Qualität und frühkindliche Bildung - Frühkindliche Bildung in der ...
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Kontext vollzieht. K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Erwachsene s<strong>in</strong>d<br />
aktiv dran beteiligt. Gesellschaftliche Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
f<strong>in</strong>den ihren Nie<strong>der</strong>schlag <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong>n<br />
<strong>Bildung</strong>sför<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> zwar <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>for<strong>der</strong>ung von Basiskompetenzen. Dies geschieht<br />
jedoch nicht als Erwerb von Fakten, <strong>in</strong>dem<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> zuhören, wie<strong>der</strong>holen, beobachten<br />
<strong>und</strong> beschreiben. Basiskompetenzen erwerben<br />
junge K<strong>in</strong><strong>der</strong> eher durch die Entwicklung eigener<br />
Ideen, den Austausch <strong>und</strong> <strong>der</strong> Diskussion <strong>der</strong>selben.<br />
Die Position des «Sowohl-als-auch» (Rossbach,<br />
Liegle)<br />
Es gibt aber auch Wissenschaftler, die sich –<br />
mehr o<strong>der</strong> weniger explizit – von den obigen Ansätzen<br />
distanzieren. Dazu gehören Hans Günther<br />
Rossbach <strong>und</strong> Ludwig Liegle. Vor allem Rossbach<br />
bezeichnet die beiden erstgenannten Positionen<br />
als ‚altbekannt‘. Jedes Lernen sei Selbstbildung,<br />
<strong>und</strong> Lernen erfolge immer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sozialen<br />
Kontext. Für beide Wissenschaftler ist Lernen<br />
deshalb immer e<strong>in</strong> ‚ko-konstruktiver‘ Prozess<br />
<strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e alle<strong>in</strong> anzueignende <strong>in</strong>dividuelle Tätigkeit.<br />
Der Vermittlungsansatz<br />
Insbeson<strong>der</strong>e im H<strong>in</strong>blick auf benachteiligte K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
betont <strong>der</strong> Vermittlungsansatz die grosse Bedeutung<br />
schulvorbereiten<strong>der</strong> Aktivitäten. Er geht<br />
davon aus, dass erfolgreiche <strong>Bildung</strong>sprozesse mit<br />
erhöhter Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit nur dann zustande<br />
kommen, wenn solche K<strong>in</strong><strong>der</strong> gezielte Lernstimuli<br />
erhalten. Der pädagogischen Fachperson kommt<br />
somit e<strong>in</strong>e deutlich direktivere Rolle zu. Ihre Aufgabe<br />
besteht dar<strong>in</strong>, den Lernprozess durch vorgegebene<br />
Aufgaben <strong>in</strong> sorgfältig geplanten Sequenzen<br />
zu strukturieren <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> anzuleiten, wie<br />
sie ihre Zeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> jeweiligen Lernumgebung verbr<strong>in</strong>gen<br />
sollen.<br />
Der Ansatz <strong>der</strong> Befähigung<br />
Der Ansatz <strong>der</strong> Befähigung von Martha Nussbaum<br />
<strong>und</strong> Amartya Sen als Capability-Approach<br />
entwickelt worden. Der Begriff <strong>der</strong> Befähigung<br />
verweist auf den Anspruch, jedem Bürger die<br />
Bed<strong>in</strong>gungen (materiell, <strong>in</strong>stitutionell, pädagogisch)<br />
zur Verfügung zu stellen, die ihm e<strong>in</strong>en<br />
Zugang zum guten menschlichen Leben eröffnen.<br />
Gemäss Nussbaum s<strong>in</strong>d gr<strong>und</strong>legende<br />
menschliche Fähigkeiten ke<strong>in</strong>e angeborenen Eigenschaften<br />
<strong>und</strong> bedürfen deshalb <strong>der</strong> Fürsorge,<br />
<strong>der</strong> Bereitstellung von Ressourcen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Erziehung.<br />
<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />
Seite 23<br />
Was bedeutet dies für den Vorschulbereich, <strong>der</strong><br />
ja K<strong>in</strong><strong>der</strong> verschiedenster Herkunftsmilieus betreuen,<br />
erziehen <strong>und</strong> bilden muss? Zunächst<br />
e<strong>in</strong>mal, dass von zu Hause aus benachteiligte<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> im Gegensatz zu privilegierten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
auf solche Fürsorge im S<strong>in</strong>ne aktiver Unterstützung,<br />
gezielter Anregungen des Fachpersonals<br />
<strong>und</strong> klarer Strukturen angewiesen s<strong>in</strong>d. <strong>Bildung</strong><br />
muss deshalb nicht nur Selbstbildungs- <strong>und</strong> kokonstruktive<br />
Elemente be<strong>in</strong>halten, son<strong>der</strong>n auch<br />
solche mit Befähigungskomponenten.<br />
Deshalb sollten Fachkräfte auf den Begriff <strong>der</strong><br />
Befähigung setzen. So besehen geht es nicht<br />
mehr <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie darum, ob sich e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d für<br />
bestimmte Inhalte <strong>in</strong>teressiert o<strong>der</strong> welche<br />
Kompetenzen es schon erworben hat. Vielmehr<br />
steht die Berücksichtigung <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />
Ausgangslagen <strong>der</strong> Kita im Mittelpunkt. Dabei<br />
geht es um zwei Fragen:<br />
Was gibt e<strong>in</strong>e pädagogische Fachkraft dem<br />
K<strong>in</strong>d, damit es se<strong>in</strong> Selbstbildungspotenzial<br />
tatsächlich umsetzen kann?<br />
Wie berücksichtigt sie die unterschiedlichen<br />
Ausgangslagen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>?<br />
Welches s<strong>in</strong>d ihre Aktivitäten, die das K<strong>in</strong>d<br />
befähigen, mit den Spiel- <strong>und</strong> Lernmaterialien<br />
tatsächlich umzugehen <strong>und</strong> sich für sie<br />
<strong>in</strong>teressieren zu können?<br />
<strong>Bildung</strong>sbegriff <strong>und</strong> Orientierungs- resp.<br />
<strong>Bildung</strong>spläne<br />
<strong>Bildung</strong>s- o<strong>der</strong> Orientierungspläne bieten e<strong>in</strong>e<br />
Basis für die Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Qualität</strong> im vorschulischen<br />
Bereich. Als Instrument <strong>der</strong> so genannten<br />
Input-Steuerung def<strong>in</strong>ieren sie Leitideen<br />
für die frühpädagogische Arbeit mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
<strong>und</strong> liefern e<strong>in</strong>e umfassende Gr<strong>und</strong>lage für<br />
die Entwicklung e<strong>in</strong>er Haltung, welche für Fragen<br />
pädagogischer <strong>Qualität</strong> offen ist. Deshalb s<strong>in</strong>d<br />
<strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong> Orientierungspläne konstitutiv für<br />
die Weiterentwicklung des <strong>Bildung</strong>sgedankens.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist es absolut zentral, welches<br />
<strong>Bildung</strong>sverständnis ihnen zugr<strong>und</strong>e gelegt wird.<br />
Drei Beispiele sollen dies erläutern: Der <strong>Bildung</strong>splan<br />
von Nordrhe<strong>in</strong> Westfalen (von Gerd<br />
Schäfer entworfen), <strong>der</strong> Bayerische <strong>Bildung</strong>splan<br />
(von Wassilios Fthenakis entworfen) sowie <strong>der</strong><br />
Schweizer Orientierungsrahmen (vom Marie<br />
Meierhofer Institut entworfen).