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28.10.2013 Aufrufe

30 Mitten im Leben Multiplikatoren-Feier Muss sich das Ehrenamt neu erfinden...? Am 18. Januar 2011 war es wieder soweit, und der RBS – Center fir Alterfroen lud zu seiner alljährlichen Multiplikatorenehrung ins Centre Nic. Braun in Hesperange ein. Über 100 ehrenamtlich tätige Senioren nutzten die Gelegenheit zum geselligen Austausch und verfolgten sichtlich amüsiert den Ausführungen des Gastredners Franz Josef Euteneuer. Der Diplom-Pädagoge, Kabarettist und Leiter des haus Franziskus in Trier brachte es in seinem unterhaltsamen Vortrag auf den Punkt, als er die zunächst so gar nicht kompatibel erscheinenden Begriffe Ehrenamt und Gesundheit miteinander verglich: „Beide zeichnen sich eigentlich durch eine Besonderheit aus, nämlich was nicht feststellbar ist, ist auch nicht herstellbar.“ Krankheit kann man diagnostizieren, aber wie stellt man „Gesundheit“ fest? Berufliche Aktivität wird nicht zuletzt durch Verträge und Gehälter festgelegt, aber wie lässt sich „ehrenamtliches Engagement“ erklären bzw. „erzeugen“? Mit viel Wortwitz und einer Portion Nachdenklichkeit nahm Euteneuer sein Publikum mit auf die „Schatzsuche Leben“, dessen größtes Ziel er darin sieht, „lebenssatt zu werden“. In einer Gesellschaft, in der Menschen vor allem durch Er- werbstätigkeit definiert werden, könne die „Tätigkeitsgesellschaft“ älteren Bürgern einen neuen Weg zu sinnstiftenden Aktivitäten bieten. Neuerdings geht es bei ehrenamtlichem oder auch bürgerschaftlichem Engagement nämlich nicht länger „nur“ darum, anderen Gutes zu tun, sondern auch um eine positive Form der „Eigennutz-Optimierung“ unter gezieltem Einsatz sozialer Kompetenzen. Die neuen Freiwilligen wollen sich „einbringen und nicht einfach nur eine Aufgabe oder eine Funktion erfüllen“, erklärt heinz Janning, Begründer einer der ersten Freiwilligen-Agenturen Deutschlands, in einem „Télécran“-Interview. Besonders ältere Menschen suchen nach einer Beschäftigung, die zu ihnen passt und bei der sie kreativ mitgestalten dürfen. Gleichzeitig möchten sie sozialen Nutzen aus ihrer Betätigung ziehen. Das heißt im Klartext: „Weg vom hilfsdiener hin zum helfenden Mitarbeiter“. Diese Wandlung macht sich auch bei den Ehrenamtlichen der RBS-Seniorenakademie bemerkbar. In ihrer Dankesrede wies RBS-Präsidentin Marie-Thérèse Gantenbein u.a. auf die wichtige Rolle der RBS-Biographiegruppe hin, die viel Arbeit in die verschie-

denen Buchprojekte gesteckt habe bzw. immer noch investiere. So ist z.B. inzwischen bereits ein sechster Band für die Serie „Aus dem Liewen erzielt“ in Vorbereitung. „Es ist an der Zeit, unseren vielen Freiwilligen ’merci’ zu sagen und auf diese Weise das Bénévolat einmal sichtbar zu machen. Es bekommt ein zunehmend anderes Gesicht hin zu einem qualifizierten Ehrenamt“, so die Präsidentin, selbst übrigens nach Berufstätigkeit als Lehrerin und politischer Karriere ebenfalls ehrenamtlich für den RBS tätig. Jacques Küntziger, Direktionsrat im Familienministerium und dort u.a. für die Koordination des Europäischen Jahres des Ehrenamtes und die Kampagne „Pak eng hand un – gëff Bénévole“ verantwortlich, plädierte für ein umdenken im hinblick auf ehrenamtliche Arbeit: „Der größte Wandel besteht darin, dass sich Freiwillige heute statt über einen langen Zeitraum eher kurzfristig engagieren wollen. Im Vordergrund stehen bestimmte Aktionen und nicht mehr so sehr der Verein oder die Organisation an sich. Anstatt sich in ein Schema pressen zu lassen und z.B. sofort Mitglied in einer Vereinigung zu werden, geht es vielmehr darum, mitbestimmend tätig zu werden.“ Das Mitspracherecht wie es z.B. viele pensionierte Senioren aus ihrer Arbeitswelt kennen, möchte man auch im Ehrenamt ausüben. In Zusammenarbeit mit der „Agence du Bénévolat“ sollen daher in Zukunft verstärkt konkrete Projekte ausgearbeitet werden, zu deren umsetzung man dann Ehrenamtliche mit einem bestimmten Kompetenzprofil sucht oder sie entsprechend dafür qualifiziert. „unsere Gesellschaft kann ohne das Bénévolat nicht leben, deshalb haben wir unsere Kampagne drei Zielen gewidmet: der Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit sowie der Politik und Entscheidungträgern im hinblick auf die Wichtigkeit des bürgerschaftlichen Engagements, der Rekrutierung neuer Freiwilliger sowie der Anerkennung derjenigen, die sich schon lange ehrenamtlich betätigen“, so Jacques Küntziger weiter. „Besonders ältere Mitbürger verfügen über einen enormen Reichtum an Erfahrungen, den wir nutzen und anderen zugute kommen lassen möchten. Sie können z.B. Jugendliche bei Schwierigkeiten während der Ausbildung gezielt unterstützen und begleiten oder aber hausaufgabenhilfe anbieten.“ Möglichkeiten des freiwilligen Engagements gibt es mehr als genug. In Zukunft muss es jedoch noch besser unterstützt und die entsprechenden Rahmenbedingungen müssen gewährleistet werden. Oder wie es heinz Janning ausdrückt: „Es ist Zeit für ein professionelles Freiwilligen-Management.“ Vibeke Walter › In Luxemburg üben, laut einer Studie zur Freiwilligentätigkeit in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten, zwischen 30 und 39% der Erwachsenen eine ehrenamtliche Tätigkeit aus. Insgesamt gehört das Großherzogtum zu den Ländern, die in den vergangenen zehn Jahren einen Anstieg an Freiwilligen verzeichnen konnten. Dennoch beklagen viele Vereine einen Mangel an Nachwuchs, was mit dem Wandel des bürgerschaftlichen Engagements sowie der Diskrepanz zwischen den Bedürfnissen von Organisationen und den Erwartungen der Freiwilligen zu erklären ist: Menschen wollen sich heute eher projektbezogen und kurzfristig engagieren. Durch die zunehmende Professionalisierung des Ehrenamts müssen ferner immer anspruchsvollere Aufgaben bewältigt werden, zu denen den Freiwilligen entweder die Kompetenz oder aber die Lust fehlt, wenn nicht eine entsprechende Anerkennung oder finanzielle Entschädigung erfolgt. Mehr Informationen über mögliches ehrenamtliches Engagement sowie das Programm des Europäischen Jahres des Ehrenamtes bei der „Agence du Bénévolat“ 26 12 10 1 oder www.benevolat.public.lu Mitten im Leben 31

