UBS research focus - Vorsorgeexperten.ch
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<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong><br />
Wealth Management Resear<strong>ch</strong><br />
Juni 2011<br />
Inflation<br />
Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />
Ein Konzept, viele Missverständnisse<br />
Von der Geldmengen- zur Preisinflation<br />
Drei Szenarien, die US-Notenbank gibt den Ton an<br />
Kapitalanlagen gegen Wertverlust s<strong>ch</strong>ützen<br />
ab
2<br />
Inhalt<br />
<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong><br />
Dieser Beri<strong>ch</strong>t wurde dur<strong>ch</strong> <strong>UBS</strong> AG<br />
erstellt. Bitte bea<strong>ch</strong>ten Sie die wi<strong>ch</strong>tigen<br />
re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Informationen am Ende der<br />
Publikation. Aus der Performance der<br />
Vergangenheit kann ni<strong>ch</strong>t auf künftige<br />
Renditen ges<strong>ch</strong>lossen werden. Die<br />
angegebenen Marktpreise sind<br />
S<strong>ch</strong>lusskurse der jeweiligen Hauptbörse.<br />
Dies gilt für alle Kursdiagramme und<br />
Tabellen in dieser Publikation.<br />
Herausgeber<br />
<strong>UBS</strong> AG, Wealth Management Resear<strong>ch</strong>,<br />
Postfa<strong>ch</strong>, CH-8098 Züri<strong>ch</strong><br />
Chefredaktion<br />
Dirk Faltin<br />
Redaktion<br />
Viviane Vajda, Caspar Heer<br />
Autoren<br />
Dirk Faltin, Ökonom, <strong>UBS</strong> AG<br />
Caesar Lack, Ökonom, <strong>UBS</strong> AG<br />
Mitwirkende<br />
Lena Andresen, Thomas Berner,<br />
Dirk Effenberger, Thomas Flury,<br />
Markus Irngartinger, Joris Müller,<br />
Ges<strong>ch</strong>e Niggemann, A<strong>ch</strong>im Peijan,<br />
Giavanni Staunovo, Thomas Veraguth,<br />
<strong>UBS</strong> AG<br />
Redaktionss<strong>ch</strong>luss<br />
1. Juni 2011<br />
Projekt Management<br />
Caspar Heer<br />
Desktop Publishing<br />
WMR Desktop<br />
Titelbild<br />
Dreamstime<br />
Druck<br />
Fotorotar AG, Egg, S<strong>ch</strong>weiz<br />
Spra<strong>ch</strong>en<br />
Ers<strong>ch</strong>eint in Deuts<strong>ch</strong>, Englis<strong>ch</strong>, Französis<strong>ch</strong>,<br />
Italienis<strong>ch</strong>, Spanis<strong>ch</strong>, Portugiesis<strong>ch</strong>,<br />
Russis<strong>ch</strong> und Chinesis<strong>ch</strong> (traditionell und<br />
vereinfa<strong>ch</strong>t)<br />
Kontakt<br />
ubs-<strong>resear<strong>ch</strong></strong>@ubs.com<br />
<strong>UBS</strong> homepage: www.ubs.com<br />
SAP-Nr. SAP-No. 82092D-1103<br />
82092D-1101<br />
Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />
Editorial ..................................................................................................... 3<br />
In Kürze ..................................................................................................... 4<br />
Kapitel 1<br />
Ein Konzept, viele Missverständnisse .......................................................... 6<br />
Kapitel 2<br />
Von der Geldmengeninflation zur Preisinflation ........................................ 12<br />
Kapitel 3<br />
Drei Szenarien, die US-Notenbank gibt den Ton an ................................... 18<br />
Kapitel 4<br />
Kapitalanlagen vor Wertverlust s<strong>ch</strong>ützen .................................................. 24<br />
Anhang<br />
Bibliografie .............................................................................................. 29<br />
Ausgewählte Resear<strong>ch</strong>-Publikationen ....................................................... 30<br />
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Editorial<br />
Andreas Höfert<br />
Dirk Faltin<br />
Liebe Leserin, lieber Leser<br />
Die globale Wirts<strong>ch</strong>aftskrise hat die Anlegergemeinde in zwei Lager gespalten. Die einen<br />
erwarten Deflation, eine Phase anhaltenden Preisrückgangs, während andere si<strong>ch</strong> um<br />
Inflation, einen dauerhaften und signifikanten Anstieg der Preise, Sorgen ma<strong>ch</strong>en. Inflation<br />
war das S<strong>ch</strong>reckgespenst vor allem der 1970er Jahre. Do<strong>ch</strong> in den letzten 25 Jahren<br />
spielte Inflation in den Industrieländern praktis<strong>ch</strong> keine Rolle mehr, insbesondere wenn<br />
man von den besonders volatilen Energie- und Lebensmittelkomponenten absieht. Die<br />
si<strong>ch</strong> so ergebende Kerninflationsrate liegt in den USA und im Euroraum zurzeit bei rund<br />
1 Prozent, in Deuts<strong>ch</strong>land und Frankrei<strong>ch</strong> sogar no<strong>ch</strong> tiefer und in Japan war sie zuletzt<br />
gar negativ.<br />
Denno<strong>ch</strong> steigen die Inflationssorgen. Die wi<strong>ch</strong>tigsten Zentralbanken, allen voran die<br />
US-Notenbank, haben grosse Mengen an neuem Geld «gedruckt». In einigen S<strong>ch</strong>wellenländern,<br />
darunter Indien, Argentinien und Brasilien, war zuletzt ein bes<strong>ch</strong>leunigter Preisanstieg<br />
zu beoba<strong>ch</strong>ten. Zudem stiegen Rohstoff- und Ölpreise in den letzten zwölf Monaten<br />
um gut 30 Prozent und der von den Vereinten Nationen ermittelte globale Lebensmittelpreisindex<br />
errei<strong>ch</strong>te kürzli<strong>ch</strong> ein Rekordho<strong>ch</strong>. Aber au<strong>ch</strong> die Preise für Finanzvermögenswerte<br />
wie Aktien und Anleihen sind im letzten Jahr zum Teil sehr stark gestiegen.<br />
Kommt also die Inflation oder gar die Hyperinflation, die zu einem Währungskollaps<br />
führt, oder sollte man si<strong>ch</strong> auf Deflation einstellen? Dies sind die Kernfragen, mit denen<br />
wir uns in diesem <strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> auseinandersetzen. Inflation ist ein komplexes<br />
Phänomen; vieles ist dabei unklar. Diese Publikation soll Ihnen ein tiefergehendes<br />
Verständnis des Phänomens Inflation bieten. Wir erläutern, wie Inflation entsteht und<br />
wel<strong>ch</strong>e Kosten und Wirkungsme<strong>ch</strong>nismen damit verbunden sind. Zudem diskutieren<br />
wir relevante Szenarien für die künftige Preisentwicklung und leiten daraus Anlageempfehlungen<br />
ab.<br />
Wir wüns<strong>ch</strong>en Ihnen eine interessante Lektüre.<br />
Andreas Höfert<br />
Global Head<br />
Wealth Management Resear<strong>ch</strong><br />
Dirk Faltin<br />
Head Thematic Resear<strong>ch</strong><br />
Wealth Management Resear<strong>ch</strong><br />
<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 3
4<br />
Highlights In Kürze<br />
Inflation<br />
Rückkehr einer unbequemen<br />
Bekannten<br />
Kommt die Inflation oder ni<strong>ch</strong>t, und was soll man<br />
tun? Diese Fragen bes<strong>ch</strong>äftigen viele Investoren.<br />
Bevor wir uns diesen Fragen zuwenden können,<br />
ist es wi<strong>ch</strong>tig zu verstehen, was Inflation ist, wie<br />
sie entsteht und wel<strong>ch</strong>e Auswirkungen damit<br />
verbunden sind. Im Gegensatz zur landläufigen<br />
Meinung, geht es bei der Inflation ni<strong>ch</strong>t in erster<br />
Linie um steigende Preise, sondern um den Wertverlust<br />
des Geldes. Dieser erfolgt in der Regel<br />
dann, wenn die Geldmenge im Verhältnis zu den<br />
Dingen, die mit dem Geld gekauft werden können,<br />
steigt. Ni<strong>ch</strong>t Gewerks<strong>ch</strong>aften oder Unternehmen<br />
verursa<strong>ch</strong>en Inflation sondern die «Produzenten»<br />
des Geldes, also Regierungen und deren<br />
Institutionen. Au<strong>ch</strong> Begriffe wie Öl- oder Lebensmittelpreisinflation<br />
sind streng genommen unsinnig.<br />
Zu den gesamtwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Kosten eines<br />
na<strong>ch</strong>haltigen Kaufkrafts<strong>ch</strong>wunds, also der Inflation,<br />
gehören Preis- und Zinsverzerrungen und<br />
Umverteilungseffekte, wel<strong>ch</strong>e die Wirts<strong>ch</strong>aft langfristig<br />
s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en und erhebli<strong>ch</strong> zur Volatilität des<br />
Konjunkturzyklus beitragen.<br />
Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />
Von der Geldmengen- zur Preisinflation<br />
Die Ausweitung der Geldmenge im Verhältnis<br />
zur Gütermenge steht am Anfang dieses Prozesses,<br />
der si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> einen generellen Anstieg der<br />
Preise bemerkbar ma<strong>ch</strong>en kann. Die Geldmengen<br />
ausweitung seit der grossen Wirts<strong>ch</strong>aftskrise<br />
2008/2009 ist von no<strong>ch</strong> nie da gewesenem<br />
Ausmass. Denno<strong>ch</strong> kam es, zumindest in den<br />
grossen entwickelten Volkswirts<strong>ch</strong>aften, bisher<br />
ni<strong>ch</strong>t zu einem signifikanten Anstieg bei den<br />
Verbrau<strong>ch</strong>erpreisen. Ein Hauptgrund dafür ist,<br />
dass die Übertragungsme<strong>ch</strong>anismen, die von<br />
der Geldmengenausweitung zur Preisinflation<br />
führen, derzeit ni<strong>ch</strong>t ri<strong>ch</strong>tig funktionieren. Vor<br />
allem Zins- und Kreditkanäle sind no<strong>ch</strong> blockiert.<br />
Wi<strong>ch</strong>tige Fragen sind daher, ob und wann diese<br />
Übertragungskanäle wieder funktionieren werden,<br />
und ob dann ein Anstieg der Preise auf<br />
breiter Front verhindert werden kann oder ni<strong>ch</strong>t.<br />
Inflation ist global stark korreliert, und zukünftige<br />
Entwicklungen werden wesentli<strong>ch</strong> von der<br />
Geldpolitik in den USA abhängen.<br />
Es ist ni<strong>ch</strong>t alles Gold was glänzt: Der Silberdollar von 1883 ist rund dreissig<br />
mal mehr Wert als die neue Dollarmünze (Sacagowea-Dollar von 2008)
Hohe und volatile Preisinflation ab<br />
etwa 2013<br />
In unserem Hauptszenario, also der Entwicklung,<br />
der wir die hö<strong>ch</strong>ste Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit beimessen,<br />
gegen wir davon aus, dass die Übertragungsme<strong>ch</strong>anismen<br />
von der Geldpolitik zu den Preisen<br />
in den USA do<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> in Gang kommen. Die<br />
Kreditvergabe würde si<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>leunigen, die<br />
Wirts<strong>ch</strong>aft würde na<strong>ch</strong>haltig wa<strong>ch</strong>sen und neue<br />
Arbeitsplätze generieren. Die Geldpolitik wird<br />
aber erst mit einiger Verspätung reagieren, was<br />
si<strong>ch</strong> längerfristig in erhöhter Preisinflation bemerkbar<br />
ma<strong>ch</strong>en wird. Erst mit der S<strong>ch</strong>liessung<br />
der Produktionslücke in den USA wird dann<br />
die Preisinflation in den USA und global na<strong>ch</strong>haltig<br />
ansteigen. Wir s<strong>ch</strong>ätzen, dass dies ab<br />
etwa 2013 der Fall sein könnte. Zudem re<strong>ch</strong>nen<br />
wir damit, dass diese erhöhte Inflation mit grösserer<br />
Volatilität einhergehen wird.<br />
Sollte die geldpolitis<strong>ch</strong>e Transmission jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
anspringen, und die Gelds<strong>ch</strong>wemme ledigli<strong>ch</strong><br />
Preisblasen an den Finanz- und Rohstoffmärkten<br />
verursa<strong>ch</strong>en, drohen bei deren Platzen deflationäre<br />
Krisen, die von den Zentralbanken mit erneuter<br />
Geldmengenausweitung bekämpft werden<br />
würden. Bleibt der Erfolg aus, droht s<strong>ch</strong>limmstenfalls<br />
eine Hyperinflation. Wie bereits betont, halten<br />
wir dies ni<strong>ch</strong>t für sehr wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>.<br />
Die Preisentwicklung in den letzten 350 Jahren<br />
Preisniveau in den USA<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Unabhängigkeitskrieg<br />
Krieg von 1812<br />
Bürgerkrieg<br />
Zweiter<br />
Weltkrieg<br />
Erster<br />
Weltkrieg<br />
1665 1699 1733 1767 1801 1835 1869 1903 1937 1971 2005<br />
Quellen: Inflationsdaten freundli<strong>ch</strong>erweise zur Verfügung gestellt von Prof. Robert C. Sahr,<br />
Oregon State University; <strong>UBS</strong> WMR<br />
Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />
Wie si<strong>ch</strong> Portfolios s<strong>ch</strong>ützen lassen<br />
Sollte unser Hauptszenario einer erhöhten und<br />
volatilen Inflation ab circa 2013 zum Tragen kommen,<br />
wären Anleger, die vor allem auf nominelle<br />
Vermögenswerte gesetzt haben, einem verstärkten<br />
Kaufkraftverlust ausgesetzt. Da glei<strong>ch</strong>zeitig<br />
die Lebenshaltungskosten steigen und zumindest<br />
nominell fixierte Einkommen an Wert verlieren<br />
würden, droht bei einer sol<strong>ch</strong>en Entwicklung die<br />
Gefahr, dass langfristige Investitionsziele ni<strong>ch</strong>t<br />
errei<strong>ch</strong>t werden. Investoren, die si<strong>ch</strong> um eine bes<strong>ch</strong>leunigte<br />
Preisinflation sorgen, sollten daher<br />
re<strong>ch</strong>tzeitig über Inflationss<strong>ch</strong>utz für ihr Portfolio<br />
na<strong>ch</strong>denken.<br />
Hierfür kommen eine ganze Reihe von Anlageklassen<br />
in Betra<strong>ch</strong>t die si<strong>ch</strong> unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> gut als<br />
Inflationss<strong>ch</strong>utz eignen. Zudem ist es wi<strong>ch</strong>tig, die<br />
persönli<strong>ch</strong>en Umstände in Betra<strong>ch</strong>t zu ziehen,<br />
wenn es darum geht, wie viel Inflationss<strong>ch</strong>utz für<br />
das Portfolio nötig ist. Inflationss<strong>ch</strong>utz ist in der<br />
Regel ni<strong>ch</strong>t kostenfrei. Aber im Falle einer unerwarteten<br />
Bes<strong>ch</strong>leunigung der Preisinflation kann<br />
ein diversifiziertes und Realwert-orientiertes Portfolio<br />
wertvollen S<strong>ch</strong>utz vor Kaufkraftverlust<br />
bieten.<br />
Auebung der<br />
Golddeckung<br />
Ohne Golddeckung steigen die Preise<br />
Der Kauraverfall des US-Dollar<br />
1,4<br />
1,2<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0<br />
Ende des klassis<strong>ch</strong>en<br />
Goldstandards<br />
1792 1818 1844 1870 1896 1922 1948 1974 2000<br />
Quellen: Daten von American Institut of Economic Resear<strong>ch</strong> AIER, <strong>UBS</strong> WMR<br />
Endgültige Auebung<br />
der Golddeckung<br />
Anmerkung: S<strong>ch</strong>attierte Phasen markieren Perioden, in denen die Golddeckung aufgehoben wurde.<br />
<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 5
6<br />
Kapitel 1<br />
Ein Konzept,<br />
viele Missverständnisse<br />
Inflation ist derzeit in aller Munde. Und do<strong>ch</strong><br />
verbinden si<strong>ch</strong> mit dem Begriff zahlrei<strong>ch</strong>e<br />
Missverständnisse. Inflation ist folgens<strong>ch</strong>wer<br />
und kaum jemand kann si<strong>ch</strong> ihr entziehen.<br />
Ein Naturphänomen ist sie aber ni<strong>ch</strong>t. Sie<br />
wird immer wissentli<strong>ch</strong> von den Staaten und<br />
ihren Institutionen in Gang gesetzt.<br />
Moderne Ökonomielehrbü<strong>ch</strong>er definieren Inflation<br />
als einen na<strong>ch</strong>haltigen und signifikanten<br />
Anstieg des gesamten Preisniveaus. Nur wenn<br />
der Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt aller Preise in einer Volkswirts<strong>ch</strong>aft<br />
steigt, kann man überhaupt von einer<br />
Inflation spre<strong>ch</strong>en. Begriffe wie Energiepreisinflation<br />
oder Lebensmittelpreisinflation sind somit<br />
strenggenommen unsinnig. Steigen die Preise<br />
für Öl oder Weizen, während andere Preise unverändert<br />
bleiben oder sogar fallen, dann handelt<br />
es si<strong>ch</strong> um eine relative Preisveränderung, die mit<br />
Inflation meist ni<strong>ch</strong>ts zu tun hat.<br />
Es geht um den Wertverlust des Geldes<br />
Allerdings ist au<strong>ch</strong> diese Definition der Inflation<br />
als Anstieg des Preisniveaus äusserst problematis<strong>ch</strong>.<br />
Sie suggeriert, dass es bei der Inflation vor<br />
allem um steigende Preise geht, was aber ni<strong>ch</strong>t<br />
der Fall ist. Bei der Inflation geht es einzig und<br />
allein um den Kaufkraftverfall des Geldes. Steigt<br />
das Preisniveau, dann sinkt der Taus<strong>ch</strong>wert des<br />
Geldes. Inflation bedeutet eine Vers<strong>ch</strong>iebung des<br />
Massstabs in dem der Wert von Gütern, Dienstleistungen<br />
und Vermögenswerten gemessen wird.<br />
Die Definition der Inflation als Anstieg des Preisniveaus<br />
ist problematis<strong>ch</strong>, denn sie verstellt den<br />
Blick auf die Ursa<strong>ch</strong>en der Inflation. Versteht man<br />
Inflation als Preisanstieg, dann kann alles, was<br />
Preise steigen lässt, inflationär und alles, was<br />
Preisanstiege verhindert oder rückgängig ma<strong>ch</strong>t,<br />
disinflationär oder deflationär sein. Starke Lohn-<br />
Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />
erhöhungen oder Ölpreiss<strong>ch</strong>ocks wären dann<br />
tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>e Auslöser einer Inflation<br />
und administrative Preiskontrollen wären geeignete<br />
Massnahmen zur Bekämpfung einer Inflation.<br />
Au<strong>ch</strong> dies ist fals<strong>ch</strong>.<br />
Der Staat verursa<strong>ch</strong>t die Inflation<br />
Die wesentli<strong>ch</strong>e Ursa<strong>ch</strong>e einer jeden Inflation ist<br />
eine Erhöhung der Geldmenge im Verhältnis zu<br />
den Dingen, die mit dem Geld gekauft werden<br />
