Kennzahlen - Bildung und Betreuung

Bei einem Ausbau der Tagesschulen wäre es sinnvoll, diese an einem eigenen Standort zu
entwickeln, da der spezifische Rhythmus der Tagesschulen oft nicht mit dem der normalen
Regelschulen harmoniert.
Weiter regen die DiskussionsteilnehmerInnen dazu an, der Frage nach dem Umgang mit
„schwierigen“ SchülerInnen bzw. den Schwierigkeiten von SchülerInnen im bestehenden
Orientierungsschulangebot nachzugehen. Hier sei eine Klärung nötig. Immer mehr müssten
ganzheitliche schulische Angebote schwierige SchülerInnen aufnehmen, da die Grenzen
zwischen Regelschule und sonderschulischen Angeboten zunehmend verwischt würden:
„Kleinklassen, die keine sein wollen bzw. dürfen!“ Tagesschulangebote sollten aber
grundsätzlich die Struktur der Gesamtbevölkerung abbilden.
Kommentar
Ebenso wie die Verantwortlichen der Tagesbetreuungsangebote an den
Orientierungsschulen Wasgenring und Gellert sehen die Verantwortlichen der
Tagesbetreuung an den Orientierungsschulen Hebel und Grendelmatten einen Bedarf für
eine umfassendere Tagesstruktur. Zahlreiche Kinder scheinen heute mit den
Lernbedingungen in der Orientierungsschule Mühe zu haben. Danach brauchen einige
SchülerInnen auch auf der Orientierungsstufe noch eine ganzheitliche Betreuung, die ihnen
hilft, die Anforderungen und die Struktur der Orientierungsstufe (Fachlehrersystem,
Wahlfächer, Raumwechsel etc.) zu bewältigen, zumal ihnen das Elternhaus dabei wenig
Unterstützung bieten kann. Die Erfahrungen mit den Tagesbetreuungsangeboten
Grendelmatten und Hebel liefern insgesamt zahlreiche Hinweise, welche auch die
Entwicklung der Orientierungsschule beeinflussen könnten. Schulformen, welche in ihrem
pädagogischen Konzept die Verankerung von Unterricht und Tagesbetreuung enthalten,
verstehen sich als Antwort auf den wahrgenommenen Betreuungsbedarf einzelner
SchülerInnen.
Weiter wird – wie auch in der Diskussion mit den TagesschulanbieterInnen auf der
Primarstufe – deutlich, dass Tagesschulen bzw. Schulen mit Tagesstruktur im Spannungsfeld
von Regelschulangeboten und sonderschulischen Angeboten liegen. Der ganzheitliche
pädagogische Ansatz der Angebote führt zu einer vermehrten Platznachfrage durch Eltern,
Lehrkräfte und Institutionen im Bereich Kinder und Jugendschutz sowie durch den
Schulpsychologischen Dienst. Insbesondere für Kinder mit psychosozialen Problemen in und
mit der Schule, welche im Rahmen des Regelschulangebots überfordert sind, werden
umfassende Tagesstrukturen wichtig. Oft wird mit dem Besuch des speziellen Schulangebots
auch die Einweisung in eine Kleinklasse vermieden. Diese Schultypen verstehen sich aber
als Regelschulangebote ohne heilpädagogischen Auftrag und können nur eine begrenzte
Anzahl „schwieriger“ Kinder aufnehmen. Diese Erfahrungen müssten weiter aufgearbeitet
werden. Eine Klärung bezüglich der Funktion und Abgrenzung der diversen Angebote ist
dringend nötig. Damit stellt sich auch die Frage nach der Rolle der Tagesschule bzw.
Tagesstrukturen in Orientierungsschulen. Sollen sich Tagesschulangebote primär mit
schwierigen Kindern befassen, also ein Spezialangebot darstellen? Oder sollen
Tagesbetreuungsstrukturen primär für RegelklassenschülerInnen bestehen, die nur zu einem
gewissen Teil auch „schwierigere“ Kinder mittragen können? Letzteres würde zur Integration
der SchülerInnen zweifellos mehr beitragen als ausgrenzende Sonderangebote, es würde
aber einige Angebote mehr erfordern.
Und schliesslich stellt sich die Frage, welches Ziel hinter den unterschiedlichen verwendeten
Bezeichnungen steckt. So grenzen sich die heutigen Angebote auf der Orientierungsstufe
vom Begriff Tagesschule ab durch Begriffe wie Tagesbetreuungsstruktur OS Wasgenring und
Gellert oder Tagesstruktur OS Grendelmatten und Hebel, obwohl insbesondere die Projekte
Grendelmatten und Hebel als solche bezeichnet werden könnten.
Evaluation „Schul- und familienergänzende Tagesstrukturen für Schülerinnen und Schüler im Kanton Basel-Stadt“ (2003)
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