
Aber die Probleme liegen nicht nur auf der Ebene der Widerspiegelung der<br />
Interessen, sondern <strong>zu</strong>nächst auch in der Realität, auf der Objektebene, in<br />
den tatsächlichen Interessen <strong>und</strong> <strong>ihre</strong>m Widerstreit.<br />
Durch die Weltgesellschaft gehen viele Risse. An den Trennlinien stehen sich<br />
politische <strong>und</strong> soziale Kräfte als Gegner gegenüber. Diese soziale Gegnerschaft<br />
bewegt sich nach dem Vorrang der entgegengesetzten oder gemeinsamen<br />
Interessen im Verhältnis der Kontrahenten zwischen zwei Polen, zwischen<br />
Feindschaft <strong>und</strong> Partnerschaft sozialer Gegner. Während die Partnerschaft<br />
<strong>ihre</strong>m Wesen nach als friedliche Rivalität gekennzeichnet werden kann,<br />
ist die soziale Feindschaft eine Gegnerschaft, in der die Interessengegensätze<br />
aufs äußerste <strong>zu</strong>gespitzt sind oder vermeintlich als absolut gelten. Sie schließt<br />
infolge<strong>des</strong>sen Partnerschaft aus. Im Bewusstsein der Feindschaft wird subjektiv<br />
die real bestehende Feindschaft widergespiegelt, oder es werden vorhandene<br />
Gegensätze übersteigert bzw. Feinde erf<strong>und</strong>en. 1 In der gesellschaftlichen<br />
Realität begegnen wir beiden – Feinden <strong>und</strong> Feindbildern. Zwischen ihnen<br />
gibt es viele Zusammenhänge, doch sie sind schlechthin nicht kongruent.<br />
Die <strong>zu</strong>nehmende Schärfe der Verteilungskämpfe um die knapper werdenden<br />
Ressourcen führt <strong>zu</strong>r Zuspit<strong>zu</strong>ng <strong>des</strong> Verhältnisses der sozialen Gegner <strong>und</strong><br />
bringt in nicht wenigen Fällen Feindschaft hervor. Die brutale Unterdrückung<br />
der Gegenwehr der Geplünderten, <strong>ihre</strong> ständige Demütigung schürt <strong>ihre</strong> Verbitterung<br />
<strong>und</strong> <strong>ihre</strong>n Hass. Sie rufen Gegenattacken auf den Plan. Dass sie<br />
Feindschaft gegenüber der zivilisierten Welt empfinden, verw<strong>und</strong>ert nicht.<br />
Nicht nur die schwindenden Ressourcen, auch der drohende Kollaps der natürlichen<br />
Umwelt, nicht <strong>zu</strong>letzt die noch vorhandene, keineswegs geringer<br />
gewordene Gefahr einer nuklearen Katastrophe, verlangen gebieterisch eine<br />
demokratische, gleichberechtigte, friedliche Gestaltung der internationalen<br />
1 Siehe W. Scheler, L. Glaß, K. Götze, Fre<strong>und</strong> oder Feind, in: Volksarmee, Nr. 04/1990.<br />
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