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UBS research focus - Vorsorgeexperten.ch

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<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong><br />

Wealth Management Resear<strong>ch</strong><br />

Juni 2011<br />

Inflation<br />

Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />

Ein Konzept, viele Missverständnisse<br />

Von der Geldmengen- zur Preisinflation<br />

Drei Szenarien, die US-Notenbank gibt den Ton an<br />

Kapitalanlagen gegen Wertverlust s<strong>ch</strong>ützen<br />

ab


2<br />

Inhalt<br />

<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong><br />

Dieser Beri<strong>ch</strong>t wurde dur<strong>ch</strong> <strong>UBS</strong> AG<br />

erstellt. Bitte bea<strong>ch</strong>ten Sie die wi<strong>ch</strong>tigen<br />

re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Informationen am Ende der<br />

Publikation. Aus der Performance der<br />

Vergangenheit kann ni<strong>ch</strong>t auf künftige<br />

Renditen ges<strong>ch</strong>lossen werden. Die<br />

angegebenen Marktpreise sind<br />

S<strong>ch</strong>lusskurse der jeweiligen Hauptbörse.<br />

Dies gilt für alle Kursdiagramme und<br />

Tabellen in dieser Publikation.<br />

Herausgeber<br />

<strong>UBS</strong> AG, Wealth Management Resear<strong>ch</strong>,<br />

Postfa<strong>ch</strong>, CH-8098 Züri<strong>ch</strong><br />

Chefredaktion<br />

Dirk Faltin<br />

Redaktion<br />

Viviane Vajda, Caspar Heer<br />

Autoren<br />

Dirk Faltin, Ökonom, <strong>UBS</strong> AG<br />

Caesar Lack, Ökonom, <strong>UBS</strong> AG<br />

Mitwirkende<br />

Lena Andresen, Thomas Berner,<br />

Dirk Effenberger, Thomas Flury,<br />

Markus Irngartinger, Joris Müller,<br />

Ges<strong>ch</strong>e Niggemann, A<strong>ch</strong>im Peijan,<br />

Giavanni Staunovo, Thomas Veraguth,<br />

<strong>UBS</strong> AG<br />

Redaktionss<strong>ch</strong>luss<br />

1. Juni 2011<br />

Projekt Management<br />

Caspar Heer<br />

Desktop Publishing<br />

WMR Desktop<br />

Titelbild<br />

Dreamstime<br />

Druck<br />

Fotorotar AG, Egg, S<strong>ch</strong>weiz<br />

Spra<strong>ch</strong>en<br />

Ers<strong>ch</strong>eint in Deuts<strong>ch</strong>, Englis<strong>ch</strong>, Französis<strong>ch</strong>,<br />

Italienis<strong>ch</strong>, Spanis<strong>ch</strong>, Portugiesis<strong>ch</strong>,<br />

Russis<strong>ch</strong> und Chinesis<strong>ch</strong> (traditionell und<br />

vereinfa<strong>ch</strong>t)<br />

Kontakt<br />

ubs-<strong>resear<strong>ch</strong></strong>@ubs.com<br />

<strong>UBS</strong> homepage: www.ubs.com<br />

SAP-Nr. SAP-No. 82092D-1103<br />

82092D-1101<br />

Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />

Editorial ..................................................................................................... 3<br />

In Kürze ..................................................................................................... 4<br />

Kapitel 1<br />

Ein Konzept, viele Missverständnisse .......................................................... 6<br />

Kapitel 2<br />

Von der Geldmengeninflation zur Preisinflation ........................................ 12<br />

Kapitel 3<br />

Drei Szenarien, die US-Notenbank gibt den Ton an ................................... 18<br />

Kapitel 4<br />

Kapitalanlagen vor Wertverlust s<strong>ch</strong>ützen .................................................. 24<br />

Anhang<br />

Bibliografie .............................................................................................. 29<br />

Ausgewählte Resear<strong>ch</strong>-Publikationen ....................................................... 30<br />

Bestellungen oder Abonnemente<br />

Als <strong>UBS</strong>-Kundin oder -Kunde können Sie <strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> abonnieren<br />

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Zudem ist eine elektronis<strong>ch</strong>e Abonnierung über das WMR-Portal mögli<strong>ch</strong>.


Editorial<br />

Andreas Höfert<br />

Dirk Faltin<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

Die globale Wirts<strong>ch</strong>aftskrise hat die Anlegergemeinde in zwei Lager gespalten. Die einen<br />

erwarten Deflation, eine Phase anhaltenden Preisrückgangs, während andere si<strong>ch</strong> um<br />

Inflation, einen dauerhaften und signifikanten Anstieg der Preise, Sorgen ma<strong>ch</strong>en. Inflation<br />

war das S<strong>ch</strong>reckgespenst vor allem der 1970er Jahre. Do<strong>ch</strong> in den letzten 25 Jahren<br />

spielte Inflation in den Industrieländern praktis<strong>ch</strong> keine Rolle mehr, insbesondere wenn<br />

man von den besonders volatilen Energie- und Lebensmittelkomponenten absieht. Die<br />

si<strong>ch</strong> so ergebende Kerninflationsrate liegt in den USA und im Euroraum zurzeit bei rund<br />

1 Prozent, in Deuts<strong>ch</strong>land und Frankrei<strong>ch</strong> sogar no<strong>ch</strong> tiefer und in Japan war sie zuletzt<br />

gar negativ.<br />

Denno<strong>ch</strong> steigen die Inflationssorgen. Die wi<strong>ch</strong>tigsten Zentralbanken, allen voran die<br />

US-Notenbank, haben grosse Mengen an neuem Geld «gedruckt». In einigen S<strong>ch</strong>wellenländern,<br />

darunter Indien, Argentinien und Brasilien, war zuletzt ein bes<strong>ch</strong>leunigter Preisanstieg<br />

zu beoba<strong>ch</strong>ten. Zudem stiegen Rohstoff- und Ölpreise in den letzten zwölf Monaten<br />

um gut 30 Prozent und der von den Vereinten Nationen ermittelte globale Lebensmittelpreisindex<br />

errei<strong>ch</strong>te kürzli<strong>ch</strong> ein Rekordho<strong>ch</strong>. Aber au<strong>ch</strong> die Preise für Finanzvermögenswerte<br />

wie Aktien und Anleihen sind im letzten Jahr zum Teil sehr stark gestiegen.<br />

Kommt also die Inflation oder gar die Hyperinflation, die zu einem Währungskollaps<br />

führt, oder sollte man si<strong>ch</strong> auf Deflation einstellen? Dies sind die Kernfragen, mit denen<br />

wir uns in diesem <strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> auseinandersetzen. Inflation ist ein komplexes<br />

Phänomen; vieles ist dabei unklar. Diese Publikation soll Ihnen ein tiefergehendes<br />

Verständnis des Phänomens Inflation bieten. Wir erläutern, wie Inflation entsteht und<br />

wel<strong>ch</strong>e Kosten und Wirkungsme<strong>ch</strong>nismen damit verbunden sind. Zudem diskutieren<br />

wir relevante Szenarien für die künftige Preisentwicklung und leiten daraus Anlageempfehlungen<br />

ab.<br />

Wir wüns<strong>ch</strong>en Ihnen eine interessante Lektüre.<br />

Andreas Höfert<br />

Global Head<br />

Wealth Management Resear<strong>ch</strong><br />

Dirk Faltin<br />

Head Thematic Resear<strong>ch</strong><br />

Wealth Management Resear<strong>ch</strong><br />

<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 3


4<br />

Highlights In Kürze<br />

Inflation<br />

Rückkehr einer unbequemen<br />

Bekannten<br />

Kommt die Inflation oder ni<strong>ch</strong>t, und was soll man<br />

tun? Diese Fragen bes<strong>ch</strong>äftigen viele Investoren.<br />

Bevor wir uns diesen Fragen zuwenden können,<br />

ist es wi<strong>ch</strong>tig zu verstehen, was Inflation ist, wie<br />

sie entsteht und wel<strong>ch</strong>e Auswirkungen damit<br />

verbunden sind. Im Gegensatz zur landläufigen<br />

Meinung, geht es bei der Inflation ni<strong>ch</strong>t in erster<br />

Linie um steigende Preise, sondern um den Wertverlust<br />

des Geldes. Dieser erfolgt in der Regel<br />

dann, wenn die Geldmenge im Verhältnis zu den<br />

Dingen, die mit dem Geld gekauft werden können,<br />

steigt. Ni<strong>ch</strong>t Gewerks<strong>ch</strong>aften oder Unternehmen<br />

verursa<strong>ch</strong>en Inflation sondern die «Produzenten»<br />

des Geldes, also Regierungen und deren<br />

Institutionen. Au<strong>ch</strong> Begriffe wie Öl- oder Lebensmittelpreisinflation<br />

sind streng genommen unsinnig.<br />

Zu den gesamtwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Kosten eines<br />

na<strong>ch</strong>haltigen Kaufkrafts<strong>ch</strong>wunds, also der Inflation,<br />

gehören Preis- und Zinsverzerrungen und<br />

Umverteilungseffekte, wel<strong>ch</strong>e die Wirts<strong>ch</strong>aft langfristig<br />

s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en und erhebli<strong>ch</strong> zur Volatilität des<br />

Konjunkturzyklus beitragen.<br />

Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />

Von der Geldmengen- zur Preisinflation<br />

Die Ausweitung der Geldmenge im Verhältnis<br />

zur Gütermenge steht am Anfang dieses Prozesses,<br />

der si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> einen generellen Anstieg der<br />

Preise bemerkbar ma<strong>ch</strong>en kann. Die Geldmengen<br />

ausweitung seit der grossen Wirts<strong>ch</strong>aftskrise<br />

2008/2009 ist von no<strong>ch</strong> nie da gewesenem<br />

Ausmass. Denno<strong>ch</strong> kam es, zumindest in den<br />

grossen entwickelten Volkswirts<strong>ch</strong>aften, bisher<br />

ni<strong>ch</strong>t zu einem signifikanten Anstieg bei den<br />

Verbrau<strong>ch</strong>erpreisen. Ein Hauptgrund dafür ist,<br />

dass die Übertragungsme<strong>ch</strong>anismen, die von<br />

der Geldmengenausweitung zur Preisinflation<br />

führen, derzeit ni<strong>ch</strong>t ri<strong>ch</strong>tig funktionieren. Vor<br />

allem Zins- und Kreditkanäle sind no<strong>ch</strong> blockiert.<br />

Wi<strong>ch</strong>tige Fragen sind daher, ob und wann diese<br />

Übertragungskanäle wieder funktionieren werden,<br />

und ob dann ein Anstieg der Preise auf<br />

breiter Front verhindert werden kann oder ni<strong>ch</strong>t.<br />

Inflation ist global stark korreliert, und zukünftige<br />

Entwicklungen werden wesentli<strong>ch</strong> von der<br />

Geldpolitik in den USA abhängen.<br />

Es ist ni<strong>ch</strong>t alles Gold was glänzt: Der Silberdollar von 1883 ist rund dreissig<br />

mal mehr Wert als die neue Dollarmünze (Sacagowea-Dollar von 2008)


Hohe und volatile Preisinflation ab<br />

etwa 2013<br />

In unserem Hauptszenario, also der Entwicklung,<br />

der wir die hö<strong>ch</strong>ste Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit beimessen,<br />

gegen wir davon aus, dass die Übertragungsme<strong>ch</strong>anismen<br />

von der Geldpolitik zu den Preisen<br />

in den USA do<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> in Gang kommen. Die<br />

Kreditvergabe würde si<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>leunigen, die<br />

Wirts<strong>ch</strong>aft würde na<strong>ch</strong>haltig wa<strong>ch</strong>sen und neue<br />

Arbeitsplätze generieren. Die Geldpolitik wird<br />

aber erst mit einiger Verspätung reagieren, was<br />

si<strong>ch</strong> längerfristig in erhöhter Preisinflation bemerkbar<br />

ma<strong>ch</strong>en wird. Erst mit der S<strong>ch</strong>liessung<br />

der Produktionslücke in den USA wird dann<br />

die Preisinflation in den USA und global na<strong>ch</strong>haltig<br />

ansteigen. Wir s<strong>ch</strong>ätzen, dass dies ab<br />

etwa 2013 der Fall sein könnte. Zudem re<strong>ch</strong>nen<br />

wir damit, dass diese erhöhte Inflation mit grösserer<br />

Volatilität einhergehen wird.<br />

Sollte die geldpolitis<strong>ch</strong>e Transmission jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

anspringen, und die Gelds<strong>ch</strong>wemme ledigli<strong>ch</strong><br />

Preisblasen an den Finanz- und Rohstoffmärkten<br />

verursa<strong>ch</strong>en, drohen bei deren Platzen deflationäre<br />

Krisen, die von den Zentralbanken mit erneuter<br />

Geldmengenausweitung bekämpft werden<br />

würden. Bleibt der Erfolg aus, droht s<strong>ch</strong>limmstenfalls<br />

eine Hyperinflation. Wie bereits betont, halten<br />

wir dies ni<strong>ch</strong>t für sehr wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>.<br />

Die Preisentwicklung in den letzten 350 Jahren<br />

Preisniveau in den USA<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Unabhängigkeitskrieg<br />

Krieg von 1812<br />

Bürgerkrieg<br />

Zweiter<br />

Weltkrieg<br />

Erster<br />

Weltkrieg<br />

1665 1699 1733 1767 1801 1835 1869 1903 1937 1971 2005<br />

Quellen: Inflationsdaten freundli<strong>ch</strong>erweise zur Verfügung gestellt von Prof. Robert C. Sahr,<br />

Oregon State University; <strong>UBS</strong> WMR<br />

Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />

Wie si<strong>ch</strong> Portfolios s<strong>ch</strong>ützen lassen<br />

Sollte unser Hauptszenario einer erhöhten und<br />

volatilen Inflation ab circa 2013 zum Tragen kommen,<br />

wären Anleger, die vor allem auf nominelle<br />

Vermögenswerte gesetzt haben, einem verstärkten<br />

Kaufkraftverlust ausgesetzt. Da glei<strong>ch</strong>zeitig<br />

die Lebenshaltungskosten steigen und zumindest<br />

nominell fixierte Einkommen an Wert verlieren<br />

würden, droht bei einer sol<strong>ch</strong>en Entwicklung die<br />

Gefahr, dass langfristige Investitionsziele ni<strong>ch</strong>t<br />

errei<strong>ch</strong>t werden. Investoren, die si<strong>ch</strong> um eine bes<strong>ch</strong>leunigte<br />

Preisinflation sorgen, sollten daher<br />

re<strong>ch</strong>tzeitig über Inflationss<strong>ch</strong>utz für ihr Portfolio<br />

na<strong>ch</strong>denken.<br />

Hierfür kommen eine ganze Reihe von Anlageklassen<br />

in Betra<strong>ch</strong>t die si<strong>ch</strong> unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> gut als<br />

Inflationss<strong>ch</strong>utz eignen. Zudem ist es wi<strong>ch</strong>tig, die<br />

persönli<strong>ch</strong>en Umstände in Betra<strong>ch</strong>t zu ziehen,<br />

wenn es darum geht, wie viel Inflationss<strong>ch</strong>utz für<br />

das Portfolio nötig ist. Inflationss<strong>ch</strong>utz ist in der<br />

Regel ni<strong>ch</strong>t kostenfrei. Aber im Falle einer unerwarteten<br />

Bes<strong>ch</strong>leunigung der Preisinflation kann<br />

ein diversifiziertes und Realwert-orientiertes Portfolio<br />

wertvollen S<strong>ch</strong>utz vor Kaufkraftverlust<br />

bieten.<br />

Auebung der<br />

Golddeckung<br />

Ohne Golddeckung steigen die Preise<br />

Der Kauraverfall des US-Dollar<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

Ende des klassis<strong>ch</strong>en<br />

Goldstandards<br />

1792 1818 1844 1870 1896 1922 1948 1974 2000<br />

Quellen: Daten von American Institut of Economic Resear<strong>ch</strong> AIER, <strong>UBS</strong> WMR<br />

Endgültige Auebung<br />

der Golddeckung<br />

Anmerkung: S<strong>ch</strong>attierte Phasen markieren Perioden, in denen die Golddeckung aufgehoben wurde.<br />

<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 5


6<br />

Kapitel 1<br />

Ein Konzept,<br />

viele Missverständnisse<br />

Inflation ist derzeit in aller Munde. Und do<strong>ch</strong><br />

verbinden si<strong>ch</strong> mit dem Begriff zahlrei<strong>ch</strong>e<br />

Missverständnisse. Inflation ist folgens<strong>ch</strong>wer<br />

und kaum jemand kann si<strong>ch</strong> ihr entziehen.<br />

Ein Naturphänomen ist sie aber ni<strong>ch</strong>t. Sie<br />

wird immer wissentli<strong>ch</strong> von den Staaten und<br />

ihren Institutionen in Gang gesetzt.<br />

Moderne Ökonomielehrbü<strong>ch</strong>er definieren Inflation<br />

als einen na<strong>ch</strong>haltigen und signifikanten<br />

Anstieg des gesamten Preisniveaus. Nur wenn<br />

der Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt aller Preise in einer Volkswirts<strong>ch</strong>aft<br />

steigt, kann man überhaupt von einer<br />

Inflation spre<strong>ch</strong>en. Begriffe wie Energiepreisinflation<br />

oder Lebensmittelpreisinflation sind somit<br />

strenggenommen unsinnig. Steigen die Preise<br />

für Öl oder Weizen, während andere Preise unverändert<br />

bleiben oder sogar fallen, dann handelt<br />

es si<strong>ch</strong> um eine relative Preisveränderung, die mit<br />

Inflation meist ni<strong>ch</strong>ts zu tun hat.<br />

Es geht um den Wertverlust des Geldes<br />

Allerdings ist au<strong>ch</strong> diese Definition der Inflation<br />

als Anstieg des Preisniveaus äusserst problematis<strong>ch</strong>.<br />

Sie suggeriert, dass es bei der Inflation vor<br />

allem um steigende Preise geht, was aber ni<strong>ch</strong>t<br />

der Fall ist. Bei der Inflation geht es einzig und<br />

allein um den Kaufkraftverfall des Geldes. Steigt<br />

das Preisniveau, dann sinkt der Taus<strong>ch</strong>wert des<br />

Geldes. Inflation bedeutet eine Vers<strong>ch</strong>iebung des<br />

Massstabs in dem der Wert von Gütern, Dienstleistungen<br />

und Vermögenswerten gemessen wird.<br />

Die Definition der Inflation als Anstieg des Preisniveaus<br />

ist problematis<strong>ch</strong>, denn sie verstellt den<br />

Blick auf die Ursa<strong>ch</strong>en der Inflation. Versteht man<br />

Inflation als Preisanstieg, dann kann alles, was<br />

Preise steigen lässt, inflationär und alles, was<br />

Preisanstiege verhindert oder rückgängig ma<strong>ch</strong>t,<br />

disinflationär oder deflationär sein. Starke Lohn-<br />

Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />

erhöhungen oder Ölpreiss<strong>ch</strong>ocks wären dann<br />

tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>e Auslöser einer Inflation<br />

und administrative Preiskontrollen wären geeignete<br />

Massnahmen zur Bekämpfung einer Inflation.<br />

Au<strong>ch</strong> dies ist fals<strong>ch</strong>.<br />

Der Staat verursa<strong>ch</strong>t die Inflation<br />

Die wesentli<strong>ch</strong>e Ursa<strong>ch</strong>e einer jeden Inflation ist<br />

eine Erhöhung der Geldmenge im Verhältnis zu<br />

den Dingen, die mit dem Geld gekauft werden<br />

können. Au<strong>ch</strong> beim Geld gelten die Gesetze von<br />

Angebot und Na<strong>ch</strong>frage. Steigt die Menge des<br />

Geldes im Verhältnis zur Menge der kaufbaren<br />

Güter, Dienstleistungen und Vermögenswerte an,<br />

dann sinkt die Kaufkraft der einzelnen Geldeinheit.<br />

Es müssen mehr Geldeinheiten aufgeboten<br />

werden, um bestimmte Gütereinheiten zu kaufen.<br />

Bleibt dieses Verhältnis jedo<strong>ch</strong> unverändert, dann<br />

kann es au<strong>ch</strong> keinen na<strong>ch</strong>haltigen Anstieg des<br />

