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Ideologie des neuen Imperialismus und ihre Positionen zu ... - DSS

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entstanden.“ 2 Es sei nur „als Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Widerhall eines großartigen<br />

Geschehens“ <strong>zu</strong> verstehen, dass „zwischen diesen Katastrophen voller Blut<br />

<strong>und</strong> Entsetzen immer wieder der Ruf nach Völkerversöhnung <strong>und</strong> Frieden<br />

auf Erden erschallt … Das Leben ist hart, wenn es groß sein soll, es lässt nur<br />

die Wahl zwischen Sieg <strong>und</strong> Niederlage, nicht zwischen Krieg <strong>und</strong> Frieden,<br />

<strong>und</strong> die Opfer <strong>des</strong> Sieges gehören <strong>zu</strong>m Siege.“ 3 „Der Krieg ist die Urpolitik<br />

alles Lebendigen <strong>und</strong> zwar bis <strong>zu</strong> dem Grade, dass Kampf <strong>und</strong> Leben in der<br />

Tiefe eins sind <strong>und</strong> mit dem Kämpfenwollen auch das Sein erlischt.“ 4<br />

Schon in den wenigen angeführten Sätzen treten die wichtigsten konstanten<br />

Wesensmerkmale jener ideologischen Strömung hervor, die den Namen imperialistische<br />

Kriegsideologie verdient:<br />

die Wertschät<strong>zu</strong>ng, ja Überhöhung <strong>des</strong> Krieges als Schöpfer aller großen<br />

Dinge <strong>und</strong> als Urpolitik;<br />

die Feindschaft <strong>und</strong> unaufhebbaren Gegensätzen der Völker;<br />

der Sieg im Krieg <strong>und</strong> die Notwendigkeit <strong>und</strong> Erhabenheit der Opfer für<br />

den Sieg;<br />

die Gleichset<strong>zu</strong>ng von Leben mit Kampf <strong>und</strong> Kämpfenwollen;<br />

die Absage an Völkerversöhnung <strong>und</strong> die Geringschät<strong>zu</strong>ng <strong>des</strong> Friedens.<br />

Diese Aufzählung muss noch um ein weiteres Wesenselement ergänzt werden,<br />

nämlich um eine spezifische Auffassung von Freiheit. In der Kriegsideologie<br />

wird Freiheit an die Fähigkeit <strong>zu</strong>m Krieg geb<strong>und</strong>en. „Freiheit bedeutet,<br />

dass die männlichen, die kriegs- <strong>und</strong> siegesfrohen Instinkte die Herrschaft<br />

haben“, heißt es bei Friedrich Nietzsche. „Der freie Mensch ist Krieger.“ 5<br />

Freiheit wird als eine Funktion militärischer Stärke verstanden. Frei <strong>und</strong> gefürchtet<br />

<strong>zu</strong> leben heißt das Kredo. Frieden wird nur akzeptiert als Frieden in Freiheit,<br />

als Frieden <strong>zu</strong> den eigenen Bedingungen, <strong>und</strong> dieser setzt überlegene militärische<br />

Stärke voraus.<br />

Im Verlauf der weiteren Geschichte, unter dem Druck erstarkender Friedenskräfte<br />

<strong>und</strong> einer einflussreicher werdenden Friedensideologie haben sich zwar<br />

konkrete Inhalte – <strong>und</strong> vor allem die Selbstdarstellung der Kriegsideologie –<br />

verändert, <strong>ihre</strong> Wesensmerkmale sind jedoch relativ konstant geblieben. 6<br />

2 O. Spengler, Der Untergang <strong>des</strong> Abendlan<strong>des</strong>, Bd. 2, München, Berlin 1922, S. 446.<br />

3<br />

Ebenda, S. 535.<br />

4<br />

Ebenda, S. 545.<br />

5<br />

F. Nietzsche, Götzen-Dämmerung oder: Wie man mit dem Hammer philosophiert, in:<br />

Werke in drei Bänden, Bd. 2, S. 1015.<br />

6<br />

Ausführlich dargestellt in: Autorenkollektiv (Leiter W. Scheler), Frieden, Krieg, Streitkräfte.<br />

Historisch-materialistischer Abriss, Berlin 1989.<br />

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