Endausbau der KVA Trimmis? Gestern richtig! Heute falsch ... - Gevag
Endausbau der KVA Trimmis? Gestern richtig! Heute falsch ... - Gevag Endausbau der KVA Trimmis? Gestern richtig! Heute falsch ... - Gevag
Ausgabe Nr.19 Informationen des GEVAG zum Thema Abfallbewirtschaftung Endausbau der KVA Trimmis? Gestern richtig! Heute falsch? Abfall & Recycling der Pfahlbauer
- Seite 2 und 3: Impressum Herausgeber: GEVAG Gemein
- Seite 4 und 5: Rolf Stiffler Alter geb. 1938 Wohn
- Seite 6 und 7: Regula Eichenberger- Büchi Alter
- Seite 8 und 9: Bea Räschle GEVAG Vor 40 Jahren ha
- Seite 10: Jürg Looser GEVAG GEVAG- Abstimmun
- Seite 13 und 14: Zurückkehrend zu den drei Teilproj
- Seite 15 und 16: Standpunkt Eine Kehrichtverbrennung
- Seite 17 und 18: der magnetischen Entschrottung auf
- Seite 19 und 20: en dort gelagert haben, wieder aufg
- Seite 21 und 22: Fazit Mancher mag der Zeit nachwein
- Seite 23 und 24: Hinter dem wissenschaftlichen Begri
- Seite 25 und 26: gevag mit eigener Homepage Wir sind
- Seite 27 und 28: sionsalter für die Annahme zustän
Ausgabe Nr.19<br />
Informationen des GEVAG zum Thema Abfallbewirtschaftung<br />
<strong>Endausbau</strong> <strong>der</strong> <strong>KVA</strong> <strong>Trimmis</strong>?<br />
<strong>Gestern</strong> <strong>richtig</strong>! <strong>Heute</strong> <strong>falsch</strong>?<br />
Abfall & Recycling <strong>der</strong> Pfahlbauer
Impressum<br />
Herausgeber: GEVAG<br />
Gemeindeverband für Abfallentsorgung<br />
in Graubünden<br />
7201 Untervaz-Bahnhof<br />
Redaktionskommission:<br />
Hans Thöny<br />
François Boone<br />
Gestaltung/Illustrationen:<br />
Atelier Bisig, Grüsch<br />
Druck: AG Buchdruckerei<br />
Schiers<br />
Abschied mit einem lachenden und einem<br />
weinenden Auge<br />
Nein, die Überschrift hat rein nichts zu tun<br />
mit meiner zufällig fast gleichzeitig erfolgten<br />
Augenoperation. Vielmehr benütze ich<br />
den mir hier zur Verfügung gestellten<br />
Schriftraum, um mich im Hinblick auf<br />
meine bevorstehende Amtsübergabe als<br />
GEVAG-Präsident offiziell zu verabschieden.<br />
12 Jahre hat mein Engagement gedauert,<br />
das ich sehr genossen habe. Dabei konnte<br />
ich auf eine ausgezeichnete Crew zählen,<br />
sei es im Vorstand, in <strong>der</strong> Geschäftsleitung,<br />
beim Personal und den verschiedenen<br />
Kommissionen, bei den Delegierten, Gemeinden<br />
und Amtsstellen. Dafür bedanke<br />
ich mich herzlich und wünsche meiner<br />
Nachfolge ebenso angenehme Arbeitsbedingungen<br />
bei allem Bestreben, das Optimum<br />
herauszuholen – für die Bevölkerung<br />
und die Umwelt.<br />
Es ist schon so; ein erfolgreiches Wirken<br />
ist in <strong>der</strong> Regel nicht eine Einzelleistung,<br />
son<strong>der</strong>n das Resultat vieler erfreulicher<br />
Einsätze auf verschiedenen Stufen. Deshalb<br />
auch das tränende Auge, weil ich<br />
diese tolle Zusammenarbeit zweifelsohne<br />
vermissen werde.<br />
Weshalb denn auch ein lachendes Auge?<br />
Es betrifft dies einen gewissen Stolz auf das<br />
Gesamtwerk, welches lange vor unserer<br />
Tätigkeit fortschrittliche Kräfte als Pioniertat<br />
eingeleitet haben, auf <strong>der</strong> man später<br />
2<br />
ditorial<br />
sukzessive weiter aufbauen konnte. Denn,<br />
vergessen wir nicht, als 1968 33 Gemeinden<br />
den «Gemeindeverband für Abfallentsorgung<br />
in Graubünden» (GEVAG) gründeten,<br />
hätten man noch über 30 Jahre billig<br />
und wenig umweltfreundlich wild im<br />
Freien Abfälle deponieren können. Die Bevölkerung<br />
und <strong>der</strong> Umwelt zuliebe hat man<br />
die Verbrennung und die Wie<strong>der</strong>verwertung<br />
gewählt.<br />
<strong>Heute</strong> pflege ich jeweils bei Präsentationen<br />
etwas maliziös, aber zutreffend zu bemerken:<br />
«Es kommt aus unserem Kamin die<br />
bessere Luft heraus als unten hineingeht.»<br />
Dafür sorgen zahlreiche Filter und Wäscher.<br />
Der Weg zum top-mo<strong>der</strong>nen thermischen<br />
Recyclingwerk war nicht immer<br />
hin<strong>der</strong>nislos. So verwehrten 1996 die<br />
Stimmbürgerinnen und Stimmbürger <strong>der</strong><br />
GEVAG-Gemeinden den Bau einer zweiten<br />
Ofenlinie, was zur Folge hatte, dass Bündner<br />
Kehricht nach Nie<strong>der</strong>urnen, Buchs und<br />
Horgen transportiert werden musste. Auch<br />
<strong>der</strong> GEVAG hatte jährlich rund 10’000 Tonnen<br />
zu exportieren. Das Verwaltungsgericht<br />
des Kantons verbot uns später aufgrund<br />
unserer diesbezüglich nicht sehr<br />
zweckmässigen Statuten, die für Än<strong>der</strong>ungen<br />
je<strong>der</strong> einzelnen Gemeinde ein Vetorecht<br />
einräumen, Siedlungsabfälle aus<br />
Nichtbünden zu verarbeiten. Auch durften<br />
wir fortan nicht die technisch mögliche<br />
Maximalkapazität ausnützen, was sich vor<br />
allem auf die Gebühren nie<strong>der</strong>schlägt.
Nun aber zu den Highlights <strong>der</strong> jüngeren<br />
Geschichte unseres Betriebs: Im Juni dieses<br />
Jahres fand <strong>der</strong> Bau einer echten zweiten<br />
Ofenlinie die grosse Zustimmung <strong>der</strong> GE-<br />
VAG-Stimmbürgerschaft mit über 70% Ja-<br />
Stimmen und machte damit auch den Weg<br />
frei für spätere neue Bündner-Kunden. Erfreulich<br />
war auch die Möglichkeit AVM,<br />
PEB und CRER für die Verwertung ihres Abfalls<br />
in <strong>Trimmis</strong> zu gewinnen. Wir erhielten<br />
zudem die Bewilligung <strong>der</strong> Delegierten,<br />
um einen zweiten Abfallbunker zu erstellen,<br />
die Logistik wesentlich zu verbessern,<br />
den Rauchgaswäscher zu erneuern und<br />
werden höchst wahrscheinlich eine Fernwärmeleitung<br />
in die Spitäler und Heime<br />
nach Chur Nord bauen können. Positiv entwickelt<br />
sich auch die Anlage zur Ausscheidung<br />
von Eisen und Buntmetallen, für die<br />
ein interessanter Markt entstanden ist. Das<br />
sind nur die auffälligsten Mo<strong>der</strong>nisierungen<br />
in <strong>der</strong> <strong>KVA</strong> <strong>Trimmis</strong> – die Technik entwickelt<br />
sich rasant und wir wollten immer<br />
vorne dabei sein.<br />
Und nun, wie gesagt, das war mein letzter<br />
Beitrag an dieser Stelle und es verbleibt mir<br />
nur noch, allen Mitbeteiligten nochmals<br />
bestens zu danken für ihre Unterstützung<br />
in einer guten Sache. <br />
Rolf Stiffler, GEVAG-Verbandspräsident<br />
3
Rolf Stiffler <br />
Alter geb. 1938<br />
Wohnort Chur<br />
Familie verheiratet /1 erwachsene<br />
Tochter, 1 erwachsener Sohn<br />
Beruf Dr. iur.<br />
Herr Stiffler was hat Sie vor rund 12 Jahren<br />
dazu bewogen beim GEVAG in den Vorstand<br />
einzutreten?<br />
Eine Gruppe von Gemeindevertretern und<br />
politisch Interessierten kam auf mich zu,<br />
weil eine Ablösung <strong>der</strong> bisherigen GEVAG-<br />
Crew bevorstand. Da ich gerade am Ende<br />
meiner gesetzlichen Amtszeit als Stadtpräsident<br />
von Chur war, interessierte mich dieser<br />
anspruchsvolle Teilzeit-Job sehr, obwohl<br />
ich ursprünglich an<strong>der</strong>e Berufspläne hatte.<br />
Die Wahl verlief dann offenbar sehr spannend;<br />
ich verfolgte sie nur am Lokalradio.<br />
Welche Visionen hatten Sie damals für die<br />
Zukunft des GEVAG?<br />
Es war ein einziges Ziel: Früher o<strong>der</strong> später<br />
sollte eine zweite Ofenlinie gebaut werden.<br />
Eine allein ist nämlich im Falle eines Defektes<br />
o<strong>der</strong> einer Revision fatal. Zudem<br />
4<br />
interview:<br />
Rolf Stiffler<br />
musste man schon damals rund 10’000<br />
Tonnen Kehricht pro Jahr relativ teuer und<br />
umweltmässig fragwürdig ins rund 70 Kilometer<br />
entfernte Buchs karren, wobei die<br />
dortige Verbrennungsanlage keinen Geleiseanschluss<br />
hatte!<br />
Wurden Ihre Erwartungen erfüllt?<br />
Mit <strong>der</strong> nötigen Geduld, verstärkter Aufklärungsarbeit<br />
und dem intensiven Einsatz<br />
aller Mitarbeitenden gelang dies nach 12<br />
Jahren. Das Logo «Saubere Energie aus Abfall»<br />
hat uns dabei geholfen.<br />
Was würden Sie heute an<strong>der</strong>s machen?<br />
Eigentlich war das gewählte Vorgehen ja<br />
<strong>richtig</strong> und erfolgreich.<br />
Wie haben Sie die intensive Zeit im Vorstand<br />
erlebt?<br />
Mehrheitlich positiv, dies nicht zuletzt auch<br />
wegen <strong>der</strong> guten Geschäftsleitung und<br />
dem Personal.<br />
Welches war für Sie das Highlight und <strong>der</strong><br />
Tiefpunkt in <strong>der</strong> Zeit Ihres Wirkens im Vorstand?<br />
Sehr positiv war natürlich das überragende<br />
Resultat bei <strong>der</strong> Volksabstimmung im Juni<br />
dieses Jahres, als rund 73% des GEVAG-<br />
Stimmvolkes ja zu einer echten zweiten<br />
Ofenlinie sagte. Für mich enttäuschend war<br />
die Beschwerde <strong>der</strong> Gemeinde Zizers gegen<br />