Preisniveaus geben. Steigt beispielsweise der Ölpreis,<br />

während die Geldmenge unverändert bleibt,<br />

dann müssen die Preise für andere Güter fallen<br />

und das Preisniveau kann ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>haltig steigen.<br />

Öl- oder Lebensmittelpreiss<strong>ch</strong>ocks oder starke<br />

Lohnanstiege sind bestenfalls Ausdruck einer Inflation,<br />

niemals aber ihre Ursa<strong>ch</strong>e. Das heisst au<strong>ch</strong>,<br />

dass Inflation ni<strong>ch</strong>t von gierigen Unternehmen<br />

oder verantwortungslosen Gewerks<strong>ch</strong>aften verursa<strong>ch</strong>t<br />

wird. Inflation wird immer und überall vom<br />

Produzenten des Geldes, also vom Staat und seinen<br />

Institutionen verursa<strong>ch</strong>t.<br />

Zwis<strong>ch</strong>en Geldmenge und Preisveränderungen<br />

besteht ein kausaler Zusammenhang. Der Begriff<br />

Inflation kommt vom lateinis<strong>ch</strong>en Verb «inflare»,<br />

was «aufblähen» bedeutet und in der Vergangenheit<br />

auf die Aufblähung der Geldmenge über ein<br />

angemessenes Volumen hinaus bezogen wurde.<br />

Erst im Laufe der Zeit wurde der Begriff Inflation<br />

von der Geldmengenausweitung auf eine ihrer<br />

«Inflation ist,<br />

wenn die Brieftas<strong>ch</strong>en<br />

immer<br />

voller und die<br />

Einkaufstas<strong>ch</strong>en<br />

immer leerer<br />

werden.»<br />

Robert «Bob» Orben,<br />

amerikanis<strong>ch</strong>er Publizist


mögli<strong>ch</strong>en Folgen, nämli<strong>ch</strong>en einen Anstieg des<br />

Preisniveaus übertragen.<br />

In der Praxis hat der Inflationsbegriff sogar no<strong>ch</strong><br />

einen weiteren Wandel dur<strong>ch</strong>gema<strong>ch</strong>t, denn<br />

heutzutage wird der Begriff Inflation im Allgemeinen<br />

als ein Anstieg ni<strong>ch</strong>t des gesamten Preisniveaus,<br />

sondern ledigli<strong>ch</strong> der Konsumentenpreise<br />

verstanden. Wenn zum Beispiel der<br />

Präsident der Europäis<strong>ch</strong>en Zentralbank verkündet,<br />

dass das Ziel der Preisstabilität errei<strong>ch</strong>t<br />

wurde, dann meint er damit, dass der Anstieg<br />

der Konsumentenpreise im Vorjahresverglei<strong>ch</strong><br />

einen bestimmten Wert ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>haltig übers<strong>ch</strong>ritten<br />

hat – es also na<strong>ch</strong> dem Verständnis der<br />

Zentralbank keine Inflation gegeben hat.<br />

Der Konsumentenpreisindex als<br />

unvollständiger Massstab<br />

Die Veränderung der Konsumentenpreise wird in<br />

der Regel mittels einer Gruppe von Gütern und<br />

Dienstleistungen gemessen, die in einem «Warenkorb»<br />

zusammengefasst werden. Aus dem gewi<strong>ch</strong>teten<br />

Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt dieses Warenkorbs, der ein<br />

mögli<strong>ch</strong>st repräsentatives Kaufverhalten widerspiegelt,<br />

wird der Konsumentenpreisindex (KPI)<br />

erre<strong>ch</strong>net. Den Kaufkraftverlust mittels KPI zu messen<br />

hat den Vorteil, dass dies relativ einfa<strong>ch</strong> und<br />

zeitnah zu bewerkstelligen ist. Allerdings gibt es<br />

au<strong>ch</strong> erhebli<strong>ch</strong>e Probleme. So umfasst der KPI nur<br />

einen kleinen Teil des gesamten Preisspektrums.<br />

Produzentenpreise, Preise für Rohstoffe und Immobilien<br />

oder Preise für Vermögenswerte wie Aktien<br />

und Anleihen sind ni<strong>ch</strong>t im Warenkorb enthalten.<br />

Die Zentralbanken, die in der Regel den KPI als<br />

Massstab für den Wertverlust der Währung<br />

verwenden, lassen somit einen Grossteil der<br />

Preise ausser A<strong>ch</strong>t, die ihnen ebenfalls Informationen<br />

über die Werthaltigkeit des Geldes geben<br />

könnten. Konkret kann dies dazu führen, dass<br />

Zentralbanken Preisblasen auf den Rohstoff-,<br />

Aktien und Immobilienmärkten bei ihrer Geldpolitik<br />

ignorieren, was mitunter verheerende<br />

Folgen für die Wirts<strong>ch</strong>aft und die Finanzmärkte<br />

haben kann.<br />

Ein zweites Problem ergibt si<strong>ch</strong> aus der Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittsbetra<strong>ch</strong>tung<br />

des KPI. Pensionierte haben<br />

in der Regel ein völlig anderes Kaufverhalten als<br />

junge Erwa<strong>ch</strong>sene oder Familien. Steigen beispielsweise<br />

die Preise für medizinis<strong>ch</strong>e Dienstleistungen<br />

rasant an, während die Preise für Unterhaltungselektronik<br />

stark sinken, dann kann<br />

der KPI mitunter Preisstabilität signalisieren. Für<br />

jemanden, der einen erhebli<strong>ch</strong>en Teil seines Einkommens<br />

für medizinis<strong>ch</strong>e Betreuung aufwenden<br />

muss, spielt diese dur<strong>ch</strong> den KPI angezeigte<br />

Kaufkraftstabilität jedo<strong>ch</strong> keine Rolle.<br />

Zudem ist die Preismessung dur<strong>ch</strong> einen Index<br />

wie den KPI problematis<strong>ch</strong>. Wie sollen beispielsweise<br />

Aspekte mit einer subjektiven Komponente<br />

wie Qualitätsverbesserungen bei Produkten<br />

berücksi<strong>ch</strong>tigt werden? Hinzu kommt, dass<br />

es bei der KPI-Messung unzählige Variationen<br />

gibt. Das heisst, dass Inflationsraten häufig weder<br />

über Landesgrenzen no<strong>ch</strong> im Zeitablauf innerhalb<br />

eines Landes wirkli<strong>ch</strong> verglei<strong>ch</strong>bar sind.<br />

<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 7


8<br />

Kapitel 1<br />

Dass bei der Inflation ni<strong>ch</strong>t der Preisanstieg, sondern<br />

die Geldentwertung im Vordergrund steht,<br />

wird besonders deutli<strong>ch</strong>, wenn man die Kosten<br />

der Inflation untersu<strong>ch</strong>t. Diese resultieren nämli<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t in erster Linie aus dem Preisanstieg, sondern<br />

aus der Geldmengenausweitung und der daraus<br />

resultierenden Geldentwertung. Dabei ist wi<strong>ch</strong>tig,<br />

dass eine Geldmengenausweitung ni<strong>ch</strong>t alle Wirts<strong>ch</strong>aftsakteure<br />

glei<strong>ch</strong>zeitig und im glei<strong>ch</strong>en Masse<br />

errei<strong>ch</strong>t. Vielmehr breitet si<strong>ch</strong> das neue Geld langsam<br />

in der Wirts<strong>ch</strong>aft aus. Die Preisanpassungen<br />

erfolgen nur allmähli<strong>ch</strong>, wodur<strong>ch</strong> eindeutige Gewinner<br />

und Verlierer identifiziert werden können.<br />

Umverteilung von Kaufkraft und<br />

S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>ung der Wirts<strong>ch</strong>aft<br />

Zu den Gewinnern, die das neue Geld als erstes<br />

erhalten und damit Käufe tätigen können, bevor<br />

die Preise steigen, zählen insbesondere die Zentralbank<br />

und vers<strong>ch</strong>iedene staatli<strong>ch</strong>en Stellen, aber<br />

au<strong>ch</strong> der private Bankensektor. Die Verlierer, die<br />

das neue Geld zuletzt oder gar ni<strong>ch</strong>t erhalten, sind<br />

vor allem Personen mit fixen Einkommen wie Renten<br />

und Arbeitslosengeldern, deren reale Einkommen<br />

aufgrund der gestiegenen Preise s<strong>ch</strong>rumpfen.<br />

Interessanterweise findet diese Umverteilung von<br />

Kaufkraft selbst dann statt, wenn die Gütermenge<br />

im glei<strong>ch</strong>en Mass zur Geldmenge steigt und die<br />

Preise letztli<strong>ch</strong> unverändert bleiben. Wäre nämli<strong>ch</strong><br />

bei steigender Gütermenge die Geldmenge unverändert<br />

geblieben, dann hätten die Sparer von einer<br />

steigenden Kaufkraft ihres Geldes profitieren<br />

können.<br />

In der Regel übersteigt jedo<strong>ch</strong> die Geldmengenausweitung<br />

den Anstieg der Gütermenge und<br />

resultiert irgendwann in steigenden Preisen für<br />

Güter, Dienstleistungen oder Vermögenswerte.<br />

Dur<strong>ch</strong> die sukzessive Preisanpassung, also den<br />

Kaufkrafts<strong>ch</strong>wund des Geldes, kommt es dann zu<br />

einer weiteren Umverteilung von Kaufkraft von<br />

den Sparern, deren Sparguthaben an Kaufkraft<br />

verlieren, zu den S<strong>ch</strong>uldnern, die ihre S<strong>ch</strong>ulden in<br />

Zukunft mit minderwertigem Geld zurückzahlen<br />

können. Diese Umverteilung stellt e<strong>ch</strong>te Nettokosten<br />

für die Volkswirts<strong>ch</strong>aft dar, denn dur<strong>ch</strong> die<br />

s<strong>ch</strong>lei<strong>ch</strong>ende Geldentwertung wird der Anreiz<br />

zum Sparen reduziert und somit der Wirts<strong>ch</strong>aft<br />

Sparkapital – die Voraussetzung für Investitionen,<br />

Forts<strong>ch</strong>ritt und solides Wirts<strong>ch</strong>aftswa<strong>ch</strong>stum –<br />

entzogen. Langfristig kann so die Wirt s<strong>ch</strong>aftskraft<br />

eines Landes unterminiert werden.<br />

Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />

Fehlallokation knapper Güter<br />

Neben diesen sehr wi<strong>ch</strong>tigen Umverteilungseffekten<br />

generiert Inflation no<strong>ch</strong> eine ganze Reihe<br />

weiterer Kosten, die si<strong>ch</strong> aus der Fehl allokation<br />

knapper Ressourcen ergeben. Steigen die Preise<br />

stark an, so sehen si<strong>ch</strong> Wirts<strong>ch</strong>afts akteure gezwungen<br />

Ausgaben zu tätigen, um ihre Einkommen<br />

und Vermögen vor den Auswirkungen der<br />

Inflation zu s<strong>ch</strong>ützen. Sol<strong>ch</strong>e Ausgaben erhöhen<br />

zwar die statistis<strong>ch</strong> gemessene Wirts<strong>ch</strong>aftsleistung<br />

(das Bruttoinlandprodukt); für diejenigen,<br />

die diese Ausgaben tätigen, stellen sie aber einen<br />

Verlust dar.<br />

Studien haben gezeigt, dass erhöhte Inflation<br />

im Laufe der Zeit zu immer mehr politis<strong>ch</strong>er<br />

Einflussnahme im wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Prozess führt.<br />

Unter der Annahme, dass die Ressourcenallokation<br />

dur<strong>ch</strong> den Prozess des Marktes effizienter<br />

ist als dur<strong>ch</strong> den politis<strong>ch</strong>en, ergeben si<strong>ch</strong> daraus<br />

Kosten für die Volkswirts<strong>ch</strong>aft. S<strong>ch</strong>werwiegender<br />

sind jedo<strong>ch</strong> die Fehlallokationen, die si<strong>ch</strong><br />

aus der Verzerrung der Preise ergeben. Preise<br />

sind wi<strong>ch</strong>tige Signale für das Investitions- und<br />

Konsumverhalten. Da eine Geldmengenausweitung<br />

niemals alle Preise glei<strong>ch</strong>mässig steigen<br />

lässt, kommt es zu Störungen der relativen<br />

Preisverhältnisse und somit zu Fehlallokationen<br />

knapper Ressourcen.<br />

Der wi<strong>ch</strong>tigste Preis ist der Zins, der ni<strong>ch</strong>t nur<br />

Angebot und Na<strong>ch</strong>frage na<strong>ch</strong> Finanzmitteln, sondern<br />

au<strong>ch</strong> die Zeitpräferenzen der Wirts<strong>ch</strong>aftsakteure<br />

koordiniert. Bei hohen Zinsen wird mehr<br />

gespart und ein Teil des Konsums in die Zukunft<br />

verlagert. Sinkt der Zins dur<strong>ch</strong> eine Geldmengenausweitung,<br />

dann führt dies zu steigender Vers<strong>ch</strong>uldung,<br />

erhöhtem Konsum und ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>haltigen<br />

Investitionsprojekten, die, wie wir in der<br />

globalen Rezession von 2008/2009 gesehen haben,<br />

in einer späteren Rezession liquidiert werden<br />

müssen. Inflation, verstanden als Geldmengenausweitung,<br />

ist ein wi<strong>ch</strong>tiger Treiber des Konjunkturzyklus,<br />

was uns alle betrifft.<br />

Trotz dieser Kosten argumentieren die meisten<br />

Ökonomen und Politiker, dass eine moderate und<br />

stabile Preisinflation nützli<strong>ch</strong> ist. Dafür werden<br />

meist drei Gründe angeführt:<br />

1. Ein stetiger, moderater Preisanstieg erlei<strong>ch</strong>tert<br />

Reallohnanpassungen. Steigen die Preise um<br />

«Die Inflation<br />

ist die Hölle der<br />

Gläubiger und<br />

das Paradies der<br />

S<strong>ch</strong>uldner.»<br />

André Kostolany,<br />

Publizist und<br />

Börsenexperte


3 Prozent pro Jahr und die Löhne nur um<br />

2 Prozent, dann sinken die Reallöhne, ohne<br />

dass die Nominallöhne reduziert werden müssen,<br />

was häufig auf grossen Widerstand trifft.<br />

Dieser Vorteil ist na<strong>ch</strong>vollziehbar. Allerdings<br />

ist es sehr unwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>, dass er die obengenannten<br />

Kosten kompensieren kann.<br />

2. Eine moderate Preisinflation beflügelt die wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Dynamik. Ein ständiger, latenter<br />

Kaufkraftverlust des Geldes regt demna<strong>ch</strong> den<br />

Konsum und somit das Wirts<strong>ch</strong>aftswa<strong>ch</strong>stum<br />

an. Allerdings wird dabei übersehen, dass es<br />

bei einem Kauf immer zwei Parteien gibt.<br />

Kaufkrafts<strong>ch</strong>wund erhöht zwar den Anreiz<br />

Geld gegen Waren zu taus<strong>ch</strong>en. Aber warum<br />

sollte der Verkäufer bereit sein, seine Ware<br />

gegen Geld zu taus<strong>ch</strong>en, wenn dieses Geld in<br />

Zukunft weniger Wert ist?<br />

Deflation<br />

Als Gegenteil der Inflation kann man die Deflation<br />

als einen anhaltenden und signifikanten<br />

Rückgang des Preisniveaus verstehen. In jedem<br />

Fall steht bei der Deflation der na<strong>ch</strong>haltige Anstieg<br />

der Kaufkraft des Geldes im Vordergrund.<br />

Deflation hat somit au<strong>ch</strong> eine gute Seite, nämli<strong>ch</strong><br />

dann wenn der Kaufkraftgewinn des Geldes<br />

auf steigende Produktivität zurückzuführen<br />

ist. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> war die stärkste und längste<br />

Wa<strong>ch</strong>stumsphase der US-Wirts<strong>ch</strong>aft am Ende<br />

des 19. Jahrhunderts von stetiger Deflation<br />

begleitet. Allerdings hat Deflation au<strong>ch</strong> eine<br />

dunkle Seite. Diese zeigt si<strong>ch</strong>, wenn es na<strong>ch</strong><br />

einer starken Geldmengenausweitung zu einer<br />

Krise kommt, bei der die Geldmenge s<strong>ch</strong>nell<br />

Abb. 1.1: Historis<strong>ch</strong>e Inflation in den USA<br />

Prozent im Jahresverglei<strong>ch</strong><br />

35<br />

25<br />

15<br />

5<br />

–5<br />

–15<br />

–25<br />

3. Eine stetige Preisinflation ist nützli<strong>ch</strong>, da sie ein<br />

Abgleiten in die gefür<strong>ch</strong>tete Deflation weniger<br />

wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>t. Allerdings ist es sehr<br />

zweifelhaft, dass eine Deflation, also ein latenter<br />

Kaufkraftgewinn des Geldes, tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

eine sol<strong>ch</strong>e Gefahr für die Wirts<strong>ch</strong>aft darstellt,<br />

vor allem wenn diese auf Produktivitätsgewinne<br />

zurückzuführen ist.<br />

Eine verdeckte Steuer<br />

Wenn Inflation so viele Probleme und nur so wenig<br />

gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Nutzen verursa<strong>ch</strong>t, dann stellt<br />

si<strong>ch</strong> die Frage, warum es sie überhaupt gibt. Die<br />

Antwort dürfte ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>wer fallen. Inflation wird<br />

von Regierungen gema<strong>ch</strong>t, denn Inflation ist eine<br />

Steuer; no<strong>ch</strong> dazu eine Steuer, die insgeheim und<br />

ohne Zustimmung des Parlaments erhoben werden<br />

kann. Dur<strong>ch</strong> die Inflation bringt si<strong>ch</strong> die Regierung<br />

ohne irgendwel<strong>ch</strong>e Gegenleistung in den Besitz<br />

s<strong>ch</strong>rumpft. Die Bewegung der Geldmengen ist<br />

eng mit den Kreditvolumen verbunden, weshalb<br />

in diesem Fall au<strong>ch</strong> von einer S<strong>ch</strong>uldendeflation<br />

gespro<strong>ch</strong>en wird. Bei einer Geldmengendeflation<br />

muss es ni<strong>ch</strong>t zwangsläufig zu fallenden Preisen<br />

kommen. Für moderne Zentral banken ist Deflation<br />

in Form eines na<strong>ch</strong>haltigen Rückgangs des<br />

Preisniveaus beziehungsweise des KPI ein S<strong>ch</strong>reckensszenario,<br />

das es um jeden Preis zu vermeiden<br />

gilt. Abbildung 1.1 zeigt, dass ihnen dies seit<br />

der Grossen Depression der 1930er Jahre au<strong>ch</strong><br />

gelungen ist. Seit dieser Zeit hat es in den USA<br />

(und den meisten anderen bedeutenden Ökonomien)<br />

keine Deflation mehr gegeben. Preisdeflation<br />

ist ein äusserst seltenes Phänomen.<br />

Ein Konzept, viele Missverständnisse<br />

Das Ende der Deflation<br />

1665 1680 1695 1710 1725 1740 1755 1770 1785 1800 1815 1830 1845 1860 1875 1890 1905 1920 1935 1950 1965 1980 1995 2010<br />

