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Foto: Reinhard Kraus<br />

Einzelverkaufspreis: Eur 5,00<br />

Jahres-Abo (4 Ausgaben): Eur 18.–<br />

ausgabe frühling 2013<br />

übergänge<br />

zeitschrift für freie pädagogik<br />

herausgegeben von der lernwerkstatt im wasserschloss pottenbrunn – für aktives und selbstbestimmtes lernen


freigeist frühling 2013 2<br />

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bezahlte Anzeigen<br />

freigeist frühling 2013 3<br />

inhalt<br />

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editorial, impressum, screenshot<br />

erwachsen werden in einer unreifen<br />

gesellschaft<br />

gemeinsam durchs feuer gehen<br />

lws goes walkaway<br />

alles leben bewegt sich in kreisen<br />

13 monde unter einer sonne -<br />

eine männerinitiation<br />

interview malidoma somé<br />

unbekannte reformpädagogInnen:<br />

loris malaguzzi<br />

natur&lernwerkstatt<br />

was wurde eigentlich aus: daya<br />

varkonyi?<br />

pädagogik - mehr matsch!<br />

schulalltag: schwanensee<br />

„elfen gibts doch nicht!“<br />

fest der bildung<br />

dramolett, cartoon<br />

das war der schlossball 2013<br />

die zukunft ist erneuerbar<br />

veranstaltungen<br />

impressum<br />

Medieninhaber und Herausgeber (Verleger):<br />

Verein „Mit Kindern wachsen“ -<br />

Initiative für aktives und oenes Lernen<br />

Verlagspostamt: 3140 Pottenbrunn<br />

Aufgabepostamt: 3100 St. Pölten<br />

Redaktion: Kay Mühlmann, Rainer Wisiak, Maria<br />

Altmann-Haidegger, Paul Braunstätter, Franz Josef<br />

und Brigitte Gaugg, Reinhard Kraus, Tobias Steirer,<br />

Luise Muschailov (Cartoon)<br />

freigeist@lernwerkstatt.ws<br />

<strong>Lernwerkstatt</strong> im Wasserschloss Pottenbrunn<br />

Josef-Trauttmansdor-Str. 10<br />

3140 Pottenbrunn<br />

Schulinfo/Aboservice: fon 02742-43550 (fax 42457)<br />

info@lernwerkstatt.ws, www.lernwerkstatt.ws<br />

Kto 22996, Sparkasse Herzogenburg, BLZ 20219<br />

IBAN: AT 382021900000022996, BIC: SPHEAT21<br />

Anzeigen: Brigitte Gaugg, gaugg@lernwerkstatt.ws<br />

Layout: Franz Josef Gaugg, Reinhard Kraus<br />

Druck: DURABO Čelákovice<br />

Oenlegung gemäß §25 Mediengesetz: ,<br />

Der Verein „Mit Kindern wachsen“ ist zu 100% Inhaber<br />

dieser Zeitschrift. Es erscheinen keine weiteren<br />

Medien.<br />

editorial<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser!<br />

Vergangenes Jahr hat der deutsche Autor<br />

Peter Maier zwei Bände zum Thema „Initiation“<br />

veröentlicht. Im Wesentlichen<br />

weist er dort darauf hin, wie wichtig es<br />

wäre, Jugendlichen geeignete Übergangs-<br />

und Initiationsrituale anzubieten,<br />

um kraftvoll durch die Phase der Pubertät<br />

hindurchzukommen und gestärkt in<br />

den Lebensabschnitt des Erwachsenseins<br />

eintreten zu können.<br />

Die wichtigsten Gedanken diesbezüglich<br />

hat Peter Maier im Artikel „Erwachsenwerden<br />

in einer unreifen Gesellschaft“<br />

zusammengefasst und dem freigeist als<br />

Leitartikel zur Verfügung gestellt. Für die<br />

Redaktion war dies der Anlass dafür, sich<br />

ausführlicher diesem Thema zu widmen.<br />

So nden Sie in dieser Ausgabe zwei Artikel<br />

darüber, wie in der <strong>Lernwerkstatt</strong><br />

Übergangsrituale angeboten werden:<br />

Artis Franz Jansky erzählt von einem<br />

Walkaway, Reinhard Kraus über den Feuerlauf<br />

im vergangenen Herbst.<br />

Anne Tscharmann, die gemeinsam mit<br />

ihrem Mann Robert Pilak das Seminarzentrum<br />

„Mae Terra“ leitet, erzählt von<br />

einem dort stattgefundenen „Roten<br />

Fest“ - einem Übergangsritual vom Mädchen<br />

zur Frau. Abschließend wollen wir<br />

dieses große Thema der Übergangs-<br />

screenshot<br />

rituale mit einem Bericht von Roland<br />

Helmuth Richter über eine Männer-Initiationsgruppe<br />

und dem Interview mit<br />

Malidoma Somé, der über Initiationsrituale<br />

in seinem Volk der Dagara in Burkina<br />

Faso einst und heute berichtet.<br />

In den Rubriken „Schulalltag“ und „Buchtexte“<br />

soll ein in unserer Gesellschaft sehr<br />

tabuisiertes Thema zu Wort kommen:<br />

der Übergang vom Leben in den Tod.<br />

In den anderen regelmäßigen Rubriken<br />

stellen wir als unbekannten Reformpägagogen<br />

Loris Malaguzzi und als Schulprojekt<br />

die erste Freie Schule in Kärnten<br />

vor: die Natur&<strong>Lernwerkstatt</strong> in der Nähe<br />

von Velden.<br />

Vielleicht haben Sie es schon bemerkt,<br />

als Sie diese Ausgabe in die Hand genommen<br />

haben: auch der freigeist be-<br />

ndet sich in einem Übergang. Er ist auf<br />

48 Seiten angewachsen und wird vielleicht<br />

noch weiter wachsen! Dass dies so<br />

möglich ist, verdanken wir vor allem der<br />

zunehmenden Zahl an AutorInnen, die<br />

uns ihre Texte unentgeltlich zur Verfügung<br />

stellen. Ihnen allen an dieser Stelle<br />

einmal ein großes DANKESCHÖN !<br />

Und Ihnen, liebe Leserinnen und liebe<br />

Leser, wünsche ich viel Freude mit dieser<br />

aktuellen Ausgabe.<br />

Rainer Wisiak<br />

im Namen der Redaktion<br />

www.worldmapper.org<br />

Worldmapper - the world as<br />

you‘ve never seen it before


freigeist frühling 2013 4<br />

erwachsenwerden<br />

in einer unreifen<br />

gesellschaft<br />

Was Initiationen bieten und leisten können. Peter Maier<br />

w<br />

was ist mit unseren Jungen los?<br />

Koma-Saufen, gefährliche Autofahrten,<br />

verrückte Mutproben<br />

wie »S-Bahn-Surfen«, Vandalismus, zunehmende<br />

Gewaltexzesse, Drogen- und<br />

Computersucht, extremes Piercing und<br />

Tätowieren. Diese Reihe könnte fast beliebig<br />

fortgesetzt werden. Aber auch<br />

noch ein anderes Phänomen ist gerade<br />

bezüglich unserer Jungen heute mehr<br />

und mehr zu beobachten: Viele kommen<br />

einfach nicht in die Puschen, hängen jahrelang<br />

orientierungslos herum, scheitern<br />

oftmals in der Schule, neigen zur Depression<br />

und nden einfach nicht in ihr eigenes<br />

Leben, auch wenn sie schon längst<br />

volljährig sind. Also was ist mit unseren<br />

Jungen los?<br />

Wir Eltern, Pädagogen, Psychologen und<br />

Politiker stehen diesem Verhalten eines<br />

Teils unserer Jungen im Grunde hilos<br />

gegenüber, auch wenn sich viele Lehrer<br />

mit großem Engagement gerade um die<br />

»schwierigen« von ihnen bemühen. Was<br />

bringt Jungen dazu, sich aggressiv und<br />

gewalttätig zu verhalten?Warum besaufen<br />

sich viele von ihnen regelmäßig und<br />

glauben, keine Party ohne viel Alkohol bestreiten<br />

zu können? Warum sind so viele<br />

von ihnen orientierungslos und nden<br />

nicht den »Dreh« für ein selbstverantwortliches<br />

Leben? Fragen über Fragen. Sicher<br />

kann man eine Reihe von Argumenten<br />

dazu anführen: schlechtes soziales Milieu,<br />

fehlende männliche Vorbilder, überforderte<br />

Eltern, unkontrollierter Computerkonsum.<br />

Aber keine dieser Ursachen wirkt<br />

wirklich als befriedigende Erklärung.<br />

Jungen brauchen Mutproben<br />

Betrachtet man die gesamte Thematik<br />

jedoch aus der Perspektive des Initiationsgedankens,<br />

so wird sofort vieles<br />

verständlicher: Jungen brauchen geeignete<br />

Übergangsrituale, sogenannte »rites<br />

of passage«, um kraftvoll durch<br />

die Phase der Pubertät hindurchzukommen<br />

und in den Lebensabschnitt<br />

des Erwachsenseins eintreten zu können.<br />

Doch in unserer Gesellschaft ist<br />

das Bewusstsein für Initiation und für<br />

Initiationsrituale weitgehend verloren<br />

gegangen. Es wird vielmehr beständig<br />

der Traum einer »ewigen Jugend«<br />

beschworen, die nie erwachsen wird.<br />

Andererseits wird von der selben Gesellschaft<br />

ganz selbstverständlich er-<br />

Fotos: Rainer Wisiak<br />

freigeist frühling 2013 5<br />

wartet, dass junge Menschen erwachsen<br />

und voll verantwortlich sind, sobald sie<br />

einen Beruf ergreifen. Das erscheint mir<br />

als großer Widerspruch, der vielfältige<br />

Fragen aufwirft:<br />

> Was bedeutet eigentlich »Erwachsensein«<br />

und wie kann man erwachsen werden?<br />

> Welche Kriterien kennzeichnet das »Erwachsensein«<br />

in unserer Gesellschaft?<br />

> Wie, auf welchem Wege und mit welchen<br />

Ritualen und Zeremonien können<br />

Jungen in unserer Gesellschaft den Lebensabschnitt<br />

der Jugend verlassen und<br />

in die neue Lebensphase des Erwachsenseins<br />

hinübergeleitet werden?<br />

> Wohin, besser gesagt »wo hinein«,<br />

also in welches moderne Weltbild und<br />

in welches Wertesystem, wollen wir als<br />

Gesellschaft unsere Jungen zu Beginn<br />

des dritten Jahrtausends eigentlich initiieren?<br />

> Und: wer soll dies machen, wer kann<br />

ein »Initiations-Mentor« sein, der den<br />

Jungen bei diesem so würdevollen Übergang<br />

mit Rat und Tat zur Seite steht und<br />

sie dabei einfühlsam begleitet?<br />

Traditionelle Kulturen wussten<br />

über das Erwachsenwerden<br />

Bescheid<br />

Viele traditionelle Völker wie beispielsweise<br />

die Indianer Nordamerikas hatten<br />

ein selbstverständliches Urwissen<br />

über die Notwendigkeit und Bedeutung<br />

von solchen »Initiationsritualen«. Nur<br />

wenn ihre Jungen von erfahrenen Mentoren<br />

- meist den »Ältesten« ihres Stammes<br />

- bewusst und mit herausfordernden<br />

Prüfungen in das Erwachsensein hinüber<br />

geleitet wurden, konnten sie danach Verantwortung<br />

übernehmen und zum Schutz<br />

ihrer Gemeinschaft beitragen.<br />

Wir Menschen in westlichen Gesellschaften<br />

meinen dagegen, solche Übergangszeremonien<br />

seien nicht erforderlich.<br />

Welch ein großer Irrtum! Denn dann<br />

kann es passieren, dass bereits längst<br />

Volljährige in der Tiefe ihrer Psyche nicht<br />

wirklich erwachsen geworden sind.<br />

Manchmal kann man den Eindruck bekommen,<br />

dass selbst 40- oder 50-Jährige<br />

sehr unverantwortlich handeln. Egoismus,<br />

Gier, Konsumdenken und der persönliche<br />

Vorteil sind oft die Antriebskräfte<br />

von Männern, die sich doch eigentlich<br />

längst für unsere Gemeinschaft engagieren<br />

sollten, wenn diese weiterhin gut<br />

funktionieren will. Wie aber sollen dann<br />

unsere Jungen, die nicht selten noch sehr<br />

idealistisch ausgerichtet sind und etwas<br />

für die Gemeinschaft tun wollen, geeignete<br />

Vorbilder bei den oziell erwachsenen<br />

Männern nden, wenn diese in manchen<br />

Verhaltensweisen und Haltungen<br />

selbst nicht erwachsen sind? Dann trit<br />

leider zu, wovon der Titel dieses Beitrags<br />

spricht: »Erwachsenwerden in einer unreifen<br />

Gesellschaft«. Wie also sollen aus<br />

Jungen Männer mit Kraft, Biss, Verantwortungsgefühl<br />

und Herz werden?<br />

Zehn Thesen zum Erwachsenwerden<br />

Die bisherigen Gedanken sollen in zehn<br />

Thesen plakativ zusammengefasst und<br />

ergänzt werden:<br />

1. These :<br />

In unserer Gesellschaft wird »volljährig«<br />

permanent mit »erwachsen« verwechselt<br />

oder gleichgesetzt. Volljährige werden<br />

zwar juristisch als Erwachsene behandelt,<br />

sind es in ihrer Psyche oft aber<br />

(noch) nicht.<br />

2. These:<br />

Volljährige fühlen sich fälschlicherweise<br />

schon deshalb »erwachsen«, weil sie 18<br />

Jahre alt geworden sind und vielleicht<br />

zusätzlich eine Führerscheinprüfung abgelegt<br />

und das Abitur geschat haben.<br />

3. These:<br />

In unserer Gesellschaft gibt es fast kein<br />

Bewusstsein mehr darüber, was »Erwachsensein«<br />

eigentlich bedeutet.<br />

Folglich gibt es auch keinen Sinn für<br />

die Notwendigkeit von echten »Erwachsenenprüfungen«,<br />

das heißt von<br />

geeigneten Übergangsritualen ins Erwachsensein.<br />

Der Prozess des Erwachsenwerdens<br />

kann sich daher über Jahrzehnte<br />

hinziehen.<br />

4. These:<br />

Jungen haben ein tiefes Bedürfnis nach<br />

Initiation. Sie wollen ihre Kraft, ihre Fä


freigeist frühling 2013 6<br />

higkeiten und ihren Mut zeigen und<br />

unter Beweis stellen und dafür von den<br />

Erwachsenen, vor allem von Männern,<br />

anerkannt werden. Da ihnen aber von<br />

den Erwachsenen und von der Gesellschaft<br />

insgesamt keine geeigneten Rituale<br />

angeboten werden, suchen sie sich<br />

selbst oft gefährliche Ersatzrituale wie<br />

beispielsweise verrückte Autofahrten,<br />

Schlägereien, Koma-Saufen.<br />

5. These:<br />

»Erwachsensein« wird in unserer Gesellschaft<br />

oft auf »Leistung« und »Produktivität«<br />

reduziert. Gerade in Schulen und<br />

sozialen Einrichtungen sollten daher<br />

viel mehr echte persönlichkeitsbildende<br />

Projekte angeboten werden, die den<br />

ganzen Menschen im Blick haben.<br />

6. These:<br />

Die Orientierungslosigkeit vieler Jungen<br />

ist die Folge des Fehlens eines Bewusstseins<br />

in der Gesellschaft über das<br />

»Erwachsensein« und von rechtzeitig<br />

durchgeführten geeigneten »Erwachsenenprüfungen«.<br />

7. These:<br />

Die Autoritätsschwierigkeiten vieler Eltern<br />

gegenüber ihren heranwachsenden<br />

Kindern beruhen auch darauf, dass viele<br />

Eltern in mancher Hinsicht selbst noch<br />

nicht richtig erwachsen geworden sind.<br />

Dann fehlt den Jugendlichen - insbesondere<br />

den Jungen - eine Orientierung an<br />

wirklich erwachsenen Vorbildern.<br />

8. These:<br />

In unserer Gesellschaft wird die »ewige<br />

Jugend« verherrlicht. Dies macht es unseren<br />

Jugendlichen schwer zu erkennen,<br />

was »Erwachsensein« eigentlich bedeutet<br />

und worin der Sinn dafür bestehen<br />

soll. Erwachsensein erscheint vielen Jugendlichen<br />

nicht wirklich attraktiv.<br />

9. These:<br />

Da in unserer Gesellschaft echte Übergangsriten<br />

zum Erwachsensein fehlen, haben<br />

Fernsehshows bei Privatfernsehsendern<br />

wie etwa Germany’s Next Topmodel,<br />

Deutschland sucht den Superstar oder<br />

Das Dschungel-Camp Hochkonjunktur.<br />

Hier soll anscheinend mit seltsamen Pseudo-Ritualen<br />

dieses Vakuum mangelnder<br />

Initiationsangebote gefüllt werden.<br />

10. These:<br />

Jungen können ohne geeignete, erwachsene<br />

Initiations-Mentoren nicht wirklich<br />

erwachsen werden. Lehrer könnten sol-<br />

che Mentoren sein, aber auch alle durch<br />

das Leben gereifte Männer, die Jungen<br />

auf ihrem Weg durch die Pubertät und<br />

dann ins Erwachsensein begleiten.<br />

Kriterien des Erwachsenseins<br />

Nun stellt sich aber die Frage, wie solche<br />

Übergangsrituale in unserer heutigen,<br />

technisch und medial ausgerichteten<br />

Gesellschaft aussehen könnten. Sie<br />

sollten ja ansatzweise all die Kriterien<br />

enthalten, die zu einem echten Erwachsensein<br />

gehören:<br />

Ablösung von den Eltern<br />

die Fähigkeit, allein sein zu können<br />

das Aushaltenkönnen von Entbehrungen<br />

Ängste bestehen können<br />

Möglichkeiten, seinen Mut und seine<br />

Entschlossenheit zu zeigen (Mutproben)<br />

Kontakt zu seinem eigenen Inneren<br />

bekommen und die eigene Identität<br />

erkennen<br />

seine Stärken und Schwächen sehen<br />

und sich selbst annehmen<br />

Kontakt zum eigenen Familiensystem,<br />

zu den Ahnen und zur<br />

Geschichte herstellen<br />

seine Lebensaufgabe, seine Lebensspur,<br />

seine Berufung und damit<br />

seinen Beruf erkennen<br />

Bestätigung durch die Erwachsenen<br />

(Initiationszeichen)<br />

Grundsätzlich sehe ich mehrere Wege,<br />

wie diese »Kriterien des Erwachsenseins«<br />

erworben werden könnten. Manche<br />

Jungen und junge Volljährige haben die<br />

Kraft, sich alleine auf eine Reise zu machen<br />

- weit weg von den Eltern. Ein Gastschul-Aufenthalt<br />

während der Schulzeit<br />

ist solch eine Möglichkeit, eine selbst<br />

Foto: Martin A. Gleiss<br />

freigeist frühling 2013 7<br />

organisierte Weltreise unmittelbar nach<br />

dem Abitur eine andere, eine »Workand-travel-Auslandsreise«<br />

eine dritte.<br />

Diese äußere Reise kann gleichzeitig zu<br />

einer »Heldenreise in die eigene Psyche«<br />

werden, während derer Mut gefragt ist,<br />

Alleinsein bewältigt werden muss und<br />

Ängste zu bestehen sind, die aber zum<br />

Schluss den Schatz wirklicher Persönlichkeitsreifung<br />

und echten Erwachsenwerdens<br />

mit sich bringen kann.<br />

Geeignete Übergangsrituale für<br />

unsere Zeit: Jugend-Visionssuche<br />

und WalkAway<br />

Eine andere, sehr geeignete Möglichkeit<br />

ist die »Jugend-Visionssuche«. Diese<br />

wurde von den beiden Ethnologen und<br />

Psychologen Steven Foster und Meredith<br />

Little entwickelt. Sie erkannten bei<br />

ihrer Beobachtung nordamerikanischer<br />

Indianerstämme schon vor über 30<br />

Jahren die Bedeutung und die Wichtigkeit<br />

von Initiationsritualen. Sie übernahmen<br />

davon den Grundgedanken<br />

und entwickelten für unseren heutigen<br />

westlichen Kulturkreis die sogenannte<br />

Jugend-Visionssuche. Dieses Ritual zum<br />

Erwachsenwerden, das von erfahrenen<br />

Initiations-Mentoren geleitet wird, hat<br />

drei Abschnitte:<br />

vier Tage Vorbereitung in der Gruppe<br />

drei Tage und drei Nächte »Solozeit« -<br />

Verlassen der Gemeinschaft<br />

vier Tage Rückkehr und Wiedereingliederung<br />

in die Gemeinschaft<br />

In der »Solozeit« geht jeder Jugendliche<br />

allein und ohne Essen in die »Wildnis«; er<br />

hat nur einen Rucksack, einen Schlafsack,<br />

eine Regenplane und genug Wasser dabei,<br />

verzichtet aber auf alle sonstigen<br />

Kommunikationsmittel wie Uhr, Handy,<br />

MP3Player, Smart-Phone; er gilt drei<br />

Tage und drei Nächte lang als unsichtbar.<br />

Wenn er dann wieder zurückkehrt aus<br />

dem Wald, ist er ein anderer Mensch,<br />

weil er Ängste durchlitten, das Alleinsein<br />

ausgehalten und in der Regel zu sich<br />

selbst gefunden hat. Viele Jugendliche<br />

sind dabei erwachsen geworden. Dies<br />

wird dann von den Leitern und von den<br />

angereisten Eltern sehr gewürdigt.<br />

Dieses insgesamt elftägige Ritual sprengt<br />

jedoch in der Regel den Rahmen von<br />

Schule und Jugendarbeit. Daher wurde<br />

speziell für 15- bis 18-jährige Jugendliche<br />

eine viertägige Kurzform entwickelt, der<br />

»WalkAway«. Er hat ebenfalls drei Phasen,<br />

die Solozeit dauert jedoch nur 24<br />

Stunden. Dennoch ist diese Zeit des Alleinseins<br />

ohne die gewohnten Kommunikationsmittel<br />

für Jugendliche dieser<br />

Altersgruppe Herausforderung genug.<br />

Der »WalkAway« ist auch als Schulveranstaltung<br />

möglich - ein geeignetes Sicherheitskonzept<br />

vorausgesetzt. Als Gymnasiallehrer<br />

und »WalkAway«-Leiter habe<br />

ich damit seit Jahren ausschließlich gute<br />

Erfahrungen gemacht: Gerade die Jungen<br />

waren danach mächtig stolz, dass sie den<br />

Mut hatten, solch eine »Prüfung« mitzumachen;<br />

die angereisten Eltern waren erleichtert<br />

und erstaunt, dass sich ihr Sohn<br />

zu solch einem Schritt aufgerat und sich<br />

dieser Herausforderung gestellt hatte.<br />

Der persönliche Gewinn daraus war für<br />

die Jugendlichen enorm. Daher sollte die<br />

Thematik »Persönlichkeitsentwicklung -<br />

Erwachsenwerden - Initiation - Initiationsrituale«<br />

noch viel mehr in den Mittelpunkt<br />

pädagogischen Wirkens gestellt werden.<br />

Ich wünsche allen Jungen, einen guten<br />

Weg zu nden, wie sie ihr Erwachsenwerden<br />

bewältigen und dann feiern können.<br />

Ein besonderer Dank an Switschboard<br />

(www.maennerzeitung.de) für die Genehmigung<br />

zum Nachdruck!<br />

info<br />

Peter Maier<br />

Jg. 1954, Gymnasiallehrer in Bayern, Lehrer<br />

für Themenzentrierte Interaktion, Supervisor,<br />

Initiations-Mentor und Autor.<br />

info@initiation-erwachsenwerden.de<br />

Peter Maier<br />

Initiation. Erwachsenwerden in einer<br />

unreifen Gesellschaft<br />

Band I: Übergangsrituale (ISBN 978-3-<br />

86991- 406-6; 16,50 Eur), Band II: Heldenreisen<br />

(ISBN 978-3-86991-409-1;<br />

16,80 Eur), beide MV-Verlag, Münster.<br />

In meinen beiden Büchern habe ich die<br />

Rituale »WalkAway«, »Jugend-Visionssuche«<br />

und »Auslandsreise« ausführlich<br />

beschrieben und unter dem Aspekt der<br />

»Initiation« gedeutet. Nähere Informationen<br />

dazu sind unter der Homepage<br />

www.initiation-erwachsenwerden.de zu<br />

nden, wo die beiden Bücher auch bezogen<br />

werden können. Peter Maier


freigeist frühling 2013 8<br />

gemeinsam<br />

durchs feuer gehen<br />

Wie sich ein zündender Funke bei gutem Wind in<br />

einen wahren Feuerlauf verwandeln kann.<br />

Erzählt von Reinhard Kraus<br />

„w<br />

ie sieht’s aus, Reini, hast Lust dich<br />

mit ein paar Leuten zu treen, um<br />

eine gemeinschaftsfördernde Akti-<br />

on in der Sekundaria zu organisieren?“ So<br />

oder so ähnlich lautete der Aufruf eines<br />

befreundeten Vaters an einem sonnigen<br />

Istrien-Vormittag letzten Jahres. Bald<br />

darauf traf sich eine Gruppe engagierter<br />

Sekundaria-Eltern, um zu beratschlagen,<br />

wie sie ihre Kinder im Gruppenndungsprozess<br />

des anstehenden Schuljahres<br />

unterstützen können. Dabei wurde sehr<br />

rasch klar, dass es zwei sensible Übergangsphasen<br />

ins Sekundaria-Dasein gibt,<br />

die für manche durchaus größere Hürden<br />

darstellen können.<br />

Der erste Übergang beginnt im Alter<br />

von 12 Jahren, ab dem den Kindern in<br />

der <strong>Lernwerkstatt</strong> oen steht, die Sekundaria-Räumlichkeiten<br />

