Juni-Juli-August 2013 - CVJM Kreisverband Siegerland
Juni-Juli-August 2013 - CVJM Kreisverband Siegerland
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„Wer weiß, wozu es gut ist?“<br />
Das sagen meistens durchweg optimistische<br />
Menschen, wenn etwas<br />
gerade nicht so läuft wie es laufen<br />
sollte. Und es passt ganz gut<br />
zu dem, was uns dieses Jahr als<br />
<strong>CVJM</strong>-<strong>Kreisverband</strong> <strong>Siegerland</strong><br />
bewegt: Koffer gepackt. Denn zum<br />
Koffer packen und unterwegs sein<br />
gehören nicht nur die schönen Seiten<br />
des Reisens. Mit der A45 vor<br />
der Haustür kann man da schon einiges<br />
erleben. Einmal habe ich fast<br />
zwei Stunden von Freudenberg<br />
nach Wilgersdorf gebraucht, weil<br />
die Autobahn für eine kurze Strecke<br />
halbseitig gesperrt war und die<br />
Autos sich deshalb stauten. Ähnlich<br />
bekannt dürften Verspätungen<br />
bei der Bahn, mit dem Bus oder<br />
im Flugverkehr sein. Im Grunde<br />
genommen gehören sie genauso<br />
zum Reisen – auch wenn kaum einer<br />
das wahr haben möchte. Es ist<br />
ein bisschen wie im Leben: man ist<br />
unterwegs und manchmal gerät<br />
man in einen Stau, verfährt sich<br />
oder man ist sich mit der Route<br />
nicht mehr ganz sicher. Das Leben<br />
und den Weg den man darin geht,<br />
ist keine Gerade, welche die ganze<br />
Zeit nur bergauf oder bergab geht.<br />
Sondern es gibt Zeiten, die gut<br />
laufen und manchmal Zeiten, die<br />
einen herausfordern. Es gibt eine<br />
kleine Geschichte, die das ganz gut<br />
beschreibt:<br />
„Ein alter Mann lebte zusammen<br />
mit seinem einzigen Sohn auf<br />
einer kleinen Farm. Sie besaßen<br />
nur ein Pferd, mit dem sie die Fel-<br />
14 .<br />
Wer weiß, wozu es gut ist?<br />
der bestellen konnten und kamen<br />
gerade so über die Runden.<br />
Eines Tages lief das Pferd davon.<br />
Die Leute im Dorf kamen zu dem<br />
alten Mann und riefen „Oh, was<br />
für ein schreckliches Unglück!“<br />
Der alte Mann erwiderte aber mit<br />
ruhiger Stimme: „Wer weiß..., wer<br />
weiß schon, wozu es gut ist?“<br />
Eine Woche später kam das<br />
Pferd zurück und führte eine<br />
ganze Herde wunderschöner<br />
Wildpferde mit auf die Koppel.<br />
Wieder kamen die Leute aus dem<br />
Dorf: „Was für ein unglaubliches<br />
Glück!“ Doch der alte Mann sagte<br />
wieder: „Wer weiß..., wer weiß<br />
schon, wozu es gut ist?“<br />
In der nächsten Woche machte<br />
sich der Sohn daran, eines der wilden<br />
Pferde einzureiten. Er wurde<br />
aber abgeworfen und brach sich<br />
ein Bein. Nun musste der alte<br />
Mann die Feldarbeit allein bewältigen.<br />
Und die Leute aus dem<br />
Dorf sagten zu ihm: „Was für ein<br />
schlimmes Unglück!“ Die Antwort<br />
des alten Mannes war wieder:<br />
„Wer weiß..., wer weiß schon,<br />
wozu es gut ist?“<br />
In den nächsten Tagen brach ein<br />
Krieg mit dem Nachbarland aus.<br />
Die Soldaten der Armee kamen<br />
in das Dorf, um alle kriegsfähigen<br />
Männer einzuziehen. Alle jungen<br />
Männer des Dorfes mussten an<br />
die Front und viele von ihnen starben.<br />
Der Sohn des alten Mannes<br />
aber konnte mit seinem gebrochenen<br />
Bein zu Hause bleiben.<br />
Wer weiß..., wer weiß, wozu es<br />
gut ist?“ 1<br />
Diese Geschichte beschreibt<br />
nicht nur das Auf und Ab des Lebens,<br />
sondern auch den Umgang<br />
damit. Dieser Mann hat eine Gelassenheit<br />
zu den Dingen – bewundernswert!<br />
Doch wie gehen<br />
wir damit um? Schaffen wir es<br />
genauso gelassen dem Leben entgegen<br />
zu blicken?<br />
Ein Blick in die Bibel lässt erahnen,<br />
dass es nicht nur uns so geht.<br />
Das Volk Israel hatte es auch nicht<br />
gerade leicht. Wenn wir die Geschichte<br />
des Volkes mit Gott nachlesen,<br />
so pendeln sie zwischen Heil<br />
und Unheil, zwischen Murren und<br />
Manna, Ziellosigkeit und Zukunft,<br />
Gehorsam und Gomorra (im übertragenen<br />
Sinne). Israel wurde im<br />
Anfang mit Nachkommenschaft<br />
gesegnet. Es bekam Land und<br />
Frieden, als es sich an Gott hielt.<br />
Aber alles geriet aus den Fugen,<br />
als sie sich von Gott abwendeten<br />
und Hunger, Pest und Exil waren<br />
die Folgen. Ein ziemliches<br />
Schwarz-Weiß-Bild, was uns dort<br />
aufgezeichnet wird. Ich bemerke,<br />
dass es mir ähnlich geht. Vielleicht<br />
nicht in dem Ausmaß, wie es Israel<br />
erlebt hat, aber die gleiche Richtung.<br />
Manchmal, wenn man eine<br />
Weile nicht mehr in der Bibel gelesen<br />
hat, nur noch sporadisch betet<br />
oder aber sich die Zeit nicht findet<br />
Glaubensgemeinschaft zu leben,<br />
so ändert das etwas in meinem Leben.<br />
Alles wird dramatischer auf<br />
eine Art und Weise. So artet ein<br />
kleiner Moment, in dem ich kurz<br />
wütend war, aus zu einem Streit.<br />
1 Verfasser unbekannt, gefunden in „Oh! Noch mehr Geschichten für andere Zeiten“, Verein Andere Zeiten e.V.