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LOGBUCH - Spitsbergen Travel AS

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<strong>LOGBUCH</strong><br />

An Bord der MV Polarstar<br />

Spitzbergen, 25. Juli -01. August 2008<br />

Geschrieben von Gerit Birnbaum<br />

<strong>Spitsbergen</strong> <strong>Travel</strong> <strong>AS</strong> – www.spitsbergentravel.com - Telefon: +47 79 02 61 00


Freitag, 25. Juli 2008<br />

Longyearbyen (78°10’N 15°20’E)<br />

Nach einem ersten Informationsmeeting im Hotel „Funken“ am Vormittag bestiegen wir<br />

gegen 13:30 Uhr die Busse zu einer geführten Stadtrundfahrt durch Longyearbyen. Auch<br />

dem Museum, welches mit der Universität UNIS unter einem Dach ist, statteten wir einen<br />

Besuch ab. Unsere Rundfahrt endete an der Pier von Longyearbyen, wo wir jedoch zu<br />

unserer Überraschung nicht unser Schiff, die POLAR STAR, selbst, sondern drei ihrer<br />

Schlauchboote vorfanden. Koffer markieren lassen, Schwimmweste anlegen, und schon<br />

saßen wir zum ersten Mal in den Zodiacs, mit denen wir schließlich zum Schiff übersetzten.<br />

Den üblichen ersten Tätigkeiten wie einchecken, die Kabinen beziehen und ein wenig<br />

auspacken folgten ein Willkommenssekt und dazu passende Snacks in der Observation<br />

Lounge der POLAR STAR. Gut gestärkt verfolgten wir dann die Vorstellung unseres<br />

Kapitäns Jacek Majer, unseres Hotelmanagers Florin Blaj und unserer Expeditionsleiterin<br />

Anja Fleig mit ihrem Guide-Team. Im Anschluss an diese Einführung erfolgten die<br />

Sicherheitseinweisung und die Seenotrettungsübung, die am Beginn einer jeden Seereise für<br />

alle Passagiere obligatorisch sind.<br />

Während des Abendessens fuhren wir den Isfjorden hinaus zur russischen Bergwerksiedlung<br />

Barentsburg, die wir gegen 18:30 Uhr erreichten.<br />

Barentsburg (78°00’N 14°00’E)<br />

Barentsburg liegt am Grønfjorden, lebt vom Kohlebergbau und hat derzeit rund 500<br />

Einwohner aus Russland und aus der Ukraine. In der Siedlung leben auch Bergleute mit<br />

ihren Familien; für die Kinder ist ein Kindergarten und eine Schule eingerichtet. Barentsburg<br />

ist zudem die einzige Siedlung auf Svalbard, in der Landwirtschaft betrieben wird: Es werden<br />

Schweine und Hühner gehalten, und in einem Gewächshaus werden verschiedene Sorten<br />

von Gemüse gezogen.<br />

In der Siedlung waren wir zunächst mit zwei lokalen Fremdenführern zu Fuss unterwegs.<br />

Danach blieb Zeit für einen Besuch des umfangreich bestückten Pomor-Museums, des<br />

Polarstar-Souvenirladens oder des örtlichen Hotels – wo sich einige von uns, wie es sich<br />

gehört, wenn man hier ist, einen echten russischen Wodka genehmigten! Höhepunkt des<br />

Abends war eine Folkloredarbietung mit traditionellen russischen Liedern und Tänzen im<br />

Konzertsaal des Kulturzentrums.<br />

Kurz nach 22 Uhr waren wir zurück auf der POLAR STAR. Wir fuhren aus dem Isfjorden<br />

heraus und setzten unsere Reise entlang der Westseite von Prins Karls Forland nach<br />

Norden hin fort.<br />

Samstag, 26. Juli 2008<br />

Ny-Ålesund (78°50’N 11°30’E)<br />

Am Morgen fuhren wir in den Kongsfjorden ein, an dessen Südseite Ny-Ålesund, die<br />

nördlichste Siedlung der Welt, liegt. Als ehemalige Kohlebergbausiedlung und heutiges<br />

internationales Zentrum für Arktisforschung, gelten in Ny-Ålesund besondere Richtlinien für<br />

einen Besuch des Ortes, welche uns nach dem Frühstück erläutert wurden. Auch in Ny-<br />

Ålesund konnten wir nicht an der Pier festmachen, weil diese Position an das<br />

Kreuzfahrtschiff „Astoria“ vergeben worden war. So saßen wir kurz nach 09 Uhr schon zum<br />

zweiten Mal auf dieser Reise in den Zodiacs, um schließlich zum Hafen von Ny-Ålesund<br />

überzusetzen.


