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20 I Pressbaumer mItteIlungen Juni 2011 GeseLLsChaFt uND sOZIaLes DIe saat Der GeWaLt unvorstellbar: In Deutschland wird ein völlig harmloser Fahrgast von Jugendlichen zu tode geprügelt, nachdem er kleine Kinder gegen sie verteidigen wollte. Die Welt blickt auf diese halbstarken und fragt sich, in welcher grausamen Zeit wir leben. Und zwangsläufig stellt sich auch jeder die Frage, ob das auch bei uns passieren könnte, vielleicht direkt vor der eigenen haustür. Wie sicher sind unsere straßen, wie können wir uns wehren, was tut der staat-, und was kann der einzelne gegen die Gewaltbereitschaft tun? sind strengere Gesetze, schärfere Kontrollen und härtere strafen die Lösung? Oder ist das nicht vielmehr eine bekämpfung der symptome, statt dass man das Phänomen Gewalt in seinen größeren Zusammenhängen sieht? Die bestie im alltagsgewand generell ist es eine Beschönigung der Vergangenheit, wenn man behauptet, dass gewaltbereitschaft und Kriminalität Phänomene der gegenwart sind. und es ist eine beliebte, aber gefährliche unterstellung, diese Phänomene bestimmten ethnischen, religiösen oder nationalen Zugehörigkeiten zuzuordnen. gewalt ist so alt wie die menschheit selbst. und wer über ihre Wurzeln nachdenkt, sollte sich nicht von der eigenen Aggressivität lenken lassen. Iran, Irak, Israel, Pakistan, Indien, Somalia, thailand, mallorca, Ägypten, China und unzählige andere Staaten: In einkaufszentren, Autobussen, Flugzeugen, Kaffeehäusern, Hotels, auf märkten, Stränden oder innerhalb touristischer Sehenswürdigkeiten explodieren Bomben und granaten und eliminieren unzählige Zufallsopfer. Postboten, milchmänner, Straßenbahner, Finanzbeamte, Hausfrauen, Sekretärinnen, Kleinkinder, Säuglinge. menschen gegen menschen. Die Bestie im Alltagsgewand. Die mörderin mit dem engelsgesicht. Der reißende Wolf, der mit einiger Wahrscheinlichkeit in jedem von uns schlummert, -unabhängig von ethnischen, religiösen oder nationalen Zugehörigkeiten. ungezählte Ärzte, Psychologen, genetiker und andere Wissenschafter haben versucht, die Saat der gewalt im menschen zu orten, ihren Sitz und ihre Ursachen herauszufinden. Es gibt die verschiedensten theorien dazu und ebenso viele Ansätze zur gegenwehr. Bis heute sind diese Bemühungen allerdings nur zögernde gehversuche, die nicht zum Ziel geführt haben. und es ist mehr als fraglich, ob es überhaupt jemals gelingen kann, die aggressiven Komplett- Brille ab 49, 90 holdoptik 3013 Tullnerbach/Pressbaum, Hauptstrasse 49, Tel.: 02233/54871 hold.optik@speed.at, www.hold-optik.at Verhaltensweisen des menschen durch logik, medizin, erziehung , Kontrollen, gesetze oder ein anderes gegenmittel zu heilen. Perfekte tötungsmechanismen Derzeit hungern weltweit rund 855 millionen menschen, alle 6 Sekunden verhungert ein Kind. gleichzeitig sind die Rüstungsausgaben weltweit auf 1,34 Billionen Dollar angestiegen, -ein umstand, der paradoxer Weise mit dem Anstieg terroristischer Akte gerechtfertigt wird. Diese unsummen dienen Waffen und tötungsmechanismen, die bis zur höchsten Perfektion entwickelt wurden, und die immer mehr Distanz zum Akt der tötung ermöglichen. eine eindrucksvolle Demonstration der modernen Kriegsführung haben die einsätze im golfkrieg und später im Irak geliefert, die durch den gebrauch ferngelenkter Raketen und anderer Distanzwaffen entschieden wurden. gewalt und Aggression spielen aber auch im Kleinen, im täglichen leben eine bedeutende Rolle. Das Repertoire aggressiver Akte beginnt beim Auslachen, beim bewußten nicht-Zuhören, beim abschätzenden mustern und führt über das Schubsen, Schimpfen, Drängen, Stoßen bis hin zu Schlägereien, Ohrfeigen, zum todschlag oder zum geplanten mord. Was den menschen in dieser Beziehung vom reißenden Wolf oder vom tobenden Stier unterscheidet, ist vor allem die tatsache, dass bei ihm die Aggression in den seltensten Fällen der Arterhaltung dient. er muss sie nicht zwangsläufig einsetzen, um Beute zu erjagen oder sein Revier abzustecken, HOUSE OF ENERGETIC Meditation, Energiebehandlung Einzelgespräche Gruppengespräche Positionierung, Partnerberatung Reflexzonenbehandlung 3021 Pressbaum, Hauptstraße 76 www.house-of-energetic.at Info und Terminvereinbarungen Maria Krauss 0676/311 56 52 oder 0664/874 79 10
