Ideologie des neuen Imperialismus und ihre Positionen zu ... - DSS

Wir hatten von Anzeichen für die Belebung ideologischer Aktivitäten als Reaktion
auf neue Realitäten und Erfahrungen gesprochen. Objektive gesellschaftliche
Konstellationen und Fronten sind in Bewegung geraten. Der Klassenkampf
von oben, die Privatisierung des Planeten 31 rufen Gegenkräfte hervor. Erneut
ist zu verfolgen, dass ideologische Prozesse im Inneren einer gegebenen
Gesellschaft in starkem Maße Impulse von den internationalen Aktionen und
Strukturen imperialistischer Kräfte erhalten. Wobei sowohl diese Impulse als
auch ihre Wirkungen in hohem Maße widersprüchlicher Natur sind.
Zugleich treten in den gegenwärtigen Prozessen generelle Züge der Ideologieentwicklung
zutage. Es ist vor allem kein Novum, dass die Sphäre der Spontaneität
als Bedingung stabiler Herrschaft in bewegten Zeiten Grenzen offenbart.
Ideologien entstehen und formieren sich in der Regel an Bruchstellen
und Einschnitten des politischen Geschehens, als Moment historischer Zäsuren,
als Vehikel neuer sozialer Bewegungen. Die Welt der Spontaneität ist
niemals nur einheitlicher Reflex der Oberfläche der kapitalistischen Ordnung.
In Phasen gesellschaftlicher Instabilität bedarf es der Anreicherung, der qualitativen
Auffüllung und Bestimmung durch Ideologien im engeren Sinne. Und
dies gilt sowohl für jene Ideologien, die den Interessen der Herrschenden
Ausdruck verleihen als auch für Ansätze oppositioneller Artikulationen.
Dass Spontaneität gegensätzlicher Natur ist, Keimform kritischer Bewusstheit
sein kann, gilt nach wie vor. 32 Die Stärke einer Losung wie Eine andere Welt ist
möglich! besteht darin, dass sie als Katalysator für die Bündelung massenhafter
Stimmungen und Erfahrungen zu Forderungen und Zielen dienen kann, deren
Klarheit und Stabilität freilich durch Einsicht und Erkenntnis angereichert
sein will. Die Einheit des gesellschaftlichen Bewusstseins einer Zeit 33 realisiert
sich über die Wechselwirkung gegensätzlicher Momente, über Diskontinuität
und Ungleichzeitigkeiten.
Anders formuliert, in Anknüpfung an aktuelle ideologietheoretische Überlegungen:
Die „Systematisierung von Formen des Alltagslebens“, als die Joachim
Bischoff Ideologie versteht, 34 oder die Verwurzelung der „expliziten Ideologien“
im „alltagspraktisch geprägten Bewusstsein“ 35 – all diese Beziehungen
weisen mehrfache Vermittlungen auf. Im Folgenden sollen einige
31
Siehe J. Ziegler, Die neuen Herrscher der Welt, a.a.O., S. 284.
32
Siehe W. I. Lenin, Werke, Bd. 5, Berlin 1955, S. 385.
33
Siehe T. Metscher, Der Zerfall des Bewusstseins in der imperialistischen Gesellschaft, in:
Marxistische Blätter, Heft 05/2005, S. 27.
34
Siehe J. Bischoff, Neoliberalismus als Religion, a.a.O., S. 27.
35 Siehe T. Metscher, Der Zerfall des Bewusstseins …, a.a.O.
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