Quellen: Inflationsdaten freundli<strong>ch</strong>erweise zur Verfügung gestellt von Prof. Robert C. Sahr, Oregon State University, <strong>UBS</strong> WMR<br />

<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 9


10<br />

Kapitel 1<br />

Hyperinflation<br />

Die Hyperinflation hat mit einer «normalen»<br />

Preisinflation wenig zu tun. Vielmehr ist<br />

Hyper inflation ein rapider Vertrauensverlust<br />

in die Währung. Papiergeld hat nur deshalb<br />

einen Wert, weil mit ihm das Vertrauen verbunden<br />

ist, dass man das Geld, das man<br />

heute erhält, au<strong>ch</strong> in Zukunft gegen eine bestimmte<br />

Menge an Gütern, Dienstleistungen<br />

und Vermögenswerten eintaus<strong>ch</strong>en kann.<br />

Wenn dieses Vertrauen s<strong>ch</strong>windet, droht die<br />

Hyperinflation.<br />

knapper Güter. Seitdem es Geld gibt, konnten<br />

Regierungen nur selten dauerhaft der Versu<strong>ch</strong>ung<br />

widerstehen, die Geldmenge zu ihren Gunsten zu<br />

inflationieren.<br />

S<strong>ch</strong>on zu Zeiten der Römer haben die Kaiser vor<br />

allem werthaltige Silbermünzen einges<strong>ch</strong>molzen,<br />

um sie dann, mit minderwertigen Metallen versetzt,<br />

zum glei<strong>ch</strong>en Nominalwert wieder neu auszumünzen.<br />

Aus einem guten Denar wurden dann<br />

zwei oder mehrere s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Denare. Die Mens<strong>ch</strong>en<br />

bemerkten die Vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terung des Geldes<br />

natürli<strong>ch</strong> und passten die Preise entspre<strong>ch</strong>end an.<br />

Eine sol<strong>ch</strong>e Geldmengenausweitung dur<strong>ch</strong> das<br />

Ummünzen guter Münzen in s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Münzen<br />

ist relativ lei<strong>ch</strong>t zu erkennen und war in der Vergangenheit<br />

ni<strong>ch</strong>t selten Anstoss für Unruhen und<br />

Aufstände. Gold und Silber wirkten somit als eine<br />

Art Anker, der eine Ausweitung der Geldmengen<br />

ers<strong>ch</strong>werte. Der römis<strong>ch</strong>e Solidus, eine Goldmünze,<br />

wurde in fast unveränderter Reinheit und<br />

mit mehr oder weniger konstanter Kaufkraft über<br />

mehr als 800 Jahre geprägt.<br />

Ein Phänomen unserer Zeit<br />

Im Laufe der Zeit sind alle Volkswirts<strong>ch</strong>aften zu<br />

Papiergeldsystemen übergangen, bei denen Regierungen<br />

und Zentralbanken die Geldmenge, ohne<br />

jede Verankerung dur<strong>ch</strong> reale Werte, kontrollieren.<br />

Um eine unkontrollierte Geldmengenausweitung<br />

zu verhindern, brau<strong>ch</strong>te man einen neuen Anker,<br />

der die Rolle von Gold und Silber übernehmen<br />

konnte. In modernen Volkswirts<strong>ch</strong>aften wird die-<br />

Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />

Die Geldhalter versu<strong>ch</strong>en dann, ihr Geld praktis<strong>ch</strong><br />

um jeden Preis in Sa<strong>ch</strong>werte zu taus<strong>ch</strong>en. Hyperinflation<br />

kann nur in einem Papier geld system<br />

auftreten. Die klassis<strong>ch</strong>en Beispiele für Hyperinflationen<br />

sind Deuts<strong>ch</strong>land in den 1920er Jahren,<br />

Ungarn na<strong>ch</strong> dem Zweiten Weltkrieg und Simbabwe,<br />

wo die Hyperinflation 2009 endete. Allerdings<br />

sind Hyperinflationen gar ni<strong>ch</strong>t so selten.<br />

Der Ökonom Peter Bernholz hat für das zwanzigste<br />

Jahrhundert ni<strong>ch</strong>t weniger als 28 Hyperinflationen<br />

identifiziert.<br />

ser Anker über die Zielsetzungen der Zentralbanken<br />

definiert, die mit dem Mandat ausgestattet<br />

wurden, die Geldwertstabilität – mögli<strong>ch</strong>st unabhängig<br />

von der Politik – zu si<strong>ch</strong>ern.<br />

Allerdings waren die Bemühungen der Zentralbanken<br />

seit Aufhebung der Golddeckung nur von<br />

mässigem Erfolg gekrönt, vor allem im Verglei<strong>ch</strong><br />

zu früheren Jahrhunderten. Abbildung 1.2 zeigt,<br />

dass das Preisniveau in den USA seit der Aufhebung<br />

des klassis<strong>ch</strong>en Goldstandards im Jahr 1934<br />

auf das Zwanzigfa<strong>ch</strong>e angestiegen ist. Das Spiegelbild<br />

dieser Entwicklung ist der Verfall der Kaufkraft.<br />

Der US-Dollar hat seit Gründung der US-<br />

Notenbank im Jahr 1913 rund 95 Prozent seines<br />

Werts verloren, na<strong>ch</strong>dem seine Kaufkraft in den<br />

vorhergehenden 100 Jahren nahezu unverändert<br />

geblieben war. Die s<strong>ch</strong>attierten Flä<strong>ch</strong>en in Abbildung<br />

1.4 markieren Phasen, in denen die<br />

Gold deckung der Währung ausgesetzt wurde<br />

Abb. 1.2: Die Preisentwicklung in den letzten 350 Jahren<br />

Preisniveau in den USA, Index (2005 = 100)<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Unabhängigkeitskrieg<br />

Krieg von 1812<br />

Bürgerkrieg<br />

Zweiter<br />

Weltkrieg<br />

Erster<br />

Weltkrieg<br />

Auebung der<br />

Golddeckung<br />

1665 1699 1733 1767 1801 1835 1869 1903 1937 1971 2005<br />

Quellen: Inflationsdaten freundli<strong>ch</strong>erweise zur Verfügung gestellt von Prof. Robert C. Sahr,<br />

Oregon State University; <strong>UBS</strong> WMR<br />

«Ohne den<br />

Goldstandard<br />

gibt es keine<br />

Mögli<strong>ch</strong>keit,<br />

Ersparnisse vor<br />

der Enteignung<br />

dur<strong>ch</strong> Inflation<br />

zu s<strong>ch</strong>ützen.»<br />

Alan Greenspan,<br />

früherer Präsident<br />

der US-Notenbank


Abb. 1.3: Kriege beeinflussen die Konsumentenpreise<br />

Preisentwicklung der letzten 250 Jahre (Jahresverglei<strong>ch</strong> in %, 10-Jahresdur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt)<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

5<br />

–10<br />

US-Unabhängigkeitskrieg<br />

und es jeweils zu einer starken Kaufkraftminderung<br />

des Dollars kam. Natürli<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>ränkte<br />

si<strong>ch</strong> diese Entwicklung ni<strong>ch</strong>t auf den Dollar.<br />

Abbildung 1.5 dokumentiert den Kaufkraftverlust<br />

wi<strong>ch</strong>tiger Währungen im zwanzigsten Jahrhundert.<br />

Wie in Abbildung 1.3 ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>, wurden<br />

die Geldmengen vor in allem Kriegszeiten<br />

inflationiert, um dadur<strong>ch</strong> die Kriegss<strong>ch</strong>ulden zu<br />

reduzieren.<br />

Fazit<br />

Im Gegensatz zur landläufigen Meinung geht es<br />

bei der Inflation ni<strong>ch</strong>t in erster Linie um steigende<br />

Preise, sondern vielmehr um den Wertverlust des<br />

Geldes. Dieser erfolgt in der Regel dann, wenn<br />

die Geldmenge im Verhältnis zu den Dingen, die<br />

mit dem Geld gekauft werden können, steigt. Zu<br />

den gesamtwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Kosten eines na<strong>ch</strong>haltigen<br />

Kaufkrafts<strong>ch</strong>wunds, also der Inflation, gehören<br />

Preis- und Zinsverzerrungen und Umverteilungseffekte,<br />

wel<strong>ch</strong>e die Wirts<strong>ch</strong>aft langfristig<br />

s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en können und erhebli<strong>ch</strong> zur Volatilität<br />

des Konjunkturzyklus beitragen. Die Ausweitung<br />

der Geldmenge im Verhältnis zur Gütermenge<br />

steht am Anfang dieses Prozesses, der si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong><br />

einen generellen Anstieg der Preise bemerkbar<br />

ma<strong>ch</strong>en kann. Aber wie erfolgt die Übertragung<br />

von der Geldmengenausweitung hin zur Preisinflation?<br />

Dies ist die Kernfrage, der wir uns im<br />

zweiten Kapitel widmen.<br />

Abb. 1.4: Ohne Golddeckung steigen die Preise<br />

Der Kauraverfall des US-Dollar<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

Quellen: Daten von American Institute of Economic Resear<strong>ch</strong> (AIER), <strong>UBS</strong> WMR<br />

Ein Konzept, viele Missverständnisse<br />

1750 1775 1800 1825 1850 1875 1900 1925 1950 1975 2000<br />

USA Grossbritannien<br />

Quellen: EH.net, <strong>UBS</strong> WMR<br />

Napoleonis<strong>ch</strong>e Kriege:<br />

Monetisierung der S<strong>ch</strong>ulden US-Bürgerkrieg<br />

Erste industrielle Revolution:<br />

Produktivitätsgewinne führen zur Deflation<br />

Erster Weltkrieg:<br />

Monetisierung der S<strong>ch</strong>ulden<br />

Zweite industrielle Revolution:<br />

Produktivitätsgewinne führen zur Deflation<br />

Zweiter Weltkrieg:<br />

Monetisierung der<br />

S<strong>ch</strong>ulden<br />

Grosse Depression<br />

Ende des klassis<strong>ch</strong>en<br />

Goldstandards<br />

Endgültige Auebung<br />

der Golddeckung<br />

1792 1818 1844 1870 1896 1922 1948 1974 2000<br />

Anmerkung: S<strong>ch</strong>attierte Phasen markieren Perioden, in denen die Golddeckung aufgehoben wurde.<br />

Abb. 1.5: Kauras<strong>ch</strong>wund in wi<strong>ch</strong>tigen<br />

Volkswirts<strong>ch</strong>aen<br />

Kaura ausgewählter Währungen und Gold, logarithmis<strong>ch</strong>e Skalen<br />

10.0000<br />

1.0000<br />

0.1000<br />

0.0100<br />

0.0010<br />

0.0001<br />

13 22 31 40 49 58 67 85 94 03<br />

US-Dollar<br />

Japanis<strong>ch</strong>er Yen<br />

Britis<strong>ch</strong>es Pfund Deuts<strong>ch</strong>e Mark (bis 1923)<br />

S<strong>ch</strong>weizer Franken Deuts<strong>ch</strong>e Rei<strong>ch</strong>smark (bis 1948)<br />

Gold<br />

Französis<strong>ch</strong>er Franc<br />

Deuts<strong>ch</strong>e Mark (ab 1948)<br />

Quellen: Daten von American Institut of Economic Resear<strong>ch</strong> AIER, <strong>UBS</strong> WMR<br />

US Fed unter<br />

Paul Volcker:<br />

bekämp Inflation<br />

Vietnamkrieg:<br />

Monetisierung der S<strong>ch</strong>ulden<br />

<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 11


12<br />

Von der Geldmengeninflation<br />

zur Preisinflation<br />

Die Wirkungskette von der Geldmengenausweitung<br />

zum Preisanstieg führt über vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Wege. Ents<strong>ch</strong>eidend dafür sind<br />

das Verhalten und die Erwartungen der<br />

Wirts<strong>ch</strong>aftsakteure.<br />

Der im ersten Kapitel diskutierte Zusammenhang<br />

zwis<strong>ch</strong>en Geldmengeninflation und Preisinflation<br />

lässt si<strong>ch</strong>, wie in Abbildung 2.1 erkennbar, empiris<strong>ch</strong><br />

gut dokumentieren – vor allem über lange<br />

Zeiträume. Aufgrund dieses Zusammenhangs<br />

prägte der Ökonom und Nobelpreisträger Milton<br />

Friedman den Satz, dass Inflation immer und<br />

überall ein monetäres Phänomen sei.<br />

S<strong>ch</strong>windender Zusammenhang zwis<strong>ch</strong>en<br />

Geldmenge und Konsumentenpreisen<br />

Früher gab es einen sehr engen und unmittelbaren<br />

Zusammenhang zwis<strong>ch</strong>en Geldmengen -<br />

ver änderung und Preisentwicklung. Stieg die<br />

Geldmenge beispielsweise um 10 Prozent, dann<br />

stieg bald au<strong>ch</strong> das Preisniveau um einen ähnli<strong>ch</strong>en<br />

Wert an. Seit Mitte der 1980er Jahre jedo<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>eint si<strong>ch</strong> das enge Verhältnis zwis<strong>ch</strong>en Geld<br />

Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />

und Preisen aufzulösen (siehe Abbildung 2.2).<br />

Die Geldmenge, zumindest wenn sie als Geldmengenaggregat<br />

M1 gemessen wird, wel<strong>ch</strong>es<br />

Bargeld und Si<strong>ch</strong>tein lagen umfasst, beginnt deutli<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>neller zu wa<strong>ch</strong>sen als die Preise, gemessen<br />

als Konsumentenpreisindex (KPI). Während der<br />

globalen Wirt s<strong>ch</strong>aftskrise 2008 und 2009 ist der<br />

Zusammenhang ganz zusammengebro<strong>ch</strong>en.<br />

M1 ist geradezu explodiert, während der KPI gefallen<br />

ist. Wie lässt si<strong>ch</strong> dies erklären?<br />

Wenn die Geldmenge steigt, dann steigt das<br />

Preisniveau nur dann, wenn die Menge der<br />

Dinge, die mit dem Geld gekauft werden kann,<br />

unverändert bleibt. Wä<strong>ch</strong>st die Menge der kaufbaren<br />

Dinge, ebenfalls um 10 Prozent, dann<br />

gibt es keinen Grund für eine Steigerung des<br />

Preisniveaus um 10 Prozent. Eine mögli<strong>ch</strong>e Ursa<strong>ch</strong>e<br />

für die Diskrepanz zwis<strong>ch</strong>en Geldmengenwa<strong>ch</strong>stum<br />

und Preisinflation seit Mitte der<br />

1980er Jahre könnte demna<strong>ch</strong> auf eine starke<br />

Ausweitung der kaufbaren Mengen an Gütern,<br />

Dienstleistungen und Vermögenswerten zurückzuführen<br />

sein.


Globalisierung erhöht Güterangebot<br />

und Wettbewerb<br />

Daher ist der erste mögli<strong>ch</strong>e Erklärungsansatz für<br />

die Entkoppelung der Konsumentenpreise von<br />

den Geldmengenaggregaten die Globalisierung,<br />

also die Integration grosser Volkswirts<strong>ch</strong>aften,<br />

allen voran China, in die globale Arbeitsteilung.<br />

Die asiatis<strong>ch</strong>en Volkswirts<strong>ch</strong>aften sind im allgemeinen<br />

Netto-Sparer, das heisst sie produzieren mehr<br />

Güter, als sie konsumieren, und stellen somit netto<br />

ein zusätzli<strong>ch</strong>es Güterangebot dar, was si<strong>ch</strong> deflationär<br />

auf die Konsumgüterpreise auswirkt.<br />

Wi<strong>ch</strong>tiger als die direkten Effekte via billigere<br />

Importe sind womögli<strong>ch</strong> die indirekten Effekte<br />

– westli<strong>ch</strong>e Produzenten und Arbeitnehmende<br />

konkurrieren immer stärker mit Asien. Zunehmende<br />

Arbeitsteilung und zunehmender Handel<br />

wirken per se preissenkend; sie erlauben Effizienz<br />

gewinne und somit Kosten- und Preisreduktionen.<br />

Der Ma<strong>ch</strong>tverlust der Gewerks<strong>ch</strong>aften<br />

sowie die steigende Konkurrenz von<br />

Tieflohnländern haben zudem die Gefahr von<br />

Lohn-Preis-Spiralen verringert.<br />

Geldmengen und Geldmengenaggregate<br />

Von der Geldmengeninflation zur Preisinflation<br />

Abb. 2.1: US-Geldmengenwa<strong>ch</strong>stum und Preisinflation<br />

10-Jahresdur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt im Jahresverglei<strong>ch</strong>, in Prozent<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

–2<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

–2<br />

–4<br />

–6<br />

1922 1932 1942 1952 1962 1972 1982 1992 2002<br />

M2 (Skala links) KPI (Skala re<strong>ch</strong>ts)<br />

Quellen: Federal Reserve, <strong>UBS</strong> WMR<br />

Abb. 2.2 Entkopplung von US-Geldmenge und KPI<br />

Niveau der Konsumentenpreise und Geldmenge M1 in den USA (1960=100)<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010<br />

M1 KPI<br />

Quellen: Federal Reserve, <strong>UBS</strong> WMR<br />

Die Geldmenge umfasst den Bestand an Geld in einer Volkswirts<strong>ch</strong>aft und wird in vers<strong>ch</strong>iedene Geldmengenaggregate<br />

unterteilt, die na<strong>ch</strong> ihrer Laufzeit, beziehungsweise ihrer Nähe zur eigentli<strong>ch</strong>en Zahlungsfunktion des<br />

Geldes gestaffelt sind. Meist werden die folgenden Aggregate unters<strong>ch</strong>ieden, wobei die genaue Klassifizierung<br />

von Land zu Land deutli<strong>ch</strong> abwei<strong>ch</strong>en kann:<br />

Basisgeldmenge/ = gesamter Bargeldbestand und Reserveeinlagen der Ges<strong>ch</strong>äftsbanken bei der<br />

monetäre Basis Notenbank<br />

Geldmenge M0 = Bargeld bei den Ni<strong>ch</strong>tbanken<br />

Geldmenge M1 = M0 und Teile der Bankreserven und häufig au<strong>ch</strong> tägli<strong>ch</strong> fällige Einlagen (= Si<strong>ch</strong>teinlagen)<br />

