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Strafanzeige und Strafprozess - Strafverteidiger|büro

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1. Kapitel: Der <strong>Strafprozess</strong><br />

Ein Kriminalfall ist ein spannendes Spiel. Mit Vergnügen setzt der Leser des<br />

Kriminalromans die zahlreichen Indizien zusammen, die der Autor vor ihm<br />

ausbreitet. Souverän urteilt der Zuschauer des Kriminalfilms angesichts des<br />

verschlagenen Blicks <strong>und</strong> der schurkischen Nase des Verdächtigen über Schuld<br />

<strong>und</strong> Strafe. Offene Sympathien hegt er für den ermittelnden Kommissar, der<br />

entgegen lästigen formalen Vorschriften <strong>und</strong> dem ständigen Widerstreit mit<br />

seinem Vorgesetzten eigenmächtig nachts die Wohnung des Tatverdächtigen<br />

durchsucht. Es geht schließlich um die gerechte Sache <strong>und</strong> die Überführung des<br />

schuldigen Täters.<br />

Wenn aus dem Spiel ernst wird, ändert sich plötzlich die Betrachtungsweise. Die<br />

prickelnde Freude des unbeteiligten Zuschauers wandelt sich in Unsicherheit <strong>und</strong><br />

sogar Angst, wenn er selbst mit einem leibhaftigen Kriminaloberkommissar in<br />

Ermittlungen gegen sich konfrontiert wird. Der Anlaß ist vielleicht unverfänglich.<br />

Ein einsamer Abendspaziergang durch den Park. Man entdeckt eine leblose<br />

Person im Gebüsch liegen, bückt sich hilfsbereit. Man bemerkt ein Messer neben<br />

dem Körper, nimmt es auf; <strong>und</strong> während man noch erstaunt <strong>und</strong> beklemmt die<br />

Blutspuren auf dem Messer registriert, sind herannahende Schritte zu hören <strong>und</strong><br />

die triumphierende Stimme des keuchenden Polizeibeamten: "Da haben wir ja<br />

den Mörder."<br />

Der Angeklagte dieses Falles wird nicht nur wie ein bekannter Schriftsteller zu<br />

dieser Geschichte mutmaßt auf einen sensiblen <strong>und</strong> verständigen Richter hoffen.<br />

Er wird auch dankbar dafür sein, dass er als Beschuldigter nicht hilflos der<br />

Strafjustiz ausgeliefert ist.<br />

War die Suche nach dem Mörder im Krimi noch ein spielerisches Puzzle, das<br />

auch auf Intuition des Lesers beruhte, ist der Angeklagte froh, dass er sich nicht<br />

allein auf das unberechenbare Gefühl des Richters verlassen muss. Es gibt daher<br />

im <strong>Strafprozess</strong> Regeln, welche Puzzle-Steine der Richter zum Zusammensetzen<br />

des Tatbildes verwenden darf. Und es gibt Regeln, auf welche Weise er sie<br />

zusammensetzen darf. In seiner Situation, in der er mit dem denkbar schwersten

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