Ideologie des neuen Imperialismus und ihre Positionen zu ... - DSS
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48 verstanden werden“ und werde „ungerechte, weitreichende und langfristige Folgen“ nach sich ziehen. 21 Nach Albrights Einschätzung hat „die Invasion und lang andauernde Besetzung eines Landes, das mit den Angriffen vom 11. September nichts zu tun hatte“, zwangsläufig „das Verhältnis zwischen den Muslimen und den USA erheblich verschlechtert.“ 22 Dazu hat nach ihrer Meinung insbesondere auch die große Zahl der Zivilisten beigetragen, „die im Zuge von amerikanischen Militäroperationen ums Leben kamen. ... Nehmen wir noch die Tausende hinzu, die verletzt wurden, deren Häuser zerstört oder deren Leben durch militärische Operationen der Amerikaner ruiniert worden ist, müssen wir uns über die Verbitterung der Menschen nicht wundern.“ Und sie fährt fort: „Die Muslime denken auch an die Misshandlung von Gefangenen im Irak, in Afghanistan und Guantanamo.“ 23 Außerdem verschärfe sich die Situation „durch die christlichen Missionare, die den amerikanischen Soldaten auf dem Fuße in den Irak folgten.“ 24 Vorstellungen über eine alternative Strategie der USA Wenn Strategen des USA-Imperialismus angesichts des Desasters im Krieg gegen den Irak heute zunehmend eine kritische Bilanz dieser Strategie ziehen, muss daran erinnert werden, dass einige von ihnen schon lange vor dem offenkundigen Scheitern der USA im Irak eine alternative realistischere Strategie vorgeschlagen hatten. 25 Einer von ihnen ist Samuel P. Huntington, der bereits in seinem 1996 erschienenen Buch Kampf der Kulturen mit folgender Begründung für eine bewusst auf Weltherrschaft verzichtende Strategie votiert hat: „Wenn nichtwestliche Gesellschaften neuerlich durch westliche Kultur geprägt werden sollen, dann kann das nur als Resultat einer gewaltsamen Expansion, Etablierung und Einflussnahme westlicher Macht geschehen. Die notwendige logische Konsequenz des Universalismus ist Imperialismus. Abgesehen davon verfügt der Westen als eine ausgereifte Kultur nicht mehr über die wirtschaftliche oder demographische Dynamik, die er benötigte, um anderen Gesellschaften seinen Willen aufzuzwingen. In der kommenden Ära ist also zur Vermeidung 21 M. Albright, Der Mächtige und der Allmächtige …, a.a.O., S. 193, 195. 22 Ebenda, S. 192. 23 Ebenda, S. 225. 24 Ebenda, S. 211. 25 Siehe E. Woit, Weltherrschaft oder Koexistenz? Zur Strategie-Diskussion in den USA, in: Marxistische Blätter, Heft 01/1999.
großer Kriege zwischen den Kulturen erforderlich, dass Kernstaaten davon absehen, bei Konflikten in anderen Kulturen zu intervenieren. Das ist eine Wahrheit, die zu akzeptieren manchen Staaten, besonders den USA, schwer fallen wird. Dieses Prinzip der Enthaltung , demzufolge Kernstaaten sich der Intervention bei Konflikten in anderen Kulturen enthalten, ist die erste Voraussetzung für Frieden in einer multikulturellen Welt.“ Huntington fasst die Begründung dieser strategischen Orientierung auf friedliche Koexistenz zwischen den Kulturen so zusammen: „Eine multikulturelle Welt ist unvermeidbar, weil das globale Imperium unmöglich ist. Die Bewahrung der USA und des Westens erfordert die Erneuerung der westlichen Identität. Die Sicherung der Welt erfordert das Akzeptieren der multikulturellen Welt.“ 26 Auch Francis Fukuyama setzt sich in seinem neuesten Buch mit dem von der Bush-Administration zur Begründung eines angeblichen Krieges gegen den Terrorismus propagierten Feindbild Islam auseinander und betont, es ist „ein Irrtum, den Islamismus als einen authentischen und irgendwie unvermeidlichen Ausdruck muslimischer Religiosität aufzufassen ... Die gefährlichsten Menschen sind nicht fromme Muslime im Vorderen Orient, sondern entfremdete und entwurzelte junge Leute in Hamburg, London oder Amsterdam.“ 27 Ausgehend davon, distanziert sich Fukuyama von der Kriegsstrategie der Bush- Administration und fordert die Rückkehr zu einem „realistischen Wilsonianismus“; das aber „bedeutet zunächst einmal eine weitreichende Entmilitarisierung der US-Außenpolitik und eine Wiederbesinnung auf andere Typen des politischen Instrumentariums.“ 28 Madeleine Albright lehnt inzwischen eindeutig die auf der strategischen Doktrin vom Präventivschlag beruhende Kriegführung der Bush-Administration ab, „die für Amerika ein Recht in Anspruch nahm, das wir niemals als legitim anerkennen würden, wenn es irgendeine Regierung geltend machen wollte“, denn sie trug „weder etwas dazu bei, die Vereinigten Staaten sicherer zu machen, noch half sie, Al-Qaida zu isolieren.“ 29 Auch Albright geht es letztlich um die Beherrschung der Welt durch die USA. Aber sie fordert dafür eine alternative Strategie, die mit der Einsicht beginnt, dass es „nicht gelingen wird, die Welt zu führen, solange wir nicht jene verstehen, die wir am dringendsten 26 S. P. Huntington, Kampf der Kulturen, a.a.O., S. 511, 522, 525. 27 F. Fukuyama, Scheitert Amerika?, Berlin 2006, S. 82. 28 Ebenda, S. 186 f. 29 M. Albright, Der Mächtige und der Allmächtige …, a.a.O., S. 183. 49
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