Geldmenge M2 = M1 plus Spareinlagen, Geldmarktkonten und Wertpapiere bis zu bestimmten Beträgen<br />

und mit kürzeren Laufzeiten<br />

Geldmenge M3 = M2 plus Spareinlagen, Geldmarktkonten und Wertpapiere mit grösseren Beträgen und<br />

längeren Laufzeiten.<br />

Erhöht die Notenbank die Basisgeldmenge, dann erhalten Ges<strong>ch</strong>äftsbanken die Mögli<strong>ch</strong>keit ihre Kreditvergabe<br />

auszuweiten. Die Ges<strong>ch</strong>äftsbanken s<strong>ch</strong>öpfen in diesem Prozess neues Bu<strong>ch</strong>geld, das si<strong>ch</strong> in höheren Geldmengenaggregaten<br />

nieders<strong>ch</strong>lägt.<br />

<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 13


14<br />

Kapitel 2<br />

Wa<strong>ch</strong>stum der Finanzmärkte bindet<br />

Geldmengenausweitung<br />

Ein zweiter Grund für den s<strong>ch</strong>windenden Zusammenhang<br />

zwis<strong>ch</strong>en den Geldmengen und den<br />

Konsumentenpreisen ist das qualitative und quantitative<br />

Wa<strong>ch</strong>stum der Finanzmärkte. Der globale<br />

Kapitalstock hat in den vergangenen Jahrzehnten<br />

massiv zugenommen – dank te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Innovationen<br />

und Finanzmarktliberalisierungen wird ein<br />

zunehmender Teil des wa<strong>ch</strong>senden Kapitalstocks<br />

an den Finanzmärkten gehandelt. Dies hat mögli<strong>ch</strong>erweise<br />

einen Teil der Geldmengeninflation<br />

absorbiert und somit eine Übertragung der Geldmengeninflation<br />

in einen signifikanten Anstieg<br />

der Konsumentenpreise verhindert.<br />

Andererseits hat die Entwicklung der Finanzmärkte<br />

den Unternehmen ermögli<strong>ch</strong>t, si<strong>ch</strong> anstelle<br />

von Bankkrediten direkt über den Kapitalmarkt<br />

zu finanzieren, was den Zusammenhang<br />

zwis<strong>ch</strong>en Geldmengen, Bankkrediten und der<br />

Wirts<strong>ch</strong>aftsaktivität ges<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>t hat. Aufgrund<br />

der Entwicklung neuer Anlage- und Zahlungsformen<br />

ist es zudem immer s<strong>ch</strong>wieriger geworden,<br />

die Geldmenge überhaupt zu definieren.<br />

Vier Übertragungsme<strong>ch</strong>anismen<br />

Aber wieso kommt es zu Situationen, in denen wie<br />

2008/2009 die Geldmenge rasant steigt und die<br />

Inflation, zumindest gemessen am KPI, sinkt? Eine<br />

Erklärung ist, dass der KPI eben nur einen kleinen<br />

Teil des Preisniveaus abbildet. Die Preise für Vermögenswerte<br />

oder Rohstoffe werden ni<strong>ch</strong>t direkt im<br />

Transmissionsme<strong>ch</strong>anismen<br />

Geldpolitik<br />

Expansive<br />

Geldpolitik:<br />

Zinssenkung/<br />

Geldmengenausweitung<br />

Quelle: <strong>UBS</strong> WMR<br />

Übertragungskanal<br />

Zinskanal Zinsen fallen<br />

Kreditkanal S<strong>ch</strong>uldenausweitung<br />

We<strong>ch</strong>selkurskanal Währung wertet ab<br />

Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />

KPI erfasst. Diese sind jedo<strong>ch</strong> in Folge der Geldmengeninflation<br />

teils massiv gestiegen.<br />

Ein weiterer Grund ist, dass es zwis<strong>ch</strong>en Geldmengenausweitung<br />

und Preisinflation Übertragungsme<strong>ch</strong>anismen<br />

gibt, die unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong><br />

gut funktionieren. Grundsätzli<strong>ch</strong> lassen si<strong>ch</strong> vier<br />

Übertra gungsme<strong>ch</strong>anismen unters<strong>ch</strong>eiden:<br />

1. Zinskanal: Erhöht die Zentralbank die Geldmenge,<br />

dann fallen die kurzfristigen Zinsen.<br />

Sparen wird unattraktiver, was wiederum Investitionen<br />

und Konsum anregt. Die steigende<br />

Na<strong>ch</strong>frage treibt die Preise für Produktionsfaktoren<br />

wie Arbeit oder Rohstoffe in die Höhe<br />

und Unternehmen versu<strong>ch</strong>en, höhere Preise<br />

für ihre Produkte dur<strong>ch</strong>zusetzen.<br />

2. Kreditkanal: Die Geldmengenausweitung reduziert<br />

die Refinanzierungskosten der Ges<strong>ch</strong>äftsbanken,<br />

die diesen Vorteil zum Teil an ihre<br />

Kunden weitergeben. Es kommt zu einer S<strong>ch</strong>uldenausweitung,<br />

die Konsum, Investitionen und<br />

letztli<strong>ch</strong> Preiserhöhungen mit si<strong>ch</strong> bringen kann.<br />

3. We<strong>ch</strong>selkurskanal: Die Ausweitung der Geldmengenausweitung<br />

und die damit einhergehende<br />

Reduktion der Zinsen führen tendenziell<br />

zu einer Abwertung der heimis<strong>ch</strong>en Währung.<br />

Dies verbilligt heimis<strong>ch</strong>e Güter gegenüber importierten<br />

Waren, woraus ein Na<strong>ch</strong>frages<strong>ch</strong>ub<br />

resultieren kann, der si<strong>ch</strong> in höheren Preisen<br />

nieders<strong>ch</strong>lägt.<br />

Auswirkungen<br />

Sparneigung sinkt, Konsum<br />

und Investitionen steigen<br />

Finanzierungskosten fallen,<br />

Investitionen und Konsum<br />

steigen<br />

Exporte steigen<br />

Importe fallen<br />

Vermögenskanal Vermögenswerte steigen Konsum steigt<br />

Preise<br />

Tendenz zu<br />

höherer<br />

Preisinflation


4. Vermögenskanal: Die ersten Preise, die auf<br />

eine Geldmengenausweitung reagieren, sind<br />

oftmals die Preise für Vermögenswerte. Fühlen<br />

si<strong>ch</strong> die Halter dieser Vermögenswerte dur<strong>ch</strong><br />

den Preisanstieg rei<strong>ch</strong>er, dann kann dies ebenfalls<br />

die Konjunktur beflügeln und ein weiteres<br />

Übergreifen der Geldmengeninflation auf die<br />

Preisinflation begünstigen.<br />

Die Preise, wie überhaupt alle wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Grössen, werden vom mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Handeln<br />

bestimmt. Das heisst, die Funktionsfähigkeit der<br />

genannten Übertragungskanäle hängt ganz<br />

wesentli<strong>ch</strong> von den subjektiven Wertvorstellungen<br />

und Erwartungen der Wirts<strong>ch</strong>aftsakteure ab.<br />

Erwartungen spielen eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle<br />

Erwarten die Wirts<strong>ch</strong>aftsakteure eine positive<br />

Konjunkturentwicklung, dann werden sie eher<br />

bereit sein Geld auszugeben, ihre Sparguthaben<br />

aufzulösen oder Kredite aufzunehmen, um damit<br />

Konsum und Investitionen zu finanzieren. In<br />

diesem Fall wird si<strong>ch</strong> die Geldmengenausweitung<br />

re<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>nell in höheren Preisen zeigen. Im<br />

umgekehrten Fall, wenn die Konjunkturerwartungen<br />

negativ sind, können Preiserhöhungen<br />

zunä<strong>ch</strong>st ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong>gesetzt werden, obwohl es<br />

eine Ausweitung der Geldmenge gegeben hat.<br />

Bei hoher Arbeitslosigkeit und anhaltender Unterauslastung<br />

der Produktionskapazitäten sind die<br />

Wirts<strong>ch</strong>aftsakteure weniger geneigt, Geld auszugeben.<br />

Das zusätzli<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die Zentralbank bereitgestellte<br />

Geld wird gespart oder zur Rückzahlung<br />

bestehender S<strong>ch</strong>ulden verwendet. In einer<br />

sol<strong>ch</strong>en Situation, in der es zu Produktions- und<br />

Bes<strong>ch</strong>äftigungslücken kommt, ist die Gefahr, dass<br />

eine Inflation der Geldmenge zu einem steigenden<br />

Preisniveau führt, sehr gering.<br />

Der glei<strong>ch</strong>e Zusammenhang kann au<strong>ch</strong> mit Hilfe<br />

der Liquiditätspräferenz und ihrem Spiegelbild,<br />

der Umlaufges<strong>ch</strong>windigkeit des Geldes, verdeutli<strong>ch</strong>t<br />

werden. Hohe wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Unsi<strong>ch</strong>erheit<br />

geht mit einer hohen Liquiditätspräferenz einher,<br />

das heisst die Mens<strong>ch</strong>en halten mehr Geld als<br />

sonst und die Umlaufges<strong>ch</strong>windigkeit des Geldes<br />

fällt. Sinkt die Liquiditätspräferenz, weil zum Beispiel<br />

das Vertrauen in eine wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Erholung<br />

steigt, ist dies glei<strong>ch</strong>bedeutend mit einem<br />

Anstieg der Umlaufges<strong>ch</strong>windigkeit des Geldes.<br />

Geldtransaktionen finden dann in erhöhtem<br />

Von der Geldmengeninflation zur Preisinflation<br />

Abb. 2.3: Historis<strong>ch</strong>er Anstieg der Basisgeldmenge<br />

im Zuge der Finanzkrise<br />

Basisgeldmenge, in Prozent im Jahresverglei<strong>ch</strong><br />

120<br />

80<br />

40<br />

Abb. 2.4: Leitzinsen auf Rekordtief<br />

Leitzinsen wi<strong>ch</strong>tiger Zentralbanken in Prozent<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0<br />

–40<br />

Prozentuale Anstiege der Basisgeldmenge<br />

während des Zweiten Weltkriegs<br />

54 58 62 66 70 74 78 82 86 90 94 98 02 06 10<br />

USA<br />

Grossbritannien<br />

Quellen: EcoWin, <strong>UBS</strong> WMR<br />

Japan<br />

Eurozone<br />

Prozentuale Anstiege der Basisgeldmenge<br />

während der Finanz- und Wirts<strong>ch</strong>askrise<br />

1918 1928 1938 1948 1958 1968 1978 1988 1998 2008<br />

S<strong>ch</strong>weiz<br />

Tempo statt und die Mögli<strong>ch</strong>keit Preiserhöhungen<br />

dur<strong>ch</strong>zusetzen nimmt zu.<br />

In Industrieländern wirken Übertragungsme<strong>ch</strong>anismen<br />

derzeit nur bes<strong>ch</strong>ränkt<br />

In allen grossen, entwickelten Volkswirts<strong>ch</strong>aften<br />

haben die Zentralbanken im Zuge der globalen<br />

Finanz- und Wirts<strong>ch</strong>aftskrise die Geldmengen<br />

stark ausgeweitet. Dies gilt vor allem für die USA,<br />

aber au<strong>ch</strong> für den Euroraum, Grossbritannien und<br />

Japan. Abbildung 2.3 zeigt die Entwicklung der<br />

monetären Basis (das heisst im Wesentli<strong>ch</strong>en der<br />

Geldmenge, die Ges<strong>ch</strong>äftsbanken bei der Zentralbank<br />

halten) und Abbildung 2.4 zeigt die kurzfristigen<br />

Zinsen in den USA, Grossbritannien, dem<br />

Euroraum, Japan und der S<strong>ch</strong>weiz. Es wird deutli<strong>ch</strong>,<br />

dass zurzeit alle wi<strong>ch</strong>tigen Zentralbanken ei-<br />

<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 15


16<br />

Kapitel 2<br />

nen äusserst expansiven geldpolitis<strong>ch</strong>en Kurs<br />

fahren.<br />

Denno<strong>ch</strong> hat bisher praktis<strong>ch</strong> keine Übertragung<br />

dieser Geldmengenexpansion auf die Realwirts<strong>ch</strong>aft<br />

und insbesondere auf die Konsumentenpreise<br />

stattgefunden. Dies wird s<strong>ch</strong>on bei der<br />

Betra<strong>ch</strong>tung der höheren Geldmengenaggregate<br />

(M2 und M3) deutli<strong>ch</strong>, die praktis<strong>ch</strong> auf dem<br />

Weg zwis<strong>ch</strong>en monetärer Basis und der Realwirts<strong>ch</strong>aft<br />

liegen. Denn diese Geldmengenaggregate,<br />

die au<strong>ch</strong> längerfristige Spareinlagen, Geldmarktpapiere<br />

und S<strong>ch</strong>uldvers<strong>ch</strong>reibungen beinhalten,<br />

sind bisher nur wenig angestiegen. Au<strong>ch</strong> die<br />

Kreditvergabe ist bisher kaum angesprungen.<br />

Das heisst, die Ges<strong>ch</strong>äftsbanken konnten das<br />

neue Geld no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t für Ausleihungen an Unternehmen<br />

und Privatpersonen nutzen (siehe Abbildung<br />

2.5). Somit funktioniert der Zins- und Kreditkanal<br />

derzeit praktis<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t.<br />

Anders sieht es beim We<strong>ch</strong>selkurskanal aus. Dieser<br />

funktioniert zwar, aber der US-Dollar kann<br />

ni<strong>ch</strong>t auf breiter Basis abwerten, da si<strong>ch</strong> die asiatis<strong>ch</strong>en<br />

Währungen am Dollar orientieren. Zudem<br />

ist die USA genau wie die Eurozone eine grosse<br />

ges<strong>ch</strong>lossene Volkswirts<strong>ch</strong>aft, so dass der We<strong>ch</strong>selkurskanal<br />

ohnehin nur eine geringe Wirkung<br />

hat. Anders sieht es in Grossbritannien aus. Das<br />

Pfund hat si<strong>ch</strong> gegenüber den wi<strong>ch</strong>tigsten Handelspartnerwährungen<br />

signifikant abgewertet.<br />

Dadur<strong>ch</strong> sind Importe teurer geworden, was ni<strong>ch</strong>t<br />

zuletzt zum erhöhten Preisanstieg in Grossbritannien<br />

beigetragen hat.<br />

Der Vermögenskanal ist besonders in den USA<br />

und Grossbritannien relevant. Allerdings ist au<strong>ch</strong><br />

Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />

Abb. 2.5: Veränderungen der monetären Basis der USA<br />

und der Bankkredite<br />

Entwicklung der monetären Basis und der Bankkredite divergiert seit 2008, in Mrd. USD<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

–500<br />

Jan. 08 Sep. 08 Jan. 09 Sep. 09 Jan. 10 Sep. 10 Jan. 11<br />

Bankkredite<br />

Monetäre Basis<br />

Quellen: Federal Reserve, <strong>UBS</strong> WMR<br />

dieser verstopft, zumindest in wi<strong>ch</strong>tigen Teilen.<br />

Obwohl die expansive Geldpolitik die Preise von<br />

Aktien und Rohstoffen stützen konnte, fallen die<br />

Häuserpreise weiterhin oder verharren auf tiefem<br />

Niveau. Darüber hinaus müssen vor allem in den<br />

USA, aber au<strong>ch</strong> einigen in europäis<strong>ch</strong>en Ländern,<br />

Überkapazitäten im Immobiliensektor abgebaut<br />

und Hypothekens<strong>ch</strong>ulden reduziert werden. Im<br />

Euroraum kommt diesem Übertragungsme<strong>ch</strong>anismus<br />

eine geringere Rolle zu, da hier private Aktieninvestitionen<br />

weniger weit verbreitet sind.<br />

Expansive Geldpolitik in S<strong>ch</strong>wellenländer<br />

exportiert<br />

In den S<strong>ch</strong>wellenländern funktionieren diese<br />

Übertragungskanäle, vor allem der Zins- und<br />

Kreditkanal, viel besser als in den entwickelten<br />

Ökonomien. In einigen Ländern, allen voran<br />

China, kann die Übertragung dur<strong>ch</strong> den Kreditkanal<br />

sogar administrativ bestimmt werden, in-


dem die Banken angewiesen werden, bestimmte<br />

Kreditmengen zu vergeben.<br />

Hinzu kommt, dass einige S<strong>ch</strong>wellenländer den<br />

Aussenwert ihrer Währungen an den US-Dollar<br />

gekoppelt haben. Mit anderen Worten: Sie mussten<br />

ebenfalls eine expansive Geldpolitik betreiben,<br />

um dem Aufwertungsdruck ihrer Währungen<br />

gegenüber dem Dollar zu begegnen. Somit<br />

wurde die expansive Geldpolitik, also die Geldmengenausweitung,<br />

in den USA zum Teil in die<br />

S<strong>ch</strong>wellenländer exportiert, wo sie zu einem bes<strong>ch</strong>leunigten<br />

Preisanstieg führt.<br />

Me<strong>ch</strong>anismen hängen von vielen Faktoren ab<br />

Wie bereits erwähnt, darf man si<strong>ch</strong> diese Übertragungskanäle<br />

ni<strong>ch</strong>t als me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Prozesse vorstellen.<br />

Vielmehr spielen die individuellen Eins<strong>ch</strong>ätzungen,<br />

Erwartungen und Handlungen der<br />

Wirts<strong>ch</strong>aftsakteure die ents<strong>ch</strong>eidende Rolle. Kredit-<br />

und Zinskanäle funktionieren ni<strong>ch</strong>t, weil private<br />

Haushalte und Unternehmen ents<strong>ch</strong>ieden<br />

haben, dass sie sparen und Kredite zurückzahlen<br />

müssen. Dieses Verhalten ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> in einer sehr<br />

geringen Umlaufges<strong>ch</strong>windigkeit des Geldes,<br />

beziehungsweise in einer ungewöhnli<strong>ch</strong> hohen<br />

Liquiditätspräferenz, bemerkbar.<br />

In den USA sowie in einigen europäis<strong>ch</strong>en Ländern,<br />

zum Beispiel in Spanien, sind zudem seit der<br />

Krise 2008/2009 die Arbeitslosigkeit sehr ho<strong>ch</strong> und<br />

somit die Bes<strong>ch</strong>äftigungs- und Produktionslücken<br />

vielfa<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> sehr gross. Erst wenn si<strong>ch</strong> die wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Lage weiter verbessert, also die Produktionsauslastung<br />

und die Bes<strong>ch</strong>äftigung steigen, ist<br />

damit zu re<strong>ch</strong>nen, dass Zins- und Kreditkanäle<br />

wieder funktionieren und Geldmengeninflation in<br />

Preisinflation münden wird. In den S<strong>ch</strong>wellenländern<br />

hingegen sieht die Situation anders aus. Hier<br />

droht teilweise eine Überhitzung der Volkswirts<strong>ch</strong>aften,<br />

was einige Zentralbanken bereits veranlasst<br />

hat, ihre expansive Geldpolitik zu drosseln.<br />

Von der Geldmengeninflation zur Preisinflation<br />

Fazit<br />

Die Geldmengenausweitung seit der grossen<br />

Wirts<strong>ch</strong>aftskrise 2008/2009 ist von no<strong>ch</strong> nie<br />

da gewesenem Ausmass. Denno<strong>ch</strong> kam es, zumindest<br />

in den grossen entwickelten Volkswirts<strong>ch</strong>aften,<br />

bisher ni<strong>ch</strong>t zu einem signifikanten<br />

Anstieg bei den Verbrau<strong>ch</strong>erpreisen. Ein Hauptgrund<br />

dafür ist, dass die Übertragungsme<strong>ch</strong>anismen,<br />

die von der Geldmengenausweitung<br />

zur Preis inflation führen, derzeit ni<strong>ch</strong>t ri<strong>ch</strong>tig<br />

funktionieren. Wi<strong>ch</strong>tige Fragen sind daher, ob<br />

und wann diese Übertragungskanäle wieder<br />

funktionieren werden und ob dann ein Anstieg<br />

der Preise auf breiter Front verhindert werden<br />

kann oder ni<strong>ch</strong>t. Diesen Fragen wenden wir<br />

uns im dritten Kapitel zu und diskutieren die<br />

wi<strong>ch</strong>tigsten Szenarien für die künftige Preisentwicklung.<br />

<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 17


18<br />

Kapitel 3<br />

Drei Szenarien,<br />

die US-Notenbank<br />

gibt den Ton an<br />

Wir sehen drei mögli<strong>ch</strong>e Szenarien: Deflation,<br />

Hyperinflation oder erhöhte und volatile<br />

Inflation. Obwohl wir mit einem Anstieg<br />

der Inflation re<strong>ch</strong>nen und die beiden Extremfälle<br />

für unwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> halten, sollten<br />