können. Au<strong>ch</strong> beim Geld gelten die Gesetze von<br />
Angebot und Na<strong>ch</strong>frage. Steigt die Menge des<br />
Geldes im Verhältnis zur Menge der kaufbaren<br />
Güter, Dienstleistungen und Vermögenswerte an,<br />
dann sinkt die Kaufkraft der einzelnen Geldeinheit.<br />
Es müssen mehr Geldeinheiten aufgeboten<br />
werden, um bestimmte Gütereinheiten zu kaufen.<br />
Bleibt dieses Verhältnis jedo<strong>ch</strong> unverändert, dann<br />
kann es au<strong>ch</strong> keinen na<strong>ch</strong>haltigen Anstieg des<br />
Preisniveaus geben. Steigt beispielsweise der Ölpreis,<br />
während die Geldmenge unverändert bleibt,<br />
dann müssen die Preise für andere Güter fallen<br />
und das Preisniveau kann ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>haltig steigen.<br />
Öl- oder Lebensmittelpreiss<strong>ch</strong>ocks oder starke<br />
Lohnanstiege sind bestenfalls Ausdruck einer Inflation,<br />
niemals aber ihre Ursa<strong>ch</strong>e. Das heisst au<strong>ch</strong>,<br />
dass Inflation ni<strong>ch</strong>t von gierigen Unternehmen<br />
oder verantwortungslosen Gewerks<strong>ch</strong>aften verursa<strong>ch</strong>t<br />
wird. Inflation wird immer und überall vom<br />
Produzenten des Geldes, also vom Staat und seinen<br />
Institutionen verursa<strong>ch</strong>t.<br />
Zwis<strong>ch</strong>en Geldmenge und Preisveränderungen<br />
besteht ein kausaler Zusammenhang. Der Begriff<br />
Inflation kommt vom lateinis<strong>ch</strong>en Verb «inflare»,<br />
was «aufblähen» bedeutet und in der Vergangenheit<br />
auf die Aufblähung der Geldmenge über ein<br />
angemessenes Volumen hinaus bezogen wurde.<br />
Erst im Laufe der Zeit wurde der Begriff Inflation<br />
von der Geldmengenausweitung auf eine ihrer<br />
«Inflation ist,<br />
wenn die Brieftas<strong>ch</strong>en<br />
immer<br />
voller und die<br />
Einkaufstas<strong>ch</strong>en<br />
immer leerer<br />
werden.»<br />
Robert «Bob» Orben,<br />
amerikanis<strong>ch</strong>er Publizist
mögli<strong>ch</strong>en Folgen, nämli<strong>ch</strong>en einen Anstieg des<br />
Preisniveaus übertragen.<br />
In der Praxis hat der Inflationsbegriff sogar no<strong>ch</strong><br />
einen weiteren Wandel dur<strong>ch</strong>gema<strong>ch</strong>t, denn<br />
heutzutage wird der Begriff Inflation im Allgemeinen<br />
als ein Anstieg ni<strong>ch</strong>t des gesamten Preisniveaus,<br />
sondern ledigli<strong>ch</strong> der Konsumentenpreise<br />
verstanden. Wenn zum Beispiel der<br />
Präsident der Europäis<strong>ch</strong>en Zentralbank verkündet,<br />
dass das Ziel der Preisstabilität errei<strong>ch</strong>t<br />
wurde, dann meint er damit, dass der Anstieg<br />
der Konsumentenpreise im Vorjahresverglei<strong>ch</strong><br />
einen bestimmten Wert ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>haltig übers<strong>ch</strong>ritten<br />
hat – es also na<strong>ch</strong> dem Verständnis der<br />
Zentralbank keine Inflation gegeben hat.<br />
Der Konsumentenpreisindex als<br />
unvollständiger Massstab<br />
Die Veränderung der Konsumentenpreise wird in<br />
der Regel mittels einer Gruppe von Gütern und<br />
Dienstleistungen gemessen, die in einem «Warenkorb»<br />
zusammengefasst werden. Aus dem gewi<strong>ch</strong>teten<br />
Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt dieses Warenkorbs, der ein<br />
mögli<strong>ch</strong>st repräsentatives Kaufverhalten widerspiegelt,<br />
wird der Konsumentenpreisindex (KPI)<br />
erre<strong>ch</strong>net. Den Kaufkraftverlust mittels KPI zu messen<br />
hat den Vorteil, dass dies relativ einfa<strong>ch</strong> und<br />
zeitnah zu bewerkstelligen ist. Allerdings gibt es<br />
au<strong>ch</strong> erhebli<strong>ch</strong>e Probleme. So umfasst der KPI nur<br />
einen kleinen Teil des gesamten Preisspektrums.<br />
Produzentenpreise, Preise für Rohstoffe und Immobilien<br />
oder Preise für Vermögenswerte wie Aktien<br />
und Anleihen sind ni<strong>ch</strong>t im Warenkorb enthalten.<br />
Die Zentralbanken, die in der Regel den KPI als<br />
Massstab für den Wertverlust der Währung<br />
verwenden, lassen somit einen Grossteil der<br />
Preise ausser A<strong>ch</strong>t, die ihnen ebenfalls Informationen<br />
über die Werthaltigkeit des Geldes geben<br />
könnten. Konkret kann dies dazu führen, dass<br />
Zentralbanken Preisblasen auf den Rohstoff-,<br />
Aktien und Immobilienmärkten bei ihrer Geldpolitik<br />
ignorieren, was mitunter verheerende<br />
Folgen für die Wirts<strong>ch</strong>aft und die Finanzmärkte<br />
haben kann.<br />
Ein zweites Problem ergibt si<strong>ch</strong> aus der Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittsbetra<strong>ch</strong>tung<br />
des KPI. Pensionierte haben<br />
in der Regel ein völlig anderes Kaufverhalten als<br />
junge Erwa<strong>ch</strong>sene oder Familien. Steigen beispielsweise<br />
die Preise für medizinis<strong>ch</strong>e Dienstleistungen<br />
rasant an, während die Preise für Unterhaltungselektronik<br />
stark sinken, dann kann<br />
der KPI mitunter Preisstabilität signalisieren. Für<br />
jemanden, der einen erhebli<strong>ch</strong>en Teil seines Einkommens<br />
für medizinis<strong>ch</strong>e Betreuung aufwenden<br />
muss, spielt diese dur<strong>ch</strong> den KPI angezeigte<br />
Kaufkraftstabilität jedo<strong>ch</strong> keine Rolle.<br />
Zudem ist die Preismessung dur<strong>ch</strong> einen Index<br />
wie den KPI problematis<strong>ch</strong>. Wie sollen beispielsweise<br />
Aspekte mit einer subjektiven Komponente<br />
wie Qualitätsverbesserungen bei Produkten<br />
berücksi<strong>ch</strong>tigt werden? Hinzu kommt, dass<br />
es bei der KPI-Messung unzählige Variationen<br />
gibt. Das heisst, dass Inflationsraten häufig weder<br />
über Landesgrenzen no<strong>ch</strong> im Zeitablauf innerhalb<br />
eines Landes wirkli<strong>ch</strong> verglei<strong>ch</strong>bar sind.<br />
<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 7
8<br />
Kapitel 1<br />
Dass bei der Inflation ni<strong>ch</strong>t der Preisanstieg, sondern<br />
die Geldentwertung im Vordergrund steht,<br />
wird besonders deutli<strong>ch</strong>, wenn man die Kosten<br />
der Inflation untersu<strong>ch</strong>t. Diese resultieren nämli<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t in erster Linie aus dem Preisanstieg, sondern<br />
aus der Geldmengenausweitung und der daraus<br />
resultierenden Geldentwertung. Dabei ist wi<strong>ch</strong>tig,<br />
dass eine Geldmengenausweitung ni<strong>ch</strong>t alle Wirts<strong>ch</strong>aftsakteure<br />
glei<strong>ch</strong>zeitig und im glei<strong>ch</strong>en Masse<br />
errei<strong>ch</strong>t. Vielmehr breitet si<strong>ch</strong> das neue Geld langsam<br />
in der Wirts<strong>ch</strong>aft aus. Die Preisanpassungen<br />
erfolgen nur allmähli<strong>ch</strong>, wodur<strong>ch</strong> eindeutige Gewinner<br />
und Verlierer identifiziert werden können.<br />
Umverteilung von Kaufkraft und<br />
S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>ung der Wirts<strong>ch</strong>aft<br />
Zu den Gewinnern, die das neue Geld als erstes<br />
erhalten und damit Käufe tätigen können, bevor<br />
die Preise steigen, zählen insbesondere die Zentralbank<br />
und vers<strong>ch</strong>iedene staatli<strong>ch</strong>en Stellen, aber<br />
au<strong>ch</strong> der private Bankensektor. Die Verlierer, die<br />
das neue Geld zuletzt oder gar ni<strong>ch</strong>t erhalten, sind<br />
vor allem Personen mit fixen Einkommen wie Renten<br />
und Arbeitslosengeldern, deren reale Einkommen<br />
aufgrund der gestiegenen Preise s<strong>ch</strong>rumpfen.<br />
Interessanterweise findet diese Umverteilung von<br />
Kaufkraft selbst dann statt, wenn die Gütermenge<br />
im glei<strong>ch</strong>en Mass zur Geldmenge steigt und die<br />
Preise letztli<strong>ch</strong> unverändert bleiben. Wäre nämli<strong>ch</strong><br />
bei steigender Gütermenge die Geldmenge unverändert<br />
geblieben, dann hätten die Sparer von einer<br />
steigenden Kaufkraft ihres Geldes profitieren<br />
können.<br />
In der Regel übersteigt jedo<strong>ch</strong> die Geldmengenausweitung<br />
den Anstieg der Gütermenge und<br />
resultiert irgendwann in steigenden Preisen für<br />
Güter, Dienstleistungen oder Vermögenswerte.<br />
Dur<strong>ch</strong> die sukzessive Preisanpassung, also den<br />
Kaufkrafts<strong>ch</strong>wund des Geldes, kommt es dann zu<br />
einer weiteren Umverteilung von Kaufkraft von<br />
den Sparern, deren Sparguthaben an Kaufkraft<br />
verlieren, zu den S<strong>ch</strong>uldnern, die ihre S<strong>ch</strong>ulden in<br />
Zukunft mit minderwertigem Geld zurückzahlen<br />
können. Diese Umverteilung stellt e<strong>ch</strong>te Nettokosten<br />
für die Volkswirts<strong>ch</strong>aft dar, denn dur<strong>ch</strong> die<br />
s<strong>ch</strong>lei<strong>ch</strong>ende Geldentwertung wird der Anreiz<br />
zum Sparen reduziert und somit der Wirts<strong>ch</strong>aft<br />
Sparkapital – die Voraussetzung für Investitionen,<br />
Forts<strong>ch</strong>ritt und solides Wirts<strong>ch</strong>aftswa<strong>ch</strong>stum –<br />
entzogen. Langfristig kann so die Wirt s<strong>ch</strong>aftskraft<br />
eines Landes unterminiert werden.<br />
Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />
Fehlallokation knapper Güter<br />
Neben diesen sehr wi<strong>ch</strong>tigen Umverteilungseffekten<br />
generiert Inflation no<strong>ch</strong> eine ganze Reihe<br />
weiterer Kosten, die si<strong>ch</strong> aus der Fehl allokation<br />
knapper Ressourcen ergeben. Steigen die Preise<br />
stark an, so sehen si<strong>ch</strong> Wirts<strong>ch</strong>afts akteure gezwungen<br />
Ausgaben zu tätigen, um ihre Einkommen<br />
und Vermögen vor den Auswirkungen der<br />
Inflation zu s<strong>ch</strong>ützen. Sol<strong>ch</strong>e Ausgaben erhöhen<br />
zwar die statistis<strong>ch</strong> gemessene Wirts<strong>ch</strong>aftsleistung<br />
(das Bruttoinlandprodukt); für diejenigen,<br />
die diese Ausgaben tätigen, stellen sie aber einen<br />
Verlust dar.<br />
Studien haben gezeigt, dass erhöhte Inflation<br />
im Laufe der Zeit zu immer mehr politis<strong>ch</strong>er<br />
Einflussnahme im wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Prozess führt.<br />
Unter der Annahme, dass die Ressourcenallokation<br />
dur<strong>ch</strong> den Prozess des Marktes effizienter<br />
ist als dur<strong>ch</strong> den politis<strong>ch</strong>en, ergeben si<strong>ch</strong> daraus<br />
Kosten für die Volkswirts<strong>ch</strong>aft. S<strong>ch</strong>werwiegender<br />
sind jedo<strong>ch</strong> die Fehlallokationen, die si<strong>ch</strong><br />
aus der Verzerrung der Preise ergeben. Preise<br />
sind wi<strong>ch</strong>tige Signale für das Investitions- und<br />
Konsumverhalten. Da eine Geldmengenausweitung<br />
niemals alle Preise glei<strong>ch</strong>mässig steigen<br />
lässt, kommt es zu Störungen der relativen<br />
Preisverhältnisse und somit zu Fehlallokationen<br />
knapper Ressourcen.<br />
Der wi<strong>ch</strong>tigste Preis ist der Zins, der ni<strong>ch</strong>t nur<br />
Angebot und Na<strong>ch</strong>frage na<strong>ch</strong> Finanzmitteln, sondern<br />
au<strong>ch</strong> die Zeitpräferenzen der Wirts<strong>ch</strong>aftsakteure<br />
koordiniert. Bei hohen Zinsen wird mehr<br />
gespart und ein Teil des Konsums in die Zukunft<br />
verlagert. Sinkt der Zins dur<strong>ch</strong> eine Geldmengenausweitung,<br />
dann führt dies zu steigender Vers<strong>ch</strong>uldung,<br />
erhöhtem Konsum und ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>haltigen<br />
Investitionsprojekten, die, wie wir in der<br />
globalen Rezession von 2008/2009 gesehen haben,<br />
in einer späteren Rezession liquidiert werden<br />
müssen. Inflation, verstanden als Geldmengenausweitung,<br />
ist ein wi<strong>ch</strong>tiger Treiber des Konjunkturzyklus,<br />
was uns alle betrifft.<br />
Trotz dieser Kosten argumentieren die meisten<br />
Ökonomen und Politiker, dass eine moderate und<br />
stabile Preisinflation nützli<strong>ch</strong> ist. Dafür werden<br />
meist drei Gründe angeführt:<br />
1. Ein stetiger, moderater Preisanstieg erlei<strong>ch</strong>tert<br />
Reallohnanpassungen. Steigen die Preise um<br />
«Die Inflation<br />
ist die Hölle der<br />
Gläubiger und<br />
das Paradies der<br />
S<strong>ch</strong>uldner.»<br />
André Kostolany,<br />
Publizist und<br />
Börsenexperte
3 Prozent pro Jahr und die Löhne nur um<br />
2 Prozent, dann sinken die Reallöhne, ohne<br />
dass die Nominallöhne reduziert werden müssen,<br />
was häufig auf grossen Widerstand trifft.<br />
Dieser Vorteil ist na<strong>ch</strong>vollziehbar. Allerdings<br />
ist es sehr unwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>, dass er die obengenannten<br />
Kosten kompensieren kann.<br />
2. Eine moderate Preisinflation beflügelt die wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
Dynamik. Ein ständiger, latenter<br />
Kaufkraftverlust des Geldes regt demna<strong>ch</strong> den<br />
Konsum und somit das Wirts<strong>ch</strong>aftswa<strong>ch</strong>stum<br />
an. Allerdings wird dabei übersehen, dass es<br />
bei einem Kauf immer zwei Parteien gibt.<br />
Kaufkrafts<strong>ch</strong>wund erhöht zwar den Anreiz<br />
Geld gegen Waren zu taus<strong>ch</strong>en. Aber warum<br />
sollte der Verkäufer bereit sein, seine Ware<br />
gegen Geld zu taus<strong>ch</strong>en, wenn dieses Geld in<br />
Zukunft weniger Wert ist?<br />
Deflation<br />
Als Gegenteil der Inflation kann man die Deflation<br />
als einen anhaltenden und signifikanten<br />
Rückgang des Preisniveaus verstehen. In jedem<br />
Fall steht bei der Deflation der na<strong>ch</strong>haltige Anstieg<br />
der Kaufkraft des Geldes im Vordergrund.<br />
Deflation hat somit au<strong>ch</strong> eine gute Seite, nämli<strong>ch</strong><br />
dann wenn der Kaufkraftgewinn des Geldes<br />
auf steigende Produktivität zurückzuführen<br />
ist. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> war die stärkste und längste<br />
Wa<strong>ch</strong>stumsphase der US-Wirts<strong>ch</strong>aft am Ende<br />
des 19. Jahrhunderts von stetiger Deflation<br />
begleitet. Allerdings hat Deflation au<strong>ch</strong> eine<br />
dunkle Seite. Diese zeigt si<strong>ch</strong>, wenn es na<strong>ch</strong><br />
einer starken Geldmengenausweitung zu einer<br />
Krise kommt, bei der die Geldmenge s<strong>ch</strong>nell<br />
Abb. 1.1: Historis<strong>ch</strong>e Inflation in den USA<br />
Prozent im Jahresverglei<strong>ch</strong><br />
35<br />
25<br />
15<br />
5<br />
–5<br />
–15<br />
–25<br />
3. Eine stetige Preisinflation ist nützli<strong>ch</strong>, da sie ein<br />
Abgleiten in die gefür<strong>ch</strong>tete Deflation weniger<br />
wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>t. Allerdings ist es sehr<br />
zweifelhaft, dass eine Deflation, also ein latenter<br />
Kaufkraftgewinn des Geldes, tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
eine sol<strong>ch</strong>e Gefahr für die Wirts<strong>ch</strong>aft darstellt,<br />
vor allem wenn diese auf Produktivitätsgewinne<br />
zurückzuführen ist.<br />
Eine verdeckte Steuer<br />
Wenn Inflation so viele Probleme und nur so wenig<br />
gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Nutzen verursa<strong>ch</strong>t, dann stellt<br />
si<strong>ch</strong> die Frage, warum es sie überhaupt gibt. Die<br />
Antwort dürfte ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>wer fallen. Inflation wird<br />
von Regierungen gema<strong>ch</strong>t, denn Inflation ist eine<br />
Steuer; no<strong>ch</strong> dazu eine Steuer, die insgeheim und<br />
ohne Zustimmung des Parlaments erhoben werden<br />
kann. Dur<strong>ch</strong> die Inflation bringt si<strong>ch</strong> die Regierung<br />
ohne irgendwel<strong>ch</strong>e Gegenleistung in den Besitz<br />
s<strong>ch</strong>rumpft. Die Bewegung der Geldmengen ist<br />
eng mit den Kreditvolumen verbunden, weshalb<br />
in diesem Fall au<strong>ch</strong> von einer S<strong>ch</strong>uldendeflation<br />
gespro<strong>ch</strong>en wird. Bei einer Geldmengendeflation<br />
muss es ni<strong>ch</strong>t zwangsläufig zu fallenden Preisen<br />
kommen. Für moderne Zentral banken ist Deflation<br />
in Form eines na<strong>ch</strong>haltigen Rückgangs des<br />
Preisniveaus beziehungsweise des KPI ein S<strong>ch</strong>reckensszenario,<br />
das es um jeden Preis zu vermeiden<br />
gilt. Abbildung 1.1 zeigt, dass ihnen dies seit<br />
der Grossen Depression der 1930er Jahre au<strong>ch</strong><br />
gelungen ist. Seit dieser Zeit hat es in den USA<br />
(und den meisten anderen bedeutenden Ökonomien)<br />
keine Deflation mehr gegeben. Preisdeflation<br />
ist ein äusserst seltenes Phänomen.<br />
Ein Konzept, viele Missverständnisse<br />
Das Ende der Deflation<br />
1665 1680 1695 1710 1725 1740 1755 1770 1785 1800 1815 1830 1845 1860 1875 1890 1905 1920 1935 1950 1965 1980 1995 2010<br />
Quellen: Inflationsdaten freundli<strong>ch</strong>erweise zur Verfügung gestellt von Prof. Robert C. Sahr, Oregon State University, <strong>UBS</strong> WMR<br />
<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 9
10<br />
Kapitel 1<br />
Hyperinflation<br />
Die Hyperinflation hat mit einer «normalen»<br />