zu nutzen. Der<br />

zweite Übergang stellt die Integration<br />

der Jugendlichen in die sogenannte Sekundaria-Kerngruppe<br />

dar.<br />

Aus der Vergangenheit wussten wir, dass<br />

die Bildung einer „arbeitsfähigen“ Sekundaria<br />

zu einem langwierigen Prozess<br />

führen kann, da damit einige Anforderungen<br />

an die Jugendlichen verknüpft<br />

sind und das soziale Gefüge innerhalb<br />

der Gruppe natürlich nicht immer reibungsfrei<br />

funktioniert.<br />

Letzteres kam dann auch gleich ganz<br />

oen zu Tage, als wir einige Jugendliche<br />

zu einer der Besprechungen in<br />

Istrien eingeladen haben. „Wenn ich mit<br />

dem was Gemeinsames machen muss,<br />

dann bin ich sicher nicht dabei!“ Diese<br />

und noch deutlich schärfere Aussagen<br />

zeigen wie die Bendlichkeit zwischen<br />

manchen Jugendlichen aussehen kann.<br />

Foto: Reinhard Kraus<br />

freigeist frühling 2013 9<br />

Als wesentlich erachteten wir, dass zu der<br />

geplanten Veranstaltung auch die Eltern<br />

eingeladen werden. In einer Schule wie<br />

der <strong>Lernwerkstatt</strong>, in der die sozialen Beziehungen<br />

untereinander eine so große<br />

Bedeutung haben, kann eine gemeinschaftsbildende<br />

Aktion für die Sekundaria<br />

nicht losgelöst von den Beziehungen zwischen<br />

den Jugendlichen und ihren Eltern<br />

und auch den Beziehungen zwischen den<br />

Eltern untereinander betrachtet werden.<br />

Nach dem Gespräch mit den Jugendlichen<br />

war auch ganz klar, dass es bei der<br />

Aktion um eine wirkliche Herausforderung<br />

gehen muss - für die Jugendlichen<br />

und für die Eltern! Nun ja, mit welcher Ver-<br />

Das Seminarhaus am Wachtberg<br />

und Martin Crillovic beim<br />

Einschwingen in den Ort<br />

anstaltung konnten wir der Anforderung<br />

gerecht werden? Einer der Reichtümer der<br />

großen <strong>Lernwerkstatt</strong>-Familie ist der, dass<br />

es für beinahe jede Nachfrage auch einen<br />

Anbieter gibt. Und so war es sicher nicht<br />

Zufall, dass sich gerade Martin Crillovic<br />

in Istrien befand, ein Ex-LWS-Vater und<br />

erfahrener Begleiter von bewusstseinsbildenden<br />

Prozessen. Und das bedeutete,<br />

unsere Aktion wird ein Feuerlauf.<br />

Im Plenum vorgestellt, erzeugte das Vorhaben<br />

große Resonanz unter den Eltern.<br />

Die Jugendlichen gaben sich dagegen<br />

betont cool, aber man merkte, wie die<br />

Spannung zunehmend stieg, nachdem<br />

wir Eltern beschlossen hatten, die Sache<br />

notfalls auch ohne die Beteiligung der<br />

Jugendlichen durchzuziehen.<br />

Wieder nach Österreich zurückgekehrt<br />

gelang es innerhalb kürzester Zeit den<br />

geeigneten Ort für die Aktion zu nden<br />

– den Wachtberg bei Gars am Kamp.<br />

Dort wird von Helene und Dieter Graf ein<br />

Seminarhaus betrieben, mit einem Gelände<br />

rundum, voll mit Kunstobjekten in<br />

der Natur – ein Ort, an dem der Funken,<br />

der in Istrien entstand mit Sicherheit zum<br />

Glühen gebracht werden kann.<br />

Mitte Oktober – keine zwei Monate nach<br />

Geburt der Idee - war es dann soweit.<br />

Rund 50 Leute besiedelten den Wachtberg<br />

mit Zelt und Wohnwagen und ließen


freigeist frühling 2013 10<br />

die sommerliche Energie von Istrien im<br />

herbstlichen Waldviertel wiederaueben.<br />

Am Freitag Abend wurde gleich mit<br />

einer Redestabrunde gestartet. Seine<br />

persönliche Bendlichkeit vor 50 Leuten<br />

auszubreiten, dazu gehört auch Mut.<br />

Dann ins Gelände, Hand in Hand mit geschlossenen<br />

Augen. Ein(e) jede(r) führt<br />

einmal die ganze Gruppe – eine Vertrauenssache.<br />

Am nächsten Tag wunderbares<br />

Spätsommerwetter, wir haben es<br />

uns verdient. Ein martialischer Tanz mit<br />

Atemübungen zur Einstimmung auf das,<br />

was uns am Abend erwartet. Die Feuerstelle<br />

vorbereiten – in der Großgruppe<br />

ein Leichtes. Am Nachmittag ab in die<br />

Natur – jeder für sich, allein.<br />

Für was oder für wen gehe ich ins<br />

Feuer? Die Natur bietet Antworten.<br />

Als dann am Abend das Feuer entzündet<br />

wurde, war allen klar, dass der Feuerlauf<br />

ein mächtiges Ritual sein wird. Feuer<br />

und Trommeln regten uns zu einem<br />

archaisch-ausgelassenen Tanz um den<br />

Feuerplatz an.<br />

Martin hat uns behutsam und mit viel<br />

Feingefühl auf den Punkt X vorbereitet<br />

– den Schritt ins Feuer, den sich wohl<br />

kaum einer im Vorfeld wirklich vorstellen<br />

konnte.<br />

Dieser Schritt ist mir persönlich dann<br />

überraschend leicht gefallen. Die enorme<br />

Kraft des Kreises von 50 Menschen,<br />

die auf das zentrale Feuer fokussiert waren,<br />

war deutlich zu spüren. Wunderbar<br />

war das Gefühl empfangen zu werden<br />

am Ende des Glutteppichs – von Menschen,<br />

die einem nahestehen. Tiefe Ver-<br />

bundenheit und wahre Lebensfreude.<br />

Am nächsten Tag – die Reexion: das<br />

gemeinsam Erfahrene teilen. Redestabrunden<br />

in kleinen Menschenkreisen, wo<br />

sich Jugendliche und Erwachsene bunt<br />

durchmischten. Und Gespräche auf gleicher<br />

Augenhöhe – zwischen Jung und<br />

Alt, nie habe ich das in der Art vorher<br />

schon erlebt. Erzählungen von der Kraft<br />

des ersten Schrittes ins Unbekannte.<br />

Ob es nun im Nachhinein betrachtet den<br />

Zweck erfüllt und die Schwellen für die<br />

Sekundaria-Jugendlichen erleichtert hat,<br />

ist wohl nicht so leicht zu beantworten.<br />

Das Bewusstsein, den Schritt ins Feuer<br />

gewagt zu haben, wird uns aber immer<br />

gewahr sein. Ein unglaublich kraftvolles<br />

Wochenende der Gemeinschaft war es<br />

allemal und viele spürten die Energie<br />

des Feuers noch tagelang ganz kräftig in<br />

ihren Herzen.<br />

www.wachtberg.org<br />

www.atmos.or.at<br />

Reinhard Kraus<br />

Landschaftsökologe, Wildnispädagoge<br />

und Vater von drei Kindern<br />

in der <strong>Lernwerkstatt</strong>.<br />

Fotos: Leonie Mayr, Reinhard Kraus<br />

Foto: Artis Franz Jansky<br />

freigeist frühling 2013<br />

lws goes walkaway,<br />

der eichelhäher begleitet<br />

Schon vor ein paar Jahren fand mit einigen Abgängern der <strong>Lernwerkstatt</strong> im<br />

Wasserschloss ein Walkaway statt. Davon soll hier erzählt werden, vielleicht<br />

auch deshalb, um zu einem weiteren anzuregen.<br />

Von Artis Franz Jansky<br />

v<br />

vom 8. bis zum 10. Juni 2009 waren<br />

sechs interessierte Abgänger der<br />

<strong>Lernwerkstatt</strong> Pottenbrunn auf<br />

einem WalkAway, dem Kurzformat der<br />

Visionssuche. Wir verbrachten eine gemeinsame<br />

Nacht rund um das Basislager.<br />

Am nächsten Morgen ging es für jeden<br />

Teilnehmer auf einen selbst gewählten<br />

Platz im waldigen Gelände, in dem der<br />

ganze Tag und die Nacht alleine und<br />

fastend verbracht wurde. Die Rückkehr<br />

erfolgte am folgenden Morgen bei Tageslicht.<br />

Natürlich gab es gründliche Vorbereitungen:<br />

Vorgespräche mit den interessierten<br />

Jugendlichen Jonathan, Kai, Mario,<br />

Patrick, Petzi und Yasmin.<br />

Vorgespräche mit den Betreuern Lilli<br />

und David.<br />

Verpichtend für die TeilnehmerInnen<br />

war vor dem Walkaway die Durchführung<br />

einer Medizinwanderung,<br />

einem Ganztagessolo, fastend im<br />

Freien, sowie eine Absichtserklärung,<br />

die klar machen sollte, wofür<br />

der WalkAway absolviert wird.<br />

Ein Elternabend vor dem WalkAway.<br />

Als passender Ort wurde das Gelände<br />

des Jagdschlosses Wolfstein im Dunkelsteiner<br />

Wald gefunden. Der Eichelhäher<br />

hatte das Gebiet schon lange vor uns in<br />

Verwaltung.<br />

Er hat ja unentwegt zu tun und panzt<br />

Tausende Bäume im Laufe seines Lebens.<br />

Man nennt das in der Forstwirtschaft die<br />

Hähersaat.<br />

In der zweiten Juniwoche war es dann<br />

soweit: Der Platz für das Basislager wurde<br />

gemäht, das Großzelt als Basislager<br />

aufgebaut und innen für das erste Zusammentreen<br />

vor Ort hergerichtet.Die<br />

Jugendlichen wurden von den Eltern<br />

und Betreuern zum Gelände gebracht<br />

und das Programm wurde vorgestellt.<br />

Nach dem Aufbau der Übernachtungsquartiere<br />

(Zelte und Hängematten) begann<br />

im Basislager die erste Runde mit<br />

dem Erzählen der Erlebnisse während<br />

der Medizinwanderungen. Diese wurde<br />

sehr unterschiedlich erlebt, von interessant<br />

und bereichernd bis zu extrem<br />

langweilig und vorzeitig beendet. Auch<br />

die Begleiter David und Lilli hatten sich<br />

bald entschlossen, die gesamte Zeit mit<br />

dabei zu sein. Beide erzählten von ihren<br />

Medizinwanderungen.<br />

Nun wurde an den Absichtserklärungen<br />

gefeilt. Kai formuliert:<br />

„Ich möchte mir nun als Ziel meiner Vi-<br />

11<br />

sionssuche setzen, herauszunden, was<br />

ich in meinem Leben wirklich will. Ich<br />

möchte meine momentane Lebensweise<br />

loslassen. Ich möchte mich mehr dem<br />

widmen, was mir Kraft gibt, soziale Kontakte,<br />

Musik, Feuer…“<br />

Unsere Zusammenarbeit war, wie auch in<br />

der Vorbereitungszeit, an diesem Abend<br />

perfekt und völlig friktionsfrei. Zwischen<br />

uns oss es ständig.<br />

Der Eichelhäher hatte uns längst entdeckt<br />

und gemeldet. Auch wir meldeten<br />

uns mit viel und guter Musik, Lilli ist, so<br />

wie ich auch, begeisterte Sängerin. Die<br />

Stimmung war ausgezeichnet, das Verhältnis<br />

zwischen uns allen bewegte sich<br />

sehr leicht und in jede Richtung. David<br />

erklärte dazu, die LWS sei vor allem auch<br />

eine Beziehungsschule. Für mich als gelernter<br />

Regelschullehrer und dem üblichen<br />

System stets kritisch gegenüberstehend,<br />

eine Wohltat im Miterleben.<br />

Kai, David und Yasmin im Basislager


freigeist frühling 2013 12<br />

Die Nacht war hereingebrochen und die<br />

Schlafstätten, die noch bei Tageslicht<br />

vorbereitet worden waren, fanden ihre<br />

Benützer. Mario und seine Schwester<br />

Yasmin hatten sich in ihre Hängematten<br />

gelegt.<br />

Zeitig am nächsten Morgen wurde es<br />

ernst. Die Stunde des Hinausgehens war<br />

gekommen. Petzi und Patrick und den<br />

anderen war so etwas wie Spannung anzumerken.<br />

Es galt nun, die Schwelle mit<br />

dem vorbereiteten Absichtssatz zu überschreiten.<br />

Das Eintauchen in die Anderswelt<br />

wurde mit großem Ernst vollzogen,<br />

als eine(r) nach der(m) anderen über die<br />

Schwelle traten - und da geschah es: Exakt<br />

nachdem der Letzte über die Schwelle<br />

getreten war, og der Eichelhäher sehr<br />

leise auf die benachbarte Föhre und anschließend<br />

genau entlang der gesamten<br />

Schwelle in den Questwald.<br />

Stille und Ergrienheit machte sich breit.<br />

Jetzt waren tatsächlich alle auf ihrem<br />

WalkAway und für 24 Stunden ganz mit<br />

sich alleine. Was alles wird dieses Erlebnis<br />

bewirken und verändern?<br />

Jonathan, den ich kürzlich traf, erzählte mir,<br />

wie sehr sich sein Leben seit der Visionssuche<br />

verändert hatte. Ich muss zugeben,<br />

dass ich ihn nicht mehr erkannt hätte.<br />

Wir hatten versprochen, die energetische<br />

Verbindung die gesamte Zeit bis<br />

zur Rückkehr zu halten, was wir auch<br />

taten und nützten die Auszeit, um Geschenke<br />

herzustellen und viel zu bereden.<br />

Der Eichelhäher besuchte uns wieder<br />

und og langsam und mit Pausen<br />

eine große Runde rund um uns. Es war<br />

ein magischer Besuch.<br />

Ein Teilnehmer war zurückgekommen,<br />

konnte aber dazu gebracht werden,<br />

den WalkAway im eigenen Zelt weiter<br />

zu halten und am nächsten Morgen<br />

wieder über die Schwelle zurückzukeh-<br />

Die erste Stärkung nach der Rückkehr Die Eltern treffen ein<br />

ren. Es wurde allmählich dunkel und<br />

wir gingen schlafen mit der Zuversicht,<br />

dass alle unversehrt und gestärkt zurück<br />

kommen würden. In der Nacht begann<br />

es zu regnen und es regnete auch noch<br />

am Morgen. Ich räumte das Basislager<br />

sauber und arrangierte den Platz für das<br />

Geschichten erzählen.<br />

Die Eltern wurden am späten Vormittag<br />

erwartet, die Rückkehr der Walker war für<br />

acht Uhr ausgemacht und da kamen sie,<br />

einzeln und wohlbehalten. Nach der geglückten<br />

Rückkehr aller Jugendlichen el<br />

für uns viel an Spannung und Belastung<br />

ab. Nun wurde ausgeruht, noch nichts erzählt<br />

und für sich selbst und den eigenen<br />

Magen gesorgt. Es spürte sich gut an,<br />

wieder Zivilisation zu schmecken.<br />

Nachdem die erste Mutter eingetroen<br />

war, kam bald der Rest der Eltern(teile).<br />

Kein einziger der teilnehmenden Jugendlichen<br />

hat Vater und Mutter un-<br />

Fotos: Artis Franz Jansky<br />

freigeist frühling 2013 13<br />

ter einem Dach, eine Gegebenheit der<br />

heutigen Zeit. Die Scheune neben dem<br />

Basislager war geönet worden und der<br />

Gabentisch wurde mit mitgebrachten<br />

Lieblingsspeisen belegt. Vorerst jedoch<br />

standen noch das Geschichten erzählen<br />

und das Spiegeln auf dem Programm.<br />

Ein wichtiger Moment war gekommen,<br />

die Geschichten wurden einzeln und<br />

vor allen Zeuginnen erzählt. Die Eltern<br />

hatten sich Taschentücher bereit gelegt.<br />

Spannung und Berührtheit waren dicht<br />

und gut spürbar.<br />

Der Eichelhäher kam nahe zum<br />

Basislager.<br />

Ich spiegelte als Erster die Geschichten<br />

(Spiegeln ist das „angereicherte“ Wiedererzählen<br />

der Geschichte in der dritten<br />

Person), Lilli und David waren die<br />

nächsten Spiegler, auch die anwesenden<br />

Die Geschichten werden<br />

erzählt ...<br />

Eltern ergrien die Gelegenheit und<br />

das Wort und oft auch das Taschentuch,<br />

bewegende Raum-Zeit. Natürlich kam<br />

die Heiterkeit nicht zu kurz, es gab zwei<br />

Pausen zwischen all den Geschichten<br />

und am Ende ein gemeinsames Tönen<br />

mit gefassten Händen. Mir war am Ende<br />

des Tönens nach einem Lust- und Befreiungsschrei,<br />

dieser hatte Echos.<br />

Der Eichelhäher verschwand kopfschüttelnd<br />

in seinem Wald. Der WalkAway war<br />

zu Ende und in bester Stimmung wurden<br />

die Heimreisen angetreten. So good to<br />

be alive und am richtigen Platz.<br />

Der Eichelhäher war noch einmal zu hören:<br />

Sein Lachen kam aus dem gegenüber<br />

liegenden Wald.<br />

Artis Franz Jansky<br />

Großvater, Pädagoge, Kunsttherapeut,<br />

Aufsteller und Visionssucheleiter, kurz:<br />

Begleiter<br />

A-3382 Loosdorf, Hürmer Straße 5,<br />

T 0043 2754 2369, H 0043 699 123 77 849,<br />

E: art.is@aon.at


freigeist frühling 2013 14<br />

alles leben bewegt sich<br />

in kreisen<br />

Anne Tscharmann, von Beruf diplomierte Lebens- und Sozialberaterin, ist auch Ritualbegleiterin, ausgebildet<br />

in der School of Lost Borders für die Begleitung von Visionssuchen und Übergangsritualen sowie bei Nicolai<br />

Van der Bellen für die Begleitung von Schwitzhütten. Sie ist aktiv im www.ritualnetz.at Gemeinsam mit ihrem<br />

Mann Robert Pilak hütet sie einen wunderbaren Platz in der Natur in Schattendorf und gründete dort das<br />

