Ideologie des neuen Imperialismus und ihre Positionen zu ... - DSS
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Verhältnis zwischen Islam <strong>und</strong> Christentum.“ Daraus leitete er für die Zukunft<br />
ab: „Solange der Islam der Islam bleibt (<strong>und</strong> er wird es bleiben) <strong>und</strong> der<br />
Westen der Westen bleibt (was fraglicher ist), wird dieser f<strong>und</strong>amentale Konflikt<br />
zwischen zwei großen Kulturkreisen <strong>und</strong> Lebensformen <strong>ihre</strong> Beziehungen<br />
<strong>zu</strong>einander weiterhin <strong>und</strong> auch in Zukunft definieren, so wie er sie 1400<br />
Jahre lang definiert hat.“ 3<br />
Religiosität <strong>und</strong> Religionsverständnis in den USA<br />
Wenn sich USA-Strategen mit Religionsproblemen befassen <strong>und</strong> insbesondere<br />
immer dann, wenn sie das im Hinblick auf den Faktor Religion im ideologischen<br />
Kampf tun, spielt stets auch die seit der Gründung der USA entstandene<br />
spezifische Religiosität der USA-Bevölkerung <strong>und</strong> das den Staat USA<br />
wesentlich mit konstituierende offizielle Religionsverständnis eine Rolle.<br />
Friedrich Engels gab 1886 in einem Brief an Friedrich Albert Sorge eine in <strong>ihre</strong>m<br />
Kern durchaus auch heute noch <strong>zu</strong>treffende Charakteristik dieser Problematik,<br />
als er einschätzte, „die Amerikaner ... haben zwar keine mittelalterlichen<br />
Institutionen aus Europa herübergenommen, wohl aber Massen mittelalterlicher<br />
Tradition, Religion, englisches gemeines (feudales) Recht, Aberglauben,<br />
Spiritismus, kurz allen Blödsinn, der dem Geschäft nicht direkt<br />
schädlich war <strong>und</strong> jetzt <strong>zu</strong>r Massenverdummung sehr brauchbar ist.“ 4<br />
Nach Huntington ist die Religion „bis heute ein zentrales, wenn nicht das<br />
zentrale Element der amerikanischen Identität.“ 5 Und weiter: „Die Aktivitäten<br />
religiöser Konservativer <strong>und</strong> die Stimmung in der Öffentlichkeit machten<br />
die Religion <strong>zu</strong> einem Schlüsselelement der amerikanischen Politik.“ 6 1995<br />
gab es über 1.300 religiöse Radiosender <strong>und</strong> 163 religiöse Fernsehsender. 7 Die<br />
USA liegen auch weltweit „beim allgemeinen Niveau der Religiosität mit Abstand<br />
an der Spitze ... Nach dieser Umfrage sind die Amerikaner noch religiöser<br />
als selbst die Menschen in Irland <strong>und</strong> Polen, wo die Religion von jeher<br />
den Kern der nationalen Identität bildete ...“. Aufschlussreich in Huntingtons<br />
Wiedergabe dieser weltweiten Übersicht <strong>des</strong> allgemeinen Niveaus der Religiosität<br />
ist aber auch die Feststellung: „Das Schlusslicht bildet Ostdeutschland.“ 8<br />
3 S. P. Huntington, Kampf der Kulturen, München, Wien 1996, S. 335, 339.<br />
4 Marx/Engels, Werke, Bd. 36, Berlin 1967, S. 579.<br />
5 S. P. Huntington, Who are we?, a.a.O., S. 39.<br />
6 Ebenda, S. 433.<br />
7 Siehe ebenda, S. 428.<br />
8 Ebenda, S. 120 f.