Preisinflation wenig zu tun. Vielmehr ist<br />
Hyper inflation ein rapider Vertrauensverlust<br />
in die Währung. Papiergeld hat nur deshalb<br />
einen Wert, weil mit ihm das Vertrauen verbunden<br />
ist, dass man das Geld, das man<br />
heute erhält, au<strong>ch</strong> in Zukunft gegen eine bestimmte<br />
Menge an Gütern, Dienstleistungen<br />
und Vermögenswerten eintaus<strong>ch</strong>en kann.<br />
Wenn dieses Vertrauen s<strong>ch</strong>windet, droht die<br />
Hyperinflation.<br />
knapper Güter. Seitdem es Geld gibt, konnten<br />
Regierungen nur selten dauerhaft der Versu<strong>ch</strong>ung<br />
widerstehen, die Geldmenge zu ihren Gunsten zu<br />
inflationieren.<br />
S<strong>ch</strong>on zu Zeiten der Römer haben die Kaiser vor<br />
allem werthaltige Silbermünzen einges<strong>ch</strong>molzen,<br />
um sie dann, mit minderwertigen Metallen versetzt,<br />
zum glei<strong>ch</strong>en Nominalwert wieder neu auszumünzen.<br />
Aus einem guten Denar wurden dann<br />
zwei oder mehrere s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Denare. Die Mens<strong>ch</strong>en<br />
bemerkten die Vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terung des Geldes<br />
natürli<strong>ch</strong> und passten die Preise entspre<strong>ch</strong>end an.<br />
Eine sol<strong>ch</strong>e Geldmengenausweitung dur<strong>ch</strong> das<br />
Ummünzen guter Münzen in s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Münzen<br />
ist relativ lei<strong>ch</strong>t zu erkennen und war in der Vergangenheit<br />
ni<strong>ch</strong>t selten Anstoss für Unruhen und<br />
Aufstände. Gold und Silber wirkten somit als eine<br />
Art Anker, der eine Ausweitung der Geldmengen<br />
ers<strong>ch</strong>werte. Der römis<strong>ch</strong>e Solidus, eine Goldmünze,<br />
wurde in fast unveränderter Reinheit und<br />
mit mehr oder weniger konstanter Kaufkraft über<br />
mehr als 800 Jahre geprägt.<br />
Ein Phänomen unserer Zeit<br />
Im Laufe der Zeit sind alle Volkswirts<strong>ch</strong>aften zu<br />
Papiergeldsystemen übergangen, bei denen Regierungen<br />
und Zentralbanken die Geldmenge, ohne<br />
jede Verankerung dur<strong>ch</strong> reale Werte, kontrollieren.<br />
Um eine unkontrollierte Geldmengenausweitung<br />
zu verhindern, brau<strong>ch</strong>te man einen neuen Anker,<br />
der die Rolle von Gold und Silber übernehmen<br />
konnte. In modernen Volkswirts<strong>ch</strong>aften wird die-<br />
Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />
Die Geldhalter versu<strong>ch</strong>en dann, ihr Geld praktis<strong>ch</strong><br />
um jeden Preis in Sa<strong>ch</strong>werte zu taus<strong>ch</strong>en. Hyperinflation<br />
kann nur in einem Papier geld system<br />
auftreten. Die klassis<strong>ch</strong>en Beispiele für Hyperinflationen<br />
sind Deuts<strong>ch</strong>land in den 1920er Jahren,<br />
Ungarn na<strong>ch</strong> dem Zweiten Weltkrieg und Simbabwe,<br />
wo die Hyperinflation 2009 endete. Allerdings<br />
sind Hyperinflationen gar ni<strong>ch</strong>t so selten.<br />
Der Ökonom Peter Bernholz hat für das zwanzigste<br />
Jahrhundert ni<strong>ch</strong>t weniger als 28 Hyperinflationen<br />
identifiziert.<br />
ser Anker über die Zielsetzungen der Zentralbanken<br />
definiert, die mit dem Mandat ausgestattet<br />
wurden, die Geldwertstabilität – mögli<strong>ch</strong>st unabhängig<br />
von der Politik – zu si<strong>ch</strong>ern.<br />
Allerdings waren die Bemühungen der Zentralbanken<br />
seit Aufhebung der Golddeckung nur von<br />
mässigem Erfolg gekrönt, vor allem im Verglei<strong>ch</strong><br />
zu früheren Jahrhunderten. Abbildung 1.2 zeigt,<br />
dass das Preisniveau in den USA seit der Aufhebung<br />
des klassis<strong>ch</strong>en Goldstandards im Jahr 1934<br />
auf das Zwanzigfa<strong>ch</strong>e angestiegen ist. Das Spiegelbild<br />
dieser Entwicklung ist der Verfall der Kaufkraft.<br />
Der US-Dollar hat seit Gründung der US-<br />
Notenbank im Jahr 1913 rund 95 Prozent seines<br />
Werts verloren, na<strong>ch</strong>dem seine Kaufkraft in den<br />
vorhergehenden 100 Jahren nahezu unverändert<br />
geblieben war. Die s<strong>ch</strong>attierten Flä<strong>ch</strong>en in Abbildung<br />
1.4 markieren Phasen, in denen die<br />
Gold deckung der Währung ausgesetzt wurde<br />
Abb. 1.2: Die Preisentwicklung in den letzten 350 Jahren<br />
Preisniveau in den USA, Index (2005 = 100)<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Unabhängigkeitskrieg<br />
Krieg von 1812<br />
Bürgerkrieg<br />
Zweiter<br />
Weltkrieg<br />
Erster<br />
Weltkrieg<br />
Auebung der<br />
Golddeckung<br />
1665 1699 1733 1767 1801 1835 1869 1903 1937 1971 2005<br />
Quellen: Inflationsdaten freundli<strong>ch</strong>erweise zur Verfügung gestellt von Prof. Robert C. Sahr,<br />
Oregon State University; <strong>UBS</strong> WMR<br />
«Ohne den<br />
Goldstandard<br />
gibt es keine<br />
Mögli<strong>ch</strong>keit,<br />
Ersparnisse vor<br />
der Enteignung<br />
dur<strong>ch</strong> Inflation<br />
zu s<strong>ch</strong>ützen.»<br />
Alan Greenspan,<br />
früherer Präsident<br />
der US-Notenbank
Abb. 1.3: Kriege beeinflussen die Konsumentenpreise<br />
Preisentwicklung der letzten 250 Jahre (Jahresverglei<strong>ch</strong> in %, 10-Jahresdur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt)<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
5<br />
–10<br />
US-Unabhängigkeitskrieg<br />
und es jeweils zu einer starken Kaufkraftminderung<br />
des Dollars kam. Natürli<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>ränkte<br />
si<strong>ch</strong> diese Entwicklung ni<strong>ch</strong>t auf den Dollar.<br />
Abbildung 1.5 dokumentiert den Kaufkraftverlust<br />
wi<strong>ch</strong>tiger Währungen im zwanzigsten Jahrhundert.<br />
Wie in Abbildung 1.3 ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>, wurden<br />
die Geldmengen vor in allem Kriegszeiten<br />
inflationiert, um dadur<strong>ch</strong> die Kriegss<strong>ch</strong>ulden zu<br />
reduzieren.<br />
Fazit<br />
Im Gegensatz zur landläufigen Meinung geht es<br />
bei der Inflation ni<strong>ch</strong>t in erster Linie um steigende<br />
Preise, sondern vielmehr um den Wertverlust des<br />
Geldes. Dieser erfolgt in der Regel dann, wenn<br />
die Geldmenge im Verhältnis zu den Dingen, die<br />
mit dem Geld gekauft werden können, steigt. Zu<br />
den gesamtwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Kosten eines na<strong>ch</strong>haltigen<br />
Kaufkrafts<strong>ch</strong>wunds, also der Inflation, gehören<br />
Preis- und Zinsverzerrungen und Umverteilungseffekte,<br />
wel<strong>ch</strong>e die Wirts<strong>ch</strong>aft langfristig<br />
s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en können und erhebli<strong>ch</strong> zur Volatilität<br />
des Konjunkturzyklus beitragen. Die Ausweitung<br />
der Geldmenge im Verhältnis zur Gütermenge<br />
steht am Anfang dieses Prozesses, der si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong><br />
einen generellen Anstieg der Preise bemerkbar<br />
ma<strong>ch</strong>en kann. Aber wie erfolgt die Übertragung<br />
von der Geldmengenausweitung hin zur Preisinflation?<br />
Dies ist die Kernfrage, der wir uns im<br />
zweiten Kapitel widmen.<br />
Abb. 1.4: Ohne Golddeckung steigen die Preise<br />
Der Kauraverfall des US-Dollar<br />
1,4<br />
1,2<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0<br />
Quellen: Daten von American Institute of Economic Resear<strong>ch</strong> (AIER), <strong>UBS</strong> WMR<br />
Ein Konzept, viele Missverständnisse<br />
1750 1775 1800 1825 1850 1875 1900 1925 1950 1975 2000<br />
USA Grossbritannien<br />
Quellen: EH.net, <strong>UBS</strong> WMR<br />
Napoleonis<strong>ch</strong>e Kriege:<br />
Monetisierung der S<strong>ch</strong>ulden US-Bürgerkrieg<br />
Erste industrielle Revolution:<br />
Produktivitätsgewinne führen zur Deflation<br />
Erster Weltkrieg:<br />
Monetisierung der S<strong>ch</strong>ulden<br />
Zweite industrielle Revolution:<br />
Produktivitätsgewinne führen zur Deflation<br />
Zweiter Weltkrieg:<br />
Monetisierung der<br />
S<strong>ch</strong>ulden<br />
Grosse Depression<br />
Ende des klassis<strong>ch</strong>en<br />
Goldstandards<br />
Endgültige Auebung<br />
der Golddeckung<br />
1792 1818 1844 1870 1896 1922 1948 1974 2000<br />
Anmerkung: S<strong>ch</strong>attierte Phasen markieren Perioden, in denen die Golddeckung aufgehoben wurde.<br />
Abb. 1.5: Kauras<strong>ch</strong>wund in wi<strong>ch</strong>tigen<br />
Volkswirts<strong>ch</strong>aen<br />
Kaura ausgewählter Währungen und Gold, logarithmis<strong>ch</strong>e Skalen<br />
10.0000<br />
1.0000<br />
0.1000<br />
0.0100<br />
0.0010<br />
0.0001<br />
13 22 31 40 49 58 67 85 94 03<br />
US-Dollar<br />
Japanis<strong>ch</strong>er Yen<br />
Britis<strong>ch</strong>es Pfund Deuts<strong>ch</strong>e Mark (bis 1923)<br />
S<strong>ch</strong>weizer Franken Deuts<strong>ch</strong>e Rei<strong>ch</strong>smark (bis 1948)<br />
Gold<br />
Französis<strong>ch</strong>er Franc<br />
Deuts<strong>ch</strong>e Mark (ab 1948)<br />
Quellen: Daten von American Institut of Economic Resear<strong>ch</strong> AIER, <strong>UBS</strong> WMR<br />
US Fed unter<br />
Paul Volcker:<br />
bekämp Inflation<br />
Vietnamkrieg:<br />
Monetisierung der S<strong>ch</strong>ulden<br />
<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 11
12<br />
Von der Geldmengeninflation<br />
zur Preisinflation<br />
Die Wirkungskette von der Geldmengenausweitung<br />
zum Preisanstieg führt über vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Wege. Ents<strong>ch</strong>eidend dafür sind<br />
das Verhalten und die Erwartungen der<br />
Wirts<strong>ch</strong>aftsakteure.<br />
Der im ersten Kapitel diskutierte Zusammenhang<br />
zwis<strong>ch</strong>en Geldmengeninflation und Preisinflation<br />
lässt si<strong>ch</strong>, wie in Abbildung 2.1 erkennbar, empiris<strong>ch</strong><br />
gut dokumentieren – vor allem über lange<br />
Zeiträume. Aufgrund dieses Zusammenhangs<br />
prägte der Ökonom und Nobelpreisträger Milton<br />
Friedman den Satz, dass Inflation immer und<br />
überall ein monetäres Phänomen sei.<br />
S<strong>ch</strong>windender Zusammenhang zwis<strong>ch</strong>en<br />
Geldmenge und Konsumentenpreisen<br />
Früher gab es einen sehr engen und unmittelbaren<br />
Zusammenhang zwis<strong>ch</strong>en Geldmengen -<br />
ver änderung und Preisentwicklung. Stieg die<br />
Geldmenge beispielsweise um 10 Prozent, dann<br />
stieg bald au<strong>ch</strong> das Preisniveau um einen ähnli<strong>ch</strong>en<br />
Wert an. Seit Mitte der 1980er Jahre jedo<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>eint si<strong>ch</strong> das enge Verhältnis zwis<strong>ch</strong>en Geld<br />
Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />
und Preisen aufzulösen (siehe Abbildung 2.2).<br />
Die Geldmenge, zumindest wenn sie als Geldmengenaggregat<br />
M1 gemessen wird, wel<strong>ch</strong>es<br />
Bargeld und Si<strong>ch</strong>tein lagen umfasst, beginnt deutli<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>neller zu wa<strong>ch</strong>sen als die Preise, gemessen<br />
als Konsumentenpreisindex (KPI). Während der<br />
globalen Wirt s<strong>ch</strong>aftskrise 2008 und 2009 ist der<br />
Zusammenhang ganz zusammengebro<strong>ch</strong>en.<br />
M1 ist geradezu explodiert, während der KPI gefallen<br />
ist. Wie lässt si<strong>ch</strong> dies erklären?<br />
Wenn die Geldmenge steigt, dann steigt das<br />
Preisniveau nur dann, wenn die Menge der<br />
Dinge, die mit dem Geld gekauft werden kann,<br />
unverändert bleibt. Wä<strong>ch</strong>st die Menge der kaufbaren<br />
Dinge, ebenfalls um 10 Prozent, dann<br />
gibt es keinen Grund für eine Steigerung des<br />
Preisniveaus um 10 Prozent. Eine mögli<strong>ch</strong>e Ursa<strong>ch</strong>e<br />
für die Diskrepanz zwis<strong>ch</strong>en Geldmengenwa<strong>ch</strong>stum<br />
und Preisinflation seit Mitte der<br />
1980er Jahre könnte demna<strong>ch</strong> auf eine starke<br />
Ausweitung der kaufbaren Mengen an Gütern,<br />
Dienstleistungen und Vermögenswerten zurückzuführen<br />
sein.
Globalisierung erhöht Güterangebot<br />
und Wettbewerb<br />
Daher ist der erste mögli<strong>ch</strong>e Erklärungsansatz für<br />
die Entkoppelung der Konsumentenpreise von<br />
den Geldmengenaggregaten die Globalisierung,<br />
also die Integration grosser Volkswirts<strong>ch</strong>aften,<br />
allen voran China, in die globale Arbeitsteilung.<br />
Die asiatis<strong>ch</strong>en Volkswirts<strong>ch</strong>aften sind im allgemeinen<br />
Netto-Sparer, das heisst sie produzieren mehr<br />
Güter, als sie konsumieren, und stellen somit netto<br />
ein zusätzli<strong>ch</strong>es Güterangebot dar, was si<strong>ch</strong> deflationär<br />
auf die Konsumgüterpreise auswirkt.<br />
Wi<strong>ch</strong>tiger als die direkten Effekte via billigere<br />
Importe sind womögli<strong>ch</strong> die indirekten Effekte<br />
– westli<strong>ch</strong>e Produzenten und Arbeitnehmende<br />
konkurrieren immer stärker mit Asien. Zunehmende<br />
Arbeitsteilung und zunehmender Handel<br />
wirken per se preissenkend; sie erlauben Effizienz<br />
gewinne und somit Kosten- und Preisreduktionen.<br />
Der Ma<strong>ch</strong>tverlust der Gewerks<strong>ch</strong>aften<br />
sowie die steigende Konkurrenz von<br />
Tieflohnländern haben zudem die Gefahr von<br />
Lohn-Preis-Spiralen verringert.<br />
Geldmengen und Geldmengenaggregate<br />
Von der Geldmengeninflation zur Preisinflation<br />
Abb. 2.1: US-Geldmengenwa<strong>ch</strong>stum und Preisinflation<br />
10-Jahresdur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt im Jahresverglei<strong>ch</strong>, in Prozent<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
–2<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
–2<br />
–4<br />
–6<br />
1922 1932 1942 1952 1962 1972 1982 1992 2002<br />
M2 (Skala links) KPI (Skala re<strong>ch</strong>ts)<br />
Quellen: Federal Reserve, <strong>UBS</strong> WMR<br />
Abb. 2.2 Entkopplung von US-Geldmenge und KPI<br />
Niveau der Konsumentenpreise und Geldmenge M1 in den USA (1960=100)<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010<br />
M1 KPI<br />
Quellen: Federal Reserve, <strong>UBS</strong> WMR<br />
Die Geldmenge umfasst den Bestand an Geld in einer Volkswirts<strong>ch</strong>aft und wird in vers<strong>ch</strong>iedene Geldmengenaggregate<br />
unterteilt, die na<strong>ch</strong> ihrer Laufzeit, beziehungsweise ihrer Nähe zur eigentli<strong>ch</strong>en Zahlungsfunktion des<br />
Geldes gestaffelt sind. Meist werden die folgenden Aggregate unters<strong>ch</strong>ieden, wobei die genaue Klassifizierung<br />
von Land zu Land deutli<strong>ch</strong> abwei<strong>ch</strong>en kann:<br />
Basisgeldmenge/ = gesamter Bargeldbestand und Reserveeinlagen der Ges<strong>ch</strong>äftsbanken bei der<br />
monetäre Basis Notenbank<br />
Geldmenge M0 = Bargeld bei den Ni<strong>ch</strong>tbanken<br />
Geldmenge M1 = M0 und Teile der Bankreserven und häufig au<strong>ch</strong> tägli<strong>ch</strong> fällige Einlagen (= Si<strong>ch</strong>teinlagen)<br />
Geldmenge M2 = M1 plus Spareinlagen, Geldmarktkonten und Wertpapiere bis zu bestimmten Beträgen<br />
und mit kürzeren Laufzeiten<br />
Geldmenge M3 = M2 plus Spareinlagen, Geldmarktkonten und Wertpapiere mit grösseren Beträgen und<br />
längeren Laufzeiten.<br />
Erhöht die Notenbank die Basisgeldmenge, dann erhalten Ges<strong>ch</strong>äftsbanken die Mögli<strong>ch</strong>keit ihre Kreditvergabe<br />
auszuweiten. Die Ges<strong>ch</strong>äftsbanken s<strong>ch</strong>öpfen in diesem Prozess neues Bu<strong>ch</strong>geld, das si<strong>ch</strong> in höheren Geldmengenaggregaten<br />
nieders<strong>ch</strong>lägt.<br />
<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 13
14<br />
Kapitel 2<br />
Wa<strong>ch</strong>stum der Finanzmärkte bindet<br />
Geldmengenausweitung<br />
Ein zweiter Grund für den s<strong>ch</strong>windenden Zusammenhang<br />
zwis<strong>ch</strong>en den Geldmengen und den<br />
Konsumentenpreisen ist das qualitative und quantitative<br />
Wa<strong>ch</strong>stum der Finanzmärkte. Der globale<br />
Kapitalstock hat in den vergangenen Jahrzehnten<br />
massiv zugenommen – dank te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Innovationen<br />
und Finanzmarktliberalisierungen wird ein<br />
zunehmender Teil des wa<strong>ch</strong>senden Kapitalstocks<br />
an den Finanzmärkten gehandelt. Dies hat mögli<strong>ch</strong>erweise<br />
einen Teil der Geldmengeninflation<br />
absorbiert und somit eine Übertragung der Geldmengeninflation<br />
in einen signifikanten Anstieg<br />
der Konsumentenpreise verhindert.<br />
Andererseits hat die Entwicklung der Finanzmärkte<br />
den Unternehmen ermögli<strong>ch</strong>t, si<strong>ch</strong> anstelle<br />
von Bankkrediten direkt über den Kapitalmarkt<br />
zu finanzieren, was den Zusammenhang<br />
zwis<strong>ch</strong>en Geldmengen, Bankkrediten und der<br />
Wirts<strong>ch</strong>aftsaktivität ges<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>t hat. Aufgrund<br />
der Entwicklung neuer Anlage- und Zahlungsformen<br />
ist es zudem immer s<strong>ch</strong>wieriger geworden,<br />
die Geldmenge überhaupt zu definieren.<br />
