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28.10.2013 Aufrufe

24 Mitten im Leben Wie können wir unsere Erfahrung nutzen, um unser Leben positiv zu gestalten? In dieser Rubrik finden Sie interessante Artikel, die sich mit dieser Frage auseinandersetzen. Literaturtreff im Club „Haus Beim Kiosk“ Warum Bücher lesen? Es gibt doch Fernsehen und in der Tageszeitung den Fortsetzungsroman. Bedarf gedeckt! Ist dies die allgemeine Meinung? Weit gefehlt! Seit 2005 besteht beim club Senior in Schifflingen der Literaturtreff, geleitet von Madame Marie-Louise Reis, inzwischen pensionierte Deutschlehrerin am Lycée hubert clément in Esch und engagierte Leiterin, eher Moderatorin. „Schule“ findet deshalb bei den Zusammenkünften der ca. acht bis zehn Erwachsenen, eine optimale Anzahl, wie sich im Laufe der Jahre herausgestellt hat, nicht statt! Im Gegenteil: basisdemokratisch wird der Vorschlag – ohne weiteres aus dem Kreis der Teilnehmer – über das zu lesende Buch diskutiert und entschieden. So kam im Laufe der Zeit eine stattliche Reihe guter Literatur zusammen. Dazu gehören u.a. Bertolt Brecht „Die Dreigroschenoper“, „Mutter courage und ihre Kinder“, „Das Leben des Galilei“ und „Die Gedichte“; christine Brückner „Wenn Du geredet hättest, Desdemona“; Friedrich Dürrenmatt „Die Physiker“; Peter handke „Wunschloses unglück“;

Franz Kafka „Die Erzählungen“; Thomas Mann „Die Betrogene und andere Erzählungen“; José Saramago „Das Evangelium nach Jesus christus“; Martin Walser „Ein liebender Mann“ sowie momentan Karl Ove Knausgard „Alles hat seine Zeit“. hohe Ansprüche? Keine Spur, ein „Aufnahmeexamen“ findet nicht statt. Jeder Teilnehmer hat in angenehmer Warum einen Literaturkreis? Viele von uns werden noch heute von Ehrfurcht durchschüttelt, wenn sie das Wort „Literatur“ hören? Das waren oft unendlich langweilige Stunden mit unverständlichen Interpretationen von Texten, die mit einem selbst nichts zu tun hatten. Während das Sein oder das Nichtsein beschrieben wurde; zwei Seelen, die in irgendeiner Brust wohnten, behandelt wurden, war man selbst mit viel Profanerem beschäftigt. Was soll ich anziehen? Liebt sie/er mich? Wo bekomme ich noch schnell die hausaufgaben her? Literatur hat für viele von uns etwas Akademisches, etwas von hochkultur, etwas von… jedenfalls nichts, was uns selbst direkt angeht. Zugegeben, wenn ein ausgewiesener Schriftsteller etwas zum Ausdruck bringen möchte, dann darf man erwarten, dass dies auf einem gewissen Niveau geschieht. Schließlich erwarten wir ja auch Denkanstöße für unser eigenes Leben, wir erhoffen neue Gedanken und neue Erfahrungen. Dass dies anspruchsvolle Vorgänge sind, ist schon klar. und warum soll man sich nicht fordern lassen? Warum soll man sich eigentlich nicht anstrengen? Sollte man sich nicht manchmal aus gewohnten Bahnen reißen lassen? Sollte man nicht neugierig auf Neues sein? Na bitte. Es ist allerdings eine ungeheuere herausforderung, einem literarischen Werk seine Geheimnisse zu entlocken. Dazu ist oft sehr viel Fachwissen, wie zum und aufgelockerter Atmosphäre „seinen“ Platz. Oft und gern wird herzlich gelacht und dies bei weitem nicht nur in der obligatorischen Kaffeepause. Der Dienstagnachmittag ist im Terminkalender ein festes Datum! Das Literaturtreff-Team Beispiel Kenntnisse der sozialen, wirtschaftlichen oder psychologischen umstände der handlung nötig. Wenn man Ahnung vom Autor hat, dann kann das auch sehr hilfreich sein. Für viele Werke gibt es Gott sei Dank Begleitliteratur. Falls nicht, dann gibt es immer noch das Internet. Aber das ist alles sehr mühsam. Aus diesem Grund bietet sich ein Literaturkreis an. Es fängt schon damit an, dass man nicht alleine ist. Andere Menschen sind in der gleichen Situation wie man selbst. Auch sie wollen sich einem Werk nähern und nehmen dafür hilfe in Anspruch. Dann ist da eine Person, die sich näher mit dem betreffenden Buch beschäftigt hat und uns durch das Werk begleitet. und dann ist da noch der Spaß, den man in einer Gruppe erfahren kann. Das Lachen, Suchen, Blödeln, Entdecken. und schon kann Literatur Freude machen. Eine Lanze soll aber noch für die „triviale“ Literatur gebrochen werden. Wer bestimmt eigentlich, was anspruchsvolle Literatur ist und was in die Ecke der Groschenromane geschoben wird? Letztlich ist das doch nur Ansichtssache. Wenn man von einem Buch verzaubert ist, wenn es einen mit in andere Welten nimmt, wenn es uns berührt, dann kann es nicht trivial sein. und niemand hat das Recht über das zu urteilen, was wir lesen, oder aber über unsere Träume zu urteilen. Gerry Grosser Club Senior Syrdall Mitten im Leben 25

