Ideologie des neuen Imperialismus und ihre Positionen zu ... - DSS
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Was beschreibt bzw. erklärt die RC-Theonie? Die Beantwortung dieser Frage<br />
signalisiert mögliche Grenzen der wirtschaftlich-wissenschaftlichen Konzeption<br />
vom HO. Beschrieben oder erklärt wird bestenfalls ein typisches Verhalten<br />
einer isolierten, effizienten, zielklaren <strong>und</strong> Eigennutz erstrebenden<br />
menschlichen Schrumpfidentität innerhalb eines möglichen konstruierten privaten<br />
asozialen bzw. solipsistischen Mikrokosmos. Die experimentelle Wirtschaftsforschung<br />
hat schon vielfach, z.B. im Experiment <strong>des</strong> so genannten<br />
Ultimatum-Spiels, die Fruchtbarkeit der axiomatischen Set<strong>zu</strong>ng <strong>des</strong> individuellen<br />
Nutzenkalküls als Handlungsorientierung massiv in Frage gestellt.<br />
So hat die Anwendung der RC-Theonie auf die Welt <strong>des</strong> homo sociologicus<br />
paradoxe Ergebnisse gezeitigt; <strong>und</strong> <strong>des</strong>wegen ist der RC-Theorie ein nur geringer<br />
explikativer <strong>und</strong> prognostischer Wert für den gesellschaftlichen Kosmos<br />
bescheinigt worden. Am Beispiel <strong>des</strong> Wählerparadoxon lässt sich – im<br />
Ausgang von dem besagten Versuch der empirischen Wirtschaftsforschung –<br />
zeigen, dass die RC-Theorie die Wahlbeteiligung eines Individuums nicht erklären<br />
kann. Entsprechend dieser Theorie entscheidet das Individuum allein<br />
über die eigene Wahlbeteiligung (Individualitätsprinzip), indem es die entstehenden<br />
Kosten gegen den <strong>zu</strong> erwartenden Nutzen abwägt. Dabei handelt es<br />
sich bei den Kosten immer um die den erwarteten Nutzen übersteigenden<br />
Fixkosten, denn die Wahrscheinlichkeit, die alles entscheidende Stimme ab<strong>zu</strong>geben,<br />
ist für ein bestimmtes Individuum relativ klein. Folgerichtig muss<br />
die Partizipation am politischen Prozess, die Teilnahme im Cosmus publicus,<br />
als irrationales Verhalten abgetan werden. Das Wählerparadoxon – <strong>und</strong> andere<br />
Paradoxa – lassen sich genau dann lösen, wenn man in Be<strong>zu</strong>g auf den<br />
Cosmus publicus von einem anderen Menschenbild ausgeht, <strong>zu</strong>m Beispiel<br />
dem zoon politikon (Aristoteles), dem Menschen als ansemble gesellschaftlicher<br />
Verhältnisse (Marx) oder dem homo sociologicus (Dahrendorf).<br />
Die ungeteilte oder eine mögliche dialektische Vernunft <strong>des</strong> Menschen erschöpft<br />
sich nicht in der Zweckrationalität <strong>und</strong> ökonomischen Effizienz <strong>des</strong><br />
HO. Der vernünftig handelnde Mensch orientiert sich immer an umfassenderen,<br />
übergreifenden <strong>und</strong> durchdringenden Regulativen von Wissens- <strong>und</strong><br />
normativen Ideen, orientiert sich immer an der Dialektik von Sein <strong>und</strong> Sollen,<br />
an objektiven Tendenzen <strong>und</strong> intersubjektiven gnoseologischen <strong>und</strong> Wertideen.<br />
Der vernünftig handelnde Mensch nimmt Maß an faktischen <strong>und</strong><br />
<strong>zu</strong>gleich normativ getränkten Phänomen wie Solidarität, soziale Gerechtigkeit,<br />
Recht, Gleichheit, Freiheit, Frieden usw., <strong>und</strong> er nimmt Maß an durch diese<br />
Phänomene geformten Institutionen wie die einer demokratisch kontrollierten<br />
Regierung, einer unabhängigen <strong>und</strong> gesellschaftlich kontrollierten Justiz,<br />
einer lebensdienlichen ökologischen, am Gebrauchswert orientierten Marktwirtschaft<br />
usw. Es sind die gemeinsamen, den beschränkten Horizont der den<br />
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