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Pathologie der Verdauung.

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432 <strong>Pathologie</strong> des Harnapparats.<br />

<strong>der</strong> Detrusor durch die übermässige Dehnung zeitweilig functionsunfähig<br />

geworden war. Endlich kommt hier das grosse Gebiet <strong>der</strong> di-<br />

recten Innervationsstörungcn in Betracht, von denen <strong>der</strong> Detrusor<br />

ausserordentlich oft betroffen wird.<br />

Alles, was den Tonus und die contractile Energie des Blaselisch<br />

liessmuskel herabsetzt, muss natürlich gerade die entgegen­<br />

gesetzte Wirkung haben, wie die Detrusorlähmung, d. h. das Vermögen,<br />

den Harn in <strong>der</strong> Blase zurückzuhalten, erlischt mehr o<strong>der</strong><br />

weniger vollständig, es giebt Incontinentia urinae. Durch chronisch-entzündliche,<br />

ulcerative und narbige Processe kann <strong>der</strong> Sphincter<br />

grossentheils zerstört und beson<strong>der</strong>s bei <strong>der</strong> Frau die Urethra förmlich<br />

in eine starre Abflussröhre verwandelt werden; ferner kann in<br />

Folge von künstlicher Dilatation o<strong>der</strong> von heftigen Quetschungen bei<br />

Geburten <strong>der</strong> Sphincter auf kürzere o<strong>der</strong> längere Zeit gelähmt sein;<br />

und, wie bei an<strong>der</strong>en Muskeln, so giebt es auch eine Lähmung des<br />

Sphincter nach Ueberanstrengung desselben, d. h. nach überlanger<br />

Unterdrückung des Harndrangs. Endlich ist auch <strong>der</strong> Sphincter ungemein<br />

häufig <strong>der</strong> Sitz von Innervationsstörungen, von <strong>der</strong> allerleichtesten<br />

Art, z. B. <strong>der</strong> Enuresis nocturna <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und <strong>der</strong> Betrunkenen,<br />

bis zu schweren und andauernden Paralysen.<br />

An sich erscheinen alle diese Verhältnisse sehr einfach. Ist <strong>der</strong><br />

Detrusor gelähmt, so kann die Blase nicht entleert werden, es giebt<br />

Retcntio urinae; ist dagegen <strong>der</strong> Sphincter gelähmt, so fliesst <strong>der</strong><br />

Harn gegen den Willen <strong>der</strong> betreffenden Individuen ab, und zwar<br />

je nach <strong>der</strong> Vollständigkeit <strong>der</strong> Paralyse und <strong>der</strong> Grösse des elastischen<br />

Wi<strong>der</strong>standes <strong>der</strong> Prostata etc., in kleineren o<strong>der</strong> grösseren Zeiträumen<br />

und Portionen. Sind endlich, wie so häufig, z. B. nach langer<br />

Unterdrückung des Harnbedürfnisses und beson<strong>der</strong>s bei so vielen<br />

Rückenmarkserkrankungen, beide, Detrusor und Sphincter, gelähmt,<br />

so tritt <strong>der</strong> Zustand ein, den man als Ischuria paradoxa zu bezeichnen<br />

pflegt, d. h. es giebt gleichzeitig Retention und Incontinenz,<br />

die Kranken können die hochgradig gefüllte Blase nicht in regelrechter<br />

Weise entleeren, dagegen träufelt <strong>der</strong> Urin, wie aus einem<br />

übervollen Gefäss, beständig durch die Harnröhre ab. Am Krankenbett<br />

aber treten dem Arzte durchaus nicht jedesmal so klare Symptome<br />

entgegen. Erstens präsentiren sich die betreffenden Kranken<br />

nicht immer schon mit <strong>der</strong> fertigen und complcten Lähmung, son<strong>der</strong>n<br />

wenn sie noch in den Anfangsstadien ihrer Rüekenmarksaffeetion sich<br />

befinden, so leiden sie statt <strong>der</strong> Retention nur an einer gewissen Er-

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