Juni 2011 GeseLLsChaFt uND sOZIaLes sie ist also von biologischen notwendigkeiten gelöst. es stellt sich daher die Frage, warum sie trotzdem so dominant ihren Platz in der menschheitsgeschichte behauptet, ganze Völker ins Verderben reisst und letztendlich sogar den Fortbestand der menschlichen Spezies gefährden kann. Psychologen und Sozialforscher haben dazu zwei unterschiedliche theorien entwickelt: eine basiert auf der Annahme, dass Aggression ein angeborener Instinkt ist; die andere geht von einem erlernten Verhalten aus, das aus dem Biedermann den Brandstifter macht. Sigmund Freud, der Vater der Psychoanalyse, hielt die Fähigkeit, zu morden und zu verletzen, für ein Symptom des „todestriebes“, der unauslöschbar im menschen verankert ist: Dieser trieb könne gegen die eigene Person oder gegen andere gerichtet sein. In jedem Fall handle es sich aber um ein angeborenes Übel, und deshalb könnten Kriege auch nicht verhindert werden. Ähnlich pessimistisch dachte auch der bekannte Verhaltensforscher Konrad lorenz, der das „psychohydraulische Instinktmodell“ entwickelte. Danach gibt es in jedem menschen eine Art energiequelle, die die Aggression speist und von Zeit zu Zeit überquillt. eine Annahme, die moderne Wissenschafter allerdings nicht teilen, weil es bisher nie gelungen ist, den Sitz dieser Quelle zu orten und nachzuweisen. Dazu kommt, dass sich eine reinigende Katharsis in erschöpfung und erleichterung niederschlagen müsste, wenn sie tatsächlich eine angeborene notwendigkeit wie Essen oder Fortpflanzungstrieb wäre. Frustration erzeugt aggression Wesentlich glaubhafter ist die these, dass Aggression eine Folge von Frustration ist, dass also äußere umstände die gewaltbereitschaft erzeugen, fördern und ihr schließlich zum Durchbruch verhelfen. In der Zeitschrift „nature“ wird dazu eine erhebung von Hans-Peter nolting zitiert: „80 Prozent der Befragten gaben an, unangenehme erfahrungen seien der Hauptgrund für den hohen grad der gewaltbereitschaft. Der mensch wird demnach also rabiat, wenn er sich schlecht behandelt, unverstanden, eingeengt oder gestresst fühlt, -kurz, wenn er frustriert ist. Damit scheint sich im Alltag zu bestätigen, was der amerikanische Psychologe John Dollard schon 1939 für Pressbaumer mItteIlungen Pressbaumer mItteIlungen I 21 den Schlüssel zur erklärung der gewalt hielt: Die Störung eines zielgerichteten Verhaltens, so die Kernthese Dollards, erzeuge immer Aggression, und jede Aggression sei Folge einer Frustration. Dollard und seine Schüler stürzten die triebtheoretiker samt ihrer Idee von der inneren Automatik der gewalt vom thron. Aggressionsforscher begannen, äußere ursachen in ihre Überlegungen einzubeziehen, und Sozialpsychologen mischten sich in die Debatte ein.“ Den Beweis dieser theorie kann man an ganz alltäglichen Szenen beobachten: Beispielsweise an einem Autofahrer, der stundenlang in der mittagshitze um den Häuserblock kurvt und keinen Parkplatz findet. Endlich sichtet er eine freie lücke, legt den Retourgang ein und setzt zum einparken an. genau in diesem moment nähert sich ein Konkurrent und schnappt ihm den Parkplatz weg. und zwar ungerechtfertigter Weise, denn er war zuerst da, hat zuerst geblinkt und die lücke anvisiert. Die Folge eines solchen Frustrationserlebnisses ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nackte Wut und geballte Aggression, die bis zu Handgreiflichkeiten führen kann. Und: Der Zorn wird sich zwangsläufig gegen den Verursacher richten und nur dann verpuffen, wenn er an ihm abreagiert werden kann. es hilft nämlich nicht, sich an ersatzobjekten wie dem Sandsack oder dem Familienporzellan zu vergreifen, wenn der Frust von konkreten Personen und in konkreten Situationen ausgelöst wird. nur die direkte Konfrontation mit dem Auslöser wirkt „reinigend“ oder erleichternd. Nachahmung und imaginäre Feinde es gibt allerdings auch Aggressionsformen, die keine Folge von Frustration und Ärger sind, sondern die auf nachahmung beruhen. Beobachten Kinder im Fernsehen oder in der Realität häufig Gewaltszenen, steigt ihre eigene gewaltbereitschaft. einerseits ahmen sie nach, was sie gesehen haben, und andererseits stumpfen sie emotional ab, weil die Aggressivität allmählich etwas normales, Alltägliches für sie wird. Das muss zwar nicht zwangsläufig heißen, dass die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fiktion verschwimmen. es gibt aber mittlerweile unzählige Fälle, in denen Filmverbrechen oder Videobrutalitäten von Jugendlichen in die Realität versetzt und nachgeahmt wurden. umstritten ist allerdings, ob täglich von 9-21 h
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