GFN Zuchtprogramm
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Einstimmigkeit herrschte<br />
dabei in der Neugestaltung<br />
der Zuchtplanung für das<br />
Verbandsgebiet sowie in der<br />
Installierung eines beratend<br />
tätig werdenden Zuchtausschusses.<br />
Vor allem der<br />
Schritt zur Mitsprache in<br />
züchterischen Fragen durch<br />
bäuerliche Vertreter ist in<br />
Bayern einzigartig und kann<br />
durchaus als historisch bezeichnet<br />
werden. Die staatliche<br />
Tierzuchtberatung ist<br />
federführend in der Koordination<br />
des <strong>GFN</strong> Zuchtpro-<br />
Wegweisender Schritt in die Zukunft<br />
<strong>GFN</strong> <strong>Zuchtprogramm</strong><br />
l Thomas Pfaller<br />
grammes und in der Auswahl<br />
der Bullenmütter.<br />
Die enormen Veränderungen<br />
in der Rinderzucht, ausgelöst<br />
durch die Einführung der<br />
Genomischen Selektion und<br />
den stetig fortschreitenden<br />
Strukturwandel, führten zu<br />
einer offenen Diskussion<br />
bereits Ende Juli 2012 unter<br />
den bäuerlichen Entscheidungsträgern.<br />
Es herrschte<br />
große Übereinstimmung<br />
unter den Züchtern und<br />
bäuerlichen Funktionären,<br />
dass die Herausforderungen,<br />
vor denen die bäuerliche<br />
Rinderzucht steht, nur gemeinsam<br />
gemeistert werden<br />
können.<br />
Im Einzelnen wurden folgende<br />
Probleme diskutiert und<br />
nach Lösungen gesucht:<br />
- Einflussnahme der Bauern<br />
auf direkte Zuchtentscheidungen<br />
(z.B. Zuchtziel)<br />
- Typanforderungen an die<br />
Rasse Fleckvieh im Hinblick<br />
auf die Doppelnutzung<br />
(Balance zwischen<br />
Milch & Fleisch)<br />
<strong>GFN</strong> <strong>Zuchtprogramm</strong><br />
Mitte September 2012 beschlossen der Beirat des Zuchtverbandes für Fleckvieh in<br />
Niederbayern und die BAYERN-GENETIK als gleichberechtigte Partner in der<br />
Zuchteinheit <strong>GFN</strong>, die Zusammenarbeit in züchterischen Fragen zu intensivieren.<br />
Drei hoffnungsvolle niederbayerische Zuchtprodukte:<br />
SCHWERTWAL WARLORD<br />
l Schwertwal<br />
Zü: Geishauser, Eggenfelden<br />
Aufzüchter: Mühlbauer, Oberhaarbach<br />
l Warlord<br />
Zü + Aufzüchter: Hackl, Zwiesel<br />
- Etablierung neur Merkmale<br />
(z.B. Charakter der Kuh,<br />
Melkverhalten)<br />
- Erhalt einer nachhaltigen<br />
Zuchtarbeit im Zeitalter der<br />
Genomischen Selektion<br />
- Welche Strukturen sind<br />
notwendig für den Erhalt<br />
der bäuerlichen Zuchtarbeit<br />
und der Spitzengenetik<br />
in Niederbayern?<br />
- Wie kann die Motivation<br />
einer breiten Züchterschaft<br />
aufrecht erhalten<br />
12 FLECKVIEHWELT 1/2013
<strong>GFN</strong> <strong>Zuchtprogramm</strong><br />
werden und welche Anreize<br />
müssen hierfür geschaffen<br />
werden?<br />
Als Lösungsansatz entschied<br />
man sich schließlich für eine<br />
zweigleisige Strategie. Der<br />
<strong>GFN</strong>-Zuchtausschuss verstärkt<br />
seinen Einfluss auf<br />
Zuchtentscheidungen in<br />
Niederbayern bei gleichzeitiger<br />
Neugestaltung der Zuchtplanung.<br />
Fleckviehzucht<br />
auf breiter Basis<br />
Der neuinstallierte Zuchtausschuss<br />
sieht sich in erster<br />
Linie als Interessensvertretung<br />
und Sprachrohr der<br />
praktischen Milchviehhalter<br />
und Fleckviehzüchter, die<br />
ihre Wünsche an der Basis<br />
im <strong>Zuchtprogramm</strong> artikulieren<br />
soll. Erste Beschlüsse<br />
wurden bereits gefasst. So<br />
wird der Forderung nach<br />
mehr Nachhaltigkeit in der<br />
SERTOLI<br />
l Sertoli<br />
Zü + Aufzüchter: Bretl, Waldkirchen<br />
Zuchtarbeit und dem Erhalt<br />
der Linienvielfalt durch Absenken<br />
