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Ausgabe 9 - IPOS

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24<br />

Veränderungsmanagement in der Kirche als Leitungsaufgabe<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

Anteile der Mitarbeitenden nicht zu erreichen wäre.<br />

Durch sein Achten auf Befindlichkeit, sein Angestecktwerden<br />

mit Sorgen, Ängsten usw., Ärger,<br />

Entwertung, durch die Wahrnehmung der emotionalen<br />

Atmosphäre seiner Organisation “…kann der Führende<br />

mit seinem emotionalen Kanal ein sehr viel<br />

vollständigeres und zutreffenderes Bild über den emotionalen<br />

Stand seiner Organisation bekommen, als<br />

durch eine rein rationale Analyse” (a.a.O. 34 f.) 42 . Die<br />

Psychodynamik von Organisationen kann nur mit einer<br />

spezifischen “Haltung” erfasst und verarbeitet werden,<br />

wie ich sie oben zu beschreiben versucht habe<br />

(vgl. 3.1.1).<br />

Es würde in dem gegebenen Rahmen zu weit führen,<br />

die Mechanismen und Methoden noch eingehender<br />

vorzustellen, die anhand vielfältigen Materials in dem<br />

o.g. Sammelband erfahrungsgesättigt geschildert werden.<br />

Es soll der Hinweis genügen, dass über<br />

organisationstheoretische Kenntnisse und Fertigkeiten<br />

hinaus psychoanalytische Kenntnisse und Kategorien<br />

eine entscheidende Rolle beim Verständnis von<br />

und Umgang mit Veränderungsprozessen in Organisationen<br />

spielen und das die gruppenpsychologische<br />

Tiefendimension in solchen Prozessen sehr ernst zu<br />

nehmen ist.<br />

4. Evangelische Kirche ist Kirche der Veränderung<br />

“Wer verändern will, muss zuerst verstanden haben,<br />

warum die Dinge sind, wie sie sind. Er muss den Ursprung<br />

und die Funktion ihrer Stabilität und<br />

Beharrungskräfte begreifen” (Doppler 517). Die dieser<br />

Arbeit zu Grunde liegende These heißt, dass genau<br />

dieser Umgang mit Veränderung unmittelbar zur primären<br />

Aufgabe der Kirche gehört.<br />

Die evangelische Kirche ist diejenige Gestalt von Kirche,<br />

deren spezifischer Modernisierungsgewinn die<br />

theologische Erkenntnis ständiger Reformnotwendigkeit<br />

der Kirche ist. Dies ist keine etwa aus<br />

opportunistischen Modernitätsgründen von außen an<br />

die Kirche herangetragene zufällige Praxis, sondern<br />

diese Praxis verdankt sich der theologisch geleiteten<br />

Ausrichtung am Grund der Kirche: Kirche kann nur so<br />

ihrer “primären Aufgabe” gerecht werden, nämlich der<br />

Kommunikation des Evangeliums, indem sie dies<br />

unter jeweils veränderten Bedingungen in veränderter<br />

Gestalt tut. Die primäre Aufgabe bleibt stets die gleiche<br />

und steht auch nicht für etwaige Veränderungen<br />

zur Verfügung, die Gestalten und Instrumente, unter<br />

denen und mit denen Kirche diese Aufgabe bewältigt,<br />

ändern sich.<br />

Gleichwohl wird die evangelische Kirche durch das ihr<br />

inhärente Reformmodell in ständige Krisen getrieben,<br />

die sich an Grundentscheidungen über die jeweilige<br />

Ausrichtung von Veränderungen entzünden.<br />

4.1 Strittige theologisch-ekklesiologische Kernpunkte<br />

In den gegenwärtigen Reformbemühungen und Krisen<br />

der evangelischen Kirche spiegeln sich mehrere strittige<br />

theologisch-ekklesiologische Kernpunkte über die<br />

Ausrichtung von Theologie und Kirche wider, die sich<br />

vor allem auf die theologische Bestimmung des /innen-außen-Verhältnisses<br />

des Systems Kirche bzw.<br />

der Theologie beziehen. Dabei geht es jeweils um<br />

eine alternative Bestimmung folgender Relate:<br />

· Wie ist das Verhältnis von Theologie, Kultur und<br />

Wissenschaft zu bestimmen?<br />

· Welche Rolle spielen Theologie und Kirche im<br />

Kontakt zur gesellschaftlichen und sozialen Wirklichkeit?<br />

· Wie stellt sich Kirche in (impliziter) Beantwortung<br />

dieser Fragen als Institution in der Gesellschaft<br />

auf?<br />

Die Veränderungsfähigkeit und die Einschätzung von<br />

Veränderungsnotwendigkeiten für die Kirche hängen<br />

nämlich in hohem Maße davon ab, wie die primäre<br />

Aufgabe der Kirche gefasst wird: Im Folgenden wird<br />

über einige theologiehistorische Abbreviationen eine<br />

Rekonstruktion der Grundaufgabe der Theologie versucht<br />

anhand des /-innen-Außen-Verhältnisses des<br />

Systems Kirche bzw. Theologie zu ihrer Umwelt sowie<br />

anhand der Frage, wie die Funktion der Grenze<br />

gesehen und welche Bedeutung der Überschreitung<br />

von Grenzen beigemessen wird. Dabei wird die These<br />

verfolgt, dass Kirche deshalb eine für den Umgang mit<br />

Veränderungen in besonderer Weise prädestinierte<br />

Organisation ist, weil der Umgang mit Grenzen, die<br />

Achtung vor Grenzen und die Überschreitung von<br />

Grenzen zum Kernbestand theologischer Theorie gehört.<br />

Allerdings ist es fraglich, ob und inwieweit Kirche<br />

als Organisation und die einzelnen verantwortlichen

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