Hypertonie: Gefäße unter Druck - Springer GuP
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und 18 Millionen Menschen in Deutschland haben einen<br />
erhöhten Blutdruck. Nur zwei Drittel wissen von ihrer<br />
Erkrankung, und nur bei der Hälfte davon ist der Blutdruck<br />
befriedigend eingestellt. Ohne Therapie können sich jedoch<br />
aus einem Bluthochdruck Herz-Kreislauf-Störungen, Nierenerkrankungen<br />
sowie Gefäßschäden entwickeln, Krankheiten,<br />
die die Lebensqualität einschränken und zu Frühinvalidität<br />
führen können.<br />
Werte im Wandel<br />
Im Lauf der Jahre wandeln sich nicht nur zahlreiche Werte, so<br />
auch medizinische Parameter. Wurde früher bei älteren Menschen<br />
ein Blutdruck von 160/95 mm Hg toleriert, so gilt heute<br />
als klare Grenze für alle Altersklassen 140/90 mm Hg. Optimal<br />
ist ein Blutdruck, der systolisch bei maximal 120 mm Hg und<br />
diastolisch <strong>unter</strong> 80 mm Hg liegt. Ein deutlich erhöhter Blutdruck<br />
mit Werten oberhalb von 160/95 mm Hg lässt das Risiko<br />
für einen Herzinfarkt um 20 Prozent ansteigen. Das Risiko,<br />
einen Schlaganfall zu erleiden, klettert sogar auf das Vierfache,<br />
verglichen mit einer Person mit einem normalen Blutdruck.<br />
Definition<br />
Als Blutdruck ist der in den arteriellen <strong>Gefäße</strong>n herrschende<br />
<strong>Druck</strong> definiert, der sich aus dem Zusammenspiel zwischen<br />
der Herztätigkeit (Herzzeitvolumen, pro Zeiteinheit vom Herz<br />
ausgestoßenes Blutvolumen) und den Blutgefäßen aufbaut:<br />
In regelmäßigem Rhythmus fließt hellrotes, sauerstoffreiches<br />
Blut aus dem Lungen- in den Körperkreislauf. Nachdem das<br />
Blut den Sauerstoff dort an die Körperzellen abgegeben und<br />
im Gegenzug Kohlendioxid aufgenommen hat, fließt es als<br />
dunkelrotes, sauerstoffarmes Blut durch die Venen zunächst<br />
in den rechten Vorhof des Herzens und durchströmt dann<br />
die beiden Herzkammern. Wird dann das Blut aus der linken<br />
Herzkammer in die Aorta gepumpt, stößt es dort auf deren<br />
Widerstand (Aortendruck, peripherer Gefäßwiderstand). Bei<br />
jeder Kontraktion des Herzmuskels – der Systole (oberer Messwert)<br />
– gelangt etwa jede Sekunde ein Schwall Blut in die<br />
Arterien, und der systolische Blutdruck steigt an. Während<br />
der Systole arbeitet das Herz wie eine <strong>Druck</strong>pumpe. Ist die<br />
Kontraktion beendet, erschlafft das Herz, und es beginnt die<br />
Diastole (<strong>unter</strong>er Messwert): Die Vorhöfe füllen <strong>unter</strong> geringer<br />
Kontraktion die Kammern, die nun ganz entspannt sind. In<br />
der Phase des diastolischen Blutdrucks fungiert das Herz als<br />
Saugpumpe. Systole und Diastole wechseln stetig miteinander<br />
ab; zusammen bilden sie eine „Herzaktion“. Als Herzfrequenz<br />
wird die Anzahl der Herzaktionen pro Minute bezeichnet, die<br />
normalerweise zwischen 60 und 80 liegt.<br />
Hochdruck mit Folgen<br />
Bluthochdruck bleibt häufig unbemerkt, weil sich viele Betroffene<br />
bei leicht erhöhten Werten durchaus wohl fühlen.<br />
