Kennzahlen - Bildung und Betreuung

8.5 Zielgruppen und aktuelle NutzerInnen der Angebote
Einer der fünf Mittagstische (Bruderholz-Titus) wird fast ausschliesslich von
Primarschulkindern besucht. Ein zweiter Mittagstisch (Brunnmatt) - er befindet sich als
einziger in einem Schulhaus – steht nur Schülerinnen und Schülern der Orientierungsschule
offen. Die drei weitern Mittagstische werden sowohl von Primar- wie von
OrientierungsschülerInnen besucht. In einzelnen Fällen werden auch Kindergartenkinder ab
dem zweiten Kindergartenjahr betreut.
Die Erfahrung zeigt, dass die altersmässige Durchmischung Chancen wie auch Gefahren
beinhalten kann. Insbesondere kleine Kinder, welche noch klare Strukturen und
Ansprechpersonen benötigen, können in einer altersmässig stark durchmischten,
wechselnden und/oder grossen Gruppe untergehen und sich verloren fühlen. Dies hat in
einzelnen Fällen auch zu Abmeldungen von jüngern Kindern geführt. Die Grossen geben in
der Regel den Ton an. Die gegenseitige Rücksichtnahme muss zuerst gelernt werden. Bis
eine Gruppenkultur entsteht, braucht es Zeit und eine konstante Gruppe über eine gewisse
Zeit.
Die nationalitätenspezifische Durchmischung wurde bisher als Bereicherung empfunden,
kann laut Aussage der MittagstischanbieterInnen aber ebenfalls an Grenzen führen
(Sprache, Kultur). Gemäss Erfahrungen im Mittagstisch St. Johann scheint das Angebot aber
vor allem von Schweizern oder gut angepassten Ausländern genutzt. Für sozial
benachteiligte, auffällige Kinder scheint das Angebot bezüglich Kosten, Verbindlichkeit,
Anpassung an Regeln etc. offensichtlich bereits zu hochschwellig zu sein. Evtl. könnte hier
mit Elternarbeit Einfluss genommen werden.
Bezüglich geschlechtsspezifischer Mischung zeigen sich Unterschiede: Ein Mittagstisch
(Gundeldingerfeld) hat mehr Jungen als Mädchen, welche vom Angebot profitieren, in einem
weitern Mittagstisch wurde überlegt, den Mädchen wegen unterschiedlicher Bedürfnisse
einen eigenen Raum zur Verfügung zu stellen (Mittagstisch St. Johann).
Kommentar
Die Erfahrungen zeigen, dass sowohl durch die altersmässige wie kulturelle Durchmischung
der Mittagstischgruppen Grenzen entstehen können. Während bei altersmässig stark
durchmischten Gruppen tendenziell die Kleinen untergehen, ist in sprachlich sehr
heterogenen Gruppen die Integrations- und Sprachförderung nicht mehr gewährleistet.
Erschwerend kommt hinzu, dass Mittagstischangebote meist eher zu wenig
Betreuungspersonal haben und die BesucherInnen ebenfalls wechseln. Insofern
Mittagstischangeboten ebenfalls integrative Wirkung zugesprochen werden soll, muss bei
Mittagstischgruppen auch die Zusammensetzung und ein entsprechender
Betreuungsschlüssel berücksichtigt werden, wie bei anderen familienergänzenden
Betreuungssystemen. Weiter muss genügend Zeit bestehen, soziale Konflikte, welche sich
durch die Gruppenzusammensetzung ergeben, auch gemeinsam zu lösen.
Und schliesslich müsste überlegt werden, wie finanzschwächere, bildungsferne Familien
ohne grosse Bürokratie ermuntert werden können, das Angebot zu nutzen (Elternarbeit).
Evaluation „Schul- und familienergänzende Tagesstrukturen für Schülerinnen und Schüler im Kanton Basel-Stadt“ (2003)
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