eine maximale Ausnützung <strong>der</strong> Verbrennungskapazität.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> unzweck
mässigen Statuten musste das Verwaltungsgericht<br />
die Eingabe schützen.<br />
Merkwürdig war <strong>der</strong> nachbarliche Protest,<br />
indem dieselbe Gemeinde im Projekt «Tardis»<br />
auf ihrem Boden ohne weiteres 1’200<br />
neue Parkplätze bewilligte!<br />
Wo sehen Sie die Zukunftschancen des<br />
GEVAG?<br />
Weitere Abwärmenutzungen. Nebst Eigenbedarf,<br />
Dampflieferungen nach Landquart<br />
und Stromabgabe ans Netz des «ewz» ist<br />
eine Fernwärmeleitung zu den Spitälern<br />
und Heimen im Norden Churs auf gutem<br />
Wege.<br />
Warum war es Ihnen wichtig im Vorstand<br />
des GEVAG mitzuarbeiten?<br />
Ich übernehme gerne Führungsverantwortung<br />
für interessante und vernünftige Projekte.<br />
Dazu gehörte eben auch die faszinierende<br />
Aufgabe GEVAG.<br />
Hat sich Ihre Einstellung zum GEVAG im<br />
Laufe <strong>der</strong> Zeit als Vorstandsmitglied geän<strong>der</strong>t?<br />
Sie war von Anfang an gut und wurde im<br />
Laufe <strong>der</strong> Tätigkeit immer noch besser. Es<br />
ging uns ja darum gemeinsam einen wichtigen<br />
Beitrag an eine intakte Umwelt zu<br />
gewährleisten, möglichst viel thermisch zu<br />
verwerten zur Energiegewinnung und bei<br />
all dem zugunsten <strong>der</strong> Gemeinden unternehmerisch<br />
und wirtschaftlich zu handeln.<br />
Hatten Sie die Möglichkeit sich mit an<strong>der</strong>en<br />
Vorstandsmitglie<strong>der</strong>n von schweizerischen<br />
<strong>KVA</strong>’s auszutauschen und wie hat<br />
dies gegebenenfalls ihr Handeln beeinflusst?<br />
Das gehört natürlich selbstredend mit zu<br />
einer seriösen Berufsausführung. Zudem<br />
wollten wir im Rahmen des Möglichen stets<br />
«vorne» dabei sein. Wir haben jedoch festgestellt,<br />
dass immer mehr Abfallentsorger<br />
aus dem In- und Ausland zu uns kamen, um<br />
unsere mo<strong>der</strong>nen Anlagen zu studieren.<br />
Haben Sie während Ihrer Amtszeit jemals<br />
ans Aufhören gedacht und was hat Sie gegebenenfalls<br />
dazu bewogen weiter im Vorstand<br />
zu verbleiben?<br />
Keinesfalls. Ich gehe nach 12 Jahren freiwillig,<br />
um neuen Kräften Platz zu machen, die<br />
neue Ideen und neuen Schwung in den Betrieb<br />
bringen.<br />
Wie werden Sie jetzt Ihre freie Zeit nutzen?<br />
Das Wort Freizeit ist einstweilen relativ zu<br />
gebrauchen, denn verschiedene Mandate<br />
verbleiben mir noch, so vor allem im Zu-<br />
sammenhang mit dem Bürgermeisteramt in<br />
Chur. Freie Kapazitäten werden für Reisen,<br />
Breitensport und natürlich die Familie eingesetzt.<br />
Was wünschen Sie dem GEVAG für die<br />
Zukunft?<br />
Die Zulieferung <strong>der</strong> Abfälle aus ganz<br />
Graubünden, eine stets vorbildliche Technik<br />
im Dienste unserer Umwelt und das Gelingen<br />
neuer Pläne.<br />
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?<br />
Etwas weniger Hektik und mehr Musse, um<br />
Dinge zu tun, die in den letzten Jahren vielleicht<br />
zu kurz kamen. Vor allem jedoch gute<br />
Gesundheit als Voraussetzung für diese<br />
Ziele.<br />
Werden Sie den GEVAG vermissen?<br />
Sicherlich, aber jede Tätigkeit hat einmal ein<br />
Ende. Ich werde aber mit Interesse die Entwicklung<br />
des GEVAG «von <strong>der</strong> Tribüne<br />
aus» verfolgen, ohne mich künftig einzumischen…<br />
Wir danken Ihnen für das Gespräch und<br />
wünschen Ihnen und Ihrer Familie alles<br />
Gute. <br />
5<br />
Von links nach rechts<br />
Rolf Stiffler, Regula<br />
Eichenberger-Büchi<br />
und Karl Frei.
Regula Eichenberger-<br />
Büchi <br />
Alter geb. 1948<br />
Wohnort Arosa<br />
Familie verheiratet /2 erwachsene<br />
Söhne<br />
Beruf Hausfrau/Sekretärin<br />
Frau Eichenberger was hat Sie vor rund 12<br />
Jahren dazu bewogen beim GEVAG in den<br />
Vorstand einzutreten?<br />
Als Gemein<strong>der</strong>ätin und Mitglied <strong>der</strong> Baukommission<br />
sowie Delegierte des GEVAG<br />
war ich bereits relativ gut vertraut mit <strong>der</strong><br />
Materie.<br />
Welche Vision hatten Sie damals für die<br />
Zukunft des GEVAG?<br />
Nachdem ich die untragbaren Zustände <strong>der</strong><br />
Deponie in Arosa noch miterlebt habe, waren<br />
für mich die Verbrennung <strong>der</strong> Abfälle<br />
und die daraus mögliche Wärmenutzung<br />
<strong>der</strong> einzig <strong>richtig</strong>e Weg.<br />
Wie haben Sie die intensive Zeit im Vorstand<br />
erlebt?<br />
Mit dem Neubau <strong>der</strong> Ofenlinie erlebte ich<br />
als Mitglied <strong>der</strong> Baukommission eine sehr<br />
intensive und anspruchsvolle Zeit, welche<br />
6<br />
interview:<br />
Regula<br />
Eichenberger-Büchi<br />
sich jedoch durch die erspriessliche und harmonische<br />
Zusammenarbeit innerhalb des<br />
Vorstandes und <strong>der</strong> Geschäftsleitung in<br />
allen Belangen positiv auswirkte.<br />
Welches war für Sie das Highlight und <strong>der</strong><br />
Tiefpunkt in <strong>der</strong> Zeit Ihres Wirkens im Vorstand?<br />
Die Inbetriebnahme <strong>der</strong> neuen Ofenlinie im<br />
2005 und das enorme Interesse <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
am Tag <strong>der</strong> offenen Tür bestätigten<br />
mir, dass <strong>der</strong> GEVAG mit seinem innovativen<br />
Handeln auf dem <strong>richtig</strong>en Weg war.<br />
Ein weiterer Höhepunkt war die klare<br />
Zustimmung <strong>der</strong> Verbandsgemeinden für<br />
die Erneuerung <strong>der</strong> alten Ofenlinie. Dass<br />
<strong>der</strong> GEVAG bei <strong>der</strong> Verbrennungskapazität<br />
in seinem wirtschaftlichen Handeln eingeschränkt<br />
wurde, ist für mich unverständlich<br />
und sehr bedauerlich.<br />
Wo sehen Sie die Zukunftschancen <strong>der</strong> GE-<br />
VAG?<br />
In <strong>der</strong> Energiegewinnung (Dampf, Warmwasser,<br />
Strom).<br />
Was wünschen Sie dem GEVAG für die<br />
Zukunft?<br />
Dass die anvisierten Projekte (Neubau<br />
Ofenlinie1, Bunkererweiterung, Fernwärme<br />
Chur) erfolgreich abgeschlossen werden<br />
können. Im Weiteren hoffe ich, dass in<br />
naher Zukunft sämtlicher Abfall aus dem<br />
Kanton Graubünden in <strong>der</strong> Kehrichtverbrennungsanlage<br />
in <strong>Trimmis</strong> entsorgt wird.<br />
Frau Eichenberger wir danken Ihnen für<br />
das Gespräch und wünschen Ihnen und<br />
Ihrer Familie alles Gute. <br />
interview:<br />
Karl Frei<br />
Alter geb. 1940<br />
Wohnort Davos<br />
Familie verheiratet /2 erwachsene<br />
Töchter<br />
Beruf Haustechniker<br />
Herr Frei was hat Sie vor rund 12 Jahren<br />
dazu bewogen beim GEVAG in den Vorstand<br />
einzutreten?<br />
Als Mitglied des Grossen Landrates <strong>der</strong><br />
Landschaft Davos war ich bereits GEVAG
Delegierter und war daher bereit mich in<br />
den Vorstand wählen zu lassen und noch<br />
mehr Verantwortung zu übernehmen. Aber<br />
auch die Motivation, als Vertreter des grössten<br />
Ferienortes Graubündens, mitverantwortlich<br />
für die fachgerechte Entsorgung<br />
<strong>der</strong> Abfälle zu sein.<br />
Welche Visionen hatten Sie damals für die<br />
Zukunft des GEVAG?<br />
Meine Vision war, dass die Kehrichtverbrennungsanlage<br />
immer auf dem neuesten<br />
Stand <strong>der</strong> Technik sein muss, damit die<br />
Abfälle umweltgerecht entsorgt werden<br />
können.<br />
Wurden Ihre Erwartungen erfüllt?<br />
Ja, durch viele interessante und weitsichtige<br />
Diskussionen und Meinungen im Vorstand.<br />
Was würden Sie heute an<strong>der</strong>s machen?<br />
Ich bin überzeugt, dass wir im Vorstand<br />
gute Arbeit geleistet haben. Unser Ziel war<br />
immer die bestmögliche umweltgerechte<br />
Entsorgung <strong>der</strong> angelieferten Abfälle und<br />
ich glaube, dass wir dieses Ziel erreicht<br />
haben.<br />
Wie haben Sie die intensive Zeit im Vorstand<br />
erlebt?<br />
Für mich war es eine sehr interessante Zeit<br />
und ich durfte viele wegweisende Entscheide<br />
mittragen.<br />
Welches war für Sie das Highlight und <strong>der</strong><br />
Tiefpunkt in <strong>der</strong> Zeit Ihres Wirkens im Vorstand?<br />
Der Tiefpunkt war, als die Volksabstimmung<br />
2008 für die Sanierung/Erneuerung<br />
<strong>der</strong> alten Ofenlinie mit unseriösen Berichten<br />
erzwungen wurde, obwohl die Delegierten<br />
dem Vorhaben zugestimmt hatten.<br />
Das Highlight war dann das klare Abstimmungsresultat<br />
zugunsten des Vorstandes<br />
mit 15’575 Ja zu 6’299 Nein Stimmen.<br />
Wo sehen Sie die Zukunftschancen des<br />
GEVAG?<br />
Die Zukunft des GEVAG liegt in <strong>der</strong> Lieferung<br />
von sauberer Energie und <strong>der</strong> umweltgerechten<br />
Entsorgung <strong>der</strong> angelieferten<br />