Vier Übertragungsme<strong>ch</strong>anismen<br />
Aber wieso kommt es zu Situationen, in denen wie<br />
2008/2009 die Geldmenge rasant steigt und die<br />
Inflation, zumindest gemessen am KPI, sinkt? Eine<br />
Erklärung ist, dass der KPI eben nur einen kleinen<br />
Teil des Preisniveaus abbildet. Die Preise für Vermögenswerte<br />
oder Rohstoffe werden ni<strong>ch</strong>t direkt im<br />
Transmissionsme<strong>ch</strong>anismen<br />
Geldpolitik<br />
Expansive<br />
Geldpolitik:<br />
Zinssenkung/<br />
Geldmengenausweitung<br />
Quelle: <strong>UBS</strong> WMR<br />
Übertragungskanal<br />
Zinskanal Zinsen fallen<br />
Kreditkanal S<strong>ch</strong>uldenausweitung<br />
We<strong>ch</strong>selkurskanal Währung wertet ab<br />
Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />
KPI erfasst. Diese sind jedo<strong>ch</strong> in Folge der Geldmengeninflation<br />
teils massiv gestiegen.<br />
Ein weiterer Grund ist, dass es zwis<strong>ch</strong>en Geldmengenausweitung<br />
und Preisinflation Übertragungsme<strong>ch</strong>anismen<br />
gibt, die unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong><br />
gut funktionieren. Grundsätzli<strong>ch</strong> lassen si<strong>ch</strong> vier<br />
Übertra gungsme<strong>ch</strong>anismen unters<strong>ch</strong>eiden:<br />
1. Zinskanal: Erhöht die Zentralbank die Geldmenge,<br />
dann fallen die kurzfristigen Zinsen.<br />
Sparen wird unattraktiver, was wiederum Investitionen<br />
und Konsum anregt. Die steigende<br />
Na<strong>ch</strong>frage treibt die Preise für Produktionsfaktoren<br />
wie Arbeit oder Rohstoffe in die Höhe<br />
und Unternehmen versu<strong>ch</strong>en, höhere Preise<br />
für ihre Produkte dur<strong>ch</strong>zusetzen.<br />
2. Kreditkanal: Die Geldmengenausweitung reduziert<br />
die Refinanzierungskosten der Ges<strong>ch</strong>äftsbanken,<br />
die diesen Vorteil zum Teil an ihre<br />
Kunden weitergeben. Es kommt zu einer S<strong>ch</strong>uldenausweitung,<br />
die Konsum, Investitionen und<br />
letztli<strong>ch</strong> Preiserhöhungen mit si<strong>ch</strong> bringen kann.<br />
3. We<strong>ch</strong>selkurskanal: Die Ausweitung der Geldmengenausweitung<br />
und die damit einhergehende<br />
Reduktion der Zinsen führen tendenziell<br />
zu einer Abwertung der heimis<strong>ch</strong>en Währung.<br />
Dies verbilligt heimis<strong>ch</strong>e Güter gegenüber importierten<br />
Waren, woraus ein Na<strong>ch</strong>frages<strong>ch</strong>ub<br />
resultieren kann, der si<strong>ch</strong> in höheren Preisen<br />
nieders<strong>ch</strong>lägt.<br />
Auswirkungen<br />
Sparneigung sinkt, Konsum<br />
und Investitionen steigen<br />
Finanzierungskosten fallen,<br />
Investitionen und Konsum<br />
steigen<br />
Exporte steigen<br />
Importe fallen<br />
Vermögenskanal Vermögenswerte steigen Konsum steigt<br />
Preise<br />
Tendenz zu<br />
höherer<br />
Preisinflation
4. Vermögenskanal: Die ersten Preise, die auf<br />
eine Geldmengenausweitung reagieren, sind<br />
oftmals die Preise für Vermögenswerte. Fühlen<br />
si<strong>ch</strong> die Halter dieser Vermögenswerte dur<strong>ch</strong><br />
den Preisanstieg rei<strong>ch</strong>er, dann kann dies ebenfalls<br />
die Konjunktur beflügeln und ein weiteres<br />
Übergreifen der Geldmengeninflation auf die<br />
Preisinflation begünstigen.<br />
Die Preise, wie überhaupt alle wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />
Grössen, werden vom mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Handeln<br />
bestimmt. Das heisst, die Funktionsfähigkeit der<br />
genannten Übertragungskanäle hängt ganz<br />
wesentli<strong>ch</strong> von den subjektiven Wertvorstellungen<br />
und Erwartungen der Wirts<strong>ch</strong>aftsakteure ab.<br />
Erwartungen spielen eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle<br />
Erwarten die Wirts<strong>ch</strong>aftsakteure eine positive<br />
Konjunkturentwicklung, dann werden sie eher<br />
bereit sein Geld auszugeben, ihre Sparguthaben<br />
aufzulösen oder Kredite aufzunehmen, um damit<br />
Konsum und Investitionen zu finanzieren. In<br />
diesem Fall wird si<strong>ch</strong> die Geldmengenausweitung<br />
re<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>nell in höheren Preisen zeigen. Im<br />
umgekehrten Fall, wenn die Konjunkturerwartungen<br />
negativ sind, können Preiserhöhungen<br />
zunä<strong>ch</strong>st ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong>gesetzt werden, obwohl es<br />
eine Ausweitung der Geldmenge gegeben hat.<br />
Bei hoher Arbeitslosigkeit und anhaltender Unterauslastung<br />
der Produktionskapazitäten sind die<br />
Wirts<strong>ch</strong>aftsakteure weniger geneigt, Geld auszugeben.<br />
Das zusätzli<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die Zentralbank bereitgestellte<br />
Geld wird gespart oder zur Rückzahlung<br />
bestehender S<strong>ch</strong>ulden verwendet. In einer<br />
sol<strong>ch</strong>en Situation, in der es zu Produktions- und<br />
Bes<strong>ch</strong>äftigungslücken kommt, ist die Gefahr, dass<br />
eine Inflation der Geldmenge zu einem steigenden<br />
Preisniveau führt, sehr gering.<br />
Der glei<strong>ch</strong>e Zusammenhang kann au<strong>ch</strong> mit Hilfe<br />
der Liquiditätspräferenz und ihrem Spiegelbild,<br />
der Umlaufges<strong>ch</strong>windigkeit des Geldes, verdeutli<strong>ch</strong>t<br />
werden. Hohe wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Unsi<strong>ch</strong>erheit<br />
geht mit einer hohen Liquiditätspräferenz einher,<br />
das heisst die Mens<strong>ch</strong>en halten mehr Geld als<br />
sonst und die Umlaufges<strong>ch</strong>windigkeit des Geldes<br />
fällt. Sinkt die Liquiditätspräferenz, weil zum Beispiel<br />
das Vertrauen in eine wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Erholung<br />
steigt, ist dies glei<strong>ch</strong>bedeutend mit einem<br />
Anstieg der Umlaufges<strong>ch</strong>windigkeit des Geldes.<br />
Geldtransaktionen finden dann in erhöhtem<br />
Von der Geldmengeninflation zur Preisinflation<br />
Abb. 2.3: Historis<strong>ch</strong>er Anstieg der Basisgeldmenge<br />
im Zuge der Finanzkrise<br />
Basisgeldmenge, in Prozent im Jahresverglei<strong>ch</strong><br />
120<br />
80<br />
40<br />
Abb. 2.4: Leitzinsen auf Rekordtief<br />
Leitzinsen wi<strong>ch</strong>tiger Zentralbanken in Prozent<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
0<br />
–40<br />
Prozentuale Anstiege der Basisgeldmenge<br />
während des Zweiten Weltkriegs<br />
54 58 62 66 70 74 78 82 86 90 94 98 02 06 10<br />
USA<br />
Grossbritannien<br />
Quellen: EcoWin, <strong>UBS</strong> WMR<br />
Japan<br />
Eurozone<br />
Prozentuale Anstiege der Basisgeldmenge<br />
während der Finanz- und Wirts<strong>ch</strong>askrise<br />
1918 1928 1938 1948 1958 1968 1978 1988 1998 2008<br />
S<strong>ch</strong>weiz<br />
Tempo statt und die Mögli<strong>ch</strong>keit Preiserhöhungen<br />
dur<strong>ch</strong>zusetzen nimmt zu.<br />
In Industrieländern wirken Übertragungsme<strong>ch</strong>anismen<br />
derzeit nur bes<strong>ch</strong>ränkt<br />
In allen grossen, entwickelten Volkswirts<strong>ch</strong>aften<br />
haben die Zentralbanken im Zuge der globalen<br />
Finanz- und Wirts<strong>ch</strong>aftskrise die Geldmengen<br />
stark ausgeweitet. Dies gilt vor allem für die USA,<br />
aber au<strong>ch</strong> für den Euroraum, Grossbritannien und<br />
Japan. Abbildung 2.3 zeigt die Entwicklung der<br />
monetären Basis (das heisst im Wesentli<strong>ch</strong>en der<br />
Geldmenge, die Ges<strong>ch</strong>äftsbanken bei der Zentralbank<br />
halten) und Abbildung 2.4 zeigt die kurzfristigen<br />
Zinsen in den USA, Grossbritannien, dem<br />
Euroraum, Japan und der S<strong>ch</strong>weiz. Es wird deutli<strong>ch</strong>,<br />
dass zurzeit alle wi<strong>ch</strong>tigen Zentralbanken ei-<br />
<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 15
16<br />
Kapitel 2<br />
nen äusserst expansiven geldpolitis<strong>ch</strong>en Kurs<br />
fahren.<br />
Denno<strong>ch</strong> hat bisher praktis<strong>ch</strong> keine Übertragung<br />
dieser Geldmengenexpansion auf die Realwirts<strong>ch</strong>aft<br />
und insbesondere auf die Konsumentenpreise<br />
stattgefunden. Dies wird s<strong>ch</strong>on bei der<br />
Betra<strong>ch</strong>tung der höheren Geldmengenaggregate<br />
(M2 und M3) deutli<strong>ch</strong>, die praktis<strong>ch</strong> auf dem<br />
Weg zwis<strong>ch</strong>en monetärer Basis und der Realwirts<strong>ch</strong>aft<br />
liegen. Denn diese Geldmengenaggregate,<br />
die au<strong>ch</strong> längerfristige Spareinlagen, Geldmarktpapiere<br />
und S<strong>ch</strong>uldvers<strong>ch</strong>reibungen beinhalten,<br />
sind bisher nur wenig angestiegen. Au<strong>ch</strong> die<br />
Kreditvergabe ist bisher kaum angesprungen.<br />
Das heisst, die Ges<strong>ch</strong>äftsbanken konnten das<br />
neue Geld no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t für Ausleihungen an Unternehmen<br />
und Privatpersonen nutzen (siehe Abbildung<br />
2.5). Somit funktioniert der Zins- und Kreditkanal<br />
derzeit praktis<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t.<br />
Anders sieht es beim We<strong>ch</strong>selkurskanal aus. Dieser<br />
funktioniert zwar, aber der US-Dollar kann<br />
ni<strong>ch</strong>t auf breiter Basis abwerten, da si<strong>ch</strong> die asiatis<strong>ch</strong>en<br />
Währungen am Dollar orientieren. Zudem<br />
ist die USA genau wie die Eurozone eine grosse<br />
ges<strong>ch</strong>lossene Volkswirts<strong>ch</strong>aft, so dass der We<strong>ch</strong>selkurskanal<br />
ohnehin nur eine geringe Wirkung<br />
hat. Anders sieht es in Grossbritannien aus. Das<br />
Pfund hat si<strong>ch</strong> gegenüber den wi<strong>ch</strong>tigsten Handelspartnerwährungen<br />
signifikant abgewertet.<br />
Dadur<strong>ch</strong> sind Importe teurer geworden, was ni<strong>ch</strong>t<br />
zuletzt zum erhöhten Preisanstieg in Grossbritannien<br />
beigetragen hat.<br />
Der Vermögenskanal ist besonders in den USA<br />
und Grossbritannien relevant. Allerdings ist au<strong>ch</strong><br />
Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />
Abb. 2.5: Veränderungen der monetären Basis der USA<br />
und der Bankkredite<br />
Entwicklung der monetären Basis und der Bankkredite divergiert seit 2008, in Mrd. USD<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
–500<br />
Jan. 08 Sep. 08 Jan. 09 Sep. 09 Jan. 10 Sep. 10 Jan. 11<br />
Bankkredite<br />
Monetäre Basis<br />
Quellen: Federal Reserve, <strong>UBS</strong> WMR<br />
dieser verstopft, zumindest in wi<strong>ch</strong>tigen Teilen.<br />
Obwohl die expansive Geldpolitik die Preise von<br />
Aktien und Rohstoffen stützen konnte, fallen die<br />
Häuserpreise weiterhin oder verharren auf tiefem<br />
Niveau. Darüber hinaus müssen vor allem in den<br />
USA, aber au<strong>ch</strong> einigen in europäis<strong>ch</strong>en Ländern,<br />
Überkapazitäten im Immobiliensektor abgebaut<br />
und Hypothekens<strong>ch</strong>ulden reduziert werden. Im<br />
Euroraum kommt diesem Übertragungsme<strong>ch</strong>anismus<br />
eine geringere Rolle zu, da hier private Aktieninvestitionen<br />
weniger weit verbreitet sind.<br />
Expansive Geldpolitik in S<strong>ch</strong>wellenländer<br />
exportiert<br />
In den S<strong>ch</strong>wellenländern funktionieren diese<br />
Übertragungskanäle, vor allem der Zins- und<br />
Kreditkanal, viel besser als in den entwickelten<br />
Ökonomien. In einigen Ländern, allen voran<br />
China, kann die Übertragung dur<strong>ch</strong> den Kreditkanal<br />
sogar administrativ bestimmt werden, in-
dem die Banken angewiesen werden, bestimmte<br />
Kreditmengen zu vergeben.<br />
Hinzu kommt, dass einige S<strong>ch</strong>wellenländer den<br />
Aussenwert ihrer Währungen an den US-Dollar<br />
gekoppelt haben. Mit anderen Worten: Sie mussten<br />
ebenfalls eine expansive Geldpolitik betreiben,<br />
um dem Aufwertungsdruck ihrer Währungen<br />
gegenüber dem Dollar zu begegnen. Somit<br />
wurde die expansive Geldpolitik, also die Geldmengenausweitung,<br />
in den USA zum Teil in die<br />
S<strong>ch</strong>wellenländer exportiert, wo sie zu einem bes<strong>ch</strong>leunigten<br />
Preisanstieg führt.<br />
Me<strong>ch</strong>anismen hängen von vielen Faktoren ab<br />
Wie bereits erwähnt, darf man si<strong>ch</strong> diese Übertragungskanäle<br />
ni<strong>ch</strong>t als me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Prozesse vorstellen.<br />
Vielmehr spielen die individuellen Eins<strong>ch</strong>ätzungen,<br />
Erwartungen und Handlungen der<br />
Wirts<strong>ch</strong>aftsakteure die ents<strong>ch</strong>eidende Rolle. Kredit-<br />
und Zinskanäle funktionieren ni<strong>ch</strong>t, weil private<br />
Haushalte und Unternehmen ents<strong>ch</strong>ieden<br />
haben, dass sie sparen und Kredite zurückzahlen<br />
müssen. Dieses Verhalten ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> in einer sehr<br />
geringen Umlaufges<strong>ch</strong>windigkeit des Geldes,<br />
beziehungsweise in einer ungewöhnli<strong>ch</strong> hohen<br />
Liquiditätspräferenz, bemerkbar.<br />
In den USA sowie in einigen europäis<strong>ch</strong>en Ländern,<br />
zum Beispiel in Spanien, sind zudem seit der<br />
Krise 2008/2009 die Arbeitslosigkeit sehr ho<strong>ch</strong> und<br />
somit die Bes<strong>ch</strong>äftigungs- und Produktionslücken<br />
vielfa<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> sehr gross. Erst wenn si<strong>ch</strong> die wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
Lage weiter verbessert, also die Produktionsauslastung<br />
und die Bes<strong>ch</strong>äftigung steigen, ist<br />
damit zu re<strong>ch</strong>nen, dass Zins- und Kreditkanäle<br />
wieder funktionieren und Geldmengeninflation in<br />
Preisinflation münden wird. In den S<strong>ch</strong>wellenländern<br />
hingegen sieht die Situation anders aus. Hier<br />
droht teilweise eine Überhitzung der Volkswirts<strong>ch</strong>aften,<br />
was einige Zentralbanken bereits veranlasst<br />
hat, ihre expansive Geldpolitik zu drosseln.<br />
Von der Geldmengeninflation zur Preisinflation<br />
Fazit<br />
Die Geldmengenausweitung seit der grossen<br />
Wirts<strong>ch</strong>aftskrise 2008/2009 ist von no<strong>ch</strong> nie<br />
da gewesenem Ausmass. Denno<strong>ch</strong> kam es, zumindest<br />
in den grossen entwickelten Volkswirts<strong>ch</strong>aften,<br />
bisher ni<strong>ch</strong>t zu einem signifikanten<br />
Anstieg bei den Verbrau<strong>ch</strong>erpreisen. Ein Hauptgrund<br />
dafür ist, dass die Übertragungsme<strong>ch</strong>anismen,<br />
die von der Geldmengenausweitung<br />
zur Preis inflation führen, derzeit ni<strong>ch</strong>t ri<strong>ch</strong>tig<br />
funktionieren. Wi<strong>ch</strong>tige Fragen sind daher, ob<br />
und wann diese Übertragungskanäle wieder<br />
funktionieren werden und ob dann ein Anstieg<br />
der Preise auf breiter Front verhindert werden<br />
kann oder ni<strong>ch</strong>t. Diesen Fragen wenden wir<br />
uns im dritten Kapitel zu und diskutieren die<br />
wi<strong>ch</strong>tigsten Szenarien für die künftige Preisentwicklung.<br />
<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 17
18<br />
Kapitel 3<br />
Drei Szenarien,<br />
die US-Notenbank<br />
gibt den Ton an<br />
Wir sehen drei mögli<strong>ch</strong>e Szenarien: Deflation,<br />
Hyperinflation oder erhöhte und volatile<br />
Inflation. Obwohl wir mit einem Anstieg<br />
der Inflation re<strong>ch</strong>nen und die beiden Extremfälle<br />
für unwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> halten, sollten<br />
Anlegerinnen und Anleger die Risiken im<br />
Auge behalten.<br />
Preisinflation ist im Wesentli<strong>ch</strong>en ein globales<br />
Phänomen. Inflationsraten sind international ho<strong>ch</strong><br />
korreliert und trotz regionaler Unters<strong>ch</strong>iede geben<br />
globale Einflüsse die Grundtendenz vor (siehe<br />
Abbildung 3.1). Eine deutli<strong>ch</strong>e und na<strong>ch</strong>haltige<br />
Abkoppelung der Preisinflationsraten in Asien von<br />
denen in westli<strong>ch</strong>en Industrieländern halten wir<br />
ni<strong>ch</strong>t für wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>. Unsere drei na<strong>ch</strong>folgend<br />
bes<strong>ch</strong>riebenen Szenarien sind daher als globale<br />
Szenarien zu verstehen.<br />
US-Geldpolitik wegweisend für globale<br />
Inflationstendenzen<br />
Globale Inflationstendenzen sind im Wesentli<strong>ch</strong>en<br />
von Entwicklungen in den USA bestimmt. Die<br />
USA sind ni<strong>ch</strong>t nur die grösste Volkswirts<strong>ch</strong>aft<br />
der Welt, dur<strong>ch</strong> die direkte oder indirekte Dollarbindung<br />
vers<strong>ch</strong>iedener Währungen bestimmt die<br />
US-Notenbank au<strong>ch</strong> die Geldpolitik für einen<br />
grossen Teil der Weltwirts<strong>ch</strong>aft.<br />
Die US-Geldpolitik wird seit einigen Jahren stark<br />
von der Finanzkrise geprägt. Die US-Notenbank<br />
hat im Kampf gegen die deflationären Folgen der<br />
Finanzkrise die Notenbankgeldmenge mehr als<br />
verdreifa<strong>ch</strong>t (siehe Abbildung 3.2). Allerdings hat<br />