Wir teilten uns in verschiedene Gruppen auf, um den Ort zu erkunden und insbesondere<br />

mehr über die wechselvolle Geschichte dieser Siedlung zu erfahren. Wir sahen den alten<br />

Bergwerkszug, der zum Transport der Kohle von der Grube zur Verladestation eingesetzt<br />

worden war. Weiter wanderten wir durch die Ansammlung von farbigen Holzhäusern, die<br />

teilweise noch aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg stammen. Einige von uns warfen auch<br />

einen Blick in das Museum, um zu erfahren, wie die Bergarbeiter einst gelebt haben.<br />

Am Denkmal für den norwegischen Polarforscher Roald Amundsen erfuhren wir mehr über<br />

die kühnen Forscher, die von Ny-Ålesund aus zu ihren Expeditionen in die Innere Arktis<br />

aufgebrochen sind. Natürlich spielte Amundsen dabei die Hauptrolle; vor allem seine<br />

Expedition von 1926, als er zusammen mit dem Amerikaner Lincoln Ellsworth, dem Italiener<br />

Umberto Nobile und Mannschaft mit dem Luftschiff NORGE über den Nordpol und weiter<br />

nach Teller/Alaska fuhr. Nach Amundsen hat Umberto Nobile 1928 noch einmal den Mast<br />

genutzt, der noch heute am Rande der Siedlung steht. Von dort aus ist er, nach einer<br />

erfolgreichen Probefahrt in Richtung Osten, zu seiner ITALIA-Nordpol-Fahrt aufgebrochen,<br />

bei der etliche Menschen ums Leben kamen, nicht zuletzt Roald Amundsen, welcher bei<br />

dem Versuch seinen vorherigen Rivalen zu retten über der Barentssee abstürzte.<br />

Nach mehreren schweren Grubenunglücken in den 50-er und Anfang der 60-er Jahre wurde<br />

der Bergbau in Ny-Ålesund komplett eingestellt, und die Siedlung wurde in den<br />

nachfolgenden Jahrzehnten zu einem internationalen Zentrum für Arktisforschung mit dem<br />

Schwerpunkt Atmosphären- und Ozonschichtforschung umgestaltet. Es werden aber auch<br />

geologische, biologische und glaziologische Arbeiten durchgeführt, und zwar von<br />

verschiedensten Nationen, die hier Institute unterhalten. Beispielsweise wurde erst in diesem<br />

Sommer eine indische Forschungsstation eröffnet.<br />

Nach dem Rundgang hatten wir noch genug Zeit, um mit Simon Vögel zu beobachten, oder<br />

uns in der Siedlung auf eigene Faust umzusehen, um einzukaufen und natürlich um unsere<br />

Post – entsprechend gestempelt - vom nördlichsten Postamt der Welt aus auf den Weg in<br />

die Heimat zu bringen.<br />

Kurz nach 12 Uhr verließ POLAR STAR Ny-Ålesund, und weiter ging es nach Norden<br />

entlang der Sieben Gletscher in Richtung Magdalenefjorden. Nach dem Mittagessen<br />

erhielten wir Information über Regeln der Association of Arctic Expedition Cruise Operators<br />

(AECO), welche darauf ausgerichtet sind, den Tourismus in der Arktis so umweltverträglich<br />

wie nur möglich zu gestalten. Weiterhin wurde uns das Projekt „Clean Up Svalbard“ des<br />

Sysselmanns vorgestellt, und wir erhielten eine Einweisung in den Ablauf von<br />

Zodiacoperationen sowie ein Briefing über Verhaltensregeln zur Sicherheit an Land.<br />

Kurz vor der Einfahrt in den Magdalenefjorden erschallte zum ersten Mal über das<br />

Lautsprechersystem der Ruf „There is a polar bear …“, Simon hatte am Ufer, allerdings in<br />

einiger Entfernung, unseren ersten Eisbären gesichtet.<br />

Magdalenefjorden (79°30’N 10°30’E)<br />

Der Magdalenefjorden ist der bekannteste Fjord Svalbards und einer der wenigen Plätze, wo<br />

auch grössere Schiffe ankern können. Es ist ein wunderschöner, 8 km langer, Fjord mit den<br />

sprichwörtlichen ”spitzen Bergen” an den Küsten, die vermutlich diejenigen Berge sind, die<br />

Willem Barents 1596 zuerst gesichtet hat und nach denen er die grösste Insel der Gruppe<br />

benannt hat.<br />

Um nicht in Konflikt mit der uns folgenden „Astoria“ zu geraten, verzichteten wir auf eine<br />

Anlandung und genossen stattdessen die einzigartige Schönheit des Fjordes von Bord der<br />

POLAR STAR aus, die bis zur mächtigen Abbruchkante des Waggonway-Gletschers<br />

vordrang.


Auf der Südseite ragt eine sandige Halbinsel nach Norden in den Fjord: Gravneset oder<br />

übersetzt ”Gräberhalbinsel”. An diesem Platz haben Walfänger im 17. und 18. Jahrhundert<br />

ihre Toten begraben. Heute sind noch 150 Steinhaufen und Holzsärge in diesem Gräberfeld<br />

erhalten. Darüber hinaus sind am Strand noch die Reste von Tranöfen erhalten, in denen die<br />

Walfänger den Speck der gefangenen Meeressäuger ausgekocht haben. Am Fuss des am<br />

nächsten gelegenen Berghanges steht heute eine Hütte des Sysselmanns von Svalbard, in<br />

der im Sommer Ranger stationiert sind, um die Anlandungen der Schiffe zu überwachen<br />

sowie Bestände von Tieren zu erfassen.<br />

Nach Verlassen des Magdalenefjordens durchfuhren wir das Sørgattet und weiter den<br />

Smeerenburgfjorden hinauf an Danskøya und Amsterdamøya vorbei in die offene See.<br />

Danskøya ist bekannt als Ausgangspunkt für die Versuche des berühmten Schweden<br />

Salomon August Andrée, mit einem Ballon den Nordpol zu erreichen. Während es im<br />