Abfälle.<br />
Warum war es Ihnen wichtig im Vorstand<br />
des GEVAG mitzuarbeiten?<br />
Es war mir wichtig, einen persönlichen Beitrag<br />
für die Sache <strong>der</strong> Umwelt und Natur<br />
leisten zu können. Gleichzeitig habe ich viel<br />
gelernt und auch feststellen müssen, dass<br />
nicht alles möglich ist, aber mit Beharrlichkeit<br />
trotzdem viel erreicht werden kann.<br />
Hat sich Ihre Einstellung zum GEVAG im<br />
Laufe <strong>der</strong> Zeit als Vorstandsmitglied geän<strong>der</strong>t?<br />
Nein<br />
Haben Sie während Ihrer Amtszeit jemals<br />
ans Aufhören gedacht und was hat Sie gegebenenfalls<br />
dazu bewogen weiter im Vorstand<br />
zu verbleiben?<br />
Ich habe nie daran gedacht während <strong>der</strong><br />
Amtszeit aufzuhören. Jetzt aber nach 12<br />
Jahren finde ich es an <strong>der</strong> Zeit, neuen Kräften<br />
die Möglichkeit zu geben, den GEVAG<br />
weiter in die Zukunft zu führen.<br />
Wie werden Sie jetzt Ihre freie Zeit nutzen?<br />
Meine Freizeit wird auch in Zukunft voll<br />
ausgefüllt sein.<br />
Was wünschen Sie dem GEVAG für die Zukunft?<br />
Ich wünsche dem GEVAG, dass er auch in<br />
Zukunft nach ökologischen und ökonomischen<br />
Grundsätzen geführt werden kann.<br />
Werden Sie den GEVAG vermissen?<br />
Sicher werde ich auf eine gewisse Art den<br />
GEVAG vermissen. Die vielen Diskussionen<br />
und Entscheide, vor allem als Präsident <strong>der</strong><br />
Finanzkommission, waren für mich eine beson<strong>der</strong>e<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />
Herr Frei wir wünschen Ihnen nur das Beste<br />
für die Zukunft und danken Ihnen herzlich<br />
für das Interview. <br />
7<br />
Karl Frei
Bea Räschle<br />
GEVAG<br />
Vor 40 Jahren haben sich 33 Gemeinden<br />
aus den Regionen Churer Rheintal, Prättigau,<br />
Davos, Schanfigg und Lenzerheide<br />
zum Gemeindeverband für Abfallentsorgung<br />
in Graubünden (GEVAG) zusammengeschlossen.<br />
<strong>Heute</strong> besteht <strong>der</strong> GEVAG aus<br />
40 Verbandsgemeinden. Da wir die ganze<br />
Bevölkerung an diesem grossen Jubiläum<br />
teilnehmen lassen wollten, hat <strong>der</strong> GEVAG-<br />
Vorstand beschlossen, zusammen mit den<br />
rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
die Tage <strong>der</strong> offenen Tür durchzuführen.<br />
Mit grossem Elan wurde über Wochen geplant,<br />
gebaut, organisiert und vorbereitet<br />
um allen Besucherinnen und Besuchern einen<br />
unvergesslichen Tag zu bieten. Bei einem<br />
Rundgang durch die gesamte Anlage<br />
8<br />
17./18. Mai 2008<br />
Samstag 11.00 – 17.00 Uhr<br />
Sonntag 9.00 – 16.00 Uhr<br />
Nach dem Rundgang erhalten Sie ein Souvenir,<br />
Getränk und etwas vom Grill Kin<strong>der</strong>programm<br />
17./18. Mai 2008<br />
Tag <strong>der</strong><br />
offenen Tür<br />
Wie<strong>der</strong>um war <strong>der</strong> Tag <strong>der</strong> offenen Tür<br />
ein voller Erfolg. Rund 5’000 Besucher<br />
liessen sich vom technischen Know-how<br />
<strong>der</strong> Kehrichtverbrennungsanlage beeindrucken.<br />
konnten sich alle Interessierten genau über<br />
die «saubere Lösung» für den Abfall informieren<br />
lassen. Gerne und oft durften<br />
unsere Angestellten die einzelnen Verfahrenstechniken<br />
den Besucherinnen und Besuchern<br />
vorstellen. In einem gelungenen<br />
Kurzfilm wurde die gesamte Anlage bildlich<br />
erläutert. Nach dem Rundgang war auch<br />
für das leibliche Wohl gesorgt. Gegen<br />
5’000 Personen wurde mit Speis und Trank<br />
verwöhnt, wobei auch unsere kleinsten<br />
Besucher nicht vergessen wurden. Viele Familien<br />
mit Kin<strong>der</strong>n genossen die Tage <strong>der</strong><br />
offenen Tür beim Karussellfahren, im Sandkasten,<br />
auf dem Gumpischloss o<strong>der</strong> beim<br />
Zuhören <strong>der</strong> Lie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Drehorgelspielerin.<br />
Alle Besucherinnen und Besucher haben<br />
zum Abschied eine kleine Überraschung<br />
mitnehmen dürfen.<br />
Viele positive Reaktionen haben uns im Anschluss<br />
an die Tage <strong>der</strong> offenen Tür erreicht.<br />
Wir sind stolz, dass wir einem grossen Teil<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung einen unvergesslichen Tag<br />
bieten konnten. Vielen Dank allen Besucherinnen<br />
und Besuchern, dem Vorstand, den<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einfach<br />
allen, die zum Gelingen des Festes beigetragen<br />
haben.
9<br />
Hilfsdampfkessel zur<br />
Notversorgung <strong>der</strong> Papierfabrik<br />
in Landquart.<br />
Frontseite mit Blickfenster<br />
des Verbrennungsofens 2.<br />
<br />
Komandoraum:<br />
Schichtführer bei <strong>der</strong> Überwachung<br />
<strong>der</strong> Anlage.<br />
Festzelt: Der Turnverein<br />
Igis übernahm die Bewirtung<br />
unserer Besucher.
Jürg Looser<br />
GEVAG<br />
GEVAG-<br />
Abstimmung vom<br />
1. Juni 2008<br />
Dass künftig sämtlicher Abfall aus dem<br />
Kanton durch einen Ausbau <strong>der</strong> Ofenlinie<br />
fachgerecht und umweltfreundlich<br />
entsorgt werden kann, hat die Abstimmung<br />
vom 1. Juni 2008 gezeigt.<br />
Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger<br />
<strong>der</strong> GEVAG-Verbandsgemeinden waren am<br />
1. Juni 2008 aufgerufen über die Gesamterneuerung<br />
<strong>der</strong> alten Ofenlinie abzustimmen.<br />
Der Erneuerung des Ofens hatten<br />
bereits die GEVAG-Delegierten klar zugestimmt.<br />
Gegen diesen Beschluss hatten<br />
sechs Verbandsgemeinden rekurriert. Bei<br />
einer Stimmbeteiligung von 37,41% wurde<br />
dem Kredit für die Erneuerung <strong>der</strong> alten<br />
Ofenlinie von 47 Mio. Franken mit 15’575<br />
Ja-Stimmen zu 6’299 Nein-Stimmen klar<br />
zugestimmt.<br />
Mit diesem weitsichtigen Entscheid des<br />
Souveräns sind wir für die Zukunft gerüstet,<br />
um sämtliche anfallenden Abfälle aus dem<br />
Kanton Graubünden energetisch zu verwerten,<br />
wie es die kantonale Abfallplanung<br />
vorsieht. Das klare Verdikt bestärkt und bestätigt<br />
auch den Vorstand in seiner Arbeit<br />
für eine ökologische und ökonomische Abfallentsorgung<br />
in unserem Kanton.<br />
Bereits 1996 fand eine Abstimmung über<br />
den Ausbau <strong>der</strong> <strong>KVA</strong> <strong>Trimmis</strong> mit einer<br />
zweiten Ofenlinie statt. Damals wurde<br />
diese neue Verfahrenslinie klar von den<br />
Stimmberechtigten im GEVAG-Verbandsgebiet<br />
abgelehnt.<br />
Der Vergleich <strong>der</strong> beiden Abstimmungen<br />
zeigt deutlich, dass in weiten Teilen <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
ein Umdenken im Bereich <strong>der</strong><br />
Abfallbewirtschaftung stattgefunden hat.
François Boone<br />
Geschäftsleiter des GEVAG<br />
12<br />
Endlich <strong>der</strong><br />
<strong>Endausbau</strong><br />
<strong>KVA</strong> <strong>Trimmis</strong>?<br />
<strong>Endausbau</strong> <strong>KVA</strong> <strong>Trimmis</strong>? Diese Frage kann<br />
man sich angesichts <strong>der</strong> geplanten Erneuerungen<br />
in den Jahren 2009/2010 des Rauchgaswäschers 1<br />
sowie <strong>der</strong> Anpassung <strong>der</strong> Anlieferlogistik für Abfall<br />
und dem Neubau des aus dem Jahre 1990 stammenden<br />
Ofens im Zeitbereich von 2011/2012 stellen.<br />
Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt<br />
dabei 89 Millionen CHF (Kostenstand 2007).<br />
Der Neubau des Ofens war auch Gegenstand<br />
<strong>der</strong> Volksabstimmung vom 1. Juni<br />
2008, bei welcher das Volk die Vorlage mit<br />
knapp 72% JA-Stimmen angenommen hat.<br />
Zurückkommend auf die eingangs aufgeworfene<br />
Frage «<strong>Endausbau</strong> <strong>KVA</strong> <strong>Trimmis</strong>?»,<br />
dies kann man mit einem klaren JA<br />
beantworten. Mit dem Anlagenlayout, wie<br />
es nun geplant wird, kann <strong>der</strong> anfallende<br />
Bündner Abfall zukünftig effizient angenommen<br />
und energetisch verwertet werden.<br />
Natürlich muss die Anlage auch in<br />
Zukunft in einzelnen Verfahrensbereichen<br />
wie<strong>der</strong> erneuert werden. Auch sind weitere<br />
Ausbauten im Bereich Energieversorgung,<br />
wie zum Beispiel <strong>der</strong> Fernwärmeversorgung<br />
des Stadtgebietes von Chur Nord, wahrscheinlich..<br />
Ebenfalls wird die Rückgewinnung<br />
von Wertstoffen aus <strong>der</strong> Schlacke in<br />
Zukunft noch weiter vorangetrieben. Als<br />
Fazit kann man somit sagen, dass vom Kehrichtmengenlayout<br />
her die Anlage einen<br />
<strong>Endausbau</strong> erfährt, jedoch auch in Zukunft<br />
weiterhin diverse Projekte welche <strong>der</strong> Energieeffizienz<br />
und dem Wertstoffkreislauf<br />
dienen, angedacht und eventuell auch ausgeführt<br />
werden.
