Ideologie des neuen Imperialismus und ihre Positionen zu ... - DSS
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sind, die ihnen angemessene (militärische) Reaktionen abverlangen.“ 29 Die<br />
Soldaten werden es beim Gegner „wahrscheinlich nicht mit disziplinierten<br />
<strong>und</strong> modern ausgerüsteten Soldaten im westlichen Sinne, sondern mit Kriegern<br />
<strong>zu</strong> tun haben – Banditen, die keine Loyalität kennen, aus Gewohnheit<br />
Gewalt anwenden <strong>und</strong> an Recht <strong>und</strong> Ordnung kein Interesse haben.“ Wie<br />
weit ist das noch entfernt, die Frage sei erlaubt, vom Feinbild Untermensch?<br />
Der Generalstabsoffizier Herden, Bereichsleiter für Analysen <strong>und</strong> Risikoprognosen<br />
im Amt für Nachrichtenwesen der Bun<strong>des</strong>wehr, wies ausdrücklich<br />
darauf hin, seine Erkenntnisse im intensiven Gedankenaustausch mit Mitgliedern<br />
der amerikanischen Military Intelligence Community gewonnen <strong>zu</strong> haben.<br />
Er zog aus ihnen den Schluss, dass es unklug wäre, die Soldaten der<br />
Bun<strong>des</strong>wehr „nicht für die brutalen kleinen Kriege gegen die kleinen bösen<br />
Männer aus<strong>zu</strong>bilden. Deutschland wird um eine Beteiligung an diesen Kriegen<br />
gebeten werden ... Nicht immer wird man die Schmutzarbeit den Partnerländern<br />
überlassen können.“ 30 So konnte es schon vor einem Jahrzehnt jeder<br />
lesen <strong>und</strong> wissen, der es wollte.<br />
Auf Bedenken, die von verschiedenen Seiten geäußerte wurden, deutsche<br />
Soldaten in den gefährlichen Süden Afghanistans <strong>zu</strong> schicken, antwortete der<br />
ehemalige Vorsitzende <strong>des</strong> NATO-Militärausschusses General a.D. Klaus<br />
Naumann kernig: „Soldaten sind Kämpfer. Und wenn ein Volk nicht mehr<br />
den Willen hat, Soldaten <strong>zu</strong>m Kampf ein<strong>zu</strong>setzen, dann wäre es besser, die<br />
Streitkräfte ab<strong>zu</strong>schaffen.“ 31<br />
Besser wäre es schon, wenn das Volk diesem Rat in letztgenannter Richtung<br />
folgen würde. Das Bewusstsein <strong>des</strong> Volkes aber wird in einen Nebel getaucht,<br />
aus dem die wahren Absichten für den Gebrauch <strong>des</strong> Krieges als Mittel der<br />
Politik nur selten aufscheinen. Und so bleibt die Kriegsideologie vorherrschend<br />
– bis neue schlechte Erfahrungen <strong>und</strong> bessere Einsichten wieder eine<br />
Umkehr erzwingen, oder bis es <strong>zu</strong> spät dafür ist.<br />
Eine objektive Bedingung dafür, dass die Kriegsideologie den beherrschenden<br />
Einfluss auf die Politik <strong>und</strong> die öffentliche Meinung verliert, ist sicher die,<br />
dass die gegenwärtige kriegerische Politik erfolglos bleibt <strong>und</strong> im Desaster<br />
endet. Die subjektive Kraft, die dafür sorgen könnte, dass die Kriegsideologie<br />
<strong>ihre</strong> Dominanz einbüßt, sehe ich in einem vielschichtigen Parallelogramm<br />
29 R. Herden, Die neue Herausforderung (1). Das Wesen künftiger Konflikte, in:<br />
Truppenpraxis/Wehrhausbildung, Heft 02/1996, S. 68.<br />
30 Ebenda, S. 144.<br />
31 K. Naumann im Deutschlandfunk am 23.10.2006.<br />
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