si<strong>ch</strong> die äusserst expansive Geldpolitik bisher no<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t auf die breiteren Geldmengenaggregate<br />
(M2 und M3), Kredite und die Realwirts<strong>ch</strong>aft<br />
Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />
Abb. 3.1: Inflationsraten sind international<br />
ho<strong>ch</strong>gradig korreliert<br />
Konsumentenpreisindex, Prozent im Jahresverglei<strong>ch</strong><br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
–5<br />
Quellen: Reuters EcoWin, <strong>UBS</strong> WMR<br />
Abb. 3.2: Explosion der Basisgeldmenge in den USA<br />
Monetäre Basis in den USA, in Milliarden USD<br />
3000<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
1961 1966 1971 1976 1981 1986 1991 1996 1901 1906 2011<br />
Globale Inflation<br />
Deuts<strong>ch</strong>land<br />
Erhöhung der Geldmenge zur<br />
Bekämpfung von mögli<strong>ch</strong>en<br />
Liquiditätsengpässen im Zuge<br />
des Jahrtausendwe<strong>ch</strong>sels<br />
0<br />
1918 1925 1932 1939 1946 1953 1960 1967 1974 1981 1988 1995 2002 2009<br />
Quellen: Federal Reserve, <strong>UBS</strong> WMR<br />
Japan<br />
S<strong>ch</strong>weiz<br />
Grossbritannien<br />
USA<br />
Explosion der Basisgeldmenge<br />
zur Bekämpfung der globalen<br />
Finanz- und Wirts<strong>ch</strong>askrise
übertragen – die Transmission über den Zins- und<br />
Kreditkanal stockt. Der Ausblick für die globale<br />
Preisinflation in den kommenden Jahren hängt<br />
ganz wesentli<strong>ch</strong> davon ab, ob diese geldpolitis<strong>ch</strong>e<br />
Transmission in den USA in Gang kommt oder<br />
ni<strong>ch</strong>t. Die Abbildung auf Seite 21 verdeutli<strong>ch</strong>t die<br />
unserer Ansi<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> wi<strong>ch</strong>tigsten mögli<strong>ch</strong>en<br />
Entwicklungslinien.<br />
Szenario 1: Deflation<br />
Die geldpolitis<strong>ch</strong>e Transmission über den Zins-<br />
und Kreditkanal kommt in den USA weiterhin<br />
ni<strong>ch</strong>t in Gang (braune Farbe im Bild auf Seite 21).<br />
Stattdessen führt die von der US-Notenbank<br />
produzierte Gelds<strong>ch</strong>wemme auf den globalen<br />
Finanzmärkten oder in den S<strong>ch</strong>wellenländern zu<br />
spekulativen Blasen.<br />
Konkret sehen wir insbesondere die Gefahr, dass<br />
die expansive US-Geldpolitik zu einer Blase auf<br />
den Rohstoffmärkten (siehe Abbildung 3.3) oder<br />
auf dem <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>en Immobilienmarkt führt.<br />
Platzt eine grosse, globale spekulative Blase, bevor<br />
die US-Wirts<strong>ch</strong>aft Tritt gefasst hat, so droht<br />
erneut eine Deflation, in der die Geldmenge stark<br />
s<strong>ch</strong>rumpft – eine Entwicklung, die auf die Weltwirts<strong>ch</strong>aft<br />
übergreifen könnte.<br />
Eine Deflation ist vermeidbar<br />
Allerdings haben die westli<strong>ch</strong>en Notenbanken in<br />
den vergangenen drei Jahren gezeigt, dass sie<br />
sowohl über den Willen als au<strong>ch</strong> die Instrumente<br />
Drei Szenarien, die US-Notenbank gibt den Ton an<br />
verfügen, einer deflationären Entwicklung Einhalt<br />
zu gebieten 1 : Sie können ihre Geldpolitik no<strong>ch</strong>mals<br />
ausweiten. Sollte der Aufkauf von Staatsanleihen<br />
ni<strong>ch</strong>t die gewüns<strong>ch</strong>te Wirkung zeigen, so<br />
könnten Notenbanken au<strong>ch</strong> private Vermögenswerte<br />
(Anleihen, Aktien, Immobilien) aufkaufen<br />
und so deren Preise stützen oder im Extremfall<br />
sogar Geld unter Umgehung des Bankensystems<br />
direkt an die Haushalte oder Unternehmen<br />
verteilen.<br />
Abb. 3.3: Rohstoffpreise auf Rekordho<strong>ch</strong><br />
Reuters/CRB glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>teter Rohstoffpreisindex<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010<br />
Quellen: Reuters EcoWin, <strong>UBS</strong> WMR<br />
1 In einer Rede hat der Fed-Notenbank<strong>ch</strong>ef Bernanke vor<br />
einigen Jahren erläutert, wie eine zu allem ents<strong>ch</strong>lossene<br />
Notenbank Deflation verhindern kann: Ben S. Bernanke,<br />
November 21, 2002, “Deflation, Making Sure «It» Doesn't<br />
Happen Here”, Remarks before the National Economists<br />
Club, Washington, D.C.).<br />
<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 19
20<br />
Kapitel 3<br />
Alles in allem halten wir eine na<strong>ch</strong>haltige Deflation<br />
aus den genannten Gründen für eher unwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>.<br />
Allerdings besteht das Risiko, dass<br />
zukünftige konjunkturelle Abs<strong>ch</strong>wünge s<strong>ch</strong>neller<br />
als bisher deflationären Charakter annehmen.<br />
Deflation und<br />
Inflationsaversion in Japan<br />
In den 1980er Jahren hatte die japanis<strong>ch</strong>e Notenbank<br />
die Geldmengen in Japan rasant<br />
wa<strong>ch</strong>sen lassen. Dadur<strong>ch</strong> kam es zu gewaltigen<br />
Preisblasen auf den Immobilien- und Aktienmärkten,<br />
die Ende der 1980er Jahre geplatzt<br />
sind. In dieser Situation hätte es zu einer<br />
starken Deflation kommen müssen und tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
gilt Japan als ein Land, das s<strong>ch</strong>on seit<br />
rund 20 Jahren in der Deflation steckt. Allerdings<br />
kann man diese Deflation bestenfalls als<br />
Deflation im Zeitlupentempo bezei<strong>ch</strong>nen. Gemessen<br />
an den Konsumentenpreisen gab es<br />
zwar einige Jahre mit sinkenden Preisen. Im<br />
S<strong>ch</strong>nitt sind die Konsumentenpreise seit 1990<br />
jedo<strong>ch</strong> lei<strong>ch</strong>t gestiegen.<br />
Zwar hat die japanis<strong>ch</strong>e Notenbank erfolgrei<strong>ch</strong><br />
Massnahmen ergriffen eine e<strong>ch</strong>te Deflation<br />
abzuwenden, was s<strong>ch</strong>on mit Hinblick auf die<br />
hohen Staatss<strong>ch</strong>ulden wi<strong>ch</strong>tig war. Allerdings<br />
ist sie dabei äusserst behutsam vorgegangen<br />
– so ist das Geldmengenwa<strong>ch</strong>stum in den letzten<br />
20 Jahren sehr tief beblieben. Zwei Gründe<br />
waren dafür auss<strong>ch</strong>laggebend: das hohe<br />
Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittsalter (ein hoher Bevölkerungsanteil<br />
lebt von fixen Einkommen) und die Tatsa<strong>ch</strong>e,<br />
dass mehr als 90 Prozent der japanis<strong>ch</strong>en<br />
Staatss<strong>ch</strong>ulden von Inländern gehalten werden.<br />
In dieser Konstellation ist hohe Preisinflation<br />
äusserst unattraktiv.<br />
Käme ein sol<strong>ch</strong>es Szenario au<strong>ch</strong> für die USA<br />
oder die Weltwirts<strong>ch</strong>aft in Frage? Wir denken<br />
ni<strong>ch</strong>t. In Ländern wie den USA, die eine viel<br />
jüngere Bevölkerungsstruktur aufweisen und<br />
wo der Grossteil der Staatss<strong>ch</strong>ulden im Ausland<br />
gehalten wird, dürfte die Inflationsaversion<br />
sehr viel geringer sein als in Japan.<br />
Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />
Denn es ist immer no<strong>ch</strong> deflationäres Potenzial<br />
aus der Zeit vor der Krise vorhanden, das si<strong>ch</strong><br />
wieder entfalten könnte.<br />
Szenario 2: Hyperinflation<br />
Obwohl auf den ersten Blick das Gegenteil der<br />
Deflation, steht Hyperinflation in engem Zusammenhang<br />
mit dem Deflationsrisiko. Sie ist eine<br />
mögli<strong>ch</strong>e Folge der Deflationsbekämpfung. Sollte<br />
es tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> wieder zu einer Deflation kommen,<br />
werden die Notenbanken diese dur<strong>ch</strong> eine weitere<br />
Expansion der Geldmengen bekämpfen.<br />
Au<strong>ch</strong> die Fiskalpolitik würde zunehmend die Hilfe<br />
der Notenpresse in Anspru<strong>ch</strong> nehmen müssen,<br />
um Massnahmen zur Finanzmarktstabilisierung zu<br />
finanzieren. Letztli<strong>ch</strong> würde ein Deflationsszenario<br />
darin münden, dass Notenbanken Staatss<strong>ch</strong>ulden<br />
weiter monetisieren, das heisst erneut grosse<br />
Mengen an Staatss<strong>ch</strong>ulden mit neuem Geld<br />
kaufen.<br />
Sollten Zins- und Kreditkanäle weiterhin verstopft<br />
bleiben, verursa<strong>ch</strong>t das neue Geld ledigli<strong>ch</strong> weitere<br />
Preisblasen an den Finanz- und Rohstoffmärkten.<br />
Platzen diese, so führt das wiederum zu<br />
deflationären Krisen. Es besteht dann die Gefahr,<br />
dass si<strong>ch</strong> dieser Prozess mehrmals wiederholt. Mit<br />
jeder Wiederholung und jeder Erhöhung des Monetisierungsgrads<br />
der Staatss<strong>ch</strong>ulden erhöht si<strong>ch</strong><br />
das Risiko eines Vertrauensverlusts in die Währung,<br />
also das Risiko einer Hyperinflation (In der<br />
Abbildung re<strong>ch</strong>ts ist dieses Szenario rot markiert).<br />
Eine Hyperinflation ist vermeidbar<br />
Eine Voraussetzung für eine Hyperinflation ist,<br />
dass die Zentralbank einen Grossteil der Staatsdefizite<br />
monetisiert. Eine Straffung der Geldpolitik,<br />
wel<strong>ch</strong>e au<strong>ch</strong> das Ende der Monetisierung der<br />
Staatss<strong>ch</strong>uld beinhaltet, kann eine Hyperinflation<br />
beenden. Letztli<strong>ch</strong> ist Hyperinflation somit eine<br />
politis<strong>ch</strong>e Ents<strong>ch</strong>eidung. Mit dem Wissen um die<br />
verheerenden Folgen einer Hyperinflation ist davon<br />
auszugehen, dass die unabhängigen Zentralbanken<br />
eine sol<strong>ch</strong>e s<strong>ch</strong>on im Ansatz beenden<br />
würden. Solange die Geldpolitik ni<strong>ch</strong>t von der<br />
Politik abhängig ist, dürfte eine beginnende Hyperinflation<br />
relativ ras<strong>ch</strong> gestoppt werden.<br />
Für die Beendigung einer Hyperinflation sind massive<br />
Zinserhöhungen, ein Ende der Staatss<strong>ch</strong>uldenmonetisierung<br />
und ein Ende der Defizitwirts<strong>ch</strong>aft<br />
notwendig. Dies würde die Wirts<strong>ch</strong>aft in<br />
«Inflation ist<br />
ein periodis<strong>ch</strong><br />
wiederkehrender<br />
Beweis für die<br />
Tat sa<strong>ch</strong>e, dass<br />
bedrucktes<br />
Papier bedrucktes<br />
Papier ist.»<br />
Helmar Nahr,<br />
Mathematiker und<br />
Wirts<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aftler
Die drei Szenarien<br />
Quelle: <strong>UBS</strong> WMR<br />
ja<br />
Hauptszenario<br />
Höhere KPI-Inflation (volatil)<br />
Wirts<strong>ch</strong>aswa<strong>ch</strong>stum<br />
(langfristig moderat)<br />
Geldmengenausweitung<br />
(ultraexpansive Geldpolitik)<br />
Geldpolitis<strong>ch</strong>e Transmission springt an?<br />
nein<br />
Vertrauensverlust in die Währung?<br />
nein<br />
Tiefe KPI-Inflation<br />
Preisblasen in Finanz- und Immobilienmärkten<br />
Risikoszenario 1<br />
Deflation<br />
Preisblasen platzen<br />
Deflationäre Crashs<br />
eine tiefe Rezession stürzen, die Hyperinflation<br />
wäre jedo<strong>ch</strong> gestoppt. Aber selbst wenn eine<br />
Hyperinflation früh gestoppt wird, kann si<strong>ch</strong> das<br />
Preisniveau innerhalb kürzester Zeit vervielfa<strong>ch</strong>en<br />
und massive Umverteilungen zwis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>uldnern<br />
und Gläubigern verursa<strong>ch</strong>en. Wir halten<br />
jedo<strong>ch</strong> eine Hyperinflation für wenig<br />
wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>.<br />
Hauptszenario:<br />
erhöhte und volatile Preisinflation<br />
In unserem Hauptszenario gehen wir davon aus,<br />
dass die Transmission der Geldpolitik über den<br />
Staatsdefizit und Hyperinflation<br />
Empiris<strong>ch</strong> gesehen spielten hohe Staatdefizite<br />
und deren Finanzierung dur<strong>ch</strong> die Zentralbank<br />
eine S<strong>ch</strong>lüsselrolle in allen Hyperinflationen des<br />
zwanzigsten Jahrhunderts. Na<strong>ch</strong> den Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />
des Ökonomen Peter Bernholz waren in<br />
der Vergangenheit Haushaltsdefizite von 40 Prozent<br />
oder mehr, gemessen an den Gesamtausgaben<br />
des Staates, eine wi<strong>ch</strong>tige Grundvoraussetzung<br />
für die Entstehung von Hyperinflation (<br />
Abb. 3.4. In a<strong>ch</strong>t von zwölf Fällen von Hyperinflationen,<br />
die Bernholz untersu<strong>ch</strong>te, rei<strong>ch</strong>te bereits<br />
ja<br />
Drei Szenarien, die US-Notenbank gibt den Ton an<br />
Preise<br />
mehrere Dur<strong>ch</strong>läufe?<br />
Risikoszenario 2<br />
Hyperinflation<br />
Zins- und Kreditkanal in den kommenden Monaten<br />
in Gang kommt. Als Folge steigen die breiteren<br />
Geldmengenaggregate (M2 und M3) und<br />
die Kreditvergabe. Die Hauspreise stabilisieren<br />
si<strong>ch</strong> und die US-Wirts<strong>ch</strong>aft beginnt na<strong>ch</strong>haltig zu<br />
wa<strong>ch</strong>sen und generiert neue Arbeitsplätze; das<br />
heisst, die Produktions- und Bes<strong>ch</strong>äftigungslücken<br />
s<strong>ch</strong>liessen si<strong>ch</strong>.<br />
Dabei gehen wir davon aus, dass das Potenzialwa<strong>ch</strong>stum<br />
(na<strong>ch</strong>haltige Wa<strong>ch</strong>stumsrate bei<br />
normaler Kapazitätsauslastung) in den USA und<br />
einigen anderen grossen vers<strong>ch</strong>uldeten Industrie-<br />
ein Defizit von 20 Prozent der Gesamtausgaben.<br />
In den USA beträgt das Defizit derzeit rund 25<br />
Prozent der Gesamtausgaben, in Grossbritannien<br />
und Japan sind es knapp 20 Prozent. Im Euroraum<br />
waren es 2010 ledigli<strong>ch</strong> gut 10 Prozent. 2<br />
Dieses Mass deutet darauf hin, dass vor allem der<br />
US-Dollar, in zweiter Linie das britis<strong>ch</strong>e Pfund<br />
oder der japanis<strong>ch</strong>e Yen von einem Hyperinflationsszenario<br />
bedroht sind.<br />
2 Bernholz, P. und Kugler, P. (2008)<br />
<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 21
22<br />
Kapitel 3<br />
ländern seit der grossen Rezession von 2008/2009<br />
tiefer liegt als zuvor. Glei<strong>ch</strong>zeitig liegt die inflationsneutrale<br />
Arbeitslosenquote vermutli<strong>ch</strong> höher<br />
als in der Vergangenheit. Dies hat zum einen damit<br />
zu tun, dass Teile der Wirts<strong>ch</strong>aft strukturell<br />
neu ausgeri<strong>ch</strong>tet werden müssen. Zum anderen<br />
dürfte in Zukunft massives Kreditwa<strong>ch</strong>stum, das<br />
ein Hauptwa<strong>ch</strong>stumstreiber in der Vergangenheit<br />
war, eine geringere Rolle spielen. Entspre<strong>ch</strong>end ist<br />
eine S<strong>ch</strong>liessung der Produktionslücke und damit<br />
ein bes<strong>ch</strong>leunigter Preisanstieg künftig s<strong>ch</strong>on bei<br />
relativ geringen Wa<strong>ch</strong>stumsraten zu erwarten.<br />
Zeitweise könnte dieses Szenario somit Erinnerungen<br />
an die Stagflation (Kombination aus hoher<br />
Preisinflation und sehr geringem Wirts<strong>ch</strong>aftswa<strong>ch</strong>stum)<br />
hervorrufen, wel<strong>ch</strong>e die 1970er Jahre<br />
geprägt hat.<br />
Fed wird höhere<br />
Inflationsraten tolerieren<br />
Aus unserer Si<strong>ch</strong>t wird die US-Notenbank ihre<br />
Geldpolitik eher spät normalisieren. Dafür gibt<br />
es eine Reihe von Gründen:<br />
1. Die Notenbank wird ni<strong>ch</strong>t riskieren wollen,<br />
die wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Erholung dur<strong>ch</strong> frühzeitige<br />
Zinserhöhungen zu gefährden, zumal<br />
die Regierung angesi<strong>ch</strong>ts der hohen Haushaltsdefizite<br />
kaum Spielraum hat, die Wirts<strong>ch</strong>aft<br />
zu stützen.<br />
2. Geldpolitik wirkt mit einer Zeitverzögerung<br />
von bis zu mehreren Jahren. Wenn si<strong>ch</strong> die<br />
Anzei<strong>ch</strong>en für eine bes<strong>ch</strong>leunigte Preisinflation<br />
mehren, kann es bereits zu spät sein,<br />
um ein zeitweises Übers<strong>ch</strong>iessen der Inflationsraten<br />
zu verhindern.<br />
3. Bevor die Zinsen angehoben werden können,<br />
muss die übers<strong>ch</strong>üssige Liquidität abgebaut<br />
werden, die im Rahmen der quantitativen<br />
Lockerungsprogramme ges<strong>ch</strong>öpft<br />
wurde. Dies darf ni<strong>ch</strong>t zu s<strong>ch</strong>nell ges<strong>ch</strong>ehen,<br />
um die Finanzmärkte ni<strong>ch</strong>t übermässig<br />
zu belasten.<br />
4. Der Abbau der Liquidität könnte zur Realisierung<br />
von Verlusten bei der Zentralbank<br />
führen, was dafür spri<strong>ch</strong>t, dies mögli<strong>ch</strong>st<br />
weit in die Zukunft zu vers<strong>ch</strong>ieben.<br />
Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />
Ausblick:<br />
erhöhte und volatile Inflation ab 2013<br />
Wir gehen davon aus, dass die US-Notenbank<br />
ihre Geldpolitik eher spät normalisieren und dafür<br />
erhöhte Preisinflation in Kauf nehmen wird (siehe<br />
Kasten links). Kurzfristig dürften die Rückführung<br />
der Übers<strong>ch</strong>ussliquidität und der Zinsanstieg jedo<strong>ch</strong><br />
auf den Aktien- und Rohstoffpreisen lasten.<br />
Ein Rückgang der Rohstoffpreise sowie die aktuell<br />
no<strong>ch</strong> sehr tiefe Kapazitätsauslastung werden dafür<br />
sorgen, dass die Preisinflationsraten in den<br />
nä<strong>ch</strong>sten ein bis zwei Jahren in den USA und im<br />
Euroraum no<strong>ch</strong> tief bleiben dürften und in Asien<br />