Allerdings zeigen neuere Studien des <strong>Hypertonie</strong>zentrums<br />
München, dass manche Hypertoniker auch unspezifische Beschwerden<br />
wie Kopfschmerzen und Schwindel haben, sie jedoch<br />
nicht einordnen können.<br />
Ein hoher Blutdruck schädigt die <strong>Gefäße</strong> und in deren Folge<br />
die Organe; ein Risiko, das noch immer weit <strong>unter</strong>schätzt wird.<br />
Besonders deutlich ist in zahlreichen Studien der Zusammenhang<br />
zwischen einer Hochdruckkrankheit und dem Auftreten<br />
eines Schlaganfalls belegt. Schäden an kleinen und großen<br />
<strong>Gefäße</strong>n können zu verschiedenen Herzerkrankungen führen,<br />
wie verengten Herzkranzgefäßen bis hin zum Myokardinfarkt.<br />
Zusätzlich schädigt ein zu hoher Blutdruck den Herzmuskel,<br />
wenn dieser über Jahre gegen einen hohen <strong>Druck</strong> anpumpen<br />
muss. Als Folge vergrößert sich häufig das Herz, und es kann<br />
zu Herzinsuffizienz oder Herzrhythmusstörungen kommen.<br />
Auch begünstigt eine arterielle <strong>Hypertonie</strong> an den Nieren eine<br />
Niereninsuffizienz bis hin zur Dialysepflichtigkeit.<br />
Hochdruck in Facetten<br />
Am weitaus häufigsten ist eine primäre oder essenzielle <strong>Hypertonie</strong>.<br />
Diese liegt bei 50 bis 90 Prozent aller Bluthochdruckpatienten<br />
vor. Die eigentliche Ursache ist noch immer<br />
unklar. Bis jetzt ist lediglich bekannt, dass an der Auslösung<br />
der Störung sehr viele Faktoren beteiligt sein können, und<br />
dass der Blutdruck mit dem Lebensalter ansteigt. Wesentlichen<br />
Anteil hat nach dem heutigen Verständnis die Gefäßinnenhaut<br />
(<strong>Gefäße</strong>ndothel), deren Dysfunktion sich häufig<br />
in einem erhöhten Blutdruck manifestiert. Entscheidend für<br />
ein einwandfreies Funktionieren des <strong>Gefäße</strong>ndothels ist das<br />
Gleichgewicht zwischen gefäßerweiterndem Stickstoffmonoxid<br />
und dem gefäßverengenden Enzym Angiotensin II.<br />
Kommt es aus der Balance, wird die Endothelfunktion gestört,<br />
und der Blutdruck steigt.<br />
Unter einer sekundären <strong>Hypertonie</strong> wird der erhöhte Blutdruck<br />
verstanden, der als Folge anderer Krankheiten, meist Nierenerkrankungen,<br />
auftritt. Andere Auslöser können Störungen im<br />
Stress lässt den Blutdruck in die Höhe klettern. Deshalb hilft es<br />
vielen Hypertonikern, Techniken wie Yoga, autogenes Training<br />
oder progressive Muskelrelaxation zu erlernen.<br />
Cortison- oder Aldosteron-Haushalt sowie kardiovaskuläre<br />
Erkrankungen sein. In einigen Fällen sind auch Medikamente<br />
wie Appetitzügler oder Kortikosteroide am Entstehen einer<br />
<strong>Hypertonie</strong> beteiligt. Der Blutdruck hängt außerdem davon<br />
ab, wie elastisch die großen <strong>Gefäße</strong>, besonders die Aorta, sind.<br />
Werden sie im Alter starr, bildet sich ein Elastizitätshochdruck<br />
(Widerstandshochdruck) aus. Dann ist besonders der systolische<br />
Wert erhöht, während der diastolische im Normalbereich liegt.<br />
> DAS PTA MAGAZIN -- 0 6 / 2 0 1 1 -- Heft 06 < 21