Ideologie des neuen Imperialismus und ihre Positionen zu ... - DSS
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ihr herkömmliches Eigenleben weiter, obwohl sie spätestens seit der<br />
staatsmonopolistischen Innovation <strong>des</strong> Kapitalismus von ganz anderen<br />
Mächten <strong>und</strong> Kräften kontrolliert werden. Sie manifestieren Ohnmacht realen<br />
Problemen gegenüber <strong>und</strong> verstärken politische Entfremdung.<br />
Politik müsse heute „ mehr denn je auch mit Blick auf die Finanzmärkte formuliert<br />
werden“, fordert der ehemalige Vorstandssprecher der Deutschen<br />
Bank. Neben den Medien hätten die Finanzmärkte „quasi als fünfte Gewalt ...<br />
eine wichtige Wächterrolle übernommen“. Was „so schlecht nicht sei“, da ein<br />
Interessengegensatz zwischen den Zielen der Finanzmarktteilnehmer <strong>und</strong> den<br />
Zielen der Politik ohnehin nicht mehr gegeben sei. 28 Wobei der Finanzmarkt<br />
hier nur stellvertretend für die Vielzahl von Kanälen erwähnt wird, die das<br />
Diktat der Wirtschaft über die Politik, das heißt die Realisierung der Klasseninteressen<br />
<strong>des</strong> Monopolkapitals unter den Bedingungen der Globalisierung<br />
<strong>und</strong> der neoliberalen Hegemonie vermitteln.<br />
Vollendet <strong>und</strong> <strong>zu</strong>gleich schmackhaft gemacht werden diese Verschleierungen<br />
<strong>und</strong> Mystifizierungen durch kräftige Tendenzen einer Ästhetisierung herrschender<br />
Politik. Politik wird als Unterhaltung inszeniert. Politisches Geschehen<br />
wird selbst <strong>zu</strong>r Inszenierung, rückt in die Nähe <strong>des</strong> Show-Geschäfts.<br />
Maßgebend für beabsichtigte Wirkungen werden ästhetische Kategorien. Politik<br />
muss gefallen, Spannung oder Harmoniegefühle erzeugen. Es handelt sich<br />
dabei um eine Begleiterscheinung oder Konsequenz <strong>des</strong> Ineinandergreifens<br />
von Mediengesellschaft, wissenschaftlich-technischen Umwäl<strong>zu</strong>ngen, der<br />
Dominanz <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong> in der Fernseh-Kommunikation <strong>und</strong> <strong>zu</strong>nehmender Verselbständigung<br />
politischer Institutionen gegenüber realen Problemen von Gesellschaft<br />
<strong>und</strong> Welt.<br />
Ästhetische Strategien treten als Kompensation für den Verlust von Gewissheit<br />
<strong>und</strong> Eindeutigkeit politischer Prozesse auf den Plan. 29 Der Neue <strong>Imperialismus</strong><br />
bringt eine neue Irrationalität hervor. Verhängnisvolle Tendenzen einer<br />
Senkung <strong>des</strong> intellektuellen Niveaus <strong>und</strong> der Entmoralisierung, der Reduktion<br />
moralischer Schamgrenzen <strong>und</strong> Tabuzonen, scheinen unaufhaltsam.<br />
„Entmoralisierung verstärkt kulturelle Widersprüche zwischen einem auf Rationalität<br />
angelegten kapitalistischem Wirtschaftssystem <strong>und</strong> anti-rationalen<br />
Verhaltensweisen, die mit der Vermarktung der Sexualität, <strong>des</strong> Konsums <strong>und</strong><br />
der Gewalt verb<strong>und</strong>en sind.“ 30<br />
x X x<br />
28 R.-E. Breuer, Die fünfte Gewalt, in: DIE ZEIT vom 27.04.2000, S. 21.<br />
29 Siehe B. Guggenberger, Die politische Aktualität <strong>des</strong> Ästhetischen, Eggingen 1962, S. 29.<br />
30 F. Deppe, Der neue <strong>Imperialismus</strong>, a.a.O., S. 139.