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Frauenbilder in den Medien - Abstract zum Vortrag (pdf 15 KB)

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<strong>Frauenbilder</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Medien</strong><br />

1. Die Geschlechter-Verhältnisse auf dem Bildschirm haben sich sichtbar geändert: E<strong>in</strong>e<br />

erste Generation von Journalist<strong>in</strong>nen ist nun „angekommen“. Zahlreiche<br />

„Bildschirm“-Frauen machen auch <strong>in</strong> alten Männerdomänen mit professioneller<br />

Selbstverständlichkeit ihren Job – wie <strong>zum</strong> Beispiel die Kriegsberichterstatter<strong>in</strong><br />

Antonia Rados, die Sportreporter<strong>in</strong> Monica Lierhaus oder die Polittalker<strong>in</strong> Maybrit<br />

Illner. Und auch h<strong>in</strong>ter der Kamera hat sich viel bewegt: Angefangen mit dem Boom<br />

der Krimifrauen von „Bella Block“ bis „Rosa Roth“ <strong>in</strong> <strong>den</strong> neunziger Jahren bis h<strong>in</strong> zu<br />

der jungen Telenovela „Verliebt <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>“, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>e dickliche Landpomeranze <strong>in</strong><br />

der Großstadt <strong>zum</strong> wunderschönen Schwan heranreift, haben sich neue oder doch<br />

wenigstens neu <strong>in</strong>terpretierte Rollenmuster entwickelt.<br />

2. Frauen spielen nun also mit. Auch zuhause vor <strong>den</strong> Bildschirmen haben sie<br />

zunehmend die Macht übernommen. Weil die Market<strong>in</strong>guntersuchungen der<br />

Werbe<strong>in</strong>dustrie feststellen, dass oft zuhause die Frauen über das Programm – und die<br />

Fernbedienung – bestimmen, hat sich das kommerzielle Privatfernsehen darauf<br />

verlegt, <strong>in</strong> der Primetime verstärkt so genannte „Frauenaff<strong>in</strong>e Stoffe“ zu entwickeln.<br />

Damit s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Fernsehfilme geme<strong>in</strong>t, die <strong>in</strong> der Lebenswirklichkeit von<br />

Frauen angesiedelt s<strong>in</strong>d und deren Probleme und Wünsche thematisieren. Die<br />

konsequenteste strategische Ausrichtung liefert sicher Sat.1 mit deren zahllosen<br />

Romantic Comedys. Aber auch das ZDF mit se<strong>in</strong>en „Rosamund Pilcher“-<br />

Verfilmungen zahlt stark auf diese Zielgruppe e<strong>in</strong>. Und wer sich fragt, warum es im<br />

Fernsehen aktuell mehr als 70 Kochformate gibt, f<strong>in</strong>det so vielleicht e<strong>in</strong>e Antwort.<br />

3. Weil Frauen <strong>in</strong> Filmen gerne Frauen sehen, ist das Personal <strong>in</strong> Serien und Reihen <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> letzten Jahren weiblicher gewor<strong>den</strong> – vor allem <strong>in</strong> <strong>den</strong> Nebenrollen: Der<br />

Pathologe ist nun e<strong>in</strong>e Patholog<strong>in</strong>. Der Polizist e<strong>in</strong>e Polizist<strong>in</strong>. Der Anästhesist e<strong>in</strong>e<br />

Anästhesist<strong>in</strong>. Und weil Männer gerne junge Frauen sehen, ist dieses weibliche<br />

Personal auch jünger gewor<strong>den</strong>: Viele Schauspieler<strong>in</strong>nen spielen gezwungenermaßen<br />

„rückwärts“ d.h. sie spielen Figuren, die jünger s<strong>in</strong>d als sie selbst. Wer sichtbar die<br />

dreißig überschritten hat, muss meist immer noch e<strong>in</strong>e längere Kunstpause e<strong>in</strong>legen.<br />

Die Generation der „Um die Vierzig-Jährigen“ hat es auch 2008 besonders schwer,<br />

weil es nur wenige Rollenmuster für Frauen „nach“ der Hochzeit und „vor“ dem<br />

Klimakterium gibt.<br />

4. In Fernsehfilmen bildet sich familiärer oder beruflicher Alltag vor allem als<br />

dramaturgisches Problemfeld ab: Die Krankenschwester hat Burn-out, die<br />

überforderte Mutter das Münchhausen-Syndrom. Die erfolgreiche Manager<strong>in</strong> sehnt


sich heimlich nach Familienglück und die unabhängige alle<strong>in</strong> erziehende Mutter nach<br />

e<strong>in</strong>em Mann an ihrer Seite, der ihr die Last der Verantwortung abnimmt. In jedem<br />

Fall muss die Hauptfigur im Verlaufe des Films erkennen, das sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em falschen<br />

Leben feststeckt. Wo dann ihr „eigentliches“ Ziel liegt, ist <strong>in</strong> der Postmoderne<br />

austauschbar gewor<strong>den</strong>: Die e<strong>in</strong>e Held<strong>in</strong> sucht Anerkennung im Job, die andere<br />

privates Glück.<br />

5. Wer davon ausgeht, dass das Fernsehen E<strong>in</strong>fluss auf die Berufswahl junger Frauen<br />

hat, muss sich natürlich vor allem die „jungen Formate“ der Privatsender ansehen, die<br />

von <strong>den</strong> Bis-29-Jährigen gesehen wer<strong>den</strong>. Neben <strong>den</strong> Dailysoaps „Gute Zeiten,<br />

schlechte Zeiten“ oder „Alles, was zählt“, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en die Figuren meist wie nebenher<br />

