Endausbau der KVA Trimmis? Gestern richtig! Heute falsch ... - Gevag

Endausbau der KVA Trimmis? Gestern richtig! Heute falsch ... - Gevag Endausbau der KVA Trimmis? Gestern richtig! Heute falsch ... - Gevag

Ausgabe Nr.19<br />

Informationen des GEVAG zum Thema Abfallbewirtschaftung<br />

<strong>Endausbau</strong> <strong>der</strong> <strong>KVA</strong> <strong>Trimmis</strong>?<br />

<strong>Gestern</strong> <strong>richtig</strong>! <strong>Heute</strong> <strong>falsch</strong>?<br />

Abfall & Recycling <strong>der</strong> Pfahlbauer


Impressum<br />

Herausgeber: GEVAG<br />

Gemeindeverband für Abfallentsorgung<br />

in Graubünden<br />

7201 Untervaz-Bahnhof<br />

Redaktionskommission:<br />

Hans Thöny<br />

François Boone<br />

Gestaltung/Illustrationen:<br />

Atelier Bisig, Grüsch<br />

Druck: AG Buchdruckerei<br />

Schiers<br />

Abschied mit einem lachenden und einem<br />

weinenden Auge<br />

Nein, die Überschrift hat rein nichts zu tun<br />

mit meiner zufällig fast gleichzeitig erfolgten<br />

Augenoperation. Vielmehr benütze ich<br />

den mir hier zur Verfügung gestellten<br />

Schriftraum, um mich im Hinblick auf<br />

meine bevorstehende Amtsübergabe als<br />

GEVAG-Präsident offiziell zu verabschieden.<br />

12 Jahre hat mein Engagement gedauert,<br />

das ich sehr genossen habe. Dabei konnte<br />

ich auf eine ausgezeichnete Crew zählen,<br />

sei es im Vorstand, in <strong>der</strong> Geschäftsleitung,<br />

beim Personal und den verschiedenen<br />

Kommissionen, bei den Delegierten, Gemeinden<br />

und Amtsstellen. Dafür bedanke<br />

ich mich herzlich und wünsche meiner<br />

Nachfolge ebenso angenehme Arbeitsbedingungen<br />

bei allem Bestreben, das Optimum<br />

herauszuholen – für die Bevölkerung<br />

und die Umwelt.<br />

Es ist schon so; ein erfolgreiches Wirken<br />

ist in <strong>der</strong> Regel nicht eine Einzelleistung,<br />

son<strong>der</strong>n das Resultat vieler erfreulicher<br />

Einsätze auf verschiedenen Stufen. Deshalb<br />

auch das tränende Auge, weil ich<br />

diese tolle Zusammenarbeit zweifelsohne<br />

vermissen werde.<br />

Weshalb denn auch ein lachendes Auge?<br />

Es betrifft dies einen gewissen Stolz auf das<br />

Gesamtwerk, welches lange vor unserer<br />

Tätigkeit fortschrittliche Kräfte als Pioniertat<br />

eingeleitet haben, auf <strong>der</strong> man später<br />

2<br />

ditorial<br />

sukzessive weiter aufbauen konnte. Denn,<br />

vergessen wir nicht, als 1968 33 Gemeinden<br />

den «Gemeindeverband für Abfallentsorgung<br />

in Graubünden» (GEVAG) gründeten,<br />

hätten man noch über 30 Jahre billig<br />

und wenig umweltfreundlich wild im<br />

Freien Abfälle deponieren können. Die Bevölkerung<br />

und <strong>der</strong> Umwelt zuliebe hat man<br />

die Verbrennung und die Wie<strong>der</strong>verwertung<br />

gewählt.<br />

<strong>Heute</strong> pflege ich jeweils bei Präsentationen<br />

etwas maliziös, aber zutreffend zu bemerken:<br />

«Es kommt aus unserem Kamin die<br />

bessere Luft heraus als unten hineingeht.»<br />

Dafür sorgen zahlreiche Filter und Wäscher.<br />

Der Weg zum top-mo<strong>der</strong>nen thermischen<br />

Recyclingwerk war nicht immer<br />

hin<strong>der</strong>nislos. So verwehrten 1996 die<br />

Stimmbürgerinnen und Stimmbürger <strong>der</strong><br />

GEVAG-Gemeinden den Bau einer zweiten<br />

Ofenlinie, was zur Folge hatte, dass Bündner<br />

Kehricht nach Nie<strong>der</strong>urnen, Buchs und<br />

Horgen transportiert werden musste. Auch<br />

<strong>der</strong> GEVAG hatte jährlich rund 10’000 Tonnen<br />

zu exportieren. Das Verwaltungsgericht<br />

des Kantons verbot uns später aufgrund<br />

unserer diesbezüglich nicht sehr<br />

zweckmässigen Statuten, die für Än<strong>der</strong>ungen<br />

je<strong>der</strong> einzelnen Gemeinde ein Vetorecht<br />

einräumen, Siedlungsabfälle aus<br />

Nichtbünden zu verarbeiten. Auch durften<br />

wir fortan nicht die technisch mögliche<br />

Maximalkapazität ausnützen, was sich vor<br />

allem auf die Gebühren nie<strong>der</strong>schlägt.


Nun aber zu den Highlights <strong>der</strong> jüngeren<br />

Geschichte unseres Betriebs: Im Juni dieses<br />

Jahres fand <strong>der</strong> Bau einer echten zweiten<br />

Ofenlinie die grosse Zustimmung <strong>der</strong> GE-<br />

VAG-Stimmbürgerschaft mit über 70% Ja-<br />

Stimmen und machte damit auch den Weg<br />

frei für spätere neue Bündner-Kunden. Erfreulich<br />

war auch die Möglichkeit AVM,<br />

PEB und CRER für die Verwertung ihres Abfalls<br />

in <strong>Trimmis</strong> zu gewinnen. Wir erhielten<br />

zudem die Bewilligung <strong>der</strong> Delegierten,<br />

um einen zweiten Abfallbunker zu erstellen,<br />

die Logistik wesentlich zu verbessern,<br />

den Rauchgaswäscher zu erneuern und<br />

werden höchst wahrscheinlich eine Fernwärmeleitung<br />

in die Spitäler und Heime<br />

nach Chur Nord bauen können. Positiv entwickelt<br />

sich auch die Anlage zur Ausscheidung<br />

von Eisen und Buntmetallen, für die<br />

ein interessanter Markt entstanden ist. Das<br />

sind nur die auffälligsten Mo<strong>der</strong>nisierungen<br />

in <strong>der</strong> <strong>KVA</strong> <strong>Trimmis</strong> – die Technik entwickelt<br />

sich rasant und wir wollten immer<br />

vorne dabei sein.<br />

Und nun, wie gesagt, das war mein letzter<br />

Beitrag an dieser Stelle und es verbleibt mir<br />

nur noch, allen Mitbeteiligten nochmals<br />

bestens zu danken für ihre Unterstützung<br />

in einer guten Sache. <br />

Rolf Stiffler, GEVAG-Verbandspräsident<br />

3


Rolf Stiffler <br />

Alter geb. 1938<br />

Wohnort Chur<br />

Familie verheiratet /1 erwachsene<br />

Tochter, 1 erwachsener Sohn<br />

Beruf Dr. iur.<br />

Herr Stiffler was hat Sie vor rund 12 Jahren<br />

dazu bewogen beim GEVAG in den Vorstand<br />

einzutreten?<br />

Eine Gruppe von Gemeindevertretern und<br />

politisch Interessierten kam auf mich zu,<br />

weil eine Ablösung <strong>der</strong> bisherigen GEVAG-<br />

Crew bevorstand. Da ich gerade am Ende<br />

meiner gesetzlichen Amtszeit als Stadtpräsident<br />

von Chur war, interessierte mich dieser<br />

anspruchsvolle Teilzeit-Job sehr, obwohl<br />

ich ursprünglich an<strong>der</strong>e Berufspläne hatte.<br />

Die Wahl verlief dann offenbar sehr spannend;<br />

ich verfolgte sie nur am Lokalradio.<br />

Welche Visionen hatten Sie damals für die<br />

Zukunft des GEVAG?<br />

Es war ein einziges Ziel: Früher o<strong>der</strong> später<br />

sollte eine zweite Ofenlinie gebaut werden.<br />

Eine allein ist nämlich im Falle eines Defektes<br />

o<strong>der</strong> einer Revision fatal. Zudem<br />

4<br />

interview:<br />

Rolf Stiffler<br />

musste man schon damals rund 10’000<br />

Tonnen Kehricht pro Jahr relativ teuer und<br />

umweltmässig fragwürdig ins rund 70 Kilometer<br />

entfernte Buchs karren, wobei die<br />

dortige Verbrennungsanlage keinen Geleiseanschluss<br />

hatte!<br />

Wurden Ihre Erwartungen erfüllt?<br />

Mit <strong>der</strong> nötigen Geduld, verstärkter Aufklärungsarbeit<br />

und dem intensiven Einsatz<br />

aller Mitarbeitenden gelang dies nach 12<br />

Jahren. Das Logo «Saubere Energie aus Abfall»<br />

hat uns dabei geholfen.<br />

Was würden Sie heute an<strong>der</strong>s machen?<br />

Eigentlich war das gewählte Vorgehen ja<br />

<strong>richtig</strong> und erfolgreich.<br />

Wie haben Sie die intensive Zeit im Vorstand<br />

erlebt?<br />

Mehrheitlich positiv, dies nicht zuletzt auch<br />

wegen <strong>der</strong> guten Geschäftsleitung und<br />

dem Personal.<br />

Welches war für Sie das Highlight und <strong>der</strong><br />

Tiefpunkt in <strong>der</strong> Zeit Ihres Wirkens im Vorstand?<br />

Sehr positiv war natürlich das überragende<br />

Resultat bei <strong>der</strong> Volksabstimmung im Juni<br />

dieses Jahres, als rund 73% des GEVAG-<br />

Stimmvolkes ja zu einer echten zweiten<br />

Ofenlinie sagte. Für mich enttäuschend war<br />

die Beschwerde <strong>der</strong> Gemeinde Zizers gegen<br />

eine maximale Ausnützung <strong>der</strong> Verbrennungskapazität.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> unzweck


mässigen Statuten musste das Verwaltungsgericht<br />

die Eingabe schützen.<br />

Merkwürdig war <strong>der</strong> nachbarliche Protest,<br />

indem dieselbe Gemeinde im Projekt «Tardis»<br />

auf ihrem Boden ohne weiteres 1’200<br />

neue Parkplätze bewilligte!<br />

Wo sehen Sie die Zukunftschancen des<br />

GEVAG?<br />

Weitere Abwärmenutzungen. Nebst Eigenbedarf,<br />

Dampflieferungen nach Landquart<br />

und Stromabgabe ans Netz des «ewz» ist<br />

eine Fernwärmeleitung zu den Spitälern<br />

und Heimen im Norden Churs auf gutem<br />

Wege.<br />

Warum war es Ihnen wichtig im Vorstand<br />

des GEVAG mitzuarbeiten?<br />

Ich übernehme gerne Führungsverantwortung<br />

für interessante und vernünftige Projekte.<br />

Dazu gehörte eben auch die faszinierende<br />

Aufgabe GEVAG.<br />

Hat sich Ihre Einstellung zum GEVAG im<br />

Laufe <strong>der</strong> Zeit als Vorstandsmitglied geän<strong>der</strong>t?<br />

