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Pathologie der Verdauung.

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Harnwege. 417<br />

nicht rückhaltlos entsdiliessen. Sie leugnen natürlich die Möglichkeit<br />

nicht, dass auch im menschlichen Körper stagniren<strong>der</strong> o<strong>der</strong> angestauter<br />

Harn durch Organismen, die von aussen hineingelangt sind, in alkalische<br />

Gährung versetzt werden kann; aber sie halten zugleich an <strong>der</strong><br />

älteren und früher durchaus begreiflichen Annahme fest, dass eben<br />

diese Gährung lediglich durch die Stagnation, resp. unter dem fermentirenden<br />

Einfluss des Blasenschleims o<strong>der</strong> <strong>der</strong> abgestossenen Epithelien<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Eiterkörperchen herbeigeführt werden könne. Und<br />

doch ist diese Meinung völlig unhaltbar. Wenn Sie einem Hund mit<br />

den nöthigen Kautelen einen Harnleiter ligiren, so tritt in dem Nierenbecken,<br />

so lange Zeit auch seit dem Verschlusse vergangen sein mag,<br />

niemals alkalische Harngährung ein, und auch in den menschlichen<br />

hydronephrotischen Säcken kann <strong>der</strong> Harn viele Monate lang klar und<br />

sauer bleiben, ja, es ist das sogar die Regel, wenn <strong>der</strong> Ureter vollständig<br />

und dauernd verschlossen, d. h. wenn die Stagnation des Harns<br />

im Nierenbecken eine vollkommene ist. Dass trotzdem jene Meinung<br />

hat aufkommen können, erklärt sich unschwer daraus, dass die alkalische<br />

Gährung mit ausgesprochener Vorliebe dann sich einstellt, wenn<br />

aus irgend einem Grunde Harn irgendwo in den Harnwegen stagnirt,<br />

d. h. in Hydronephrosen, hinter Harnröhrenstricturen und Prostatatumoren,<br />

ferner in paretischen o<strong>der</strong> paralytischen Blasen, die nicht in<br />

regelmässiger Weise entleert werden. Indess beruht diese Vorliebe<br />

einzig und allein darauf, dass die alkalische Gährung, zu <strong>der</strong>en Ent­<br />

wicklung es ausserhalb des Körpers in <strong>der</strong> Regel ja mehrerer Tage<br />

bedarf, doch auch unter den günstigeren Verhältnissen unseres Organismus<br />

nicht plötzlich eintritt, son<strong>der</strong>n eine gewisse, nicht zu kurze<br />

Zeit zu ihrer Ausbildung gebraucht, die bei normaler Harnausscheidung<br />

ihr nicht 'gewährt ist. Schon bei einer früheren Gelegenheit (I. p. 288)<br />

erwähnte ich Ihnen, dass auf eine Einspritzung von bakterienhaltiger<br />

Flüssigkeit in die Blase eines gesunden Hundes keinerlei Reaction<br />

erfolgt, einfach weil die eingeführten Schizomyceten mit <strong>der</strong> nächsten<br />

Harnentleerung wie<strong>der</strong> entfernt werden. Legen Sie aber unmittelbar<br />

nach <strong>der</strong> Einspritzung jener Flüssigkeit eine feste Ligatur um den<br />

Penis, so werden Sie in kurzer Frist und jedenfalls in wenigen Tagen<br />

den Blasenharn neutral o<strong>der</strong> selbst alkalisch, d. h. in alkalischer<br />

Gährung finden. Dieses einfache Experiment wirft ein helles Licht<br />

auf die Erfahrung des Krankenbettes. Es ist ganz richtig, dass die<br />

alkalische Gährung in <strong>der</strong> sehr grossen Mehrzahl <strong>der</strong> Fälle mit Stagna­<br />

tion des Harns zusammentrifft, und es ist nicht min<strong>der</strong> richtig, dass<br />

C o h n ii e i in . Allgemeine <strong>Pathologie</strong>. II. 2. AuH. •>•:

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