Anlegerinnen und Anleger die Risiken im<br />

Auge behalten.<br />

Preisinflation ist im Wesentli<strong>ch</strong>en ein globales<br />

Phänomen. Inflationsraten sind international ho<strong>ch</strong><br />

korreliert und trotz regionaler Unters<strong>ch</strong>iede geben<br />

globale Einflüsse die Grundtendenz vor (siehe<br />

Abbildung 3.1). Eine deutli<strong>ch</strong>e und na<strong>ch</strong>haltige<br />

Abkoppelung der Preisinflationsraten in Asien von<br />

denen in westli<strong>ch</strong>en Industrieländern halten wir<br />

ni<strong>ch</strong>t für wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>. Unsere drei na<strong>ch</strong>folgend<br />

bes<strong>ch</strong>riebenen Szenarien sind daher als globale<br />

Szenarien zu verstehen.<br />

US-Geldpolitik wegweisend für globale<br />

Inflationstendenzen<br />

Globale Inflationstendenzen sind im Wesentli<strong>ch</strong>en<br />

von Entwicklungen in den USA bestimmt. Die<br />

USA sind ni<strong>ch</strong>t nur die grösste Volkswirts<strong>ch</strong>aft<br />

der Welt, dur<strong>ch</strong> die direkte oder indirekte Dollarbindung<br />

vers<strong>ch</strong>iedener Währungen bestimmt die<br />

US-Notenbank au<strong>ch</strong> die Geldpolitik für einen<br />

grossen Teil der Weltwirts<strong>ch</strong>aft.<br />

Die US-Geldpolitik wird seit einigen Jahren stark<br />

von der Finanzkrise geprägt. Die US-Notenbank<br />

hat im Kampf gegen die deflationären Folgen der<br />

Finanzkrise die Notenbankgeldmenge mehr als<br />

verdreifa<strong>ch</strong>t (siehe Abbildung 3.2). Allerdings hat<br />

si<strong>ch</strong> die äusserst expansive Geldpolitik bisher no<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t auf die breiteren Geldmengenaggregate<br />

(M2 und M3), Kredite und die Realwirts<strong>ch</strong>aft<br />

Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />

Abb. 3.1: Inflationsraten sind international<br />

ho<strong>ch</strong>gradig korreliert<br />

Konsumentenpreisindex, Prozent im Jahresverglei<strong>ch</strong><br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

–5<br />

Quellen: Reuters EcoWin, <strong>UBS</strong> WMR<br />

Abb. 3.2: Explosion der Basisgeldmenge in den USA<br />

Monetäre Basis in den USA, in Milliarden USD<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

1961 1966 1971 1976 1981 1986 1991 1996 1901 1906 2011<br />

Globale Inflation<br />

Deuts<strong>ch</strong>land<br />

Erhöhung der Geldmenge zur<br />

Bekämpfung von mögli<strong>ch</strong>en<br />

Liquiditätsengpässen im Zuge<br />

des Jahrtausendwe<strong>ch</strong>sels<br />

0<br />

1918 1925 1932 1939 1946 1953 1960 1967 1974 1981 1988 1995 2002 2009<br />

Quellen: Federal Reserve, <strong>UBS</strong> WMR<br />

Japan<br />

S<strong>ch</strong>weiz<br />

Grossbritannien<br />

USA<br />

Explosion der Basisgeldmenge<br />

zur Bekämpfung der globalen<br />

Finanz- und Wirts<strong>ch</strong>askrise


übertragen – die Transmission über den Zins- und<br />

Kreditkanal stockt. Der Ausblick für die globale<br />

Preisinflation in den kommenden Jahren hängt<br />

ganz wesentli<strong>ch</strong> davon ab, ob diese geldpolitis<strong>ch</strong>e<br />

Transmission in den USA in Gang kommt oder<br />

ni<strong>ch</strong>t. Die Abbildung auf Seite 21 verdeutli<strong>ch</strong>t die<br />

unserer Ansi<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> wi<strong>ch</strong>tigsten mögli<strong>ch</strong>en<br />

Entwicklungslinien.<br />

Szenario 1: Deflation<br />

Die geldpolitis<strong>ch</strong>e Transmission über den Zins-<br />

und Kreditkanal kommt in den USA weiterhin<br />

ni<strong>ch</strong>t in Gang (braune Farbe im Bild auf Seite 21).<br />

Stattdessen führt die von der US-Notenbank<br />

produzierte Gelds<strong>ch</strong>wemme auf den globalen<br />

Finanzmärkten oder in den S<strong>ch</strong>wellenländern zu<br />

spekulativen Blasen.<br />

Konkret sehen wir insbesondere die Gefahr, dass<br />

die expansive US-Geldpolitik zu einer Blase auf<br />

den Rohstoffmärkten (siehe Abbildung 3.3) oder<br />

auf dem <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>en Immobilienmarkt führt.<br />

Platzt eine grosse, globale spekulative Blase, bevor<br />

die US-Wirts<strong>ch</strong>aft Tritt gefasst hat, so droht<br />

erneut eine Deflation, in der die Geldmenge stark<br />

s<strong>ch</strong>rumpft – eine Entwicklung, die auf die Weltwirts<strong>ch</strong>aft<br />

übergreifen könnte.<br />

Eine Deflation ist vermeidbar<br />

Allerdings haben die westli<strong>ch</strong>en Notenbanken in<br />

den vergangenen drei Jahren gezeigt, dass sie<br />

sowohl über den Willen als au<strong>ch</strong> die Instrumente<br />

Drei Szenarien, die US-Notenbank gibt den Ton an<br />

verfügen, einer deflationären Entwicklung Einhalt<br />

zu gebieten 1 : Sie können ihre Geldpolitik no<strong>ch</strong>mals<br />

ausweiten. Sollte der Aufkauf von Staatsanleihen<br />

ni<strong>ch</strong>t die gewüns<strong>ch</strong>te Wirkung zeigen, so<br />

könnten Notenbanken au<strong>ch</strong> private Vermögenswerte<br />

(Anleihen, Aktien, Immobilien) aufkaufen<br />

und so deren Preise stützen oder im Extremfall<br />

sogar Geld unter Umgehung des Bankensystems<br />

direkt an die Haushalte oder Unternehmen<br />

verteilen.<br />

Abb. 3.3: Rohstoffpreise auf Rekordho<strong>ch</strong><br />

Reuters/CRB glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>teter Rohstoffpreisindex<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010<br />

Quellen: Reuters EcoWin, <strong>UBS</strong> WMR<br />

1 In einer Rede hat der Fed-Notenbank<strong>ch</strong>ef Bernanke vor<br />

einigen Jahren erläutert, wie eine zu allem ents<strong>ch</strong>lossene<br />

Notenbank Deflation verhindern kann: Ben S. Bernanke,<br />

November 21, 2002, “Deflation, Making Sure «It» Doesn't<br />

Happen Here”, Remarks before the National Economists<br />

Club, Washington, D.C.).<br />

<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 19


20<br />

Kapitel 3<br />

Alles in allem halten wir eine na<strong>ch</strong>haltige Deflation<br />

aus den genannten Gründen für eher unwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>.<br />

Allerdings besteht das Risiko, dass<br />

zukünftige konjunkturelle Abs<strong>ch</strong>wünge s<strong>ch</strong>neller<br />

als bisher deflationären Charakter annehmen.<br />

Deflation und<br />

Inflationsaversion in Japan<br />

In den 1980er Jahren hatte die japanis<strong>ch</strong>e Notenbank<br />

die Geldmengen in Japan rasant<br />

wa<strong>ch</strong>sen lassen. Dadur<strong>ch</strong> kam es zu gewaltigen<br />

Preisblasen auf den Immobilien- und Aktienmärkten,<br />

die Ende der 1980er Jahre geplatzt<br />

sind. In dieser Situation hätte es zu einer<br />

starken Deflation kommen müssen und tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

gilt Japan als ein Land, das s<strong>ch</strong>on seit<br />

rund 20 Jahren in der Deflation steckt. Allerdings<br />

kann man diese Deflation bestenfalls als<br />

Deflation im Zeitlupentempo bezei<strong>ch</strong>nen. Gemessen<br />

an den Konsumentenpreisen gab es<br />

zwar einige Jahre mit sinkenden Preisen. Im<br />

S<strong>ch</strong>nitt sind die Konsumentenpreise seit 1990<br />

jedo<strong>ch</strong> lei<strong>ch</strong>t gestiegen.<br />

Zwar hat die japanis<strong>ch</strong>e Notenbank erfolgrei<strong>ch</strong><br />

Massnahmen ergriffen eine e<strong>ch</strong>te Deflation<br />

abzuwenden, was s<strong>ch</strong>on mit Hinblick auf die<br />

hohen Staatss<strong>ch</strong>ulden wi<strong>ch</strong>tig war. Allerdings<br />

ist sie dabei äusserst behutsam vorgegangen<br />

– so ist das Geldmengenwa<strong>ch</strong>stum in den letzten<br />

20 Jahren sehr tief beblieben. Zwei Gründe<br />

waren dafür auss<strong>ch</strong>laggebend: das hohe<br />

Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittsalter (ein hoher Bevölkerungsanteil<br />

lebt von fixen Einkommen) und die Tatsa<strong>ch</strong>e,<br />

dass mehr als 90 Prozent der japanis<strong>ch</strong>en<br />

Staatss<strong>ch</strong>ulden von Inländern gehalten werden.<br />

In dieser Konstellation ist hohe Preisinflation<br />

äusserst unattraktiv.<br />

Käme ein sol<strong>ch</strong>es Szenario au<strong>ch</strong> für die USA<br />

oder die Weltwirts<strong>ch</strong>aft in Frage? Wir denken<br />

ni<strong>ch</strong>t. In Ländern wie den USA, die eine viel<br />

jüngere Bevölkerungsstruktur aufweisen und<br />

wo der Grossteil der Staatss<strong>ch</strong>ulden im Ausland<br />

gehalten wird, dürfte die Inflationsaversion<br />

sehr viel geringer sein als in Japan.<br />

Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />

Denn es ist immer no<strong>ch</strong> deflationäres Potenzial<br />

aus der Zeit vor der Krise vorhanden, das si<strong>ch</strong><br />

wieder entfalten könnte.<br />

Szenario 2: Hyperinflation<br />

Obwohl auf den ersten Blick das Gegenteil der<br />

Deflation, steht Hyperinflation in engem Zusammenhang<br />

mit dem Deflationsrisiko. Sie ist eine<br />

mögli<strong>ch</strong>e Folge der Deflationsbekämpfung. Sollte<br />

es tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> wieder zu einer Deflation kommen,<br />

werden die Notenbanken diese dur<strong>ch</strong> eine weitere<br />

Expansion der Geldmengen bekämpfen.<br />

Au<strong>ch</strong> die Fiskalpolitik würde zunehmend die Hilfe<br />

der Notenpresse in Anspru<strong>ch</strong> nehmen müssen,<br />

um Massnahmen zur Finanzmarktstabilisierung zu<br />

finanzieren. Letztli<strong>ch</strong> würde ein Deflationsszenario<br />

darin münden, dass Notenbanken Staatss<strong>ch</strong>ulden<br />

weiter monetisieren, das heisst erneut grosse<br />

Mengen an Staatss<strong>ch</strong>ulden mit neuem Geld<br />

kaufen.<br />

Sollten Zins- und Kreditkanäle weiterhin verstopft<br />

bleiben, verursa<strong>ch</strong>t das neue Geld ledigli<strong>ch</strong> weitere<br />

Preisblasen an den Finanz- und Rohstoffmärkten.<br />

Platzen diese, so führt das wiederum zu<br />

deflationären Krisen. Es besteht dann die Gefahr,<br />

dass si<strong>ch</strong> dieser Prozess mehrmals wiederholt. Mit<br />

jeder Wiederholung und jeder Erhöhung des Monetisierungsgrads<br />

der Staatss<strong>ch</strong>ulden erhöht si<strong>ch</strong><br />

das Risiko eines Vertrauensverlusts in die Währung,<br />

also das Risiko einer Hyperinflation (In der<br />

Abbildung re<strong>ch</strong>ts ist dieses Szenario rot markiert).<br />

Eine Hyperinflation ist vermeidbar<br />

Eine Voraussetzung für eine Hyperinflation ist,<br />

dass die Zentralbank einen Grossteil der Staatsdefizite<br />

monetisiert. Eine Straffung der Geldpolitik,<br />

wel<strong>ch</strong>e au<strong>ch</strong> das Ende der Monetisierung der<br />

Staatss<strong>ch</strong>uld beinhaltet, kann eine Hyperinflation<br />

beenden. Letztli<strong>ch</strong> ist Hyperinflation somit eine<br />

politis<strong>ch</strong>e Ents<strong>ch</strong>eidung. Mit dem Wissen um die<br />

verheerenden Folgen einer Hyperinflation ist davon<br />

auszugehen, dass die unabhängigen Zentralbanken<br />

eine sol<strong>ch</strong>e s<strong>ch</strong>on im Ansatz beenden<br />

würden. Solange die Geldpolitik ni<strong>ch</strong>t von der<br />

Politik abhängig ist, dürfte eine beginnende Hyperinflation<br />

relativ ras<strong>ch</strong> gestoppt werden.<br />

Für die Beendigung einer Hyperinflation sind massive<br />

Zinserhöhungen, ein Ende der Staatss<strong>ch</strong>uldenmonetisierung<br />

und ein Ende der Defizitwirts<strong>ch</strong>aft<br />

notwendig. Dies würde die Wirts<strong>ch</strong>aft in<br />

«Inflation ist<br />

ein periodis<strong>ch</strong><br />

wiederkehrender<br />

Beweis für die<br />

Tat sa<strong>ch</strong>e, dass<br />

bedrucktes<br />

Papier bedrucktes<br />

Papier ist.»<br />

Helmar Nahr,<br />

Mathematiker und<br />

Wirts<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aftler


Die drei Szenarien<br />

Quelle: <strong>UBS</strong> WMR<br />

ja<br />

Hauptszenario<br />

Höhere KPI-Inflation (volatil)<br />

Wirts<strong>ch</strong>aswa<strong>ch</strong>stum<br />

(langfristig moderat)<br />

Geldmengenausweitung<br />

(ultraexpansive Geldpolitik)<br />

Geldpolitis<strong>ch</strong>e Transmission springt an?<br />

nein<br />

Vertrauensverlust in die Währung?<br />

nein<br />

Tiefe KPI-Inflation<br />

Preisblasen in Finanz- und Immobilienmärkten<br />

Risikoszenario 1<br />

Deflation<br />

Preisblasen platzen<br />

Deflationäre Crashs<br />

eine tiefe Rezession stürzen, die Hyperinflation<br />

wäre jedo<strong>ch</strong> gestoppt. Aber selbst wenn eine<br />

Hyperinflation früh gestoppt wird, kann si<strong>ch</strong> das<br />

Preisniveau innerhalb kürzester Zeit vervielfa<strong>ch</strong>en<br />

und massive Umverteilungen zwis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>uldnern<br />

und Gläubigern verursa<strong>ch</strong>en. Wir halten<br />

jedo<strong>ch</strong> eine Hyperinflation für wenig<br />

wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>.<br />

Hauptszenario:<br />

erhöhte und volatile Preisinflation<br />

In unserem Hauptszenario gehen wir davon aus,<br />

dass die Transmission der Geldpolitik über den<br />

Staatsdefizit und Hyperinflation<br />

Empiris<strong>ch</strong> gesehen spielten hohe Staatdefizite<br />

und deren Finanzierung dur<strong>ch</strong> die Zentralbank<br />

eine S<strong>ch</strong>lüsselrolle in allen Hyperinflationen des<br />

zwanzigsten Jahrhunderts. Na<strong>ch</strong> den Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />

des Ökonomen Peter Bernholz waren in<br />

der Vergangenheit Haushaltsdefizite von 40 Prozent<br />

oder mehr, gemessen an den Gesamtausgaben<br />

des Staates, eine wi<strong>ch</strong>tige Grundvoraussetzung<br />

für die Entstehung von Hyperinflation (<br />

Abb. 3.4. In a<strong>ch</strong>t von zwölf Fällen von Hyperinflationen,<br />

die Bernholz untersu<strong>ch</strong>te, rei<strong>ch</strong>te bereits<br />

ja<br />

Drei Szenarien, die US-Notenbank gibt den Ton an<br />

Preise<br />

mehrere Dur<strong>ch</strong>läufe?<br />

Risikoszenario 2<br />

Hyperinflation<br />

Zins- und Kreditkanal in den kommenden Monaten<br />

in Gang kommt. Als Folge steigen die breiteren<br />

Geldmengenaggregate (M2 und M3) und<br />

die Kreditvergabe. Die Hauspreise stabilisieren<br />

si<strong>ch</strong> und die US-Wirts<strong>ch</strong>aft beginnt na<strong>ch</strong>haltig zu<br />

wa<strong>ch</strong>sen und generiert neue Arbeitsplätze; das<br />

heisst, die Produktions- und Bes<strong>ch</strong>äftigungslücken<br />

s<strong>ch</strong>liessen si<strong>ch</strong>.<br />

Dabei gehen wir davon aus, dass das Potenzialwa<strong>ch</strong>stum<br />

(na<strong>ch</strong>haltige Wa<strong>ch</strong>stumsrate bei<br />

normaler Kapazitätsauslastung) in den USA und<br />

einigen anderen grossen vers<strong>ch</strong>uldeten Industrie-<br />

ein Defizit von 20 Prozent der Gesamtausgaben.<br />

In den USA beträgt das Defizit derzeit rund 25<br />

Prozent der Gesamtausgaben, in Grossbritannien<br />

und Japan sind es knapp 20 Prozent. Im Euroraum<br />

waren es 2010 ledigli<strong>ch</strong> gut 10 Prozent. 2<br />

Dieses Mass deutet darauf hin, dass vor allem der<br />

US-Dollar, in zweiter Linie das britis<strong>ch</strong>e Pfund<br />

oder der japanis<strong>ch</strong>e Yen von einem Hyperinflationsszenario<br />

bedroht sind.<br />

2 Bernholz, P. und Kugler, P. (2008)<br />

<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 21


22<br />

Kapitel 3<br />

ländern seit der grossen Rezession von 2008/2009<br />

tiefer liegt als zuvor. Glei<strong>ch</strong>zeitig liegt die inflationsneutrale<br />

Arbeitslosenquote vermutli<strong>ch</strong> höher<br />

als in der Vergangenheit. Dies hat zum einen damit<br />

zu tun, dass Teile der Wirts<strong>ch</strong>aft strukturell<br />

neu ausgeri<strong>ch</strong>tet werden müssen. Zum anderen<br />

dürfte in Zukunft massives Kreditwa<strong>ch</strong>stum, das<br />

ein Hauptwa<strong>ch</strong>stumstreiber in der Vergangenheit<br />

war, eine geringere Rolle spielen. Entspre<strong>ch</strong>end ist<br />

eine S<strong>ch</strong>liessung der Produktionslücke und damit<br />

ein bes<strong>ch</strong>leunigter Preisanstieg künftig s<strong>ch</strong>on bei<br />

relativ geringen Wa<strong>ch</strong>stumsraten zu erwarten.<br />

Zeitweise könnte dieses Szenario somit Erinnerungen<br />

an die Stagflation (Kombination aus hoher<br />

Preisinflation und sehr geringem Wirts<strong>ch</strong>aftswa<strong>ch</strong>stum)<br />

hervorrufen, wel<strong>ch</strong>e die 1970er Jahre<br />

geprägt hat.<br />

Fed wird höhere<br />

Inflationsraten tolerieren<br />

Aus unserer Si<strong>ch</strong>t wird die US-Notenbank ihre<br />

Geldpolitik eher spät normalisieren. Dafür gibt<br />

es eine Reihe von Gründen:<br />

1. Die Notenbank wird ni<strong>ch</strong>t riskieren wollen,<br />

die wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Erholung dur<strong>ch</strong> frühzeitige<br />