Sie war von Anfang an gut und wurde im<br />

Laufe <strong>der</strong> Tätigkeit immer noch besser. Es<br />

ging uns ja darum gemeinsam einen wichtigen<br />

Beitrag an eine intakte Umwelt zu<br />

gewährleisten, möglichst viel thermisch zu<br />

verwerten zur Energiegewinnung und bei<br />

all dem zugunsten <strong>der</strong> Gemeinden unternehmerisch<br />

und wirtschaftlich zu handeln.<br />

Hatten Sie die Möglichkeit sich mit an<strong>der</strong>en<br />

Vorstandsmitglie<strong>der</strong>n von schweizerischen<br />

<strong>KVA</strong>’s auszutauschen und wie hat<br />

dies gegebenenfalls ihr Handeln beeinflusst?<br />

Das gehört natürlich selbstredend mit zu<br />

einer seriösen Berufsausführung. Zudem<br />

wollten wir im Rahmen des Möglichen stets<br />

«vorne» dabei sein. Wir haben jedoch festgestellt,<br />

dass immer mehr Abfallentsorger<br />

aus dem In- und Ausland zu uns kamen, um<br />

unsere mo<strong>der</strong>nen Anlagen zu studieren.<br />

Haben Sie während Ihrer Amtszeit jemals<br />

ans Aufhören gedacht und was hat Sie gegebenenfalls<br />

dazu bewogen weiter im Vorstand<br />

zu verbleiben?<br />

Keinesfalls. Ich gehe nach 12 Jahren freiwillig,<br />

um neuen Kräften Platz zu machen, die<br />

neue Ideen und neuen Schwung in den Betrieb<br />

bringen.<br />

Wie werden Sie jetzt Ihre freie Zeit nutzen?<br />

Das Wort Freizeit ist einstweilen relativ zu<br />

gebrauchen, denn verschiedene Mandate<br />

verbleiben mir noch, so vor allem im Zu-<br />

sammenhang mit dem Bürgermeisteramt in<br />

Chur. Freie Kapazitäten werden für Reisen,<br />

Breitensport und natürlich die Familie eingesetzt.<br />

Was wünschen Sie dem GEVAG für die<br />

Zukunft?<br />

Die Zulieferung <strong>der</strong> Abfälle aus ganz<br />

Graubünden, eine stets vorbildliche Technik<br />

im Dienste unserer Umwelt und das Gelingen<br />

neuer Pläne.<br />

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?<br />

Etwas weniger Hektik und mehr Musse, um<br />

Dinge zu tun, die in den letzten Jahren vielleicht<br />

zu kurz kamen. Vor allem jedoch gute<br />

Gesundheit als Voraussetzung für diese<br />

Ziele.<br />

Werden Sie den GEVAG vermissen?<br />

Sicherlich, aber jede Tätigkeit hat einmal ein<br />

Ende. Ich werde aber mit Interesse die Entwicklung<br />

des GEVAG «von <strong>der</strong> Tribüne<br />

aus» verfolgen, ohne mich künftig einzumischen…<br />

Wir danken Ihnen für das Gespräch und<br />

wünschen Ihnen und Ihrer Familie alles<br />

Gute. <br />

5<br />

Von links nach rechts<br />

Rolf Stiffler, Regula<br />

Eichenberger-Büchi<br />

und Karl Frei.


Regula Eichenberger-<br />

Büchi <br />

Alter geb. 1948<br />

Wohnort Arosa<br />

Familie verheiratet /2 erwachsene<br />

Söhne<br />

Beruf Hausfrau/Sekretärin<br />

Frau Eichenberger was hat Sie vor rund 12<br />

Jahren dazu bewogen beim GEVAG in den<br />

Vorstand einzutreten?<br />

Als Gemein<strong>der</strong>ätin und Mitglied <strong>der</strong> Baukommission<br />

sowie Delegierte des GEVAG<br />

war ich bereits relativ gut vertraut mit <strong>der</strong><br />

Materie.<br />

Welche Vision hatten Sie damals für die<br />

Zukunft des GEVAG?<br />

Nachdem ich die untragbaren Zustände <strong>der</strong><br />

Deponie in Arosa noch miterlebt habe, waren<br />

für mich die Verbrennung <strong>der</strong> Abfälle<br />

und die daraus mögliche Wärmenutzung<br />

<strong>der</strong> einzig <strong>richtig</strong>e Weg.<br />

Wie haben Sie die intensive Zeit im Vorstand<br />

erlebt?<br />

Mit dem Neubau <strong>der</strong> Ofenlinie erlebte ich<br />

als Mitglied <strong>der</strong> Baukommission eine sehr<br />

intensive und anspruchsvolle Zeit, welche<br />

6<br />

interview:<br />

Regula<br />

Eichenberger-Büchi<br />

sich jedoch durch die erspriessliche und harmonische<br />

Zusammenarbeit innerhalb des<br />

Vorstandes und <strong>der</strong> Geschäftsleitung in<br />

allen Belangen positiv auswirkte.<br />

Welches war für Sie das Highlight und <strong>der</strong><br />

Tiefpunkt in <strong>der</strong> Zeit Ihres Wirkens im Vorstand?<br />

Die Inbetriebnahme <strong>der</strong> neuen Ofenlinie im<br />

2005 und das enorme Interesse <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

am Tag <strong>der</strong> offenen Tür bestätigten<br />

mir, dass <strong>der</strong> GEVAG mit seinem innovativen<br />

Handeln auf dem <strong>richtig</strong>en Weg war.<br />

Ein weiterer Höhepunkt war die klare<br />

Zustimmung <strong>der</strong> Verbandsgemeinden für<br />

die Erneuerung <strong>der</strong> alten Ofenlinie. Dass<br />

<strong>der</strong> GEVAG bei <strong>der</strong> Verbrennungskapazität<br />

in seinem wirtschaftlichen Handeln eingeschränkt<br />

wurde, ist für mich unverständlich<br />

und sehr bedauerlich.<br />

Wo sehen Sie die Zukunftschancen <strong>der</strong> GE-<br />

VAG?<br />

In <strong>der</strong> Energiegewinnung (Dampf, Warmwasser,<br />

Strom).<br />

Was wünschen Sie dem GEVAG für die<br />

Zukunft?<br />

Dass die anvisierten Projekte (Neubau<br />

Ofenlinie1, Bunkererweiterung, Fernwärme<br />

Chur) erfolgreich abgeschlossen werden<br />

können. Im Weiteren hoffe ich, dass in<br />

naher Zukunft sämtlicher Abfall aus dem<br />

Kanton Graubünden in <strong>der</strong> Kehrichtverbrennungsanlage<br />

in <strong>Trimmis</strong> entsorgt wird.<br />

Frau Eichenberger wir danken Ihnen für<br />

das Gespräch und wünschen Ihnen und<br />

Ihrer Familie alles Gute. <br />

interview:<br />

Karl Frei<br />

Alter geb. 1940<br />

Wohnort Davos<br />

Familie verheiratet /2 erwachsene<br />

Töchter<br />

Beruf Haustechniker<br />

Herr Frei was hat Sie vor rund 12 Jahren<br />

dazu bewogen beim GEVAG in den Vorstand<br />

einzutreten?<br />

Als Mitglied des Grossen Landrates <strong>der</strong><br />

Landschaft Davos war ich bereits GEVAG


Delegierter und war daher bereit mich in<br />

den Vorstand wählen zu lassen und noch<br />

mehr Verantwortung zu übernehmen. Aber<br />

auch die Motivation, als Vertreter des grössten<br />

Ferienortes Graubündens, mitverantwortlich<br />

für die fachgerechte Entsorgung<br />

<strong>der</strong> Abfälle zu sein.<br />

Welche Visionen hatten Sie damals für die<br />

Zukunft des GEVAG?<br />

Meine Vision war, dass die Kehrichtverbrennungsanlage<br />

immer auf dem neuesten<br />

Stand <strong>der</strong> Technik sein muss, damit die<br />

Abfälle umweltgerecht entsorgt werden<br />

können.<br />

Wurden Ihre Erwartungen erfüllt?<br />

Ja, durch viele interessante und weitsichtige<br />

Diskussionen und Meinungen im Vorstand.<br />

Was würden Sie heute an<strong>der</strong>s machen?<br />

Ich bin überzeugt, dass wir im Vorstand<br />

gute Arbeit geleistet haben. Unser Ziel war<br />

immer die bestmögliche umweltgerechte<br />

Entsorgung <strong>der</strong> angelieferten Abfälle und<br />

ich glaube, dass wir dieses Ziel erreicht<br />

haben.<br />

Wie haben Sie die intensive Zeit im Vorstand<br />

erlebt?<br />

Für mich war es eine sehr interessante Zeit<br />

und ich durfte viele wegweisende Entscheide<br />

mittragen.<br />

Welches war für Sie das Highlight und <strong>der</strong><br />

Tiefpunkt in <strong>der</strong> Zeit Ihres Wirkens im Vorstand?<br />

Der Tiefpunkt war, als die Volksabstimmung<br />

2008 für die Sanierung/Erneuerung<br />

<strong>der</strong> alten Ofenlinie mit unseriösen Berichten<br />

erzwungen wurde, obwohl die Delegierten<br />

dem Vorhaben zugestimmt hatten.<br />

Das Highlight war dann das klare Abstimmungsresultat<br />

zugunsten des Vorstandes<br />

mit 15’575 Ja zu 6’299 Nein Stimmen.<br />

Wo sehen Sie die Zukunftschancen des<br />

GEVAG?<br />

Die Zukunft des GEVAG liegt in <strong>der</strong> Lieferung<br />

von sauberer Energie und <strong>der</strong> umweltgerechten<br />

Entsorgung <strong>der</strong> angelieferten<br />

Abfälle.<br />

Warum war es Ihnen wichtig im Vorstand<br />

des GEVAG mitzuarbeiten?<br />

Es war mir wichtig, einen persönlichen Beitrag<br />

für die Sache <strong>der</strong> Umwelt und Natur<br />

leisten zu können. Gleichzeitig habe ich viel<br />

gelernt und auch feststellen müssen, dass<br />

nicht alles möglich ist, aber mit Beharrlichkeit<br />

trotzdem viel erreicht werden kann.<br />

Hat sich Ihre Einstellung zum GEVAG im<br />

Laufe <strong>der</strong> Zeit als Vorstandsmitglied geän<strong>der</strong>t?<br />