Sommer 1896 aufgrund schlechten Wetters und anderer Widrigkeiten nicht zum Start kam,<br />

verschwanden 1897 Andrée und seine beiden Mitstreiter Knut Fraenkel und Nils Strindberg<br />

nach dem Start in Richtung Norden spurlos. Erst 1930 wurden ihre Überreste von einer<br />

norwegischen Expedition zufällig auf der Insel Kvitøya im Osten von Svalbard gefunden.<br />

Vor dem Abendessen fanden wir uns alle zu unserem ersten Tagesrückblick, dem sog.<br />

Recap, in der Observation Lounge zusammen. Stefan präsentierte spannende und<br />

vertiefende Details zur Geschichte des Walfangs in den Gewässern Spitzbergens. Anja<br />

informierte uns, wie auch an allen folgenden Abenden, über die für den nächsten Tag<br />

geplanten Aktivitäten.<br />

Nach dem Abendessen gab Heiner Kubny im Rahmen einer Präsentation viele wertvolle<br />

Tipps zur Fotographie in Polarregionen.<br />

Gegen 22:30 Uhr hielt dann der heutige Tag noch einen weiteren Höhepunkt für uns bereit.<br />

Wir erreichten Moffen, eine ringförmige, flache Sandinsel, die für ihre Walrosskolonie<br />

bekannt ist.<br />

Moffen (80°00’N 14°30’E)<br />

Wir konnten insgesamt ca. 40 dieser an Land so plump erscheinenden Tiere in unmittelbarer<br />

Strandnähe ausmachen. Moffen ist ein Naturreservat, und so mussten natürlich auch wir die<br />

vorgeschriebene 300-m-Schutzzone um die Insel herum respektieren.<br />

Walrosse sind die größten Robben der Arktis: Sie werden bis 1.500 kg schwer! Sie sind nicht<br />

gerade Schönheiten, und sie riechen aus der Nähe auch nicht gut, aber sie haben die<br />

charakteristischen langen Stoßzähne aus Elfenbein, deretwegen sie in vielen Gebieten der<br />

Arktis ausgerottet wurden. Die massigen Tiere ernähren sich fast ausschließlich von<br />

Muscheln. Männliche und weibliche Tiere halten sich außerhalb der Paarungszeit<br />

voneinander getrennt, auf Moffen haben wir nur männliche Tiere beobachtet.<br />

Sonntag, 27. Juli 2008<br />

Im Packeis<br />

Von vielen unbemerkt fuhren wir in dieser Nacht gegen 02:30 Uhr bei traumhaften<br />

Lichtverhältnissen in die Randzone des arktischen Packeises ein und stoppten die<br />

Maschinen auf 80°28’N 18°08’E. Ab 06 Uhr morgens fuhren wir dann direkt an der Eiskante<br />

entlang. Östlich von uns war am Horizont, immer noch von dichtem Packeis eingeschlossen,<br />

die nördlichste Inselgruppe des Svalbard Archipels zu sehen, Sjuøyane, die Sieben Inseln.<br />

Auf unserem Weg nach Nordwesten begaben wir uns nach dem Frühstück auf die Suche<br />

nach Tieren, aber vor allem natürlich nach Eisbären. Direkt an der Eiskante hatten wir leider<br />

kein Glück, so beschlossen wir schließlich ins Eis hinein zu fahren. Schon sehr bald wurde<br />

auf einer Scholle ein brauner Punkt entdeckt, der sich als Walross entpuppte. Wenig später<br />

war es dann soweit, ein Eisbär, ein ausgewachsenes Männchen hatte uns entdeckt, und<br />

kam bedächtig aber doch neugierig auf unser Schiff zu. Kurz nach dieser ersten „richtigen“


Begegnung mit einem Eisbären auf dieser Fahrt erreichten wir dann den nördlichsten Punkt<br />

unserer Reise auf 80°45’N 17°17’E. Damit waren wir nur noch 555 nm bzw. 1028 km vom<br />

Nordpol entfernt. Auf diesen Moment stießen wir in der Observation Lounge mit einem Glas<br />

norwegischem Linie-Aquavit an, der seinerseits zweimal über den Äquator geschippert<br />

werden muss, bevor er in Flaschen abgefüllt werden darf! Unser Aquavit war jedoch auf der<br />

POLAR STAR in der letzten Wintersaison sogar mit über den südlichen Polarkreis gefahren,<br />

dann nochmals über den Äquator, über den nördlichen Polarkreis und nun im Verlaufe<br />

unserer Reise also bis über 80 Grad Nord!<br />

Das anschließende Mittagessen fand, glücklicherweise erst während des letzten Ganges, ein<br />

jähes Ende, als plötzlich wieder über das Lautsprechersystem der Ruf „There is a polar bear<br />

…“ erschallte. Dieser Bär, ein noch junges Tier, war wesentlich neugieriger als der Bär, den<br />

wir zuvor beobachtet hatten. Er kam ganz dicht an den Bug der POLAR STAR heran und<br />

schickte uns als Fotographen etliche Male zwischen Back- und Steuerbord hin und her, um<br />

ein schönes Bild von ihm zu bekommen. Schließlich verzog er sich auf einen hohen<br />

Presseisrücken unweit des Schiffes. POLAR STAR blieb an dieser Stelle bis kurz nach 15<br />