Seminarzentrum „Mae Terra“ (port.: Mutter Erde), wo viele ihrer Seminare stattnden. Im folgenden Artikel,<br />

ergänzt durch einen Beitrag von Iris Graf, erzählt sie über die Wichtigkeit eines Übergangsrituals vom Mädchen<br />

zur Frau.<br />

o<br />

ft frage ich mich: wie war es möglich,<br />

dass auf dieser wunderschönen<br />

Erde das geschehen konnte,<br />

was geschehen ist: Umweltzerstörung,<br />

Ausbeutung von Ressourcen, Tieren,<br />

Menschen, Ausrottung von Lebewesen,<br />

Zerstörung von Lebensräumen ...<br />

Wir hören es von allen Seiten und vor<br />

allem die Völker alter Kulturen erinnern<br />

uns wieder daran: Wir haben den Blick<br />

auf die Quelle allen Lebens aus den Augen<br />

verloren. Die tiefe Wahrheit, die al-<br />

len Menschen, die mit der Natur leben,<br />

noch eine Selbstverständlichkeit ist, ist<br />

uns westlich geprägten Menschen der<br />

industrialisierten Gesellschaften abhanden<br />

gekommen: die Tatsache, dass die<br />

Erde ein lebendiges Wesen ist, die aus<br />

sich heraus lebendige, beseelte Wesen<br />

hervorbringt. Die Einladung der Zeit<br />

heißt: Nehmen wir die Heiligkeit (heil,<br />

heilig, holy, whole - kommt von ganz,<br />

vollkommen) der Erde und all ihrer Lebewesen<br />

wieder ernst, übernehmen wir<br />

Verantwortung für unser Handeln und<br />

muten wir uns den Verantwortungs- und<br />

EntscheidungsträgerInnen mit dieser<br />

Botschaft zu!<br />

Die Verbindung zu unserer Urheimat<br />

wieder herstellen<br />

Der Ausdruck dieser Verbundenheit mit<br />

allem Lebendigen war in allen alten Kulturen,<br />

auch bei unseren europäischen Ureinwohnern,<br />

eine spirituelle Alltagspraxis.<br />

freigeist frühling 2013 15<br />

Die Menschen wussten sich geborgen in<br />

der Großen Mutter, die Leben spendete,<br />

dieses nährte und das Leben wieder zurück<br />

nimmt, um es zu wandeln und neu<br />

zu gebären. Sie beobachteten den Mond<br />

in seinem zyklischen Erscheinungsbild,<br />

sie sahen, dass die Frauen im gleichen<br />

Rhythmus schwingen wie der Mond. Die<br />

Menschen beobachteten den Kreis des<br />

Jahres und fanden sich darin wieder -<br />

das Kind des Frühlings, der erwachsene<br />

Mensch im Sommer, der / die weise Alte<br />

im Herbst und das Sterben im Winter.<br />

Lebensübergänge feiern<br />

Die Menschen beobachteten, dass diese<br />

Übergänge von einer Lebensphase in die<br />

nächste nicht so einfach zu nehmen waren,<br />

es braucht die kundige Begleitung<br />

von lebenserfahrenen Erwachsenen, die<br />

an der Schwelle stehen, ihr Wissen mit<br />

den Jungen teilen und sie einführen in<br />

die Qualität der neuen Lebensphase, in<br />

deren Herausforderungen und deren Geschenke.<br />

Viele dieser alten Initiationsrituale<br />

sind verloren gegangen, bzw. nur noch<br />

in sehr verstümmelter und kraftloser Form<br />

in unserer Gesellschaft zu nden. Doch sie<br />

werden wiederbelebt, immer mehr Menschen<br />

schaen kreative neue Formen und<br />

lassen sich inspirieren von dem Geist der<br />

Verbundenheit mit Mutter Erde.<br />

Vom Mädchen zur Frau<br />

Männer und Frauen hatten in den alten<br />

Kulturen ihre eigenen Initiationsriten,<br />

denn es war allen bewusst, dass Männer<br />

und Frauen trotz vieler Gemeinsamkeiten<br />

auch ihre ganz eigene Kraft haben,<br />

ihre ganz eigenen Qualitäten und<br />

Fähigkeiten, die gepegt und vertieft<br />

gehören, um sich voll und ganz in der<br />

Männer- und Frauenkraft entfalten zu<br />

können und um herauszunden, wie sie<br />

mit ihren Gaben der Gemeinschaft, die<br />

sie trägt, am besten dienen können.<br />

Ich möchte hier speziell auf die Kraft und<br />

Qualitäten der Frau eingehen, denn diese<br />

wurde in den vergangenen Jahrtausenden<br />

von einer ursprünglich heiligen,<br />

lebensspendenen Kraft in ihr Gegenteil<br />

verkehrt. Gut sichtbar wird das anhand<br />

des Umgangs mit der Menstruationszeit.<br />

Versteckt, ignoriert, verfärbt wird diese<br />

Zeit, abgewertet und oft weggewünscht.<br />

Wenn wir uns die Alten anhören, dann<br />

klingt das ganz anders: Ursprünglich war<br />

die Frau als Symbol der Großen Mutter<br />

tief geschätzt und verehrt, vor allem deshalb,<br />

weil sie das große Geheimnis in sich<br />

trägt, Leben heranwachsen zu lassen und<br />

zu gebären. Jeder Mann und jede Frau<br />

kommen aus dem Schoß einer Mutter!<br />

Die Kraft der Mondzeit<br />

Jedem Mädchen, das an diese Schwelle<br />

kommt , das erste Mal blutet, gebührt<br />

die entsprechende Einweihung und die<br />

Würdigung der Gemeinschaft, eine aus<br />

diesem Kreis zu werden, die das Leben<br />

nun weiter geben kann.<br />

Was ist nun die besondere Qualität dieser<br />

Zeit? Ich gebe an dieser Stelle gern<br />

die Gedanken von Brook Medicine Eagle,<br />

einer indianischen Heilerin und Schamanin<br />

wieder. In den indigenen Kulturen<br />

wird die Menstruationszeit „Moontime“<br />

genannt:<br />

Die Mondzeit ist ein großes Geschenk<br />

der Natur an die Frauen und an ihre Gemeinschaft.<br />

Das war allen Mitgliedern<br />

des Stammes bewusst. Den Frauen wurde<br />

am schönsten Platz eine sogenannte<br />

Mondhütte gebaut, in die sie sich zurückziehen<br />

konnten, um sich ganz der<br />

Verbindung zu Mutter Erde, dem großen<br />

Geist und ihren Träumen und Visionen zu<br />

widmen. Die Mondhütte ist ein Platz der<br />

Ruhe, sie mussten nicht arbeiten, nicht<br />

kochen, konnten in Kontakt mit sich selber<br />

und ihrer tiefen Weisheit kommen.


freigeist frühling 2013 16<br />

info<br />

Zentrum Mae Terra<br />

Anne Tscharmann<br />

& Robert Pilak<br />

Mae Terra Mädchen- und Frauenseminare<br />

2013:<br />

Frauen-Schwitzhütten: 9. März, 25.<br />

Mai, 19. Oktober 2013<br />

Frauen-Ritualabende und -Tage<br />

im Kreis des Jahres in Wien und<br />

Burgenland<br />

Wanderseminare für Frauen im<br />

Waldviertel: 29. Mai. - 2. Juni<br />

2013, 14. -17. August 2013<br />

Mädchenseminare für 10 - 14 Jährige<br />

7. - 9. Juni 2013, 7 - 10 Jährige<br />

20. August 2013<br />

Erdzeit für Frauen im Burgenland:<br />

1. - 7. Juli 2013<br />

7022 Schattendorf, Vorstadt 8a,<br />

02686-3865 www.maeterra.at<br />

Sie waren nicht eingebunden in die<br />

täglichen Pichten. Männer, Kinder und<br />

Großmütter übernahmen die Dienste<br />

der Frauen und versorgten sie, damit diese<br />

ihnen Kraftvolles aus ihrer Mondzeit<br />

bringen konnten.<br />

In der Mondzeit hat die Erde Informationen<br />

für sie, wie wir leben sollen, was es<br />

für uns hier und heute zu tun gibt. Und<br />

die Mondzeit würdigt den Schoß als Ort,<br />

wo Schöpfung stattndet. Schwangerschaft<br />

ist das sich erneuernde Leben<br />

selbst, die Frauen sind eingeladen, sich<br />

in dieser besonderen Zeit für dieses<br />

große Geheimnis in sich zu önen.Nicht<br />

nur Kinder werden aus diesem Zentrum<br />

heraus geboren. Auch Visionen entstehen<br />

dort, alle Kreativität und Lebendigkeit<br />

kommt von dort.<br />

Brook erinnert daran, wenn wir Frauen<br />

uns nicht frei nehmen, nehmen wir unserem<br />

Volk, unserer Gemeinschaft, un-<br />

seren Familien etwas weg, weil wir ihnen<br />

nicht das Geschenk machen können, das<br />

wir in uns tragen. Sie lädt uns Frauen<br />

dringend ein, Wege zu nden, diese<br />

Mondzeit als Auszeit wieder in unser Leben<br />

einzubauen!<br />

Alte Rituale - neu mit Leben versehen<br />

Ich selbst habe als Patin zwei meiner<br />

Patentöchter in dieses Fest begleitet. In<br />

meinen Seminaren habe ich mit vielen<br />

Frauen mit der Qualität der Mondzeit<br />

gearbeitet, Rituale gefeiert und Ideen<br />

gesammelt, wie sie mit ihren Töchtern<br />

diese große und wichtige Schwelle in ihrem<br />

Frauenleben begehen können. Ich<br />

tree immer wieder Mütter, Großmütter<br />

und Patinnen, die die ihnen anvertrauten<br />

jungen Mädchen einladen, diesen Übergang<br />

in ihre Fruchtbarkeit ganz bewusst<br />

zu begehen. Nicht immer kommt diese<br />

Einladung an, da es noch sehr fremd ist,<br />

dieses tabuisierte, leider oft immer noch<br />

abgewertete Thema in einer wertschätzenden<br />

Weise aufzugreifen. Insofern<br />

sind wir erwachsenen Frauen eingeladen,<br />

den Mädchen, die wir begleiten, ein<br />

lebendiges Vorbild zu sein in der Würdigung<br />

und Wertschätzung unserer Mondzeit,<br />

denn nur dadurch macht dieses Fest<br />

Sinn, gefeiert zu werden.<br />

Ich gebe an dieser Stelle die Erfahrung<br />

eines Mädchens wieder, der Tochter meiner<br />

Freundin und Kollegin, Claudia Graf,<br />

mit der ich die Frauenwanderseminare<br />

gestalte.<br />

Claudia hat für und mit Iris dieses sogenannte<br />

„Rote Fest“ geplant und gefeiert:<br />

„Das erste Mal von einem „Roten Fest“ gehört<br />

habe ich auf einem Mädchenseminar<br />

von Anne. Mit geel die Vorstellung eines<br />

festlichen Übergangs vom Mädchen zur<br />

Frau. Mit 14 Jahren war es dann soweit und<br />

meine Mutter bot mir an, dieses Fest für<br />

mich und mit mir zu gestalten.<br />

Ich hatte viele Ideen, wie ich dieses Fest<br />

gestalten möchte, doch am schwierigsten<br />

war die Überlegung, wen ich dabei haben<br />

will. Es gibt ja viele, die das vielleicht befremdlich<br />

nden.<br />

Ich lud nach langem Überlegen neun Gäste<br />

ein, von einer 12jährigen Freundin bis<br />

zu meiner 70jährigen Oma ging die Alterspanne<br />

der Frauen. Jede der Eingeladenen<br />

sollte mindestens ein rotes Kleidungsstück<br />

tragen, ein kleines Geschenk mitbringen<br />

und überlegen, was ihr am Frausein gefällt.<br />

Ich selbst wollte unbedingt ein rotes Kleid<br />

an diesem Tag tragen und so ging ich mit<br />

meiner Mutter einkaufen. Es war für alle<br />

Fotos: maeterra<br />

freigeist frühling 2013<br />

Frauen spannend, weil sie noch nie zu so<br />

einem Fest geladen waren. Einige wollten<br />

etwas zu essen mitbringen und ich bat um<br />

rote Speisen.<br />

Meine Vorbereitung sah so aus, dass ich von<br />

jedem Lebensjahr ein Foto heraussuchte<br />

und es in einem bunten Rahmen aufstellte.<br />

Für jede meiner Gäste bastelte ich aus<br />

Salzteig eine rote Rose, die sie als Andenken<br />

mit nach Hause nehmen sollten.<br />

Als die Frauen dann am Nachmittag kamen,<br />

war ich sehr gespannt und aufgeregt.<br />

Wir versammelten uns im Wohnzimmer<br />

und sangen einige meiner Lieblingslieder,<br />

die ich von Anne kannte (z.B. „Niemand<br />

kann mir sagen, ich sei weniger als wunderschön<br />

...“). Ich hielt eine kleine Ansprache,<br />

in der ich alle nochmals begrüßte und<br />

mich bedankte, dass sie zu meinem Fest<br />

gekommen sind. Meine Mutter erönete<br />

die Runde mit der Frage: „Was mag ich<br />

am Frausein? Und wie war es bei meiner<br />

ersten Blutung?“ Das war ein sehr beeindruckendes<br />

Erzählen, weil es ganz unterschiedlich<br />

war, ob meine Oma erzählte,<br />

oder eine Freundin meiner Mama, meine<br />

Tante oder meine Schwester.<br />

Nach dem Lied („Home is where the heart<br />

is“) begannen wir mit dem Ritual: Ich legte<br />

mich auf eine Decke am Boden und wurde<br />

mit einem dünnen Tuch ganz zugedeckt.<br />

Alle Frauen setzten sich um mich herum<br />

und legten eine Hand auf mich. Nun sagte<br />

jede, was sie mir für mein Frauenleben<br />

wünschte. Das waren fröhliche Wünsche,<br />

bei denen ich auch lachen musste und<br />

auch schöne berührende Wünsche (die<br />

kamen zum Beispiel von meiner Oma und<br />

Tante). Danach zog meine Mama das Tuch<br />

ganz langsam von mir weg und ich wurde<br />

mit den Worten „Willkommen in deinem<br />

Frausein“ zuerst von ihr und dann von allen<br />

anderen umarmt. Wir sangen und ich<br />

önete die Geschenke. Die meisten hatten<br />

etwas mit meinem Frausein zu tun. Da gab<br />

es Stöckelschuhe, eine Kette, einen Ring,<br />

ein Ob-Täschchen, ein Bild ...<br />

Alle waren hungrig und wir gingen zur<br />

schön gedeckten roten Tafel. Es gab rote<br />

Rübensuppe, rotes Brot, einen Himbeerkuchen<br />

mit rosa Schlagobers, roten Saft und<br />

Früchtetee.<br />

Es war für mich ein ungewöhnliches und<br />

ganz besonderes Fest!“<br />

Iris Graf, damals Schülerin, geb. 1995<br />

In unseren Frauenseminaren bekommt<br />

die Mondzeit immer ihren gebührenden<br />

Platz und wir ermutigen die Frauen, mit<br />

dieser Vision der Mondhütte in ihr Leben<br />

zu gehen und sich den Raum dafür zu<br />

nehmen, der im Alltag jeder Frau möglich<br />

ist und größer und weiter werden<br />

kann, darf und auch soll.<br />

Die weise Alte & Närrin<br />

Brook erzählt über den Kreis des Lebens,<br />

wenn er sich weiter dreht, wenn die Frau<br />

aus der fruchtbaren Zeit herausgeht und<br />

nicht mehr blutet. Die Frau wird zur weisen<br />

Alten. Diese Frauen sind die kraftvollsten,<br />

sie sind zuständig, das Wissen<br />

über die Zusammenhänge und die Ordnung<br />

des Lebens an die Jungen weiter<br />

zu geben, sie diesen Ort der Intuition zu<br />

17<br />

lehren, ihr Wissen in die Welt zu bringen,<br />

zu Frauen, zu Männern, zu Kindern. Die<br />

Alten haben ihre Verantwortung für die<br />

Familien hinter sich, ihre Aufgabe ist das<br />

spirituelle Wachstum aller Wesen im Kreis<br />

des Lebens. Diese Frauen setzen sich mit<br />

der Kraft der Kriegerin ein gegen Krieg,<br />

Umweltverschmutzung, Zerstörung, für<br />

das gute Leben aller Wesen ... Sie halten<br />

das Blut und haben die Kraft. Bei uns sind<br />

die Alten abgemeldet und das ist falsch<br />

und traurig zugleich. Wenn Frauen in<br />

diesem Selbstverständnis altern, dann<br />

sind sie voller Energie, wir sollten sie ehren<br />

und an ihre Aufgaben und Pichten<br />

erinnern!! Sie haben die Möglichkeit,<br />

wirklich was zu verändern in dieser Welt.<br />

Es ist wichtig die Mädchen zu würdigen<br />

und zu feiern, wenn sie bluten, und die<br />

Alten, wenn sie nicht mehr bluten.<br />

Anne Tscharmann


13 monde unter einer sonne<br />

– eine männerinitiation<br />

Ich kann mich noch erinnern, dass ich mich als Mittzwanziger mal selbst fragte, ob ich mich als<br />

Mann fühlte. Die Antwort damals war ein recht substanzloses großes Fragezeichen in mir. Mit<br />

diesem Fragezeichen in meinem Herzen bewegte ich mich durch mein halbes Erwachsenenleben,<br />

nicht genau wissend, was mir fehlte, aber wissend, dass etwas fehlte. Nun, in meinen<br />

Mittvierzigern, bin ich in einer Gruppe mit sechs Mitmännern unterwegs, um dieses Fehlende<br />

nachzuholen: meine Initiation. Roland Helmuth Richter<br />

z<br />

freigeist frühling 2013 18<br />

zu Beginn eine kurze Denition, was<br />

ich unter einer Initiation verstehe:<br />

Eine Initiation ist ein (im Idealfall)<br />

begleiteter Übergang von einer Lebensphase<br />

in die nächste, meist ist damit jener<br />

von Jugendlichen ins Erwachsenenleben<br />

gemeint.<br />

Die verschiedenen Lebensphasen haben<br />

unterschiedliche Aufgaben und Herausforderungen<br />

für uns. Werden wir von<br />

erfahrenen Menschen in die neue Lebensphase<br />

hinein begleitet, gelingt der<br />

Übergang leichter und – das ist wesentlich<br />

- abgeschlossener. Das Abschließen<br />

der vergangenen Lebensphase ermöglicht<br />

uns in der Gegenwart zu leben und<br />

unsere Lebensenergie auf die Aufgaben<br />

des neuen Lebensabschnitts zu richten.<br />

Ich glaube auch, dass es ein menschliches<br />

Bedürfnis ist, Klarheit im Abschluss<br />

von Lebensphasen zu erfahren. Wie wir<br />

diese Herausforderung des Übergangs<br />

meistern, kann wesentlich für den weiteren<br />

Verlauf unseres Lebens sein.<br />

Seit etwa zehn Jahren beschäftige ich mich<br />

mit Männerthemen. Letztlich auch als Folge<br />

meiner eigenen Erfahrung, was passiert<br />

oder auch nicht passiert, wenn man als<br />

Junge von Männern allein gelassen wird,<br />

wenn präsente Männer als Vorbilder fehlen.<br />

Mit dieser Erfahrung bin ich in unserer<br />

Gesellschaft sicher nicht alleine.<br />

Vor etwa einem Jahr hatte ich mir Lebensumstände<br />

gesucht, die mir sehr klar<br />

machten, dass ein Teil von mir noch immer<br />

bedürftiges Kind war und sich dem<br />

Erwachsenwerden widersetzte. Als ich<br />

mir dessen bewusst wurde, wollte ich<br />

Fotos: Gert Lanser<br />

freigeist freigeist herbst frühling 2012 2013 19 15<br />

diesem Persönlichkeitsanteil von mir<br />

einen Übergang ermöglichen, um aus<br />

seiner dunklen Trauervergangenheit ins<br />

schöpferische gegenwärtige Leben hineinwachsen<br />

zu können.<br />

Initialzündung war das Buch „Wie Phönix<br />

aus der Asche“ von Stefan Wol, in dem<br />

er seinen eigenen Such(t)- und Erwachsenwerdensprozess<br />

ähnlich beschrieb,<br />

wie ich es bei mir selbst erlebte. Er bot<br />

eine acht Monate dauernde „Manngeburt“<br />

an. Ich überlegte daran teilzunehmen<br />

und zu dieser nach Bayern zu reisen,<br />

mailte ein wenig mit ihm hin und her, bis<br />

mir klar wurde: Nein, ich wollte nicht wieder<br />

an einem Seminar irgendwo in der<br />

Ferne mit fremden Männern, verbunden<br />

mit hohen Kosten, teilnehmen.<br />

Ich hatte 2007 an der Männerinitiation<br />

mit Richard Rohr in der Steiermark teilgenommen<br />

und so wichtig dieser Impuls<br />

damals für mich war, aus meiner heutigen<br />

Sicht benötigt ein Übergangsprozess<br />

einerseits deutlich mehr Zeit als eine<br />

Seminarwoche lang ist - und was mir<br />

andererseits nun wesentlich erscheint,<br />

ist, dass beginnende persönliche Veränderungen<br />

eine lebbare Rückbindung an<br />

den stinknormalen Alltag brauchen, um<br />

dauerhaft wirksam werden zu können.<br />

Persönliches Wachstum fordert einen<br />

Übungsrahmen, benötigt die oftmalige<br />

Bestätigung, dass sich das Neue in uns<br />

auch tatsächlich weiterhin ausbilden<br />

kann und darf. Auch die Erkenntnisse<br />

der modernen Gehirnforschung zeigen<br />

in diese Richtung: zu Veränderungen in<br />

uns kommt es dann, wenn wir emotional<br />

starke und länger andauernde Erfahrungen<br />

machen. Dann können sich neue<br />

Bahnungen in unserem Gehirn entwickeln<br />

und neue Erfahrungen verankern<br />

sich dauerhaft. Veränderungen brauchen<br />

einfach Zeit und Raum.<br />

Das führt mich wieder zurück zur Bedeutung<br />

und Wirksamkeit von Initiationen in<br />

jenen Kulturen, die von der Wichtigkeit<br />

dieses begleitenden Übergangs noch<br />

wissen. Initiationen hatten ja auch den<br />

Sinn, jungen Menschen in einer Gemeinschaft<br />

den Platz zu geben, an dem sich<br />

ihre Kräfte konstruktiv entfalten konnten.<br />

Junge Menschen brauchen einen Raum,<br />

an dem sich ihr Geschenk an die Welt entfalten<br />

darf, einen Raum, in dem ihre Indi-<br />

vidualität erkannt und gewürdigt wird<br />

und in dem ein herzliches Willkommen<br />

für sie und ihre Kräfte möglich wird.<br />

Ursprünglich wurden Initiationen von<br />

erfahrenen Menschen ausgerichtet, die<br />

bereits selbst durch diesen Prozess gegangen<br />

waren. Eine Initiation ist eine<br />

Prüfung durch das Leben und durch die<br />

Gemeinschaft, in der man zukünftig einen<br />

Platz haben will. Dahinter steht die<br />

Frage: Bist du bereit, die volle Verantwortung<br />

für dein Leben und für deine<br />

Aufgabe in unserer Gemeinschaft zu<br />

übernehmen?<br />

In unserer Gesellschaft gibt es diese Art<br />

der Begleitung nicht mehr. Es ist ein – nahezu<br />

- verloren gegangenes Wissen über


freigeist frühling 2013 20<br />

die Notwendigkeit der Begleitung in das<br />

Erwachsenwerden, über die Notwendigkeit,<br />

einen Platz in einer überschaubaren<br />

Gemeinschaft zu nden und die Notwendigkeit,<br />

die eigenen Kräfte konkret<br />

zu erfahren und sie auch in den Dienst<br />

von etwas Größerem stellen zu können.<br />

Ja, sogar darüber hinausgehend, nämlich<br />

zu erfahren, dass eine Gemeinschaft<br />

genau dieser Kräfte junger Menschen<br />

bedarf, um weiterexistieren zu können.<br />

Die Not, in die so viele Menschen im<br />

Laufe ihres Lebens geraten, macht den<br />

Verlust dieses Wissens ebenfalls deutlich<br />

und zeigt, wie wenig verbunden wir uns<br />

mit vielem in unserem Leben fühlen.<br />

Ganz kann dieses Wissen, aus meiner<br />

Sicht, jedoch nicht verloren gehen, da<br />

es ein Bedürfnis unserer Seele zu sein<br />

scheint, Übergangserfahrungen zu machen.<br />

Mehr oder weniger unbewusst<br />

schaen wir uns daher auch manchmal<br />

Lebenssituationen, die uns unser Festhalten<br />

an Vergangenem verdeutlichen, uns<br />

in die Enge und Not treiben, so dass ein<br />

Übergang buchstäblich not-wendig wird.<br />

Von diesem Blickwinkel aus sind vielleicht<br />

manche Extremsituationen, in die sich<br />

junge Menschen begeben und auch Lebenskrisen<br />

bei erwachsenen Menschen,<br />

Versuche von Selbstinitiationen.<br />

So bin ich heute überzeugt, dass meine<br />

tiefe Lebenskrise der letzten Jahre der<br />

Hinweis meiner Seele für mich war, dass<br />

es höchste Zeit sei sich aus der Erstarrung<br />

einer vergangenen Lebensphase<br />

zu lösen, die ich auf unbestimmte und<br />

unbewusste Weise noch immer nicht<br />

loslassen konnte.<br />

Auf der Basis meiner oben beschriebenen<br />

Erkenntnisse suchte ich mir am<br />

Höhepunkt meiner Krise einerseits therapeutische<br />

Begleitung, die mir sehr gut<br />

tat und tut, und andererseits wusste ich,<br />

dass ich auch noch etwas Zusätzliches,<br />

etwas im Alltag Verankertes, brauchen<br />

würde, um in eine langfristige Lebensänderung<br />

hinein leben zu können.<br />

So schrieb ich etwa zwanzig mir bekannte<br />

Männer an, schilderte ihnen meinen<br />

gerade stattndenden inneren Prozess<br />

und meine Idee einer selbstgestalteten<br />

Initiation. Sechs Männer beschlossen mitzureisen<br />

und gemeinsam entwickelten<br />

wir einen Rahmen, der uns Übergangserfahrungen<br />

und den endgültigen und<br />

bewussten Abschluss unserer Kindheit<br />

ermöglichen sollte. Besser spät als nie…<br />

Die Gründe an dieser Initiation teilzunehmen<br />

waren für die anderen Männer u.a:<br />

den Zugang zu den eigenen männlichen<br />

Potentialen zu nden,<br />

die Förderung von Klarheit und Entschlusskraft,<br />

die Lokalisierung der persönlichen<br />

“goldenen” Fähigkeiten,<br />

die Ermächtigung zur Kreativität,<br />

der Ausstieg aus Sucht-Prozessen,<br />

Reifung statt Vergeudung,<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Initiation als Übergangsritual zu nützen,<br />