Zurückkehrend zu den drei Teilprojekten<br />
unseres Ausbauvorhabens.<br />
1. Logistikanpassung und<br />
Bunkervergrösserung<br />
Der Kernbereich <strong>der</strong> Abfalllogistik, d.h. <strong>der</strong><br />
Kehrichtbunker mit <strong>der</strong> zugehörigen Abladesituation<br />
sowie <strong>der</strong> Kehrichtstapelung,<br />
geht noch auf die Anfänge <strong>der</strong> <strong>KVA</strong> <strong>Trimmis</strong><br />
in den 70-er Jahren zurück und muss an<br />
die heutigen Bedürfnisse angepasst werden.<br />
Die stark gestiegenen Kehrichtmengen des<br />
Gewerbes und <strong>der</strong> Industrie sowie von<br />
privaten Direktanlieferern führen infolge<br />
ungünstiger Platzverhältnisse, am Ablad zu<br />
<strong>der</strong> Sperrgutschere und bei den Entladestellen<br />
des Bunkers, zu Engpässen und Staus<br />
für die gesamte Kehrichtanlieferung. Wartezeiten<br />
von bis zu zwei Stunden müssen<br />
von den Anlieferern in Spitzenzeiten in Kauf<br />
genommen werden. Des Weiteren führt<br />
die hohe Frequentierung von mittelgrossen<br />
LKWs und kleinen Lieferwagen sowie Per-<br />
sonenwagen zu einem Sicherheitsproblem,<br />
da die Handabla<strong>der</strong> in unmittelbarer Nähe<br />
<strong>der</strong> kippenden LKWs abladen müssen.<br />
Das auf die «Uranlage» 1975 zurückzuführende<br />
Stapelvolumen des Kehrichtbunkers<br />
genügt ausserdem nicht mehr für den<br />
heutigen Anlagenbetrieb. Dies ist u.a. an<br />
verlängerten Wochenenden bemerkbar, wo<br />
infolge ungenügen<strong>der</strong> Vorstapelungsmöglichkeit<br />
die Verbrennungsleistung reduziert<br />
werden muss. Sehr wichtig zu beachten ist,<br />
dass <strong>der</strong> zu kleine Bunker ein Mischen, d.h.<br />
Homogenisieren des Kehrichts nur sehr<br />
begrenzt zulässt. Dies führt zur Ofenbeschickung<br />
mit extremen Heizwert- und<br />
Schadstoffschwankungen, mit entsprechend<br />
negativen Folgen für den Betrieb wie<br />
erhöhtem Verschleiss, Verkrustungsproblemen<br />
in den Behandlungsanlagen für das<br />
Wäscherabwasser, Betriebsmittelverbrauch<br />
etc.<br />
Diese Situation wird durch die Errichtung<br />
eines zweiten Kehrichtbunkers auf <strong>der</strong><br />
Fläche des in Richtung Norden erweiterten<br />
<strong>KVA</strong>-Areals entscheidend verbessert, Der<br />
Kehrichtablad erfolgt in Zukunft in den<br />
Mit dem Ausbau <strong>der</strong><br />
Kehrichtverbrennungsanlage<br />
können LKWs- und Lieferwagenstaus<br />
vermieden<br />
werden.
Die Lagersituation kann<br />
durch einen neuen<br />
Bunker entscheidend<br />
verbessert werden.<br />
neuen Bunker, <strong>der</strong> auch mit zwei neuen<br />
Sperrgutzerkleinerern bestückt wird. Damit<br />
wird die Anlieferlogistik den heutigen Bedürfnissen<br />
angepasst, die Wartezeiten<br />
werden eliminiert, die Sicherheitsprobleme<br />
gelöst, und die Homogenisierungsaufgaben<br />
können bewältigt werden.<br />
Mit einem Bahnlogistikkonzept, basierend<br />
auf einem Kombisystem Bahn/LKW können<br />
Verbände, wie: Pro Engadina Bassa (PEB),<br />
Regiun Surselva (RS) und Abfallbewirtschaftungsverband<br />
Oberengadin (ABVO)<br />
in Zukunft direkt bei <strong>der</strong> <strong>KVA</strong> per Bahn anliefern.<br />
2. Ersatz des Rauchgaswäschers<br />
<strong>der</strong> Ofenlinie1990<br />
Die im Jahr 1990 erbaute Ofenlinie 1 wurde<br />
auf den bereits im Jahr 1988 in Betrieb<br />
genommenen Rauchgaswäscher 1 angeschlossen.<br />
Die Rauchgasreinigung dieser<br />
Linie wurde im Jahr 1998 mit einem Nass-<br />
Elektrofilter zur Abscheidung von Feinstaub<br />
und einem DeNOx-Katalysator zur Abscheidung<br />
von Stickoxiden (NO, NO2) sowie<br />
von chlorierten Kohlewasserstoffen<br />
(Dioxinen) ergänzt. Die Ofenlinie 1 wurde<br />
damit auf den neuesten Stand <strong>der</strong> Rauchgasreinigung<br />
gebracht.<br />
Der mittlerweile 20-jährige Rauchgaswäscher<br />
besteht noch aus einer Stahlkonstruktion,<br />
welche innen durch eine<br />
Gummibeschichtung gegen Korrosionsangriff<br />
geschützt ist. Die entsprechende Gummischutzschicht<br />
ist nur noch bedingt zu<br />
reparieren. Als Folge davon ereignen sich<br />
14<br />
immer mehr Leckagen infolge von Durchrostung<br />
des Rauchgaswäschers. Dies führt<br />
zu ungeplanten Stillständen, bei denen<br />
Notreparaturen durchgeführt werden müssen.<br />
Mo<strong>der</strong>ne Rauchgaswäscher sind aus<br />
glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) gebaut<br />
und somit resistent gegen Säureattacken.<br />
Der neue Rauchgaswäscher wird parallel<br />
zur bestehenden Anlage aufgebaut. Das<br />
heisst, es gibt keinen Austausch an bestehen<strong>der</strong><br />
Stelle. Somit kann die bestehende<br />
Anlage während <strong>der</strong> Bauphase weiter betrieben<br />
werden Es ist nur eine kurze<br />
Stillstandszeit für Umschlussarbeiten notwendig.<br />
Des Weiteren kann mit dieser Vorgehensweise<br />
den Platzbedürfnissen von<br />
mo<strong>der</strong>nen Rauchgaswäschern Rechnung<br />
getragen werden.<br />
3. Neubau <strong>der</strong> Ofens aus<br />
dem Jahre 1990<br />
Der aus dem Jahre 1990 stammende und<br />
mit einer nominalen Jahreskapazität von<br />
60’000 Tonnen gebaute alte Ofen wird bei<br />
Erneuerungsbeginn eine Betriebszeit von<br />
21 Jahren erreicht haben. Aufgrund <strong>der</strong><br />
Lebensdauer dieses Ofens wird <strong>der</strong> Betrieb<br />
immer schwieriger und aufwändiger. Erfahrungsgemäss<br />
zeigt sich, dass in den 80-iger<br />
Jahren erstellte Öfen nach 20 bis 25 Jahren<br />
ersetzt werden müssen. Für die Umsetzung<br />
einer Bündner Lösung am Standort <strong>Trimmis</strong><br />
benötigt man die Erneuerung des alten<br />
Ofens.
Standpunkt<br />
Eine Kehrichtverbrennungsanlage stellt<br />
heute für die Standortregion nicht nur<br />
eine Belastung dar, sie bietet auch Chancen,<br />
aktuell beson<strong>der</strong>s in Form des Ersatzes<br />
von fossilen Energieträgern durch<br />
Fernwärme. Neben <strong>der</strong> Minimierung <strong>der</strong><br />
von <strong>der</strong> Kehrichtverbrennung verursachten<br />
Umweltauswirkungen sollten heute<br />
für eine nachhaltige Entwicklung diese<br />
Chancen genutzt werden.<br />
Abfälle sind definitionsgemäss Dinge, <strong>der</strong>er<br />
man sich entledigen möchte. Die Menge<br />
des von uns allen verursachten Abfalls<br />
hängt klar von <strong>der</strong> wirtschaftlichen Lage<br />
ab: Je besser die Aussichten, desto grösser<br />
sind die Abfallmengen. Abfälle geben also<br />
sowohl quantitativ als auch qualitativ den<br />
Wohlstandes wie<strong>der</strong>.<br />
In <strong>der</strong> Zeit vor <strong>der</strong> Kehrichtverbrennung<br />
entledigte man sich des Abfalls in Deponien.<br />
Die in diesen Müllbergen herrschenden<br />
unappetitlichen Zustände sind für<br />
viele von uns heute noch Sinnbild für die<br />
Belastung <strong>der</strong> Umwelt durch Kehricht.<br />
Mit den Kehrichtverbrennungsanlagen ist<br />
es gelungen, Grund- und Oberflächengewässer<br />
von <strong>der</strong> Verschmutzung durch Abfälle<br />
zu schützen. Anfänglich haben die<br />
noch ohne aufwendige Rauchgasreinigungen<br />
betriebenen Verbrennungsanlagen das<br />
Umweltproblem von den Gewässern in die<br />
Luft verlagert: Schwermetalle und organische<br />
Schadstoffe wurden in die Umgebung<br />
<strong>der</strong> Anlagen getragen und stellten eine<br />
wirkliche Belastung <strong>der</strong> Umwelt dar. Bei<br />
den Untersuchungen im Rahmen <strong>der</strong> ökologischen<br />
Planung Bündner Rheintal vor<br />
22 Jahren waren diese Einwirkungen <strong>der</strong><br />
<strong>KVA</strong> <strong>Trimmis</strong> denn auch deutlich sichtbar.<br />
Mit den heutigen Behandlungen <strong>der</strong> Abgase<br />
ist mittlerweile auch dieses Problem<br />
bei Kehrichtverbrennungsanlagen im Normalbetrieb<br />
als gelöst zu betrachten. Ganz<br />
im Gegensatz zur illegalen Verbrennung<br />
von Abbruchholz o<strong>der</strong> gar Abfällen in den<br />
häuslichen Holzfeuerungen. Die dort verbrannten<br />
(Holz)abfälle haben bis zu 1000<br />
Mal mehr Schadstoffe zur Folge als bei <strong>der</strong><br />
korrekten Entsorgung in <strong>der</strong> <strong>KVA</strong>. Mit einer<br />
systematischen Kontrolle <strong>der</strong> kleinen Holzfeuerungen<br />
wird seit letztem Winter dieser<br />
für die Umwelt sehr problematischen Abfallverbrennung<br />
entgegengewirkt.<br />
Trotz <strong>der</strong> erfreulichen technischen Ent-<br />
wicklung in den Kehrichtverbrennungsanlagen<br />
gibt es nach wie vor gute Gründe,<br />
ernsthafte Anstrengungen zur Minimierung<br />
<strong>der</strong> Abfallmengen und die Separatsammlung<br />
von Metallen, Papier, PET und an<strong>der</strong>em<br />
zu unterstützen: So verursacht die<br />
Verbrennung von Abfällen immer noch<br />
Schlacke, die deponiert werden muss und<br />
Abwässer, die als Beitrag zur Gewässerverschmutzung<br />
nicht vernachlässigbar sind.<br />
Selbstverständlich müssen die Rauchgasreinigungsanlagen<br />
möglichst pannenfrei<br />
betrieben werden, damit nicht in Son<strong>der</strong>betriebszuständen<br />
Schadstoffe über den<br />
Luftweg freigesetzt werden. Beim Betreiber<br />
sind dazu die entsprechenden Selbstkontrollen<br />
vorzunehmen und vom ANU als<br />
Aufsichtsbehörde sind die Emissionen in<br />
die Umwelt strikt zu kontrollieren.<br />
Wenn wir uns bewusst sind, dass wir den<br />
Konsum von fossilen Energieträgern zur<br />
Erfüllung <strong>der</strong> Ziele des Klimaschutzes deutlich<br />
reduzieren müssen, so ist es naheliegend,<br />
das in den Kehrichtverbrennungsanlagen<br />
auch nach <strong>der</strong> Stromerzeugung<br />
noch vorhandene Potential an Abwärme<br />
sinnvoll zu nutzen. Mit dem Projekt einer<br />
Heisswasserleitung nach Chur Nord und<br />
dem entsprechenden Beschluss <strong>der</strong> GE-<br />
VAG-Delegierten vom Juni 2008, die technischen<br />
Installationen zur Wärmeabgabe<br />
in die <strong>KVA</strong> <strong>Trimmis</strong> realisieren zu können,<br />
sind gute Voraussetzungen geschaffen. <br />
Remo Fehr, Amtsleiter,<br />
Amt für Natur und Umwelt (ANU)<br />
15<br />
Die Rubrik Standpunkt<br />
dient <strong>der</strong> freien Meinungsäusserung<br />
in unserer<br />
KehRichtig.