Uhr mit gestoppten Maschinen im Eis liegen. Das Wetter und die Sicht hatten sich im Laufe<br />

des Tages beträchtlich verschlechtert. Schließlich sollte mit einem Kurs in Richtung<br />

Südosten wieder ungefähr der Punkt erreicht werden, an dem wir am Morgen in die<br />

Eisrandzone eingefahren waren. In der Zeit bis dorthin wollte uns Anja ab 15:30 Uhr im<br />

Rahmen eines Vortrages einen umfassenden Einblick in den „Spielplatz“ Meereis geben.<br />

Aber wie das Leben, bzw. das Eis so spielt, als Anja gerade das Mikrophon zur Hand nahm<br />

ertönte abermals der Hinweis auf einen Eisbären. In diesem Fall hatte jedoch das Anwerfen<br />

der Motoren unseren Bären auf dem Presseisrücken nur aus dem Schlaf gerüttelt, so dass<br />

wir unsere Fahrt alsbald fortsetzten, und Anja schließlich mit ihrem Vortrag beginnen konnte.<br />

Mitten im Vortrag, gegen 16:40 Uhr, erschallte jedoch abermals Simons Stimme von der<br />

Brücke. Eisbär Nummer Drei des Tages war gesichtet worden. Wir befanden uns nun schon<br />

wieder ganz nah an der Grenze zum offenen Wasser. Es war ein Erlebnis zu sehen, wie<br />

geschickt sich der Bär auf den durch die einlaufenden Wellen schwankenden Schollen<br />

fortbewegte und auch Nahrung aus dem Wasser fischte. Anja konnte schließlich ihren<br />

Vortrag beenden, und auch die Präsentation von Jean-Luis nach dem Abendessen über<br />

„Giganten des Nordens – Eisbären und ihre Verwandte“ konnten wir ohne Unterbrechung<br />

genießen. Allerdings war inzwischen auch so dichter Nebel aufgezogen, dass eine weitere<br />

Navigation im Eis nicht möglich war. POLAR STAR stoppte nordöstlich der Insel Logøya<br />

abermals für mehrere Stunden die Maschinen.<br />

Montag, 28. Juli 2008<br />

Gegen 02 Uhr morgens ging ein Rütteln durchs Schiff, die Maschinen waren erneut<br />

angeworfen worden, und POLAR STAR setzte ihre Reise fort. Wir fuhren von Norden her in<br />

die Hinlopen Stretet ein und erreichten kurz vor dem Frühstück Alkefjellet, den landschaftlich<br />

schönsten Vogelfelsen Svalbards. Es war ein wunderschöner, sonniger Morgen, so dass<br />

einem Zodiac-Cruising entlang der aus Basaltsäulen bizarr geformten Felswand nichts mehr<br />

im Wege stand.<br />

Alkefjellet (79°30’N 18°00’E)<br />

Vor allem zwei Arten waren am Alkefjellet (auf deutsch „Lummenberg“) versammelt:<br />

Dickschnabellummen, mit geschätzt mindestens 60000 Brutpaaren, und Dreizehenmöwen.<br />

Die Lummen saßen dicht gepackt auf den zahllosen Felssimsen in den steilen Wänden.<br />

Andere schwammen vor der Felswand auf dem Wasser, und auch in der Luft vor der Wand<br />

war ein ständiges Kommen und Gehen bzw. Anfliegen und Abfliegen zu beobachten. Wir<br />

sahen die Lummen auch direkt neben den Zodiacs tauchen und ihre Schwierigkeiten, von<br />

der Wasseroberfläche abzuheben.


Die Dreizehenmöwen waren ebenfalls in voller Personalstärke in den Wänden zugegen.<br />

Diese Möwenart ist so lange an die luftigen Brutplätze gebunden, bis die Jungen voll<br />

flugfähig sind – anders als die Lummen, deren Junge schon vom Felsen springen, bevor sie<br />

fliegen können.<br />

Neben diesen beiden dominierenden Vogelarten konnten wir noch einige andere<br />

beobachten, vor allem die Gryllteiste und die Eismöwe. Letztere Art füllt hier eine<br />

ökologische Nische, die in anderen Gegenden der Welt Greifvögel innehaben, die jedoch auf<br />

Svalbard gänzlich fehlen: Sie ernähren sich im Wesentlichen als Nesträuber aus der<br />

Vogelkolonie. Den unablässig lärmenden Vogelfelsen verlassend steuerten wir auf dem<br />

Rückweg noch eine Gletscherabbruchkante in einer kleinen Bucht weiter nördlich an. Hier<br />

liegt der Eisschild Odinjøkulen direkt auf den Klippen auf und sucht sich steil den Weg ins<br />

Meer herunter.<br />

Während wir staunend am Vogelfelsen vorbeiglitten filmte uns ein Team des Tier- und<br />

Naturfilmers Jason Roberts, der zur Zeit auf Svalbard Aufnahmen für das neue BBC-Projekt<br />

„Frozen Planet“ dreht, welches 2011 erstmals ausgestrahlt werden soll. Zurück an Bord der<br />

POLAR STAR stellte uns Jason Roberts, der seit 19 Jahren Eisbären filmt, in der<br />

Observation Lounge eine Reihe beeindruckender Kostproben seines Schaffens vor.<br />

