Ideologie des neuen Imperialismus und ihre Positionen zu ... - DSS
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beeinflussen müssen, darunter an vorderster Stelle die Muslime.“ 30 Deshalb<br />
stellt sie mit folgender Argumentation das Feindbild Islam in Frage: „Genauso<br />
wenig wie man die gewalttätige Bigotterie <strong>des</strong> Ku-Klux-Klan als christlich bezeichnen<br />
kann, sollte man den Terrorismus islamisch nennen. Man kann nicht<br />
1,3 Milliarden Menschen einzig durch die Gewalttätigkeit einer verschwindend<br />
kleinen Minderheit charakterisieren.“ 31<br />
Mehr noch: Um den Terrorismus <strong>zu</strong> besiegen, ist für die ehemalige Außenministerin<br />
der USA „der wichtigste Kampf, der ausgetragen werden muss, in<br />
Europa wie anderswo, ... der Kampf um das Herz <strong>und</strong> die Seele <strong>des</strong> Islam auf<br />
jeder Ebene, in den Familien, in der Nachbarschaft, in den Städten <strong>und</strong> den<br />
Nationen.“ 32 Dafür haben die USA allerdings die denkbar schlechtesten Vorausset<strong>zu</strong>ngen.<br />
Albright zitiert aus einer vom Pentagon finanzierten Studie,<br />
„die Vereinigten Staaten haben heute keinen funktionierenden Kommunikationskanal<br />
<strong>zu</strong>r Welt der Muslime <strong>und</strong> <strong>des</strong> Islam.“ 33 Sie fordert, keine Mühe <strong>zu</strong><br />
scheuen, um die Kommunikation <strong>zu</strong> verbessern <strong>und</strong> <strong>zu</strong>m Beispiel die feindselige<br />
Haltung der US-Regierung gegenüber dem unabhängigen arabischen<br />
Fernsehsender Al-Jazeera <strong>zu</strong> beenden. Denn: „Genau die Zuschauer von Al-<br />
Jazeera sind es, <strong>zu</strong> denen die Vertreter Amerikas am dringendsten Zugang<br />
finden sollten. Statt Al-Jazeera an<strong>zu</strong>greifen, sollte unsere Regierung <strong>ihre</strong> besten<br />
Sprecher regelmäßig bei dem Sender in Erscheinung treten lasen.“ 34<br />
Albright betont die in diesem immerhin von ihr angestrebten interreligiösen<br />
Dialog für die Vertreter der USA <strong>zu</strong> erwartenden Schwierigkeiten einer adäquaten<br />
Argumentation: „Die Al-Qaida-Führer pflegen keine sachliche, aber<br />
auch keine banale Rhetorik. Es geht ihnen um die transzendenten Fragen von<br />
Geschichte, Identität <strong>und</strong> Glauben. Wir anderen müssen, um gehört <strong>zu</strong> werden,<br />
die Dinge mit ebensolcher Tiefe ansprechen.“ 35 Inhaltlich geht Madeleine<br />
Albright <strong>des</strong>halb für eine Strategin <strong>und</strong> Politikerin <strong>des</strong> USA-<strong>Imperialismus</strong><br />
sehr weit. Sie beschwört unter dem Druck <strong>des</strong> Scheiterns der bisherigen Nahost-Strategie<br />
der USA als Orientierung für den künftigen Umgang mit dem Islam<br />
nichts weniger als die Ring-Parabel aus Lessings Nathan der Weise <strong>und</strong> den<br />
allen monotheistischen Weltreligionen eigenen kategorischen moralischen<br />
Imperativ: Was du nicht willst, das man dir antut, das tue auch niemandem<br />
30 Ebenda, S. 130.<br />
31 Ebenda, S. 145.<br />
32 Ebenda, S. 277.<br />
33 Ebenda, S. 224.<br />
34 Ebenda, S. 310.<br />
35 Ebenda, S. 318.