Karriere machen, s<strong>in</strong>d vor allem die Reality-Formate am Nachmittag und Vorabend<br />

wichtige Impulsgeber. Die hier abgebildete TV-Reality konstruiert e<strong>in</strong>e Wirklichkeit<br />

nach <strong>den</strong> Notwendigkeiten e<strong>in</strong>er Fernsehenproduktion: Drei junge Frauen bewerben<br />

sich um e<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz als Florist<strong>in</strong> und versagen beim Kopfrechnen. E<strong>in</strong>e<br />

junge alle<strong>in</strong> erziehende Mutter bekommt Hilfe von e<strong>in</strong>em Coach, um künftig das<br />

Chaos ihres Alltags besser zu bewältigen. E<strong>in</strong>e Hartz IV-Empfänger<strong>in</strong> will sich<br />

selbstständig machen, e<strong>in</strong>e talentierte Badewannensänger<strong>in</strong> bewirbt sich bei der<br />

Cast<strong>in</strong>gshow „Deutschland sucht <strong>den</strong> Superstar“. Diese Formate wer<strong>den</strong> <strong>in</strong>nerhalb der<br />

Zielgruppe der 14 bis 29-Jährigen übrigens vor allem von jungen Frauen gesehen, weil<br />

Frauen generell lieber „narrative“ Unterhaltungsangebote sehen, während junge<br />

Männer eher „Wettkampfspiele“ gefallen.<br />

6. Das Fernsehen gestaltet die Freizeit der Zuschauer. Wer Arbeit hat, guckt statistisch<br />

gesehen seltener <strong>in</strong> die Röhre. Dennoch wird im modernen Reality-Fernsehen<br />

durchaus regelmäßig über Arbeit nachgedacht. Manchmal bietet das Fernsehen sogar<br />

selbst e<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz an: Bei Heidi Klum <strong>in</strong> „Germanys Next Topmodel“<br />

oder bei „Popstars“, wo nun schon <strong>zum</strong> dritten Mal e<strong>in</strong>e Frauenband gecastet wird –<br />

nicht aus fem<strong>in</strong>istischen, sondern aus ökonomischen Grün<strong>den</strong>: Wenn Frauen gesucht<br />

wer<strong>den</strong>, sehen sich das Männer und Frauen gerne an. Wenn e<strong>in</strong>e Boyband gecastet<br />

wird, schalten die Männer erfahrungsgemäß eher weg.<br />

7. Fernsehfiguren s<strong>in</strong>d nur im Ausnahmefall vorbildliche, weil progressive<br />

nonkonformistische Rollenmuster. Denn das Fernsehen erzählt se<strong>in</strong>e Geschichten viel<br />

effektiver mit konformen Typen: Auch die Diplom-Pädagog<strong>in</strong> Katja Saalfrank wurde<br />

von RTL zunächst <strong>in</strong> e<strong>in</strong> strenges Gouvernanten-Outfit gesteckt, damit das Publikum<br />

sie als Super-Nanny i<strong>den</strong>tifizieren kann. Erst seit sie gesichtsbekannt ist, darf sie ihre<br />

Uniform ablegen. Wer sich vom Fernsehen erhofft, dass es Berufe wirklichkeitsnah


und attraktiv vorstellt, wird wohl aus <strong>den</strong> oben genannten Grün<strong>den</strong> meistens<br />

enttäuscht wer<strong>den</strong>:<br />

Denn: <strong>Frauenbilder</strong> im Fernsehen s<strong>in</strong>d zwar vielfältiger gewor<strong>den</strong>. Aber es bleiben<br />

konforme Rollenmuster: Die Krankenschwester ist die Regel, der Krankenpfleger die<br />

Ausnahme. Das Umgekehrte gilt für <strong>den</strong> Beruf des KfZ-Mechanikers. Das Fernsehen<br />

<strong>in</strong>teressiert sich auch gar nicht für Berufe, sondern nur für die dah<strong>in</strong>ter stecken<strong>den</strong><br />

möglichen Schicksale. Das gilt für die meisten Serien, Reihen und Fernsehspiele, für das<br />

gesamte Spektrum der Reality-Formate und mit E<strong>in</strong>schränkungen auch für die<br />

journalistischen Beiträge des öffentlich-rechtlichen Info-Fernsehens. Dieser<br />

dramaturgische Mechanismus wird aus Sicht der Produzenten von <strong>den</strong> Ergebnissen der<br />

Zuschauerforschung gestärkt: Frauen sehen im Fernsehen gerne Geschichten – und noch<br />

lieber Geschichten, die gut ausgehen. Sie bevorzugen mehrheitlich eskapistische<br />

Programmangebote oder solche, die außergewöhnlich dramatische Schicksalsschläge<br />

thematisieren, bei <strong>den</strong>en sie dann mitlei<strong>den</strong> können. Der Berufsalltag der Mechatroniker<strong>in</strong><br />

wäre im TV-Wertesystem nur als Mobb<strong>in</strong>g-Thema <strong>in</strong>teressant. Das Wirkungsfeld der<br />

Gerichtsmediz<strong>in</strong>er wird <strong>in</strong> aller Regel lediglich <strong>in</strong> jenem Ausschnitt gezeigt wer<strong>den</strong>, <strong>in</strong><br />

dem die Mediz<strong>in</strong>er<strong>in</strong> die nötigen Stichworte für <strong>den</strong> Fortgang der Handlung- also der<br />

Mördersuche der Kommissare – liefern kann. Wer darüber nach<strong>den</strong>kt, nach der<br />

Realschule Busfahrer<strong>in</strong> zu wer<strong>den</strong>, wird im Fernsehen kaum Orientierung f<strong>in</strong><strong>den</strong> und ist<br />

wohl auch weiterh<strong>in</strong> auf die Berufsberatung des Arbeitsamtes angewiesen.

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