gar zurückgehen könnten.<br />
Erst mit der S<strong>ch</strong>liessung der Produktionslücke in<br />
den USA wird dann die US-Preisinflation na<strong>ch</strong>haltig<br />
ansteigen. Wir s<strong>ch</strong>ätzen, dass dies ungefähr<br />
ab 2013 der Fall sein könnte. Bis 2020 re<strong>ch</strong>nen<br />
wir mit einer Inflationsrate der Konsumentenpreise<br />
in den USA von dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> gut 5 Prozent<br />
(In den zehn Jahren vor der Krise, von 1998<br />
bis 2007, lag die US-Konsumentenpreisinflation<br />
dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> bei rund 2,5 Prozent). Abbildung<br />
3.5 zeigt, das ein ähnli<strong>ch</strong>er Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittswert in<br />
den 1940er und 1950er Jahren errei<strong>ch</strong>t wurde,<br />
wobei si<strong>ch</strong> damals die Inflationsraten teilweise im<br />
zweistelligen Berei<strong>ch</strong> bewegten, was deutli<strong>ch</strong> zur<br />
Reduzierung der Staatss<strong>ch</strong>uldenquote beitrug.<br />
Wir denken, dass si<strong>ch</strong> andere Regionen ni<strong>ch</strong>t vom<br />
Inflationsanstieg in den USA abkoppeln können,<br />
sodass die globalen Preissteigerungsraten ab etwa<br />
2013 weltweit über mehrere Jahre deutli<strong>ch</strong> über<br />
den Inflationszielen der jeweiligen nationalen<br />
Notenbanken zu liegen kommen werden. Für<br />
Grossbritannien, wo die Preisinflation s<strong>ch</strong>on seit<br />
2010 über dem Zielband der Notenbank liegt,<br />
re<strong>ch</strong>nen wir mit Inflationsraten, die ähnli<strong>ch</strong> ho<strong>ch</strong><br />
sein werden wie in den USA. Im Euroraum und in<br />
der S<strong>ch</strong>weiz dürften die Preisinflationsraten wie<br />
immer eher tiefer ausfallen als in den USA, während<br />
wir für die meisten S<strong>ch</strong>wellenländer von<br />
dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> höheren Preissteigerungsraten als<br />
in den USA ausgehen.<br />
Preisinflation reduziert S<strong>ch</strong>uldenquote<br />
Ein weiterer Faktor, der für eine bes<strong>ch</strong>leunigte<br />
Preisinflation in Zukunft spri<strong>ch</strong>t, ist die Tatsa<strong>ch</strong>e,<br />
dass dadur<strong>ch</strong> der reale Wert der Staatss<strong>ch</strong>ulden<br />
gemindert werden kann, da bestehende S<strong>ch</strong>ulden<br />
in Zukunft mit Geld zurückbezahlt werden, das<br />
«Dur<strong>ch</strong> einen<br />
fortwährenden<br />
Prozess der<br />
Inflation können<br />
Regierungen,<br />
geheim und<br />
unbeoba<strong>ch</strong>tet,<br />
einen Grossteil<br />
der Vermögen<br />
ihrer Bürger<br />
konfiszieren.»<br />
John Maynard Keynes,<br />
bedeutender Ökonom,<br />
«The Economic<br />
Consequences of the<br />
Peace», 1919
weniger wert ist. Abbildung 3.4 zeigt, dass es<br />
einen langfristigen, allerdings komplexen, Zusammenhang<br />
zwis<strong>ch</strong>en fiskalis<strong>ch</strong>en Krisen und erhöhter<br />
Preisinflation gibt. Zum einen ist meist ein<br />
beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Teil der Staatsausgaben, vor allem<br />
im Sozialberei<strong>ch</strong>, an die jeweilige Rate der Preisinflation<br />
gekoppelt. Diese Verpfli<strong>ch</strong>tungen steigen<br />
also mit der Preisinflation und können somit ni<strong>ch</strong>t<br />
weginflationiert werden.<br />
Zum anderen könnte die Preisinflation antizipiert<br />
werden. Dies wäre der Fall, wenn die Inflationsraten<br />
langsam und stetig steigen. Dann werden<br />
au<strong>ch</strong> die Zinsen und somit die Finanzierungskosten<br />
für den Staat steigen. Zwar zeigen empiris<strong>ch</strong>e<br />
Studien, dass Preisinflation selten vollständig antizipiert<br />
wird, im ungünstigen Fall wäre der Effekt<br />
jedo<strong>ch</strong> sehr gering. Soll also dur<strong>ch</strong> die Inflation<br />
die Staatss<strong>ch</strong>uldenquote reduziert werden, dann<br />
ist es viel günstiger, wenn die Inflation in S<strong>ch</strong>üben<br />
auftritt. Abbildung 3.5 zeigt, dass dies in der<br />
Vergangenheit au<strong>ch</strong> meist der Fall war. In den<br />
1940er und 1950er Jahren, als es darum ging,<br />
die hohen Kriegss<strong>ch</strong>ulden in den Griff zu bekommen,<br />
betrug die dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>e Inflationsrate<br />
knapp über 5 Prozent. Allerdings errei<strong>ch</strong>te die<br />
Konsumentenpreisinflation Spitzenwerte von fast<br />
20 Prozent, die si<strong>ch</strong> dann aber mit Phasen sehr<br />
tiefer Inflationsraten und sogar deflationären Tendenzen<br />
abwe<strong>ch</strong>selten. Wir denken, dass bei erhöhter<br />
Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittsinflation au<strong>ch</strong> in Zukunft die<br />
Volatilität zunehmen wird.<br />
Fazit<br />
Sollte si<strong>ch</strong> der jüngste Anstieg der Aktien- und<br />
Rohstoffpreise oder au<strong>ch</strong> der Immobilienpreisanstieg<br />
in China als ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>haltig erweisen und<br />
die Finanzmärkte in diesem oder im nä<strong>ch</strong>sten Jahr<br />
einen starken Rücks<strong>ch</strong>lag erleiden und die US-<br />
Wirts<strong>ch</strong>aft immer no<strong>ch</strong> lahmen, so steigt die Gefahr<br />
eines Deflationsszenarios. Sollten dann na<strong>ch</strong><br />
einem derartigen Rücks<strong>ch</strong>lag an den Finanzmärkten<br />
die Notenbanken ihre Programme zum Aufkauf<br />
von Staatsanleihen ausweiten und glei<strong>ch</strong>zeitig<br />
der Goldpreis deutli<strong>ch</strong> steigen, könnte dies auf<br />
eine bevorstehende Hyperinflation hindeuten. Ein<br />
weiterer Verlust der Unabhängigkeit wi<strong>ch</strong>tiger<br />
Zentralbanken oder Anzei<strong>ch</strong>en für eine Staats<strong>ch</strong>uldenkrise<br />
in grossen Volkswirts<strong>ch</strong>aften würden<br />
ebenfalls das Risiko einer Hyperinflation erhöhen.<br />
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt halten wir eine anhaltende<br />
Deflation wie au<strong>ch</strong> eine Hyperinflation für<br />
Drei Szenarien, die US-Notenbank gibt den Ton an<br />
eher unwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>. Denno<strong>ch</strong> sollten Anleger<br />
diese Risiken ni<strong>ch</strong>t völlig aus den Augen verlieren.<br />
Wir halten eine erhöhte und volatile Preisinflation<br />
in den USA und weltweit im neuen Jahrzehnt für<br />
am wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>sten. Diese dürfte allerdings<br />
erst in einigen Jahren na<strong>ch</strong>haltig ansteigen. Damit<br />
dieses Szenario eintritt, muss die geldpolitis<strong>ch</strong>e<br />
Transmission, vor allem in den USA, in Gang kommen;<br />
dur<strong>ch</strong> die Dollarbindung vers<strong>ch</strong>iedener<br />
Währung ist die US-Geldpolitik für einen grossen<br />
Teil der Weltwirts<strong>ch</strong>aft massgebend. Ein Anstieg<br />
der breiteren US-Geld- und Kreditaggregate, eine<br />
Stabilisierung der Hauspreise und eine Verbesserung<br />
am Arbeitsmarkt würden uns in unserer<br />
Überzeugung weiter stärken.<br />
Abb. 3.4: Fiskalis<strong>ch</strong>e Krisen und Inflation sind eng<br />
miteinander verbunden<br />
Prozentanteil der Länder (1900–2006)<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
1900 1909 1918 1927 1936 1945 1954 1963 1972 1981 1990 1999 2008 2017<br />
Anteil der Länder im<br />
Staatsbankrott<br />
Anteil der Länder mit<br />
Inflationsraten über 20%<br />
Quellen: Daten freundli<strong>ch</strong>erweise zur Verfügung gestellt von Prof. Carmen Reinhart, Peterson<br />
Institute for International Economics<br />
Abb. 3.5: Konsumentenpreisentwicklung in den USA<br />
Konsumentenpreisindex in Prozent, Jahresverglei<strong>ch</strong><br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
–5<br />
–10<br />
–15<br />
Deflation und<br />
Depression<br />
Hohe, volatile<br />
Inflation der<br />
Na<strong>ch</strong>kriegszeit<br />
1925 1933 1941 1949 1957 1965 1973 1981 1989 1997 2005 2013 2021<br />
Quellen: Reuters EcoWin, <strong>UBS</strong> WMR<br />
Hohe, volatile<br />
Inflation und<br />
tiefes Wa<strong>ch</strong>stum;<br />
«Stagflation»<br />
Tiefe, stabile Inflationsraten;<br />
«Grosse Moderation»<br />
?<br />
Prognose<br />
?<br />
<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 23
24<br />
Kapitel 4<br />
Kapitalanlagen vor<br />
Wertverlust s<strong>ch</strong>ützen<br />
Anlegerinnen und Anleger sind den Inflationsgefahren<br />
ni<strong>ch</strong>t ausgeliefert. Im folgenden<br />
zeigen wir ein breites Spektrum von Mögli<strong>ch</strong>keiten<br />
auf, wie sie ihre Vermögen absi<strong>ch</strong>ern<br />
können. Effektiver Inflationss<strong>ch</strong>utz berücksi<strong>ch</strong>tigt<br />
sowohl die einzelnen Anlageklassen<br />
wie au<strong>ch</strong> die persönli<strong>ch</strong>en Lebensumstände.<br />
Im zwanzigsten Jahrhundert gab es in den USA<br />
drei grosse Inflationsphasen. Abbildung 4.1 zeigt,<br />
wie si<strong>ch</strong> unser Hauptszenario einer erhöhten und<br />
volatilen Inflation ab 2013 dazu verhalten könnte.<br />
Die meisten Anleger mussten in den vergangenen<br />
Inflationsphasen einen erhebli<strong>ch</strong>en Wertverlust<br />
ihrer Portfolios hinnehmen. Selbst in der<br />
Grossen Depression der Dreissiger Jahre war es<br />
eher mögli<strong>ch</strong>, positive inflationsadjustierte Renditen<br />
zu generieren als in den grossen Inflationsphasen.<br />
Es gibt grundsätzli<strong>ch</strong> drei Strategien, die<br />
vor Kaufkrafts<strong>ch</strong>wund s<strong>ch</strong>ützen:<br />
1. Geld ausgeben – S<strong>ch</strong>ulden ma<strong>ch</strong>en: Könnte<br />
man s<strong>ch</strong>on heute alle Käufe tätigen, die bis ans<br />
Lebensende anstehen, so würde man si<strong>ch</strong> jeder<br />
künftigen Teuerung entziehen. Dies ist natürli<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>, aber bei drohender Inflation ist<br />
es sinnvoll, absehbare Ans<strong>ch</strong>affungen zu tätigen.<br />
Diese Strategie ist vor allem dann wirksam,<br />
wenn die Ausgaben dur<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ulden finanziert<br />
werden, denn mit der Zeit sinkt deren realer<br />
Wert dur<strong>ch</strong> den Kaufkraftverlust des Geldes.<br />
2. Eine Währung wählen, bei der kein Kaufkrafts<strong>ch</strong>wund<br />
erwartet wird: Diese Strategie<br />
ist sinnvoll, wenn erhebli<strong>ch</strong>e Unters<strong>ch</strong>iede<br />
bei der Inflationsentwicklung in den einzelnen<br />
Währungsräumen bestehen. Inflation ist jedo<strong>ch</strong><br />
global stark korreliert (siehe Kapitel 3),<br />
sodass dieser Ansatz an Grenzen stösst. Hinzu<br />
kommt, dass die Landeswährung in der Regel<br />
Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />
gesetzli<strong>ch</strong>es Zahlungsmittel ist – sie lässt si<strong>ch</strong><br />
also meist ni<strong>ch</strong>t beliebig wählen.<br />
3. In Anlageklassen investieren, die den<br />
Kaufkraftverlust kompensieren: Vermögenswerte,<br />
die bei höherer Inflation steigen<br />
oder Renditen generieren, die den Kaufkrafts<strong>ch</strong>wund<br />
ausglei<strong>ch</strong>en oder gar übersteigen,<br />
können vor Kaufkraftverfall s<strong>ch</strong>ützen. Inflationsindexierte<br />
Anleihen zum Beispiel sind mit<br />
genau diesem Ziel entwickelt worden. Allerdings<br />
ist der Markt für diese Instrumente und<br />
ihre Liquidität sehr begrenzt. Investoren kommen<br />
daher ni<strong>ch</strong>t umhin, si<strong>ch</strong> bei der Su<strong>ch</strong>e<br />
na<strong>ch</strong> Inflationss<strong>ch</strong>utz au<strong>ch</strong> mit den traditionellen<br />
Anlageklassen zu befassen.<br />
Grundsätzli<strong>ch</strong> gilt, dass nominelle Vermögenswerte<br />
(Vermögenswerte mit nominell fixiertem<br />
Nennwert und/oder Cashflow) unter Inflation<br />
leiden. Realwertorientierte Vermögenswerte hingegen<br />
können vor Inflation s<strong>ch</strong>ützen. Dazu zäh-<br />
Abb. 4.1: Negative reale Rendite in Inflationsphasen<br />
Gleitender 11-Jahresdur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt Inflation und reale Rendite eines mit US-Aktien und<br />
Anleihen glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>teten Portfolios<br />
9<br />
6<br />
3<br />
0<br />
–3<br />
–6<br />
Erster<br />
Weltkrieg<br />
Zweiter<br />
Weltkrieg<br />
Stagflation der<br />
1970er Jahre<br />
1900 08 16 24 32 40 48 56 64 72 80 88 96 04 12 20 28<br />
Inflationsrate Reale Rendite glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>tetes<br />
Portfolio<br />
Mögli<strong>ch</strong>er Inflationsverlauf<br />
Quellen: Inflationsdaten freundli<strong>ch</strong>erweise zur Verfügung gestellt von Prof. Robert C. Sahr,<br />
Oregon State University; Shiller, Robert (2000, aktualisiert 2005); <strong>UBS</strong> WMR<br />
?<br />
Hypothetis<strong>ch</strong>er<br />
Inflationsverlauf<br />
in unserem<br />
Hauptszenario
len insbesondere Immobilien und Rohstoffe, reale<br />
Anleihen und zum Teil au<strong>ch</strong> Aktien und Geldmarktanlagen<br />
(siehe Abbildung 4.2).<br />
Geldmarktanlagen:<br />
Flexibilität bleibt gewährleistet<br />
Geldmarktanlagen (zum Beispiel Tagesgeld oder<br />
Festgeld und kurzfristige Anleihen mit einer Restlaufzeit<br />
von bis zu einem Jahr) können teilweise<br />
vor Inflation s<strong>ch</strong>ützen. Zwar sind diese Anlagen<br />
nominell fixiert und ihr realer Wert sinkt, wenn<br />
die Inflation unerwartet ansteigt. Allerdings werden<br />
sie s<strong>ch</strong>on na<strong>ch</strong> kurzer Zeit zum Nennwert<br />
eingelöst und können dann in neue Anlagen investiert<br />
werden. Je kürzer die Laufzeit, umso<br />
s<strong>ch</strong>neller kann die Anpassung an das neue Inflationsumfeld<br />
vollzogen werden. Allerdings spielt bei<br />
Geldmarktanlagen die Geldpolitik eine grosse<br />
Rolle. Hält die Zentralbank die Zinsen trotz steigender<br />
Inflation tief, dann erleiden die Halter von<br />
Geldmarktanlagen reale Verluste.<br />
Nominelle Anleihen:<br />
Wertverlust bei steigender Inflation<br />
Das in nominelle Anleihen investierte reale Vermögen<br />
hingegen ist immer negativ mit der Inflations-<br />
rate korreliert, da diese Anleihen eine no minale<br />
Rendite bieten, die über die Laufzeit un -<br />
verändert bleibt. Je länger die Laufzeit, umso stärker<br />
leiden die Kurse dieser Anleihen bei steigender<br />
Inflationserwartung. Die Kurse kurzfristigerer Anleihen<br />
hingegen reagieren weniger stark auf steigende<br />
Anleiherenditen. Re<strong>ch</strong>net man mit steigender<br />
Inflation, dann kann dur<strong>ch</strong> eine Reduktion der<br />
Laufzeiten der Anleihen (des Laufzeitrisikos beziehungsweise<br />
der Duration) die Anfälligkeit des Portfolios<br />
gegen Inflation reduziert werden. Allerdings<br />
ist hierbei zu bedenken, dass Anleihen, vor allem<br />
mit langen Laufzeiten, S<strong>ch</strong>utz gegen andere Risiken,<br />
zum Beispiel einer Baisse am Aktienmarkt,<br />
bieten können, der dann aufgegeben wird.<br />
Inflationsges<strong>ch</strong>ützte Anleihen:<br />
Si<strong>ch</strong>erheit hat ihren Preis<br />
Einen Sonderfall stellen inflationsges<strong>ch</strong>ützte Anleihen<br />
dar. Bei diesen ist die nominale Rendite an<br />
die Inflationsrate gekoppelt, sodass die reale Rendite<br />
bei steigender Inflation unverändert bleibt.<br />
Daher werden sie au<strong>ch</strong> reale Anleihen genannt.<br />
Allerdings gibt es au<strong>ch</strong> Na<strong>ch</strong>teile: Wie erwähnt,<br />
ist der Markt für diese Produkte sehr begrenzt. Im<br />
Abb. 4.2: Attraktivität der Anlageklassen in den bes<strong>ch</strong>riebenen Szenarien<br />
Deflationäre<br />
Krise<br />
Erhöhte und<br />
volatile Inflation<br />
Hyperinflation<br />
Quelle: <strong>UBS</strong> WMR<br />
Attraktiv Neutral Unattraktiv<br />
Staatsanleihen<br />
Immobilien<br />
Gold Immobilien<br />
Unternehmensanleihen Aktien Rohstoffe<br />
Gold Immobilien Inflationsges<strong>ch</strong>ützte<br />
Geldmarktanlagen<br />
Anleihen<br />
Aktien<br />
Geldmarktanlagen<br />
Rohstoffe Gold Unternehmensanleihen<br />
Inflationsges<strong>ch</strong>ützte Anleihen<br />
Staatsanleihen<br />
Rohstoffe<br />
Inflationsges<strong>ch</strong>ützte Anleihen Aktien<br />
Staatsanleihen<br />
Unternehmensanleihen<br />
Geldmarktanlagen<br />
Risikoszenario 1<br />
Hauptszenario<br />
Risikoszenario 2<br />
Kapitalanlagen vor Wertverlust s<strong>ch</strong>ützen<br />
Immobilien sind ein guter, aber<br />
kein absoluter S<strong>ch</strong>utz gegen<br />
Inflation (Bürogebäude in Beijing)<br />
<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 25
26<br />
Kapitel 4<br />
Inflationss<strong>ch</strong>utz hat drei Komponenten<br />
Bei der Beurteilung der Eignung einzelner Anlageklassen<br />
als Inflationss<strong>ch</strong>utz sind vor allem drei<br />
Faktoren zu berücksi<strong>ch</strong>tigen:<br />
1. Stärke des Inflationss<strong>ch</strong>utzes: Steigt der<br />
Preis einer Anlageklasse genauso s<strong>ch</strong>nell<br />
oder s<strong>ch</strong>neller als die Inflationsrate (hohe<br />
positive Korrelation), dann bietet die Anlageklasse<br />
guten Inflationss<strong>ch</strong>utz. Je tiefer der<br />