Svartberget (79°28’N 20°02’E)<br />

Zu unserer Faszination aber zum Kopfzerbrechen unserer Expeditionsleiterin Anja befand<br />

sich in der Hinlopen Stretet für den Zeitpunkt Ende Juli noch verhältnismässig viel Drifteis,<br />

welches sich insbesondere gürtelartig um die Südwestküste der zweitgrößten Insel von<br />

Svalbard, Nordaustlandet, zog. So wurden Plan A, Wahlenbergfjorden, und Plan B,<br />

Torellneset, als Nachmittagsanlandungen auf Nordaustlandet verworfen. Nachdem Gerit uns<br />

in der Observation Lounge über Forschungsarbeiten in der Region Svalbard berichtet hatte,<br />

ließen wir kurz vor 16:00 Uhr unsere Zodiacs für den Shuttle zum Strand schließlich südlich<br />

des Svartberget zu Wasser. Eine für alle Guides neue Anlandungsstelle, aber wie sich<br />

herausstellen sollte, ein zum Wandern und zum intensiven Erleben der Natur sehr gut<br />

geeigneter Ort. Wir teilten uns insgesamt in drei Gruppen auf. Mit Helle, Kjersti und Stefan<br />

ging es zügig hinauf auf den Svartberget; Simon und Jean-Luis begleiteten eine kleine<br />

Gruppe, die in Strandnähe vor allem das Tierleben und die Pflanzenwelt vor Ort genossen.<br />

Alle anderen wanderten mit Anja, Michael und Gerit bis zum Fuß der Eiskappe, wobei<br />

unterwegs genügend Zeit für Pflanzenfotographie und zum Beobachten von Renntieren<br />

blieb. Allen unvergesslich wird der weite Blick über die mit Eisschollen übersäte Hinlopen<br />

Stretet auf die Ostküste von <strong>Spitsbergen</strong> bleiben.<br />

Bråsvellbreen (79°15’N 22°31’E)<br />

Doch dieser Tag im Osten Svalbards sollte noch einen weiteren, für viele von uns, DEN<br />

Höhepunkt unserer Reise bereithalten.<br />

Gegen Abend nahm POLAR STAR Kurs auf den Bråsvellbreen, den südlichsten Ausläufer<br />

der Eiskappe Austfonna auf Nordaustlandet. Der 8000 km² große und viele hundert Meter<br />

mächtige Eispanzer Austfonna dominiert diese Insel und sein gesamter Süd- und Ostrand<br />

endet im Meer, so dass hier eine 200 km lange Abbruchkante besteht. Aus selbiger stieß in<br />

den dreißiger Jahren der Bråsvellbreen, ein 30 km breiter Teil, ganze 15 km in das offene<br />

Meer vor, und das in einem Zeitraum von gerade mal zwei Jahren! Der Grund war ein so<br />

genannter „Surge“, ein plötzlicher Gletschervorstoß, der auf Svalbard typisch ist.<br />

Gegen 22:30 Uhr erreichte POLAR STAR den dichten Treibeisgürtel vor dem Bråsvellbreen.<br />

Von nun an fuhren wir in einem Zick-Zack-Kurs immer den offenen Rinnen zwischen<br />

größeren Eisschollen folgend auf die Abbruchkante zu. Es war abermals ein Erlebnis, die<br />

Schollen an die Bordwand krachen zu hören, oder direkt am Bug auseinander brechen zu<br />

sehen. Schließlich war sie zum Greifen nah, die 20 bis 30 m hohe Abbruchfront, aus der sich<br />

an zahlreichen Stellen kleine oder größere Schmelzwasserfälle ins Meer ergossen.


Es war kurz nach 01 Uhr nachts, viele von uns spielten mit dem Gedanken nach diesem<br />

traumhaften Tag nun endlich ins Bett zugehen, da wurden von der Brücke aus sechs<br />

Eisbären gesichtet, jeweils ein Weibchen mit zwei Jungen. Diese sehr selten anzutreffende<br />

hohe Konzentration von Bären auf dem Eis ließ alle Gedanken an Müdigkeit sofort<br />

verfliegen, die Maschinen wurden gestoppt, und wir alle standen gebannt an Deck und<br />

verfolgten wie sich die beiden Bärenfamilien, die eine zu nächst abwartend beobachtend, die<br />

andere neugierig voranschreitend, der POLAR STAR näherten.<br />

Diese Szenerie im Eis vor der Gletscherfront wird uns allen unvergesslich bleiben. Die<br />

Mitternachtssonne tauchte die Landschaft in weiches Licht, wobei insbesondere die von<br />

weiß, über grün bis tiefem blau variierenden Farben der vom Meereis umschlossenen<br />

Eisberge besonders intensiv strahlten. Insgesamt fast zwei Stunden lang beobachteten wir<br />

die Bären, wie sie neugierig über Eisrücken lugten, sich wohlig auf dem Eis rekelten, und<br />

sich schließlich durch das Labyrinth aus Schollen von der POLAR STAR entfernten.<br />

Dienstag, 29. Juli 2008<br />

Gegen 03 Uhr morgens wurden die Maschinen wieder gestartet, und POLAR STAR fuhr aus<br />

dem Eisgürtel heraus und weiter in südliche Richtung durch die Olgastretet. Um 07:45 Uhr<br />

weckte uns Anja, wie jeden Morgen, mit einer freundlichen Stimme und Informationen zur<br />

Position und zum Wetter von der Brücke. Gern hätte der ein oder andere vielleicht noch<br />

etwas länger geschlafen, aber auf uns wartete schließlich der zweite „Beautiful Day“ in den<br />

