Winter - Schweizerische Gesellschaft für Gebirgsmedizin
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Mitteilungen von der 3. Schweizer Bergrettungs-Medizin Tagung<br />
Bergrettungsmedizin im SAC<br />
Eveline <strong>Winter</strong>berger<br />
Es wird das Beispiel der Familie Meier geschildert:<br />
Der Vater erleidet einen Unterschenkelbruch,<br />
nachdem ihm Schwarz vor den Augen wurde. Er<br />
hat in den Arm ausstrahlende Brustschmerzen. Die<br />
Alarmierung der REGA erfolgte via Natel. Die<br />
Wetterverhältnisse sind schlecht: Nebel, schlechte<br />
Sicht, der Einsatzort befindet sich 800 Höhenmeter<br />
über der nächsten Strasse.<br />
Die Rettungskette vom Ereignis bis zur Rettung<br />
wird anhand eines Schemas dargestellt. Bei<br />
terrestrischer Rettung wie in diesem Fall ist<br />
entscheidend wer mitgeht: wir haben ein vermutetes<br />
medizinisches und ein chirurgisches Problem. Das<br />
optimale Team setzt sich daher aus Rettern und<br />
einem Mediziner zusammen. Bei Herrn Meier gibt<br />
es anamnestisch Zeichen eines akuten<br />
Myokardinfarktes, d.h. ein Rettungsarzt rückt in<br />
einem solchen Fall immer mit aus.<br />
Insgesamt gibt es 98 Rettungsstationen in der<br />
Schweiz mit stationsgebundenem Rettungspersonal.<br />
Die Aufgaben der Ärzte staffeln sich hierbei in<br />
Bereichsleiter, Zonenarzt, Stationsarzt. Eine<br />
Todesfeststellung erfolgt immer durch einen<br />
Mediziner<br />
Medizin und Bergrettung<br />
Hans Jacomet<br />
Historisches: Medizinische Behandlung im<br />
unwegsamen Gelände gab es bereits vor 50 Jahren,<br />
allerdings war dies eher eine behelfsmässige<br />
medizinische Betreuung, meist waren ortsansässige<br />
Allgemeinpraktiker beteiligt.<br />
Die heutige Luftrettung hat ihren Ursprung in der<br />
Gebirgsrettung. Initial wurde keine medizinische<br />
Behandlung sondern nur Rettung / Bergung<br />
gewährleistet, da die Leistung der Helikopter zu<br />
schwach war, um zusätzliche Ausrüstung<br />
mitzunehmen. Mitte der 60er Jahre kamen bessere<br />
Hubschrauber auf, so dass neben der Rettung im<br />
unwegsamen Gelände auch medizinisches Material<br />
und ein Arzt zum Patienten gelangen konnten.<br />
Zunächst hatte man schwere unhandliche Geräte,<br />
deren Skalen bei Sonnenschein nicht einfach<br />
abzulesen waren. Ab 1972 erlangte mit der Alouette<br />
III die medizinische Behandlung einen höheren<br />
FORUM ALPINUM Nr. 4/04 6<br />
Stellenwert: EKG, Absaugpumpe, O2-Flasche und<br />
Arztkoffer wurden standardmässig mitgenommnen,<br />
mehr Patienten überlebten. Heute befinden sich<br />
jedoch die meisten dieser ersten Geräte und<br />
medizinischen Materialien im Museum.<br />
Die „Kunden“ der Bergrettung sind heute auch<br />
nicht mehr die „normalen“ Bergsteiger sondern<br />
mehr und mehr Freizeitsportler, die den „Kick“<br />
suchen und sich sehr viel schneller per Handy<br />
bemerkbar machen können. Die Rettung gilt daher<br />
heutzutage als gesichert, Spezialisten sind zudem<br />
sehr gut ausgebildet. Viele Bergsportler haben<br />
wenige Geländekenntnisse, Warnungen von<br />
einheimischen und das Wetter werden wenig<br />
beachtet.<br />
Probleme: Die Zeit bis zur ersten Hilfe ist trotz<br />
rechtzeitiger Alarmierung oft recht lang <strong>für</strong> die Art<br />
der akuten Erkrankung, nicht immer funktionieren<br />
die Handys in den Bergen. Das Klima ist rau und es<br />
gibt rasche Wetterumschläge. Arzt und Helfer<br />
müssen sich im Gelände bewegen können.<br />
Diagnosestellung und Therapie sind im Gelände<br />
erschwert, ebenso sie Rettungsbedingungen. Die<br />
Helfer können beim Rettungseinsatz selber das<br />
Leben verlieren.<br />
Einen nützlichen Leitfaden <strong>für</strong> die Bergrettung gibt<br />
das Buch „Hilfe am Berg“ (Durrer/Frey). Die<br />
Organisation der <strong>Gebirgsmedizin</strong> steht momentan<br />
zwar noch am Anfang, jedoch haben in der Schweiz<br />
über 500 Ärzte das „International Diploma of<br />
Mountain Medicine“ erlangt. Die IKAR hat über 20<br />
Empfehlungen <strong>für</strong> die Bergrettung herausgegeben.<br />
Die Helikopter werden immer leistungsfähiger,<br />
Geräte und Materialien leichter.<br />
Die neue Ausbildung von Rettungsspezialisten gibt<br />
dem Arzt einen unverzichtbaren Helfer in<br />
schwierigem Gelände zur Seite. Nachteinsätze<br />
werden dank Nachtsichtgeräten möglich.<br />
Bergmedizin-Kurse und -Kongresse verteilen das<br />
Wissen.<br />
Medizin in der KWRO<br />
Gregoire Zenruffinen<br />
Das Wallis ist die Zone 8 der Notfallmedizin. Viele<br />
mögen sich fragen: machen die dort auch Medizin?<br />
Es gibt hier noch dazu die schwierige Koordination<br />
zwischen REGA-Einzugsgebiet und der Air-<br />
Glaciers.<br />
Das Wallis hat Höhen von 500 m bis 4500 m mit<br />
einem Grossteil unwegsamen Geländes. Die