Ideologie des neuen Imperialismus und ihre Positionen zu ... - DSS
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‚Dschihadismus‘, sondern ‚Faschismus‘ ohne Duce oder Führer.“ 13 Tatsächlich<br />
ist heute „das Feindbild Islam in den Mittelpunkt der ideologischen Begründung<br />
der imperialistischen Kriegspolitik gerückt.“ 14<br />
In besonderer Weise wurde das auch daran deutlich, dass jüngst Papst Benedikt<br />
XVI. in seiner Regensburger Vorlesung allein den Islam als eine Religion<br />
charakterisierte, die nur Gewalt in die Welt gebracht habe. Der evangelische<br />
Theologe <strong>und</strong> Philosoph Christoph Türcke stellt da<strong>zu</strong> fest: „Diese Rede hat<br />
überhaupt nicht vor der eigenen Haustür gekehrt.“ Der Papst hat „das gesamte<br />
Gewaltproblem, den Zusammenhang von Religion <strong>und</strong> Gewalt ausschließlich<br />
am Beispiel <strong>des</strong> Islam erörtert.“ 15<br />
Nach Einschät<strong>zu</strong>ng <strong>des</strong> israelischen Friedenskämpfers Uri Avnery kommt<br />
man nicht umhin, die Regensburger Rede Benedikts „mit dem Kreuz<strong>zu</strong>g<br />
George Bushs <strong>und</strong> seiner f<strong>und</strong>amentalistisch-christlichen Unterstützer sowie<br />
mit seinem Slogan vom ‚Islamo-Faschismus‘ in Verbindung <strong>zu</strong> bringen –<br />
nachdem ‚Terroristen‘ ein Synonym für Muslime geworden ist.“ Für Uri Avnery<br />
ist das „nicht <strong>zu</strong>letzt ein zynischer Versuch, um die Herrschaft über die<br />
Öl-Ressourcen der Welt <strong>zu</strong> rechtfertigen.“ 16<br />
Der Nahostexperte Mohssen Massarat sieht diese Rede als Bestandteil „einer<br />
konzertierten Aktion <strong>des</strong> Westens“ mit dem Ziel, im Zusammenhang mit<br />
dem israelischen Angriffskrieg gegen den Libanon <strong>und</strong> die Hisbollah „durch<br />
tägliche verbale Attacken die Moslems <strong>zu</strong> demütigen.“ Er fordert <strong>des</strong>halb alle<br />
verantwortungsbewussten Intellektuellen <strong>und</strong> Medien auf, „die päpstliche Lüge<br />
über die christliche Friedfertigkeit <strong>zu</strong> entlarven, indem sie daran erinnern,<br />
dass alle Gewaltorgien <strong>des</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>erts – nicht <strong>zu</strong>letzt die beiden Weltkriege<br />
– von christlichen Ländern ausgingen.“ 17<br />
Präzedenzfall Irakkrieg<br />
Mit der am 20. März 2003 beginnenden Invasion in den <strong>zu</strong>vor bereits weitgehend<br />
entwaffneten Irak sollte der entscheidende Durchbruch <strong>zu</strong>r erneuten<br />
Kolonisierung <strong>des</strong> gesamten Nahen <strong>und</strong> Mittleren Ostens erfolgen. 18 Am<br />
13 J. Joffe, Die Offensive <strong>des</strong> Islamo-Faschismus, in: DIE ZEIT vom 18.03.2004, S. 1.<br />
14<br />
U.-J. Heuer, Feindbild Islam - Beitrag <strong>zu</strong>r Faschisierung?, in: ICARUS,<br />
Heft 03 u. 04/2006, S. 55.<br />
15<br />
Neues Deutschland vom 07./08.10.2006.<br />
16<br />
Freitag vom 06.10.2006, S. 3.<br />
17<br />
Freitag vom 22.09.2006, S. 3.<br />
18<br />
Siehe E. Woit, Ziele <strong>und</strong> Resultate <strong>des</strong> Krieges gegen den Irak, in: Marxistische Blätter,<br />
Heft 02/2006.