Ideologie des neuen Imperialismus und ihre Positionen zu ... - DSS
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In der Kriegsideologie <strong>des</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Imperialismus</strong> äußern sich diese Wesensmerkmale<br />
nun wieder in einer historisch besonderen Erscheinungsform. Hervorgerufen<br />
wird <strong>ihre</strong> besondere Erscheinungsweise natürlich von externen<br />
Faktoren, insbesondere von der Veränderung der materiellen gesellschaftlichen<br />
Verhältnisse. Aus diesen Verhältnissen resultieren die spezifischen Interessen<br />
<strong>des</strong> heutigen imperialistischen Bürgertums <strong>und</strong> die <strong>neuen</strong> Ausformungen<br />
der Kriegsideologie.<br />
Zu den materiellen Veränderungen, die seit der Zeitenwende eingetreten sind,<br />
zähle ich vor allem die globale Ausdehnung der Kapitalverhältnisse <strong>und</strong> der<br />
entsprechenden Machtkonstellation, wie sie der Zusammenbruch <strong>des</strong> Sozialismusmodells<br />
sowjetischer Prägung ermöglichte. Das sieht jeder. Weniger offensichtlich<br />
ist, dass schon zwei Jahrzehnte <strong>zu</strong>vor eine wissenschaftlichtechnische<br />
Revolution (oder Dritte industrielle Revolution) einsetzte, von der<br />
seither die Produktivkräfte – <strong>und</strong> dem folgend, die Produktionsverhältnisse –<br />
revolutionär umgewälzt werden. Also das, was meist begriffslos mit dem<br />
Wort Globalisierung bezeichnet wird.<br />
Diese beiden Faktoren haben eine neue Entwicklungsphase der Kapitalherrschaft<br />
hervorgebracht <strong>und</strong> einen da<strong>zu</strong> gehörigen <strong>neuen</strong> <strong>Imperialismus</strong>. Kennzeichnend<br />
für diese Phase sind eine beispiellose Kapitalkonzentration in den<br />
Händen einer transnationalen Geld- <strong>und</strong> Machtelite <strong>und</strong> die Enteignung der<br />
Mehrheit der Weltbevölkerung, gegen die die ursprüngliche Akkumulation<br />
<strong>des</strong> Kapitals harmlos erscheint. Den Widerstand, der sich dagegen erhebt,<br />
versucht diese Machtelite mit einem supranationalen Sicherheitsimperialismus<br />
nieder<strong>zu</strong>halten. 7 Um Handlungsfreiheit für die Durchset<strong>zu</strong>ng <strong>ihre</strong>r Interessen<br />
in der <strong>neuen</strong> geostrategischen Konstellation <strong>zu</strong> gewinnen <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> globale<br />
Herrschaft <strong>zu</strong> sichern, errichten die ökonomischen Machteliten, gestützt auf<br />
die Staaten, in denen sich die Kapitalmacht konzentriert, eine neue Weltordnung<br />
nach <strong>ihre</strong>m Maß. In dieser Weltordnungspolitik weisen sie der Militärmacht,<br />
der Androhung <strong>und</strong> Anwendung militärischer Gewalt, eine maßgebliche<br />
Rolle <strong>zu</strong>.<br />
Dementsprechend erhält die Kriegsideologie einen hohen Stellenwert, eine<br />
spezifische Funktion <strong>und</strong> einen modifizierten Inhalt. Ein Spezifikum besteht<br />
allein schon darin, dass sich diesmal die Kriegsideologie aus einer Krise herauswinden<br />
<strong>und</strong> die verlorene Dominanz erst wieder erringen musste. Wenn,<br />
wie im ersten Beitrag <strong>des</strong> vorliegenden Heftes dargestellt, <strong>Imperialismus</strong> als<br />
ein transnationales Herrschaftsverhältnis <strong>zu</strong> verstehen ist <strong>und</strong> die Gesellschaft<br />
sich folglich in imperialistisch Herrschende <strong>und</strong> imperialistisch Beherrschte<br />
7 Siehe F. Deppe u.a., Der neue <strong>Imperialismus</strong>, Heilbronn 2004; D. Harvey, Der neue<br />
<strong>Imperialismus</strong>, Hamburg 2005.