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Forum<br />
Kinderbetreuung im Wandel<br />
Meinungen von Eltern, Grosseltern und Kindern<br />
Aus der Sicht der Eltern<br />
Früher als ich klein war, zog<br />
meine Grossmutter zu uns. Sie<br />
hütete mich während meine Eltern<br />
arbeiten waren. Mit 3 Jahren<br />
kam ich in den Kindergarten (in<br />
Deutschland ist das so...), Dieser<br />
begann um 7 Uhr und endete für<br />
mich um 15 Uhr. Dort bekamen<br />
wir Mittagessen und alle Kinder<br />
hielten danach einen Mittagsschlaf.<br />
Ich habe gute Erinnerungen<br />
an diese Zeit.<br />
Zu den Randzeiten war dann<br />
meine Oma für mich da. Ich kann<br />
mich auch nicht erinnern, dass<br />
mich jemals mal eine Nachbarin<br />
gehütet hätte. Ich glaube, es gehörte<br />
nicht in diese Zeit, dass man<br />
«Fremde» darum bat. Damals<br />
waren einfach öfter Grossmütter<br />
oder Tanten mit in den Haushalten<br />
eingebunden.<br />
Heute hingegen finde ich es einfacher<br />
auf Nachbarn zuzugehen<br />
und um Hilfe bitten oder Hilfe<br />
anzubieten. Es ist alles offener<br />
geworden. Da wir jetzt keine<br />
Eltern in der näheren Umgebung<br />
haben, die mal schnell hüten<br />
können, sind wir ständig auf<br />
Nachbarschaftshilfe angewiesen.<br />
Da klappt prima, weil wir uns<br />
gegenseitig immer wieder etwas<br />
Gutes tun. Claudia Hirt<br />
Wenn ich mich an meine eigene<br />
Kindheit zurück erinnere, fällt mir<br />
vor allem eines auf. Meine Eltern<br />
haben beide gearbeitet, aber wir<br />
wurden nicht fremdbetreut sondern<br />
haben uns selber betreut.<br />
Morgens, wenn meine zwei Geschwister<br />
und ich in die Schule<br />
gingen, musste mein acht Jahre<br />
jüngerer Bruder im Laufgitter,<br />
wo er dann ein Nickerchen hielt,<br />
warten, bis meine Mutter von<br />
ihrer Arbeit wieder nach Hause<br />
kam. Als er dann im Alter von ca.<br />
2 1/2 Jahren entdeckt hatte, dass<br />
man über das Laufgitter hinaus<br />
klettern kann, durfte er jeweils<br />
meinen Vater, der Posthalter war,<br />
auf dessen Zustelltour begleiten.<br />
Da mein Vater seine Arbeit im<br />
Dorf verrichten konnte, war er<br />
ausser am Frühstückstisch immer<br />
anwesend. Auch meine Mutter<br />
konnte nicht mit uns frühstücken,<br />
das habe ich vermisst. Deshalb<br />
hatte das Mittag- und Abendessen<br />
einen hohen Stellenwert bei<br />
uns. Da konnten wir von unseren<br />
Erlebnissen erzählen, und es war<br />
dementsprechend bei sechs Personen<br />
am Tisch etwas laut.<br />
Damals habe ich mir keine grossen<br />
Gedanken gemacht, dass<br />
mein Bruder alleine zu Hause<br />
bleiben musste. Es war einfach<br />
so. Aber als ich selber Mutter<br />
wurde, wusste ich, dass ich das<br />
für meine Kinder nicht so wollte.<br />
Als Tagesmutter und Mittagstisch-Anbieterin<br />
habe ich für<br />
mich die ideale Form gefunden,<br />
einen «Zustupf» zu verdienen und<br />
meine Kinder selber zu betreuen.<br />
Auch bei uns geht es manchmal<br />
hektisch und laut zu und her, aber<br />
es ist auch sehr interessant und<br />
spannend. Renate Fröhlich<br />
Beim Frühstückstisch eröffne ich<br />
meinen drei Jungs, dass heute ihr<br />
Gromi kochen kommt. Mein Mann<br />
ist zwar sonst immer zu Hause<br />
am Freitag und übernimmt das,<br />
aber diesen Freitag eben nicht....<br />
Gromi=Grosmami=meine Mutter.<br />
Der Jubel ist gross, meine Kinder<br />
finden es toll, wenn ihr Gromi<br />
kommt.<br />
Ich denke zurück, als ich Kind<br />
war. Meine Grossmutter mutterseits<br />
hütete uns oft, sprang in<br />
die Bresche, wenn Not an Frau<br />
war. Auch über Nacht, auch in<br />
den Ferien. Auf sie war Verlass,<br />
sie war ein Goldstück.<br />
Meine Mutter sagt mir oft, wie<br />
dankbar sie über das Wirken ihrer<br />
Mutter war.<br />
Und ich bin dankbar, wie oft jetzt<br />
meine Eltern das genauso tun.<br />
Ich mag mich erinnern, dass es<br />
in meiner Kindheit auch schon<br />
einen Hort gab. Ich musste aber<br />
nie dorthin, weiss auch gar nicht,<br />
ob das was Schlimmes gewesen<br />
wäre für mich. Ich verbrachte<br />
regelmässig Zeit bei Freundinnen<br />
und eben: bei meinem Grossmami.<br />
Sie machte die weltbeste<br />
Spaghettisauce!<br />
Urteilen oder Werten, welche<br />
Zeit denn besser ist bezüglich der<br />
Kinderbetreuung, will ich nicht.<br />
Als Eltern ist man doch einfach<br />
nur froh, wenn Hilfe da ist. Wenn<br />
diese Hilfe innerhalb der Familie<br />
<strong>24</strong> Auen-Lind-Heer Nr. <strong>24</strong>/ <strong>2013</strong>