Korrelationskoeffizient, umso geringer ist der<br />
Inflationss<strong>ch</strong>utz. Ist die Korrelation negativ,<br />
dann sinkt der Preis der Anlageklasse bei<br />
steigender Inflation.<br />
2. Zuverlässigkeit des Inflationss<strong>ch</strong>utzes:<br />
Die Preisentwicklung der Anlageklassen wird<br />
neben der Inflation von vielen anderen Fak-<br />
Unternehmensberei<strong>ch</strong> gibt es nur sehr wenige<br />
Emittenten; in der S<strong>ch</strong>weiz werden sol<strong>ch</strong>e Anleihen<br />
gar ni<strong>ch</strong>t begeben. Ausserdem besteht die Gefahr,<br />
dass der Preisindex, an den die Anleihe gekoppelt<br />
ist, ni<strong>ch</strong>t der persönli<strong>ch</strong>en Inflationsrate des Anlegers<br />
entspri<strong>ch</strong>t oder dass der Preisindex die tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e<br />
Rate des Kaufkraftverfalls unters<strong>ch</strong>ätzt 2 . In<br />
diesen Fällen stellen inflationsges<strong>ch</strong>ützte Anleihen<br />
keinen vollständigen Inflationss<strong>ch</strong>utz dar. Ausserdem<br />
sind die Kosten zu berücksi<strong>ch</strong>tigen. Aktuell<br />
ers<strong>ch</strong>einen inflationsges<strong>ch</strong>ützte Anleihen teuer.<br />
Anleger, die si<strong>ch</strong> über diese Anlageklasse gegen<br />
langfristig höhere Inflationsraten s<strong>ch</strong>ützen wollen,<br />
sollten zum einen kurze bis mittlere Laufzeiten (bis<br />
fünf Jahre) bevorzugen und sie bei Fälligkeit rollen.<br />
Zum anderen bietet si<strong>ch</strong> ein im Zeitverlauf gestaffelter<br />
Einstieg an.<br />
Aktien: Inflationss<strong>ch</strong>utz mit Eins<strong>ch</strong>ränkungen<br />
Aktien wird häufig ein guter Inflationss<strong>ch</strong>utz na<strong>ch</strong>gesagt.<br />
Dies hat damit zu tun, dass Aktien meist als<br />
realwertorientierte Vermögenswerte betra<strong>ch</strong>tet<br />
2 Zum Beispiel lag die offizielle Inflationsrate in Argentinien 2010<br />
bei rund 10 Prozent, während unabhängige Ökonomen die<br />
Inflationsrate mit 20 bis 25 Prozent bezifferten. Dieser Unters<strong>ch</strong>ied<br />
ist gravierend, denn inflationsges<strong>ch</strong>ütze Anleihen ma<strong>ch</strong>en<br />
rund 40 Prozent der argentinis<strong>ch</strong>en Staatss<strong>ch</strong>ulden aus.<br />
3 Attie, A.P. and Roa<strong>ch</strong>e. S.K. (2009)<br />
Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />
toren bestimmt. Eine hohe Korrelation zwis<strong>ch</strong>en<br />
Inflationsrate und Preisentwicklung ist<br />
zwar vorteilhaft, aber wenn diese Korrelation<br />
häufig von anderen Faktoren gestört wird,<br />
dann s<strong>ch</strong>ränkt dies die Eignung einer Anlageklasse<br />
als Inflationss<strong>ch</strong>utz ein.<br />
3. Die Kosten des Inflationss<strong>ch</strong>utzes: Inflationss<strong>ch</strong>utz<br />
ist in der Regel ni<strong>ch</strong>t kostenfrei.<br />
Allerdings sind die hier betra<strong>ch</strong>teten Anlageklassen<br />
liquide und gut investierbar, so dass<br />
si<strong>ch</strong> etwaige Kosten meist aus der entgangenen<br />
Rendite ergeben, wenn das Inflationsszenario<br />
ni<strong>ch</strong>t wie erwartet eintritt 1 .<br />
1 Alliance Bernstein (2010)<br />
werden, da sie Anteile an Unternehmensgewinnen<br />
darstellen. In empiris<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ungen wird<br />
dies jedo<strong>ch</strong> meist ni<strong>ch</strong>t bestätigt – zumindest ni<strong>ch</strong>t<br />
in der kurzen Frist 3 . Hier gibt es keine positive Korrelation<br />
und Aktien bieten zumindest kurzfristig<br />
keinen Inflationss<strong>ch</strong>utz. In der langen Frist wird dies<br />
kontroverser beurteilt. Na<strong>ch</strong> unserer Eins<strong>ch</strong>ätzung<br />
halten Aktien langfristig ihren Wert au<strong>ch</strong> in einem<br />
inflationären Umfeld relativ gut, wobei langfristig<br />
fünf Jahre oder länger bedeutet.<br />
Allerdings gibt es gewisse Eins<strong>ch</strong>ränkungen. Erstens<br />
gilt dies vor allem für die USA – für Grossbritannien<br />
und Deuts<strong>ch</strong>land zum Beispiel ist ein<br />
positiver Zusammenhang zwis<strong>ch</strong>en der Aktienperformance<br />
und der Inflation weniger deutli<strong>ch</strong> erkennbar.<br />
Zweitens ist diese positive Korrelation<br />
ni<strong>ch</strong>t besonders stabil, da gerade die Performance<br />
am Aktienmarkt von einer Vielzahl anderer Faktoren<br />
beeinflusst wird. Drittens gilt dieser Zusammenhang<br />
nur für Inflationsraten bis zu einer bestimmten<br />
Höhe. Ab etwa 6 bis 10 Prozent Inflation<br />
weisen Aktien eine s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tere Performance auf<br />
und bieten dann keinen Inflationss<strong>ch</strong>utz mehr.<br />
Immobilien:<br />
Guter, aber ni<strong>ch</strong>t absoluter S<strong>ch</strong>utz<br />
Renditeimmobilien bieten in der langen Frist einen<br />
partiellen S<strong>ch</strong>utz gegen Inflation. Vorausset-
Erhöhte<br />
zungen dafür sind erstens Mietverträge, die an<br />
Preisindizes gekoppelt sind. Zweitens sollte eine<br />
adäquate langfristig fixe Fremdfinanzierung vorliegen.<br />
Drittens muss die Inflation mit positiven<br />
Markterwartungen einhergehen. Unter diesen<br />
Voraussetzungen entsteht eine positive Korrelation<br />
zwis<strong>ch</strong>en nominalen Gesamtrenditen und<br />
Inflation. Grundsätzli<strong>ch</strong> gilt, je höher der Landanteil<br />
in einer Immobilieninvestition, desto höher ist<br />
die Sensibilität zur Inflationsrate und somit der<br />
Inflationss<strong>ch</strong>utz.<br />
Denno<strong>ch</strong> ist dieser Zusammenhang, und damit<br />
der Inflationss<strong>ch</strong>utz, ni<strong>ch</strong>t immer stabil. Intervenieren<br />
zum Beispiel die Zentralbanken in das<br />
Wirts<strong>ch</strong>aftsges<strong>ch</strong>ehen, kann die Korrelation ins<br />
Negative drehen. So korrigierten Zentralbanken<br />
ab 2007 ihre jahrelange Geldmengenexpansion<br />
mit einer unerwarteten, restriktiven Geldpolitik.<br />
Auf die Finanzkrise reagierten sie ans<strong>ch</strong>liessend<br />
mit unerwartet starker monetärer Expansion, was<br />
zu einem negativen Verhältnis zwis<strong>ch</strong>en Immobilienrenditen<br />
und Inflation geführt hat. Zinss<strong>ch</strong>ocks<br />
sind der Grund dafür.<br />
Rohstoffe: Guter, aber ni<strong>ch</strong>t immer<br />
zuverlässiger Inflationss<strong>ch</strong>utz<br />
Rohstoffpreise und vor allem Rohstoff-Futures<br />
sind positiv mit der Inflation korreliert, dies gilt<br />
sowohl in der kurzen wie au<strong>ch</strong> in der längeren<br />
Frist. Rohstoffpreise übersteigen zudem den Anstieg<br />
der übli<strong>ch</strong>en Konsumentenpreisindizes meist<br />
um ein Vielfa<strong>ch</strong>es. Unter diesem Gesi<strong>ch</strong>tspunkt<br />
stellen Rohstoffe einen sehr effektiven Inflationss<strong>ch</strong>utz<br />
dar (siehe Abbildung 4.3).<br />
Allerdings wird au<strong>ch</strong> die Entwicklung der Rohstoffpreise<br />
von vielen anderen Faktoren bestimmt.<br />
Daher ist die Korrelation zwis<strong>ch</strong>en Rohstoffen<br />
und Inflation mitunter im Zeitablauf ni<strong>ch</strong>t sehr<br />
stabil, der Inflationss<strong>ch</strong>utz somit ni<strong>ch</strong>t immer zuverlässig.<br />
Zudem zeigt die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, dass Rohstoffmärkte<br />
immer wieder zum Ziel staatli<strong>ch</strong>er<br />
Preiskontrollen wurden, was ebenfalls die Zuverlässigkeit<br />
dieser Anlageklasse als Inflationss<strong>ch</strong>utz<br />
beeinträ<strong>ch</strong>tigen kann.<br />
Gold: Krisen-Hedge, aber ni<strong>ch</strong>t kostenfrei<br />
Unter den Rohstoffen nimmt Gold eine Sonderstellung<br />
ein. Die globale Na<strong>ch</strong>frage na<strong>ch</strong> Gold<br />
steigt im Glei<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ritt mit der Unsi<strong>ch</strong>erheit in<br />
Bezug auf die Wirts<strong>ch</strong>aft und das Finanzsystem<br />
– vor allem der USA. Gold gilt als Krisen-Hedge,<br />
als ultimative Währung, die gegen extrem inflationäre<br />
und extrem deflationäre Entwicklungen<br />
s<strong>ch</strong>ützen kann. Dieser S<strong>ch</strong>utz ist jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
kostenfrei. Langfristig dürfte der Ertrag einer Investition<br />
in Gold der Inflationsrate abzügli<strong>ch</strong> der<br />
Lagerkosten entspre<strong>ch</strong>en. Er liegt somit deutli<strong>ch</strong><br />
unter dem zu erwartenden Ertrag von Aktien und<br />
Anleihen.<br />
Was die Zuverlässigkeit von Gold als Krisens<strong>ch</strong>utz<br />
angeht, müssen ebenfalls Eins<strong>ch</strong>ränkungen ge-<br />
Abb. 4.3: Attraktivität einzelner Rohstoffsektoren in den drei Szenarien<br />
Skala von 1 bis 5, jeweils relativ zu den anderen Rohstoffsektoren, 1 am attraktivsten<br />
Hyperinflation<br />
Erhöhte volatile<br />
Inflation<br />
Deflationäre<br />
Krise<br />
Quelle: <strong>UBS</strong> WMR<br />
4 5<br />
3<br />
4<br />
Relative Attraktivität der einzelnen Rohstoffe pro Szenario<br />
Energie Basismetalle Edelmetalle Gold Agrarrohstoffe<br />
4<br />
5<br />
2 1<br />
3<br />
1<br />
3<br />
2<br />
1<br />
5<br />
2<br />
Kapitalanlagen vor Wertverlust s<strong>ch</strong>ützen<br />
Absolute<br />
Attraktivität<br />
von Rohstoffen<br />
Attraktiv<br />
Neutral<br />
Unattraktiv<br />
Anmerkung: Dies ist ledigli<strong>ch</strong> eine Eins<strong>ch</strong>ätzung der relativen Attraktivität innerhalb der Anlageklasse Rohstoffe.<br />
Eine Rohstoffgruppe auf Platz 1 (attraktiv) kann trotzdem absolut gesehen oder im Verglei<strong>ch</strong> zu anderen Anlageklassen unattraktiv sein.<br />
<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 27
28<br />
Kapitel 4<br />
Aktien-Sektoren mit partiellem Inflationss<strong>ch</strong>utz<br />
Aktien stellen bestenfalls einen partiellen Inflationss<strong>ch</strong>utz<br />
dar. Er variiert überdies je na<strong>ch</strong> Sektoren.<br />
Unternehmen und Sektoren, deren Inputpreise<br />
nur geringfügig auf höhere Inflation<br />
reagieren, profitieren in der Regel von erhöhter<br />
Inflation. Dazu zählen vor allem kapitalintensive<br />
Unternehmen, die meist einen hohen Fixkostenanteil<br />
haben.<br />
Unternehmen, die über dominante Marktpositionen<br />
oder eine unelastis<strong>ch</strong>e Na<strong>ch</strong>frage na<strong>ch</strong><br />
ihren Produkten verfügen, haben den Vorteil,<br />
dass sie Preiserhöhungen lei<strong>ch</strong>ter am Markt<br />
dur<strong>ch</strong>setzen können. Hierzu zählen oftmals<br />
Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung<br />
ma<strong>ch</strong>t werden. In Extremsituationen ist ni<strong>ch</strong>t klar,<br />
ob ein Goldinvestor tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> immer Zugriff auf<br />
Goldbestände erhält, die ausserhalb des eigenen<br />
Heims gelagert werden, und in Krisensituationen<br />
ist mit staatli<strong>ch</strong>er Intervention zu re<strong>ch</strong>nen. So<br />
ordnete die US-Regierung in der Grossen Depression<br />
die Herausgabe aller privaten Goldbestände<br />
zum Preis von 20,67 US-Dollar pro Unze an und<br />
setzte ans<strong>ch</strong>liessend den neuen Preis bei 35 US-<br />
Dollar fest. Gold ist zweifellos ein Krisens<strong>ch</strong>utz,<br />
Anleger sollten si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> niemals auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
auf das gelbe Metall verlassen.<br />
Auf die ri<strong>ch</strong>tige Mis<strong>ch</strong>ung kommt es an<br />
Hätte man s<strong>ch</strong>on heute Gewissheit über den Beginn,<br />
die Höhe und die Dauer der künftigen Preisinflation,<br />
dann könnte man si<strong>ch</strong> der negativen Auswirkungen<br />
lei<strong>ch</strong>t entziehen. Das Rezept wäre, in die<br />
Anlageklassen zu investieren, die den stärksten und<br />
zuverlässigsten Inflationss<strong>ch</strong>utz bieten. Eine sol<strong>ch</strong>e<br />
Gewissheit gibt es jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t. Deshalb ist es ratsam,<br />
dur<strong>ch</strong> eine angemessene Diversifikation das<br />
Risiko breiter zu streuen; also Anlageklassen und<br />
Währungen zu berücksi<strong>ch</strong>tigen, die eine mögli<strong>ch</strong>st<br />
geringe Korrelation zueinander aufweisen.<br />
Hinzu kommt, dass diese Korrelation si<strong>ch</strong> ändern<br />
kann. Die Aktienperformance ist bei steigender<br />
Inflation zunä<strong>ch</strong>st positiv und ab bestimmten<br />
Inflationsraten wird sie negativ. Das heisst, dass<br />
Aktien bei sehr hoher Inflation positiv mit Anlei-<br />
Inflation – Rückkehr einer unbequemen Bekannten<br />
sowie Unternehmen aus den Berei<strong>ch</strong>en Grundstoffe,<br />
Öl, Gas, Chemie und Industrie.<br />
Einen partiell «eingebauten» Inflationss<strong>ch</strong>utz<br />
kann es bei Unternehmen mit sehr hohem<br />
direktem Besitz realer Aktiva geben und bei<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen regulierten Infrastrukturunternehmen<br />
(zum Beispiel Wasserversorger, Mautbetreiber),<br />
bei denen die Tarife an einen Inflationsindex<br />
gekoppelt sind. Glei<strong>ch</strong>zeitig sind<br />
diese Unternehmen aber gerade dur<strong>ch</strong> ihre Regulierung<br />
au<strong>ch</strong> stark von der Politik abhängig:<br />
Die Regulatoren können beispielsweise Strompreise<br />
anpassen, um den allgemeinen Inflationsdruck<br />
auf die Wirts<strong>ch</strong>aft zu reduzieren.<br />
hen korrelieren. Deshalb ist es unabdingbar, au<strong>ch</strong><br />
ein bereits realwertorientiertes Portfolio regelmässig<br />
zu überwa<strong>ch</strong>en und gegebenenfalls dem<br />
veränderten Inflationsumfeld anzupassen.<br />
Abbildung 4.4 zeigt modellhaft, wie si<strong>ch</strong> die Portfolio-Allokation<br />
in den in Kapitel 3 diskutierten<br />
Szenarien verändern kann. Im Deflationsszenario<br />
leiden Aktien und Unternehmensanleihen, dasselbe<br />
gilt für reale Vermögenswerte wie Immobilien<br />
und Rohstoffe. Nominelle Anleihen gewinnen<br />
hingegen und Cash und Gold ergänzen die Portfolioallokation<br />
als Krisens<strong>ch</strong>utz.<br />
Abb. 4.4: Musterallokation eines Portfolios mit mittlerem<br />
Risikoprofil<br />
Die Gewi<strong>ch</strong>tungen der Anlageklassen sind abhängig von den vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Inflationsszenarien, in %<br />
Portfolioallokation<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Deflation<br />
Quelle: <strong>UBS</strong> WMR<br />
Zunehmende Inflation<br />
Moderate Inflation Erhöhte Inflation Hyperinflation<br />
Inflationsszenario<br />
Aktien<br />
Immobilien<br />
Öl und Industrie<br />
Gold<br />
Inflationsindex. Anleihen<br />
Unternehmensanleihen<br />
Geldmarkt<br />
Staatsanleihen
Abb. 4.5: Wie viel Inflationss<strong>ch</strong>utz ist nötig?<br />
Verpfli<strong>ch</strong>tungen und Einkommen spielen eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle<br />
real fixierte<br />
nominal<br />
fixierte<br />
Verpfli<strong>ch</strong>tungen<br />
geringerer S<strong>ch</strong>utz<br />
grösserer S<strong>ch</strong>utz<br />
Einkommen<br />
real fixiertes nominal fixiertes<br />
Quelle: <strong>UBS</strong> WMR<br />
Anmerkung: Je kleiner die Risikotoleranz, desto grösser die Notwendigkeit<br />
des S<strong>ch</strong>utzes.<br />
Mit positiver Inflation steigt vor allem die Aktienquote<br />
s<strong>ch</strong>nell an. Au<strong>ch</strong> Unternehmensanleihen<br />
gewinnen an Bedeutung. Bei erhöhter<br />
und volatiler Inflation (unserem Hauptszenario<br />
ab 2013) spielen dann realwertorientierte Anlagen<br />
eine zunehmende Rolle: Dem Portfolio werden<br />
Rohstoffe, Gold, Immobilien und inflationsges<strong>ch</strong>ützte<br />
Anleihen beigemis<strong>ch</strong>t. Nominelle<br />
Anleihen hingegen werden geringer gewi<strong>ch</strong>tet.<br />
Dur<strong>ch</strong> eine sol<strong>ch</strong>e Realwert-Ausri<strong>ch</strong>tung des<br />
Portfolios werden in der Regel die sonstigen<br />
Investitionsziele ni<strong>ch</strong>t kompromittiert.<br />
Wie viel Inflationss<strong>ch</strong>utz ist notwendig?<br />
Über den Lebenszyklus verändert si<strong>ch</strong> der Bedarf<br />
an Inflationss<strong>ch</strong>utz. Berufstätige, also Empfänger<br />
variabler Löhne und Gehälter, brau<strong>ch</strong>en in der Regel<br />
weniger Inflationss<strong>ch</strong>utz als Pensionierte oder Anleger,<br />
die kurz vor der Pension stehen. Die folgenden<br />
drei Faktoren spielen eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle bei der<br />
Frage, wie viel Inflationss<strong>ch</strong>utz angemessen ist.<br />
1. Risikotoleranz: Ein Anleger mit geringer Risikotoleranz<br />
wird mehr Inflationss<strong>ch</strong>utz wählen<br />
und dafür höhere Kosten in Kauf nehmen, als<br />
ein Anleger mit höherer Risikotoleranz.<br />
2. Ausgaben: Sind die laufenden und zukünftigen<br />
Ausgaben vor allem nominell fixiert, zum<br />
Beispiel bei Festzinshypotheken oder bestimmten<br />
Miet- und Pa<strong>ch</strong>tverträgen, dann kann der<br />
Inflationss<strong>ch</strong>utz im Portfolio geringer ausfallen.<br />
Sind jedo<strong>ch</strong> die meisten Ausgaben ni<strong>ch</strong>t nominell<br />