das von der krankhaften Erschöpfung<br />

durch unwesentliche Abläufe hin<br />

zu einer bewussten Hingabe an die<br />

eigene Bestimmung führt,<br />

die Erleichterung, sein Leben in die<br />

Hand zu nehmen und den anderen<br />

zu berichten,<br />

die eigene „Vision“ vielleicht in der<br />

Begegung mit anderen zu nden,<br />

dass der Austausch mit Männern sehr<br />

bereichernd ist.<br />

Der Rahmen, in dem unsere Initiation<br />

nun abläuft, sieht folgendermaßen aus:<br />

Der Initiationsprozess geht über ein ganzes<br />

Jahr, da in diesem Zeitraum alle Kräfte<br />

des Lebens beinhaltet sind: das Werden<br />

(Frühling), die Kraft der Fülle (Sommer),<br />

das Loslassen (Herbst), das Sein in der<br />

Stille (Winter).<br />

Unserer Natur folgend, ist er häug mit<br />

Naturerfahrungen verbunden.<br />

Die Themen, denen wir uns bei unseren<br />

Begegnungen stellen, berühren die wesentlichsten,<br />

archetypischen Kräfte unseres<br />

Menschseins und helfen uns so,<br />

Fotos: Martin A. Gleiss<br />

freigeist frühling 2013 21<br />

diese neu zu erfahren und zu entfalten.<br />

Diese Kräfte sind:<br />

die ursprünglichste, wilde Kraft in<br />

uns,<br />

unsere Hingabe- und Liebesfähigkeit,<br />

unsere Durchsetzungskraft,<br />

unsere schöpferische Gestaltungskraft,<br />

die Kraft der Verantwortung für unser<br />

Leben und unser Handeln in einer<br />

Gemeinschaft,<br />

die Kraft der Vision für unser Leben.<br />

Diese Erfahrungen machen wir in einer<br />

Gruppe von Männern, die regional<br />

nahe zueinander leben und so einander<br />

nach diesem Jahr ohne großen Aufwand<br />

weiterhin begegnen können. Wir teilen<br />

in diesem Jahr tiefe persönliche Erfahrungen<br />

und Prozesse miteinander, um<br />

danach bewusster unser Leben gestalten<br />

zu können. Das führt uns auch zu einem<br />

weiteren Ziel unserer gemeinsamen<br />

Reise: durch das eigene Erleben einer<br />

Initiation wieder selbst fähig zu werden,<br />

unsere eigenen Kinder zu initiieren und<br />

somit Erneuerer eines alten Wissens zu<br />

werden. Auch im Sinne der Weisheit,<br />

dass es ein ganzes Dorf braucht, um Kinder<br />

großzuziehen.<br />

Nun, wir sind seit Juni letzten Jahres gemeinsam<br />

unterwegs. Alle zwei Monate<br />

verbringen wir von Freitagnachmittag<br />

bis Sonntagnachmittag ein Wochenende<br />

miteinander. Dieses steht im Zeichen<br />

einer der oben genannten Kräfte. Zwischen<br />

den Wochenenden verbringen wir<br />

einen Samstagnachmittag miteinander,<br />

tauschen uns darüber aus, was sich in<br />

uns und unserem Leben tut und bereiten<br />

gemeinsam das kommende Wochenende<br />

vor. Am Ende dieses Initiationsjahres<br />

werden wir gemeinsam eine Woche lang<br />

auf eine Visionssuche gehen. Begleitend<br />

gibt es, ermöglicht durch unsere regionale<br />

Nähe, zufällige und vereinbarte Begegnungen,<br />

die durch die gemeinsam<br />

erlebten Initiationserfahrungen nun<br />

eine viel größere Verbundenheit und Innigkeit<br />

haben.<br />

Wir alle spüren, dass uns diese gemeinsame<br />

Reise in unserem persönlichen<br />

Veränderungs- und Wachstumsprozess<br />

unterstützt und vorwärtsbringt und es<br />

ist für mich auch erstaunlich, wie sich die<br />

Themen der einzelnen Wochenenden in<br />

meinem Alltagsleben zeigen und welche<br />

Verbindungen und Auswirkungen deutlich<br />

und wirksam werden.<br />

Zum Schluss:<br />

Unsere Initiationsgruppe heißt „13<br />

Monde unter einer Sonne“. Ein Jahr hat 13<br />

Monde (auch unser Wort Monat stammt<br />

daher). Von alters her ist dem Mond das<br />

Weibliche, Empfängliche, das sich stetig<br />

Wandelnde und Verändernde, zugedacht.<br />

Die Sonne wiederum steht für das<br />

aktive, beständig ausstrahlende Prinzip,<br />

was wiederum als männliche Qualität<br />

gedeutet wird. Somit steht unser Name<br />

für das sich Ergänzende und Zusammengehörende<br />

von polaren Kräften in uns.<br />

Die Verwirklichung des Ganzen in unserem<br />

Leben als Männer - als Menschen.<br />

Roland Helmuth<br />

Richter<br />

ist Psychotherapeut<br />

i.A.u.S. (Integrative<br />

Therapie), Trainer in der<br />

Erwachsenenbildung<br />

und Sozialpädagoge<br />

www.wegederseele.at


freigeist frühling 2013 22<br />

was es bedeutet,<br />

ein ältester zu sein<br />

Auf Einladung der Studierwerkstatt und zweier Männergruppen hielt Malidoma Somé am<br />

21. Februar abends in Neulengbach einen Vortrag zum Thema „Initiationen“. Am Nachmittag<br />

nahm er sich Zeit für ein Interview mit dem „freigeist“, das Roland Helmuth Richter und Rainer<br />

Wisiak mit ihm führten.<br />

freigeist: Herr Somé, immer wieder besuchen<br />

Sie ihre Heimat Burkina Faso. Wie<br />

hat sich das Land seit ihrer Initiation verändert?<br />

Somé: Seit meiner Initiation sind ja jetzt<br />

35 Jahre vergangen – und natürlich hat<br />

sich das Land in vielerlei Hinsicht sehr<br />

verändert. Da ist zum einen der Wandel<br />

in der Landschaft selbst, denn die<br />

Hauptenergiequelle in Burkina Faso ist<br />

das Holz. Durch das Fällen der Bäume<br />

Malidoma Somé als „Freigeist“-Leser<br />

verschwindet die Natur mehr und mehr.<br />

Dann gibt es ein starkes Ansteigen der<br />

Bevölkerungszahl. Vor 35 Jahren hatte<br />

die Hauptstadt eine halbe Million Einwohner,<br />

jetzt sind es zwei Millionen. Viele<br />

von ihnen wohnen in „shanty towns“<br />

und sind dort gefangen zwischen einem<br />

Leben in einer Großstadt und dem einstigen<br />

Leben im Dorfe und fühlen sich<br />

nirgendwo mehr zugehörig.<br />

Und dann hat sich auf sozialer Ebene viel<br />

verändert. Es gibt jetzt viel mehr Schu-<br />

len, aber man darf nicht vergessen, dass<br />

die ozielle Sprache in den Schulen immer<br />

noch Französisch ist. Und wenn man<br />

davon ausgeht, dass die Sprache der Träger<br />

einer Kultur ist, so bedeutet das einfach,<br />

dass die französische Kultur mehr<br />

und mehr Einzug hält.<br />

freigeist: Werden junge Menschen dort<br />

noch initiiert?<br />

Somé: Das moderne Erziehungssystem<br />

Fotos: Margarita Mlinar<br />

freigeist frühling 2013 23<br />

konkurriert mit dem traditionellen, und<br />

viele der 13-15Jährigen und deren Familien<br />

sehen keinen Sinn mehr darin, sich<br />

für eine Initiation einen oder eineinhalb<br />

Monate von der Schule freizunehmen.<br />

Und der Staat fördert dies auch nicht,<br />

weil er den Wert dieser Traditionen ebenfalls<br />

nicht mehr sieht. So bleiben nur jene<br />

Kinder, die sich den staatlichen Schulen<br />

entziehen und die darum bitten, an der<br />

einen oder anderen Form einer Initiation<br />

teilzunehmen. Und wenn eine Initiation<br />

stattndet, ist sie nicht mehr so formell<br />

wie früher, sondern meistens die „private<br />

Sache“ einer Familie, die das dann für ein<br />

oder zwei junge Menschen durchführt.<br />

Und die Ältesten in den Dörfern, die<br />

dieses Wissen um den ursprünglichen<br />

Prozess noch als ein Geschenk anzubieten<br />

hätten, sind jetzt sozusagen „arbeitslos“.<br />

So sitzen sie herum, warten, manche<br />

einfach auf das Sterben. Das ist sehr traurig<br />

– denn in Afrika gibt es ja auch den<br />

Spruch: „Wenn ein Ältester stirbt, brennt<br />

eine ganze Bibliothek nieder.“ Das<br />

stimmt zum Teil, denn wenn das Wissen<br />

nicht weitergegeben wird, mutiert eine<br />

Kultur zu etwas ganz anderem.<br />

freigeist: Ist das in ganz Burkina Faso so?<br />

Somé: In ganz Burkina Faso ist es so. Aber<br />

der größte Teil der Dagara lebt in Ghana<br />

und ich habe gehört – selbst war ich noch<br />

nie dort – dass in Ghana die Traditionen<br />

lebendiger sind. Aber nicht in meiner<br />

Heimat, und das ist sehr schade. Denn<br />

ich bin durch alle Initiationen durchgegangen<br />

und habe erfahren, wie wichtig<br />

und wertvoll sie sind. Sie sind ein Teil jenes<br />

Stoes, der die Kultur und Dinge wie<br />

info<br />

Malidoma Patrice Somé<br />

ist ein in den Traditionen seines Stammes, der<br />

Dagara, initiierter Schamane und Ältester.<br />

Als kleiner Junge wurde er in den frühen<br />

sechziger Jahren von einem französischen<br />

Missionar entführt. Dieser steckte ihn in ein<br />

Jesuitenseminar, ein Schicksal, das Somé mit<br />

Tausenden Afrikanern teilt. Das Ziel der Jesuiten<br />

war es damals, eine „Eingeborenen-<br />

Missionstruppe“ aufzustellen, um ein Volk<br />

zu bekehren, das der kolonialen Ünterdrückung<br />

der Franzosen und damit auch ihrer<br />

ideologischen Botschaft längst überdrüssig<br />

geworden war. Die folgenden fünfzehn<br />

Jahre verbrachte Malidoma Somé in einem<br />

Internat, weit weg von seiner Familie.<br />

„Im Alter von zwanzig Jahren“, so schreibt<br />

er in seinem autobiograschen Buch `Vom<br />

Geist Afrikas´, „riss ich aus und ging zu<br />

meinem Volk zurück, musste aber feststellen,<br />

dass ich nicht mehr in die Stammesgemeinschaft<br />

passte. Ich riskierte mein Leben<br />

und unterzog mich der Dagara-Initiation,<br />

um wieder in mein Volk aufgenommen zu<br />

werden. Während dieses wochenlangen<br />

Rituals wurde ich, so gut es ging, in die mir<br />

angestammte Wirklichkeit reintegriert.<br />

Aber niemals konnte ich die Spuren meiner<br />

westlichen Ausbildung abstreifen. Ich<br />

bin also ein Bürger zweier Welten und versuche<br />

in beiden zu Hause zu sein – gewiß<br />

keine leichte Aufgabe.“<br />

In seiner Sprache bedeutet sein Name Malidoma:<br />

„Sei ein Freund den Fremden und<br />

dem Feind“. Bei den Dagara ist der Name<br />

eines Menschen auch mit seinem Schicksal<br />

verbunden. Und so wird Malidoma nur<br />

kurze Zeit nach seiner Initiation von den Ältesten<br />

seines Stammes aufgefordert, in die<br />

Welt der Weißen zurückzukehren, um später<br />

einmal als „Kulturbotschafter“ zwischen<br />

beiden Welten vermitteln zu können.<br />

Seine akademische Karriere führte Somé<br />

über die Pariser Sorbonne und die Bostoner<br />

Brandeis University zu einer Professur in Kulturwissenschaft<br />

an der Michigan State University.<br />

Heute widmet er sich ganz der Aufgabe,<br />

Menschen der westlichen Länder die<br />

Welt des Rituals zugänglich zu machen. Er<br />

lebt als Lehrender und Autor in Kalifornien/<br />

USA sowie in seiner Heimat Burkina Faso.<br />

Vom Geist Afrikas<br />

Das Leben eines afrikanischen<br />

Schmananen<br />

von Malidoma Patrice Somé<br />

Diederichs Gelbe Reihe<br />

€ 20,60


freigeist frühling 2013 24<br />

Erwachsensein, Zugehörigkeit oder Identität<br />

zusammenhält. Und Initiationen geben<br />

einem Menschen auch das Gefühl,<br />

eine Aufgabe zu haben, ein Geschenk für<br />

das Dorf, für die Familie zu sein.<br />

Ich habe festgestellt, dass jene, die sich<br />

nicht initiieren ließen, sich selbst auch<br />

oft nicht als Geschenk gesehen haben.<br />

Dieses Lebensgefühl kommt jenem der<br />

Menschen im Westen sehr nahe: Man<br />

geht in die Schule und lässt sich ausbilden.<br />

Aber nicht dazu, um ein Teil dieser<br />

Welt zu werden, sondern um einen Job<br />

zu kriegen, Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

zu erlernen im Interesse mancher Konzerne,<br />

die ihm dann den Job geben.<br />

Aber unter dieser Oberäche ist wenig<br />

Substanz.<br />

freigeist: Lässt sich an dieser Entwicklung<br />

etwas ändern?<br />

Somé: Ich habe auf vielen Seminaren in<br />

Europa und Amerika festgestellt, dass<br />

es einen großen Hunger nach ursprünglicher<br />

Weisheit gibt. Aber es scheint so,<br />

als müsse man erst alles verlieren, bevor<br />

das Bedürfnis danach wieder erwacht.<br />

Und Afrika scheint sich in diese Richtung<br />

zu entwickeln. Ich habe manchmal sogar<br />

das Gefühl, was immer ich auch tue, ich<br />

kann es nicht verhindern, dass dieses<br />

Wissen verschwindet. Und erst wenn es<br />

verschwunden ist, löst es eine Art existenzieller<br />

Krise aus. Was dann dazu führt,<br />

dass man wieder dort zu graben beginnt,<br />

wo man die ursprüngliche Kultur<br />

begraben hat. Ich sehe im Westen überall<br />

schon diese Sehnsucht nach Verbindung<br />

mit der Natur, Ritualen, Bewusstheit.<br />

freigeist: Und wo beginnt man zu graben,<br />

wenn, wie im Westen, diese Traditionen<br />

schon seit Jahrtausenden verschwunden<br />

sind?<br />

Somé: Ja, das ist ein großes Problem.<br />

Und ich hoe, in Afrika dauert es nicht<br />

tausend Jahre, bis man wieder zu graben<br />

beginnt. Aber was Europa betrit,<br />

so sehe ich, dass hier das Bedürfnis, sich<br />

wieder mit altem Wissen zu verbinden,<br />

exponentiell steigt. Und was ich noch<br />

sehe, ist, dass die ursprünglichen Traditionen<br />

weltweit gar nicht so unterschiedlich<br />

sind. Der Unterschied besteht oft nur<br />

in der Umwelt oder der Choreograe. In<br />

fast allen Kulturen ndet man zum Beispiel<br />

Visionssuchen. Es gibt da eine Gemeinsamkeit.<br />

freigeist: Einen Samen, den man hier<br />

panzen könnte?<br />

Somé: Ja, solange es nicht ein Import an<br />

Ritualen ist. Es müsste mehr so sein, dass<br />

man den Samen der Energie präsentiert,<br />

die schon hier ist. Man kann nicht etwas<br />

woanders hin verpanzen und glauben,<br />

dass es dort so sein wird wie an dem Ort,<br />

von dem es kommt.<br />

freigeist: Was bräuchte es für einen Neubeginn?<br />

Somé: Die Sehnsucht danach.<br />

freigeist: Und wie weiter? Nach dem Konzept<br />

von „Versuch und Irrtum“?<br />

Somé: Ja! Denn schaut, in diesem Falle<br />

sind Fehler gut, denn sie önen die Augen,<br />

um sehen zu lernen, wo man nicht<br />

hintreten soll. In diesem Falle sind Fehler<br />

ein Segen. Das Schwanken, das Hinfallen,<br />

das ist es ja, wie ein Baby das Gehen<br />

lernt. Es geht auch nicht darum, wie oft<br />

man hinfällt, sondern darum, wie oft man<br />

aufsteht. Und etwas tut – denn wenn du<br />

etwas getan hast, muss es die nächste<br />

Generation nach dir nicht mehr tun, weil<br />

es schon da ist. Und so, vielleicht nach<br />

vielen Jahrhunderten, könnte wieder<br />

eine Tradition entstehen, die einst schon<br />

verloren war.<br />

freigeist: Wie wurden in der Kultur der<br />

Dagara junge Frauen initiiert?<br />

Somé: Bei den Dagara sind die Initiationen<br />

von Männern und Frauen ganz<br />

verschieden voneinander, weil auch<br />

die Pichten der Männer andere sind<br />

als die der Frauen. Grundsätzlich muss<br />

man dazu sagen, dass der wesentliche<br />

Unterschied darin besteht, dass die Initiation<br />

der jungen Frauen eine stufenwei-<br />

Fotos: Reinhard Kraus, Norbert Winzenhörlein<br />

freigeist frühling 2013 25<br />

se fortschreitende ist. Man beginnt die<br />

Mädchen mit 7 Jahren zu initiieren, das<br />

scheint eine kraftvolle weibliche Zahl zu<br />

sein. Dann durchlaufen die Mädchen fast<br />

zehn Jahre lang eine gut choreograerte<br />

Zeremonie, die sehr vom Jahr und dem<br />

Zyklus des Mondes abhängig ist. Die<br />

Initiation der Mädchen ist also ganz verschieden<br />

von der der Jungen, die für eine<br />

sehr intensive Zeit von ungefähr einem<br />

Monat an ihre psychischen und physischen<br />

Grenzen kommen (Anmerkung<br />

der Redaktion: von Malidomas Gruppe der<br />

60 zu initiierenden Jugendlichen kamen 5<br />

nicht lebend zurück). So gesehen, würde<br />

ich die stufenweise fortschreitende Initiation<br />

vorziehen! (lacht ...)<br />

freigeist: Neben dieser ersten Initiation für<br />

Jugendliche gibt es noch eine weitere …<br />

Somé: Ja, wenn man zu einem „Älteren“<br />

initiiert wird. Im Gegensatz zur ersten<br />

Initiation, die im Wald stattndet, ndet<br />

die Initiation zu einem Ältesten im Dorf<br />

selbst statt. Diese durchlief ich 1999 und<br />

sie dauerte 29 Tage. Ich machte sie nicht,<br />

weil ich wollte, sondern weil ich gefragt<br />

... und mit Dolmetscher<br />

Johann Kneihs in Neulengbach<br />

wurde. Auch, weil die Ältesten wollten,<br />

dass sie durch mich eine Stimme „draußen“<br />

in der Welt haben. Ich war der einzig<br />

zu Initiierende und es ging viel um<br />

das Erlernen der Geheimnisse traditioneller<br />

Spiritualität, wie man zum Beispiel<br />

die Jungen in ihrem Initiationsprozess<br />

begleitet, aber auch darum, das eigene<br />

Ego auszulöschen. Ich erinnere mich<br />

zum Beispiel an den „Tag der Schande“.<br />

Ich musste halbnackt und mit Asche<br />

bestreut in der Mitte des Dorfes sitzen<br />

und jeder im Dorf sagte mir, was er an<br />

mir nicht leiden kann. Ich durfte nicht<br />

antworten, und nach ein paar Stunden<br />

hatte ich das Gefühl, komplett zerfetzt<br />

worden zu sein.<br />

Eine solche Initiation führt aber auch zu<br />

Antworten auf Fragen wie: Was hält ein<br />

Dorf zusammen? Was bedeutet es, ein<br />

Ältester zu sein? Für welches Geheimnis<br />

ist es gut, dass du sein Hüter bist? Aber<br />

Somé mit den<br />

Interviewpartnern ...<br />

es hatte auch einen anderen Eekt:<br />

Während des ganzen Prozesses gab es<br />

mit anderen Leuten Gespräche darüber<br />

im Radio. Viele fragten sich, wieso jemand<br />

wie ich mit Doktortitel das macht.<br />

Es wurde debattiert: Was ist der Wert<br />

dieser Traditionen? Was ist die Kraft<br />

dahinter? Manche meinten, es sei eine<br />

Schande und ich würde nicht verstehen,<br />

dass das „Primitive“ in der modernen<br />

Welt keinen Platz mehr hat. Viele<br />

aber sagten: Redet nicht so! Da gibt es<br />

viel zu lernen!<br />

freigeist: Das glauben wir auch. Vielen<br />

Dank für das Gespräch.<br />

Somé: You´re welcome.<br />

***


‚s<br />

freigeist frühling 2013 26<br />

loris malaguzzi<br />

Villa Cella, ein Vorort der norditalienischen Stadt Reggio Emilia, im April 1945: Der Krieg ist gerade<br />

beendet, und große Teile der Stadt sind zerstört. Bei ersten Aufräumarbeiten entdecken Männer und<br />

