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Ideologie des neuen Imperialismus und ihre Positionen zu ... - DSS

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Modell einer autoritären Marktgesellschaft, den Totalitarismus <strong>des</strong> Marktes,<br />

das Postulat <strong>des</strong> allseits verfügbaren Menschen, die Fetischisierung der Warenform,<br />

die Heiligung der Marktmacht <strong>und</strong> der Profite sowie die Entmächtigung<br />

<strong>und</strong> Delegitimierung von Politik <strong>und</strong> Staat.<br />

Er ist seit dem welthistorischen Umbruch von 1989/90 die bestimmende große<br />

Erzählung der Gegenwart. Er, der sich als Projekt gesellschaftlicher Modernisierung<br />

vorstellt, forciert die Individualisierung. Soziale Entbindung ist als<br />

Qualität neoliberaler, flexibler Menschen bevor<strong>zu</strong>gt. Die Freiheit <strong>des</strong> Individuums<br />

gilt als höchstes Ziel aller sozialen Einrichtungen. Neoliberale Marktgläubigkeit<br />

wird als Sachzwang ins öffentliche Bewusstsein eingeschrieben,<br />

um als unausweichliches Wirken anonymer Kräfte erscheinen <strong>zu</strong> lassen, was<br />

sich sonst als interessengeleitetes Handeln ausweisen müsste. Die Marktgesetze<br />

<strong>und</strong> die Sichtweisen der neoliberalen Ökonomen muten sakral an; sie können<br />

missionarisch verkündet, aber nicht durch Wort <strong>und</strong> Tat verändert werden.<br />

Homo oeconomicus als dialektische Einheit von analytischheuristischem<br />

Modell <strong>und</strong> ontologisch-normativem Menschenbild<br />

Zur besseren Profilierung <strong>und</strong> festeren Verankerung <strong>des</strong> Neoliberalismus in<br />

nicht ganz heimischem Terrain hat A. Suchanek auf einer Tagung der Diakonischen<br />

Konferenz versucht, eine vernünftige Interpretation <strong>des</strong> umstrittenen<br />

HO <strong>zu</strong> geben. 8 Verfehlt sei nach ihm die Deutung <strong>des</strong> Terminus als eines<br />

normativen Menschenbil<strong>des</strong>, als eines ontologischen, realen Prädikats, <strong>und</strong><br />

zwar im reduktiven Sinne einer Schw<strong>und</strong>stufe <strong>des</strong> homo sapiens. Obgleich<br />

diese Interpretation einem weit verbreiteten (Miss-) Verständnis <strong>des</strong> HO entspricht,<br />

sei sie nicht kompatibel mit seiner vorgeblich allein richtigen Deutung<br />

als eines ausschließlichen unverzichtbaren Mittels <strong>zu</strong>r Analyse der Bedingungen<br />

gesellschaftlichen Lebens.<br />

Suchanek wehrt die ontologische Vorstellung <strong>des</strong> HO als eines kalkulierenden,<br />

auf das Eigeninteresse ausgerichteten <strong>und</strong> wettbewerbsorientierten Wesens<br />

als nicht sinnvoll ab. Mehr als ein Modell <strong>zu</strong>r Analyse von menschlichen<br />

Handlungen, Bedingungen <strong>und</strong> <strong>ihre</strong>n Folgen stellt der HO nicht dar; er ist<br />

keine Beschreibung der Realität, er ist vielmehr gr<strong>und</strong>verschieden davon.<br />

Der Modellbildner entscheidet, welche Details dem HO hin<strong>zu</strong>gefügt <strong>und</strong><br />

überzeichnet werden. Dafür muss er die Entscheidungen <strong>des</strong> Anwenders<br />

8 Siehe A. Suchanek, Diakonie: Homo oeconomicus <strong>und</strong> Menschenbild der Diakonie.<br />

Diakonische Konferenz am 07./08.05.2004, Frankfurt a.M., in: 02/2004, Information <strong>und</strong><br />

Materialien aus dem Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland e.V.,<br />

S. 9-l1; 26 f.<br />

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