Gewässern im Osten von Svalbard.<br />

Nach dem Frühstück gab uns Jean-Luis im Rahmen eines Vortrages einen interessanten<br />

Einblick in das Innenleben der Gletscher. Viele von uns zog es aber schließlich an Deck.<br />

Sonne und Wolken wechselten sich ab als die POLAR STAR immer wieder kleinere<br />

Treibeisfelder passierend an der Ostküste von Barentsøya entlang auf den Eingang des<br />

Freemansundet zufuhr. Der Freemansundet, der Barentsøya im Norden und Edgeøya im<br />

Süden von einander trennt, ist 35 km lang und 6 km breit. Seine Namensgebung verdankt er<br />

Aldeman Ralph Freeman von London, Mitanführer der Muscovy Kompanie, die zu Beginn<br />

des 17. Jahrhunderts Walfänger für <strong>Spitsbergen</strong> rüstete und aussandte.<br />

Freemansundet (78°13’N 21°54’E)<br />

Anja hatte für den späten Vormittag eine Anlandung auf Barentsøya unterhalb eines<br />

Vogelcanyons geplant. Bei Annäherung entdeckte Simon allerdings einen Eisbären, der<br />

oberhalb des Canyons in den Felsen lag. Dies machte eine Anlandung an dieser Stelle<br />

natürlich zunichte. POLAR STAR fuhr quer über den Freemansundet, und wir landeten an<br />

der Nordküste von Edgeøya an. Auf einer kurzen Wanderung durch die Tundra kamen auch<br />

die Blumenliebhaber und -photographen unter uns auf ihre Kosten.<br />

Kapp Lee (78°00’N 20°30’E)<br />

Während des Mittagessens fuhr POLAR STAR weiter in Richtung Westen durch den<br />

Freemansundet, und gegen 15:00 Uhr erreichten wir unsere nächste geplante Anlandestelle<br />

– Kapp Lee. Doch wir konnten kaum fassen, was wir durch unsere Ferngläser sahen – zwei<br />

Eisbären machten nunmehr auch diesen Landgang unmöglich. Kurzentschlossen teilten wir<br />

uns in zwei Gruppen auf. Zwischen 16:00 und 18:00 Uhr war für jeweils eine Stunde eine<br />

Gruppe mit den Zodiacs am Kapp unterwegs während die andere Gruppe durch Stefan in<br />

der Observation Lounge näheres über die Pflanzenwelt Svalbards erfuhr. Von den Zodiacs<br />

aus beobachteten wir in einer kleinen geschützten Bucht ca. 35 bis 40 Walrosse, die an der<br />

Küste schliefen. Den Hintergrund bildeten drei Holzhütten älteren Datums: eine achteckige<br />

Trapperhütte aus dem Jahr 1904 und zwei Hütten aus dem Jahr 1968, die von holländischen<br />

Forschern damals hier aufgestellt wurden. Sechs Walrosse wurden mit der Zeit mobil und<br />

begaben sich ins Wasser. Aus respektvoller Entfernung schauten wir ihnen eine Weile beim


Tummeln zu, bevor wir zurück zur POLAR STAR noch einen Umweg um einen bizarr<br />

geformten, kleinen Eisberg nahmen.<br />

Zurück an Bord überraschte uns Anja auf dem Observation Deck mit heißer Schokolade,<br />

natürlich mit einem Schuss Rum und Sahne. POLAR STAR setzte ihre Reise mittlerweile<br />

quer durch den Storfjorden in südwestliche Richtung fort. Im Anschluss an das Abendessen<br />

lud Simon zu einem Vortrag über verschiedenste auf Svalbard vorkommende Vögeln ein. –<br />

Wie lange hat es wohl gedauert, bis er auch sehr seltene Arten so perfekt vor die Kamera<br />

bekommen hat?<br />

Nachts umfuhren wir das Sørkapp, die südlichste Spitze der Insel <strong>Spitsbergen</strong>. Von dort aus<br />

führte uns unsere Reiseroute dann wieder nach Norden.<br />

Mittwoch, 30. Juli 2008<br />

Burgerbukta (77°16’N 16°00’E) und Brepollen (77°00’N 16°28’E)<br />

Unsere heutigen Expeditionsziele lagen im Gebiet des Hornsundes, des großen<br />

Fjordsystems im Süden von <strong>Spitsbergen</strong>. Wir beschlossen den Hornsund zunächst von der<br />

POLAR STAR aus näher zu erkunden. Zwar verhüllten tief hängende Wolken viele<br />

Berggipfel, aber dennoch oder vielleicht gerade deshalb lag eine mystische Stimmung über<br />

der Landschaft.<br />

Bei der Landzunge Gnålodden bogen wir erstmals aus dem Hauptarm nach Norden ab in die<br />

Vestre Burgerbukta, an deren nördlichem Ende der Paierlbreen (benannt nach einem<br />

österreichischen Bergführer) ins Meer fließt, und an deren Seite, an einer steilen Bergflanke<br />

ein kleiner weiterer Gletscher sich so festklammert, dass es einem Wunder gleichkommt,<br />

dass er nicht abstürzt. Danach besuchten wir die Østre Burgerbukta mit dem<br />

Mühlbacherbreen (ebenfalls nach einem Österreicher benannt, dieses Mal ein<br />

Expeditionsmitglied auf der Expedition von Graf Wilczek nach Spitzbergen) an seinem Ende.<br />