Nein<br />

Haben Sie während Ihrer Amtszeit jemals<br />

ans Aufhören gedacht und was hat Sie gegebenenfalls<br />

dazu bewogen weiter im Vorstand<br />

zu verbleiben?<br />

Ich habe nie daran gedacht während <strong>der</strong><br />

Amtszeit aufzuhören. Jetzt aber nach 12<br />

Jahren finde ich es an <strong>der</strong> Zeit, neuen Kräften<br />

die Möglichkeit zu geben, den GEVAG<br />

weiter in die Zukunft zu führen.<br />

Wie werden Sie jetzt Ihre freie Zeit nutzen?<br />

Meine Freizeit wird auch in Zukunft voll<br />

ausgefüllt sein.<br />

Was wünschen Sie dem GEVAG für die Zukunft?<br />

Ich wünsche dem GEVAG, dass er auch in<br />

Zukunft nach ökologischen und ökonomischen<br />

Grundsätzen geführt werden kann.<br />

Werden Sie den GEVAG vermissen?<br />

Sicher werde ich auf eine gewisse Art den<br />

GEVAG vermissen. Die vielen Diskussionen<br />

und Entscheide, vor allem als Präsident <strong>der</strong><br />

Finanzkommission, waren für mich eine beson<strong>der</strong>e<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />

Herr Frei wir wünschen Ihnen nur das Beste<br />

für die Zukunft und danken Ihnen herzlich<br />

für das Interview. <br />

7<br />

Karl Frei


Bea Räschle<br />

GEVAG<br />

Vor 40 Jahren haben sich 33 Gemeinden<br />

aus den Regionen Churer Rheintal, Prättigau,<br />

Davos, Schanfigg und Lenzerheide<br />

zum Gemeindeverband für Abfallentsorgung<br />

in Graubünden (GEVAG) zusammengeschlossen.<br />

<strong>Heute</strong> besteht <strong>der</strong> GEVAG aus<br />

40 Verbandsgemeinden. Da wir die ganze<br />

Bevölkerung an diesem grossen Jubiläum<br />

teilnehmen lassen wollten, hat <strong>der</strong> GEVAG-<br />

Vorstand beschlossen, zusammen mit den<br />

rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

die Tage <strong>der</strong> offenen Tür durchzuführen.<br />

Mit grossem Elan wurde über Wochen geplant,<br />

gebaut, organisiert und vorbereitet<br />

um allen Besucherinnen und Besuchern einen<br />

unvergesslichen Tag zu bieten. Bei einem<br />

Rundgang durch die gesamte Anlage<br />

8<br />

17./18. Mai 2008<br />

Samstag 11.00 – 17.00 Uhr<br />

Sonntag 9.00 – 16.00 Uhr<br />

Nach dem Rundgang erhalten Sie ein Souvenir,<br />

Getränk und etwas vom Grill Kin<strong>der</strong>programm<br />

17./18. Mai 2008<br />

Tag <strong>der</strong><br />

offenen Tür<br />

Wie<strong>der</strong>um war <strong>der</strong> Tag <strong>der</strong> offenen Tür<br />

ein voller Erfolg. Rund 5’000 Besucher<br />

liessen sich vom technischen Know-how<br />

<strong>der</strong> Kehrichtverbrennungsanlage beeindrucken.<br />

konnten sich alle Interessierten genau über<br />

die «saubere Lösung» für den Abfall informieren<br />

lassen. Gerne und oft durften<br />

unsere Angestellten die einzelnen Verfahrenstechniken<br />

den Besucherinnen und Besuchern<br />

vorstellen. In einem gelungenen<br />

Kurzfilm wurde die gesamte Anlage bildlich<br />

erläutert. Nach dem Rundgang war auch<br />

für das leibliche Wohl gesorgt. Gegen<br />

5’000 Personen wurde mit Speis und Trank<br />

verwöhnt, wobei auch unsere kleinsten<br />

Besucher nicht vergessen wurden. Viele Familien<br />

mit Kin<strong>der</strong>n genossen die Tage <strong>der</strong><br />

offenen Tür beim Karussellfahren, im Sandkasten,<br />

auf dem Gumpischloss o<strong>der</strong> beim<br />

Zuhören <strong>der</strong> Lie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Drehorgelspielerin.<br />

Alle Besucherinnen und Besucher haben<br />

zum Abschied eine kleine Überraschung<br />

mitnehmen dürfen.<br />

Viele positive Reaktionen haben uns im Anschluss<br />

an die Tage <strong>der</strong> offenen Tür erreicht.<br />

Wir sind stolz, dass wir einem grossen Teil<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung einen unvergesslichen Tag<br />

bieten konnten. Vielen Dank allen Besucherinnen<br />

und Besuchern, dem Vorstand, den<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einfach<br />

allen, die zum Gelingen des Festes beigetragen<br />

haben.


9<br />

Hilfsdampfkessel zur<br />

Notversorgung <strong>der</strong> Papierfabrik<br />

in Landquart.<br />

Frontseite mit Blickfenster<br />

des Verbrennungsofens 2.<br />

<br />

Komandoraum:<br />

Schichtführer bei <strong>der</strong> Überwachung<br />

<strong>der</strong> Anlage.<br />

Festzelt: Der Turnverein<br />

Igis übernahm die Bewirtung<br />

unserer Besucher.


Jürg Looser<br />

GEVAG<br />

GEVAG-<br />

Abstimmung vom<br />

1. Juni 2008<br />

Dass künftig sämtlicher Abfall aus dem<br />

Kanton durch einen Ausbau <strong>der</strong> Ofenlinie<br />

fachgerecht und umweltfreundlich<br />

entsorgt werden kann, hat die Abstimmung<br />

vom 1. Juni 2008 gezeigt.<br />

Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger<br />

<strong>der</strong> GEVAG-Verbandsgemeinden waren am<br />

1. Juni 2008 aufgerufen über die Gesamterneuerung<br />

<strong>der</strong> alten Ofenlinie abzustimmen.<br />

Der Erneuerung des Ofens hatten<br />

bereits die GEVAG-Delegierten klar zugestimmt.<br />

Gegen diesen Beschluss hatten<br />

sechs Verbandsgemeinden rekurriert. Bei<br />

einer Stimmbeteiligung von 37,41% wurde<br />

dem Kredit für die Erneuerung <strong>der</strong> alten<br />

Ofenlinie von 47 Mio. Franken mit 15’575<br />

Ja-Stimmen zu 6’299 Nein-Stimmen klar<br />

zugestimmt.<br />

Mit diesem weitsichtigen Entscheid des<br />

Souveräns sind wir für die Zukunft gerüstet,<br />

um sämtliche anfallenden Abfälle aus dem<br />

Kanton Graubünden energetisch zu verwerten,<br />

wie es die kantonale Abfallplanung<br />

vorsieht. Das klare Verdikt bestärkt und bestätigt<br />

auch den Vorstand in seiner Arbeit<br />

für eine ökologische und ökonomische Abfallentsorgung<br />

in unserem Kanton.<br />

Bereits 1996 fand eine Abstimmung über<br />

den Ausbau <strong>der</strong> <strong>KVA</strong> <strong>Trimmis</strong> mit einer<br />

zweiten Ofenlinie statt. Damals wurde<br />

diese neue Verfahrenslinie klar von den<br />

Stimmberechtigten im GEVAG-Verbandsgebiet<br />

abgelehnt.<br />

Der Vergleich <strong>der</strong> beiden Abstimmungen<br />

zeigt deutlich, dass in weiten Teilen <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

ein Umdenken im Bereich <strong>der</strong><br />

Abfallbewirtschaftung stattgefunden hat.


François Boone<br />

Geschäftsleiter des GEVAG<br />

12<br />

Endlich <strong>der</strong><br />

<strong>Endausbau</strong><br />

<strong>KVA</strong> <strong>Trimmis</strong>?<br />

<strong>Endausbau</strong> <strong>KVA</strong> <strong>Trimmis</strong>? Diese Frage kann<br />

man sich angesichts <strong>der</strong> geplanten Erneuerungen<br />

in den Jahren 2009/2010 des Rauchgaswäschers 1<br />

sowie <strong>der</strong> Anpassung <strong>der</strong> Anlieferlogistik für Abfall<br />

und dem Neubau des aus dem Jahre 1990 stammenden<br />

Ofens im Zeitbereich von 2011/2012 stellen.<br />

Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt<br />

dabei 89 Millionen CHF (Kostenstand 2007).<br />

Der Neubau des Ofens war auch Gegenstand<br />

<strong>der</strong> Volksabstimmung vom 1. Juni<br />

2008, bei welcher das Volk die Vorlage mit<br />

knapp 72% JA-Stimmen angenommen hat.<br />

Zurückkommend auf die eingangs aufgeworfene<br />

Frage «<strong>Endausbau</strong> <strong>KVA</strong> <strong>Trimmis</strong>?»,<br />

dies kann man mit einem klaren JA<br />

beantworten. Mit dem Anlagenlayout, wie<br />

es nun geplant wird, kann <strong>der</strong> anfallende<br />

Bündner Abfall zukünftig effizient angenommen<br />

und energetisch verwertet werden.<br />

Natürlich muss die Anlage auch in<br />

Zukunft in einzelnen Verfahrensbereichen<br />

wie<strong>der</strong> erneuert werden. Auch sind weitere<br />

Ausbauten im Bereich Energieversorgung,<br />

wie zum Beispiel <strong>der</strong> Fernwärmeversorgung<br />

des Stadtgebietes von Chur Nord, wahrscheinlich..<br />

Ebenfalls wird die Rückgewinnung<br />

von Wertstoffen aus <strong>der</strong> Schlacke in<br />

Zukunft noch weiter vorangetrieben. Als<br />

Fazit kann man somit sagen, dass vom Kehrichtmengenlayout<br />

her die Anlage einen<br />

<strong>Endausbau</strong> erfährt, jedoch auch in Zukunft<br />

weiterhin diverse Projekte welche <strong>der</strong> Energieeffizienz<br />

und dem Wertstoffkreislauf<br />

dienen, angedacht und eventuell auch ausgeführt<br />

werden.