Frauen in den Ruinen einen Panzer. Sie zerlegen ihn und verkaufen die Einzelteile auf dem Schwarzmarkt.<br />

Gemeinsam entwickelt die Gruppe Vorschläge, wie der Erlös verwendet werden soll. In einer<br />

Abstimmung setzt sich die Idee der Frauen durch: „Wir wollen eine Stätte für Kinder bauen. Die beste<br />

Antwort auf einen Krieg ist ein Kindergarten, in dem wir eine neue Generation und uns selbst erziehen.“<br />

Von Rainer Wisiak<br />

o beginnen die Arbeiten am ersten<br />

Volkskindergarten in Villa Cella, der<br />

später den Namen „25. April“ (dem<br />

Tag des Kriegsendes in Italien) haben<br />

wird. Ohne nanzielle Unterstützung und<br />

ohne Fachwissen, jedoch mit viel Engagement,<br />

ist die ganze Dorfbevölkerung<br />

am Aufbau des neuen Kindergartens beteiligt.<br />

Ein solches Modell einer gemeinschaftlichen<br />

Erziehung gibt es in Italien<br />

bis dahin noch nicht, und in den zahlreichen<br />

Diskussionsrunden wird immer<br />

wieder die Frage erörtert: Wohin wollen<br />

wir unsere Kinder nach dem Krieg erziehen?<br />

Denn nicht allein ein neues Haus<br />

soll Stein für Stein entstehen, auch neue<br />

Erziehungsziele wollen die Eltern nden<br />

und verwirklichen, um den Erfahrungen<br />

des Faschismus demokratische Erziehungsformen<br />

entgegenzusetzen.´ (1).<br />

Die Nachricht über diese Initiative geht<br />

in Reggio Emilia um und erreicht dort<br />

auch einen jungen Grundschullehrer.<br />

Fasziniert von der Vorstellung, dass dort<br />

Laien ohne Mittel und Unterstützung<br />

einen Kindergarten bauen, macht er<br />

sich mit dem Rad auf den Weg nach Villa<br />

Cella. Er wird dort bleiben, mit vielen anderen<br />

engagierten Pädagogen und Bürgern<br />

aus Villa Cella eine neue Sichtweise<br />

auf die Arbeit mit Kindern entwerfen, die<br />

später unter dem Begri „Reggio-Pädagogik“<br />

bekannt werden wird. Heute gilt<br />

Loris Malaguzzi (1920-1994) vielen als Begründer<br />

der Reggio-Pädagogik. Obwohl<br />

keine Gründergestalt im traditionellen<br />

Sinne wie etwa Rudolf Steiner oder Fröbel,<br />

hat er wesentlich zur Entwicklung<br />

dieses außergewöhnlichen Konzepts<br />

kommunaler Kindertageseinrichtungen<br />

beigetragen und die entsprechende<br />

„Theorie“ geliefert. Er hat nicht nur den<br />

Prozess des Aufbaus und die Anfänge<br />

protokolliert, er hat auch über Jahrzehnte<br />

die kommunalen Kindergärten<br />

und -krippen geleitet (heute existieren<br />

22 Kindergärten und 13 Kinderkrippen<br />

nach diesem Konzept) und durch Vortragsreisen<br />

und Wanderausstellungen<br />

ihre Idee in die Welt hinaus getragen.<br />

Doch zurück zu den Anfängen.<br />

„Die Frauen in Villa Cella wurden zu den<br />

eigentlichen Protagonisten einer neuen<br />

Erziehung für Kinder … die vor allem<br />

den Dialog und die Kommunikation in<br />

den Mittelpunkt stellte und zusammenfügen<br />

wollte, was sonst in Kindergärten<br />

getrennt war: das Kind, seine Familie<br />

und seine Umgebung“ schrieb Loris<br />

Malaguzzi. Das Zusammenwirken von<br />

engagierten Eltern, phantasievollen Pädagogen<br />

und reformwilligen Kommunalpolitikern<br />

ist bis heute ein wichtiger<br />

Teil des Konzepts der Reggio-Pädagogik<br />

geblieben. Das zeigt sich nicht zuletzt<br />

darin, dass im Leitungsgremium jeder<br />

Initiative Bürger, Eltern und Mitarbeiter<br />

paritätisch vertreten sind. Dieses „vivere<br />

insieme“, das „gemeinsame Leben“ hat<br />

in der Region Emilie Romagna aber eine<br />

lange Tradition. So war Reggio im Mittelalter<br />

eine der ersten freien Kommunen<br />

in Italien. Nach der Französischen Revolution<br />

erklärte sich Reggio zur Republik,<br />

hier entstand auch jene grün-weiß-rote<br />

Fahne, die heute Nationalagge der Republik<br />

Italien ist. Ab 1943 kämpfte hier<br />

organisierter Widerstand um die Befreiung<br />

der Stadt (vom Faschismus), die vor<br />

dem Einzug der Alliierten auch aus eigener<br />

Kraft gelang.<br />

Seit der Jahrhundertwende sind die<br />

meisten Betriebe und Landwirtschaften<br />

als Kooperativen organisiert, aus denen<br />

heraus dann das „modello emiliano“ entstehen<br />

konnte, eine in der Verfassung<br />

Loris Malaguzzi (1920 - 1994)<br />

freigeist frühling 2013 27<br />

unbekannte reformpädagogInnen<br />

des Landes festgelegte sozialorientierte<br />

Wirtschaftspolitik, ein Modell, das unter<br />

anderem Investitionen im sozialen<br />

und edukativen Bereich als produktive<br />

Investitionen begreift. So gibt die Stadt<br />

Reggio Emilia, was ihre pädagogischen<br />

Einrichtungen angeht, etwa 40 Prozent<br />

ihrer Haushaltsmittel dafür aus, ein<br />

Zeichen dafür, so Loris Malaguzzi, dass<br />

„die (Region) Emilia Romagna die Forschungswerkstatt<br />

für den sozialen Bereich<br />

in ganz Italien ist.“<br />

Ein neues Bild vom Kinde.<br />

„Kinder sind Träger unserer und<br />

Erfinder eigener Kultur“<br />

(Loris Malaguzzi)<br />

Bis viele Jahre nach dem 2. Weltkrieg<br />

war die katholische Kirche Träger aller<br />

Kindereinrichtungen für 3- bis 6jährige<br />

in Italien. Diese wurden „scuola materna“<br />

(mütterliche Schulen) genannt und<br />

auch in der Gesellschaft in diesem Sinne<br />

als Notbehelfe oder „Mutterersatz“<br />

angesehen. Es gab auch kaum Ausbildungsorte<br />

für Kindergärtnerinnen und<br />

oft waren „mütterliche Fähigkeiten“ die<br />

wichtigsten Qualikationsmerkmale für<br />

eine Anstellung in einem Kindergarten.<br />

Erst 1968 wurde per Gesetz die Einrichtung<br />

von Kindergärten durch nichtkirchliche<br />

Träger gestattet und geregelt.<br />

Diesem Modell der „scuola materna“ stellten<br />

die Menschen in Reggio Emilia von<br />

Anfang an (und somit über viele Jahre<br />

hinweg entgegen dem gültigen Gesetz)<br />

die „scuole dell´ infanzia“ gegenüber, die<br />

Kindheitsschulen, die das Kind in einem<br />

gänzlich anderen Lichte wahrnehmen:<br />

Hier geht man von der Annahme aus,<br />

dass ein Kind erheblich mehr und vielfältigere<br />

Ausdrucksmöglichkeiten besitzt<br />

als bisher angenommen („Die hundert<br />

Sprachen der Kinder“). Jedes Kind besitzt<br />

Forschergeist, Entdeckungsfreude<br />

und Abenteuerlust. Es ist selbst Quelle<br />

schöpferischer Kraft, deshalb muss ihm<br />

größtmögliche Autonomie in Bezug auf<br />

Lernmöglichkeiten, Wahrnehmung und<br />

Bewegung geboten werden.<br />

Die Rolle der ErzieherInnen in einem<br />

solchen pädagogischen Kontext fasst<br />

Malaguzzi in dem einen Satz zusammen:<br />

„Wir erziehen unsere Kinder nicht,<br />

wir assistieren ihnen.“ ErzieherInnen<br />

sollen Partner sein, die dem Kind Anerkennung,<br />

Vertrauen, Unterstützung und<br />

Solidarität entgegenbringen und die<br />

Sicherheitsbedürfnisse der Kinder ernst<br />

nehmen, denn „ein unsicheres Kind ist<br />

nicht neugierig, es kann nicht forschen.<br />

Ein sicheres Kind hingegen ist reich – so<br />

wie alle Kinder eigentlich reich sind - ,<br />

denn es hat Neugier und Vorstellungskraft.“<br />

Nicht zuletzt, so Loris Malaguzzi,<br />

„wird die Sicherheit der Kinder auch dadurch<br />

größer, je mehr sie sehen, dass die<br />

Beziehungen zwischen ihrem Leben zu<br />

Hause und dem in der Kita enger und<br />

kommunikativer werden.“<br />

Eine enge Zusammenarbeit zwischen<br />

Eltern und ErzieherInnen ist aber nicht<br />

nur den Kindern dienlich, sondern auch<br />

den Erwachsenen selbst, denn „wenn<br />

Erwachsene ihre Lust daran entdecken,<br />

gemeinsam, in der Zusammenarbeit,<br />

zu reektieren, Projekte zu entwickeln,<br />

zu diskutieren und zu forschen, eine<br />

Haltung entsteht, die das Spektrum<br />

der Fragen, Zweifel und Vertiefungen<br />

vervielfacht und die eigene Flexibilität<br />

erweitert.“ „Diese Arbeit ist schwer“,<br />

konstatiert Malaguzzi an anderer Stelle,<br />

„aber sie zahlt sich zweifellos aus.“<br />

Der Raum als dritter Erzieher<br />

Neben diesem Merkmal der „partizipatorischen<br />

Pädagogik“ (einer engen Zusammenarbeit<br />

aller Beteiligten), dem Bild<br />

vom Kind als kompetentes und aktives<br />

Wesen und der Rolle der ErieherInnen<br />

im Sinne einer Begleitung von Kindern<br />

anstelle ihrer Belehrung kommt auch der<br />

Gestaltung der Räume eine wesentliche<br />

Bedeutung zu. Die gesamte Einrichtung<br />

und Gestaltung der Kindergärten und<br />

Krippen folgen in Reggio dem Prinzip<br />

des „Raumes als dritter Erzieher“, womit<br />

man meint, dass anregende Materialien<br />

und transparente räumliche Strukturen<br />

den Kindern freie Erkundungen und autonome<br />

Lernschritte ermöglichen sollen.<br />

Mittelpunkt jeder Einrichtung ist die „Piazza“,<br />

vergleichbar mit dem Marktplatz<br />

in der Mitte einer Stadt. Große bodentiefe<br />

Fenster und oene Lichtbereiche


freigeist frühling 2013 28<br />

vermitteln den Eindruck von Weite. Die<br />

Piazza ist Trepunkt, zentraler Spielplatz<br />

– das Kommunikationszentrum.<br />

An den Wänden benden sich viele<br />

Spiegel und große Wandtafeln mit Fotos,<br />

Kinderbildern, Zeichnungen, Ankündigungen<br />

oder Auswertungen von<br />

Projekten. Indem „die Wände sprechen“,<br />

wird auf anschauliche Weise präsentiert,<br />

was während einen Tages passiert oder<br />

auch für die Familien von Belang ist.<br />

Die Förderung der Kommunikation und<br />

Ausdrucksfähigkeit ist ein wichtiges Ziel<br />

der Reggio-Pädagogik, nicht aber das<br />

Schreibenlernen, obwohl 60 % der Kinder<br />

schreiben und lesen können, bevor<br />

sie den Kindergarten verlassen.<br />

Der Wunsch nach Kommunikation wird<br />

gefördert, jedes Kind hat (in der „Ecke<br />

der Freundschaft“) einen Pappbriefkasten.<br />

Am Anfang tauschen die Kinder<br />

kleine Geschenke, wie Bonbons, kleine<br />

Federn oder schöne Steine über den<br />

Briefkasten aus, dann folgen Bilder und<br />

Kritzelbriefe mit Botschaften. Später<br />

taucht der Wunsch auf, sich schriftlich<br />

mitzuteilen. Naturmaterialien, Sammelgegenstände<br />

aller Art laden zum Tasten,<br />

Fühlen, Vergleichen und Experimentieren<br />

ein. In speziellen Funktionsräumen<br />

und Werkstätten stehen Materialien wie<br />

Ton, Holz oder Steine und Werkzeuge<br />

zur Verfügung. In einer Kultur, welche<br />

die Erfahrungsmöglichkeiten von Kindern<br />

immer stärker auf Erfahrungen aus<br />

zweiter Hand (wie durch Fernseher oder<br />

Computer) beschränkt, zeigt Reggio, wie<br />

Kinder in einer anregenden Umgebung<br />

wieder selbst tätig werden, mit der Welt<br />

experimentieren und sie sich selbst aneignen<br />

können. „Unsere Einrichtungen<br />

sind vor allem Werkstätten, in denen die<br />

Kinder die Welt untersuchen und erforschen“,<br />

so Loris Malaguzzi.<br />

Die Kinder haben Einsicht in die Küche,<br />

die auch jederzeit besucht werden kann.<br />

Die Köchinnen sind in die pädagogische<br />

Arbeit integriert, wie es auch beim Zusammenleben<br />

mit den Kindern keine<br />

Hierarchisierung gibt, die ErzieherInnen<br />

zu wichtigen Pädagogen und Köchinnen<br />

oder Putzfrauen zu Hilfskräften macht.<br />

Alle Mitarbeiter einer Einrichtung verstehen<br />

sich als Team, was sich bis zur Bezahlung<br />

hin bemerkbar macht, die nicht<br />

nach Tätigkeitsbereichen, sondern nach<br />

Berufsjahren gestaelt ist.<br />

Zu jeder Einrichtung gehört auch ein<br />

Atelier, in dem KunsterzieherInnen die<br />

Kinder begleiten. Die Stadt hat auch<br />

Puppenspieler angestellt und unterhält<br />

eine Werkstatt für Puppenspieler.<br />

Der Prozess ist wichtig, nicht das<br />

Produkt<br />

„Man muss den Kindern auf dem sehr<br />

weiten Feld ihrer Ausdrucksmöglichkeiten,<br />

ihrer Kommunikationsformen, ihrer<br />

Gefühle Hilfestellung geben und vor<br />

allem Achtung haben vor ihrem Erstaunen<br />

und den Fragen, die sie sich stellen.“<br />

(L. Malaguzzi)<br />

So gehen viele Projekte in Reggio von<br />

alltäglichen Erfahrungen der Kinder aus,<br />

zum Beispiel dem Regen, dem Schatten,<br />

der Weinlese, den steinernen Löwen auf<br />

dem Marktplatz.<br />

Ein Beispiel: Eine Erzieherin hatte beobachtet,<br />

dass ein etwa 18 Monate altes<br />

Mädchen vor einer Mauer stand und dort<br />

seinen Schatten beobachtete. Irgendwann<br />

schob sich eine Wolke vor die Sonne<br />

und der Schatten verschwand. Das<br />

Kind lief daraufhin hinter die Mauer, um<br />

seinen Schatten zu suchen. Da es dort<br />

keinen Schatten fand, suchte es unter<br />

einem Auto und unter den Sträuchern<br />

des Gartens seinen Schatten. Die Erzieherin<br />

erzählte ihren KollegInnen von dieser<br />

Beobachtung, die erstaunt waren, dass<br />

das Kind bereits eine eigene Vorstellung<br />

von Schatten hatte. Um mehr über die<br />

Ideen der Kinder zu erfahren, wurde ein<br />

lang angelegtes Projekt zum Thema Licht<br />

und Schatten durchgeführt, in dem auch<br />

die ErzieherInnen selbst Phänomene des<br />

Lichts und Schattens untersuchten.<br />

„Diese Ereignisse wie mit dem Schatten<br />

geschehen – so glauben wir – mit<br />

allen Kindern. Aber damit diese Begegnungen<br />

und Vertraulichkeiten nicht verloren<br />

gehen, ist ein erwachsener Zeuge<br />

notwendig, einer von jenen ein bisschen<br />

verrückten und so notwendigen Erwachsenen,<br />

der mitspielt, der Interesse und<br />

Erstaunen zeigt und den Wunsch hat,<br />

sich Fragen zu stellen und sich wie die<br />

Kinder in einen Detektiv und Forscher zu<br />

verwandeln.“ (L. Malaguzzi)<br />

1971 organisiert Loris Malaguzzi mit<br />

vielen anderen die erste nichtkirchliche<br />

Tagung zum Thema Kleinkindpädagogik<br />

in Reggio, an der auf eigene Kosten ca.<br />

freigeist frühling 2013 29<br />

unbekannte reformpädagogInnen<br />

900 ErzieherInnen teilnehmen. Reggio<br />

beginnt, sich zum Zentrum der Kleinkindpädagigik<br />

zu entwickeln. Kongresse<br />

auf internationaler Ebene und mehrere<br />

Austellungen („Wenn das Auge über<br />

die Mauer springt“, „Die hundert Sprachen<br />

der Kinder“) in anderen europäischen<br />

Ländern folgen. 1985 geht Loris<br />

Malaguzzi in den „Ruhestand“, arbeitet<br />

aber beratend weiter in Reggio mit. Zusammen<br />

mit Egle Becchi und Susanna<br />

Mantovani gründet er die kleinkindpädagogische<br />

Zeitschrift „bambini, in una<br />

societa che cambi“ mit Redaktionsgruppen<br />

in ganz Italien. 1991 wählt das<br />

US-Magazin „Newsweek“ die Kindertagesstätten<br />

von Reggio zur besten vorschulischen<br />

Einrichtung der Welt, 1992<br />

wird ihnen der „Lego-Preis“ (Beitrag zur<br />

Verbesserung von Lebensbedingungen<br />

von Kindern in allen Teilen der Welt) verliehen.<br />

Die vielfachen Ehrungen und Anerkennungen<br />

nahm Malaguzzi eigenen<br />

Aussagen zufolge stellvertretend für die<br />

Kinder und ihre Sache an. Er selbst verstand<br />

sich als „Provokateur in Sachen<br />

Kindheit“. „Provokateure stören die<br />

Ruhe der Bürger, sie wollen aufwühlen<br />

und Versäumnisse zeigen“, so Malaguzzi.<br />

1993 wird die Stiftung „Reggio children“<br />

gegründet, im Jänner 1994 stirbt Loris<br />

Malaguzzi in Reggio an den Folgen eines<br />

Herzinfarkts.<br />

Schließlich, 1996, nach bald 30jähriger<br />

Praxis der Einrichtungen, interessiert sich<br />

auch das Erziehungsministerium in Rom<br />

für die Konzeption. In Absprache mit den<br />

reggianischen Kitas und der Stiftung<br />

Reggio children will das Ministerium<br />

ErzieherInnen aus ganz Italien zur Fortbildung<br />

nach Reggio schicken. Ob das<br />

Modell „Reggio“ in anderen Orten oder<br />

Ländern umsetzbar ist, wird sich zeigen.<br />

Der bekannte brasilianische Pädagoge<br />

Paolo Freire, der 1990 Reggio besuchte,<br />

meinte diesbezüglich:<br />

„Eine Übertragung von Ideen ist möglich,<br />

aber es kann keinen Import oder Ex-<br />

port von Erfahrungen geben, denn diese<br />

muss man selbst machen. Erfahrungen<br />

sind immer verbunden mit der Geschichte<br />

eines Menschen und mit historischen<br />

Ereignissen.“<br />

Sämtliche Zitate sind entnommen aus:<br />

Dreier, Anette: Was tut der Wind, wenn<br />

er nicht weht? Begegnung mit der<br />

Kleinkindpädagogik in Reggio Emilia.<br />

Luchterhand-Verlag (1)<br />

Göhlich, Michael: Oener Unterricht,<br />

Community Education, Alternativ-<br />

<br />

schulpädagogik, Reggio-Pädagogik.<br />

Beltz-Verlag<br />

Thesing, Theodor: Leitideen und Konzepte<br />

bedeutender Pädagogen. Lambertus-Verlag<br />

Links:<br />

www.reggiochildrenfoundation.org<br />

www.reggiochildren.it/centro-internazionale-loris-malaguzzi<br />

www.reggiopaedagogik.eu<br />

Rainer Wisiak<br />

ist Waldorf- und<br />

Montessori-Pädagoge<br />

und Vater einer Jugendlichen<br />

in der LWS<br />

Hundert Sprachen hat das Kind<br />

Ein Kind ist aus hundert gemacht.<br />

Ein Kind hat<br />

hundert Sprachen<br />

hundert Hände<br />

hundert Gedanken<br />

hundert Weisen zu denken<br />

zu spielen und zu sprechen.<br />

Immer hundert Weisen<br />

zuzuhören<br />

zu staunen und zu lieben<br />

hundert Weisen zu singen und zu verstehen<br />

hundert Welten<br />

zu entdecken<br />

hundert Welten<br />

zu ernden<br />

hundert Welten<br />

zu träumen.<br />

Ein Kind hat hundert Sprachen<br />

doch es werden ihm neunundneunzig geraubt.<br />

Die Schule und die Umwelt<br />

trennen ihm den Kopf vom Körper.<br />

Sie bringen ihm bei<br />

ohne Hände zu denken<br />

ohne Kopf zu handeln<br />

ohne Vergnügen zu verstehen<br />

ohne Sprechen zuzuhören<br />

nur Ostern und Weihnachten<br />

zu lieben und zu staunen.<br />

Sie sagen ihm<br />

dass die Welt bereits entdeckt ist<br />

und von den hundert Sprachen<br />

rauben sie dem Kind neunundneunzig.<br />

Sie sagen ihm<br />

dass das Spielen und die Arbeit<br />

die Wirklichkeit und die Phantasie<br />

die Wissenschaft und die Vorstellungskraft<br />

der Himmel und die Erde<br />

die Vernunft und der Traum<br />

Dinge sind, die nicht zusammengehören.<br />

Sie sagen also<br />

dass es die hundert Sprachen nicht gibt.<br />

Das Kind aber sagt:<br />

Und die hundert gibt es doch.<br />

Loris Malaguzzi


Die Natur&<strong>Lernwerkstatt</strong> wurde 2008 als erste Freie Schule Kärntens mit Naturschwerpunkt im Gemeindegebiet<br />

Wernberg, in Kantnig – am Fuße des Sternbergs - gegründet. Sie orientiert sich in ihrer Ausrichtung<br />

vorwiegend an den reformpädagogischen Grundsätzen von Maria Montessori. Mit Ende des ersten<br />