Viele kleine und größere Eisstücke in dieser Bucht wiesen darauf hin, dass der Gletscher<br />

hier in jüngster Zeit gekalbt haben musste. Ein ständiges Knistern und Knacken lag in der<br />

Luft, welches von an den Oberflächen der Abbruchstücke aufplatzenden Luftblasen<br />

herrühert.<br />

Zurück im Hauptarm des Hornsundes setzten wir unsere Reise in Richtung Osten fort und<br />

erreichten nach gut einer Dreiviertelstunde Brepollen, ein weiß-grau-blaues Amphitheater<br />

aus Eis in dem von drei Seiten her mächtige Gletscher ins Meer fließen. Fast konnten wir<br />

uns nicht von diesem Anblick lösen, da tauchte auch noch ein Eisbär im Wasser auf. Es war<br />

ein fantastischer Anblick wie dieser Bär auf einen kleineren Eisberg direkt vor der teilweise<br />

tief blau leuchtenden Gletscherfront kletterte.<br />

Während des Mittagessens fuhren wir dann wieder ein Stückchen zurück nach Westen zu<br />

unserer Nachmittagsanlandestelle.<br />

Gåshamna (76°56’N 15°52’E)<br />

Bei dieser Anlandung konnten nun Überbleibsel aus fast allen Perioden menschlicher<br />

Aktivität auf Spitzbergen besichtigt werden: Im westlichen Bereich der Bucht hatten<br />

Walfänger ihre Spuren hinterlassen. Wir besuchten die Überreste von Specköfen und fanden<br />

viele Schädelknochen von Nordkapern und Grönlandswalen, der beiden Walarten, die vor<br />

ca. 400 Jahren hier gejagt werden konnten. Die frühen Walfänger hatten bei ihrer Suche<br />

nach Konstruktionsmaterial für die Specköfen nicht immer ausreichend Ziegelsteine aus ihrer<br />

Heimat mitgebracht. Da sich das Lockermaterial des Grundgesteins bei Gåshamna nicht zur<br />

Konstruktion von Mauern eignete, nützte man hier auch die Schädelknochen der erlegten<br />

Wale als Speckofenmauern. Pomorische (russische) und norwegische Trapper hatten als<br />

nächstes hier gelebt, und die Fundamente ihrer Hütten waren noch vorhanden. Eine der<br />

Hütten war sogar direkt in einen alten Speckofen hineingebaut!


Wir setzten schließlich zum östlichen Bereich der Bucht über, wobei der auffrischende Wind<br />

häufig für mehr als nur Spritzwasser in den Zodiacs sorgte. Nicht weit vom Strand entfernt<br />

gab es noch viele Zeugnisse, u.a. eine Hütte, der ersten internationalen wissenschaftlichen<br />

Expedition nach Spitzbergen, von der russisch-schwedischen Arc-de-Meridian-Expedition.<br />

Diese Expedition hatte zum Ziel, die exakte Form der Erde zu bestimmen, und zu<br />

überprüfen, ob die Erde an den Polen tatsächlich abgeplattet ist. Dazu wurde im Laufe von<br />

drei Jahren ein großes Triangulationsnetz vom Südkap von <strong>Spitsbergen</strong> bis auf die<br />

nördlichste Insel im Archipel, Vesle Tavleøya, ausgebreitet. Es zeigte sich, dass tatsächlich<br />

der Abstand zwischen zwei Breitengraden hier auf Spitzbergen ein wenig geringer ist als in<br />

der Nähe des Äquators, und somit die Erde in Polnähe abgeflacht sein muss!<br />

Von der Hütte aus unternahmen wir unterschiedlich lange Touren. Einige von uns wanderten<br />

mit Helle, Kjersti und Gerit in Richtung Gletscher und stiegen auf eine Moräne am Ende des<br />

Flusstales, von wo aus sich ein fantastischer Blick auf die nahezu halbkreisrunde Bucht und<br />

die gegenüber liegende Bergkette bot. Zwei kürzere Touren mit Anja, Stefan, Simon und<br />

Jean-Luis führten durch die karge Tundra, wo wir uns an vielen Steinbrechen und auch<br />

anderen Pflanzenarten erfreuten.<br />

Während des Abendessens fuhr POLAR STAR aufs offene Meer hinaus in den Bereich des<br />

Kontinentalhangs vor Westspitsbergen, wo immer wieder vermehrt Wale beobachtet werden.<br />

Auch wir hatten Glück! – Einige Zwergwale, Finnwale und Delphine tauchten immer wieder in<br />

einiger Entfernung vor dem Schiff auf. Um 00:22 Uhr hatten wir dann aber schließlich<br />

unverschämtes Glück! Anjas Stimme kündigte uns hastig über das Lautsprechersystem eine<br />

ungewöhnlich große Anzahl von Buckelwalen und Weißschnauzendelphinen an, sofort<br />

kamen die meisten von uns wieder aus den Kabinen an Deck – und der Anblick war<br />

grandios. Es waren immer wieder mehrere Fontänen gleichzeitig zu sehen, und über den<br />

fressenden Buckelwalen kreisten Schwärme von Vögeln, die an der Oberfläche der durch die<br />

Wale durchmischten Wassersäule ebenfalls Nahrung fanden. Ein Buckelwal tauchte nur<br />

wenige Meter entfernt vom Bug auf, und es war ein Spaß zuzuschauen, wie die<br />