Zurückkehrend zu den drei Teilprojekten<br />

unseres Ausbauvorhabens.<br />

1. Logistikanpassung und<br />

Bunkervergrösserung<br />

Der Kernbereich <strong>der</strong> Abfalllogistik, d.h. <strong>der</strong><br />

Kehrichtbunker mit <strong>der</strong> zugehörigen Abladesituation<br />

sowie <strong>der</strong> Kehrichtstapelung,<br />

geht noch auf die Anfänge <strong>der</strong> <strong>KVA</strong> <strong>Trimmis</strong><br />

in den 70-er Jahren zurück und muss an<br />

die heutigen Bedürfnisse angepasst werden.<br />

Die stark gestiegenen Kehrichtmengen des<br />

Gewerbes und <strong>der</strong> Industrie sowie von<br />

privaten Direktanlieferern führen infolge<br />

ungünstiger Platzverhältnisse, am Ablad zu<br />

<strong>der</strong> Sperrgutschere und bei den Entladestellen<br />

des Bunkers, zu Engpässen und Staus<br />

für die gesamte Kehrichtanlieferung. Wartezeiten<br />

von bis zu zwei Stunden müssen<br />

von den Anlieferern in Spitzenzeiten in Kauf<br />

genommen werden. Des Weiteren führt<br />

die hohe Frequentierung von mittelgrossen<br />

LKWs und kleinen Lieferwagen sowie Per-<br />

sonenwagen zu einem Sicherheitsproblem,<br />

da die Handabla<strong>der</strong> in unmittelbarer Nähe<br />

<strong>der</strong> kippenden LKWs abladen müssen.<br />

Das auf die «Uranlage» 1975 zurückzuführende<br />

Stapelvolumen des Kehrichtbunkers<br />

genügt ausserdem nicht mehr für den<br />

heutigen Anlagenbetrieb. Dies ist u.a. an<br />

verlängerten Wochenenden bemerkbar, wo<br />

infolge ungenügen<strong>der</strong> Vorstapelungsmöglichkeit<br />

die Verbrennungsleistung reduziert<br />

werden muss. Sehr wichtig zu beachten ist,<br />

dass <strong>der</strong> zu kleine Bunker ein Mischen, d.h.<br />

Homogenisieren des Kehrichts nur sehr<br />

begrenzt zulässt. Dies führt zur Ofenbeschickung<br />

mit extremen Heizwert- und<br />

Schadstoffschwankungen, mit entsprechend<br />

negativen Folgen für den Betrieb wie<br />

erhöhtem Verschleiss, Verkrustungsproblemen<br />

in den Behandlungsanlagen für das<br />

Wäscherabwasser, Betriebsmittelverbrauch<br />

etc.<br />

Diese Situation wird durch die Errichtung<br />

eines zweiten Kehrichtbunkers auf <strong>der</strong><br />

Fläche des in Richtung Norden erweiterten<br />

<strong>KVA</strong>-Areals entscheidend verbessert, Der<br />

Kehrichtablad erfolgt in Zukunft in den<br />

Mit dem Ausbau <strong>der</strong><br />

Kehrichtverbrennungsanlage<br />

können LKWs- und Lieferwagenstaus<br />

vermieden<br />

werden.


Die Lagersituation kann<br />

durch einen neuen<br />

Bunker entscheidend<br />

verbessert werden.<br />

neuen Bunker, <strong>der</strong> auch mit zwei neuen<br />

Sperrgutzerkleinerern bestückt wird. Damit<br />

wird die Anlieferlogistik den heutigen Bedürfnissen<br />

angepasst, die Wartezeiten<br />

werden eliminiert, die Sicherheitsprobleme<br />

gelöst, und die Homogenisierungsaufgaben<br />

können bewältigt werden.<br />

Mit einem Bahnlogistikkonzept, basierend<br />

auf einem Kombisystem Bahn/LKW können<br />

Verbände, wie: Pro Engadina Bassa (PEB),<br />

Regiun Surselva (RS) und Abfallbewirtschaftungsverband<br />

Oberengadin (ABVO)<br />

in Zukunft direkt bei <strong>der</strong> <strong>KVA</strong> per Bahn anliefern.<br />

2. Ersatz des Rauchgaswäschers<br />

<strong>der</strong> Ofenlinie1990<br />

Die im Jahr 1990 erbaute Ofenlinie 1 wurde<br />

auf den bereits im Jahr 1988 in Betrieb<br />

genommenen Rauchgaswäscher 1 angeschlossen.<br />

Die Rauchgasreinigung dieser<br />

Linie wurde im Jahr 1998 mit einem Nass-<br />

Elektrofilter zur Abscheidung von Feinstaub<br />

und einem DeNOx-Katalysator zur Abscheidung<br />

von Stickoxiden (NO, NO2) sowie<br />

von chlorierten Kohlewasserstoffen<br />

(Dioxinen) ergänzt. Die Ofenlinie 1 wurde<br />

damit auf den neuesten Stand <strong>der</strong> Rauchgasreinigung<br />

gebracht.<br />

Der mittlerweile 20-jährige Rauchgaswäscher<br />

besteht noch aus einer Stahlkonstruktion,<br />

welche innen durch eine<br />

Gummibeschichtung gegen Korrosionsangriff<br />

geschützt ist. Die entsprechende Gummischutzschicht<br />

ist nur noch bedingt zu<br />

reparieren. Als Folge davon ereignen sich<br />

14<br />

immer mehr Leckagen infolge von Durchrostung<br />

des Rauchgaswäschers. Dies führt<br />

zu ungeplanten Stillständen, bei denen<br />

Notreparaturen durchgeführt werden müssen.<br />

Mo<strong>der</strong>ne Rauchgaswäscher sind aus<br />

glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) gebaut<br />

und somit resistent gegen Säureattacken.<br />

Der neue Rauchgaswäscher wird parallel<br />

zur bestehenden Anlage aufgebaut. Das<br />

heisst, es gibt keinen Austausch an bestehen<strong>der</strong><br />

Stelle. Somit kann die bestehende<br />

Anlage während <strong>der</strong> Bauphase weiter betrieben<br />

werden Es ist nur eine kurze<br />

Stillstandszeit für Umschlussarbeiten notwendig.<br />

Des Weiteren kann mit dieser Vorgehensweise<br />

den Platzbedürfnissen von<br />

mo<strong>der</strong>nen Rauchgaswäschern Rechnung<br />

getragen werden.<br />

3. Neubau <strong>der</strong> Ofens aus<br />

dem Jahre 1990<br />

Der aus dem Jahre 1990 stammende und<br />

mit einer nominalen Jahreskapazität von<br />

60’000 Tonnen gebaute alte Ofen wird bei<br />

Erneuerungsbeginn eine Betriebszeit von<br />

21 Jahren erreicht haben. Aufgrund <strong>der</strong><br />

Lebensdauer dieses Ofens wird <strong>der</strong> Betrieb<br />

immer schwieriger und aufwändiger. Erfahrungsgemäss<br />

zeigt sich, dass in den 80-iger<br />

Jahren erstellte Öfen nach 20 bis 25 Jahren<br />

ersetzt werden müssen. Für die Umsetzung<br />

einer Bündner Lösung am Standort <strong>Trimmis</strong><br />

benötigt man die Erneuerung des alten<br />

Ofens.


Standpunkt<br />

Eine Kehrichtverbrennungsanlage stellt<br />

heute für die Standortregion nicht nur<br />

eine Belastung dar, sie bietet auch Chancen,<br />

aktuell beson<strong>der</strong>s in Form des Ersatzes<br />

von fossilen Energieträgern durch<br />

Fernwärme. Neben <strong>der</strong> Minimierung <strong>der</strong><br />

von <strong>der</strong> Kehrichtverbrennung verursachten<br />

Umweltauswirkungen sollten heute<br />

für eine nachhaltige Entwicklung diese<br />

Chancen genutzt werden.<br />

Abfälle sind definitionsgemäss Dinge, <strong>der</strong>er<br />

man sich entledigen möchte. Die Menge<br />

des von uns allen verursachten Abfalls<br />

hängt klar von <strong>der</strong> wirtschaftlichen Lage<br />

ab: Je besser die Aussichten, desto grösser<br />

sind die Abfallmengen. Abfälle geben also<br />

sowohl quantitativ als auch qualitativ den<br />

Wohlstandes wie<strong>der</strong>.<br />

In <strong>der</strong> Zeit vor <strong>der</strong> Kehrichtverbrennung<br />

entledigte man sich des Abfalls in Deponien.<br />

Die in diesen Müllbergen herrschenden<br />

unappetitlichen Zustände sind für<br />

viele von uns heute noch Sinnbild für die<br />

Belastung <strong>der</strong> Umwelt durch Kehricht.<br />

Mit den Kehrichtverbrennungsanlagen ist<br />

es gelungen, Grund- und Oberflächengewässer<br />

von <strong>der</strong> Verschmutzung durch Abfälle<br />

zu schützen. Anfänglich haben die<br />

noch ohne aufwendige Rauchgasreinigungen<br />

betriebenen Verbrennungsanlagen das<br />

Umweltproblem von den Gewässern in die<br />

Luft verlagert: Schwermetalle und organische<br />

Schadstoffe wurden in die Umgebung<br />

<strong>der</strong> Anlagen getragen und stellten eine<br />

wirkliche Belastung <strong>der</strong> Umwelt dar. Bei<br />

den Untersuchungen im Rahmen <strong>der</strong> ökologischen<br />

Planung Bündner Rheintal vor<br />

22 Jahren waren diese Einwirkungen <strong>der</strong><br />

<strong>KVA</strong> <strong>Trimmis</strong> denn auch deutlich sichtbar.<br />

Mit den heutigen Behandlungen <strong>der</strong> Abgase<br />

ist mittlerweile auch dieses Problem<br />

bei Kehrichtverbrennungsanlagen im Normalbetrieb<br />

als gelöst zu betrachten. Ganz<br />

im Gegensatz zur illegalen Verbrennung<br />

von Abbruchholz o<strong>der</strong> gar Abfällen in den<br />

häuslichen Holzfeuerungen. Die dort verbrannten<br />

(Holz)abfälle haben bis zu 1000<br />

Mal mehr Schadstoffe zur Folge als bei <strong>der</strong><br />

korrekten Entsorgung in <strong>der</strong> <strong>KVA</strong>. Mit einer<br />