Zinserhöhungen zu gefährden, zumal<br />

die Regierung angesi<strong>ch</strong>ts der hohen Haushaltsdefizite<br />

kaum Spielraum hat, die Wirts<strong>ch</strong>aft<br />

zu stützen.<br />

2. Geldpolitik wirkt mit einer Zeitverzögerung<br />

von bis zu mehreren Jahren. Wenn si<strong>ch</strong> die<br />

Anzei<strong>ch</strong>en für eine bes<strong>ch</strong>leunigte Preisinflation<br />

mehren, kann es bereits zu spät sein,<br />

um ein zeitweises Übers<strong>ch</strong>iessen der Inflationsraten<br />

zu verhindern.<br />

3. Bevor die Zinsen angehoben werden können,<br />

muss die übers<strong>ch</strong>üssige Liquidität abgebaut<br />

werden, die im Rahmen der quantitativen<br />

Lockerungsprogramme ges<strong>ch</strong>öpft<br />

wurde. Dies darf ni<strong>ch</strong>t zu s<strong>ch</strong>nell ges<strong>ch</strong>ehen,<br />

um die Finanzmärkte ni<strong>ch</strong>t übermässig<br />

zu belasten.<br />

4. Der Abbau der Liquidität könnte zur Realisierung<br />

von Verlusten bei der Zentralbank<br />

führen, was dafür spri<strong>ch</strong>t, dies mögli<strong>ch</strong>st<br />

weit in die Zukunft zu vers<strong>ch</strong>ieben.<br />

Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />

Ausblick:<br />

erhöhte und volatile Inflation ab 2013<br />

Wir gehen davon aus, dass die US-Notenbank<br />

ihre Geldpolitik eher spät normalisieren und dafür<br />

erhöhte Preisinflation in Kauf nehmen wird (siehe<br />

Kasten links). Kurzfristig dürften die Rückführung<br />

der Übers<strong>ch</strong>ussliquidität und der Zinsanstieg jedo<strong>ch</strong><br />

auf den Aktien- und Rohstoffpreisen lasten.<br />

Ein Rückgang der Rohstoffpreise sowie die aktuell<br />

no<strong>ch</strong> sehr tiefe Kapazitätsauslastung werden dafür<br />

sorgen, dass die Preisinflationsraten in den<br />

nä<strong>ch</strong>sten ein bis zwei Jahren in den USA und im<br />

Euroraum no<strong>ch</strong> tief bleiben dürften und in Asien<br />

gar zurückgehen könnten.<br />

Erst mit der S<strong>ch</strong>liessung der Produktionslücke in<br />

den USA wird dann die US-Preisinflation na<strong>ch</strong>haltig<br />

ansteigen. Wir s<strong>ch</strong>ätzen, dass dies ungefähr<br />

ab 2013 der Fall sein könnte. Bis 2020 re<strong>ch</strong>nen<br />

wir mit einer Inflationsrate der Konsumentenpreise<br />

in den USA von dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> gut 5 Prozent<br />

(In den zehn Jahren vor der Krise, von 1998<br />

bis 2007, lag die US-Konsumentenpreisinflation<br />

dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> bei rund 2,5 Prozent). Abbildung<br />

3.5 zeigt, das ein ähnli<strong>ch</strong>er Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittswert in<br />

den 1940er und 1950er Jahren errei<strong>ch</strong>t wurde,<br />

wobei si<strong>ch</strong> damals die Inflationsraten teilweise im<br />

zweistelligen Berei<strong>ch</strong> bewegten, was deutli<strong>ch</strong> zur<br />

Reduzierung der Staatss<strong>ch</strong>uldenquote beitrug.<br />

Wir denken, dass si<strong>ch</strong> andere Regionen ni<strong>ch</strong>t vom<br />

Inflationsanstieg in den USA abkoppeln können,<br />

sodass die globalen Preissteigerungsraten ab etwa<br />

2013 weltweit über mehrere Jahre deutli<strong>ch</strong> über<br />

den Inflationszielen der jeweiligen nationalen<br />

Notenbanken zu liegen kommen werden. Für<br />

Grossbritannien, wo die Preisinflation s<strong>ch</strong>on seit<br />

2010 über dem Zielband der Notenbank liegt,<br />

re<strong>ch</strong>nen wir mit Inflationsraten, die ähnli<strong>ch</strong> ho<strong>ch</strong><br />

sein werden wie in den USA. Im Euroraum und in<br />

der S<strong>ch</strong>weiz dürften die Preisinflationsraten wie<br />

immer eher tiefer ausfallen als in den USA, während<br />

wir für die meisten S<strong>ch</strong>wellenländer von<br />

dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> höheren Preissteigerungsraten als<br />

in den USA ausgehen.<br />

Preisinflation reduziert S<strong>ch</strong>uldenquote<br />

Ein weiterer Faktor, der für eine bes<strong>ch</strong>leunigte<br />

Preisinflation in Zukunft spri<strong>ch</strong>t, ist die Tatsa<strong>ch</strong>e,<br />

dass dadur<strong>ch</strong> der reale Wert der Staatss<strong>ch</strong>ulden<br />

gemindert werden kann, da bestehende S<strong>ch</strong>ulden<br />

in Zukunft mit Geld zurückbezahlt werden, das<br />

«Dur<strong>ch</strong> einen<br />

fortwährenden<br />

Prozess der<br />

Inflation können<br />

Regierungen,<br />

geheim und<br />

unbeoba<strong>ch</strong>tet,<br />

einen Grossteil<br />

der Vermögen<br />

ihrer Bürger<br />

konfiszieren.»<br />

John Maynard Keynes,<br />

bedeutender Ökonom,<br />

«The Economic<br />

Consequences of the<br />

Peace», 1919


weniger wert ist. Abbildung 3.4 zeigt, dass es<br />

einen langfristigen, allerdings komplexen, Zusammenhang<br />

zwis<strong>ch</strong>en fiskalis<strong>ch</strong>en Krisen und erhöhter<br />

Preisinflation gibt. Zum einen ist meist ein<br />

beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Teil der Staatsausgaben, vor allem<br />

im Sozialberei<strong>ch</strong>, an die jeweilige Rate der Preisinflation<br />

gekoppelt. Diese Verpfli<strong>ch</strong>tungen steigen<br />

also mit der Preisinflation und können somit ni<strong>ch</strong>t<br />

weginflationiert werden.<br />

Zum anderen könnte die Preisinflation antizipiert<br />

werden. Dies wäre der Fall, wenn die Inflationsraten<br />

langsam und stetig steigen. Dann werden<br />

au<strong>ch</strong> die Zinsen und somit die Finanzierungskosten<br />

für den Staat steigen. Zwar zeigen empiris<strong>ch</strong>e<br />

Studien, dass Preisinflation selten vollständig antizipiert<br />

wird, im ungünstigen Fall wäre der Effekt<br />

jedo<strong>ch</strong> sehr gering. Soll also dur<strong>ch</strong> die Inflation<br />

die Staatss<strong>ch</strong>uldenquote reduziert werden, dann<br />

ist es viel günstiger, wenn die Inflation in S<strong>ch</strong>üben<br />

auftritt. Abbildung 3.5 zeigt, dass dies in der<br />

Vergangenheit au<strong>ch</strong> meist der Fall war. In den<br />

1940er und 1950er Jahren, als es darum ging,<br />

die hohen Kriegss<strong>ch</strong>ulden in den Griff zu bekommen,<br />

betrug die dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>e Inflationsrate<br />

knapp über 5 Prozent. Allerdings errei<strong>ch</strong>te die<br />

Konsumentenpreisinflation Spitzenwerte von fast<br />

20 Prozent, die si<strong>ch</strong> dann aber mit Phasen sehr<br />

tiefer Inflationsraten und sogar deflationären Tendenzen<br />

abwe<strong>ch</strong>selten. Wir denken, dass bei erhöhter<br />

Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittsinflation au<strong>ch</strong> in Zukunft die<br />

Volatilität zunehmen wird.<br />

Fazit<br />

Sollte si<strong>ch</strong> der jüngste Anstieg der Aktien- und<br />

Rohstoffpreise oder au<strong>ch</strong> der Immobilienpreisanstieg<br />

in China als ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>haltig erweisen und<br />

die Finanzmärkte in diesem oder im nä<strong>ch</strong>sten Jahr<br />

einen starken Rücks<strong>ch</strong>lag erleiden und die US-<br />

Wirts<strong>ch</strong>aft immer no<strong>ch</strong> lahmen, so steigt die Gefahr<br />

eines Deflationsszenarios. Sollten dann na<strong>ch</strong><br />

einem derartigen Rücks<strong>ch</strong>lag an den Finanzmärkten<br />

die Notenbanken ihre Programme zum Aufkauf<br />

von Staatsanleihen ausweiten und glei<strong>ch</strong>zeitig<br />

der Goldpreis deutli<strong>ch</strong> steigen, könnte dies auf<br />

eine bevorstehende Hyperinflation hindeuten. Ein<br />

weiterer Verlust der Unabhängigkeit wi<strong>ch</strong>tiger<br />

Zentralbanken oder Anzei<strong>ch</strong>en für eine Staats<strong>ch</strong>uldenkrise<br />

in grossen Volkswirts<strong>ch</strong>aften würden<br />

ebenfalls das Risiko einer Hyperinflation erhöhen.<br />

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt halten wir eine anhaltende<br />

Deflation wie au<strong>ch</strong> eine Hyperinflation für<br />

Drei Szenarien, die US-Notenbank gibt den Ton an<br />

eher unwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>. Denno<strong>ch</strong> sollten Anleger<br />

diese Risiken ni<strong>ch</strong>t völlig aus den Augen verlieren.<br />

Wir halten eine erhöhte und volatile Preisinflation<br />

in den USA und weltweit im neuen Jahrzehnt für<br />

am wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>sten. Diese dürfte allerdings<br />

erst in einigen Jahren na<strong>ch</strong>haltig ansteigen. Damit<br />

dieses Szenario eintritt, muss die geldpolitis<strong>ch</strong>e<br />

Transmission, vor allem in den USA, in Gang kommen;<br />

dur<strong>ch</strong> die Dollarbindung vers<strong>ch</strong>iedener<br />

Währung ist die US-Geldpolitik für einen grossen<br />

Teil der Weltwirts<strong>ch</strong>aft massgebend. Ein Anstieg<br />

der breiteren US-Geld- und Kreditaggregate, eine<br />

Stabilisierung der Hauspreise und eine Verbesserung<br />

am Arbeitsmarkt würden uns in unserer<br />

Überzeugung weiter stärken.<br />

Abb. 3.4: Fiskalis<strong>ch</strong>e Krisen und Inflation sind eng<br />

miteinander verbunden<br />

Prozentanteil der Länder (1900–2006)<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

1900 1909 1918 1927 1936 1945 1954 1963 1972 1981 1990 1999 2008 2017<br />

Anteil der Länder im<br />

Staatsbankrott<br />

Anteil der Länder mit<br />

Inflationsraten über 20%<br />

Quellen: Daten freundli<strong>ch</strong>erweise zur Verfügung gestellt von Prof. Carmen Reinhart, Peterson<br />

Institute for International Economics<br />

Abb. 3.5: Konsumentenpreisentwicklung in den USA<br />

Konsumentenpreisindex in Prozent, Jahresverglei<strong>ch</strong><br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

–5<br />

–10<br />

–15<br />

Deflation und<br />

Depression<br />

Hohe, volatile<br />

Inflation der<br />

Na<strong>ch</strong>kriegszeit<br />

1925 1933 1941 1949 1957 1965 1973 1981 1989 1997 2005 2013 2021<br />

Quellen: Reuters EcoWin, <strong>UBS</strong> WMR<br />

Hohe, volatile<br />

Inflation und<br />

tiefes Wa<strong>ch</strong>stum;<br />

«Stagflation»<br />

Tiefe, stabile Inflationsraten;<br />

«Grosse Moderation»<br />

?<br />

Prognose<br />

?<br />

<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 23


24<br />

Kapitel 4<br />

Kapitalanlagen vor<br />

Wertverlust s<strong>ch</strong>ützen<br />

Anlegerinnen und Anleger sind den Inflationsgefahren<br />

ni<strong>ch</strong>t ausgeliefert. Im folgenden<br />

zeigen wir ein breites Spektrum von Mögli<strong>ch</strong>keiten<br />

auf, wie sie ihre Vermögen absi<strong>ch</strong>ern<br />

können. Effektiver Inflationss<strong>ch</strong>utz berücksi<strong>ch</strong>tigt<br />

sowohl die einzelnen Anlageklassen<br />

wie au<strong>ch</strong> die persönli<strong>ch</strong>en Lebensumstände.<br />

Im zwanzigsten Jahrhundert gab es in den USA<br />

drei grosse Inflationsphasen. Abbildung 4.1 zeigt,<br />

wie si<strong>ch</strong> unser Hauptszenario einer erhöhten und<br />

volatilen Inflation ab 2013 dazu verhalten könnte.<br />

Die meisten Anleger mussten in den vergangenen<br />

Inflationsphasen einen erhebli<strong>ch</strong>en Wertverlust<br />

ihrer Portfolios hinnehmen. Selbst in der<br />

Grossen Depression der Dreissiger Jahre war es<br />

eher mögli<strong>ch</strong>, positive inflationsadjustierte Renditen<br />

zu generieren als in den grossen Inflationsphasen.<br />

Es gibt grundsätzli<strong>ch</strong> drei Strategien, die<br />

vor Kaufkrafts<strong>ch</strong>wund s<strong>ch</strong>ützen:<br />

1. Geld ausgeben – S<strong>ch</strong>ulden ma<strong>ch</strong>en: Könnte<br />

man s<strong>ch</strong>on heute alle Käufe tätigen, die bis ans<br />

Lebensende anstehen, so würde man si<strong>ch</strong> jeder<br />

künftigen Teuerung entziehen. Dies ist natürli<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>, aber bei drohender Inflation ist<br />

es sinnvoll, absehbare Ans<strong>ch</strong>affungen zu tätigen.<br />

Diese Strategie ist vor allem dann wirksam,<br />

wenn die Ausgaben dur<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ulden finanziert<br />

werden, denn mit der Zeit sinkt deren realer<br />

Wert dur<strong>ch</strong> den Kaufkraftverlust des Geldes.<br />

2. Eine Währung wählen, bei der kein Kaufkrafts<strong>ch</strong>wund<br />

erwartet wird: Diese Strategie<br />

ist sinnvoll, wenn erhebli<strong>ch</strong>e Unters<strong>ch</strong>iede<br />

bei der Inflationsentwicklung in den einzelnen<br />

Währungsräumen bestehen. Inflation ist jedo<strong>ch</strong><br />

global stark korreliert (siehe Kapitel 3),<br />

sodass dieser Ansatz an Grenzen stösst. Hinzu<br />

kommt, dass die Landeswährung in der Regel<br />

Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />

gesetzli<strong>ch</strong>es Zahlungsmittel ist – sie lässt si<strong>ch</strong><br />

also meist ni<strong>ch</strong>t beliebig wählen.<br />

3. In Anlageklassen investieren, die den<br />

Kaufkraftverlust kompensieren: Vermögenswerte,<br />

die bei höherer Inflation steigen<br />

oder Renditen generieren, die den Kaufkrafts<strong>ch</strong>wund<br />

ausglei<strong>ch</strong>en oder gar übersteigen,<br />

können vor Kaufkraftverfall s<strong>ch</strong>ützen. Inflationsindexierte<br />

Anleihen zum Beispiel sind mit<br />

genau diesem Ziel entwickelt worden. Allerdings<br />

ist der Markt für diese Instrumente und<br />

ihre Liquidität sehr begrenzt. Investoren kommen<br />

daher ni<strong>ch</strong>t umhin, si<strong>ch</strong> bei der Su<strong>ch</strong>e<br />

na<strong>ch</strong> Inflationss<strong>ch</strong>utz au<strong>ch</strong> mit den traditionellen<br />

Anlageklassen zu befassen.<br />

Grundsätzli<strong>ch</strong> gilt, dass nominelle Vermögenswerte<br />

(Vermögenswerte mit nominell fixiertem<br />

Nennwert und/oder Cashflow) unter Inflation<br />

leiden. Realwertorientierte Vermögenswerte hingegen<br />

können vor Inflation s<strong>ch</strong>ützen. Dazu zäh-<br />

Abb. 4.1: Negative reale Rendite in Inflationsphasen<br />

Gleitender 11-Jahresdur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt Inflation und reale Rendite eines mit US-Aktien und<br />

Anleihen glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>teten Portfolios<br />

9<br />

6<br />

3<br />

0<br />

–3<br />

–6<br />

Erster<br />

Weltkrieg<br />

Zweiter<br />

Weltkrieg<br />

Stagflation der<br />

1970er Jahre<br />

1900 08 16 24 32 40 48 56 64 72 80 88 96 04 12 20 28<br />

Inflationsrate Reale Rendite glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>tetes<br />

Portfolio<br />

Mögli<strong>ch</strong>er Inflationsverlauf<br />

Quellen: Inflationsdaten freundli<strong>ch</strong>erweise zur Verfügung gestellt von Prof. Robert C. Sahr,<br />

Oregon State University; Shiller, Robert (2000, aktualisiert 2005); <strong>UBS</strong> WMR<br />

