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Strafanzeige und Strafprozess - Strafverteidiger|büro

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Eingriff der Staatsgewalt in sein Leben rechnen muss, wird der Angeklagte diese<br />

formalen Regeln wohltuend als Schutz vor drohender Willkür erkennen.<br />

Nicht nur die Jagd nach dem Täter ist eine gerechte Sache. Gerechtigkeit<br />

verlangt auch die Achtung der Menschenwürde des verdächtigen Täters. Der zum<br />

Teil streng reglementierte Weg zur Überführung eines Verdächtigen ist keine<br />

lästige Formalie, sondern Gr<strong>und</strong>satz rechtsstaatlichen Denkens.<br />

Der Angeklagte wird daher zu Recht darauf pochen, dass er als unschuldig zu<br />

gelten habe, bis ihm die Tat in einem fairen Prozess nachgewiesen wird. Und er<br />

wird es zu Recht als unerträglichen Einbruch in seine Privatsphäre ansehen,<br />

wenn der Kommissar nachts illegal seine Wohnung nach Beweismitteln<br />

durchsucht.<br />

Die Gesellschaft fordert einen gerechten Sühneausgleich für eine begangene<br />

Straftat auf der einen Seite. Sie muss aber auch auf der anderen Seite um jeden<br />

Preis den fatalen Fehler zu vermeiden suchen, einen Unschuldigen - oder<br />

weniger Schuldigen - für eine nicht begangene Tat zu verurteilen <strong>und</strong> zu<br />

bestrafen.<br />

Zwischen diesen beiden Polen orientiert sich das Regelwerk. Es kann sich nur<br />

um einen fairen Ausgleich der verschiedenen Interessen bemühen. Das Resultat<br />

des Balanceaktes wird daher oft unvollkommen sein. Wer im <strong>Strafprozess</strong><br />

Wahrheit <strong>und</strong> Gerechtigkeit sucht, dürfte sehr oft enttäuscht werden. Die<br />

Anwendung der abstrakten Regeln durch die Prozessbeteiligten ist menschlichen<br />

Schwächen unterworfen. Das Ergebnis des Prozesses kann ein anderes sein, je<br />

nachdem ob der Verteidiger des Angeklagten sich in der formalen Kunst der<br />

Stellung von Beweisanträgen auskennt oder nicht. Das Urteil kann<br />

unterschiedlich ausfallen, je nachdem mit welcher Energie der Staatsanwalt<br />

Sachverhaltsaufklärung betreibt oder wie umfangreich die Kenntnisse des<br />

Richters zur aktuellen Rechtsprechung des B<strong>und</strong>esgerichtshofs sind.<br />

Der Ausgang des Strafverfahrens hängt davon ab, wie dessen Regeln beherrscht<br />

<strong>und</strong> angewandt werden. Erst als Betroffener erfährt der Bürger, welche<br />

Bedeutung die "Spiel-Regeln" des Prozesses tatsächlich haben. Der realistische<br />

Kriminalfall bedeutet akribische <strong>und</strong> häufig formalisierte Arbeit im <strong>Strafprozess</strong> -

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