systematischen Kontrolle <strong>der</strong> kleinen Holzfeuerungen<br />

wird seit letztem Winter dieser<br />

für die Umwelt sehr problematischen Abfallverbrennung<br />

entgegengewirkt.<br />

Trotz <strong>der</strong> erfreulichen technischen Ent-<br />

wicklung in den Kehrichtverbrennungsanlagen<br />

gibt es nach wie vor gute Gründe,<br />

ernsthafte Anstrengungen zur Minimierung<br />

<strong>der</strong> Abfallmengen und die Separatsammlung<br />

von Metallen, Papier, PET und an<strong>der</strong>em<br />

zu unterstützen: So verursacht die<br />

Verbrennung von Abfällen immer noch<br />

Schlacke, die deponiert werden muss und<br />

Abwässer, die als Beitrag zur Gewässerverschmutzung<br />

nicht vernachlässigbar sind.<br />

Selbstverständlich müssen die Rauchgasreinigungsanlagen<br />

möglichst pannenfrei<br />

betrieben werden, damit nicht in Son<strong>der</strong>betriebszuständen<br />

Schadstoffe über den<br />

Luftweg freigesetzt werden. Beim Betreiber<br />

sind dazu die entsprechenden Selbstkontrollen<br />

vorzunehmen und vom ANU als<br />

Aufsichtsbehörde sind die Emissionen in<br />

die Umwelt strikt zu kontrollieren.<br />

Wenn wir uns bewusst sind, dass wir den<br />

Konsum von fossilen Energieträgern zur<br />

Erfüllung <strong>der</strong> Ziele des Klimaschutzes deutlich<br />

reduzieren müssen, so ist es naheliegend,<br />

das in den Kehrichtverbrennungsanlagen<br />

auch nach <strong>der</strong> Stromerzeugung<br />

noch vorhandene Potential an Abwärme<br />

sinnvoll zu nutzen. Mit dem Projekt einer<br />

Heisswasserleitung nach Chur Nord und<br />

dem entsprechenden Beschluss <strong>der</strong> GE-<br />

VAG-Delegierten vom Juni 2008, die technischen<br />

Installationen zur Wärmeabgabe<br />

in die <strong>KVA</strong> <strong>Trimmis</strong> realisieren zu können,<br />

sind gute Voraussetzungen geschaffen. <br />

Remo Fehr, Amtsleiter,<br />

Amt für Natur und Umwelt (ANU)<br />

15<br />

Die Rubrik Standpunkt<br />

dient <strong>der</strong> freien Meinungsäusserung<br />

in unserer<br />

KehRichtig.


Rückgewinnung<br />

von VA-Stählen<br />

François Boone<br />

Geschäftsleiter des GEVAG<br />

16<br />

nach <strong>der</strong><br />

Verbrennung<br />

Wertvolle Metalle, welche früher teilweise<br />

als Schlacke entsorgt wurden, können<br />

heute dank neuster Technik wie<strong>der</strong> in den<br />

Rohstoffkreislauf zurückgeführt werden.<br />

In <strong>der</strong> letzten Ausgabe <strong>der</strong> Keh<strong>richtig</strong> haben<br />

wir über die Möglichkeiten des «thermischen<br />

Recyclings» in <strong>der</strong> <strong>KVA</strong> <strong>Trimmis</strong><br />

berichtet, bei welchem Eisen und Buntmetallen<br />

nach <strong>der</strong> Verbrennung zurückgewonnen<br />

werden. Die <strong>KVA</strong> <strong>Trimmis</strong> geht heute<br />

noch einen Schritt weiter und gewinnt auch<br />

VA-Stähle o<strong>der</strong> im Volksmund auch Edelstähle<br />

genannt, aus <strong>der</strong> Schlacke zurück. Es<br />

handelt sich dabei vorwiegend um Haushaltsutensilien<br />

wie Pfannen, Besteck, Raffeleisen,<br />

Behälter, Möbelbestandteile o<strong>der</strong><br />

aus dem Baugewerbe stammende metallische<br />

Abfälle wie Abschnitte o<strong>der</strong> Installationsteile.<br />

Wie werden diese VA-Stähle zurückgewonnen?<br />

Die nach <strong>der</strong> Verbrennung verbleibende<br />

Ofenschlacke wird über ein Trommelsieb<br />

geführt wobei eine grobe und eine<br />

feine Fraktion anfällt. Aus diesen beiden<br />

Fraktionen werden Eisenteile mittels zweier<br />

Magneten herausgeholt. Aus <strong>der</strong> feineren<br />

Fraktion werden über einen Wirbelstromabschei<strong>der</strong>s<br />

die Buntmetalle wie zum Beispiel<br />

Aluminium, Kupfer und Messing abgeschieden.<br />

Die Grobfraktion wird nach


<strong>der</strong> magnetischen Entschrottung auf einen<br />

Hand-Sortiertisch geför<strong>der</strong>t. Die hier vorliegende<br />

Fraktion besteht aus Steinen, unverbranntem<br />

Material und eben aus Metallen,<br />

welche nicht magnetisch sind und somit aus<br />

Edelstahl o<strong>der</strong> grossen Stücken Buntmetalle<br />

wie Kupfer o<strong>der</strong> Messing bestehen.<br />

Wir rechnen mit rund 100 bis 150 Tonnen<br />

VA-Stahl pro Jahr. Durch die Rückgewinnung<br />

dieser Metalle schliesst sich wie<strong>der</strong>um<br />

ein weiterer Stoffkreislauf. Pfannen,<br />

Küchenutensilien und an<strong>der</strong>e metallische<br />

Haushaltsartikel, welche in einen 35-Liter<br />

Abfallsack passen, können ohne schlechtes<br />

Gewissen <strong>der</strong> Müllabfuhr mitgegeben werden.<br />

Die <strong>KVA</strong> <strong>Trimmis</strong> entnimmt bereits seit<br />

Jahrzehnten Eisen aus <strong>der</strong> Schlacke und seit<br />

2006 finden auch die Buntmetalle im Abfall<br />

wie<strong>der</strong> ihren Weg als Rohstoff in den Produktekreislauf.<br />

<strong>Heute</strong> werden jährlich aus<br />

<strong>der</strong> <strong>KVA</strong> <strong>Trimmis</strong> bis zu 2000 Tonnen Metalle<br />

<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>verwertung zugeführt. <br />

17<br />

Über einen Wirbelstromabschei<strong>der</strong><br />

werden Buntmetalle<br />

abgeschieden.<br />

Bis zu 2000 Tonnen<br />

Metalle werden jährlich<br />

<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>verwertung<br />

zugeführt.


<strong>Gestern</strong> <strong>richtig</strong>!<br />

<strong>Heute</strong> <strong>falsch</strong>?<br />

Die Separatsammlung <strong>der</strong> Metallfraktion funktioniert nicht:<br />

Drei Viertel <strong>der</strong> Metalle aus den Haushalten in <strong>der</strong> Schweiz<br />

werden mit dem Kehricht verbrannt und gelangen so in den<br />

Verbrennungsrückstand, die Schlacke. Die Separatsammlung<br />

von Metallen erweist sich immer mehr als überholt.<br />

Prof. Rainer Bunge<br />

Der defekte Korkenzieher, <strong>der</strong> stumpfe<br />

Nassrasierer, <strong>der</strong> verbogene Schraubenzieher,<br />

die alte Zündkerze, das defekte Spielzeugauto<br />

– sie alle enthalten Metallstücke.<br />

Doch diese Gegenstände werden nicht in<br />

<strong>der</strong> Separatsammlung entsorgt, son<strong>der</strong>n im<br />

Kehrichtsack. Stellt sich die Frage, was eigentlich<br />

mit den Metallen passiert?<br />

Auch wenn die in <strong>der</strong> Schweiz eingesammelten<br />

Kehrichtsäcke thermisch entsorgt<br />

werden, verschwinden die Metalle dabei<br />

nicht, son<strong>der</strong>n sie werden mit den Verbrennungsrückständen<br />

ausgetragen. Eisen-,<br />

Kupfer-, Messing- und Aluminiumstücke<br />

enden auf diese Weise in <strong>der</strong> Schlacke.<br />

Theoretisch könnte man die Metalle direkt<br />

aus dem Kehricht zurückgewinnen, also<br />

ohne vorherige Verbrennung. Das ist allerdings<br />

sehr schwierig und teuer. Vergleich-<br />

18<br />

bar wäre das mit dem Entfernen <strong>der</strong> Nägel<br />

vor dem Verbrennen alter Bretter: das ist<br />

viel einfacher, wenn die Bretter zuerst verbrannt<br />

und anschliessend die Nägel mit<br />

einem Magneten aus <strong>der</strong> Asche gefischt<br />

werden. Es ist also schlauer, den Kehricht<br />

erst zu verbrennen und die Metalle, nachdem<br />

sie von Kunststoffen, Holz und Textilien<br />

«frei» gebrannt sind, aus <strong>der</strong> Schlacke<br />

zu gewinnen.<br />

50 Millionen Fr.<br />

in <strong>der</strong> Schlacke<br />

Der gesamte Wert <strong>der</strong> Metallstücke in den<br />

jährlich 650’000 Tonnen Schweizer Kehrichtschlacken<br />

liegt bei rund 50 Millionen<br />

Franken. Kein Wun<strong>der</strong> also, dass die<br />

Schlacke aus <strong>der</strong> Kehrichtverbrennung aufbereitet<br />

wird. Mit Magneten werden die<br />

Eisenstücke aus <strong>der</strong> Schlacke zurückgewonnen.<br />

Kupfer, Messing, Aluminium und<br />

Chromstahl werden mit so genannten<br />

Wirbelstromschei<strong>der</strong>n und Sensorsortierern<br />

ausgeworfen. Rund 40’000 Tonnen Eisen<br />

und noch einmal 16’000 Tonnen an<strong>der</strong>e<br />

Metalle werden auf diese Weise jährlich<br />

rezykliert und an den Altmetallhandel verkauft.<br />

Die Preise für Altmetall sind <strong>der</strong>art gestiegen,<br />

dass es mittlerweile sogar gewinnbringend<br />

ist, die Schlacke auf alten Deponien<br />

wie<strong>der</strong> auszugraben. So wurden zum Beispiel<br />

in <strong>der</strong> Deponie Elbisgraben 150’000<br />

Tonnen Schlacke, die während vielen Jah-


en dort gelagert haben, wie<strong>der</strong> aufgenommen<br />

und zwecks Metallrückgewinnung<br />

aufbereitet.<br />

Weshalb Metalle separat<br />

sammeln?<br />

Da die Metalle sowieso aus den Schlacken<br />

<strong>der</strong> Kehrichtverbrennung zurück gewonnen<br />

werden, stellt sich die Frage, weshalb<br />

sie überhaupt noch separat gesammelt<br />

werden sollen? Wäre es nicht einfacher und<br />

kostengünstiger, die Metalle im Kehrichtsack<br />

zu entsorgen und anschliessend via<br />

<strong>KVA</strong> aus <strong>der</strong> Schlacke zurückzugewinnen?<br />

Der Autor stellt sich auf den Standpunkt,<br />

dass die Metall-Separatsammlung zumindest<br />

mittelfristig nicht mehr sinnvoll ist.<br />

Zugegeben – früher war das an<strong>der</strong>s. Erstens<br />

wurde vor gar nicht allzu langer Zeit noch<br />

ein grosser Teil des Kehrichts direkt deponiert.<br />

Die darin enthaltenen Metalle waren<br />

damit für ein Recycling verloren. Erst seit<br />

vor acht Jahren in <strong>der</strong> Schweiz eine flächendeckende<br />

Kehrichtverbrennung durchgesetzt<br />

wurde, war die Voraussetzung für das<br />

Recycling <strong>der</strong> Metalle via Kehrichtsack<br />

überhaupt gegeben.<br />

Zweitens hat <strong>der</strong> Anteil an grossen, leicht<br />

separierbaren Metallstücken in den Haushalten<br />

rapide abgenommen. Die typischen<br />

Nichteisenmetallstücke im Abfall sind heute<br />

kleiner als zwei Zentimeter und eingebettet<br />

in Kunststoff, Textilien o<strong>der</strong> Keramik.<br />

Drittens gibt es erst seit wenigen Jahren<br />

Maschinen, mit denen Nichteisenmetalle<br />

überhaupt aus <strong>der</strong> Schlacke zurückgewonnen<br />

werden können. Bevor diese Technologien<br />

zur Verfügung standen, war die Abtrennung<br />

von Aluminium, Kupfer, Messing<br />

und Chromstahl aus Schlacken gar nicht<br />

möglich.<br />

Ineffektive Separatsammlung<br />

Die Separatsammlung von Metallen ist<br />

nicht effektiv, und schon gar nicht effizient.<br />

Zum Vergleich: In <strong>der</strong> Schweiz werden<br />

12’000 Tonnen Blechdosen separat gesammelt.<br />

In <strong>der</strong> Schlacke aus <strong>der</strong> Kehrichtverbrennung<br />