?<br />

Hypothetis<strong>ch</strong>er<br />

Inflationsverlauf<br />

in unserem<br />

Hauptszenario


len insbesondere Immobilien und Rohstoffe, reale<br />

Anleihen und zum Teil au<strong>ch</strong> Aktien und Geldmarktanlagen<br />

(siehe Abbildung 4.2).<br />

Geldmarktanlagen:<br />

Flexibilität bleibt gewährleistet<br />

Geldmarktanlagen (zum Beispiel Tagesgeld oder<br />

Festgeld und kurzfristige Anleihen mit einer Restlaufzeit<br />

von bis zu einem Jahr) können teilweise<br />

vor Inflation s<strong>ch</strong>ützen. Zwar sind diese Anlagen<br />

nominell fixiert und ihr realer Wert sinkt, wenn<br />

die Inflation unerwartet ansteigt. Allerdings werden<br />

sie s<strong>ch</strong>on na<strong>ch</strong> kurzer Zeit zum Nennwert<br />

eingelöst und können dann in neue Anlagen investiert<br />

werden. Je kürzer die Laufzeit, umso<br />

s<strong>ch</strong>neller kann die Anpassung an das neue Inflationsumfeld<br />

vollzogen werden. Allerdings spielt bei<br />

Geldmarktanlagen die Geldpolitik eine grosse<br />

Rolle. Hält die Zentralbank die Zinsen trotz steigender<br />

Inflation tief, dann erleiden die Halter von<br />

Geldmarktanlagen reale Verluste.<br />

Nominelle Anleihen:<br />

Wertverlust bei steigender Inflation<br />

Das in nominelle Anleihen investierte reale Vermögen<br />

hingegen ist immer negativ mit der Inflations-<br />

rate korreliert, da diese Anleihen eine no minale<br />

Rendite bieten, die über die Laufzeit un -<br />

verändert bleibt. Je länger die Laufzeit, umso stärker<br />

leiden die Kurse dieser Anleihen bei steigender<br />

Inflationserwartung. Die Kurse kurzfristigerer Anleihen<br />

hingegen reagieren weniger stark auf steigende<br />

Anleiherenditen. Re<strong>ch</strong>net man mit steigender<br />

Inflation, dann kann dur<strong>ch</strong> eine Reduktion der<br />

Laufzeiten der Anleihen (des Laufzeitrisikos beziehungsweise<br />

der Duration) die Anfälligkeit des Portfolios<br />

gegen Inflation reduziert werden. Allerdings<br />

ist hierbei zu bedenken, dass Anleihen, vor allem<br />

mit langen Laufzeiten, S<strong>ch</strong>utz gegen andere Risiken,<br />

zum Beispiel einer Baisse am Aktienmarkt,<br />

bieten können, der dann aufgegeben wird.<br />

Inflationsges<strong>ch</strong>ützte Anleihen:<br />

Si<strong>ch</strong>erheit hat ihren Preis<br />

Einen Sonderfall stellen inflationsges<strong>ch</strong>ützte Anleihen<br />

dar. Bei diesen ist die nominale Rendite an<br />

die Inflationsrate gekoppelt, sodass die reale Rendite<br />

bei steigender Inflation unverändert bleibt.<br />

Daher werden sie au<strong>ch</strong> reale Anleihen genannt.<br />

Allerdings gibt es au<strong>ch</strong> Na<strong>ch</strong>teile: Wie erwähnt,<br />

ist der Markt für diese Produkte sehr begrenzt. Im<br />

Abb. 4.2: Attraktivität der Anlageklassen in den bes<strong>ch</strong>riebenen Szenarien<br />

Deflationäre<br />

Krise<br />

Erhöhte und<br />

volatile Inflation<br />

Hyperinflation<br />

Quelle: <strong>UBS</strong> WMR<br />

Attraktiv Neutral Unattraktiv<br />

Staatsanleihen<br />

Immobilien<br />

Gold Immobilien<br />

Unternehmensanleihen Aktien Rohstoffe<br />

Gold Immobilien Inflationsges<strong>ch</strong>ützte<br />

Geldmarktanlagen<br />

Anleihen<br />

Aktien<br />

Geldmarktanlagen<br />

Rohstoffe Gold Unternehmensanleihen<br />

Inflationsges<strong>ch</strong>ützte Anleihen<br />

Staatsanleihen<br />

Rohstoffe<br />

Inflationsges<strong>ch</strong>ützte Anleihen Aktien<br />

Staatsanleihen<br />

Unternehmensanleihen<br />

Geldmarktanlagen<br />

Risikoszenario 1<br />

Hauptszenario<br />

Risikoszenario 2<br />

Kapitalanlagen vor Wertverlust s<strong>ch</strong>ützen<br />

Immobilien sind ein guter, aber<br />

kein absoluter S<strong>ch</strong>utz gegen<br />

Inflation (Bürogebäude in Beijing)<br />

<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 25


26<br />

Kapitel 4<br />

Inflationss<strong>ch</strong>utz hat drei Komponenten<br />

Bei der Beurteilung der Eignung einzelner Anlageklassen<br />

als Inflationss<strong>ch</strong>utz sind vor allem drei<br />

Faktoren zu berücksi<strong>ch</strong>tigen:<br />

1. Stärke des Inflationss<strong>ch</strong>utzes: Steigt der<br />

Preis einer Anlageklasse genauso s<strong>ch</strong>nell<br />

oder s<strong>ch</strong>neller als die Inflationsrate (hohe<br />

positive Korrelation), dann bietet die Anlageklasse<br />

guten Inflationss<strong>ch</strong>utz. Je tiefer der<br />

Korrelationskoeffizient, umso geringer ist der<br />

Inflationss<strong>ch</strong>utz. Ist die Korrelation negativ,<br />

dann sinkt der Preis der Anlageklasse bei<br />

steigender Inflation.<br />

2. Zuverlässigkeit des Inflationss<strong>ch</strong>utzes:<br />

Die Preisentwicklung der Anlageklassen wird<br />

neben der Inflation von vielen anderen Fak-<br />

Unternehmensberei<strong>ch</strong> gibt es nur sehr wenige<br />

Emittenten; in der S<strong>ch</strong>weiz werden sol<strong>ch</strong>e Anleihen<br />

gar ni<strong>ch</strong>t begeben. Ausserdem besteht die Gefahr,<br />

dass der Preisindex, an den die Anleihe gekoppelt<br />

ist, ni<strong>ch</strong>t der persönli<strong>ch</strong>en Inflationsrate des Anlegers<br />

entspri<strong>ch</strong>t oder dass der Preisindex die tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e<br />

Rate des Kaufkraftverfalls unters<strong>ch</strong>ätzt 2 . In<br />

diesen Fällen stellen inflationsges<strong>ch</strong>ützte Anleihen<br />

keinen vollständigen Inflationss<strong>ch</strong>utz dar. Ausserdem<br />

sind die Kosten zu berücksi<strong>ch</strong>tigen. Aktuell<br />

ers<strong>ch</strong>einen inflationsges<strong>ch</strong>ützte Anleihen teuer.<br />

Anleger, die si<strong>ch</strong> über diese Anlageklasse gegen<br />

langfristig höhere Inflationsraten s<strong>ch</strong>ützen wollen,<br />

sollten zum einen kurze bis mittlere Laufzeiten (bis<br />

fünf Jahre) bevorzugen und sie bei Fälligkeit rollen.<br />

Zum anderen bietet si<strong>ch</strong> ein im Zeitverlauf gestaffelter<br />

Einstieg an.<br />

Aktien: Inflationss<strong>ch</strong>utz mit Eins<strong>ch</strong>ränkungen<br />

Aktien wird häufig ein guter Inflationss<strong>ch</strong>utz na<strong>ch</strong>gesagt.<br />

Dies hat damit zu tun, dass Aktien meist als<br />

realwertorientierte Vermögenswerte betra<strong>ch</strong>tet<br />

2 Zum Beispiel lag die offizielle Inflationsrate in Argentinien 2010<br />

bei rund 10 Prozent, während unabhängige Ökonomen die<br />

Inflationsrate mit 20 bis 25 Prozent bezifferten. Dieser Unters<strong>ch</strong>ied<br />

ist gravierend, denn inflationsges<strong>ch</strong>ütze Anleihen ma<strong>ch</strong>en<br />

rund 40 Prozent der argentinis<strong>ch</strong>en Staatss<strong>ch</strong>ulden aus.<br />

3 Attie, A.P. and Roa<strong>ch</strong>e. S.K. (2009)<br />

Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />

toren bestimmt. Eine hohe Korrelation zwis<strong>ch</strong>en<br />

Inflationsrate und Preisentwicklung ist<br />

zwar vorteilhaft, aber wenn diese Korrelation<br />

häufig von anderen Faktoren gestört wird,<br />

dann s<strong>ch</strong>ränkt dies die Eignung einer Anlageklasse<br />

als Inflationss<strong>ch</strong>utz ein.<br />

3. Die Kosten des Inflationss<strong>ch</strong>utzes: Inflationss<strong>ch</strong>utz<br />

ist in der Regel ni<strong>ch</strong>t kostenfrei.<br />

Allerdings sind die hier betra<strong>ch</strong>teten Anlageklassen<br />

liquide und gut investierbar, so dass<br />

si<strong>ch</strong> etwaige Kosten meist aus der entgangenen<br />

Rendite ergeben, wenn das Inflationsszenario<br />

ni<strong>ch</strong>t wie erwartet eintritt 1 .<br />

1 Alliance Bernstein (2010)<br />

werden, da sie Anteile an Unternehmensgewinnen<br />

darstellen. In empiris<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ungen wird<br />

dies jedo<strong>ch</strong> meist ni<strong>ch</strong>t bestätigt – zumindest ni<strong>ch</strong>t<br />

in der kurzen Frist 3 . Hier gibt es keine positive Korrelation<br />

und Aktien bieten zumindest kurzfristig<br />

keinen Inflationss<strong>ch</strong>utz. In der langen Frist wird dies<br />

kontroverser beurteilt. Na<strong>ch</strong> unserer Eins<strong>ch</strong>ätzung<br />

halten Aktien langfristig ihren Wert au<strong>ch</strong> in einem<br />

inflationären Umfeld relativ gut, wobei langfristig<br />

fünf Jahre oder länger bedeutet.<br />

Allerdings gibt es gewisse Eins<strong>ch</strong>ränkungen. Erstens<br />

gilt dies vor allem für die USA – für Grossbritannien<br />

und Deuts<strong>ch</strong>land zum Beispiel ist ein<br />

positiver Zusammenhang zwis<strong>ch</strong>en der Aktienperformance<br />

und der Inflation weniger deutli<strong>ch</strong> erkennbar.<br />

Zweitens ist diese positive Korrelation<br />

ni<strong>ch</strong>t besonders stabil, da gerade die Performance<br />

am Aktienmarkt von einer Vielzahl anderer Faktoren<br />

beeinflusst wird. Drittens gilt dieser Zusammenhang<br />

nur für Inflationsraten bis zu einer bestimmten<br />

Höhe. Ab etwa 6 bis 10 Prozent Inflation<br />

weisen Aktien eine s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tere Performance auf<br />

und bieten dann keinen Inflationss<strong>ch</strong>utz mehr.<br />

Immobilien:<br />

Guter, aber ni<strong>ch</strong>t absoluter S<strong>ch</strong>utz<br />

Renditeimmobilien bieten in der langen Frist einen<br />

partiellen S<strong>ch</strong>utz gegen Inflation. Vorausset-


Erhöhte<br />

zungen dafür sind erstens Mietverträge, die an<br />

Preisindizes gekoppelt sind. Zweitens sollte eine<br />

adäquate langfristig fixe Fremdfinanzierung vorliegen.<br />

Drittens muss die Inflation mit positiven<br />

Markterwartungen einhergehen. Unter diesen<br />

Voraussetzungen entsteht eine positive Korrelation<br />

zwis<strong>ch</strong>en nominalen Gesamtrenditen und<br />

Inflation. Grundsätzli<strong>ch</strong> gilt, je höher der Landanteil<br />

in einer Immobilieninvestition, desto höher ist<br />

die Sensibilität zur Inflationsrate und somit der<br />

Inflationss<strong>ch</strong>utz.<br />

Denno<strong>ch</strong> ist dieser Zusammenhang, und damit<br />

der Inflationss<strong>ch</strong>utz, ni<strong>ch</strong>t immer stabil. Intervenieren<br />

zum Beispiel die Zentralbanken in das<br />

Wirts<strong>ch</strong>aftsges<strong>ch</strong>ehen, kann die Korrelation ins<br />

Negative drehen. So korrigierten Zentralbanken<br />

ab 2007 ihre jahrelange Geldmengenexpansion<br />

mit einer unerwarteten, restriktiven Geldpolitik.<br />

Auf die Finanzkrise reagierten sie ans<strong>ch</strong>liessend<br />

mit unerwartet starker monetärer Expansion, was<br />

zu einem negativen Verhältnis zwis<strong>ch</strong>en Immobilienrenditen<br />

und Inflation geführt hat. Zinss<strong>ch</strong>ocks<br />

sind der Grund dafür.<br />

Rohstoffe: Guter, aber ni<strong>ch</strong>t immer<br />

zuverlässiger Inflationss<strong>ch</strong>utz<br />

Rohstoffpreise und vor allem Rohstoff-Futures<br />

sind positiv mit der Inflation korreliert, dies gilt<br />

sowohl in der kurzen wie au<strong>ch</strong> in der längeren<br />

Frist. Rohstoffpreise übersteigen zudem den Anstieg<br />

der übli<strong>ch</strong>en Konsumentenpreisindizes meist<br />

um ein Vielfa<strong>ch</strong>es. Unter diesem Gesi<strong>ch</strong>tspunkt<br />

stellen Rohstoffe einen sehr effektiven Inflationss<strong>ch</strong>utz<br />

dar (siehe Abbildung 4.3).<br />

Allerdings wird au<strong>ch</strong> die Entwicklung der Rohstoffpreise<br />

von vielen anderen Faktoren bestimmt.<br />

Daher ist die Korrelation zwis<strong>ch</strong>en Rohstoffen<br />

und Inflation mitunter im Zeitablauf ni<strong>ch</strong>t sehr<br />

stabil, der Inflationss<strong>ch</strong>utz somit ni<strong>ch</strong>t immer zuverlässig.<br />

Zudem zeigt die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, dass Rohstoffmärkte<br />

immer wieder zum Ziel staatli<strong>ch</strong>er<br />

Preiskontrollen wurden, was ebenfalls die Zuverlässigkeit<br />

dieser Anlageklasse als Inflationss<strong>ch</strong>utz<br />

beeinträ<strong>ch</strong>tigen kann.<br />

Gold: Krisen-Hedge, aber ni<strong>ch</strong>t kostenfrei<br />

Unter den Rohstoffen nimmt Gold eine Sonderstellung<br />

ein. Die globale Na<strong>ch</strong>frage na<strong>ch</strong> Gold<br />

steigt im Glei<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ritt mit der Unsi<strong>ch</strong>erheit in<br />

Bezug auf die Wirts<strong>ch</strong>aft und das Finanzsystem<br />

– vor allem der USA. Gold gilt als Krisen-Hedge,<br />

als ultimative Währung, die gegen extrem inflationäre<br />

und extrem deflationäre Entwicklungen<br />

s<strong>ch</strong>ützen kann. Dieser S<strong>ch</strong>utz ist jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

kostenfrei. Langfristig dürfte der Ertrag einer Investition<br />

in Gold der Inflationsrate abzügli<strong>ch</strong> der<br />

Lagerkosten entspre<strong>ch</strong>en. Er liegt somit deutli<strong>ch</strong><br />

unter dem zu erwartenden Ertrag von Aktien und<br />

Anleihen.<br />

Was die Zuverlässigkeit von Gold als Krisens<strong>ch</strong>utz<br />

angeht, müssen ebenfalls Eins<strong>ch</strong>ränkungen ge-<br />

Abb. 4.3: Attraktivität einzelner Rohstoffsektoren in den drei Szenarien<br />

Skala von 1 bis 5, jeweils relativ zu den anderen Rohstoffsektoren, 1 am attraktivsten<br />

Hyperinflation<br />

Erhöhte volatile<br />

Inflation<br />

Deflationäre<br />

Krise<br />

Quelle: <strong>UBS</strong> WMR<br />

4 5<br />

3<br />

4<br />

Relative Attraktivität der einzelnen Rohstoffe pro Szenario<br />

Energie Basismetalle Edelmetalle Gold Agrarrohstoffe<br />

4<br />

5<br />

2 1<br />

3<br />

1<br />

3<br />

2<br />

1<br />

5<br />

2<br />

Kapitalanlagen vor Wertverlust s<strong>ch</strong>ützen<br />

Absolute<br />

Attraktivität<br />

von Rohstoffen<br />

Attraktiv<br />

Neutral<br />

Unattraktiv<br />

Anmerkung: Dies ist ledigli<strong>ch</strong> eine Eins<strong>ch</strong>ätzung der relativen Attraktivität innerhalb der Anlageklasse Rohstoffe.<br />

Eine Rohstoffgruppe auf Platz 1 (attraktiv) kann trotzdem absolut gesehen oder im Verglei<strong>ch</strong> zu anderen Anlageklassen unattraktiv sein.<br />

<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 27


28<br />

Kapitel 4<br />

Aktien-Sektoren mit partiellem Inflationss<strong>ch</strong>utz<br />

Aktien stellen bestenfalls einen partiellen Inflationss<strong>ch</strong>utz<br />

dar. Er variiert überdies je na<strong>ch</strong> Sektoren.<br />

Unternehmen und Sektoren, deren Inputpreise<br />

nur geringfügig auf höhere Inflation<br />

reagieren, profitieren in der Regel von erhöhter<br />

Inflation. Dazu zählen vor allem kapitalintensive<br />

Unternehmen, die meist einen hohen Fixkostenanteil<br />

haben.<br />

Unternehmen, die über dominante Marktpositionen<br />

oder eine unelastis<strong>ch</strong>e Na<strong>ch</strong>frage na<strong>ch</strong><br />

ihren Produkten verfügen, haben den Vorteil,<br />

dass sie Preiserhöhungen lei<strong>ch</strong>ter am Markt<br />

dur<strong>ch</strong>setzen können. Hierzu zählen oftmals<br />

Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung<br />

ma<strong>ch</strong>t werden. In Extremsituationen ist ni<strong>ch</strong>t klar,<br />

ob ein Goldinvestor tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> immer Zugriff auf<br />

Goldbestände erhält, die ausserhalb des eigenen<br />

Heims gelagert werden, und in Krisensituationen<br />

ist mit staatli<strong>ch</strong>er Intervention zu re<strong>ch</strong>nen. So<br />

ordnete die US-Regierung in der Grossen Depression<br />

die Herausgabe aller privaten Goldbestände<br />

zum Preis von 20,67 US-Dollar pro Unze an und<br />

setzte ans<strong>ch</strong>liessend den neuen Preis bei 35 US-<br />

Dollar fest. Gold ist zweifellos ein Krisens<strong>ch</strong>utz,<br />

Anleger sollten si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> niemals auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />

auf das gelbe Metall verlassen.<br />

Auf die ri<strong>ch</strong>tige Mis<strong>ch</strong>ung kommt es an<br />

Hätte man s<strong>ch</strong>on heute Gewissheit über den Beginn,<br />

die Höhe und die Dauer der künftigen Preisinflation,<br />

dann könnte man si<strong>ch</strong> der negativen Auswirkungen<br />

lei<strong>ch</strong>t entziehen. Das Rezept wäre, in die<br />

Anlageklassen zu investieren, die den stärksten und<br />

zuverlässigsten Inflationss<strong>ch</strong>utz bieten. Eine sol<strong>ch</strong>e<br />

Gewissheit gibt es jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t. Deshalb ist es ratsam,<br />

dur<strong>ch</strong> eine angemessene Diversifikation das<br />

Risiko breiter zu streuen; also Anlageklassen und<br />

Währungen zu berücksi<strong>ch</strong>tigen, die eine mögli<strong>ch</strong>st<br />

geringe Korrelation zueinander aufweisen.<br />

Hinzu kommt, dass diese Korrelation si<strong>ch</strong> ändern<br />

kann. Die Aktienperformance ist bei steigender<br />

Inflation zunä<strong>ch</strong>st positiv und ab bestimmten<br />

Inflationsraten wird sie negativ. Das heisst, dass<br />

Aktien bei sehr hoher Inflation positiv mit Anlei-<br />

Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />

sowie Unternehmen aus den Berei<strong>ch</strong>en Grundstoffe,<br />

Öl, Gas, Chemie und Industrie.<br />

Einen partiell «eingebauten» Inflationss<strong>ch</strong>utz<br />

kann es bei Unternehmen mit sehr hohem<br />

direktem Besitz realer Aktiva geben und bei<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen regulierten Infrastrukturunternehmen<br />