Rückgewinnung<br />
von VA-Stählen<br />
François Boone<br />
Geschäftsleiter des GEVAG<br />
16<br />
nach <strong>der</strong><br />
Verbrennung<br />
Wertvolle Metalle, welche früher teilweise<br />
als Schlacke entsorgt wurden, können<br />
heute dank neuster Technik wie<strong>der</strong> in den<br />
Rohstoffkreislauf zurückgeführt werden.<br />
In <strong>der</strong> letzten Ausgabe <strong>der</strong> Keh<strong>richtig</strong> haben<br />
wir über die Möglichkeiten des «thermischen<br />
Recyclings» in <strong>der</strong> <strong>KVA</strong> <strong>Trimmis</strong><br />
berichtet, bei welchem Eisen und Buntmetallen<br />
nach <strong>der</strong> Verbrennung zurückgewonnen<br />
werden. Die <strong>KVA</strong> <strong>Trimmis</strong> geht heute<br />
noch einen Schritt weiter und gewinnt auch<br />
VA-Stähle o<strong>der</strong> im Volksmund auch Edelstähle<br />
genannt, aus <strong>der</strong> Schlacke zurück. Es<br />
handelt sich dabei vorwiegend um Haushaltsutensilien<br />
wie Pfannen, Besteck, Raffeleisen,<br />
Behälter, Möbelbestandteile o<strong>der</strong><br />
aus dem Baugewerbe stammende metallische<br />
Abfälle wie Abschnitte o<strong>der</strong> Installationsteile.<br />
Wie werden diese VA-Stähle zurückgewonnen?<br />
Die nach <strong>der</strong> Verbrennung verbleibende<br />
Ofenschlacke wird über ein Trommelsieb<br />
geführt wobei eine grobe und eine<br />
feine Fraktion anfällt. Aus diesen beiden<br />
Fraktionen werden Eisenteile mittels zweier<br />
Magneten herausgeholt. Aus <strong>der</strong> feineren<br />
Fraktion werden über einen Wirbelstromabschei<strong>der</strong>s<br />
die Buntmetalle wie zum Beispiel<br />
Aluminium, Kupfer und Messing abgeschieden.<br />
Die Grobfraktion wird nach
<strong>der</strong> magnetischen Entschrottung auf einen<br />
Hand-Sortiertisch geför<strong>der</strong>t. Die hier vorliegende<br />
Fraktion besteht aus Steinen, unverbranntem<br />
Material und eben aus Metallen,<br />
welche nicht magnetisch sind und somit aus<br />
Edelstahl o<strong>der</strong> grossen Stücken Buntmetalle<br />
wie Kupfer o<strong>der</strong> Messing bestehen.<br />
Wir rechnen mit rund 100 bis 150 Tonnen<br />
VA-Stahl pro Jahr. Durch die Rückgewinnung<br />
dieser Metalle schliesst sich wie<strong>der</strong>um<br />
ein weiterer Stoffkreislauf. Pfannen,<br />
Küchenutensilien und an<strong>der</strong>e metallische<br />
Haushaltsartikel, welche in einen 35-Liter<br />
Abfallsack passen, können ohne schlechtes<br />
Gewissen <strong>der</strong> Müllabfuhr mitgegeben werden.<br />
Die <strong>KVA</strong> <strong>Trimmis</strong> entnimmt bereits seit<br />
Jahrzehnten Eisen aus <strong>der</strong> Schlacke und seit<br />
2006 finden auch die Buntmetalle im Abfall<br />
wie<strong>der</strong> ihren Weg als Rohstoff in den Produktekreislauf.<br />
<strong>Heute</strong> werden jährlich aus<br />
<strong>der</strong> <strong>KVA</strong> <strong>Trimmis</strong> bis zu 2000 Tonnen Metalle<br />
<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>verwertung zugeführt. <br />
17<br />
Über einen Wirbelstromabschei<strong>der</strong><br />
werden Buntmetalle<br />
abgeschieden.<br />
Bis zu 2000 Tonnen<br />
Metalle werden jährlich<br />
<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>verwertung<br />
zugeführt.
<strong>Gestern</strong> <strong>richtig</strong>!<br />
<strong>Heute</strong> <strong>falsch</strong>?<br />
Die Separatsammlung <strong>der</strong> Metallfraktion funktioniert nicht:<br />
Drei Viertel <strong>der</strong> Metalle aus den Haushalten in <strong>der</strong> Schweiz<br />
werden mit dem Kehricht verbrannt und gelangen so in den<br />
Verbrennungsrückstand, die Schlacke. Die Separatsammlung<br />
von Metallen erweist sich immer mehr als überholt.<br />
Prof. Rainer Bunge<br />
Der defekte Korkenzieher, <strong>der</strong> stumpfe<br />
Nassrasierer, <strong>der</strong> verbogene Schraubenzieher,<br />
die alte Zündkerze, das defekte Spielzeugauto<br />
– sie alle enthalten Metallstücke.<br />
Doch diese Gegenstände werden nicht in<br />
<strong>der</strong> Separatsammlung entsorgt, son<strong>der</strong>n im<br />
Kehrichtsack. Stellt sich die Frage, was eigentlich<br />
mit den Metallen passiert?<br />
Auch wenn die in <strong>der</strong> Schweiz eingesammelten<br />
Kehrichtsäcke thermisch entsorgt<br />
werden, verschwinden die Metalle dabei<br />
nicht, son<strong>der</strong>n sie werden mit den Verbrennungsrückständen<br />
ausgetragen. Eisen-,<br />
Kupfer-, Messing- und Aluminiumstücke<br />
enden auf diese Weise in <strong>der</strong> Schlacke.<br />
Theoretisch könnte man die Metalle direkt<br />
aus dem Kehricht zurückgewinnen, also<br />
ohne vorherige Verbrennung. Das ist allerdings<br />
sehr schwierig und teuer. Vergleich-<br />
18<br />
bar wäre das mit dem Entfernen <strong>der</strong> Nägel<br />
vor dem Verbrennen alter Bretter: das ist<br />
viel einfacher, wenn die Bretter zuerst verbrannt<br />
und anschliessend die Nägel mit<br />
einem Magneten aus <strong>der</strong> Asche gefischt<br />
werden. Es ist also schlauer, den Kehricht<br />
erst zu verbrennen und die Metalle, nachdem<br />
sie von Kunststoffen, Holz und Textilien<br />
«frei» gebrannt sind, aus <strong>der</strong> Schlacke<br />
zu gewinnen.<br />
50 Millionen Fr.<br />
in <strong>der</strong> Schlacke<br />
Der gesamte Wert <strong>der</strong> Metallstücke in den<br />
jährlich 650’000 Tonnen Schweizer Kehrichtschlacken<br />
liegt bei rund 50 Millionen<br />
Franken. Kein Wun<strong>der</strong> also, dass die<br />
Schlacke aus <strong>der</strong> Kehrichtverbrennung aufbereitet<br />
wird. Mit Magneten werden die<br />
Eisenstücke aus <strong>der</strong> Schlacke zurückgewonnen.<br />
Kupfer, Messing, Aluminium und<br />
Chromstahl werden mit so genannten<br />
Wirbelstromschei<strong>der</strong>n und Sensorsortierern<br />
ausgeworfen. Rund 40’000 Tonnen Eisen<br />
und noch einmal 16’000 Tonnen an<strong>der</strong>e<br />
Metalle werden auf diese Weise jährlich<br />
rezykliert und an den Altmetallhandel verkauft.<br />
Die Preise für Altmetall sind <strong>der</strong>art gestiegen,<br />
dass es mittlerweile sogar gewinnbringend<br />
ist, die Schlacke auf alten Deponien<br />
wie<strong>der</strong> auszugraben. So wurden zum Beispiel<br />
in <strong>der</strong> Deponie Elbisgraben 150’000<br />
Tonnen Schlacke, die während vielen Jah-
en dort gelagert haben, wie<strong>der</strong> aufgenommen<br />
und zwecks Metallrückgewinnung<br />
aufbereitet.<br />
Weshalb Metalle separat<br />
sammeln?<br />
Da die Metalle sowieso aus den Schlacken<br />
<strong>der</strong> Kehrichtverbrennung zurück gewonnen<br />
werden, stellt sich die Frage, weshalb<br />
sie überhaupt noch separat gesammelt<br />
werden sollen? Wäre es nicht einfacher und<br />
kostengünstiger, die Metalle im Kehrichtsack<br />
zu entsorgen und anschliessend via<br />
<strong>KVA</strong> aus <strong>der</strong> Schlacke zurückzugewinnen?<br />
Der Autor stellt sich auf den Standpunkt,<br />
dass die Metall-Separatsammlung zumindest<br />
mittelfristig nicht mehr sinnvoll ist.<br />
Zugegeben – früher war das an<strong>der</strong>s. Erstens<br />
wurde vor gar nicht allzu langer Zeit noch<br />
ein grosser Teil des Kehrichts direkt deponiert.<br />
Die darin enthaltenen Metalle waren<br />
damit für ein Recycling verloren. Erst seit<br />
vor acht Jahren in <strong>der</strong> Schweiz eine flächendeckende<br />
Kehrichtverbrennung durchgesetzt<br />
wurde, war die Voraussetzung für das<br />