liegen hingegen 45’000 Tonnen<br />

Eisen vor. Die Haushalte sammeln 4’500<br />

Tonnen Aluminiumdosen separat, während<br />

in <strong>der</strong> Schlacke etwa 12’000 Tonnen Aluminiumstücke<br />

enthalten sind. 2’500 Tonnen<br />

Kupfer werden aus dem Recycling von<br />

Elektrokleingeräten gewonnen, während<br />

6’000 Tonnen Kupfer in die Schlacken ge-<br />

raten. Nur etwa ein Viertel <strong>der</strong> Metalle aus<br />

den Haushalten wird also durch die Separatsammlung<br />

erfasst, <strong>der</strong> Rest geht in den<br />

Kehrichtsack.<br />

Und die Kosten <strong>der</strong> Separatsammlung?<br />

Obwohl Dosen einigermassen sortenrein<br />

gewonnen werden, ist <strong>der</strong>en Separatsammlung<br />

defizitär. Pro Tonne Eisen legt<br />

<strong>der</strong> Bürger 100 Franken drauf. Je Tonne Aluminium<br />

kostet die Separatsammlung etwa<br />

1’500 Franken. Die Gewinnung von Eisen<br />

und Aluminium aus <strong>der</strong> Schlacke kostet hingegen<br />

gar nichts. Im Gegenteil – sie ist gewinnbringend.<br />

Diese Materialien verhalten<br />

sich in <strong>der</strong> Kehrichtverbrennung als so genannte<br />

«Durchläufer»: Sie werden weitgehend<br />

unverän<strong>der</strong>t in <strong>der</strong> Schlacke ausgetragen.<br />

Trotz des hohen Gewichts nehmen<br />

Metalle nur ein sehr kleines Volumen ein<br />

und verursachen keine zusätzlichen Kosten<br />

in <strong>der</strong> Kehrichtverbrennungsanlage. Wenn<br />

das Metallrecycling via Separatsammlung<br />

tatsächlich kosteneffizienter wäre, als via<br />

Kehrichtsack – warum lässt man dann nicht<br />

einfach Markt spielen? Es ist ja durchaus<br />

denkbar, dass Schrotthändler in Zukunft<br />

Metall-Separatsammlungen durchführen,<br />

z.B. gegen eine Vergütung an den Abgeber.<br />

Eine Subvention mittels vorgezogener Entsorgungsabgaben<br />

brauchte es dafür nicht.<br />

«Zweigleisig» fahren?<br />

Grundsätzlich kann die Schweiz weiterhin<br />

zweigleisig fahren, also die Metalle sowohl<br />

separat sammeln als auch die Metalle aus<br />

den Verbrennungsrückständen zurück gewinnen.<br />

«Das eine tun, aber das an<strong>der</strong>e<br />

nicht lassen» ist allerdings eine teure Luxuslösung,<br />

die ökologisch und ökonomisch<br />

nicht zu rechtfertigen ist.<br />

Der Autor schlägt deshalb vor, metallhaltige<br />

Teile mit Kantenlänge kleiner als 30 Zentimeter<br />

direkt im Kehrichtsack zu entsorgen.<br />

Gleiches gilt für Elektrokleingeräte: das Bügeleisen,<br />

<strong>der</strong> Fön, <strong>der</strong> elektrische Rasierapparat,<br />

das elektronische Kin<strong>der</strong>spielzeug<br />

usw. – sie alle werden im Kehrichtsack entsorgt.<br />

Grössere Stücke gehören in den<br />

Sperrmüll und können von dort ins Recycling<br />

eingeschleust werden.<br />

Mit <strong>der</strong> Metall-Separatsammlung aufzuhören,<br />

dürfte aus «politischen» Befindlichkeiten<br />

schwierig sein: Dem Bürger hat<br />

man 20 Jahre lang eingetrichtert, Metalle<br />

seien in <strong>der</strong> Separatsammlung zu entsorgen.<br />

Und 20 Jahre lang war dies in <strong>der</strong> Tat<br />

die <strong>richtig</strong>e Lösung. Die Behörden befürchten,<br />

sie würden unglaubwürdig, wenn sie<br />

jetzt plötzlich sagen: «Die Metalle gehören<br />

in den Kehrichtsack».<br />

19<br />

In <strong>der</strong> Aufbereitungsanlage<br />

in <strong>der</strong> Deponie Teuftal werden<br />

jährlich etwa 10’000 Tonnen<br />

Metalle aus Kehrichtschlacken<br />

gewonnen.