Weißschnauzendelphine immer wieder regelrecht aus dem Wasser sprangen.<br />

Donnerstag, 31. Juli 2008<br />

Trygghamna (78°13’N 13°50’E)<br />

Nach dem Frühstück erreichten wir Trygghamna, einen kleinen Seitenarm des Isfjorden.<br />

Trygghamna bedeutet so viel wie „Sicherer Hafen“, und dieser Platz ist tatsächlich dafür<br />

bekannt, besonders geschützt und ruhig zu sein, weshalb sich hier im Laufe der<br />

Jahrhunderte seit der Entdeckung Spitzbergens sowohl englische Walfänger als auch<br />

Pomoren ansiedelten, später dann auch norwegische Pelztierjäger.<br />

Unsere Aufmerksamkeit bei diesem Landgang galt vor allem der üppigen Vegetation und der<br />

unüberhörbaren Vogelkolonie an der senkrechten Felswand des Berges Alkhornet (zu<br />

deutsch in etwa „Lummenhorn“), durch deren Düngung die Hänge überhaupt erst so stark<br />

mit Moosen und Blumen bewachsen sind. Wir erspähten einige Renntiere, die von der<br />

üppigen Vegetation unter der Vogelklippe profitierten, aber auch Eismöwen und sogar<br />

Skuas. Zurück an Bord steuerten wir in den Billefjorden, einen der inneren Arme des weit<br />

verzweigten Isfjordens. Hier sollte unsere letzte Anlandung stattfinden.<br />

Skansebukta (78°33’N 16°08’E)<br />

So klein sie ist, diese Bucht hat etwas besonderes: Überragt von der drohenden, 559 m<br />

hohen ”Festung” (wie die Übersetzung des Wortbestandteils ”skans” lautet), in der -zig Paare<br />

Eissturmvögel brüten, liegt hier wieder ein typisches Stück von Svalbards<br />

Bergbaugeschichte ausgebreitet. Der Eingang eines Stollens, Schienen und ein altes<br />

Transportboot zeugen bis heute von den Aktivitäten einer Firma, die in den ersten<br />

Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts aus dem Abbau von Gips Kapital schlagen wollte.


Daraus ist aber nicht viel geworden, und so ist an dieser Stelle eine Industrieruine zu sehen,<br />

die heute einen interessanten Teil des kulturellen Erbes von Svalbard bildet. Zum kulturellen<br />

Erbe gehört auch die Hütte aus den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts, die heute von<br />

”Jeger og Fisk”, dem Verein der Jäger und Angler, genutzt wird. Skansbukta ist auch<br />

bekannt für seine üppige Flora, deren Blütenpracht sich zu unserer Freude voll entfaltete.<br />

Ganz besonders erfreuten wir uns hier an den Polstern der Nördlichen Jakobsleiter, mit<br />

ihren großen, blauen Blüten. Auf dem Rückweg zur POLAR STAR umrundeten wir mit den<br />

Zodiacs noch die Klippen am Rande der Bucht und sahen einen weiteren Vogelfelsen.<br />

Neben den uns bereits bekannten Lummen- und Möwenarten sahen wir gar einige<br />

Papageientaucher, welche hier nisten.<br />

Vor der malerischen Kulisse um unseren Ankerplatz in der Skansebukta herum klang der<br />

Tag in der Observation Lounge beim Kapitäns-Cocktail, einer von Musik untermalten<br />

Präsentation von Bildern unserer Reise und später beim Grillen auf dem Achterdeck aus. Ein<br />

schöner Abschluss unserer sehr vielfältigen, vom Wetter begünstigten und von<br />

überwältigenden Tierbeobachtungen begnadeten Reise!<br />

And so ends this trip!<br />

(wie ein englischer Walfang-Kapitän an solcher Stelle gesagt hätte)


Im Namen von <strong>Spitsbergen</strong> <strong>Travel</strong>, dem Guide-Team, der Schiffsführung und der<br />

gesamten Crew bedanken wir uns dafür, dass Sie sich für unsere Reise nach<br />

Spitzbergen entschieden haben.<br />

Anja Fleig, Expeditionsleiterin<br />

Helle Vittinghus, Assistierende Expeditionsleiterin<br />

Jean-Louis Imbs, Naturalist<br />

Stefan Stoll, Biologe<br />

Simon Cook, Ornithologe<br />

Kjersti Dale, Meeresbiologin<br />

Michael Kingsley, Biologe<br />

Gerit Birnbaum, Meteorologin<br />

Mark Hearn, Schiffsarzt<br />

Die fünf Sinne des Menschen sind: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken<br />

und Fühlen. SPITSBERGEN TRAVEL’S Vision ist es, diese fünf Sinne<br />

bei Ihnen in einer Weise anzusprechen, die Sie für immer in Erinnerung<br />

behalten werden. Wir hoffen, das uns dies in der miteinander verbrachten Zeit<br />

auf Svalbard gelungen ist.<br />

Und: Fällt Ihnen der Abschied von Svaldbard schwer? Dann kommen Sie<br />

doch einfach wieder! Vielleicht im Winter? Mehr Informationen zu unseren<br />

Sommer- und Winteraktivitäten erhalten Sie auf unserer Website<br />

www.spitsbergentravel.com oder in unserem Katalog.

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