Franz Kafka „Die Erzäh<strong>lu</strong>ngen“; Thomas Mann „Die<br />

Betrogene und andere Erzäh<strong>lu</strong>ngen“; José Sar<strong>am</strong>ago<br />

„Das Evangelium nach Jesus christus“; Martin<br />

Walser „Ein liebender Mann“ sowie momentan Karl<br />

Ove Knausgard „Alles hat seine Zeit“. hohe Ansprüche?<br />

Keine Spur, ein „Aufnahmeex<strong>am</strong>en“ findet<br />

nicht statt. Jeder Teilnehmer hat in angenehmer<br />

Warum einen Literaturkreis?<br />

Viele von uns werden noch heute von Ehrfurcht<br />

durchschüttelt, wenn sie das Wort „Literatur“ hören?<br />

Das waren oft unendlich langweilige Stunden<br />

mit unverständlichen Interpretationen von Texten,<br />

die mit einem selbst nichts zu tun hatten. Während<br />

das Sein oder das Nichtsein beschrieben wurde;<br />

zwei Seelen, die in irgendeiner Brust wohnten,<br />

behandelt wurden, war man selbst mit viel Profanerem<br />

beschäftigt. Was soll ich anziehen? Liebt sie/er<br />

mich? Wo bekomme ich noch schnell die hausaufgaben<br />

her?<br />

Literatur hat für viele von uns etwas Akademisches,<br />

etwas von hochkultur, etwas von… jedenfalls nichts,<br />

was uns selbst direkt angeht.<br />

Zugegeben, wenn ein ausgewiesener Schriftsteller<br />

etwas zum Ausdruck bringen möchte, dann darf<br />

man erwarten, dass dies auf einem gewissen Niveau<br />

geschieht. Schließlich erwarten wir ja auch Denkanstöße<br />

für unser eigenes Leben, wir erhoffen neue<br />

Gedanken und neue Erfahrungen. Dass dies anspruchsvolle<br />

Vorgänge sind, ist schon klar. und warum<br />

soll man sich nicht fordern lassen? Warum soll<br />

man sich eigentlich nicht anstrengen? Sollte man<br />

sich nicht manchmal aus gewohnten Bahnen reißen<br />

lassen? Sollte man nicht neugierig auf Neues sein?<br />

Na bitte.<br />

Es ist allerdings eine ungeheuere herausforderung,<br />

einem literarischen Werk seine Geheimnisse zu entlocken.<br />

Dazu ist oft sehr viel Fachwissen, wie zum<br />

und aufgelockerter Atmosphäre „seinen“ Platz. Oft<br />

und gern wird herzlich gelacht und dies bei weitem<br />

nicht nur in der obligatorischen Kaffeepause. Der<br />

Dienstagnachmittag ist im Terminkalender ein festes<br />

Datum!<br />

Das Literaturtreff-Te<strong>am</strong><br />

Beispiel Kenntnisse der sozialen, wirtschaftlichen oder<br />

psychologischen umstände der hand<strong>lu</strong>ng nötig. Wenn<br />

man Ahnung vom Autor hat, dann kann das auch sehr<br />

hilfreich sein. Für viele Werke gibt es Gott sei Dank Begleitliteratur.<br />

Falls nicht, dann gibt es immer noch das<br />

Internet. Aber das ist alles sehr mühs<strong>am</strong>.<br />

Aus diesem Grund bietet sich ein Literaturkreis an.<br />

Es fängt schon d<strong>am</strong>it an, dass man nicht alleine ist.<br />

Andere Menschen sind in der gleichen Situation wie<br />

man selbst. Auch sie wollen sich einem Werk nähern<br />

und nehmen dafür hilfe in Anspruch.<br />

Dann ist da eine Person, die sich näher mit dem betreffenden<br />

Buch beschäftigt hat und uns durch das<br />

Werk begleitet. und dann ist da noch der Spaß, den<br />

man in einer Gruppe erfahren kann. Das Lachen, Suchen,<br />

Blödeln, Entdecken. und schon kann Literatur<br />

Freude machen.<br />

Eine Lanze soll aber noch für die „triviale“ Literatur<br />

gebrochen werden. Wer bestimmt eigentlich, was<br />

anspruchsvolle Literatur ist und was in die Ecke der<br />

Groschenromane geschoben wird? Letztlich ist das<br />

doch nur Ansichtssache. Wenn man von einem Buch<br />

verzaubert ist, wenn es einen mit in andere Welten<br />

nimmt, wenn es uns berührt, dann kann es nicht trivial<br />

sein. und niemand hat das Recht über das zu urteilen,<br />

was wir lesen, oder aber über unsere Träume<br />

zu urteilen.<br />

Gerry Grosser<br />

C<strong>lu</strong>b Senior Syrdall<br />

Mitten im Leben 25

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