Schuljahres 2008/09 wurde die Arbeit der Lehrer und Schüler in der Natur&<strong>Lernwerkstatt</strong> mit der Verleihung<br />

des Öentlichkeitsrechts anerkannt und bestätigt. In der Natur&<strong>Lernwerkstatt</strong> in Wernberg lernen<br />

Kinder mit und in der Natur fürs Leben. Zurück zur Natur – vorwärts im Leben.<br />

<br />

inter der Idee der Schulgründung<br />

steckt vor allem der<br />

Wunsch, dass unseren Kindern<br />

die Natur nahe gebracht wird, sie ihr verbunden<br />

bleiben oder eben wieder zu ihr<br />

zurücknden, denn in der Auseinandersetzung<br />

und im Arbeiten und Lernen mit<br />

und in der Natur liegen unerschöpiche<br />

Potentiale, die für das allgemeine Lernen<br />

sehr förderlich und nützlich sind“, meint<br />

Schulleiterin Anita Kramer. Ideal dafür ist<br />

die Lage des Schulgebäudes: Das Schulhaus<br />

ist umringt von Wald und Wiese,<br />

liegt auf einem Pferdehof mit Blick auf<br />

das Sternberg-Kircherl und strahlt eine<br />

sehr familiäre Atmosphäre aus. Gelernt<br />

wird in themenbezogenen Räumen und<br />

Bereichen wie Sprachen-, Mathematik-<br />

und Kosmoszimmer, gespielt und Pause<br />

gemacht wird in der Küche und im Aufenthalts-<br />

bzw. Kreativraum. Allerdings<br />

nur, wenn das Wetter nicht mitspielt,<br />

denn sonst ndet viel Unterricht im Freien<br />

statt. „Für die Kinder ist es spannend,<br />

Sachunterricht oder Mathematik im Freien<br />

zu lernen oder nach Werkmaterialien<br />

im Wald zu suchen“, so Montessori-Pädagogin<br />

Kramer.<br />

<br />

<br />

Träger der Natur&<strong>Lernwerkstatt</strong> ist der<br />

„Verein zur Förderung ganzheitlichen<br />

Lernens“. Alle Eltern sind Mitglieder des<br />

Vereins. Die Arbeit in der Verwaltung wird<br />

von der Schulleitung und von den Eltern<br />

im Rahmen der Elternarbeit geleistet.<br />

Das so wichtige Kooperationsdreieck<br />

„Schüler – Lehrer – Eltern“ als Basis für<br />

positives, gelungenes Lernen funktioniert<br />

in dieser Schule durch regen Austausch,<br />

respektvolles Miteinander und<br />

gegenseitige Hilfe ausgezeichnet. Die<br />

derzeit 15 SchülerInnen werden in alters-<br />

und klassenübergreifenden Gruppen<br />

von der Primaria (Schulstufen 1 bis<br />

4) bis zur Sekundaria ( Schulstufe 5 bis 9)<br />

gemeinsam unterrichtet und können so<br />

auch voneinander lernen.<br />

<br />

<br />

Die Natur&<strong>Lernwerkstatt</strong> versteht sich<br />

nicht als abgeschlossene Vormittags-<br />

Institution, sondern als Lebensraum, in<br />

dem gerne „gearbeitet“ wird, in dem sich<br />

jeder wohl und „daheim“ fühlen soll. So<br />

bietet er die beste Basis für lustvolles<br />

und erfolgreiches Lernen. Pädagogische<br />

Vorbilder sind Maria Montessori, Jean<br />

Piaget, Joseph Cornell und andere Vertreter<br />

der humanistischen Pädagogik.<br />

Spielerisches, ganzheitliches Lernen mit<br />

Herz, Hand und Hirn in und mit der Natur<br />

ist dabei ein zentrales Element. Ein<br />

Beispiel: Lernen die Schüler im Mathematikunterricht<br />

über die Maßeinheit Meter,<br />

dann haben die Schüler die Freiheit,<br />

draußen beim Weitspringen ihre „Meter-<br />

Leistungen“ zu messen! Besonders wichtig<br />

ist dem Pädagogenteam dabei auch<br />

die Förderung von Begabung und Leistungsfähigkeit<br />

entsprechend dem „Tempo“<br />

des Kindes. Einen hohen Stellenwert<br />

wird dem sozialen Lernen eingeräumt.<br />

Das tägliche Miteinander wird im Schülerrat<br />

besprochen. Gemeinsam mit den Kindern<br />

wird dann an Lösungen gearbeitet.<br />

Die Leistungsbeurteilung erfolgt in Form<br />

eines Pensenbuches (1.- 8.Schulstufe). Die<br />

Leistungen werden verbal beurteilt. Nach<br />

Wunsch - oder sollte es zu Übertritten in<br />

andere Schulsysteme kommen - werden<br />

Notenzeugnisse erteilt.<br />

<br />

„Wenn die Musik erklingt, dann geht es<br />

los“ - so erleben die Schüler den Unterrichtsbeginn<br />

ohne Schulglocke. Mit<br />

einem „Morgenkreis“ starten Kinder<br />

und Lehrer am Montag in der Früh in<br />

die kommende Arbeitswoche. Da werden<br />

von den Lehrerinnen die Lern- und<br />

Aktivitätenangebote für die Woche vor-<br />

<br />

<br />

<br />

Fotos: Natur&<strong>Lernwerkstatt</strong>-Schule<br />

<br />

gestellt und sie besprechen gemeinsam<br />

mit den Kindern die individuellen Pläne<br />

(Schwerpunkte, gemeinsame Erarbeitungseinheiten,<br />

Projekte, Außenaktivitäten,<br />

Exkursionen usw.). „Ich nde die<br />

Schule toll, weil man alles lernen kann,<br />

was man will. Wir müssen aber in einer<br />

Woche einiges erledigt haben. Das steht<br />

auf meinem Plan und ich kann es mir aussuchen,<br />

wann ich es mache“, schildert<br />

Paula, 10 Jahre, ihre Arbeitsweise. Die<br />

Kinder strukturieren ihre Zeit selbst und<br />

<br />

<br />

können in der Freiarbeitsphase wählen,<br />

womit sie sich beschäftigen wollen und<br />

ob sie Unterstützung brauchen. Freiarbeit<br />

wechselt sich mit der verpichtenden<br />

Erarbeitungszeit, in der neue<br />

Lerninhalte und Materialien vorgestellt<br />

werden, ab. Die neuen Inhalte werden<br />

wieder in der Freiarbeit geübt und gefestigt.<br />

Am Ende jeden Tages erfolgen die<br />

gemeinsame Reexion und ein gemeinsamer<br />

Abschluss.<br />

<br />

Gerade in Zeiten des Aufbrechens der<br />

starren schulischen Strukturen hin zu<br />

reformpädagogischen Ansätzen ist die<br />

Gründung einer Freien Schule eine besonders<br />

schöne Herausforderung. Die<br />

erste Freie Schule Kärntens mit dem<br />

Schwerpunkt „Natur“ leistet ihren Beitrag<br />

zur Entwicklung einer freien, offenen<br />

und humanen Gesellschaft, die<br />

Kinder auf ihrem freudvollen Weg zu<br />

selbstbestimmten, selbstverantwortlichen,<br />

selbstorganisierten, selbstbewussten,<br />

gebildeten Persönlichkeiten<br />

mit hoher sozialer Kompetenz begleitet.<br />

<br />

<br />

Unterrichtsstufen<br />

Primaria und Sekondaria von der 1. bis<br />

zur 9. Schulstufe.<br />

Unterrichtszeit<br />

Der Unterricht dauert von Montag bis<br />

Freitag von 8.30 bis 13.00 Uhr. Bei Bedarf<br />

gibt es von 13.00 Uhr bis 17.00 Uhr Nachmittagsbetreuung<br />

inkl. Mittagessen in<br />

der Schule.<br />

Schulgeld<br />

Das Schulgeld beträgt Euro 255,-/280,-<br />

pro Monat (Geschwister-Ermäßigungen),<br />

12 x im Jahr, einmalige Einschreibegebühr<br />

Euro 290,-) Ausgaben für Exkursionen<br />

und Projekte extra. Die Schule nanziert<br />

sich derzeit ausschließlich über<br />

das Schulgeld.<br />

Aufnahme<br />

Informationsgespräch zwischen Eltern<br />

und Pädagogen<br />

Mindestens zwei Schnupper- und Kennenlerntage<br />

vorab in der Schule, Eltern-<br />

Lehrer-Kind-Gespräche, aktive Mitarbeit<br />

der Eltern<br />

Adresse und nähere Auskünfte<br />

Natur&<strong>Lernwerkstatt</strong> -<br />

Schule für ganzheitliches Lernen<br />

Kantniger Straße 31, 9220 Velden<br />

Tel 0699/12152463


ach acht Schuljahren in der <strong>Lernwerkstatt</strong><br />

wechselte ich 2002 ins<br />

Sport-Gymnasium St. Pölten in der<br />

Josefstraße. Ich freute mich auf etwas<br />

Neues.<br />

Seit meiner Kindheit liebte ich Sport und<br />

spielte im Verein Obbc Herzogenburg<br />

Basketball.<br />

Im Gymnasium gewöhnte ich mich<br />

schnell ein, fand Freunde und genoss<br />

die neue Umgebung. Etwas länger<br />

brauchten die Lehrer, um sich an mich zu<br />

gewöhnen. Obwohl die ersten Schularbeiten<br />

etwas daneben gingen, weil mir<br />

das System fremd war, schloss ich die 5.<br />

Klasse Oberstufe erfolgreich ab.<br />

Im darauf folgenden Sommer ng ich<br />

an, in der Damen-Bundesliga zu trainieren,<br />

das hieß noch mehr Training, mehr<br />

Spiele. Nach ein paar Monaten hatte ich<br />

Probleme mit den Schienbeinen, und<br />

mein Körper fand eindeutig, dass es Zeit<br />

für eine Auszeit war. Ich musste länger<br />

pausieren.<br />

Ohne Sport fehlte mir der Antrieb, ich<br />

hatte keinen Spaß mehr in der Schule<br />

und wollte nicht in einen anderen Zweig<br />

wechseln.<br />

Ich entschied in der 6. Klasse Oberstufe,<br />

die Schule abzubrechen. Die darauf folgenden<br />

Monate waren eine sehr schwere<br />

Zeit, ich fühlte mich antriebslos, orientierungslos<br />

und leer. Um Abstand zu<br />

gewinnen und mir selbst eine Pause zu<br />

scha en, og ich zu einer Freundin nach<br />

Neuseeland. Die Zeit dort war nett, aber<br />

immer noch etwas trostlos; ohne das tun<br />

zu können, was ich immer getan hatte,<br />

fehlte mir der Boden unter den Füßen.<br />

Danach jobbte ich ein bisschen hier und<br />

da und beschloss dann recht spontan,<br />

mit Birgit nach Indien zu reisen. Diese<br />

halbjährige Reise war für mich sehr<br />

wichtig, intensiv und prägend. In dieser<br />

Zeit lernte ich sehr viel von dem, was mir<br />

heute wichtig ist über Religion, Kultur,<br />

Menschen, aber am meisten wahrscheinlich<br />

über mich, innere Werte und meinen<br />

Herzensweg (und natürlich über die gute<br />

alte Freundin). Wir waren teils zusammen,<br />

teils getrennt unterwegs: Tempel, Ashrams,<br />

Rainbows, Partys, Flüsse, Berge, am<br />

Meer und im Himalaja Gebirge. Es war<br />

gut, manchmal allein zu sein und doch zu<br />

wissen, dass sie auch da war, hier, irgendwo,<br />

ein klein-winziger Punkt in diesem<br />

riesengroßen erstaunlichen Land.<br />

Das Zurückkommen war nicht leicht<br />

und ich verkroch mich ein paar Monate.<br />

Langsam verdauend wurde mir klar, dass<br />

die Aufgabe und Herausforderung darin<br />

bestand, das Gelernte und Gesehene<br />

mitzunehmen, einzusetzen, zu leben,<br />

nicht dem Erlebten nachzuhängen. Viel<br />

später auf den nächsten Reisen bemerkte<br />

ich, dass man Zurückkommen auch<br />

lernen kann, es wurde jedes Mal leichter<br />

und gelang besser.<br />

Ja, life goes on, ich ging als Kindermädchen<br />

auf Saison nach Lech am Arlberg<br />

und og anschließend geradewegs zu<br />

meinem Freund nach Israel. Das Land<br />

hatte etwas Faszinierendes in seiner<br />

Vielfalt und Kraft, aber bleiben konnte<br />

ich dort nicht, es war so ruhelos.<br />

Back in Austria kam allmählich der<br />

Wunsch nach etwas Standfestem, Greifbarem,<br />

nach beru icher Orientierung.<br />

Ich hatte keine Ahnung, was aus mir<br />

„werden“ sollte.<br />

Aus dem Blauen heraus besuchte ich<br />

einen Tanzkurs... und da war es wieder,<br />

das alte Feuer. Bewegung! Noch dazu<br />

zur Musik! Genial! Ein paar Monate später<br />

war ich schon mitten in einer Ausbildung<br />

(Bühnentanz), zog nach Wien, -<br />

nanzierte Ausbildung und Wohnung mit<br />

Wochenend-Nachtschichten am Kahlenberg<br />

(Kellnern, Hochzeiten vorbereiten<br />

und begleiten etc.).<br />

Ich liebte die Ausbildungszeit, im Nachhinein<br />

vermisse ich sie manchmal, diese<br />

erste stabile und doch unabhängige,<br />

freie Zeit. Aber neben der körperlichen<br />

Anstrengung noch die Nächte durchzulaufen,<br />

war auch nicht immer lustig.<br />

Nach der Ausbildung hatte ich viele Pläne<br />

und Ideen. Ich tanzte, probierte neue<br />

Stile aus, fuhr nach Bratislava und Berlin<br />

auf Camps, ng zu unterrichten an, hatte<br />

Projekte, Ideen und Events. Ich war am<br />

Sprung nach Berlin zu ziehen, als ich mir<br />

den Oberarm brach und für zwei Monate<br />

zur Pause gezwungen wurde. Ich hatte<br />

mich überfordert, aber da dies nun<br />

das zweite Mal geschah, machte ich mir<br />

Gedanken, ob es wieder Zeit für einen<br />

Wechsel sei. Es war schwer für mich, es<br />

kam mir vor, als blockierte mich etwas,<br />

immer dann weiter zu gehen, wenn ich<br />

mich zu sehr auf eine Richtung xierte.<br />

Der Bruch heilte, ich tanzte und trainierte<br />

weiter, ging nach Griechenland arbeiten<br />

und entdeckte dort durch die Arbeit eine<br />

neue Leidenschaft: die Malerei. Seither<br />

male ich regelmäßig und habe im Februar<br />

2013 meine erste Ausstellung.<br />

Fotos: Autorin<br />

<br />

Mit dem Gesparten ging ich nach Barcelona,<br />

fand dort ein nettes kleines Zimmer<br />

und trainierte am „Area Dance y Theatre<br />

de Barcelona.“<br />

Als nach 4 Monaten meine Lieblingslehrer<br />

die Schule verließen, war es auch für<br />

mich Zeit weiter zu ziehen, also packte<br />

ich wieder einmal meinen kleinen grünen<br />

Rucksack und og nach Mexiko, wo mich<br />

mein Bruder und seine damalige Freundin<br />

herzlich begrüßten.<br />

In Mexiko und Guatemala lernte ich Spanisch,<br />

verkaufte selbst gemachte Traumfänger,<br />

tanzte auf der Straße, kraxelte auf<br />

alte Tempel, nahm an Maya- Zeremonien<br />

teil und genoss noch mal so richtig das Leben,<br />

die Freiheit und das Reise eber.<br />

Ich hatte den Wunsch, für immer zu bleiben,<br />

doch wahrscheinlich genau deshalb,<br />

weil ich spürte, dass es vorerst die letzte<br />

Reise sein würde, denn gleichzeitig wuchs<br />

der Wunsch nach Sesshaftigkeit, nach<br />

einem weiteren beru ichen Lernen.<br />

Ich ging wieder zurück nach Griechenland,<br />

das mittlerweile meine zweite Heimat<br />

geworden war, unterrichtete Tanz,<br />

arbeitete und kam sehr unerwartet und<br />

überrascht mit Freund und Babybauch<br />

nach Hause zurück.<br />

Früher dachte ich, ich würde spät Kinder<br />

bekommen wegen des Tanzens und des<br />

Sports, doch der Meinung war Jonathan<br />

o ensichtlich nicht.<br />

Im Mai 2011 kam Jonathan Amin-Noel zur<br />

Welt. Es war eine sehr schöne Schwangerschaft,<br />

eine wundervolle Geburt und<br />

eine ruhige Stillzeit. Mir war klar, dass ich<br />

nicht sehr lange nur zuhause bleiben<br />

konnte, da es mir an Bewegung mangelte<br />

und ich „wissensdurstig“ war.<br />

Jetzt, vielleicht durch diese lange Pause,<br />

hat die jahrelange Suche nach dem „Wie<br />

weiter“ endlich mal ein Ende gefunden -<br />

vorerst. Zum ersten Mal seit der Tanzausbildung<br />

weiß ich wieder, was ich wirklich<br />

will und wo ich hin gehöre,…<br />

Ich mache die SBP (Studienberechtigungsprüfung),<br />

studiere Sportwissenschaft<br />

(back to the roots), tanze, unterrichte<br />

und genieße es, Jonah wachsen,<br />

gedeihen, lernen und blühen zu sehen<br />

und ihn zu begleiten…<br />

Ich bin Mutter (seit ich auch wieder etwas<br />

für mich tue, kann ich diese Rolle viel<br />

freudvoller leben), Tänzerin, Tanzlehrerin,<br />

Sportlerin, Frau, Studentin, Schwester,<br />

Tochter und noch so einiges;) und<br />

gehöre genau da hin, wo ich bin: Hierher!<br />

Abschließend möchte ich eine Frage be-<br />

antworten, die ich jetzt häu g gefragt<br />

werde: ob ich es bereue, die Schule damals<br />

abgebrochen zu haben, da ich jetzt<br />

alles nachholen muss.<br />

Nein! Ich muss ja nicht, ich will und da<br />

lernt es sich auch viel leichter. Wenn ich<br />

bedenke, was ich alles nachzuholen hätte,<br />

hätte ich die drei Jahre auf der Schulbank<br />

statt auf Reisen verbracht … das<br />

<br />

Erlebte, Erfahrene, die Self-studies. Jetzt<br />

lerne ich mit Freude und Leichtigkeit in<br />

einem Jahr, statt in drei, und auf dem<br />

Weg hierher sammelte ich viel Wissenswertes,<br />

was ich jetzt brauche, wie Englisch,<br />

Tier-, P anzenwelt, Kulturen und<br />

ich weiß, wofür ich dies tue und lerne.<br />

Damals wollte ich nicht studieren, ich<br />

war viel zu unruhig, ich wollte erleben!<br />

Dazwischen schien es mir manchmal,<br />

als stagniere ich, wusste nicht wohin<br />

und wie weiter. Im Nachhinein weiß ich,<br />

dass dies nur meine Ungeduld war. Ich<br />

erkannte, dass durch das Vertrauen, das<br />

trotz der Orientierungslosigkeit immer<br />

da blieb, sich immer eines dem anderen<br />

fügte, und die Phasen dazwischen nur<br />

Verdauungs- und Vorbereitungsphasen<br />

waren, die genauso wichtig wie die folgenden<br />

Handlungen waren.<br />

Und so bin ich lebensfroh und glücklich,<br />

freue mich über Zukunft und Ver-<br />

gangenheit, hatte eine wunderschöne<br />

Kindheit, Jugend, einen wunderschönen<br />

Lernweg und bin meinen Eltern sehr<br />

dankbar dafür, dass sie mir diesen Weg<br />

ermöglichten und mir Freiheit und Vertrauen<br />

schenkten, ihn zu gehen!<br />

Daya Varkonyi


Kinder lieben und brauchen Natur. Doch<br />

heute strolchen sie kaum mehr im Freien<br />

herum. Eine Katastrophe für die Gesellschaft,<br />

sagt der Philosoph und Biologe Andreas<br />

Weber. Denn nur im Kontakt mit der<br />

Natur entfalten sich seelische, körperliche<br />

und geistige Potentiale, die Kinder zu erfüllten<br />

Menschen werden lassen.<br />

Bei der Lektüre dieses Buches fanden wir<br />

überwiegend unsere Erfahrungen aus unserem<br />

Leben, aus unserer pädagogischen<br />

Arbeit und vor allem aus unserem 10-jäh-<br />

<br />

terben: nicht verstanden, doch<br />

versöhnt<br />

Die zentrale Beschäftigung jedes<br />

Menschen während seiner Kindheit liegt<br />

darin, unbewusst das Leben zu verstehen,<br />

von dem er ein Teil ist. Ohne dieses<br />

tiefe Verständnis kann niemand im<br />

vollen Sinne lebendig und auch nicht im<br />

vollen Sinne human sein. Das scheinbar<br />

Paradoxe ist somit: Ohne die Natur fehlt<br />

uns auch die Fähigkeit zur Zivilisation.<br />

Einen Aspekt der Lebendigkeit verbannt<br />

unsere Zivilisation in eine Tabuzone: Das<br />

ist der Tod. Einerseits zerlegt unsere Kultur<br />

alles in die toten Bausteine der Materie,<br />

um die Welt zu beherrschen und zu<br />

verbessern. Zugleich klammert sie den<br />

Tod so weit wie möglich aus. Apparatemedizin<br />

und Sicherheitsstandards sollen<br />

das Sterben verschwinden lassen. Zugleich<br />

werden Kinder durch die populären<br />

Medien von Toten und Sterbenden<br />

überschwemmt – aber es sind virtuelle<br />

Sterbefälle, die weniger Ehrfurcht vor der<br />