fixiert, dann steigen sie mit bes<strong>ch</strong>leunigter<br />
Preisinflation an, weshalb mehr Inflationss<strong>ch</strong>utz<br />
im Portfolio ratsam ist.<br />
3. Einnahmen: Wenn der Grossteil des Einkommens<br />
variabel ist und genauso s<strong>ch</strong>nell oder<br />
no<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>neller steigt als die Inflationsrate<br />
(wie es bei Löhnen und Gehältern oft der Fall<br />
ist), so ergibt si<strong>ch</strong> daraus ein natürli<strong>ch</strong>er Inflationss<strong>ch</strong>utz,<br />
der in der Ausri<strong>ch</strong>tung des Portfolios<br />
berücksi<strong>ch</strong>tigt werden kann. Ist das Einkommen<br />
dagegen nominal fixiert und passt<br />
si<strong>ch</strong> nur langsam oder zeitverzögert an die<br />
steigende Inflation an (was oft für Pensionen,<br />
Renten, Sozialleistungen und Mieteinnahmen<br />
gilt), dann kann zusätzli<strong>ch</strong>er Inflationss<strong>ch</strong>utz<br />
notwendig sein (siehe Ab bildung 4.5).<br />
Fazit<br />
Sollte unser Hauptszenario einer erhöhten und<br />
volatilen Inflation ab circa 2013 zum Tragen kommen,<br />
wären Anleger, die vor allem auf nominelle<br />
Vermögenswerte gesetzt haben, einem verstärkten<br />
Kaufkraftverlust ausgesetzt. Da glei<strong>ch</strong>zeitig<br />
die Lebenshaltungskosten steigen und zumindest<br />
nominell fixierte Einkommen an Wert verlieren<br />
würden, droht bei einer sol<strong>ch</strong>en Entwicklung die<br />
Gefahr, dass langfristige Investitionsziele ni<strong>ch</strong>t<br />
errei<strong>ch</strong>t werden. Investoren, die si<strong>ch</strong> um eine bes<strong>ch</strong>leunigte<br />
Preisinflation sorgen, sollten daher<br />
re<strong>ch</strong>tzeitig über Inflationss<strong>ch</strong>utz für ihr Portfolio<br />
na<strong>ch</strong>denken. Wir haben gezeigt, wel<strong>ch</strong>e Anlageklassen<br />
hier vor allem in Betra<strong>ch</strong>t kommen und<br />
wie sie bezügli<strong>ch</strong> ihrer Eignung beurteilt werden<br />
können. Zudem ist es wi<strong>ch</strong>tig, die persönli<strong>ch</strong>en<br />
Umstände in Betra<strong>ch</strong>t zu ziehen, wenn es darum<br />
geht, wie viel Inflationss<strong>ch</strong>utz für das Portfolio<br />
nötig ist. Inflationss<strong>ch</strong>utz ist in der Regel ni<strong>ch</strong>t<br />
kostenfrei. Aber im Falle einer unerwarteten Bes<strong>ch</strong>leunigung<br />
der Preisinflation kann ein diversifiziertes<br />
und realwertorientiertes Portfolio wertvollen<br />
S<strong>ch</strong>utz vor Kaufkraftverlust bieten.<br />
Bibliografie<br />
Alliance Bernstein (2010) «Deflating Inflation – Redefining the<br />
Inflation-Resistant Portfolio»<br />
Attié, A.P. & Roa<strong>ch</strong>e, S.K. (2009) «Inflation Hedging for Long-Term<br />
Investors» IMF working paper WP/09/90, April 2009<br />
Bernholz, P. & Kugler, P. (2009) «The Success of Currency Reforms to<br />
End Great Inflations: An Empirical Analysis of 34 High Inflations»,<br />
German Economic Review, Wiley Blackwell, vol. 10, pages 165–175,<br />
2005.<br />
Reinhart, C.M. and Rogoff, (2008) K.S. «This Time is Different: A<br />
Panoramic View of Eight Centuries of Financial Crises» NBER Working<br />
Paper 13882.<br />
Shiller, R. (2000) «Irrational Exuberance», 2000, 2005 updated,<br />
Princeton University Press.<br />
Kapitalanlagen vor Wertverlust s<strong>ch</strong>ützen<br />
<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 29
Ausgewählte Resear<strong>ch</strong>-Publikationen<br />
Tägli<strong>ch</strong><br />
WMR Reports<br />
Die WMR Reports sind die wi<strong>ch</strong>tigste Quelle<br />
von Anlageideen und liefern Hintergründe zu<br />
unseren Empfehlungen sowie umsetzbare<br />
Rats<strong>ch</strong>läge. Sie werden tägli<strong>ch</strong> veröffentli<strong>ch</strong>t<br />
und basieren auf dem aktuellen Marktges<strong>ch</strong>ehen.<br />
Spra<strong>ch</strong>en: Englis<strong>ch</strong>, Deuts<strong>ch</strong>, Französis<strong>ch</strong> und<br />
Italienis<strong>ch</strong>.<br />
Vierteljährli<strong>ch</strong> Vierteljährli<strong>ch</strong><br />
<strong>UBS</strong> global outlook<br />
Der <strong>UBS</strong> global outlook ist eine führende<br />
Publikation, die eine umfassende Beurteilung<br />
der globalen gesamtwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Aussi<strong>ch</strong>ten,<br />
der wesentli<strong>ch</strong>en Anlagemögli<strong>ch</strong>keiten<br />
und der bedeutenden Risiken an den Finanzmärkten<br />
beinhaltet.<br />
Spra<strong>ch</strong>en: Englis<strong>ch</strong>, Deuts<strong>ch</strong>, Französis<strong>ch</strong>,<br />
Italienis<strong>ch</strong>, Spanis<strong>ch</strong>, Portugiesis<strong>ch</strong>, Russis<strong>ch</strong>,<br />
Chinesis<strong>ch</strong> (traditionell und vereinfa<strong>ch</strong>t).<br />
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<strong>UBS</strong> investor’s guide update<br />
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guide ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> an aktive Anlegerinnen und<br />
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Märkten nutzen mö<strong>ch</strong>ten und ihre Anlageents<strong>ch</strong>eidungen<br />
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stützen. Diese elektronis<strong>ch</strong>en Updates ergänzen<br />
unsere umfassende monatli<strong>ch</strong>e Ausgabe.<br />
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Italienis<strong>ch</strong>.<br />
<strong>UBS</strong> outlook S<strong>ch</strong>weiz<br />
Der <strong>UBS</strong> outlook S<strong>ch</strong>weiz ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> in erster<br />
Linie an Unternehmer und Manager in der<br />
S<strong>ch</strong>weiz. Jede Ausgabe präsentiert die Ergeb -<br />
nisse der Umfrage von <strong>UBS</strong> Resear<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />
unter Industrie- und Dienstleistungs unternehmen<br />
zu ihren ges<strong>ch</strong>äftli<strong>ch</strong>en Aus si<strong>ch</strong>ten<br />
sowie eine Analyse von Währungen, Zinsen<br />
und des Immobilien marktes. Die Ausgabe für<br />
das vierte Quartal 2010 konzentriert si<strong>ch</strong> auf<br />
Na<strong>ch</strong>folge aspekte in Familienunternehmen.<br />
Spra<strong>ch</strong>en: Deuts<strong>ch</strong>, Französis<strong>ch</strong> und<br />
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Publikationen mit öffentli<strong>ch</strong> zugängli<strong>ch</strong>en Inhalten sind unter www.ubs.com/<strong>resear<strong>ch</strong></strong><br />
zu finden. <strong>UBS</strong>-Kundinnen und -Kunden können das Online-Portal von Wealth Management<br />
Resear<strong>ch</strong> über die e-Banking-Seite aufrufen. Das Portal enthält elektronis<strong>ch</strong>e Versionen<br />
unserer Publikationen und no<strong>ch</strong> viel mehr.<br />
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S<strong>ch</strong>wellenmärkten. Spra<strong>ch</strong>en: Englis<strong>ch</strong>,<br />
Deuts<strong>ch</strong>, Französis<strong>ch</strong>, Italienis<strong>ch</strong>, Chinesis<strong>ch</strong><br />
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Thematis<strong>ch</strong><br />
<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong><br />
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Vermögensplanung. Jede Ausgabe ist<br />
einem konkreten Thema aus den Berei<strong>ch</strong>en<br />
Wirts<strong>ch</strong>aft, Finanzmärkte und Anlagen<br />
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Spra<strong>ch</strong>en: Englis<strong>ch</strong>, Deuts<strong>ch</strong>, Französis<strong>ch</strong>,<br />
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Nov. 2010 Vorsi<strong>ch</strong>t vor Investition in<br />
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Feb. 2011 Spannungsfeld Eurozone<br />
Apr. 2011 Vermögen anlegen:<br />
Ziele, Ansätze und Alternativen<br />
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<strong>UBS</strong>-Kundinnen und -Kunden können die genannten Publikationen bestellen oder abonnieren. Bitte fragen Sie Ihre Kundenberaterin oder Ihren<br />
Kundenberater oder senden Sie ein E-Mail an sh-iz-ubs-publikationen@ubs.com. Publikationen mit öffentli<strong>ch</strong> zugängli<strong>ch</strong>en Inhalten sind unter<br />
www.ubs.com/<strong>resear<strong>ch</strong></strong> zu finden.
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professionelle Kunden und darf ni<strong>ch</strong>t innerhalb der Vereinigten Arabis<strong>ch</strong>en Emiraten weitergegeben werden. Frankrei<strong>ch</strong>: Diese Publikation ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> an Privatkunden und<br />
«Prospects» der <strong>UBS</strong> (France) SA mit einem Aktienkapital von € 125.726.944, 69, boulevard Haussmann F-75008 Paris, R.C.S. Paris B 421 255 670 und wird von dieser verteilt .<br />
<strong>UBS</strong> (France) SA ist als Finanzdienstleister entspre<strong>ch</strong>end den Bestimmungen des französis<strong>ch</strong>en «Code Monétaire et Financier» ordnungsgemäss zugelassen und ist eine unter der<br />
Aufsi<strong>ch</strong>t der französis<strong>ch</strong>en Bank- und Finanzaufsi<strong>ch</strong>tsbehörden sowie der «Banque de France» und der «Autorité des Mar<strong>ch</strong>és Financiers» stehenden Bank. Hongkong: Diese<br />
Publikation wird dur<strong>ch</strong> die Niederlassung von <strong>UBS</strong> AG in Hongkong, einem na<strong>ch</strong> der «Hong Kong Banking Ordinance» lizenzierten und gemäss den Bestimmungen der «Securities<br />
and Futures Ordinance» registrierten Finanzinstitut, an Kunden der Niederlassung von <strong>UBS</strong> AG in Hongkong verteilt. Indonesien: Dieses Resear<strong>ch</strong>- oder Publikationsmaterial ist<br />
ni<strong>ch</strong>t zum Zwecke eines öffentli<strong>ch</strong>en Zei<strong>ch</strong>nungsangebots gemäss indonesis<strong>ch</strong>em Kapitalmarktre<strong>ch</strong>t und dessen Umsetzungsbestimmungen ausgelegt und erstellt. Die hierin<br />
erwähnten Wertpapiere sind und werden ni<strong>ch</strong>t gemäss indonesis<strong>ch</strong>em Kapitalmarktre<strong>ch</strong>t und dessen Bestimmungen eingetragen. Italien: Dieses Dokument wird an Kunden der<br />
<strong>UBS</strong> (Italia) S.p.A., via del vec<strong>ch</strong>io politecnico 4 – Mailand, eine ordnungsgemäss von der «Banca d’Italia» als Finanzdienstleister zugelassene und unter der Aufsi<strong>ch</strong>t von «Consob»<br />
und der «Banca d’Italia» stehende italienis<strong>ch</strong>e Bank, verteilt. Jersey: <strong>UBS</strong> AG, Niederlassung Jersey, wird reguliert und autorisiert dur<strong>ch</strong> die Jersey «Financial Services Commission»<br />
zur Dur<strong>ch</strong>führung von Bankges<strong>ch</strong>äften, Anlagefonds und Investmentges<strong>ch</strong>äften. Kanada: In Kanada wird diese Publikation von <strong>UBS</strong> Investment Management Canada Inc. an<br />
Kunden von <strong>UBS</strong> Wealth Management Canada verteilt. Luxemburg: Diese Publikation stellt kein öffentli<strong>ch</strong>es Angebot na<strong>ch</strong> luxemburgis<strong>ch</strong>em Re<strong>ch</strong>t dar, kann jedo<strong>ch</strong> Kunden der<br />
<strong>UBS</strong> (Luxembourg) S.A., einer lizenzierten Bank unter der Aufsi<strong>ch</strong>t der «Commission de Surveillance du Secteur Financier» (CSSF), der diese Publikation ni<strong>ch</strong>t zur Genehmigung<br />
vorgelegt wurde, zu Informationszwecken zur Verfügung gestellt werden. Mexiko: Dieses Dokument wurde verteilt von <strong>UBS</strong> Asesores México, S.A. de C.V., einem Unternehmen,<br />
das ni<strong>ch</strong>t der Aufsi<strong>ch</strong>t der Comisión Nacional Bancaria y de Valores unterliegt und weder der <strong>UBS</strong> Grupo Financiero S.A. de C.V. no<strong>ch</strong> einer anderen mexikanis<strong>ch</strong>en Finanzgruppe<br />
angehört. Die Verbindli<strong>ch</strong>keiten dieses Unternehmens werden ni<strong>ch</strong>t von Dritten garantiert. <strong>UBS</strong> Asesores México, S.A. de C.V. si<strong>ch</strong>ert keine Rendite zu. Österrei<strong>ch</strong>: Diese Publikation<br />
stellt kein öffentli<strong>ch</strong>es Angebot oder eine verglei<strong>ch</strong>bare Anwerbung gemäss österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>em Re<strong>ch</strong>t dar und wird nur unter Umständen verwendet, die keinem öffentli<strong>ch</strong>en Angebot<br />
von Wertpapieren in Österrei<strong>ch</strong> entspre<strong>ch</strong>en. Das Dokument darf nur vom direkten Empfänger dieser Informationen verwendet und unter keinen Umständen an einen anderen<br />
Anleger weitergegeben werden. Singapur: Bitte kontaktieren Sie die Niederlassung von <strong>UBS</strong> AG Singapore, einem «exempt financial adviser» gemäss dem «Singapore Financial<br />
Advisers Act» (Cap. 110) und eine na<strong>ch</strong> dem «Singapore Banking Act» (Cap. 19) dur<strong>ch</strong> die «Monetary Authority of Singapore» zugelassene Handelsbank, für alle Fragen, wel<strong>ch</strong>e<br />
si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> oder in Verbindung mit der Finanzanalyse oder dem Beri<strong>ch</strong>t ergeben. Spanien: Diese Publikation wird dur<strong>ch</strong> die <strong>UBS</strong> Bank, S.A., eine bei der «Banco de España»<br />
registrierte Bank, an Kunden der <strong>UBS</strong> Bank, S.A. verteilt. UK: Genehmigt von <strong>UBS</strong> AG, in Grossbritannien beaufsi<strong>ch</strong>tigt und autorisiert dur<strong>ch</strong> die «Financial Services Authority».<br />
Mitglied der «London Stock Ex<strong>ch</strong>ange». Diese Publikation wird an Privatkunden von <strong>UBS</strong> London in Grossbritannien verteilt. Produkte und Dienstleistungen, die ausserhalb<br />
Grossbritanniens angeboten werden, werden ni<strong>ch</strong>t von den britis<strong>ch</strong>en Regulierungen oder dem «Compensation S<strong>ch</strong>eme» der «Financial Services Authority» erfasst. USA: Verteilt<br />
an US-Personen dur<strong>ch</strong> <strong>UBS</strong> Financial Services Inc., eine To<strong>ch</strong>tergesells<strong>ch</strong>aft von <strong>UBS</strong> AG. <strong>UBS</strong> Securities LLC ist eine To<strong>ch</strong>tergesells<strong>ch</strong>aft von <strong>UBS</strong> AG und ein verbundenes Unternehmen<br />
von <strong>UBS</strong> Financial Services Inc. <strong>UBS</strong> Financial Services Inc. übernimmt die Verantwortung für den Inhalt einer Publikation, der von einer ni<strong>ch</strong>t-US-amerikanis<strong>ch</strong>en To<strong>ch</strong>ter erstellt<br />
wurde, wenn sie diese Publikation an US-Personen verteilt. Alle Transaktionen von US-Personen in Wertpapieren, die in dieser Publikation genannt werden, müssen dur<strong>ch</strong> einen in<br />
den USA zugelassenen, an <strong>UBS</strong> angegliederten broker dealer dur<strong>ch</strong>geführt werden und ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> eine ni<strong>ch</strong>t-US-amerikanis<strong>ch</strong>e To<strong>ch</strong>ter. VAE: Diese Resear<strong>ch</strong>-Publikation stellt in<br />
keiner Weise ein Angebot, einen Verkauf oder eine Lieferung von Aktien oder anderen Wertpapieren gemäss den Gesetzen der Vereinigten Arabis<strong>ch</strong>en Emirate (VAE) dar. Der Inhalt<br />
dieser Publikation wurde und wird ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> irgendeine Behörde der Vereinigten Arabis<strong>ch</strong>en Emirate eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> der VAE-Zentralbank und der «Dubai Financial Services<br />
Authority», der «Emirates Securities and Commodities Authority», des «Dubai Financial Market», des «Abu Dhabi Securities Market» oder einer anderen Börse in den VAE<br />
genehmigt.<br />
Stand Mai 2011.<br />
© <strong>UBS</strong> 2011. Das S<strong>ch</strong>lüsselsymbol und <strong>UBS</strong> gehören zu den eingetragenen bzw. ni<strong>ch</strong>t eingetragenen Markenzei<strong>ch</strong>en von <strong>UBS</strong>. Alle Re<strong>ch</strong>te vorbehalten.<br />
<strong>UBS</strong> <strong>resear<strong>ch</strong></strong> <strong>focus</strong> Juni 2011 31
© <strong>UBS</strong> 2011. Alle Re<strong>ch</strong>te vorbehalten.<br />
Bis wir perfekt im Einklang sind.<br />
Harmonie entsteht,<br />
wenn alle miteinander im Einklang sind.<br />
Um das zu errei<strong>ch</strong>en, muss man zuhören.<br />
Wirkli<strong>ch</strong> zuhören.<br />
Bei <strong>UBS</strong> ma<strong>ch</strong>en wir genau das.<br />
Und zwar jeden Tag.<br />
Wenn Sie spre<strong>ch</strong>en, wenn Sie innehalten,<br />
sogar wenn Sie gar ni<strong>ch</strong>ts sagen.<br />
Selbstverständli<strong>ch</strong> unterbreiten wir<br />
Ihnen maßges<strong>ch</strong>neiderte Anlagelösungen,<br />
die Ihren Bedürfnissen entspre<strong>ch</strong>en.<br />
Und gerne stellen wir Ihnen die Expertise<br />
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integrierten Unternehmens zur Verfügung.<br />
Do<strong>ch</strong> das alles bedeutet ni<strong>ch</strong>ts, wenn wir<br />
ni<strong>ch</strong>t zuhören. Ihnen zuhören.<br />
Wir werden ni<strong>ch</strong>t ruhen<br />
<strong>UBS</strong> Deuts<strong>ch</strong>land AG<br />
Europaplatz 1<br />
81675 Mün<strong>ch</strong>en<br />
Tel. 089-41439 0<br />
ubs.com/deuts<strong>ch</strong>land