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Mitten im Leben<br />

Multiplikatoren-Feier<br />

Muss sich das Ehren<strong>am</strong>t neu erfinden...?<br />

Am 18. Januar 2011 war es wieder soweit, und der<br />

RBS – Center fir Alterfroen <strong>lu</strong>d zu seiner alljährlichen<br />

Multiplikatorenehrung ins Centre Nic. Braun in Hesperange<br />

ein. Über 100 ehren<strong>am</strong>tlich tätige Senioren<br />

nutzten die Gelegenheit zum geselligen Austausch<br />

und verfolgten sichtlich <strong>am</strong>üsiert den Ausführungen<br />

des Gastredners Franz Josef Euteneuer.<br />

Der Diplom-Pädagoge, Kabarettist und Leiter des<br />

haus Franziskus in Trier brachte es in seinem unterhalts<strong>am</strong>en<br />

Vortrag auf den Punkt, als er die zunächst<br />

so gar nicht kompatibel erscheinenden<br />

Begriffe Ehren<strong>am</strong>t und Gesundheit miteinander<br />

verglich: „Beide zeichnen sich eigentlich durch eine<br />

Besonderheit aus, nämlich was nicht feststellbar<br />

ist, ist auch nicht herstellbar.“ Krankheit kann man<br />

diagnostizieren, aber wie stellt man „Gesundheit“<br />

fest? Berufliche Aktivität wird nicht zuletzt durch<br />

Verträge und Gehälter festgelegt, aber wie lässt<br />

sich „ehren<strong>am</strong>tliches Engagement“ erklären bzw.<br />

„erzeugen“? Mit viel Wortwitz und einer Portion<br />

Nachdenklichkeit nahm Euteneuer sein Publikum<br />

mit auf die „Schatzsuche Leben“, dessen größtes<br />

Ziel er darin sieht, „lebenssatt zu werden“. In einer<br />

Gesellschaft, in der Menschen vor allem durch Er-<br />

werbstätigkeit definiert werden, könne die „Tätigkeitsgesellschaft“<br />

älteren Bürgern einen neuen Weg<br />

zu sinnstiftenden Aktivitäten bieten.<br />

Neuerdings geht es bei ehren<strong>am</strong>tlichem oder auch<br />

bürgerschaftlichem Engagement nämlich nicht länger<br />

„nur“ darum, anderen Gutes zu tun, sondern<br />

auch um eine positive Form der „Eigennutz-Optimierung“<br />

unter gezieltem Einsatz sozialer Kompetenzen.<br />

Die neuen Freiwilligen wollen sich „einbringen<br />

und nicht einfach nur eine Aufgabe oder eine Funktion<br />

erfüllen“, erklärt heinz Janning, Begründer einer<br />

der ersten Freiwilligen-Agenturen Deutschlands, in<br />

einem „Télécran“-Interview. Besonders ältere Menschen<br />

suchen nach einer Beschäftigung, die zu ihnen<br />

passt und bei der sie kreativ mitgestalten dürfen.<br />

Gleichzeitig möchten sie sozialen Nutzen aus ihrer<br />

Betätigung ziehen. Das heißt im Klartext: „Weg vom<br />

hilfsdiener hin zum helfenden Mitarbeiter“.<br />

Diese Wand<strong>lu</strong>ng macht sich auch bei den Ehren<strong>am</strong>tlichen<br />

der RBS-Seniorenakademie bemerkbar. In ihrer<br />

Dankesrede wies RBS-Präsidentin Marie-Thérèse<br />

Gantenbein u.a. auf die wichtige Rolle der RBS-Biographiegruppe<br />

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