(zum Beispiel Wasserversorger, Mautbetreiber),<br />

bei denen die Tarife an einen Inflationsindex<br />

gekoppelt sind. Glei<strong>ch</strong>zeitig sind<br />

diese Unternehmen aber gerade dur<strong>ch</strong> ihre Regulierung<br />

au<strong>ch</strong> stark von der Politik abhängig:<br />

Die Regulatoren können beispielsweise Strompreise<br />

anpassen, um den allgemeinen Inflationsdruck<br />

auf die Wirts<strong>ch</strong>aft zu reduzieren.<br />

hen korrelieren. Deshalb ist es unabdingbar, au<strong>ch</strong><br />

ein bereits realwertorientiertes Portfolio regelmässig<br />

zu überwa<strong>ch</strong>en und gegebenenfalls dem<br />

veränderten Inflationsumfeld anzupassen.<br />

Abbildung 4.4 zeigt modellhaft, wie si<strong>ch</strong> die Portfolio-Allokation<br />

in den in Kapitel 3 diskutierten<br />

Szenarien verändern kann. Im Deflationsszenario<br />

leiden Aktien und Unternehmensanleihen, dasselbe<br />

gilt für reale Vermögenswerte wie Immobilien<br />

und Rohstoffe. Nominelle Anleihen gewinnen<br />

hingegen und Cash und Gold ergänzen die Portfolioallokation<br />

als Krisens<strong>ch</strong>utz.<br />

Abb. 4.4: Musterallokation eines Portfolios mit mittlerem<br />

Risikoprofil<br />

Die Gewi<strong>ch</strong>tungen der Anlageklassen sind abhängig von den vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Inflationsszenarien, in %<br />

Portfolioallokation<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Deflation<br />

Quelle: <strong>UBS</strong> WMR<br />

Zunehmende Inflation<br />

Moderate Inflation Erhöhte Inflation Hyperinflation<br />

Inflationsszenario<br />

Aktien<br />

Immobilien<br />

Öl und Industrie<br />

Gold<br />

Inflationsindex. Anleihen<br />

Unternehmensanleihen<br />

Geldmarkt<br />

Staatsanleihen


Abb. 4.5: Wie viel Inflationss<strong>ch</strong>utz ist nötig?<br />

Verpfli<strong>ch</strong>tungen und Einkommen spielen eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle<br />

real fixierte<br />

nominal<br />

fixierte<br />

Verpfli<strong>ch</strong>tungen<br />

geringerer S<strong>ch</strong>utz<br />

grösserer S<strong>ch</strong>utz<br />

Einkommen<br />

real fixiertes nominal fixiertes<br />

Quelle: <strong>UBS</strong> WMR<br />

Anmerkung: Je kleiner die Risikotoleranz, desto grösser die Notwendigkeit<br />

des S<strong>ch</strong>utzes.<br />

Mit positiver Inflation steigt vor allem die Aktienquote<br />

s<strong>ch</strong>nell an. Au<strong>ch</strong> Unternehmensanleihen<br />

gewinnen an Bedeutung. Bei erhöhter<br />

und volatiler Inflation (unserem Hauptszenario<br />

ab 2013) spielen dann realwertorientierte Anlagen<br />

eine zunehmende Rolle: Dem Portfolio werden<br />

Rohstoffe, Gold, Immobilien und inflationsges<strong>ch</strong>ützte<br />

Anleihen beigemis<strong>ch</strong>t. Nominelle<br />

Anleihen hingegen werden geringer gewi<strong>ch</strong>tet.<br />

Dur<strong>ch</strong> eine sol<strong>ch</strong>e Realwert-Ausri<strong>ch</strong>tung des<br />

Portfolios werden in der Regel die sonstigen<br />

Investitionsziele ni<strong>ch</strong>t kompromittiert.<br />

Wie viel Inflationss<strong>ch</strong>utz ist notwendig?<br />

Über den Lebenszyklus verändert si<strong>ch</strong> der Bedarf<br />

an Inflationss<strong>ch</strong>utz. Berufstätige, also Empfänger<br />

variabler Löhne und Gehälter, brau<strong>ch</strong>en in der Regel<br />

weniger Inflationss<strong>ch</strong>utz als Pensionierte oder Anleger,<br />

die kurz vor der Pension stehen. Die folgenden<br />

drei Faktoren spielen eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle bei der<br />

Frage, wie viel Inflationss<strong>ch</strong>utz angemessen ist.<br />

1. Risikotoleranz: Ein Anleger mit geringer Risikotoleranz<br />

wird mehr Inflationss<strong>ch</strong>utz wählen<br />

und dafür höhere Kosten in Kauf nehmen, als<br />

ein Anleger mit höherer Risikotoleranz.<br />

2. Ausgaben: Sind die laufenden und zukünftigen<br />

Ausgaben vor allem nominell fixiert, zum<br />

Beispiel bei Festzinshypotheken oder bestimmten<br />

Miet- und Pa<strong>ch</strong>tverträgen, dann kann der<br />

Inflationss<strong>ch</strong>utz im Portfolio geringer ausfallen.<br />

Sind jedo<strong>ch</strong> die meisten Ausgaben ni<strong>ch</strong>t nominell<br />

fixiert, dann steigen sie mit bes<strong>ch</strong>leunigter<br />

Preisinflation an, weshalb mehr Inflationss<strong>ch</strong>utz<br />

im Portfolio ratsam ist.<br />

3. Einnahmen: Wenn der Grossteil des Einkommens<br />

variabel ist und genauso s<strong>ch</strong>nell oder<br />

no<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>neller steigt als die Inflationsrate<br />

(wie es bei Löhnen und Gehältern oft der Fall<br />

ist), so ergibt si<strong>ch</strong> daraus ein natürli<strong>ch</strong>er Inflationss<strong>ch</strong>utz,<br />

der in der Ausri<strong>ch</strong>tung des Portfolios<br />

berücksi<strong>ch</strong>tigt werden kann. Ist das Einkommen<br />

dagegen nominal fixiert und passt<br />

si<strong>ch</strong> nur langsam oder zeitverzögert an die<br />

steigende Inflation an (was oft für Pensionen,<br />

Renten, Sozialleistungen und Mieteinnahmen<br />

gilt), dann kann zusätzli<strong>ch</strong>er Inflationss<strong>ch</strong>utz<br />

notwendig sein (siehe Ab bildung 4.5).<br />

Fazit<br />

Sollte unser Hauptszenario einer erhöhten und<br />

volatilen Inflation ab circa 2013 zum Tragen kommen,<br />

wären Anleger, die vor allem auf nominelle<br />

Vermögenswerte gesetzt haben, einem verstärkten<br />

Kaufkraftverlust ausgesetzt. Da glei<strong>ch</strong>zeitig<br />

die Lebenshaltungskosten steigen und zumindest<br />

nominell fixierte Einkommen an Wert verlieren<br />

würden, droht bei einer sol<strong>ch</strong>en Entwicklung die<br />

Gefahr, dass langfristige Investitionsziele ni<strong>ch</strong>t<br />

errei<strong>ch</strong>t werden. Investoren, die si<strong>ch</strong> um eine bes<strong>ch</strong>leunigte<br />

Preisinflation sorgen, sollten daher<br />

re<strong>ch</strong>tzeitig über Inflationss<strong>ch</strong>utz für ihr Portfolio<br />

na<strong>ch</strong>denken. Wir haben gezeigt, wel<strong>ch</strong>e Anlageklassen<br />

hier vor allem in Betra<strong>ch</strong>t kommen und<br />

wie sie bezügli<strong>ch</strong> ihrer Eignung beurteilt werden<br />

können. Zudem ist es wi<strong>ch</strong>tig, die persönli<strong>ch</strong>en<br />

Umstände in Betra<strong>ch</strong>t zu ziehen, wenn es darum<br />

geht, wie viel Inflationss<strong>ch</strong>utz für das Portfolio<br />

nötig ist. Inflationss<strong>ch</strong>utz ist in der Regel ni<strong>ch</strong>t<br />

kostenfrei. Aber im Falle einer unerwarteten Bes<strong>ch</strong>leunigung<br />

der Preisinflation kann ein diversifiziertes<br />

und realwertorientiertes Portfolio wertvollen<br />

S<strong>ch</strong>utz vor Kaufkraftverlust bieten.<br />

Bibliografie<br />

Alliance Bernstein (2010) «Deflating Inflation – Redefining the<br />

Inflation-Resistant Portfolio»<br />

Attié, A.P. & Roa<strong>ch</strong>e, S.K. (2009) «Inflation Hedging for Long-Term<br />

Investors» IMF working paper WP/09/90, April 2009<br />

Bernholz, P. & Kugler, P. (2009) «The Success of Currency Reforms to<br />

End Great Inflations: An Empirical Analysis of 34 High Inflations»,<br />

German Economic Review, Wiley Blackwell, vol. 10, pages 165–175,<br />

2005.<br />

Reinhart, C.M. and Rogoff, (2008) K.S. «This Time is Different: A<br />

Panoramic View of Eight Centuries of Financial Crises» NBER Working<br />

Paper 13882.<br />

Shiller, R. (2000) «Irrational Exuberance», 2000, 2005 updated,<br />

Princeton University Press.<br />

Kapitalanlagen vor Wertverlust s<strong>ch</strong>ützen<br />

<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 29


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Finanzdienstleistungsaufsi<strong>ch</strong>t lizenziert und wird dur<strong>ch</strong> diese beaufsi<strong>ch</strong>tigt. Dubai: Der Vertrieb von Resear<strong>ch</strong> erfolgt dur<strong>ch</strong> <strong>UBS</strong> AG Dubai Bran<strong>ch</strong> innerhalb DIFC auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> an<br />

professionelle Kunden und darf ni<strong>ch</strong>t innerhalb der Vereinigten Arabis<strong>ch</strong>en Emiraten weitergegeben werden. Frankrei<strong>ch</strong>: Diese Publikation ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> an Privatkunden und<br />

«Prospects» der <strong>UBS</strong> (France) SA mit einem Aktienkapital von € 125.726.944, 69, boulevard Haussmann F-75008 Paris, R.C.S. Paris B 421 255 670 und wird von dieser verteilt .<br />

<strong>UBS</strong> (France) SA ist als Finanzdienstleister entspre<strong>ch</strong>end den Bestimmungen des französis<strong>ch</strong>en «Code Monétaire et Financier» ordnungsgemäss zugelassen und ist eine unter der<br />

Aufsi<strong>ch</strong>t der französis<strong>ch</strong>en Bank- und Finanzaufsi<strong>ch</strong>tsbehörden sowie der «Banque de France» und der «Autorité des Mar<strong>ch</strong>és Financiers» stehenden Bank. Hongkong: Diese<br />

Publikation wird dur<strong>ch</strong> die Niederlassung von <strong>UBS</strong> AG in Hongkong, einem na<strong>ch</strong> der «Hong Kong Banking Ordinance» lizenzierten und gemäss den Bestimmungen der «Securities<br />

and Futures Ordinance» registrierten Finanzinstitut, an Kunden der Niederlassung von <strong>UBS</strong> AG in Hongkong verteilt. Indonesien: Dieses Resear<strong>ch</strong>- oder Publikationsmaterial ist<br />

ni<strong>ch</strong>t zum Zwecke eines öffentli<strong>ch</strong>en Zei<strong>ch</strong>nungsangebots gemäss indonesis<strong>ch</strong>em Kapitalmarktre<strong>ch</strong>t und dessen Umsetzungsbestimmungen ausgelegt und erstellt. Die hierin<br />

erwähnten Wertpapiere sind und werden ni<strong>ch</strong>t gemäss indonesis<strong>ch</strong>em Kapitalmarktre<strong>ch</strong>t und dessen Bestimmungen eingetragen. Italien: Dieses Dokument wird an Kunden der<br />

<strong>UBS</strong> (Italia) S.p.A., via del vec<strong>ch</strong>io politecnico 4 – Mailand, eine ordnungsgemäss von der «Banca d’Italia» als Finanzdienstleister zugelassene und unter der Aufsi<strong>ch</strong>t von «Consob»<br />

und der «Banca d’Italia» stehende italienis<strong>ch</strong>e Bank, verteilt. Jersey: <strong>UBS</strong> AG, Niederlassung Jersey, wird reguliert und autorisiert dur<strong>ch</strong> die Jersey «Financial Services Commission»<br />

zur Dur<strong>ch</strong>führung von Bankges<strong>ch</strong>äften, Anlagefonds und Investmentges<strong>ch</strong>äften. Kanada: In Kanada wird diese Publikation von <strong>UBS</strong> Investment Management Canada Inc. an<br />

Kunden von <strong>UBS</strong> Wealth Management Canada verteilt. Luxemburg: Diese Publikation stellt kein öffentli<strong>ch</strong>es Angebot na<strong>ch</strong> luxemburgis<strong>ch</strong>em Re<strong>ch</strong>t dar, kann jedo<strong>ch</strong> Kunden der<br />

<strong>UBS</strong> (Luxembourg) S.A., einer lizenzierten Bank unter der Aufsi<strong>ch</strong>t der «Commission de Surveillance du Secteur Financier» (CSSF), der diese Publikation ni<strong>ch</strong>t zur Genehmigung<br />

vorgelegt wurde, zu Informationszwecken zur Verfügung gestellt werden. Mexiko: Dieses Dokument wurde verteilt von <strong>UBS</strong> Asesores México, S.A. de C.V., einem Unternehmen,<br />

das ni<strong>ch</strong>t der Aufsi<strong>ch</strong>t der Comisión Nacional Bancaria y de Valores unterliegt und weder der <strong>UBS</strong> Grupo Financiero S.A. de C.V. no<strong>ch</strong> einer anderen mexikanis<strong>ch</strong>en Finanzgruppe<br />

angehört. Die Verbindli<strong>ch</strong>keiten dieses Unternehmens werden ni<strong>ch</strong>t von Dritten garantiert. <strong>UBS</strong> Asesores México, S.A. de C.V. si<strong>ch</strong>ert keine Rendite zu. Österrei<strong>ch</strong>: Diese Publikation<br />

stellt kein öffentli<strong>ch</strong>es Angebot oder eine verglei<strong>ch</strong>bare Anwerbung gemäss österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>em Re<strong>ch</strong>t dar und wird nur unter Umständen verwendet, die keinem öffentli<strong>ch</strong>en Angebot<br />

von Wertpapieren in Österrei<strong>ch</strong> entspre<strong>ch</strong>en. Das Dokument darf nur vom direkten Empfänger dieser Informationen verwendet und unter keinen Umständen an einen anderen<br />

Anleger weitergegeben werden. Singapur: Bitte kontaktieren Sie die Niederlassung von <strong>UBS</strong> AG Singapore, einem «exempt financial adviser» gemäss dem «Singapore Financial<br />

Advisers Act» (Cap. 110) und eine na<strong>ch</strong> dem «Singapore Banking Act» (Cap. 19) dur<strong>ch</strong> die «Monetary Authority of Singapore» zugelassene Handelsbank, für alle Fragen, wel<strong>ch</strong>e<br />

si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> oder in Verbindung mit der Finanzanalyse oder dem Beri<strong>ch</strong>t ergeben. Spanien: Diese Publikation wird dur<strong>ch</strong> die <strong>UBS</strong> Bank, S.A., eine bei der «Banco de España»<br />

registrierte Bank, an Kunden der <strong>UBS</strong> Bank, S.A. verteilt. UK: Genehmigt von <strong>UBS</strong> AG, in Grossbritannien beaufsi<strong>ch</strong>tigt und autorisiert dur<strong>ch</strong> die «Financial Services Authority».<br />

Mitglied der «London Stock Ex<strong>ch</strong>ange». Diese Publikation wird an Privatkunden von <strong>UBS</strong> London in Grossbritannien verteilt. Produkte und Dienstleistungen, die ausserhalb<br />

Grossbritanniens angeboten werden, werden ni<strong>ch</strong>t von den britis<strong>ch</strong>en Regulierungen oder dem «Compensation S<strong>ch</strong>eme» der «Financial Services Authority» erfasst. USA: Verteilt<br />

an US-Personen dur<strong>ch</strong> <strong>UBS</strong> Financial Services Inc., eine To<strong>ch</strong>tergesells<strong>ch</strong>aft von <strong>UBS</strong> AG. <strong>UBS</strong> Securities LLC ist eine To<strong>ch</strong>tergesells<strong>ch</strong>aft von <strong>UBS</strong> AG und ein verbundenes Unternehmen<br />

von <strong>UBS</strong> Financial Services Inc. <strong>UBS</strong> Financial Services Inc. übernimmt die Verantwortung für den Inhalt einer Publikation, der von einer ni<strong>ch</strong>t-US-amerikanis<strong>ch</strong>en To<strong>ch</strong>ter erstellt<br />

wurde, wenn sie diese Publikation an US-Personen verteilt. Alle Transaktionen von US-Personen in Wertpapieren, die in dieser Publikation genannt werden, müssen dur<strong>ch</strong> einen in<br />

den USA zugelassenen, an <strong>UBS</strong> angegliederten broker dealer dur<strong>ch</strong>geführt werden und ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> eine ni<strong>ch</strong>t-US-amerikanis<strong>ch</strong>e To<strong>ch</strong>ter. VAE: Diese Resear<strong>ch</strong>-Publikation stellt in<br />

keiner Weise ein Angebot, einen Verkauf oder eine Lieferung von Aktien oder anderen Wertpapieren gemäss den Gesetzen der Vereinigten Arabis<strong>ch</strong>en Emirate (VAE) dar. Der Inhalt<br />

dieser Publikation wurde und wird ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> irgendeine Behörde der Vereinigten Arabis<strong>ch</strong>en Emirate eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> der VAE-Zentralbank und der «Dubai Financial Services<br />

Authority», der «Emirates Securities and Commodities Authority», des «Dubai Financial Market», des «Abu Dhabi Securities Market» oder einer anderen Börse in den VAE<br />

genehmigt.<br />

Stand Mai 2011.<br />

© <strong>UBS</strong> 2011. Das S<strong>ch</strong>lüsselsymbol und <strong>UBS</strong> gehören zu den eingetragenen bzw. ni<strong>ch</strong>t eingetragenen Markenzei<strong>ch</strong>en von <strong>UBS</strong>. Alle Re<strong>ch</strong>te vorbehalten.<br />

<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 31


© <strong>UBS</strong> 2011. Alle Re<strong>ch</strong>te vorbehalten.<br />

Bis wir perfekt im Einklang sind.<br />

Harmonie entsteht,<br />

wenn alle miteinander im Einklang sind.<br />

Um das zu errei<strong>ch</strong>en, muss man zuhören.<br />

Wirkli<strong>ch</strong> zuhören.<br />

Bei <strong>UBS</strong> ma<strong>ch</strong>en wir genau das.<br />

Und zwar jeden Tag.<br />

Wenn Sie spre<strong>ch</strong>en, wenn Sie innehalten,<br />

sogar wenn Sie gar ni<strong>ch</strong>ts sagen.<br />

Selbstverständli<strong>ch</strong> unterbreiten wir<br />

Ihnen maßges<strong>ch</strong>neiderte Anlagelösungen,<br />

die Ihren Bedürfnissen entspre<strong>ch</strong>en.<br />

Und gerne stellen wir Ihnen die Expertise<br />

und die Ressourcen eines weltweit<br />

integrierten Unternehmens zur Verfügung.<br />

Do<strong>ch</strong> das alles bedeutet ni<strong>ch</strong>ts, wenn wir<br />

ni<strong>ch</strong>t zuhören. Ihnen zuhören.<br />

Wir werden ni<strong>ch</strong>t ruhen<br />

<strong>UBS</strong> Deuts<strong>ch</strong>land AG<br />

Europaplatz 1<br />

81675 Mün<strong>ch</strong>en<br />

Tel. 089-41439 0<br />

ubs.com/deuts<strong>ch</strong>land

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