Ideologie des neuen Imperialismus und ihre Positionen zu ... - DSS
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Selbstbewusstseins <strong>und</strong> <strong>zu</strong>r Schwächung personaler Identität, je mehr sie<br />
auf Dauer wirken. 25<br />
Eine politisch wirksame Krisenverarbeitung wird <strong>zu</strong>sätzlich erschwert <strong>und</strong><br />
behindert durch soziale Differenzierungen. Die Kluft zwischen Arm <strong>und</strong><br />
Reich <strong>und</strong> die kaltschnäuzige Ausgren<strong>zu</strong>ng <strong>und</strong> Diskriminierung sozial<br />
Schwacher <strong>und</strong> Bürger mit Migrationshintergr<strong>und</strong> vertieft Spaltungen <strong>und</strong><br />
mentale Gegensätze, sie wirkt entsolidarisierend. Das System ist durchaus<br />
in der Lage, denen, die es in Gang halten, materielle Vorteile <strong>zu</strong> verschaffen.<br />
Die ideologisch lähmende Wirkung der neoliberalen Restauration beruht<br />
nicht <strong>zu</strong>letzt darauf, dass sie im Vermögensbesitzer eine soziale Basis<br />
findet, wo<strong>zu</strong> keineswegs nur Angehörige der herrschenden Klassen im engeren<br />
Sinne gehören. Protest <strong>und</strong> Auflehnung der sozial Schwachen, der<br />
sogenannten Unterschichten, werden dadurch gelähmt, dass die herrschende<br />
öffentliche Meinung bei einer Mehrheit Resonanz findet, die auch<br />
von solchen Gruppen getragen wird, die zwar nicht <strong>zu</strong> den direkten Nutznießern<br />
<strong>des</strong> Neoliberalismus zählen, deren sozialer Status <strong>und</strong> Standard jedoch<br />
<strong>zu</strong>r Zeit nicht in Frage gestellt wird.<br />
Mit der allabendlichen Börsen-K<strong>und</strong>e wird eine „neue Dimension in der<br />
Verschleierung gesellschaftlicher Realitäten erreicht“. Neoliberale <strong>Ideologie</strong><br />
soll als Realität erscheinen. Gegenwartseinschät<strong>zu</strong>ngen <strong>und</strong> Zukunftserwartungen<br />
sollen an der Entwicklung der Börsenindizes orientiert werden.<br />
26 Du hast <strong>zu</strong> denken wie ein Aktionär, lautet die Botschaft. „Die Wirkung<br />
<strong>des</strong> Neoliberalismus als spezifische Religion <strong>des</strong> Alltagslebens <strong>des</strong> entfesselten<br />
Kapitalismus wird mit den beiden <strong>zu</strong>sammenhängenden Formeln<br />
erfasst: Alle Macht den Märkten <strong>und</strong> Führe dich selbst. Die gesamte Welt der<br />
Lohnarbeitsgesellschaft wird in einen breitgefächerten Prekarisierungsstrom<br />
hineingezogen. Die sich beständig verstärkende Unsicherheit soll<br />
über Eigenvorsorge <strong>und</strong> aktives Selbstmanagement überw<strong>und</strong>en werden,<br />
was freilich die Strukturen der Gesellschaft weiter auflöst.“ 27<br />
Einen nicht unbedeutenden Platz im Ensemble der Faktoren, die das ideologische<br />
Gepräge <strong>des</strong> heutigen entwickelten oder späten Kapitalismus beeinflussen,<br />
sind Deformationen <strong>des</strong> Politischen. Die Funktion traditioneller<br />
politischer Institutionen beschränkt sich in immer stärkerem Maße darauf,<br />
die tatsächlichen Machtverhältnisse, Entscheidungszentren <strong>und</strong> Herrschaftsstrukturen<br />
<strong>zu</strong> verschleiern. Parteien, Parlamente <strong>und</strong> Wahlen führen<br />
25<br />
Siehe W. Seppmann, Dialektik der Entzivilisierung, Köln 1995.<br />
26<br />
Siehe K. Unger, Denken wie ein Aktionär, in: junge welt vom 14.03.2003.<br />
27<br />
J. Bischoff, Neoliberalismus als Religion?, in: J. Bischoff, J. Hirsch, K. G. Zinn, Globalisierung,<br />
Neoliberalismus, Alternativen, Supplement der Zeitschrift Sozialismus, Heft 12/2003, S. 25 f.<br />
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