Recycling <strong>der</strong> Metalle via Kehrichtsack<br />
überhaupt gegeben.<br />
Zweitens hat <strong>der</strong> Anteil an grossen, leicht<br />
separierbaren Metallstücken in den Haushalten<br />
rapide abgenommen. Die typischen<br />
Nichteisenmetallstücke im Abfall sind heute<br />
kleiner als zwei Zentimeter und eingebettet<br />
in Kunststoff, Textilien o<strong>der</strong> Keramik.<br />
Drittens gibt es erst seit wenigen Jahren<br />
Maschinen, mit denen Nichteisenmetalle<br />
überhaupt aus <strong>der</strong> Schlacke zurückgewonnen<br />
werden können. Bevor diese Technologien<br />
zur Verfügung standen, war die Abtrennung<br />
von Aluminium, Kupfer, Messing<br />
und Chromstahl aus Schlacken gar nicht<br />
möglich.<br />
Ineffektive Separatsammlung<br />
Die Separatsammlung von Metallen ist<br />
nicht effektiv, und schon gar nicht effizient.<br />
Zum Vergleich: In <strong>der</strong> Schweiz werden<br />
12’000 Tonnen Blechdosen separat gesammelt.<br />
In <strong>der</strong> Schlacke aus <strong>der</strong> Kehrichtverbrennung<br />
liegen hingegen 45’000 Tonnen<br />
Eisen vor. Die Haushalte sammeln 4’500<br />
Tonnen Aluminiumdosen separat, während<br />
in <strong>der</strong> Schlacke etwa 12’000 Tonnen Aluminiumstücke<br />
enthalten sind. 2’500 Tonnen<br />
Kupfer werden aus dem Recycling von<br />
Elektrokleingeräten gewonnen, während<br />
6’000 Tonnen Kupfer in die Schlacken ge-<br />
raten. Nur etwa ein Viertel <strong>der</strong> Metalle aus<br />
den Haushalten wird also durch die Separatsammlung<br />
erfasst, <strong>der</strong> Rest geht in den<br />
Kehrichtsack.<br />
Und die Kosten <strong>der</strong> Separatsammlung?<br />
Obwohl Dosen einigermassen sortenrein<br />
gewonnen werden, ist <strong>der</strong>en Separatsammlung<br />
defizitär. Pro Tonne Eisen legt<br />
<strong>der</strong> Bürger 100 Franken drauf. Je Tonne Aluminium<br />
kostet die Separatsammlung etwa<br />
1’500 Franken. Die Gewinnung von Eisen<br />
und Aluminium aus <strong>der</strong> Schlacke kostet hingegen<br />
gar nichts. Im Gegenteil – sie ist gewinnbringend.<br />
Diese Materialien verhalten<br />
sich in <strong>der</strong> Kehrichtverbrennung als so genannte<br />
«Durchläufer»: Sie werden weitgehend<br />
unverän<strong>der</strong>t in <strong>der</strong> Schlacke ausgetragen.<br />
Trotz des hohen Gewichts nehmen<br />
Metalle nur ein sehr kleines Volumen ein<br />
und verursachen keine zusätzlichen Kosten<br />
in <strong>der</strong> Kehrichtverbrennungsanlage. Wenn<br />
das Metallrecycling via Separatsammlung<br />
tatsächlich kosteneffizienter wäre, als via<br />
Kehrichtsack – warum lässt man dann nicht<br />
einfach Markt spielen? Es ist ja durchaus<br />
denkbar, dass Schrotthändler in Zukunft<br />
Metall-Separatsammlungen durchführen,<br />
z.B. gegen eine Vergütung an den Abgeber.<br />
Eine Subvention mittels vorgezogener Entsorgungsabgaben<br />
brauchte es dafür nicht.<br />
«Zweigleisig» fahren?<br />
Grundsätzlich kann die Schweiz weiterhin<br />
zweigleisig fahren, also die Metalle sowohl<br />
separat sammeln als auch die Metalle aus<br />
den Verbrennungsrückständen zurück gewinnen.<br />
«Das eine tun, aber das an<strong>der</strong>e<br />
nicht lassen» ist allerdings eine teure Luxuslösung,<br />
die ökologisch und ökonomisch<br />
nicht zu rechtfertigen ist.<br />
Der Autor schlägt deshalb vor, metallhaltige<br />
Teile mit Kantenlänge kleiner als 30 Zentimeter<br />
direkt im Kehrichtsack zu entsorgen.<br />
Gleiches gilt für Elektrokleingeräte: das Bügeleisen,<br />
<strong>der</strong> Fön, <strong>der</strong> elektrische Rasierapparat,<br />
das elektronische Kin<strong>der</strong>spielzeug<br />
usw. – sie alle werden im Kehrichtsack entsorgt.<br />
Grössere Stücke gehören in den<br />
Sperrmüll und können von dort ins Recycling<br />
eingeschleust werden.<br />
Mit <strong>der</strong> Metall-Separatsammlung aufzuhören,<br />
dürfte aus «politischen» Befindlichkeiten<br />
schwierig sein: Dem Bürger hat<br />
man 20 Jahre lang eingetrichtert, Metalle<br />
seien in <strong>der</strong> Separatsammlung zu entsorgen.<br />
Und 20 Jahre lang war dies in <strong>der</strong> Tat<br />
die <strong>richtig</strong>e Lösung. Die Behörden befürchten,<br />
sie würden unglaubwürdig, wenn sie<br />
jetzt plötzlich sagen: «Die Metalle gehören<br />
in den Kehrichtsack».<br />
19<br />
In <strong>der</strong> Aufbereitungsanlage<br />
in <strong>der</strong> Deponie Teuftal werden<br />
jährlich etwa 10’000 Tonnen<br />
Metalle aus Kehrichtschlacken<br />
gewonnen.
Die Separatsammlung<br />
macht nach<br />
wie vor Sinn<br />
Ist die Separatsammlung<br />
von Metallen ein Auslaufmodell?<br />
Die Redaktion<br />
«Umwelt Perspektiven»<br />
wollte es genauer<br />
wissen und hat, gestütztauf<br />
den Beitrag von Rainer<br />
Bunge, Hans-Peter<br />
Fahrni vom Bundesamt<br />
für Umwelt mit <strong>der</strong> Frage<br />
konfrontiert.<br />
Hans-Peter Farni<br />
Herr Fahrni, findet das<br />
Bundesamt für Umwelt<br />
(Bafu) die heutige Separatsammlung<br />
von Metallen<br />
noch zeitgemäss?<br />
Hans-Peter Fahrni, Leitung<br />
<strong>der</strong> Abteilung Abfall<br />
und Rohstoffe, Bundesamt<br />
für Umwelt: In den<br />
meisten Gemeinden finden<br />
regelmässige Metallsammlungen<br />
für gröbere<br />
Metallgegenstände statt.<br />
Daneben bestehen Sammelstellen<br />
für Verpackungen<br />
aus Aluminium und<br />
Weissblech.<br />
20<br />
Bei <strong>der</strong> Metallsammlung<br />
werden grössere Gegenstände<br />
wie Velos, Gartentische<br />
und Stühle aus<br />
Metall und ähnliches gesammelt.<br />
Diese Abfälle<br />
könnten schon aus logistischen<br />
Gründen nicht mit<br />
dem Kehricht zusammen<br />
gesammelt werden. Deshalb<br />
ist diese Sammlung<br />
sicher auch weiterhin<br />
sinnvoll.<br />
Nicht zuletzt durch Projekte,<br />
die vom Bafu unterstützt<br />
wurden, hat das<br />
Metallrecycling aus <strong>der</strong><br />
<strong>KVA</strong>-Schlacke enorme<br />
Fortschritte gemacht und<br />
funktioniert heute in <strong>der</strong><br />
Schweiz problemlos.<br />
Weshalb soll <strong>der</strong> Bürger<br />
nicht gleich alle kleineren<br />
Metallstücke aus den<br />
Siedlungsabfällen via<br />
Kehrichtsack entsorgen?<br />
Die Technologie zur besseren<br />
Metallentfernung<br />
aus <strong>KVA</strong>-Schlacke bestand<br />
eigentlich schon<br />
lange, aber erst heute machen<br />
die hohen Metallpreise<br />
den Einsatz dieser<br />
Verfahren zur Rückgewinnung<br />
von Nichteisenmetallen<br />
rentabel. Damit<br />
können nun auch die Me-<br />
Aber auch eine Behörde muss mit dem<br />
Wandel <strong>der</strong> Zeit gehen. Man muss die Bürgerinnen<br />
und Bürger angemessen darüber<br />
informieren, dass die Metallentsorgung via<br />
Kehrichtsack ein zeitgemässer Schritt in<br />
Richtung einer ökologisch und ökonomisch<br />
optimierte Abfallwirtschaft ist. Denn die<br />
Grundlagen, auf denen basierend die Metall-Separatsammlung<br />
früher völlig zu<br />
Recht eingeführt wurde, bestehen heute<br />
nicht mehr. Der Kehricht wird heute verbrannt,<br />
die Metallstücke im Abfall sind sehr<br />
klein und sie liegen im innigen Verbund mit<br />
an<strong>der</strong>en Materialien vor. Zudem existieren<br />
heute Technologien, mit denen die Metalle<br />
aus den Schlacken <strong>der</strong> Kehrichtverbrenung<br />
zurück gewonnen werden können.<br />
tallanteile von Verbundstoffen,<br />
beispielsweise die<br />
Metallhülse eines Kugelschreibers<br />
