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Pathologie der Verdauung.

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6 <strong>Pathologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Verdauung</strong>.<br />

Patienten mit Trigeminusneuralgie klagen nicht selten über lästige<br />

Ansammlung von Speichel im Munde, und sogar complete Salivation<br />

hat man bei chronischen Hirnleiden zuweilen Gelegenheit zu beobachten.<br />

Die Erklärung dieser Salivation würde keinerlei Schwierigkeit<br />

begegnen, wenn es sich in diesen Fällen immer um intracranielle<br />

pathologische Processe handelte, als <strong>der</strong>en Effect man eine abnorme<br />

und anhaltende Erregung des Facialis- o<strong>der</strong> Glossopharyngeuscentrum<br />

ansehen dürfte. Nun ist allerdings <strong>der</strong> dabei abgeson<strong>der</strong>te Speichel<br />

immer sehr dünn und wässrig, und hat alle Charaktere des Facialisspeichels;<br />

jedoch scheint sich mit einer solchen Auffassung <strong>der</strong> Umstand<br />

kaum zu vertragen, dass die an<strong>der</strong>weiten Symptome, welche die<br />

Patienten darbieten, viel mehr auf eine Lähmung, denn auf eine<br />

Reizung des in Rede stehenden Centrum hinweisen. So ist gerade<br />

bei <strong>der</strong> vorhin erwähnten progressiven Bulbärparalyse eine zuweilen<br />

sehr intensive Salivation eines <strong>der</strong> constantesten Symptome, und zwar<br />

eines, das öfters schon zu einer Zeit den Kranken belästigt, wo die<br />

Störungen <strong>der</strong> Deglutition noch verhältnissmässig gering sind. Ist<br />

hiernach <strong>der</strong> Speichelfluss <strong>der</strong> Bulbärparalytiker entschieden von den<br />

Schluckbeschwerden unabhängig und zweifellos eine directe Folge des<br />

nervösen Leidens, so scheint die Kussmaul'sehe Auffassung 3 , welche<br />

in demselben ein Analogon <strong>der</strong> von Bernard sogenannten paralytischen<br />

Secretion sieht, Vieles für sich zu haben. Mit <strong>der</strong>selben<br />

würde es auch nicht in Wi<strong>der</strong>spruch stehen, dass die Salivation dieser<br />

Kranken durch den Gebrauch kleiner Atropindosen bedeutend ver­<br />

min<strong>der</strong>t, ja zeitweise selbst vollständig sistirt werden kann; denn das<br />

ist, wie R. Kayser 6 gezeigt hat, nicht an<strong>der</strong>s bei <strong>der</strong> paralytischen<br />

Secretion nach Durchschneidung <strong>der</strong> Chorda. Dagegen dürfte es sich<br />

mit dieser Auffassung kaum vertragen, dass auch die Salivation <strong>der</strong><br />

Bulbärparalytiker auf reflectorischem Wege, z. B. durch Galvanisiren<br />

<strong>der</strong> Zunge, sich steigern lässt 1 , und ganz vor Allem ist es die Massenhaftigkeit<br />

und die öfters über viele Monate sich erstreckende Dauer<br />

des Speichelflusses in dieser Krankheit, welche die Gleichstellung desselben<br />

mit <strong>der</strong> paralytischen Secretion <strong>der</strong> Physiologen entschieden<br />

unmöglich macht. Somit wird man ßerger fi darin beipflichten, dass<br />

jede starke und länger anhaltende Salivation, die bei einer Krankheit<br />

des Centralnervensystems sich einstellt, unter allen Umständen, auch<br />

trotz etwaiger Coincidenz mit motorischen Lähmungserscheinungen auf<br />

eine abnorme Erregung des Speichelnervencentrum zurückgeführt<br />

werden muss; wobei allerdings die Betheiligung <strong>der</strong> verschiedenen

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