Ideologie des neuen Imperialismus und ihre Positionen zu ... - DSS
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Menschenbilder leiten aufgr<strong>und</strong> <strong>ihre</strong>s normativen Charakters unser Handeln<br />
an, beziehen sich darauf, wie der Mensch sein bzw. wie er sich verhalten soll.<br />
Der normative Charakter der Menschenbilder fußt auf mehr oder weniger<br />
schweren ontologischen Annahmen über das Wesen oder die Natur <strong>des</strong> Menschen.<br />
Nicht minder versuchen Menschenbilder unser Verhalten <strong>zu</strong> erklären,<br />
insofern sie sich durch eine explikativ-normative Doppelfunktion 4 auszeichnen.<br />
Menschenbilder dienen als Vor- oder Leitbilder für Sozialisations- <strong>und</strong><br />
Bildungsprozesse über Rechtspolitiken bis hin <strong>zu</strong> individuellen Lebensentwürfen<br />
<strong>und</strong> -stilen, auf kollektiver <strong>und</strong> individueller Ebene gleichermaßen. 5<br />
Menschenbilder haben nicht nur eine regulierende Funktion im Erkenntnisprozess<br />
<strong>und</strong> in der Praxis; sie konstituieren 6 auch in der Vermittlung von der<br />
Theorie <strong>zu</strong>r Praxis menschliche Realität, Wirklichkeiten nach Menschenmaß.<br />
Es wäre inadäquat, wollten wir Menschenbilder als isolierte Instrumente der<br />
Weltdeutung <strong>und</strong> Wirklichkeitsorientierung sehen. Es gibt nämlich auch eine<br />
andere Klasse von Vorstellungen, die unsere Weltdeutung leiten, die Weltbilder.<br />
Diese beiden Vorstellungsklassen hängen miteinander auf mannigfache<br />
Weise <strong>zu</strong>sammen <strong>und</strong> bestimmen auch andere Bilder, wie Natur- <strong>und</strong> Gesellschaftsbilder<br />
oder Geschichtsbilder. Neben dem homo flexibilis ist das Menschenbild<br />
<strong>des</strong> homo oeconomicus (HO) die andere supplementäre Hauptversion<br />
der neoliberalen Anthropologie. Während der HO im Folgenden <strong>zu</strong>r kritischen<br />
Würdigung ansteht, verweisen wir beim homo flexibilis auf R. Sennetts<br />
anregende Darstellung. Zunächst skizzieren wir in Gr<strong>und</strong>zügen das<br />
komplexe, nicht leicht auf den Begriff <strong>zu</strong> bringende Phänomen <strong>des</strong> Neoliberalismus,<br />
der begründungstheoretisch die Konstitutionsebene <strong>des</strong> HO bildet.<br />
Neoliberalismus in Gr<strong>und</strong>zügen<br />
Unter Neoliberalismus (NL) verstehen wir das Konzept der entfesselten<br />
Markwirtschaft <strong>des</strong> gegenwärtigen globalen Kapitalismus. Von seinen Verteidigern<br />
wird er als alternativloses, erfolgreiches Wirtschafts- <strong>und</strong> Gesellschaftskonzept<br />
angepriesen, das min<strong>des</strong>tens drei relevante Werte vermitteln<br />
soll. Zum einem das Streben nach Nutzenmaximierung, <strong>zu</strong>m anderen das Interesse<br />
an wirtschaftlichem Erfolg. Schließlich lässt er sich durch einen unerschütterlichen,<br />
quasi-religiösen Glauben an das harmonische Wirken der<br />
4 Siehe B. Siebenhüner, Homo sustinens als Menschenbild für eine nachhaltige Ökonomie, in:<br />
http://www.sowi-online.de/journal/nachhaltigkeit/siebenhuemer.htm, S. 1.<br />
5 Siehe Uniforschung, Die Deutungshoheit im Selbstverständnis. In der Tradition der Marburger<br />
Aufklärung: ein Theologe <strong>und</strong> ein Philosoph im Gespräch über Orientierungsleistungen von<br />
Menschenbildern.<br />
6 Siehe P. Schmid, a.a.O.<br />
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