o<strong>der</strong> eine Gürtelschnalle<br />
aus vernickeltem<br />
Messing, aus <strong>der</strong><br />
Schlacke entfernt werden,<br />
ohne dass solche Teile<br />
sorgfältig getrennt gesammelt<br />
werden müssen.<br />
Diese Teile wurden in den<br />
meisten Regionen bis<br />
heute nicht separat gesammelt<br />
und müssen<br />
auch in Zukunft nicht separat<br />
gesammelt werden.<br />
Nur rund ein Viertel <strong>der</strong><br />
Kleinmetalle aus den<br />
Haushalten werden durch<br />
die Separatsammlung<br />
erfasst. Wäre es ökologisch/wirtschaftlichbetrachtet<br />
nicht sinnvoller,<br />
auch diesen kleinen Anteil<br />
via <strong>KVA</strong> zu rezyklieren<br />
und die eingesparten<br />
Kosten zur möglichst<br />
vollständigen Metallrückgewinnung<br />
aus denn Verbrennungsrückständen<br />
einzusetzen?<br />
Ich denke, dass die durch<br />
die Separatsammlungen<br />
erfasste Menge an kleinteiligen<br />
Metallen höher<br />
als ein Viertel ist.<br />
Nach unseren Erhebungen<br />
beträgt die Menge rund<br />
einen Drittel. Für die<br />
Metallbeine eines Stuhles,<br />
einen Gartentisch aus<br />
Metall o<strong>der</strong> ein Moped<br />
braucht es aber ohnehin<br />
eine separate Sammlung,<br />
da die Entsorgung über<br />
die <strong>KVA</strong> wenig Sinn<br />
macht. Es braucht also die<br />
Sammlung von Metallgegenständen.<br />
Eine effiziente<br />
Rückgewinnung von<br />
Metallen aus <strong>der</strong> Schlacke<br />
stellt dazu eine gute Ergänzung<br />
dar, ersetzt aber<br />
die Separatsammlung von<br />
Metallen nicht.<br />
Das Metallrecycling via<br />
Kehrichtsack und<br />
Schlacke wäre auch ökologisch<br />
vorteilhaft: Das<br />
Auswaschen von Dosen<br />
wäre nicht mehr notwendig<br />
und Autofahrten zur<br />
Separatsammlung würden<br />
entfallen. Das Metallrecycling<br />
aus <strong>der</strong> Schlacke<br />
wird ja so o<strong>der</strong> so durchgeführt.<br />
Die separate Sammlung<br />
von Konserven- und Aludosen<br />
macht nach wie vor<br />
Sinn. Die Dosen müssen<br />
dazu schon heute nicht<br />
ausgewaschen werden<br />
und schon gar nicht mit
Fazit<br />
Mancher mag <strong>der</strong> Zeit nachweinen, in <strong>der</strong><br />
ökologische Fragen losgelöst von den Kosten<br />
diskutiert wurden. <strong>Heute</strong> kann sich<br />
allerdings auch die Umweltbranche den<br />
Kosten-Nutzen-Betrachtungen nicht mehr<br />
entziehen.<br />
Die Separatsammlung von Metallen hat in<br />
den vergangenen Jahrzehnten immensen<br />
Nutzen gestiftet – jetzt ist sie ein überflüssiger<br />
Luxus. Es ist an <strong>der</strong> Zeit, dass wir uns<br />
von ökologischen Grundsätzen trennen, die<br />
damals völlig <strong>richtig</strong> waren, welche aber<br />
mittlerweile antiquiert sind. Der Blick ist<br />
nach vorne zu richten und das Auslaufmodell<br />
«Metall-Separatsammlung», verse-<br />
warmem Wasser. Aludosen<br />
bestehen aus einer<br />
sehr hochwertigen Aluminiumqualität<br />
und erzielen<br />
auf dem Schrottmarkt<br />
einen hohen Preis. Wenn<br />
Aluminiumdosen in die<br />
Verbrennung gelangen,<br />
schmilzt und verbrennt<br />
ein Teil des sehr dünnwandigen<br />
Alublechs.<br />
Soweit dann noch eine<br />
Separierung aus <strong>der</strong><br />
Schlacke möglich ist, fällt<br />
das Aluminium <strong>der</strong> Dosen<br />
zusammen mit an<strong>der</strong>en<br />
Alu-Legierungen an, was<br />
eigentlich nur noch die<br />
Nutzung zu gewissen<br />
Gussqualitäten ermöglicht.<br />
Bei Weissblechdosen<br />
wird vor dem Einschmelzen<br />
die dünne<br />
Zinnschicht gezielt entfernt,<br />
um den Eintrag von<br />
Zinn in die Eisenschmelze<br />
zu reduzieren (Zinn schadet<br />
<strong>der</strong> Stahlqualität).<br />
Im Übrigen ist es sicher<br />
<strong>falsch</strong>, wegen ein paar<br />
Dosen mit dem Auto zu<br />
einer Sammelstelle zu<br />
fahren. Viele Sammelstellen<br />
finden sich aber in <strong>der</strong><br />
Nähe von Einkaufszentren,<br />
so dass keine zusätzlichen<br />
Autokilometer<br />
nötig werden.<br />
In <strong>der</strong> Schlacke werden<br />
viele Elektromotoren gefunden.<br />
Offenbar entsorgt<br />
<strong>der</strong> Bürger seine<br />
Kleinelektronik zum grossen<br />
Teil sowieso im Kehricht,<br />
ohne dass es zu<br />
nennenswerten negativen<br />
Auswirkungen auf die<br />
<strong>KVA</strong> kommt. Warum ist<br />
diese Art <strong>der</strong> Entsorgung<br />
aber gesetzeswidrig?<br />
Nicht wenige Spielwaren<br />
enthalten heute elektrische<br />
und elektronische<br />
Teile, die aber von den<br />
Konsumenten nicht als<br />
solche erkannt werden.<br />
Möglicherweise stammen<br />
die in <strong>der</strong> Schlacke gefundenen<br />
Motoren aus dieser<br />
Quelle. Wie unsere Abfallanalysen<br />
gezeigt haben,<br />
gelangt aber von den<br />
jährlich entsorgten über<br />
100’000 Tonnen Elektround<br />
Elektronikgeräten nur<br />
ein sehr kleiner Prozentsatz<br />
in die Siedlungsabfälle<br />
und damit in die<br />
<strong>KVA</strong>. Das ist auch gut so:<br />
bei <strong>der</strong> separaten Sammlung<br />
lassen sich schadstoffhaltige<br />
Teile wie<br />
Nickel-Cadmium-Akkumulatoren,Quecksilberschalter<br />
o<strong>der</strong> alte, noch<br />
mit PCB gefüllte Konden-<br />
hen mit grosszügigen Übergangsfristen für<br />
die betroffenen Unternehmungen, zu entsorgen.<br />
<br />
satoren, gezielt demontieren.<br />
Auch die Demontage<br />
und die Rückgewinnung<br />
von speziell wertvollen<br />
Teilen, z.B. von vergoldeten<br />
Kontakten, sind viel<br />
einfacher möglich, wenn<br />
die Geräte gezielt zerlegt<br />
werden als wenn sie bei<br />
halb geschmolzenen Konglomeraten<br />
nach <strong>der</strong> <strong>KVA</strong><br />
erfolgt. Zudem erlaubt<br />
heute <strong>der</strong> Stand <strong>der</strong> Technik<br />
bei <strong>der</strong> Rückgewinnung<br />
von Metallen aus<br />
<strong>KVA</strong>-Schlacke noch nicht,<br />
kleine Metallteile wie<br />
dünne Kupferdrähte, so<br />
genannte Litzen o<strong>der</strong><br />
Überreste von Leiterplatten<br />
aus <strong>der</strong> Schlacke zu<br />
separieren.<br />
Warum greift <strong>der</strong> Staat<br />
durch vorgezogene Entsorgungsabgaben<br />
ein anstatt<br />
das Metallrecycling,<br />
sei es via Separatsammlung<br />
o<strong>der</strong> via <strong>KVA</strong>, dem<br />
Markt zu überlassen?<br />
Im Bereich <strong>der</strong> Metallsammlung<br />
gibt es keine<br />
staatlichen Entsorgungsgebühren.<br />
Es bestehen<br />
aber freiwillige Systeme,<br />
welche eine ökologisch<br />
hochstehende und effiziente<br />
Verwertung von<br />
Elektro- und Elektronikgeräten<br />
ermöglichen.<br />
Gleichzeitig gibt es ein<br />
von privaten Recyclingorganisationen<br />
getragenes<br />
flächendeckendes Netz<br />
von Sammelstellen für<br />
Metallverpackungen, wobei<br />
die Sammlungen für<br />
Aluminium- und Weissblechverpackungenvielerorts<br />
zusammengelegt<br />
wurden.<br />
Die Separierung von Metallen<br />
in den <strong>KVA</strong> ergänzt<br />
die separate Sammlung<br />
von Grobmetallen, von<br />
Elektro- und Elektronikgeräten<br />
sowie von Dosen<br />
sinnvoll; sie ersetzt aber<br />
die Sammlung, wenigstens<br />
nach heutigem<br />
Stand <strong>der</strong> Technik, nicht.<br />
Anmerkung <strong>der</strong> Redaktion:<br />
Das Interview wurde<br />
per E-Mail geführt.<br />
21<br />
Die Separatsammlung<br />
von Metallen hat in den<br />
vergangenen Jahrzehnten<br />
immensen Nutzen gestiftet.
