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Ausgabe 9 - IPOS

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Thomas Posern<br />

Veränderungsmanagement in der Kirche als Leitungsaufgabe<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

“Das Dasein auf der Grenze, die Grenzsituation,<br />

ist voller Spannung und Bewegung.<br />

Sie ist in Wirklichkeit kein Stehen,<br />

sondern ein Überschreiten und Zurückkehren,<br />

ein Wieder-Zurückkehren und Wieder-Überschreiten,<br />

ein Hin und Her ...”<br />

(Paul Tillich, GW Bd. 8, S. 420)<br />

Zusammenfassung<br />

Die Grundlage der kirchlichen Arbeit selbst, nämlich<br />

die befreiende Botschaft vom dreieinigen Gott, befähigt<br />

die Kirche in besonderem Maße dazu, die Spannung<br />

zwischen Beharrung (Tradition) und Veränderung<br />

(Innovation) zu halten und immer wieder neu auszutarieren,<br />

Grenzen zu überschreiten und neu zu definieren.<br />

Kirche versucht dem sich aus unterschiedlichen Quellen<br />

speisenden Veränderungsdruck gestaltend zu<br />

begegnen. Daraus ergibt sich die These: Die Steuerung<br />

sowie die kontinuierliche Verständigung über<br />

Ziele und Methoden systemischer und operationaler<br />

Veränderungen von kirchlichen Einrichtungen wie der<br />

Gesamtkirche gehört bleibend zur primären Aufgabe<br />

von Kirchenleitung auf allen Ebenen (Gemeinden,<br />

Dekanate, Zentren, Gesamtkirche).Ausgangspunkt für<br />

die vorliegende Arbeit ist die These, dass Leitungsverantwortliche<br />

in der Kirche auf allen Ebenen einen<br />

Teil ihrer Arbeitsenergie auf Dauer in das Anstoßen,<br />

Begleiten und Gestalten von Veränderungsprozessen<br />

werden stecken müssen.<br />

Zum professionellen Veränderungshandeln gehört eine<br />

spezifische Haltung, die diese Aufgabe als ständige<br />

Herausforderung annimmt, die Klärung der “primären<br />

Aufgabe” von Kirche sowie verschiedene Arrangements,<br />

Visionen und Methoden von Veränderungen.<br />

Eine wesentliche Voraussetzung für die Bewältigung<br />

dieser Aufgabe ist es, dass die entsprechenden Führungskräfte<br />

diese Aufgabe als wesentlich, relevant<br />

und in bestimmtem Umfang positiv besetzt für sich<br />

und ihre Organisationseinheit annehmen (“Haltung”).<br />

Es gilt dabei, eher in Kraftfeldern, Energieströmen<br />

und offenen Prozessen statt in Strukturen zu denken.<br />

Ein inhaltlich gefüllter Begriff der “Kommunikation des<br />

Evangeliums” markiert die primäre Aufgabe der Kirche.<br />

Kommunikation des Evangeliums meint einen<br />

ganzheitlichen Prozess, der sowohl unterschiedliche<br />

Formen und Ebenen der Kommunikation beinhaltet<br />

als auch eine selbstreflexive Anwendung dieses Begriffs<br />

auf die organisationale Gestalt von Kirche.<br />

Zu den “Arrangements, Visionen und Methoden” des<br />

Veränderungshandelns in der Kirche gehören:<br />

Visionen von Kirche bzw. der jeweiligen<br />

Organisationseinheit,<br />

ein kommunikatives Handeln, das die Mitarbeiter/innen<br />

mit Gestaltungsmacht ausstattet und so die<br />

Organisation netzwerktauglich macht,<br />

die Behandlung schwieriger Veränderungsprozesse<br />

als Kasualien. Auch die rites de passage von Organisationen<br />

bedürfen der “geistlichen Leitung”,<br />

Erinnerungsarbeit, welche die bisherige Praxis wertschätzend<br />

in eine neue, veränderte Praxis integriert,<br />

Grenzen, die die jeweilige Organisation definieren.<br />

Der Umgang mit Grenzen gehört zur Hauptaufgabe<br />

des Leitungshandelns. Grenzen werden in<br />

Veränderungsprozessen überschritten, verändert, geschlossen…<br />

Es gilt, sich jeweils in Positionen diesseits<br />

und jenseits der Grenze zu versetzen,<br />

Das Leitungshandeln einer Organisation ist per<br />

definitionem mit Konfliktwahrnehmung, -diagnose und<br />

-handhabung befasst. Deshalb haben alle methodisch<br />

geleiteten Formen von Umgang mit Konflikten,<br />

Konfliktschlichtung, Mediation usw. eine prominente<br />

Rolle im Leitungshandeln bei Veränderungsprozessen,<br />

Veränderungen in Organisationen unterliegen einer<br />

eigenen Psychodynamik. Insofern gilt es, von vorneherein<br />

die Psychodynamik von Veränderungsprozessen<br />

in Betracht zu ziehen. Sowohl Kampf- und<br />

Fluchtmechanismen als auch die Mechanismen von<br />

Widerstand und Übertragung spielen eine bedeutende<br />

Rolle in der Reaktion von Organisationen und ihrer<br />

Träger auf Veränderungsherausforderungen.<br />

Evangelische Kirche ist Kirche der Veränderung. Die<br />

evangelische Kirche ist diejenige Gestalt von Kirche,<br />

deren spezifischer Modernisierungsgewinn die theologische<br />

Erkenntnis ständiger Reformnotwendigkeit der<br />

Kirche ist. Diese Praxis verdankt sie einer theologisch<br />

geleiteten Ausrichtung am Grund der Kirche.<br />

Gleichwohl wird die evangelische Kirche durch das ihr

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