Magazin 01/2011 - Stiftung Mercator Schweiz

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schwErpunkt ⁄ fREiWilligES ENgAgEMENT tig, dass Jugendliche früh motiviert werden, Freiwilligenarbeit zu leisten. MErcator nEws ⁄ Warum engagieren sich junge Leute freiwillig? Wollen sie schlichtweg Gutes tun oder sind es eher egoistische Gründe? pEtra bauMbErgEr ⁄ Es sind lustigerweise fast nur egoistische Gründe, die zu so zia- lem Engagement führen – übrigens nicht nur bei den Jugendlichen. Aber Jugendliche sind sich meist gar nicht bewusst, dass sie Freiwilligenarbeit leisten, und betiteln es auch nicht als solche. Die Moti- vation, etwas Gutes zu tun, ist also eher selten ausschlaggebend dafür, dass sich Jugendliche freiwillig betätigen. Viel wichtiger ist der Spass an der Arbeit. Und an gleicher oder zweiter Stelle stehen die Beziehungen, die sie dabei knüpfen, Freundschaften, die sie durch das Frei - willigenengagement aufbauen und pflegen können. Dies sind Beziehungen, die meistens ein Leben lang bleiben. Die Ju - gendlichen wissen dies oft nicht, aber das Netzwerk kann später sehr wertvoll für sie sein. MErcator nEws ⁄ Wie kann man noch mehr junge Leute motivieren, sich zu engagieren? pEtra bauMbErgEr ⁄ Es braucht Anreize für die Jugendlichen, die heute sehr pragmatisch veranlagt sind. Wenn man sie anfragt, sich für ein Projekt zu 18 / MERCATOR NEWS 01–2011 engagieren, kommt oft die Frage: «Was habe ich davon?» Auf diese Frage braucht man konkrete Antworten. Wir von der SAJV schreiben unseren ehrenamtlichen Mitarbeitern zum Beispiel Arbeitszeugnisse, die nachweisen, welche Arbeit sie geleistet haben, welche Kenntnisse da- für erforderlich waren. Dies in der Hoff- nung, dass ihnen das in ihrer beruflichen Laufbahn weiterhilft. Vereine müssen Jugendlichen zudem vermehrt Möglichkeiten geben, sich auch nur punktuell zu engagieren. Dafür sind strukturelle Ver- änderungen nötig. Der Verein kann nicht mehr nur auf einem Vorstand und ver- schiedenen Fachgruppen basieren, sondern muss projektartiges, kurzfristiges Mitarbeiten ermöglichen. MErcator nEws ⁄ Eben das war die Idee der ‹ Aktion 72 Stunden ›, mit der die SAJV im September 2010 rund 28 000 Kinder und Jugendliche animiert hat, sich für ge- meinnützige Projekte einzusetzen. pEtra bauMbErgEr ⁄ Genau. Das ist ein sehr gutes Beispiel. Auf diesen drei Tagen, beziehungsweise 72 Stunden, lag der Fo - kus dieser Aktion. Diese drei Tage haben die Jugendlichen für ein bestimmtes Projekt gearbeitet. Dann war ihr Engagement abgeschlossen, es stand keine längerfristige Verpflichtung dahinter. Mit der medienwirksamen ‹ Aktion 72 Stun - den › ist es uns zudem gelungen, das besondere Engagement der zahlreichen Freiwilligen ins Zentrum zu rücken und zu zeigen, was möglich ist, wenn sich viele Leute freiwillig engagieren. Es gibt einige solcher Aktionen. Wir sind na- türlich nicht die einzigen Akteure, die solche Projekte durchführen. Aber all diese Aktionen sind noch zu wenig nach- haltig in dem Sinne, dass die Aufmerksamkeit leider zu kurz ist und rasch verpufft. MErcator nEws ⁄ Die Aktion hat vor allem Kinder und Jugendliche angesprochen, die in Vereinen organisiert sind. Wie kann man auch sozial benachteiligte Jugendliche erreichen, die oft nicht Mitglieder in Verbänden sind? pEtra bauMbErgEr ⁄ Das ist eine ganz schwierige Frage, über die wir uns auch den Kopf zerbrechen. Unsere Vereine sind nicht geschaffen für benachteiligte Jugendliche. Diese haben oft einen Migrationshintergrund, und Verbände sind in ihren Herkunftsländern nicht bekannt. Sie schauen die Vereine also von aussen an, sehen dort nur die hiesige Bevölkerung und denken: «Das ist nichts für uns.» In einem Projekt arbeiten wir deshalb an der Öffnung der Verbände. Wir versuchen herauszufinden, welche Hindernisse wir abbauen müssen, damit sie für Jugendliche aus sozial benachteiligten Milieus zugänglich werden. Eine Möglichkeit ist, mit der offenen Jugendarbeit zusammenzuarbeiten, da die
aktion 72 StunDEn www.72stundEn.ch 28 000 Kinder und Jugendliche haben vom 9. bis 12. September 2010 in der ganzen Schweiz innerhalb von genau 72 Stunden eigene Projekte verwirklicht. Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt. Die einzigen Bedingungen: Die Projekte mussten gemeinnützig sein und die Teilnehmer sollten diese ohne den Einsatz von Geld im Wettlauf gegen die Zeit verwirklichen. Die Freiwilligenaktion der SAJV wurde von den nationalen Radiosendern der SRG SSR idée suisse begleitet. Damit standen Jugendliche und Jugendorganisationen drei Tage lang im positiven Rampenlicht. 19
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