Abfall & Recycling<br />
Urs Leuzinger<br />
Amt für Archäologie Thurgau<br />
Zwischen etwa 4000 und 800 v.Chr. waren<br />
die Ufer <strong>der</strong> meisten Alpenrandseen dicht<br />
besiedelt. Die Reste dieser jungstein- und<br />
bronzezeitlichen Dörfer erlangten Mitte des<br />
19. Jahrhun<strong>der</strong>ts unter dem Begriff «Pfahlbauten»<br />
grosse Popularität. Auch heute<br />
noch faszinieren die «Pfahlbauer» Jung und<br />
Alt, wie gut besuchte Son<strong>der</strong>ausstellungen<br />
o<strong>der</strong> erfolgreiche Fernsehsendungen in<br />
22<br />
bei den<br />
Pfahlbauern<br />
In den dauerfeuchten Fundschichten <strong>der</strong> Pfahlbausiedlungen<br />
haben sich nicht nur Steinwerkzeuge und Topfscherben<br />
erhalten, son<strong>der</strong>n auch zahlreiche organische Objekte.<br />
Glücklicherweise trennten unsere Vorfahren ihren Abfall nicht<br />
korrekt: Aus den Abfallschichten können die Archäologen<br />
deshalb zahlreiche Informationen über das Dorfleben<br />
vor mehr als 5000 Jahren ablesen.<br />
Deutschland und <strong>der</strong> Schweiz belegen. Die<br />
gut erhaltenen Seeufersiedlungen liefern<br />
wertvolle Informationen zum Alltagsleben,<br />
zum Handwerk, zur Wirtschaftsweise und<br />
zur Umwelt vor Jahrtausenden. Neben<br />
aktuellen, wissenschaftlichen Untersuchungen<br />
ist man heutzutage deshalb zunehmend<br />
bestrebt, möglichst viele Überreste<br />
dieser Siedlungen als «Archäotope» für<br />
zukünftige Forschungen im Boden zu belassen.<br />
Aus diesem Grund wurde kürzlich<br />
<strong>der</strong> Verein «Palafittes» gegründet, welcher<br />
zum Ziel hat, die Pfahlbauten in die Liste<br />
<strong>der</strong> UNESCO-Weltkulturerbe aufzunehmen.<br />
Graben im Abfall<br />
In den Jahren 1993 bis 1995 führte das Amt<br />
für Archäologie des Kantons Thurgau Grabungen<br />
in <strong>der</strong> Fundstelle Arbon-Bleiche 3<br />
durch. Unter 2 m mächtigen Sandschichten<br />
lagen die Überreste eines jungsteinzeitlichen<br />
Dorfes. Die zahlreichen, gut erhaltenen<br />
Holzpfähle <strong>der</strong> Häuser konnten mit <strong>der</strong><br />
Jahrringdatierungsmethode (Dendrochronologie)<br />
jahrgenau datiert werden. Das<br />
Pfahlbaudorf Arbon-Bleiche 3 bestand<br />
demnach von 3384 bis 3370 v.Chr. Eine<br />
mächtige, verkohlte Schuttschicht über <strong>der</strong><br />
sogenannten Kulturschicht zeigt, dass die<br />
Siedlung nach nur 15 Jahren einer Brandkatastrophe<br />
zum Opfer gefallen ist.
Hinter dem wissenschaftlichen Begriff «Kulturschicht»<br />
– die französischen Kollegen<br />
nennen diese Ablagerungen ehrlicher «fumiers<br />
lacustres» (Strandmist) – versteckt sich<br />
nichts an<strong>der</strong>es als Mist und Abfälle. Damals<br />
muss es in den Pfahlbausiedlungen bestialisch<br />
gestunken haben! Während man die<br />
Abfälle <strong>der</strong> Pfahlbauer in Form von Topfscherben,<br />
zerbrochenen Steinbeilklingen,<br />
verlorengegangenen Schmuckanhängern<br />
und fragmentierten Holzkämmen in den<br />
Vitrinen als wertvolles Kulturgut bewun<strong>der</strong>n<br />
kann, erfahren die Besucherinnen und<br />
Besucher <strong>der</strong> Museen wenig über den restlichen<br />
Mist. Die zahlreichen Fundgegenstände<br />
lagen ursprünglich in einer braunen<br />
Schicht eingebettet. Untersucht man die<br />
Ablagerungen unter dem Mikroskop, so erkennt<br />
man unschwer, dass sich diese vorwiegend<br />
aus menschlichen und tierischen<br />
Fäkalien sowie vergammelten Speiseresten<br />
(z.B. Fischschuppen, Tierknochen) zusammensetzen.<br />
Paläoparasitologen können sogar<br />
die Eier <strong>der</strong> diversen Darmparasiten,<br />
welche das Vieh und den Menschen geplagt<br />
haben, in diesen Schichten erkennen<br />
und auf die Art bestimmen. So lassen sich<br />
«Ötzi»-zeitliche Bauchschmerzen rekonstruieren!<br />
Flicken, Sammeln und<br />
Recykling<br />
Archäologische Ausgrabungen in den Seeufersiedlungen<br />
liefern immer wie<strong>der</strong> Hinweise,<br />
dass man zerbrochene Geräte geflickt<br />
und teilweise sogar Rohmaterial<br />
23<br />
Dünnschliff <strong>der</strong> «Kulturschicht»<br />
aus Arbon<br />
Darmparasit <strong>der</strong> Steinzeit.<br />
Dioctophymae-Wurmei<br />
Signet <strong>der</strong> erfolgreichen<br />
Pfahlbauer-Fernsehsendungen
Arbon Grabungsübersicht<br />
Scherbe<br />
Schamotte gemagert <br />
Kupferfund<br />
aus Steckborn <br />
24<br />
rezykliert hat. So haben die Bewohnerinnen<br />
und Bewohner <strong>der</strong> Pfahlbauten beispielsweise<br />
bei <strong>der</strong> Arbeit zerbrochene Steinbeilklingen<br />
nicht einfach weggeworfen, son<strong>der</strong>n<br />
die Bruchstellen mit Klopfsteinen<br />
sorgfältig überarbeitet und anschliessend<br />
auf Sandsteinplatten wie<strong>der</strong> in eine brauchbare<br />
Form geschliffen. Gleich verfuhr man<br />
mit kaputten Pfeilspitzen aus Feuerstein.<br />
Diese schärfte man mehrfach nach, bevor<br />
sie schliesslich endgültig in den Boden gelangten.<br />
Ging eine Aufhängeöse eines Erntemessers<br />
kaputt, bohrte man mit einem<br />
feinen Steinbohrer einfach ein neues Loch<br />
neben <strong>der</strong> alten Bruchstelle. Auf diese Art<br />
und Weise konnten die Werkzeuge weiterhin<br />
gebraucht werden.<br />
Nicht alle in Brüche gegangenen Töpfe<br />
wurden hinter dem Haus entsorgt. Töpferinnen<br />
und Töpfer sammelten Scherben bewusst<br />
ein, zerstampften sie und mengten<br />
sie als Zusatz in den Ton. Mit einer solchen<br />
Schamotte-Magerung liessen sich sehr<br />
feine, hitzebeständige Gefässe herstellen.<br />
Beson<strong>der</strong>s kostbar waren in <strong>der</strong> Jungsteinzeit<br />
Gegenstände aus Metall. Kupfergegenstände<br />
sind in den Seeufersiedlungen sehr<br />
selten. Einerseits war dieses Rohmaterial rar<br />
und demnach äusserst wertvoll, an<strong>der</strong>erseits<br />
wurden fragmentierte Gegenstände<br />
aus Metall sicher seit Urzeiten eingesammelt<br />
und – genau wie heute auch noch – rezykliert.<br />
Vielleicht steckt im einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
heute noch im Einsatz stehenden<br />
Rohr aus Buntmetall noch ein winziger Teil<br />
eines prähistorischen Gegenstands aus<br />
Kupfer?
gevag mit<br />
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Kehrichtverbrennungsanlage finden Sie<br />
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Schauen Sie mal rein. Für Anregungen, Lob<br />
und auch Kritik sind wir Ihnen dankbar,<br />
denn wir möchten unsere Homepage informativ<br />
und aktuell für alle interessierten Besucher<br />
bewirtschaften. <br />
25
AVM Abfall-<br />
sammelstelle wird<br />
zum Bühler<br />
Recycling Center<br />
Im 2006 entschied <strong>der</strong> AVM, sich vom operativen Geschäft<br />
<strong>der</strong> Abfallsammelstelle zu lösen, dies auch im Hinblick auf<br />
die Gleichstellung aller Gemeinden des Verbandgebietes.<br />
Um die bisherige Dienstleistung weiterhin zu gewährleisten,<br />
hat <strong>der</strong> AVM die Umladestation zur Nutzung durch Dritte<br />
ausgeschrieben. Die Bühler AG, welche bereits seit über<br />
40 Jahren im Auftrag des AVM mit dem Sammel- und<br />
Transportdienst beauftragt ist, hat mit ihrem Nutzungskonzept<br />
für ein Recycling Center den Zuspruch erhalten. Die<br />
Annahme für die Inert-Deponie <strong>der</strong> EGS wurde ins Konzept<br />
integriert und bleibt somit bestehen.<br />
Marcel Bühler<br />
Bühler Transport AG<br />
26<br />
Seit dem 1. Januar 2008 wird die Umladestation<br />
von <strong>der</strong> Bühler AG betrieben und<br />
hat sich immer mehr zu einem Recyclingcenter<br />
gewandelt. Das Bühler Recycling<br />
Center, kurz BRC Unterrealta, ist neu<br />
eine offizielle Sammelstelle von SENS und<br />
SWICO und nimmt alle darin enthaltenen<br />
Elektronikgeräte, Kühlschränke usw. gratis<br />
entgegen. Seit dem Frühjahr wird Holz aus<br />
dem Sperrgut sortiert und somit umweltgerecht<br />
und ökonomisch entsorgt. Auch für<br />
die vielen Anfragen bereffend Entsorgung<br />
von Son<strong>der</strong>abfällen konnte eine Lösung in<br />
Zusammenarbeit mit Crüzer Transporte gefunden<br />
werden.<br />
Neu erhöht sich das Angebot des BRC mit<br />
<strong>der</strong> Annahme von Plastikfolien, Silofolien,<br />
Hohlkörper und Styropor, welche mit dem<br />
Poly-Sack-System gesammelt werden.<br />
Das generelle Bedürfnis beim Entsorgen<br />
von Gütern ist, dass man alles zu einer Entsorgungsstelle<br />
bringen kann und diesem<br />
Prinzip wird das neue BRC gerecht. Bereits<br />
jetzt werden über 40 Entsorgungsgüter angenommen.<br />
Bei speziellen Stoffen verfügt<br />
die Bühler AG über genügend Erfahrung,<br />
um eine umweltgerechte Lösungen anbieten<br />
zu können. Die Bühler AG arbeitet<br />
daher auch eng mit dem A&M Recycling<br />
Center zusammen um Synergien nutzen zu<br />
können.<br />
Der nahtlose Übergang von <strong>der</strong> Sammelstelle<br />
zum Recycling Center ist auch Paul<br />
Putscher zu verdanken, welcher trotz Pen-
sionsalter für die Annahme zuständig war.<br />
Paul Putscher kennt die Anlage bestens,<br />
war er doch schon dabei, als sie noch<br />
als Kehrichtverbrennungsanlage diente. Die<br />
Bühler AG konnte im September Erwin<br />
König, welcher schon 16 Jahre bei <strong>der</strong> A&M<br />
im Bereich Recycling tätig war, für die Annahme<br />
und das Sortieren gewinnen.<br />
Das Echo bei Gewerbebetrieben und privaten<br />
Anlieferern über das neue Recycling<br />
Center ist positiv. Das breite Angebot, die<br />
Hilfsbereitschaft <strong>der</strong> Mitarbeiter sowie auch<br />
die Möglichkeit <strong>der</strong> Bezahlung mit Kreditkarten<br />
wird sehr geschätzt, ebenso das neu<br />
jeweils am letzten Samstag im Monat von<br />
8:30 bis 11:30 geöffnet ist. <br />
27<br />
Paul Putscher kennt<br />
die Anlage bestens.<br />
Erwin König war schon<br />
16 Jahre bei <strong>der</strong> A&M tätig.
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