Die Separatsammlung<br />

macht nach<br />

wie vor Sinn<br />

Ist die Separatsammlung<br />

von Metallen ein Auslaufmodell?<br />

Die Redaktion<br />

«Umwelt Perspektiven»<br />

wollte es genauer<br />

wissen und hat, gestütztauf<br />

den Beitrag von Rainer<br />

Bunge, Hans-Peter<br />

Fahrni vom Bundesamt<br />

für Umwelt mit <strong>der</strong> Frage<br />

konfrontiert.<br />

Hans-Peter Farni<br />

Herr Fahrni, findet das<br />

Bundesamt für Umwelt<br />

(Bafu) die heutige Separatsammlung<br />

von Metallen<br />

noch zeitgemäss?<br />

Hans-Peter Fahrni, Leitung<br />

<strong>der</strong> Abteilung Abfall<br />

und Rohstoffe, Bundesamt<br />

für Umwelt: In den<br />

meisten Gemeinden finden<br />

regelmässige Metallsammlungen<br />

für gröbere<br />

Metallgegenstände statt.<br />

Daneben bestehen Sammelstellen<br />

für Verpackungen<br />

aus Aluminium und<br />

Weissblech.<br />

20<br />

Bei <strong>der</strong> Metallsammlung<br />

werden grössere Gegenstände<br />

wie Velos, Gartentische<br />

und Stühle aus<br />

Metall und ähnliches gesammelt.<br />

Diese Abfälle<br />

könnten schon aus logistischen<br />

Gründen nicht mit<br />

dem Kehricht zusammen<br />

gesammelt werden. Deshalb<br />

ist diese Sammlung<br />

sicher auch weiterhin<br />

sinnvoll.<br />

Nicht zuletzt durch Projekte,<br />

die vom Bafu unterstützt<br />

wurden, hat das<br />

Metallrecycling aus <strong>der</strong><br />

<strong>KVA</strong>-Schlacke enorme<br />

Fortschritte gemacht und<br />

funktioniert heute in <strong>der</strong><br />

Schweiz problemlos.<br />

Weshalb soll <strong>der</strong> Bürger<br />

nicht gleich alle kleineren<br />

Metallstücke aus den<br />

Siedlungsabfällen via<br />

Kehrichtsack entsorgen?<br />

Die Technologie zur besseren<br />

Metallentfernung<br />

aus <strong>KVA</strong>-Schlacke bestand<br />

eigentlich schon<br />

lange, aber erst heute machen<br />

die hohen Metallpreise<br />

den Einsatz dieser<br />

Verfahren zur Rückgewinnung<br />

von Nichteisenmetallen<br />

rentabel. Damit<br />

können nun auch die Me-<br />

Aber auch eine Behörde muss mit dem<br />

Wandel <strong>der</strong> Zeit gehen. Man muss die Bürgerinnen<br />

und Bürger angemessen darüber<br />

informieren, dass die Metallentsorgung via<br />

Kehrichtsack ein zeitgemässer Schritt in<br />

Richtung einer ökologisch und ökonomisch<br />

optimierte Abfallwirtschaft ist. Denn die<br />

Grundlagen, auf denen basierend die Metall-Separatsammlung<br />

früher völlig zu<br />

Recht eingeführt wurde, bestehen heute<br />

nicht mehr. Der Kehricht wird heute verbrannt,<br />

die Metallstücke im Abfall sind sehr<br />

klein und sie liegen im innigen Verbund mit<br />

an<strong>der</strong>en Materialien vor. Zudem existieren<br />

heute Technologien, mit denen die Metalle<br />

aus den Schlacken <strong>der</strong> Kehrichtverbrenung<br />

zurück gewonnen werden können.<br />

tallanteile von Verbundstoffen,<br />

beispielsweise die<br />

Metallhülse eines Kugelschreibers<br />

o<strong>der</strong> eine Gürtelschnalle<br />

aus vernickeltem<br />

Messing, aus <strong>der</strong><br />

Schlacke entfernt werden,<br />

ohne dass solche Teile<br />

sorgfältig getrennt gesammelt<br />

werden müssen.<br />

Diese Teile wurden in den<br />

meisten Regionen bis<br />

heute nicht separat gesammelt<br />

und müssen<br />

auch in Zukunft nicht separat<br />

gesammelt werden.<br />

Nur rund ein Viertel <strong>der</strong><br />

Kleinmetalle aus den<br />

Haushalten werden durch<br />

die Separatsammlung<br />

erfasst. Wäre es ökologisch/wirtschaftlichbetrachtet<br />

nicht sinnvoller,<br />

auch diesen kleinen Anteil<br />

via <strong>KVA</strong> zu rezyklieren<br />

und die eingesparten<br />

Kosten zur möglichst<br />

vollständigen Metallrückgewinnung<br />

aus denn Verbrennungsrückständen<br />

einzusetzen?<br />

Ich denke, dass die durch<br />

die Separatsammlungen<br />

erfasste Menge an kleinteiligen<br />

Metallen höher<br />

als ein Viertel ist.<br />

Nach unseren Erhebungen<br />

beträgt die Menge rund<br />

einen Drittel. Für die<br />

Metallbeine eines Stuhles,<br />

einen Gartentisch aus<br />

Metall o<strong>der</strong> ein Moped<br />

braucht es aber ohnehin<br />

eine separate Sammlung,<br />

da die Entsorgung über<br />

die <strong>KVA</strong> wenig Sinn<br />

macht. Es braucht also die<br />

Sammlung von Metallgegenständen.<br />

Eine effiziente<br />

Rückgewinnung von<br />

Metallen aus <strong>der</strong> Schlacke<br />

stellt dazu eine gute Ergänzung<br />

dar, ersetzt aber<br />

die Separatsammlung von<br />

Metallen nicht.<br />

Das Metallrecycling via<br />

Kehrichtsack und<br />

Schlacke wäre auch ökologisch<br />

vorteilhaft: Das<br />

Auswaschen von Dosen<br />

wäre nicht mehr notwendig<br />

und Autofahrten zur<br />

Separatsammlung würden<br />

entfallen. Das Metallrecycling<br />

aus <strong>der</strong> Schlacke<br />

wird ja so o<strong>der</strong> so durchgeführt.<br />

Die separate Sammlung<br />

von Konserven- und Aludosen<br />

macht nach wie vor<br />

Sinn. Die Dosen müssen<br />

dazu schon heute nicht<br />

ausgewaschen werden<br />

und schon gar nicht mit


Fazit<br />

Mancher mag <strong>der</strong> Zeit nachweinen, in <strong>der</strong><br />

ökologische Fragen losgelöst von den Kosten<br />

diskutiert wurden. <strong>Heute</strong> kann sich<br />

allerdings auch die Umweltbranche den<br />

Kosten-Nutzen-Betrachtungen nicht mehr<br />

entziehen.<br />

Die Separatsammlung von Metallen hat in<br />

den vergangenen Jahrzehnten immensen<br />

Nutzen gestiftet – jetzt ist sie ein überflüssiger<br />

Luxus. Es ist an <strong>der</strong> Zeit, dass wir uns<br />

von ökologischen Grundsätzen trennen, die<br />

damals völlig <strong>richtig</strong> waren, welche aber<br />

mittlerweile antiquiert sind. Der Blick ist<br />

nach vorne zu richten und das Auslaufmodell<br />

«Metall-Separatsammlung», verse-<br />

warmem Wasser. Aludosen<br />

bestehen aus einer<br />

sehr hochwertigen Aluminiumqualität<br />

und erzielen<br />

auf dem Schrottmarkt<br />

einen hohen Preis. Wenn<br />

Aluminiumdosen in die<br />

Verbrennung gelangen,<br />

schmilzt und verbrennt<br />

ein Teil des sehr dünnwandigen<br />

Alublechs.<br />

Soweit dann noch eine<br />

Separierung aus <strong>der</strong><br />

Schlacke möglich ist, fällt<br />

das Aluminium <strong>der</strong> Dosen<br />

zusammen mit an<strong>der</strong>en<br />

Alu-Legierungen an, was<br />

eigentlich nur noch die<br />

Nutzung zu gewissen<br />

Gussqualitäten ermöglicht.<br />

Bei Weissblechdosen<br />

wird vor dem Einschmelzen<br />

die dünne<br />

Zinnschicht gezielt entfernt,<br />

um den Eintrag von<br />

Zinn in die Eisenschmelze<br />

zu reduzieren (Zinn schadet<br />

<strong>der</strong> Stahlqualität).<br />

Im Übrigen ist es sicher<br />

<strong>falsch</strong>, wegen ein paar<br />

Dosen mit dem Auto zu<br />

einer Sammelstelle zu<br />

fahren. Viele Sammelstellen<br />

finden sich aber in <strong>der</strong><br />

Nähe von Einkaufszentren,<br />

so dass keine zusätzlichen<br />

Autokilometer<br />

nötig werden.<br />

In <strong>der</strong> Schlacke werden<br />

viele Elektromotoren gefunden.<br />

Offenbar entsorgt<br />

<strong>der</strong> Bürger seine<br />

Kleinelektronik zum grossen<br />

Teil sowieso im Kehricht,<br />

ohne dass es zu<br />

nennenswerten negativen<br />

Auswirkungen auf die<br />

<strong>KVA</strong> kommt. Warum ist<br />

diese Art <strong>der</strong> Entsorgung<br />

aber gesetzeswidrig?<br />

Nicht wenige Spielwaren<br />

enthalten heute elektrische<br />

und elektronische<br />

Teile, die aber von den<br />

Konsumenten nicht als<br />

solche erkannt werden.<br />

Möglicherweise stammen<br />

die in <strong>der</strong> Schlacke gefundenen<br />

Motoren aus dieser<br />

Quelle. Wie unsere Abfallanalysen<br />

gezeigt haben,<br />

gelangt aber von den<br />

jährlich entsorgten über<br />

100’000 Tonnen Elektround<br />

Elektronikgeräten nur<br />

ein sehr kleiner Prozentsatz<br />

in die Siedlungsabfälle<br />

und damit in die<br />

<strong>KVA</strong>. Das ist auch gut so:<br />

bei <strong>der</strong> separaten Sammlung<br />

lassen sich schadstoffhaltige<br />

Teile wie<br />

Nickel-Cadmium-Akkumulatoren,Quecksilberschalter<br />

o<strong>der</strong> alte, noch<br />

mit PCB gefüllte Konden-<br />

hen mit grosszügigen Übergangsfristen für<br />

die betroffenen Unternehmungen, zu entsorgen.<br />

<br />

satoren, gezielt demontieren.<br />

Auch die Demontage<br />

und die Rückgewinnung<br />

von speziell wertvollen<br />

Teilen, z.B. von vergoldeten<br />

Kontakten, sind viel<br />

einfacher möglich, wenn<br />

die Geräte gezielt zerlegt<br />

werden als wenn sie bei<br />

halb geschmolzenen Konglomeraten<br />

nach <strong>der</strong> <strong>KVA</strong><br />

erfolgt. Zudem erlaubt<br />

heute <strong>der</strong> Stand <strong>der</strong> Technik<br />

bei <strong>der</strong> Rückgewinnung<br />

von Metallen aus<br />

<strong>KVA</strong>-Schlacke noch nicht,<br />

kleine Metallteile wie<br />

dünne Kupferdrähte, so<br />

genannte Litzen o<strong>der</strong><br />

Überreste von Leiterplatten<br />

aus <strong>der</strong> Schlacke zu<br />

separieren.<br />

Warum greift <strong>der</strong> Staat<br />

durch vorgezogene Entsorgungsabgaben<br />

ein anstatt<br />

das Metallrecycling,<br />

sei es via Separatsammlung<br />

o<strong>der</strong> via <strong>KVA</strong>, dem<br />

Markt zu überlassen?<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Metallsammlung<br />

gibt es keine<br />

staatlichen Entsorgungsgebühren.<br />

Es bestehen<br />

aber freiwillige Systeme,<br />

welche eine ökologisch<br />

hochstehende und effiziente<br />

Verwertung von<br />

Elektro- und Elektronikgeräten<br />

ermöglichen.<br />

Gleichzeitig gibt es ein<br />

von privaten Recyclingorganisationen<br />

getragenes<br />

flächendeckendes Netz<br />

von Sammelstellen für<br />

Metallverpackungen, wobei<br />

die Sammlungen für<br />

Aluminium- und Weissblechverpackungenvielerorts<br />

zusammengelegt<br />

wurden.<br />

Die Separierung von Metallen<br />

in den <strong>KVA</strong> ergänzt<br />

die separate Sammlung<br />

von Grobmetallen, von<br />

Elektro- und Elektronikgeräten<br />

sowie von Dosen<br />

sinnvoll; sie ersetzt aber<br />

die Sammlung, wenigstens<br />

nach heutigem<br />

Stand <strong>der</strong> Technik, nicht.<br />

Anmerkung <strong>der</strong> Redaktion:<br />

Das Interview wurde<br />

per E-Mail geführt.<br />

21<br />

Die Separatsammlung<br />

von Metallen hat in den<br />

vergangenen Jahrzehnten<br />

immensen Nutzen gestiftet.


Abfall & Recycling<br />

Urs Leuzinger<br />

Amt für Archäologie Thurgau<br />

Zwischen etwa 4000 und 800 v.Chr. waren<br />

die Ufer <strong>der</strong> meisten Alpenrandseen dicht<br />

besiedelt. Die Reste dieser jungstein- und<br />

bronzezeitlichen Dörfer erlangten Mitte des<br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>ts unter dem Begriff «Pfahlbauten»<br />

grosse Popularität. Auch heute<br />

noch faszinieren die «Pfahlbauer» Jung und<br />

Alt, wie gut besuchte Son<strong>der</strong>ausstellungen<br />

o<strong>der</strong> erfolgreiche Fernsehsendungen in<br />

22<br />

bei den<br />

Pfahlbauern<br />

In den dauerfeuchten Fundschichten <strong>der</strong> Pfahlbausiedlungen<br />

haben sich nicht nur Steinwerkzeuge und Topfscherben<br />

erhalten, son<strong>der</strong>n auch zahlreiche organische Objekte.<br />

Glücklicherweise trennten unsere Vorfahren ihren Abfall nicht<br />

korrekt: Aus den Abfallschichten können die Archäologen<br />

deshalb zahlreiche Informationen über das Dorfleben<br />

vor mehr als 5000 Jahren ablesen.<br />

Deutschland und <strong>der</strong> Schweiz belegen. Die<br />

gut erhaltenen Seeufersiedlungen liefern<br />

wertvolle Informationen zum Alltagsleben,<br />

zum Handwerk, zur Wirtschaftsweise und<br />

zur Umwelt vor Jahrtausenden. Neben<br />

aktuellen, wissenschaftlichen Untersuchungen<br />

ist man heutzutage deshalb zunehmend<br />

bestrebt, möglichst viele Überreste<br />

dieser Siedlungen als «Archäotope» für<br />

zukünftige Forschungen im Boden zu belassen.<br />

Aus diesem Grund wurde kürzlich<br />

<strong>der</strong> Verein «Palafittes» gegründet, welcher<br />

zum Ziel hat, die Pfahlbauten in die Liste<br />

<strong>der</strong> UNESCO-Weltkulturerbe aufzunehmen.<br />

Graben im Abfall<br />

In den Jahren 1993 bis 1995 führte das Amt<br />

für Archäologie des Kantons Thurgau Grabungen<br />

in <strong>der</strong> Fundstelle Arbon-Bleiche 3<br />

durch. Unter 2 m mächtigen Sandschichten<br />

lagen die Überreste eines jungsteinzeitlichen<br />

Dorfes. Die zahlreichen, gut erhaltenen<br />

Holzpfähle <strong>der</strong> Häuser konnten mit <strong>der</strong><br />

Jahrringdatierungsmethode (Dendrochronologie)<br />

jahrgenau datiert werden. Das<br />

Pfahlbaudorf Arbon-Bleiche 3 bestand<br />

demnach von 3384 bis 3370 v.Chr. Eine<br />

mächtige, verkohlte Schuttschicht über <strong>der</strong><br />

sogenannten Kulturschicht zeigt, dass die<br />

Siedlung nach nur 15 Jahren einer Brandkatastrophe<br />

zum Opfer gefallen ist.