der Mindestanforderungen<br />
für das Typisieren von<br />
potentiellen männlichen Kälbern<br />
begegnet, um auch<br />
älteren Kühen wieder eine<br />
Chance zu geben.<br />
Weiterhin soll die Anzahl der<br />
Typisierungen schrittweise<br />
erhöht werden, um die Zucht<br />
auf eine noch breitere Basis<br />
zu stellen.<br />
Weitere Diskussionspunkte<br />
mit besonderer Beachtung<br />
waren Maßnahmen zur Verhinderung<br />
von Inzuchttendenzen<br />
sowie die Fixierung<br />
von Qualitätsanforderungen<br />
an männliche Mastkälber mit<br />
Herkunft Niederbayern.<br />
Zuchtplanung -<br />
Halboffenes System<br />
Bei der Umsetzung dieser<br />
Ziele entschied man sich<br />
einstimmig für ein sogenanntes<br />
halboffenes System<br />
nach dem Vorbild des Zuchtverbandes<br />
Oberpfalz.<br />
Eckpfeiler des <strong>GFN</strong> - Modells<br />
ist die freiwillige Teilnahme<br />
durch jeden einzelnen Landwirt.<br />
Bei Verpflichtung zur<br />
Teilnahme übernimmt die<br />
BAYERN GENETIK die Kosten<br />
für die Typisierung und<br />
erhält dafür ein Vorkaufsrecht<br />
auf das typisierte<br />
männliche Kalb. Der Landwirt<br />
kann im Vorfeld zwischen<br />
verschiedenen Modellen<br />
wählen, ob er sein Produkt<br />
als Kalb, Fresser oder<br />
Bulle zu ihm bekannten Preisen<br />
abgibt. Als zentrales<br />
Element für die Vergütung<br />
der positiven Bullen steht<br />
das für alle Seiten faire System<br />
der Nachzahlung zur<br />
Option, bei der der Landwirt<br />
0,90 Q und der Verband<br />
0,10 Q pro verkaufter Spermaportion<br />
erhält. Der Züchter<br />
kann sich aber auch im<br />
Vorfeld für eine einmalige<br />
Zahlung in Höhe von insgesamt<br />
3500 Q entscheiden.<br />
Diese enge Bindung verhindert<br />
in gewissem Maße eine<br />
Abwanderung der Genetik in<br />
andere Gebiete und sichert<br />
den gemeinsamen Mitgliedern<br />
von Verband und Station<br />
die nachhaltige Versorgung<br />
mit bester heimischer<br />
Genetik, bei der unsere<br />
Landwirte ihre Zuchtziele<br />
verwirklicht sehen.<br />
Jeder Landwirt in Niederbayern<br />
kann jedoch auch auf<br />
eigene Kosten typisieren<br />
und sein Produkt, wie bisher<br />
auch, der BAYERN GENETIK<br />
oder auf dem freien Markt<br />
anbieten.<br />
Die ersten Ergebnisse aus<br />
dem <strong>GFN</strong> - <strong>Zuchtprogramm</strong><br />
stimmen hoffnungsvoll; so<br />
sind die bisher selektierten<br />
und in Aufzucht stehenden<br />
26 Kälber mit im Schnitt<br />
134 GZW und 125 MW typisiert,<br />
darunter befinden sich<br />
alleine 5 natürlich hornlose<br />
Kandidaten.<br />
FLECKVIEHWELT 1/2013 13<br />
Fazit<br />
Die organisierte bäuerliche<br />
Rinderzucht steht in den<br />
nächsten Jahren vor den<br />
vielleicht größten Veränderungen<br />
ihrer bisherigen Geschichte<br />
und nur durch große<br />
gemeinsame Anstrengungen<br />
kann es gelingen, den bäuerlichen<br />
Einfluss auf die Zuchtarbeit<br />
zu gewährleisten.<br />
Strukturelle, gesellschaftliche<br />
und politische Veränderungen<br />
werden alle Beteiligten<br />
zu Anpassungen in der Organisationsstruktur<br />
zwingen.<br />
Letztlich hat der Wettlauf für<br />
die bäuerlichen Zuchtorganisationen<br />
längst begonnen –<br />
es bleibt abzuwarten, ob<br />
man den Herausforderungen<br />
des Wettbewerbs auf nationaler<br />
und internationaler<br />
Ebene gewachsen ist. Die<br />
niederbayerischen Fleckviehzüchter<br />
sehen in der Kooperation<br />
von Zucht, Besamung<br />
und Vermarktung über die<br />
gemeinsame <strong>GFN</strong> den<br />
Schlüssel für eine erfolgreiche<br />
Zukunft. Die Weichen<br />
dafür wurden gestellt.<br />
l