eigenen verletzlichen Lebendigkeit lehren,<br />

als vielmehr das Gefühl der Allmacht<br />

über alle Eventualitäten verstärken. Reales<br />

Sterben ist im Leben der heutigen<br />

Kinder nicht anwesend. Es ist fast schon<br />

ein Glücksfall für sie, wenn beim Begräbnis<br />

eines greisen Verwandten der Sarg<br />

rigen Waldfexxx-Erfahrungsschatz wieder.<br />

Die elementare Bedeutung von kontinuierlicher<br />

Naturerfahrung und -begegnung<br />

wird in sehr strukturierten Kapiteln sehr<br />

kraftvoll und mitreißend beschrieben.<br />

Wir präsentieren nun ein Kapitel dieses<br />

Buches, welches ein Thema behandelt, das<br />

gemeinhin nicht im Zusammenhang mit<br />

Kindern und deren Lebendigkeit gesehen<br />

wird und obendrein ein Tabu unserer Gesellschaft<br />

ist: „Vergänglichkeit und Tod“.<br />

Dazu gibt es auch viele Beispiele aus un-<br />

geö net bleibt, sie einen Blick auf die<br />

Kehrseite des seltsamen Wunders der<br />

Lebendigkeit tun dürfen und feststellen<br />

können, dass ein Leichnam nicht mehr<br />

die Person ist, die er war, sondern nur<br />

noch deren unbeseelte Kehrseite.<br />

In der Natur hingegen ist der Tod in Fülle<br />

präsent, und hier ist er nicht tabu. Im<br />

Welken und Dahinsterben der Vegetation<br />

ist die zentrale Lektion des Lebens,<br />

<br />

serer Waldfexxx Erfahrung - wie Kinder,<br />

wenn sie die Möglichkeit haben, in der<br />

Natur aufzuwachsen, ganz natürlich auch<br />

mit diesem Thema in Kontakt kommen<br />

und wie diese Erfahrungen ihr Leben bereichern.<br />

Dazu Fotobeispiele aus dem Waldfexxx<br />

Leben. Mehr davon und viele andere<br />

Themen bei unseren Seminaren:<br />

.<br />

Doch nun laden wir zur Leseprobe von<br />

„Mehr Matsch – Kinder brauchen Natur“<br />

ein:<br />

dass nämlich in seiner Mitte der Tod<br />

steht, ohne Einschränkung o enbar.<br />

Auch der Umstand, sterben zu müssen<br />

und dieses Sterben bereits in sich zu tragen,<br />

ist somit ein Teil tief erfahrener Fülle<br />

des Lebens. Natur zeigt diese Tiefe gerade<br />

darin, dass in ihr Sterben und Leben<br />

untrennbar voneinander zur gleichen<br />

Zeit und am gleichen Ort vorkommen.<br />

Die Birkenblattwespe in ihrer singulären<br />

Schönheit ist für ein anderes Wesen zur<br />

lebenspendenden Nahrung geworden.<br />

Die Birnen, die unter dem Baum verfaulen,<br />

nachdem sie von zarten Fraßminen<br />

durchlöchert schon im Juli vom Stamm<br />

gefallen sind, werden unübersehbar<br />

wieder zu Erde. Am Meeresstrand ist<br />

dieses Phänomen besonders intensiv erfahrbar.<br />

Es duftet nach Jod und Verwesung,<br />

nach der Frische der See und nach<br />

ihrem vertrockneten Nährschleim, der<br />

jeden Tropfen süßt. Die Fülle des Lebens,<br />

die den Spülsaum bedeckt (schauen Sie<br />

jetzt nicht auf das Plastik!), war eben<br />

noch Proliferation und ist nun bereits<br />

Leichnam.<br />

In der Erfahrung einer in die Natur eingebetteten<br />

kindlichen Subjektivität bedeutet<br />

das: Das Kind ist dem Gedeihen<br />

und Verderben des Körpers, aus dem<br />

es selbst besteht, nicht vollständig aus-<br />

Fotos: Sabine Polatschek<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

LWS Org. Leitung, Pädagogin,<br />

Waldfexxx-Mitbegründerinund<br />

Wegbegleiterin.<br />

geliefert. Selbst der Tod wird es nicht<br />

vollständig verschlingen, weil in der Biosphäre<br />

immer das Leben gewinnt. Diese<br />

Erfahrung, nicht die Verfügungsmacht<br />

über den Drücker der virtuellen Wa en,<br />

gibt wahre Souveränität. Ungeachtet<br />

seiner Endgültigkeit ist der Tod der Humus,<br />

den das Neue benötigt. Diese Form<br />

von Todeserfahrung gehört zum tieferen<br />

Sinn jeder Bindung: Ich erlebe die<br />

Geschicke des Bindungspartners als die<br />

<br />

<br />

Waldfexxxgründerin<br />

und Leiterin<br />

Andreas Weber:<br />

MEHR MATSCH!<br />

Kinder brauchen Natur<br />

Verlag Ullstein 2012<br />

meinen und meine an die seinen gebunden,<br />

über die ich keine Macht habe. Das<br />

eine Leben und Sterben ist in das Gelingen<br />

oder Scheitern eines größeren Zusammenhangs<br />

eingefügt. Sterben bleibt<br />

die unau ösbare Ungereimtheit, an die<br />

man sich nie gewöhnen kann – und zugleich<br />

zeigt es sich im Rahmen des weiteren<br />

Lebenszusammenhanges als eine<br />

Notwendigkeit, die das Leben spendet.<br />

Als Erwachsener hat diese Erfahrung,<br />

<br />

im Ganzen getröstet zu sein, der amerikanische<br />

Öko-Pionier und Er nder des<br />

Yosomite-Nationalparks John Muir unübertre<br />

ich so ausgedrückt: „Wie interessant<br />

wäre es, ein ganzes Leben lang an<br />

der Seite einer Wasseramsel zu bleiben<br />

bis zu ihrer Sterbestunde! Ganz gewiss<br />

wäre da keine Düsternis, kein Schmerz.<br />

Ich stelle mir vor, sie würde vergehen wie<br />

eine Blume, oder wie eine Gischtglocke<br />

am Fuße eines Wasserfalls.“


Von Ulrike Tinhofer-Sonntag<br />

<br />

er Schwan ist wo dagegen ge-<br />

ogen. Er lebt noch, aber der R...<br />

wird ihn jetzt erschlagen, damit<br />

er nicht leiden muss.“ „Unsinn, der ist<br />

schon tot.“ „Er ist gegen die Brücke geogen.“<br />

„Er ist tot.“ „Nein, er lebt noch!“ Im<br />

zweiten Stock brodelte die Gerüchteküche<br />

und was wirklich passiert ist, werden<br />

wir nicht mehr herausnden.<br />

Tatsache war: Jedes Jahr schwamm ein<br />

Schwanenpaar im Schlossteich. Jedes<br />

Jahr brüteten die beiden und jedes Jahr<br />

zogen sie wuscheligen grauen Schwanen-Nachwuchs<br />

auf. Bis auf ein Jahr.<br />

Die großen Eier lagen auch im Herbst<br />

noch im Nest. Vorsichtig holten ein paar<br />

Buben sie heraus – und die Neugierde<br />

war groß. Was ist da wohl drinnen?<br />

In der Werkstatt wurden sie vorsichtig<br />

aufgebohrt. Eine stinkende Soße oss<br />

heraus. Dann wurden die Schalen gereinigt<br />

und als wertvoller Schatz mit nach<br />

Hause genommen. Im nächsten Frühjahr<br />

passierte es dann. Der Schwanen-<br />

Mann war schon alt. Vielleicht konnte er<br />

nicht mehr gut sehen. Wahrscheinlich ist<br />

er zuerst gegen die Stromleitung geogen<br />

und dann gegen einen Baum. Dort<br />

wurde er gefunden. Für viele Kinder<br />

war er ein guter Freund. Gerade junge<br />

Kinder, Schulanfänger, die noch nicht<br />

so viele Freunde hatten, teilten oft ihre<br />

Jause mit ihm. Er kam ganz nah und ließ<br />

sich manchmal sogar berühren. Und nun<br />

lag er da. Manche machten gleich Pläne.<br />

„Wir könnten ihn sezieren! Wie schaut so<br />

ein Schwan von innen aus?“<br />

Andere waren den Tränen nahe. Man<br />

kann einen Freund doch nicht einfach<br />

so aufschneiden. Ein toter Freund muss<br />

begraben werden. Aber dürfen wir das?<br />

Das Gelände gehört nicht uns! Der tote<br />

Schwan wurde in eine Scheibtruhe ge-<br />

<br />

legt und zugedeckt. Am nächsten Tag<br />

in der Früh wussten wir: unser Vermieter<br />

hatte nichts gegen ein Schwanenbegräbnis<br />

einzuwenden. So fand der<br />

Schwan seine letzte Ruhestätte im kleinen<br />

Wäldchen.<br />

Einige Tage blieb die Schwanenfrau<br />

noch da, dann og sie davon. Nach einigen<br />

Wochen hieß es: Sie ist zurück! Und<br />

sie hat einen Mann mitgebracht!<br />

Erst im nächsten Jahr wurde wieder gebrütet<br />

– doch ausgerechnet diesmal wurde<br />

wegen Bauarbeiten der Schlossteich<br />

ausgelassen. Bald saßen die Schwäne<br />

auf dem Trockenen. Aber sie ließen sich<br />

nicht entmutigen. Sie brüteten weiter.<br />

Doch wie sollten die Kleinen ins Wasser<br />

gelangen?<br />

Der Schulschluss kam und unsere Sorge<br />

blieb. Im Sommer hatte ich in der Schule<br />

zu tun. Als ich die kleine Brücke über den<br />

Mühlbach überqueren wollte, wurde ich<br />

böse angezischt. Ich bin richtig erschrocken<br />

– aber dann habe ich sie gesehen:<br />

<br />

die ganze Schwanenfamilie, die Eltern<br />

und drei prächtige graue Jungschwäne,<br />

fast schon ausgewachsen. Sie hatten es<br />

geschat. Erst im Oktober wurde der<br />

Schlossteich wieder eingelassen. Wieder<br />

schwimmt ein (unser?) Schwanen-Paar<br />

über das Wasser. Der Schwanen-Mann<br />

passt gut auf. Er scheucht seine Frau von<br />

den Menschenkindern weg. Er selbst<br />

aber nimmt schon Kontakt auf. Und wieder<br />

sind es die jüngeren Kinder, denen<br />

„zufällig“ ein Stückchen Brot ins Wasser<br />

fällt. Groß ist die Freude, wenn nicht nur<br />

die Entenschar kommt, sondern auch<br />

der große weiße Schwan.<br />

<br />

<br />

ist LWS-Begleiterin,<br />

Mutter von 2 Söhnen,<br />

Schüler der LWS<br />

Foto: R ainer Wisiak<br />

Foto: Tobias Steirer<br />

<br />

<br />

ie und wann bist du auf die Idee<br />

gekommen, ein Buch zu schreiben?<br />

Man kommt ja nicht einfach auf die<br />

Idee und sagt „du schreibst jetzt irgendwie<br />

ein Buch oder so”. Ich schreibe schon<br />

seit vielen Jahren Geschichten, aber die<br />

meisten wurden nicht vollendet. Das<br />

war eigentlich die erste, die ein Ende hat,<br />

das mir gefällt. Eigentlich hab ich die Geschichte<br />

ja nur für mich aufgeschrieben,<br />

ich hab sie dann aber noch mehrmals<br />

umgeschrieben und weiter ausgebaut<br />

und so.<br />

Wo schreibst du?<br />

Hauptsächlich in der Schule. Gemeinsam<br />

mit der Muriel. Dort hab ich es<br />

mit der Hand geschrieben, und zuhause<br />

hab ich es dann abgetippt.<br />

Hattest du beim Schreiben Menschen,<br />

die dich besonders unterstützt haben?<br />

Die Muriel. Eigentlich kann man ja<br />

sagen, sie ist Mitautorin, auch wenn sie<br />

selber das nicht so sieht. Mama hat Korrektur<br />

gelesen. Und es gab auch ganz<br />

viele, die es einfach vorher gelesen und<br />

dann auch kritisiert haben. Das weiß ich<br />

heute gar nicht mehr so genau, wer das<br />

aller war. Das waren so viele.<br />

Wie hast du deinen Verlag united p.c. gefunden?<br />

Das hab ich schon oft erzählt. Wir<br />

waren auf einer Buchmesse in Wien. Da<br />

waren viele Stände von verschiedenen<br />

Verlagen. Bei einem ist ganz groß gestanden,<br />

dass sie auch von neuen Autoren,<br />

<br />

Mit Begeisterung habe ich das Erstlingswerk „Estrella – Elfen gibt´s doch nicht!” von Anna Breiteneder<br />

gelesen und die junge Autorin zum Gespräch getroen. Anna ist 15 Jahre alt, lebt in Krems an der Donau<br />

und ist Schülerin der <strong>Lernwerkstatt</strong>. Das Interview führte Tobias Steirer.<br />

<br />

also auch jemandem, der noch nie etwas<br />

veröentlicht hat, Manuskripte nehmen.<br />

Denen habe ich mein Manuskript dann<br />

geschickt. Die haben dann zurückgeschrieben:<br />

„Ja, ganz toll und so, aber wenn<br />

du es veröentlichen willst, dann zahlst<br />

du 3.000 Euro” … so ungefähr. Da hab ich<br />

dann zurückgeschrieben, dass mir das zu<br />

teuer ist und ich das nicht zahlen kann. Ich<br />

wollte das auch nicht. Nach einem Monat<br />

haben sie mir zurückgeschrieben, dass sie<br />

es weiterleiten könnten, an einen Verlag,<br />

der das gratis macht (der zur gleichen<br />

Verlagsgruppe gehört). Ich habe gesagt,<br />

ja, sie sollen das machen. Dann hat der<br />

andere Verlag zurückgeschrieben, dass<br />

das passt und sie es veröentlichen würden.<br />

Und sie haben mir gesagt, wie das<br />

Layout sein muss. Das war ein bißchen<br />

kompliziert, weil die Angaben sehr genau<br />

waren. Hier so viel Abstand und oben so<br />

viel Abstand… Das Cover habe ich selber<br />

ausgesucht. Das war auch kompliziert,<br />

denn die wollten Bilder mit 300dpi oder<br />

so haben. Ich habe gar nicht gewusst, was<br />

das ist. Das Bild habe ich ungefähr fünfmal<br />

hingeschickt, bis es gepasst hat. Zuerst<br />

war es ein anderes Foto, aber das war<br />

vom Handy und da ist die Qualität doch<br />

nicht so gut.<br />

Welchen Bezug hast du zu dem Ort, an<br />

dem dein Roman spielt?<br />

Wir fahren von der Schule aus jedes<br />

Jahr nach Istrien. Eine Woche, das<br />

ist quasi die erste Schulwoche. Das Buch<br />

spielt eben auch dort. Ich fahre dort seit<br />

ungefähr 9 Jahren hin. Die Idee zum<br />

Buch ist auch dort entstanden.


Du erzählst deine Geschichte aus drei<br />

Perspektiven…<br />

Ja, ich erzähle aus der Perspektive<br />

von der 14-jährigen Elfe Estrella, und<br />

aus der Perspektive von Melissa, einem<br />

13-jährigen Mädchen - als Tagebuch –<br />

wo sie sich ein bisschen selbst kritisiert.<br />

Und aus der Perspektive von Chamaedris,<br />

das ist ein kleiner Elfenjunge, der erzählt<br />

seine Erlebnisse seinem Eichhörnchen<br />

Vulgarys, das ist sozusagen sein<br />

Haustier.<br />

Woher kommen eigentlich diese<br />

Namen?<br />

Die etwas ausgefalleneren Namen<br />

stammen aus einem P anzenbuch<br />

(lacht). Naja, wir haben eben eine ganze<br />

Reihe von Namen gebraucht und da haben<br />

wir uns ein P anzenbuch geholt, wo<br />

die lateinischen Namen drunterstehen,<br />

haben sie ein bisschen verändert und<br />

dann die genommen.<br />

Elfen entstammen der nordischen Mythologie.<br />

In der neueren Literatur sind<br />

sie uns als Elben aus Tolkiens "Herr der<br />

Ringe" als ein uns Menschen überlegenes<br />

Volk bekannt, oder in J.K.Rowlings<br />

"Harry Potter" als den Heinzelmännchen<br />

ähnliche Wesen. Woher stammt die Inspiration<br />

für deine Elfen?<br />

Tja, gute Frage. Ich weiß es gar<br />

nicht so genau… Das ist einfach meine<br />

Vorstellung von Elfen. Es gab eigentlich<br />

nichts Besonderes, was mich dazu inspiriert<br />

hat.<br />

Die Flügel der Elfen sind ja nicht für jeden<br />

sichtbar. Steht da auch ein gesellschaftskritischer<br />

Gedanke dahinter?<br />

<br />

Nein. Ich weiß, es wirkt ein bisschen<br />

so, aber eigentlich nicht.<br />

Du spielst also nicht auf die mangelnde<br />

Phantasie der Menschen an?<br />

Das ist mir eigentlich erst im Nachhinein<br />

aufgefallen. Beim Schreiben war<br />

das einfach so. Da gab es keinen speziellen<br />

Grund dafür.<br />

Identi zierst du dich mit einem Charakter<br />

besonders?<br />

Nicht mit einem mehr als mit den<br />

anderen. Eher mit allen, denn ich habe<br />

sie ja auch erfunden. In allen steckt vielleicht<br />

ein bisschen was von mir.<br />

Viele Menschen haben den Traum, iegen<br />

zu können. Wie ist das bei dir?<br />

Ich habe schon ganz lange den<br />

Wunsch, einen Hubschrauber ug zu<br />

machen. Ich habe das aber noch nie<br />

gemacht. Selber iegen können muss<br />

ich nicht. Mit einem Flugzeug iegen ist<br />

aber schon super.<br />

Planst du noch weitere Bücher zu schreiben?<br />

Planen kann man so was eben<br />

nicht. Also, ich schreibe schon gerade<br />

eine neue Geschichte, aber ich weiß<br />

nicht, ob sie fertig wird.<br />

Danke für das Gespräch.<br />

Gern geschehen<br />

Anna Breiteneder:<br />

Estrella: Elfen gibt‘s doch nicht!<br />

United p.c. 2012<br />

Fotos: Johannes Norz<br />

<br />

<br />

<br />

ltern für ihre Kinder“ – wir wollen<br />

feiern, was in den letzten über 20<br />

Jahren an reformpädagogischen<br />

Initiativen gewachsen ist, gemeinsam mit<br />

unseren über 2000 Kindern. Wir kehren<br />

zurück auf den St. Pöltner Rathausplatz,<br />

wo wir vor 7 Jahren, im Oktober 2006,<br />

zum ersten Mal gemeinsam aufgetreten<br />

sind als Niederösterreichische reformpädagogische<br />

„Schulen unter freiem<br />

Himmel“. Inzwischen haben wir in unsere<br />

NÖ-Plattform „ZukunftBildung“ auch<br />

reformpädagogische Kindergärten und<br />

Kindergruppen aufgenommen und sind<br />

auf 70 Mitgliedsinitiativen angewachsen.<br />

Wir haben konfessionelle Gräben<br />

überwunden und inzwischen auch 2<br />

katholische reformpädagogische Initiativen<br />

auf unserer NÖ-Plattform. Mit einer<br />

evangelischen Reformschule sind wir im<br />

Gespräch. In NÖ ist es gelungen, Schulen<br />

aller Verbände auf einer Plattform zu vereinen:<br />

Waldorf, Netzwerk, PBÖ, Förderverband<br />

und Verband Privatschulen mit<br />

wissenschaftlicher Begleitung.<br />

Was diese breite Vernetzung auf Österreichebene<br />

bewirkt hat, wurde 2011<br />

mit der übergreifenden Plattform „Freie<br />

Schulwahl – jetzt“ sichtbar: Eltern aller<br />

Verbände sammelten über 20.000 Unterschriften<br />

für eine Bürgerinitiative, die<br />

NR-Präsidentin Barbara Prammer übergeben<br />

und im Bildungsunterausschuss<br />

behandelt wurden. Dadurch kamen Gespräche<br />

mit allen im Nationalrat vertretenen<br />

politischen Parteien ins Rollen und<br />

zuletzt im Herbst 2012 Verhandlungen<br />

über neue Finanzierungsmöglichkeiten<br />

der Privatschulen in freier Trägerschaft<br />

mit dem Unterrichtsministerium. Auch<br />

wenn wir noch nicht das erreicht haben,<br />

was uns vorschwebt – 80% Finanzierung<br />

der Schulen in freier Trägerschaft durch<br />

ö entliche Mittel bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung<br />

ihrer Autonomie – wir<br />

bleiben dran. Bildungsministerin Claudia<br />

Schmid und die Bildungssprecher<br />

von ÖVP und SPÖ haben uns zugesichert,<br />

dass die Novellierung des in die<br />

Jahre gekommenen Privatschulgesetzes<br />

(1962) unter Berücksichtigung der seit<br />

den 1990er Jahren gewachsenen Privatschulen<br />

in freier Trägerschaft im Regierungsprogramm<br />

der nächsten Koalition<br />

stehen wird.<br />

Doch zurück nach Niederösterreich:<br />

Nach dem gemeinsamen „Aktionstag“<br />

2006 haben wir im Jahr 2010 die Tradition<br />

begonnen, jährlich einen noe:reform.<br />

tag gemeinsam zu veranstalten. 2010<br />

in Pottenbrunn beim lws:fest.tag der<br />

<br />

„Wir warten nicht, bis sich im Bildungssystem etwas ändert, wir starten selbst eine Initiative“ - das haben<br />

sich Eltern von ca. 1% der (Nieder-)Österreichischen Kinder seit Beginn der 1990er Jahre gesagt.<br />