Hinter dem wissenschaftlichen Begriff «Kulturschicht»<br />

– die französischen Kollegen<br />

nennen diese Ablagerungen ehrlicher «fumiers<br />

lacustres» (Strandmist) – versteckt sich<br />

nichts an<strong>der</strong>es als Mist und Abfälle. Damals<br />

muss es in den Pfahlbausiedlungen bestialisch<br />

gestunken haben! Während man die<br />

Abfälle <strong>der</strong> Pfahlbauer in Form von Topfscherben,<br />

zerbrochenen Steinbeilklingen,<br />

verlorengegangenen Schmuckanhängern<br />

und fragmentierten Holzkämmen in den<br />

Vitrinen als wertvolles Kulturgut bewun<strong>der</strong>n<br />

kann, erfahren die Besucherinnen und<br />

Besucher <strong>der</strong> Museen wenig über den restlichen<br />

Mist. Die zahlreichen Fundgegenstände<br />

lagen ursprünglich in einer braunen<br />

Schicht eingebettet. Untersucht man die<br />

Ablagerungen unter dem Mikroskop, so erkennt<br />

man unschwer, dass sich diese vorwiegend<br />

aus menschlichen und tierischen<br />

Fäkalien sowie vergammelten Speiseresten<br />

(z.B. Fischschuppen, Tierknochen) zusammensetzen.<br />

Paläoparasitologen können sogar<br />

die Eier <strong>der</strong> diversen Darmparasiten,<br />

welche das Vieh und den Menschen geplagt<br />

haben, in diesen Schichten erkennen<br />

und auf die Art bestimmen. So lassen sich<br />

«Ötzi»-zeitliche Bauchschmerzen rekonstruieren!<br />

Flicken, Sammeln und<br />

Recykling<br />

Archäologische Ausgrabungen in den Seeufersiedlungen<br />

liefern immer wie<strong>der</strong> Hinweise,<br />

dass man zerbrochene Geräte geflickt<br />

und teilweise sogar Rohmaterial<br />

23<br />

Dünnschliff <strong>der</strong> «Kulturschicht»<br />

aus Arbon<br />

Darmparasit <strong>der</strong> Steinzeit.<br />

Dioctophymae-Wurmei<br />

Signet <strong>der</strong> erfolgreichen<br />

Pfahlbauer-Fernsehsendungen


Arbon Grabungsübersicht<br />

Scherbe<br />

Schamotte gemagert <br />

Kupferfund<br />

aus Steckborn <br />

24<br />

rezykliert hat. So haben die Bewohnerinnen<br />

und Bewohner <strong>der</strong> Pfahlbauten beispielsweise<br />

bei <strong>der</strong> Arbeit zerbrochene Steinbeilklingen<br />

nicht einfach weggeworfen, son<strong>der</strong>n<br />

die Bruchstellen mit Klopfsteinen<br />

sorgfältig überarbeitet und anschliessend<br />

auf Sandsteinplatten wie<strong>der</strong> in eine brauchbare<br />

Form geschliffen. Gleich verfuhr man<br />

mit kaputten Pfeilspitzen aus Feuerstein.<br />

Diese schärfte man mehrfach nach, bevor<br />

sie schliesslich endgültig in den Boden gelangten.<br />

Ging eine Aufhängeöse eines Erntemessers<br />

kaputt, bohrte man mit einem<br />

feinen Steinbohrer einfach ein neues Loch<br />

neben <strong>der</strong> alten Bruchstelle. Auf diese Art<br />

und Weise konnten die Werkzeuge weiterhin<br />

gebraucht werden.<br />

Nicht alle in Brüche gegangenen Töpfe<br />

wurden hinter dem Haus entsorgt. Töpferinnen<br />

und Töpfer sammelten Scherben bewusst<br />

ein, zerstampften sie und mengten<br />

sie als Zusatz in den Ton. Mit einer solchen<br />

Schamotte-Magerung liessen sich sehr<br />

feine, hitzebeständige Gefässe herstellen.<br />

Beson<strong>der</strong>s kostbar waren in <strong>der</strong> Jungsteinzeit<br />

Gegenstände aus Metall. Kupfergegenstände<br />

sind in den Seeufersiedlungen sehr<br />

selten. Einerseits war dieses Rohmaterial rar<br />

und demnach äusserst wertvoll, an<strong>der</strong>erseits<br />

wurden fragmentierte Gegenstände<br />

aus Metall sicher seit Urzeiten eingesammelt<br />

und – genau wie heute auch noch – rezykliert.<br />

Vielleicht steckt im einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

heute noch im Einsatz stehenden<br />

Rohr aus Buntmetall noch ein winziger Teil<br />

eines prähistorischen Gegenstands aus<br />

Kupfer?


gevag mit<br />

eigener<br />

Homepage<br />

Wir sind im «Netz»! Aktuelle Informationen,<br />

informative Links, Tarife, Öffnungszeiten<br />

und einfach alles über unsere Hightech-<br />

Kehrichtverbrennungsanlage finden Sie<br />

unter www.gevag.ch<br />

Möchten Sie ein Bild zu <strong>der</strong> Stimme mit <strong>der</strong><br />

Sie gerade telefoniert haben o<strong>der</strong> suchen<br />

Sie unsere zuständige Person – Sie finden<br />

sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

sowie die jeweiligen Funktionen und Email-<br />

Adresse mit einem Klick auf «Hände und<br />

Köpfe».<br />

Schauen Sie mal rein. Für Anregungen, Lob<br />

und auch Kritik sind wir Ihnen dankbar,<br />

denn wir möchten unsere Homepage informativ<br />

und aktuell für alle interessierten Besucher<br />

bewirtschaften. <br />

25


AVM Abfall-<br />

sammelstelle wird<br />

zum Bühler<br />

Recycling Center<br />

Im 2006 entschied <strong>der</strong> AVM, sich vom operativen Geschäft<br />

<strong>der</strong> Abfallsammelstelle zu lösen, dies auch im Hinblick auf<br />

die Gleichstellung aller Gemeinden des Verbandgebietes.<br />

Um die bisherige Dienstleistung weiterhin zu gewährleisten,<br />

hat <strong>der</strong> AVM die Umladestation zur Nutzung durch Dritte<br />

ausgeschrieben. Die Bühler AG, welche bereits seit über<br />

40 Jahren im Auftrag des AVM mit dem Sammel- und<br />

Transportdienst beauftragt ist, hat mit ihrem Nutzungskonzept<br />

für ein Recycling Center den Zuspruch erhalten. Die<br />

Annahme für die Inert-Deponie <strong>der</strong> EGS wurde ins Konzept<br />

integriert und bleibt somit bestehen.<br />

Marcel Bühler<br />

Bühler Transport AG<br />

26<br />

Seit dem 1. Januar 2008 wird die Umladestation<br />

von <strong>der</strong> Bühler AG betrieben und<br />

hat sich immer mehr zu einem Recyclingcenter<br />

gewandelt. Das Bühler Recycling<br />

Center, kurz BRC Unterrealta, ist neu<br />

eine offizielle Sammelstelle von SENS und<br />

SWICO und nimmt alle darin enthaltenen<br />

Elektronikgeräte, Kühlschränke usw. gratis<br />

entgegen. Seit dem Frühjahr wird Holz aus<br />

dem Sperrgut sortiert und somit umweltgerecht<br />

und ökonomisch entsorgt. Auch für<br />

die vielen Anfragen bereffend Entsorgung<br />

von Son<strong>der</strong>abfällen konnte eine Lösung in<br />

Zusammenarbeit mit Crüzer Transporte gefunden<br />

werden.<br />

Neu erhöht sich das Angebot des BRC mit<br />

<strong>der</strong> Annahme von Plastikfolien, Silofolien,<br />

Hohlkörper und Styropor, welche mit dem<br />

Poly-Sack-System gesammelt werden.<br />

Das generelle Bedürfnis beim Entsorgen<br />

von Gütern ist, dass man alles zu einer Entsorgungsstelle<br />

bringen kann und diesem<br />

Prinzip wird das neue BRC gerecht. Bereits<br />

jetzt werden über 40 Entsorgungsgüter angenommen.<br />

Bei speziellen Stoffen verfügt<br />

die Bühler AG über genügend Erfahrung,<br />

um eine umweltgerechte Lösungen anbieten<br />

zu können. Die Bühler AG arbeitet<br />

daher auch eng mit dem A&M Recycling<br />

Center zusammen um Synergien nutzen zu<br />

können.<br />

Der nahtlose Übergang von <strong>der</strong> Sammelstelle<br />

zum Recycling Center ist auch Paul<br />

Putscher zu verdanken, welcher trotz Pen-


sionsalter für die Annahme zuständig war.<br />

Paul Putscher kennt die Anlage bestens,<br />

war er doch schon dabei, als sie noch<br />

als Kehrichtverbrennungsanlage diente. Die<br />

Bühler AG konnte im September Erwin<br />

König, welcher schon 16 Jahre bei <strong>der</strong> A&M<br />

im Bereich Recycling tätig war, für die Annahme<br />

und das Sortieren gewinnen.<br />

Das Echo bei Gewerbebetrieben und privaten<br />

Anlieferern über das neue Recycling<br />

Center ist positiv. Das breite Angebot, die<br />

Hilfsbereitschaft <strong>der</strong> Mitarbeiter sowie auch<br />

die Möglichkeit <strong>der</strong> Bezahlung mit Kreditkarten<br />

wird sehr geschätzt, ebenso das neu<br />

jeweils am letzten Samstag im Monat von<br />

8:30 bis 11:30 geöffnet ist. <br />

27<br />

Paul Putscher kennt<br />

die Anlage bestens.<br />

Erwin König war schon<br />

16 Jahre bei <strong>der</strong> A&M tätig.


Falls Sie die Informationsbroschüre KehRichtig kostenlos erhalten möchten, bestellen Sie die KehRichtig<br />

bei folgen<strong>der</strong> Adresse: GEVAG, Rheinstrasse 28, 7201 Untervaz-Bahnhof, Telefon: 081 300 01 90,<br />

Telefax: 081 300 01 99, e-mail: info@gevag.ch

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