Von Egbert Amann-Ölz<br />

<br />

<br />

<br />

<strong>Lernwerkstatt</strong>, die ihr 20-jähriges Jubiläum<br />

feierte. 2011 in Schönau an der Triesting<br />

beim 20-Jahrfest der Rudolf Steiner<br />

Landschule. 2012 dezentral an allen<br />

Standorten unserer Initiativen gleichzeitig.<br />

Wir tre en uns alle 3-4 Monate bei<br />

einer anderen Initiative. Als wir im Waldkindergarten<br />

St. Andrä Wördern den<br />

Reformtag 2012 nachbesprachen und<br />

in Richtung 2013 schauten, war der einhellige<br />

Tenor, wieder eine gemeinsame<br />

Veranstaltung zu machen. Wir wollen<br />

die Schulen hochleben lassen, uns über<br />

das Gewachsene freuen und es auch<br />

nach außen sichtbar machen. Wiederum<br />

mit vielen Angeboten zum „Be-greifen“,<br />

wie sich Bildung jenseits von konventionellen<br />

Klassenzimmern anfühlt. Auf der<br />

Bühne werden Theater, Tänze, Spiele<br />

etc. aufgeführt. Mit von der Partie ist<br />

auch wieder das „Cinema Paradiso“ am<br />

Rathausplatz, das den ganzen April 2013<br />

Filme zum Thema Bildung zeigt. Am 27.<br />

April u.a. „Wie Kinder lernen“ (Ilse Crillovich)<br />

und „1+1=100“ (Doris Kittler) mit<br />

den Autorinnen.<br />

<br />

<br />

Neu ist diesmal die Ö nung für ö entliche<br />

Schulen und Kindergärten. Uns ist<br />

es ein Anliegen, Verbindungen zu schaffen,<br />

Reformpädagogik überall zu stärken,<br />

wo engagierte PädagogInnen und<br />

Eltern am Werk sind. Beim noe:reform.<br />

tag2010 in einem zarten Ansatz sichtbar<br />

durch die Präsenz der ö entlichen


„Volksschule zum Glück“ aus Oed mit<br />

einem Stand, der sich von unseren reformpädagogischen<br />

Ständen um nichts<br />

unterschied, wollen wir diesmal über<br />

einen Foto- und Malwettbewerb alle<br />

ö entlichen Schulen und Kindergärten<br />

erreichen. Das Motto: „Erlebnis-reich<br />

lernen – Bildung begreifen“. Alle Niederösterreichischen<br />

SchülerInnen und<br />

Kinder, ob in ö entlichen oder privaten<br />

Schulen, Hausunterricht, Kindergärten<br />

oder Kindergruppen sind eingeladen,<br />

ein Bild einzusenden, in dem dieses Motto<br />

sichtbar wird. Die Bilder werden beim<br />

Fest der Bildung ausgestellt und durch<br />

eine Jury von Bildungsexperten aus dem<br />

privaten und ö entlichen Bereich prämiert.<br />

LH Erwin Pröll und Bgm. Matthias<br />

Stadler sind eingeladen, die Preise zu<br />

übergeben.<br />

Apropos Landeshauptmann: in einem<br />

Gespräch mit ihm im Dezember 2012<br />

konnten wir eine kleine Erfolgsmeldung<br />

mit nach Hause bringen zu allen Privatschulen<br />

– konfessionelle wie in freier Trägerschaft:<br />

der jährliche Landeszuschuss<br />

wird von 90€ auf 115€ pro Kind erhöht.<br />

Wohlgemerkt pro Jahr – wir bräuchten<br />

es pro Monat. Aber auch hier bleiben wir<br />

dran. Der nächste Schritt ist ein Gespräch<br />

mit den Gemeindevertreterverbänden.<br />

Und auch im Kindergruppenbereich ist<br />

dzt. eine Evaluation durch eine Beratergruppe<br />

am Laufen, in die wir einbezogen<br />

werden.<br />

Einstweilen aber sehen wir uns am 27. April<br />

am Rathausplatz in St. Pölten: Alle, auch Eltern<br />

und PädagogInnen, aus ö entlichen<br />

wie privaten Bildungsträgern, sind herzlich<br />

eingeladen – sei es als „Aussteller“<br />

(Infos und Anmeldung : info@zukunftbildung.net)<br />

oder sei es als „Besucher“. Es<br />

lebe die Reformpädagogik – sie lebe hoch!<br />

<br />

Sa. 27. April 2013 „Fest der Bildung“<br />

St. Pöltner Rathausplatz: 70 NÖ reformpädagogische<br />

Bildungsinitiativen<br />

auf einer Plattform noe.reform.tag2013<br />

Ab Jänner 2013 Foto- und Malwettbewerb<br />

„Erlebnis-reich lernen - Bildung<br />

begreifen“ an allen NÖ Schulen und vorschulischen<br />

Bildungseinrichtungen<br />

Detailinformationen zum Fest der Bildung<br />

sowie zum Foto- und Malwettbewerb:<br />

<br />

<br />

<br />

ist Vater von 4 Buben (2 davon dzt. in der LWS),<br />

Obmann der NÖ-Plattform ZukunftBildung<br />

<br />

<br />

<br />

Angebote zum Be-greifen für Kinder &<br />

Erwachsene<br />

<br />

Erö nung durch LH Dr. Erwin Pröll<br />

<br />

Au ührungen von Kindergruppen<br />

und SchülerInnen (Chor, Orchester,<br />

Schauspiel, Theater, …)<br />

<br />

Podiumsdialog mit Bildungsexperten<br />

und Politikern im Cinema Paradiso,<br />

Saal3, Eintritt frei<br />

<br />

Kurz lme / Diashows einzelner Schulen<br />

und Kindergärten im Beislkino,<br />

Eintritt frei<br />

<br />

Film: „Wie Kinder lernen“ von<br />

Ilse Crillo vich, <strong>Lernwerkstatt</strong>,<br />

Gespräch mit der Autorin,<br />

Cinema Paradiso, Saal 3,<br />

Eintritt frei<br />

<br />

Kindertheater Pistatschios: „Grü elo“,<br />

im Cinema Paradiso, großer Saal (1)<br />

<br />

Film „1+1=100 oder Die Schule des<br />

Lebens“, von Doris Kittler, Wien,<br />

Gespräch mit der Autorin,<br />

Cinema Paradiso, Saal 3


Du wirst jetzt bald volljährig, Sohn.<br />

Zeit für deinen Initiationsritus.<br />

Naa, bitte nicht. Das ist so peinlich.<br />

Aber geh. Das sind nur deine unterdrückten<br />

Wünsche nach elterlicher Unterstützung.<br />

Ich werde doch von euch unterstützt.<br />

Das war so blöd beim Ulli, ich mach da<br />

nicht mit.<br />

Ja, dieser Eierlauf erschien mir doch<br />

ein bisschen…überspannt.<br />

Siehst du, sogar die Mama ndet das.<br />

Frauen verstehen von Eierläufen nix.<br />

So ein Lauf mit Ei und Lö el, was hat<br />

denn das mit Mannsein zu tun?<br />

Oh, nein, jetzt wird’s wieder peinlich.<br />

Da siehst du, was dieser mütterliche<br />

Ein uss wieder anrichtet. Totale Verunsicherung.<br />

Und das, weil dir die Symbolik<br />

von Lö el und Ei vollkommen entgeht.<br />

Legen nicht die Hennen das Ei?<br />

Ha!<br />

Ja, aber sie tragen es nicht. Die Frau<br />

legt die Eier, der Mann trägt sie!<br />

Ich habe ja gesagt, peinlich. Und ich<br />

weigere mich ein Ei zu tragen, das eine<br />

Frau gelegt hat.<br />

Dein Vater versucht dir nur beim Erwachsenwerden<br />

zu helfen, Schatz.<br />

Eben. Die Naturvölker haben schon ge-<br />

<br />

wusst, was sie tun. Riten tun wieder Not.<br />

Aber nicht mit mir, ich bin kein Buschmann.<br />

Nein, noch ein Buschbaby, aber das<br />

werden wir bald ändern. (reibt sich die<br />

Hände)<br />

Aber das Messer nde ich cool, darf<br />

ich mir eins aussuchen? Ich hätt gern so<br />

ein Riesenmesser mit GPS-Funktion.<br />

Die sind ja die Teuersten.<br />

Sonst mach ich beim Eierlauf nicht<br />

mit.<br />

Na gut, na gut. Deal. (Haut ihm<br />

männlich auf die Schultern)<br />

Und was ist mit den Mädchen?<br />

Da lass dir was einfallen, die Mitzi ist<br />

ja erst in drei Jahren soweit.<br />

Neeeiiin.<br />

Ich habe da auch schon so eine<br />

Idee. Rauchrituale und als Initiationsgeschenk…Stöckelschuhe!<br />

Stöckelschuhe, jö!<br />

Stöckelschuhe?<br />

Davon verstehst du als Mann nichts.<br />

Der Stöckelschuh – Symbol für Größe<br />

und Wehrhaftigkeit.<br />

Wehrhaftigkeit?<br />

Schon mal Stöckelschuhe in deine<br />

Symbolik bekommen?<br />

Frauen sind immer so aggressiv.<br />

<br />

<br />

Luise Muschailov<br />

Und das Rauchen? Darf ich schon mal<br />

anfangen?<br />

Na klar. In den Naturvölkern hat das<br />

Rauchritual seinen festen Platz.<br />

Aber keine Stöckelschuhe.<br />

Oh, es gibt durchaus entsprechende<br />

Rituale. Denk an diese 30 cm langen<br />

Hälse der Frauen, die nur mehr mit Metallringen<br />

halten. Würden sie die abnehmen,<br />

wäre das ihr sicherer Tod. Ursprünglich<br />

waren diese Ringe ein Schutz<br />

gegen Tierbisse.<br />

Und was hat das mit Stöckelschuhen<br />

zu tun?<br />

Die waren früher mal ein Schutz gegen<br />

Hochwasser. Das weiß nur keiner mehr.<br />

Was wir uns alles von den ursprünglichen<br />

Völkern abschauen können, toll.<br />

Da fällt das Erwachsenwerden leicht.<br />

Mir gefallen die Foltermethoden der<br />

Siouxindianer gut….<br />

Na, vielleicht bauen wir die auch<br />

noch ein. Kinder, das wird ein Spaß.<br />

Da wird man wieder jung, gell, Schatz.<br />

Und wenn du willst, erklär ich dir das mit<br />

den Eiern mal unter vier Augen.<br />

(Va und Mu kichern)<br />

und Peinlich.<br />

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann<br />

werden sie noch heute erwachsen.<br />

Luise Muschailov<br />

Fotos: David Meixner


Wir bedanken<br />

uns herzlich bei den<br />

Sponsoren unseres<br />

Schlossballs!<br />

<br />

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St. Pölten - Pottenbrunn<br />

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den Spendern unserer Tombola-Preise:<br />

Ottakringer Shop<br />

Giga Sport<br />

Figaro Uno<br />

Silvia Reichebner<br />

Anna Breiteneder<br />

Tankstelle Pottenbrunn<br />

Hans Priller - Ringana<br />

Helmut Wieser<br />

Andrea Sadjak<br />

Gasthaus Keferböck<br />

Gasthaus Salzmühle<br />

Gasthaus zur Sonne Pottenbrunn<br />

Restaurant Winkler<br />

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Cafe M & M<br />

Sparkasse Pottenbrunn<br />

Volksbank Herzogenburg<br />

Lorenz delikat.essen<br />

Ford Blum<br />

Raika Pottenbrunn<br />

Herz Jesu- Apotheke, St. Pölten<br />

Elektro Geppl<br />

Weltladen, St. Pölten<br />

we love cakes, St. Pölten<br />

Spezieller Dank gilt Jürgen<br />

Hörhan für seine Geldspende<br />

Fotos: David Meixner<br />

bezahlte Anzeigen<br />

<br />

<br />

Die Revitalisierung bestehender historischer<br />

Kraftwerke ist ein neuer Weg in<br />

eine grüne Zukunft, den das österreichische<br />

Familien-Unternehmen AAE erfolgreich<br />

beschreitet.<br />

Für die Revitalisierung eines Kleinwasserkraftwerks<br />

in Laas im Gailtal wurde<br />

die AAE (Alpen Adria Energie), mit dem<br />

Euro-Solar Preis ausgezeichnet. Das Kraftwerk<br />

aus dem Jahr 1927 war, wie viele<br />

andere Kleinkraftwerke in den letzten<br />

Jahrzehnten, abgeschaltet und vergessen<br />

worden. Man setzte damals auch in<br />

Österreich auf die relativ billigen fossilen<br />

und atomaren Energien. Klein, fein und<br />

sauber waren leider keine gefragten Kriterien<br />

in der Stromerzeugung. Es bedurfte<br />

schon einer ordentlichen Portion Mut<br />

und einem beherzten Blick über den Tellerrand<br />

hinaus, um ein mehr als achtzigjähriges<br />

Kleinwasserkraftwerk aus dem<br />

Dornröschenschlaf zu küssen. Wilfried<br />

Klauss jun., Geschäftsführer der AAE fühlt<br />

sich Tradition und Umwelt gleichermaßen<br />

verp ichtet: „Unsere Familie hat vor<br />

127 Jahren eines der ersten Wasserkraftwerk<br />

Österreichs gebaut. Wir sehen es als<br />

<br />

Visionen in Bewegung – VIB<br />

Kreativer Tanz und<br />

Bewegungstheater,<br />

Integrative Bewegungstherapie<br />

Seminare und<br />

bewegte Projekte<br />

Bücher: „Tanz dich ganz“ und<br />

„mit der Zeit tanzen“<br />

Leitung und Infos: Auguste Reichel<br />

<br />

<br />

Foto: Don Ferguson www.tintezirkus.at<br />

<br />

<br />

Das österreichische Familien-Unternehmen AAE revitalisiert erfolgreich historische Wasserkraftwerke<br />

und setzt so ein weiteres Zeichen für eine grüne Energiezukunft.<br />

Verp ichtung an, alte Werte zu erhalten<br />

und sie mit moderner Technik den heutigen<br />

Bedürfnissen anzupassen.“<br />

<br />

Mit einer Leistung von 150 Kilowatt ist das<br />

Kleinkraftwerk im Ort Laas jetzt vollautomatisiert.<br />

Es kann aus der Ferne gesteuert<br />

und überwacht werden. Störungen<br />

wurden minimiert und die Produktion<br />

Wilfried Klauss jun., Geschäftsführer<br />

der AAE: „Ziel unseres Unternehmens<br />

ist es, durch ein ganzheitliches Konzept<br />

mit einem Mix aus unterschiedlichen<br />

Energiequellen 100 Prozent<br />

reinen Ökostrom zu produzieren.“<br />

optimiert. Durch den Umbau gelang es,<br />

die Erzeugung um 40 Prozent zu steigern,<br />

ohne die bestehende Wasserzufuhr zu<br />

erhöhen. Das revitalisierte Kraftwerk liefert<br />

aktuell bis zu 800.000 kWh pro Jahr,<br />

350.000 kWh mehr als vor dem Umbau.<br />

Durch die erhöhte Produktivität werden<br />

der Umwelt pro Jahr 330 Tonnen CO2 und<br />

578g radioaktiven Abfall erspart. (Errechnet<br />

nach ENTSO E-Mix 2011).<br />

Einst Stromversorger der Lungenheilstätte<br />

ist das Wasserkraftwerk nun Lieferant<br />

für 230 Haushalte und damit eine<br />

wichtige Stütze der regionalen Versorgungssicherheit.<br />

<br />

Durch den Erhalt historischer Kraftwerke<br />

können neuerliche Eingri e in Natur und<br />

Landschaft vermieden werden. „Alleine<br />

im Gailtal in Kärnten gibt es weit über<br />

100 historische Kraftwerke, die nach einer<br />

Revitalisierung zur Versorgungssicherheit<br />

beitragen könnten. Damit wären wir<br />

dem Ziel 100 Prozent sauberen Strom zu<br />

produzieren ein großes Stück näher,“ ist<br />

Wilfried Klauss jun. überzeugt. Das von<br />

Anton Thuswaldner geplante und 1927<br />

fertiggestellte Kraftwerk stellt in seiner<br />

Form ein Unikat dar, die von der AAE entwickelte<br />

Kraftwerksteuerung lässt sich jedoch<br />

einfach und wirtschaftlich in jedem<br />

Kraftwerk umsetzen – durch ein Konzept,<br />

das für Kleinkraftwerke maßgeschneidert<br />

ist. „Gäbe es in Kärnten weitere so vorbildliche,<br />

unermüdliche Energie-Pioniere<br />

wie Ing. Wilfried Klauss und sein Team,<br />

dann wäre dieses sonnige Bundesland<br />

längst energieautark und auch Proteste<br />

gegen Atomkraftwerke und Atomstrom-<br />

Autobahnen über üssig“, erklärte Eurosolar-Austria-Vorsitzender<br />

Dr. Hans Otto<br />

Schmidt, bei der Überreichung des Eurosolar-Preises<br />

an die AAE.<br />

<br />

Die Alpen Adria Energie betreibt einen eigenen<br />

Stromvertrieb mit garantiertem Ökostrom,<br />

von dem Haushalte aus ganz Österreich<br />

sauberen Strom beziehen können.<br />

Alpen Adria Energie<br />

Ing. Wilfried Klauss<br />

GF Wilfried Klauss jun.<br />

A-9640 Kötschach 66<br />

Tel.: +43 (0) 4715-222<br />

Fax: +43 (0) 4715-222-53


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Sacrale<br />

Energiearbeit<br />

für Mensch und Tier<br />

Diese sane Form der Osteopathie kann mit sehenden Händen<br />

Traumen, Verletzungen, Schiefstellungen erkennen, ganzheitlich<br />

korrigieren und den Körper animieren selbst das Ungleichgewicht<br />

zu regulieren.<br />

Durch diese energetische Arbeit kann die bestehende<br />

erapie des Arztes oder Tierarztes unterstützt<br />

und mit manueller Lymphdrainage und<br />

Massage ergänzt, umfassend begleitet werden.<br />

Claudia Stier<br />

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Jede Ausgabe hat ein Schwerpunktthema.<br />

Jahres-Abo in Österreich: Eur 25,-<br />

Ausgabe 4/12 erscheint Mitte Dezember<br />

zum Thema „Jugend & Alter“.<br />

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Bioprodukte, die zum größten Teil aus eigener<br />

Produktion stammen.“<br />

Die Biokiste vom Biohof Mogg ist ein<br />

Abonnement, das Ihnen bequem ins Haus<br />

zugestellt wird.<br />

Biohof Mogg<br />

Sankt Andräer Ortsstraße 21<br />

3130 Herzogenburg<br />

Tel.: 02782/83129<br />

gemuese@biohof-mogg.at<br />

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www.dr-steirer.at<br />

Missongasse 9<br />

3500 Krems<br />

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Obere Landstraße 227<br />

3511 Furth bei Göttweig


veranstaltungen<br />

freigeist sommer 2009<br />

pistatschios<br />

21<br />

lws veranstaltungen<br />

Herbert Renz-Polster<br />

perKussiv<br />

Thomas Declaude<br />

„Der Grüffelo“<br />

nach Julia Donaldson (ab 4 Jahren)<br />

Samstag | 16. März 2013 | 15:00<br />

im Dorfhaus Neustift, 3123 Obritzberg<br />

Infos: Anita Engelhart (Tel. 0660/56 000 59 )<br />

„Schneewittchen und der böse Wolf“<br />

ein unterhaltsames Märchenpotpourri für Jung und Alt<br />

Sonntag | 14. April 2013 | 14:30 und 17:00<br />

im Kraftwerk Theiß<br />

Freitag | 15. März 2013 | Vortrag 19:00<br />

Dr. Herbert Renz-Polster - Born to be wild<br />

Was bringen Kinder mit ins Leben?<br />

Unter welchen Umständen gedeihen Kinder am<br />

besten? Wodurch haben sie Rücken- bzw. Gegenwind?<br />

Viele der in der Erziehung verbreiteten<br />

Glaubenssätze erweisen sich aus evolutionärer<br />

Sicht als reine Ammenmärchen.<br />

Ort: LWS Pottenbrunn<br />

Eintrittspende: € 15 (ermäßigt bis 26 Jahre: € 12)<br />

Anmeldung erbeten: info@lernwerkstatt.ws<br />

Samstag | 06. April 2013 | Einlass/Buet ab 19:30<br />

Trommelkonzert „perKussiv“<br />

Mit ihrer Musik erzählen perKussiv Geschichten,<br />

die aus der Stille emporwachsen,<br />

sich entwickeln, dahintreiben und mit großem<br />

Getöse oder in die Stille zurückkehrend enden.<br />

Hörprobe unter www.klangwege.at<br />

Ort: LWS Pottenbrunn<br />

Eintrittsspende: € 13, (ermäßigt bis 26 Jahre: € 11)<br />

Samstag | 20. April 2013 | 10:00 bis 16:00 und<br />

Sonntag | 21. April 2013 | 10:00 bis 14:00<br />

„Theaterreisen-Seminar“ mit Thomas<br />

Declaude<br />

Seminar zur Förderung kreativer Potenziale mit<br />

Übungen für Stimme und Körper (Ausdruck)<br />

sowie spielerischer Vermittlung von Imaginationstechniken.<br />

Ort: LWS Pottenbrunn<br />

Eintrittsspende: € 90, Anmeldungen (unbedingt erforderlich) bis 05.04.2013<br />

unter info@lernwerkstatt.ws<br />

www.thomasdeclaude.at, www.theaterreisen.info<br />

Samstag | 27. April 2013 | ab 9:00<br />

Fest der Bildung - noe.reform.tag<br />

70 NÖ reformpäd. Bildungsinitiativen auf einer<br />

Plattform (siehe Artikel ab S. 39)<br />

Ort: Rathausplatz St. Pölten<br />

www.zukunftbildung.net<br />

Vorschau zu allen geplanten Veranstaltungen<br />

auch unter www.lernwerkstatt.ws<br />

Wollen Sie unsere Schule<br />

und unsere Pädagogik<br />

näher kennen lernen?<br />

schulführung<br />

am 14.03.2013 und 23.05.2013<br />

jeweils Do, 16-18:30<br />

Eintritt frei!<br />

Wir freuen uns auf Ihre Anmeldung!<br />

info@lernwerkstatt.ws oder 02742/43550<br />

Führung Spielwerkstatt 14:30 - 16 Uhr,<br />

Anmeld. 02742/43802<br />

Eine Schulführung bietet die Gelegenheit, einen<br />

Einblick in das Leben der <strong>Lernwerkstatt</strong> zu bekommen.<br />

Anhand von Filmszenen aus dem Schulalltag<br />

und einer Führung durch die Räume im Wasserschloss<br />

stellen wir Ihnen die Pädagogik der <strong>Lernwerkstatt</strong><br />

vor.<br />

Die gezeigten Filmausschnitte stammen aus der<br />

DVD „Wie Kinder Lernen“, erhältlich bei den Schulführungen<br />

sowie unter www.lernwerkstatt.ws<br />

Nach Absolvierung einer Schulführung ist das<br />

Hospitieren während des Schulvormittages<br />

gerne möglich. Nach der Hospitation ndet ein<br />

Abschlussgespräch statt. Kostenbeitrag: € 35/25<br />

(Stud.). Für interessierte<br />

Eltern ist die Hospitation<br />

kostenfrei.<br />

schul<br />

einschreibung<br />

Um eine gute Entscheidung des Schuleintrittes<br />

Ihres Kindes treen zu können, haben wir für Sie<br />

einen Aufnahmemodus entwickelt. Für die Terminplanung<br />

bitten wir um rechtzeitige Kontaktaufnahme.<br />

Ein Schulwechsel von der Regelschule<br />

ist vor der zweiten Klasse Volksschule möglich.<br />

Ausnahme: Wechsel aus einer Alternativschule.<br />

mit allen sinnen lernen<br />

Aktiv und selbstbestimmt den eigenen Entwicklungsplan<br />

entfalten!<br />

Vortrag, Filmvorführung: „Wie Kinder lernen“ (Regie:<br />

Ilse Crillovich) über den Schulalltag in der LWS<br />

und Diskussionsrunde. Termine auf Anfrage für Elternabende<br />

in Kindergruppen und Kindergärten.<br />

raumvermietung<br />

Es besteht die Möglichkeit, Räume im Wasserschloss<br />

in der schulfreien Zeit zu mieten. Terminvereinbarung<br />

und Preisinformation:<br />

raummiete@lernwerkstatt.ws<br />

weitere informationen:<br />

<strong>Lernwerkstatt</strong> im Wasserschloss<br />

Josef-Trauttmansdor-Straße 10<br />

3140 Pottenbrunn<br />

info@lernwerkstatt.ws<br />

02742 435 50 (Di-Fr 8:00-12:00)<br />

www.lernwerkstatt.ws<br />

Unverbindliche<br />

Voranmeldungen<br />

jederzeit möglich!<br />

Die <strong>Lernwerkstatt</strong> ist<br />

ein Teil der „Sinn-Stiftung<br />

– Prof. Dr. Gerald Hüther“<br />

www.schulen-der-zukunft.org<br />

P.b.b. Erscheinungsort 3140 Pottenbrunn / Aufgabepostamt 3107 St. Pölten<br />

Ausgabenummer: 1/2013, Zulassungsnummer: 04Z035787

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